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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 237. Köln, 4. März 1849. Zweite Ausgabe.

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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 237. Köln, Sonntag, den 4. März. 1849.

Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr.7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. -- Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Reusseau.

Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet.

Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis.

Nur frankirte Briefe werden angenommen.

Expedition Unter Hutmacher Nro. 17.

Zweite Ausgabe.
Deutschland.
109 Düsseldorf, 3. März.

In seinem Zorn hat der Herr Berlin mit einem Wrangel, einem Hinckeldey gestraft; uns aber mit einem Mirbach, einem Ammon, einem Faldern.

Die "freisinnige" oktroyirte Verfassung, welche alle "Errungenschaften" sichert und "garantirt", sie muß nur recht verstanden, recht ausgeführt werden. Mirbach denkt, Faldern führt aus, und Ammon -- nun, Ammon hat alle Cabinetsordres und Verordnungen vom 15ten Jahrhundert an auswendig gelernt, und weiß sie zur rechten Zeit auszuführen, um die ungesetzlichsten Handlungen der Polizei zu gesetzlichen zu machen. Ob diese vermoderten Verordnungen seitdem aufgehoben sind, wer kann es ihm beweisen, ob sie in geradem Widerspruche mit allen jetzt geltenden Gesetzen und sogar mit der oktroyirten Verfassung stehen, was scheert es ihn?

Nichts natürlicher, als daß diesen Herren das Versammlungsrecht sehr im Wege steht. -- Was bleibt da für so energische, thätige Männer übrig, als das Versammlungsrecht da, wo es sie in ihrer "väterlichen Sorge für die Ruhe der Stadt" genirt, auf irgend eine Weise zu unterdrücken? -- Es konnte uns daher durchaus nicht wundern, daß gestern Abend die Polizei ohne weiteres gewaltsam in das Lokal des "Volksklubs" drang. Man war darauf vorbereitet, und machte daher den eindringenden Kommissar darauf aufmerksam, daß hier eine geschlossene Gesellschaft sei, und daß er, wenn er herein wolle, vorerst eine Karte lösen und seine Waffen ablegen müsse. Wolle er dies nicht, so möge er draußen bleiben, da er kein Recht habe, in eine geschlossene Gesellschaft zu dringen. -- Zum Beweise, daß hier kein öffentliches Lokal sei, wurde ihm der zwischen dem Vorstand und dem Hausbesitzer abgeschlossene Miethvertrag vorgelegt; man erinnerte ihn an den Paragraphen der Verfassung, wonach die Bürger sich nur ohne Waffen versammeln dürfen, und worin durchaus keine Ausnahme für Beamte der Polizei gemacht ist. Umsonst! Der Mann antwortete ganz richtig: "Meine Herren, Sie können mich ja nachher verklagen." Freilich, er stützte sich einerseits auf eine für eventuelle Fälle in der nächsten Straße aufgestellte Compagnie Jäger und auf die ihn begleitenden Gensd'armen und Polizisten, andererseits auf die, noch nicht "aufgehobenen" Verordnungen, welche Hr. Ammon so glücklich den eben vorliegenden Fällen anzupassen versteht. Natürlich hielt der Vorstand es nicht für angemessen, unter Bewachung eines halben Dutzend Polizisten die Sitzung zu eröffnen. Unterdessen war der Unwille der Anwesenden immer größer und drohender geworden, und ich kann Sie versichern, daß die Häscherbande nicht mit heiler Haut davon gekommen wäre, wenn der Vorstand nicht energisch die Ruhe aufrecht erhalten hätte. Letzterer wird natürlich die Beamten der Polizei wegen Ueberschreitung ihrer Amtsbefugnisse belangen. Aber das Schicksal dieser Klage liegt in den paar Worten des Polizeikommissars: "Meine Herren, Sie können mich ja nachher verklagen." Hinter ihm steht ja der Wächter des Gesetzes, Herr v. Ammon, stellvertretender Oberprokurator. Wir geben diesem jedoch den wohlmeinenden Rath, die Geduld des Volksklubs und seines Vorstandes nicht zu sehr auf die Probe zu setzen; letzterer möchte es bald müde werden, die Häscher vor dem gerechten Unwillen des Volks zu schützen.

Sie werden sich wundern, daß solche Dinge hier vorkommen können, daß die Behörden der hiesigen Bürgerschaft gegenüber, die als so demokratisch bekannt ist, solchen Muth haben. -- Die Errklärung ist leicht. Die hiesige offizielle demokratische Partei, die Partei des Hrn. Wesendonk, ist ganz einverstanden mit den Maßregeln der Polizei, wenn sie auf den Volksklub angewandt werden. Es ist die Partei, die sich unter allen Umständen möglich erhalten will. Das demokratische in ihrer Tendenz löst sich auf in eine geringe Quantität Philantropismus. Zum Beweis nur folgendes: Diese Partei will jetzt einen Verein bilden. Man will sich aber nicht kompromittiren, um nach den gerade eintretenden Verhältnissen immer den Mantel nach dem Winde hängen zu können. Das kann dieser Verein nur, wenn er nicht öffentlich eine bestimmte Tendenz ausspricht, an der er nachher doch festhalten müßte. Man wird ihn also: "Politischer (?!) Verein" nennen. Und das sind Demokraten! Der Zweck dieses Vereins ist folgendermaßen angegeben: a) die Förderung der demokratischen Grundlage (die berühmte "allerbreiteste"?) im Staate. b) Die Einheit Deutschland's (ist das ein guter Einfall von Hrn. Wesendonk?). Und das sind Demokraten? In dem Entwurf zum Statut sind außerdem folgende Bestimmungen: "die Aufnahme neuer Mitglieder geschieht durch den Vorstand. Findet dieser Bedenken (!), so hat er den Angemeldeten einer Ballotage (!!) zu unterwerfen, bei welcher die absolute Majorität der anwesenden Vereinsmitglieder entscheidet." Ferner:"Jedes Mitglied zahlt monatlich praenumerando 2 1/2 Sgr. an den Kassirer"!!! Das heißt, dieser Verein, der die demokratische Grundlage im Staate fördern soll, will unter seinen Mitgliedern keine Arbeiter haben. Jeder Düsseldorfer weiß, daß die hiesigen Arbeiter, die fast keine Beschäftigung haben, nicht im Stande sind, diesen Beitrag zu zahlen! Und das sind Demokraten? Es wird Ihnen jetzt klar sein, was diese Herren unter Förderung der "demokratischen Grundlage" verstehen. Der Entwurf zum Statut ist mitunterzeichnet von Bloem und Euler, den Häuptern der hiesigen offiziellen demokratischen Partei, den Mitgliedern der ehemaligen Linken der nach Hause geschickten Vereinbarer.

Wundern Sie sich noch, daß die hiesigen Beamten in der angegebenen Weise aufzutreten wagen?

215 Kreuznach, 2. März.

Am 25. Februar wurde hier auf Veranlassung des demokratischen Vereins der Jahrestag der franz. Revolution gefeiert. Gegen eine Karte zu 6 Sgr., wofür Speisen und Trank verabreicht wurden, war der Eintritt gestattet. Leider mußten viele Demokraten, der Beschränktheit des Raumes wegen, den Genuß entbehren, der Feier beiwohnen zu können.

Der erste Toast galt der "permanenten Revolution," permanent bis dahin, daß die Sache des Volks siegreich dastehe. Dann spielte ein Musikchor die Marseillaise. Nun folgten Toaste auf die Arbeiter, die politischen Gefangenen, die römische Republik, die Ungarn und Kossuth und m. A., unter beständiger Abwechselung von Musik und Gesang.

# Berlin, 2. März.

Der Abg. Peltzer (aus Remscheid) beginnt wieder seine alten Gemeinheiten. Heute bestritt er bei dem Abg. Arntz, welcher mit ihm in der Nationalversammlung tagte, die Qualifikation eines Preußen, weil derselbe sich als politischer Flüchtling zehn Jahre lang im Auslande aufgehalten habe. Die Deduktion, welche sich sowohl auf den Code civil als ein preußisches Machwerk bezog, ist zu bornirt, um sie hier anführen zu können. Bei der Verfolgung der Demagogen fand es Arntz gerathen, in Brüssel mehrere Jahre die Advokatur auszuüben, und derselbe übernahm später auf 3 Jahre an der dortigen Universität eine Professur. Selbst die ganze Rechte erhob sich gegen den berüchtigten Peltzer, der sich nun bitter beklagte, daß ihn die eigene Partei im Stiche gelassen habe. Zum Ueberflusse setze ich noch hinzu, daß Arntz sich nicht entfernte, um sich im Auslande bleibend niederzulassen, sondern blos um der Verfolgung zu entgehen. Die genannte Universität ist ferner keine Staats-, sondern eine städtische Anstalt. Endlich kehrte Arntz 1841, nachdem die politischen Flüchtlinge amnestirt waren, in den diesseitigen Staat zurück.

216 Berlin, 2. März.

So wie in der Erde oft zufällig Knochen und Gerippe von Unthieren gefunden werden, so liefern die Wahlakten der II. Kammer nicht minder überraschende Reste der bureaukratischen Zeit. Z. B. wohlrubrizirte Conduiten-Listen über die Abgeordneten, welche alle zu beseitigen, selbst dem scharfen Auge eines Manteufelchen, wie einzelne Aktenstöße beweisen, nicht gelungen ist. Dahin gehört auch eine schöne Korrespondenz des Landrathes von Korschenbahr an seinen Kollegen von Rohrscheidt, welche also lautet:

"Ew. Hochwohlgeboren beehre ich mich die Anlage ergebenst zu überreichen, woraus Hochdieselben geneigtest entnehmen werden, daß die angefochtene Wahl, die an sich eine gute zu nennen, da Scholz Krebs ein ganz gesinnungstüchtiger Mann ist, in durchaus legaler Form vollzogen worden ist. Die Kosten betragen zehn Silbergroschen, welche meines Erachtens dem falschen Denuncianten, der ein unruhiger Kopf ist, zu Last fallen dürften. Strehlen, 4. Februar 1849."

Ob die Beschwerde des "unruhigen Kopfes" eine grundlose war, darüber ist von der Kammer noch nicht entschieden worden.

X Berlin, 2. März.

