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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 238. Köln, 6. März 1849. Beilage.

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Beilage zu Nr. 238 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Dienstag 6. März 1849.
[Französische Republik]
* Paris.

Die Mitglieder des Bergers an die Mitglieder der römischen konstituirenden Versammlung.

Bürger!

Die französische Demokratie begrüßt in Euch mit Enthusiasmus die glorreich an den Ufern des Tibers gegründete Republik. Ehre dem römischen Volke! Die Geschichte wird die Größe seines Werkes bewundern! Die Befreiung Rom's ist das Signal der Befreiung von ganz Italien, es ist der erste Schritt zur Wiederherstellung der italienischen Nationalität unter der einzig möglichen Form, der Republik. Muth Brüder! Schon ist Toskana frei, Venedig kämpft, die Lombardei knirscht, Piemont setzt sich in Bewegung, das zu Neapel vergossene Blut wird seine Rächer finden. Bald wird aus allen diesen emancipirten Staaten glänzend die italienische Einheit hervorgehen. Bis dahin, Männer, überwacht euren Sieg, laßt euch seine Früchte durch keine retrograde Partei rauben. Seht, was in Frankreich vorgeht; diese Lehre möge nicht für euch verloren gehen. Nur durch revolutionäre Energie rettet man die Revolutionen. Haltet das Volk bewaffnet, immer bereit, seine Eroberung zu vertheidigen und seine Feinde niederzuschmettern. Spanien, Neapel und Oestreich bilden, wie es heißt, eine infame Allianz, um zu Rom die Volksmacht zu ersticken. Diese Gerüchte, Bürger, dürfen euch in der ersten Arbeit eurer Konstituirung nicht irre machen, die alten Tyrannen werden anstehen vor einem Angriffe auf die Römer, die ihre Unabhängigkeit begründen. Sollten sie es je wagen, Bürger von Italien, die Sympathieen der französischen Demokratie sind mit euch; auf euren Ruf werden ihre Freiwilligen euch zur Hülfe eilen, um den Barbaren fortzujagen. Es lebe die römische Republik! Es lebe die italienische Republik!

(Folgen die Unterschriften der Repräsentanten des Berges.)

12 Paris, 3. März.

Die jetzige Kammer ist todt: daran zweifelt kein Mensch; das beweisen die Wahlgesetze; das beweist mehr noch das Gesetz über den Staatsrath.

Alle Parteien beschäftigen sich daher mit den Wahlen für die nächste Kammer. Was soll aus der neuen Kammer hervorgehen? Ein 10. Dezember, ein 24. Februar, ein 23. Februar oder ein 24. Juni? Dies ist die eigentliche Bedeutung aller bisheran veröffentlichten Manifeste der verschiedenen Parteien.

Der 24. Februar, das ist der Standpunkt des Nationals, der Standpunkt derjenigen Partei, die sich an die Stelle des gestürzten Königthums setzen will. Dieses Comite nennt sich das Comite vom quai d'Orsai. Unter der Firma: gemäßigte Republik und Festhaltung an der Constitution sucht dieses Wahlkomite die Wähler heranzuziehen. Nach ihm kömmt das Comite der Rue Poitiers. Dieses Comite aus der Partei Thiers, Bugeaud und Consorten zusammengesetzt, faßt alle alte royalistische Elemente in sich. Wir nennen dieses Comite das Wahlkomite vom 23. Februar: denn es verlangt eine Revision der Konstitution von der neuen Kammer und will dadurch alle die royalistischen Elemente heranziehen, die mit der jetzigen Sachlage unzufrieden sind. Das bonapartistische Comite ist unstreitig das komischste, das man sich denken kann. Im Manifest heißt es zwar: Festhaltung an der Constitution, aber mit "Anrufung des Namens Napoleon."

Die sozialistischen Demokraten ihrerseits haben ebenfalls ein Wahlkomite gebildet. Der Centralrath und der Nationalkongreß, welche früher jeder für sich bestanden, haben sich vereinigt, und bringen heute folgende Beschlüsse zur Veröffentlichung des Volkes:

"Das vereinigte Comite nimmt den Namen: demokratisch-sozialistisches Wahlkomite an, und besteht aus den Delegirten des Centralraths und denen des Nationalkongresses. Die Volksvertreter des Berges, die vorher schon zum Nationalkongresse gehörten, sind dadurch schon ohne Ausnahme Mitglieder des Comites.

Das demokratisch-sozialistische Comite zieht hinzu die Delegirten der Arbeiter-Corporationen und Delegirte vom Luxemburg, den Verwundeten vom Juli, Juni und Februar; ferner die Delegirten von der Gesellschaft zur Abschaffung der indirekten Steuern; die Delegirten von der Arbeiter-Kammer, und von allen zu einem demokratischen Zwecke gestifteten Gesellschaften und Verbindungen.

Die demokratisch-sozialistische Presse ist berufen, ihre ganze Mitwirkung diesem Comite angedeihen zu lassen.

Vor Allem Republikaner, stützt sich dies neue Comite auf alle Demokraten, welche die Februar-Revolution mit allen ihren Consequenzen wollen, sowie auf alle Sozialisten, welche die Umgestaltung der Gesellschaft wollen. Das Comite ist revolutionär konstituirt; es ist provisorisch.

Gleich mit dem ersten Tage der Wahlperiode beruft es die Wahlkomite's in den 14 Arrondissements der Seine, um dort Rechenschaft abzulegen von seinen Handlungen und sein Mandat vor der Volkssouveränität niederzulegen.

Das Volk hat das definitive Wahl-Comite zu ernennen.

Unter den Namen, welche dieses Manifest unterzeichnet haben, finden wir Joly, d'Alton Shee, Mathieu (de la Drome.)

12 Paris, 3. März.

Eine wahrhaft deutsche Polemik hat sich unter den vier Journalen: l'Evenement, l'Opinion Publique, la Presse und la Gazette de France entsponnen. Es handelt sich um die Frage, ob die Republik rechtmäßig oder nicht, und was zu thun sei, um die rechtmäßige Gewalt wieder an die Spitze zu setzen. Die Presse sagt: Gehen wir nicht auf den Ursprung der Republik zurück; nehmen wir die Republik als ein Faktum an und suchen wir von derselben die bestmöglichsten Resultate zu erzielen. Wir wir sehen, tritt Girardin ganz doktrinär auf, und in seiner weitern Entwicklung sagt er sogar le droit c'est le fait, die Republik ist thatsächlich da; folglich ist sie rechtmäßig da. Was die bestmöglichsten Resultate der Republik sind, darauf geht Herr Girardin weiter nicht ein: aber er hat früher schon von der vortrefflichen Wirkung seiner neuen Buchhaltung gesprochen und von der Reduzirung der 8 Minister auf 3. Nun kommen aber die drei andern Journale und sagen: Was? es soll nicht erlaubt sein, auf den Ursprung der Republik zurückzugehn? Wenn am 24. Februar die Volksautorität eskamotirt worden, sollen wir dann das Resultat dieser Eskamotage gelten lassen? Wenn es heute diesem oder jenem einfällt, durch einen Handstreich die Staatsgewalt zu usurpiren, sollte diese Usurpation legitimirt werden können durch den Gebrauch, den der Usurpator von der Staatsgewalt machte?

In seiner Antwort ist Girardin weit kecker als alle revolutionären Journale. Nehmen wir an, sagt er, daß die Volksautorität am 24. Februar wirklich eskamotirt worden ist. Wer verschuldet in diesem Falle den Sturz der Monarchie? Derjenige, welcher den Muth gehabt, die Gewalt an sich zu reißen, oder derjenige, der den Muth nicht gehabt, sie zu vertheidigen?

Diejenigen, welche, wie Ledru-Rollin, am 24. Februar ihren Kopf eingesetzt haben, sind mir immer noch lieber, als diejenigen, welche, wie Thiers, mit allen Vieren davon gekrochen sind. War Ledru-Rollin wirklich ein Escamoteur, so ist Thiers um so straffälliger, daß er sich wie ein kleiner Bursche hat escamotiren lassen.

"Wenn es nun heute dem Napoleon einfiele, fragt das Journal "Evenement" weiter, die Kammer zu sprengen mit zwei Regimentern und sich zum Kaiser ausrufen zu lassen; hätte er das Recht dazu?

Allerdings, gibt die Presse zu verstehen, wenn die Kammer schwach genug ist, davon zu laufen, statt sich mit dem übrigen Volke der Ursurpation zu widersetzen.

Hiermit ist aber keineswegs gesagt, daß Girardin es ernst meint mit der Republik; er nimmt die Republik mit Vorbehalt einer Revision an, und glaubt ganz sicher, daß aus dieser Revision die Monarchie wieder hervorgehen wird. Er verheimlicht diese seine Hoffnungen gar nicht, und in seiner Antwort auf das Peuple frägt er, warum es nicht erlaubt sein solle, die Monarchie in England und Belgien zu lieben, da sie ja der Nation das gebe, was Frankreich als Republik zu geben nicht im Stande sei?

Paris, 3. März.

Der demokratische Wahlausschuß erläßt im heutigen "Peuple" seine erste Erklärung.

Die "Debats" weissagen der Proudhon'schen Volksbank ein baldiges seliges Ende.

-- Larochejaquelein, mit seinem legitimistischen Anhange, hat sich von der Rue de Poitiers getrennt. Die Gazette de France und die Union werden uns wohl morgen nähere Aufschlüsse über dieses "Ereignis" geben.

-- In verflossener Nacht wurden die Maigefangenen aus unserer Nähe in Vincennes nach Bourges geschafft, wo ihr Prozeß in vier Tagen beginnt. Obgleich Niemand an Gewaltthätigkeiten zu ihrer Befreiung dachte, waren doch Truppenmassen von Vincennes bis zum Präfekturgebäude und von dort bis zum Bahnhofe der Centralbahn aufgestellt.

Lepreux, Oberkerkermeister, und Primorin, jüngst erst zum Generalpolizeikommissarius von Bourges und des Cherdepartements ernannt für die Dauer des Prozesses, leiteten diese nächtliche Abfahrt. Die den Nationalgerichtshof dirigirenden Glieder des Cassationshofs (meist Deputirte, mithin natürliche Gegner der Angeklagten) werden ihnen morgen nach Bourges folgen, das in diesem Augenblick das Bild einer spanischen Inquisitionsstadt bietet, wo alle Gasthöfe und Privatwohnungen zu enormen Preisen vermiethet sind.

-- Es heißt daß sich das Audedepartement, (stark kommunistisch) in vollem Aufruhr befinde. Es ist überhaupt merkwürdig, daß gerade im mittäglichen Frankreich, wo die Reaktion aller Jahrhunderte am ärgsten wüthete, die rothe Republik die meisten Anhänger zählt. Wir erinnern nur an die Heimathsorte der Pariser Club-Chefs und der meisten Montagne-Glieder.

-- In der Rue d'Anjou St. Honore ereignete sich gestern Abend eine Familienscene, wie sie eigentlich nur Paris und jede große Stadt häufig bietet. Der Constitutionnel hängt ihr aber in seinem gewöhnlichen Puritanismus eine solche Menge dramatischer Lappen an, daß sich der Leser in eines der blutigsten Drama's von Alex. Dumas oder Scribe versetzt fühlt. Das einfache Faktum ist, daß in jener Straße ein reicher Amerikaner, Namens C*** wohnt, der ein schönes Stubenmädchen hat, das ihm in der Vertraulichkeit die sehr unangenehme Mittheilung machte: daß sich in seiner Abwesenheit oder hinter seinem Rücken ein gewisser Hr. Eoetlogen, würdiger Bruder des würdigen Corsaren-Redaktors gl. N., der sich neulich mit Clement Thomas duellirte, zu seiner Ehegattin stehle und..... nun nehme man den Constitutionnel zur Hand, damit man ersehe, was sich zwischen diesem Coetlogen und jener Ehegattin weiter zugetragen. Für uns haben dergleichen Ereignisse, wie sie in heutigen Familien wie Spargel emporschießen, nichts Ueberraschendes. Aber wir erwähnen dieses Falles, den wir speziell kennen, um das schöne Schriftstellertalent des Pariser Constitutionnel würdigen zu lassen.

