Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 248. Köln, 17. März 1849.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite
309 Aus Süddeutschland, 13. März.

Man sollte doch niemals an der Welt verzweifeln, hörte ich heute Jemanden sagen, der sich wahrscheinlich eben erst an den Tiraden des einst so revolutionswüthigen Professor Welcker, jetzigen badischen Bevollmächtigten für 16,000 fl. jährlich, für das preußische Erbkaiserthum erbaut hatte. Gewiß, der Mann hat Recht, dachte ich, man soll niemals verzweifeln, absonderlich aber nicht, so lange das Frankfurter Parlament noch nicht einmal an sich selbst verzweifelt. Der Centralmärzverein bemüht sich, durch Proklamationen, mit denen er alle Welt überschüttet, diesem Leichnam wieder Scheinleben zu geben. Es ist eine herrliche Thätigkeit, mit der die Linke diesen Akt ihres politischen Siechthums beschließt. Mit Proklamationen hat sie begonnen, mit Proklamationen endet sie; aber wahrhaftig, es gehört mehr als kindliche Naivetät dazu, sich einzubilden, das Volk werde von daher noch etwas Gutes erwarten, wo es bis jetzt nichts als Betrug und Verrath gefunden hat. Die Linke macht sich zur Mitschuldigen an diesem großen Betruge, indem sie dem Volke die so theuer erkaufte Einsicht wieder zu rauben, die Parteiunterschiede wieder zu verwischen und Parteien mit einander zu vereinbaren sucht, die nur im Kampfe mit einander abrechnen können. Ich lobe mir eine Octroyirung, die uns von der Pest der Märzvereine wieder befreit und die "Märzerrungenschaften" in ihrem hellsten Glanze strahlen läßt.

X Frankfurt, 14. März.

Wäre das deutsche Parlamen etwas weniger moralisch todt, als es in der That ist; wäre nicht alle Welt schon lange darauf gefaßt, den Sargdeckel einer octroyirenden Hundsfötterei darüber gedeckt zu sehen, wahrlich, der Welker'sche "dringliche Antrag" hätte hier die ganze politisirende Gesellschaft verrückt gemacht. Die Köpfe sind von dem eilf Monate langen Geschnatter so vollständig abgespannt und verwirrt, daß Wenige sich so weit ermannen, um über den Welker'schen Antrag in's Klare zu kommen. Vergegenwärtige man sich nur einen Augenblick das Notengeflüster der deutschen Kabinette, was im Ganzen eine recht erbauliche Travestie der Gagern'schen "Volkssouverainetät" bildet, betrachte man die diplomatischen Großthaten dieser verkauften Monsieurs, die wie Fledermäuse seit dem Januar auf den Eisenbahnen von einem Hofe zum andern herumflatterten, um die deutsche Verfassung mit den betreffenden Konzessionen an den Mann zu bringen, dann wird es einem ganz sonderbar um die Leber zu Muthe, wenn eine dieser Fledermäuse im Auftrage der Andern auf einmal folgende Grimasse macht: "Nachdem Oestreich sich soweit unzweifelhaft entschieden hat, daß auf ein russisches Bündniß geschlossen werden muß und nicht länger über eine Direktorialregierung mit dem nunmehr zusammengefügten Kaiserstaat unterhandelt werden kann, fiel mir heute Morgen um 7 Uhr (nach einer unruhigen Nacht) urplötzlich der Gedanke ein, dem König von Preußen die erbliche Kaiserwürde anzutragen und so der drohenden Gefahr russischer Einmischung zu begegnen."

Vor einem Jahre sah ich diesen Herrn Bevollmächtigten, Welker, roth werden wie ein Puter, dem man ein rothes Tuch vorhält, sobald des preußischen Königs erwähnt wurde, und heute flüchtet er sich winselnd zu den Füßen der Berliner Majestät, damit sie -- -- ""Deutschland rette.""

Mensch, ich interpellire dich und deine Bande, die Herren Bassermann, Mathy und Konsorten, die alle halb im Solde des partikulären Karlsruher Herzogs, halb in dem der einheitlichen Reichsreaktion standen und stehen, was habt Ihr mit diesem "Deutschland", diesem "Vaterlande" gemacht, damit es eines Potsdamer Kaisers bedarf, um es zu "retten"? Gebt Rechenschaft über Eure Schwanzwedelei in Olmütz und Eure Achselträgerei in Berlin, gebt Rechenschaft darüber, weßhalb badisches Geld den Hrn. Bassermann bezahlte, um auf die preußische Wagschale zu treten, und den Hrn. Welker, damit er die Fußtritte des Windischgrätz entgegennähme! Wo ist sie hingekommen die Souveräinetät des Volkes, vor dem der Petersburger Czar zu zittern begann, in den Händen dieses Gelichters? Wo wurde das Vaterland gefährdet, verkauft, verrathen, damit es "gerettet" werden soll? Nun les't in einer müßigen Stunde die Protokolle der Paulskirche, und in einer noch müßigeren die beiden Noten Preußens, Oestreichs und die Anhängsel und das Gemaule der kleinen Klaffer, Ihr Landsleute, dort findet Ihr die Kaufbriefe Eurer Freiheit, Eurer Nationalität, und nicht bloß Eurer Freiheit, sondern die der zertretenen Lombarden und der bedrängten Ungarn. Die kitzelnde gierige Eitelkeit des norddeutschen und die centralisirende Todesangst des süddeutschen Monarchen, dazu die Lebenslust des schüchternen Jungviehs in unserm deutschen Stalle und das allgemeine Bedürfniß des Vorrechts und Herrscherrechts nach einem reaktionären Verfassungskontrakt, seht! das sind die noblen Bestandtheile unserer Geschichte, die Pole, zwischen denen der Nullpunkt des Frankfurter Liberalismus schwanken mußte. Und wohlan, wie herrlich ist am Ende einem Jeden das Seine geworden: Oestreich hat sich zu "einem" Kaiserstaate oktroyirt, hat die Proletarier niedergeknallt und Ruhe geschafft, während es nach Frankfurt taubensanfte Versicherungen deutscher Gesinnung (Robert Blum!) schickte! Preußen ist von den Barrikaden herab über die Leichen von Camphausen, Hansemann, Milde zu einem bewaffneten Ministerium geklettert, es hat seine Nationalversammlung überwunden, und mit der deutschen Kokarde kokettirt; die kleinen Fürsten sind noch am Leben und die allgemeine Reaktion wird bei dem deutschen Kaiser zu Pathen stehen. -- Das Beste aber ist, daß Herr Welker, bei dem um halb sieben Uhr Herr Dusch Visite machte, für seinen Einfall "um sieben Uhr" und seine früheren Einfälle 10,000 Fl. behält, das Trinkgeld ungerechnet, was sein Postillon d' Amour von Potsdam mitbringen wird. -- Wahrscheinlich wird man Anstand nehmen, ein Kaiserthum anzunehmen aus so niedrigen und wirklich wenig schmeichelhaften Händen, ein Kaiserthum, das man sich weit besser vereinbaren und durch "Noten" zutragen lassen kann. -- Von Allem abgesehen, wird auch diese letzte Erniedrigung unserer Vertreter eine erwünschte und erwartete sein, und nächstens werden wir erfahren, ob die Eifersüchtelei zwischen den beiden Mächten Deutschlands Natur oder Kunst war. Für das Volk ist es ganz interesselos, ob ein Direktorium den alten Bund auffrischt, der um so erbärmlicher und loser sein müßte, weil die nichtdeutschen Länder Oestreichs dazutreten, oder ob ein Kaiserthum in Deutschland mit dem andern ein Separatbündniß schließt, dessen spezieller Zweck unsere Knechtschaft. Wir sind herausgefordert, eventuell geprellt in jedem Falle. -- So wahr aber die Russen-Furcht eine Parade-Finte und die renommistische Akklamation gegen Oestreich nur ein Fluch der Ohnmacht ist, eben so wahr ist die Verwirrung der Opposition, die in den sogenannten Parteigesellschaften zu Tage gefördert wird. -- Während Herr Bassermann im "Weidenbusch" ohne alle Umstände ausruft: "Meine Herren, wir sind "Unserer" 230 hier allein, die für den Antrag sind und wollen unsere "Uebermacht" benutzen, um diesmal ohne alle Gegenkonzession die "Linke" vollständig "links liegen zu lassen", während also die Männchen des kühnen Griff's dem armen "gerettet" werden sollenden "Vaterlande" höhnend in's Angesicht schlagen, finden wir eine traurige Unschlüssigkeit da, wo wir Entrüstung und Muth finden sollten. "Wenn wir nur ein freisinniges ""Wahlgesetz"" oder sonst einen Lappen von konstitutioneller Freiheit erschachern können", so laßt uns diesmal (!) von dem Prinzip ein Bischen (!) abweichen und der erblichen Monarchie das Wort reden! Selbst ehrliche Demokraten bissen auf den Zopf eines preußischen Krieges gegen den Kaiser von Rußland an. Sie schwärmten von künftigen? Erhebungen gegen den russischen Tyrannen; sie drohten Oestreich mit gefährlichen Protesten der Paulskirche und waren überhaupt entsetzlich kühn und voller Hoffnung, nur nicht da, wo sie es sein sollten. -- Wie lange wird diese Mystifikation des deutschen Volkes noch andauern, das bald vor den Russen, bald vor der Anarchie in offizielle Furcht gejagt wird, wie das Kind, das man mit dem schwarzen Manne zu Bette treibt. Habt Ihr noch nicht genug an den 900,000 Bajonetten, die Euch mit Hülfe der Russen Herr Radowitz oktroyirt hat, müßt Ihr noch einen Kaiser haben? Wir leben in gespannter Erwartung, ob sich in der Paulskirche nicht noch einige Männer befinden, welche die Bedeutung des Augenblickes begreifen, oder ob Alle in ihrer erschlafften geistigen Haltung thatlos schweigen werden zu dieser vollendeten Schmach. -- Aber wir wissen schon, diese Leute glauben, "das Volk sei nicht so weit". Früher sagte man, das Volk sei "unreif". Heute sagt man, "das Volk ist "feig". Die Geschichte liefert Beweise in jedem Tage des erlebten Jahres, wer unreif und feig ist: das Volk oder die reizbaren liberalen Raisonneurs. --

213 Dresden, 13. März.

Unter die raffinirtesten Schurkereien, welche der Oberwärter der europäischen Fürstenmenagerie im Jahre 1815 in Deutschland ausgeübt hat, gehört die Art der Vertheilung des Grund und Bodens von Deutschland unter die Angestammten. Wir könnten darüber namentlich mit Rücksicht auf Preußen viele Worte verlieren, bleiben wir indessen bei Sachsen.

Metternich zerschnitt damals das Herz Deutschland's und überließ die einzelnen Stücke ihren privaten bedeutungslosen Zuckungen. Er wußte, mit dem Zerschneiden des Herzens war das Leben entzwei, das große politische Leben Deutschland's unmöglich gemacht. Auf diese Weise entstanden die centraldeutschen Diminutivstaaten, deren einzige Bedeutung die gebildete Bedeutungslosigkeit blieb. Man sieht es den Sachsen sofort an der Nase und am Wesen an, wohin macchiavelistische Zerstückelung ein Volk bringt und wie ohnmächtig es dadurch wird, wenn ihm die Centralblutzirkulation gewaltsam entzogen wird. Dadurch hat man erreicht, daß die zerschnittenen Herzstücke bei jedem neuen Zucken erst nach allen vier Weltgegenden hinblicken müssen, um zu erspähen, ob sie es auch allen recht machen. Die Folge war eine beispiellose Erschlaffung und Ermattung bis in's innerste Leben des Volks, das Herz ist kein Herz geblieben, sondern ein blutloser Knorpel ohne Energie, Geist und Seele geworden, es ist, wie gesagt, zur gebildeten Bedeutungslosigkeit herabgesunken.

Die Demokratie in Sachsen giebt sich viele Mühe, das Volk emporzuheben, allein sie fühlt sich selbst zu ohnmächtig, zu energielos, es mit großen, dröhnenden Schritten zu thun. Sie predigt bescheiden-demokratisch und handelt nicht entschiedener. Wie es in der Presse aussieht, so sieht es in Vereinen und Landtagen aus, überall fehlen Senf, Pfeffer und Salz.

Ein Aufenthalt in den Städten Halle, Leipzig, Weimar, Gotha, Altenburg u. s. w. gehört unter die trostlosesten Lüneburger Haiden des menschlichen Lebens. Nicht einmal die Langeweile ist daselbst klassisch, sondern höchstens nur der Schlafrock, die Pfeife und die Stupidität des Bierglases.

Anders in Dresden, denn in Dresden giebt es arme spanische Hidalgo's, es giebt Kammern, Volk, Hof und Kamarilla, sächsische Kamarilla. Dresden ist überhaupt eine Art deutschen Brüssel's im deutschen Belgien.

Die sächsische Kamarilla ist der Stationstelegraph zwischen Olmütz und Potsdam; wenn einer von diesen die Arme bewegt, so muß er es ebenfalls. Das Haupt der sächsischen Kamarilla soll nicht der König, sondern wiederum eine Sophie, eine baierische Sophie sein, die aber hier den Namen Marie trägt. Es macht dem baierischen Brauergenius viel Ehre, daß Klein- und Großdeutschland unter seiner weiblichen Dreieinigkeit den Nacken beugt, wenn Deutschland überhaupt Ehre brächte.

Das sächsische Volk benimmt sich mit seiner gebildeten Bedeutungslosigkeit a merveille zahm-anständig, flachköpfig-gemüthlich, und dennoch wird's verläumdet, die Kamarilla verläumdet es. Von Olmütz und Potsdam langen täglich ganze Ballen von intriguanten Verläumdungen an und werden dann unter die Gutgesinnten vertheilt. -- Die armen Hidalgo's des Hof's, die büreaukratischen und kasernokratischen Ritter, sowie die Bourgeoisie debitiren diese Verläumdungen in alle Fernen des großen Reich's.

Daß Sachsen noch kein Standrecht, keine Oktroyirte, keinen Windischgrätz oder Wrangel hat, ärgert die Kamarilla, um so mehr, als die Prinzessin Marie dadurch riskirt, von ihren beiden unvermeidlichen Schwestern ihres unanständigen Hausregiments wegen über die Achsel angesehen zu werden.

Seit einigen Tagen werden daher die Verläumdungen des sächsischen Volks, seiner Kammern und nun gar der gemüthlichen Demokraten auf die Spitze getrieben. Die Standrechtsblättchen des Landes speien die giftigsten Ueberreste von den großherrlichen Inseln zu Olmütz und Potsdam aus, um die Unzufriedenheit zu steigern, die Kammern und ihre einzelnen Mitglieder in den Koth zu treten und dem sächsischen Volke das Bischen Blut in den Kopf zu treiben, welches ihm noch geblieben ist. Auf diese Weise soll das Lieblingsspielzeug der Kamarilla, Standrecht, Verhaften, Oktroyiren u. s. w. hier ebenfalls eingeführt werden. Das dazu geeignete Ministerium hat man bereits zu erwerben gewußt, und rückt mit ihm immer weiter vor. Aber der Kriegsminister Stavenhorst, eine Figur aus den spießischen Schauer- Ritter- und Räubergeschichten, fürchtet sich vor dem Geiste des Militärs. -- Die Sachsen sollen, wie man sagt, keine Kroaten, sondern gar Demokraten sein. Herr Stavenhorst, der gerne Kroaten aus ihnen machen möchte, hat zu seinem Regierungsantritt nun zwar einen Armeebefehl a la Wrangel publiziren lassen, scheint aber dennoch nicht zu trauen. Darum sollen die sächsischen Truppen nach Schleswig marschiren, Stavenhorst will ihnen dort das demokratische Blut abzapfen lassen. So lautet der Befehl des Generalkommando's von London-Petersburg-Olmütz-Potsdam. Der neue dänische Krieg ist, wie der erste, eigens zu diesem Zwecke erfunden worden.

Während die gewünschten Zustände heraufbeschworen werden, müssen die Kammern in geschäftiger Unthätigkeit ihre Zeit verbringen. Doch dürfen sie interpelliren, wenn, wie fast in der Regel, keine Minister zugegen sind. Wenn dann schon längst Niemand mehr an die Interpellationen denkt, erscheint ein Minister und deklamirt eine lederne Antwort daher, die noch weniger werth ist, als die Luft, die er dabei konsumirt. Das ist die Thätigkeit der Kammer, das Kamarilla-Ministerium läßt sie demokratisch poltern, ohne Notiz von ihren Beschlüssen zu nehmen, und, indem es ihnen im Volke immer mehr den Boden zu entziehen sucht, bereitet es in der Stille die große sächsische Standrechts-, Pulver und Blei-, Oktroyirungs-, Ausweisungs- und Verhaftungsbombe vor. Es ist schon weit damit gekommen, denn ein baierisches Heer ist bestellt worden, um dem endlichen Platzen der Bombe mit biergähnender Lümmelei beizuwohnen.

Auch in der heutigen Sitzung der zweiten Kammer interpellirte Advokat Blöde ziemlich dreist das Gesammtministerium (der Minister der Finanzen war allein gegenwärtig) über die reaktionären Gerüchte, daß der sächsische Thron in Gefahr, der Schutz der Bajonette nöthig, das Vaterland (grenzenlos!) bedroht sei, und wie das Ministerium der Verbreitung und Veradressirung solcher Gerüchte vorzubeugen gedenke, namentlich aber verhüte, daß der König mit Adressen bestürmt werde, die, wie die des gestrigen Dresdener Journals, ihn zur offenen Gewalt aufforderten. Die Antwort wird nächstens erfolgen.

Berthold hatte beantragt, das Ministerium solle die Pensionen, namentlich des Militärs, reduziren und zu diesem Ende der Kammer Pensionslisten vorlegen, in welchen Alter und Verdienst der Pensionäre, sowie Höhe der Pension verzeichnet seien. Tschirner befürwortete diesen Antrag mit aller Entschiedenheit, während Minister von Ehrenstein ihn ebenso bekämpfte. Das Resultat war, daß Berthold's Antrag mit absoluter Stimmeneinheit von der Kammer angenommen wurde. Der Minister verzog keine Miene dabei, denn er dachte an sein Muster Manteuffel. Die Minister der 36 deutschen Ober- und 36 deutschen Unterhäuser ziehen sich nämlich vor keiner Majorität, geschweige vor einer Stimmeneinhelligkeit mehr zurück. So will es das vorhin genannte Generalkommando.

Ein Plakat des Ausschusses des Vaterlandsvereins warnet heute die Bürger Dresden's vor all den Intriguen der Kamarilla!!

Man sagt, der König wolle nicht recht an den Gewaltstreich. Meines Erachtens will er ihn gerade, aber er möchte gern im Volke den Glauben an sein thränenbachreiches Volksherz bewahren, um im schlimmsten Falle den Schlag vom eigenen Haupte abzupariren. Er ist, wie andere Könige auch.

Die haute volee der Stadt besuchte gestern ein neues Drama von Gutzkow: "Liesli" genannt. Dieser dramatische Pfaffe und schillernde Quaksalber hat es versucht, einen Schwabenstreich zu dramatisiren. Ein Würtemberger Bauer will nach Amerika ziehen, seine Frau will ihn nicht dahin begleiten, und der Schwab ermordet darum sie und sich selbst. (O Mimely!!) Die sprachliche Heulerleier und die innere Nothwendigkeit dieses Schwabendrama's machten auf mich einen komischen Effekt. Herr Gutzkow ließ sich hervorrufen und machte sich damit selbst zum Schwaben.

Ungarn.
068
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Krakau, 12. März.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Pesth, 9. März.

Hr. Windischgrätz hat folgende Verordnung publizirt:

Durch Se. Majestät beauftragt die Ordnung im Königreiche Ungarn wieder herzustellen, habe ich alle jene Maßregeln angewandt, die mir am geeignetsten schienen.

Ich habe bei der Wahl derselben die möglichste Milde eintreten lassen.

Aus diesem Gesichtspunkte ausgehend, und in der Hoffnung, das schnellere Ende der unseligen Rebellion herbeizuführen, habe ich das illegale ungarische Papiergeld nicht sogleich außer Cours setzen lassen.

Es hat sich aber erwiesen, daß dieses ein Haupthülfsmittel der Rebellion ist.

Da ferner während meiner Abwesenheit und ohne mein Vorwissen eine Kundmachung, bezüglich der durch die Rebellen-Regierung in Umlauf gesetzten illegalen Geldnoten erlassen worden ist, die gestern noch ohne Autorisation angeschlagen wurde, so sehe ich mich bemüssigt nun definitiv auszusprechen, daß von dem heutigen Tage angefangen, in keiner öffentlichen Aerarial- und Landeskasse die ungarischen Noten zu 5 und 100 Fl. mehr angenommen werden dürfen, dagegen auch alle Zahlungen aus denselben in österreichischen Banknoten und Silbergeld geleistet werden.

