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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 235. Köln, Freitag, 2. März 1849. Beilage.

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Beilage zu Nr. 235 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Freitag 2. März 1849.
[Französische Republik]

[Fortsetzung] Blätter bedarf keines Commentars. Sie ist einstimmig in ihrem Haß gegen die Meternich'sche Politik Oesterreichs.

- Hr. Leon Faucher fährt in seinem Einschüchterungssystem fort. Der Moniteur zählt heute alle Dörfer und Flecken auf, in welchen sie sich gegen das Absägen der Freiheitsbäume, Abnehmen der rothen Mützen empörten und zwar bei Gelegenheit der unterdrückten Revolutionsfeier des 24. Febr. In vielen dieser Ortschaften rief man: Es lebe Raspail! Es lebe die Montagne! Es lebe die Guillotine! Nieder mit den Pfaffen! (a bas la calotte) Tod den Tyrannen! u. s. w. u. s. w.

In Bordeaux soll ein ernster Krawall beim Einrücken der Mobilgarde, die dorthin von hier versetzt wurde, ausgebrochen sein. (Details fehlen.)

Der Generalprokurator Laroche begab sich heute nach Vincennes, um den Mai-Angeklagten endlich den Anklage-Akt vorzulesen und ihnen ein gedrucktes Exemplar davon zu übergeben.

Blanqui protestirt heute im "Peuple" gegen die Extorston seiner Unterschrift unter diesen Akt in sehr energischer Weise.

Morgen sollen sämmtliche Gefangene nach Bourges geschafft werden.

- Der Moniteur wird morgen den Ausbruch von Unruhen in Bordeaux widerlegen, die von einigen Morgenblättern gemeldet worden.

Ebenso wird er gelegentlich die in der Liberte und einigen anderen Blättern erschienenen Wahlmanifeste von sich stoßen, welche von den "revolutionären" Bonapartisten erlassen wurden. Präsident Louis Napoleon Bonaparte erklärt sich nur mit dem Wahl-Comite der Rue de Poitiers (Thiers, Mole und Comp.) in vollem Einklange.

- Lacordaire, der Exvolksvertreter und ehemalige Advokat, der sich wegen seiner unglücklichen Liebe zur Gräfin *** in den Dominikanerorden stürzte, hat seine Fastenpredigten in der Notre-Damekirche gestern wieder begonnen. Die vornehme Welt rennt wie besessen in diese "Conferenzen." Drei Stunden vor Beginn war kein Plätzchen mehr in der Kirche zu haben. Es gehört zum guten Ton, den hübschen Fanatiker als Reudezvous Platz auszubeuten. Die feinsten Toiletten waren dort wie zur Schau ausgestellt.

- Das gestrige Bankett im Fraternitätssaale macht Epoche. Die Debats gaben die Zahl der im Saale und auf den Galerien Anwesenden auf 2400, die Democratie pacifique auf 3000 und die Commune auf 5000 an. Alle diese Zahlen scheinen ungenau. Der Andrang war enorm. Im Saale befanden sich zwischen 3 und 4000 Gäste und etwa 1000 Personen mußten zurückgewiesen werden. Um 2 Uhr begonnen, dauerte dasselbe fünf Stunden. Wir müssen es natürlich dem Geist jeder Redaktion überlassen, in wie weit sie die dort gehaltenen Reden Ledru-Rollins, Pierre Lerouxs etc. aus der morgigen Republik (die sie am vollständigsten zu bringen verspricht) mitzutheilen, für ihre Pflicht hält. Wir haben leider weder Zeit noch Raum dafür.

- Freue Dich, Proletariat! So eben hat eine kleine Broschüre des legitimistischen Fahnenträgers Larochejaquelin unter dem Titel: "Freiwilliger Arbeiter-Sozialismus" die Presse verlassen. In der Union hierüber bereits einiges Nähere. Also selbst die Legitimisten stürzen sich in den Sozialismus. Es wird täglich besser!

- National-Versammlung. Sitzung vom 27. Februar. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.

Fould (Spezialfreund des Präsidenten Bonaparte) überreicht mehrere Bittschriften von Arbeitern, welche von der Regierung die Mittel verlangen, nach Algerien überzusiedeln.

Andrerseits melden die Blätter, daß die im Herbst dahin gefahrenen Kolonisten die Regierung beschwören, sie franco wieder nach Frankreich zurückzuspediren.

An der Tagesordnung ist die Fortsetzung der Wahlgesetzdebatte. Ein Anhang zu Artikel 78:

"Den Beamten ihre Grade während der Dauer ihrer Volksmandate zu sichern,"

der an den Ausschuß zur nochmaligen Prüfung gewiesen worden war, wird zunächst vorgenommen.

Charlemagne erklärt im Namen des Ausschusses wiederholt, daß der Ausschuß mit dem Grundsatze, dem Beamten seine Stelle zu sichern, einverstanden sei.

Dupin beantragt, daß man die Ingenieure und Architekten des Staats, wenn sie zu Deputirten gewählt würden, nicht als Demissionäre betrachte.

Bineau unterstützt dies und findet die ursprüngliche Fassung des Wahlgesetzparagraphen nicht klar genug.

Lagarde und Dezeimeris sehen mit Bedauern, daß die National-Versammlung in ein Heer von Details gerathe und ersuchen sie, nur die Grundsätze im Allgemeinen festzustellen.

Lacrosse (Staatsbautenminister) will sich dem speziellen Eingehen nicht widersetzen und scheint eher geneigt, so vielen Beamten als möglich das Recht zuzugestehen, ihr Amt während der Mandatsdauer beizubehalten.

Diese Theorie stößt aber auf lebhaften Widerspruch und die Fassung der Kommission geht durch.

Artikel 87.

"Die Geldentschädigung für die Deputirten ist jährlich auf 9000 Fr. veranschlagt laut Artikel 38 der Verfassung. Außer dieser Entschädigung darf mit Ausnahme der im Artikel 77 angeregten Fälle kein Deputirter einen Staatsgehalt beziehen."

Randot schlägt 800 Fr. monatlich vor. (Oh! Oh!)

Wird verworfen.

Morin schlägt 6000 Fr. jährlich vor. (Oh! Oh! Lärm. Tumult. Man pfeift sogar, was einen schrecklichen Sturm hervorruft).

Der Kommissionsparagraph wird angenommen.

Luneau stellt den Antrag, ihm zuzufügen:

"Das Dekret vom 16. Juli 1848 (welches die Taggelder der Deputirten unangreifbar erklärt) ist abgeschafft."

Nach langer Debatte mit 542 gegen 185 Stimmen angenommen.

Schölcher beantragt, den Deputirten der Colonien die Ueberfahrtskosten zu vergüten. (Ja! Ja! Nein! Nein!)

Wird mit 376 gegen 314 Stimmen genehmigt.

Gent frägt: von welchem Tage an ein Deputirter sein Taggeld beziehe?

Billault antwortet: vom Tage der Zulassung an.

Die Versammlung geht nun zum Artikel 88 und folgenden über, welche von den Strafen handeln, die auf Fälschungen, Wahlbestechungen und sonstige Manövers gesetzt sind.

Artikel 88.

"Fälschungen der Wahllisten u. s. w. werden mit ein- bis zwölfmonatlichem Gefängniß und 100 bis 1000 Franken Geldbuße bestraft."

Angenommen.

Artikel 89, 90, 91, 92, 93, 94 und 95 (alle von Strafbestimmungen handelnd) gehen durch.

Morhery stellt den Zusatz zu Artikel 95:

"Sollen mit denselben Strafen belegt werden: die Geistlichen aller Kulten, welche in den Tempeln oder an andern Orten, die dem Kultus gewidmet sind, Wahllisten austheilen, oder gegen die Wahlfreiheit der Bürger handelten, sei es, indem sie das Gewissen derselben einschüchterten, sei es durch Predigten, in denen sie einen der Kandidaten angriffen, die sich den Wählern vorstellten."

Stimmen links: Und im Beichtstuhle den Frommen. (Oh! Oh! Lärm zur Rechten.)

Morhery's Zusatz fällt durch.

Die Debatte über die Art. 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106 und 107 bietet kein Interesse. (Abgebrochen.)

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

Großbritannien.
* London, 27. Februar.

Unterhaus von gestern. Die gestrige Sitzung ist bemerkenswerth. Cobden brachte nämlich seinen Finanzreformplan zur vorläufigen Debatte, indem er folgende Resolution beantragte: "Da die Vermehrung der Staatsausgaben seit 1835 um die Summe von fast 10 Millionen Pf. Sterling (66 2/3 Millionen Thlr. Preuß. G.) hauptsächlich durch Vermehrung militärischer Etablissements und Auslagen für Defensiv-Rüstungen verursacht worden, diese Ausgabenvermehrung aber durch die gegenwärtigen Umstände des Landes nicht gerechtfertigt wird, weil die zur Bestreitung der Ausgaben eingetriebenen Steuern Ackerbau und Industrie hemmen und durch Steigerung der Volkslasten die zu produktiven Unternehmungen verwendbaren Fonds vermindern: so ist es zweckdienlich, die jährlichen Staatsausgaben mit aller ausführbaren Eile auf die Summe zurückzuführen, die im Jahre 1835 zur Wahrung der Sicherheit, Ehre und Würde der Nation hinreichte." In seiner Auseinandersetzung der Resolution bemerkte Cobden zuvörderst: es möge kein Mitglied etwa den Schluß ziehen, als verlange er die beantragte Reduktion instanter, augenblicklich, durchgeführt. Er bezwecke, dem Hause zum Aussprechen seiner Ansicht in Betreff der Ausgabenverminderung Gelegenheit zu verschaffen. Hierauf verglich er eine Menge Posten in den Budgets von England und Frankreich untereinander und wies nach, daß diese Ausgabe-Posten in England, trotz der viel geringern Bevölkerung, doch bei weitem höher seien als in Frankreich. Er warf dann auch einen Blick auf die übermäßigen Kommunallasten in England, woran hauptsächlich das Parlament Schuld sei. Weiterhin stellte er zwischen den Budgets von 1835 und 1848 eine genaue Vergleichung an, wobei er besonders die enorme Summe von 18 Millionen Pf. St. (140 Millionen Thlr. Preuß. Cour.) für Militär und Marine hervorhob und die Ursachen der ungeheuren Vermehrung dieses Items seit 1835 nachwies.

Er entwarf eine Skizze von der politischen Lage des Landes während der letzten 14 Jahre und von den theils wirklichen, theils eingebildeten Befürchtungen, durch welche sich das Haus verleiten ließ, die Vermehrung des Landheeres und der Seemacht zu bewilligen. Jetzt seien Englands Verhältnisse zu auswärtigen Mächten auf viel sicherm und beruhigenderm Fuße als 1835. Machen wir uns also unsere insulare Lage zu Nutze, rennen wir nicht blindlings in die innern Streitigkeiten fremder Länder hinein, so brauchen wir kein höheres Budget, als das von 1835 war. Es gab nie eine Zeit, wo in Rücksicht seiner auswärtigen Verhältnisse England in "stillerem Wasser" gelegen hätte, als gegenwärtig. In Bezug auf die Kolonieen und die erstaunlichen Kosten, welche bisher für sie aufgebracht wurden, frage er das Haus, ob die Kolonieen sich nicht selbst erhalten sollten? denn sei es nicht eine monströse Ungerechtigkeit, daß die Kolonieen in Anbetracht der ihnen ohnedem erwachsenden Vortheile noch von dem englischen Volke durch Steuern unterstützt werden sollten, während das englische Volk aus den Kolonieen keinen größern Nutzen ziehe, als jede andre Nation? Was sodann die einheimischen Rüstungen anlange, so liege weder in England, noch selbst in Irland ein wirklich hinreichender Grund vor, eine so starke Militärmacht, als ministerieller Seits beantragt werde, auf den Beinen zu erhalten. Die Minister hätten in Betreff Irlands stark übertrieben - aus Partei-Interesse. Cobden ging dann zu den Vortheilen über, welche jeder Zweig der Industrie, so wie auch der Ackerbau aus der vorgeschlagenen Ausgabenverminderung ziehen würden. Letztere könne eben nur durch Reduction der Land- und Seemacht bewirkt werden. Auf diesem Wege sei die Gesammtausgabe auf das Maaß von 1835 zu ermäßigen und es würde sich noch ein Ueberschuß von 1 1/2 Mill. Pf. Sterl. für die Bedürfnisse der Civil-Verwaltung ergeben.

Der Schatzkanzler Sir Eh. Wood trat nun zur Entgegnung auf. Er war blaß, langweilig und kraftlos. Die Oekonomie des Ministeriums wollte er aus der vom Kabinet vorgeschlagenen Ausgaben-Reduktion von circa 1 1/2 Mill. darthun. Für die Cobden'sche Resolution sprachen hierauf: J. O'Connel, Evans, Hume, M. Gibson, Bright; dawider traten auf: Herries, Urguhart, Anstey, der unvermeidliche Schwätzer Oberst Sibthorp und Drummond.

