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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 239. Köln, 7. März 1849.

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Italien.
* Rom, 23. Febr.

Die Sensation, welche der östreichische Einfall in Ferrara in der Constituante hervorruft, ist unbeschreiblich. Eine Menge Anträge wurden sofort gestellt, um zum Kriege zu rüsten. Campello ist nach Bologna abgegangen, Ferrari hat das Oberkommando über Rom erhalten und Garibaldi bleibt an der Gränze.

* Florenz, 25. Febr.

Es scheint ausgemacht, daß sich die beiden Schwester-Republiken, Rom und Florenz, verbünden, um die Citadelle von Ferrara zu stürmen und die Oestreicher daraus zu treiben.

* Turin, 28. Febr.

In ihrer gestrigen Sitzung stellte ein Deputirter der Kammern den Antrag, eine angemessene Zahl Deputirte in die Constituante nach Rom zu senden, wenn der Feldzug gegen die Oestreicher nicht sofort eröffnet würde. Es sei die höchste Zeit, sich über die Mittel, wie man der Herrschaft der Habsburger in Italien auf immer ein Ende machen könne, mit den übrigen Brudervölkern Italiens zu verständigen.

Mailand, 1. März.

Wer das kaiserliche Wappen verunglimpft, ist als schwerer politischer Verbrecher zu behandeln. Die Garnison zu Mailand beträgt, ungeachtet aller Abzüge, 25,000 M. Die Hauptbewegungen im öffentlichen Leben beschränken sich dort auf Truppenmärsche mit Proviantzügen und Verhaftungen; letztere werden meist unter Bauern und Geistlichen vorgenommen. Mit den Sequestrationen hat man bereits begonnen und der Stadt Brescia statt der Kontribution von 540,000 Lire eine Zahlungsverbindlichkeit von 770,060 Lire auferlegt.

068 Massa, 23. Febr.

Unter diesem Datum wird dem "Pensiero italiano" geschrieben: "Das Land ist in größter Aufregung; der ganze Artillerietrain von 22 Geschützen und die ganze Mannschaft ist in forcirten Märschen zurückgekehrt. Auf dem Platze des Palastes warf sich die Bevölkerung auf die Soldaten und erklärte, die Kanonen nicht mehr fortzulassen. Die Artilleristen spannten die Pferde ab; letztere sind jetzt unter Obhut des Volkes. Von den Soldaten hat sich ein Theil nach Toskana, der andre nach den Bergen geflüchtet. Laugier sprengte mit einer Eskorte Dragoner aus dem Palaste und rief: "Folgt mir, brave Soldaten, ich habe die Kasse, wir wollen uns in Fordinovo vereinigen.

In Florenz traf am 23. d. folgende Depesche ein:

"Pisa, 23. Febr.

Der Präfekt von Pisa an den Präsidenten der provis. Regierung Mazzoni.

Der Präfekt von Lucca hat mich ersucht, Ihnen zu melden, daß Laugier unter Vermittelung der Municipalität von Massa um eine Capitulation bittet (implora), Laugier's Truppen sind in voller Auflösung begriffen."

Ueber die Kapitulation wird folgendes berichtet: Laugier habe am 22. eine Depesche des Großherzogs mit der Nachricht von dessen Abreise nach Gaeta erhalten. Der Großherzog habe ihn darin zu seinem Kommissär in Toskana ernannt und ihm empfohlen, Bürgerkrieg und Blutvergießen zu vermeiden. In Folge der Abreise des Großherzogs habe nun Laugier sich zu kapituliren entschlossen, und für sich blos die Entlassung aus dem Dienste, für seine Soldaten eine Anerkennung ihrer Ehrenhaftigkeit und Treue verlangt, so wie, daß seiner Armee ihre Grade und Orden unangetastet belassen werden. Während der Unterhandlungen ist zwischen dem Corps Laugier's und dem republikanischen eine Demarkationslinie festgestellt worden.

Und Guerrazzi meldet nach Florenz: Viareggia ist von Major Carducci's Kolonne besetzt. Diesen Morgen verließ ich mit General Apice Camajore und wir sind jetzt in Pietra Santa angelangt. Man sagt, Laugier habe sich nach Vernagelung der Kanonen nach Massa hingezogen. Eine Deputation von Bürgern Massa's hat mir einen Kapitulationsentwurf vorgelegt. Ich habe Allen, mit Ausnahme Laugier's, Pardon zugesagt. Fällt er in meine Hände, so werde ich ihn vor das in Lucca eingesetzte Kriegsgericht stellen. Auf die Kunde, daß einige Personen, über Laugiers Verrath aufgebracht, seine in Pisa wohnende Mutter arretiren wollten, ist sofort der Befehl nach Pisa gegangen, jene Dame gewissenhaft zu respektiren, da es für die Unglückliche ein ohnehin großer Schmerz ist, einen solchen Verräther des Vaterlandes unter ihrem Herzen getragen zu haben.

Camajore, 22. Februar. Guerrazzi,

Bevollmächtigter der provis. Regierung.

In Massa-Carrara sind piemontesische Truppen mit der Absicht angelangt, sofort entweder auf dem Wege von Paullo nach Modena, oder über Castel Nuovo de Monte nach Reggio vorzugehen.

Bestätigt sich dies, so ist damit der Krieg gegen die Oestreicher aufs Neue begonnen.

Französische Republik.
17 Paris, 4. März.

Abermals ruft der "Indepedant" von Montpellier die Revolutionäre des gesammten Landes auf, die blödsinnigen und boshaften Griffe des Jesuiten- und Biedermännerministeriums gegen die italienische Freiheit zu bekämpfen. Er citirt in jeder Nummer als Motto: "Die Republik respectirt die ausländischen Nationalitäten, wie sie ihrerseits respectirt zu werden erwartet; sie macht keinen Eroberungskrieg, und wendet ihre Kräfte gegen die Freiheit keines Volkes (Einleitung in die Konstitution Art. 5)" (Elle respecte les nationalites 'etrangeres, comme elle entend faire respecter la sienne; n'entreprend aucune guerre dans des vues de conquete, et n'emploie jamais ses forces contre la liberte d'aucun peuple.) Er fügt dazu: "Folglich, wenn der Präsident dieser Republik irgend was für eine Intervention gegen den freien Willen des römischen Volkes befiehlt, die Nationalversammlung dieselbe billigt, und das Heer sie ausführt, so wäre das eine allseitige Verletzung der Konstitution der Republik." Die Ordnungsmänner behaupten, die Ruhe bei dem Pariser Februarfeste sei nur "der energischen, ernsten Haltung der Behörden" zuzuschreiben, und der stets geniale Barrot erklärt: "lediglich durch unser gewichtiges, imposantes Auftreten haben die Anarchisten sich so weit einschüchtern lassen, daß am Tage vor der Feier ihre Häuptlinge die bekannte Proklamation publicirten, welche von jeder massenhaften Manifestation abrieth. Wir also, wir allein (und dies brüllend, schob er die Linke zwischen die Westenknöpfe und strich mit erhobener Rechten den spärlich bewaldeten Scheitel, den weltschweren Blick gen Himmel schleudernd) "wir allein, meine Herren! haben uns das friedliche Resultat beizumessen die Ehre." - "Wäre Barrot nicht eine langweilige, edle verkannte Seele, die sich seit 1830 mit unerschütterlicher Konsequenz Tag für Tag lächerlich macht, man müßte ihn hassen, hassen auf den Tod. Aber wir lieben es, in unsrer gewitterschwangern Sturmzeit, wo bald die Gräber sich aufthun und die Sterne niederfallen werden, so eine Art Falstaff als Ministerpräses zu sehen, und wir rufen daher kichernd diesem Manne sonder Furcht und Tadel zu: geh' schlafen, o Brutus Brutissimus! oder in ein Kloster." (Republicain de l'Allier). Weniger komisch ist "Cassius-Faucher", der zweifelsohne ein minder heiteres Finale nimmt als der Brutissimus; er häuft emsig einen ganzen Berg von nur allzu gegründetem Todeshaß auf seinen dürren Rücken, während jener den "Atlas der Blamage" mit düsterm Faltengesichte schleppt. Faucher schreibt täglich die schwärzesten Lügenartikel in den "Moniteur", und das ist bedenklich, denn dem Moniteur, obersten Organ der jedesmaligen Staatsspitze, pflegte bisher von keinem Ministerium eine Polemik aufgezwungen zu werden wie jetzt. Sein Kollege Falloux, der mit dem Unterrichtsministerium betraute Jesuit und schwärmerische Vertheidiger der spanischen Inquisition (siehe seine gesammelten Schriften), reis't derweilen im Lande umher und wird von Legitimisten und Orleanisten abwechselnd bewirthet. Er versieht somit das Geschäft eines Courtiers für die nächsten Wahlen. Daß die legitimistischen Gutsbesitzer glänzende Aussicht dabei haben, ist nicht in Abrede zu bringen; sehr viele ihrer Nebenbuhler, und darunter manche Demokraten, sind durch das so eben votirte Incompatibilätsgesetz bei Seite geworfen, wonach Beamte im Civil nicht gewählt werden dürfen; ausgenommen Militäroffiziere, denn diesen traut die Reaction noch. Das Wüthen der Reactionsjournale ist jetzt wohl auf dem Höhepunkt der Wiener Journale angelangt; die Herren Vitet und Lavergne z. B. publiciren in der stets niederträchtigen "Revue de deux Mondes" einen Artikel voll Attaken gegen die Februarrevolution, die aus dem östreichischen Lloyd übersetzt sein könnten; die Republik möge, heißt es darin, nicht die paar todtgeschoßnen, sondern die vielen im königlichen Weinkeller zu Neuilly ersoffenen und verbrannten Februarhelden feiern. Das "Brudercomite des Faubourg St. Martin" schickte sofort sechs Bürger an diesen Lavergne und erzwang das demüthige Versprechen eines Widerrufs. Lavergne's Frau Mama war Tabakshändlerin in Bordeaux, und gefiel so sehr einem Pair de France, daß der Herr Sohn zum Untersecretär in Guizot's Ministerium avancirte. Einen andern weit köstlichern Streich hat diese Reactionsklique sich durch den bretagne'schen Landedelmann Coetlogon, den Bruder des mit Infamie aller Art bereits bedeckten Redakteur des Legitimistenblattes "Corsaire" (an welchem Blatt Herr A. Weill "mitwirkt") spielen lassen. Der Junker ward im Ehebruch von einem Herrn C. im fashionabeln Foubourg St. Honore ertappt und ohne Zaudern durch die Rippen geschossen; er stach zwar Herrn C. mit einem Dolche in die Schulter, stieß die Lampe um und schwang sich über's Dach in sein Zimmer, ward aber von der Polizei im Bette halb verblutet erwischt. Daß der außer sich gerathene Herr C. tragischer Weise im Dunkeln nochmals schoß und einen zufällig die Treppe herabsteigenden Unschuldigen stark blessirte, den er sogar noch später für den Ehebrecher nahm, ist Nebensache; erfreulich ist, daß der Schuft Coetlogon, der im Blatte eine Serie von Artikeln: "Heiligkeit der Ehe, Unantastbarkeit der Familie" u. s. w. fabrizirt, und die Revolutionäre rastlos verleumdet, jetzt durch drei Schläge auf einmal: das so eben votirte Pierre Leroux'sche Ehebrecher-Amendement, die öffentliche Blamage und die Kugel getroffen ist. Der Constitutionnel, in seiner stupiden Brutalität, erzählt die Geschichte ohne das Gesicht zu verziehen; die Debats aber ärgern sich fürchterlich.