Die ungarischen Banknoten zu 1 und 2 Fl. aber, die einen Metallstock besitzen, werden demnächst in kaiserl. österreichische umgewechselt und das dabei zu beobachtende Verfahren, so wie die Orte der Auswechslung bekannt gegeben werden, diese bleiben daher vorläufig in ihrem Course.

Hauptquartier Ofen, am 8. März 1849.
Alfred Fürst zu Windischgrätz,
k. k. Feldmarschall.

Schweiz.
Bern, 10. März.

In der Großrathssitzung vom 10. theilte Herr Regierungspräsident Funk dem Gr. Rathe folgenden Bericht des Statthalters von Pruntrut mit: "Ich habe die Ehre, Ihnen einen Bericht zu übermachen, der mir soeben zugekommen ist. Aus diesem Berichte des Zollbeamten von Fahy (französisch-schweizerischer Grenzort) vom 8. März geht hervor, daß ein Detachement französischer Soldaten des 25. leichten Regiments mit Sack und Pack am 7. d. M. um 1 Uhr über die Grenzen gekommen ist. Sie waren von einem Lieutenant und einem Unteroffizier angeführt und mit einer Kantine und Lebensmitteln versehen. Ihre Aufführung während ihres Aufenthaltes in Fahy war ganz tadellos. Um 3 Uhr zogen sie ab, bewundert von den Einwohnern." Ferner zeigte er an, daß der Regierungsrath in Bezug auf diese Mittheilung beschlossen habe; eine weitere Untersuchung über den Vorfall einzuleiten und je nach dem Ergebnisse zu handeln. Inzwischen sollen die Aktenstücke dem Bundesrathe übermittelt und seine Verwendung um vollständige Satisfaktion für diese befremdende Gebietsverletzung nachgesucht werden.

Aus einer neuerlichen Mittheilung des schweizerischen Generalkonsulates in Neapel vom 27. v. M. geht hervor, daß die Reklamationen für die von Schweizerhäusern in Folge der Ereignisse in Messina erlittenen Verluste dem neapolitanischen Ministerium abermals in Erinnerung gebracht worden sind, daß aber keine Hoffnung auf einen günstigen Entscheid gehegt werden dürfe, bevor die Angelegenheit Siziliens geregelt sein werde.

Französische Republik.
17 Paris, 15. März.

Die Rückzahlung der den Junkern und den Bourbonischen Prinzen 1825 votirten Entschädigungsmilliarde wird jetzt bald von allen 86 Provinzen durch Bauernpetitionen unterstützt sein. Der Dijoner "Citoyen" sagt in Nr. 20: "der große Nationalkonvent hatte 1793 in der furchtbarsten Gefahr des Vaterlandes das Aufgebot in Masse verordnet, und eine eherne Mauer von Bajonetten stand alsbald an Frankreichs Grenzen. Da bot die Republik, reich an Domänen, jedem Bürger ein patriotisches Geschenk von zwei Hektaren, für den Fall des Friedens, im Voraus an; sie hielt es für heilsam eine kompakte Masse neuer Grundbesitzer zu schaffen, die ihr ganz ergeben, ganz dankbar wären. Am neunten Thermidor geschah der große Meuchelmord, Robespierre stürzte. Die zweihundert Millionen Hektaren geriethen in Vergessen. Die Thermidorier, die Sieger Robespierre's verschleuderten im Stillen unter sich die Güter, und ihre Spiesgesellen, die Agioteurs, spekulirten flott damit. Dies und die Kriegslieferungen wurden Quellen des kolossalen Reichthums gewisser Häuser. Dreißig Jahre später, als diese Thermidorier, unter dem Namen Royalisten, fester denn je am Ruder thronten, erbettelten die Emigranten die berüchtigte Entschädigung, unzweifelhaft als Belohnung für die Kriegsdienste, die sie bei dem Feinde des Vaterlandes und der Freiheit gethan hatten. Die Hochbourgeoisie in der Kammer war die Aufkäuferin jener Nationalgüter geworden und hatte spottbillig aufgekauft; die Buße dafür mußte das Volk zahlen. Der General Foy, damels das Haupt der Liberalen in der Kammer, bewies mit großem Bourgeois-Eifer, daß das niedere Volk nur indirekt von den Gütern profitirt habe, allein er wandte keineswegs sich gegen das völlig Ungerechte des Prinzips dieser Entschädigung. Und so ging denn, trotz des berühmten Ausrufs, womit er seine Rede schloß: ""dies Votum ist gefährlich für künftige Generationen"" -- das Gesetz glänzend durch. Die hohe Finanzokratie rieb sich die Hände, sie erreichte dadurch, daß sie nicht mehr von Priestern und Edelleuten beunruhigt, und ganz ruhig im Besitze ihrer Güter gelassen wurde. ... Aus dem Spektateur des 15. Mai 1830 ergiebt sich u. a. für die Herrn Armand de Sennevoy 12,140 fr.; Arthaud 138,277 fr. 95 Centimen, Wittwe Dubard 139,994 fr. 22 Cent. und sofort, eine entsetzliche Phalanx Junker, adlige Wittwen und Waisen, die schon von Hause reich, Departementsräthe, Kammerdeputirte, Nationalgardenkommandanten, beinahe zweihundert Personen, worunter Fürstin Louise Maria Adelaide Bourbon Penthievre mit 30,610 fr. 4 Cent. brillirt. In Summa zahlte das Volk an weggelaufne Junker unsrer Provinz 23,990,225 fr. 59 Cent., an deportirt gewesene 211,333 fr. 92 Cent. und an Verurtheilte 451,860 fr. 72 Cent. Total 24,655,420 fr. 23 Cent. Das ist nicht eben ein kleines Stückchen für unsere Burgunderprovinz."

Unser honetter Präsident, dem diese "Milliarden-Propaganda" nachgrade große Besorgniße einflößt, zeigt in so weit lichte Augenblicke, als er in den tiefsinnigsten Verhandlungen aus dem Minister-Rathe Odilon Barrot's fort, und zu seiner englischen Maitresse, Madam Gordon läuft.

Paris, 14. März.

Der Moniteur veröffentlicht heute zum ersten Male in Gemäßheit einer Verfügung der weiland provisorischen Regierung die Namen aller Schüler, welche die polytechnische Schule und die Ecole speciale militaire auf ganze oder halbe Staatskosten besuchen.

Diese Veröffentlichung soll wahrscheinlich einen Beweis von ministerieller Redlichkeit ablegen. Vor der Februarrevolution wurde mit diesen Freistellen ein arger Favoritismus getrieben.

-- Der Moniteur enthält einen Bericht im Tircis'schen Hofstyle über einen Ausflug, den gestern der Präsident in das Artillerie-Museum am Place Saint Thomas d'Aquin machte. "Eine zahlreiche Bevölkerung hatte sich während dieses zweistündigen Besuches auf jenem Platze eingefunden -- behauptet der Tircis -- die den Präsidenten bei seiner Abfahrt mit dem heißesten Beifall begrüßte."

-- Die Nationalversammlung hat heute ihren Monatspräsidenten zu ernennen. Kein Zweifel, daß ihre (letzte?) Wahl wieder auf Marrast fällt.

-- Einige Journale melden den Tod Cabets zu New-Orleans am gelben Fieber. Wir glauben zu wissen, daß diese Nachricht glücklicher Weise völlig unbegründet ist.

-- Die Pforte hat dem Vernehmen nach ein Memorandum an Frankreich und England gerichtet, das für den allgemeinen Krieg, dem wir entgegengehen, von Wichtigkeit ist. Sie setzt darin den beiden Kabinetten von Paris und London die Gründe ihrer Rüstungen auseinander und wirft neues Licht auf das Benehmen Rußlands in der Moldau, Walachei, Serbien und Bulgarien. Sie fordert die Kabinette auf, ihr in einem Kampfe gegen den nordischen Koloß beizustehen.

-- Unter der offenbar unbegründeten Angabe, Geldprellereien und Unterschlagungen verübt zu haben, wurden gestern die drei Chefs des Clubs de la Fraternite, Arthur de Bonnard, de Serignac und Clovis Mortier, in Präventivhaft gesetzt. Bonnard wurde in seinem Bett, die andern Beiden auf der Straße arretirt. Diese Präventivmaßregel hängt mit einer Klage zusammen, die der Junideportirte Cornu wegen angeblicher Unterschlagung einer Kollekte für ihn im Fraternitätssaale, gegen sie erhoben hat. Diese Klage wird nun von der Staatsanwaltschaft ausgebeutet.

-- Heute findet, sagt man an der Börse, die Eröffnung der Zweigbahn von Calais nach Lille (für Deutschland nicht unwichtig) im Beisein Rothschilds statt.

-- Die Geldsendungen nach Gaeta dauern fort. Vom Bischof von Grenoble gingen 5000 Fr. heute dahin ab.

-- Die Liste des neuen Staatsrathes ist fertig. Ein Drittel sind neue Mitglieder, (sogenannte Parlamentsnotabilitäten, die wir zum Theil schon nannten), zwei Drittel gehören dem alten Staatsrathe an. Aus den Departements jagte ein Gesuch das andere um diese Pfründen. Aemtlikrieg!

-- An sämmtliche Präfekturen ist bereits der Befehl abgegangen, Alles für Anfertigung der Wahllisten bereit zu halten. Hr. Faucher hofft, daß die Nationalversammlung heute die Wahlgesetzdebatte endige.

-- Aus St. Petersburg kehrte vor einigen Tagen unser Vertreter, General Leflo, zurück. Die Blätter sind über die Freundlichkeit entzückt, mit welcher sich Nikolaus über den General Cavaignac ausgesprochen haben soll .. Weil er die Demokraten im Juni todtschoß! antwortet die "Assemblee" sarkastisch.

-- Die zahlreichen Auswanderungen nach Californien haben das Bedürfniß hervorgerufen, in San Francisco einen Bischofsitz zu errichten, für den ein französischer Priester bereits ersehen ist.

(Ere nouvelle.)

-- Ledru-Rollin hat eine Glückwunsch-Adresse von den Demokraten in Turin erhalten.

-- Marrast erhielt heute von der Bergpartei eine derbe Lektion, indem sie beim ersten Stimmumgange nicht mehr für ihn stimmte, sondern auf Grevy übertrug, so daß Marrasts Wahl zweifelhaft wurde.

-- Gestern, Montag Abends 10 Uhr, fiel eine fürchterliche Scene zwischen Herrn und Madame Thiers (von der die böse Welt sagt, daß sie seine eigene Tochter sei) in ihrem glänzenden Hause am Place Saint Georges vor. Personen, welche über den Platz gingen, hörten ein starkes Geschrei, das von der Hausflur her an sie drang. Sie näherten sich dem Eisengitter, das den Garten einschließt und vernahmen die ärgsten Schimpfworte, mit denen sich das ministerielle Ehepaar überschüttete. Plötzlich wurde der Lärm so heftig, die Rufe: "Canaille!" etc. nahmen einen so wüthenden Ausdruck, daß mehrere Personen die Wache herbeirufen wollten. Im Augenblick, wo dies geschah, öffnete sich aber der große Thorweg plötzlich und eine Dame in weißem Atlaskleide und zwischen zwei Herren trat aus der Pforte. Ein Wagen, der in der Nähe des Brunnens hielt, entzog sie alsbald den Blicken der erstaunten Menge.

-- Im Ministerrathe wurde lange über die Brea-Verurtheilten debattirt. Sind wir gut unterrichtet, so sollen zwei von ihnen, welche als die Hauptmatadore der Barrikade jener Gegend, an der Fontainebleau-Barriere, galten, erschossen, die drei andern zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurtheilt werden. Welche Gnade!

-- Louis Blanc's Broschüre aus London, "Appel aux honnetes gens!" macht in der offiziellen Welt großes Aufsehen. Daß der sozialistische Chef in London bleibt und nicht in Bourges erscheint, will den hiesigen Juristen durchaus nicht in den Kopf. Nicht minder ergrimmt sie die Louis Blanc'sche Deduktion der rothen Fahne als Symbol der Einigkeit.

-- Nationalversammlung. Sitzung vom 14. März.

Havin, Vicepräsident eröffnet die Sitzung um 1 1/4 Uhr.

Er zieht die 24 Stimmzettelzähler für die Präsidentenwahl, die heute vorzunehmen.

Während der Abstimmung werden eine Menge Urlaubsgesuche unter großer Unzufriedenheit erledigt.

Porion (Somen), der Municipalgeschäfte vorschützte, wird mit seinem Gesuch abgewiesen. (Murren rechts.)

Den Städten Valenciennes, La Guillotiere, ebenso den Departements [A]llies und Vaucluse wird die Genehmigung zur Uebersteuerung ertheilt, um Gelder Behufs Beschäftigung ihres Proletariats aufzubringen.

Die Versammlung fährt eben in Berathung des Wahlgesetzes fort, als Havin folgendes Wahlresultat mittheilt:

Zahl der Stimmenden 593.

Absolute Majorität 297.

Marrast erhielt 246 Stimmen. (Ah! Ah!)

Dufaure erhielt 196 Stimmen.

Grevy erhielt 69 Stimmen.

Billaut erhielt 53 Stimmen.

Cavaignac erhielt 1 Stimmen.

Da keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht hat, so muß zu nochmaliger Abstimmung geschritten werden.

Inmittelst nimmt die Versammlung die Incompatibilitätenfrage (Artikel 82) wieder auf

Artikel 83 ruft eine solche Masse von Zusätzen hervor, daß in uns der Glaube aufsteigt, das Wahlgesetz werde niemals fertig.

Im Grunde handelt es sich darum zu wissen, ob den Militärs ihre Mandatszeit als aktive oder Depot- (Kader) Dienstzeit angerechnet werden soll.

Lamoriciere, Larabit, Dupin, Ceyradt kämpfen lange für und wider einander.

Endlich wird der Artikel 83 angenommen.

Präsident Havin bricht hier die Debatte durch folgende Mittheilung der Präsidentenwahl ab.

Beim zweiten Umgange stimmten 679.

Absolute Majorität 340.

Marrast erhielt 378 Stimmen.

Dufaure erhielt 256 Stimmen.

Grevy erhielt 31 Stimmen.

(Also der halbe Berg schwang um.)

Billaut erhielt 6 Stimmen.

Demzufolge wird Marrast von Neuem als Präsident der Nationalversammlung bis zum 14. April proklamirt.

Schluß 6 Uhr.

12 Paris, 14. März.

Was da oben, in den Regionen der sogenannten Politik vorgeht, kann nur mehr noch Stoff zum Lachen, zum Schwatzen und zu Scherzen darbieten. Wer heutigen Tages die Politik noch ernstlich nimmt, der ist schmählich angeführt. Politik! Als wenn es noch seit dem Sturze Louis Philipp's und Guizot's eine Politik geben könnte! Barrot, Faucher und Napoleon haben die Politik verpfuscht, und wenn man sich noch als "Bourgeois" die "schuftig-große Politik" Guizot's gefallen lassen konnte, was soll man dann zu der philantropisch-schuftigen Politik eines Barrot und Faucher sagen? Bastiat also hatte vorgeschlagen, daß ein Minister kein Volksrepräsentant, oder vielmehr umgekehrt ein Volksrepräsentant kein Minister werden könne. Nun denke man sich den Schrecken, welchen dieser Vorschlag den armen Advokaten und den armen Generalen und sonstigen servilen Volksrepräsentanten verursachen mußte, die alle Stoff zum Minister in sich fühlen? Der Antrag Bastiat's fiel glänzend durch, und die Advokaten bleiben Justiz-Minister in spe, wie die Generale Kriegs- und Marine-Minister in dito bleiben. Ein anderer Vorschlag beantragte eine Zulage von 50,000 Fr. monatlich zu dem von der Constitution festgesetzten Gehalte des Präsidenten. Der Antrag ging glänzend durch, und der Präsident Napoleon wird statt 600,000 Fr. jährlichen Gehalts künftighin die doppelte Summe beziehen: lauter "hohe" politische Fragen, welche den Scharfsinn des Herrn Faucher und die Beredsamkeit des Herrn Barrot ebenso in Anspruch nehmen, wie die Apanagegelder und Waldungen, welche Mole, Guizot u. s. w. den groß gewachsenen Jungen des Königs Louis-Philipp zu Gute kommen lassen wollten. Aber das war zur Zeit der oppositionellen Biedermännigkeit, wo Barrot's "Herz" für Italien und Polen schlug. Seit Barrot an die Stelle Guizot's getreten, was hat sich da nicht Alles geändert! Sicher, Guizot hatte Recht, wenn er zu Herrn Barrot damals sagte: Ich bin überzeugt, Herr Barrot, wenn Sie an meiner Stelle wären, würden Sie gerade so handeln als ich! Heißt das etwas Anderes, als daß die bürgerlichen Verhältnisse stärker sind als alle biedermännige Moral, und daß die Biedermännigkeit jedes Mal umschlagen muß in Schuftigkeit? Die bürgerliche Moral hat zu ihrer Grundlage die bürgerliche Unmoral, d. h. die Herrschaft einer Klasse durch die Unterdrückung einer andern Klasse.

Wie gesagt, im Uebrigen sind Barrot und Faucher u. s. w. grundehrliche Leute; die bürgerlichen Verhältnisse machen sie zu ehrlichen Schuften, beinahe so schuftig, wie die Leute des Nationals. Z. B. Der National wollte eine exekutive Gewalt einsetzen, während die konstituirende Kammer noch bestand. Der National ging ganz ehrlich zu Werke: er baute sicher darauf, daß seine konstituirenden Männer, als da sind Cavaignac, Marrast und Consorten unfehlbar zu der exekutiven Gewalt gewählt werden würden. Seine Rechnung schlug fehl: wir haben eine exekutive Gewalt erhalten, die eine bürgerlich-legislative Kammer voraussetzt, während die konstituirende Kammer fortbesteht und noch im Sinne des Nationals konstituirend zu Werke gehen will. Das ist ein Unglück für den National, aber Herr Barrot kann nichts dafür, und nolens volens mußte er die Kammer aufzulösen suchen. Nun kommt aber der National und wirft der neuen exekutiven Gewalt und namentlich dem Herrn Barrot und Faucher ihren Mangel an Liebe und Zuneigung zur Republik vor. Das ist ein ganz ungerechter Vorwurf. Was Barrot und Faucher und mit ihnen die ganze Bourgeoiswelt, welche sie vertreten, wollen, das ist vor allen Dingen die "Wiederkehr der Geschäfte", die Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung, die Begründung eines Rechtsbodens, irgend eines Rechtsbodens, "des ersten besten Rechtszustandes", wie Herr Vincke sagen würde, aber eines stehenden und stabilen Rechtszustandes im Staate.

Zur Wiedereinführung dieses Rechtsbodens gehört natürlich auch die Wiedereinsetzung der alten Administration, der alten Corruption unter der republikanischen Verkappung. Die konsequente Durchführung dieses Systems führt natürlich auf einen Hauptkorruptor, auf einen Hauptbourgeois, einen Hauptschurken, wie er sich in Louis Philipp herausstellte, und statt dessen treffen die Hauptbiedermänner einen Hauptochsen an, einen Napoleon, mit dem sie gar nicht wissen, was sie anfangen sollen. So geht es mit allen Zweigen der Administration, die man gar nicht mehr zu besetzen weiß. Man braucht Leute wie Duchatel und Cunin und Namen wie Napoleon oder höchstens Marrast. Bis zur heutigen Stunde hat Barrot noch keinen Generalsekretär finden können, weil er den Mann noch nicht ermitteln kann, der mit dem Kopfe eines Duchatel's ein napoleonisch-republikanisches Gesicht hat. Daß unter solchen Umständen Leute wie Thiers, Mole und Fould mit ihrer spezifischen Thätigkeit tag-täglich kühner und kecker auftreten, wer kann es ihnen verargen?

Hierzu eine Beilage.

309 Aus Süddeutschland, 13. März.

Man sollte doch niemals an der Welt verzweifeln, hörte ich heute Jemanden sagen, der sich wahrscheinlich eben erst an den Tiraden des einst so revolutionswüthigen Professor Welcker, jetzigen badischen Bevollmächtigten für 16,000 fl. jährlich, für das preußische Erbkaiserthum erbaut hatte. Gewiß, der Mann hat Recht, dachte ich, man soll niemals verzweifeln, absonderlich aber nicht, so lange das Frankfurter Parlament noch nicht einmal an sich selbst verzweifelt. Der Centralmärzverein bemüht sich, durch Proklamationen, mit denen er alle Welt überschüttet, diesem Leichnam wieder Scheinleben zu geben. Es ist eine herrliche Thätigkeit, mit der die Linke diesen Akt ihres politischen Siechthums beschließt. Mit Proklamationen hat sie begonnen, mit Proklamationen endet sie; aber wahrhaftig, es gehört mehr als kindliche Naivetät dazu, sich einzubilden, das Volk werde von daher noch etwas Gutes erwarten, wo es bis jetzt nichts als Betrug und Verrath gefunden hat. Die Linke macht sich zur Mitschuldigen an diesem großen Betruge, indem sie dem Volke die so theuer erkaufte Einsicht wieder zu rauben, die Parteiunterschiede wieder zu verwischen und Parteien mit einander zu vereinbaren sucht, die nur im Kampfe mit einander abrechnen können. Ich lobe mir eine Octroyirung, die uns von der Pest der Märzvereine wieder befreit und die „Märzerrungenschaften“ in ihrem hellsten Glanze strahlen läßt.