Der Antrag Cobdens wurde schließlich mit 275 gegen 78 Stimmen - also mit einer Majorität von 197 St. - verworfen. Das Haus vertagte sich um 1 Uhr nach Mitternacht.

Rußland.
Petersburg, 18. Febr.

Nach der Zeitschrift des Ministeriums des Innern belief sich der Werth des unbeweglichen Eigenthums der Stadt Petersburg im Jahre 1848 auf 89,980,600 R. S. und hat sich in den verflossenen 45 Jahren der Werth um 40,150,000 R. S. vermehrt. Die Stadtabgaben belaufen sich auf auf 945,000 R. S. und etwas darüber. Die Miethe der 6,264 abgeschätzten Privathäuser beträgt mehr als 10 Mill. R. S. Die Gesammtzahl der vermietheten Quartiere ist 48,211. Im Jahre 1846 waren in Petersburg 468,500 Einwohner. - Dem von der Petersburger Akademie herausgegebenen Kalender auf das Jahr 1849 zufolge, umfaßt das Europäische Rußland einen Flächeninhalt von 90,117 Quadratmeilen mit einer Bevölkerung von 54,490,000 Individuen; das Königreich Polen 2320 Quadratmeilen mit 4,589,000 Bewohnern; das Großfürstenthum Finnland 6844 Quadratmeilen mit 1,549,700 Einwohnern. An Gold wurden 1847 gewonnen 1990 Pud, Platina 1 Pud, Silber 1298 Pud. Die Reichsschuld wird angegeben auf 300,001,200 R. S. Davon belief sich die auswärtige determinirte Schuld auf 60,830,000 Holl. fl., die undeterminirte auf 220,490,900 fl, die innere auf 51,490,760 R. S.

Die Klasse der Privatzuhörer in den Universitäten soll künftig nach einem Befehle des Kaisers nicht mehr bestehen. Wenn Personen freien Standes sich specielle Kenntnisse für ihren Dienst oder Beruf erwerben wollen, so können sie mit Genehmigung des Rektors, und Beamte mit Erlaubniß ihrer Behörde die Vorträge der betreffenden Wissenschaften besuchen. Dieselben Personen können alsdann auch auf ihren Wunsch zu Prüfungen zugelassen werden, welche ihnen einen gelehrten Grad, oder ein gelehrtes Attestat zu Wege bringen.

(Osts. Ztg.)
Amerika.
Rio de Janeiro, 4. Jan.

Ein beträchtliches Truppenkorps hat, den neuesten hierher gelangten Nachrichten zufolge, die brasilianische Gränze überschritten und ist in die Provinz Rio Grande eingedrungen. Rosas benutzt unter der Hand jedes Mittel, um seinen Streit mit Brasilien zu erweitern und das Resultat zu beschleunigen.

Redakteur en chef: Karl Marx.

Der Korrespondenzartikel in Nro. 229 Ihrer Zeitung: Leipzig, 20. Febr., mit dem Zeichen [unleserliches Material] hat, besonders unter den hiesigen Studirenden, großes Erstaunen erregt, da er so viele Dinge enthält, die wir hier in Leipzig selbst nicht wissen. Was speziell uns, die Studenten anlangt, so ist die Beschuldigung, "daß sie eben so geistvoll und eben so geistlos, eben so zahmgermanisch, wie die zahllosen Schwünge sind," und weiter unten, "daß sie den halben Tag beim Domino sitzen, daß sie, weil es den Kopf zu sehr anstrengt, ohne Kaufen spielen," einer Erwähnung oder Widerlegung nicht werth, eben so die geistreichen Bemerkungen über ihre "Besoffenheit." Das aber, daß sie sich nicht um Politik kümmern und wie es wörtlich heißt, "um Politik sich Keiner kümmert, daß sie hie und da bedeutungsvolle dreifarbige Bänder tragen," ist eine Behauptung, die blos Jemand aussprechen konnte, der sich entweder gar nicht um die Leipziger Studentenschaft kümmert, oder von ihr blos einen Theil kennen gelernt hat. Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß ein Theil derselben jenen Vorwurf verdient, in Bezug auf die Mehrheit hingegen ist dies eine offenbare Lüge. Die Leipziger Studenten betheiligten sich von jeher und wenigstens seit dem letzten Jahre, mit regem Eifer an der Politik, sowohl in Betreff der Demokratie, als auch in gegentheiligem Sinne, denn während die Ersteren dem Vaterlandsverein tüchtige Redner geliefert haben, während die Demokraten unter den Studenten bei den Wahlen zu unserm Landtage (auf den jedoch Ihr [unleserliches Material]-Korrespondent mit voller Verachtung und Herablassung herabsieht) in der Umgegend Leipzigs ungemein thätig in den Wahlversammlungen "wühlten," während das hiesige Museum von einer ungeheuren Masse Studenten besucht wird, hat auch die andere Partei nicht selten genug und noch neulich bei Gelegenheit der s g. Unverstandsadresse an den Minister von der Pfordte (wo die Reaktion die gehässigsten Beschimpfungen und Verdächtigungen auf unsere zweite Kammer schleuderte), ein Lebenszeichen gegeben, indem selbige von 12-15 Studenten unterzeichnet war. Daß es hier Verbindungen, sowohl Corps als Burschenschaften giebt, und diese sich durch äußere Abzeichen unterscheiden, ist ganz natürlich und wird auf jeder Universität gefunden; nur Schade, daß Ihr Herr Korrespondent nicht bemerkt hat, daß gerade die große Mehrzahl dieser Verbindungen sich eifrig "um Politik kümmert." Daß wir Leipziger Studenten nicht wie unsere Brüder in Wien und Berlin thätig in die Politik eingreifen und mit den Waffen in der Hand für die Freiheit einstehen konnten, lag in den damaligen Verhältnissen, indem wir unsre s. g. Märzerrungenschaften nicht durch eine blutige, sondern durch eine friedliche Revolution durchgesetzt haben. Wenn sich der Korrespondent ferner in höhnischen Bemerkungen über unsere Kammern (welche übrigens die Zustimmung und die Sympathien des sächsischen Volks in vollem Maße besitzen) und die sächsische Demokratie ergeht, so weiß ich nicht, was er unter Demokraten versteht; leider haben wir noch nicht Gelegenheit gehabt, unsern Muth im "passiven Widerstand" zu zeigen.

Die Bemerkungen über die Leipziger Literaten, die Gose, das Proletariat und die Bemühungen, es zu unterstützen und zu heben, endlich über die Soldaten (die bei ihrem kleinen Gehalte sich noch nie haben zu solchen Excessen hinreißen lassen, wie "die herrlichen Kriegsheere" mancher Staaten), sind so geistreich, daß sich Schreiber dieses nicht getraut, etwas dagegen zu sagen. Ihr Herr Correspondent scheint übrigens noch nicht lange in Leipzig zu sein, oder das politische und sociale Leben daselbst blos aus dem "Tageblatt" und den "deutschen Blüthen" studirt zu haben; denn wer auch nur einen Tag sich bemüht, Leipzig ordentlich kennen zu lernen, wird sich unmöglich zu solchen Berichten hinreißen lassen. - Schreiber dieses hat bisher stets die Neue Rheinische Zeitung eifrig gelesen und als gutes Organ der Demokratie geschätzt, mit desto größerem Erstaunen mußte ihn sowohl ein früherer Artikel aus Sachsen, als auch besonders der ausführlichere, der ihm zu dieser Entgegnung Gelegenheit gibt, erfüllen, da er selten an der Wahrheit Ihrer Berichte gezweifelt hat und Sie nur in Etwas über uns aufklären wollte.

Es lebe die Demokratie!

Leipzig, den 21. Februar 1849.

Adolph Roch, stud. jur.

Am Fastnachtsmontag saßen mehrere Bürgerfamilien, Damen und Herren, wie es hier Sitte ist, daß man Fastnachtsmontag in einem Gasthof sich etwas zu Gute thut, im Hotel Domhardt, und waren vergnügt, auch einige Herren Offiziere, darunter der famose Haudegen Hauptmann Wagner, sehr guter Bekannter von Ed. Götzen im "Europäischen Hofe," war dabei; die Gesellschaft unterhielt sich wie es ging, bis auf einmal ein Möbelschreiner, van Zütpfen, Mitglied der hiesigen Loge (alle Freimaurerlogen sollen, seit daß der Prinz von Preußen Großmeister ist, sehr freisinnig geworden sein), seinen Nachbar auffordert, auf Schwarz und Weiß mit ihm zu trinken; derselbe sagt, er stieß darauf nicht an, aber auf Schwarz-Roth-Gold wolle er anstoßen. Darauf sagte v. Z., alle Demokraten seien Schweinhunde, Lumpen u. s. w, konstitutionelle Redensarten. Hierauf erklärte der nahesitzende Schönfärber Hr. Sieben, daß diese Aeußerung sehr unrecht sei, und er die Meinung eines Jeden achte, wenn sie der rechte Ausdruck seiner wahren Gesinnung sei. Diese Disharmonie, wissentlich hervorgerufen durch obigen schwarz und weißen Logenbruder, gestützt auf die Anwesenheit der Offiziere, wurde durch Sieben wieder verwischt, indem derselbe dem van Zütpfen eine Prise anbot und mit demselben anstoßen wollte.

Dies ging gut, bis beim Nachhausegehen, die Damen ihre Mäntel und Hüte suchten, da entsteht wieder Tumult, und der v. Zütpfen hat wieder Krakehl mit dem Weinwirth Stelzmann, womit derselbe den ganzen Abend debattirt hatte; Sieben geht dazwischen und sagt, hier muß Alles fröhlich sein, wir wollen keine Schlägerei haben, und hält die Streitenden auseinander, hierauf erhält derselbe von der Seite vom van Zütpfen einen Schlag mit dem Thorschlüssel unter das Auge, Sieben will die Hand ergreifen, dieses gelingt ihm nicht und er erhält einen Schlag auf die Stirn, so daß das Blut ihm in die Augen floß, dieses noch nicht genug, er versetzte demselben noch einen auf den Kopf, daß es nur der Größe des Sieben nicht auf der Stelle getödtet wurde, der Getroffene hatte nur noch die Besinnung, den Arm (mit dem Schlüssel) des van Zütphen zu erfassen, und zu sagen, meine Herren seht, er hat mich damit verwundet, und nun sank der Getroffene ohnmächtig nieder. Der Constitutionelle lief noch herum und schrie, ich schlage alle Demokraten mit dem Hausschlüssel todt und verschwand.

Sieben im Blute liegend, wurde erst nach Verlauf von 1 1/2 Stunde durch den von den Herrn Offizieren herbeigeholten Arzt zur Besinnung gebracht, ebenso seine Frau, welche, nachdem sie ihren Mann so bluten sah, ohnmächtig hinsank. Dieses ist der wahre Thatbestand der Sache, und heute acht Tage, nachdem dieses geschehen, hat die Justiz noch nichts in dieser Sache gethan, dem Verwundeten mußten bis heute noch alle 1/4 Stunde Eisumschläge gemacht werden, und die Verwundung ist dergestalt, daß es ein Glück, wenn Sieben davon kömmt. Die ganze Stadt sagt, wenn Sieben dieses gethan hätte, so säß er schon fest, aber der van Zütpfen das ist ein - das ist etwas Anderes.

Dieses nicht genug, so muß der arme Mann auf seinem unverschuldeten Schmerzenslager noch den Artikel in dem Lokalblatte des Muckerthal vom Sonntag lesen, wo dem Unschuldigen noch Alles, was nicht möglich sein konnte, in die Schuhe geschoben wird; es gehört wirklich ein bergischer Magen dazu, so etwas zu verdauen.

Wir fordern hiermit den Herrn v. Faldern auf, zu zeigen, daß seine Worte kein leeres Geschwätz sind, die Sache gerichtlich zu untersuchen, wir würden dieses nicht gethan haben, aber der Artikel der Schinderhannes Zeitung zwingt uns dazu, wir wollen nicht, daß unser Bürger Sieben noch zu seinen constitutionellen Schmerzen, auch noch in seinem Geburtsort verkannt werde.

Düsseldorf, im Februar 1849.

Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
Beilage zu Nr. 235 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Freitag 2. März 1849.
[Französische Republik]

[Fortsetzung] Blätter bedarf keines Commentars. Sie ist einstimmig in ihrem Haß gegen die Meternich'sche Politik Oesterreichs.

‒ Hr. Leon Faucher fährt in seinem Einschüchterungssystem fort. Der Moniteur zählt heute alle Dörfer und Flecken auf, in welchen sie sich gegen das Absägen der Freiheitsbäume, Abnehmen der rothen Mützen empörten und zwar bei Gelegenheit der unterdrückten Revolutionsfeier des 24. Febr. In vielen dieser Ortschaften rief man: Es lebe Raspail! Es lebe die Montagne! Es lebe die Guillotine! Nieder mit den Pfaffen! (à bas la calotte) Tod den Tyrannen! u. s. w. u. s. w.

