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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 251. Köln, 21. März 1849.

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Fabel sei, ausgehe. Die Regierung ist schuldig uns Mittheilungen über all das zu machen, denn es ist Thatsache, daß sie über unser Gut und Blut disponirt, ohne das Volk zu fragen. Er will nur eine Verwahrung dawider eingelegt wissen, daß die Regierung Truppen ohne Einwilligung der Kammern außer Landes verlege. Gegen Tzschirners exklusiven Freisinn.

Finanzminister v. Ehrenstein. Der §. 89. ist noch anwendbar, weil die Befugnisse des Bundestags auf die Centralgewalt übergegangen sind; dem Reichsverweser ist die Gewalt vom ehemaligen Bundestag übertragen worden. (!! Prost Mahlzeit.)

Bertlings Antrag auf Tagesordnung wird mit namentlicher Abstimmung (46 gegen 19) verworfen; ebenso der erste Theil des Böttcher'schen Antrags (40 gegen 24) nach namentlicher Abstimmung.

Hierauf wird Vinke's Antrag gegen 24 Stimmen angenommen; ebenso der zweite Theil des Böttcher'schen Antrags (58 gegen 6) im Verein mit der I. Kammer zu erklären, daß der Einmarsch der Reichstruppen nach Sachsen ohne verfassungsmäßigen Beschluß der Kammer nicht geduldet werde. Das Amendement: "ohne besondern Beschluß der Nationalversammlung" wurde verworfen. Der erste Theil des Bertling'schen Antrags, gegen die Truppendislokation keinen Widerspruch zu erheben, wurde mit 34 gegen 30 Stimmen verworfen.

Dagegen ward Köchly's Antrag auf Vorlage der Papiere über den dänischen Krieg angenommen.

Schluß der Sitzung 3 Uhr.

Vor einigen Tagen befand sich ein Commis-Voyageur des Hrn. von Schwarzer von der Oestr. Allgem. Zeitung hier. Er durchreist Deutschland, um Abonnenten zu sammeln, und soll hier am Platze deren 200 requirirt haben. Die verblödete Demokratie Sachsens wird mit den östreichischen Juden ein Schutz- und Trutzbündniß schließen. -- Die in Ihrem Blatte Nummer 246 enthaltene Entgegnung der Hrn. Buchhändler Schreck und Konsorten aus Leipzig, welche mich unwahren Berichts bezüchtigt, würde ich sehr gerne unterschreiben, wenn ich wirklich Unwahres berichtet hätte. Ich bedaure, daß Hexamer die 200,000 Thaler nicht heirathet; ich berichtete dies nach einem überall zirkulirenden Gerüchte, nachdem es schon in öffentlichen Blättern gestanden. Was den chinesischen Kaiser u. s. w. anbelangt, so muß ich dabei verbleiben.

223 Bernburg, 17. März.

Auch bei uns sind die Standrechtsbestien endlich losgelassen. Lange genug haben sie gefletscht an ihren Ketten, immer sich bemüht, dem gottbegnadeten Preußenthum nachzuäffen. Berlin eine octroyirte Verfassung und Bernburg keine? In Berlin die Vereinbarer auseinandergetrieben und in Bernburg nicht? Das konnte nicht sein. Flugs also damals ein Paar Bataillone Preußen zufällig durchmarschiren lassen, den Landtag auflösen und eine Verfassung octroyiren. Seit jener Zeit haben die Hunde das Volk gehetzt, wo sie nur konnten, aber das Volk ward gut und hat sich widersetzt, wo es nur konnte. Das mußte anders werden! Das gottbegnadete Beamtenthum wollte nicht länger gequält sein von den Forderungen des Volkes. Schießt die Kanaillen todt! Ein Königreich für einen Putsch! -- Und der Putsch kam. -- Gestern befreite das Volk einen seiner Führer, einen hier ansäßigen Bürger, den Lederhänler Calm, der unter dem Namen Hecker bekannt ist, aus dem Gefängnisse, weil das Gericht ihn gegen Kaution nicht freigeben wollte. Im Triumpf trägt man ihn auf den Markt, dort stellt er sich dem Obergericht freiwillig und bietet nochmals Kaution an. Während dieses das Freilassungsdekret ausfertigt, rücken 3 Kompagnien Militär an, man kommt bis unter das Brückportal, giebt die Signale, ein Schuß fällt. Der Haufen läuft auseinander, man brüllt nach Waffen, wirft Wagen um zu Barrikaden, ein Mann, der Fahnenträger des demokratischen Clubs stellt sich vor das Haus, worin Calm und die Uebrigen sind, welche man fangen will, mit der schwarz-roth-goldenen Fahne und erklärt, nicht weichen zu wollen. Die "Kroaten" dringen vor. Wieder fällt ein Schuß und ein Bürger, der mit dem Kommandeur unterhandelt, stürzt mit zerschmettertem Schädel zur Erde. Da erfolgt eine Salve und noch eine und noch eine. Der Fahnenträger, von mehr als 20 Kugeln durchbohrt, stürzt nieder; hier liegt eine abgeschossene Hand, dort Finger, hier wälzt sich ein Sterbender in seinem Blute, dort liegt Einer und neben ihm auf der Treppe des Hauses das Hirn aus seinem Kopfe. Ein scheußliches Gemetzel! Männer, Weiber, Kinder, denen Allen die Sache zu unerwartet kam, als daß sie sich hätten bewaffnen und vertheidigen können, wurden geradezu geschlachtet. Einer Frau, die ihren Sohn aus den Reihen der Soldaten reißen wollte, rief der Kommandeur Trützschler-Welden zu, wenn sie nicht gehe, würde er sie von ihrem eigenen Sohne erschießen lassen. Ein Kroat, ein Welden, alle diese Mordgesellen Windischgrätz, Radetzky und wie die Bluthunde weiter heißen, sind die würdigen Vorbilder dieses Trützschler.

Jetzt hat man es erreicht. Belagerungszustand! o welche Wonne für das Beamtenthum! Belagerungszustand, die einzige Sehnsucht seit Monaten, endlich soll sie in Erfüllung gehen. Und flugs wird das längst vorbereitete Plakat an allen Ecken Bernburgs angeschlagen: "Da das hiesige Militär in seiner dienstlichen Funktion angegriffen und auf dasselbe geschossen worden" u. s. w. in dem längst bekannten Style der Männer des Standrechts und der Knute.

Ungarn.
*
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Italien.
068 Rom, 8. März.

Die "Alba" vom 10. hat im Augenblick, wo sie in die Presse ging, die Nachrichten erhalten, daß die Assemble in ihrer gestrigen geheimen Abendsitzung, nach den stürmischsten Debatten und mit einer großen Majorität den Beschluß gefaßt habe, dem Triumvirat oder Executiv-Comitee die nöthige discretionäre Gewalt zur Ergreifung aller Maßregeln zu ertheilen, welche es für das Wohl des Vaterlandes für nöthig findet. Morgen wird die Kammer in ihrer öffentlichen Sitzung darüber verhandeln.

In den Provinzen conspirirt der Clerus mit allen Mitteln gegen die Constitution. In Terracina ist ein Priester, Defrade, als Spion der verbündeten Diplomaten von Gaeta verhaftet worden. Pius IX. hat aus Frankreich von den Bischöfen bereits über 150,000 Fr. erhalten, und wird diesen Obolus ohne Zweifel im Sinne Gottes und des bourbonischen Mordhundes von Neapel verwenden. Rußland soll, wie es heißt, das Originalaktenstück, durch welches Pius IX. als junger Mensch in den Bund des "jungen Italiens" eintrat, für 6000 Thaler gekauft und das Autograph dem heiligen Vater wieder zugestellt haben.

Mazzini hat von den römischen Demokraten eine große Demonstration erhalten, und dem Volke durch eine energische, mit Jubel aufgenommene Ansprache geantwortet. Der Austritt Giuccioli's und Sterbini's hat keinen andern Grund, als Mangel an revolutionärer Energie, und man erwartet, daß am 9. andere Kräfte in das Ministerium treten.

Die fremden Gesandtschaften, welche bei der Republik noch nicht accreditirt sind, haben ihre Insignien und Wappen abgenommen.

068 Palermo, 12. März.

Die Präskriptionen aller Art, wie sie aus der Blüthe des östreichischen Blutsystems Sitte sind, dauern in der ganzen Lombardei fort. In Parma hat der General Dangenfeld, ohne irgend einen Vorwand, eine neue Steuer, e'est-a-dire Plünderung von 500,000 Fr. ausgeschrieben.

068 Padua, im März.

Herr F.-M.-L. Haynau, der bekannte k. k. Räuberchef, der die Stadt Ferrara überfiel, brandschatzte und beim Abzug 6 Geißeln mit sich fortschleppte, hat aus seinem Hauptquartier Padua eine für die Zustände des bis jetzt noch östreichischen Oberitaliens zu sehr bezeichnende Proklamation erlassen, als daß wir sie unsern Lesern vorenthalten sollten. Sie lautet:

"Sämmtliche an die beurlaubten Militärs Italienischer Regimenter Betreff ihrer Einrückung erlassenen Ermahnungen blieben bis nun fruchtlos, indem der schlechte Geist der Bevölkerung die Urlauber mit falschen Nachrichten, Versprechungen und sogar mit Androhungen verhindert, zu ihrer Pflicht zurückzukehren.

Es ist erwiesen, daß die Verwandten und Freunde der abwesenden Soldaten, ja sogar die Beamten und Geistlichen Schuld an diesen abscheulichen Umtrieben tragen. Ein anderer erwiesener Thatbestand ist, daß sich Deserteurs mit Wissen der Obrigkeiten in den Gemeinde-Gebiethen aufhalten, und auf diese Art von denselben unterstützt, dem k. k. Militärdienste entzogen, hingegen mit allen erdenklichen Vorspiegelungen und Verführungskünsten für den Dienst der aufrührerischen Stadt Venedig angeworben werben.