X Frankfurt, 14. März.

Wäre das deutsche Parlamen etwas weniger moralisch todt, als es in der That ist; wäre nicht alle Welt schon lange darauf gefaßt, den Sargdeckel einer octroyirenden Hundsfötterei darüber gedeckt zu sehen, wahrlich, der Welker'sche „dringliche Antrag“ hätte hier die ganze politisirende Gesellschaft verrückt gemacht. Die Köpfe sind von dem eilf Monate langen Geschnatter so vollständig abgespannt und verwirrt, daß Wenige sich so weit ermannen, um über den Welker'schen Antrag in's Klare zu kommen. Vergegenwärtige man sich nur einen Augenblick das Notengeflüster der deutschen Kabinette, was im Ganzen eine recht erbauliche Travestie der Gagern'schen „Volkssouverainetät“ bildet, betrachte man die diplomatischen Großthaten dieser verkauften Monsieurs, die wie Fledermäuse seit dem Januar auf den Eisenbahnen von einem Hofe zum andern herumflatterten, um die deutsche Verfassung mit den betreffenden Konzessionen an den Mann zu bringen, dann wird es einem ganz sonderbar um die Leber zu Muthe, wenn eine dieser Fledermäuse im Auftrage der Andern auf einmal folgende Grimasse macht: „Nachdem Oestreich sich soweit unzweifelhaft entschieden hat, daß auf ein russisches Bündniß geschlossen werden muß und nicht länger über eine Direktorialregierung mit dem nunmehr zusammengefügten Kaiserstaat unterhandelt werden kann, fiel mir heute Morgen um 7 Uhr (nach einer unruhigen Nacht) urplötzlich der Gedanke ein, dem König von Preußen die erbliche Kaiserwürde anzutragen und so der drohenden Gefahr russischer Einmischung zu begegnen.“

Vor einem Jahre sah ich diesen Herrn Bevollmächtigten, Welker, roth werden wie ein Puter, dem man ein rothes Tuch vorhält, sobald des preußischen Königs erwähnt wurde, und heute flüchtet er sich winselnd zu den Füßen der Berliner Majestät, damit sie — — „„Deutschland rette.““

Mensch, ich interpellire dich und deine Bande, die Herren Bassermann, Mathy und Konsorten, die alle halb im Solde des partikulären Karlsruher Herzogs, halb in dem der einheitlichen Reichsreaktion standen und stehen, was habt Ihr mit diesem „Deutschland“, diesem „Vaterlande“ gemacht, damit es eines Potsdamer Kaisers bedarf, um es zu „retten“? Gebt Rechenschaft über Eure Schwanzwedelei in Olmütz und Eure Achselträgerei in Berlin, gebt Rechenschaft darüber, weßhalb badisches Geld den Hrn. Bassermann bezahlte, um auf die preußische Wagschale zu treten, und den Hrn. Welker, damit er die Fußtritte des Windischgrätz entgegennähme! Wo ist sie hingekommen die Souveräinetät des Volkes, vor dem der Petersburger Czar zu zittern begann, in den Händen dieses Gelichters? Wo wurde das Vaterland gefährdet, verkauft, verrathen, damit es „gerettet“ werden soll? Nun les't in einer müßigen Stunde die Protokolle der Paulskirche, und in einer noch müßigeren die beiden Noten Preußens, Oestreichs und die Anhängsel und das Gemaule der kleinen Klaffer, Ihr Landsleute, dort findet Ihr die Kaufbriefe Eurer Freiheit, Eurer Nationalität, und nicht bloß Eurer Freiheit, sondern die der zertretenen Lombarden und der bedrängten Ungarn. Die kitzelnde gierige Eitelkeit des norddeutschen und die centralisirende Todesangst des süddeutschen Monarchen, dazu die Lebenslust des schüchternen Jungviehs in unserm deutschen Stalle und das allgemeine Bedürfniß des Vorrechts und Herrscherrechts nach einem reaktionären Verfassungskontrakt, seht! das sind die noblen Bestandtheile unserer Geschichte, die Pole, zwischen denen der Nullpunkt des Frankfurter Liberalismus schwanken mußte. Und wohlan, wie herrlich ist am Ende einem Jeden das Seine geworden: Oestreich hat sich zu „einem“ Kaiserstaate oktroyirt, hat die Proletarier niedergeknallt und Ruhe geschafft, während es nach Frankfurt taubensanfte Versicherungen deutscher Gesinnung (Robert Blum!) schickte! Preußen ist von den Barrikaden herab über die Leichen von Camphausen, Hansemann, Milde zu einem bewaffneten Ministerium geklettert, es hat seine Nationalversammlung überwunden, und mit der deutschen Kokarde kokettirt; die kleinen Fürsten sind noch am Leben und die allgemeine Reaktion wird bei dem deutschen Kaiser zu Pathen stehen. — Das Beste aber ist, daß Herr Welker, bei dem um halb sieben Uhr Herr Dusch Visite machte, für seinen Einfall „um sieben Uhr“ und seine früheren Einfälle 10,000 Fl. behält, das Trinkgeld ungerechnet, was sein Postillon d' Amour von Potsdam mitbringen wird. — Wahrscheinlich wird man Anstand nehmen, ein Kaiserthum anzunehmen aus so niedrigen und wirklich wenig schmeichelhaften Händen, ein Kaiserthum, das man sich weit besser vereinbaren und durch „Noten“ zutragen lassen kann. — Von Allem abgesehen, wird auch diese letzte Erniedrigung unserer Vertreter eine erwünschte und erwartete sein, und nächstens werden wir erfahren, ob die Eifersüchtelei zwischen den beiden Mächten Deutschlands Natur oder Kunst war. Für das Volk ist es ganz interesselos, ob ein Direktorium den alten Bund auffrischt, der um so erbärmlicher und loser sein müßte, weil die nichtdeutschen Länder Oestreichs dazutreten, oder ob ein Kaiserthum in Deutschland mit dem andern ein Separatbündniß schließt, dessen spezieller Zweck unsere Knechtschaft. Wir sind herausgefordert, eventuell geprellt in jedem Falle. — So wahr aber die Russen-Furcht eine Parade-Finte und die renommistische Akklamation gegen Oestreich nur ein Fluch der Ohnmacht ist, eben so wahr ist die Verwirrung der Opposition, die in den sogenannten Parteigesellschaften zu Tage gefördert wird. — Während Herr Bassermann im „Weidenbusch“ ohne alle Umstände ausruft: „Meine Herren, wir sind „Unserer“ 230 hier allein, die für den Antrag sind und wollen unsere „Uebermacht“ benutzen, um diesmal ohne alle Gegenkonzession die „Linke“ vollständig „links liegen zu lassen“, während also die Männchen des kühnen Griff's dem armen „gerettet“ werden sollenden „Vaterlande“ höhnend in's Angesicht schlagen, finden wir eine traurige Unschlüssigkeit da, wo wir Entrüstung und Muth finden sollten. „Wenn wir nur ein freisinniges „„Wahlgesetz““ oder sonst einen Lappen von konstitutioneller Freiheit erschachern können“, so laßt uns diesmal (!) von dem Prinzip ein Bischen (!) abweichen und der erblichen Monarchie das Wort reden! Selbst ehrliche Demokraten bissen auf den Zopf eines preußischen Krieges gegen den Kaiser von Rußland an. Sie schwärmten von künftigen? Erhebungen gegen den russischen Tyrannen; sie drohten Oestreich mit gefährlichen Protesten der Paulskirche und waren überhaupt entsetzlich kühn und voller Hoffnung, nur nicht da, wo sie es sein sollten. — Wie lange wird diese Mystifikation des deutschen Volkes noch andauern, das bald vor den Russen, bald vor der Anarchie in offizielle Furcht gejagt wird, wie das Kind, das man mit dem schwarzen Manne zu Bette treibt. Habt Ihr noch nicht genug an den 900,000 Bajonetten, die Euch mit Hülfe der Russen Herr Radowitz oktroyirt hat, müßt Ihr noch einen Kaiser haben? Wir leben in gespannter Erwartung, ob sich in der Paulskirche nicht noch einige Männer befinden, welche die Bedeutung des Augenblickes begreifen, oder ob Alle in ihrer erschlafften geistigen Haltung thatlos schweigen werden zu dieser vollendeten Schmach. — Aber wir wissen schon, diese Leute glauben, „das Volk sei nicht so weit“. Früher sagte man, das Volk sei „unreif“. Heute sagt man, „das Volk ist „feig“. Die Geschichte liefert Beweise in jedem Tage des erlebten Jahres, wer unreif und feig ist: das Volk oder die reizbaren liberalen Raisonneurs. —

213 Dresden, 13. März.

Unter die raffinirtesten Schurkereien, welche der Oberwärter der europäischen Fürstenmenagerie im Jahre 1815 in Deutschland ausgeübt hat, gehört die Art der Vertheilung des Grund und Bodens von Deutschland unter die Angestammten. Wir könnten darüber namentlich mit Rücksicht auf Preußen viele Worte verlieren, bleiben wir indessen bei Sachsen.

Metternich zerschnitt damals das Herz Deutschland's und überließ die einzelnen Stücke ihren privaten bedeutungslosen Zuckungen. Er wußte, mit dem Zerschneiden des Herzens war das Leben entzwei, das große politische Leben Deutschland's unmöglich gemacht. Auf diese Weise entstanden die centraldeutschen Diminutivstaaten, deren einzige Bedeutung die gebildete Bedeutungslosigkeit blieb. Man sieht es den Sachsen sofort an der Nase und am Wesen an, wohin macchiavelistische Zerstückelung ein Volk bringt und wie ohnmächtig es dadurch wird, wenn ihm die Centralblutzirkulation gewaltsam entzogen wird. Dadurch hat man erreicht, daß die zerschnittenen Herzstücke bei jedem neuen Zucken erst nach allen vier Weltgegenden hinblicken müssen, um zu erspähen, ob sie es auch allen recht machen. Die Folge war eine beispiellose Erschlaffung und Ermattung bis in's innerste Leben des Volks, das Herz ist kein Herz geblieben, sondern ein blutloser Knorpel ohne Energie, Geist und Seele geworden, es ist, wie gesagt, zur gebildeten Bedeutungslosigkeit herabgesunken.

Die Demokratie in Sachsen giebt sich viele Mühe, das Volk emporzuheben, allein sie fühlt sich selbst zu ohnmächtig, zu energielos, es mit großen, dröhnenden Schritten zu thun. Sie predigt bescheiden-demokratisch und handelt nicht entschiedener. Wie es in der Presse aussieht, so sieht es in Vereinen und Landtagen aus, überall fehlen Senf, Pfeffer und Salz.

Ein Aufenthalt in den Städten Halle, Leipzig, Weimar, Gotha, Altenburg u. s. w. gehört unter die trostlosesten Lüneburger Haiden des menschlichen Lebens. Nicht einmal die Langeweile ist daselbst klassisch, sondern höchstens nur der Schlafrock, die Pfeife und die Stupidität des Bierglases.

Anders in Dresden, denn in Dresden giebt es arme spanische Hidalgo's, es giebt Kammern, Volk, Hof und Kamarilla, sächsische Kamarilla. Dresden ist überhaupt eine Art deutschen Brüssel's im deutschen Belgien.

Die sächsische Kamarilla ist der Stationstelegraph zwischen Olmütz und Potsdam; wenn einer von diesen die Arme bewegt, so muß er es ebenfalls. Das Haupt der sächsischen Kamarilla soll nicht der König, sondern wiederum eine Sophie, eine baierische Sophie sein, die aber hier den Namen Marie trägt. Es macht dem baierischen Brauergenius viel Ehre, daß Klein- und Großdeutschland unter seiner weiblichen Dreieinigkeit den Nacken beugt, wenn Deutschland überhaupt Ehre brächte.

Das sächsische Volk benimmt sich mit seiner gebildeten Bedeutungslosigkeit à merveille zahm-anständig, flachköpfig-gemüthlich, und dennoch wird's verläumdet, die Kamarilla verläumdet es. Von Olmütz und Potsdam langen täglich ganze Ballen von intriguanten Verläumdungen an und werden dann unter die Gutgesinnten vertheilt. — Die armen Hidalgo's des Hof's, die büreaukratischen und kasernokratischen Ritter, sowie die Bourgeoisie debitiren diese Verläumdungen in alle Fernen des großen Reich's.

Daß Sachsen noch kein Standrecht, keine Oktroyirte, keinen Windischgrätz oder Wrangel hat, ärgert die Kamarilla, um so mehr, als die Prinzessin Marie dadurch riskirt, von ihren beiden unvermeidlichen Schwestern ihres unanständigen Hausregiments wegen über die Achsel angesehen zu werden.

Seit einigen Tagen werden daher die Verläumdungen des sächsischen Volks, seiner Kammern und nun gar der gemüthlichen Demokraten auf die Spitze getrieben. Die Standrechtsblättchen des Landes speien die giftigsten Ueberreste von den großherrlichen Inseln zu Olmütz und Potsdam aus, um die Unzufriedenheit zu steigern, die Kammern und ihre einzelnen Mitglieder in den Koth zu treten und dem sächsischen Volke das Bischen Blut in den Kopf zu treiben, welches ihm noch geblieben ist. Auf diese Weise soll das Lieblingsspielzeug der Kamarilla, Standrecht, Verhaften, Oktroyiren u. s. w. hier ebenfalls eingeführt werden. Das dazu geeignete Ministerium hat man bereits zu erwerben gewußt, und rückt mit ihm immer weiter vor. Aber der Kriegsminister Stavenhorst, eine Figur aus den spießischen Schauer- Ritter- und Räubergeschichten, fürchtet sich vor dem Geiste des Militärs. — Die Sachsen sollen, wie man sagt, keine Kroaten, sondern gar Demokraten sein. Herr Stavenhorst, der gerne Kroaten aus ihnen machen möchte, hat zu seinem Regierungsantritt nun zwar einen Armeebefehl à la Wrangel publiziren lassen, scheint aber dennoch nicht zu trauen. Darum sollen die sächsischen Truppen nach Schleswig marschiren, Stavenhorst will ihnen dort das demokratische Blut abzapfen lassen. So lautet der Befehl des Generalkommando's von London-Petersburg-Olmütz-Potsdam. Der neue dänische Krieg ist, wie der erste, eigens zu diesem Zwecke erfunden worden.

Während die gewünschten Zustände heraufbeschworen werden, müssen die Kammern in geschäftiger Unthätigkeit ihre Zeit verbringen. Doch dürfen sie interpelliren, wenn, wie fast in der Regel, keine Minister zugegen sind. Wenn dann schon längst Niemand mehr an die Interpellationen denkt, erscheint ein Minister und deklamirt eine lederne Antwort daher, die noch weniger werth ist, als die Luft, die er dabei konsumirt. Das ist die Thätigkeit der Kammer, das Kamarilla-Ministerium läßt sie demokratisch poltern, ohne Notiz von ihren Beschlüssen zu nehmen, und, indem es ihnen im Volke immer mehr den Boden zu entziehen sucht, bereitet es in der Stille die große sächsische Standrechts-, Pulver und Blei-, Oktroyirungs-, Ausweisungs- und Verhaftungsbombe vor. Es ist schon weit damit gekommen, denn ein baierisches Heer ist bestellt worden, um dem endlichen Platzen der Bombe mit biergähnender Lümmelei beizuwohnen.

Auch in der heutigen Sitzung der zweiten Kammer interpellirte Advokat Blöde ziemlich dreist das Gesammtministerium (der Minister der Finanzen war allein gegenwärtig) über die reaktionären Gerüchte, daß der sächsische Thron in Gefahr, der Schutz der Bajonette nöthig, das Vaterland (grenzenlos!) bedroht sei, und wie das Ministerium der Verbreitung und Veradressirung solcher Gerüchte vorzubeugen gedenke, namentlich aber verhüte, daß der König mit Adressen bestürmt werde, die, wie die des gestrigen Dresdener Journals, ihn zur offenen Gewalt aufforderten. Die Antwort wird nächstens erfolgen.

Berthold hatte beantragt, das Ministerium solle die Pensionen, namentlich des Militärs, reduziren und zu diesem Ende der Kammer Pensionslisten vorlegen, in welchen Alter und Verdienst der Pensionäre, sowie Höhe der Pension verzeichnet seien. Tschirner befürwortete diesen Antrag mit aller Entschiedenheit, während Minister von Ehrenstein ihn ebenso bekämpfte. Das Resultat war, daß Berthold's Antrag mit absoluter Stimmeneinheit von der Kammer angenommen wurde. Der Minister verzog keine Miene dabei, denn er dachte an sein Muster Manteuffel. Die Minister der 36 deutschen Ober- und 36 deutschen Unterhäuser ziehen sich nämlich vor keiner Majorität, geschweige vor einer Stimmeneinhelligkeit mehr zurück. So will es das vorhin genannte Generalkommando.

Ein Plakat des Ausschusses des Vaterlandsvereins warnet heute die Bürger Dresden's vor all den Intriguen der Kamarilla!!

Man sagt, der König wolle nicht recht an den Gewaltstreich. Meines Erachtens will er ihn gerade, aber er möchte gern im Volke den Glauben an sein thränenbachreiches Volksherz bewahren, um im schlimmsten Falle den Schlag vom eigenen Haupte abzupariren. Er ist, wie andere Könige auch.

Die haute volée der Stadt besuchte gestern ein neues Drama von Gutzkow: „Liesli“ genannt. Dieser dramatische Pfaffe und schillernde Quaksalber hat es versucht, einen Schwabenstreich zu dramatisiren. Ein Würtemberger Bauer will nach Amerika ziehen, seine Frau will ihn nicht dahin begleiten, und der Schwab ermordet darum sie und sich selbst. (O Mimely!!) Die sprachliche Heulerleier und die innere Nothwendigkeit dieses Schwabendrama's machten auf mich einen komischen Effekt. Herr Gutzkow ließ sich hervorrufen und machte sich damit selbst zum Schwaben.

Ungarn.
068
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Krakau, 12. März.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Pesth, 9. März.

Hr. Windischgrätz hat folgende Verordnung publizirt:

Durch Se. Majestät beauftragt die Ordnung im Königreiche Ungarn wieder herzustellen, habe ich alle jene Maßregeln angewandt, die mir am geeignetsten schienen.

Ich habe bei der Wahl derselben die möglichste Milde eintreten lassen.

Aus diesem Gesichtspunkte ausgehend, und in der Hoffnung, das schnellere Ende der unseligen Rebellion herbeizuführen, habe ich das illegale ungarische Papiergeld nicht sogleich außer Cours setzen lassen.

Es hat sich aber erwiesen, daß dieses ein Haupthülfsmittel der Rebellion ist.

Da ferner während meiner Abwesenheit und ohne mein Vorwissen eine Kundmachung, bezüglich der durch die Rebellen-Regierung in Umlauf gesetzten illegalen Geldnoten erlassen worden ist, die gestern noch ohne Autorisation angeschlagen wurde, so sehe ich mich bemüssigt nun definitiv auszusprechen, daß von dem heutigen Tage angefangen, in keiner öffentlichen Aerarial- und Landeskasse die ungarischen Noten zu 5 und 100 Fl. mehr angenommen werden dürfen, dagegen auch alle Zahlungen aus denselben in österreichischen Banknoten und Silbergeld geleistet werden.

Die ungarischen Banknoten zu 1 und 2 Fl. aber, die einen Metallstock besitzen, werden demnächst in kaiserl. österreichische umgewechselt und das dabei zu beobachtende Verfahren, so wie die Orte der Auswechslung bekannt gegeben werden, diese bleiben daher vorläufig in ihrem Course.

Hauptquartier Ofen, am 8. März 1849.
Alfred Fürst zu Windischgrätz,
k. k. Feldmarschall.

Schweiz.
Bern, 10. März.