Die Kattundrucker, welche bekanntlich schon im vorigen Sommer in so heftige Differenzen mit den Fabrikherren geriethen, daß mehrere Male die lebhaftesten Besorgnisse für die Fabriken entstanden und die Bürgerwehr zum Schutz derselben ausrücken mußte, sind gegenwärtig von Neuem aufständig geworden. Nach einer drohenden Sprache, welche von ihnen in den letzten Wochen in einer Zeitungs-Polemik mit den Fabrikherren geführt wurde, begannen sie sich gestern vor der Goldschmith'schen Fabrik zusammenzurotten und mit Zerschlagen der Pressen zu drohen. Der Grund ihrer Unzufriedenheit soll folgender sein: Schon durch die Arbeitseinstellungen im vorigen Jahre wurden viele Kattundrucker brodlos und die Fabrikherren verstanden sich deßhalb dahin, diese Arbeiter unter sich zu vertheilen und ihnen einen täglichen Lohn von 10 Sgr. zu gewähren, auch wenn sie nur wenig, leicht oder gar nicht beschäftigt würden. Mit jenem Abkommen wurden die Arbeiter ruhig erhalten. Die Fabrikherren kündigten aber dasselbe zum 1. März, während die Arbeiter der Ansicht waren, ein ständiges Recht auf 10 Sgr. erworben zu haben. So entstand Unzufriedenheit und Tumult. Es mußten gestern zwei Compagnieen von den Garde-Schützen ausrücken um die, sich vor den Fabriken zusammen rottirten Arbeiter zu verjagen. Dieselben stellten sich in starken Haufen auf und wollten weder dem vorrückenden Militär, noch dem Hornsignale weichen, erst als vor ihren Augen scharf geladen und zum Anschlagen commandirt wurde, zogen sie sich zurück, traten aber tausend Schritt weiter abermals zusammen, und konnten erst nach und nach durch Wiederholung des vorigen Manövers auseinander getrieben werden. Ein Blutvergießen ist dabei glücklicher Weise nicht vorgekommen, jedoch sind mehrere Verhaftungen erfolgt. Das Militär in der nächstgelegenen Caserne ist mit Sack und Pack consignirt worden, um in jeder Minute ausrücken zu können.

Die hiesigen Zimmerleute hielten gestern Abend in einem Lokal der Dorotheenstraße eine stark besuchte Versammlung, in welcher es zu lebhaften Debatten über eine Mittheilung kam, daß der nach den Märztagen erhöhte Arbeitslohn wieder auf den frühern geringeren Satz reduzirt werden sollte. Man beschloß endlich, wenn dies mit Ende der Woche eintreten würde, sammt und sonders die Arbeit einzustellen. Es verlautet auch in andern Gewerken, daß die frühern Lohnerhöhungen zurückgezogen werden sollen, worüber nicht unbedeutende Aufregungen kund werden.

Wir haben bereits erwähnt, daß bei dem Buchhändler Löwenherz in Folge einer Haussuchung mißliebige Drucksachen mit Beschlag belegt wurden. Gestern hat nun der General Wrangel auch den Laden schließen lassen. Ebenso ist jetzt auch die Steindruckerei des Buchhändlers Reichhardt geschlossen, nachdem die Buchdruckerei früher geschlossen war. Reichhardt remonstrirte gegen die letztere Maßregel persönlich bei Herrn v. Wrangel, und zwar in etwas pikanter Weise; er erreichte aber nur, daß auch die Steindruckerei geschlossen ward. Eine kleine Broschüre vom Herrn R. erzählt diese Vorgänge. Auch gegen den Buchhändler A. Hoffmann, den Verleger des Kladderadatsch, schwebt wieder ein Prozeß wegen Verkaufs des verbotenen "blauen Montags." Leider pflegen Polizeiangehörige solche Ankäufe zum Behuf der Denunziation selbst zu machen oder machen zu lassen.

Eine große Anzahl demokratischer Wahlmänner hielt gestern Abend im Schützenhause aus Veranlassung des glücklichen Ausganges der Nachwahlen zur zweiten Kammer eine festliche Sitzung. Der Abg. Jung hielt die Festrede, in welcher er Bruno Bauer zu der nöthig gewordenen Neuwahl nach Frankf. empfahl und zugleich erklärte, daß er jede noch etwa anderswo auf ihn fallende Wahl annehmen werde, um dem bekannten Kritiker hier den Platz zu räumen. Ziegler ist gestern sofort nach seiner erfolgten Wahl nach Brandenburg abgereist. Für Löw aus Kalbe hatte sich der Freihandelsverein sehr interessirt und hofft noch immer ihn irgend wo anders durchzubringen. -- Die Börse war in Folge der demokratischen Wahlen gestern noch flauer als sonst, und die Bourgeoisie ist durchweg sehr ungehalten.

* Berlin, 2. März.

In der Parteiversammlung der Rechten wurde gestern Abend der Antrag gestellt, die Abgeordneten, welche bei der Steuerverweigerung sich betheiligt hätten, nach §. 5 der oktroyirten Geschäftsordnung auszuschließen. Dieser Antrag wurde zwar sehr lebhaft unterstützt durch Kleist-Netzow und Consorten, doch ging man leider zur Tagesordnung über.

Bei den heute stattgefundenen Nachwahlen zur ersten Kammer wurden hier G.-Rath Dietrici, Stadtsyndicus Möwes und Stadtrath Keibel gewählt.

Die zweite Kammer beschäftigte sich heute mit der Prüfung der Wahlprotokolle. Es wurden etwa 100 Wahlen für gültig erklärt und keine beanstandet.

Der Abg. Groneweg aus Westphalen, dessen Wahl in der Abtheilung für gültig erklärt wurde, sitzt noch zu Münster im Zuchthause. Schneider aus Köln wird deshalb den dringlichen Antrag stellen, sogleich Groneweg's Freilassung anzuordnen.

Selbst bei den geringfügigen Gelegenheiten, durch welche sich die Mitglieder des Ministeriums veranlaßt sahen, das Wort zu ergreifen, zeigten sie ihre vollkommen parlamentarische Unfähigkeit. Sogar Manteuffel, der große Redner des ersten Vereinigten, sprach sehr ungeschickt und gereizt, als er von Bucher u. A. scharf angegriffen wurde.

Berlin, 2. März.

An den Magistrat ist Seitens des Kriegsministeriums die Forderung gestellt, Ersatz für 200,000 Patronen zu leisten, welche am 16. Oktober v. J. bei dem Arbeiteraufstande an die Bürgerwehr -- jedes Bataillon erhielt 2500 Stück -- verabreicht wurden. Der Magistrat ist jetzt im Begriff, diese Patronen, so weit dieselben nicht verschossen sind, zu ermitteln, um die Erstattung in natura zu bewirken, da der Werth sich auf die nicht ganz unbeträchtliche Summe von circa 10 Thlr. pro 1000 Stück beläuft.

Creutzburg.

Denken Sie sich, auch unser Wahlmänner-Verein ist sofort in Oppeln denunzirt worden, als "politischer Klub," der sich im Belagerungszustande gebildet habe! -- Bereits vor 8 Tagen kam in Folge dessen von Oppeln ein Citissime an den Magistrat zur Berichterstattung darüber, und es sollen besonders 5 Fragen (wahrscheinlich über die Persönlichkeiten) darin zur Beantwortung vorgelegt worden sein. Die Sache kann vielleicht noch interessant werden; denn wenn -- wie leicht möglich -- der Verein verboten werden sollte, so beabsichtigen dessen Glieder allsogleich in Berlin Beschwerde zu führen.

Wie wir hören, soll von den bei dem in Neu-Karmunkau am 19. d. stattgehabten Krawall verwundeten 2 Frauen die eine Tags darauf abortirt haben. Das gepfändete Vieh ist hier bereits öffentlich versteigert worden. Die Familien und Anverwandten der abgeführten Aufsässigen befinden sich in großer Angst um dieselben. -- Von einem Aufhören des Belagerungszustandes verlautet nun nichts mehr, vielmehr scheint derselbe jetzt eher strenger gehandhabt werden zu sollen.

(Telegr.)
München, 27. Febr.

Das neueste Gerücht, welches unsere Stadt durchläuft, ist, daß Herr Stockinger als Minister des Innern berufen, und mit der Neubildung des Gesammtministeriums beauftragt sei. Hr. Heintz, heißt es weiter, würde unter diesen Verhältnissen Minister der Justiz verbleiben.

12 Nürnberg, 1. März.

Gehen diese Menschen her und verbreiten bis nach München hinauf das Gerücht, in Nürnberg wolle man die Republik proklamiren. Was gab Veranlassung dazu? Der politische Verein, der die Demokratie am lautersten erstrebt, veranstaltete am Jahrestag der französischen Februarrevolution ein demokratisches Bankett und lud dazu die gleichgesinnten Vereine ein. Dieses sehr zahlreich besuchte Bankett hatte zwar in aller Ruhe und Ordnung stattgefunden, nichtsdestoweniger kam der Präsident der Kreisregierung von Mittelfranken gefahren und auch andere Leute liefen daher, um zu sehen, ob denn wirklich die Republik sich zeigen werde und wie sie wohl aussehe. Die Republik zeigte sich aber nirgends, in Wahrheit wurde jedoch allen Ernstes davon gesprochen, daß, wenn die hirnverbrannten, vom Pfaffenvolk bearbeiteten Altbaiern so fortmachen, die Kluft zwischen den Franken und Pfälzern endlich so weit werden möchte, daß eine Trennung auf jedem möglichen Wege ernstlich gefordert wird. Unter den Franken, namentlich unter dem Landvolke, herrscht eine so aufgeregte Stimmung, daß man sich nur einen Begriff davon machen kann, wenn man in der Nähe oder vielmehr mitten unter dieser Bewegung sich befindet. Gestern kam wieder Artillerieverstärkung hier an und es soll deren noch mehr folgen, auch hat die Stadtkommandantschaft die runden Thürme an unseren

Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 237. Köln, Sonntag, den 4. März. 1849.

Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr.7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Reusseau.

Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet.

Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis.

Nur frankirte Briefe werden angenommen.

Expedition Unter Hutmacher Nro. 17.

Zweite Ausgabe.
Deutschland.
109 Düsseldorf, 3. März.

In seinem Zorn hat der Herr Berlin mit einem Wrangel, einem Hinckeldey gestraft; uns aber mit einem Mirbach, einem Ammon, einem Faldern.

