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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 254. Köln, 24. März 1849.

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(Linke). Freudentheil. Gebhard. Godeffroi (Hamburger). Gravenhorst (Linke). Jahn. Ostendorf. Radowitz Hildebrand (Linke). Jordan von Berlin und Marburg. Jucho. Kraft. Langerfeld. Löwe aus Kalbe (Pfui!). Makowizka. Mathy. Mathies. Mewissen (Köln). Mittermaier. Paur (Neiß, Linke!) Rappard. Wydenbrugk. Zell. Ziegert.

Schoder hatte sich gedrückt.

Die Tagesordnung wurde mit 272 Stimmen gegen 267 Stimmen verworfen.

Also mit 5 Stimmen Majorität.

Dazu muß man bemerken, daß Reh, Wydenbrugk, Zell, Venedey und einige andere, Verräther an ihrer Partei wurden und noch gestern erst 3 Oestreicher austraten. (Titus fehlte, Schoder war zu feig, mitzustimmen.)

Hierauf zogen Rühl von Hanau und Linde aus Mainz ihre Anträge auf Tagesordnung zurück. Ebenso wurde ein Sondergutachten der Minorität des Ausschusses zurückgezogen. Man ging also an die Anträge des Ausschusses, lautend:

1) Die gesammte deutsche Reichsverfassung, so wie sie jetzt nach der ersten Lesung und nach möglichster Berücksichtigung der Wünsche der Regierungen durch den Verfassungsausschuß redigirt vorliegt, durch einen einzigen Gesammtbeschluß anzunehmen; jedoch mit den Modificationen, daß
a) nunmehr § 1 folgende Fassung erhalte:
"Das deutsche Reich besteht aus dem Gebiet des deutschen Bundes unter folgenden näheren Bestimmungen:
"den österreichischen Bundeslanden wird der Zutritt offen gehalten,"
"die Festsetzung der Verhältnisse des Herzogthums Schleswig bleibt vorbehalten;;"
b) daß, so lange die österreichischen Bundeslande dem Bundesstaate nicht beigetreten sind, die nachfolgenden Staaten eine größere Anzahl von Stimmen im Staatenhause erhalten, nämlich:

Bayern20
Sachsen12
Hannover12
Würtemberg12
Baden10
Großherzogthum Hessen8
Kurhessen7
Nassau4
Hamburg2

2) Dem nächsten nach Einführung der Verfassung zusammentretenden Reichstage das Recht vorzubehalten, in seiner ersten Sitzungsperiode Aenderungen einzelner Bestimmungen der Verfassung in Gemeinschaft mit der Reichsregierung in den Formen der gewöhnlichen Gesetzgebung zu beschließen.
3) Durch denselben Gesammtbeschluß auch das Wahlgesetz, so wie dasselbe in erster Lesung angenommen wurde, nunmehr definitiv zu genehmigen, jedoch mit den beiden Modificationen, daß
a) so lange die österreichischen Bundeslande dem Bundesstaate nicht beigetreten sind, in § 7 die Zahl von 100,000 auf 75,000 und dem entsprechend in den §§ 8 und 9,von 50,000 auf 40,000 herabgesetzt werde, auch die Punkte sub 6 und 7 der Reichswahlmatrikel, so wie die besondere Bestimmung wegen Lübeck in § 9 wegfallen.
b) daß in § 13 die früher vom Verfassungsausschuß vorgeschlagene Fassung:
"Das Wahlrecht muß in Person ausgeübt, die Stimme mündlich zu Protokoll abgegeben werden,"
angenommen werde.
4) Die in der Verfassung festgestellte erbliche Kaiserwürde Sr. Maj. dem Könige von Preußen zu übertragen.
5) Das feste Vertrauen auszusprechen, daß die Fürsten und Volksstämme Deutschland's großherzig und patriotisch mit diesem Beschluß übereinstimmen, und seine Verwirklichung mit aller Kraft fördern werden.
6) Zu erklären, daß sofern und so lange der Eintritt der deutsch-österreichischen Lande in den deutschen Bundesstaat und seine Verfassung nicht erfolgt, die Herstellung eines möglichst innigen und brüderlichen Bundes mit denselben zu erstreben sei.
7) Zu beschließen, daß die Nationalversammlung versammelt bleibe, bis ein Reichstag nach den Bestimmungen der Reichsverfassung berufen und zusammengetreten sein wird.

Diese Anträge wurden mit 283 Stimmen gegen 252 verworfen.

Nun Herr Riesser, wie sieht es aus mit Ihrer Gnade? H. Riesser sagte nämlich: "Meine Herren, wir werden siegen, aber wir werden über unsern Sieg nicht triumphiren!!" -- Also verworfen mit 31 Stimmen Majorität. Dies Resultat wurde mit Bravo's und immenser Sensation begrüßt. Folgen mehrere Erklärungen, die meisten sind von Preußen.

Grumprecht beantragt nach diesem unerwarteten Resultat Vertagung der weiteren Abstimmung. (Links: Nein! Nein!)

M. Mohl: Diese Vertagung würde bloß zu einem neuen Fischzug der Preußen dienen. Dies ist eine skandaleuse Zumuthung!!! (Furchtbares Bravo! Simson (Präsident) ruft Mohl zur Ordnung.)

M. Mohl (auf der Tribüne!): Gegenüber dem nur in der Geschäftsordnung begründeten Ordnungsruf des Präsidenten kann ich nur sagen: "Und sie bewegt sich doch!!" -- (Langes Bravo der Gallerieen.)

Vogt beantragt, auf eine Stunde die Sitzung auszusetzen. (Nein! links.)

Buß gegen die Vertagung.

Kerst erklärt: die Oestreicher, welche gegen die östreichische oktroyirte Verfassung nicht protestirt haben, haben nicht das Recht, in diesem Hause zu sitzen. (Furchtbares Skandal, Pfui! Pfui! -- Präsident erklärt die Aeußerung Kerst's für ganz ungehörig.)

Raveaux für eine Vertagung von 1 oder 2 Stunden.

Die Vertagung bis zur nächsten Sitzung (Morgen) wird mit 274 Stimmen gegen 248 angenommen.

Dafür stimmten u. A.:

Beseler (der Fundirte). Bürgers. Droysen. Cetto. Drechsler. Graf Deym war fortgelaufen. Esmarch. Franke. Freudentheil. Gravenhorst Groß aus Prag stimmte nicht. Hasler aus Ulm. Jahn (Ende gut alles gut). Jordan (Berlin und Frankfurt). Jucho (der Republikaner). Kierulf. Laube fehlte, weil er in Oestreich gewählt ist. Löwe aus Kalbe stimmte hier mit Nein. Merk (Hamburger Liberaler) mit Ja. Mewissen (Köln) mit Ja! Minkus mit Ja!! Ostendorf mit Ja. Radowitz. Rappard. Reh. Riesser. Rösler aus Wien. Rüder. Schierenberg. Schmidt aus Berlin. Schneer. Schneider aus Wien stimmte nicht. Schwarzenberg. Schwetschke. Soiron. Tellkampf. Venedey stimmte hier mit Nein! Fürst Waldburg mit Nein! Wurm, Wydenbrugk, Zell, Herzog, Ziegert mit Ja! Beide Zimmermann's Nein! Graf Deym nachträglich mit Nein!

Mainz, 20. März.

In Folge der "Märzerrungenschafen" ist den hiesigen Kunst- und Bilderhändlern neulich durch die Polizei die Weisung zugegangen, an den Schaufenstern keine Carricaturen auszustellen, welche das Mißfallen der Reichstruppen, oder nach altem Styl, der Oestreicher und Preußen erregen könnten. Es steht zwar in den Grundrechten nicht geschrieben, daß die Freiheit, seine Gedanken durch die Presse oder in bildlichen Darstellungen unverkümmert äußern zu dürfen, nach Belieben von den Soldaten angetastet werden könne; indeß hier wie überall sucht die Polizei wieder in die alte Präventiv-Bahn einzulenken. Genung Carricaturen, die den Soldaten nicht gefallen, dürfen nicht ausgehängt werden. Gestern Nachmittag hat nun hier ein östreichischer Soldat bewiesen, daß das Militär überhaupt keine Bilder sehen will, welche Militärpersonen darstellen. Der Musikalien- und Kunsthändler Appiano hatte einen Holzschnitt, darstellend den Früsten Windischgrätz zu Pferde, ein Fernrohr in der Hand, ausgehängt. Ein östreichischer Soldat trat in den Laden und verlangte, daß die Carricatur fortgenommen werde. Es wurde ihm bedeutet, das Bild sei keine Carricatur, indeß der Herr Soldat ließ sich nicht belehren, sondern riß das Bild herunter und vernichtete es, d. h. er zerriß es in kleine Stücke und warf es auf die Straße.