Das Famose in der Handlungsweise der Honnetten (sagt der National de l'Ouest in Nantes), ist gerade wie zur schönen stillen Zeit Louis Philipps, des Ausbeuters, daß sie gegen die ihnen angeblich so tief verhaßte Unmoral nicht auftreten, desto mehr gegen die das Volksbewußtsein läuternden und kräftigenden Bankette." Als hätte dies Blatt prophezeit, ward vor zwei Tagen ein s. g. Familienbankett von Studenten, dem Ollivier und Pierre Leroux, Volksrepräsentanten, beiwohnten, im Lokal der associirten Köche durch 40 Polizeidiener und Mouchards mit eisenbeschlagenen Stöcken, 20 Gensd'armen und einem Bataillon Linie gesprengt, wobei diese Polizisten, um den seit einem Jahre auf ihnen lastenden Argwohn republikanischer Milde endlich einmal großartig zu widerlegen, viele Flaschen, Tische und Stühle zertrümmerten, und die Gäste einen nach dem andern, beim Kragen gefaßt, die Treppe hinunterstießen. Pierre Leroux bekam einen derben Stoß, und als er auf seine Repräsentantenwürde verwies, lachten ihm diese Ordnungsritter in's Gesicht. Es scheint ein Formfehler bei der gesetzlichen Anzeige des Banketts stattgefunden zu haben; auch beruft sich der Polizeikommissär auf die ernste, aber höfliche Weigerung der Gäste, ihn in den Saal zu lassen. Das Herrlichste ist das Ende des Liedes: Als Pierre Leroux in der Kammer die Sache vorbrachte, ließ Faucher sich auf gar keine Explikation ein, und Barrot behauptete, das Gesetz von 1790 berechtige zu diesem Verfahren gegen die Bankette. Nun ist aber gerade wider dies 90ger Gesetz Barrot gar grimmig am 20. Febr. 1848 in der Kammer und im Siecle losgefahren, und er war es, der den Herren Guizot, Duchatel und Hebert damals zurief: "Sie verletzen das Gesetz der Freiheit." Guizot lächelte und sagte: "An unserem Platze würden Sie ganz wie wir handeln;" worauf Barrot mit der hohlen, knurrenden Stimme, die er im höchsten Momente ertönen läßt, und in dramatischer Positur brüllte: "Je ferais autrement, bien autrement: j'en prends l'engagement formel" (ich würde ganz anders wie Sie handeln, ich verpflichte mich feierlichst dazu)... Und Brutus ist und bleibt ein ehrenhafter Mann... Es ist kaum nöthig zu erwähnen, daß die ganze Presse der französischen Demokratie in Paris und den Provinzen einhellig ist im Erzählen und Beloben "der deutschen Bankette zu Ehren der Revolution und der Verbrüderung beider Nationen;" die Toaste des Kölner und Mainzer werden sorgfältig aufgeführt. Die ungarische Sache wird in dieser Presse nicht mehr von der deutschen demokratischen geschieden. So, um eins der vielen Beispiele zu citiren, sagt der "Progres de l'Aube" zu Troyes in der Champagne: "Oestreich liegt offenbar in den letzten Zügen. Die Konfusion ist entsetzlich dort. Sollte man es glauben: die s. g. Sachsen, eine aus dem 12. Jahrhundert stammende deutsche Kolonie in dem schönen, reichen Siebenbürgen, haben jetzt den russischen General ins Land gerufen! Diese unselige Kolonie, mit alt-magyarischen und Habsburgischen Privilegien gespickt (bourres) steht auf Seiten der Reaktion. Sie schickten den Professor Müller und Bischof Schapuna ins Kosakenlager und flehten so lange, bis diese Barbaren ins Land zogen... Der Racenkampf ist entsetzlich dort. (Folgt eine so detaillirte Schilderung der Ethnographie des Landes, daß sie manchem deutschen Blatte Ehre machen könnte.) Uebrigens betragen sich Kroatiens Söhne und die östreichischen Infanteristen seit 1849 etwa wie die Kosakenreiter von 1815; der französische Krieger wird nimmer sich jene zum Muster nehmen, wie sehr auch die Herren Changarnier und Bugeaud ihm darüber Vorlesungen halten; die namenlosen Gräuel, die jetzt dort begangen werden, zeigen uns allzu hell den Grad von Verdorbenheit Oestreichs." Folgt die der Neuen Rhein. Zeitung entnommene Erzählung mehrerer derselben. "Und wenn solches an der Tagesordnung ist, dann ist der Geist des Heeres sehr tief entsittlicht, und mithin der Staat, der auf die materielle Macht dieses Heeres sich stützt, nahe daran, zu verenden. Die Kosaken stehen wenigstens schon in Hermannstadt, die Oestreicher in Ferrara, d. h. die Barbarenschwärme, die Kohorten des Zwingherrn marschiren gegen die Republiken, und unsre königlichgesinnten Regierer erwarten fröhlich und wohlgemuth diese Helfershelfer um ihnen zum dritten Male unser schönes Vaterland zu überantworten. Aber das französische Volk wird gewiß diesmal seine Republik retten und die bedrohten Brudervölker; es wird wie 1792 aufstehen wie ein Mann und der Gränze zueilen, wenn die Republik das Wort spricht: das Vaterland ist in Gefahr! Vorher jedoch ein Wörtchen an unsere hohe Bürgerschaft, an die Grundbesitzer, an die Männer der Mäßigung: die Einbrüche der Barbaren 1814 und 1815 kosteten dem Lande baare 2000 Millionen; will die Bürgerschaft vielleicht jetzt wieder soviel zahlen? Die Oestreicher brandschatzten schon Ferrara. Es wird noch besser kommen; die Baschkiren und Kalmuken, die Kroaten und Kosaken stehen bald am Rhein. Wir könnten sie noch an der deutschen Gränze aufhalten; aber unsre hohen Bourgeois wollen nicht; gut, so werden auch nur sie das Gold zahlen, das der Barbar fordert; das "Proletariat hat nur Eisen und Blei."

Paris, 4. März.

Die Urtheile über den Banketsturm in der gestrigen Nationalversammlung sind das Merkwürdigste in unseren heutigen Journalen.

Man höre die vorzüglichsten derselben:

Das Journal des Debats vergleicht die gestrige Sitzung mit der berühmten Sitzung der weiland Deputirtenkammer unter Sanzet am 22. Febr. 1848. Das ist etwas übertrieben, doch, hören wir das Journal, offenbar am besten redigirt, selbst:

"Die Martin-Bernard'schen Interpellationen haben, wie zu erwarten stand, eine heftige und tumultuarische Diskussion hervorgerufen... Dieselbe Frage, welche die Februar-Revolution gebar: die Banketfrage in einem Wort, welche nur durch Flintenschüsse in den Straßen gelöst wurde, steht wieder vor uns. (Hier rieselt es dem Debats durch Mark und Bein und der Verfasser ruft aus: La voila encore une fois posee cette question fatale qui a produit la revolution de fevrier et remplace la Monarchie par la Republique!)

Nach diesen und anderen Ausrufungen geht der Verfasser auf das politische Feld über: "... Statt Guizot, Duchatel und Hebert (sagt er) vertheidigten Odilon Barrot und Grandin die Staatsgewalt... Wahr ist indessen, daß sich gestern die Frage nicht ganz eben so herausstellte, wie im vorigen Jahre. Barrot berief sich auf das Gesetz von 1790 und sagte, ich (Staatsmacht) habe ein Recht, die Bankette zu überwachen. Guizot und Ducha-

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Italien.
* Rom, 23. Febr.

Die Sensation, welche der östreichische Einfall in Ferrara in der Constituante hervorruft, ist unbeschreiblich. Eine Menge Anträge wurden sofort gestellt, um zum Kriege zu rüsten. Campello ist nach Bologna abgegangen, Ferrari hat das Oberkommando über Rom erhalten und Garibaldi bleibt an der Gränze.