Drouyn de Lhuys, Minister des Auswärtigen, hat der Nationalversammlung den Art. 19 zu der Convention vorgelegt, welche Frankreich am 31. März 1831 mit den deutschen Rheinstaaten, bezüglich der Rheinschiffahrt abschloß. Dieser Art. 19 schreibt vor, nur denjenigen Schiffern Patente zu ertheilen, welche die Gewässer des Rheins genau kennen. Kein Zweifel, daß die Versammlung diesen Artikel ohne Weiteres bestätigt.

-- Die Rue de Poitiers breitet ihr Netz, wie Petrus, in aller Stille aus. Es scheint aber, als wollten nicht blos die rallierten Legitimisten unter Larochejaquelin, sondern auch die sogenannten revolutionären Bonapartisten sich von der alleinseligmachenden Glaubensfahne des Herrn Thiers losreißen.

Vielleicht sind wir im Stande, nächstens über diesen neuen Bruch nähere Aufschlüsse zu geben. Der Wahlkampf bildet ja die eigentliche Tagesfrage.

-- National-Versammlung. Sitzung vom 3. März. Anfang 1 1/4 Uhr.

Präsident Marrast.

Nach Erledigung mehrerer lokaler Gesetzentwürfe geht die Versammlung zu ihrer eigentlichen Tagesordnung (Schlußdebatte des Staatsraths) über.

Vaulabelle, dann Favart hatten den Nachtrag gestellt:

"Unmittelbar nach Votirung gegenwärtigen Gesetzes wählt die National-Versammlung 20 Glieder des neuen Staatsrathes, die 20 übrigen Glieder sind von der künftigen Kammer zu wählen."

Martin (Straßburg) bekämpfte diesen Nachtrag. Das hieße die künftige Kammer verdächtigen. Sie wird besser ausfallen, als man glaubt. (Gelächter.)

Vaulabelle zieht den Antrag zurück; desto hartnäckiger vertheidigt ihn Favart.

Trotzdem verwirft ihn die Versammlung mit 388 gegen 360 Stimmen und nimmt den Schlußparagraphen der Kommission an der also lautet:

"Der Staatsrath besteht aus 40 Gliedern. Dieselben werden sogleich nach Veröffentlichung dieses Gesetzes von der National-Versammlung gewählt. Drei Monate nach ihrem Zusammentritt hat die künftige Kammer zwanzig Glieder des Staatsrathes von jenen 40 zu erneuern."

Marrast bringt endlich das Gesammtgesetz zur Abstimmung.

Dasselbe wird mit 524 gegen 219 Stimmen angenommen.

So weit wäre die Staatsrathsdebatte glücklich beendigt. Nun noch den 3. Rateaukuchen und wir sind vollständig gesättigt.

Buffet, Handels- und Ackerbau-Minister, legte Lokal-Gesetzentwürfe vor, die kein Interesse haben.

Passy, Finanz-Minister, legt einen Entwurf vor, der 2 neue Zwölftel des Büdgets (für April und Mai) verlangt. (Lärm zur Linken.)

Passy legt einen 2. Entwurf vor, der 90,666 Franken Repräsentationskosten für den Vicepräsidenten Boulay fordert. (Oh! Oh!)

Die Dringlichkeit für beide Entwürfe wird erklärt.

Martin Bernard erhält das Wort, um den Minister des Innern zu interpelliren.

Martin Bernard: (Aufmerksamkeit) Die studirende Jugend faßte die patriotische Idee..... (Geheul zur Rechten).

Stimmen lirks: A bas les aboyeurs.

Martin Bernard:.... sich an der Barriere du Maine brüderlich zu versammeln. Ich selbst mit einem anderen unserer Kollegen wohnte der Versammlung bei, als ein Polizeikommissarius am Saale erschien und Einlaß begehrte, der ihm natürlich verweigert wurde. Statt uns in Ruhe zu lassen, erschien derselbe mit einer Schaar von Söldnern und räumte mit solchem Ungestüm den Saal, daß viele der Anwesenden niedergerissen wurden. Ich will wissen, ob der Minister dieses Verfahren billigt? Billigt er es, so bricht er die Verfassung, billigt er es nicht, so muß er den Polizeikommissarius absetzen.

Leon Faucher, Minister des Innern: Der Redner vergleicht diese Versammlungen oder Zweckessen mit den Banketten vor dem 24. Febr. 1848. Dies ist ein Irrthum. Jene Bankette geschahen öffentlich, wurden vorher angezeigt u. s. w. Dies ist aber bei den Zusammenkünften an der Barriere du Maine nicht der Fall. Sie sind geheim. (Lärm zur Linken.) Man sucht sich so viel als möglich der Aufsicht der Polizei zu entziehen etc.

Corbon ersetzt den Marrast auf dem Präsidentenstuhle.

Faucher läugnet schließlich, daß Jemand mißhandelt worden sei. (Widerspruch)

Pierre Leroux folgt ihm auf der Bühne. Er liest den Artikel 8 der Verfassung und sagt: hienach ist das Vereinsrecht heilig, es sei ein direkter Ausfluß des Willens Gottes. Ihr (zu den Ministern gewandt) habt das Associationsrecht bereits unterdrückt oder wenigstens geschmälert. Sind wir in der Republik oder in der Monarchie? Sind wir Freie oder Sklaven? Ich sage, wir sind Sklaven. Ihr verletzt das Associationsrecht: das ist ein infamer Despotismus. Eure Söldner berufen sich auf das Gesetz von 1790 gegen die Attrouppements.... dasselbe hat keine Gewalt gegen die Banketts, deren Recht Ihr nicht angreifen dürft. Ich trage auf Abschaffung des Artikel 291 des Strafgesetzbuchs an, welcher das Reunionsrecht betrifft.

Grandin kömmt dem Minister zu Hülfe. Er grrift den Socialismus und seine Lehren an. (Unterbrechung.) Das Elend des Volks hat der Socialismus zu verantworten. (Oh! Oh!) Er wirft dem Ministerium vor, das es nicht scharf genug gegen die Tagespresse auftrete. (Lärm.)

Ledru-Rollin erhebt sich. Er erscheint mit Papieren auf der Bühne und liest Stellen aus den Reden, die Leon de Malleville vor dem 24. Febr. 1848 im Chateau Rouge hielt.

Ebenso Barrot. Er zergliedert die Anklage gegen den Socialismus und nennt die Verfolgungssucht des Ministeriums eine Absurdität. Die Männer, die man früher Helden nannte, läßt man jetzt einsperren. Das Haupt der Bergpartei zeigte hierauf den Zweck des Socialismus und erklärt schließlich, daß die Reaktion des Ministeriums nur gegen dasselbe schlagen werde.

Odilon-Barrot verwahrt sich gegen den Vergleich, daß sein Verfahren dem der Juli-Monarchie von 1847-48 gleiche. Er bestreitet jede Analogie zwischen jenen Zusammenkünften an der Barriere und den Banketten im Chateau Rouge und beruft sich auf Recht und Gesetzlichkeit. Er wird so oft und heftig unterbrochen, daß er kaum einen Satz vollenden kann. Er ist darüber sehr böse.

Berard und Denjoy expliciren unter fürchterlichem Lärme, warum sie zur Ordnung gerufen worden seien.

Auf Barrots Gesuche geht die Veesammlung zur einfachen Tagesordnung über.

Die Sitzung wird um 6 1/2 Uhr in großer Aufregung geschlossen.

Straßburg, 3. März.

Die Eröffnung der Paris-Straßburger Eisenbahn bis Epernay soll am 1. Mai, spätestens aber am 1. Juni erfolgen. Wir rücken dadurch der Hauptstadt einstweilen in so fern näher, als die Reise von hier nach Paris nur noch 24 Stunden erfordert. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Gesellschaft, welche diesen Schienenweg baut, auch den Bau der Eisenbahn an die baierische Gränze übernehmen wird.

Dänemark.
Kopenhagen, 27. Febr.

Der Reichstag von gestern ward mit der Mittheilung des Finanzministers eröffnet, daß es der Regierung gelungen, eine Anleihe in London abzuschließen; zwar unter weniger günstigen Bedingungen als man im Verhältniß zum Kredite Dänemarks erwarten dürfen, aber doch in hohem Grade vortheilhafter als man im Verhältniß zu den anderer Orten abgeschlossenen Anleihen und bei den gegenwärtigen europäischen Verhältnissen erwarten konnte. Ueber das Nähere könne er hier für den Augenblick sich nicht aussprechen.

Großbritannien.
* London, 3 März.

Auch in England ist der Jahrestag der franz. Revolution überall von den Chartisten festlich begangen worden. In London fand ein großes Bankett statt, dem der Redakteur en chef des Northern Star, G. Julian Haruy präsidirte. Louis Blanc und Caussidiere waren eingeladen, ließen sich aber entschuldigen, weil sie als Proscribirte zu einer Zurückhaltung gezwungen seien, welche der Patriotismus der Versammlung ohne Zweifel verstehen werde." Unter den Toasten heben wir folgende hervor: G. J. Holyoake: der Souverainetät des Volks und der Verbrüderung der Proletarier aller Nationen. -- G. J. Harney: der französischen Revolution, ihren Aposteln, Helden, u. Märtyrern u. dem baldigen Triumph der sozial-demokratischen Republik. -- R. Buchanan: dem demokratischen Deutschland, Polen, Ungarn und Italien; dem ruhmvollen Volk, das die Ketten der Priesterherrschaft abgeschüttelt und die römische Republik wiederhergestellt hat. -- W. Dixon: Der baldigen Einführung der Volscharte, und allen die für sie gelitten haben. Außerdem sprachen noch J. Bronterre OBrien, J. Clark, W. Cooper, Charles Keen und E. Stallwood.

In Nottingham wurde ebenfalls ein Bankett gehalten und die franz. Revolution, die römische Republik, Bem, Dembinski und die Ungarn, Ledru-Rollin und die Montagne, Ernst Jones und die übrigen politischen Gefangnen, das Andenken Blums und Messenhausers, die demokratische Presse etc., wurden mit Trinksprüchen bedacht.

Aehnliche Feste fanden in Brimingham und Portsea statt.

Aus Athlone (Irland) wird geschrieben, daß die Austreibung von Pächtern dort mit wahrer Eisenbahnschnelligkeit vorwärts geht. Der Sheriff und seine Exekutionsbeamten ziehen von Dorf zu Dorf, um die Pacht einzutreiben. Natürlich kann Niemand zahlen. Dann werden die Bauern aus ihren Häusern vertrieben, der Hausrath vor die Thür auf die Chaussee gesetzt, und die Hütte niedergerissen. Der Grundherr schlägt dann einige hundert solcher kleinen Pachtungen zu einer großen Farm zusammen und vermiethet sie an einen einzigen Kapitalisten, der den Ackerbau im Großen betreibt, oder wo der Boden schlecht ist, wird er zur Schaafzucht verwandt. Dies Entvölkerungssystem, das vor circa 30 Jahren in Sutherlandshire in Schottland eingeführt und von da allmälig über den ganzen Norden von Schottland ausgedehnt wurde, ist seit mehreren Jahren auch von den irischen Grundbesitzern in Ausführung gebracht worden und durchwandert jetzt, wie eine Seuche, wie ein Heuschreckenzug, ganz Irland. Den Bauern bleibt nichts als nach Amerika zu ziehen, wenn sie die Mittel dazu haben oder zu verhungern, wenn sie daheim bleiben müssen. Die Grundbesitzer inzwischen ziehen größere Renten aus ihren Gütern, und haben obendrein bei großen Pächtern weniger Risiko und Eintreibungskosten als bei den kleinen irischen Kartoffelbauern. So wird es nicht lange währen und die 9 Mill. Irländer werden auf die Hälfte reduzirt sein. Das kleine Irland allein liefert soviel Auswanderer nach den Vereinigten Staaten wie das große Deutschland.

Ein amerikanischer Auswanderungskommissär, Hr. Minturn, hat berechnet, daß die Zahl der Auswanderer, die seit 1790 nach den Vereinigten Staaten gegangen sind, die Zahl der damaligen Gesammtbevölkerung übertrifft. 1840 wanderten 125,000, 1844 154,000, 1845 221,000 und 1846 300,000 Köpfe nach Amerika

Beilage zu Nr. 238 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Dienstag 6. März 1849.
[Französische Republik]
* Paris.

Die Mitglieder des Bergers an die Mitglieder der römischen konstituirenden Versammlung.

Bürger!