(Fr. Jr.)
Ungarn.

Nach Briefen von der moldauischen Gränze vom 6. März haben nicht nur die in Siebenbürgen stehenden Russen eine Verstärkung von 8000 Mann erhalten, sondern es steht auch ein an der Gränze der Bukowina aufgestelltes russisches Korps des Befehls gewärtig, in die Bukowina einzurücken. Bem hat bedeutende Verstärkungen an sich gezogen und bedroht Hermannstadt zum drittenmal. Malkowski's Korps (von Urban befehligt) mußte eine rückgängige Bewegung -- bis zu der Gränze der Bukowina machen, und die Stadt Bistritz abermals den Ungarn preisgeben.

Beckereck [Banat], 28. Februar.

Nachrichten aus Szegedin melden, daß letzter Tage dort eine Versammlung abgehalten wurde, die wegen Uebergabe der Stadt berieth. Der Stadtrichter Vadasz erklärte dem Volke, daß, wenn es für Preßburg, Raab und Pesth-Ofen keine Schande gewesen sei, sich den k. k. Truppen zu ergeben, so brauche sich auch Szegedin nicht zu schämen, seine Unterwerfung anzuzeigen. Der Redner hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als er nebst zwei andern Stadtbeamten, die sich in demselben Sinne erklärt hatten, von dem wüthenden Volk auf die gräßlichste Weise ermordet ward. Bei dieser Gelegenheit sind auch alle dortigen Serben eingezogen und im Stadthaus gefangen gesetzt worden.

(S. [unleserliches Material]l. Z.)
Italien.
*

Seit der Kündigung des Waffenstillstandes ertönt nur Ein Ruf in Italien: Krieg! Es lebe der Krieg! In Piemont besonders kennt der Enthusiasmus keine Gränzen mehr. In der Kammersitzung vom 15. wurde eine Adresse an die Nation vorgeschlagen, worin jedes Wort das heiße Begehren nach der Schlacht athmet:

"Der Krieg, heißt es am Schlusse, sei künftighin unser Aller Leben und Sinnen; wir kennen fortan nur noch Einen Ruf: Krieg, Krieg! Mit diesem Rufe vergißt man die gewöhnlichen Leiden; aber das Vaterland wird sie nicht vergessen, es wird sie eines Tages in Rechnung bringen und alle Diejenigen herrlich belohnen, die für das Vaterland gelitten. Mitbürger, wir wachen mit Väter- und Bruderliebe über die Tapfern, welche aus Liebe zum Vaterlande dahingehen, um dem Schicksale der Schlachten zu trotzen: die ewige Dankbarkeit der Nation wird ihre Thaten würdig zahlen.

Mitbürger, Alles was den Namen Italiener führt, wird Theil nehmen an dem Kampf; Uns vor Allen gehört die Ehre, vornan zu ziehen und dem civilisirten Europa zu zeigen, daß wir unsere Feinde nicht zählen!"

Die Piemonteser vertrauen mit Recht auf die Republikaner von Florenz und Rom. Die Unabhängigkeit allein kann die Italiener in diesem Augenblicke retten; denn wenn Oestreich siegreich aus dem Kampfe hervorgehen sollte, so ist die Republik von Toskana und Rom unwiederbringlich verloren.

Den Abzug des 23. Regiments begrüßten die Einwohner von Turin mit dem Rufe: Es lebe Italien! Es lebe Rom! Es lebe Florenz, Parma und Modena! Der General Chrzanowski erwirbt sich jeden Tag mehr die Liebe und die Achtung der Armee. Er zeigt ein großes Organisationstalent. In einer an die Soldaten gerichteten Anrede besteht er ganz besonders auf der Nothwendigkeit einer strengen militärischen Disziplin. Die beiden Generäle Biskaretki und Broglia sind in Disponibilität versetzt worden. Ueberhaupt legt Chrzanowski eine große Festigkeit an den Tag. "Der wilde Radetzki, sagte er neulich in einer Proklamation, fordert seine barbarischen Kriegsgenossen auf, den "Frieden in Turin zu erobern". Unsere Soldaten werden ihm zeigen, daß der Weg dahin nicht so kurz ist, als er glaubt, und er möchte vielleicht den Weg nach Wien vorziehen. Er mag nur kommen, bald, recht bald, dieser wilde Verwüster; er wird ein Volk antreffen, das, vollkommen vertraut mit der Handhabung der Waffen, nur darauf wartet, ihn zu vernichten. -- Der Weg nach Turin mag leicht, aber der Rückweg soll sicher dem östreichischen Großsprecher unmöglich sein."

Der Prinz von Savoyen hat den Studenten der Universitäten Piemont's die Autorisation ertheilt, sich an dem Kriege für die italienische Unabhängigkeit zu betheiligen, ohne das Recht zu verlieren, sich zu den nächsten Examina zu stellen. Also allenthalben, in den Schulen wie auf den öffentlichen Plätzen, läßt man sich einschreiben, um für die italienische Freiheit zu kämpfen. Kinder winden sich los aus den Armen ihrer Eltern und rennen hinaus mit dem Rufe: Es lebe die italienische Unabhängigkeit!

In dem Augenblicke, wo wir schreiben, ist der Krieg bereits entbrannt. Radetzki hat eine zahlreiche Armee, gierig nach Raub und Mord. Aber die Italiener sind racheentbrannt, und es ist möglich, daß die unglückliche Lombardei, obgleich dezimirt und erschöpft durch langen Druck, sich abermals erhebt -- und so ständen die Barbaren zwischen zwei Feuern.

Mit der Diplomatie ist es völlig aus in Italien, die Diplomatie hat nichts mehr hier zu suchen; alles wird sich mittelst der Waffen entscheiden. Der elende Barrot! Der Ochse von Napoleon! Die schönste Gelegenheit hat er auf eine infame Weise vorübergehen lassen. Sieg oder Niederlage der Italiener, das eine wie das andre ist der Todessturz für Barrot und Konsorten. Siegen die Piemontesen, nun so steht Italien auf wie Ein Mann und spottet des Neffen seines Onkels! Unterliegt aber Piemont in einem ersten Treffen, nun, so ist kein Franzose mehr zu halten; die Franzosen werden über Barrot's und Napoleon's Leib hinweg den Italienern zu Hülfe eilen.

X Mailand, 16. März.

Mailand ist in der Bestürzung. Radetzki, als er die Kündigung des Waffenstillstandes vernahm, ist in eine wahre Raserei verfallen. Er drohte damit, die Stadt von Grund aus zu vernichten, die Männer zu erwürgen, und die jungen Frauen der Brutalität seiner Soldaten Preis zu geben, sobald er nur die leiseste Verbindung der Einwohner mit den Piemontesen entdecke.

"Gott ist mit uns," sagte er in einer Proklamation, "vorwärts, Soldaten, auf nach Turin!"

Mitten in der wilden Freude der Oestreicher bleibt die Bevölkerung Mailand's in einer Ruhe, welche der Abgestumpfheit ziemlich nahe kömmt. Es ist dies die Niedergeschlagenheit, welche nach allen großen Katastrophen eintritt. Aber das Kanonengetöse wird der Stadt bald die Energie des Patriotismus wiedergeben.

* Piacenza, 14. März.

Der österreichische Militärgouverneur von Piacenza, Graf Thurn, hat gestern eine Proklamation erlassen, worin es heißt:

"Jede Zusammenrottung in den Straßen hat auf die erste Aufforderung sofort auseinanderzugehen; wo nicht, so wird man mit Gewalt einschreiten. Geschrei und Gesänge zur Manifestation einer politischen Meinung, sind verboten; die dagegen Handelnden werden einer Militärkommission übergeben. Um 9 Uhr müssen alle Läden und Stadtthore geschlossen sein; keiner darf ohne einen vom Militärgouverneur ausgestellten Paß sich aus der Stadt entfernen. Jede Familie hat sich für 5 Tage zu verproviantiren, widrigenfalls sie aus der Stadt ausgetrieben wird. Jeder, bei dem eine Waffe sich vorfindet, wird sofort niedergeschossen. Jedes Haus, aus dem ein Schuß fällt, wird sofort den Soldaten zur Plünderung übergeben, und wenn Widerstand geleistet wird, in Brand gesteckt. Die darin wohnenden Familienväter werden einer Militärkommission übergeben."

* Parma, 14. März.