In Bordeaux soll ein ernster Krawall beim Einrücken der Mobilgarde, die dorthin von hier versetzt wurde, ausgebrochen sein. (Details fehlen.)

Der Generalprokurator Laroche begab sich heute nach Vincennes, um den Mai-Angeklagten endlich den Anklage-Akt vorzulesen und ihnen ein gedrucktes Exemplar davon zu übergeben.

Blanqui protestirt heute im „Peuple“ gegen die Extorston seiner Unterschrift unter diesen Akt in sehr energischer Weise.

Morgen sollen sämmtliche Gefangene nach Bourges geschafft werden.

‒ Der Moniteur wird morgen den Ausbruch von Unruhen in Bordeaux widerlegen, die von einigen Morgenblättern gemeldet worden.

Ebenso wird er gelegentlich die in der Liberté und einigen anderen Blättern erschienenen Wahlmanifeste von sich stoßen, welche von den „revolutionären“ Bonapartisten erlassen wurden. Präsident Louis Napoleon Bonaparte erklärt sich nur mit dem Wahl-Comite der Rue de Poitiers (Thiers, Molè und Comp.) in vollem Einklange.

‒ Lacordaire, der Exvolksvertreter und ehemalige Advokat, der sich wegen seiner unglücklichen Liebe zur Gräfin *** in den Dominikanerorden stürzte, hat seine Fastenpredigten in der Notre-Damekirche gestern wieder begonnen. Die vornehme Welt rennt wie besessen in diese „Conferenzen.“ Drei Stunden vor Beginn war kein Plätzchen mehr in der Kirche zu haben. Es gehört zum guten Ton, den hübschen Fanatiker als Reudezvous Platz auszubeuten. Die feinsten Toiletten waren dort wie zur Schau ausgestellt.

‒ Das gestrige Bankett im Fraternitätssaale macht Epoche. Die Debats gaben die Zahl der im Saale und auf den Galerien Anwesenden auf 2400, die Democratie pacifique auf 3000 und die Commune auf 5000 an. Alle diese Zahlen scheinen ungenau. Der Andrang war enorm. Im Saale befanden sich zwischen 3 und 4000 Gäste und etwa 1000 Personen mußten zurückgewiesen werden. Um 2 Uhr begonnen, dauerte dasselbe fünf Stunden. Wir müssen es natürlich dem Geist jeder Redaktion überlassen, in wie weit sie die dort gehaltenen Reden Ledru-Rollins, Pierre Lerouxs etc. aus der morgigen Republik (die sie am vollständigsten zu bringen verspricht) mitzutheilen, für ihre Pflicht hält. Wir haben leider weder Zeit noch Raum dafür.

‒ Freue Dich, Proletariat! So eben hat eine kleine Broschüre des legitimistischen Fahnenträgers Larochejaquelin unter dem Titel: „Freiwilliger Arbeiter-Sozialismus“ die Presse verlassen. In der Union hierüber bereits einiges Nähere. Also selbst die Legitimisten stürzen sich in den Sozialismus. Es wird täglich besser!

National-Versammlung. Sitzung vom 27. Februar. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.

Fould (Spezialfreund des Präsidenten Bonaparte) überreicht mehrere Bittschriften von Arbeitern, welche von der Regierung die Mittel verlangen, nach Algerien überzusiedeln.

Andrerseits melden die Blätter, daß die im Herbst dahin gefahrenen Kolonisten die Regierung beschwören, sie franco wieder nach Frankreich zurückzuspediren.

An der Tagesordnung ist die Fortsetzung der Wahlgesetzdebatte. Ein Anhang zu Artikel 78:

„Den Beamten ihre Grade während der Dauer ihrer Volksmandate zu sichern,“

der an den Ausschuß zur nochmaligen Prüfung gewiesen worden war, wird zunächst vorgenommen.

Charlemagne erklärt im Namen des Ausschusses wiederholt, daß der Ausschuß mit dem Grundsatze, dem Beamten seine Stelle zu sichern, einverstanden sei.

Dupin beantragt, daß man die Ingenieure und Architekten des Staats, wenn sie zu Deputirten gewählt würden, nicht als Demissionäre betrachte.

Bineau unterstützt dies und findet die ursprüngliche Fassung des Wahlgesetzparagraphen nicht klar genug.

Lagarde und Dezeimeris sehen mit Bedauern, daß die National-Versammlung in ein Heer von Details gerathe und ersuchen sie, nur die Grundsätze im Allgemeinen festzustellen.

Lacrosse (Staatsbautenminister) will sich dem speziellen Eingehen nicht widersetzen und scheint eher geneigt, so vielen Beamten als möglich das Recht zuzugestehen, ihr Amt während der Mandatsdauer beizubehalten.

Diese Theorie stößt aber auf lebhaften Widerspruch und die Fassung der Kommission geht durch.

Artikel 87.

„Die Geldentschädigung für die Deputirten ist jährlich auf 9000 Fr. veranschlagt laut Artikel 38 der Verfassung. Außer dieser Entschädigung darf mit Ausnahme der im Artikel 77 angeregten Fälle kein Deputirter einen Staatsgehalt beziehen.“

Randot schlägt 800 Fr. monatlich vor. (Oh! Oh!)

Wird verworfen.

Morin schlägt 6000 Fr. jährlich vor. (Oh! Oh! Lärm. Tumult. Man pfeift sogar, was einen schrecklichen Sturm hervorruft).

Der Kommissionsparagraph wird angenommen.

Luneau stellt den Antrag, ihm zuzufügen:

„Das Dekret vom 16. Juli 1848 (welches die Taggelder der Deputirten unangreifbar erklärt) ist abgeschafft.“

Nach langer Debatte mit 542 gegen 185 Stimmen angenommen.

Schölcher beantragt, den Deputirten der Colonien die Ueberfahrtskosten zu vergüten. (Ja! Ja! Nein! Nein!)

Wird mit 376 gegen 314 Stimmen genehmigt.

Gent frägt: von welchem Tage an ein Deputirter sein Taggeld beziehe?

Billault antwortet: vom Tage der Zulassung an.

Die Versammlung geht nun zum Artikel 88 und folgenden über, welche von den Strafen handeln, die auf Fälschungen, Wahlbestechungen und sonstige Manövers gesetzt sind.

Artikel 88.

„Fälschungen der Wahllisten u. s. w. werden mit ein- bis zwölfmonatlichem Gefängniß und 100 bis 1000 Franken Geldbuße bestraft.“

Angenommen.

Artikel 89, 90, 91, 92, 93, 94 und 95 (alle von Strafbestimmungen handelnd) gehen durch.

Morhery stellt den Zusatz zu Artikel 95:

„Sollen mit denselben Strafen belegt werden: die Geistlichen aller Kulten, welche in den Tempeln oder an andern Orten, die dem Kultus gewidmet sind, Wahllisten austheilen, oder gegen die Wahlfreiheit der Bürger handelten, sei es, indem sie das Gewissen derselben einschüchterten, sei es durch Predigten, in denen sie einen der Kandidaten angriffen, die sich den Wählern vorstellten.“

Stimmen links: Und im Beichtstuhle den Frommen. (Oh! Oh! Lärm zur Rechten.)

Morhery's Zusatz fällt durch.

Die Debatte über die Art. 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106 und 107 bietet kein Interesse. (Abgebrochen.)

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

Großbritannien.
* London, 27. Februar.

Unterhaus von gestern. Die gestrige Sitzung ist bemerkenswerth. Cobden brachte nämlich seinen Finanzreformplan zur vorläufigen Debatte, indem er folgende Resolution beantragte: „Da die Vermehrung der Staatsausgaben seit 1835 um die Summe von fast 10 Millionen Pf. Sterling (66 2/3 Millionen Thlr. Preuß. G.) hauptsächlich durch Vermehrung militärischer Etablissements und Auslagen für Defensiv-Rüstungen verursacht worden, diese Ausgabenvermehrung aber durch die gegenwärtigen Umstände des Landes nicht gerechtfertigt wird, weil die zur Bestreitung der Ausgaben eingetriebenen Steuern Ackerbau und Industrie hemmen und durch Steigerung der Volkslasten die zu produktiven Unternehmungen verwendbaren Fonds vermindern: so ist es zweckdienlich, die jährlichen Staatsausgaben mit aller ausführbaren Eile auf die Summe zurückzuführen, die im Jahre 1835 zur Wahrung der Sicherheit, Ehre und Würde der Nation hinreichte.“ In seiner Auseinandersetzung der Resolution bemerkte Cobden zuvörderst: es möge kein Mitglied etwa den Schluß ziehen, als verlange er die beantragte Reduktion instanter, augenblicklich, durchgeführt. Er bezwecke, dem Hause zum Aussprechen seiner Ansicht in Betreff der Ausgabenverminderung Gelegenheit zu verschaffen. Hierauf verglich er eine Menge Posten in den Budgets von England und Frankreich untereinander und wies nach, daß diese Ausgabe-Posten in England, trotz der viel geringern Bevölkerung, doch bei weitem höher seien als in Frankreich. Er warf dann auch einen Blick auf die übermäßigen Kommunallasten in England, woran hauptsächlich das Parlament Schuld sei. Weiterhin stellte er zwischen den Budgets von 1835 und 1848 eine genaue Vergleichung an, wobei er besonders die enorme Summe von 18 Millionen Pf. St. (140 Millionen Thlr. Preuß. Cour.) für Militär und Marine hervorhob und die Ursachen der ungeheuren Vermehrung dieses Items seit 1835 nachwies.

Er entwarf eine Skizze von der politischen Lage des Landes während der letzten 14 Jahre und von den theils wirklichen, theils eingebildeten Befürchtungen, durch welche sich das Haus verleiten ließ, die Vermehrung des Landheeres und der Seemacht zu bewilligen. Jetzt seien Englands Verhältnisse zu auswärtigen Mächten auf viel sicherm und beruhigenderm Fuße als 1835. Machen wir uns also unsere insulare Lage zu Nutze, rennen wir nicht blindlings in die innern Streitigkeiten fremder Länder hinein, so brauchen wir kein höheres Budget, als das von 1835 war. Es gab nie eine Zeit, wo in Rücksicht seiner auswärtigen Verhältnisse England in „stillerem Wasser“ gelegen hätte, als gegenwärtig. In Bezug auf die Kolonieen und die erstaunlichen Kosten, welche bisher für sie aufgebracht wurden, frage er das Haus, ob die Kolonieen sich nicht selbst erhalten sollten? denn sei es nicht eine monströse Ungerechtigkeit, daß die Kolonieen in Anbetracht der ihnen ohnedem erwachsenden Vortheile noch von dem englischen Volke durch Steuern unterstützt werden sollten, während das englische Volk aus den Kolonieen keinen größern Nutzen ziehe, als jede andre Nation? Was sodann die einheimischen Rüstungen anlange, so liege weder in England, noch selbst in Irland ein wirklich hinreichender Grund vor, eine so starke Militärmacht, als ministerieller Seits beantragt werde, auf den Beinen zu erhalten. Die Minister hätten in Betreff Irlands stark übertrieben ‒ aus Partei-Interesse. Cobden ging dann zu den Vortheilen über, welche jeder Zweig der Industrie, so wie auch der Ackerbau aus der vorgeschlagenen Ausgabenverminderung ziehen würden. Letztere könne eben nur durch Reduction der Land- und Seemacht bewirkt werden. Auf diesem Wege sei die Gesammtausgabe auf das Maaß von 1835 zu ermäßigen und es würde sich noch ein Ueberschuß von 1 1/2 Mill. Pf. Sterl. für die Bedürfnisse der Civil-Verwaltung ergeben.

Der Schatzkanzler Sir Eh. Wood trat nun zur Entgegnung auf. Er war blaß, langweilig und kraftlos. Die Oekonomie des Ministeriums wollte er aus der vom Kabinet vorgeschlagenen Ausgaben-Reduktion von circa 1 1/2 Mill. darthun. Für die Cobden'sche Resolution sprachen hierauf: J. O'Connel, Evans, Hume, M. Gibson, Bright; dawider traten auf: Herries, Urguhart, Anstey, der unvermeidliche Schwätzer Oberst Sibthorp und Drummond.

Der Antrag Cobdens wurde schließlich mit 275 gegen 78 Stimmen ‒ also mit einer Majorität von 197 St. ‒ verworfen. Das Haus vertagte sich um 1 Uhr nach Mitternacht.

Rußland.
Petersburg, 18. Febr.