Um diesem unerlaubten Fürgange Einhalt zu thun, welches überhaupt den betreffenden Ortsobrigkeiten nicht unbekannt sein kann, wird mit dieser Proklamation kund gegeben, daß jene Gemeinde, in deren Gebiete Deserteure, Urlauber oder Rekruten nach ihrer Vorrufung nicht einrücken, und ihrem Bataillon bis 25. Februar 1849 übergeben werden, zu einer Contribution von 500 Zwanzigern verurtheilt wird.

Mit eben dieser Strafe wird jene Gemeinde belegt, wo ein Deserteur aufgegriffen wird, und derselbe angibt, daß die Gemeinde von seinem Aufenthalte Kenntniß hatte.

Die Familie eines derlei Deserteurs wird übrigens dem Regimente ein taugliches Individiuum als Substituten und in Ermangelung dessen die Commune ein anderes taugliches Individuum aus der Gemeinde zu stellen haben, welcher so lange als Supplent des Deserteurs zu verbleiben hat, bis der Letztere eingebracht worden ist.

Hat der Deserteur Montur oder Armatur mitgenommen, so leistet die betreffende Gemeinde an das Aerar die Entschädigung.

Jene Gemeinde, welche binnen 5 Tagen die ihr auferlegte Contribution an das Distrikts-Kommissariat nicht geleistet hat, wird mit dem doppelten Betrage bestraft, und bis zur Leistung der Contribution ein entsprechendes Executions-Detachement dahin entsendet, welchem die Gemeinde pr. Kopf 20 Kreuzer auf die Zeit der Stationirung zu zahlen hat.

Gegen jene Gemeinden, welche feindliche Absichten beweisen, werden überdies viel schärfere militärische Maßregeln angewendet.

Schließlich wird bemerkt, daß Jeder ohne Unterschied standrechtmäßig erschossen wird, der überwiesen ist, einem Urlauber oder Rekruten bei seiner beabsichtigten Einrückung hinderlich gewesen zu sein.

Gegenwärtige Proklamation ist vom Pfarrer jeder Gemeinde durch 3 Tage, worunter ein Sonntag sein muß, seiner Gemeinde vorzulesen und zu erklären, und unter dem Einflusse der Commune besonders jenen Familien an das Herz zu legen, wo sich noch besagte Deserteurs befinden sollten."

Der k. k. Commandant des 2. Reserve-Armeecorps, Haynau, Feldmarschall-Lieutenant.

068 Turin, 14. März.

Die "Concordia" meldet, daß Karl Albert gegen die Grenze aufgebrochen ist.

Die "Alba" von Florenz erzählt, daß ein Kaufmann, der sich nach Mantua hatte begeben wollen, die Stadtthore von Mantua geschlossen gefunden habe, und ein Kampf zwischen den Ungaren und Croaten ausgebrochen sei.

Mailand, 13. März.

Der Marschall Radetzky hat die Aufkündigung des Waffenstillstandes mit den Worten: "Turin ist unsre Losung!" erwidert, concentrirt seine Korps, zusammen 55000 bis 60000 Mann, und dürfte sein Hauptquartier in einigen Tagen nach Crema verlegen.

Schweiz.
Bern, 16. März.

Der eidgenössische Kommissär Sidler im Tessin hat ein Bataillon dieses Kantons unter die Waffen berufen, um die Grenze zu besetzen und die Neutralität zu bewahren.

Die Generalpostdirektion in Bern hat von dem Tessinischen Postamt die amtliche Mittheilung erhalten, daß die Postverbindungen zwischen der Lombardei und dem Kanton Tessin unterbrochen sind. Eine andere Staffette von General Haller meldet, daß in Folge der Wiedereröffnung der Feindseligkeiten alle Verbindungen Piemonts und des Kantons Tessin mit der Lombardei unterbrochen bleiben müssen.

Französische Republik.
12 Paris, 17. März.

Das Wahl-Comite der Rue Poitiers hat sein Manifest an die Wähler erlassen. Die Rue Poitiers faßt bekannter Weise die reinen Bourgeois-Elemente in sich. Die Partei der alten Konservateurs hatte sich beim Beginn der Nationalversammlung mit der Partei der alten Oppositionellen verbunden, um auf jede mögliche Weise die alte Bourgeois-Gesellschaft zu vertheidigen. Die Juni-Schlacht setzte diesem Vereine die Krone auf. Die Partei des Nationals ist die einzige Bourgeois-Partei, die nicht in diesem Vereine figurirte: sie hatte, als sie am Ruder war, das republikanische Volksfell übergezogen, um ihren Bourgeois-Leib zu verbergen; aber sie ließ ihre Bourgeois-Eselsohren zu sehr hervortreten, und für diesen ihren Mißgriff steht sie jetzt allein. Mit Ausnahme dieser Partei besteht das Wahl-Komite der Rue Poitiers aus den heterogensten Elementen: Namen wie Thiers und Hugo finden sich neben einem Berryer und Montalembert. Achille Fould figurirt neben einem Lucian Murat. Das Wahl-Komite hat diese seine heterogene Zusammensetzung gefühlt und sucht sie im Anfange des Manifestes folgender Maßen zu rechtfertigen:

"Angesichts der großen Gefahren, denen Frankreich die letzte Zeit ausgesetzt gewesen, haben sich Männer jeder Meinung, jeden Ursprungs vereinigt, um gemeinsam die bedrohte Gesellschaft zu vertheidigen. Obgleich die Einen sowohl wie die Anderen, ehemals verschiedenen Parteien angehörend, sich lange und heftig bekämpft, so haben sie jetzt ihre alten Zwistigkeiten vergessrn, um sich gegen die Anarchie zu vereinigen." Dieser ganze Umfang verräth eine gewisse Bourgeois-Verlegenheit, welche diese Männer nicht sich selbst, sondern dem "ganzen Frankreich" gegenüber, fühlen, wenn sie ihre Namen friedlich nebeneinander gestellt sehen. Diese Männer glauben noch immer zum sogenannten pays legal zu sprechen, zu dem Frankreich, dessen Deputirte aus dem Census hervorgingen. Und da die Wahlagitation sich über ganz Frankreich erstrecken soll, so forderte das Volk die Franzosen, die Census-Zahlenden Franzosen dazu auf, ihre besonderen Neigungen bei Seite zu setzen, um die in Gefahr schwebende Gesellschaft zu retten. Was sind diese besonderen Neigungen? Offenbar Neigungen zu dieser oder jener königlichen oder kaiserlichen Familie. Nun gibt es drei solcher Familien, folglich auch dreierlei besondere Neigungen, und diese besonderen Neigungen entsprechen ganz besonderen Interessen. Das Manifest fordert auf, diese besonderen Neigungen einstweilen bei Seite zu setzen, um das allgemeine Interesse der Gesellschaft zu vertheidigen. Das allgemeine Interesse der Gesellschaft ist von "einer Faktion bedroht, welche das Eigenthum, die Familie, die Religion bedrohen will." Das Eigenthum! z. B. Wenn die Bauern, welche die Milliarde bezahlt haben, von allen Seiten auf der Rückforderung dieser Milliarde bestehen, so bekäme das Grundeigenthum allerdings einen harten Stoß. Wenn die Arbeiter mit einem Rothschild zu rechnen anfangen, um wie viel Prozent er z. B. bei dem letzten Staatsanleihen, das unter Louis Philipp bereits abgeschlossen war, die neue rebublikanische Regierung betrogen hat, so kann das Eigenthum der hohen Bank dabei einen kleinen Stoß erleiden. Wenn nun das Wahl-Komite, um dieses Eigenthum zu schützen. das alte legale Frankreich anruft, das aus höchstens 200,000 Wählern bestand, und das allein an der Vertheidigung dieses Eigenthums betheiligt war, so mag es allerdings bei dem alten legalen Frankreich auf Erfolg zählen. Aber zu dem alten legalen Frankreich gesellt sich das jetzige, durch das allgemeine Stimmrecht berufene Frankreich, das aus Millionen von Bauern und Arbeitern besteht, die am meisten durch das Eigenthum des alten legalen Frankreichs verloren haben. Werden diese Millionen dem Manifeste beistimmen? Nein! ungeachtet der Familie und der Religion, unter deren Schutz das Bourgeois-Manifest das Bourgeois-Eigenthum stellte. Seitdem die Prostitution die Bourgeois-Familie vernichtet, seitdem die heilige Roma den heiligen Pabst nach Gaeta hat entfliehen lassen, wem kann es nunmehr noch einfallen, die Religion und die Familie zum Schutz des bürgerlichen Eigenthums aufzustellen?

Das bürgerlich-christliche Eigenthum ist dem jüdisch-bürgerlichen Rothschild auch anheingefallen und das Wahl-Comite der Rue Poitiers stützt sich auf den Schutz der Religion. Als wenn nach der Juni-Schlacht noch ein Zweifel obwalten könne, in wessen Händen das klein-bürgerliche, redlich-erworbene Eigenthum sich befindet. Und hat nicht das Manifest durch die Unterschrift eines Foulds hinlänglich bekundet, wessen Eigenthum, wessen Familie, wessen Religion beschützt werden soll? Das beste Eigenthum, die beste Religion in jetziger Zeit -- das ist die Religion und

Hierzu eine Beilage.

Fabel sei, ausgehe. Die Regierung ist schuldig uns Mittheilungen über all das zu machen, denn es ist Thatsache, daß sie über unser Gut und Blut disponirt, ohne das Volk zu fragen. Er will nur eine Verwahrung dawider eingelegt wissen, daß die Regierung Truppen ohne Einwilligung der Kammern außer Landes verlege. Gegen Tzschirners exklusiven Freisinn.