Die französische Demokratie begrüßt in Euch mit Enthusiasmus die glorreich an den Ufern des Tibers gegründete Republik. Ehre dem römischen Volke! Die Geschichte wird die Größe seines Werkes bewundern! Die Befreiung Rom's ist das Signal der Befreiung von ganz Italien, es ist der erste Schritt zur Wiederherstellung der italienischen Nationalität unter der einzig möglichen Form, der Republik. Muth Brüder! Schon ist Toskana frei, Venedig kämpft, die Lombardei knirscht, Piemont setzt sich in Bewegung, das zu Neapel vergossene Blut wird seine Rächer finden. Bald wird aus allen diesen emancipirten Staaten glänzend die italienische Einheit hervorgehen. Bis dahin, Männer, überwacht euren Sieg, laßt euch seine Früchte durch keine retrograde Partei rauben. Seht, was in Frankreich vorgeht; diese Lehre möge nicht für euch verloren gehen. Nur durch revolutionäre Energie rettet man die Revolutionen. Haltet das Volk bewaffnet, immer bereit, seine Eroberung zu vertheidigen und seine Feinde niederzuschmettern. Spanien, Neapel und Oestreich bilden, wie es heißt, eine infame Allianz, um zu Rom die Volksmacht zu ersticken. Diese Gerüchte, Bürger, dürfen euch in der ersten Arbeit eurer Konstituirung nicht irre machen, die alten Tyrannen werden anstehen vor einem Angriffe auf die Römer, die ihre Unabhängigkeit begründen. Sollten sie es je wagen, Bürger von Italien, die Sympathieen der französischen Demokratie sind mit euch; auf euren Ruf werden ihre Freiwilligen euch zur Hülfe eilen, um den Barbaren fortzujagen. Es lebe die römische Republik! Es lebe die italienische Republik!

(Folgen die Unterschriften der Repräsentanten des Berges.)

12 Paris, 3. März.

Die jetzige Kammer ist todt: daran zweifelt kein Mensch; das beweisen die Wahlgesetze; das beweist mehr noch das Gesetz über den Staatsrath.

Alle Parteien beschäftigen sich daher mit den Wahlen für die nächste Kammer. Was soll aus der neuen Kammer hervorgehen? Ein 10. Dezember, ein 24. Februar, ein 23. Februar oder ein 24. Juni? Dies ist die eigentliche Bedeutung aller bisheran veröffentlichten Manifeste der verschiedenen Parteien.

Der 24. Februar, das ist der Standpunkt des Nationals, der Standpunkt derjenigen Partei, die sich an die Stelle des gestürzten Königthums setzen will. Dieses Comite nennt sich das Comite vom quai d'Orsai. Unter der Firma: gemäßigte Republik und Festhaltung an der Constitution sucht dieses Wahlkomite die Wähler heranzuziehen. Nach ihm kömmt das Comite der Rue Poitiers. Dieses Comite aus der Partei Thiers, Bugeaud und Consorten zusammengesetzt, faßt alle alte royalistische Elemente in sich. Wir nennen dieses Comite das Wahlkomite vom 23. Februar: denn es verlangt eine Revision der Konstitution von der neuen Kammer und will dadurch alle die royalistischen Elemente heranziehen, die mit der jetzigen Sachlage unzufrieden sind. Das bonapartistische Comite ist unstreitig das komischste, das man sich denken kann. Im Manifest heißt es zwar: Festhaltung an der Constitution, aber mit „Anrufung des Namens Napoleon.“

Die sozialistischen Demokraten ihrerseits haben ebenfalls ein Wahlkomite gebildet. Der Centralrath und der Nationalkongreß, welche früher jeder für sich bestanden, haben sich vereinigt, und bringen heute folgende Beschlüsse zur Veröffentlichung des Volkes:

„Das vereinigte Comite nimmt den Namen: demokratisch-sozialistisches Wahlkomite an, und besteht aus den Delegirten des Centralraths und denen des Nationalkongresses. Die Volksvertreter des Berges, die vorher schon zum Nationalkongresse gehörten, sind dadurch schon ohne Ausnahme Mitglieder des Comites.

Das demokratisch-sozialistische Comite zieht hinzu die Delegirten der Arbeiter-Corporationen und Delegirte vom Luxemburg, den Verwundeten vom Juli, Juni und Februar; ferner die Delegirten von der Gesellschaft zur Abschaffung der indirekten Steuern; die Delegirten von der Arbeiter-Kammer, und von allen zu einem demokratischen Zwecke gestifteten Gesellschaften und Verbindungen.

Die demokratisch-sozialistische Presse ist berufen, ihre ganze Mitwirkung diesem Comite angedeihen zu lassen.

Vor Allem Republikaner, stützt sich dies neue Comite auf alle Demokraten, welche die Februar-Revolution mit allen ihren Consequenzen wollen, sowie auf alle Sozialisten, welche die Umgestaltung der Gesellschaft wollen. Das Comite ist revolutionär konstituirt; es ist provisorisch.

Gleich mit dem ersten Tage der Wahlperiode beruft es die Wahlkomite's in den 14 Arrondissements der Seine, um dort Rechenschaft abzulegen von seinen Handlungen und sein Mandat vor der Volkssouveränität niederzulegen.

Das Volk hat das definitive Wahl-Comite zu ernennen.

Unter den Namen, welche dieses Manifest unterzeichnet haben, finden wir Joly, d'Alton Shee, Mathieu (de la Drome.)

12 Paris, 3. März.

Eine wahrhaft deutsche Polemik hat sich unter den vier Journalen: l'Evénément, l'Opinion Publique, la Presse und la Gazette de France entsponnen. Es handelt sich um die Frage, ob die Republik rechtmäßig oder nicht, und was zu thun sei, um die rechtmäßige Gewalt wieder an die Spitze zu setzen. Die Presse sagt: Gehen wir nicht auf den Ursprung der Republik zurück; nehmen wir die Republik als ein Faktum an und suchen wir von derselben die bestmöglichsten Resultate zu erzielen. Wir wir sehen, tritt Girardin ganz doktrinär auf, und in seiner weitern Entwicklung sagt er sogar le droit c'est le fait, die Republik ist thatsächlich da; folglich ist sie rechtmäßig da. Was die bestmöglichsten Resultate der Republik sind, darauf geht Herr Girardin weiter nicht ein: aber er hat früher schon von der vortrefflichen Wirkung seiner neuen Buchhaltung gesprochen und von der Reduzirung der 8 Minister auf 3. Nun kommen aber die drei andern Journale und sagen: Was? es soll nicht erlaubt sein, auf den Ursprung der Republik zurückzugehn? Wenn am 24. Februar die Volksautorität eskamotirt worden, sollen wir dann das Resultat dieser Eskamotage gelten lassen? Wenn es heute diesem oder jenem einfällt, durch einen Handstreich die Staatsgewalt zu usurpiren, sollte diese Usurpation legitimirt werden können durch den Gebrauch, den der Usurpator von der Staatsgewalt machte?

In seiner Antwort ist Girardin weit kecker als alle revolutionären Journale. Nehmen wir an, sagt er, daß die Volksautorität am 24. Februar wirklich eskamotirt worden ist. Wer verschuldet in diesem Falle den Sturz der Monarchie? Derjenige, welcher den Muth gehabt, die Gewalt an sich zu reißen, oder derjenige, der den Muth nicht gehabt, sie zu vertheidigen?

Diejenigen, welche, wie Ledru-Rollin, am 24. Februar ihren Kopf eingesetzt haben, sind mir immer noch lieber, als diejenigen, welche, wie Thiers, mit allen Vieren davon gekrochen sind. War Ledru-Rollin wirklich ein Escamoteur, so ist Thiers um so straffälliger, daß er sich wie ein kleiner Bursche hat escamotiren lassen.

„Wenn es nun heute dem Napoleon einfiele, fragt das Journal „Evénément“ weiter, die Kammer zu sprengen mit zwei Regimentern und sich zum Kaiser ausrufen zu lassen; hätte er das Recht dazu?

Allerdings, gibt die Presse zu verstehen, wenn die Kammer schwach genug ist, davon zu laufen, statt sich mit dem übrigen Volke der Ursurpation zu widersetzen.

Hiermit ist aber keineswegs gesagt, daß Girardin es ernst meint mit der Republik; er nimmt die Republik mit Vorbehalt einer Revision an, und glaubt ganz sicher, daß aus dieser Revision die Monarchie wieder hervorgehen wird. Er verheimlicht diese seine Hoffnungen gar nicht, und in seiner Antwort auf das Peuple frägt er, warum es nicht erlaubt sein solle, die Monarchie in England und Belgien zu lieben, da sie ja der Nation das gebe, was Frankreich als Republik zu geben nicht im Stande sei?

Paris, 3. März.

Der demokratische Wahlausschuß erläßt im heutigen „Peuple“ seine erste Erklärung.

Die „Debats“ weissagen der Proudhon'schen Volksbank ein baldiges seliges Ende.

— Larochejaquelein, mit seinem legitimistischen Anhange, hat sich von der Rue de Poitiers getrennt. Die Gazette de France und die Union werden uns wohl morgen nähere Aufschlüsse über dieses „Ereignis“ geben.

— In verflossener Nacht wurden die Maigefangenen aus unserer Nähe in Vincennes nach Bourges geschafft, wo ihr Prozeß in vier Tagen beginnt. Obgleich Niemand an Gewaltthätigkeiten zu ihrer Befreiung dachte, waren doch Truppenmassen von Vincennes bis zum Präfekturgebäude und von dort bis zum Bahnhofe der Centralbahn aufgestellt.

Lepreux, Oberkerkermeister, und Primorin, jüngst erst zum Generalpolizeikommissarius von Bourges und des Cherdepartements ernannt für die Dauer des Prozesses, leiteten diese nächtliche Abfahrt. Die den Nationalgerichtshof dirigirenden Glieder des Cassationshofs (meist Deputirte, mithin natürliche Gegner der Angeklagten) werden ihnen morgen nach Bourges folgen, das in diesem Augenblick das Bild einer spanischen Inquisitionsstadt bietet, wo alle Gasthöfe und Privatwohnungen zu enormen Preisen vermiethet sind.

— Es heißt daß sich das Audedepartement, (stark kommunistisch) in vollem Aufruhr befinde. Es ist überhaupt merkwürdig, daß gerade im mittäglichen Frankreich, wo die Reaktion aller Jahrhunderte am ärgsten wüthete, die rothe Republik die meisten Anhänger zählt. Wir erinnern nur an die Heimathsorte der Pariser Club-Chefs und der meisten Montagne-Glieder.

— In der Rue d'Anjou St. Honoré ereignete sich gestern Abend eine Familienscene, wie sie eigentlich nur Paris und jede große Stadt häufig bietet. Der Constitutionnel hängt ihr aber in seinem gewöhnlichen Puritanismus eine solche Menge dramatischer Lappen an, daß sich der Leser in eines der blutigsten Drama's von Alex. Dumas oder Scribe versetzt fühlt. Das einfache Faktum ist, daß in jener Straße ein reicher Amerikaner, Namens C*** wohnt, der ein schönes Stubenmädchen hat, das ihm in der Vertraulichkeit die sehr unangenehme Mittheilung machte: daß sich in seiner Abwesenheit oder hinter seinem Rücken ein gewisser Hr. Eoëtlogen, würdiger Bruder des würdigen Corsaren-Redaktors gl. N., der sich neulich mit Clement Thomas duellirte, zu seiner Ehegattin stehle und..... nun nehme man den Constitutionnel zur Hand, damit man ersehe, was sich zwischen diesem Coëtlogen und jener Ehegattin weiter zugetragen. Für uns haben dergleichen Ereignisse, wie sie in heutigen Familien wie Spargel emporschießen, nichts Ueberraschendes. Aber wir erwähnen dieses Falles, den wir speziell kennen, um das schöne Schriftstellertalent des Pariser Constitutionnel würdigen zu lassen.

Drouyn de Lhuys, Minister des Auswärtigen, hat der Nationalversammlung den Art. 19 zu der Convention vorgelegt, welche Frankreich am 31. März 1831 mit den deutschen Rheinstaaten, bezüglich der Rheinschiffahrt abschloß. Dieser Art. 19 schreibt vor, nur denjenigen Schiffern Patente zu ertheilen, welche die Gewässer des Rheins genau kennen. Kein Zweifel, daß die Versammlung diesen Artikel ohne Weiteres bestätigt.

— Die Rue de Poitiers breitet ihr Netz, wie Petrus, in aller Stille aus. Es scheint aber, als wollten nicht blos die rallierten Legitimisten unter Larochejaquelin, sondern auch die sogenannten revolutionären Bonapartisten sich von der alleinseligmachenden Glaubensfahne des Herrn Thiers losreißen.