Nach der Zeitschrift des Ministeriums des Innern belief sich der Werth des unbeweglichen Eigenthums der Stadt Petersburg im Jahre 1848 auf 89,980,600 R. S. und hat sich in den verflossenen 45 Jahren der Werth um 40,150,000 R. S. vermehrt. Die Stadtabgaben belaufen sich auf auf 945,000 R. S. und etwas darüber. Die Miethe der 6,264 abgeschätzten Privathäuser beträgt mehr als 10 Mill. R. S. Die Gesammtzahl der vermietheten Quartiere ist 48,211. Im Jahre 1846 waren in Petersburg 468,500 Einwohner. ‒ Dem von der Petersburger Akademie herausgegebenen Kalender auf das Jahr 1849 zufolge, umfaßt das Europäische Rußland einen Flächeninhalt von 90,117 Quadratmeilen mit einer Bevölkerung von 54,490,000 Individuen; das Königreich Polen 2320 Quadratmeilen mit 4,589,000 Bewohnern; das Großfürstenthum Finnland 6844 Quadratmeilen mit 1,549,700 Einwohnern. An Gold wurden 1847 gewonnen 1990 Pud, Platina 1 Pud, Silber 1298 Pud. Die Reichsschuld wird angegeben auf 300,001,200 R. S. Davon belief sich die auswärtige determinirte Schuld auf 60,830,000 Holl. fl., die undeterminirte auf 220,490,900 fl, die innere auf 51,490,760 R. S.

Die Klasse der Privatzuhörer in den Universitäten soll künftig nach einem Befehle des Kaisers nicht mehr bestehen. Wenn Personen freien Standes sich specielle Kenntnisse für ihren Dienst oder Beruf erwerben wollen, so können sie mit Genehmigung des Rektors, und Beamte mit Erlaubniß ihrer Behörde die Vorträge der betreffenden Wissenschaften besuchen. Dieselben Personen können alsdann auch auf ihren Wunsch zu Prüfungen zugelassen werden, welche ihnen einen gelehrten Grad, oder ein gelehrtes Attestat zu Wege bringen.

(Osts. Ztg.)
Amerika.
Rio de Janeiro, 4. Jan.

Ein beträchtliches Truppenkorps hat, den neuesten hierher gelangten Nachrichten zufolge, die brasilianische Gränze überschritten und ist in die Provinz Rio Grande eingedrungen. Rosas benutzt unter der Hand jedes Mittel, um seinen Streit mit Brasilien zu erweitern und das Resultat zu beschleunigen.

Redakteur en chef: Karl Marx.

Der Korrespondenzartikel in Nro. 229 Ihrer Zeitung: Leipzig, 20. Febr., mit dem Zeichen [unleserliches Material] hat, besonders unter den hiesigen Studirenden, großes Erstaunen erregt, da er so viele Dinge enthält, die wir hier in Leipzig selbst nicht wissen. Was speziell uns, die Studenten anlangt, so ist die Beschuldigung, „daß sie eben so geistvoll und eben so geistlos, eben so zahmgermanisch, wie die zahllosen Schwünge sind,“ und weiter unten, „daß sie den halben Tag beim Domino sitzen, daß sie, weil es den Kopf zu sehr anstrengt, ohne Kaufen spielen,“ einer Erwähnung oder Widerlegung nicht werth, eben so die geistreichen Bemerkungen über ihre „Besoffenheit.“ Das aber, daß sie sich nicht um Politik kümmern und wie es wörtlich heißt, „um Politik sich Keiner kümmert, daß sie hie und da bedeutungsvolle dreifarbige Bänder tragen,“ ist eine Behauptung, die blos Jemand aussprechen konnte, der sich entweder gar nicht um die Leipziger Studentenschaft kümmert, oder von ihr blos einen Theil kennen gelernt hat. Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß ein Theil derselben jenen Vorwurf verdient, in Bezug auf die Mehrheit hingegen ist dies eine offenbare Lüge. Die Leipziger Studenten betheiligten sich von jeher und wenigstens seit dem letzten Jahre, mit regem Eifer an der Politik, sowohl in Betreff der Demokratie, als auch in gegentheiligem Sinne, denn während die Ersteren dem Vaterlandsverein tüchtige Redner geliefert haben, während die Demokraten unter den Studenten bei den Wahlen zu unserm Landtage (auf den jedoch Ihr [unleserliches Material]-Korrespondent mit voller Verachtung und Herablassung herabsieht) in der Umgegend Leipzigs ungemein thätig in den Wahlversammlungen „wühlten,“ während das hiesige Museum von einer ungeheuren Masse Studenten besucht wird, hat auch die andere Partei nicht selten genug und noch neulich bei Gelegenheit der s g. Unverstandsadresse an den Minister von der Pfordte (wo die Reaktion die gehässigsten Beschimpfungen und Verdächtigungen auf unsere zweite Kammer schleuderte), ein Lebenszeichen gegeben, indem selbige von 12-15 Studenten unterzeichnet war. Daß es hier Verbindungen, sowohl Corps als Burschenschaften giebt, und diese sich durch äußere Abzeichen unterscheiden, ist ganz natürlich und wird auf jeder Universität gefunden; nur Schade, daß Ihr Herr Korrespondent nicht bemerkt hat, daß gerade die große Mehrzahl dieser Verbindungen sich eifrig „um Politik kümmert.“ Daß wir Leipziger Studenten nicht wie unsere Brüder in Wien und Berlin thätig in die Politik eingreifen und mit den Waffen in der Hand für die Freiheit einstehen konnten, lag in den damaligen Verhältnissen, indem wir unsre s. g. Märzerrungenschaften nicht durch eine blutige, sondern durch eine friedliche Revolution durchgesetzt haben. Wenn sich der Korrespondent ferner in höhnischen Bemerkungen über unsere Kammern (welche übrigens die Zustimmung und die Sympathien des sächsischen Volks in vollem Maße besitzen) und die sächsische Demokratie ergeht, so weiß ich nicht, was er unter Demokraten versteht; leider haben wir noch nicht Gelegenheit gehabt, unsern Muth im „passiven Widerstand“ zu zeigen.

Die Bemerkungen über die Leipziger Literaten, die Gose, das Proletariat und die Bemühungen, es zu unterstützen und zu heben, endlich über die Soldaten (die bei ihrem kleinen Gehalte sich noch nie haben zu solchen Excessen hinreißen lassen, wie „die herrlichen Kriegsheere“ mancher Staaten), sind so geistreich, daß sich Schreiber dieses nicht getraut, etwas dagegen zu sagen. Ihr Herr Correspondent scheint übrigens noch nicht lange in Leipzig zu sein, oder das politische und sociale Leben daselbst blos aus dem „Tageblatt“ und den „deutschen Blüthen“ studirt zu haben; denn wer auch nur einen Tag sich bemüht, Leipzig ordentlich kennen zu lernen, wird sich unmöglich zu solchen Berichten hinreißen lassen. ‒ Schreiber dieses hat bisher stets die Neue Rheinische Zeitung eifrig gelesen und als gutes Organ der Demokratie geschätzt, mit desto größerem Erstaunen mußte ihn sowohl ein früherer Artikel aus Sachsen, als auch besonders der ausführlichere, der ihm zu dieser Entgegnung Gelegenheit gibt, erfüllen, da er selten an der Wahrheit Ihrer Berichte gezweifelt hat und Sie nur in Etwas über uns aufklären wollte.

Es lebe die Demokratie!

Leipzig, den 21. Februar 1849.

Adolph Roch, stud. jur.

Am Fastnachtsmontag saßen mehrere Bürgerfamilien, Damen und Herren, wie es hier Sitte ist, daß man Fastnachtsmontag in einem Gasthof sich etwas zu Gute thut, im Hotel Domhardt, und waren vergnügt, auch einige Herren Offiziere, darunter der famose Haudegen Hauptmann Wagner, sehr guter Bekannter von Ed. Götzen im „Europäischen Hofe,“ war dabei; die Gesellschaft unterhielt sich wie es ging, bis auf einmal ein Möbelschreiner, van Zütpfen, Mitglied der hiesigen Loge (alle Freimaurerlogen sollen, seit daß der Prinz von Preußen Großmeister ist, sehr freisinnig geworden sein), seinen Nachbar auffordert, auf Schwarz und Weiß mit ihm zu trinken; derselbe sagt, er stieß darauf nicht an, aber auf Schwarz-Roth-Gold wolle er anstoßen. Darauf sagte v. Z., alle Demokraten seien Schweinhunde, Lumpen u. s. w, konstitutionelle Redensarten. Hierauf erklärte der nahesitzende Schönfärber Hr. Sieben, daß diese Aeußerung sehr unrecht sei, und er die Meinung eines Jeden achte, wenn sie der rechte Ausdruck seiner wahren Gesinnung sei. Diese Disharmonie, wissentlich hervorgerufen durch obigen schwarz und weißen Logenbruder, gestützt auf die Anwesenheit der Offiziere, wurde durch Sieben wieder verwischt, indem derselbe dem van Zütpfen eine Prise anbot und mit demselben anstoßen wollte.

Dies ging gut, bis beim Nachhausegehen, die Damen ihre Mäntel und Hüte suchten, da entsteht wieder Tumult, und der v. Zütpfen hat wieder Krakehl mit dem Weinwirth Stelzmann, womit derselbe den ganzen Abend debattirt hatte; Sieben geht dazwischen und sagt, hier muß Alles fröhlich sein, wir wollen keine Schlägerei haben, und hält die Streitenden auseinander, hierauf erhält derselbe von der Seite vom van Zütpfen einen Schlag mit dem Thorschlüssel unter das Auge, Sieben will die Hand ergreifen, dieses gelingt ihm nicht und er erhält einen Schlag auf die Stirn, so daß das Blut ihm in die Augen floß, dieses noch nicht genug, er versetzte demselben noch einen auf den Kopf, daß es nur der Größe des Sieben nicht auf der Stelle getödtet wurde, der Getroffene hatte nur noch die Besinnung, den Arm (mit dem Schlüssel) des van Zütphen zu erfassen, und zu sagen, meine Herren seht, er hat mich damit verwundet, und nun sank der Getroffene ohnmächtig nieder. Der Constitutionelle lief noch herum und schrie, ich schlage alle Demokraten mit dem Hausschlüssel todt und verschwand.

Sieben im Blute liegend, wurde erst nach Verlauf von 1 1/2 Stunde durch den von den Herrn Offizieren herbeigeholten Arzt zur Besinnung gebracht, ebenso seine Frau, welche, nachdem sie ihren Mann so bluten sah, ohnmächtig hinsank. Dieses ist der wahre Thatbestand der Sache, und heute acht Tage, nachdem dieses geschehen, hat die Justiz noch nichts in dieser Sache gethan, dem Verwundeten mußten bis heute noch alle 1/4 Stunde Eisumschläge gemacht werden, und die Verwundung ist dergestalt, daß es ein Glück, wenn Sieben davon kömmt. Die ganze Stadt sagt, wenn Sieben dieses gethan hätte, so säß er schon fest, aber der van Zütpfen das ist ein ‒ das ist etwas Anderes.

Dieses nicht genug, so muß der arme Mann auf seinem unverschuldeten Schmerzenslager noch den Artikel in dem Lokalblatte des Muckerthal vom Sonntag lesen, wo dem Unschuldigen noch Alles, was nicht möglich sein konnte, in die Schuhe geschoben wird; es gehört wirklich ein bergischer Magen dazu, so etwas zu verdauen.

Wir fordern hiermit den Herrn v. Faldern auf, zu zeigen, daß seine Worte kein leeres Geschwätz sind, die Sache gerichtlich zu untersuchen, wir würden dieses nicht gethan haben, aber der Artikel der Schinderhannes Zeitung zwingt uns dazu, wir wollen nicht, daß unser Bürger Sieben noch zu seinen constitutionellen Schmerzen, auch noch in seinem Geburtsort verkannt werde.

Düsseldorf, im Februar 1849.