Finanzminister v. Ehrenstein. Der §. 89. ist noch anwendbar, weil die Befugnisse des Bundestags auf die Centralgewalt übergegangen sind; dem Reichsverweser ist die Gewalt vom ehemaligen Bundestag übertragen worden. (!! Prost Mahlzeit.)

Bertlings Antrag auf Tagesordnung wird mit namentlicher Abstimmung (46 gegen 19) verworfen; ebenso der erste Theil des Böttcher'schen Antrags (40 gegen 24) nach namentlicher Abstimmung.

Hierauf wird Vinke's Antrag gegen 24 Stimmen angenommen; ebenso der zweite Theil des Böttcher'schen Antrags (58 gegen 6) im Verein mit der I. Kammer zu erklären, daß der Einmarsch der Reichstruppen nach Sachsen ohne verfassungsmäßigen Beschluß der Kammer nicht geduldet werde. Das Amendement: „ohne besondern Beschluß der Nationalversammlung“ wurde verworfen. Der erste Theil des Bertling'schen Antrags, gegen die Truppendislokation keinen Widerspruch zu erheben, wurde mit 34 gegen 30 Stimmen verworfen.

Dagegen ward Köchly's Antrag auf Vorlage der Papiere über den dänischen Krieg angenommen.

Schluß der Sitzung 3 Uhr.

Vor einigen Tagen befand sich ein Commis-Voyageur des Hrn. von Schwarzer von der Oestr. Allgem. Zeitung hier. Er durchreist Deutschland, um Abonnenten zu sammeln, und soll hier am Platze deren 200 requirirt haben. Die verblödete Demokratie Sachsens wird mit den östreichischen Juden ein Schutz- und Trutzbündniß schließen. — Die in Ihrem Blatte Nummer 246 enthaltene Entgegnung der Hrn. Buchhändler Schreck und Konsorten aus Leipzig, welche mich unwahren Berichts bezüchtigt, würde ich sehr gerne unterschreiben, wenn ich wirklich Unwahres berichtet hätte. Ich bedaure, daß Hexamer die 200,000 Thaler nicht heirathet; ich berichtete dies nach einem überall zirkulirenden Gerüchte, nachdem es schon in öffentlichen Blättern gestanden. Was den chinesischen Kaiser u. s. w. anbelangt, so muß ich dabei verbleiben.

223 Bernburg, 17. März.

Auch bei uns sind die Standrechtsbestien endlich losgelassen. Lange genug haben sie gefletscht an ihren Ketten, immer sich bemüht, dem gottbegnadeten Preußenthum nachzuäffen. Berlin eine octroyirte Verfassung und Bernburg keine? In Berlin die Vereinbarer auseinandergetrieben und in Bernburg nicht? Das konnte nicht sein. Flugs also damals ein Paar Bataillone Preußen zufällig durchmarschiren lassen, den Landtag auflösen und eine Verfassung octroyiren. Seit jener Zeit haben die Hunde das Volk gehetzt, wo sie nur konnten, aber das Volk ward gut und hat sich widersetzt, wo es nur konnte. Das mußte anders werden! Das gottbegnadete Beamtenthum wollte nicht länger gequält sein von den Forderungen des Volkes. Schießt die Kanaillen todt! Ein Königreich für einen Putsch! — Und der Putsch kam. — Gestern befreite das Volk einen seiner Führer, einen hier ansäßigen Bürger, den Lederhänler Calm, der unter dem Namen Hecker bekannt ist, aus dem Gefängnisse, weil das Gericht ihn gegen Kaution nicht freigeben wollte. Im Triumpf trägt man ihn auf den Markt, dort stellt er sich dem Obergericht freiwillig und bietet nochmals Kaution an. Während dieses das Freilassungsdekret ausfertigt, rücken 3 Kompagnien Militär an, man kommt bis unter das Brückportal, giebt die Signale, ein Schuß fällt. Der Haufen läuft auseinander, man brüllt nach Waffen, wirft Wagen um zu Barrikaden, ein Mann, der Fahnenträger des demokratischen Clubs stellt sich vor das Haus, worin Calm und die Uebrigen sind, welche man fangen will, mit der schwarz-roth-goldenen Fahne und erklärt, nicht weichen zu wollen. Die „Kroaten“ dringen vor. Wieder fällt ein Schuß und ein Bürger, der mit dem Kommandeur unterhandelt, stürzt mit zerschmettertem Schädel zur Erde. Da erfolgt eine Salve und noch eine und noch eine. Der Fahnenträger, von mehr als 20 Kugeln durchbohrt, stürzt nieder; hier liegt eine abgeschossene Hand, dort Finger, hier wälzt sich ein Sterbender in seinem Blute, dort liegt Einer und neben ihm auf der Treppe des Hauses das Hirn aus seinem Kopfe. Ein scheußliches Gemetzel! Männer, Weiber, Kinder, denen Allen die Sache zu unerwartet kam, als daß sie sich hätten bewaffnen und vertheidigen können, wurden geradezu geschlachtet. Einer Frau, die ihren Sohn aus den Reihen der Soldaten reißen wollte, rief der Kommandeur Trützschler-Welden zu, wenn sie nicht gehe, würde er sie von ihrem eigenen Sohne erschießen lassen. Ein Kroat, ein Welden, alle diese Mordgesellen Windischgrätz, Radetzky und wie die Bluthunde weiter heißen, sind die würdigen Vorbilder dieses Trützschler.

Jetzt hat man es erreicht. Belagerungszustand! o welche Wonne für das Beamtenthum! Belagerungszustand, die einzige Sehnsucht seit Monaten, endlich soll sie in Erfüllung gehen. Und flugs wird das längst vorbereitete Plakat an allen Ecken Bernburgs angeschlagen: „Da das hiesige Militär in seiner dienstlichen Funktion angegriffen und auf dasselbe geschossen worden“ u. s. w. in dem längst bekannten Style der Männer des Standrechts und der Knute.

Ungarn.
*
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Italien.
068 Rom, 8. März.

Die „Alba“ vom 10. hat im Augenblick, wo sie in die Presse ging, die Nachrichten erhalten, daß die Assemblé in ihrer gestrigen geheimen Abendsitzung, nach den stürmischsten Debatten und mit einer großen Majorität den Beschluß gefaßt habe, dem Triumvirat oder Executiv-Comitee die nöthige discretionäre Gewalt zur Ergreifung aller Maßregeln zu ertheilen, welche es für das Wohl des Vaterlandes für nöthig findet. Morgen wird die Kammer in ihrer öffentlichen Sitzung darüber verhandeln.

In den Provinzen conspirirt der Clerus mit allen Mitteln gegen die Constitution. In Terracina ist ein Priester, Defrade, als Spion der verbündeten Diplomaten von Gaëta verhaftet worden. Pius IX. hat aus Frankreich von den Bischöfen bereits über 150,000 Fr. erhalten, und wird diesen Obolus ohne Zweifel im Sinne Gottes und des bourbonischen Mordhundes von Neapel verwenden. Rußland soll, wie es heißt, das Originalaktenstück, durch welches Pius IX. als junger Mensch in den Bund des „jungen Italiens“ eintrat, für 6000 Thaler gekauft und das Autograph dem heiligen Vater wieder zugestellt haben.

Mazzini hat von den römischen Demokraten eine große Demonstration erhalten, und dem Volke durch eine energische, mit Jubel aufgenommene Ansprache geantwortet. Der Austritt Giuccioli's und Sterbini's hat keinen andern Grund, als Mangel an revolutionärer Energie, und man erwartet, daß am 9. andere Kräfte in das Ministerium treten.

Die fremden Gesandtschaften, welche bei der Republik noch nicht accreditirt sind, haben ihre Insignien und Wappen abgenommen.

068 Palermo, 12. März.

Die Präskriptionen aller Art, wie sie aus der Blüthe des östreichischen Blutsystems Sitte sind, dauern in der ganzen Lombardei fort. In Parma hat der General Dangenfeld, ohne irgend einen Vorwand, eine neue Steuer, e'est-à-dire Plünderung von 500,000 Fr. ausgeschrieben.

068 Padua, im März.

Herr F.-M.-L. Haynau, der bekannte k. k. Räuberchef, der die Stadt Ferrara überfiel, brandschatzte und beim Abzug 6 Geißeln mit sich fortschleppte, hat aus seinem Hauptquartier Padua eine für die Zustände des bis jetzt noch östreichischen Oberitaliens zu sehr bezeichnende Proklamation erlassen, als daß wir sie unsern Lesern vorenthalten sollten. Sie lautet:

„Sämmtliche an die beurlaubten Militärs Italienischer Regimenter Betreff ihrer Einrückung erlassenen Ermahnungen blieben bis nun fruchtlos, indem der schlechte Geist der Bevölkerung die Urlauber mit falschen Nachrichten, Versprechungen und sogar mit Androhungen verhindert, zu ihrer Pflicht zurückzukehren.

Es ist erwiesen, daß die Verwandten und Freunde der abwesenden Soldaten, ja sogar die Beamten und Geistlichen Schuld an diesen abscheulichen Umtrieben tragen. Ein anderer erwiesener Thatbestand ist, daß sich Deserteurs mit Wissen der Obrigkeiten in den Gemeinde-Gebiethen aufhalten, und auf diese Art von denselben unterstützt, dem k. k. Militärdienste entzogen, hingegen mit allen erdenklichen Vorspiegelungen und Verführungskünsten für den Dienst der aufrührerischen Stadt Venedig angeworben werben.

Um diesem unerlaubten Fürgange Einhalt zu thun, welches überhaupt den betreffenden Ortsobrigkeiten nicht unbekannt sein kann, wird mit dieser Proklamation kund gegeben, daß jene Gemeinde, in deren Gebiete Deserteure, Urlauber oder Rekruten nach ihrer Vorrufung nicht einrücken, und ihrem Bataillon bis 25. Februar 1849 übergeben werden, zu einer Contribution von 500 Zwanzigern verurtheilt wird.