Die „freisinnige“ oktroyirte Verfassung, welche alle „Errungenschaften“ sichert und „garantirt“, sie muß nur recht verstanden, recht ausgeführt werden. Mirbach denkt, Faldern führt aus, und Ammon — nun, Ammon hat alle Cabinetsordres und Verordnungen vom 15ten Jahrhundert an auswendig gelernt, und weiß sie zur rechten Zeit auszuführen, um die ungesetzlichsten Handlungen der Polizei zu gesetzlichen zu machen. Ob diese vermoderten Verordnungen seitdem aufgehoben sind, wer kann es ihm beweisen, ob sie in geradem Widerspruche mit allen jetzt geltenden Gesetzen und sogar mit der oktroyirten Verfassung stehen, was scheert es ihn?

Nichts natürlicher, als daß diesen Herren das Versammlungsrecht sehr im Wege steht. — Was bleibt da für so energische, thätige Männer übrig, als das Versammlungsrecht da, wo es sie in ihrer „väterlichen Sorge für die Ruhe der Stadt“ genirt, auf irgend eine Weise zu unterdrücken? — Es konnte uns daher durchaus nicht wundern, daß gestern Abend die Polizei ohne weiteres gewaltsam in das Lokal des „Volksklubs“ drang. Man war darauf vorbereitet, und machte daher den eindringenden Kommissar darauf aufmerksam, daß hier eine geschlossene Gesellschaft sei, und daß er, wenn er herein wolle, vorerst eine Karte lösen und seine Waffen ablegen müsse. Wolle er dies nicht, so möge er draußen bleiben, da er kein Recht habe, in eine geschlossene Gesellschaft zu dringen. — Zum Beweise, daß hier kein öffentliches Lokal sei, wurde ihm der zwischen dem Vorstand und dem Hausbesitzer abgeschlossene Miethvertrag vorgelegt; man erinnerte ihn an den Paragraphen der Verfassung, wonach die Bürger sich nur ohne Waffen versammeln dürfen, und worin durchaus keine Ausnahme für Beamte der Polizei gemacht ist. Umsonst! Der Mann antwortete ganz richtig: „Meine Herren, Sie können mich ja nachher verklagen.“ Freilich, er stützte sich einerseits auf eine für eventuelle Fälle in der nächsten Straße aufgestellte Compagnie Jäger und auf die ihn begleitenden Gensd'armen und Polizisten, andererseits auf die, noch nicht „aufgehobenen“ Verordnungen, welche Hr. Ammon so glücklich den eben vorliegenden Fällen anzupassen versteht. Natürlich hielt der Vorstand es nicht für angemessen, unter Bewachung eines halben Dutzend Polizisten die Sitzung zu eröffnen. Unterdessen war der Unwille der Anwesenden immer größer und drohender geworden, und ich kann Sie versichern, daß die Häscherbande nicht mit heiler Haut davon gekommen wäre, wenn der Vorstand nicht energisch die Ruhe aufrecht erhalten hätte. Letzterer wird natürlich die Beamten der Polizei wegen Ueberschreitung ihrer Amtsbefugnisse belangen. Aber das Schicksal dieser Klage liegt in den paar Worten des Polizeikommissars: „Meine Herren, Sie können mich ja nachher verklagen.“ Hinter ihm steht ja der Wächter des Gesetzes, Herr v. Ammon, stellvertretender Oberprokurator. Wir geben diesem jedoch den wohlmeinenden Rath, die Geduld des Volksklubs und seines Vorstandes nicht zu sehr auf die Probe zu setzen; letzterer möchte es bald müde werden, die Häscher vor dem gerechten Unwillen des Volks zu schützen.

Sie werden sich wundern, daß solche Dinge hier vorkommen können, daß die Behörden der hiesigen Bürgerschaft gegenüber, die als so demokratisch bekannt ist, solchen Muth haben. — Die Errklärung ist leicht. Die hiesige offizielle demokratische Partei, die Partei des Hrn. Wesendonk, ist ganz einverstanden mit den Maßregeln der Polizei, wenn sie auf den Volksklub angewandt werden. Es ist die Partei, die sich unter allen Umständen möglich erhalten will. Das demokratische in ihrer Tendenz löst sich auf in eine geringe Quantität Philantropismus. Zum Beweis nur folgendes: Diese Partei will jetzt einen Verein bilden. Man will sich aber nicht kompromittiren, um nach den gerade eintretenden Verhältnissen immer den Mantel nach dem Winde hängen zu können. Das kann dieser Verein nur, wenn er nicht öffentlich eine bestimmte Tendenz ausspricht, an der er nachher doch festhalten müßte. Man wird ihn also: „Politischer (?!) Verein“ nennen. Und das sind Demokraten! Der Zweck dieses Vereins ist folgendermaßen angegeben: a) die Förderung der demokratischen Grundlage (die berühmte „allerbreiteste“?) im Staate. b) Die Einheit Deutschland's (ist das ein guter Einfall von Hrn. Wesendonk?). Und das sind Demokraten? In dem Entwurf zum Statut sind außerdem folgende Bestimmungen: „die Aufnahme neuer Mitglieder geschieht durch den Vorstand. Findet dieser Bedenken (!), so hat er den Angemeldeten einer Ballotage (!!) zu unterwerfen, bei welcher die absolute Majorität der anwesenden Vereinsmitglieder entscheidet.“ Ferner:„Jedes Mitglied zahlt monatlich praenumerando 2 1/2 Sgr. an den Kassirer“!!! Das heißt, dieser Verein, der die demokratische Grundlage im Staate fördern soll, will unter seinen Mitgliedern keine Arbeiter haben. Jeder Düsseldorfer weiß, daß die hiesigen Arbeiter, die fast keine Beschäftigung haben, nicht im Stande sind, diesen Beitrag zu zahlen! Und das sind Demokraten? Es wird Ihnen jetzt klar sein, was diese Herren unter Förderung der „demokratischen Grundlage“ verstehen. Der Entwurf zum Statut ist mitunterzeichnet von Bloem und Euler, den Häuptern der hiesigen offiziellen demokratischen Partei, den Mitgliedern der ehemaligen Linken der nach Hause geschickten Vereinbarer.

Wundern Sie sich noch, daß die hiesigen Beamten in der angegebenen Weise aufzutreten wagen?

215 Kreuznach, 2. März.

Am 25. Februar wurde hier auf Veranlassung des demokratischen Vereins der Jahrestag der franz. Revolution gefeiert. Gegen eine Karte zu 6 Sgr., wofür Speisen und Trank verabreicht wurden, war der Eintritt gestattet. Leider mußten viele Demokraten, der Beschränktheit des Raumes wegen, den Genuß entbehren, der Feier beiwohnen zu können.

Der erste Toast galt der „permanenten Revolution,“ permanent bis dahin, daß die Sache des Volks siegreich dastehe. Dann spielte ein Musikchor die Marseillaise. Nun folgten Toaste auf die Arbeiter, die politischen Gefangenen, die römische Republik, die Ungarn und Kossuth und m. A., unter beständiger Abwechselung von Musik und Gesang.

# Berlin, 2. März.

Der Abg. Peltzer (aus Remscheid) beginnt wieder seine alten Gemeinheiten. Heute bestritt er bei dem Abg. Arntz, welcher mit ihm in der Nationalversammlung tagte, die Qualifikation eines Preußen, weil derselbe sich als politischer Flüchtling zehn Jahre lang im Auslande aufgehalten habe. Die Deduktion, welche sich sowohl auf den Code civil als ein preußisches Machwerk bezog, ist zu bornirt, um sie hier anführen zu können. Bei der Verfolgung der Demagogen fand es Arntz gerathen, in Brüssel mehrere Jahre die Advokatur auszuüben, und derselbe übernahm später auf 3 Jahre an der dortigen Universität eine Professur. Selbst die ganze Rechte erhob sich gegen den berüchtigten Peltzer, der sich nun bitter beklagte, daß ihn die eigene Partei im Stiche gelassen habe. Zum Ueberflusse setze ich noch hinzu, daß Arntz sich nicht entfernte, um sich im Auslande bleibend niederzulassen, sondern blos um der Verfolgung zu entgehen. Die genannte Universität ist ferner keine Staats-, sondern eine städtische Anstalt. Endlich kehrte Arntz 1841, nachdem die politischen Flüchtlinge amnestirt waren, in den diesseitigen Staat zurück.

216 Berlin, 2. März.

So wie in der Erde oft zufällig Knochen und Gerippe von Unthieren gefunden werden, so liefern die Wahlakten der II. Kammer nicht minder überraschende Reste der bureaukratischen Zeit. Z. B. wohlrubrizirte Conduiten-Listen über die Abgeordneten, welche alle zu beseitigen, selbst dem scharfen Auge eines Manteufelchen, wie einzelne Aktenstöße beweisen, nicht gelungen ist. Dahin gehört auch eine schöne Korrespondenz des Landrathes von Korschenbahr an seinen Kollegen von Rohrscheidt, welche also lautet:

„Ew. Hochwohlgeboren beehre ich mich die Anlage ergebenst zu überreichen, woraus Hochdieselben geneigtest entnehmen werden, daß die angefochtene Wahl, die an sich eine gute zu nennen, da Scholz Krebs ein ganz gesinnungstüchtiger Mann ist, in durchaus legaler Form vollzogen worden ist. Die Kosten betragen zehn Silbergroschen, welche meines Erachtens dem falschen Denuncianten, der ein unruhiger Kopf ist, zu Last fallen dürften. Strehlen, 4. Februar 1849.“

Ob die Beschwerde des „unruhigen Kopfes“ eine grundlose war, darüber ist von der Kammer noch nicht entschieden worden.

X Berlin, 2. März.