Vielleicht sind wir im Stande, nächstens über diesen neuen Bruch nähere Aufschlüsse zu geben. Der Wahlkampf bildet ja die eigentliche Tagesfrage.

National-Versammlung. Sitzung vom 3. März. Anfang 1 ¼ Uhr.

Präsident Marrast.

Nach Erledigung mehrerer lokaler Gesetzentwürfe geht die Versammlung zu ihrer eigentlichen Tagesordnung (Schlußdebatte des Staatsraths) über.

Vaulabelle, dann Favart hatten den Nachtrag gestellt:

„Unmittelbar nach Votirung gegenwärtigen Gesetzes wählt die National-Versammlung 20 Glieder des neuen Staatsrathes, die 20 übrigen Glieder sind von der künftigen Kammer zu wählen.“

Martin (Straßburg) bekämpfte diesen Nachtrag. Das hieße die künftige Kammer verdächtigen. Sie wird besser ausfallen, als man glaubt. (Gelächter.)

Vaulabelle zieht den Antrag zurück; desto hartnäckiger vertheidigt ihn Favart.

Trotzdem verwirft ihn die Versammlung mit 388 gegen 360 Stimmen und nimmt den Schlußparagraphen der Kommission an der also lautet:

„Der Staatsrath besteht aus 40 Gliedern. Dieselben werden sogleich nach Veröffentlichung dieses Gesetzes von der National-Versammlung gewählt. Drei Monate nach ihrem Zusammentritt hat die künftige Kammer zwanzig Glieder des Staatsrathes von jenen 40 zu erneuern.“

Marrast bringt endlich das Gesammtgesetz zur Abstimmung.

Dasselbe wird mit 524 gegen 219 Stimmen angenommen.

So weit wäre die Staatsrathsdebatte glücklich beendigt. Nun noch den 3. Rateaukuchen und wir sind vollständig gesättigt.

Buffet, Handels- und Ackerbau-Minister, legte Lokal-Gesetzentwürfe vor, die kein Interesse haben.

Passy, Finanz-Minister, legt einen Entwurf vor, der 2 neue Zwölftel des Büdgets (für April und Mai) verlangt. (Lärm zur Linken.)

Passy legt einen 2. Entwurf vor, der 90,666 Franken Repräsentationskosten für den Vicepräsidenten Boulay fordert. (Oh! Oh!)

Die Dringlichkeit für beide Entwürfe wird erklärt.

Martin Bernard erhält das Wort, um den Minister des Innern zu interpelliren.

Martin Bernard: (Aufmerksamkeit) Die studirende Jugend faßte die patriotische Idee..... (Geheul zur Rechten).

Stimmen lirks: A bas les aboyeurs.

Martin Bernard:.... sich an der Barriere du Maine brüderlich zu versammeln. Ich selbst mit einem anderen unserer Kollegen wohnte der Versammlung bei, als ein Polizeikommissarius am Saale erschien und Einlaß begehrte, der ihm natürlich verweigert wurde. Statt uns in Ruhe zu lassen, erschien derselbe mit einer Schaar von Söldnern und räumte mit solchem Ungestüm den Saal, daß viele der Anwesenden niedergerissen wurden. Ich will wissen, ob der Minister dieses Verfahren billigt? Billigt er es, so bricht er die Verfassung, billigt er es nicht, so muß er den Polizeikommissarius absetzen.

Leon Faucher, Minister des Innern: Der Redner vergleicht diese Versammlungen oder Zweckessen mit den Banketten vor dem 24. Febr. 1848. Dies ist ein Irrthum. Jene Bankette geschahen öffentlich, wurden vorher angezeigt u. s. w. Dies ist aber bei den Zusammenkünften an der Barriere du Maine nicht der Fall. Sie sind geheim. (Lärm zur Linken.) Man sucht sich so viel als möglich der Aufsicht der Polizei zu entziehen etc.

Corbon ersetzt den Marrast auf dem Präsidentenstuhle.

Faucher läugnet schließlich, daß Jemand mißhandelt worden sei. (Widerspruch)

Pierre Leroux folgt ihm auf der Bühne. Er liest den Artikel 8 der Verfassung und sagt: hienach ist das Vereinsrecht heilig, es sei ein direkter Ausfluß des Willens Gottes. Ihr (zu den Ministern gewandt) habt das Associationsrecht bereits unterdrückt oder wenigstens geschmälert. Sind wir in der Republik oder in der Monarchie? Sind wir Freie oder Sklaven? Ich sage, wir sind Sklaven. Ihr verletzt das Associationsrecht: das ist ein infamer Despotismus. Eure Söldner berufen sich auf das Gesetz von 1790 gegen die Attrouppements.... dasselbe hat keine Gewalt gegen die Banketts, deren Recht Ihr nicht angreifen dürft. Ich trage auf Abschaffung des Artikel 291 des Strafgesetzbuchs an, welcher das Reunionsrecht betrifft.

Grandin kömmt dem Minister zu Hülfe. Er grrift den Socialismus und seine Lehren an. (Unterbrechung.) Das Elend des Volks hat der Socialismus zu verantworten. (Oh! Oh!) Er wirft dem Ministerium vor, das es nicht scharf genug gegen die Tagespresse auftrete. (Lärm.)

Ledru-Rollin erhebt sich. Er erscheint mit Papieren auf der Bühne und liest Stellen aus den Reden, die Leon de Malleville vor dem 24. Febr. 1848 im Chateau Rouge hielt.

Ebenso Barrot. Er zergliedert die Anklage gegen den Socialismus und nennt die Verfolgungssucht des Ministeriums eine Absurdität. Die Männer, die man früher Helden nannte, läßt man jetzt einsperren. Das Haupt der Bergpartei zeigte hierauf den Zweck des Socialismus und erklärt schließlich, daß die Reaktion des Ministeriums nur gegen dasselbe schlagen werde.

Odilon-Barrot verwahrt sich gegen den Vergleich, daß sein Verfahren dem der Juli-Monarchie von 1847-48 gleiche. Er bestreitet jede Analogie zwischen jenen Zusammenkünften an der Barriere und den Banketten im Chateau Rouge und beruft sich auf Recht und Gesetzlichkeit. Er wird so oft und heftig unterbrochen, daß er kaum einen Satz vollenden kann. Er ist darüber sehr böse.

Berard und Denjoy expliciren unter fürchterlichem Lärme, warum sie zur Ordnung gerufen worden seien.

Auf Barrots Gesuche geht die Veesammlung zur einfachen Tagesordnung über.

Die Sitzung wird um 6 ½ Uhr in großer Aufregung geschlossen.

Straßburg, 3. März.

Die Eröffnung der Paris-Straßburger Eisenbahn bis Epernay soll am 1. Mai, spätestens aber am 1. Juni erfolgen. Wir rücken dadurch der Hauptstadt einstweilen in so fern näher, als die Reise von hier nach Paris nur noch 24 Stunden erfordert. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Gesellschaft, welche diesen Schienenweg baut, auch den Bau der Eisenbahn an die baierische Gränze übernehmen wird.

Dänemark.
Kopenhagen, 27. Febr.

Der Reichstag von gestern ward mit der Mittheilung des Finanzministers eröffnet, daß es der Regierung gelungen, eine Anleihe in London abzuschließen; zwar unter weniger günstigen Bedingungen als man im Verhältniß zum Kredite Dänemarks erwarten dürfen, aber doch in hohem Grade vortheilhafter als man im Verhältniß zu den anderer Orten abgeschlossenen Anleihen und bei den gegenwärtigen europäischen Verhältnissen erwarten konnte. Ueber das Nähere könne er hier für den Augenblick sich nicht aussprechen.

Großbritannien.
* London, 3 März.

Auch in England ist der Jahrestag der franz. Revolution überall von den Chartisten festlich begangen worden. In London fand ein großes Bankett statt, dem der Redakteur en chef des Northern Star, G. Julian Haruy präsidirte. Louis Blanc und Caussidiere waren eingeladen, ließen sich aber entschuldigen, weil sie als Proscribirte zu einer Zurückhaltung gezwungen seien, welche der Patriotismus der Versammlung ohne Zweifel verstehen werde.“ Unter den Toasten heben wir folgende hervor: G. J. Holyoake: der Souverainetät des Volks und der Verbrüderung der Proletarier aller Nationen. — G. J. Harney: der französischen Revolution, ihren Aposteln, Helden, u. Märtyrern u. dem baldigen Triumph der sozial-demokratischen Republik. — R. Buchanan: dem demokratischen Deutschland, Polen, Ungarn und Italien; dem ruhmvollen Volk, das die Ketten der Priesterherrschaft abgeschüttelt und die römische Republik wiederhergestellt hat. — W. Dixon: Der baldigen Einführung der Volscharte, und allen die für sie gelitten haben. Außerdem sprachen noch J. Bronterre OBrien, J. Clark, W. Cooper, Charles Keen und E. Stallwood.

In Nottingham wurde ebenfalls ein Bankett gehalten und die franz. Revolution, die römische Republik, Bem, Dembinski und die Ungarn, Ledru-Rollin und die Montagne, Ernst Jones und die übrigen politischen Gefangnen, das Andenken Blums und Messenhausers, die demokratische Presse etc., wurden mit Trinksprüchen bedacht.

Aehnliche Feste fanden in Brimingham und Portsea statt.

Aus Athlone (Irland) wird geschrieben, daß die Austreibung von Pächtern dort mit wahrer Eisenbahnschnelligkeit vorwärts geht. Der Sheriff und seine Exekutionsbeamten ziehen von Dorf zu Dorf, um die Pacht einzutreiben. Natürlich kann Niemand zahlen. Dann werden die Bauern aus ihren Häusern vertrieben, der Hausrath vor die Thür auf die Chaussee gesetzt, und die Hütte niedergerissen. Der Grundherr schlägt dann einige hundert solcher kleinen Pachtungen zu einer großen Farm zusammen und vermiethet sie an einen einzigen Kapitalisten, der den Ackerbau im Großen betreibt, oder wo der Boden schlecht ist, wird er zur Schaafzucht verwandt. Dies Entvölkerungssystem, das vor circa 30 Jahren in Sutherlandshire in Schottland eingeführt und von da allmälig über den ganzen Norden von Schottland ausgedehnt wurde, ist seit mehreren Jahren auch von den irischen Grundbesitzern in Ausführung gebracht worden und durchwandert jetzt, wie eine Seuche, wie ein Heuschreckenzug, ganz Irland. Den Bauern bleibt nichts als nach Amerika zu ziehen, wenn sie die Mittel dazu haben oder zu verhungern, wenn sie daheim bleiben müssen. Die Grundbesitzer inzwischen ziehen größere Renten aus ihren Gütern, und haben obendrein bei großen Pächtern weniger Risiko und Eintreibungskosten als bei den kleinen irischen Kartoffelbauern. So wird es nicht lange währen und die 9 Mill. Irländer werden auf die Hälfte reduzirt sein. Das kleine Irland allein liefert soviel Auswanderer nach den Vereinigten Staaten wie das große Deutschland.