Die österreichische Garnison in Parma ist heute aus der Stadt geschlagen und genöthigt worden, sich in aller Eile zum Haupt-Armeecorps von Radetzky zurückzuschlagen. Dieser Rückzug war nichts weniger als die Folge einer in Parma ausgebrochenen Insurrektion. Am 13. nämlich hat man in unserer Stadt die Nachricht von der Kündigung des Waffenstillstandes erhalten: auf der Stelle erhob sich die ganze Bevölkerung wie ein Mann, und warf sich mit Muth auf die Garnison, um sich für die 7 Monate lang ertragenen Unbillen zu rächen. Der österreichische Kommandant, der die ganze Gefahr erkannte, die ihm in den Straßen einer feindlichen Stadt drohte, gab den Befehl, schleunigst aufzubrechen, weil er zudem fürchtete, daß die Landbewohner ihm den Rückzug abschneiden könnten.

Die Bevölkerung Parma's, die sich so plötzlich befreit sah, pflanzte die piemontesischen Farben auf, und schickte Deputirte den sardinischen Truppen entgegen, um ihren Einzug in die Stadt zu beeilen.

Das Ministerium hat in Turin die Nachricht von diesen Vorfällen am 15. erhalten, und noch am selbigen Tage schickte es den Senator Plezza nach Parma ab, um in der Eigenschaft eines außerordentlichen Kommissarius die nöthigen Reorganisationen vorzunehmen.

Der Marschall Radetzky hat sein Generalquartier nach Crema verlegt. Ehe er Mailand verließ, nahm er alle sich vorfindenden Summen der Wohlthätigkeitsanstalten, Zufluchtsörter, Hospitäler u. s. w. weg. Sogar die Kasse der Wittwen und Waisen wurde nicht verschont. Der Schatz von Monza mit der berühmten eisernen Krone wurde eingepackt und nach Verona transportirt; man schätzt den Werth der dahin transportirten Gegenstände auf sechs Millionen.

* Turin, 14. März.

(Schluß des in Nr. 252 d. Ztg. abgebrochenen Manifestes der sardinischen Regierung "an alle Nationen des civilisirten Europa's.)

Das Manifest geht sodann in die Details der östreichischen Politik ein, und zeigt nach, auf welche schmähliche Weise Oestreich zu wiederholten Malen den Waffenstillstand gebrochen hat. "Europa hat mit Entrüstung die scheußlich-barbarisch-grausamen Exzesse vernommen, welche eine civilisirte Regierung, die auf der Höhe der Zeit zu sein sich rühmt, in Italien begangen hat, und Europa fragt sich nnch tagtäglich, wie solche Exzesse haben geduldet werden können: der scheußlichste Mißbrauch der brutalen Gewalt, Beschimpfungen und Beraubungen aller Art -- das hat Oestreich mitten im Waffenstillstande sich erlaubt."

"Was steht von einem Lande zu erwarten, das sich auf fremdem Gebiet, das ganz außerhalb seiner vorgehlichen Jurisdiktion liegt, Handlungen, wie die in Ferrara, beifallen läßt?"

Die französische Regierung erhält in diesem Manifeste die ihr gebührende Würdigung. In dem Congresse zu Brüssel sollten die italienischen Angelegenheiten geordnet werden. Der franz. Abgeordnete ist schon lange in Brüssel; aber Oestreich verschiebt die Absendung seines Bevollmächtigten unter den futilsten Vorwänden, und läßt so den französischen auf eine eben nicht sehr schmeichelhafte Weise warten.

"Die sardinische Regierung hat sich überzeugt, daß die Achtung, welche sie den vermittelden Mächten schuldig ist, nicht so weit gehen darf, daß sie ihnen die Ehre und das Heil Sardiniens und Italiens zum Opfer bringen sollen...."

Das Manifest giebt der französischen Regierung zu vestehen, daß Ihre Vermittlung in jedem Falle fruchtlos gewesen, daß Oestreich nicht gesonnen ist, von seinen Ansprüchen auch nur im Geringsten abzustehen.

"Wie könnten England und Frankreich sich durch die nunmehrige Haltung Sardiniens beleidigt fühlen, da Oestreich bisher so wenig Notiz von der ihm gebotenen Mediation genommen habe?"

Im Gegentheil, Frankreich wird das Edle, das Große eines Volkes zu schätzen wissen, das, um seine Unabhängigkeit zu retten, sich nicht scheut, den Kampf auf Leben und Tod mit einem der mächtigsten Staaten der Welt aufzunehmen.

Auf die Lage des übrigen Theils von Italien übergehend, weist das Manifest auf die anschaulichste Weise nach, daß für ganz Italien ohne Ausnahme nicht allein der Wunsch, sondern die Nothwendigkeit vorhanden ist, den Kampf für die nationale Unabhängigkeit mitzukämpfen: der Krieg unter den jetzigen Umständen ist weit weniger gefahrdrohend für Italien, als der quasi bestehende Frieden, der vernichtend ist.

"Die sardinische Regierung ruft die Sympathien aller civilisirten Nationen an; die seit einem Jahre für ihre Unabhängigkeit den Kampf begonnen haben; die Sympathien aller Derjenigen, die wissen, wie bitter es ist, die Unabhängigkeit nicht zu besitzen, und wie schwer, dieselbe herzustellen.

Es ruft die Sympathieen Deutschlands an, das ungeachtet seiner mit Oestreich gemeinsamen Sprache nicht vergessen darf, wie feindselig gerade Oestreich der Organisation der deutschen Nationalität entgegentritt.

Also der Krieg für die Unabhängigkeit beginnt aufs Neue! -- ein heiliger Krieg, so heilig wie das Recht, welches die Völker haben, Herr und Meister in ihrem Lande, auf ihrem Boden zu sein. Wir haben das feste Vertrauen die Leiden des Vaterlandes zu rächen, und durch unsere Armee. Alles was noch der Fremdherrschaft unterworfen ist, frei zu machen, von dem heldenmüthigen Venedig den langzuduldeten Druck abzuwälzen, und die italienische Freiheit herzustellen." Unterzeichnet:

Agostino Chiros, Minister-Präsident und Kriegsminister. Domenico de Fearari, Minister des Aeußern. Vincenzo Ricci, Finanzminister. Riccardo Sineo, Justizminister. Carlo Cadorna, Minister des Unterrichts. Sebastiano Tecchio, Minister der öffentlichen Bauten. Domenico Buffa, Handelsminister.

068 Turin, 17. März.

Eine Ordonnanz vom Prinzen Eugene von Savoyen, datirt vom 17. März, proklamirt eine Erhebung in Masse aller Bürger der lombardisch-venetianischen Provinzen, die im Stande sind, die Waffen zu tragen.

* Rom, 14. März.

Auf welcher Seite befindet sich der Aufruf zum Mord und Brand? In dem Kloster von Spello hat man einen offiziellen Brief entdeckt, der von der Kamarilla von Gaeta heimlich dem Klostervorsteher zugeschickt worden. In diesem Briefe heißt es: "Liberale, Jakobiner und Republikaner sind Leute von demselben Gelichter; sie wollen die Religion und ihre Diener vernichten.

Wir werden also von unserer Seite die Asche dieser ganzen Race zu zerstreuen haben. Fahrt fort mit Eurem Eifer, alle Geistlichen und Landleute zu entflammen. Empfehlt ihnen an, daß sie ja nicht an dem heiligen Rendezvous fehlen, das ihnen durch den Ton der Glocke verkündet wird, und wo Jeder das Eisen in die Brust dieser Religionsschänder ohne Mitleid bohren soll.

Wiederholt ihnen unser Gebet und unser Gelübde, das wir gethan haben, diese Verruchten bis auf den letzten Mann zu vernichten, ohne selbst die Kinder auszunehmen, um die Rache zu vermeiden, die sie eines Tages auf unsern Altären ausüben könnten. Also, mit einem Worte, haltet Euch bereit, daß am Tage, wo wir den Ruf der Reaktion ertönen lassen, dieser Ruf von Euch Allen ohne Furcht wiederholt werde. ...

Französische Republik.
* Paris, 21. März.

Nachmittags 2 1/2 Uhr. Die Februar-Revolution tritt in ihr zweites Stadium. Ein Ereigniß von unermeßlicher Wichtigkeit hat sich beim Beginn der heutigen Sitzung der Nationalversammlung zugetragen: Der Berg und die Linke haben sich vereinigt und sich der Abstimmung in der weiteren Clubdebatte in Masse enthalten. Nach dem ersten fruchtlosen Stimmenumgange zogen sich die genannten beiden Parteien, mit Cavaignac, Lamoriciere, Marrast, Fayet (Bischof zu Orleans), Ledru Rollin etc. an ihrer Spitze, in einen Bureausaal zurück und haben dort eine Protestation redigirt und unterschrieben. Ihre Demission, wie es die Rechte gerne sähe, werden sie nicht geben. Jetzt kommt es entweder zu einer Auflösung oder zu einer zweiten Auflage des 18. Brümaire. Der Boden ist hier aber weder so

(Linke). Freudentheil. Gebhard. Godeffroi (Hamburger). Gravenhorst (Linke). Jahn. Ostendorf. Radowitz Hildebrand (Linke). Jordan von Berlin und Marburg. Jucho. Kraft. Langerfeld. Löwe aus Kalbe (Pfui!). Makowizka. Mathy. Mathies. Mewissen (Köln). Mittermaier. Paur (Neiß, Linke!) Rappard. Wydenbrugk. Zell. Ziegert.