In der Großrathssitzung vom 10. theilte Herr Regierungspräsident Funk dem Gr. Rathe folgenden Bericht des Statthalters von Pruntrut mit: „Ich habe die Ehre, Ihnen einen Bericht zu übermachen, der mir soeben zugekommen ist. Aus diesem Berichte des Zollbeamten von Fahy (französisch-schweizerischer Grenzort) vom 8. März geht hervor, daß ein Detachement französischer Soldaten des 25. leichten Regiments mit Sack und Pack am 7. d. M. um 1 Uhr über die Grenzen gekommen ist. Sie waren von einem Lieutenant und einem Unteroffizier angeführt und mit einer Kantine und Lebensmitteln versehen. Ihre Aufführung während ihres Aufenthaltes in Fahy war ganz tadellos. Um 3 Uhr zogen sie ab, bewundert von den Einwohnern.“ Ferner zeigte er an, daß der Regierungsrath in Bezug auf diese Mittheilung beschlossen habe; eine weitere Untersuchung über den Vorfall einzuleiten und je nach dem Ergebnisse zu handeln. Inzwischen sollen die Aktenstücke dem Bundesrathe übermittelt und seine Verwendung um vollständige Satisfaktion für diese befremdende Gebietsverletzung nachgesucht werden.

Aus einer neuerlichen Mittheilung des schweizerischen Generalkonsulates in Neapel vom 27. v. M. geht hervor, daß die Reklamationen für die von Schweizerhäusern in Folge der Ereignisse in Messina erlittenen Verluste dem neapolitanischen Ministerium abermals in Erinnerung gebracht worden sind, daß aber keine Hoffnung auf einen günstigen Entscheid gehegt werden dürfe, bevor die Angelegenheit Siziliens geregelt sein werde.

Französische Republik.
17 Paris, 15. März.

Die Rückzahlung der den Junkern und den Bourbonischen Prinzen 1825 votirten Entschädigungsmilliarde wird jetzt bald von allen 86 Provinzen durch Bauernpetitionen unterstützt sein. Der Dijoner „Citoyen“ sagt in Nr. 20: „der große Nationalkonvent hatte 1793 in der furchtbarsten Gefahr des Vaterlandes das Aufgebot in Masse verordnet, und eine eherne Mauer von Bajonetten stand alsbald an Frankreichs Grenzen. Da bot die Republik, reich an Domänen, jedem Bürger ein patriotisches Geschenk von zwei Hektaren, für den Fall des Friedens, im Voraus an; sie hielt es für heilsam eine kompakte Masse neuer Grundbesitzer zu schaffen, die ihr ganz ergeben, ganz dankbar wären. Am neunten Thermidor geschah der große Meuchelmord, Robespierre stürzte. Die zweihundert Millionen Hektaren geriethen in Vergessen. Die Thermidorier, die Sieger Robespierre's verschleuderten im Stillen unter sich die Güter, und ihre Spiesgesellen, die Agioteurs, spekulirten flott damit. Dies und die Kriegslieferungen wurden Quellen des kolossalen Reichthums gewisser Häuser. Dreißig Jahre später, als diese Thermidorier, unter dem Namen Royalisten, fester denn je am Ruder thronten, erbettelten die Emigranten die berüchtigte Entschädigung, unzweifelhaft als Belohnung für die Kriegsdienste, die sie bei dem Feinde des Vaterlandes und der Freiheit gethan hatten. Die Hochbourgeoisie in der Kammer war die Aufkäuferin jener Nationalgüter geworden und hatte spottbillig aufgekauft; die Buße dafür mußte das Volk zahlen. Der General Foy, damels das Haupt der Liberalen in der Kammer, bewies mit großem Bourgeois-Eifer, daß das niedere Volk nur indirekt von den Gütern profitirt habe, allein er wandte keineswegs sich gegen das völlig Ungerechte des Prinzips dieser Entschädigung. Und so ging denn, trotz des berühmten Ausrufs, womit er seine Rede schloß: „„dies Votum ist gefährlich für künftige Generationen““ — das Gesetz glänzend durch. Die hohe Finanzokratie rieb sich die Hände, sie erreichte dadurch, daß sie nicht mehr von Priestern und Edelleuten beunruhigt, und ganz ruhig im Besitze ihrer Güter gelassen wurde. … Aus dem Spektateur des 15. Mai 1830 ergiebt sich u. a. für die Herrn Armand de Sennevoy 12,140 fr.; Arthaud 138,277 fr. 95 Centimen, Wittwe Dubard 139,994 fr. 22 Cent. und sofort, eine entsetzliche Phalanx Junker, adlige Wittwen und Waisen, die schon von Hause reich, Departementsräthe, Kammerdeputirte, Nationalgardenkommandanten, beinahe zweihundert Personen, worunter Fürstin Louise Maria Adelaide Bourbon Penthievre mit 30,610 fr. 4 Cent. brillirt. In Summa zahlte das Volk an weggelaufne Junker unsrer Provinz 23,990,225 fr. 59 Cent., an deportirt gewesene 211,333 fr. 92 Cent. und an Verurtheilte 451,860 fr. 72 Cent. Total 24,655,420 fr. 23 Cent. Das ist nicht eben ein kleines Stückchen für unsere Burgunderprovinz.“

Unser honetter Präsident, dem diese „Milliarden-Propaganda“ nachgrade große Besorgniße einflößt, zeigt in so weit lichte Augenblicke, als er in den tiefsinnigsten Verhandlungen aus dem Minister-Rathe Odilon Barrot's fort, und zu seiner englischen Maitresse, Madam Gordon läuft.

Paris, 14. März.

Der Moniteur veröffentlicht heute zum ersten Male in Gemäßheit einer Verfügung der weiland provisorischen Regierung die Namen aller Schüler, welche die polytechnische Schule und die Ecole spéciale militaire auf ganze oder halbe Staatskosten besuchen.

Diese Veröffentlichung soll wahrscheinlich einen Beweis von ministerieller Redlichkeit ablegen. Vor der Februarrevolution wurde mit diesen Freistellen ein arger Favoritismus getrieben.

— Der Moniteur enthält einen Bericht im Tircis'schen Hofstyle über einen Ausflug, den gestern der Präsident in das Artillerie-Museum am Place Saint Thomas d'Aquin machte. „Eine zahlreiche Bevölkerung hatte sich während dieses zweistündigen Besuches auf jenem Platze eingefunden — behauptet der Tircis — die den Präsidenten bei seiner Abfahrt mit dem heißesten Beifall begrüßte.“

— Die Nationalversammlung hat heute ihren Monatspräsidenten zu ernennen. Kein Zweifel, daß ihre (letzte?) Wahl wieder auf Marrast fällt.

— Einige Journale melden den Tod Cabets zu New-Orleans am gelben Fieber. Wir glauben zu wissen, daß diese Nachricht glücklicher Weise völlig unbegründet ist.

— Die Pforte hat dem Vernehmen nach ein Memorandum an Frankreich und England gerichtet, das für den allgemeinen Krieg, dem wir entgegengehen, von Wichtigkeit ist. Sie setzt darin den beiden Kabinetten von Paris und London die Gründe ihrer Rüstungen auseinander und wirft neues Licht auf das Benehmen Rußlands in der Moldau, Walachei, Serbien und Bulgarien. Sie fordert die Kabinette auf, ihr in einem Kampfe gegen den nordischen Koloß beizustehen.

— Unter der offenbar unbegründeten Angabe, Geldprellereien und Unterschlagungen verübt zu haben, wurden gestern die drei Chefs des Clubs de la Fraternité, Arthur de Bonnard, de Serignac und Clovis Mortier, in Präventivhaft gesetzt. Bonnard wurde in seinem Bett, die andern Beiden auf der Straße arretirt. Diese Präventivmaßregel hängt mit einer Klage zusammen, die der Junideportirte Cornu wegen angeblicher Unterschlagung einer Kollekte für ihn im Fraternitätssaale, gegen sie erhoben hat. Diese Klage wird nun von der Staatsanwaltschaft ausgebeutet.

— Heute findet, sagt man an der Börse, die Eröffnung der Zweigbahn von Calais nach Lille (für Deutschland nicht unwichtig) im Beisein Rothschilds statt.

— Die Geldsendungen nach Gaëta dauern fort. Vom Bischof von Grenoble gingen 5000 Fr. heute dahin ab.

— Die Liste des neuen Staatsrathes ist fertig. Ein Drittel sind neue Mitglieder, (sogenannte Parlamentsnotabilitäten, die wir zum Theil schon nannten), zwei Drittel gehören dem alten Staatsrathe an. Aus den Departements jagte ein Gesuch das andere um diese Pfründen. Aemtlikrieg!

— An sämmtliche Präfekturen ist bereits der Befehl abgegangen, Alles für Anfertigung der Wahllisten bereit zu halten. Hr. Faucher hofft, daß die Nationalversammlung heute die Wahlgesetzdebatte endige.

— Aus St. Petersburg kehrte vor einigen Tagen unser Vertreter, General Leflo, zurück. Die Blätter sind über die Freundlichkeit entzückt, mit welcher sich Nikolaus über den General Cavaignac ausgesprochen haben soll ‥ Weil er die Demokraten im Juni todtschoß! antwortet die „Assemblée“ sarkastisch.

— Die zahlreichen Auswanderungen nach Californien haben das Bedürfniß hervorgerufen, in San Francisco einen Bischofsitz zu errichten, für den ein französischer Priester bereits ersehen ist.

(Ere nouvelle.)

— Ledru-Rollin hat eine Glückwunsch-Adresse von den Demokraten in Turin erhalten.

— Marrast erhielt heute von der Bergpartei eine derbe Lektion, indem sie beim ersten Stimmumgange nicht mehr für ihn stimmte, sondern auf Grevy übertrug, so daß Marrasts Wahl zweifelhaft wurde.

— Gestern, Montag Abends 10 Uhr, fiel eine fürchterliche Scene zwischen Herrn und Madame Thiers (von der die böse Welt sagt, daß sie seine eigene Tochter sei) in ihrem glänzenden Hause am Place Saint Georges vor. Personen, welche über den Platz gingen, hörten ein starkes Geschrei, das von der Hausflur her an sie drang. Sie näherten sich dem Eisengitter, das den Garten einschließt und vernahmen die ärgsten Schimpfworte, mit denen sich das ministerielle Ehepaar überschüttete. Plötzlich wurde der Lärm so heftig, die Rufe: „Canaille!“ etc. nahmen einen so wüthenden Ausdruck, daß mehrere Personen die Wache herbeirufen wollten. Im Augenblick, wo dies geschah, öffnete sich aber der große Thorweg plötzlich und eine Dame in weißem Atlaskleide und zwischen zwei Herren trat aus der Pforte. Ein Wagen, der in der Nähe des Brunnens hielt, entzog sie alsbald den Blicken der erstaunten Menge.

— Im Ministerrathe wurde lange über die Brea-Verurtheilten debattirt. Sind wir gut unterrichtet, so sollen zwei von ihnen, welche als die Hauptmatadore der Barrikade jener Gegend, an der Fontainebleau-Barriere, galten, erschossen, die drei andern zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurtheilt werden. Welche Gnade!

— Louis Blanc's Broschüre aus London, «Appel aux honnêtes gens!» macht in der offiziellen Welt großes Aufsehen. Daß der sozialistische Chef in London bleibt und nicht in Bourges erscheint, will den hiesigen Juristen durchaus nicht in den Kopf. Nicht minder ergrimmt sie die Louis Blanc'sche Deduktion der rothen Fahne als Symbol der Einigkeit.

Nationalversammlung. Sitzung vom 14. März.

Havin, Vicepräsident eröffnet die Sitzung um 1 1/4 Uhr.

Er zieht die 24 Stimmzettelzähler für die Präsidentenwahl, die heute vorzunehmen.

Während der Abstimmung werden eine Menge Urlaubsgesuche unter großer Unzufriedenheit erledigt.

Porion (Somen), der Municipalgeschäfte vorschützte, wird mit seinem Gesuch abgewiesen. (Murren rechts.)

Den Städten Valenciennes, La Guillotiere, ebenso den Departements [A]llies und Vaucluse wird die Genehmigung zur Uebersteuerung ertheilt, um Gelder Behufs Beschäftigung ihres Proletariats aufzubringen.

Die Versammlung fährt eben in Berathung des Wahlgesetzes fort, als Havin folgendes Wahlresultat mittheilt:

Zahl der Stimmenden 593.

Absolute Majorität 297.

Marrast erhielt 246 Stimmen. (Ah! Ah!)

Dufaure erhielt 196 Stimmen.

Grevy erhielt 69 Stimmen.

Billaut erhielt 53 Stimmen.

Cavaignac erhielt 1 Stimmen.

Da keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht hat, so muß zu nochmaliger Abstimmung geschritten werden.

Inmittelst nimmt die Versammlung die Incompatibilitätenfrage (Artikel 82) wieder auf

Artikel 83 ruft eine solche Masse von Zusätzen hervor, daß in uns der Glaube aufsteigt, das Wahlgesetz werde niemals fertig.

Im Grunde handelt es sich darum zu wissen, ob den Militärs ihre Mandatszeit als aktive oder Depot- (Kader) Dienstzeit angerechnet werden soll.

Lamoriciere, Larabit, Dupin, Ceyradt kämpfen lange für und wider einander.

Endlich wird der Artikel 83 angenommen.

Präsident Havin bricht hier die Debatte durch folgende Mittheilung der Präsidentenwahl ab.

Beim zweiten Umgange stimmten 679.

Absolute Majorität 340.

Marrast erhielt 378 Stimmen.

Dufaure erhielt 256 Stimmen.

Grevy erhielt 31 Stimmen.

(Also der halbe Berg schwang um.)

Billaut erhielt 6 Stimmen.

Demzufolge wird Marrast von Neuem als Präsident der Nationalversammlung bis zum 14. April proklamirt.

Schluß 6 Uhr.

12 Paris, 14. März.

Was da oben, in den Regionen der sogenannten Politik vorgeht, kann nur mehr noch Stoff zum Lachen, zum Schwatzen und zu Scherzen darbieten. Wer heutigen Tages die Politik noch ernstlich nimmt, der ist schmählich angeführt. Politik! Als wenn es noch seit dem Sturze Louis Philipp's und Guizot's eine Politik geben könnte! Barrot, Faucher und Napoleon haben die Politik verpfuscht, und wenn man sich noch als „Bourgeois“ die „schuftig-große Politik“ Guizot's gefallen lassen konnte, was soll man dann zu der philantropisch-schuftigen Politik eines Barrot und Faucher sagen? Bastiat also hatte vorgeschlagen, daß ein Minister kein Volksrepräsentant, oder vielmehr umgekehrt ein Volksrepräsentant kein Minister werden könne. Nun denke man sich den Schrecken, welchen dieser Vorschlag den armen Advokaten und den armen Generalen und sonstigen servilen Volksrepräsentanten verursachen mußte, die alle Stoff zum Minister in sich fühlen? Der Antrag Bastiat's fiel glänzend durch, und die Advokaten bleiben Justiz-Minister in spe, wie die Generale Kriegs- und Marine-Minister in dito bleiben. Ein anderer Vorschlag beantragte eine Zulage von 50,000 Fr. monatlich zu dem von der Constitution festgesetzten Gehalte des Präsidenten. Der Antrag ging glänzend durch, und der Präsident Napoleon wird statt 600,000 Fr. jährlichen Gehalts künftighin die doppelte Summe beziehen: lauter „hohe“ politische Fragen, welche den Scharfsinn des Herrn Faucher und die Beredsamkeit des Herrn Barrot ebenso in Anspruch nehmen, wie die Apanagegelder und Waldungen, welche Molé, Guizot u. s. w. den groß gewachsenen Jungen des Königs Louis-Philipp zu Gute kommen lassen wollten. Aber das war zur Zeit der oppositionellen Biedermännigkeit, wo Barrot's „Herz“ für Italien und Polen schlug. Seit Barrot an die Stelle Guizot's getreten, was hat sich da nicht Alles geändert! Sicher, Guizot hatte Recht, wenn er zu Herrn Barrot damals sagte: Ich bin überzeugt, Herr Barrot, wenn Sie an meiner Stelle wären, würden Sie gerade so handeln als ich! Heißt das etwas Anderes, als daß die bürgerlichen Verhältnisse stärker sind als alle biedermännige Moral, und daß die Biedermännigkeit jedes Mal umschlagen muß in Schuftigkeit? Die bürgerliche Moral hat zu ihrer Grundlage die bürgerliche Unmoral, d. h. die Herrschaft einer Klasse durch die Unterdrückung einer andern Klasse.

Wie gesagt, im Uebrigen sind Barrot und Faucher u. s. w. grundehrliche Leute; die bürgerlichen Verhältnisse machen sie zu ehrlichen Schuften, beinahe so schuftig, wie die Leute des Nationals. Z. B. Der National wollte eine exekutive Gewalt einsetzen, während die konstituirende Kammer noch bestand. Der National ging ganz ehrlich zu Werke: er baute sicher darauf, daß seine konstituirenden Männer, als da sind Cavaignac, Marrast und Consorten unfehlbar zu der exekutiven Gewalt gewählt werden würden. Seine Rechnung schlug fehl: wir haben eine exekutive Gewalt erhalten, die eine bürgerlich-legislative Kammer voraussetzt, während die konstituirende Kammer fortbesteht und noch im Sinne des Nationals konstituirend zu Werke gehen will. Das ist ein Unglück für den National, aber Herr Barrot kann nichts dafür, und nolens volens mußte er die Kammer aufzulösen suchen. Nun kommt aber der National und wirft der neuen exekutiven Gewalt und namentlich dem Herrn Barrot und Faucher ihren Mangel an Liebe und Zuneigung zur Republik vor. Das ist ein ganz ungerechter Vorwurf. Was Barrot und Faucher und mit ihnen die ganze Bourgeoiswelt, welche sie vertreten, wollen, das ist vor allen Dingen die „Wiederkehr der Geschäfte“, die Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung, die Begründung eines Rechtsbodens, irgend eines Rechtsbodens, „des ersten besten Rechtszustandes“, wie Herr Vincke sagen würde, aber eines stehenden und stabilen Rechtszustandes im Staate.

Zur Wiedereinführung dieses Rechtsbodens gehört natürlich auch die Wiedereinsetzung der alten Administration, der alten Corruption unter der republikanischen Verkappung. Die konsequente Durchführung dieses Systems führt natürlich auf einen Hauptkorruptor, auf einen Hauptbourgeois, einen Hauptschurken, wie er sich in Louis Philipp herausstellte, und statt dessen treffen die Hauptbiedermänner einen Hauptochsen an, einen Napoleon, mit dem sie gar nicht wissen, was sie anfangen sollen. So geht es mit allen Zweigen der Administration, die man gar nicht mehr zu besetzen weiß. Man braucht Leute wie Duchatel und Cunin und Namen wie Napoleon oder höchstens Marrast. Bis zur heutigen Stunde hat Barrot noch keinen Generalsekretär finden können, weil er den Mann noch nicht ermitteln kann, der mit dem Kopfe eines Duchatel's ein napoleonisch-republikanisches Gesicht hat. Daß unter solchen Umständen Leute wie Thiers, Molé und Fould mit ihrer spezifischen Thätigkeit tag-täglich kühner und kecker auftreten, wer kann es ihnen verargen?