Die Kattundrucker, welche bekanntlich schon im vorigen Sommer in so heftige Differenzen mit den Fabrikherren geriethen, daß mehrere Male die lebhaftesten Besorgnisse für die Fabriken entstanden und die Bürgerwehr zum Schutz derselben ausrücken mußte, sind gegenwärtig von Neuem aufständig geworden. Nach einer drohenden Sprache, welche von ihnen in den letzten Wochen in einer Zeitungs-Polemik mit den Fabrikherren geführt wurde, begannen sie sich gestern vor der Goldschmith'schen Fabrik zusammenzurotten und mit Zerschlagen der Pressen zu drohen. Der Grund ihrer Unzufriedenheit soll folgender sein: Schon durch die Arbeitseinstellungen im vorigen Jahre wurden viele Kattundrucker brodlos und die Fabrikherren verstanden sich deßhalb dahin, diese Arbeiter unter sich zu vertheilen und ihnen einen täglichen Lohn von 10 Sgr. zu gewähren, auch wenn sie nur wenig, leicht oder gar nicht beschäftigt würden. Mit jenem Abkommen wurden die Arbeiter ruhig erhalten. Die Fabrikherren kündigten aber dasselbe zum 1. März, während die Arbeiter der Ansicht waren, ein ständiges Recht auf 10 Sgr. erworben zu haben. So entstand Unzufriedenheit und Tumult. Es mußten gestern zwei Compagnieen von den Garde-Schützen ausrücken um die, sich vor den Fabriken zusammen rottirten Arbeiter zu verjagen. Dieselben stellten sich in starken Haufen auf und wollten weder dem vorrückenden Militär, noch dem Hornsignale weichen, erst als vor ihren Augen scharf geladen und zum Anschlagen commandirt wurde, zogen sie sich zurück, traten aber tausend Schritt weiter abermals zusammen, und konnten erst nach und nach durch Wiederholung des vorigen Manövers auseinander getrieben werden. Ein Blutvergießen ist dabei glücklicher Weise nicht vorgekommen, jedoch sind mehrere Verhaftungen erfolgt. Das Militär in der nächstgelegenen Caserne ist mit Sack und Pack consignirt worden, um in jeder Minute ausrücken zu können.

Die hiesigen Zimmerleute hielten gestern Abend in einem Lokal der Dorotheenstraße eine stark besuchte Versammlung, in welcher es zu lebhaften Debatten über eine Mittheilung kam, daß der nach den Märztagen erhöhte Arbeitslohn wieder auf den frühern geringeren Satz reduzirt werden sollte. Man beschloß endlich, wenn dies mit Ende der Woche eintreten würde, sammt und sonders die Arbeit einzustellen. Es verlautet auch in andern Gewerken, daß die frühern Lohnerhöhungen zurückgezogen werden sollen, worüber nicht unbedeutende Aufregungen kund werden.

Wir haben bereits erwähnt, daß bei dem Buchhändler Löwenherz in Folge einer Haussuchung mißliebige Drucksachen mit Beschlag belegt wurden. Gestern hat nun der General Wrangel auch den Laden schließen lassen. Ebenso ist jetzt auch die Steindruckerei des Buchhändlers Reichhardt geschlossen, nachdem die Buchdruckerei früher geschlossen war. Reichhardt remonstrirte gegen die letztere Maßregel persönlich bei Herrn v. Wrangel, und zwar in etwas pikanter Weise; er erreichte aber nur, daß auch die Steindruckerei geschlossen ward. Eine kleine Broschüre vom Herrn R. erzählt diese Vorgänge. Auch gegen den Buchhändler A. Hoffmann, den Verleger des Kladderadatsch, schwebt wieder ein Prozeß wegen Verkaufs des verbotenen „blauen Montags.“ Leider pflegen Polizeiangehörige solche Ankäufe zum Behuf der Denunziation selbst zu machen oder machen zu lassen.

Eine große Anzahl demokratischer Wahlmänner hielt gestern Abend im Schützenhause aus Veranlassung des glücklichen Ausganges der Nachwahlen zur zweiten Kammer eine festliche Sitzung. Der Abg. Jung hielt die Festrede, in welcher er Bruno Bauer zu der nöthig gewordenen Neuwahl nach Frankf. empfahl und zugleich erklärte, daß er jede noch etwa anderswo auf ihn fallende Wahl annehmen werde, um dem bekannten Kritiker hier den Platz zu räumen. Ziegler ist gestern sofort nach seiner erfolgten Wahl nach Brandenburg abgereist. Für Löw aus Kalbe hatte sich der Freihandelsverein sehr interessirt und hofft noch immer ihn irgend wo anders durchzubringen. — Die Börse war in Folge der demokratischen Wahlen gestern noch flauer als sonst, und die Bourgeoisie ist durchweg sehr ungehalten.

* Berlin, 2. März.

In der Parteiversammlung der Rechten wurde gestern Abend der Antrag gestellt, die Abgeordneten, welche bei der Steuerverweigerung sich betheiligt hätten, nach §. 5 der oktroyirten Geschäftsordnung auszuschließen. Dieser Antrag wurde zwar sehr lebhaft unterstützt durch Kleist-Netzow und Consorten, doch ging man leider zur Tagesordnung über.

Bei den heute stattgefundenen Nachwahlen zur ersten Kammer wurden hier G.-Rath Dietrici, Stadtsyndicus Möwes und Stadtrath Keibel gewählt.

Die zweite Kammer beschäftigte sich heute mit der Prüfung der Wahlprotokolle. Es wurden etwa 100 Wahlen für gültig erklärt und keine beanstandet.

Der Abg. Groneweg aus Westphalen, dessen Wahl in der Abtheilung für gültig erklärt wurde, sitzt noch zu Münster im Zuchthause. Schneider aus Köln wird deshalb den dringlichen Antrag stellen, sogleich Groneweg's Freilassung anzuordnen.

Selbst bei den geringfügigen Gelegenheiten, durch welche sich die Mitglieder des Ministeriums veranlaßt sahen, das Wort zu ergreifen, zeigten sie ihre vollkommen parlamentarische Unfähigkeit. Sogar Manteuffel, der große Redner des ersten Vereinigten, sprach sehr ungeschickt und gereizt, als er von Bucher u. A. scharf angegriffen wurde.

Berlin, 2. März.

An den Magistrat ist Seitens des Kriegsministeriums die Forderung gestellt, Ersatz für 200,000 Patronen zu leisten, welche am 16. Oktober v. J. bei dem Arbeiteraufstande an die Bürgerwehr — jedes Bataillon erhielt 2500 Stück — verabreicht wurden. Der Magistrat ist jetzt im Begriff, diese Patronen, so weit dieselben nicht verschossen sind, zu ermitteln, um die Erstattung in natura zu bewirken, da der Werth sich auf die nicht ganz unbeträchtliche Summe von circa 10 Thlr. pro 1000 Stück beläuft.

Creutzburg.

Denken Sie sich, auch unser Wahlmänner-Verein ist sofort in Oppeln denunzirt worden, als „politischer Klub,“ der sich im Belagerungszustande gebildet habe! — Bereits vor 8 Tagen kam in Folge dessen von Oppeln ein Citissime an den Magistrat zur Berichterstattung darüber, und es sollen besonders 5 Fragen (wahrscheinlich über die Persönlichkeiten) darin zur Beantwortung vorgelegt worden sein. Die Sache kann vielleicht noch interessant werden; denn wenn — wie leicht möglich — der Verein verboten werden sollte, so beabsichtigen dessen Glieder allsogleich in Berlin Beschwerde zu führen.

Wie wir hören, soll von den bei dem in Neu-Karmunkau am 19. d. stattgehabten Krawall verwundeten 2 Frauen die eine Tags darauf abortirt haben. Das gepfändete Vieh ist hier bereits öffentlich versteigert worden. Die Familien und Anverwandten der abgeführten Aufsässigen befinden sich in großer Angst um dieselben. — Von einem Aufhören des Belagerungszustandes verlautet nun nichts mehr, vielmehr scheint derselbe jetzt eher strenger gehandhabt werden zu sollen.

(Telegr.)
München, 27. Febr.

Das neueste Gerücht, welches unsere Stadt durchläuft, ist, daß Herr Stockinger als Minister des Innern berufen, und mit der Neubildung des Gesammtministeriums beauftragt sei. Hr. Heintz, heißt es weiter, würde unter diesen Verhältnissen Minister der Justiz verbleiben.

12 Nürnberg, 1. März.

Gehen diese Menschen her und verbreiten bis nach München hinauf das Gerücht, in Nürnberg wolle man die Republik proklamiren. Was gab Veranlassung dazu? Der politische Verein, der die Demokratie am lautersten erstrebt, veranstaltete am Jahrestag der französischen Februarrevolution ein demokratisches Bankett und lud dazu die gleichgesinnten Vereine ein. Dieses sehr zahlreich besuchte Bankett hatte zwar in aller Ruhe und Ordnung stattgefunden, nichtsdestoweniger kam der Präsident der Kreisregierung von Mittelfranken gefahren und auch andere Leute liefen daher, um zu sehen, ob denn wirklich die Republik sich zeigen werde und wie sie wohl aussehe. Die Republik zeigte sich aber nirgends, in Wahrheit wurde jedoch allen Ernstes davon gesprochen, daß, wenn die hirnverbrannten, vom Pfaffenvolk bearbeiteten Altbaiern so fortmachen, die Kluft zwischen den Franken und Pfälzern endlich so weit werden möchte, daß eine Trennung auf jedem möglichen Wege ernstlich gefordert wird. Unter den Franken, namentlich unter dem Landvolke, herrscht eine so aufgeregte Stimmung, daß man sich nur einen Begriff davon machen kann, wenn man in der Nähe oder vielmehr mitten unter dieser Bewegung sich befindet. Gestern kam wieder Artillerieverstärkung hier an und es soll deren noch mehr folgen, auch hat die Stadtkommandantschaft die runden Thürme an unseren