Ein amerikanischer Auswanderungskommissär, Hr. Minturn, hat berechnet, daß die Zahl der Auswanderer, die seit 1790 nach den Vereinigten Staaten gegangen sind, die Zahl der damaligen Gesammtbevölkerung übertrifft. 1840 wanderten 125,000, 1844 154,000, 1845 221,000 und 1846 300,000 Köpfe nach Amerika

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      <titlePage type="heading">
        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 238 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Dienstag 6. März 1849.</docDate>
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        <head>[Französische Republik]</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris.</head>
          <p> <hi rendition="#g">Die Mitglieder des Bergers an die Mitglieder der römischen konstituirenden Versammlung.</hi> </p>
          <p>Bürger!</p>
          <p>Die französische Demokratie begrüßt in Euch mit Enthusiasmus die glorreich an den Ufern des Tibers gegründete Republik. Ehre dem römischen Volke! Die Geschichte wird die Größe seines Werkes bewundern! Die Befreiung Rom's ist das Signal der Befreiung von ganz Italien, es ist der erste Schritt zur Wiederherstellung der italienischen Nationalität unter der einzig möglichen Form, der Republik. Muth Brüder! Schon ist Toskana frei, Venedig kämpft, die Lombardei knirscht, Piemont setzt sich in Bewegung, das zu Neapel vergossene Blut wird seine Rächer finden. Bald wird aus allen diesen emancipirten Staaten glänzend die italienische Einheit hervorgehen. Bis dahin, Männer, überwacht euren Sieg, laßt euch seine Früchte durch keine retrograde Partei rauben. Seht, was in Frankreich vorgeht; diese Lehre möge nicht für euch verloren gehen. Nur durch revolutionäre Energie rettet man die Revolutionen. Haltet das Volk bewaffnet, immer bereit, seine Eroberung zu vertheidigen und seine Feinde niederzuschmettern. Spanien, Neapel und Oestreich bilden, wie es heißt, eine infame Allianz, um zu Rom die Volksmacht zu ersticken. Diese Gerüchte, Bürger, dürfen euch in der ersten Arbeit eurer Konstituirung nicht irre machen, die alten Tyrannen werden anstehen vor einem Angriffe auf die Römer, die ihre Unabhängigkeit begründen. Sollten sie es je wagen, Bürger von Italien, die Sympathieen der französischen Demokratie sind mit euch; auf euren Ruf werden ihre Freiwilligen euch zur Hülfe eilen, um den Barbaren fortzujagen. Es lebe die römische Republik! Es lebe die italienische Republik!</p>
          <p>(Folgen die Unterschriften der Repräsentanten des Berges.)</p>
        </div>
        <div xml:id="ar238b_002" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 3. März.</head>
          <p>Die jetzige Kammer ist todt: daran zweifelt kein Mensch; das beweisen die Wahlgesetze; das beweist mehr noch das Gesetz über den Staatsrath.</p>
          <p>Alle Parteien beschäftigen sich daher mit den Wahlen für die nächste Kammer. Was soll aus der neuen Kammer hervorgehen? Ein 10. Dezember, ein 24. Februar, ein 23. Februar oder ein 24. Juni? Dies ist die eigentliche Bedeutung aller bisheran veröffentlichten Manifeste der verschiedenen Parteien.</p>
          <p>Der 24. Februar, das ist der Standpunkt des Nationals, der Standpunkt derjenigen Partei, die sich an die Stelle des gestürzten Königthums setzen will. Dieses Comite nennt sich das Comite vom quai d'Orsai. Unter der Firma: gemäßigte Republik und Festhaltung an der Constitution sucht dieses Wahlkomite die Wähler heranzuziehen. Nach ihm kömmt das Comite der Rue Poitiers. Dieses Comite aus der Partei Thiers, Bugeaud und Consorten zusammengesetzt, faßt alle alte royalistische Elemente in sich. Wir nennen dieses Comite das Wahlkomite vom 23. Februar: denn es verlangt eine Revision der Konstitution von der neuen Kammer und will dadurch alle die royalistischen Elemente heranziehen, die mit der jetzigen Sachlage unzufrieden sind. Das bonapartistische Comite ist unstreitig das komischste, das man sich denken kann. Im Manifest heißt es zwar: Festhaltung an der Constitution, aber mit &#x201E;Anrufung des Namens Napoleon.&#x201C;</p>
          <p>Die sozialistischen Demokraten ihrerseits haben ebenfalls ein Wahlkomite gebildet. Der Centralrath und der Nationalkongreß, welche früher jeder für sich bestanden, haben sich vereinigt, und bringen heute folgende Beschlüsse zur Veröffentlichung des Volkes:</p>
          <p>&#x201E;Das vereinigte Comite nimmt den Namen: demokratisch-sozialistisches Wahlkomite an, und besteht aus den Delegirten des Centralraths und denen des Nationalkongresses. Die Volksvertreter des Berges, die vorher schon zum Nationalkongresse gehörten, sind dadurch schon ohne Ausnahme Mitglieder des Comites.</p>
          <p>Das demokratisch-sozialistische Comite zieht hinzu die Delegirten der Arbeiter-Corporationen und Delegirte vom Luxemburg, den Verwundeten vom <hi rendition="#g">Juli, Juni</hi> und <hi rendition="#g">Februar;</hi> ferner die Delegirten von der Gesellschaft zur Abschaffung der indirekten Steuern; die Delegirten von der Arbeiter-Kammer, und von allen zu einem demokratischen Zwecke gestifteten Gesellschaften und Verbindungen.</p>
          <p>Die demokratisch-sozialistische Presse ist berufen, ihre ganze Mitwirkung diesem Comite angedeihen zu lassen.</p>
          <p>Vor Allem Republikaner, stützt sich dies neue Comite auf alle Demokraten, welche die Februar-Revolution mit allen ihren Consequenzen wollen, sowie auf alle Sozialisten, welche die Umgestaltung der Gesellschaft wollen. Das Comite ist revolutionär konstituirt; es ist provisorisch.</p>
          <p>Gleich mit dem ersten Tage der Wahlperiode beruft es die Wahlkomite's in den 14 Arrondissements der Seine, um dort Rechenschaft abzulegen von seinen Handlungen und sein Mandat vor der Volkssouveränität niederzulegen.</p>
          <p>Das Volk hat das definitive Wahl-Comite zu ernennen.</p>
          <p>Unter den Namen, welche dieses Manifest unterzeichnet haben, finden wir Joly, d'Alton Shee, Mathieu (de la Drome.)</p>
        </div>
        <div xml:id="ar238b_003" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 3. März.</head>
          <p>Eine wahrhaft deutsche Polemik hat sich unter den vier Journalen: l'Evénément, l'Opinion Publique, la Presse und la Gazette de France entsponnen. Es handelt sich um die Frage, ob die Republik rechtmäßig oder nicht, und was zu thun sei, um die rechtmäßige Gewalt wieder an die Spitze zu setzen. Die Presse sagt: Gehen wir nicht auf den Ursprung der Republik zurück; nehmen wir die Republik als ein Faktum an und suchen wir von derselben die bestmöglichsten Resultate zu erzielen. Wir wir sehen, tritt Girardin ganz doktrinär auf, und in seiner weitern Entwicklung sagt er sogar le droit c'est le fait, die Republik ist thatsächlich da; folglich ist sie rechtmäßig da. Was die bestmöglichsten Resultate der Republik sind, darauf geht Herr Girardin weiter nicht ein: aber er hat früher schon von der vortrefflichen Wirkung seiner neuen Buchhaltung gesprochen und von der Reduzirung der 8 Minister auf 3. Nun kommen aber die drei andern Journale und sagen: Was? es soll nicht erlaubt sein, auf den Ursprung der Republik zurückzugehn? Wenn am 24. Februar die Volksautorität eskamotirt worden, sollen wir dann das Resultat dieser Eskamotage gelten lassen? Wenn es heute diesem oder jenem einfällt, durch einen Handstreich die Staatsgewalt zu usurpiren, sollte diese Usurpation legitimirt werden können durch den Gebrauch, den der Usurpator von der Staatsgewalt machte?</p>
          <p>In seiner Antwort ist Girardin weit kecker als alle revolutionären Journale. Nehmen wir an, sagt er, daß die Volksautorität am 24. Februar wirklich eskamotirt worden ist. Wer verschuldet in diesem Falle den Sturz der Monarchie? Derjenige, welcher den Muth gehabt, die Gewalt an sich zu reißen, oder derjenige, der den Muth nicht gehabt, sie zu vertheidigen?</p>
          <p>Diejenigen, welche, wie Ledru-Rollin, am 24. Februar ihren Kopf eingesetzt haben, sind mir immer noch lieber, als diejenigen, welche, wie Thiers, mit allen Vieren davon gekrochen sind. War Ledru-Rollin wirklich ein Escamoteur, so ist Thiers um so straffälliger, daß er sich wie ein kleiner Bursche hat escamotiren lassen.</p>
          <p>&#x201E;Wenn es nun heute dem Napoleon einfiele, fragt das Journal &#x201E;Evénément&#x201C; weiter, die Kammer zu sprengen mit zwei Regimentern und sich zum Kaiser ausrufen zu lassen; hätte er das Recht dazu?</p>
          <p>Allerdings, gibt die Presse zu verstehen, wenn die Kammer schwach genug ist, davon zu laufen, statt sich mit dem übrigen Volke der Ursurpation zu widersetzen.</p>
          <p>Hiermit ist aber keineswegs gesagt, daß Girardin es ernst meint mit der Republik; er nimmt die Republik mit Vorbehalt einer Revision an, und glaubt ganz sicher, daß aus dieser Revision die Monarchie wieder hervorgehen wird. Er verheimlicht diese seine Hoffnungen gar nicht, und in seiner Antwort auf das Peuple frägt er, warum es nicht erlaubt sein solle, die Monarchie in England und Belgien zu lieben, da sie ja der Nation das gebe, was Frankreich als Republik zu geben nicht im Stande sei?</p>
        </div>
        <div xml:id="ar238b_004" type="jArticle">
          <head>Paris, 3. März.</head>
          <p>Der demokratische Wahlausschuß erläßt im heutigen &#x201E;Peuple&#x201C; seine erste Erklärung.</p>
          <p>Die &#x201E;Debats&#x201C; weissagen der Proudhon'schen Volksbank ein baldiges seliges Ende.</p>
          <p>&#x2014; Larochejaquelein, mit seinem legitimistischen Anhange, hat sich von der Rue de Poitiers getrennt. Die Gazette de France und die Union werden uns wohl morgen nähere Aufschlüsse über dieses &#x201E;Ereignis&#x201C; geben.</p>
          <p>&#x2014; In verflossener Nacht wurden die Maigefangenen aus unserer Nähe in Vincennes nach Bourges geschafft, wo ihr Prozeß in vier Tagen beginnt. Obgleich Niemand an Gewaltthätigkeiten zu ihrer Befreiung dachte, waren doch Truppenmassen von Vincennes bis zum Präfekturgebäude und von dort bis zum Bahnhofe der Centralbahn aufgestellt.</p>
          <p>Lepreux, Oberkerkermeister, und Primorin, jüngst erst zum Generalpolizeikommissarius von Bourges und des Cherdepartements ernannt für die Dauer des Prozesses, leiteten diese nächtliche Abfahrt. Die den Nationalgerichtshof dirigirenden Glieder des Cassationshofs (meist Deputirte, mithin natürliche Gegner der Angeklagten) werden ihnen morgen nach Bourges folgen, das in diesem Augenblick das Bild einer spanischen Inquisitionsstadt bietet, wo alle Gasthöfe und Privatwohnungen zu enormen Preisen vermiethet sind.</p>
          <p>&#x2014; Es heißt daß sich das Audedepartement, (stark kommunistisch) in vollem Aufruhr befinde. Es ist überhaupt merkwürdig, daß gerade im mittäglichen Frankreich, wo die Reaktion aller Jahrhunderte am ärgsten wüthete, die <hi rendition="#g">rothe</hi> Republik die meisten Anhänger zählt. Wir erinnern nur an die Heimathsorte der Pariser Club-Chefs und der meisten Montagne-Glieder.</p>