Mit eben dieser Strafe wird jene Gemeinde belegt, wo ein Deserteur aufgegriffen wird, und derselbe angibt, daß die Gemeinde von seinem Aufenthalte Kenntniß hatte.

Die Familie eines derlei Deserteurs wird übrigens dem Regimente ein taugliches Individiuum als Substituten und in Ermangelung dessen die Commune ein anderes taugliches Individuum aus der Gemeinde zu stellen haben, welcher so lange als Supplent des Deserteurs zu verbleiben hat, bis der Letztere eingebracht worden ist.

Hat der Deserteur Montur oder Armatur mitgenommen, so leistet die betreffende Gemeinde an das Aerar die Entschädigung.

Jene Gemeinde, welche binnen 5 Tagen die ihr auferlegte Contribution an das Distrikts-Kommissariat nicht geleistet hat, wird mit dem doppelten Betrage bestraft, und bis zur Leistung der Contribution ein entsprechendes Executions-Detachement dahin entsendet, welchem die Gemeinde pr. Kopf 20 Kreuzer auf die Zeit der Stationirung zu zahlen hat.

Gegen jene Gemeinden, welche feindliche Absichten beweisen, werden überdies viel schärfere militärische Maßregeln angewendet.

Schließlich wird bemerkt, daß Jeder ohne Unterschied standrechtmäßig erschossen wird, der überwiesen ist, einem Urlauber oder Rekruten bei seiner beabsichtigten Einrückung hinderlich gewesen zu sein.

Gegenwärtige Proklamation ist vom Pfarrer jeder Gemeinde durch 3 Tage, worunter ein Sonntag sein muß, seiner Gemeinde vorzulesen und zu erklären, und unter dem Einflusse der Commune besonders jenen Familien an das Herz zu legen, wo sich noch besagte Deserteurs befinden sollten.“

Der k. k. Commandant des 2. Reserve-Armeecorps, Haynau, Feldmarschall-Lieutenant.

068 Turin, 14. März.

Die „Concordia“ meldet, daß Karl Albert gegen die Grenze aufgebrochen ist.

Die „Alba“ von Florenz erzählt, daß ein Kaufmann, der sich nach Mantua hatte begeben wollen, die Stadtthore von Mantua geschlossen gefunden habe, und ein Kampf zwischen den Ungaren und Croaten ausgebrochen sei.

Mailand, 13. März.

Der Marschall Radetzky hat die Aufkündigung des Waffenstillstandes mit den Worten: „Turin ist unsre Losung!“ erwidert, concentrirt seine Korps, zusammen 55000 bis 60000 Mann, und dürfte sein Hauptquartier in einigen Tagen nach Crema verlegen.

Schweiz.
Bern, 16. März.

Der eidgenössische Kommissär Sidler im Tessin hat ein Bataillon dieses Kantons unter die Waffen berufen, um die Grenze zu besetzen und die Neutralität zu bewahren.

Die Generalpostdirektion in Bern hat von dem Tessinischen Postamt die amtliche Mittheilung erhalten, daß die Postverbindungen zwischen der Lombardei und dem Kanton Tessin unterbrochen sind. Eine andere Staffette von General Haller meldet, daß in Folge der Wiedereröffnung der Feindseligkeiten alle Verbindungen Piemonts und des Kantons Tessin mit der Lombardei unterbrochen bleiben müssen.

Französische Republik.
12 Paris, 17. März.

Das Wahl-Comite der Rue Poitiers hat sein Manifest an die Wähler erlassen. Die Rue Poitiers faßt bekannter Weise die reinen Bourgeois-Elemente in sich. Die Partei der alten Konservateurs hatte sich beim Beginn der Nationalversammlung mit der Partei der alten Oppositionellen verbunden, um auf jede mögliche Weise die alte Bourgeois-Gesellschaft zu vertheidigen. Die Juni-Schlacht setzte diesem Vereine die Krone auf. Die Partei des Nationals ist die einzige Bourgeois-Partei, die nicht in diesem Vereine figurirte: sie hatte, als sie am Ruder war, das republikanische Volksfell übergezogen, um ihren Bourgeois-Leib zu verbergen; aber sie ließ ihre Bourgeois-Eselsohren zu sehr hervortreten, und für diesen ihren Mißgriff steht sie jetzt allein. Mit Ausnahme dieser Partei besteht das Wahl-Komite der Rue Poitiers aus den heterogensten Elementen: Namen wie Thiers und Hugo finden sich neben einem Berryer und Montalembert. Achille Fould figurirt neben einem Lucian Murat. Das Wahl-Komite hat diese seine heterogene Zusammensetzung gefühlt und sucht sie im Anfange des Manifestes folgender Maßen zu rechtfertigen:

„Angesichts der großen Gefahren, denen Frankreich die letzte Zeit ausgesetzt gewesen, haben sich Männer jeder Meinung, jeden Ursprungs vereinigt, um gemeinsam die bedrohte Gesellschaft zu vertheidigen. Obgleich die Einen sowohl wie die Anderen, ehemals verschiedenen Parteien angehörend, sich lange und heftig bekämpft, so haben sie jetzt ihre alten Zwistigkeiten vergessrn, um sich gegen die Anarchie zu vereinigen.“ Dieser ganze Umfang verräth eine gewisse Bourgeois-Verlegenheit, welche diese Männer nicht sich selbst, sondern dem „ganzen Frankreich“ gegenüber, fühlen, wenn sie ihre Namen friedlich nebeneinander gestellt sehen. Diese Männer glauben noch immer zum sogenannten pays légal zu sprechen, zu dem Frankreich, dessen Deputirte aus dem Census hervorgingen. Und da die Wahlagitation sich über ganz Frankreich erstrecken soll, so forderte das Volk die Franzosen, die Census-Zahlenden Franzosen dazu auf, ihre besonderen Neigungen bei Seite zu setzen, um die in Gefahr schwebende Gesellschaft zu retten. Was sind diese besonderen Neigungen? Offenbar Neigungen zu dieser oder jener königlichen oder kaiserlichen Familie. Nun gibt es drei solcher Familien, folglich auch dreierlei besondere Neigungen, und diese besonderen Neigungen entsprechen ganz besonderen Interessen. Das Manifest fordert auf, diese besonderen Neigungen einstweilen bei Seite zu setzen, um das allgemeine Interesse der Gesellschaft zu vertheidigen. Das allgemeine Interesse der Gesellschaft ist von „einer Faktion bedroht, welche das Eigenthum, die Familie, die Religion bedrohen will.“ Das Eigenthum! z. B. Wenn die Bauern, welche die Milliarde bezahlt haben, von allen Seiten auf der Rückforderung dieser Milliarde bestehen, so bekäme das Grundeigenthum allerdings einen harten Stoß. Wenn die Arbeiter mit einem Rothschild zu rechnen anfangen, um wie viel Prozent er z. B. bei dem letzten Staatsanleihen, das unter Louis Philipp bereits abgeschlossen war, die neue rebublikanische Regierung betrogen hat, so kann das Eigenthum der hohen Bank dabei einen kleinen Stoß erleiden. Wenn nun das Wahl-Komite, um dieses Eigenthum zu schützen. das alte legale Frankreich anruft, das aus höchstens 200,000 Wählern bestand, und das allein an der Vertheidigung dieses Eigenthums betheiligt war, so mag es allerdings bei dem alten legalen Frankreich auf Erfolg zählen. Aber zu dem alten legalen Frankreich gesellt sich das jetzige, durch das allgemeine Stimmrecht berufene Frankreich, das aus Millionen von Bauern und Arbeitern besteht, die am meisten durch das Eigenthum des alten legalen Frankreichs verloren haben. Werden diese Millionen dem Manifeste beistimmen? Nein! ungeachtet der Familie und der Religion, unter deren Schutz das Bourgeois-Manifest das Bourgeois-Eigenthum stellte. Seitdem die Prostitution die Bourgeois-Familie vernichtet, seitdem die heilige Roma den heiligen Pabst nach Gaëta hat entfliehen lassen, wem kann es nunmehr noch einfallen, die Religion und die Familie zum Schutz des bürgerlichen Eigenthums aufzustellen?

Das bürgerlich-christliche Eigenthum ist dem jüdisch-bürgerlichen Rothschild auch anheingefallen und das Wahl-Comité der Rue Poitiers stützt sich auf den Schutz der Religion. Als wenn nach der Juni-Schlacht noch ein Zweifel obwalten könne, in wessen Händen das klein-bürgerliche, redlich-erworbene Eigenthum sich befindet. Und hat nicht das Manifest durch die Unterschrift eines Foulds hinlänglich bekundet, wessen Eigenthum, wessen Familie, wessen Religion beschützt werden soll? Das beste Eigenthum, die beste Religion in jetziger Zeit — das ist die Religion und

Hierzu eine Beilage.