Meteorologische Beobachtungen. [irrelevantes Material]
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        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 235 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Freitag 2. März 1849.</docDate>
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        <head>[Französische Republik]</head>
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          <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> Blätter bedarf keines Commentars. Sie ist einstimmig in ihrem Haß gegen die Meternich'sche Politik Oesterreichs.</p>
          <p>&#x2012; Hr. Leon Faucher fährt in seinem Einschüchterungssystem fort. Der Moniteur zählt heute alle Dörfer und Flecken auf, in welchen sie sich gegen das Absägen der Freiheitsbäume, Abnehmen der rothen Mützen empörten und zwar bei Gelegenheit der unterdrückten Revolutionsfeier des 24. Febr. In vielen dieser Ortschaften rief man: Es lebe Raspail! Es lebe die Montagne! Es lebe die Guillotine! Nieder mit den Pfaffen! (à bas la calotte) Tod den Tyrannen! u. s. w. u. s. w.</p>
          <p>In Bordeaux soll ein ernster Krawall beim Einrücken der Mobilgarde, die dorthin von hier versetzt wurde, ausgebrochen sein. (Details fehlen.)</p>
          <p>Der Generalprokurator Laroche begab sich heute nach Vincennes, um den Mai-Angeklagten endlich den Anklage-Akt vorzulesen und ihnen ein gedrucktes Exemplar davon zu übergeben.</p>
          <p>Blanqui protestirt heute im &#x201E;Peuple&#x201C; gegen die Extorston seiner Unterschrift unter diesen Akt in sehr energischer Weise.</p>
          <p>Morgen sollen sämmtliche Gefangene nach Bourges geschafft werden.</p>
          <p>&#x2012; Der Moniteur wird morgen den Ausbruch von Unruhen in Bordeaux widerlegen, die von einigen Morgenblättern gemeldet worden.</p>
          <p>Ebenso wird er gelegentlich die in der Liberté und einigen anderen Blättern erschienenen Wahlmanifeste von sich stoßen, welche von den &#x201E;revolutionären&#x201C; Bonapartisten erlassen wurden. Präsident Louis Napoleon Bonaparte erklärt sich nur mit dem Wahl-Comite der Rue de Poitiers (Thiers, Molè und Comp.) in vollem Einklange.</p>
          <p>&#x2012; Lacordaire, der Exvolksvertreter und ehemalige Advokat, der sich wegen seiner unglücklichen Liebe zur Gräfin *** in den Dominikanerorden stürzte, hat seine Fastenpredigten in der Notre-Damekirche gestern wieder begonnen. Die vornehme Welt rennt wie besessen in diese &#x201E;Conferenzen.&#x201C; Drei Stunden vor Beginn war kein Plätzchen mehr in der Kirche zu haben. Es gehört zum guten Ton, den hübschen Fanatiker als Reudezvous Platz auszubeuten. Die feinsten Toiletten waren dort wie zur Schau ausgestellt.</p>
          <p>&#x2012; Das gestrige <hi rendition="#g">Bankett im Fraternitätssaale</hi> macht Epoche. Die Debats gaben die Zahl der im Saale und auf den Galerien Anwesenden auf 2400, die Democratie pacifique auf 3000 und die Commune auf 5000 an. Alle diese Zahlen scheinen ungenau. Der Andrang war enorm. Im Saale befanden sich zwischen 3 und 4000 Gäste und etwa 1000 Personen mußten zurückgewiesen werden. Um 2 Uhr begonnen, dauerte dasselbe fünf Stunden. Wir müssen es natürlich dem Geist jeder Redaktion überlassen, in wie weit sie die dort gehaltenen Reden Ledru-Rollins, Pierre Lerouxs etc. aus der morgigen Republik (die sie am vollständigsten zu bringen verspricht) mitzutheilen, für ihre Pflicht hält. Wir haben leider weder Zeit noch Raum dafür.</p>
          <p>&#x2012; Freue Dich, Proletariat! So eben hat eine kleine Broschüre des legitimistischen Fahnenträgers Larochejaquelin unter dem Titel: &#x201E;Freiwilliger Arbeiter-Sozialismus&#x201C; die Presse verlassen. In der Union hierüber bereits einiges Nähere. Also selbst die Legitimisten stürzen sich in den Sozialismus. Es wird täglich besser!</p>
          <p>&#x2012; <hi rendition="#g">National-Versammlung.</hi> Sitzung vom 27. Februar. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast.</p>
          <p><hi rendition="#g">Fould</hi> (Spezialfreund des Präsidenten Bonaparte) überreicht mehrere Bittschriften von Arbeitern, welche von der Regierung die Mittel verlangen, nach Algerien überzusiedeln.</p>
          <p>Andrerseits melden die Blätter, daß die im Herbst dahin gefahrenen Kolonisten die Regierung beschwören, sie franco wieder nach Frankreich zurückzuspediren.</p>
          <p>An der Tagesordnung ist die Fortsetzung der Wahlgesetzdebatte. Ein Anhang zu Artikel 78:</p>
          <p>&#x201E;Den Beamten ihre Grade während der Dauer ihrer Volksmandate zu sichern,&#x201C;</p>
          <p>der an den Ausschuß zur nochmaligen Prüfung gewiesen worden war, wird zunächst vorgenommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Charlemagne</hi> erklärt im Namen des Ausschusses wiederholt, daß der Ausschuß mit dem Grundsatze, dem Beamten seine Stelle zu sichern, einverstanden sei.</p>
          <p><hi rendition="#g">Dupin</hi> beantragt, daß man die Ingenieure und Architekten des Staats, wenn sie zu Deputirten gewählt würden, nicht als Demissionäre betrachte.</p>
          <p><hi rendition="#g">Bineau</hi> unterstützt dies und findet die ursprüngliche Fassung des Wahlgesetzparagraphen nicht klar genug.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lagarde</hi> und <hi rendition="#g">Dezeimeris</hi> sehen mit Bedauern, daß die National-Versammlung in ein Heer von Details gerathe und ersuchen sie, nur die Grundsätze im Allgemeinen festzustellen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lacrosse</hi> (Staatsbautenminister) will sich dem speziellen Eingehen nicht widersetzen und scheint eher geneigt, so vielen Beamten als möglich das Recht zuzugestehen, ihr Amt während der Mandatsdauer beizubehalten.</p>
          <p>Diese Theorie stößt aber auf lebhaften Widerspruch und die Fassung der Kommission geht durch.</p>
          <p>Artikel 87.</p>
          <p>&#x201E;Die Geldentschädigung für die Deputirten ist jährlich auf 9000 Fr. veranschlagt laut Artikel 38 der Verfassung. Außer dieser Entschädigung darf mit Ausnahme der im Artikel 77 angeregten Fälle kein Deputirter einen Staatsgehalt beziehen.&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">Randot</hi> schlägt 800 Fr. monatlich vor. (Oh! Oh!)</p>
          <p>Wird verworfen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Morin</hi> schlägt 6000 Fr. jährlich vor. (Oh! Oh! Lärm. Tumult. Man pfeift sogar, was einen schrecklichen Sturm hervorruft).</p>
          <p>Der Kommissionsparagraph wird angenommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Luneau</hi> stellt den Antrag, ihm zuzufügen:</p>
          <p>&#x201E;Das Dekret vom 16. Juli 1848 (welches die Taggelder der Deputirten unangreifbar erklärt) ist abgeschafft.&#x201C;</p>
          <p>Nach langer Debatte mit 542 gegen 185 Stimmen angenommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schölcher</hi> beantragt, den Deputirten der Colonien die Ueberfahrtskosten zu vergüten. (Ja! Ja! Nein! Nein!)</p>
          <p>Wird mit 376 gegen 314 Stimmen genehmigt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Gent</hi> frägt: von welchem Tage an ein Deputirter sein Taggeld beziehe?</p>
          <p><hi rendition="#g">Billault</hi> antwortet: vom Tage der Zulassung an.</p>
          <p>Die Versammlung geht nun zum Artikel 88 und folgenden über, welche von den Strafen handeln, die auf Fälschungen, Wahlbestechungen und sonstige Manövers gesetzt sind.</p>
          <p>Artikel 88.</p>
          <p>&#x201E;Fälschungen der Wahllisten u. s. w. werden mit ein- bis zwölfmonatlichem Gefängniß und 100 bis 1000 Franken Geldbuße bestraft.&#x201C;</p>
          <p>Angenommen.</p>
          <p>Artikel 89, 90, 91, 92, 93, 94 und 95 (alle von Strafbestimmungen handelnd) gehen durch.</p>
          <p><hi rendition="#g">Morhery</hi> stellt den Zusatz zu Artikel 95:</p>
          <p>&#x201E;Sollen mit denselben Strafen belegt werden: die Geistlichen aller Kulten, welche in den Tempeln oder an andern Orten, die dem Kultus gewidmet sind, Wahllisten austheilen, oder gegen die Wahlfreiheit der Bürger handelten, sei es, indem sie das Gewissen derselben einschüchterten, sei es durch Predigten, in denen sie einen der Kandidaten angriffen, die sich den Wählern vorstellten.&#x201C;</p>
          <p>Stimmen links: Und im Beichtstuhle den Frommen. (Oh! Oh! Lärm zur Rechten.)</p>
          <p>Morhery's Zusatz fällt durch.</p>
          <p>Die Debatte über die Art. 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106 und 107 bietet kein Interesse. (Abgebrochen.)</p>
          <p>Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.</p>
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        <head>Großbritannien.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 27. Februar.</head>
          <p><hi rendition="#g">Unterhaus</hi> von gestern. Die gestrige Sitzung ist bemerkenswerth. <hi rendition="#g">Cobden</hi> brachte nämlich seinen Finanzreformplan zur vorläufigen Debatte, indem er folgende Resolution beantragte: &#x201E;Da die Vermehrung der Staatsausgaben seit 1835 um die Summe von fast 10 Millionen Pf. Sterling (66 2/3 Millionen Thlr. Preuß. G.) hauptsächlich durch Vermehrung militärischer Etablissements und Auslagen für Defensiv-Rüstungen verursacht worden, diese Ausgabenvermehrung aber durch die gegenwärtigen Umstände des Landes nicht gerechtfertigt wird, weil die zur Bestreitung der Ausgaben eingetriebenen Steuern Ackerbau und Industrie hemmen und durch Steigerung der Volkslasten die zu produktiven Unternehmungen verwendbaren Fonds vermindern: so ist es zweckdienlich, die jährlichen Staatsausgaben mit aller ausführbaren Eile auf die Summe zurückzuführen, die im Jahre 1835 zur Wahrung der Sicherheit, Ehre und Würde der Nation hinreichte.&#x201C; In seiner Auseinandersetzung der Resolution bemerkte Cobden zuvörderst: es möge kein Mitglied etwa den Schluß ziehen, als verlange er die beantragte Reduktion instanter, augenblicklich, durchgeführt. Er bezwecke, dem Hause zum Aussprechen seiner Ansicht in Betreff der Ausgabenverminderung Gelegenheit zu verschaffen. Hierauf verglich er eine Menge Posten in den Budgets von England und Frankreich untereinander und wies nach, daß diese Ausgabe-Posten in England, trotz der viel geringern Bevölkerung, doch bei weitem höher seien als in Frankreich. Er warf dann auch einen Blick auf die übermäßigen Kommunallasten in England, woran hauptsächlich das Parlament Schuld sei. Weiterhin stellte er zwischen den Budgets von 1835 und 1848 eine genaue Vergleichung an, wobei er besonders die enorme Summe von 18 Millionen Pf. St. (140 Millionen Thlr. Preuß. Cour.) für Militär und Marine hervorhob und die Ursachen der ungeheuren Vermehrung dieses Items seit 1835 nachwies.</p>