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        <titlePart type="main">Neue Rheinische Zeitung</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>No 237. Köln, Sonntag, den 4. März. 1849.</docDate>
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        <p>Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr.7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. &#x2014; Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Reusseau.</p>
        <p>Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet.</p>
        <p>Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis.</p>
        <p>Nur frankirte Briefe werden angenommen.</p>
        <p>Expedition Unter Hutmacher Nro. 17.</p>
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        <head>Zweite Ausgabe.</head>
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        <head>Deutschland.</head>
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          <head><bibl><author>109</author></bibl> Düsseldorf, 3. März.</head>
          <p>In seinem Zorn hat der Herr Berlin mit einem Wrangel, einem Hinckeldey gestraft; uns aber mit einem Mirbach, einem Ammon, einem Faldern.</p>
          <p>Die &#x201E;freisinnige&#x201C; oktroyirte Verfassung, welche alle &#x201E;Errungenschaften&#x201C; sichert und &#x201E;garantirt&#x201C;, sie muß nur recht verstanden, recht ausgeführt werden. Mirbach denkt, Faldern führt aus, und Ammon &#x2014; nun, Ammon hat alle Cabinetsordres und Verordnungen vom 15ten Jahrhundert an auswendig gelernt, und weiß sie zur rechten Zeit auszuführen, um die ungesetzlichsten Handlungen der Polizei zu gesetzlichen zu machen. Ob diese vermoderten Verordnungen seitdem aufgehoben sind, wer kann es ihm beweisen, ob sie in geradem Widerspruche mit allen jetzt geltenden Gesetzen und sogar mit der oktroyirten Verfassung stehen, was scheert es ihn?</p>
          <p>Nichts natürlicher, als daß diesen Herren das Versammlungsrecht sehr im Wege steht. &#x2014; Was bleibt da für so energische, thätige Männer übrig, als das Versammlungsrecht da, wo es sie in ihrer &#x201E;väterlichen Sorge für die Ruhe der Stadt&#x201C; genirt, auf irgend eine Weise zu unterdrücken? &#x2014; Es konnte uns daher durchaus nicht wundern, daß gestern Abend die Polizei ohne weiteres gewaltsam in das Lokal des &#x201E;Volksklubs&#x201C; drang. Man war darauf vorbereitet, und machte daher den eindringenden Kommissar darauf aufmerksam, daß hier eine geschlossene Gesellschaft sei, und daß er, <hi rendition="#g">wenn</hi> er herein wolle, vorerst eine Karte lösen und seine Waffen ablegen müsse. Wolle er dies nicht, so möge er draußen bleiben, da er kein Recht habe, in eine geschlossene Gesellschaft zu dringen. &#x2014; Zum Beweise, daß hier kein öffentliches Lokal sei, wurde ihm der zwischen dem Vorstand und dem Hausbesitzer abgeschlossene Miethvertrag vorgelegt; man erinnerte ihn an den Paragraphen der Verfassung, wonach die Bürger sich nur <hi rendition="#g">ohne Waffen</hi> versammeln dürfen, und worin durchaus keine Ausnahme für Beamte der Polizei gemacht ist. Umsonst! Der Mann antwortete ganz richtig: &#x201E;Meine Herren, Sie können mich ja nachher verklagen.&#x201C; Freilich, er stützte sich einerseits auf eine für eventuelle Fälle in der nächsten Straße aufgestellte Compagnie Jäger und auf die ihn begleitenden Gensd'armen und Polizisten, andererseits auf die, noch nicht &#x201E;aufgehobenen&#x201C; Verordnungen, welche Hr. Ammon so glücklich den eben vorliegenden Fällen anzupassen versteht. Natürlich hielt der Vorstand es nicht für angemessen, unter Bewachung eines halben Dutzend Polizisten die Sitzung zu eröffnen. Unterdessen war der Unwille der Anwesenden immer größer und drohender geworden, und ich kann Sie versichern, daß die Häscherbande nicht mit heiler Haut davon gekommen wäre, wenn der Vorstand nicht energisch die Ruhe aufrecht erhalten hätte. Letzterer wird natürlich die Beamten der Polizei wegen Ueberschreitung ihrer Amtsbefugnisse belangen. Aber das Schicksal dieser Klage liegt in den paar Worten des Polizeikommissars: &#x201E;Meine Herren, Sie können mich ja nachher verklagen.&#x201C; Hinter ihm steht ja der <hi rendition="#g">Wächter des Gesetzes,</hi> Herr v. Ammon, stellvertretender Oberprokurator. Wir geben diesem jedoch den wohlmeinenden Rath, die Geduld des Volksklubs und seines Vorstandes nicht zu sehr auf die Probe zu setzen; letzterer möchte es bald müde werden, die Häscher vor dem gerechten Unwillen des Volks zu schützen.</p>
          <p>Sie werden sich wundern, daß solche Dinge hier vorkommen können, daß die Behörden der hiesigen Bürgerschaft gegenüber, die als so demokratisch bekannt ist, solchen Muth haben. &#x2014; Die Errklärung ist leicht. Die hiesige offizielle demokratische Partei, die Partei des Hrn. Wesendonk, ist ganz einverstanden mit den Maßregeln der Polizei, wenn sie auf den Volksklub angewandt werden. Es ist die Partei, die sich unter allen Umständen möglich erhalten will. Das demokratische in ihrer Tendenz löst sich auf in eine geringe Quantität Philantropismus. Zum Beweis nur folgendes: Diese Partei will jetzt einen Verein bilden. Man will sich aber nicht kompromittiren, um nach den gerade eintretenden Verhältnissen immer den Mantel nach dem Winde hängen zu können. Das kann dieser Verein nur, wenn er nicht öffentlich eine bestimmte Tendenz ausspricht, an der er nachher doch festhalten müßte. Man wird ihn also: &#x201E;Politischer (?!) Verein&#x201C; nennen. Und das sind Demokraten! Der Zweck dieses Vereins ist folgendermaßen angegeben: a) die Förderung der demokratischen Grundlage (die berühmte &#x201E;allerbreiteste&#x201C;?) im Staate. b) Die Einheit Deutschland's (ist das ein guter Einfall von Hrn. Wesendonk?). Und das sind Demokraten? In dem Entwurf zum Statut sind außerdem folgende Bestimmungen: &#x201E;die Aufnahme neuer Mitglieder geschieht durch den Vorstand. Findet dieser Bedenken (!), so hat er den Angemeldeten einer Ballotage (!!) zu unterwerfen, bei welcher die absolute Majorität der anwesenden Vereinsmitglieder entscheidet.&#x201C; Ferner:&#x201E;Jedes Mitglied zahlt monatlich praenumerando 2 1/2 Sgr. an den Kassirer&#x201C;!!! Das heißt, dieser Verein, der die demokratische Grundlage im Staate fördern soll, will unter seinen Mitgliedern keine <hi rendition="#g">Arbeiter</hi> haben. Jeder Düsseldorfer weiß, daß die hiesigen Arbeiter, die fast keine Beschäftigung haben, nicht im Stande sind, diesen Beitrag zu zahlen! Und das sind Demokraten? Es wird Ihnen jetzt klar sein, was diese Herren unter Förderung der &#x201E;demokratischen Grundlage&#x201C; verstehen. Der Entwurf zum Statut ist mitunterzeichnet von <hi rendition="#g">Bloem</hi> und <hi rendition="#g">Euler,</hi> den Häuptern der hiesigen offiziellen demokratischen Partei, den Mitgliedern der ehemaligen Linken der nach Hause geschickten Vereinbarer.</p>
          <p>Wundern Sie sich noch, daß die hiesigen Beamten in der angegebenen Weise aufzutreten wagen?</p>
        </div>
        <div xml:id="ar237-2_002" type="jArticle">
          <head><bibl><author>215</author></bibl> Kreuznach, 2. März.</head>
          <p>Am 25. Februar wurde hier auf Veranlassung des demokratischen Vereins der Jahrestag der franz. Revolution gefeiert. Gegen eine Karte zu 6 Sgr., wofür Speisen und Trank verabreicht wurden, war der Eintritt gestattet. Leider mußten viele Demokraten, der Beschränktheit des Raumes wegen, den Genuß entbehren, der Feier beiwohnen zu können.</p>
          <p>Der erste Toast galt der &#x201E;permanenten Revolution,&#x201C; permanent bis dahin, daß die Sache des Volks siegreich dastehe. Dann spielte ein Musikchor die Marseillaise. Nun folgten Toaste auf die Arbeiter, die politischen Gefangenen, die römische Republik, die Ungarn und Kossuth und m. A., unter beständiger Abwechselung von Musik und Gesang.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>#</author></bibl> Berlin, 2. März.</head>
          <p>Der Abg. Peltzer (aus Remscheid) beginnt wieder seine alten Gemeinheiten. Heute bestritt er bei dem Abg. Arntz, welcher mit ihm in der Nationalversammlung tagte, die Qualifikation eines Preußen, weil derselbe sich als politischer Flüchtling zehn Jahre lang im Auslande aufgehalten habe. Die Deduktion, welche sich sowohl auf den Code civil als ein preußisches Machwerk bezog, ist zu bornirt, um sie hier anführen zu können. Bei der Verfolgung der Demagogen fand es Arntz gerathen, in Brüssel mehrere Jahre die Advokatur auszuüben, und derselbe übernahm später auf 3 Jahre an der dortigen Universität eine Professur. Selbst die ganze Rechte erhob sich gegen den berüchtigten Peltzer, der sich nun bitter beklagte, daß ihn die eigene Partei im Stiche gelassen habe. Zum Ueberflusse setze ich noch hinzu, daß Arntz sich nicht entfernte, um sich im Auslande bleibend niederzulassen, sondern blos um der Verfolgung zu entgehen. Die genannte Universität ist ferner keine Staats-, sondern eine städtische Anstalt. Endlich kehrte Arntz 1841, nachdem die politischen Flüchtlinge amnestirt waren, in den diesseitigen Staat zurück.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar237-2_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>216</author></bibl>Berlin, 2. März.</head>