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Fabel sei, ausgehe. Die Regierung ist schuldig uns Mittheilungen über all das zu machen, denn es ist Thatsache, daß sie über unser Gut und Blut disponirt, ohne das Volk zu fragen. Er will nur eine Verwahrung dawider eingelegt wissen, daß die Regierung Truppen ohne Einwilligung der Kammern außer Landes verlege. Gegen Tzschirners exklusiven Freisinn.</p>
          <p>Finanzminister v. <hi rendition="#g">Ehrenstein</hi>. Der §. 89. ist noch anwendbar, weil die Befugnisse des Bundestags auf die Centralgewalt übergegangen sind; dem Reichsverweser ist die Gewalt vom ehemaligen Bundestag übertragen worden. (!! Prost Mahlzeit.)</p>
          <p>Bertlings Antrag auf Tagesordnung wird mit namentlicher Abstimmung (46 gegen 19) verworfen; ebenso der erste Theil des Böttcher'schen Antrags (40 gegen 24) nach namentlicher Abstimmung.</p>
          <p>Hierauf wird Vinke's Antrag gegen 24 Stimmen angenommen; ebenso der zweite Theil des Böttcher'schen Antrags (58 gegen 6) im Verein mit der I. Kammer zu erklären, daß der Einmarsch der Reichstruppen nach Sachsen ohne verfassungsmäßigen Beschluß der Kammer nicht geduldet werde. Das Amendement: &#x201E;ohne besondern Beschluß der Nationalversammlung&#x201C; wurde verworfen. Der erste Theil des Bertling'schen Antrags, gegen die Truppendislokation keinen Widerspruch zu erheben, wurde mit 34 gegen 30 Stimmen verworfen.</p>
          <p>Dagegen ward Köchly's Antrag auf Vorlage der Papiere über den dänischen Krieg angenommen.</p>
          <p>Schluß der Sitzung 3 Uhr.</p>
          <p>Vor einigen Tagen befand sich ein Commis-Voyageur des Hrn. von Schwarzer von der Oestr. Allgem. Zeitung hier. Er durchreist Deutschland, um Abonnenten zu sammeln, und soll hier am Platze deren 200 requirirt haben. Die verblödete Demokratie Sachsens wird mit den östreichischen Juden ein Schutz- und Trutzbündniß schließen. &#x2014; Die in Ihrem Blatte Nummer 246 enthaltene Entgegnung der Hrn. Buchhändler <hi rendition="#g">Schreck</hi> und Konsorten aus Leipzig, welche mich <hi rendition="#g">unwahren</hi> Berichts bezüchtigt, würde ich sehr gerne unterschreiben, wenn ich wirklich Unwahres berichtet hätte. Ich bedaure, daß Hexamer die 200,000 Thaler nicht heirathet; ich berichtete dies nach einem überall zirkulirenden Gerüchte, nachdem es schon in öffentlichen Blättern gestanden. Was den chinesischen Kaiser u. s. w. anbelangt, so muß ich dabei verbleiben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar251_017" type="jArticle">
          <head><bibl><author>223</author></bibl> Bernburg, 17. März.</head>
          <p>Auch bei uns sind die Standrechtsbestien endlich losgelassen. Lange genug haben sie gefletscht an ihren Ketten, immer sich bemüht, dem gottbegnadeten Preußenthum nachzuäffen. Berlin eine octroyirte Verfassung und Bernburg keine? In Berlin die Vereinbarer auseinandergetrieben und in Bernburg nicht? Das konnte nicht sein. Flugs also damals ein Paar Bataillone Preußen zufällig durchmarschiren lassen, den Landtag auflösen und eine Verfassung octroyiren. Seit jener Zeit haben die Hunde das Volk gehetzt, wo sie nur konnten, aber das Volk ward gut und hat sich widersetzt, wo es nur konnte. Das mußte anders werden! Das gottbegnadete Beamtenthum wollte nicht länger gequält sein von den Forderungen des Volkes. Schießt die Kanaillen todt! Ein Königreich für einen Putsch! &#x2014; Und der Putsch kam. &#x2014; Gestern befreite das Volk einen seiner Führer, einen hier ansäßigen Bürger, den Lederhänler Calm, der unter dem Namen Hecker bekannt ist, aus dem Gefängnisse, weil das Gericht ihn gegen Kaution nicht freigeben wollte. Im Triumpf trägt man ihn auf den Markt, dort stellt er sich dem Obergericht freiwillig und bietet nochmals Kaution an. Während dieses das Freilassungsdekret ausfertigt, rücken 3 Kompagnien Militär an, man kommt bis unter das Brückportal, giebt die Signale, ein Schuß fällt. Der Haufen läuft auseinander, man brüllt nach Waffen, wirft Wagen um zu Barrikaden, ein Mann, der Fahnenträger des demokratischen Clubs stellt sich vor das Haus, worin Calm und die Uebrigen sind, welche man fangen will, mit der schwarz-roth-goldenen Fahne und erklärt, nicht weichen zu wollen. Die &#x201E;Kroaten&#x201C; dringen vor. Wieder fällt ein Schuß und ein Bürger, der mit dem Kommandeur unterhandelt, stürzt mit zerschmettertem Schädel zur Erde. Da erfolgt eine Salve und noch eine und noch eine. Der Fahnenträger, von mehr als 20 Kugeln durchbohrt, stürzt nieder; hier liegt eine abgeschossene Hand, dort Finger, hier wälzt sich ein Sterbender in seinem Blute, dort liegt Einer und neben ihm auf der Treppe des Hauses das Hirn aus seinem Kopfe. Ein scheußliches Gemetzel! Männer, Weiber, Kinder, denen Allen die Sache zu unerwartet kam, als daß sie sich hätten bewaffnen und vertheidigen können, wurden geradezu geschlachtet. Einer Frau, die ihren Sohn aus den Reihen der Soldaten reißen wollte, rief der Kommandeur Trützschler-Welden zu, wenn sie nicht gehe, würde er sie von ihrem eigenen Sohne erschießen lassen. Ein Kroat, ein Welden, alle diese Mordgesellen Windischgrätz, Radetzky und wie die Bluthunde weiter heißen, sind die würdigen Vorbilder dieses Trützschler.</p>
          <p>Jetzt hat man es erreicht. Belagerungszustand! o welche Wonne für das Beamtenthum! Belagerungszustand, die einzige Sehnsucht seit Monaten, endlich soll sie in Erfüllung gehen. Und flugs wird das längst vorbereitete Plakat an allen Ecken Bernburgs angeschlagen: &#x201E;Da das hiesige Militär in seiner dienstlichen Funktion angegriffen und auf dasselbe geschossen worden&#x201C; u. s. w. in dem längst bekannten Style der Männer des Standrechts und der Knute.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar251_018_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatze, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
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            <bibl>
              <author>*</author>
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          <gap reason="copyright"/>
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      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar251_019" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Rom, 8. März.</head>
          <p>Die &#x201E;Alba&#x201C; vom 10. hat im Augenblick, wo sie in die Presse ging, die Nachrichten erhalten, daß die Assemblé in ihrer gestrigen geheimen Abendsitzung, nach den stürmischsten Debatten und mit einer großen Majorität den Beschluß gefaßt habe, dem Triumvirat oder Executiv-Comitee die nöthige discretionäre Gewalt zur Ergreifung aller Maßregeln zu ertheilen, welche es für das Wohl des Vaterlandes für nöthig findet. Morgen wird die Kammer in ihrer öffentlichen Sitzung darüber verhandeln.</p>
          <p>In den Provinzen conspirirt der Clerus mit allen Mitteln gegen die Constitution. In Terracina ist ein Priester, Defrade, als Spion der verbündeten Diplomaten von Gaëta verhaftet worden. Pius IX. hat aus Frankreich von den Bischöfen bereits über 150,000 Fr. erhalten, und wird diesen Obolus ohne Zweifel im Sinne Gottes und des bourbonischen Mordhundes von Neapel verwenden. Rußland soll, wie es heißt, das Originalaktenstück, durch welches Pius IX. als junger Mensch in den Bund des &#x201E;jungen Italiens&#x201C; eintrat, für 6000 Thaler gekauft und das Autograph dem heiligen Vater wieder zugestellt haben.</p>
          <p>Mazzini hat von den römischen Demokraten eine große Demonstration erhalten, und dem Volke durch eine energische, mit Jubel aufgenommene Ansprache geantwortet. Der Austritt Giuccioli's und Sterbini's hat keinen andern Grund, als Mangel an revolutionärer Energie, und man erwartet, daß am 9. andere Kräfte in das Ministerium treten.</p>
          <p>Die fremden Gesandtschaften, welche bei der Republik noch nicht accreditirt sind, haben ihre Insignien und Wappen abgenommen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar251_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Palermo, 12. März.</head>
          <p>Die Präskriptionen aller Art, wie sie aus der Blüthe des östreichischen Blutsystems Sitte sind, dauern in der ganzen Lombardei fort. In Parma hat der General Dangenfeld, ohne irgend einen Vorwand, eine neue Steuer, e'est-à-dire Plünderung von 500,000 Fr. ausgeschrieben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar251_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Padua, im März.</head>
          <p>Herr F.-M.-L. Haynau, der bekannte k. k. Räuberchef, der die Stadt Ferrara überfiel, brandschatzte und beim Abzug 6 Geißeln mit sich fortschleppte, hat aus seinem Hauptquartier Padua eine für die Zustände des bis jetzt noch östreichischen Oberitaliens zu sehr bezeichnende Proklamation erlassen, als daß wir sie unsern Lesern vorenthalten sollten. Sie lautet:</p>