          <p>Er entwarf eine Skizze von der politischen Lage des Landes während der letzten 14 Jahre und von den theils wirklichen, theils eingebildeten Befürchtungen, durch welche sich das Haus verleiten ließ, die Vermehrung des Landheeres und der Seemacht zu bewilligen. Jetzt seien Englands Verhältnisse zu auswärtigen Mächten auf viel sicherm und beruhigenderm Fuße als 1835. Machen wir uns also unsere insulare Lage zu Nutze, rennen wir nicht blindlings in die innern Streitigkeiten fremder Länder hinein, so brauchen wir kein höheres Budget, als das von 1835 war. Es gab nie eine Zeit, wo in Rücksicht seiner auswärtigen Verhältnisse England in &#x201E;stillerem Wasser&#x201C; gelegen hätte, als gegenwärtig. In Bezug auf die Kolonieen und die erstaunlichen Kosten, welche bisher für sie aufgebracht wurden, frage er das Haus, ob die Kolonieen sich nicht selbst erhalten sollten? denn sei es nicht eine monströse Ungerechtigkeit, daß die Kolonieen in Anbetracht der ihnen ohnedem erwachsenden Vortheile noch von dem englischen Volke durch Steuern unterstützt werden sollten, während das englische Volk aus den Kolonieen keinen größern Nutzen ziehe, als jede andre Nation? Was sodann die einheimischen Rüstungen anlange, so liege weder in England, noch selbst in Irland ein wirklich hinreichender Grund vor, eine so starke Militärmacht, als ministerieller Seits beantragt werde, auf den Beinen zu erhalten. Die Minister hätten in Betreff Irlands stark übertrieben &#x2012; aus Partei-Interesse. <hi rendition="#g">Cobden</hi> ging dann zu den Vortheilen über, welche jeder Zweig der Industrie, so wie auch der Ackerbau aus der vorgeschlagenen Ausgabenverminderung ziehen würden. Letztere könne eben nur durch Reduction der Land- und Seemacht bewirkt werden. Auf diesem Wege sei die Gesammtausgabe auf das Maaß von 1835 zu ermäßigen und es würde sich noch ein Ueberschuß von 1 1/2 Mill. Pf. Sterl. für die Bedürfnisse der Civil-Verwaltung ergeben.</p>
          <p>Der <hi rendition="#g">Schatzkanzler</hi> Sir Eh. <hi rendition="#g">Wood</hi> trat nun zur Entgegnung auf. Er war blaß, langweilig und kraftlos. Die Oekonomie des Ministeriums wollte er aus der vom Kabinet vorgeschlagenen Ausgaben-Reduktion von circa 1 1/2 Mill. darthun. Für die Cobden'sche Resolution sprachen hierauf: J. O'Connel, Evans, Hume, M. Gibson, Bright; <hi rendition="#g">dawider</hi> traten auf: Herries, Urguhart, Anstey, der unvermeidliche Schwätzer Oberst Sibthorp und Drummond.</p>
          <p>Der Antrag <hi rendition="#g">Cobdens</hi> wurde schließlich mit 275 gegen 78 Stimmen &#x2012; also mit einer Majorität von 197 St. &#x2012; <hi rendition="#g">verworfen.</hi> Das Haus vertagte sich um 1 Uhr nach Mitternacht.</p>
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          <head>Petersburg, 18. Febr.</head>
          <p>Nach der Zeitschrift des Ministeriums des Innern belief sich der Werth des unbeweglichen Eigenthums der Stadt Petersburg im Jahre 1848 auf 89,980,600 R. S. und hat sich in den verflossenen 45 Jahren der Werth um 40,150,000 R. S. vermehrt. Die Stadtabgaben belaufen sich auf auf 945,000 R. S. und etwas darüber. Die Miethe der 6,264 abgeschätzten Privathäuser beträgt mehr als 10 Mill. R. S. Die Gesammtzahl der vermietheten Quartiere ist 48,211. Im Jahre 1846 waren in Petersburg 468,500 Einwohner. &#x2012; Dem von der Petersburger Akademie herausgegebenen Kalender auf das Jahr 1849 zufolge, umfaßt das Europäische Rußland einen Flächeninhalt von 90,117 Quadratmeilen mit einer Bevölkerung von 54,490,000 Individuen; das Königreich Polen 2320 Quadratmeilen mit 4,589,000 Bewohnern; das Großfürstenthum Finnland 6844 Quadratmeilen mit 1,549,700 Einwohnern. An Gold wurden 1847 gewonnen 1990 Pud, Platina 1 Pud, Silber 1298 Pud. Die Reichsschuld wird angegeben auf 300,001,200 R. S. Davon belief sich die auswärtige determinirte Schuld auf 60,830,000 Holl. fl., die undeterminirte auf 220,490,900 fl, die innere auf 51,490,760 R. S.</p>
          <p>Die Klasse der Privatzuhörer in den Universitäten soll künftig nach einem Befehle des Kaisers nicht mehr bestehen. Wenn Personen freien Standes sich specielle Kenntnisse für ihren Dienst oder Beruf erwerben wollen, so können sie mit Genehmigung des Rektors, und Beamte mit Erlaubniß ihrer Behörde die Vorträge der betreffenden Wissenschaften besuchen. Dieselben Personen können alsdann auch auf ihren Wunsch zu Prüfungen zugelassen werden, welche ihnen einen gelehrten Grad, oder ein gelehrtes Attestat zu Wege bringen.</p>
          <bibl>(Osts. Ztg.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Amerika.</head>
        <div xml:id="ar235b_004" type="jArticle">
          <head>Rio de Janeiro, 4. Jan.</head>
          <p>Ein beträchtliches Truppenkorps hat, den neuesten hierher gelangten Nachrichten zufolge, die brasilianische Gränze überschritten und ist in die Provinz Rio Grande eingedrungen. Rosas benutzt unter der Hand jedes Mittel, um seinen Streit mit Brasilien zu erweitern und das Resultat zu beschleunigen.</p>
        </div>
      </div>
      <div>
        <bibl>Redakteur en chef: <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
      </div>
      <div type="jReadersLetters" n="1">
        <div xml:id="ar235b_005" type="jArticle">
          <p>Der Korrespondenzartikel in Nro. 229 Ihrer Zeitung: Leipzig, 20. Febr., mit dem Zeichen <gap reason="illegible"/> hat, besonders unter den hiesigen Studirenden, großes Erstaunen erregt, da er so viele Dinge enthält, die wir hier in Leipzig selbst nicht wissen. Was speziell uns, die Studenten anlangt, so ist die Beschuldigung, &#x201E;daß sie eben so geistvoll und eben so geistlos, eben so zahmgermanisch, wie die zahllosen Schwünge sind,&#x201C; und weiter unten, &#x201E;daß sie den halben Tag beim Domino sitzen, daß sie, weil es den Kopf zu sehr anstrengt, ohne Kaufen spielen,&#x201C; einer Erwähnung oder Widerlegung nicht werth, eben so die geistreichen Bemerkungen über ihre &#x201E;Besoffenheit.&#x201C; Das aber, daß sie sich nicht um Politik kümmern und wie es wörtlich heißt, &#x201E;um Politik sich Keiner kümmert, daß sie hie und da bedeutungsvolle dreifarbige Bänder tragen,&#x201C; ist eine Behauptung, die blos Jemand aussprechen konnte, der sich entweder gar nicht um die Leipziger Studentenschaft kümmert, oder von ihr blos einen Theil kennen gelernt hat. Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß ein Theil derselben jenen Vorwurf verdient, in Bezug auf die Mehrheit hingegen ist dies eine offenbare Lüge. Die Leipziger Studenten betheiligten sich von jeher und wenigstens seit dem letzten Jahre, mit regem Eifer an der Politik, sowohl in Betreff der Demokratie, als auch in gegentheiligem Sinne, denn während die Ersteren dem Vaterlandsverein tüchtige Redner geliefert haben, während die Demokraten unter den Studenten bei den Wahlen zu unserm Landtage (auf den jedoch Ihr <gap reason="illegible"/>-Korrespondent mit voller Verachtung und Herablassung herabsieht) in der Umgegend Leipzigs ungemein thätig in den Wahlversammlungen &#x201E;wühlten,&#x201C; während das hiesige Museum von einer ungeheuren Masse Studenten besucht wird, hat auch die andere Partei nicht selten genug und noch neulich bei Gelegenheit der s g. Unverstandsadresse an den Minister von der Pfordte (wo die Reaktion die gehässigsten Beschimpfungen und Verdächtigungen auf unsere zweite Kammer schleuderte), ein Lebenszeichen gegeben, indem selbige von 12-15 Studenten unterzeichnet war. Daß es hier Verbindungen, sowohl Corps als Burschenschaften giebt, und diese sich durch äußere Abzeichen unterscheiden, ist ganz natürlich und wird auf jeder Universität gefunden; nur Schade, daß Ihr Herr Korrespondent nicht bemerkt hat, daß gerade die große Mehrzahl dieser Verbindungen sich eifrig &#x201E;um Politik kümmert.&#x201C; Daß wir Leipziger Studenten nicht wie unsere Brüder in Wien und Berlin thätig in die Politik eingreifen und mit den Waffen in der Hand für die Freiheit einstehen konnten, lag in den damaligen Verhältnissen, indem wir unsre s. g. Märzerrungenschaften nicht durch eine blutige, sondern durch eine friedliche Revolution durchgesetzt haben. Wenn sich der Korrespondent ferner in höhnischen Bemerkungen über unsere Kammern (welche übrigens die Zustimmung und die Sympathien des sächsischen Volks in vollem Maße besitzen) und die sächsische Demokratie ergeht, so weiß ich nicht, was er unter Demokraten versteht; leider haben wir noch nicht Gelegenheit gehabt, unsern Muth im &#x201E;passiven Widerstand&#x201C; zu zeigen.</p>
          <p>Die Bemerkungen über die Leipziger Literaten, die Gose, das Proletariat und die Bemühungen, es zu unterstützen und zu heben, endlich über die Soldaten (die bei ihrem kleinen Gehalte sich noch nie haben zu solchen Excessen hinreißen lassen, wie &#x201E;die herrlichen Kriegsheere&#x201C; mancher Staaten), sind so geistreich, daß sich Schreiber dieses nicht getraut, etwas dagegen zu sagen. Ihr Herr Correspondent scheint übrigens noch nicht lange in Leipzig zu sein, oder das politische und sociale Leben daselbst blos aus dem &#x201E;Tageblatt&#x201C; und den &#x201E;deutschen Blüthen&#x201C; studirt zu haben; denn wer auch nur einen Tag sich bemüht, Leipzig ordentlich kennen zu lernen, wird sich unmöglich zu solchen Berichten hinreißen lassen. &#x2012; Schreiber dieses hat bisher stets die Neue Rheinische Zeitung eifrig gelesen und als gutes Organ der Demokratie geschätzt, mit desto größerem Erstaunen mußte ihn sowohl ein früherer Artikel aus Sachsen, als auch besonders der ausführlichere, der ihm zu dieser Entgegnung Gelegenheit gibt, erfüllen, da er selten an der Wahrheit Ihrer Berichte gezweifelt hat und Sie nur in Etwas über uns aufklären wollte.</p>
          <p>Es lebe die Demokratie!</p>
          <p>Leipzig, den 21. Februar 1849.</p>
          <bibl><hi rendition="#g">Adolph Roch,</hi> stud. jur.</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar235b_006" type="jArticle">
          <p>Am Fastnachtsmontag saßen mehrere Bürgerfamilien, Damen und Herren, wie es hier Sitte ist, daß man Fastnachtsmontag in einem Gasthof sich etwas zu Gute thut, im Hotel Domhardt, und waren vergnügt, auch einige Herren Offiziere, darunter der famose Haudegen Hauptmann Wagner, sehr guter Bekannter von Ed. Götzen im &#x201E;Europäischen Hofe,&#x201C; war dabei; die Gesellschaft unterhielt sich wie es ging, bis auf einmal ein Möbelschreiner, van Zütpfen, Mitglied der hiesigen Loge (alle Freimaurerlogen sollen, seit daß der Prinz von Preußen Großmeister ist, sehr freisinnig geworden sein), seinen Nachbar auffordert, auf Schwarz und Weiß mit ihm zu trinken; derselbe sagt, er stieß darauf nicht an, aber auf Schwarz-Roth-Gold wolle er anstoßen. Darauf sagte v. Z., alle Demokraten seien Schweinhunde, Lumpen u. s. w, konstitutionelle Redensarten. Hierauf erklärte der nahesitzende Schönfärber Hr. Sieben, daß diese Aeußerung sehr unrecht sei, und er die Meinung eines Jeden achte, wenn sie der rechte Ausdruck seiner wahren Gesinnung sei. Diese Disharmonie, wissentlich hervorgerufen durch obigen schwarz und weißen Logenbruder, gestützt auf die Anwesenheit der Offiziere, wurde durch Sieben wieder verwischt, indem derselbe dem van Zütpfen eine Prise anbot und mit demselben anstoßen wollte.</p>
          <p>Dies ging gut, bis beim Nachhausegehen, die Damen ihre Mäntel und Hüte suchten, da entsteht wieder Tumult, und der v. Zütpfen hat wieder Krakehl mit dem Weinwirth Stelzmann, womit derselbe den ganzen Abend debattirt hatte; Sieben geht dazwischen und sagt, hier muß Alles fröhlich sein, wir wollen keine Schlägerei haben, und hält die Streitenden auseinander, hierauf erhält derselbe von der Seite vom van Zütpfen einen Schlag mit dem Thorschlüssel unter das Auge, Sieben will die Hand ergreifen, dieses gelingt ihm nicht und er erhält einen Schlag auf die Stirn, so daß das Blut ihm in die Augen floß, dieses noch nicht genug, er versetzte demselben noch einen auf den Kopf, daß es nur der Größe des Sieben nicht auf der Stelle getödtet wurde, der Getroffene hatte nur noch die Besinnung, den Arm (mit dem Schlüssel) des van Zütphen zu erfassen, und zu sagen, meine Herren seht, er hat mich damit verwundet, und nun sank der Getroffene ohnmächtig nieder. Der Constitutionelle lief noch herum und schrie, ich schlage alle Demokraten mit dem Hausschlüssel todt und verschwand.</p>