* Florenz, 25. Febr.

Es scheint ausgemacht, daß sich die beiden Schwester-Republiken, Rom und Florenz, verbünden, um die Citadelle von Ferrara zu stürmen und die Oestreicher daraus zu treiben.

* Turin, 28. Febr.

In ihrer gestrigen Sitzung stellte ein Deputirter der Kammern den Antrag, eine angemessene Zahl Deputirte in die Constituante nach Rom zu senden, wenn der Feldzug gegen die Oestreicher nicht sofort eröffnet würde. Es sei die höchste Zeit, sich über die Mittel, wie man der Herrschaft der Habsburger in Italien auf immer ein Ende machen könne, mit den übrigen Brudervölkern Italiens zu verständigen.

Mailand, 1. März.

Wer das kaiserliche Wappen verunglimpft, ist als schwerer politischer Verbrecher zu behandeln. Die Garnison zu Mailand beträgt, ungeachtet aller Abzüge, 25,000 M. Die Hauptbewegungen im öffentlichen Leben beschränken sich dort auf Truppenmärsche mit Proviantzügen und Verhaftungen; letztere werden meist unter Bauern und Geistlichen vorgenommen. Mit den Sequestrationen hat man bereits begonnen und der Stadt Brescia statt der Kontribution von 540,000 Lire eine Zahlungsverbindlichkeit von 770,060 Lire auferlegt.

068 Massa, 23. Febr.

Unter diesem Datum wird dem „Pensiero italiano“ geschrieben: „Das Land ist in größter Aufregung; der ganze Artillerietrain von 22 Geschützen und die ganze Mannschaft ist in forcirten Märschen zurückgekehrt. Auf dem Platze des Palastes warf sich die Bevölkerung auf die Soldaten und erklärte, die Kanonen nicht mehr fortzulassen. Die Artilleristen spannten die Pferde ab; letztere sind jetzt unter Obhut des Volkes. Von den Soldaten hat sich ein Theil nach Toskana, der andre nach den Bergen geflüchtet. Laugier sprengte mit einer Eskorte Dragoner aus dem Palaste und rief: „Folgt mir, brave Soldaten, ich habe die Kasse, wir wollen uns in Fordinovo vereinigen.

In Florenz traf am 23. d. folgende Depesche ein:

„Pisa, 23. Febr.

Der Präfekt von Pisa an den Präsidenten der provis. Regierung Mazzoni.

Der Präfekt von Lucca hat mich ersucht, Ihnen zu melden, daß Laugier unter Vermittelung der Municipalität von Massa um eine Capitulation bittet (implora), Laugier's Truppen sind in voller Auflösung begriffen.“

Ueber die Kapitulation wird folgendes berichtet: Laugier habe am 22. eine Depesche des Großherzogs mit der Nachricht von dessen Abreise nach Gaëta erhalten. Der Großherzog habe ihn darin zu seinem Kommissär in Toskana ernannt und ihm empfohlen, Bürgerkrieg und Blutvergießen zu vermeiden. In Folge der Abreise des Großherzogs habe nun Laugier sich zu kapituliren entschlossen, und für sich blos die Entlassung aus dem Dienste, für seine Soldaten eine Anerkennung ihrer Ehrenhaftigkeit und Treue verlangt, so wie, daß seiner Armee ihre Grade und Orden unangetastet belassen werden. Während der Unterhandlungen ist zwischen dem Corps Laugier's und dem republikanischen eine Demarkationslinie festgestellt worden.

Und Guerrazzi meldet nach Florenz: Viareggia ist von Major Carducci's Kolonne besetzt. Diesen Morgen verließ ich mit General Apice Camajore und wir sind jetzt in Pietra Santa angelangt. Man sagt, Laugier habe sich nach Vernagelung der Kanonen nach Massa hingezogen. Eine Deputation von Bürgern Massa's hat mir einen Kapitulationsentwurf vorgelegt. Ich habe Allen, mit Ausnahme Laugier's, Pardon zugesagt. Fällt er in meine Hände, so werde ich ihn vor das in Lucca eingesetzte Kriegsgericht stellen. Auf die Kunde, daß einige Personen, über Laugiers Verrath aufgebracht, seine in Pisa wohnende Mutter arretiren wollten, ist sofort der Befehl nach Pisa gegangen, jene Dame gewissenhaft zu respektiren, da es für die Unglückliche ein ohnehin großer Schmerz ist, einen solchen Verräther des Vaterlandes unter ihrem Herzen getragen zu haben.

Camajore, 22. Februar. Guerrazzi,

Bevollmächtigter der provis. Regierung.

In Massa-Carrara sind piemontesische Truppen mit der Absicht angelangt, sofort entweder auf dem Wege von Paullo nach Modena, oder über Castel Nuovo de Monte nach Reggio vorzugehen.

Bestätigt sich dies, so ist damit der Krieg gegen die Oestreicher aufs Neue begonnen.

Französische Republik.
17 Paris, 4. März.

Abermals ruft der „Indepedant“ von Montpellier die Revolutionäre des gesammten Landes auf, die blödsinnigen und boshaften Griffe des Jesuiten- und Biedermännerministeriums gegen die italienische Freiheit zu bekämpfen. Er citirt in jeder Nummer als Motto: „Die Republik respectirt die ausländischen Nationalitäten, wie sie ihrerseits respectirt zu werden erwartet; sie macht keinen Eroberungskrieg, und wendet ihre Kräfte gegen die Freiheit keines Volkes (Einleitung in die Konstitution Art. 5)“ (Elle respecte les nationalités 'étrangères, comme elle entend faire respecter la sienne; n'entreprend aucune guerre dans des vues de conquète, et n'emploie jamais ses forces contre la liberté d'aucun peuple.) Er fügt dazu: „Folglich, wenn der Präsident dieser Republik irgend was für eine Intervention gegen den freien Willen des römischen Volkes befiehlt, die Nationalversammlung dieselbe billigt, und das Heer sie ausführt, so wäre das eine allseitige Verletzung der Konstitution der Republik.“ Die Ordnungsmänner behaupten, die Ruhe bei dem Pariser Februarfeste sei nur „der energischen, ernsten Haltung der Behörden“ zuzuschreiben, und der stets geniale Barrot erklärt: „lediglich durch unser gewichtiges, imposantes Auftreten haben die Anarchisten sich so weit einschüchtern lassen, daß am Tage vor der Feier ihre Häuptlinge die bekannte Proklamation publicirten, welche von jeder massenhaften Manifestation abrieth. Wir also, wir allein (und dies brüllend, schob er die Linke zwischen die Westenknöpfe und strich mit erhobener Rechten den spärlich bewaldeten Scheitel, den weltschweren Blick gen Himmel schleudernd) „wir allein, meine Herren! haben uns das friedliche Resultat beizumessen die Ehre.“ ‒ „Wäre Barrot nicht eine langweilige, edle verkannte Seele, die sich seit 1830 mit unerschütterlicher Konsequenz Tag für Tag lächerlich macht, man müßte ihn hassen, hassen auf den Tod. Aber wir lieben es, in unsrer gewitterschwangern Sturmzeit, wo bald die Gräber sich aufthun und die Sterne niederfallen werden, so eine Art Falstaff als Ministerpräses zu sehen, und wir rufen daher kichernd diesem Manne sonder Furcht und Tadel zu: geh' schlafen, o Brutus Brutissimus! oder in ein Kloster.“ (Republicain de l'Allier). Weniger komisch ist „Cassius-Faucher“, der zweifelsohne ein minder heiteres Finale nimmt als der Brutissimus; er häuft emsig einen ganzen Berg von nur allzu gegründetem Todeshaß auf seinen dürren Rücken, während jener den „Atlas der Blamage“ mit düsterm Faltengesichte schleppt. Faucher schreibt täglich die schwärzesten Lügenartikel in den „Moniteur“, und das ist bedenklich, denn dem Moniteur, obersten Organ der jedesmaligen Staatsspitze, pflegte bisher von keinem Ministerium eine Polemik aufgezwungen zu werden wie jetzt. Sein Kollege Falloux, der mit dem Unterrichtsministerium betraute Jesuit und schwärmerische Vertheidiger der spanischen Inquisition (siehe seine gesammelten Schriften), reis't derweilen im Lande umher und wird von Legitimisten und Orleanisten abwechselnd bewirthet. Er versieht somit das Geschäft eines Courtiers für die nächsten Wahlen. Daß die legitimistischen Gutsbesitzer glänzende Aussicht dabei haben, ist nicht in Abrede zu bringen; sehr viele ihrer Nebenbuhler, und darunter manche Demokraten, sind durch das so eben votirte Incompatibilätsgesetz bei Seite geworfen, wonach Beamte im Civil nicht gewählt werden dürfen; ausgenommen Militäroffiziere, denn diesen traut die Reaction noch. Das Wüthen der Reactionsjournale ist jetzt wohl auf dem Höhepunkt der Wiener Journale angelangt; die Herren Vitet und Lavergne z. B. publiciren in der stets niederträchtigen „Revue de deux Mondes“ einen Artikel voll Attaken gegen die Februarrevolution, die aus dem östreichischen Lloyd übersetzt sein könnten; die Republik möge, heißt es darin, nicht die paar todtgeschoßnen, sondern die vielen im königlichen Weinkeller zu Neuilly ersoffenen und verbrannten Februarhelden feiern. Das „Brudercomite des Faubourg St. Martin“ schickte sofort sechs Bürger an diesen Lavergne und erzwang das demüthige Versprechen eines Widerrufs. Lavergne's Frau Mama war Tabakshändlerin in Bordeaux, und gefiel so sehr einem Pair de France, daß der Herr Sohn zum Untersecretär in Guizot's Ministerium avancirte. Einen andern weit köstlichern Streich hat diese Reactionsklique sich durch den bretagne'schen Landedelmann Coëtlogon, den Bruder des mit Infamie aller Art bereits bedeckten Redakteur des Legitimistenblattes „Corsaire“ (an welchem Blatt Herr A. Weill „mitwirkt“) spielen lassen. Der Junker ward im Ehebruch von einem Herrn C. im fashionabeln Foubourg St. Honore ertappt und ohne Zaudern durch die Rippen geschossen; er stach zwar Herrn C. mit einem Dolche in die Schulter, stieß die Lampe um und schwang sich über's Dach in sein Zimmer, ward aber von der Polizei im Bette halb verblutet erwischt. Daß der außer sich gerathene Herr C. tragischer Weise im Dunkeln nochmals schoß und einen zufällig die Treppe herabsteigenden Unschuldigen stark blessirte, den er sogar noch später für den Ehebrecher nahm, ist Nebensache; erfreulich ist, daß der Schuft Coëtlogon, der im Blatte eine Serie von Artikeln: „Heiligkeit der Ehe, Unantastbarkeit der Familie“ u. s. w. fabrizirt, und die Revolutionäre rastlos verleumdet, jetzt durch drei Schläge auf einmal: das so eben votirte Pierre Leroux'sche Ehebrecher-Amendement, die öffentliche Blamage und die Kugel getroffen ist. Der Constitutionnel, in seiner stupiden Brutalität, erzählt die Geschichte ohne das Gesicht zu verziehen; die Debats aber ärgern sich fürchterlich.