          <p>So wie in der Erde oft zufällig Knochen und Gerippe von Unthieren gefunden werden, so liefern die Wahlakten der II. Kammer nicht minder überraschende Reste der bureaukratischen Zeit. Z. B. wohlrubrizirte Conduiten-Listen über die Abgeordneten, welche alle zu beseitigen, selbst dem scharfen Auge eines Manteufelchen, wie einzelne Aktenstöße beweisen, nicht gelungen ist. Dahin gehört auch eine schöne Korrespondenz des Landrathes <hi rendition="#g">von Korschenbahr</hi> an seinen Kollegen <hi rendition="#g">von Rohrscheidt,</hi> welche also lautet:</p>
          <p>&#x201E;Ew. Hochwohlgeboren beehre ich mich die Anlage ergebenst zu überreichen, woraus Hochdieselben geneigtest entnehmen werden, daß die angefochtene Wahl, <hi rendition="#g">die an sich eine gute zu nennen, da Scholz Krebs ein ganz gesinnungstüchtiger Mann ist,</hi> in durchaus legaler Form vollzogen worden ist. Die Kosten betragen zehn Silbergroschen, welche meines Erachtens dem falschen Denuncianten, <hi rendition="#g">der ein unruhiger Kopf ist,</hi> zu Last fallen dürften. Strehlen, 4. Februar 1849.&#x201C;</p>
          <p>Ob die Beschwerde des &#x201E;unruhigen Kopfes&#x201C; eine grundlose war, darüber ist von der Kammer noch nicht entschieden worden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar237-2_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl>Berlin, 2. März.</head>
          <p>Die Kattundrucker, welche bekanntlich schon im vorigen Sommer in so heftige Differenzen mit den Fabrikherren geriethen, daß mehrere Male die lebhaftesten Besorgnisse für die Fabriken entstanden und die Bürgerwehr zum Schutz derselben ausrücken mußte, sind gegenwärtig von Neuem aufständig geworden. Nach einer drohenden Sprache, welche von ihnen in den letzten Wochen in einer Zeitungs-Polemik mit den Fabrikherren geführt wurde, begannen sie sich gestern vor der Goldschmith'schen Fabrik zusammenzurotten und mit Zerschlagen der Pressen zu drohen. Der Grund ihrer Unzufriedenheit soll folgender sein: Schon durch die Arbeitseinstellungen im vorigen Jahre wurden viele Kattundrucker brodlos und die Fabrikherren verstanden sich deßhalb dahin, diese Arbeiter unter sich zu vertheilen und ihnen einen täglichen Lohn von 10 Sgr. zu gewähren, auch wenn sie nur wenig, leicht oder gar nicht beschäftigt würden. Mit jenem Abkommen wurden die Arbeiter ruhig erhalten. Die Fabrikherren kündigten aber dasselbe zum 1. März, während die Arbeiter der Ansicht waren, ein ständiges Recht auf 10 Sgr. erworben zu haben. So entstand Unzufriedenheit und Tumult. Es mußten gestern zwei Compagnieen von den Garde-Schützen ausrücken um die, sich vor den Fabriken zusammen rottirten Arbeiter zu verjagen. Dieselben stellten sich in starken Haufen auf und wollten weder dem vorrückenden Militär, noch dem Hornsignale weichen, erst als vor ihren Augen scharf geladen und zum Anschlagen commandirt wurde, zogen sie sich zurück, traten aber tausend Schritt weiter abermals zusammen, und konnten erst nach und nach durch Wiederholung des vorigen Manövers auseinander getrieben werden. Ein Blutvergießen ist dabei glücklicher Weise nicht vorgekommen, jedoch sind mehrere Verhaftungen erfolgt. Das Militär in der nächstgelegenen Caserne ist mit Sack und Pack consignirt worden, um in jeder Minute ausrücken zu können.</p>
          <p>Die hiesigen Zimmerleute hielten gestern Abend in einem Lokal der Dorotheenstraße eine stark besuchte Versammlung, in welcher es zu lebhaften Debatten über eine Mittheilung kam, daß der nach den Märztagen erhöhte Arbeitslohn wieder auf den frühern geringeren Satz reduzirt werden sollte. Man beschloß endlich, wenn dies mit Ende der Woche eintreten würde, sammt und sonders die Arbeit einzustellen. Es verlautet auch in andern Gewerken, daß die frühern Lohnerhöhungen zurückgezogen werden sollen, worüber nicht unbedeutende Aufregungen kund werden.</p>
          <p>Wir haben bereits erwähnt, daß bei dem Buchhändler Löwenherz in Folge einer Haussuchung mißliebige Drucksachen mit Beschlag belegt wurden. Gestern hat nun der General Wrangel auch den Laden schließen lassen. Ebenso ist jetzt auch die Steindruckerei des Buchhändlers Reichhardt geschlossen, nachdem die Buchdruckerei früher geschlossen war. Reichhardt remonstrirte gegen die letztere Maßregel persönlich bei Herrn v. Wrangel, und zwar in etwas pikanter Weise; er erreichte aber nur, daß auch die Steindruckerei geschlossen ward. Eine kleine Broschüre vom Herrn R. erzählt diese Vorgänge. Auch gegen den Buchhändler A. Hoffmann, den Verleger des Kladderadatsch, schwebt wieder ein Prozeß wegen Verkaufs des verbotenen &#x201E;blauen Montags.&#x201C; Leider pflegen Polizeiangehörige solche Ankäufe zum Behuf der Denunziation selbst zu machen oder machen zu lassen.</p>
          <p>Eine große Anzahl demokratischer Wahlmänner hielt gestern Abend im Schützenhause aus Veranlassung des glücklichen Ausganges der Nachwahlen zur zweiten Kammer eine festliche Sitzung. Der Abg. Jung hielt die Festrede, in welcher er Bruno Bauer zu der nöthig gewordenen Neuwahl nach Frankf. empfahl und zugleich erklärte, daß er jede noch etwa anderswo auf ihn fallende Wahl annehmen werde, um dem bekannten Kritiker hier den Platz zu räumen. Ziegler ist gestern sofort nach seiner erfolgten Wahl nach Brandenburg abgereist. Für Löw aus Kalbe hatte sich der Freihandelsverein sehr interessirt und hofft noch immer ihn irgend wo anders durchzubringen. &#x2014; Die Börse war in Folge der demokratischen Wahlen gestern noch flauer als sonst, und die Bourgeoisie ist durchweg sehr ungehalten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar237-2_006" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 2. März.</head>
          <p>In der Parteiversammlung der Rechten wurde gestern Abend der Antrag gestellt, die Abgeordneten, welche bei der Steuerverweigerung sich betheiligt hätten, nach §. 5 der oktroyirten Geschäftsordnung auszuschließen. Dieser Antrag wurde zwar sehr lebhaft unterstützt durch Kleist-Netzow und Consorten, doch ging man leider zur Tagesordnung über.</p>
          <p>Bei den heute stattgefundenen Nachwahlen zur ersten Kammer wurden hier G.-Rath Dietrici, Stadtsyndicus Möwes und Stadtrath Keibel gewählt.</p>
          <p>Die zweite Kammer beschäftigte sich heute mit der Prüfung der Wahlprotokolle. Es wurden etwa 100 Wahlen für gültig erklärt und keine beanstandet.</p>
          <p>Der Abg. <hi rendition="#g">Groneweg</hi> aus Westphalen, dessen Wahl in der Abtheilung für gültig erklärt wurde, sitzt noch zu Münster im Zuchthause. Schneider aus Köln wird deshalb den dringlichen Antrag stellen, sogleich Groneweg's Freilassung anzuordnen.</p>
          <p>Selbst bei den geringfügigen Gelegenheiten, durch welche sich die Mitglieder des Ministeriums veranlaßt sahen, das Wort zu ergreifen, zeigten sie ihre vollkommen parlamentarische Unfähigkeit. Sogar Manteuffel, der große Redner des ersten Vereinigten, sprach sehr ungeschickt und gereizt, als er von Bucher u. A. scharf angegriffen wurde.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar237-2_007" type="jArticle">
          <head>Berlin, 2. März.</head>
          <p>An den Magistrat ist Seitens des Kriegsministeriums die Forderung gestellt, Ersatz für 200,000 Patronen zu leisten, welche am 16. Oktober v. J. bei dem Arbeiteraufstande an die Bürgerwehr &#x2014; jedes Bataillon erhielt 2500 Stück &#x2014; verabreicht wurden. Der Magistrat ist jetzt im Begriff, diese Patronen, so weit dieselben nicht verschossen sind, zu ermitteln, um die Erstattung in natura zu bewirken, da der Werth sich auf die nicht ganz unbeträchtliche Summe von circa 10 Thlr. pro 1000 Stück beläuft.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar237-2_008" type="jArticle">
          <head>Creutzburg.</head>
          <p>Denken Sie sich, auch unser Wahlmänner-Verein ist sofort in Oppeln denunzirt worden, als &#x201E;politischer Klub,&#x201C; der sich im Belagerungszustande gebildet habe! &#x2014; Bereits vor 8 Tagen kam in Folge dessen von Oppeln ein Citissime an den Magistrat zur Berichterstattung darüber, und es sollen besonders 5 Fragen (wahrscheinlich über die Persönlichkeiten) darin zur Beantwortung vorgelegt worden sein. Die Sache kann vielleicht noch interessant werden; denn wenn &#x2014; wie leicht möglich &#x2014; der Verein verboten werden sollte, so beabsichtigen dessen Glieder allsogleich in Berlin Beschwerde zu führen.</p>
          <p>Wie wir hören, soll von den bei dem in Neu-Karmunkau am 19. d. stattgehabten Krawall verwundeten 2 Frauen die eine Tags darauf abortirt haben. Das gepfändete Vieh ist hier bereits öffentlich versteigert worden. Die Familien und Anverwandten der abgeführten Aufsässigen befinden sich in großer Angst um dieselben. &#x2014; Von einem Aufhören des Belagerungszustandes verlautet nun nichts mehr, vielmehr scheint derselbe jetzt eher strenger gehandhabt werden zu sollen.</p>
          <bibl>(Telegr.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar237-2_009" type="jArticle">
          <head>München, 27. Febr.</head>
          <p>Das neueste Gerücht, welches unsere Stadt durchläuft, ist, daß Herr Stockinger als Minister des Innern berufen, und mit der Neubildung des Gesammtministeriums beauftragt sei. Hr. Heintz, heißt es weiter, würde unter diesen Verhältnissen Minister der Justiz verbleiben.</p>
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        <div xml:id="ar237-2_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl>Nürnberg, 1. März.</head>