          <p>Sieben im Blute liegend, wurde erst nach Verlauf von 1 1/2 Stunde durch den von den Herrn Offizieren herbeigeholten Arzt zur Besinnung gebracht, ebenso seine Frau, welche, nachdem sie ihren Mann so bluten sah, ohnmächtig hinsank. Dieses ist der wahre Thatbestand der Sache, und heute acht Tage, nachdem dieses geschehen, hat die Justiz noch nichts in dieser Sache gethan, dem Verwundeten mußten bis heute noch alle 1/4 Stunde Eisumschläge gemacht werden, und die Verwundung ist dergestalt, daß es ein Glück, wenn Sieben davon kömmt. Die ganze Stadt sagt, wenn Sieben dieses gethan hätte, so säß er schon fest, aber der van Zütpfen das ist ein &#x2012; das ist etwas Anderes.</p>
          <p>Dieses nicht genug, so muß der arme Mann auf seinem unverschuldeten Schmerzenslager noch den Artikel in dem Lokalblatte des Muckerthal vom Sonntag lesen, wo dem Unschuldigen noch Alles, was nicht möglich sein konnte, in die Schuhe geschoben wird; es gehört wirklich ein bergischer Magen dazu, so etwas zu verdauen.</p>
          <p>Wir fordern hiermit den Herrn v. Faldern auf, zu zeigen, daß seine Worte kein leeres Geschwätz sind, die Sache gerichtlich zu untersuchen, wir würden dieses nicht gethan haben, aber der Artikel der Schinderhannes Zeitung zwingt uns dazu, wir wollen nicht, daß unser Bürger Sieben noch zu seinen constitutionellen Schmerzen, auch noch in seinem Geburtsort verkannt werde.</p>
          <p>Düsseldorf, im Februar 1849.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Meteorologische Beobachtungen.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
    </body>
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</TEI>
[1297/0001] Beilage zu Nr. 235 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Freitag 2. März 1849. [Französische Republik] [Fortsetzung] Blätter bedarf keines Commentars. Sie ist einstimmig in ihrem Haß gegen die Meternich'sche Politik Oesterreichs. ‒ Hr. Leon Faucher fährt in seinem Einschüchterungssystem fort. Der Moniteur zählt heute alle Dörfer und Flecken auf, in welchen sie sich gegen das Absägen der Freiheitsbäume, Abnehmen der rothen Mützen empörten und zwar bei Gelegenheit der unterdrückten Revolutionsfeier des 24. Febr. In vielen dieser Ortschaften rief man: Es lebe Raspail! Es lebe die Montagne! Es lebe die Guillotine! Nieder mit den Pfaffen! (à bas la calotte) Tod den Tyrannen! u. s. w. u. s. w. In Bordeaux soll ein ernster Krawall beim Einrücken der Mobilgarde, die dorthin von hier versetzt wurde, ausgebrochen sein. (Details fehlen.) Der Generalprokurator Laroche begab sich heute nach Vincennes, um den Mai-Angeklagten endlich den Anklage-Akt vorzulesen und ihnen ein gedrucktes Exemplar davon zu übergeben. Blanqui protestirt heute im „Peuple“ gegen die Extorston seiner Unterschrift unter diesen Akt in sehr energischer Weise. Morgen sollen sämmtliche Gefangene nach Bourges geschafft werden. ‒ Der Moniteur wird morgen den Ausbruch von Unruhen in Bordeaux widerlegen, die von einigen Morgenblättern gemeldet worden. Ebenso wird er gelegentlich die in der Liberté und einigen anderen Blättern erschienenen Wahlmanifeste von sich stoßen, welche von den „revolutionären“ Bonapartisten erlassen wurden. Präsident Louis Napoleon Bonaparte erklärt sich nur mit dem Wahl-Comite der Rue de Poitiers (Thiers, Molè und Comp.) in vollem Einklange. ‒ Lacordaire, der Exvolksvertreter und ehemalige Advokat, der sich wegen seiner unglücklichen Liebe zur Gräfin *** in den Dominikanerorden stürzte, hat seine Fastenpredigten in der Notre-Damekirche gestern wieder begonnen. Die vornehme Welt rennt wie besessen in diese „Conferenzen.“ Drei Stunden vor Beginn war kein Plätzchen mehr in der Kirche zu haben. Es gehört zum guten Ton, den hübschen Fanatiker als Reudezvous Platz auszubeuten. Die feinsten Toiletten waren dort wie zur Schau ausgestellt. ‒ Das gestrige Bankett im Fraternitätssaale macht Epoche. Die Debats gaben die Zahl der im Saale und auf den Galerien Anwesenden auf 2400, die Democratie pacifique auf 3000 und die Commune auf 5000 an. Alle diese Zahlen scheinen ungenau. Der Andrang war enorm. Im Saale befanden sich zwischen 3 und 4000 Gäste und etwa 1000 Personen mußten zurückgewiesen werden. Um 2 Uhr begonnen, dauerte dasselbe fünf Stunden. Wir müssen es natürlich dem Geist jeder Redaktion überlassen, in wie weit sie die dort gehaltenen Reden Ledru-Rollins, Pierre Lerouxs etc. aus der morgigen Republik (die sie am vollständigsten zu bringen verspricht) mitzutheilen, für ihre Pflicht hält. Wir haben leider weder Zeit noch Raum dafür. ‒ Freue Dich, Proletariat! So eben hat eine kleine Broschüre des legitimistischen Fahnenträgers Larochejaquelin unter dem Titel: „Freiwilliger Arbeiter-Sozialismus“ die Presse verlassen. In der Union hierüber bereits einiges Nähere. Also selbst die Legitimisten stürzen sich in den Sozialismus. Es wird täglich besser! ‒ National-Versammlung. Sitzung vom 27. Februar. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast. Fould (Spezialfreund des Präsidenten Bonaparte) überreicht mehrere Bittschriften von Arbeitern, welche von der Regierung die Mittel verlangen, nach Algerien überzusiedeln. Andrerseits melden die Blätter, daß die im Herbst dahin gefahrenen Kolonisten die Regierung beschwören, sie franco wieder nach Frankreich zurückzuspediren. An der Tagesordnung ist die Fortsetzung der Wahlgesetzdebatte. Ein Anhang zu Artikel 78: „Den Beamten ihre Grade während der Dauer ihrer Volksmandate zu sichern,“ der an den Ausschuß zur nochmaligen Prüfung gewiesen worden war, wird zunächst vorgenommen. Charlemagne erklärt im Namen des Ausschusses wiederholt, daß der Ausschuß mit dem Grundsatze, dem Beamten seine Stelle zu sichern, einverstanden sei. Dupin beantragt, daß man die Ingenieure und Architekten des Staats, wenn sie zu Deputirten gewählt würden, nicht als Demissionäre betrachte. Bineau unterstützt dies und findet die ursprüngliche Fassung des Wahlgesetzparagraphen nicht klar genug. Lagarde und Dezeimeris sehen mit Bedauern, daß die National-Versammlung in ein Heer von Details gerathe und ersuchen sie, nur die Grundsätze im Allgemeinen festzustellen. Lacrosse (Staatsbautenminister) will sich dem speziellen Eingehen nicht widersetzen und scheint eher geneigt, so vielen Beamten als möglich das Recht zuzugestehen, ihr Amt während der Mandatsdauer beizubehalten. Diese Theorie stößt aber auf lebhaften Widerspruch und die Fassung der Kommission geht durch. Artikel 87. „Die Geldentschädigung für die Deputirten ist jährlich auf 9000 Fr. veranschlagt laut Artikel 38 der Verfassung. Außer dieser Entschädigung darf mit Ausnahme der im Artikel 77 angeregten Fälle kein Deputirter einen Staatsgehalt beziehen.“ Randot schlägt 800 Fr. monatlich vor. (Oh! Oh!) Wird verworfen. Morin schlägt 6000 Fr. jährlich vor. (Oh! Oh! Lärm. Tumult. Man pfeift sogar, was einen schrecklichen Sturm hervorruft). Der Kommissionsparagraph wird angenommen. Luneau stellt den Antrag, ihm zuzufügen: „Das Dekret vom 16. Juli 1848 (welches die Taggelder der Deputirten unangreifbar erklärt) ist abgeschafft.“ Nach langer Debatte mit 542 gegen 185 Stimmen angenommen. Schölcher beantragt, den Deputirten der Colonien die Ueberfahrtskosten zu vergüten. (Ja! Ja! Nein! Nein!) Wird mit 376 gegen 314 Stimmen genehmigt. Gent frägt: von welchem Tage an ein Deputirter sein Taggeld beziehe? Billault antwortet: vom Tage der Zulassung an. Die Versammlung geht nun zum Artikel 88 und folgenden über, welche von den Strafen handeln, die auf Fälschungen, Wahlbestechungen und sonstige Manövers gesetzt sind. Artikel 88. „Fälschungen der Wahllisten u. s. w. werden mit ein- bis zwölfmonatlichem Gefängniß und 100 bis 1000 Franken Geldbuße bestraft.“ Angenommen. Artikel 89, 90, 91, 92, 93, 94 und 95 (alle von Strafbestimmungen handelnd) gehen durch. Morhery stellt den Zusatz zu Artikel 95: „Sollen mit denselben Strafen belegt werden: die Geistlichen aller Kulten, welche in den Tempeln oder an andern Orten, die dem Kultus gewidmet sind, Wahllisten austheilen, oder gegen die Wahlfreiheit der Bürger handelten, sei es, indem sie das Gewissen derselben einschüchterten, sei es durch Predigten, in denen sie einen der Kandidaten angriffen, die sich den Wählern vorstellten.“ Stimmen links: Und im Beichtstuhle den Frommen. (Oh! Oh! Lärm zur Rechten.) Morhery's Zusatz fällt durch. Die Debatte über die Art. 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106 und 107 bietet kein Interesse. (Abgebrochen.) Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen. Großbritannien. * London, 27. Februar. Unterhaus von gestern. Die gestrige Sitzung ist bemerkenswerth. Cobden brachte nämlich seinen Finanzreformplan zur vorläufigen Debatte, indem er folgende Resolution beantragte: „Da die Vermehrung der Staatsausgaben seit 1835 um die Summe von fast 10 Millionen Pf. Sterling (66 2/3 Millionen Thlr. Preuß. G.) hauptsächlich durch Vermehrung militärischer Etablissements und Auslagen für Defensiv-Rüstungen verursacht worden, diese Ausgabenvermehrung aber durch die gegenwärtigen Umstände des Landes nicht gerechtfertigt wird, weil die zur Bestreitung der Ausgaben eingetriebenen Steuern Ackerbau und Industrie hemmen und durch Steigerung der Volkslasten die zu produktiven Unternehmungen verwendbaren Fonds vermindern: so ist es zweckdienlich, die jährlichen Staatsausgaben mit aller ausführbaren Eile auf die Summe zurückzuführen, die im Jahre 1835 zur Wahrung der Sicherheit, Ehre und Würde der Nation hinreichte.“ In seiner Auseinandersetzung der Resolution bemerkte Cobden zuvörderst: es möge kein Mitglied etwa den Schluß ziehen, als verlange er die beantragte Reduktion instanter, augenblicklich, durchgeführt. Er bezwecke, dem Hause zum Aussprechen seiner Ansicht in Betreff der Ausgabenverminderung Gelegenheit zu verschaffen. Hierauf verglich er eine Menge Posten in den Budgets von England und Frankreich untereinander und wies nach, daß diese Ausgabe-Posten in England, trotz der viel geringern Bevölkerung, doch bei weitem höher seien als in Frankreich. Er warf dann auch einen Blick auf die übermäßigen Kommunallasten in England, woran hauptsächlich das Parlament Schuld sei. Weiterhin stellte er zwischen den Budgets von 1835 und 1848 eine genaue Vergleichung an, wobei er besonders die enorme Summe von 18 Millionen Pf. St. (140 Millionen Thlr. Preuß. Cour.) für Militär und Marine hervorhob und die Ursachen der ungeheuren Vermehrung dieses Items seit 1835 nachwies. Er entwarf eine Skizze von der politischen Lage des Landes während der letzten 14 Jahre und von den theils wirklichen, theils eingebildeten Befürchtungen, durch welche sich das Haus verleiten ließ, die Vermehrung des Landheeres und der Seemacht zu bewilligen. Jetzt seien Englands Verhältnisse zu auswärtigen Mächten auf viel sicherm und beruhigenderm Fuße als 1835. Machen wir uns also unsere insulare Lage zu Nutze, rennen wir nicht blindlings in die innern Streitigkeiten fremder Länder hinein, so brauchen wir kein höheres Budget, als das von 1835 war. Es gab nie eine Zeit, wo in Rücksicht seiner auswärtigen Verhältnisse England in „stillerem Wasser“ gelegen hätte, als gegenwärtig. In Bezug auf die Kolonieen und die erstaunlichen Kosten, welche bisher für sie aufgebracht wurden, frage er das Haus, ob die Kolonieen sich nicht selbst erhalten sollten? denn sei es nicht eine monströse Ungerechtigkeit, daß die Kolonieen in Anbetracht der ihnen ohnedem erwachsenden Vortheile noch von dem englischen Volke durch Steuern unterstützt werden sollten, während das englische Volk aus den Kolonieen keinen größern Nutzen ziehe, als jede andre Nation? Was sodann die einheimischen Rüstungen anlange, so liege weder in