Das Famose in der Handlungsweise der Honnetten (sagt der National de l'Ouest in Nantes), ist gerade wie zur schönen stillen Zeit Louis Philipps, des Ausbeuters, daß sie gegen die ihnen angeblich so tief verhaßte Unmoral nicht auftreten, desto mehr gegen die das Volksbewußtsein läuternden und kräftigenden Bankette.“ Als hätte dies Blatt prophezeit, ward vor zwei Tagen ein s. g. Familienbankett von Studenten, dem Ollivier und Pierre Leroux, Volksrepräsentanten, beiwohnten, im Lokal der associirten Köche durch 40 Polizeidiener und Mouchards mit eisenbeschlagenen Stöcken, 20 Gensd'armen und einem Bataillon Linie gesprengt, wobei diese Polizisten, um den seit einem Jahre auf ihnen lastenden Argwohn republikanischer Milde endlich einmal großartig zu widerlegen, viele Flaschen, Tische und Stühle zertrümmerten, und die Gäste einen nach dem andern, beim Kragen gefaßt, die Treppe hinunterstießen. Pierre Leroux bekam einen derben Stoß, und als er auf seine Repräsentantenwürde verwies, lachten ihm diese Ordnungsritter in's Gesicht. Es scheint ein Formfehler bei der gesetzlichen Anzeige des Banketts stattgefunden zu haben; auch beruft sich der Polizeikommissär auf die ernste, aber höfliche Weigerung der Gäste, ihn in den Saal zu lassen. Das Herrlichste ist das Ende des Liedes: Als Pierre Leroux in der Kammer die Sache vorbrachte, ließ Faucher sich auf gar keine Explikation ein, und Barrot behauptete, das Gesetz von 1790 berechtige zu diesem Verfahren gegen die Bankette. Nun ist aber gerade wider dies 90ger Gesetz Barrot gar grimmig am 20. Febr. 1848 in der Kammer und im Siècle losgefahren, und er war es, der den Herren Guizot, Duchatel und Hebert damals zurief: „Sie verletzen das Gesetz der Freiheit.“ Guizot lächelte und sagte: „An unserem Platze würden Sie ganz wie wir handeln;“ worauf Barrot mit der hohlen, knurrenden Stimme, die er im höchsten Momente ertönen läßt, und in dramatischer Positur brüllte: «Je ferais autrement, bien autrement: j'en prends l'engagement formel» (ich würde ganz anders wie Sie handeln, ich verpflichte mich feierlichst dazu)… Und Brutus ist und bleibt ein ehrenhafter Mann… Es ist kaum nöthig zu erwähnen, daß die ganze Presse der französischen Demokratie in Paris und den Provinzen einhellig ist im Erzählen und Beloben „der deutschen Bankette zu Ehren der Revolution und der Verbrüderung beider Nationen;“ die Toaste des Kölner und Mainzer werden sorgfältig aufgeführt. Die ungarische Sache wird in dieser Presse nicht mehr von der deutschen demokratischen geschieden. So, um eins der vielen Beispiele zu citiren, sagt der „Progres de l'Aube“ zu Troyes in der Champagne: „Oestreich liegt offenbar in den letzten Zügen. Die Konfusion ist entsetzlich dort. Sollte man es glauben: die s. g. Sachsen, eine aus dem 12. Jahrhundert stammende deutsche Kolonie in dem schönen, reichen Siebenbürgen, haben jetzt den russischen General ins Land gerufen! Diese unselige Kolonie, mit alt-magyarischen und Habsburgischen Privilegien gespickt (bourrés) steht auf Seiten der Reaktion. Sie schickten den Professor Müller und Bischof Schapuna ins Kosakenlager und flehten so lange, bis diese Barbaren ins Land zogen… Der Raçenkampf ist entsetzlich dort. (Folgt eine so detaillirte Schilderung der Ethnographie des Landes, daß sie manchem deutschen Blatte Ehre machen könnte.) Uebrigens betragen sich Kroatiens Söhne und die östreichischen Infanteristen seit 1849 etwa wie die Kosakenreiter von 1815; der französische Krieger wird nimmer sich jene zum Muster nehmen, wie sehr auch die Herren Changarnier und Bugeaud ihm darüber Vorlesungen halten; die namenlosen Gräuel, die jetzt dort begangen werden, zeigen uns allzu hell den Grad von Verdorbenheit Oestreichs.“ Folgt die der Neuen Rhein. Zeitung entnommene Erzählung mehrerer derselben. „Und wenn solches an der Tagesordnung ist, dann ist der Geist des Heeres sehr tief entsittlicht, und mithin der Staat, der auf die materielle Macht dieses Heeres sich stützt, nahe daran, zu verenden. Die Kosaken stehen wenigstens schon in Hermannstadt, die Oestreicher in Ferrara, d. h. die Barbarenschwärme, die Kohorten des Zwingherrn marschiren gegen die Republiken, und unsre königlichgesinnten Regierer erwarten fröhlich und wohlgemuth diese Helfershelfer um ihnen zum dritten Male unser schönes Vaterland zu überantworten. Aber das französische Volk wird gewiß diesmal seine Republik retten und die bedrohten Brudervölker; es wird wie 1792 aufstehen wie ein Mann und der Gränze zueilen, wenn die Republik das Wort spricht: das Vaterland ist in Gefahr! Vorher jedoch ein Wörtchen an unsere hohe Bürgerschaft, an die Grundbesitzer, an die Männer der Mäßigung: die Einbrüche der Barbaren 1814 und 1815 kosteten dem Lande baare 2000 Millionen; will die Bürgerschaft vielleicht jetzt wieder soviel zahlen? Die Oestreicher brandschatzten schon Ferrara. Es wird noch besser kommen; die Baschkiren und Kalmuken, die Kroaten und Kosaken stehen bald am Rhein. Wir könnten sie noch an der deutschen Gränze aufhalten; aber unsre hohen Bourgeois wollen nicht; gut, so werden auch nur sie das Gold zahlen, das der Barbar fordert; das „Proletariat hat nur Eisen und Blei.“

Paris, 4. März.

Die Urtheile über den Banketsturm in der gestrigen Nationalversammlung sind das Merkwürdigste in unseren heutigen Journalen.

Man höre die vorzüglichsten derselben:

Das Journal des Débats vergleicht die gestrige Sitzung mit der berühmten Sitzung der weiland Deputirtenkammer unter Sanzet am 22. Febr. 1848. Das ist etwas übertrieben, doch, hören wir das Journal, offenbar am besten redigirt, selbst:

„Die Martin-Bernard'schen Interpellationen haben, wie zu erwarten stand, eine heftige und tumultuarische Diskussion hervorgerufen… Dieselbe Frage, welche die Februar-Revolution gebar: die Banketfrage in einem Wort, welche nur durch Flintenschüsse in den Straßen gelöst wurde, steht wieder vor uns. (Hier rieselt es dem Débats durch Mark und Bein und der Verfasser ruft aus: La voilà encore une fois posée cette question fatale qui a produit la révolution de fevrier et remplacé la Monarchie par la République!)