          <p>Gehen diese Menschen her und verbreiten bis nach München hinauf das Gerücht, in Nürnberg wolle man die Republik proklamiren. Was gab Veranlassung dazu? Der politische Verein, der die Demokratie am lautersten erstrebt, veranstaltete am Jahrestag der französischen Februarrevolution ein demokratisches Bankett und lud dazu die gleichgesinnten Vereine ein. Dieses sehr zahlreich besuchte Bankett hatte zwar in aller Ruhe und Ordnung stattgefunden, nichtsdestoweniger kam der Präsident der Kreisregierung von Mittelfranken gefahren und auch andere Leute liefen daher, um zu sehen, ob denn wirklich die Republik sich zeigen werde und wie sie wohl aussehe. Die Republik zeigte sich aber nirgends, in Wahrheit wurde jedoch allen Ernstes davon gesprochen, daß, wenn die hirnverbrannten, vom Pfaffenvolk bearbeiteten Altbaiern so fortmachen, die Kluft zwischen den Franken und Pfälzern endlich so weit werden möchte, daß eine Trennung auf jedem möglichen Wege ernstlich gefordert wird. Unter den Franken, namentlich unter dem Landvolke, herrscht eine so aufgeregte Stimmung, daß man sich nur einen Begriff davon machen kann, wenn man in der Nähe oder vielmehr mitten unter dieser Bewegung sich befindet. Gestern kam wieder Artillerieverstärkung hier an und es soll deren noch mehr folgen, auch hat die Stadtkommandantschaft die runden Thürme an unseren
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[1311/0001] Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 237. Köln, Sonntag, den 4. März. 1849. Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr.7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Reusseau. Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. Nur frankirte Briefe werden angenommen. Expedition Unter Hutmacher Nro. 17. Zweite Ausgabe. Deutschland. 109 Düsseldorf, 3. März. In seinem Zorn hat der Herr Berlin mit einem Wrangel, einem Hinckeldey gestraft; uns aber mit einem Mirbach, einem Ammon, einem Faldern. Die „freisinnige“ oktroyirte Verfassung, welche alle „Errungenschaften“ sichert und „garantirt“, sie muß nur recht verstanden, recht ausgeführt werden. Mirbach denkt, Faldern führt aus, und Ammon — nun, Ammon hat alle Cabinetsordres und Verordnungen vom 15ten Jahrhundert an auswendig gelernt, und weiß sie zur rechten Zeit auszuführen, um die ungesetzlichsten Handlungen der Polizei zu gesetzlichen zu machen. Ob diese vermoderten Verordnungen seitdem aufgehoben sind, wer kann es ihm beweisen, ob sie in geradem Widerspruche mit allen jetzt geltenden Gesetzen und sogar mit der oktroyirten Verfassung stehen, was scheert es ihn? Nichts natürlicher, als daß diesen Herren das Versammlungsrecht sehr im Wege steht. — Was bleibt da für so energische, thätige Männer übrig, als das Versammlungsrecht da, wo es sie in ihrer „väterlichen Sorge für die Ruhe der Stadt“ genirt, auf irgend eine Weise zu unterdrücken? — Es konnte uns daher durchaus nicht wundern, daß gestern Abend die Polizei ohne weiteres gewaltsam in das Lokal des „Volksklubs“ drang. Man war darauf vorbereitet, und machte daher den eindringenden Kommissar darauf aufmerksam, daß hier eine geschlossene Gesellschaft sei, und daß er, wenn er herein wolle, vorerst eine Karte lösen und seine Waffen ablegen müsse. Wolle er dies nicht, so möge er draußen bleiben, da er kein Recht habe, in eine geschlossene Gesellschaft zu dringen. — Zum Beweise, daß hier kein öffentliches Lokal sei, wurde ihm der zwischen dem Vorstand und dem Hausbesitzer abgeschlossene Miethvertrag vorgelegt; man erinnerte ihn an den Paragraphen der Verfassung, wonach die Bürger sich nur ohne Waffen versammeln dürfen, und worin durchaus keine Ausnahme für Beamte der Polizei gemacht ist. Umsonst! Der Mann antwortete ganz richtig: „Meine Herren, Sie können mich ja nachher verklagen.“ Freilich, er stützte sich einerseits auf eine für eventuelle Fälle in der nächsten Straße aufgestellte Compagnie Jäger und auf die ihn begleitenden Gensd'armen und Polizisten, andererseits auf die, noch nicht „aufgehobenen“ Verordnungen, welche Hr. Ammon so glücklich den eben vorliegenden Fällen anzupassen versteht. Natürlich hielt der Vorstand es nicht für angemessen, unter Bewachung eines halben Dutzend Polizisten die Sitzung zu eröffnen. Unterdessen war der Unwille der Anwesenden immer größer und drohender geworden, und ich kann Sie versichern, daß die Häscherbande nicht mit heiler Haut davon gekommen wäre, wenn der Vorstand nicht energisch die Ruhe aufrecht erhalten hätte. Letzterer wird natürlich die Beamten der Polizei wegen Ueberschreitung ihrer Amtsbefugnisse belangen. Aber das Schicksal dieser Klage liegt in den paar Worten des Polizeikommissars: „Meine Herren, Sie können mich ja nachher verklagen.“ Hinter ihm steht ja der Wächter des Gesetzes, Herr v. Ammon, stellvertretender Oberprokurator. Wir geben diesem jedoch den wohlmeinenden Rath, die Geduld des Volksklubs und seines Vorstandes nicht zu sehr auf die Probe zu setzen; letzterer möchte es bald müde werden, die Häscher vor dem gerechten Unwillen des Volks zu schützen. Sie werden sich wundern, daß solche Dinge hier vorkommen können, daß die Behörden der hiesigen Bürgerschaft gegenüber, die als so demokratisch bekannt ist, solchen Muth haben. — Die Errklärung ist leicht. Die hiesige offizielle demokratische Partei, die Partei des Hrn. Wesendonk, ist ganz einverstanden mit den Maßregeln der Polizei, wenn sie auf den Volksklub angewandt werden. Es ist die Partei, die sich unter allen Umständen möglich erhalten will. Das demokratische in ihrer Tendenz löst sich auf in eine geringe Quantität Philantropismus. Zum Beweis nur folgendes: Diese Partei will jetzt einen Verein bilden. Man will sich aber nicht kompromittiren, um nach den gerade eintretenden Verhältnissen immer den Mantel nach dem Winde hängen zu können. Das kann dieser Verein nur, wenn er nicht öffentlich eine bestimmte Tendenz ausspricht, an der er nachher doch festhalten müßte. Man wird ihn also: „Politischer (?!) Verein“ nennen. Und das sind Demokraten! Der Zweck dieses Vereins ist folgendermaßen angegeben: a) die Förderung der demokratischen Grundlage (die berühmte „allerbreiteste“?) im Staate. b) Die Einheit Deutschland's (ist das ein guter Einfall von Hrn. Wesendonk?). Und das sind Demokraten? In dem Entwurf zum Statut sind außerdem folgende Bestimmungen: „die Aufnahme neuer Mitglieder geschieht durch den Vorstand. Findet dieser Bedenken (!), so hat er den Angemeldeten einer Ballotage (!!) zu unterwerfen, bei welcher die absolute Majorität der anwesenden Vereinsmitglieder entscheidet.“ Ferner:„Jedes Mitglied zahlt monatlich praenumerando 2 1/2 Sgr. an den Kassirer“!!! Das heißt, dieser Verein, der die demokratische Grundlage im Staate fördern soll, will unter seinen Mitgliedern keine Arbeiter haben. Jeder Düsseldorfer weiß, daß die hiesigen Arbeiter, die fast keine Beschäftigung haben, nicht im Stande sind, diesen Beitrag zu zahlen! Und das sind Demokraten? Es wird Ihnen jetzt klar sein, was diese Herren unter Förderung der „demokratischen Grundlage“ verstehen. Der Entwurf zum Statut ist mitunterzeichnet von Bloem und Euler, den Häuptern der hiesigen offiziellen demokratischen Partei, den Mitgliedern der ehemaligen Linken der nach Hause geschickten Vereinbarer. Wundern Sie sich noch, daß die hiesigen Beamten in der angegebenen Weise aufzutreten wagen? 215 Kreuznach, 2. März. Am 25. Februar wurde hier auf Veranlassung des demokratischen Vereins der Jahrestag der franz. Revolution gefeiert. Gegen eine Karte zu 6 Sgr., wofür Speisen und Trank verabreicht wurden, war der Eintritt gestattet. Leider mußten viele Demokraten, der Beschränktheit des Raumes wegen, den Genuß entbehren, der Feier beiwohnen zu können. Der erste Toast galt der „permanenten Revolution,“ permanent bis dahin, daß die Sache des Volks siegreich dastehe. Dann spielte ein Musikchor die Marseillaise. Nun folgten Toaste auf die Arbeiter, die politischen Gefangenen, die römische Republik, die Ungarn und Kossuth und m. A., unter beständiger Abwechselung von Musik und Gesang. # Berlin, 2. März. Der Abg. Peltzer (aus Remscheid) beginnt wieder seine alten Gemeinheiten. Heute bestritt er bei dem Abg. Arntz, welcher mit ihm in der Nationalversammlung tagte, die Qualifikation eines Preußen, weil derselbe sich als politischer Flüchtling zehn Jahre lang im Auslande aufgehalten habe. Die Deduktion, welche sich sowohl auf den Code civil als ein preußisches Machwerk bezog, ist zu bornirt, um sie hier anführen zu können. Bei der Verfolgung der Demagogen fand es Arntz gerathen, in Brüssel mehrere Jahre die Advokatur auszuüben, und derselbe übernahm später auf 3 Jahre an der dortigen Universität eine Professur. Selbst die ganze Rechte erhob sich gegen den berüchtigten Peltzer, der sich nun bitter beklagte, daß ihn die eigene Partei im Stiche gelassen habe. Zum Ueberflusse setze ich noch hinzu, daß Arntz sich nicht entfernte, um sich im Auslande bleibend niederzulassen, sondern blos um der Verfolgung zu entgehen. Die genannte Universität ist ferner keine Staats-, sondern eine städtische Anstalt. Endlich kehrte Arntz 1841, nachdem die politischen Flüchtlinge amnestirt waren, in den diesseitigen Staat zurück. 