Schoder hatte sich gedrückt.

Die Tagesordnung wurde mit 272 Stimmen gegen 267 Stimmen verworfen.

Also mit 5 Stimmen Majorität.

Dazu muß man bemerken, daß Reh, Wydenbrugk, Zell, Venedey und einige andere, Verräther an ihrer Partei wurden und noch gestern erst 3 Oestreicher austraten. (Titus fehlte, Schoder war zu feig, mitzustimmen.)

Hierauf zogen Rühl von Hanau und Linde aus Mainz ihre Anträge auf Tagesordnung zurück. Ebenso wurde ein Sondergutachten der Minorität des Ausschusses zurückgezogen. Man ging also an die Anträge des Ausschusses, lautend:

1) Die gesammte deutsche Reichsverfassung, so wie sie jetzt nach der ersten Lesung und nach möglichster Berücksichtigung der Wünsche der Regierungen durch den Verfassungsausschuß redigirt vorliegt, durch einen einzigen Gesammtbeschluß anzunehmen; jedoch mit den Modificationen, daß
a) nunmehr § 1 folgende Fassung erhalte:
„Das deutsche Reich besteht aus dem Gebiet des deutschen Bundes unter folgenden näheren Bestimmungen:
„den österreichischen Bundeslanden wird der Zutritt offen gehalten,“
„die Festsetzung der Verhältnisse des Herzogthums Schleswig bleibt vorbehalten;;“
b) daß, so lange die österreichischen Bundeslande dem Bundesstaate nicht beigetreten sind, die nachfolgenden Staaten eine größere Anzahl von Stimmen im Staatenhause erhalten, nämlich:

Bayern20
Sachsen12
Hannover12
Würtemberg12
Baden10
Großherzogthum Hessen8
Kurhessen7
Nassau4
Hamburg2

2) Dem nächsten nach Einführung der Verfassung zusammentretenden Reichstage das Recht vorzubehalten, in seiner ersten Sitzungsperiode Aenderungen einzelner Bestimmungen der Verfassung in Gemeinschaft mit der Reichsregierung in den Formen der gewöhnlichen Gesetzgebung zu beschließen.
3) Durch denselben Gesammtbeschluß auch das Wahlgesetz, so wie dasselbe in erster Lesung angenommen wurde, nunmehr definitiv zu genehmigen, jedoch mit den beiden Modificationen, daß
a) so lange die österreichischen Bundeslande dem Bundesstaate nicht beigetreten sind, in § 7 die Zahl von 100,000 auf 75,000 und dem entsprechend in den §§ 8 und 9,von 50,000 auf 40,000 herabgesetzt werde, auch die Punkte sub 6 und 7 der Reichswahlmatrikel, so wie die besondere Bestimmung wegen Lübeck in § 9 wegfallen.
b) daß in § 13 die früher vom Verfassungsausschuß vorgeschlagene Fassung:
„Das Wahlrecht muß in Person ausgeübt, die Stimme mündlich zu Protokoll abgegeben werden,“
angenommen werde.
4) Die in der Verfassung festgestellte erbliche Kaiserwürde Sr. Maj. dem Könige von Preußen zu übertragen.
5) Das feste Vertrauen auszusprechen, daß die Fürsten und Volksstämme Deutschland's großherzig und patriotisch mit diesem Beschluß übereinstimmen, und seine Verwirklichung mit aller Kraft fördern werden.
6) Zu erklären, daß sofern und so lange der Eintritt der deutsch-österreichischen Lande in den deutschen Bundesstaat und seine Verfassung nicht erfolgt, die Herstellung eines möglichst innigen und brüderlichen Bundes mit denselben zu erstreben sei.
7) Zu beschließen, daß die Nationalversammlung versammelt bleibe, bis ein Reichstag nach den Bestimmungen der Reichsverfassung berufen und zusammengetreten sein wird.

Diese Anträge wurden mit 283 Stimmen gegen 252 verworfen.

Nun Herr Riesser, wie sieht es aus mit Ihrer Gnade? H. Riesser sagte nämlich: „Meine Herren, wir werden siegen, aber wir werden über unsern Sieg nicht triumphiren!!“ — Also verworfen mit 31 Stimmen Majorität. Dies Resultat wurde mit Bravo's und immenser Sensation begrüßt. Folgen mehrere Erklärungen, die meisten sind von Preußen.

Grumprecht beantragt nach diesem unerwarteten Resultat Vertagung der weiteren Abstimmung. (Links: Nein! Nein!)

M. Mohl: Diese Vertagung würde bloß zu einem neuen Fischzug der Preußen dienen. Dies ist eine skandaleuse Zumuthung!!! (Furchtbares Bravo! Simson (Präsident) ruft Mohl zur Ordnung.)

M. Mohl (auf der Tribüne!): Gegenüber dem nur in der Geschäftsordnung begründeten Ordnungsruf des Präsidenten kann ich nur sagen: „Und sie bewegt sich doch!!“ — (Langes Bravo der Gallerieen.)

Vogt beantragt, auf eine Stunde die Sitzung auszusetzen. (Nein! links.)

Buß gegen die Vertagung.

Kerst erklärt: die Oestreicher, welche gegen die östreichische oktroyirte Verfassung nicht protestirt haben, haben nicht das Recht, in diesem Hause zu sitzen. (Furchtbares Skandal, Pfui! Pfui! — Präsident erklärt die Aeußerung Kerst's für ganz ungehörig.)

Raveaux für eine Vertagung von 1 oder 2 Stunden.

Die Vertagung bis zur nächsten Sitzung (Morgen) wird mit 274 Stimmen gegen 248 angenommen.

Dafür stimmten u. A.:

Beseler (der Fundirte). Bürgers. Droysen. Cetto. Drechsler. Graf Deym war fortgelaufen. Esmarch. Franke. Freudentheil. Gravenhorst Groß aus Prag stimmte nicht. Hasler aus Ulm. Jahn (Ende gut alles gut). Jordan (Berlin und Frankfurt). Jucho (der Republikaner). Kierulf. Laube fehlte, weil er in Oestreich gewählt ist. Löwe aus Kalbe stimmte hier mit Nein. Merk (Hamburger Liberaler) mit Ja. Mewissen (Köln) mit Ja! Minkus mit Ja!! Ostendorf mit Ja. Radowitz. Rappard. Reh. Riesser. Rösler aus Wien. Rüder. Schierenberg. Schmidt aus Berlin. Schneer. Schneider aus Wien stimmte nicht. Schwarzenberg. Schwetschke. Soiron. Tellkampf. Venedey stimmte hier mit Nein! Fürst Waldburg mit Nein! Wurm, Wydenbrugk, Zell, Herzog, Ziegert mit Ja! Beide Zimmermann's Nein! Graf Deym nachträglich mit Nein!

Mainz, 20. März.

In Folge der „Märzerrungenschafen“ ist den hiesigen Kunst- und Bilderhändlern neulich durch die Polizei die Weisung zugegangen, an den Schaufenstern keine Carricaturen auszustellen, welche das Mißfallen der Reichstruppen, oder nach altem Styl, der Oestreicher und Preußen erregen könnten. Es steht zwar in den Grundrechten nicht geschrieben, daß die Freiheit, seine Gedanken durch die Presse oder in bildlichen Darstellungen unverkümmert äußern zu dürfen, nach Belieben von den Soldaten angetastet werden könne; indeß hier wie überall sucht die Polizei wieder in die alte Präventiv-Bahn einzulenken. Genung Carricaturen, die den Soldaten nicht gefallen, dürfen nicht ausgehängt werden. Gestern Nachmittag hat nun hier ein östreichischer Soldat bewiesen, daß das Militär überhaupt keine Bilder sehen will, welche Militärpersonen darstellen. Der Musikalien- und Kunsthändler Appiano hatte einen Holzschnitt, darstellend den Früsten Windischgrätz zu Pferde, ein Fernrohr in der Hand, ausgehängt. Ein östreichischer Soldat trat in den Laden und verlangte, daß die Carricatur fortgenommen werde. Es wurde ihm bedeutet, das Bild sei keine Carricatur, indeß der Herr Soldat ließ sich nicht belehren, sondern riß das Bild herunter und vernichtete es, d. h. er zerriß es in kleine Stücke und warf es auf die Straße.