          <p>&#x2014; In der Rue d'Anjou St. Honoré ereignete sich gestern Abend eine Familienscene, wie sie eigentlich nur Paris und jede große Stadt häufig bietet. Der <hi rendition="#g">Constitutionnel</hi> hängt ihr aber in seinem gewöhnlichen Puritanismus eine solche Menge dramatischer Lappen an, daß sich der Leser in eines der blutigsten Drama's von Alex. Dumas oder Scribe versetzt fühlt. Das einfache Faktum ist, daß in jener Straße ein reicher Amerikaner, Namens C*** wohnt, der ein schönes Stubenmädchen hat, das ihm in der Vertraulichkeit die sehr unangenehme Mittheilung machte: daß sich in seiner Abwesenheit oder hinter seinem Rücken ein gewisser Hr. Eoëtlogen, würdiger Bruder des würdigen Corsaren-Redaktors gl. N., der sich neulich mit Clement Thomas duellirte, zu seiner Ehegattin stehle und..... nun nehme man den Constitutionnel zur Hand, damit man ersehe, was sich zwischen diesem Coëtlogen und jener Ehegattin weiter zugetragen. Für uns haben dergleichen Ereignisse, wie sie in heutigen Familien wie Spargel emporschießen, nichts Ueberraschendes. Aber wir erwähnen dieses Falles, den wir speziell kennen, um das schöne Schriftstellertalent des Pariser Constitutionnel würdigen zu lassen.</p>
          <p>Drouyn de Lhuys, Minister des Auswärtigen, hat der Nationalversammlung den Art. 19 zu der Convention vorgelegt, welche Frankreich am 31. März 1831 mit den deutschen Rheinstaaten, bezüglich der Rheinschiffahrt abschloß. Dieser Art. 19 schreibt vor, nur denjenigen Schiffern Patente zu ertheilen, welche die Gewässer des Rheins genau kennen. Kein Zweifel, daß die Versammlung diesen Artikel ohne Weiteres bestätigt.</p>
          <p>&#x2014; Die Rue de Poitiers breitet ihr Netz, wie Petrus, in aller Stille aus. Es scheint aber, als wollten nicht blos die rallierten Legitimisten unter Larochejaquelin, sondern auch die sogenannten revolutionären Bonapartisten sich von der alleinseligmachenden Glaubensfahne des Herrn Thiers losreißen.</p>
          <p>Vielleicht sind wir im Stande, nächstens über diesen neuen Bruch nähere Aufschlüsse zu geben. Der Wahlkampf bildet ja die eigentliche Tagesfrage.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi>. Sitzung vom 3. März. Anfang 1 ¼ Uhr.</p>
          <p>Präsident <hi rendition="#g">Marrast</hi>.</p>
          <p>Nach Erledigung mehrerer lokaler Gesetzentwürfe geht die Versammlung zu ihrer eigentlichen Tagesordnung (Schlußdebatte des Staatsraths) über.</p>
          <p><hi rendition="#g">Vaulabelle,</hi> dann <hi rendition="#g">Favart</hi> hatten den Nachtrag gestellt:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Unmittelbar nach Votirung gegenwärtigen Gesetzes wählt die National-Versammlung 20 Glieder des neuen Staatsrathes, die 20 übrigen Glieder sind von der künftigen Kammer zu wählen.&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">Martin</hi> (Straßburg) bekämpfte diesen Nachtrag. Das hieße die künftige Kammer verdächtigen. Sie wird besser ausfallen, als man glaubt. (Gelächter.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Vaulabelle</hi> zieht den Antrag zurück; desto hartnäckiger vertheidigt ihn Favart.</p>
          <p>Trotzdem verwirft ihn die Versammlung mit 388 gegen 360 Stimmen und nimmt den Schlußparagraphen der Kommission an der also lautet:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Der Staatsrath besteht aus 40 Gliedern. Dieselben werden sogleich nach Veröffentlichung dieses Gesetzes von der National-Versammlung gewählt. Drei Monate nach ihrem Zusammentritt hat die künftige Kammer zwanzig Glieder des Staatsrathes von jenen 40 zu erneuern.&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi> bringt endlich das Gesammtgesetz zur Abstimmung.</p>
          <p>Dasselbe wird mit 524 gegen 219 Stimmen angenommen.</p>
          <p>So weit wäre die Staatsrathsdebatte glücklich beendigt. Nun noch den 3. Rateaukuchen und wir sind vollständig gesättigt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Buffet,</hi> Handels- und Ackerbau-Minister, legte Lokal-Gesetzentwürfe vor, die kein Interesse haben.</p>
          <p><hi rendition="#g">Passy,</hi> Finanz-Minister, legt einen Entwurf vor, der 2 neue Zwölftel des Büdgets (für April und Mai) verlangt. (Lärm zur Linken.)</p>
          <p>Passy legt einen 2. Entwurf vor, der 90,666 Franken Repräsentationskosten für den Vicepräsidenten Boulay fordert. (Oh! Oh!)</p>
          <p>Die Dringlichkeit für beide Entwürfe wird erklärt.</p>
          <p>Martin Bernard erhält das Wort, um den Minister des Innern zu interpelliren.</p>
          <p><hi rendition="#g">Martin Bernard:</hi> (Aufmerksamkeit) Die studirende Jugend faßte die patriotische Idee..... (Geheul zur Rechten).</p>
          <p>Stimmen lirks: A bas les aboyeurs.</p>
          <p>Martin Bernard:.... sich an der Barriere du Maine brüderlich zu versammeln. Ich selbst mit einem anderen unserer Kollegen wohnte der Versammlung bei, als ein Polizeikommissarius am Saale erschien und Einlaß begehrte, der ihm natürlich verweigert wurde. Statt uns in Ruhe zu lassen, erschien derselbe mit einer Schaar von Söldnern und räumte mit solchem Ungestüm den Saal, daß viele der Anwesenden niedergerissen wurden. Ich will wissen, ob der Minister dieses Verfahren billigt? Billigt er es, so bricht er die Verfassung, billigt er es nicht, so muß er den Polizeikommissarius absetzen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Leon Faucher,</hi> Minister des Innern: Der Redner vergleicht diese Versammlungen oder Zweckessen mit den Banketten vor dem 24. Febr. 1848. Dies ist ein Irrthum. Jene Bankette geschahen öffentlich, wurden vorher angezeigt u. s. w. Dies ist aber bei den Zusammenkünften an der Barriere du Maine nicht der Fall. Sie sind geheim. (Lärm zur Linken.) Man sucht sich so viel als möglich der Aufsicht der Polizei zu entziehen etc.</p>
          <p>Corbon ersetzt den Marrast auf dem Präsidentenstuhle.</p>
          <p>Faucher läugnet schließlich, daß Jemand mißhandelt worden sei. (Widerspruch)</p>
          <p><hi rendition="#g">Pierre Leroux</hi> folgt ihm auf der Bühne. Er liest den Artikel 8 der Verfassung und sagt: hienach ist das Vereinsrecht heilig, es sei ein direkter Ausfluß des Willens Gottes. Ihr (zu den Ministern gewandt) habt das Associationsrecht bereits unterdrückt oder wenigstens geschmälert. Sind wir in der Republik oder in der Monarchie? Sind wir Freie oder Sklaven? Ich sage, wir sind Sklaven. Ihr verletzt das Associationsrecht: das ist ein infamer Despotismus. Eure Söldner berufen sich auf das Gesetz von 1790 gegen die Attrouppements.... dasselbe hat keine Gewalt gegen die Banketts, deren Recht Ihr nicht angreifen dürft. Ich trage auf Abschaffung des Artikel 291 des Strafgesetzbuchs an, welcher das Reunionsrecht betrifft.</p>
          <p><hi rendition="#g">Grandin</hi> kömmt dem Minister zu Hülfe. Er grrift den Socialismus und seine Lehren an. (Unterbrechung.) Das Elend des Volks hat der Socialismus zu verantworten. (Oh! Oh!) Er wirft dem Ministerium vor, das es nicht scharf genug gegen die Tagespresse auftrete. (Lärm.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Ledru-Rollin</hi> erhebt sich. Er erscheint mit Papieren auf der Bühne und liest Stellen aus den Reden, die Leon de Malleville vor dem 24. Febr. 1848 im Chateau Rouge hielt.</p>
          <p>Ebenso <hi rendition="#g">Barrot</hi>. Er zergliedert die Anklage gegen den Socialismus und nennt die Verfolgungssucht des Ministeriums eine Absurdität. Die Männer, die man früher Helden nannte, läßt man jetzt einsperren. Das Haupt der Bergpartei zeigte hierauf den Zweck des Socialismus und erklärt schließlich, daß die Reaktion des Ministeriums nur gegen dasselbe schlagen werde.</p>
          <p><hi rendition="#g">Odilon-Barrot</hi> verwahrt sich gegen den Vergleich, daß sein Verfahren dem der Juli-Monarchie von 1847-48 gleiche. Er bestreitet jede Analogie zwischen jenen Zusammenkünften an der Barriere und den Banketten im Chateau Rouge und beruft sich auf Recht und Gesetzlichkeit. Er wird so oft und heftig unterbrochen, daß er kaum einen Satz vollenden kann. Er ist darüber sehr böse.</p>
          <p><hi rendition="#g">Berard</hi> und <hi rendition="#g">Denjoy</hi> expliciren unter fürchterlichem Lärme, warum sie zur Ordnung gerufen worden seien.</p>
          <p>Auf Barrots Gesuche geht die Veesammlung zur einfachen Tagesordnung über.</p>
          <p>Die Sitzung wird um 6 ½ Uhr in großer Aufregung geschlossen.</p>
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          <head>Kopenhagen, 27. Febr.</head>
          <p>Der Reichstag von gestern ward mit der Mittheilung des Finanzministers eröffnet, daß es der Regierung gelungen, eine Anleihe in London abzuschließen; zwar unter weniger günstigen Bedingungen als man im Verhältniß zum Kredite Dänemarks erwarten dürfen, aber doch in hohem Grade vortheilhafter als man im Verhältniß zu den anderer Orten abgeschlossenen Anleihen und bei den gegenwärtigen europäischen Verhältnissen erwarten konnte. Ueber das Nähere könne er hier für den Augenblick sich nicht aussprechen.</p>
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        <head>Großbritannien.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 3 März.</head>
          <p>Auch in England ist der Jahrestag der franz. Revolution überall von den Chartisten festlich begangen worden. In London fand ein großes Bankett statt, dem der Redakteur en chef des Northern Star, G. Julian <hi rendition="#g">Haruy</hi> präsidirte. Louis Blanc und Caussidiere waren eingeladen, ließen sich aber entschuldigen, weil sie als Proscribirte zu einer Zurückhaltung gezwungen seien, welche der Patriotismus der Versammlung ohne Zweifel verstehen werde.&#x201C; Unter den Toasten heben wir folgende hervor: G. J. Holyoake: der Souverainetät des Volks und der Verbrüderung der Proletarier aller Nationen. &#x2014; G. J. <hi rendition="#g">Harney:</hi> der französischen Revolution, ihren Aposteln, Helden, u. Märtyrern u. dem baldigen Triumph der sozial-demokratischen Republik. &#x2014; R. <hi rendition="#g">Buchanan:</hi> dem demokratischen Deutschland, Polen, Ungarn und Italien; dem ruhmvollen Volk, das die Ketten der Priesterherrschaft abgeschüttelt und die römische Republik wiederhergestellt hat. &#x2014; W. <hi rendition="#g">Dixon:</hi> Der baldigen Einführung der Volscharte, und allen die für sie gelitten haben. Außerdem sprachen noch J. Bronterre OBrien, J. Clark, W. Cooper, Charles Keen und E. Stallwood.</p>
          <p>In <hi rendition="#g">Nottingham</hi> wurde ebenfalls ein Bankett gehalten und die franz. Revolution, die römische Republik, Bem, Dembinski und die Ungarn, Ledru-Rollin und die Montagne, Ernst Jones und die übrigen politischen Gefangnen, das Andenken Blums und Messenhausers, die demokratische Presse etc., wurden mit Trinksprüchen bedacht.</p>
          <p>Aehnliche Feste fanden in <hi rendition="#g">Brimingham</hi> und <hi rendition="#g">Portsea</hi> statt.</p>