          <p>&#x201E;Sämmtliche an die beurlaubten Militärs Italienischer Regimenter Betreff ihrer Einrückung erlassenen Ermahnungen blieben bis nun fruchtlos, indem der schlechte Geist der Bevölkerung die Urlauber mit falschen Nachrichten, Versprechungen und sogar mit Androhungen verhindert, zu ihrer Pflicht zurückzukehren.</p>
          <p>Es ist erwiesen, daß die Verwandten und Freunde der abwesenden Soldaten, ja sogar die Beamten und Geistlichen Schuld an diesen abscheulichen Umtrieben tragen. Ein anderer erwiesener Thatbestand ist, daß sich Deserteurs mit Wissen der Obrigkeiten in den Gemeinde-Gebiethen aufhalten, und auf diese Art von denselben unterstützt, dem k. k. Militärdienste entzogen, hingegen mit allen erdenklichen Vorspiegelungen und Verführungskünsten für den Dienst der aufrührerischen Stadt Venedig angeworben werben.</p>
          <p>Um diesem unerlaubten Fürgange Einhalt zu thun, welches überhaupt den betreffenden Ortsobrigkeiten nicht unbekannt sein kann, wird mit dieser Proklamation kund gegeben, daß jene Gemeinde, in deren Gebiete Deserteure, Urlauber oder Rekruten nach ihrer Vorrufung nicht einrücken, und ihrem Bataillon bis 25. Februar 1849 übergeben werden, zu einer Contribution von 500 Zwanzigern verurtheilt wird.</p>
          <p>Mit eben dieser Strafe wird jene Gemeinde belegt, wo ein Deserteur aufgegriffen wird, und derselbe angibt, daß die Gemeinde von seinem Aufenthalte Kenntniß hatte.</p>
          <p>Die Familie eines derlei Deserteurs wird übrigens dem Regimente ein taugliches Individiuum als Substituten und in Ermangelung dessen die Commune ein anderes taugliches Individuum aus der Gemeinde zu stellen haben, welcher so lange als Supplent des Deserteurs zu verbleiben hat, bis der Letztere eingebracht worden ist.</p>
          <p>Hat der Deserteur Montur oder Armatur mitgenommen, so leistet die betreffende Gemeinde an das Aerar die Entschädigung.</p>
          <p>Jene Gemeinde, welche binnen 5 Tagen die ihr auferlegte Contribution an das Distrikts-Kommissariat nicht geleistet hat, wird mit dem doppelten Betrage bestraft, und bis zur Leistung der Contribution ein entsprechendes Executions-Detachement dahin entsendet, welchem die Gemeinde pr. Kopf 20 Kreuzer auf die Zeit der Stationirung zu zahlen hat.</p>
          <p>Gegen jene Gemeinden, welche feindliche Absichten beweisen, werden überdies viel <hi rendition="#g">schärfere</hi> militärische Maßregeln angewendet.</p>
          <p>Schließlich wird bemerkt, daß Jeder ohne Unterschied standrechtmäßig erschossen wird, der überwiesen ist, einem Urlauber oder Rekruten bei seiner beabsichtigten Einrückung hinderlich gewesen zu sein.</p>
          <p>Gegenwärtige Proklamation ist vom Pfarrer jeder Gemeinde durch 3 Tage, worunter ein Sonntag sein muß, seiner Gemeinde vorzulesen und zu erklären, und unter dem Einflusse der Commune besonders jenen Familien an das Herz zu legen, wo sich noch besagte Deserteurs befinden sollten.&#x201C;</p>
          <p>Der k. k. Commandant des 2. Reserve-Armeecorps, <hi rendition="#g">Haynau</hi>, Feldmarschall-Lieutenant.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar251_022" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Turin, 14. März.</head>
          <p>Die &#x201E;Concordia&#x201C; meldet, daß Karl Albert gegen die Grenze aufgebrochen ist.</p>
          <p>Die &#x201E;Alba&#x201C; von Florenz erzählt, daß ein Kaufmann, der sich nach Mantua hatte begeben wollen, die Stadtthore von Mantua geschlossen gefunden habe, und ein Kampf zwischen den Ungaren und Croaten ausgebrochen sei.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar251_023" type="jArticle">
          <head>Mailand, 13. März.</head>
          <p>Der Marschall Radetzky hat die Aufkündigung des Waffenstillstandes mit den Worten: &#x201E;Turin ist unsre Losung!&#x201C; erwidert, concentrirt seine Korps, zusammen 55000 bis 60000 Mann, und dürfte sein Hauptquartier in einigen Tagen nach Crema verlegen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Schweiz.</head>
        <div xml:id="ar251_024" type="jArticle">
          <head>Bern, 16. März.</head>
          <p>Der eidgenössische Kommissär Sidler im Tessin hat ein Bataillon dieses Kantons unter die Waffen berufen, um die Grenze zu besetzen und die Neutralität zu bewahren.</p>
          <p>Die Generalpostdirektion in Bern hat von dem Tessinischen Postamt die amtliche Mittheilung erhalten, daß die Postverbindungen zwischen der Lombardei und dem Kanton Tessin unterbrochen sind. Eine andere Staffette von General Haller meldet, daß in Folge der Wiedereröffnung der Feindseligkeiten alle Verbindungen Piemonts und des Kantons Tessin mit der Lombardei unterbrochen bleiben müssen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar251_025" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 17. März.</head>
          <p>Das Wahl-Comite der Rue Poitiers hat sein Manifest an die Wähler erlassen. Die Rue Poitiers faßt bekannter Weise die reinen Bourgeois-Elemente in sich. Die Partei der alten Konservateurs hatte sich beim Beginn der Nationalversammlung mit der Partei der alten Oppositionellen verbunden, um auf jede mögliche Weise die alte Bourgeois-Gesellschaft zu vertheidigen. Die Juni-Schlacht setzte diesem Vereine die Krone auf. Die Partei des Nationals ist die einzige Bourgeois-Partei, die nicht in diesem Vereine figurirte: sie hatte, als sie am Ruder war, das republikanische Volksfell übergezogen, um ihren Bourgeois-Leib zu verbergen; aber sie ließ ihre Bourgeois-Eselsohren zu sehr hervortreten, und für diesen ihren Mißgriff steht sie jetzt allein. Mit Ausnahme dieser Partei besteht das Wahl-Komite der Rue Poitiers aus den heterogensten Elementen: Namen wie Thiers und Hugo finden sich neben einem Berryer und Montalembert. Achille Fould figurirt neben einem Lucian Murat. Das Wahl-Komite hat diese seine heterogene Zusammensetzung gefühlt und sucht sie im Anfange des Manifestes folgender Maßen zu rechtfertigen:</p>
          <p>&#x201E;Angesichts der großen Gefahren, denen Frankreich die letzte Zeit ausgesetzt gewesen, haben sich Männer jeder Meinung, jeden Ursprungs vereinigt, um gemeinsam die bedrohte Gesellschaft zu vertheidigen. Obgleich die Einen sowohl wie die Anderen, ehemals verschiedenen Parteien angehörend, sich lange und heftig bekämpft, so haben sie jetzt ihre alten Zwistigkeiten vergessrn, um sich gegen die Anarchie zu vereinigen.&#x201C; Dieser ganze Umfang verräth eine gewisse Bourgeois-Verlegenheit, welche diese Männer nicht sich selbst, sondern dem &#x201E;ganzen Frankreich&#x201C; gegenüber, fühlen, wenn sie ihre Namen friedlich nebeneinander gestellt sehen. Diese Männer glauben noch immer zum sogenannten pays légal zu sprechen, zu dem Frankreich, dessen Deputirte aus dem Census hervorgingen. Und da die Wahlagitation sich über ganz Frankreich erstrecken soll, so forderte das Volk die Franzosen, die Census-Zahlenden Franzosen dazu auf, ihre besonderen Neigungen bei Seite zu setzen, um die in Gefahr schwebende Gesellschaft zu retten. Was sind diese besonderen Neigungen? Offenbar Neigungen zu dieser oder jener königlichen oder kaiserlichen Familie. Nun gibt es drei solcher Familien, folglich auch dreierlei besondere Neigungen, und diese besonderen Neigungen entsprechen ganz besonderen Interessen. Das Manifest fordert auf, diese besonderen Neigungen einstweilen bei Seite zu setzen, um das allgemeine Interesse der Gesellschaft zu vertheidigen. Das allgemeine Interesse der Gesellschaft ist von &#x201E;einer Faktion bedroht, welche das Eigenthum, die Familie, die Religion bedrohen will.&#x201C; Das Eigenthum! z. B. Wenn die Bauern, welche die Milliarde bezahlt haben, von allen Seiten auf der Rückforderung dieser Milliarde bestehen, so bekäme das Grundeigenthum allerdings einen harten Stoß. Wenn die Arbeiter mit einem Rothschild zu rechnen anfangen, um wie viel Prozent er z. B. bei dem letzten Staatsanleihen, das unter Louis Philipp bereits abgeschlossen war, die neue rebublikanische Regierung betrogen hat, so kann das Eigenthum der hohen Bank dabei einen kleinen Stoß erleiden. Wenn nun das Wahl-Komite, um dieses Eigenthum zu schützen. das alte legale Frankreich anruft, das aus höchstens 200,000 Wählern bestand, und das allein an der Vertheidigung dieses Eigenthums betheiligt war, so mag es allerdings bei dem alten legalen Frankreich auf Erfolg zählen. Aber zu dem alten legalen Frankreich gesellt sich das jetzige, durch das allgemeine Stimmrecht berufene Frankreich, das aus Millionen von Bauern und Arbeitern besteht, die am meisten durch das Eigenthum des alten legalen Frankreichs verloren haben. Werden diese Millionen dem Manifeste beistimmen? Nein! ungeachtet der Familie und der Religion, unter deren Schutz das Bourgeois-Manifest das Bourgeois-Eigenthum stellte. Seitdem die Prostitution die Bourgeois-Familie vernichtet, seitdem die heilige Roma den heiligen Pabst nach Gaëta hat entfliehen lassen, wem kann es nunmehr noch einfallen, die Religion und die Familie zum Schutz des bürgerlichen Eigenthums aufzustellen?</p>