Nach diesen und anderen Ausrufungen geht der Verfasser auf das politische Feld über: „… Statt Guizot, Duchatel und Hebert (sagt er) vertheidigten Odilon Barrot und Grandin die Staatsgewalt… Wahr ist indessen, daß sich gestern die Frage nicht ganz eben so herausstellte, wie im vorigen Jahre. Barrot berief sich auf das Gesetz von 1790 und sagte, ich (Staatsmacht) habe ein Recht, die Bankette zu überwachen. Guizot und Ducha-

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          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatz, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
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        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar239_011" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 23. Febr.</head>
          <p>Die Sensation, welche der östreichische Einfall in Ferrara in der Constituante hervorruft, ist unbeschreiblich. Eine Menge Anträge wurden sofort gestellt, um zum Kriege zu rüsten. Campello ist nach Bologna abgegangen, Ferrari hat das Oberkommando über Rom erhalten und Garibaldi bleibt an der Gränze.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar239_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 25. Febr.</head>
          <p>Es scheint ausgemacht, daß sich die beiden Schwester-Republiken, Rom und Florenz, verbünden, um die Citadelle von Ferrara zu stürmen und die Oestreicher daraus zu treiben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar239_013" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 28. Febr.</head>
          <p>In ihrer gestrigen Sitzung stellte ein Deputirter der Kammern den Antrag, eine angemessene Zahl Deputirte in die Constituante nach Rom zu senden, wenn der Feldzug gegen die Oestreicher nicht sofort eröffnet würde. Es sei die höchste Zeit, sich über die Mittel, wie man der Herrschaft der Habsburger in Italien auf immer ein Ende machen könne, mit den übrigen Brudervölkern Italiens zu verständigen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar239_014" type="jArticle">
          <head>Mailand, 1. März.</head>
          <p>Wer das kaiserliche Wappen verunglimpft, ist als schwerer politischer Verbrecher zu behandeln. Die Garnison zu Mailand beträgt, ungeachtet aller Abzüge, 25,000 M. Die Hauptbewegungen im öffentlichen Leben beschränken sich dort auf Truppenmärsche mit Proviantzügen und Verhaftungen; letztere werden meist unter Bauern und Geistlichen vorgenommen. Mit den Sequestrationen hat man bereits begonnen und der Stadt Brescia statt der Kontribution von 540,000 Lire eine Zahlungsverbindlichkeit von 770,060 Lire auferlegt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar239_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Massa, 23. Febr.</head>
          <p>Unter diesem Datum wird dem &#x201E;Pensiero italiano&#x201C; geschrieben: &#x201E;Das Land ist in größter Aufregung; der ganze Artillerietrain von 22 Geschützen und die ganze Mannschaft ist in forcirten Märschen zurückgekehrt. Auf dem Platze des Palastes warf sich die Bevölkerung auf die Soldaten und erklärte, die Kanonen nicht mehr fortzulassen. Die Artilleristen spannten die Pferde ab; letztere sind jetzt unter Obhut des Volkes. Von den Soldaten hat sich ein Theil nach Toskana, der andre nach den Bergen geflüchtet. Laugier sprengte mit einer Eskorte Dragoner aus dem Palaste und rief: &#x201E;Folgt mir, brave Soldaten, ich habe die Kasse, wir wollen uns in Fordinovo vereinigen.</p>
          <p>In Florenz traf am 23. d. folgende Depesche ein:</p>
          <p>&#x201E;Pisa, 23. Febr.</p>
          <p>Der Präfekt von Pisa an den Präsidenten der provis. Regierung Mazzoni.</p>
          <p>Der Präfekt von Lucca hat mich ersucht, Ihnen zu melden, daß <hi rendition="#g">Laugier</hi> unter Vermittelung der Municipalität von Massa um eine Capitulation bittet (implora), Laugier's Truppen sind in voller Auflösung begriffen.&#x201C;</p>
          <p>Ueber die Kapitulation wird folgendes berichtet: Laugier habe am 22. eine Depesche des Großherzogs mit der Nachricht von dessen Abreise nach Gaëta erhalten. Der Großherzog habe ihn darin zu seinem Kommissär in Toskana ernannt und ihm empfohlen, Bürgerkrieg und Blutvergießen zu vermeiden. In Folge der Abreise des Großherzogs habe nun Laugier sich zu kapituliren entschlossen, und für sich blos die Entlassung aus dem Dienste, für seine Soldaten eine Anerkennung ihrer Ehrenhaftigkeit und Treue verlangt, so wie, daß seiner Armee ihre Grade und Orden unangetastet belassen werden. Während der Unterhandlungen ist zwischen dem Corps Laugier's und dem republikanischen eine Demarkationslinie festgestellt worden.</p>
          <p>Und Guerrazzi meldet nach Florenz: Viareggia ist von Major Carducci's Kolonne besetzt. Diesen Morgen verließ ich mit General Apice Camajore und wir sind jetzt in Pietra Santa angelangt. Man sagt, Laugier habe sich nach Vernagelung der Kanonen nach Massa hingezogen. Eine Deputation von Bürgern Massa's hat mir einen Kapitulationsentwurf vorgelegt. Ich habe Allen, mit Ausnahme Laugier's, Pardon zugesagt. Fällt er in meine Hände, so werde ich ihn vor das in Lucca eingesetzte Kriegsgericht stellen. Auf die Kunde, daß einige Personen, über Laugiers Verrath aufgebracht, seine in Pisa wohnende Mutter arretiren wollten, ist sofort der Befehl nach Pisa gegangen, jene Dame gewissenhaft zu respektiren, da es für die Unglückliche ein ohnehin großer Schmerz ist, einen solchen Verräther des Vaterlandes unter ihrem Herzen getragen zu haben.</p>
          <p>Camajore, 22. Februar. <hi rendition="#g">Guerrazzi,</hi> </p>
          <p>Bevollmächtigter der provis. Regierung.</p>
          <p>In Massa-Carrara sind piemontesische Truppen mit der Absicht angelangt, sofort entweder auf dem Wege von Paullo nach Modena, oder über Castel Nuovo de Monte nach Reggio vorzugehen.</p>
          <p>Bestätigt sich dies, so ist damit der Krieg gegen die Oestreicher aufs Neue begonnen.</p>
        </div>
      </div>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 4. März.</head>
          <p>Abermals ruft der &#x201E;Indepedant&#x201C; von Montpellier die Revolutionäre des gesammten Landes auf, die blödsinnigen und boshaften Griffe des Jesuiten- und Biedermännerministeriums gegen die italienische Freiheit zu bekämpfen. Er citirt in jeder Nummer als Motto: &#x201E;Die Republik respectirt die ausländischen Nationalitäten, wie sie ihrerseits respectirt zu werden erwartet; sie macht keinen Eroberungskrieg, und wendet ihre Kräfte gegen die Freiheit keines Volkes (Einleitung in die Konstitution Art. 5)&#x201C; (Elle respecte les nationalités 'étrangères, comme elle entend faire respecter la sienne; n'entreprend aucune guerre dans des vues de conquète, et n'emploie jamais ses forces contre la liberté d'aucun peuple.) Er fügt dazu: &#x201E;Folglich, wenn der Präsident dieser Republik irgend was für eine Intervention gegen den freien Willen des römischen Volkes befiehlt, die Nationalversammlung dieselbe billigt, und das Heer sie ausführt, so wäre das eine allseitige Verletzung der Konstitution der Republik.&#x201C; Die Ordnungsmänner behaupten, die Ruhe bei dem Pariser Februarfeste sei nur &#x201E;der energischen, ernsten Haltung der Behörden&#x201C; zuzuschreiben, und der stets geniale Barrot erklärt: &#x201E;lediglich durch unser gewichtiges, imposantes Auftreten haben die Anarchisten sich so weit einschüchtern lassen, daß am Tage vor der Feier ihre Häuptlinge die bekannte Proklamation publicirten, welche von jeder massenhaften Manifestation abrieth. Wir also, wir allein (und dies brüllend, schob er die Linke zwischen die Westenknöpfe und strich mit erhobener Rechten den spärlich bewaldeten Scheitel, den weltschweren Blick gen Himmel schleudernd) &#x201E;wir allein, meine Herren! haben uns das friedliche Resultat beizumessen die Ehre.&#x201C; &#x2012; &#x201E;Wäre Barrot nicht eine langweilige, edle verkannte Seele, die sich seit 1830 mit unerschütterlicher Konsequenz Tag für Tag lächerlich macht, man müßte ihn hassen, hassen auf den Tod. Aber wir lieben es, in unsrer gewitterschwangern Sturmzeit, wo bald die Gräber sich aufthun und die Sterne niederfallen werden, so eine Art Falstaff als Ministerpräses zu sehen, und wir rufen daher kichernd diesem <hi rendition="#g">Manne sonder Furcht und Tadel zu: </hi> geh' schlafen, o Brutus Brutissimus! oder in ein Kloster.