Hierzu eine Beilage.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0003" n="1387"/>
        <div xml:id="ar248_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>309</author></bibl> Aus Süddeutschland, 13. März.</head>
          <p>Man sollte doch niemals an der Welt verzweifeln, hörte ich heute Jemanden sagen, der sich wahrscheinlich eben erst an den Tiraden des einst so revolutionswüthigen Professor Welcker, jetzigen badischen Bevollmächtigten für 16,000 fl. jährlich, für das preußische Erbkaiserthum erbaut hatte. Gewiß, der Mann hat Recht, dachte ich, man soll niemals verzweifeln, absonderlich aber nicht, so lange das Frankfurter Parlament noch nicht einmal an sich selbst verzweifelt. Der Centralmärzverein bemüht sich, durch Proklamationen, mit denen er alle Welt überschüttet, diesem Leichnam wieder Scheinleben zu geben. Es ist eine herrliche Thätigkeit, mit der die Linke diesen Akt ihres politischen Siechthums beschließt. Mit Proklamationen hat sie begonnen, mit Proklamationen endet sie; aber wahrhaftig, es gehört mehr als kindliche Naivetät dazu, sich einzubilden, das Volk werde von daher noch etwas Gutes erwarten, wo es bis jetzt nichts als Betrug und Verrath gefunden hat. Die Linke macht sich zur Mitschuldigen an diesem großen Betruge, indem sie dem Volke die so theuer erkaufte Einsicht wieder zu rauben, die Parteiunterschiede wieder zu verwischen und Parteien mit einander zu vereinbaren sucht, die nur im Kampfe mit einander abrechnen können. Ich lobe mir eine Octroyirung, die uns von der Pest der Märzvereine wieder befreit und die &#x201E;Märzerrungenschaften&#x201C; in ihrem hellsten Glanze strahlen läßt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar248_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>X</author></bibl> Frankfurt, 14. März.</head>
          <p>Wäre das deutsche Parlamen etwas weniger moralisch todt, als es in der That ist; wäre nicht alle Welt schon lange darauf gefaßt, den Sargdeckel einer octroyirenden Hundsfötterei darüber gedeckt zu sehen, wahrlich, der Welker'sche &#x201E;<hi rendition="#g">dringliche Antrag</hi>&#x201C; hätte hier die ganze politisirende Gesellschaft verrückt gemacht. Die Köpfe sind von dem eilf Monate langen Geschnatter so vollständig abgespannt und verwirrt, daß Wenige sich so weit ermannen, um über den Welker'schen Antrag in's Klare zu kommen. Vergegenwärtige man sich nur einen Augenblick das <hi rendition="#g">Notengeflüster</hi> der deutschen Kabinette, was im Ganzen eine recht erbauliche Travestie der Gagern'schen &#x201E;<hi rendition="#g">Volkssouverainetät</hi>&#x201C; bildet, betrachte man die diplomatischen Großthaten dieser verkauften Monsieurs, die wie Fledermäuse seit dem Januar auf den Eisenbahnen von einem Hofe zum andern herumflatterten, um die deutsche Verfassung mit den betreffenden Konzessionen an den Mann zu bringen, dann wird es einem ganz sonderbar um die Leber zu Muthe, wenn eine dieser Fledermäuse im Auftrage der Andern auf einmal folgende Grimasse macht: &#x201E;Nachdem Oestreich sich soweit unzweifelhaft entschieden hat, daß auf ein russisches Bündniß geschlossen werden muß und nicht länger über eine Direktorialregierung mit dem nunmehr zusammengefügten Kaiserstaat unterhandelt werden kann, fiel mir heute Morgen um 7 Uhr (nach einer unruhigen Nacht) urplötzlich der Gedanke ein, dem König von Preußen die erbliche Kaiserwürde anzutragen und so der drohenden Gefahr russischer Einmischung zu begegnen.&#x201C;</p>
          <p>Vor einem Jahre sah ich diesen Herrn Bevollmächtigten, Welker, roth werden wie ein Puter, dem man ein rothes Tuch vorhält, sobald des preußischen Königs erwähnt wurde, und heute flüchtet er sich winselnd zu den Füßen der Berliner Majestät, damit sie &#x2014; &#x2014; &#x201E;&#x201E;Deutschland rette.&#x201C;&#x201C;</p>
          <p>Mensch, ich interpellire dich und deine Bande, die Herren Bassermann, Mathy und Konsorten, die alle halb im Solde des partikulären Karlsruher Herzogs, halb in dem der einheitlichen Reichsreaktion standen und stehen, was habt Ihr mit diesem &#x201E;Deutschland&#x201C;, diesem &#x201E;Vaterlande&#x201C; gemacht, damit es eines Potsdamer Kaisers bedarf, um es zu &#x201E;retten&#x201C;? Gebt Rechenschaft über Eure Schwanzwedelei in Olmütz und Eure Achselträgerei in Berlin, gebt Rechenschaft darüber, weßhalb badisches Geld den Hrn. Bassermann bezahlte, um auf die preußische Wagschale zu treten, und den Hrn. Welker, damit er die Fußtritte des Windischgrätz entgegennähme! Wo ist sie hingekommen die Souveräinetät des Volkes, vor dem der Petersburger Czar zu zittern begann, in den Händen dieses Gelichters? Wo wurde das Vaterland gefährdet, verkauft, verrathen, damit es &#x201E;<hi rendition="#g">gerettet</hi>&#x201C; werden soll? Nun les't in einer müßigen Stunde die Protokolle der Paulskirche, und in einer noch müßigeren die beiden Noten Preußens, Oestreichs und die Anhängsel und das Gemaule der kleinen Klaffer, Ihr Landsleute, dort findet Ihr die Kaufbriefe Eurer Freiheit, Eurer Nationalität, und nicht bloß Eurer Freiheit, sondern die der zertretenen Lombarden und der bedrängten Ungarn. Die kitzelnde gierige Eitelkeit des norddeutschen und die centralisirende Todesangst des süddeutschen Monarchen, dazu die Lebenslust des schüchternen Jungviehs in unserm deutschen Stalle und das allgemeine Bedürfniß des Vorrechts und Herrscherrechts nach einem reaktionären Verfassungskontrakt, seht! das sind die noblen Bestandtheile unserer Geschichte, die Pole, zwischen denen der Nullpunkt des Frankfurter Liberalismus schwanken mußte. Und wohlan, wie herrlich ist am Ende einem Jeden das Seine geworden: Oestreich hat sich zu &#x201E;<hi rendition="#g">einem</hi>&#x201C; Kaiserstaate oktroyirt, hat die Proletarier niedergeknallt und Ruhe geschafft, während es nach Frankfurt taubensanfte Versicherungen deutscher Gesinnung (Robert Blum!) schickte! Preußen ist von den Barrikaden herab über die Leichen von Camphausen, Hansemann, Milde zu einem <hi rendition="#g">bewaffneten</hi> Ministerium geklettert, es hat seine Nationalversammlung überwunden, und mit der deutschen Kokarde kokettirt; die kleinen Fürsten sind noch am Leben und die allgemeine Reaktion wird bei dem deutschen Kaiser zu Pathen stehen. &#x2014; Das Beste aber ist, daß Herr Welker, bei dem um <hi rendition="#g">halb sieben Uhr</hi> Herr Dusch Visite machte, für seinen Einfall &#x201E;<hi rendition="#g">um sieben Uhr</hi>&#x201C; und seine früheren Einfälle 10,000 Fl. behält, das Trinkgeld ungerechnet, was sein Postillon d' Amour von Potsdam mitbringen wird. &#x2014; Wahrscheinlich wird man Anstand nehmen, ein Kaiserthum anzunehmen aus so niedrigen und wirklich wenig schmeichelhaften Händen, ein Kaiserthum, das man sich weit besser vereinbaren und durch &#x201E;Noten&#x201C; zutragen lassen kann. &#x2014; Von Allem abgesehen, wird auch diese letzte Erniedrigung unserer Vertreter eine erwünschte und erwartete sein, und nächstens werden wir erfahren, ob die Eifersüchtelei zwischen den beiden Mächten Deutschlands Natur oder Kunst war. Für das Volk ist es ganz interesselos, ob ein Direktorium den alten Bund auffrischt, der um so erbärmlicher und loser sein müßte, weil die nichtdeutschen Länder Oestreichs dazutreten, oder ob ein Kaiserthum in Deutschland mit dem andern ein Separatbündniß schließt, dessen spezieller Zweck unsere Knechtschaft. Wir sind herausgefordert, eventuell geprellt in jedem Falle. &#x2014; So wahr aber die Russen-Furcht eine Parade-Finte und die renommistische Akklamation gegen Oestreich nur ein Fluch der Ohnmacht ist, eben so wahr ist die Verwirrung der Opposition, die in den sogenannten Parteigesellschaften zu Tage gefördert wird. &#x2014; Während Herr Bassermann im &#x201E;Weidenbusch&#x201C; ohne alle Umstände ausruft: &#x201E;Meine Herren, wir sind &#x201E;Unserer&#x201C; 230 hier allein, die für den Antrag sind und wollen unsere &#x201E;Uebermacht&#x201C; benutzen, um diesmal <hi rendition="#b">ohne alle</hi> Gegenkonzession die &#x201E;Linke&#x201C; vollständig &#x201E;links liegen zu lassen&#x201C;, während also die Männchen des kühnen Griff's dem armen &#x201E;gerettet&#x201C; werden sollenden &#x201E;Vaterlande&#x201C; höhnend in's Angesicht schlagen, finden wir eine traurige Unschlüssigkeit da, wo wir Entrüstung und Muth finden sollten. &#x201E;Wenn wir nur ein freisinniges &#x201E;&#x201E;Wahlgesetz&#x201C;&#x201C; oder sonst einen Lappen von konstitutioneller Freiheit erschachern können&#x201C;, so laßt uns <hi rendition="#b">diesmal</hi> (!) von dem Prinzip <hi rendition="#g">ein Bischen</hi> (!) abweichen und der erblichen Monarchie das Wort reden! Selbst ehrliche Demokraten bissen auf den Zopf eines preußischen Krieges gegen den Kaiser von Rußland an. Sie schwärmten von <hi rendition="#b">künftigen?</hi> Erhebungen gegen den <hi rendition="#g">russischen</hi> Tyrannen; sie drohten <hi rendition="#g">Oestreich</hi> mit gefährlichen Protesten der Paulskirche und waren überhaupt entsetzlich kühn und voller Hoffnung, nur nicht da, wo sie es sein sollten. &#x2014; Wie lange wird diese Mystifikation des deutschen Volkes noch andauern, das bald vor den Russen, bald vor der Anarchie in offizielle Furcht gejagt wird, wie das Kind, das man mit dem schwarzen Manne zu Bette treibt. Habt Ihr noch nicht genug an den 900,000 Bajonetten, die Euch mit Hülfe der Russen Herr Radowitz oktroyirt hat, müßt Ihr noch einen Kaiser haben? Wir leben in gespannter Erwartung, ob sich in der Paulskirche nicht noch einige Männer befinden, welche die Bedeutung des Augenblickes begreifen, oder ob Alle in ihrer erschlafften geistigen Haltung thatlos schweigen werden zu dieser vollendeten Schmach. &#x2014; Aber wir wissen schon, diese Leute glauben, &#x201E;das Volk sei nicht so weit&#x201C;. Früher sagte man, das Volk sei <hi rendition="#b">&#x201E;unreif&#x201C;</hi>. Heute sagt man, &#x201E;das Volk ist <hi rendition="#b">&#x201E;feig&#x201C;</hi>. Die Geschichte liefert Beweise in jedem Tage des erlebten Jahres, wer unreif und feig ist: das <hi rendition="#g">Volk</hi> oder die reizbaren liberalen <hi rendition="#g">Raisonneurs</hi>. &#x2014;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar248_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>213</author></bibl> Dresden, 13. März.</head>
          <p>Unter die raffinirtesten Schurkereien, welche der Oberwärter der europäischen Fürstenmenagerie im Jahre 1815 in Deutschland ausgeübt hat, gehört die Art der Vertheilung des Grund und Bodens von Deutschland unter die Angestammten. Wir könnten darüber namentlich mit Rücksicht auf Preußen viele Worte verlieren, bleiben wir indessen bei Sachsen.</p>
          <p>Metternich zerschnitt damals das <hi rendition="#g">Herz</hi> Deutschland's und überließ die einzelnen Stücke ihren privaten bedeutungslosen Zuckungen. Er wußte, mit dem Zerschneiden des Herzens war das Leben entzwei, das große politische Leben Deutschland's unmöglich gemacht. Auf diese Weise entstanden die centraldeutschen Diminutivstaaten, deren einzige Bedeutung die gebildete Bedeutungslosigkeit blieb. Man sieht es den Sachsen sofort an der Nase und am Wesen an, wohin macchiavelistische Zerstückelung ein Volk bringt und wie ohnmächtig es dadurch wird, wenn ihm die Centralblutzirkulation gewaltsam entzogen wird. Dadurch hat man erreicht, daß die zerschnittenen Herzstücke bei jedem neuen Zucken erst nach allen vier Weltgegenden hinblicken müssen, um zu erspähen, ob sie es auch allen recht machen. Die Folge war eine beispiellose Erschlaffung und Ermattung bis in's innerste Leben des Volks, das Herz ist kein Herz geblieben, sondern ein blutloser Knorpel ohne Energie, Geist und Seele geworden, es ist, wie gesagt, zur gebildeten Bedeutungslosigkeit herabgesunken.</p>
          <p>Die Demokratie in Sachsen giebt sich viele Mühe, das Volk emporzuheben, allein sie fühlt sich selbst zu ohnmächtig, zu energielos, es mit großen, dröhnenden Schritten zu thun. Sie predigt bescheiden-demokratisch und handelt nicht entschiedener. Wie es in der Presse aussieht, so sieht es in Vereinen und Landtagen aus, überall fehlen Senf, Pfeffer und Salz.</p>
          <p>Ein Aufenthalt in den Städten Halle, Leipzig, Weimar, Gotha, Altenburg u. s. w. gehört unter die trostlosesten Lüneburger Haiden des menschlichen Lebens. Nicht einmal die Langeweile ist daselbst klassisch, sondern höchstens nur der Schlafrock, die Pfeife und die Stupidität des Bierglases.</p>
          <p>Anders in Dresden, denn in Dresden giebt es arme spanische Hidalgo's, es giebt Kammern, Volk, Hof und Kamarilla, sächsische Kamarilla. Dresden ist überhaupt eine Art deutschen Brüssel's im deutschen Belgien.</p>
          <p>Die sächsische Kamarilla ist der Stationstelegraph zwischen Olmütz und Potsdam; wenn einer von diesen die Arme bewegt, so muß er es ebenfalls. Das Haupt der sächsischen Kamarilla soll nicht der König, sondern wiederum eine Sophie, eine baierische Sophie sein, die aber hier den Namen Marie trägt. Es macht dem baierischen Brauergenius viel Ehre, daß Klein- und Großdeutschland unter seiner weiblichen Dreieinigkeit den Nacken beugt, wenn Deutschland überhaupt Ehre brächte.</p>
          <p>Das sächsische Volk benimmt sich mit seiner gebildeten Bedeutungslosigkeit à merveille zahm-anständig, flachköpfig-gemüthlich, und dennoch wird's verläumdet, die Kamarilla verläumdet es. Von Olmütz und Potsdam langen täglich ganze Ballen von intriguanten Verläumdungen an und werden dann unter die Gutgesinnten vertheilt. &#x2014; Die armen Hidalgo's des Hof's, die büreaukratischen und kasernokratischen Ritter, sowie die Bourgeoisie debitiren diese Verläumdungen in alle Fernen des großen Reich's.</p>
          <p>Daß Sachsen noch kein Standrecht, keine Oktroyirte, keinen Windischgrätz oder Wrangel hat, ärgert die Kamarilla, um so mehr, als die Prinzessin Marie dadurch riskirt, von ihren beiden unvermeidlichen Schwestern ihres unanständigen Hausregiments wegen über die Achsel angesehen zu werden.</p>
          <p>Seit einigen Tagen werden daher die Verläumdungen des sächsischen Volks, seiner Kammern und nun gar der gemüthlichen Demokraten auf die Spitze getrieben. Die Standrechtsblättchen des Landes speien die giftigsten Ueberreste von den großherrlichen Inseln zu Olmütz und Potsdam aus, um die Unzufriedenheit zu steigern, die Kammern und ihre einzelnen Mitglieder in den Koth zu treten und dem sächsischen Volke das Bischen Blut in den Kopf zu treiben, welches ihm noch geblieben ist. Auf diese Weise soll das Lieblingsspielzeug der Kamarilla, Standrecht, Verhaften, Oktroyiren u. s. w. hier ebenfalls eingeführt werden. Das dazu geeignete Ministerium hat man bereits zu erwerben gewußt, und rückt mit ihm immer weiter vor. Aber der Kriegsminister Stavenhorst, eine Figur aus den spießischen Schauer- Ritter- und Räubergeschichten, fürchtet sich vor dem Geiste des Militärs. &#x2014; Die Sachsen sollen, wie man sagt, keine Kroaten, sondern gar Demokraten sein. Herr Stavenhorst, der gerne Kroaten aus ihnen machen möchte, hat zu seinem Regierungsantritt nun zwar einen Armeebefehl à la Wrangel publiziren lassen, scheint aber dennoch nicht zu trauen. Darum sollen die sächsischen Truppen nach Schleswig marschiren, Stavenhorst will ihnen dort das demokratische Blut abzapfen lassen. So lautet der Befehl des Generalkommando's von London-Petersburg-Olmütz-Potsdam. Der neue dänische Krieg ist, wie der erste, eigens zu diesem Zwecke erfunden worden.</p>
          <p>Während die gewünschten Zustände heraufbeschworen werden, müssen die Kammern in geschäftiger Unthätigkeit ihre Zeit verbringen. Doch dürfen sie interpelliren, wenn, wie fast in der Regel, keine Minister zugegen sind. Wenn dann schon längst Niemand mehr an die Interpellationen denkt, erscheint ein Minister und deklamirt eine lederne Antwort daher, die noch weniger werth ist, als die Luft, die er dabei konsumirt. Das ist die Thätigkeit der Kammer, das Kamarilla-Ministerium läßt sie demokratisch poltern, ohne Notiz von ihren Beschlüssen zu nehmen, und, indem es ihnen im Volke immer mehr den Boden zu entziehen sucht, bereitet es in der Stille die große sächsische Standrechts-, Pulver und Blei-, Oktroyirungs-, Ausweisungs- und Verhaftungsbombe vor. Es ist schon weit damit gekommen, denn ein baierisches Heer ist bestellt worden, um dem endlichen Platzen der Bombe mit biergähnender Lümmelei beizuwohnen.</p>
          <p>Auch in der heutigen Sitzung der zweiten Kammer interpellirte Advokat <hi rendition="#g">Blöde ziemlich dreist</hi> das Gesammtministerium (der Minister der Finanzen war allein gegenwärtig) über die reaktionären Gerüchte, daß der sächsische Thron in Gefahr, der Schutz der Bajonette nöthig, das Vaterland (grenzenlos!) bedroht sei, und wie das Ministerium der Verbreitung und Veradressirung solcher Gerüchte vorzubeugen gedenke, namentlich aber verhüte, daß der König mit Adressen bestürmt werde, die, wie die des gestrigen Dresdener Journals, ihn zur offenen Gewalt aufforderten. Die Antwort wird nächstens erfolgen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Berthold</hi> hatte beantragt, das Ministerium solle die Pensionen, namentlich des Militärs, reduziren und zu diesem Ende der Kammer Pensionslisten vorlegen, in welchen Alter und Verdienst der Pensionäre, sowie Höhe der Pension verzeichnet seien. <hi rendition="#g">Tschirner</hi> befürwortete diesen Antrag mit aller Entschiedenheit, während Minister von Ehrenstein ihn ebenso bekämpfte. Das Resultat war, daß Berthold's Antrag mit absoluter Stimmeneinheit von der Kammer angenommen wurde. Der Minister verzog keine Miene dabei, denn er dachte an sein Muster Manteuffel. Die Minister der 36 deutschen Ober- und 36 deutschen Unterhäuser ziehen sich nämlich vor keiner Majorität, geschweige vor einer Stimmeneinhelligkeit mehr zurück. So will es das vorhin genannte Generalkommando.</p>
          <p>Ein Plakat des Ausschusses des Vaterlandsvereins warnet heute die Bürger Dresden's vor all den Intriguen der Kamarilla!!</p>
          <p>Man sagt, der König wolle nicht recht an den Gewaltstreich. Meines Erachtens will er ihn gerade, aber er möchte gern im Volke den Glauben an sein thränenbachreiches Volksherz bewahren, um im schlimmsten Falle den Schlag vom eigenen Haupte abzupariren. Er ist, wie andere Könige auch.</p>
          <p>Die haute volée der Stadt besuchte gestern ein neues Drama von Gutzkow: &#x201E;Liesli&#x201C; genannt. Dieser dramatische Pfaffe und schillernde Quaksalber hat es versucht, einen Schwabenstreich zu dramatisiren. Ein Würtemberger Bauer will nach Amerika ziehen, seine Frau will ihn nicht dahin begleiten, und der Schwab ermordet darum sie und sich selbst. (O Mimely!!) Die sprachliche Heulerleier und die innere Nothwendigkeit dieses Schwabendrama's machten auf mich einen komischen Effekt. Herr Gutzkow ließ sich hervorrufen und machte sich damit selbst zum Schwaben.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar248_011_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatz, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