(Fr. Jr.)
Ungarn.

Nach Briefen von der moldauischen Gränze vom 6. März haben nicht nur die in Siebenbürgen stehenden Russen eine Verstärkung von 8000 Mann erhalten, sondern es steht auch ein an der Gränze der Bukowina aufgestelltes russisches Korps des Befehls gewärtig, in die Bukowina einzurücken. Bem hat bedeutende Verstärkungen an sich gezogen und bedroht Hermannstadt zum drittenmal. Malkowski's Korps (von Urban befehligt) mußte eine rückgängige Bewegung — bis zu der Gränze der Bukowina machen, und die Stadt Bistritz abermals den Ungarn preisgeben.

Beckereck [Banat], 28. Februar.

Nachrichten aus Szegedin melden, daß letzter Tage dort eine Versammlung abgehalten wurde, die wegen Uebergabe der Stadt berieth. Der Stadtrichter Vadasz erklärte dem Volke, daß, wenn es für Preßburg, Raab und Pesth-Ofen keine Schande gewesen sei, sich den k. k. Truppen zu ergeben, so brauche sich auch Szegedin nicht zu schämen, seine Unterwerfung anzuzeigen. Der Redner hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als er nebst zwei andern Stadtbeamten, die sich in demselben Sinne erklärt hatten, von dem wüthenden Volk auf die gräßlichste Weise ermordet ward. Bei dieser Gelegenheit sind auch alle dortigen Serben eingezogen und im Stadthaus gefangen gesetzt worden.

(S. [unleserliches Material]l. Z.)
Italien.
*

Seit der Kündigung des Waffenstillstandes ertönt nur Ein Ruf in Italien: Krieg! Es lebe der Krieg! In Piemont besonders kennt der Enthusiasmus keine Gränzen mehr. In der Kammersitzung vom 15. wurde eine Adresse an die Nation vorgeschlagen, worin jedes Wort das heiße Begehren nach der Schlacht athmet:

„Der Krieg, heißt es am Schlusse, sei künftighin unser Aller Leben und Sinnen; wir kennen fortan nur noch Einen Ruf: Krieg, Krieg! Mit diesem Rufe vergißt man die gewöhnlichen Leiden; aber das Vaterland wird sie nicht vergessen, es wird sie eines Tages in Rechnung bringen und alle Diejenigen herrlich belohnen, die für das Vaterland gelitten. Mitbürger, wir wachen mit Väter- und Bruderliebe über die Tapfern, welche aus Liebe zum Vaterlande dahingehen, um dem Schicksale der Schlachten zu trotzen: die ewige Dankbarkeit der Nation wird ihre Thaten würdig zahlen.

Mitbürger, Alles was den Namen Italiener führt, wird Theil nehmen an dem Kampf; Uns vor Allen gehört die Ehre, vornan zu ziehen und dem civilisirten Europa zu zeigen, daß wir unsere Feinde nicht zählen!“

Die Piemonteser vertrauen mit Recht auf die Republikaner von Florenz und Rom. Die Unabhängigkeit allein kann die Italiener in diesem Augenblicke retten; denn wenn Oestreich siegreich aus dem Kampfe hervorgehen sollte, so ist die Republik von Toskana und Rom unwiederbringlich verloren.

Den Abzug des 23. Regiments begrüßten die Einwohner von Turin mit dem Rufe: Es lebe Italien! Es lebe Rom! Es lebe Florenz, Parma und Modena! Der General Chrzanowski erwirbt sich jeden Tag mehr die Liebe und die Achtung der Armee. Er zeigt ein großes Organisationstalent. In einer an die Soldaten gerichteten Anrede besteht er ganz besonders auf der Nothwendigkeit einer strengen militärischen Disziplin. Die beiden Generäle Biskaretki und Broglia sind in Disponibilität versetzt worden. Ueberhaupt legt Chrzanowski eine große Festigkeit an den Tag. „Der wilde Radetzki, sagte er neulich in einer Proklamation, fordert seine barbarischen Kriegsgenossen auf, den „Frieden in Turin zu erobern“. Unsere Soldaten werden ihm zeigen, daß der Weg dahin nicht so kurz ist, als er glaubt, und er möchte vielleicht den Weg nach Wien vorziehen. Er mag nur kommen, bald, recht bald, dieser wilde Verwüster; er wird ein Volk antreffen, das, vollkommen vertraut mit der Handhabung der Waffen, nur darauf wartet, ihn zu vernichten. — Der Weg nach Turin mag leicht, aber der Rückweg soll sicher dem östreichischen Großsprecher unmöglich sein.“

Der Prinz von Savoyen hat den Studenten der Universitäten Piemont's die Autorisation ertheilt, sich an dem Kriege für die italienische Unabhängigkeit zu betheiligen, ohne das Recht zu verlieren, sich zu den nächsten Examina zu stellen. Also allenthalben, in den Schulen wie auf den öffentlichen Plätzen, läßt man sich einschreiben, um für die italienische Freiheit zu kämpfen. Kinder winden sich los aus den Armen ihrer Eltern und rennen hinaus mit dem Rufe: Es lebe die italienische Unabhängigkeit!

In dem Augenblicke, wo wir schreiben, ist der Krieg bereits entbrannt. Radetzki hat eine zahlreiche Armee, gierig nach Raub und Mord. Aber die Italiener sind racheentbrannt, und es ist möglich, daß die unglückliche Lombardei, obgleich dezimirt und erschöpft durch langen Druck, sich abermals erhebt — und so ständen die Barbaren zwischen zwei Feuern.

Mit der Diplomatie ist es völlig aus in Italien, die Diplomatie hat nichts mehr hier zu suchen; alles wird sich mittelst der Waffen entscheiden. Der elende Barrot! Der Ochse von Napoleon! Die schönste Gelegenheit hat er auf eine infame Weise vorübergehen lassen. Sieg oder Niederlage der Italiener, das eine wie das andre ist der Todessturz für Barrot und Konsorten. Siegen die Piemontesen, nun so steht Italien auf wie Ein Mann und spottet des Neffen seines Onkels! Unterliegt aber Piemont in einem ersten Treffen, nun, so ist kein Franzose mehr zu halten; die Franzosen werden über Barrot's und Napoleon's Leib hinweg den Italienern zu Hülfe eilen.

X Mailand, 16. März.

Mailand ist in der Bestürzung. Radetzki, als er die Kündigung des Waffenstillstandes vernahm, ist in eine wahre Raserei verfallen. Er drohte damit, die Stadt von Grund aus zu vernichten, die Männer zu erwürgen, und die jungen Frauen der Brutalität seiner Soldaten Preis zu geben, sobald er nur die leiseste Verbindung der Einwohner mit den Piemontesen entdecke.

„Gott ist mit uns,“ sagte er in einer Proklamation, „vorwärts, Soldaten, auf nach Turin!“

Mitten in der wilden Freude der Oestreicher bleibt die Bevölkerung Mailand's in einer Ruhe, welche der Abgestumpfheit ziemlich nahe kömmt. Es ist dies die Niedergeschlagenheit, welche nach allen großen Katastrophen eintritt. Aber das Kanonengetöse wird der Stadt bald die Energie des Patriotismus wiedergeben.

* Piacenza, 14. März.

Der österreichische Militärgouverneur von Piacenza, Graf Thurn, hat gestern eine Proklamation erlassen, worin es heißt:

„Jede Zusammenrottung in den Straßen hat auf die erste Aufforderung sofort auseinanderzugehen; wo nicht, so wird man mit Gewalt einschreiten. Geschrei und Gesänge zur Manifestation einer politischen Meinung, sind verboten; die dagegen Handelnden werden einer Militärkommission übergeben. Um 9 Uhr müssen alle Läden und Stadtthore geschlossen sein; keiner darf ohne einen vom Militärgouverneur ausgestellten Paß sich aus der Stadt entfernen. Jede Familie hat sich für 5 Tage zu verproviantiren, widrigenfalls sie aus der Stadt ausgetrieben wird. Jeder, bei dem eine Waffe sich vorfindet, wird sofort niedergeschossen. Jedes Haus, aus dem ein Schuß fällt, wird sofort den Soldaten zur Plünderung übergeben, und wenn Widerstand geleistet wird, in Brand gesteckt. Die darin wohnenden Familienväter werden einer Militärkommission übergeben.“

* Parma, 14. März.