&#x201C; (Republicain de l'Allier). Weniger komisch ist &#x201E;Cassius-Faucher&#x201C;, der zweifelsohne ein minder heiteres Finale nimmt als der Brutissimus; er häuft emsig einen ganzen Berg von nur allzu gegründetem Todeshaß auf seinen dürren Rücken, während jener den &#x201E;Atlas der Blamage&#x201C; mit düsterm Faltengesichte schleppt. Faucher schreibt täglich die schwärzesten Lügenartikel in den &#x201E;Moniteur&#x201C;, und das ist bedenklich, denn dem Moniteur, obersten Organ der jedesmaligen Staatsspitze, pflegte bisher von keinem Ministerium eine Polemik aufgezwungen zu werden wie jetzt. Sein Kollege Falloux, der mit dem Unterrichtsministerium betraute Jesuit und schwärmerische Vertheidiger der spanischen Inquisition (siehe seine gesammelten Schriften), reis't derweilen im Lande umher und wird von Legitimisten und Orleanisten abwechselnd bewirthet. Er versieht somit das Geschäft eines Courtiers für die nächsten Wahlen. Daß die legitimistischen Gutsbesitzer glänzende Aussicht dabei haben, ist nicht in Abrede zu bringen; sehr viele ihrer Nebenbuhler, und darunter manche Demokraten, sind durch das so eben votirte Incompatibilätsgesetz bei Seite geworfen, wonach Beamte im Civil nicht gewählt werden dürfen; ausgenommen Militäroffiziere, denn diesen traut die Reaction noch. Das Wüthen der Reactionsjournale ist jetzt wohl auf dem Höhepunkt der Wiener Journale angelangt; die Herren Vitet und Lavergne z. B. publiciren in der stets niederträchtigen &#x201E;Revue de deux Mondes&#x201C; einen Artikel voll Attaken gegen die Februarrevolution, die aus dem östreichischen Lloyd übersetzt sein könnten; die Republik möge, heißt es darin, nicht die paar todtgeschoßnen, sondern die vielen im königlichen Weinkeller zu Neuilly ersoffenen und verbrannten Februarhelden feiern. Das &#x201E;Brudercomite des Faubourg St. Martin&#x201C; schickte sofort sechs Bürger an diesen Lavergne und erzwang das demüthige Versprechen eines Widerrufs. Lavergne's Frau Mama war Tabakshändlerin in Bordeaux, und gefiel so sehr einem Pair de France, daß der Herr Sohn zum Untersecretär in Guizot's Ministerium avancirte. Einen andern weit köstlichern Streich hat diese Reactionsklique sich durch den bretagne'schen Landedelmann Coëtlogon, den Bruder des mit Infamie aller Art bereits bedeckten Redakteur des Legitimistenblattes &#x201E;Corsaire&#x201C; (an welchem Blatt Herr A. Weill &#x201E;mitwirkt&#x201C;) spielen lassen. Der Junker ward im Ehebruch von einem Herrn C. im fashionabeln Foubourg St. Honore ertappt und ohne Zaudern durch die Rippen geschossen; er stach zwar Herrn C. mit einem Dolche in die Schulter, stieß die Lampe um und schwang sich über's Dach in sein Zimmer, ward aber von der Polizei im Bette halb verblutet erwischt. Daß der außer sich gerathene Herr C. tragischer Weise im Dunkeln nochmals schoß und einen zufällig die Treppe herabsteigenden Unschuldigen stark blessirte, den er sogar noch später für den Ehebrecher nahm, ist Nebensache; erfreulich ist, daß der Schuft Coëtlogon, der im Blatte eine Serie von Artikeln: &#x201E;Heiligkeit der Ehe, Unantastbarkeit der Familie&#x201C; u. s. w. fabrizirt, und die Revolutionäre rastlos verleumdet, jetzt durch drei Schläge auf einmal: das so eben votirte Pierre Leroux'sche Ehebrecher-Amendement, die öffentliche Blamage und die Kugel getroffen ist. Der Constitutionnel, in seiner stupiden Brutalität, erzählt die Geschichte ohne das Gesicht zu verziehen; die Debats aber ärgern sich fürchterlich.</p>
          <p>Das Famose in der Handlungsweise der Honnetten (sagt der National de l'Ouest in Nantes), ist gerade wie zur schönen stillen Zeit Louis Philipps, des Ausbeuters, daß sie gegen die ihnen angeblich so tief verhaßte Unmoral nicht auftreten, desto mehr gegen die das Volksbewußtsein läuternden und kräftigenden Bankette.&#x201C; Als hätte dies Blatt prophezeit, ward vor zwei Tagen ein s. g. Familienbankett von Studenten, dem Ollivier und Pierre Leroux, Volksrepräsentanten, beiwohnten, im Lokal der associirten Köche durch 40 Polizeidiener und Mouchards mit eisenbeschlagenen Stöcken, 20 Gensd'armen und einem Bataillon Linie gesprengt, wobei diese Polizisten, um den seit einem Jahre auf ihnen lastenden Argwohn republikanischer Milde endlich einmal großartig zu widerlegen, viele Flaschen, Tische und Stühle zertrümmerten, und die Gäste einen nach dem andern, beim Kragen gefaßt, die Treppe hinunterstießen. Pierre Leroux bekam einen derben Stoß, und als er auf seine Repräsentantenwürde verwies, lachten ihm diese Ordnungsritter in's Gesicht. Es scheint ein Formfehler bei der gesetzlichen Anzeige des Banketts stattgefunden zu haben; auch beruft sich der Polizeikommissär auf die ernste, aber höfliche Weigerung der Gäste, ihn in den Saal zu lassen. Das Herrlichste ist das Ende des Liedes: Als Pierre Leroux in der Kammer die Sache vorbrachte, ließ Faucher sich auf gar keine Explikation ein, und Barrot behauptete, das Gesetz von 1790 berechtige zu diesem Verfahren gegen die Bankette. Nun ist aber gerade wider dies 90ger Gesetz Barrot gar grimmig am 20. Febr. 1848 in der Kammer und im Siècle losgefahren, und er war es, der den Herren Guizot, Duchatel und Hebert damals zurief: &#x201E;Sie verletzen das Gesetz der Freiheit.&#x201C; Guizot lächelte und sagte: &#x201E;An unserem Platze würden Sie ganz wie wir handeln;&#x201C; worauf Barrot mit der hohlen, knurrenden Stimme, die er im höchsten Momente ertönen läßt, und in dramatischer Positur brüllte: «Je ferais autrement, bien autrement: j'en prends l'engagement formel» (ich würde ganz anders wie Sie handeln, ich verpflichte mich feierlichst dazu)&#x2026; Und Brutus ist und bleibt ein ehrenhafter Mann&#x2026; Es ist kaum nöthig zu erwähnen, daß die ganze Presse der französischen Demokratie in Paris und den Provinzen einhellig ist im Erzählen und Beloben &#x201E;der deutschen Bankette zu Ehren der Revolution und der Verbrüderung beider Nationen;&#x201C; die Toaste des Kölner und Mainzer werden sorgfältig aufgeführt. Die ungarische Sache wird in dieser Presse nicht mehr von der deutschen demokratischen geschieden. So, um eins der vielen Beispiele zu citiren, sagt der &#x201E;Progres de l'Aube&#x201C; zu Troyes in der Champagne: &#x201E;Oestreich liegt offenbar in den letzten Zügen. Die Konfusion ist entsetzlich dort. Sollte man es glauben: die s. g. Sachsen, eine aus dem 12. Jahrhundert stammende deutsche Kolonie in dem schönen, reichen Siebenbürgen, haben jetzt den russischen General ins Land gerufen! Diese unselige Kolonie, mit alt-magyarischen und Habsburgischen Privilegien gespickt (bourrés) steht auf Seiten der Reaktion. Sie schickten den Professor Müller und Bischof Schapuna ins Kosakenlager und flehten so lange, bis diese Barbaren ins Land zogen&#x2026; Der Raçenkampf ist entsetzlich dort. (Folgt eine so detaillirte Schilderung der Ethnographie des Landes, daß sie manchem deutschen Blatte Ehre machen könnte.) Uebrigens betragen sich Kroatiens Söhne und die östreichischen Infanteristen seit 1849 etwa wie die Kosakenreiter von 1815; der französische Krieger wird nimmer sich jene zum Muster nehmen, wie sehr auch die Herren Changarnier und Bugeaud ihm darüber Vorlesungen halten; die namenlosen Gräuel, die jetzt dort begangen werden, zeigen uns allzu hell den Grad von Verdorbenheit Oestreichs.&#x201C; Folgt die der Neuen Rhein. Zeitung entnommene Erzählung mehrerer derselben. &#x201E;Und wenn solches an der Tagesordnung ist, dann ist der Geist des Heeres sehr tief entsittlicht, und mithin der Staat, der auf die materielle Macht dieses Heeres sich stützt, nahe daran, zu verenden. Die Kosaken stehen wenigstens schon in Hermannstadt, die Oestreicher in Ferrara, d. h. die Barbarenschwärme, die Kohorten des Zwingherrn marschiren gegen die Republiken, und unsre königlichgesinnten Regierer erwarten fröhlich und wohlgemuth diese Helfershelfer um ihnen zum dritten Male unser schönes Vaterland zu überantworten. Aber das französische Volk wird gewiß diesmal seine Republik retten und die bedrohten Brudervölker; es wird wie 1792 aufstehen wie ein Mann und der Gränze zueilen, wenn die Republik das Wort spricht: das Vaterland ist in Gefahr! Vorher jedoch ein Wörtchen an unsere hohe Bürgerschaft, an die Grundbesitzer, an die Männer der Mäßigung: die Einbrüche der Barbaren 1814 und 1815 kosteten dem Lande baare 2000 Millionen; will die Bürgerschaft vielleicht jetzt wieder soviel zahlen? Die Oestreicher brandschatzten schon Ferrara. Es wird noch besser kommen; die Baschkiren und Kalmuken, die Kroaten und Kosaken stehen bald am Rhein. Wir könnten sie noch an der deutschen Gränze aufhalten; aber unsre hohen Bourgeois wollen nicht; gut, so werden auch nur sie das Gold zahlen, das der Barbar fordert; das &#x201E;Proletariat hat nur Eisen und Blei.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar239_017" type="jArticle">
          <head>Paris, 4. März.</head>
          <p>Die Urtheile über den Banketsturm in der gestrigen Nationalversammlung sind das Merkwürdigste in unseren heutigen Journalen.</p>
          <p>Man höre die vorzüglichsten derselben:</p>
          <p>Das Journal des Débats vergleicht die gestrige Sitzung mit der berühmten Sitzung der weiland Deputirtenkammer unter Sanzet am 22. Febr. 1848. Das ist etwas übertrieben, doch, hören wir das Journal, offenbar am besten redigirt, selbst:</p>