          <head>
            <bibl>
              <author>068</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar248_012_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatz, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
          <head>Krakau, 12. März.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar248_013" type="jArticle">
          <head>Pesth, 9. März.</head>
          <p>Hr. Windischgrätz hat folgende Verordnung publizirt:</p>
          <p>Durch Se. Majestät beauftragt die Ordnung im Königreiche Ungarn wieder herzustellen, habe ich alle jene Maßregeln angewandt, die mir am geeignetsten schienen.</p>
          <p>Ich habe bei der Wahl derselben die möglichste Milde eintreten lassen.</p>
          <p>Aus diesem Gesichtspunkte ausgehend, und in der Hoffnung, das schnellere Ende der unseligen Rebellion herbeizuführen, habe ich das illegale ungarische Papiergeld nicht sogleich außer Cours setzen lassen.</p>
          <p>Es hat sich aber erwiesen, daß dieses ein Haupthülfsmittel der Rebellion ist.</p>
          <p>Da ferner während meiner Abwesenheit und ohne mein Vorwissen eine Kundmachung, bezüglich der durch die Rebellen-Regierung in Umlauf gesetzten illegalen Geldnoten erlassen worden ist, die gestern noch ohne Autorisation angeschlagen wurde, so sehe ich mich bemüssigt nun definitiv auszusprechen, daß von dem heutigen Tage angefangen, in keiner öffentlichen Aerarial- und Landeskasse die ungarischen Noten zu 5 und 100 Fl. mehr angenommen werden dürfen, dagegen auch alle Zahlungen aus denselben in österreichischen Banknoten und Silbergeld geleistet werden.</p>
          <p>Die ungarischen Banknoten zu 1 und 2 Fl. aber, die einen Metallstock besitzen, werden demnächst in kaiserl. österreichische umgewechselt und das dabei zu beobachtende Verfahren, so wie die Orte der Auswechslung bekannt gegeben werden, diese bleiben daher vorläufig in ihrem Course.</p>
          <p rendition="#et">Hauptquartier Ofen, am 8. März 1849.<lb/><hi rendition="#g">Alfred Fürst zu Windischgrätz,</hi><lb/>
k. k. Feldmarschall.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Schweiz.</head>
        <div xml:id="ar248_014" type="jArticle">
          <head>Bern, 10. März.</head>
          <p>In der Großrathssitzung vom 10. theilte Herr Regierungspräsident Funk dem Gr. Rathe folgenden Bericht des Statthalters von Pruntrut mit: &#x201E;Ich habe die Ehre, Ihnen einen Bericht zu übermachen, der mir soeben zugekommen ist. Aus diesem Berichte des Zollbeamten von Fahy (französisch-schweizerischer Grenzort) vom 8. März geht hervor, daß ein Detachement französischer Soldaten des 25. leichten Regiments mit Sack und Pack am 7. d. M. um 1 Uhr über die Grenzen gekommen ist. Sie waren von einem Lieutenant und einem Unteroffizier angeführt und mit einer Kantine und Lebensmitteln versehen. Ihre Aufführung während ihres Aufenthaltes in Fahy war ganz tadellos. Um 3 Uhr zogen sie ab, bewundert von den Einwohnern.&#x201C; Ferner zeigte er an, daß der Regierungsrath in Bezug auf diese Mittheilung beschlossen habe; eine weitere Untersuchung über den Vorfall einzuleiten und je nach dem Ergebnisse zu handeln. Inzwischen sollen die Aktenstücke dem Bundesrathe übermittelt und seine Verwendung um vollständige Satisfaktion für diese befremdende Gebietsverletzung nachgesucht werden.</p>
          <p>Aus einer neuerlichen Mittheilung des schweizerischen Generalkonsulates in Neapel vom 27. v. M. geht hervor, daß die Reklamationen für die von Schweizerhäusern in Folge der Ereignisse in Messina erlittenen Verluste dem neapolitanischen Ministerium abermals in Erinnerung gebracht worden sind, daß aber keine Hoffnung auf einen günstigen Entscheid gehegt werden dürfe, bevor die Angelegenheit Siziliens geregelt sein werde.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar248_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>17</author></bibl> Paris, 15. März.</head>
          <p>Die Rückzahlung der den Junkern und den Bourbonischen Prinzen 1825 votirten Entschädigungsmilliarde wird jetzt bald von <hi rendition="#g">allen</hi> 86 Provinzen durch Bauernpetitionen unterstützt sein. Der Dijoner &#x201E;Citoyen&#x201C; sagt in Nr. 20: &#x201E;der große Nationalkonvent hatte 1793 in der furchtbarsten Gefahr des Vaterlandes das Aufgebot in Masse verordnet, und eine eherne Mauer von Bajonetten stand alsbald an Frankreichs Grenzen. Da bot die Republik, reich an Domänen, jedem Bürger ein patriotisches Geschenk von zwei Hektaren, für den Fall des Friedens, im Voraus an; sie hielt es für heilsam eine kompakte Masse neuer Grundbesitzer zu schaffen, die ihr ganz ergeben, ganz dankbar wären. Am neunten Thermidor geschah der große Meuchelmord, Robespierre stürzte. Die zweihundert Millionen Hektaren geriethen in Vergessen. Die Thermidorier, die Sieger Robespierre's verschleuderten im Stillen unter sich die Güter, und ihre Spiesgesellen, die Agioteurs, spekulirten flott damit. Dies und die Kriegslieferungen wurden Quellen des kolossalen Reichthums gewisser Häuser. Dreißig Jahre später, als diese Thermidorier, unter dem Namen Royalisten, fester denn je am Ruder thronten, erbettelten die Emigranten die berüchtigte Entschädigung, unzweifelhaft als Belohnung für die Kriegsdienste, die sie bei dem Feinde des Vaterlandes und der Freiheit gethan hatten. Die Hochbourgeoisie in der Kammer war die Aufkäuferin jener Nationalgüter geworden und hatte spottbillig aufgekauft; die Buße dafür mußte das Volk zahlen. Der General Foy, damels das Haupt der Liberalen in der Kammer, bewies mit großem Bourgeois-Eifer, daß das niedere Volk nur indirekt von den Gütern profitirt habe, allein er wandte keineswegs sich gegen das völlig Ungerechte des Prinzips dieser Entschädigung. Und so ging denn, trotz des berühmten Ausrufs, womit er seine Rede schloß: &#x201E;&#x201E;dies Votum ist gefährlich für künftige Generationen&#x201C;&#x201C; &#x2014; das Gesetz glänzend durch. Die hohe Finanzokratie rieb sich die Hände, sie erreichte dadurch, daß sie nicht mehr von Priestern und Edelleuten beunruhigt, und ganz ruhig im Besitze ihrer Güter gelassen wurde. &#x2026; Aus dem Spektateur des 15. Mai 1830 ergiebt sich u. a. für die Herrn Armand de Sennevoy 12,140 fr.; Arthaud 138,277 fr. 95 Centimen, Wittwe Dubard 139,994 fr. 22 Cent. und sofort, eine entsetzliche Phalanx Junker, adlige Wittwen und Waisen, die schon von Hause reich, Departementsräthe, Kammerdeputirte, Nationalgardenkommandanten, beinahe <hi rendition="#g">zweihundert</hi> Personen, worunter Fürstin Louise Maria Adelaide Bourbon Penthievre mit 30,610 fr. 4 Cent. brillirt. In Summa zahlte das Volk an weggelaufne Junker unsrer Provinz 23,990,225 fr. 59 Cent., an deportirt gewesene 211,333 fr. 92 Cent. und an Verurtheilte 451,860 fr. 72 Cent. Total 24,655,420 fr. 23 Cent. Das ist nicht eben ein <hi rendition="#g">kleines Stückchen</hi> für unsere Burgunderprovinz.&#x201C;</p>
          <p>Unser honetter Präsident, dem diese &#x201E;Milliarden-Propaganda&#x201C; nachgrade große Besorgniße einflößt, zeigt in so weit lichte Augenblicke, als er in den tiefsinnigsten Verhandlungen aus dem Minister-Rathe Odilon Barrot's fort, und zu seiner englischen Maitresse, Madam Gordon läuft.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar248_016" type="jArticle">
          <head>Paris, 14. März.</head>
          <p>Der Moniteur veröffentlicht heute zum ersten Male in Gemäßheit einer Verfügung der weiland provisorischen Regierung die Namen aller Schüler, welche die polytechnische Schule und die Ecole spéciale militaire auf ganze oder halbe Staatskosten besuchen.</p>
          <p>Diese Veröffentlichung soll wahrscheinlich einen Beweis von ministerieller Redlichkeit ablegen. Vor der Februarrevolution wurde mit diesen Freistellen ein arger Favoritismus getrieben.</p>
          <p>&#x2014; Der Moniteur enthält einen Bericht im Tircis'schen Hofstyle über einen Ausflug, den gestern der Präsident in das Artillerie-Museum am Place Saint Thomas d'Aquin machte. &#x201E;Eine zahlreiche Bevölkerung hatte sich während dieses zweistündigen Besuches auf jenem Platze eingefunden &#x2014; behauptet der Tircis &#x2014; die den Präsidenten bei seiner Abfahrt mit dem heißesten Beifall begrüßte.&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Die Nationalversammlung hat heute ihren Monatspräsidenten zu ernennen. Kein Zweifel, daß ihre (letzte?) Wahl wieder auf Marrast fällt.</p>
          <p>&#x2014; Einige Journale melden den Tod Cabets zu New-Orleans am gelben Fieber. Wir glauben zu wissen, daß diese Nachricht glücklicher Weise völlig unbegründet ist.</p>
          <p>&#x2014; Die Pforte hat dem Vernehmen nach ein Memorandum an Frankreich und England gerichtet, das für den allgemeinen Krieg, dem wir entgegengehen, von Wichtigkeit ist. Sie setzt darin den beiden Kabinetten von Paris und London die Gründe ihrer Rüstungen auseinander und wirft neues Licht auf das Benehmen Rußlands in der Moldau, Walachei, Serbien und Bulgarien. Sie fordert die Kabinette auf, ihr in einem Kampfe gegen den nordischen Koloß beizustehen.</p>
          <p>&#x2014; Unter der offenbar unbegründeten Angabe, Geldprellereien und Unterschlagungen verübt zu haben, wurden gestern die drei Chefs des Clubs de la Fraternité, Arthur de Bonnard, de Serignac und Clovis Mortier, in Präventivhaft gesetzt. Bonnard wurde in seinem Bett, die andern Beiden auf der Straße arretirt. Diese Präventivmaßregel hängt mit einer Klage zusammen, die der Junideportirte Cornu wegen angeblicher Unterschlagung einer Kollekte für ihn im Fraternitätssaale, gegen sie erhoben hat. Diese Klage wird nun von der Staatsanwaltschaft ausgebeutet.</p>
          <p>&#x2014; Heute findet, sagt man an der Börse, die Eröffnung der Zweigbahn von Calais nach Lille (für Deutschland nicht unwichtig) im Beisein Rothschilds statt.</p>
          <p>&#x2014; Die Geldsendungen nach Gaëta dauern fort. Vom Bischof von Grenoble gingen 5000 Fr. heute dahin ab.</p>
          <p>&#x2014; Die Liste des neuen Staatsrathes ist fertig. Ein Drittel sind neue Mitglieder, (sogenannte Parlamentsnotabilitäten, die wir zum Theil schon nannten), zwei Drittel gehören dem alten Staatsrathe an. Aus den Departements jagte ein Gesuch das andere um diese Pfründen. Aemtlikrieg!</p>
          <p>&#x2014; An sämmtliche Präfekturen ist bereits der Befehl abgegangen, Alles für Anfertigung der Wahllisten bereit zu halten. Hr. Faucher hofft, daß die Nationalversammlung heute die Wahlgesetzdebatte endige.</p>
          <p>&#x2014; Aus St. Petersburg kehrte vor einigen Tagen unser Vertreter, General Leflo, zurück. Die Blätter sind über die Freundlichkeit entzückt, mit welcher sich Nikolaus über den General Cavaignac ausgesprochen haben soll &#x2025; Weil er die Demokraten im Juni todtschoß! antwortet die &#x201E;Assemblée&#x201C; sarkastisch.</p>
          <p>&#x2014; Die zahlreichen Auswanderungen nach Californien haben das Bedürfniß hervorgerufen, in San Francisco einen Bischofsitz zu errichten, für den ein französischer Priester bereits ersehen ist.</p>
          <bibl>(Ere nouvelle.)</bibl>
          <p>&#x2014; Ledru-Rollin hat eine Glückwunsch-Adresse von den Demokraten in Turin erhalten.</p>
          <p>&#x2014; Marrast erhielt heute von der Bergpartei eine derbe Lektion, indem sie beim ersten Stimmumgange nicht mehr für ihn stimmte, sondern auf Grevy übertrug, so daß Marrasts Wahl zweifelhaft wurde.</p>
          <p>&#x2014; Gestern, Montag Abends 10 Uhr, fiel eine fürchterliche Scene zwischen Herrn und Madame Thiers (von der die böse Welt sagt, daß sie seine eigene Tochter sei) in ihrem glänzenden Hause am Place Saint Georges vor. Personen, welche über den Platz gingen, hörten ein starkes Geschrei, das von der Hausflur her an sie drang. Sie näherten sich dem Eisengitter, das den Garten einschließt und vernahmen die ärgsten Schimpfworte, mit denen sich das ministerielle Ehepaar überschüttete. Plötzlich wurde der Lärm so heftig, die Rufe: &#x201E;Canaille!&#x201C; etc. nahmen einen so wüthenden Ausdruck, daß mehrere Personen die Wache herbeirufen wollten. Im Augenblick, wo dies geschah, öffnete sich aber der große Thorweg plötzlich und eine Dame in weißem Atlaskleide und zwischen zwei Herren trat aus der Pforte. Ein Wagen, der in der Nähe des Brunnens hielt, entzog sie alsbald den Blicken der erstaunten Menge.</p>
          <p>&#x2014; Im Ministerrathe wurde lange über die Brea-Verurtheilten debattirt. Sind wir gut unterrichtet, so sollen zwei von ihnen, welche als die Hauptmatadore der Barrikade jener Gegend, an der Fontainebleau-Barriere, galten, erschossen, die drei andern zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurtheilt werden. Welche Gnade!</p>
          <p>&#x2014; Louis Blanc's Broschüre aus London, «Appel aux honnêtes gens!» macht in der offiziellen Welt großes Aufsehen. Daß der sozialistische Chef in London bleibt und nicht in Bourges erscheint, will den hiesigen Juristen durchaus nicht in den Kopf. Nicht minder ergrimmt sie die Louis Blanc'sche Deduktion der rothen Fahne als Symbol der Einigkeit.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">Nationalversammlung</hi>. Sitzung vom 14. März.</p>
          <p><hi rendition="#g">Havin,</hi> Vicepräsident eröffnet die Sitzung um 1 1/4 Uhr.</p>
          <p>Er zieht die 24 Stimmzettelzähler für die Präsidentenwahl, die heute vorzunehmen.</p>
          <p>Während der Abstimmung werden eine Menge Urlaubsgesuche unter großer Unzufriedenheit erledigt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Porion</hi> (Somen), der Municipalgeschäfte vorschützte, wird mit seinem Gesuch abgewiesen. (Murren rechts.)</p>
          <p>Den Städten Valenciennes, La Guillotiere, ebenso den Departements [A]llies und Vaucluse wird die Genehmigung zur Uebersteuerung ertheilt, um Gelder Behufs Beschäftigung ihres Proletariats aufzubringen.</p>
          <p>Die Versammlung fährt eben in Berathung des Wahlgesetzes fort, als Havin folgendes Wahlresultat mittheilt:</p>
          <p>Zahl der Stimmenden 593.</p>
          <p>Absolute Majorität 297.</p>
          <p>Marrast erhielt 246 Stimmen. (Ah! Ah!)</p>
          <p>Dufaure erhielt 196 Stimmen.</p>
          <p>Grevy erhielt 69 Stimmen.</p>
          <p>Billaut erhielt 53 Stimmen.</p>
          <p>Cavaignac erhielt 1 Stimmen.</p>
          <p>Da keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht hat, so muß zu nochmaliger Abstimmung geschritten werden.</p>
          <p>Inmittelst nimmt die Versammlung die Incompatibilitätenfrage (Artikel 82) wieder auf</p>
          <p>Artikel 83 ruft eine solche Masse von Zusätzen hervor, daß in uns der Glaube aufsteigt, das Wahlgesetz werde niemals fertig.</p>
          <p>Im Grunde handelt es sich darum zu wissen, ob den Militärs ihre Mandatszeit als aktive oder Depot- (Kader) Dienstzeit angerechnet werden soll.</p>
          <p>Lamoriciere, Larabit, Dupin, Ceyradt kämpfen lange für und wider einander.</p>
          <p>Endlich wird der Artikel 83 angenommen.</p>
          <p>Präsident Havin bricht hier die Debatte durch folgende Mittheilung der Präsidentenwahl ab.</p>
          <p>Beim zweiten Umgange stimmten 679.</p>
          <p>Absolute Majorität 340.</p>
          <p>Marrast erhielt 378 Stimmen.</p>
          <p>Dufaure erhielt 256 Stimmen.</p>
          <p>Grevy erhielt 31 Stimmen.</p>
          <p>(Also der halbe Berg schwang um.)</p>
          <p>Billaut erhielt 6 Stimmen.</p>
          <p>Demzufolge wird <hi rendition="#g">Marrast</hi> von Neuem als Präsident der Nationalversammlung bis zum 14. April proklamirt.</p>
          <p>Schluß 6 Uhr.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar248_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 14. März.</head>
          <p>Was da oben, in den Regionen der sogenannten Politik vorgeht, kann nur mehr noch Stoff zum Lachen, zum Schwatzen und zu Scherzen darbieten. Wer heutigen Tages die Politik noch ernstlich nimmt, der ist schmählich angeführt. Politik! Als wenn es noch seit dem Sturze Louis Philipp's und Guizot's eine Politik geben könnte! Barrot, Faucher und Napoleon haben die Politik <hi rendition="#g">verpfuscht,</hi> und wenn man sich noch als &#x201E;Bourgeois&#x201C; die &#x201E;schuftig-große Politik&#x201C; Guizot's gefallen lassen konnte, was soll man dann zu der philantropisch-schuftigen Politik eines Barrot und Faucher sagen? Bastiat also hatte vorgeschlagen, daß ein Minister kein Volksrepräsentant, oder vielmehr umgekehrt ein Volksrepräsentant kein Minister werden könne. Nun denke man sich den Schrecken, welchen dieser Vorschlag den armen Advokaten und den armen Generalen und sonstigen servilen Volksrepräsentanten verursachen mußte, die alle Stoff zum Minister in sich fühlen? Der Antrag Bastiat's fiel glänzend durch, und die Advokaten bleiben Justiz-Minister in spe, wie die Generale Kriegs- und Marine-Minister in dito bleiben. Ein anderer Vorschlag beantragte eine Zulage von 50,000 Fr. monatlich zu dem von der Constitution festgesetzten Gehalte des Präsidenten. Der Antrag ging glänzend durch, und der Präsident Napoleon wird statt 600,000 Fr. jährlichen Gehalts künftighin die doppelte Summe beziehen: lauter &#x201E;hohe&#x201C; politische Fragen, welche den Scharfsinn des Herrn Faucher und die Beredsamkeit des Herrn Barrot ebenso in Anspruch nehmen, wie die Apanagegelder und Waldungen, welche Molé, Guizot u. s. w. den groß gewachsenen Jungen des Königs Louis-Philipp zu Gute kommen lassen wollten. Aber das war zur Zeit der oppositionellen Biedermännigkeit, wo Barrot's &#x201E;Herz&#x201C; für Italien und Polen schlug. Seit Barrot an die Stelle Guizot's getreten, was hat sich da nicht Alles geändert! Sicher, Guizot hatte Recht, wenn er zu Herrn Barrot damals sagte: Ich bin überzeugt, Herr Barrot, wenn Sie an meiner Stelle wären, würden Sie gerade so handeln als ich! Heißt das etwas Anderes, als daß die bürgerlichen Verhältnisse stärker sind als alle biedermännige Moral, und daß die Biedermännigkeit jedes Mal umschlagen muß in Schuftigkeit? Die bürgerliche Moral hat zu ihrer Grundlage die bürgerliche Unmoral, d. h. die Herrschaft einer Klasse durch die Unterdrückung einer andern Klasse.</p>