Die österreichische Garnison in Parma ist heute aus der Stadt geschlagen und genöthigt worden, sich in aller Eile zum Haupt-Armeecorps von Radetzky zurückzuschlagen. Dieser Rückzug war nichts weniger als die Folge einer in Parma ausgebrochenen Insurrektion. Am 13. nämlich hat man in unserer Stadt die Nachricht von der Kündigung des Waffenstillstandes erhalten: auf der Stelle erhob sich die ganze Bevölkerung wie ein Mann, und warf sich mit Muth auf die Garnison, um sich für die 7 Monate lang ertragenen Unbillen zu rächen. Der österreichische Kommandant, der die ganze Gefahr erkannte, die ihm in den Straßen einer feindlichen Stadt drohte, gab den Befehl, schleunigst aufzubrechen, weil er zudem fürchtete, daß die Landbewohner ihm den Rückzug abschneiden könnten.

Die Bevölkerung Parma's, die sich so plötzlich befreit sah, pflanzte die piemontesischen Farben auf, und schickte Deputirte den sardinischen Truppen entgegen, um ihren Einzug in die Stadt zu beeilen.

Das Ministerium hat in Turin die Nachricht von diesen Vorfällen am 15. erhalten, und noch am selbigen Tage schickte es den Senator Plezza nach Parma ab, um in der Eigenschaft eines außerordentlichen Kommissarius die nöthigen Reorganisationen vorzunehmen.

Der Marschall Radetzky hat sein Generalquartier nach Créma verlegt. Ehe er Mailand verließ, nahm er alle sich vorfindenden Summen der Wohlthätigkeitsanstalten, Zufluchtsörter, Hospitäler u. s. w. weg. Sogar die Kasse der Wittwen und Waisen wurde nicht verschont. Der Schatz von Monza mit der berühmten eisernen Krone wurde eingepackt und nach Verona transportirt; man schätzt den Werth der dahin transportirten Gegenstände auf sechs Millionen.

* Turin, 14. März.

(Schluß des in Nr. 252 d. Ztg. abgebrochenen Manifestes der sardinischen Regierung „an alle Nationen des civilisirten Europa's.)

Das Manifest geht sodann in die Details der östreichischen Politik ein, und zeigt nach, auf welche schmähliche Weise Oestreich zu wiederholten Malen den Waffenstillstand gebrochen hat. „Europa hat mit Entrüstung die scheußlich-barbarisch-grausamen Exzesse vernommen, welche eine civilisirte Regierung, die auf der Höhe der Zeit zu sein sich rühmt, in Italien begangen hat, und Europa fragt sich nnch tagtäglich, wie solche Exzesse haben geduldet werden können: der scheußlichste Mißbrauch der brutalen Gewalt, Beschimpfungen und Beraubungen aller Art — das hat Oestreich mitten im Waffenstillstande sich erlaubt.“

„Was steht von einem Lande zu erwarten, das sich auf fremdem Gebiet, das ganz außerhalb seiner vorgehlichen Jurisdiktion liegt, Handlungen, wie die in Ferrara, beifallen läßt?“

Die französische Regierung erhält in diesem Manifeste die ihr gebührende Würdigung. In dem Congresse zu Brüssel sollten die italienischen Angelegenheiten geordnet werden. Der franz. Abgeordnete ist schon lange in Brüssel; aber Oestreich verschiebt die Absendung seines Bevollmächtigten unter den futilsten Vorwänden, und läßt so den französischen auf eine eben nicht sehr schmeichelhafte Weise warten.

„Die sardinische Regierung hat sich überzeugt, daß die Achtung, welche sie den vermittelden Mächten schuldig ist, nicht so weit gehen darf, daß sie ihnen die Ehre und das Heil Sardiniens und Italiens zum Opfer bringen sollen.…“

Das Manifest giebt der französischen Regierung zu vestehen, daß Ihre Vermittlung in jedem Falle fruchtlos gewesen, daß Oestreich nicht gesonnen ist, von seinen Ansprüchen auch nur im Geringsten abzustehen.

„Wie könnten England und Frankreich sich durch die nunmehrige Haltung Sardiniens beleidigt fühlen, da Oestreich bisher so wenig Notiz von der ihm gebotenen Mediation genommen habe?“

Im Gegentheil, Frankreich wird das Edle, das Große eines Volkes zu schätzen wissen, das, um seine Unabhängigkeit zu retten, sich nicht scheut, den Kampf auf Leben und Tod mit einem der mächtigsten Staaten der Welt aufzunehmen.

Auf die Lage des übrigen Theils von Italien übergehend, weist das Manifest auf die anschaulichste Weise nach, daß für ganz Italien ohne Ausnahme nicht allein der Wunsch, sondern die Nothwendigkeit vorhanden ist, den Kampf für die nationale Unabhängigkeit mitzukämpfen: der Krieg unter den jetzigen Umständen ist weit weniger gefahrdrohend für Italien, als der quasi bestehende Frieden, der vernichtend ist.

„Die sardinische Regierung ruft die Sympathien aller civilisirten Nationen an; die seit einem Jahre für ihre Unabhängigkeit den Kampf begonnen haben; die Sympathien aller Derjenigen, die wissen, wie bitter es ist, die Unabhängigkeit nicht zu besitzen, und wie schwer, dieselbe herzustellen.

Es ruft die Sympathieen Deutschlands an, das ungeachtet seiner mit Oestreich gemeinsamen Sprache nicht vergessen darf, wie feindselig gerade Oestreich der Organisation der deutschen Nationalität entgegentritt.

Also der Krieg für die Unabhängigkeit beginnt aufs Neue! — ein heiliger Krieg, so heilig wie das Recht, welches die Völker haben, Herr und Meister in ihrem Lande, auf ihrem Boden zu sein. Wir haben das feste Vertrauen die Leiden des Vaterlandes zu rächen, und durch unsere Armee. Alles was noch der Fremdherrschaft unterworfen ist, frei zu machen, von dem heldenmüthigen Venedig den langzuduldeten Druck abzuwälzen, und die italienische Freiheit herzustellen.“ Unterzeichnet:

Agostino Chiros, Minister-Präsident und Kriegsminister. Domenico de Fearari, Minister des Aeußern. Vincenzo Ricci, Finanzminister. Riccardo Sineo, Justizminister. Carlo Cadorna, Minister des Unterrichts. Sebastiano Tecchio, Minister der öffentlichen Bauten. Domenico Buffa, Handelsminister.

068 Turin, 17. März.

Eine Ordonnanz vom Prinzen Eugéne von Savoyen, datirt vom 17. März, proklamirt eine Erhebung in Masse aller Bürger der lombardisch-venetianischen Provinzen, die im Stande sind, die Waffen zu tragen.

* Rom, 14. März.

Auf welcher Seite befindet sich der Aufruf zum Mord und Brand? In dem Kloster von Spello hat man einen offiziellen Brief entdeckt, der von der Kamarilla von Gaëta heimlich dem Klostervorsteher zugeschickt worden. In diesem Briefe heißt es: „Liberale, Jakobiner und Republikaner sind Leute von demselben Gelichter; sie wollen die Religion und ihre Diener vernichten.

Wir werden also von unserer Seite die Asche dieser ganzen Race zu zerstreuen haben. Fahrt fort mit Eurem Eifer, alle Geistlichen und Landleute zu entflammen. Empfehlt ihnen an, daß sie ja nicht an dem heiligen Rendezvous fehlen, das ihnen durch den Ton der Glocke verkündet wird, und wo Jeder das Eisen in die Brust dieser Religionsschänder ohne Mitleid bohren soll.

Wiederholt ihnen unser Gebet und unser Gelübde, das wir gethan haben, diese Verruchten bis auf den letzten Mann zu vernichten, ohne selbst die Kinder auszunehmen, um die Rache zu vermeiden, die sie eines Tages auf unsern Altären ausüben könnten. Also, mit einem Worte, haltet Euch bereit, daß am Tage, wo wir den Ruf der Reaktion ertönen lassen, dieser Ruf von Euch Allen ohne Furcht wiederholt werde. …

Französische Republik.
* Paris, 21. März.