          <p>Aus <hi rendition="#g">Athlone</hi> (Irland) wird geschrieben, daß die Austreibung von Pächtern dort mit wahrer Eisenbahnschnelligkeit vorwärts geht. Der Sheriff und seine Exekutionsbeamten ziehen von Dorf zu Dorf, um die Pacht einzutreiben. Natürlich kann Niemand zahlen. Dann werden die Bauern aus ihren Häusern vertrieben, der Hausrath vor die Thür auf die Chaussee gesetzt, und die Hütte niedergerissen. Der Grundherr schlägt dann einige hundert solcher kleinen Pachtungen zu einer großen Farm zusammen und vermiethet sie an einen einzigen Kapitalisten, der den Ackerbau im Großen betreibt, oder wo der Boden schlecht ist, wird er zur Schaafzucht verwandt. Dies Entvölkerungssystem, das vor circa 30 Jahren in Sutherlandshire in Schottland eingeführt und von da allmälig über den ganzen Norden von Schottland ausgedehnt wurde, ist seit mehreren Jahren auch von den irischen Grundbesitzern in Ausführung gebracht worden und durchwandert jetzt, wie eine Seuche, wie ein Heuschreckenzug, ganz Irland. Den Bauern bleibt nichts als nach Amerika zu ziehen, wenn sie die Mittel dazu haben oder zu verhungern, wenn sie daheim bleiben müssen. Die Grundbesitzer inzwischen ziehen größere Renten aus ihren Gütern, und haben obendrein bei großen Pächtern weniger Risiko und Eintreibungskosten als bei den kleinen irischen Kartoffelbauern. So wird es nicht lange währen und die 9 Mill. Irländer werden auf die Hälfte reduzirt sein. Das kleine Irland allein liefert soviel Auswanderer nach den Vereinigten Staaten wie das große Deutschland.</p>
          <p>Ein amerikanischer Auswanderungskommissär, Hr. Minturn, hat berechnet, daß die Zahl der Auswanderer, die seit 1790 nach den Vereinigten Staaten gegangen sind, die Zahl der damaligen Gesammtbevölkerung übertrifft. 1840 wanderten 125,000, 1844 154,000, 1845 221,000 und 1846 300,000 Köpfe nach Amerika
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[1319/0001] Beilage zu Nr. 238 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Dienstag 6. März 1849. [Französische Republik] * Paris. Die Mitglieder des Bergers an die Mitglieder der römischen konstituirenden Versammlung. Bürger! Die französische Demokratie begrüßt in Euch mit Enthusiasmus die glorreich an den Ufern des Tibers gegründete Republik. Ehre dem römischen Volke! Die Geschichte wird die Größe seines Werkes bewundern! Die Befreiung Rom's ist das Signal der Befreiung von ganz Italien, es ist der erste Schritt zur Wiederherstellung der italienischen Nationalität unter der einzig möglichen Form, der Republik. Muth Brüder! Schon ist Toskana frei, Venedig kämpft, die Lombardei knirscht, Piemont setzt sich in Bewegung, das zu Neapel vergossene Blut wird seine Rächer finden. Bald wird aus allen diesen emancipirten Staaten glänzend die italienische Einheit hervorgehen. Bis dahin, Männer, überwacht euren Sieg, laßt euch seine Früchte durch keine retrograde Partei rauben. Seht, was in Frankreich vorgeht; diese Lehre möge nicht für euch verloren gehen. Nur durch revolutionäre Energie rettet man die Revolutionen. Haltet das Volk bewaffnet, immer bereit, seine Eroberung zu vertheidigen und seine Feinde niederzuschmettern. Spanien, Neapel und Oestreich bilden, wie es heißt, eine infame Allianz, um zu Rom die Volksmacht zu ersticken. Diese Gerüchte, Bürger, dürfen euch in der ersten Arbeit eurer Konstituirung nicht irre machen, die alten Tyrannen werden anstehen vor einem Angriffe auf die Römer, die ihre Unabhängigkeit begründen. Sollten sie es je wagen, Bürger von Italien, die Sympathieen der französischen Demokratie sind mit euch; auf euren Ruf werden ihre Freiwilligen euch zur Hülfe eilen, um den Barbaren fortzujagen. Es lebe die römische Republik! Es lebe die italienische Republik! (Folgen die Unterschriften der Repräsentanten des Berges.) 12 Paris, 3. März. Die jetzige Kammer ist todt: daran zweifelt kein Mensch; das beweisen die Wahlgesetze; das beweist mehr noch das Gesetz über den Staatsrath. Alle Parteien beschäftigen sich daher mit den Wahlen für die nächste Kammer. Was soll aus der neuen Kammer hervorgehen? Ein 10. Dezember, ein 24. Februar, ein 23. Februar oder ein 24. Juni? Dies ist die eigentliche Bedeutung aller bisheran veröffentlichten Manifeste der verschiedenen Parteien. Der 24. Februar, das ist der Standpunkt des Nationals, der Standpunkt derjenigen Partei, die sich an die Stelle des gestürzten Königthums setzen will. Dieses Comite nennt sich das Comite vom quai d'Orsai. Unter der Firma: gemäßigte Republik und Festhaltung an der Constitution sucht dieses Wahlkomite die Wähler heranzuziehen. Nach ihm kömmt das Comite der Rue Poitiers. Dieses Comite aus der Partei Thiers, Bugeaud und Consorten zusammengesetzt, faßt alle alte royalistische Elemente in sich. Wir nennen dieses Comite das Wahlkomite vom 23. Februar: denn es verlangt eine Revision der Konstitution von der neuen Kammer und will dadurch alle die royalistischen Elemente heranziehen, die mit der jetzigen Sachlage unzufrieden sind. Das bonapartistische Comite ist unstreitig das komischste, das man sich denken kann. Im Manifest heißt es zwar: Festhaltung an der Constitution, aber mit „Anrufung des Namens Napoleon.“ Die sozialistischen Demokraten ihrerseits haben ebenfalls ein Wahlkomite gebildet. Der Centralrath und der Nationalkongreß, welche früher jeder für sich bestanden, haben sich vereinigt, und bringen heute folgende Beschlüsse zur Veröffentlichung des Volkes: „Das vereinigte Comite nimmt den Namen: demokratisch-sozialistisches Wahlkomite an, und besteht aus den Delegirten des Centralraths und denen des Nationalkongresses. Die Volksvertreter des Berges, die vorher schon zum Nationalkongresse gehörten, sind dadurch schon ohne Ausnahme Mitglieder des Comites. Das demokratisch-sozialistische Comite zieht hinzu die Delegirten der Arbeiter-Corporationen und Delegirte vom Luxemburg, den Verwundeten vom Juli, Juni und Februar; ferner die Delegirten von der Gesellschaft zur Abschaffung der indirekten Steuern; die Delegirten von der Arbeiter-Kammer, und von allen zu einem demokratischen Zwecke gestifteten Gesellschaften und Verbindungen. Die demokratisch-sozialistische Presse ist berufen, ihre ganze Mitwirkung diesem Comite angedeihen zu lassen. Vor Allem Republikaner, stützt sich dies neue Comite auf alle Demokraten, welche die Februar-Revolution mit allen ihren Consequenzen wollen, sowie auf alle Sozialisten, welche die Umgestaltung der Gesellschaft wollen. Das Comite ist revolutionär konstituirt; es ist provisorisch. Gleich mit dem ersten Tage der Wahlperiode beruft es die Wahlkomite's in den 14 Arrondissements der Seine, um dort Rechenschaft abzulegen von seinen Handlungen und sein Mandat vor der Volkssouveränität niederzulegen. Das Volk hat das definitive Wahl-Comite zu ernennen. Unter den Namen, welche dieses Manifest unterzeichnet haben, finden wir Joly, d'Alton Shee, Mathieu (de la Drome.) 12 Paris, 3. März. Eine wahrhaft deutsche Polemik hat sich unter den vier Journalen: l'Evénément, l'Opinion Publique, la Presse und la Gazette de France entsponnen. Es handelt sich um die Frage, ob die Republik rechtmäßig oder nicht, und was zu thun sei, um die rechtmäßige Gewalt wieder an die Spitze zu setzen. Die Presse sagt: Gehen wir nicht auf den Ursprung der Republik zurück; nehmen wir die Republik als ein Faktum an und suchen wir von derselben die bestmöglichsten Resultate zu erzielen. Wir wir sehen, tritt Girardin ganz doktrinär auf, und in seiner weitern Entwicklung sagt er sogar le droit c'est le fait, die Republik ist thatsächlich da; folglich ist sie rechtmäßig da. Was die bestmöglichsten Resultate der Republik sind, darauf geht Herr Girardin weiter nicht ein: aber er hat früher schon von der vortrefflichen Wirkung seiner neuen Buchhaltung gesprochen und von der Reduzirung der 8 Minister auf 3. Nun kommen aber die drei andern Journale und sagen: Was? es soll nicht erlaubt sein, auf den Ursprung der Republik zurückzugehn? Wenn am 24. Februar die Volksautorität eskamotirt worden, sollen wir dann das Resultat dieser Eskamotage gelten lassen? Wenn es heute diesem oder jenem einfällt, durch einen Handstreich die Staatsgewalt zu usurpiren, sollte diese Usurpation legitimirt werden können durch den Gebrauch, den der Usurpator von der Staatsgewalt machte? In seiner Antwort ist Girardin weit kecker als alle revolutionären Journale. Nehmen wir an, sagt er, daß die Volksautorität am 24. Februar wirklich eskamotirt worden ist. Wer verschuldet in diesem Falle den Sturz der Monarchie? Derjenige, welcher den Muth gehabt, die Gewalt an sich zu reißen, oder derjenige, der den Muth nicht gehabt, sie zu vertheidigen? Diejenigen, welche, wie Ledru-Rollin, am 24. Februar ihren Kopf eingesetzt haben, sind mir immer noch lieber, als diejenigen, welche, wie Thiers, mit allen Vieren davon gekrochen sind. War Ledru-Rollin wirklich ein Escamoteur, so ist Thiers um so straffälliger, daß er sich wie ein kleiner Bursche hat escamotiren lassen. „Wenn es nun heute dem Napoleon einfiele, fragt das Journal „Evénément“ weiter, die Kammer zu sprengen mit zwei Regimentern und sich zum Kaiser ausrufen zu lassen; hätte er das Recht dazu? Allerdings, gibt die Presse zu verstehen, wenn die Kammer schwach genug ist, davon zu laufen, statt sich mit dem übrigen Volke der Ursurpation zu widersetzen. Hiermit ist aber keineswegs gesagt, daß Girardin es ernst meint mit der Republik; er nimmt die Republik mit Vorbehalt einer Revision an, und glaubt ganz sicher, daß aus dieser Revision die Monarchie wieder hervorgehen wird. Er verheimlicht diese seine Hoffnungen gar nicht, und in seiner Antwort auf das Peuple frägt er, warum es nicht erlaubt sein solle, die Monarchie in England und Belgien zu lieben, da sie ja der Nation das gebe, was Frankreich als Republik zu geben nicht im Stande sei? Paris, 3. März. Der demokratische Wahlausschuß erläßt im heutigen „Peuple“ seine erste Erklärung. Die „Debats“ weissagen der Proudhon'schen Volksbank ein baldiges seliges Ende. — Larochejaquelein, mit seinem legitimistischen Anhange, hat sich von der Rue de Poitiers getrennt. Die Gazette de France und die Union werden uns wohl morgen nähere Aufschlüsse über dieses „Ereignis“ geben. — In verflossener Nacht wurden die Maigefangenen aus unserer Nähe in Vincennes nach Bourges geschafft, wo ihr Prozeß in vier Tagen beginnt. Obgleich Niemand an Gewaltthätigkeiten zu ihrer Befreiung dachte, waren doch Truppenmassen von Vincennes bis zum Präfekturgebäude und von dort bis zum Bahnhofe der Centralbahn aufgestellt. Lepreux, Oberkerkermeister, und Primorin, jüngst erst zum Generalpolizeikommissarius von Bourges und des Cherdepartements ernannt für die Dauer des Prozesses, leiteten diese nächtliche Abfahrt. Die den Nationalgerichtshof dirigirenden Glieder des Cassationshofs (meist Deputirte, mithin natürliche Gegner der Angeklagten) werden ihnen morgen nach Bourges folgen, das in diesem Augenblick das Bild einer spanischen Inquisitionsstadt bietet, wo alle Gasthöfe und Privatwohnungen zu enormen Preisen vermiethet sind. — Es heißt daß sich das Audedepartement, (stark kommunistisch) in vollem Aufruhr befinde. Es ist überhaupt merkwürdig, daß gerade im mittäglichen Frankreich, wo die Reaktion aller Jahrhunderte am ärgsten wüthete, die rothe Republik die meisten Anhänger zählt. Wir erinnern nur an die Heimathsorte der Pariser Club-Chefs und der meisten Montagne-Glieder. — In der Rue d'Anjou St. Honoré ereignete sich gestern Abend eine Familienscene, wie sie eigentlich nur Paris und jede große Stadt häufig bietet. Der Constitutionnel hängt ihr aber in seinem gewöhnlichen Puritanismus eine solche Menge dramatischer Lappen an, daß sich der Leser in eines der blutigsten Drama's von Alex. Dumas oder Scribe versetzt fühlt. Das einfache Faktum ist, daß in jener Straße ein reicher Amerikaner, Namens C*** wohnt, der ein schönes