          <p>Das bürgerlich-christliche Eigenthum ist dem jüdisch-bürgerlichen Rothschild auch anheingefallen und das Wahl-Comité der Rue Poitiers stützt sich auf den Schutz der Religion. Als wenn nach der Juni-Schlacht noch ein Zweifel obwalten könne, in wessen Händen das klein-bürgerliche, redlich-erworbene Eigenthum sich befindet. Und hat nicht das Manifest durch die Unterschrift eines Foulds hinlänglich bekundet, <hi rendition="#g">wessen</hi> Eigenthum, <hi rendition="#g">wessen</hi> Familie, <hi rendition="#g">wessen</hi> Religion beschützt werden soll? Das beste Eigenthum, die beste Religion in jetziger Zeit &#x2014; das ist die Religion und</p>
          <p>
            <ref type="link"> <hi rendition="#b">Hierzu eine Beilage.</hi> </ref>
          </p>
        </div>
      </div>
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</TEI>
[1408/0004] Fabel sei, ausgehe. Die Regierung ist schuldig uns Mittheilungen über all das zu machen, denn es ist Thatsache, daß sie über unser Gut und Blut disponirt, ohne das Volk zu fragen. Er will nur eine Verwahrung dawider eingelegt wissen, daß die Regierung Truppen ohne Einwilligung der Kammern außer Landes verlege. Gegen Tzschirners exklusiven Freisinn. Finanzminister v. Ehrenstein. Der §. 89. ist noch anwendbar, weil die Befugnisse des Bundestags auf die Centralgewalt übergegangen sind; dem Reichsverweser ist die Gewalt vom ehemaligen Bundestag übertragen worden. (!! Prost Mahlzeit.) Bertlings Antrag auf Tagesordnung wird mit namentlicher Abstimmung (46 gegen 19) verworfen; ebenso der erste Theil des Böttcher'schen Antrags (40 gegen 24) nach namentlicher Abstimmung. Hierauf wird Vinke's Antrag gegen 24 Stimmen angenommen; ebenso der zweite Theil des Böttcher'schen Antrags (58 gegen 6) im Verein mit der I. Kammer zu erklären, daß der Einmarsch der Reichstruppen nach Sachsen ohne verfassungsmäßigen Beschluß der Kammer nicht geduldet werde. Das Amendement: „ohne besondern Beschluß der Nationalversammlung“ wurde verworfen. Der erste Theil des Bertling'schen Antrags, gegen die Truppendislokation keinen Widerspruch zu erheben, wurde mit 34 gegen 30 Stimmen verworfen. Dagegen ward Köchly's Antrag auf Vorlage der Papiere über den dänischen Krieg angenommen. Schluß der Sitzung 3 Uhr. Vor einigen Tagen befand sich ein Commis-Voyageur des Hrn. von Schwarzer von der Oestr. Allgem. Zeitung hier. Er durchreist Deutschland, um Abonnenten zu sammeln, und soll hier am Platze deren 200 requirirt haben. Die verblödete Demokratie Sachsens wird mit den östreichischen Juden ein Schutz- und Trutzbündniß schließen. — Die in Ihrem Blatte Nummer 246 enthaltene Entgegnung der Hrn. Buchhändler Schreck und Konsorten aus Leipzig, welche mich unwahren Berichts bezüchtigt, würde ich sehr gerne unterschreiben, wenn ich wirklich Unwahres berichtet hätte. Ich bedaure, daß Hexamer die 200,000 Thaler nicht heirathet; ich berichtete dies nach einem überall zirkulirenden Gerüchte, nachdem es schon in öffentlichen Blättern gestanden. Was den chinesischen Kaiser u. s. w. anbelangt, so muß ich dabei verbleiben. 223 Bernburg, 17. März. Auch bei uns sind die Standrechtsbestien endlich losgelassen. Lange genug haben sie gefletscht an ihren Ketten, immer sich bemüht, dem gottbegnadeten Preußenthum nachzuäffen. Berlin eine octroyirte Verfassung und Bernburg keine? In Berlin die Vereinbarer auseinandergetrieben und in Bernburg nicht? Das konnte nicht sein. Flugs also damals ein Paar Bataillone Preußen zufällig durchmarschiren lassen, den Landtag auflösen und eine Verfassung octroyiren. Seit jener Zeit haben die Hunde das Volk gehetzt, wo sie nur konnten, aber das Volk ward gut und hat sich widersetzt, wo es nur konnte. Das mußte anders werden! Das gottbegnadete Beamtenthum wollte nicht länger gequält sein von den Forderungen des Volkes. Schießt die Kanaillen todt! Ein Königreich für einen Putsch! — Und der Putsch kam. — Gestern befreite das Volk einen seiner Führer, einen hier ansäßigen Bürger, den Lederhänler Calm, der unter dem Namen Hecker bekannt ist, aus dem Gefängnisse, weil das Gericht ihn gegen Kaution nicht freigeben wollte. Im Triumpf trägt man ihn auf den Markt, dort stellt er sich dem Obergericht freiwillig und bietet nochmals Kaution an. Während dieses das Freilassungsdekret ausfertigt, rücken 3 Kompagnien Militär an, man kommt bis unter das Brückportal, giebt die Signale, ein Schuß fällt. Der Haufen läuft auseinander, man brüllt nach Waffen, wirft Wagen um zu Barrikaden, ein Mann, der Fahnenträger des demokratischen Clubs stellt sich vor das Haus, worin Calm und die Uebrigen sind, welche man fangen will, mit der schwarz-roth-goldenen Fahne und erklärt, nicht weichen zu wollen. Die „Kroaten“ dringen vor. Wieder fällt ein Schuß und ein Bürger, der mit dem Kommandeur unterhandelt, stürzt mit zerschmettertem Schädel zur Erde. Da erfolgt eine Salve und noch eine und noch eine. Der Fahnenträger, von mehr als 20 Kugeln durchbohrt, stürzt nieder; hier liegt eine abgeschossene Hand, dort Finger, hier wälzt sich ein Sterbender in seinem Blute, dort liegt Einer und neben ihm auf der Treppe des Hauses das Hirn aus seinem Kopfe. Ein scheußliches Gemetzel! Männer, Weiber, Kinder, denen Allen die Sache zu unerwartet kam, als daß sie sich hätten bewaffnen und vertheidigen können, wurden geradezu geschlachtet. Einer Frau, die ihren Sohn aus den Reihen der Soldaten reißen wollte, rief der Kommandeur Trützschler-Welden zu, wenn sie nicht gehe, würde er sie von ihrem eigenen Sohne erschießen lassen. Ein Kroat, ein Welden, alle diese Mordgesellen Windischgrätz, Radetzky und wie die Bluthunde weiter heißen, sind die würdigen Vorbilder dieses Trützschler. Jetzt hat man es erreicht. Belagerungszustand! o welche Wonne für das Beamtenthum! Belagerungszustand, die einzige Sehnsucht seit Monaten, endlich soll sie in Erfüllung gehen. Und flugs wird das längst vorbereitete Plakat an allen Ecken Bernburgs angeschlagen: „Da das hiesige Militär in seiner dienstlichen Funktion angegriffen und auf dasselbe geschossen worden“ u. s. w. in dem längst bekannten Style der Männer des Standrechts und der Knute. Ungarn. * _ Italien. 068 Rom, 8. März. Die „Alba“ vom 10. hat im Augenblick, wo sie in die Presse ging, die Nachrichten erhalten, daß die Assemblé in ihrer gestrigen geheimen Abendsitzung, nach den stürmischsten Debatten und mit einer großen Majorität den Beschluß gefaßt habe, dem Triumvirat oder Executiv-Comitee die nöthige discretionäre Gewalt zur Ergreifung aller Maßregeln zu ertheilen, welche es für das Wohl des Vaterlandes für nöthig findet. Morgen wird die Kammer in ihrer öffentlichen Sitzung darüber verhandeln. In den Provinzen conspirirt der Clerus mit allen Mitteln gegen die Constitution. In Terracina ist ein Priester, Defrade, als Spion der verbündeten Diplomaten von Gaëta verhaftet worden. Pius IX. hat aus Frankreich von den Bischöfen bereits über 150,000 Fr. erhalten, und wird diesen Obolus ohne Zweifel im Sinne Gottes und des bourbonischen Mordhundes von Neapel verwenden. Rußland soll, wie es heißt, das Originalaktenstück, durch welches Pius IX. als junger Mensch in den Bund des „jungen Italiens“ eintrat, für 6000 Thaler gekauft und das Autograph dem heiligen Vater wieder zugestellt haben. Mazzini hat von den römischen Demokraten eine große Demonstration erhalten, und dem Volke durch eine energische, mit Jubel aufgenommene Ansprache geantwortet. Der Austritt Giuccioli's und Sterbini's hat keinen andern Grund, als Mangel an revolutionärer Energie, und man erwartet, daß am 9. andere Kräfte in das Ministerium treten. Die fremden Gesandtschaften, welche bei der Republik noch nicht accreditirt sind, haben ihre Insignien und Wappen abgenommen. 068 Palermo, 12. März. Die Präskriptionen aller Art, wie sie aus der Blüthe des östreichischen Blutsystems Sitte sind, dauern in der ganzen Lombardei fort. In Parma hat der General Dangenfeld, ohne irgend einen Vorwand, eine neue Steuer, e'est-à-dire Plünderung von 500,000 Fr. ausgeschrieben. 068 Padua, im März. Herr F.-M.