Nachmittags 2 1/2 Uhr. Die Februar-Revolution tritt in ihr zweites Stadium. Ein Ereigniß von unermeßlicher Wichtigkeit hat sich beim Beginn der heutigen Sitzung der Nationalversammlung zugetragen: Der Berg und die Linke haben sich vereinigt und sich der Abstimmung in der weiteren Clubdebatte in Masse enthalten. Nach dem ersten fruchtlosen Stimmenumgange zogen sich die genannten beiden Parteien, mit Cavaignac, Lamoricière, Marrast, Fayet (Bischof zu Orleans), Ledru Rollin etc. an ihrer Spitze, in einen Bureausaal zurück und haben dort eine Protestation redigirt und unterschrieben. Ihre Demission, wie es die Rechte gerne sähe, werden sie nicht geben. Jetzt kommt es entweder zu einer Auflösung oder zu einer zweiten Auflage des 18. Brümaire. Der Boden ist hier aber weder so

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          <p><pb facs="#f0003" n="1425"/>
(Linke). Freudentheil. Gebhard. Godeffroi (Hamburger). Gravenhorst (Linke). Jahn. Ostendorf. Radowitz Hildebrand (Linke). Jordan von Berlin und Marburg. <hi rendition="#g">Jucho</hi>. Kraft. Langerfeld. Löwe aus Kalbe (Pfui!). Makowizka. Mathy. Mathies. Mewissen (Köln). Mittermaier. Paur (Neiß, Linke!) Rappard. Wydenbrugk. Zell. Ziegert.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schoder</hi> hatte sich gedrückt.</p>
          <p>Die Tagesordnung wurde mit 272 Stimmen gegen 267 Stimmen verworfen.</p>
          <p>Also mit 5 Stimmen Majorität.</p>
          <p>Dazu muß man bemerken, daß Reh, Wydenbrugk, Zell, <hi rendition="#g">Venedey</hi> und einige andere, Verräther an ihrer Partei wurden und noch gestern erst 3 Oestreicher austraten. (Titus fehlte, Schoder war zu feig, mitzustimmen.)</p>
          <p>Hierauf zogen Rühl von Hanau und Linde aus Mainz ihre Anträge auf Tagesordnung zurück. Ebenso wurde ein Sondergutachten der Minorität des Ausschusses zurückgezogen. Man ging also an die Anträge des Ausschusses, lautend:</p>
          <p rendition="#et">1) Die gesammte deutsche Reichsverfassung, so wie sie jetzt nach der ersten Lesung und nach möglichster Berücksichtigung der Wünsche der Regierungen durch den Verfassungsausschuß redigirt vorliegt, durch einen einzigen Gesammtbeschluß anzunehmen; jedoch mit den Modificationen, daß<lb/>
a) nunmehr § 1 folgende Fassung erhalte:<lb/>
&#x201E;Das deutsche Reich besteht aus dem Gebiet des deutschen Bundes unter folgenden näheren Bestimmungen:<lb/>
&#x201E;den österreichischen Bundeslanden wird der Zutritt offen gehalten,&#x201C;<lb/>
&#x201E;die Festsetzung der Verhältnisse des Herzogthums Schleswig bleibt vorbehalten;;&#x201C;<lb/>
b) daß, so lange die österreichischen Bundeslande dem Bundesstaate nicht beigetreten sind, die nachfolgenden Staaten eine größere Anzahl von Stimmen im Staatenhause erhalten, nämlich:<lb/><table><row><cell>Bayern</cell><cell>20</cell></row><row><cell>Sachsen</cell><cell>12</cell></row><row><cell>Hannover</cell><cell>12</cell></row><row><cell>Würtemberg</cell><cell>12</cell></row><row><cell>Baden</cell><cell>10</cell></row><row><cell>Großherzogthum Hessen</cell><cell>8</cell></row><row><cell>Kurhessen</cell><cell>7</cell></row><row><cell>Nassau</cell><cell>4</cell></row><row><cell>Hamburg</cell><cell>2</cell></row></table><lb/>
2) Dem nächsten nach Einführung der Verfassung zusammentretenden Reichstage das Recht vorzubehalten, in seiner ersten Sitzungsperiode Aenderungen einzelner Bestimmungen der Verfassung in Gemeinschaft mit der Reichsregierung in den Formen der gewöhnlichen Gesetzgebung zu beschließen.<lb/>
3) Durch denselben Gesammtbeschluß auch das Wahlgesetz, so wie dasselbe in erster Lesung angenommen wurde, nunmehr definitiv zu genehmigen, jedoch mit den beiden Modificationen, daß<lb/>
a) so lange die österreichischen Bundeslande dem Bundesstaate nicht beigetreten sind, in § 7 die Zahl von 100,000 auf 75,000 und dem entsprechend in den §§ 8 und 9,von 50,000 auf 40,000 herabgesetzt werde, auch die Punkte sub 6 und 7 der Reichswahlmatrikel, so wie die besondere Bestimmung wegen Lübeck in § 9 wegfallen.<lb/>
b) daß in § 13 die früher vom Verfassungsausschuß vorgeschlagene Fassung:<lb/>
&#x201E;Das Wahlrecht muß in Person ausgeübt, die Stimme mündlich zu Protokoll abgegeben werden,&#x201C;<lb/>
angenommen werde.<lb/>
4) Die in der Verfassung festgestellte erbliche Kaiserwürde Sr. Maj. dem Könige von Preußen zu übertragen.<lb/>
5) Das feste Vertrauen auszusprechen, daß die Fürsten und Volksstämme Deutschland's großherzig und patriotisch mit diesem Beschluß übereinstimmen, und seine Verwirklichung mit aller Kraft fördern werden.<lb/>
6) Zu erklären, daß sofern und so lange der Eintritt der deutsch-österreichischen Lande in den deutschen Bundesstaat und seine Verfassung nicht erfolgt, die Herstellung eines möglichst innigen und brüderlichen Bundes mit denselben zu erstreben sei.<lb/>
7) Zu beschließen, daß die Nationalversammlung versammelt bleibe, bis ein Reichstag nach den Bestimmungen der Reichsverfassung berufen und zusammengetreten sein wird.</p>
          <p>Diese Anträge wurden mit 283 Stimmen gegen 252 verworfen.</p>
          <p>Nun Herr Riesser, wie sieht es aus mit Ihrer Gnade? H. Riesser sagte nämlich: &#x201E;Meine Herren, wir werden siegen, aber wir werden über unsern Sieg nicht triumphiren!!&#x201C; &#x2014; Also verworfen mit 31 Stimmen Majorität. Dies Resultat wurde mit Bravo's und immenser Sensation begrüßt. Folgen mehrere Erklärungen, die meisten sind von Preußen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Grumprecht</hi> beantragt nach diesem unerwarteten Resultat Vertagung der weiteren Abstimmung. (Links: Nein! Nein!)</p>
          <p><hi rendition="#g">M. Mohl</hi>: Diese Vertagung würde bloß zu einem neuen Fischzug der Preußen dienen. Dies ist eine skandaleuse Zumuthung!!! (Furchtbares Bravo! Simson (Präsident) ruft Mohl zur Ordnung.)</p>
          <p><hi rendition="#g">M. Mohl</hi> (auf der Tribüne!): Gegenüber dem nur in der Geschäftsordnung begründeten Ordnungsruf des Präsidenten kann ich nur sagen: &#x201E;Und sie bewegt sich doch!!&#x201C; &#x2014; (Langes Bravo der Gallerieen.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Vogt</hi> beantragt, auf eine Stunde die Sitzung auszusetzen. (Nein! links.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Buß</hi> gegen die Vertagung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Kerst</hi> erklärt: die Oestreicher, welche gegen die östreichische oktroyirte Verfassung nicht protestirt haben, haben nicht das Recht, in diesem Hause zu sitzen. (Furchtbares Skandal, Pfui! Pfui! &#x2014; Präsident erklärt die Aeußerung Kerst's für ganz ungehörig.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Raveaux</hi> für eine Vertagung von 1 oder 2 Stunden.</p>
          <p>Die Vertagung bis zur nächsten Sitzung (Morgen) wird mit 274 Stimmen gegen 248 angenommen.</p>
          <p>Dafür stimmten u. A.:</p>
          <p>Beseler (der Fundirte). Bürgers. Droysen. Cetto. Drechsler. Graf Deym war fortgelaufen. Esmarch. Franke. Freudentheil. Gravenhorst Groß aus Prag stimmte nicht. Hasler aus Ulm. Jahn (Ende gut alles gut). Jordan (Berlin und Frankfurt). Jucho (der Republikaner). Kierulf. Laube fehlte, weil er in Oestreich gewählt ist. Löwe aus Kalbe stimmte hier mit Nein. Merk (Hamburger Liberaler) mit Ja. Mewissen (Köln) mit Ja! Minkus mit Ja!! Ostendorf mit Ja. Radowitz. Rappard. Reh. Riesser. Rösler aus Wien. Rüder. Schierenberg. Schmidt aus Berlin. Schneer. Schneider aus Wien stimmte nicht. Schwarzenberg. Schwetschke. Soiron. Tellkampf. <hi rendition="#g">Venedey</hi> stimmte hier mit Nein! Fürst Waldburg mit Nein! Wurm, Wydenbrugk, Zell, Herzog, Ziegert mit Ja! Beide Zimmermann's Nein! Graf Deym nachträglich mit Nein!</p>
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          <head>Mainz, 20. März.</head>