          <p>&#x201E;Die Martin-Bernard'schen Interpellationen haben, wie zu erwarten stand, eine heftige und tumultuarische Diskussion hervorgerufen&#x2026; Dieselbe Frage, welche die Februar-Revolution gebar: die Banketfrage in einem Wort, welche nur durch Flintenschüsse in den Straßen gelöst wurde, steht wieder vor uns. (Hier rieselt es dem Débats durch Mark und Bein und der Verfasser ruft aus: La voilà encore une fois posée cette question fatale qui a produit la révolution de fevrier et remplacé la Monarchie par la République!)</p>
          <p>Nach diesen und anderen Ausrufungen geht der Verfasser auf das politische Feld über: &#x201E;&#x2026; Statt Guizot, Duchatel und Hebert (sagt er) vertheidigten Odilon Barrot und Grandin die Staatsgewalt&#x2026; Wahr ist indessen, daß sich gestern die Frage nicht ganz eben so herausstellte, wie im vorigen Jahre. Barrot berief sich auf das Gesetz von 1790 und sagte, ich (Staatsmacht) habe ein Recht, die Bankette zu überwachen. Guizot und Ducha-
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[1323/0003] _ Italien. * Rom, 23. Febr. Die Sensation, welche der östreichische Einfall in Ferrara in der Constituante hervorruft, ist unbeschreiblich. Eine Menge Anträge wurden sofort gestellt, um zum Kriege zu rüsten. Campello ist nach Bologna abgegangen, Ferrari hat das Oberkommando über Rom erhalten und Garibaldi bleibt an der Gränze. * Florenz, 25. Febr. Es scheint ausgemacht, daß sich die beiden Schwester-Republiken, Rom und Florenz, verbünden, um die Citadelle von Ferrara zu stürmen und die Oestreicher daraus zu treiben. * Turin, 28. Febr. In ihrer gestrigen Sitzung stellte ein Deputirter der Kammern den Antrag, eine angemessene Zahl Deputirte in die Constituante nach Rom zu senden, wenn der Feldzug gegen die Oestreicher nicht sofort eröffnet würde. Es sei die höchste Zeit, sich über die Mittel, wie man der Herrschaft der Habsburger in Italien auf immer ein Ende machen könne, mit den übrigen Brudervölkern Italiens zu verständigen. Mailand, 1. März. Wer das kaiserliche Wappen verunglimpft, ist als schwerer politischer Verbrecher zu behandeln. Die Garnison zu Mailand beträgt, ungeachtet aller Abzüge, 25,000 M. Die Hauptbewegungen im öffentlichen Leben beschränken sich dort auf Truppenmärsche mit Proviantzügen und Verhaftungen; letztere werden meist unter Bauern und Geistlichen vorgenommen. Mit den Sequestrationen hat man bereits begonnen und der Stadt Brescia statt der Kontribution von 540,000 Lire eine Zahlungsverbindlichkeit von 770,060 Lire auferlegt. 068 Massa, 23. Febr. Unter diesem Datum wird dem „Pensiero italiano“ geschrieben: „Das Land ist in größter Aufregung; der ganze Artillerietrain von 22 Geschützen und die ganze Mannschaft ist in forcirten Märschen zurückgekehrt. Auf dem Platze des Palastes warf sich die Bevölkerung auf die Soldaten und erklärte, die Kanonen nicht mehr fortzulassen. Die Artilleristen spannten die Pferde ab; letztere sind jetzt unter Obhut des Volkes. Von den Soldaten hat sich ein Theil nach Toskana, der andre nach den Bergen geflüchtet. Laugier sprengte mit einer Eskorte Dragoner aus dem Palaste und rief: „Folgt mir, brave Soldaten, ich habe die Kasse, wir wollen uns in Fordinovo vereinigen. In Florenz traf am 23. d. folgende Depesche ein: „Pisa, 23. Febr. Der Präfekt von Pisa an den Präsidenten der provis. Regierung Mazzoni. Der Präfekt von Lucca hat mich ersucht, Ihnen zu melden, daß Laugier unter Vermittelung der Municipalität von Massa um eine Capitulation bittet (implora), Laugier's Truppen sind in voller Auflösung begriffen.“ Ueber die Kapitulation wird folgendes berichtet: Laugier habe am 22. eine Depesche des Großherzogs mit der Nachricht von dessen Abreise nach Gaëta erhalten. Der Großherzog habe ihn darin zu seinem Kommissär in Toskana ernannt und ihm empfohlen, Bürgerkrieg und Blutvergießen zu vermeiden. In Folge der Abreise des Großherzogs habe nun Laugier sich zu kapituliren entschlossen, und für sich blos die Entlassung aus dem Dienste, für seine Soldaten eine Anerkennung ihrer Ehrenhaftigkeit und Treue verlangt, so wie, daß seiner Armee ihre Grade und Orden unangetastet belassen werden. Während der Unterhandlungen ist zwischen dem Corps Laugier's und dem republikanischen eine Demarkationslinie festgestellt worden. Und Guerrazzi meldet nach Florenz: Viareggia ist von Major Carducci's Kolonne besetzt. Diesen Morgen verließ ich mit General Apice Camajore und wir sind jetzt in Pietra Santa angelangt. Man sagt, Laugier habe sich nach Vernagelung der Kanonen nach Massa hingezogen. Eine Deputation von Bürgern Massa's hat mir einen Kapitulationsentwurf vorgelegt. Ich habe Allen, mit Ausnahme Laugier's, Pardon zugesagt. Fällt er in meine Hände, so werde ich ihn vor das in Lucca eingesetzte Kriegsgericht stellen. Auf die Kunde, daß einige Personen, über Laugiers Verrath aufgebracht, seine in Pisa wohnende Mutter arretiren wollten, ist sofort der Befehl nach Pisa gegangen, jene Dame gewissenhaft zu respektiren, da es für die Unglückliche ein ohnehin großer Schmerz ist, einen solchen Verräther des Vaterlandes unter ihrem Herzen getragen zu haben. Camajore, 22. Februar. Guerrazzi, Bevollmächtigter der provis. Regierung. In Massa-Carrara sind piemontesische Truppen mit der Absicht angelangt, sofort entweder auf dem Wege von Paullo nach Modena, oder über Castel Nuovo de Monte nach Reggio vorzugehen. Bestätigt sich dies, so ist damit der Krieg gegen die Oestreicher aufs Neue begonnen. Französische Republik. 17 Paris, 4. März. Abermals ruft der „Indepedant“ von Montpellier die Revolutionäre des gesammten Landes auf, die blödsinnigen und boshaften Griffe des Jesuiten- und Biedermännerministeriums gegen die italienische Freiheit zu bekämpfen. Er citirt in jeder Nummer als Motto: „Die Republik respectirt die ausländischen Nationalitäten, wie sie ihrerseits respectirt zu werden erwartet; sie macht keinen Eroberungskrieg, und wendet ihre Kräfte gegen die Freiheit keines Volkes (Einleitung in die Konstitution Art. 5)“ (Elle respecte les nationalités 'étrangères, comme elle entend faire respecter la sienne; n'entreprend aucune guerre dans des vues de conquète, et n'emploie jamais ses forces contre la liberté d'aucun peuple.) Er fügt dazu: „Folglich, wenn der Präsident dieser Republik irgend was für eine Intervention gegen den freien Willen des römischen Volkes befiehlt, die Nationalversammlung dieselbe billigt, und das Heer sie ausführt, so wäre das eine allseitige Verletzung der Konstitution der Republik.“ Die Ordnungsmänner behaupten, die Ruhe bei dem Pariser Februarfeste sei nur „der energischen, ernsten Haltung der Behörden“ zuzuschreiben, und der stets geniale Barrot erklärt: „lediglich durch unser gewichtiges, imposantes Auftreten haben die Anarchisten sich so weit einschüchtern lassen, daß am Tage vor der Feier ihre Häuptlinge die bekannte Proklamation publicirten, welche von jeder massenhaften Manifestation abrieth. Wir also, wir allein (und dies brüllend, schob er die Linke zwischen die Westenknöpfe und strich mit erhobener Rechten den spärlich bewaldeten Scheitel, den weltschweren Blick gen Himmel schleudernd) „wir allein, meine Herren! haben uns das friedliche Resultat beizumessen die Ehre.“ ‒ „Wäre Barrot nicht eine langweilige, edle verkannte Seele, die sich seit 1830 mit unerschütterlicher Konsequenz Tag für Tag lächerlich macht, man müßte ihn hassen, hassen auf den Tod. Aber wir lieben es, in unsrer gewitterschwangern Sturmzeit, wo bald die Gräber sich aufthun und die Sterne niederfallen werden, so eine Art Falstaff als Ministerpräses zu sehen, und wir rufen daher kichernd diesem Manne sonder Furcht und Tadel zu: geh' schlafen, o Brutus Brutissimus! oder in ein Kloster.