          <p>Wie gesagt, im Uebrigen sind Barrot und Faucher u. s. w. grundehrliche Leute; die bürgerlichen Verhältnisse machen sie zu ehrlichen Schuften, beinahe so schuftig, wie die Leute des Nationals. Z. B. Der National wollte eine exekutive Gewalt einsetzen, während die konstituirende Kammer noch bestand. Der National ging ganz ehrlich zu Werke: er baute sicher darauf, daß seine konstituirenden Männer, als da sind Cavaignac, Marrast und Consorten unfehlbar zu der exekutiven Gewalt gewählt werden würden. Seine Rechnung schlug fehl: wir haben eine exekutive Gewalt erhalten, die eine bürgerlich-legislative Kammer voraussetzt, während die konstituirende Kammer fortbesteht und noch im Sinne des Nationals konstituirend zu Werke gehen will. Das ist ein Unglück für den National, aber Herr Barrot kann nichts dafür, und nolens volens mußte er die Kammer aufzulösen suchen. Nun kommt aber der National und wirft der neuen exekutiven Gewalt und namentlich dem Herrn Barrot und Faucher ihren Mangel an Liebe und Zuneigung zur Republik vor. Das ist ein ganz ungerechter Vorwurf. Was Barrot und Faucher und mit ihnen die ganze Bourgeoiswelt, welche sie vertreten, wollen, das ist vor allen Dingen die &#x201E;Wiederkehr der Geschäfte&#x201C;, die Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung, die Begründung eines Rechtsbodens, irgend eines Rechtsbodens, &#x201E;des ersten besten Rechtszustandes&#x201C;, wie Herr Vincke sagen würde, aber eines stehenden und stabilen Rechtszustandes im Staate.</p>
          <p>Zur Wiedereinführung dieses Rechtsbodens gehört natürlich auch die Wiedereinsetzung der alten Administration, der alten Corruption unter der republikanischen Verkappung. Die konsequente Durchführung dieses Systems führt natürlich auf einen Hauptkorruptor, auf einen Hauptbourgeois, einen Hauptschurken, wie er sich in Louis Philipp herausstellte, und statt dessen treffen die Hauptbiedermänner einen Hauptochsen an, einen Napoleon, mit dem sie gar nicht wissen, was sie anfangen sollen. So geht es mit allen Zweigen der Administration, die man gar nicht mehr zu besetzen weiß. Man braucht Leute wie Duchatel und Cunin und Namen wie Napoleon oder höchstens Marrast. Bis zur heutigen Stunde hat Barrot noch keinen Generalsekretär finden können, weil er den Mann noch nicht ermitteln kann, der mit dem Kopfe eines Duchatel's ein napoleonisch-republikanisches Gesicht hat. Daß unter solchen Umständen Leute wie Thiers, Molé und Fould mit ihrer spezifischen Thätigkeit tag-täglich kühner und kecker auftreten, wer kann es ihnen verargen?</p>
          <p>
            <ref type="link">Hierzu eine Beilage.</ref>
          </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1387/0003] 309 Aus Süddeutschland, 13. März. Man sollte doch niemals an der Welt verzweifeln, hörte ich heute Jemanden sagen, der sich wahrscheinlich eben erst an den Tiraden des einst so revolutionswüthigen Professor Welcker, jetzigen badischen Bevollmächtigten für 16,000 fl. jährlich, für das preußische Erbkaiserthum erbaut hatte. Gewiß, der Mann hat Recht, dachte ich, man soll niemals verzweifeln, absonderlich aber nicht, so lange das Frankfurter Parlament noch nicht einmal an sich selbst verzweifelt. Der Centralmärzverein bemüht sich, durch Proklamationen, mit denen er alle Welt überschüttet, diesem Leichnam wieder Scheinleben zu geben. Es ist eine herrliche Thätigkeit, mit der die Linke diesen Akt ihres politischen Siechthums beschließt. Mit Proklamationen hat sie begonnen, mit Proklamationen endet sie; aber wahrhaftig, es gehört mehr als kindliche Naivetät dazu, sich einzubilden, das Volk werde von daher noch etwas Gutes erwarten, wo es bis jetzt nichts als Betrug und Verrath gefunden hat. Die Linke macht sich zur Mitschuldigen an diesem großen Betruge, indem sie dem Volke die so theuer erkaufte Einsicht wieder zu rauben, die Parteiunterschiede wieder zu verwischen und Parteien mit einander zu vereinbaren sucht, die nur im Kampfe mit einander abrechnen können. Ich lobe mir eine Octroyirung, die uns von der Pest der Märzvereine wieder befreit und die „Märzerrungenschaften“ in ihrem hellsten Glanze strahlen läßt. X Frankfurt, 14. März. Wäre das deutsche Parlamen etwas weniger moralisch todt, als es in der That ist; wäre nicht alle Welt schon lange darauf gefaßt, den Sargdeckel einer octroyirenden Hundsfötterei darüber gedeckt zu sehen, wahrlich, der Welker'sche „dringliche Antrag“ hätte hier die ganze politisirende Gesellschaft verrückt gemacht. Die Köpfe sind von dem eilf Monate langen Geschnatter so vollständig abgespannt und verwirrt, daß Wenige sich so weit ermannen, um über den Welker'schen Antrag in's Klare zu kommen. Vergegenwärtige man sich nur einen Augenblick das Notengeflüster der deutschen Kabinette, was im Ganzen eine recht erbauliche Travestie der Gagern'schen „Volkssouverainetät“ bildet, betrachte man die diplomatischen Großthaten dieser verkauften Monsieurs, die wie Fledermäuse seit dem Januar auf den Eisenbahnen von einem Hofe zum andern herumflatterten, um die deutsche Verfassung mit den betreffenden Konzessionen an den Mann zu bringen, dann wird es einem ganz sonderbar um die Leber zu Muthe, wenn eine dieser Fledermäuse im Auftrage der Andern auf einmal folgende Grimasse macht: „Nachdem Oestreich sich soweit unzweifelhaft entschieden hat, daß auf ein russisches Bündniß geschlossen werden muß und nicht länger über eine Direktorialregierung mit dem nunmehr zusammengefügten Kaiserstaat unterhandelt werden kann, fiel mir heute Morgen um 7 Uhr (nach einer unruhigen Nacht) urplötzlich der Gedanke ein, dem König von Preußen die erbliche Kaiserwürde anzutragen und so der drohenden Gefahr russischer Einmischung zu begegnen.“ Vor einem Jahre sah ich diesen Herrn Bevollmächtigten, Welker, roth werden wie ein Puter, dem man ein rothes Tuch vorhält, sobald des preußischen Königs erwähnt wurde, und heute flüchtet er sich winselnd zu den Füßen der Berliner Majestät, damit sie — — „„Deutschland rette.““ Mensch, ich interpellire dich und deine Bande, die Herren Bassermann, Mathy und Konsorten, die alle halb im Solde des partikulären Karlsruher Herzogs, halb in dem der einheitlichen Reichsreaktion standen und stehen, was habt Ihr mit diesem „Deutschland“, diesem „Vaterlande“ gemacht, damit es eines Potsdamer Kaisers bedarf, um es zu „retten“? Gebt Rechenschaft über Eure Schwanzwedelei in Olmütz und Eure Achselträgerei in Berlin, gebt Rechenschaft darüber, weßhalb badisches Geld den Hrn. Bassermann bezahlte, um auf die preußische Wagschale zu treten, und den Hrn. Welker, damit er die Fußtritte des Windischgrätz entgegennähme! Wo ist sie hingekommen die Souveräinetät des Volkes, vor dem der Petersburger Czar zu zittern begann, in den Händen dieses Gelichters? Wo wurde das Vaterland gefährdet, verkauft, verrathen, damit es „gerettet“ werden soll? Nun les't in einer müßigen Stunde die Protokolle der Paulskirche, und in einer noch müßigeren die beiden Noten Preußens, Oestreichs und die Anhängsel und das Gemaule der kleinen Klaffer, Ihr Landsleute, dort findet Ihr die Kaufbriefe Eurer Freiheit, Eurer Nationalität, und nicht bloß Eurer Freiheit, sondern die der zertretenen Lombarden und der bedrängten Ungarn. Die kitzelnde gierige Eitelkeit des norddeutschen und die centralisirende Todesangst des süddeutschen Monarchen, dazu die Lebenslust des schüchternen Jungviehs in unserm deutschen Stalle und das allgemeine Bedürfniß des Vorrechts und Herrscherrechts nach einem reaktionären Verfassungskontrakt, seht! das sind die noblen Bestandtheile unserer Geschichte, die Pole, zwischen denen der Nullpunkt des Frankfurter Liberalismus schwanken mußte. Und wohlan, wie herrlich ist am Ende einem Jeden das Seine geworden: Oestreich hat sich zu „einem“ Kaiserstaate oktroyirt, hat die Proletarier niedergeknallt und Ruhe geschafft, während es nach Frankfurt taubensanfte Versicherungen deutscher Gesinnung (Robert Blum!) schickte! Preußen ist von den Barrikaden herab über die Leichen von Camphausen, Hansemann, Milde zu einem bewaffneten Ministerium geklettert, es hat seine Nationalversammlung überwunden, und mit der deutschen Kokarde kokettirt; die kleinen Fürsten sind noch am Leben und die allgemeine Reaktion wird bei dem deutschen Kaiser zu Pathen stehen. — Das Beste aber ist, daß Herr Welker, bei dem um halb sieben Uhr Herr Dusch Visite machte, für seinen Einfall „um sieben Uhr“ und seine früheren Einfälle 10,000 Fl. behält, das Trinkgeld ungerechnet, was sein Postillon d' Amour von Potsdam mitbringen wird. — Wahrscheinlich wird man Anstand nehmen, ein Kaiserthum anzunehmen aus so niedrigen und wirklich wenig schmeichelhaften Händen, ein Kaiserthum, das man sich weit besser vereinbaren und durch „Noten“ zutragen lassen kann. — Von Allem abgesehen, wird auch diese letzte Erniedrigung unserer Vertreter eine erwünschte und erwartete sein, und nächstens werden wir erfahren, ob die Eifersüchtelei zwischen den beiden Mächten Deutschlands Natur oder Kunst war. Für das Volk ist es ganz interesselos, ob ein Direktorium den alten Bund auffrischt, der um so erbärmlicher und loser sein müßte, weil die nichtdeutschen Länder Oestreichs dazutreten, oder ob ein Kaiserthum in Deutschland mit dem andern ein Separatbündniß schließt, dessen spezieller Zweck unsere Knechtschaft. Wir sind herausgefordert, eventuell geprellt in jedem Falle. — So wahr aber die Russen-Furcht eine Parade-Finte und die renommistische Akklamation gegen Oestreich nur ein Fluch der Ohnmacht ist, eben so wahr ist die Verwirrung der Opposition, die in den sogenannten Parteigesellschaften zu Tage gefördert wird. — Während Herr Bassermann im „Weidenbusch“ ohne alle Umstände ausruft: „Meine Herren, wir sind „Unserer“ 230 hier allein, die für den Antrag sind und wollen unsere „Uebermacht“ benutzen, um diesmal ohne alle Gegenkonzession die „Linke“ vollständig „links liegen zu lassen“, während also die Männchen des kühnen Griff's dem armen „gerettet“ werden sollenden „Vaterlande“ höhnend in's Angesicht schlagen, finden wir eine traurige Unschlüssigkeit da, wo wir Entrüstung und Muth finden sollten. „Wenn wir nur ein freisinniges „„Wahlgesetz““ oder sonst einen Lappen von konstitutioneller Freiheit erschachern können“, so laßt uns diesmal (!) von dem Prinzip ein Bischen (!) abweichen und der erblichen Monarchie das Wort reden! Selbst ehrliche Demokraten bissen auf den Zopf eines preußischen Krieges gegen den Kaiser von Rußland an. Sie schwärmten von künftigen? Erhebungen gegen den russischen Tyrannen; sie drohten Oestreich mit gefährlichen Protesten der Paulskirche und waren überhaupt entsetzlich kühn und voller Hoffnung, nur nicht da, wo sie es sein sollten. — Wie lange wird diese Mystifikation des deutschen Volkes noch andauern, das bald vor den Russen, bald vor der Anarchie in offizielle Furcht gejagt wird, wie das Kind, das man mit dem schwarzen Manne zu Bette treibt. Habt Ihr noch nicht genug an den 900,000 Bajonetten, die Euch mit Hülfe der Russen Herr Radowitz oktroyirt hat, müßt Ihr noch einen Kaiser haben? Wir leben in gespannter Erwartung, ob sich in der Paulskirche nicht noch einige Männer befinden, welche die Bedeutung des Augenblickes begreifen, oder ob Alle in ihrer erschlafften geistigen Haltung thatlos schweigen werden zu dieser vollendeten Schmach. — Aber wir wissen schon, diese Leute glauben, „das Volk sei nicht so weit“. Früher sagte man, das Volk sei „unreif“. Heute sagt man, „das Volk ist „feig“. Die Geschichte liefert Beweise in jedem Tage des erlebten Jahres, wer unreif und feig ist: das Volk oder die reizbaren liberalen Raisonneurs. — 213 Dresden, 13. März. Unter die raffinirtesten Schurkereien, welche der Oberwärter der europäischen Fürstenmenagerie im Jahre 1815 in Deutschland ausgeübt hat, gehört die Art der Vertheilung des Grund und Bodens von Deutschland unter die Angestammten. Wir könnten darüber namentlich mit Rücksicht auf Preußen viele Worte verlieren, bleiben wir indessen bei Sachsen. Metternich zerschnitt damals das Herz Deutschland's und überließ die einzelnen Stücke ihren privaten bedeutungslosen Zuckungen. Er wußte, mit dem Zerschneiden des Herzens war das Leben entzwei, das große politische Leben Deutschland's unmöglich gemacht. Auf diese Weise entstanden die centraldeutschen Diminutivstaaten, deren einzige Bedeutung die gebildete Bedeutungslosigkeit blieb. Man sieht es den Sachsen sofort an der Nase und am Wesen an, wohin macchiavelistische Zerstückelung ein Volk bringt und wie ohnmächtig es dadurch wird, wenn ihm die Centralblutzirkulation gewaltsam entzogen wird. Dadurch hat man erreicht, daß die zerschnittenen Herzstücke bei jedem neuen Zucken erst nach allen vier Weltgegenden hinblicken müssen, um zu erspähen, ob sie es auch allen recht machen. Die Folge war eine beispiellose Erschlaffung und Ermattung bis in's innerste Leben des Volks, das Herz ist kein Herz geblieben, sondern ein blutloser Knorpel ohne Energie, Geist und Seele geworden, es ist, wie gesagt, zur gebildeten Bedeutungslosigkeit herabgesunken. Die Demokratie in Sachsen giebt sich viele Mühe, das Volk emporzuheben, allein sie fühlt sich selbst zu ohnmächtig, zu energielos, es mit großen, dröhnenden Schritten zu thun. Sie predigt bescheiden-demokratisch und handelt nicht entschiedener. Wie es in der Presse aussieht, so sieht es in Vereinen und Landtagen aus, überall fehlen Senf, Pfeffer und Salz. Ein Aufenthalt in den Städten Halle, Leipzig, Weimar, Gotha, Altenburg u. s. w. gehört unter die trostlosesten Lüneburger Haiden des menschlichen Lebens. Nicht einmal die Langeweile ist daselbst klassisch, sondern höchstens nur der Schlafrock, die Pfeife und die Stupidität des Bierglases. Anders in Dresden, denn in Dresden giebt es arme spanische Hidalgo's, es giebt Kammern, Volk, Hof und Kamarilla, sächsische Kamarilla. Dresden ist überhaupt eine Art deutschen Brüssel's im deutschen Belgien. Die sächsische Kamarilla ist der Stationstelegraph zwischen Olmütz und Potsdam; wenn einer von diesen die Arme bewegt, so muß er es ebenfalls. Das Haupt der sächsischen Kamarilla soll nicht der König, sondern wiederum eine Sophie, eine baierische Sophie sein, die aber hier den Namen Marie trägt. Es macht dem baierischen Brauergenius viel Ehre, daß Klein- und Großdeutschland unter seiner weiblichen Dreieinigkeit den Nacken beugt, wenn Deutschland überhaupt Ehre brächte. Das sächsische Volk benimmt sich mit seiner gebildeten Bedeutungslosigkeit à merveille zahm-anständig, flachköpfig-gemüthlich, und dennoch wird's verläumdet, die Kamarilla verläumdet es. Von Olmütz und Potsdam langen täglich ganze Ballen von intriguanten Verläumdungen an und werden dann unter die Gutgesinnten vertheilt. — Die armen Hidalgo's des Hof's, die büreaukratischen und kasernokratischen Ritter, sowie die Bourgeoisie debitiren diese Verläumdungen in alle Fernen des großen Reich's. Daß Sachsen noch kein Standrecht, keine Oktroyirte, keinen Windischgrätz oder Wrangel hat, ärgert die Kamarilla, um so mehr, als die Prinzessin Marie dadurch riskirt, von ihren beiden unvermeidlichen Schwestern ihres unanständigen Hausregiments wegen über die Achsel angesehen zu werden. Seit einigen Tagen werden daher die Verläumdungen des sächsischen Volks, seiner Kammern und nun gar der gemüthlichen Demokraten auf die Spitze getrieben. Die Standrechtsblättchen des Landes speien die giftigsten Ueberreste von den großherrlichen Inseln zu Olmütz und Potsdam aus, um die Unzufriedenheit zu steigern, die Kammern und ihre einzelnen Mitglieder in den Koth zu treten und dem sächsischen Volke das Bischen Blut in den Kopf zu treiben, welches ihm noch geblieben ist. Auf diese Weise soll das Lieblingsspielzeug der Kamarilla, Standrecht, Verhaften, Oktroyiren u. s. w. hier ebenfalls eingeführt werden. Das dazu geeignete Ministerium hat man bereits zu erwerben gewußt, und rückt mit ihm immer weiter vor. Aber der Kriegsminister Stavenhorst, eine Figur aus den spießischen Schauer- Ritter- und Räubergeschichten, fürchtet sich vor dem Geiste des Militärs. — Die Sachsen sollen, wie man sagt, keine Kroaten, sondern gar Demokraten sein. Herr Stavenhorst, der gerne Kroaten aus ihnen machen möchte, hat zu seinem Regierungsantritt nun zwar einen Armeebefehl à la Wrangel publiziren lassen, scheint aber dennoch nicht zu trauen. Darum sollen die sächsischen Truppen nach Schleswig marschiren, Stavenhorst will ihnen dort das demokratische Blut abzapfen lassen. So lautet der Befehl des Generalkommando's von London-Petersburg-Olmütz-Potsdam. Der neue dänische Krieg ist, wie der erste, eigens zu diesem Zwecke erfunden worden. Während die gewünschten Zustände heraufbeschworen werden, müssen die Kammern in geschäftiger Unthätigkeit ihre Zeit verbringen. Doch dürfen sie interpelliren, wenn, wie fast in der Regel, keine Minister zugegen sind. Wenn dann schon längst Niemand mehr an die Interpellationen denkt, erscheint ein Minister und deklamirt eine lederne Antwort daher, die noch weniger werth ist, als die Luft, die er dabei konsumirt. Das ist die Thätigkeit der Kammer, das Kamarilla-Ministerium läßt sie demokratisch poltern, ohne Notiz von ihren Beschlüssen zu nehmen, und, indem es ihnen im Volke immer mehr den Boden zu entziehen sucht, bereitet es in der Stille die große sächsische Standrechts-, Pulver und Blei-, Oktroyirungs-, Ausweisungs- und Verhaftungsbombe vor. Es ist schon weit damit gekommen, denn ein baierisches Heer ist bestellt worden, um dem endlichen Platzen der Bombe mit biergähnender Lümmelei beizuwohnen. Auch in der heutigen Sitzung der zweiten Kammer interpellirte Advokat Blöde ziemlich dreist das Gesammtministerium (der Minister der Finanzen war allein gegenwärtig) über die reaktionären Gerüchte, daß der sächsische Thron in Gefahr, der Schutz der Bajonette nöthig, das Vaterland (grenzenlos!) bedroht sei, und wie das Ministerium der Verbreitung und Veradressirung solcher Gerüchte vorzubeugen gedenke, namentlich aber verhüte, daß der König mit Adressen bestürmt werde, die, wie die des gestrigen Dresdener Journals, ihn zur offenen Gewalt aufforderten. Die Antwort wird nächstens erfolgen. Berthold hatte beantragt, das Ministerium solle die Pensionen, namentlich des Militärs, reduziren und zu diesem Ende der Kammer Pensionslisten vorlegen, in welchen Alter und Verdienst der Pensionäre, sowie Höhe der Pension verzeichnet seien. Tschirner befürwortete diesen Antrag mit aller Entschiedenheit, während Minister von Ehrenstein ihn ebenso bekämpfte. Das Resultat war, daß Berthold's Antrag mit absoluter Stimmeneinheit von der Kammer angenommen wurde. Der Minister verzog keine Miene dabei, denn er dachte an sein Muster Manteuffel. Die Minister der 36 deutschen Ober- und 36 deutschen Unterhäuser ziehen sich nämlich vor keiner Majorität, geschweige vor einer Stimmeneinhelligkeit mehr zurück. So will es das vorhin genannte Generalkommando. Ein Plakat des Ausschusses des Vaterlandsvereins warnet heute die Bürger Dresden's vor all den Intriguen der Kamarilla!! Man sagt, der König wolle nicht recht an den Gewaltstreich. Meines Erachtens will er ihn gerade, aber er möchte gern im Volke den Glauben an sein thränenbachreiches Volksherz bewahren, um im schlimmsten Falle den Schlag vom eigenen Haupte abzupariren. Er ist, wie andere Könige auch. Die haute volée der Stadt besuchte gestern ein neues Drama von Gutzkow: „Liesli“ genannt. Dieser dramatische Pfaffe und schillernde Quaksalber hat es versucht, einen Schwabenstreich zu dramatisiren. Ein Würtemberger Bauer will nach Amerika ziehen, seine Frau will ihn nicht dahin begleiten, und der Schwab ermordet darum sie und sich selbst. (O Mimely!!) Die sprachliche Heulerleier und die innere Nothwendigkeit dieses Schwabendrama's machten auf mich einen komischen Effekt. Herr Gutzkow ließ sich hervorrufen und machte sich damit selbst zum Schwaben. Ungarn. 