-L. Haynau, der bekannte k. k. Räuberchef, der die Stadt Ferrara überfiel, brandschatzte und beim Abzug 6 Geißeln mit sich fortschleppte, hat aus seinem Hauptquartier Padua eine für die Zustände des bis jetzt noch östreichischen Oberitaliens zu sehr bezeichnende Proklamation erlassen, als daß wir sie unsern Lesern vorenthalten sollten. Sie lautet: „Sämmtliche an die beurlaubten Militärs Italienischer Regimenter Betreff ihrer Einrückung erlassenen Ermahnungen blieben bis nun fruchtlos, indem der schlechte Geist der Bevölkerung die Urlauber mit falschen Nachrichten, Versprechungen und sogar mit Androhungen verhindert, zu ihrer Pflicht zurückzukehren. Es ist erwiesen, daß die Verwandten und Freunde der abwesenden Soldaten, ja sogar die Beamten und Geistlichen Schuld an diesen abscheulichen Umtrieben tragen. Ein anderer erwiesener Thatbestand ist, daß sich Deserteurs mit Wissen der Obrigkeiten in den Gemeinde-Gebiethen aufhalten, und auf diese Art von denselben unterstützt, dem k. k. Militärdienste entzogen, hingegen mit allen erdenklichen Vorspiegelungen und Verführungskünsten für den Dienst der aufrührerischen Stadt Venedig angeworben werben. Um diesem unerlaubten Fürgange Einhalt zu thun, welches überhaupt den betreffenden Ortsobrigkeiten nicht unbekannt sein kann, wird mit dieser Proklamation kund gegeben, daß jene Gemeinde, in deren Gebiete Deserteure, Urlauber oder Rekruten nach ihrer Vorrufung nicht einrücken, und ihrem Bataillon bis 25. Februar 1849 übergeben werden, zu einer Contribution von 500 Zwanzigern verurtheilt wird. Mit eben dieser Strafe wird jene Gemeinde belegt, wo ein Deserteur aufgegriffen wird, und derselbe angibt, daß die Gemeinde von seinem Aufenthalte Kenntniß hatte. Die Familie eines derlei Deserteurs wird übrigens dem Regimente ein taugliches Individiuum als Substituten und in Ermangelung dessen die Commune ein anderes taugliches Individuum aus der Gemeinde zu stellen haben, welcher so lange als Supplent des Deserteurs zu verbleiben hat, bis der Letztere eingebracht worden ist. Hat der Deserteur Montur oder Armatur mitgenommen, so leistet die betreffende Gemeinde an das Aerar die Entschädigung. Jene Gemeinde, welche binnen 5 Tagen die ihr auferlegte Contribution an das Distrikts-Kommissariat nicht geleistet hat, wird mit dem doppelten Betrage bestraft, und bis zur Leistung der Contribution ein entsprechendes Executions-Detachement dahin entsendet, welchem die Gemeinde pr. Kopf 20 Kreuzer auf die Zeit der Stationirung zu zahlen hat. Gegen jene Gemeinden, welche feindliche Absichten beweisen, werden überdies viel schärfere militärische Maßregeln angewendet. Schließlich wird bemerkt, daß Jeder ohne Unterschied standrechtmäßig erschossen wird, der überwiesen ist, einem Urlauber oder Rekruten bei seiner beabsichtigten Einrückung hinderlich gewesen zu sein. Gegenwärtige Proklamation ist vom Pfarrer jeder Gemeinde durch 3 Tage, worunter ein Sonntag sein muß, seiner Gemeinde vorzulesen und zu erklären, und unter dem Einflusse der Commune besonders jenen Familien an das Herz zu legen, wo sich noch besagte Deserteurs befinden sollten.“ Der k. k. Commandant des 2. Reserve-Armeecorps, Haynau, Feldmarschall-Lieutenant. 068 Turin, 14. März. Die „Concordia“ meldet, daß Karl Albert gegen die Grenze aufgebrochen ist. Die „Alba“ von Florenz erzählt, daß ein Kaufmann, der sich nach Mantua hatte begeben wollen, die Stadtthore von Mantua geschlossen gefunden habe, und ein Kampf zwischen den Ungaren und Croaten ausgebrochen sei. Mailand, 13. März. Der Marschall Radetzky hat die Aufkündigung des Waffenstillstandes mit den Worten: „Turin ist unsre Losung!“ erwidert, concentrirt seine Korps, zusammen 55000 bis 60000 Mann, und dürfte sein Hauptquartier in einigen Tagen nach Crema verlegen. Schweiz. Bern, 16. März. Der eidgenössische Kommissär Sidler im Tessin hat ein Bataillon dieses Kantons unter die Waffen berufen, um die Grenze zu besetzen und die Neutralität zu bewahren. Die Generalpostdirektion in Bern hat von dem Tessinischen Postamt die amtliche Mittheilung erhalten, daß die Postverbindungen zwischen der Lombardei und dem Kanton Tessin unterbrochen sind. Eine andere Staffette von General Haller meldet, daß in Folge der Wiedereröffnung der Feindseligkeiten alle Verbindungen Piemonts und des Kantons Tessin mit der Lombardei unterbrochen bleiben müssen. Französische Republik. 12 Paris, 17. März. Das Wahl-Comite der Rue Poitiers hat sein Manifest an die Wähler erlassen. Die Rue Poitiers faßt bekannter Weise die reinen Bourgeois-Elemente in sich. Die Partei der alten Konservateurs hatte sich beim Beginn der Nationalversammlung mit der Partei der alten Oppositionellen verbunden, um auf jede mögliche Weise die alte Bourgeois-Gesellschaft zu vertheidigen. Die Juni-Schlacht setzte diesem Vereine die Krone auf. Die Partei des Nationals ist die einzige Bourgeois-Partei, die nicht in diesem Vereine figurirte: sie hatte, als sie am Ruder war, das republikanische Volksfell übergezogen, um ihren Bourgeois-Leib zu verbergen; aber sie ließ ihre Bourgeois-Eselsohren zu sehr hervortreten, und für diesen ihren Mißgriff steht sie jetzt allein. Mit Ausnahme dieser Partei besteht das Wahl-Komite der Rue Poitiers aus den heterogensten Elementen: Namen wie Thiers und Hugo finden sich neben einem Berryer und Montalembert. Achille Fould figurirt neben einem Lucian Murat. Das Wahl-Komite hat diese seine heterogene Zusammensetzung gefühlt und sucht sie im Anfange des Manifestes folgender Maßen zu rechtfertigen: „Angesichts der großen Gefahren, denen Frankreich die letzte Zeit ausgesetzt gewesen, haben sich Männer jeder Meinung, jeden Ursprungs vereinigt, um gemeinsam die bedrohte Gesellschaft zu vertheidigen. Obgleich die Einen sowohl wie die Anderen, ehemals verschiedenen Parteien angehörend, sich lange und heftig bekämpft, so haben sie jetzt ihre alten Zwistigkeiten vergessrn, um sich gegen die Anarchie zu vereinigen.“ Dieser ganze Umfang verräth eine gewisse Bourgeois-Verlegenheit, welche diese Männer nicht sich selbst, sondern dem „ganzen Frankreich“ gegenüber, fühlen, wenn sie ihre Namen friedlich nebeneinander gestellt sehen. Diese Männer glauben noch immer zum sogenannten pays légal zu sprechen, zu dem Frankreich, dessen Deputirte aus dem Census hervorgingen. Und da die Wahlagitation sich über ganz Frankreich erstrecken soll, so forderte das Volk die Franzosen, die Census-Zahlenden Franzosen dazu auf, ihre besonderen Neigungen bei Seite zu setzen, um die in Gefahr schwebende Gesellschaft zu retten. Was sind diese besonderen Neigungen? Offenbar Neigungen zu dieser oder jener königlichen oder kaiserlichen Familie. Nun gibt es drei solcher Familien, folglich auch dreierlei besondere Neigungen, und diese besonderen Neigungen entsprechen ganz besonderen Interessen. Das Manifest fordert auf, diese besonderen Neigungen einstweilen bei Seite zu setzen, um das allgemeine Interesse der Gesellschaft zu vertheidigen. Das allgemeine Interesse der Gesellschaft ist von „einer Faktion bedroht, welche das Eigenthum, die Familie, die Religion bedrohen will.“ Das Eigenthum! z. B. Wenn die Bauern, welche die Milliarde bezahlt haben, von allen Seiten auf der Rückforderung dieser Milliarde bestehen, so bekäme das Grundeigenthum allerdings einen harten Stoß. Wenn die Arbeiter mit einem Rothschild zu rechnen anfangen, um wie viel Prozent er z. B. bei dem letzten Staatsanleihen, das unter Louis Philipp bereits abgeschlossen war, die neue rebublikanische Regierung betrogen hat, so kann das Eigenthum der hohen Bank dabei einen kleinen Stoß erleiden. Wenn nun das Wahl-Komite, um dieses Eigenthum zu schützen. das alte legale Frankreich anruft, das aus höchstens 200,000 Wählern bestand, und das allein an der Vertheidigung dieses Eigenthums betheiligt war, so mag es allerdings bei dem alten legalen Frankreich auf Erfolg zählen. Aber zu dem alten legalen Frankreich gesellt sich das jetzige, durch das allgemeine Stimmrecht berufene Frankreich, das aus Millionen von Bauern und Arbeitern besteht, die am meisten durch das Eigenthum des alten legalen Frankreichs verloren haben. Werden diese Millionen dem Manifeste beistimmen? Nein! ungeachtet der Familie und der Religion, unter deren Schutz das Bourgeois-Manifest das Bourgeois-Eigenthum stellte. Seitdem die Prostitution die Bourgeois-Familie vernichtet, seitdem die heilige Roma den heiligen Pabst nach Gaëta hat entfliehen lassen, wem kann es nunmehr noch einfallen, die Religion und die Familie zum Schutz des bürgerlichen Eigenthums aufzustellen? Das bürgerlich-christliche Eigenthum ist dem jüdisch-bürgerlichen Rothschild auch anheingefallen und das Wahl-Comité der Rue Poitiers stützt sich auf den Schutz der Religion. Als wenn nach der Juni-Schlacht noch ein Zweifel obwalten könne, in wessen Händen das klein-bürgerliche, redlich-erworbene Eigenthum sich befindet. Und hat nicht das Manifest durch die Unterschrift eines Foulds hinlänglich bekundet, wessen Eigenthum, wessen Familie, wessen Religion beschützt werden soll? Das beste Eigenthum, die beste Religion in jetziger Zeit — das ist die Religion und Hierzu eine Beilage.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 251. Köln, 21. März 1849, S. 1408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz251_1849/4>, abgerufen am 26.04.2024.