Stubenmädchen hat, das ihm in der Vertraulichkeit die sehr unangenehme Mittheilung machte: daß sich in seiner Abwesenheit oder hinter seinem Rücken ein gewisser Hr. Eoëtlogen, würdiger Bruder des würdigen Corsaren-Redaktors gl. N., der sich neulich mit Clement Thomas duellirte, zu seiner Ehegattin stehle und..... nun nehme man den Constitutionnel zur Hand, damit man ersehe, was sich zwischen diesem Coëtlogen und jener Ehegattin weiter zugetragen. Für uns haben dergleichen Ereignisse, wie sie in heutigen Familien wie Spargel emporschießen, nichts Ueberraschendes. Aber wir erwähnen dieses Falles, den wir speziell kennen, um das schöne Schriftstellertalent des Pariser Constitutionnel würdigen zu lassen. Drouyn de Lhuys, Minister des Auswärtigen, hat der Nationalversammlung den Art. 19 zu der Convention vorgelegt, welche Frankreich am 31. März 1831 mit den deutschen Rheinstaaten, bezüglich der Rheinschiffahrt abschloß. Dieser Art. 19 schreibt vor, nur denjenigen Schiffern Patente zu ertheilen, welche die Gewässer des Rheins genau kennen. Kein Zweifel, daß die Versammlung diesen Artikel ohne Weiteres bestätigt. — Die Rue de Poitiers breitet ihr Netz, wie Petrus, in aller Stille aus. Es scheint aber, als wollten nicht blos die rallierten Legitimisten unter Larochejaquelin, sondern auch die sogenannten revolutionären Bonapartisten sich von der alleinseligmachenden Glaubensfahne des Herrn Thiers losreißen. Vielleicht sind wir im Stande, nächstens über diesen neuen Bruch nähere Aufschlüsse zu geben. Der Wahlkampf bildet ja die eigentliche Tagesfrage. — National-Versammlung. Sitzung vom 3. März. Anfang 1 ¼ Uhr. Präsident Marrast. Nach Erledigung mehrerer lokaler Gesetzentwürfe geht die Versammlung zu ihrer eigentlichen Tagesordnung (Schlußdebatte des Staatsraths) über. Vaulabelle, dann Favart hatten den Nachtrag gestellt: „Unmittelbar nach Votirung gegenwärtigen Gesetzes wählt die National-Versammlung 20 Glieder des neuen Staatsrathes, die 20 übrigen Glieder sind von der künftigen Kammer zu wählen.“ Martin (Straßburg) bekämpfte diesen Nachtrag. Das hieße die künftige Kammer verdächtigen. Sie wird besser ausfallen, als man glaubt. (Gelächter.) Vaulabelle zieht den Antrag zurück; desto hartnäckiger vertheidigt ihn Favart. Trotzdem verwirft ihn die Versammlung mit 388 gegen 360 Stimmen und nimmt den Schlußparagraphen der Kommission an der also lautet: „Der Staatsrath besteht aus 40 Gliedern. Dieselben werden sogleich nach Veröffentlichung dieses Gesetzes von der National-Versammlung gewählt. Drei Monate nach ihrem Zusammentritt hat die künftige Kammer zwanzig Glieder des Staatsrathes von jenen 40 zu erneuern.“ Marrast bringt endlich das Gesammtgesetz zur Abstimmung. Dasselbe wird mit 524 gegen 219 Stimmen angenommen. So weit wäre die Staatsrathsdebatte glücklich beendigt. Nun noch den 3. Rateaukuchen und wir sind vollständig gesättigt. Buffet, Handels- und Ackerbau-Minister, legte Lokal-Gesetzentwürfe vor, die kein Interesse haben. Passy, Finanz-Minister, legt einen Entwurf vor, der 2 neue Zwölftel des Büdgets (für April und Mai) verlangt. (Lärm zur Linken.) Passy legt einen 2. Entwurf vor, der 90,666 Franken Repräsentationskosten für den Vicepräsidenten Boulay fordert. (Oh! Oh!) Die Dringlichkeit für beide Entwürfe wird erklärt. Martin Bernard erhält das Wort, um den Minister des Innern zu interpelliren. Martin Bernard: (Aufmerksamkeit) Die studirende Jugend faßte die patriotische Idee..... (Geheul zur Rechten). Stimmen lirks: A bas les aboyeurs. Martin Bernard:.... sich an der Barriere du Maine brüderlich zu versammeln. Ich selbst mit einem anderen unserer Kollegen wohnte der Versammlung bei, als ein Polizeikommissarius am Saale erschien und Einlaß begehrte, der ihm natürlich verweigert wurde. Statt uns in Ruhe zu lassen, erschien derselbe mit einer Schaar von Söldnern und räumte mit solchem Ungestüm den Saal, daß viele der Anwesenden niedergerissen wurden. Ich will wissen, ob der Minister dieses Verfahren billigt? Billigt er es, so bricht er die Verfassung, billigt er es nicht, so muß er den Polizeikommissarius absetzen. Leon Faucher, Minister des Innern: Der Redner vergleicht diese Versammlungen oder Zweckessen mit den Banketten vor dem 24. Febr. 1848. Dies ist ein Irrthum. Jene Bankette geschahen öffentlich, wurden vorher angezeigt u. s. w. Dies ist aber bei den Zusammenkünften an der Barriere du Maine nicht der Fall. Sie sind geheim. (Lärm zur Linken.) Man sucht sich so viel als möglich der Aufsicht der Polizei zu entziehen etc. Corbon ersetzt den Marrast auf dem Präsidentenstuhle. Faucher läugnet schließlich, daß Jemand mißhandelt worden sei. (Widerspruch) Pierre Leroux folgt ihm auf der Bühne. Er liest den Artikel 8 der Verfassung und sagt: hienach ist das Vereinsrecht heilig, es sei ein direkter Ausfluß des Willens Gottes. Ihr (zu den Ministern gewandt) habt das Associationsrecht bereits unterdrückt oder wenigstens geschmälert. Sind wir in der Republik oder in der Monarchie? Sind wir Freie oder Sklaven? Ich sage, wir sind Sklaven. Ihr verletzt das Associationsrecht: das ist ein infamer Despotismus. Eure Söldner berufen sich auf das Gesetz von 1790 gegen die Attrouppements.... dasselbe hat keine Gewalt gegen die Banketts, deren Recht Ihr nicht angreifen dürft. Ich trage auf Abschaffung des Artikel 291 des Strafgesetzbuchs an, welcher das Reunionsrecht betrifft. Grandin kömmt dem Minister zu Hülfe. Er grrift den Socialismus und seine Lehren an. (Unterbrechung.) Das Elend des Volks hat der Socialismus zu verantworten. (Oh! Oh!) Er wirft dem Ministerium vor, das es nicht scharf genug gegen die Tagespresse auftrete. (Lärm.) Ledru-Rollin erhebt sich. Er erscheint mit Papieren auf der Bühne und liest Stellen aus den Reden, die Leon de Malleville vor dem 24. Febr. 1848 im Chateau Rouge hielt. Ebenso Barrot. Er zergliedert die Anklage gegen den Socialismus und nennt die Verfolgungssucht des Ministeriums eine Absurdität. Die Männer, die man früher Helden nannte, läßt man jetzt einsperren. Das Haupt der Bergpartei zeigte hierauf den Zweck des Socialismus und erklärt schließlich, daß die Reaktion des Ministeriums nur gegen dasselbe schlagen werde. Odilon-Barrot verwahrt sich gegen den Vergleich, daß sein Verfahren dem der Juli-Monarchie von 1847-48 gleiche. Er bestreitet jede Analogie zwischen jenen Zusammenkünften an der Barriere und den Banketten im Chateau Rouge und beruft sich auf Recht und Gesetzlichkeit. Er wird so oft und heftig unterbrochen, daß er kaum einen Satz vollenden kann. Er ist darüber sehr böse. Berard und Denjoy expliciren unter fürchterlichem Lärme, warum sie zur Ordnung gerufen worden seien. Auf Barrots Gesuche geht die Veesammlung zur einfachen Tagesordnung über. Die Sitzung wird um 6 ½ Uhr in großer Aufregung geschlossen. Straßburg, 3. März. Die Eröffnung der Paris-Straßburger Eisenbahn bis Epernay soll am 1. Mai, spätestens aber am 1. Juni erfolgen. Wir rücken dadurch der Hauptstadt einstweilen in so fern näher, als die Reise von hier nach Paris nur noch 24 Stunden erfordert. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Gesellschaft, welche diesen Schienenweg baut, auch den Bau der Eisenbahn an die baierische Gränze übernehmen wird. Dänemark. Kopenhagen, 27. Febr. Der Reichstag von gestern ward mit der Mittheilung des Finanzministers eröffnet, daß es der Regierung gelungen, eine Anleihe in London abzuschließen; zwar unter weniger günstigen Bedingungen als man im Verhältniß zum Kredite Dänemarks erwarten dürfen, aber doch in hohem Grade vortheilhafter als man im Verhältniß zu den anderer Orten abgeschlossenen Anleihen und bei den gegenwärtigen europäischen Verhältnissen erwarten konnte. Ueber das Nähere könne er hier für den Augenblick sich nicht aussprechen. Großbritannien. * London, 3 März. Auch in England ist der Jahrestag der franz. Revolution überall von den Chartisten festlich begangen worden. In London fand ein großes Bankett statt, dem der Redakteur en chef des Northern Star, G. Julian Haruy präsidirte. Louis Blanc und Caussidiere waren eingeladen, ließen sich aber entschuldigen, weil sie als Proscribirte zu einer Zurückhaltung gezwungen seien, welche der Patriotismus der Versammlung ohne Zweifel verstehen werde.“ Unter den Toasten heben wir folgende hervor: G. J. Holyoake: der Souverainetät des Volks und der Verbrüderung der Proletarier aller Nationen. — G. J. Harney: der französischen Revolution, ihren Aposteln, Helden, u. Märtyrern u. dem baldigen Triumph der sozial-demokratischen Republik. — R. Buchanan: dem demokratischen Deutschland, Polen, Ungarn und Italien; dem ruhmvollen Volk, das die Ketten der Priesterherrschaft abgeschüttelt und die römische Republik wiederhergestellt hat. — W. Dixon: Der baldigen Einführung der Volscharte, und allen die für sie gelitten haben. Außerdem sprachen noch J. Bronterre OBrien, J. Clark, W. Cooper, Charles Keen und E. Stallwood. In Nottingham wurde ebenfalls ein Bankett gehalten und die franz. Revolution, die römische Republik, Bem, Dembinski und die Ungarn, Ledru-Rollin und die Montagne, Ernst Jones und die übrigen politischen Gefangnen, das Andenken Blums und Messenhausers, die demokratische Presse etc., wurden mit Trinksprüchen bedacht. Aehnliche Feste fanden in Brimingham und Portsea statt. Aus Athlone (Irland) wird geschrieben, daß die Austreibung von Pächtern dort mit wahrer Eisenbahnschnelligkeit vorwärts geht. Der Sheriff und seine Exekutionsbeamten ziehen von Dorf zu Dorf, um die Pacht einzutreiben. Natürlich kann Niemand zahlen. Dann werden die Bauern aus ihren Häusern vertrieben, der Hausrath vor die Thür auf die Chaussee gesetzt, und die Hütte niedergerissen. Der Grundherr schlägt dann einige hundert solcher kleinen Pachtungen zu einer großen Farm zusammen und vermiethet sie an einen einzigen Kapitalisten, der den Ackerbau im Großen betreibt, oder wo der Boden schlecht ist, wird er zur Schaafzucht verwandt. Dies Entvölkerungssystem, das vor circa 30 Jahren in Sutherlandshire in Schottland eingeführt und von da allmälig über den ganzen Norden von Schottland ausgedehnt wurde, ist seit mehreren Jahren auch von den irischen Grundbesitzern in Ausführung gebracht worden und durchwandert jetzt, wie eine Seuche, wie ein Heuschreckenzug, ganz Irland. Den Bauern bleibt nichts als nach Amerika zu ziehen, wenn sie die Mittel dazu haben oder zu verhungern, wenn sie daheim bleiben müssen. Die Grundbesitzer inzwischen ziehen größere Renten aus ihren Gütern, und haben obendrein bei großen Pächtern weniger Risiko und Eintreibungskosten als bei den kleinen irischen Kartoffelbauern. So wird es nicht lange währen und die 9 Mill. Irländer werden auf die Hälfte reduzirt sein. Das kleine Irland allein liefert soviel Auswanderer nach den Vereinigten Staaten wie das große Deutschland. Ein amerikanischer Auswanderungskommissär, Hr. Minturn, hat berechnet, daß die Zahl der Auswanderer, die seit 1790 nach den Vereinigten Staaten gegangen sind, die Zahl der damaligen Gesammtbevölkerung übertrifft. 1840 wanderten 125,000, 1844 154,000, 1845 221,000 und 1846 300,000 Köpfe nach Amerika

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 238. Köln, 6. März 1849. Beilage, S. 1319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz238b_1849/1>, abgerufen am 21.11.2024.