068 _ Krakau, 12. März. _ Pesth, 9. März. Hr. Windischgrätz hat folgende Verordnung publizirt: Durch Se. Majestät beauftragt die Ordnung im Königreiche Ungarn wieder herzustellen, habe ich alle jene Maßregeln angewandt, die mir am geeignetsten schienen. Ich habe bei der Wahl derselben die möglichste Milde eintreten lassen. Aus diesem Gesichtspunkte ausgehend, und in der Hoffnung, das schnellere Ende der unseligen Rebellion herbeizuführen, habe ich das illegale ungarische Papiergeld nicht sogleich außer Cours setzen lassen. Es hat sich aber erwiesen, daß dieses ein Haupthülfsmittel der Rebellion ist. Da ferner während meiner Abwesenheit und ohne mein Vorwissen eine Kundmachung, bezüglich der durch die Rebellen-Regierung in Umlauf gesetzten illegalen Geldnoten erlassen worden ist, die gestern noch ohne Autorisation angeschlagen wurde, so sehe ich mich bemüssigt nun definitiv auszusprechen, daß von dem heutigen Tage angefangen, in keiner öffentlichen Aerarial- und Landeskasse die ungarischen Noten zu 5 und 100 Fl. mehr angenommen werden dürfen, dagegen auch alle Zahlungen aus denselben in österreichischen Banknoten und Silbergeld geleistet werden. Die ungarischen Banknoten zu 1 und 2 Fl. aber, die einen Metallstock besitzen, werden demnächst in kaiserl. österreichische umgewechselt und das dabei zu beobachtende Verfahren, so wie die Orte der Auswechslung bekannt gegeben werden, diese bleiben daher vorläufig in ihrem Course. Hauptquartier Ofen, am 8. März 1849. Alfred Fürst zu Windischgrätz, k. k. Feldmarschall. Schweiz. Bern, 10. März. In der Großrathssitzung vom 10. theilte Herr Regierungspräsident Funk dem Gr. Rathe folgenden Bericht des Statthalters von Pruntrut mit: „Ich habe die Ehre, Ihnen einen Bericht zu übermachen, der mir soeben zugekommen ist. Aus diesem Berichte des Zollbeamten von Fahy (französisch-schweizerischer Grenzort) vom 8. März geht hervor, daß ein Detachement französischer Soldaten des 25. leichten Regiments mit Sack und Pack am 7. d. M. um 1 Uhr über die Grenzen gekommen ist. Sie waren von einem Lieutenant und einem Unteroffizier angeführt und mit einer Kantine und Lebensmitteln versehen. Ihre Aufführung während ihres Aufenthaltes in Fahy war ganz tadellos. Um 3 Uhr zogen sie ab, bewundert von den Einwohnern.“ Ferner zeigte er an, daß der Regierungsrath in Bezug auf diese Mittheilung beschlossen habe; eine weitere Untersuchung über den Vorfall einzuleiten und je nach dem Ergebnisse zu handeln. Inzwischen sollen die Aktenstücke dem Bundesrathe übermittelt und seine Verwendung um vollständige Satisfaktion für diese befremdende Gebietsverletzung nachgesucht werden. Aus einer neuerlichen Mittheilung des schweizerischen Generalkonsulates in Neapel vom 27. v. M. geht hervor, daß die Reklamationen für die von Schweizerhäusern in Folge der Ereignisse in Messina erlittenen Verluste dem neapolitanischen Ministerium abermals in Erinnerung gebracht worden sind, daß aber keine Hoffnung auf einen günstigen Entscheid gehegt werden dürfe, bevor die Angelegenheit Siziliens geregelt sein werde. Französische Republik. 17 Paris, 15. März. Die Rückzahlung der den Junkern und den Bourbonischen Prinzen 1825 votirten Entschädigungsmilliarde wird jetzt bald von allen 86 Provinzen durch Bauernpetitionen unterstützt sein. Der Dijoner „Citoyen“ sagt in Nr. 20: „der große Nationalkonvent hatte 1793 in der furchtbarsten Gefahr des Vaterlandes das Aufgebot in Masse verordnet, und eine eherne Mauer von Bajonetten stand alsbald an Frankreichs Grenzen. Da bot die Republik, reich an Domänen, jedem Bürger ein patriotisches Geschenk von zwei Hektaren, für den Fall des Friedens, im Voraus an; sie hielt es für heilsam eine kompakte Masse neuer Grundbesitzer zu schaffen, die ihr ganz ergeben, ganz dankbar wären. Am neunten Thermidor geschah der große Meuchelmord, Robespierre stürzte. Die zweihundert Millionen Hektaren geriethen in Vergessen. Die Thermidorier, die Sieger Robespierre's verschleuderten im Stillen unter sich die Güter, und ihre Spiesgesellen, die Agioteurs, spekulirten flott damit. Dies und die Kriegslieferungen wurden Quellen des kolossalen Reichthums gewisser Häuser. Dreißig Jahre später, als diese Thermidorier, unter dem Namen Royalisten, fester denn je am Ruder thronten, erbettelten die Emigranten die berüchtigte Entschädigung, unzweifelhaft als Belohnung für die Kriegsdienste, die sie bei dem Feinde des Vaterlandes und der Freiheit gethan hatten. Die Hochbourgeoisie in der Kammer war die Aufkäuferin jener Nationalgüter geworden und hatte spottbillig aufgekauft; die Buße dafür mußte das Volk zahlen. Der General Foy, damels das Haupt der Liberalen in der Kammer, bewies mit großem Bourgeois-Eifer, daß das niedere Volk nur indirekt von den Gütern profitirt habe, allein er wandte keineswegs sich gegen das völlig Ungerechte des Prinzips dieser Entschädigung. Und so ging denn, trotz des berühmten Ausrufs, womit er seine Rede schloß: „„dies Votum ist gefährlich für künftige Generationen““ — das Gesetz glänzend durch. Die hohe Finanzokratie rieb sich die Hände, sie erreichte dadurch, daß sie nicht mehr von Priestern und Edelleuten beunruhigt, und ganz ruhig im Besitze ihrer Güter gelassen wurde. … Aus dem Spektateur des 15. Mai 1830 ergiebt sich u. a. für die Herrn Armand de Sennevoy 12,140 fr.; Arthaud 138,277 fr. 95 Centimen, Wittwe Dubard 139,994 fr. 22 Cent. und sofort, eine entsetzliche Phalanx Junker, adlige Wittwen und Waisen, die schon von Hause reich, Departementsräthe, Kammerdeputirte, Nationalgardenkommandanten, beinahe zweihundert Personen, worunter Fürstin Louise Maria Adelaide Bourbon Penthievre mit 30,610 fr. 4 Cent. brillirt. In Summa zahlte das Volk an weggelaufne Junker unsrer Provinz 23,990,225 fr. 59 Cent., an deportirt gewesene 211,333 fr. 92 Cent. und an Verurtheilte 451,860 fr. 72 Cent. Total 24,655,420 fr. 23 Cent. Das ist nicht eben ein kleines Stückchen für unsere Burgunderprovinz.“ Unser honetter Präsident, dem diese „Milliarden-Propaganda“ nachgrade große Besorgniße einflößt, zeigt in so weit lichte Augenblicke, als er in den tiefsinnigsten Verhandlungen aus dem Minister-Rathe Odilon Barrot's fort, und zu seiner englischen Maitresse, Madam Gordon läuft. Paris, 14. März. Der Moniteur veröffentlicht heute zum ersten Male in Gemäßheit einer Verfügung der weiland provisorischen Regierung die Namen aller Schüler, welche die polytechnische Schule und die Ecole spéciale militaire auf ganze oder halbe Staatskosten besuchen. Diese Veröffentlichung soll wahrscheinlich einen Beweis von ministerieller Redlichkeit ablegen. Vor der Februarrevolution wurde mit diesen Freistellen ein arger Favoritismus getrieben. — Der Moniteur enthält einen Bericht im Tircis'schen Hofstyle über einen Ausflug, den gestern der Präsident in das Artillerie-Museum am Place Saint Thomas d'Aquin machte. „Eine zahlreiche Bevölkerung hatte sich während dieses zweistündigen Besuches auf jenem Platze eingefunden — behauptet der Tircis — die den Präsidenten bei seiner Abfahrt mit dem heißesten Beifall begrüßte.“ — Die Nationalversammlung hat heute ihren Monatspräsidenten zu ernennen. Kein Zweifel, daß ihre (letzte?) Wahl wieder auf Marrast fällt. — Einige Journale melden den Tod Cabets zu New-Orleans am gelben Fieber. Wir glauben zu wissen, daß diese Nachricht glücklicher Weise völlig unbegründet ist. — Die Pforte hat dem Vernehmen nach ein Memorandum an Frankreich und England gerichtet, das für den allgemeinen Krieg, dem wir entgegengehen, von Wichtigkeit ist. Sie setzt darin den beiden Kabinetten von Paris und London die Gründe ihrer Rüstungen auseinander und wirft neues Licht auf das Benehmen Rußlands in der Moldau, Walachei, Serbien und Bulgarien. Sie fordert die Kabinette auf, ihr in einem Kampfe gegen den nordischen Koloß beizustehen. — Unter der offenbar unbegründeten Angabe, Geldprellereien und Unterschlagungen verübt zu haben, wurden gestern die drei Chefs des Clubs de la Fraternité, Arthur de Bonnard, de Serignac und Clovis Mortier, in Präventivhaft gesetzt. Bonnard wurde in seinem Bett, die andern Beiden auf der Straße arretirt. Diese Präventivmaßregel hängt mit einer Klage zusammen, die der Junideportirte Cornu wegen angeblicher Unterschlagung einer Kollekte für ihn im Fraternitätssaale, gegen sie erhoben hat. Diese Klage wird nun von der Staatsanwaltschaft ausgebeutet. — Heute findet, sagt man an der Börse, die Eröffnung der Zweigbahn von Calais nach Lille (für Deutschland nicht unwichtig) im Beisein Rothschilds statt. — Die Geldsendungen nach Gaëta dauern fort. Vom Bischof von Grenoble gingen 5000 Fr. heute dahin ab. — Die Liste des neuen Staatsrathes ist fertig. Ein Drittel sind neue Mitglieder, (sogenannte Parlamentsnotabilitäten, die wir zum Theil schon nannten), zwei Drittel gehören dem alten Staatsrathe an. Aus den Departements jagte ein Gesuch das andere um diese Pfründen. Aemtlikrieg! — An sämmtliche Präfekturen ist bereits der Befehl abgegangen, Alles für Anfertigung der Wahllisten bereit zu halten. Hr. Faucher hofft, daß die Nationalversammlung heute die Wahlgesetzdebatte endige. — Aus St. Petersburg kehrte vor einigen Tagen unser Vertreter, General Leflo, zurück. Die Blätter sind über die Freundlichkeit entzückt, mit welcher sich Nikolaus über den General Cavaignac ausgesprochen haben soll ‥ Weil er die Demokraten im Juni todtschoß! antwortet die „Assemblée“ sarkastisch. — Die zahlreichen Auswanderungen nach Californien haben das Bedürfniß hervorgerufen, in San Francisco einen Bischofsitz zu errichten, für den ein französischer Priester bereits ersehen ist. (Ere nouvelle.) — Ledru-Rollin hat eine Glückwunsch-Adresse von den Demokraten in Turin erhalten. — Marrast erhielt heute von der Bergpartei eine derbe Lektion, indem sie beim ersten Stimmumgange nicht mehr für ihn stimmte, sondern auf Grevy übertrug, so daß Marrasts Wahl zweifelhaft wurde. — Gestern, Montag Abends 10 Uhr, fiel eine fürchterliche Scene zwischen Herrn und Madame Thiers (von der die böse Welt sagt, daß sie seine eigene Tochter sei) in ihrem glänzenden Hause am Place Saint Georges vor. Personen, welche über den Platz gingen, hörten ein starkes Geschrei, das von der Hausflur her an sie drang. Sie näherten sich dem Eisengitter, das den Garten einschließt und vernahmen die ärgsten Schimpfworte, mit denen sich das ministerielle Ehepaar überschüttete. Plötzlich wurde der Lärm so heftig, die Rufe: „Canaille!“ etc. nahmen einen so wüthenden Ausdruck, daß mehrere Personen die Wache herbeirufen wollten. Im Augenblick, wo dies geschah, öffnete sich aber der große Thorweg plötzlich und eine Dame in weißem Atlaskleide und zwischen zwei Herren trat aus der Pforte. Ein Wagen, der in der Nähe des Brunnens hielt, entzog sie alsbald den Blicken der erstaunten Menge. — Im Ministerrathe wurde lange über die Brea-Verurtheilten debattirt. Sind wir gut unterrichtet, so sollen zwei von ihnen, welche als die Hauptmatadore der Barrikade jener Gegend, an der Fontainebleau-Barriere, galten, erschossen, die drei andern zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurtheilt werden. Welche Gnade! — Louis Blanc's Broschüre aus London, «Appel aux honnêtes gens!» macht in der offiziellen Welt großes Aufsehen. Daß der sozialistische Chef in London bleibt und nicht in Bourges erscheint, will den hiesigen Juristen durchaus nicht in den Kopf. Nicht minder ergrimmt sie die Louis Blanc'sche Deduktion der rothen Fahne als Symbol der Einigkeit. — Nationalversammlung. Sitzung vom 14. März. Havin, Vicepräsident eröffnet die Sitzung um 1 1/4 Uhr. Er zieht die 24 Stimmzettelzähler für die Präsidentenwahl, die heute vorzunehmen. Während der Abstimmung werden eine Menge Urlaubsgesuche unter großer Unzufriedenheit erledigt. Porion (Somen), der Municipalgeschäfte vorschützte, wird mit seinem Gesuch abgewiesen. (Murren rechts.) Den Städten Valenciennes, La Guillotiere, ebenso den Departements [A]llies und Vaucluse wird die Genehmigung zur Uebersteuerung ertheilt, um Gelder Behufs Beschäftigung ihres Proletariats aufzubringen. Die Versammlung fährt eben in Berathung des Wahlgesetzes fort, als Havin folgendes Wahlresultat mittheilt: Zahl der Stimmenden 593. Absolute Majorität 297. Marrast erhielt 246 Stimmen. (Ah! Ah!) Dufaure erhielt 196 Stimmen. Grevy erhielt 69 Stimmen. Billaut erhielt 53 Stimmen. Cavaignac erhielt 1 Stimmen. Da keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht hat, so muß zu nochmaliger Abstimmung geschritten werden. Inmittelst nimmt die Versammlung die Incompatibilitätenfrage (Artikel 82) wieder auf Artikel 83 ruft eine solche Masse von Zusätzen hervor, daß in uns der Glaube aufsteigt, das Wahlgesetz werde niemals fertig. Im Grunde handelt es sich darum zu wissen, ob den Militärs ihre Mandatszeit als aktive oder Depot- (Kader) Dienstzeit angerechnet werden soll. Lamoriciere, Larabit, Dupin, Ceyradt kämpfen lange für und wider einander. Endlich wird der Artikel 83 angenommen. Präsident Havin bricht hier die Debatte durch folgende Mittheilung der Präsidentenwahl ab. Beim zweiten Umgange stimmten 679. Absolute Majorität 340. Marrast erhielt 378 Stimmen. Dufaure erhielt 256 Stimmen. Grevy erhielt 31 Stimmen. (Also der halbe Berg schwang um.) Billaut erhielt 6 Stimmen. Demzufolge wird Marrast von Neuem als Präsident der Nationalversammlung bis zum 14. April proklamirt. Schluß 6 Uhr. 12 Paris, 14. März. Was da oben, in den Regionen der sogenannten Politik vorgeht, kann nur mehr noch Stoff zum Lachen, zum Schwatzen und zu Scherzen darbieten. Wer heutigen Tages die Politik noch ernstlich nimmt, der ist schmählich angeführt. Politik! Als wenn es noch seit dem Sturze Louis Philipp's und Guizot's eine Politik geben könnte! Barrot, Faucher und Napoleon haben die Politik verpfuscht, und wenn man sich noch als „Bourgeois“ die „schuftig-große Politik“ Guizot's gefallen lassen konnte, was soll man dann zu der philantropisch-schuftigen Politik eines Barrot und Faucher sagen? Bastiat also hatte vorgeschlagen, daß ein Minister kein Volksrepräsentant, oder vielmehr umgekehrt ein Volksrepräsentant kein Minister werden könne. Nun denke man sich den Schrecken, welchen dieser Vorschlag den armen Advokaten und den armen Generalen und sonstigen servilen Volksrepräsentanten verursachen mußte, die alle Stoff zum Minister in sich fühlen? Der Antrag Bastiat's fiel glänzend durch, und die Advokaten bleiben Justiz-Minister in spe, wie die Generale Kriegs- und Marine-Minister in dito bleiben. Ein anderer Vorschlag beantragte eine Zulage von 50,000 Fr. monatlich zu dem von der Constitution festgesetzten Gehalte des Präsidenten. Der Antrag ging glänzend durch, und der Präsident Napoleon wird statt 600,000 Fr. jährlichen Gehalts künftighin die doppelte Summe beziehen: lauter „hohe“ politische Fragen, welche den Scharfsinn des Herrn Faucher und die Beredsamkeit des Herrn Barrot ebenso in Anspruch nehmen, wie die Apanagegelder und Waldungen, welche Molé, Guizot u. s. w. den groß gewachsenen Jungen des Königs Louis-Philipp zu Gute kommen lassen wollten. Aber das war zur Zeit der oppositionellen Biedermännigkeit, wo Barrot's „Herz“ für Italien und Polen schlug. Seit Barrot an die Stelle Guizot's getreten, was hat sich da nicht Alles geändert! Sicher, Guizot hatte Recht, wenn er zu Herrn Barrot damals sagte: Ich bin überzeugt, Herr Barrot, wenn Sie an meiner Stelle wären, würden Sie gerade so handeln als ich! Heißt das etwas Anderes, als daß die bürgerlichen Verhältnisse stärker sind als alle biedermännige Moral, und daß die Biedermännigkeit jedes Mal umschlagen muß in Schuftigkeit? Die bürgerliche Moral hat zu ihrer Grundlage die bürgerliche Unmoral, d. h. die Herrschaft einer Klasse durch die Unterdrückung einer andern Klasse. Wie gesagt, im Uebrigen sind Barrot und Faucher u. s. w. grundehrliche Leute; die bürgerlichen Verhältnisse machen sie zu ehrlichen Schuften, beinahe so schuftig, wie die Leute des Nationals. Z. B. Der National wollte eine exekutive Gewalt einsetzen, während die konstituirende Kammer noch bestand. Der National ging ganz ehrlich zu Werke: er baute sicher darauf, daß seine konstituirenden Männer, als da sind Cavaignac, Marrast und Consorten unfehlbar zu der exekutiven Gewalt gewählt werden würden. Seine Rechnung schlug fehl: wir haben eine exekutive Gewalt erhalten, die eine bürgerlich-legislative Kammer voraussetzt, während die konstituirende Kammer fortbesteht und noch im Sinne des Nationals konstituirend zu Werke gehen will. Das ist ein Unglück für den National, aber Herr Barrot kann nichts dafür, und nolens volens mußte er die Kammer aufzulösen suchen. Nun kommt aber der National und wirft der neuen exekutiven Gewalt und namentlich dem Herrn Barrot und Faucher ihren Mangel an Liebe und Zuneigung zur Republik vor. Das ist ein ganz ungerechter Vorwurf. Was Barrot und Faucher und mit ihnen die ganze Bourgeoiswelt, welche sie vertreten, wollen, das ist vor allen Dingen die „Wiederkehr der Geschäfte“, die Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung, die Begründung eines Rechtsbodens, irgend eines Rechtsbodens, „des ersten besten Rechtszustandes“, wie Herr Vincke sagen würde, aber eines stehenden und stabilen Rechtszustandes im Staate. Zur Wiedereinführung dieses Rechtsbodens gehört natürlich auch die Wiedereinsetzung der alten Administration, der alten Corruption unter der republikanischen Verkappung. Die konsequente Durchführung dieses Systems führt natürlich auf einen Hauptkorruptor, auf einen Hauptbourgeois, einen Hauptschurken, wie er sich in Louis Philipp herausstellte, und statt dessen treffen die Hauptbiedermänner einen Hauptochsen an, einen Napoleon, mit dem sie gar nicht wissen, was sie anfangen sollen. So geht es mit allen Zweigen der Administration, die man gar nicht mehr zu besetzen weiß. Man braucht Leute wie Duchatel und Cunin und Namen wie Napoleon oder höchstens Marrast. Bis zur heutigen Stunde hat Barrot noch keinen Generalsekretär finden können, weil er den Mann noch nicht ermitteln kann, der mit dem Kopfe eines Duchatel's ein napoleonisch-republikanisches Gesicht hat. Daß unter solchen Umständen Leute wie Thiers, Molé und Fould mit ihrer spezifischen Thätigkeit tag-täglich kühner und kecker auftreten, wer kann es ihnen verargen? Hierzu eine Beilage.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz248_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz248_1849/3
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 248. Köln, 17. März 1849, S. 1387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz248_1849/3>, abgerufen am 23.11.2024.