England, noch selbst in Irland ein wirklich hinreichender Grund vor, eine so starke Militärmacht, als ministerieller Seits beantragt werde, auf den Beinen zu erhalten. Die Minister hätten in Betreff Irlands stark übertrieben ‒ aus Partei-Interesse. Cobden ging dann zu den Vortheilen über, welche jeder Zweig der Industrie, so wie auch der Ackerbau aus der vorgeschlagenen Ausgabenverminderung ziehen würden. Letztere könne eben nur durch Reduction der Land- und Seemacht bewirkt werden. Auf diesem Wege sei die Gesammtausgabe auf das Maaß von 1835 zu ermäßigen und es würde sich noch ein Ueberschuß von 1 1/2 Mill. Pf. Sterl. für die Bedürfnisse der Civil-Verwaltung ergeben. Der Schatzkanzler Sir Eh. Wood trat nun zur Entgegnung auf. Er war blaß, langweilig und kraftlos. Die Oekonomie des Ministeriums wollte er aus der vom Kabinet vorgeschlagenen Ausgaben-Reduktion von circa 1 1/2 Mill. darthun. Für die Cobden'sche Resolution sprachen hierauf: J. O'Connel, Evans, Hume, M. Gibson, Bright; dawider traten auf: Herries, Urguhart, Anstey, der unvermeidliche Schwätzer Oberst Sibthorp und Drummond. Der Antrag Cobdens wurde schließlich mit 275 gegen 78 Stimmen ‒ also mit einer Majorität von 197 St. ‒ verworfen. Das Haus vertagte sich um 1 Uhr nach Mitternacht. Rußland. Petersburg, 18. Febr. Nach der Zeitschrift des Ministeriums des Innern belief sich der Werth des unbeweglichen Eigenthums der Stadt Petersburg im Jahre 1848 auf 89,980,600 R. S. und hat sich in den verflossenen 45 Jahren der Werth um 40,150,000 R. S. vermehrt. Die Stadtabgaben belaufen sich auf auf 945,000 R. S. und etwas darüber. Die Miethe der 6,264 abgeschätzten Privathäuser beträgt mehr als 10 Mill. R. S. Die Gesammtzahl der vermietheten Quartiere ist 48,211. Im Jahre 1846 waren in Petersburg 468,500 Einwohner. ‒ Dem von der Petersburger Akademie herausgegebenen Kalender auf das Jahr 1849 zufolge, umfaßt das Europäische Rußland einen Flächeninhalt von 90,117 Quadratmeilen mit einer Bevölkerung von 54,490,000 Individuen; das Königreich Polen 2320 Quadratmeilen mit 4,589,000 Bewohnern; das Großfürstenthum Finnland 6844 Quadratmeilen mit 1,549,700 Einwohnern. An Gold wurden 1847 gewonnen 1990 Pud, Platina 1 Pud, Silber 1298 Pud. Die Reichsschuld wird angegeben auf 300,001,200 R. S. Davon belief sich die auswärtige determinirte Schuld auf 60,830,000 Holl. fl., die undeterminirte auf 220,490,900 fl, die innere auf 51,490,760 R. S. Die Klasse der Privatzuhörer in den Universitäten soll künftig nach einem Befehle des Kaisers nicht mehr bestehen. Wenn Personen freien Standes sich specielle Kenntnisse für ihren Dienst oder Beruf erwerben wollen, so können sie mit Genehmigung des Rektors, und Beamte mit Erlaubniß ihrer Behörde die Vorträge der betreffenden Wissenschaften besuchen. Dieselben Personen können alsdann auch auf ihren Wunsch zu Prüfungen zugelassen werden, welche ihnen einen gelehrten Grad, oder ein gelehrtes Attestat zu Wege bringen. (Osts. Ztg.) Amerika. Rio de Janeiro, 4. Jan. Ein beträchtliches Truppenkorps hat, den neuesten hierher gelangten Nachrichten zufolge, die brasilianische Gränze überschritten und ist in die Provinz Rio Grande eingedrungen. Rosas benutzt unter der Hand jedes Mittel, um seinen Streit mit Brasilien zu erweitern und das Resultat zu beschleunigen. Redakteur en chef: Karl Marx. Der Korrespondenzartikel in Nro. 229 Ihrer Zeitung: Leipzig, 20. Febr., mit dem Zeichen _ hat, besonders unter den hiesigen Studirenden, großes Erstaunen erregt, da er so viele Dinge enthält, die wir hier in Leipzig selbst nicht wissen. Was speziell uns, die Studenten anlangt, so ist die Beschuldigung, „daß sie eben so geistvoll und eben so geistlos, eben so zahmgermanisch, wie die zahllosen Schwünge sind,“ und weiter unten, „daß sie den halben Tag beim Domino sitzen, daß sie, weil es den Kopf zu sehr anstrengt, ohne Kaufen spielen,“ einer Erwähnung oder Widerlegung nicht werth, eben so die geistreichen Bemerkungen über ihre „Besoffenheit.“ Das aber, daß sie sich nicht um Politik kümmern und wie es wörtlich heißt, „um Politik sich Keiner kümmert, daß sie hie und da bedeutungsvolle dreifarbige Bänder tragen,“ ist eine Behauptung, die blos Jemand aussprechen konnte, der sich entweder gar nicht um die Leipziger Studentenschaft kümmert, oder von ihr blos einen Theil kennen gelernt hat. Es ist allerdings nicht zu leugnen, daß ein Theil derselben jenen Vorwurf verdient, in Bezug auf die Mehrheit hingegen ist dies eine offenbare Lüge. Die Leipziger Studenten betheiligten sich von jeher und wenigstens seit dem letzten Jahre, mit regem Eifer an der Politik, sowohl in Betreff der Demokratie, als auch in gegentheiligem Sinne, denn während die Ersteren dem Vaterlandsverein tüchtige Redner geliefert haben, während die Demokraten unter den Studenten bei den Wahlen zu unserm Landtage (auf den jedoch Ihr _ -Korrespondent mit voller Verachtung und Herablassung herabsieht) in der Umgegend Leipzigs ungemein thätig in den Wahlversammlungen „wühlten,“ während das hiesige Museum von einer ungeheuren Masse Studenten besucht wird, hat auch die andere Partei nicht selten genug und noch neulich bei Gelegenheit der s g. Unverstandsadresse an den Minister von der Pfordte (wo die Reaktion die gehässigsten Beschimpfungen und Verdächtigungen auf unsere zweite Kammer schleuderte), ein Lebenszeichen gegeben, indem selbige von 12-15 Studenten unterzeichnet war. Daß es hier Verbindungen, sowohl Corps als Burschenschaften giebt, und diese sich durch äußere Abzeichen unterscheiden, ist ganz natürlich und wird auf jeder Universität gefunden; nur Schade, daß Ihr Herr Korrespondent nicht bemerkt hat, daß gerade die große Mehrzahl dieser Verbindungen sich eifrig „um Politik kümmert.“ Daß wir Leipziger Studenten nicht wie unsere Brüder in Wien und Berlin thätig in die Politik eingreifen und mit den Waffen in der Hand für die Freiheit einstehen konnten, lag in den damaligen Verhältnissen, indem wir unsre s. g. Märzerrungenschaften nicht durch eine blutige, sondern durch eine friedliche Revolution durchgesetzt haben. Wenn sich der Korrespondent ferner in höhnischen Bemerkungen über unsere Kammern (welche übrigens die Zustimmung und die Sympathien des sächsischen Volks in vollem Maße besitzen) und die sächsische Demokratie ergeht, so weiß ich nicht, was er unter Demokraten versteht; leider haben wir noch nicht Gelegenheit gehabt, unsern Muth im „passiven Widerstand“ zu zeigen. Die Bemerkungen über die Leipziger Literaten, die Gose, das Proletariat und die Bemühungen, es zu unterstützen und zu heben, endlich über die Soldaten (die bei ihrem kleinen Gehalte sich noch nie haben zu solchen Excessen hinreißen lassen, wie „die herrlichen Kriegsheere“ mancher Staaten), sind so geistreich, daß sich Schreiber dieses nicht getraut, etwas dagegen zu sagen. Ihr Herr Correspondent scheint übrigens noch nicht lange in Leipzig zu sein, oder das politische und sociale Leben daselbst blos aus dem „Tageblatt“ und den „deutschen Blüthen“ studirt zu haben; denn wer auch nur einen Tag sich bemüht, Leipzig ordentlich kennen zu lernen, wird sich unmöglich zu solchen Berichten hinreißen lassen. ‒ Schreiber dieses hat bisher stets die Neue Rheinische Zeitung eifrig gelesen und als gutes Organ der Demokratie geschätzt, mit desto größerem Erstaunen mußte ihn sowohl ein früherer Artikel aus Sachsen, als auch besonders der ausführlichere, der ihm zu dieser Entgegnung Gelegenheit gibt, erfüllen, da er selten an der Wahrheit Ihrer Berichte gezweifelt hat und Sie nur in Etwas über uns aufklären wollte. Es lebe die Demokratie! Leipzig, den 21. Februar 1849. Adolph Roch, stud. jur. Am Fastnachtsmontag saßen mehrere Bürgerfamilien, Damen und Herren, wie es hier Sitte ist, daß man Fastnachtsmontag in einem Gasthof sich etwas zu Gute thut, im Hotel Domhardt, und waren vergnügt, auch einige Herren Offiziere, darunter der famose Haudegen Hauptmann Wagner, sehr guter Bekannter von Ed. Götzen im „Europäischen Hofe,“ war dabei; die Gesellschaft unterhielt sich wie es ging, bis auf einmal ein Möbelschreiner, van Zütpfen, Mitglied der hiesigen Loge (alle Freimaurerlogen sollen, seit daß der Prinz von Preußen Großmeister ist, sehr freisinnig geworden sein), seinen Nachbar auffordert, auf Schwarz und Weiß mit ihm zu trinken; derselbe sagt, er stieß darauf nicht an, aber auf Schwarz-Roth-Gold wolle er anstoßen. Darauf sagte v. Z., alle Demokraten seien Schweinhunde, Lumpen u. s. w, konstitutionelle Redensarten. Hierauf erklärte der nahesitzende Schönfärber Hr. Sieben, daß diese Aeußerung sehr unrecht sei, und er die Meinung eines Jeden achte, wenn sie der rechte Ausdruck seiner wahren Gesinnung sei. Diese Disharmonie, wissentlich hervorgerufen durch obigen schwarz und weißen Logenbruder, gestützt auf die Anwesenheit der Offiziere, wurde durch Sieben wieder verwischt, indem derselbe dem van Zütpfen eine Prise anbot und mit demselben anstoßen wollte. Dies ging gut, bis beim Nachhausegehen, die Damen ihre Mäntel und Hüte suchten, da entsteht wieder Tumult, und der v. Zütpfen hat wieder Krakehl mit dem Weinwirth Stelzmann, womit derselbe den ganzen Abend debattirt hatte; Sieben geht dazwischen und sagt, hier muß Alles fröhlich sein, wir wollen keine Schlägerei haben, und hält die Streitenden auseinander, hierauf erhält derselbe von der Seite vom van Zütpfen einen Schlag mit dem Thorschlüssel unter das Auge, Sieben will die Hand ergreifen, dieses gelingt ihm nicht und er erhält einen Schlag auf die Stirn, so daß das Blut ihm in die Augen floß, dieses noch nicht genug, er versetzte demselben noch einen auf den Kopf, daß es nur der Größe des Sieben nicht auf der Stelle getödtet wurde, der Getroffene hatte nur noch die Besinnung, den Arm (mit dem Schlüssel) des van Zütphen zu erfassen, und zu sagen, meine Herren seht, er hat mich damit verwundet, und nun sank der Getroffene ohnmächtig nieder. Der Constitutionelle lief noch herum und schrie, ich schlage alle Demokraten mit dem Hausschlüssel todt und verschwand. Sieben im Blute liegend, wurde erst nach Verlauf von 1 1/2 Stunde durch den von den Herrn Offizieren herbeigeholten Arzt zur Besinnung gebracht, ebenso seine Frau, welche, nachdem sie ihren Mann so bluten sah, ohnmächtig hinsank. Dieses ist der wahre Thatbestand der Sache, und heute acht Tage, nachdem dieses geschehen, hat die Justiz noch nichts in dieser Sache gethan, dem Verwundeten mußten bis heute noch alle 1/4 Stunde Eisumschläge gemacht werden, und die Verwundung ist dergestalt, daß es ein Glück, wenn Sieben davon kömmt. Die ganze Stadt sagt, wenn Sieben dieses gethan hätte, so säß er schon fest, aber der van Zütpfen das ist ein ‒ das ist etwas Anderes. Dieses nicht genug, so muß der arme Mann auf seinem unverschuldeten Schmerzenslager noch den Artikel in dem Lokalblatte des Muckerthal vom Sonntag lesen, wo dem Unschuldigen noch Alles, was nicht möglich sein konnte, in die Schuhe geschoben wird; es gehört wirklich ein bergischer Magen dazu, so etwas zu verdauen. Wir fordern hiermit den Herrn v. Faldern auf, zu zeigen, daß seine Worte kein leeres Geschwätz sind, die Sache gerichtlich zu untersuchen, wir würden dieses nicht gethan haben, aber der Artikel der Schinderhannes Zeitung zwingt uns dazu, wir wollen nicht, daß unser Bürger Sieben noch zu seinen constitutionellen Schmerzen, auch noch in seinem Geburtsort verkannt werde. Düsseldorf, im Februar 1849. Meteorologische Beobachtungen. _

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 235. Köln, Freitag, 2. März 1849. Beilage, S. 1297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz235b_1849/1>, abgerufen am 21.11.2024.