“ (Republicain de l'Allier). Weniger komisch ist „Cassius-Faucher“, der zweifelsohne ein minder heiteres Finale nimmt als der Brutissimus; er häuft emsig einen ganzen Berg von nur allzu gegründetem Todeshaß auf seinen dürren Rücken, während jener den „Atlas der Blamage“ mit düsterm Faltengesichte schleppt. Faucher schreibt täglich die schwärzesten Lügenartikel in den „Moniteur“, und das ist bedenklich, denn dem Moniteur, obersten Organ der jedesmaligen Staatsspitze, pflegte bisher von keinem Ministerium eine Polemik aufgezwungen zu werden wie jetzt. Sein Kollege Falloux, der mit dem Unterrichtsministerium betraute Jesuit und schwärmerische Vertheidiger der spanischen Inquisition (siehe seine gesammelten Schriften), reis't derweilen im Lande umher und wird von Legitimisten und Orleanisten abwechselnd bewirthet. Er versieht somit das Geschäft eines Courtiers für die nächsten Wahlen. Daß die legitimistischen Gutsbesitzer glänzende Aussicht dabei haben, ist nicht in Abrede zu bringen; sehr viele ihrer Nebenbuhler, und darunter manche Demokraten, sind durch das so eben votirte Incompatibilätsgesetz bei Seite geworfen, wonach Beamte im Civil nicht gewählt werden dürfen; ausgenommen Militäroffiziere, denn diesen traut die Reaction noch. Das Wüthen der Reactionsjournale ist jetzt wohl auf dem Höhepunkt der Wiener Journale angelangt; die Herren Vitet und Lavergne z. B. publiciren in der stets niederträchtigen „Revue de deux Mondes“ einen Artikel voll Attaken gegen die Februarrevolution, die aus dem östreichischen Lloyd übersetzt sein könnten; die Republik möge, heißt es darin, nicht die paar todtgeschoßnen, sondern die vielen im königlichen Weinkeller zu Neuilly ersoffenen und verbrannten Februarhelden feiern. Das „Brudercomite des Faubourg St. Martin“ schickte sofort sechs Bürger an diesen Lavergne und erzwang das demüthige Versprechen eines Widerrufs. Lavergne's Frau Mama war Tabakshändlerin in Bordeaux, und gefiel so sehr einem Pair de France, daß der Herr Sohn zum Untersecretär in Guizot's Ministerium avancirte. Einen andern weit köstlichern Streich hat diese Reactionsklique sich durch den bretagne'schen Landedelmann Coëtlogon, den Bruder des mit Infamie aller Art bereits bedeckten Redakteur des Legitimistenblattes „Corsaire“ (an welchem Blatt Herr A. Weill „mitwirkt“) spielen lassen. Der Junker ward im Ehebruch von einem Herrn C. im fashionabeln Foubourg St. Honore ertappt und ohne Zaudern durch die Rippen geschossen; er stach zwar Herrn C. mit einem Dolche in die Schulter, stieß die Lampe um und schwang sich über's Dach in sein Zimmer, ward aber von der Polizei im Bette halb verblutet erwischt. Daß der außer sich gerathene Herr C. tragischer Weise im Dunkeln nochmals schoß und einen zufällig die Treppe herabsteigenden Unschuldigen stark blessirte, den er sogar noch später für den Ehebrecher nahm, ist Nebensache; erfreulich ist, daß der Schuft Coëtlogon, der im Blatte eine Serie von Artikeln: „Heiligkeit der Ehe, Unantastbarkeit der Familie“ u. s. w. fabrizirt, und die Revolutionäre rastlos verleumdet, jetzt durch drei Schläge auf einmal: das so eben votirte Pierre Leroux'sche Ehebrecher-Amendement, die öffentliche Blamage und die Kugel getroffen ist. Der Constitutionnel, in seiner stupiden Brutalität, erzählt die Geschichte ohne das Gesicht zu verziehen; die Debats aber ärgern sich fürchterlich. Das Famose in der Handlungsweise der Honnetten (sagt der National de l'Ouest in Nantes), ist gerade wie zur schönen stillen Zeit Louis Philipps, des Ausbeuters, daß sie gegen die ihnen angeblich so tief verhaßte Unmoral nicht auftreten, desto mehr gegen die das Volksbewußtsein läuternden und kräftigenden Bankette.“ Als hätte dies Blatt prophezeit, ward vor zwei Tagen ein s. g. Familienbankett von Studenten, dem Ollivier und Pierre Leroux, Volksrepräsentanten, beiwohnten, im Lokal der associirten Köche durch 40 Polizeidiener und Mouchards mit eisenbeschlagenen Stöcken, 20 Gensd'armen und einem Bataillon Linie gesprengt, wobei diese Polizisten, um den seit einem Jahre auf ihnen lastenden Argwohn republikanischer Milde endlich einmal großartig zu widerlegen, viele Flaschen, Tische und Stühle zertrümmerten, und die Gäste einen nach dem andern, beim Kragen gefaßt, die Treppe hinunterstießen. Pierre Leroux bekam einen derben Stoß, und als er auf seine Repräsentantenwürde verwies, lachten ihm diese Ordnungsritter in's Gesicht. Es scheint ein Formfehler bei der gesetzlichen Anzeige des Banketts stattgefunden zu haben; auch beruft sich der Polizeikommissär auf die ernste, aber höfliche Weigerung der Gäste, ihn in den Saal zu lassen. Das Herrlichste ist das Ende des Liedes: Als Pierre Leroux in der Kammer die Sache vorbrachte, ließ Faucher sich auf gar keine Explikation ein, und Barrot behauptete, das Gesetz von 1790 berechtige zu diesem Verfahren gegen die Bankette. Nun ist aber gerade wider dies 90ger Gesetz Barrot gar grimmig am 20. Febr. 1848 in der Kammer und im Siècle losgefahren, und er war es, der den Herren Guizot, Duchatel und Hebert damals zurief: „Sie verletzen das Gesetz der Freiheit.“ Guizot lächelte und sagte: „An unserem Platze würden Sie ganz wie wir handeln;“ worauf Barrot mit der hohlen, knurrenden Stimme, die er im höchsten Momente ertönen läßt, und in dramatischer Positur brüllte: «Je ferais autrement, bien autrement: j'en prends l'engagement formel» (ich würde ganz anders wie Sie handeln, ich verpflichte mich feierlichst dazu)… Und Brutus ist und bleibt ein ehrenhafter Mann… Es ist kaum nöthig zu erwähnen, daß die ganze Presse der französischen Demokratie in Paris und den Provinzen einhellig ist im Erzählen und Beloben „der deutschen Bankette zu Ehren der Revolution und der Verbrüderung beider Nationen;“ die Toaste des Kölner und Mainzer werden sorgfältig aufgeführt. Die ungarische Sache wird in dieser Presse nicht mehr von der deutschen demokratischen geschieden. So, um eins der vielen Beispiele zu citiren, sagt der „Progres de l'Aube“ zu Troyes in der Champagne: „Oestreich liegt offenbar in den letzten Zügen. Die Konfusion ist entsetzlich dort. Sollte man es glauben: die s. g. Sachsen, eine aus dem 12. Jahrhundert stammende deutsche Kolonie in dem schönen, reichen Siebenbürgen, haben jetzt den russischen General ins Land gerufen! Diese unselige Kolonie, mit alt-magyarischen und Habsburgischen Privilegien gespickt (bourrés) steht auf Seiten der Reaktion. Sie schickten den Professor Müller und Bischof Schapuna ins Kosakenlager und flehten so lange, bis diese Barbaren ins Land zogen… Der Raçenkampf ist entsetzlich dort. (Folgt eine so detaillirte Schilderung der Ethnographie des Landes, daß sie manchem deutschen Blatte Ehre machen könnte.) Uebrigens betragen sich Kroatiens Söhne und die östreichischen Infanteristen seit 1849 etwa wie die Kosakenreiter von 1815; der französische Krieger wird nimmer sich jene zum Muster nehmen, wie sehr auch die Herren Changarnier und Bugeaud ihm darüber Vorlesungen halten; die namenlosen Gräuel, die jetzt dort begangen werden, zeigen uns allzu hell den Grad von Verdorbenheit Oestreichs.“ Folgt die der Neuen Rhein. Zeitung entnommene Erzählung mehrerer derselben. „Und wenn solches an der Tagesordnung ist, dann ist der Geist des Heeres sehr tief entsittlicht, und mithin der Staat, der auf die materielle Macht dieses Heeres sich stützt, nahe daran, zu verenden. Die Kosaken stehen wenigstens schon in Hermannstadt, die Oestreicher in Ferrara, d. h. die Barbarenschwärme, die Kohorten des Zwingherrn marschiren gegen die Republiken, und unsre königlichgesinnten Regierer erwarten fröhlich und wohlgemuth diese Helfershelfer um ihnen zum dritten Male unser schönes Vaterland zu überantworten. Aber das französische Volk wird gewiß diesmal seine Republik retten und die bedrohten Brudervölker; es wird wie 1792 aufstehen wie ein Mann und der Gränze zueilen, wenn die Republik das Wort spricht: das Vaterland ist in Gefahr! Vorher jedoch ein Wörtchen an unsere hohe Bürgerschaft, an die Grundbesitzer, an die Männer der Mäßigung: die Einbrüche der Barbaren 1814 und 1815 kosteten dem Lande baare 2000 Millionen; will die Bürgerschaft vielleicht jetzt wieder soviel zahlen? Die Oestreicher brandschatzten schon Ferrara. Es wird noch besser kommen; die Baschkiren und Kalmuken, die Kroaten und Kosaken stehen bald am Rhein. Wir könnten sie noch an der deutschen Gränze aufhalten; aber unsre hohen Bourgeois wollen nicht; gut, so werden auch nur sie das Gold zahlen, das der Barbar fordert; das „Proletariat hat nur Eisen und Blei.“ Paris, 4. März. Die Urtheile über den Banketsturm in der gestrigen Nationalversammlung sind das Merkwürdigste in unseren heutigen Journalen. Man höre die vorzüglichsten derselben: Das Journal des Débats vergleicht die gestrige Sitzung mit der berühmten Sitzung der weiland Deputirtenkammer unter Sanzet am 22. Febr. 1848. Das ist etwas übertrieben, doch, hören wir das Journal, offenbar am besten redigirt, selbst: „Die Martin-Bernard'schen Interpellationen haben, wie zu erwarten stand, eine heftige und tumultuarische Diskussion hervorgerufen… Dieselbe Frage, welche die Februar-Revolution gebar: die Banketfrage in einem Wort, welche nur durch Flintenschüsse in den Straßen gelöst wurde, steht wieder vor uns. (Hier rieselt es dem Débats durch Mark und Bein und der Verfasser ruft aus: La voilà encore une fois posée cette question fatale qui a produit la révolution de fevrier et remplacé la Monarchie par la République!) Nach diesen und anderen Ausrufungen geht der Verfasser auf das politische Feld über: „… Statt Guizot, Duchatel und Hebert (sagt er) vertheidigten Odilon Barrot und Grandin die Staatsgewalt… Wahr ist indessen, daß sich gestern die Frage nicht ganz eben so herausstellte, wie im vorigen Jahre. Barrot berief sich auf das Gesetz von 1790 und sagte, ich (Staatsmacht) habe ein Recht, die Bankette zu überwachen. Guizot und Ducha-

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 239. Köln, 7. März 1849, S. 1323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz239_1849/3>, abgerufen am 21.11.2024.