216 Berlin, 2. März. So wie in der Erde oft zufällig Knochen und Gerippe von Unthieren gefunden werden, so liefern die Wahlakten der II. Kammer nicht minder überraschende Reste der bureaukratischen Zeit. Z. B. wohlrubrizirte Conduiten-Listen über die Abgeordneten, welche alle zu beseitigen, selbst dem scharfen Auge eines Manteufelchen, wie einzelne Aktenstöße beweisen, nicht gelungen ist. Dahin gehört auch eine schöne Korrespondenz des Landrathes von Korschenbahr an seinen Kollegen von Rohrscheidt, welche also lautet: „Ew. Hochwohlgeboren beehre ich mich die Anlage ergebenst zu überreichen, woraus Hochdieselben geneigtest entnehmen werden, daß die angefochtene Wahl, die an sich eine gute zu nennen, da Scholz Krebs ein ganz gesinnungstüchtiger Mann ist, in durchaus legaler Form vollzogen worden ist. Die Kosten betragen zehn Silbergroschen, welche meines Erachtens dem falschen Denuncianten, der ein unruhiger Kopf ist, zu Last fallen dürften. Strehlen, 4. Februar 1849.“ Ob die Beschwerde des „unruhigen Kopfes“ eine grundlose war, darüber ist von der Kammer noch nicht entschieden worden. X Berlin, 2. März. Die Kattundrucker, welche bekanntlich schon im vorigen Sommer in so heftige Differenzen mit den Fabrikherren geriethen, daß mehrere Male die lebhaftesten Besorgnisse für die Fabriken entstanden und die Bürgerwehr zum Schutz derselben ausrücken mußte, sind gegenwärtig von Neuem aufständig geworden. Nach einer drohenden Sprache, welche von ihnen in den letzten Wochen in einer Zeitungs-Polemik mit den Fabrikherren geführt wurde, begannen sie sich gestern vor der Goldschmith'schen Fabrik zusammenzurotten und mit Zerschlagen der Pressen zu drohen. Der Grund ihrer Unzufriedenheit soll folgender sein: Schon durch die Arbeitseinstellungen im vorigen Jahre wurden viele Kattundrucker brodlos und die Fabrikherren verstanden sich deßhalb dahin, diese Arbeiter unter sich zu vertheilen und ihnen einen täglichen Lohn von 10 Sgr. zu gewähren, auch wenn sie nur wenig, leicht oder gar nicht beschäftigt würden. Mit jenem Abkommen wurden die Arbeiter ruhig erhalten. Die Fabrikherren kündigten aber dasselbe zum 1. März, während die Arbeiter der Ansicht waren, ein ständiges Recht auf 10 Sgr. erworben zu haben. So entstand Unzufriedenheit und Tumult. Es mußten gestern zwei Compagnieen von den Garde-Schützen ausrücken um die, sich vor den Fabriken zusammen rottirten Arbeiter zu verjagen. Dieselben stellten sich in starken Haufen auf und wollten weder dem vorrückenden Militär, noch dem Hornsignale weichen, erst als vor ihren Augen scharf geladen und zum Anschlagen commandirt wurde, zogen sie sich zurück, traten aber tausend Schritt weiter abermals zusammen, und konnten erst nach und nach durch Wiederholung des vorigen Manövers auseinander getrieben werden. Ein Blutvergießen ist dabei glücklicher Weise nicht vorgekommen, jedoch sind mehrere Verhaftungen erfolgt. Das Militär in der nächstgelegenen Caserne ist mit Sack und Pack consignirt worden, um in jeder Minute ausrücken zu können. Die hiesigen Zimmerleute hielten gestern Abend in einem Lokal der Dorotheenstraße eine stark besuchte Versammlung, in welcher es zu lebhaften Debatten über eine Mittheilung kam, daß der nach den Märztagen erhöhte Arbeitslohn wieder auf den frühern geringeren Satz reduzirt werden sollte. Man beschloß endlich, wenn dies mit Ende der Woche eintreten würde, sammt und sonders die Arbeit einzustellen. Es verlautet auch in andern Gewerken, daß die frühern Lohnerhöhungen zurückgezogen werden sollen, worüber nicht unbedeutende Aufregungen kund werden. Wir haben bereits erwähnt, daß bei dem Buchhändler Löwenherz in Folge einer Haussuchung mißliebige Drucksachen mit Beschlag belegt wurden. Gestern hat nun der General Wrangel auch den Laden schließen lassen. Ebenso ist jetzt auch die Steindruckerei des Buchhändlers Reichhardt geschlossen, nachdem die Buchdruckerei früher geschlossen war. Reichhardt remonstrirte gegen die letztere Maßregel persönlich bei Herrn v. Wrangel, und zwar in etwas pikanter Weise; er erreichte aber nur, daß auch die Steindruckerei geschlossen ward. Eine kleine Broschüre vom Herrn R. erzählt diese Vorgänge. Auch gegen den Buchhändler A. Hoffmann, den Verleger des Kladderadatsch, schwebt wieder ein Prozeß wegen Verkaufs des verbotenen „blauen Montags.“ Leider pflegen Polizeiangehörige solche Ankäufe zum Behuf der Denunziation selbst zu machen oder machen zu lassen. Eine große Anzahl demokratischer Wahlmänner hielt gestern Abend im Schützenhause aus Veranlassung des glücklichen Ausganges der Nachwahlen zur zweiten Kammer eine festliche Sitzung. Der Abg. Jung hielt die Festrede, in welcher er Bruno Bauer zu der nöthig gewordenen Neuwahl nach Frankf. empfahl und zugleich erklärte, daß er jede noch etwa anderswo auf ihn fallende Wahl annehmen werde, um dem bekannten Kritiker hier den Platz zu räumen. Ziegler ist gestern sofort nach seiner erfolgten Wahl nach Brandenburg abgereist. Für Löw aus Kalbe hatte sich der Freihandelsverein sehr interessirt und hofft noch immer ihn irgend wo anders durchzubringen. — Die Börse war in Folge der demokratischen Wahlen gestern noch flauer als sonst, und die Bourgeoisie ist durchweg sehr ungehalten. * Berlin, 2. März. In der Parteiversammlung der Rechten wurde gestern Abend der Antrag gestellt, die Abgeordneten, welche bei der Steuerverweigerung sich betheiligt hätten, nach §. 5 der oktroyirten Geschäftsordnung auszuschließen. Dieser Antrag wurde zwar sehr lebhaft unterstützt durch Kleist-Netzow und Consorten, doch ging man leider zur Tagesordnung über. Bei den heute stattgefundenen Nachwahlen zur ersten Kammer wurden hier G.-Rath Dietrici, Stadtsyndicus Möwes und Stadtrath Keibel gewählt. Die zweite Kammer beschäftigte sich heute mit der Prüfung der Wahlprotokolle. Es wurden etwa 100 Wahlen für gültig erklärt und keine beanstandet. Der Abg. Groneweg aus Westphalen, dessen Wahl in der Abtheilung für gültig erklärt wurde, sitzt noch zu Münster im Zuchthause. Schneider aus Köln wird deshalb den dringlichen Antrag stellen, sogleich Groneweg's Freilassung anzuordnen. Selbst bei den geringfügigen Gelegenheiten, durch welche sich die Mitglieder des Ministeriums veranlaßt sahen, das Wort zu ergreifen, zeigten sie ihre vollkommen parlamentarische Unfähigkeit. Sogar Manteuffel, der große Redner des ersten Vereinigten, sprach sehr ungeschickt und gereizt, als er von Bucher u. A. scharf angegriffen wurde. Berlin, 2. März. An den Magistrat ist Seitens des Kriegsministeriums die Forderung gestellt, Ersatz für 200,000 Patronen zu leisten, welche am 16. Oktober v. J. bei dem Arbeiteraufstande an die Bürgerwehr — jedes Bataillon erhielt 2500 Stück — verabreicht wurden. Der Magistrat ist jetzt im Begriff, diese Patronen, so weit dieselben nicht verschossen sind, zu ermitteln, um die Erstattung in natura zu bewirken, da der Werth sich auf die nicht ganz unbeträchtliche Summe von circa 10 Thlr. pro 1000 Stück beläuft. Creutzburg. Denken Sie sich, auch unser Wahlmänner-Verein ist sofort in Oppeln denunzirt worden, als „politischer Klub,“ der sich im Belagerungszustande gebildet habe! — Bereits vor 8 Tagen kam in Folge dessen von Oppeln ein Citissime an den Magistrat zur Berichterstattung darüber, und es sollen besonders 5 Fragen (wahrscheinlich über die Persönlichkeiten) darin zur Beantwortung vorgelegt worden sein. Die Sache kann vielleicht noch interessant werden; denn wenn — wie leicht möglich — der Verein verboten werden sollte, so beabsichtigen dessen Glieder allsogleich in Berlin Beschwerde zu führen. Wie wir hören, soll von den bei dem in Neu-Karmunkau am 19. d. stattgehabten Krawall verwundeten 2 Frauen die eine Tags darauf abortirt haben. Das gepfändete Vieh ist hier bereits öffentlich versteigert worden. Die Familien und Anverwandten der abgeführten Aufsässigen befinden sich in großer Angst um dieselben. — Von einem Aufhören des Belagerungszustandes verlautet nun nichts mehr, vielmehr scheint derselbe jetzt eher strenger gehandhabt werden zu sollen. (Telegr.) München, 27. Febr. Das neueste Gerücht, welches unsere Stadt durchläuft, ist, daß Herr Stockinger als Minister des Innern berufen, und mit der Neubildung des Gesammtministeriums beauftragt sei. Hr. Heintz, heißt es weiter, würde unter diesen Verhältnissen Minister der Justiz verbleiben. 12 Nürnberg, 1. März. Gehen diese Menschen her und verbreiten bis nach München hinauf das Gerücht, in Nürnberg wolle man die Republik proklamiren. Was gab Veranlassung dazu? Der politische Verein, der die Demokratie am lautersten erstrebt, veranstaltete am Jahrestag der französischen Februarrevolution ein demokratisches Bankett und lud dazu die gleichgesinnten Vereine ein. Dieses sehr zahlreich besuchte Bankett hatte zwar in aller Ruhe und Ordnung stattgefunden, nichtsdestoweniger kam der Präsident der Kreisregierung von Mittelfranken gefahren und auch andere Leute liefen daher, um zu sehen, ob denn wirklich die Republik sich zeigen werde und wie sie wohl aussehe. Die Republik zeigte sich aber nirgends, in Wahrheit wurde jedoch allen Ernstes davon gesprochen, daß, wenn die hirnverbrannten, vom Pfaffenvolk bearbeiteten Altbaiern so fortmachen, die Kluft zwischen den Franken und Pfälzern endlich so weit werden möchte, daß eine Trennung auf jedem möglichen Wege ernstlich gefordert wird. Unter den Franken, namentlich unter dem Landvolke, herrscht eine so aufgeregte Stimmung, daß man sich nur einen Begriff davon machen kann, wenn man in der Nähe oder vielmehr mitten unter dieser Bewegung sich befindet. Gestern kam wieder Artillerieverstärkung hier an und es soll deren noch mehr folgen, auch hat die Stadtkommandantschaft die runden Thürme an unseren

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 237. Köln, 4. März 1849. Zweite Ausgabe, S. 1311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz237ii_1849/1>, abgerufen am 21.11.2024.