          <p>In Folge der &#x201E;Märzerrungenschafen&#x201C; ist den hiesigen Kunst- und Bilderhändlern neulich durch die Polizei die Weisung zugegangen, an den Schaufenstern keine Carricaturen auszustellen, welche das Mißfallen der Reichstruppen, oder nach altem Styl, der Oestreicher und Preußen erregen könnten. Es steht zwar in den Grundrechten nicht geschrieben, daß die Freiheit, seine Gedanken durch die Presse oder in bildlichen Darstellungen unverkümmert äußern zu dürfen, nach Belieben von den Soldaten angetastet werden könne; indeß hier wie überall sucht die Polizei wieder in die alte Präventiv-Bahn einzulenken. Genung Carricaturen, die den Soldaten nicht gefallen, dürfen nicht ausgehängt werden. Gestern Nachmittag hat nun hier ein östreichischer Soldat bewiesen, daß das Militär überhaupt keine Bilder sehen will, welche Militärpersonen darstellen. Der Musikalien- und Kunsthändler Appiano hatte einen Holzschnitt, darstellend den Früsten Windischgrätz zu Pferde, ein Fernrohr in der Hand, ausgehängt. Ein östreichischer Soldat trat in den Laden und verlangte, daß die Carricatur fortgenommen werde. Es wurde ihm bedeutet, das Bild sei keine Carricatur, indeß der Herr Soldat ließ sich nicht belehren, sondern riß das Bild herunter und vernichtete es, d. h. er zerriß es in kleine Stücke und warf es auf die Straße.</p>
          <bibl>(Fr. Jr.)</bibl>
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        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar254_017" type="jArticle">
          <p>Nach Briefen von der moldauischen Gränze vom 6. März haben nicht nur die in Siebenbürgen stehenden Russen eine Verstärkung von 8000 Mann erhalten, sondern es steht auch ein an der Gränze der Bukowina aufgestelltes russisches Korps des Befehls gewärtig, in die Bukowina einzurücken. <hi rendition="#g">Bem hat bedeutende Verstärkungen an sich gezogen und bedroht Hermannstadt zum drittenmal</hi>. Malkowski's Korps (von Urban befehligt) mußte eine <hi rendition="#g">rückgängige Bewegung</hi> &#x2014; bis zu der Gränze der Bukowina machen, und die Stadt <hi rendition="#g">Bistritz abermals den Ungarn preisgeben</hi>.</p>
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          <head>Beckereck [Banat], 28. Februar.</head>
          <p>Nachrichten aus Szegedin melden, daß letzter Tage dort eine Versammlung abgehalten wurde, die wegen Uebergabe der Stadt berieth. Der Stadtrichter Vadasz erklärte dem Volke, daß, wenn es für Preßburg, Raab und Pesth-Ofen keine Schande gewesen sei, sich den k. k. Truppen zu ergeben, so brauche sich auch Szegedin nicht zu schämen, seine Unterwerfung anzuzeigen. Der Redner hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als er nebst zwei andern Stadtbeamten, die sich in demselben Sinne erklärt hatten, von dem wüthenden Volk auf die gräßlichste Weise ermordet ward. Bei dieser Gelegenheit sind auch alle dortigen Serben eingezogen und im Stadthaus gefangen gesetzt worden.</p>
          <bibl>(S. <gap reason="illegible"/>l. Z.)</bibl>
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        <head>Italien.</head>
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          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Seit der Kündigung des Waffenstillstandes ertönt nur <hi rendition="#b">Ein</hi> Ruf in Italien: Krieg! Es lebe der Krieg! In Piemont besonders kennt der Enthusiasmus keine Gränzen mehr. In der Kammersitzung vom 15. wurde eine Adresse an die Nation vorgeschlagen, worin jedes Wort das heiße Begehren nach der Schlacht athmet:</p>
          <p>&#x201E;Der Krieg, heißt es am Schlusse, sei künftighin unser Aller Leben und Sinnen; wir kennen fortan nur noch Einen Ruf: Krieg, Krieg! Mit diesem Rufe vergißt man die gewöhnlichen Leiden; aber das Vaterland wird sie nicht vergessen, es wird sie eines Tages in Rechnung bringen und alle Diejenigen herrlich belohnen, die für das Vaterland gelitten. Mitbürger, wir wachen mit Väter- und Bruderliebe über die Tapfern, welche aus Liebe zum Vaterlande dahingehen, um dem Schicksale der Schlachten zu trotzen: die ewige Dankbarkeit der Nation wird ihre Thaten würdig zahlen.</p>
          <p>Mitbürger, Alles was den Namen Italiener führt, wird Theil nehmen an dem Kampf; Uns vor Allen gehört die Ehre, vornan zu ziehen und dem civilisirten Europa zu zeigen, daß wir unsere Feinde nicht zählen!&#x201C;</p>
          <p>Die Piemonteser vertrauen mit Recht auf die Republikaner von Florenz und Rom. Die Unabhängigkeit allein kann die Italiener in diesem Augenblicke retten; denn wenn Oestreich siegreich aus dem Kampfe hervorgehen sollte, so ist die Republik von Toskana und Rom unwiederbringlich verloren.</p>
          <p>Den Abzug des 23. Regiments begrüßten die Einwohner von Turin mit dem Rufe: Es lebe Italien! Es lebe Rom! Es lebe Florenz, Parma und Modena! Der General Chrzanowski erwirbt sich jeden Tag mehr die Liebe und die Achtung der Armee. Er zeigt ein großes Organisationstalent. In einer an die Soldaten gerichteten Anrede besteht er ganz besonders auf der Nothwendigkeit einer strengen militärischen Disziplin. Die beiden Generäle Biskaretki und Broglia sind in Disponibilität versetzt worden. Ueberhaupt legt Chrzanowski eine große Festigkeit an den Tag. &#x201E;Der wilde Radetzki, sagte er neulich in einer Proklamation, fordert seine barbarischen Kriegsgenossen auf, den &#x201E;Frieden in Turin zu erobern&#x201C;. Unsere Soldaten werden ihm zeigen, daß der Weg dahin nicht so kurz ist, als er glaubt, und er möchte vielleicht den Weg nach Wien vorziehen. Er mag nur kommen, bald, recht bald, dieser wilde Verwüster; er wird ein Volk antreffen, das, vollkommen vertraut mit der Handhabung der Waffen, nur darauf wartet, ihn zu vernichten. &#x2014; Der Weg nach Turin mag leicht, aber der Rückweg soll sicher dem östreichischen Großsprecher unmöglich sein.&#x201C;</p>
          <p>Der Prinz von Savoyen hat den Studenten der Universitäten Piemont's die Autorisation ertheilt, sich an dem Kriege für die italienische Unabhängigkeit zu betheiligen, ohne das Recht zu verlieren, sich zu den nächsten Examina zu stellen. Also allenthalben, in den Schulen wie auf den öffentlichen Plätzen, läßt man sich einschreiben, um für die italienische Freiheit zu kämpfen. Kinder winden sich los aus den Armen ihrer Eltern und rennen hinaus mit dem Rufe: Es lebe die italienische Unabhängigkeit!</p>
          <p>In dem Augenblicke, wo wir schreiben, ist der Krieg bereits entbrannt. Radetzki hat eine zahlreiche Armee, gierig nach Raub und Mord. Aber die Italiener sind racheentbrannt, und es ist möglich, daß die unglückliche Lombardei, obgleich dezimirt und erschöpft durch langen Druck, sich abermals erhebt &#x2014; und so ständen die Barbaren zwischen zwei Feuern.</p>
          <p>Mit der Diplomatie ist es völlig aus in Italien, die Diplomatie hat nichts mehr hier zu suchen; alles wird sich mittelst der Waffen entscheiden. Der elende Barrot! Der Ochse von Napoleon! Die schönste Gelegenheit hat er auf eine infame Weise vorübergehen lassen. Sieg oder Niederlage der Italiener, das eine wie das andre ist der Todessturz für Barrot und Konsorten. Siegen die Piemontesen, nun so steht Italien auf wie Ein Mann und spottet des Neffen seines Onkels! Unterliegt aber Piemont in einem ersten Treffen, nun, so ist kein Franzose mehr zu halten; die Franzosen werden über Barrot's und Napoleon's Leib hinweg den Italienern zu Hülfe eilen.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Parma, 14. März.</head>
          <p>Die österreichische Garnison in Parma ist heute aus der Stadt geschlagen und genöthigt worden, sich in aller Eile zum Haupt-Armeecorps von Radetzky zurückzuschlagen. Dieser Rückzug war nichts weniger als die Folge einer in Parma ausgebrochenen Insurrektion. Am 13. nämlich hat man in unserer Stadt die Nachricht von der Kündigung des Waffenstillstandes erhalten: auf der Stelle erhob sich die ganze Bevölkerung wie ein Mann, und warf sich mit Muth auf die Garnison, um sich für die 7 Monate lang ertragenen Unbillen zu rächen. Der österreichische Kommandant, der die ganze Gefahr erkannte, die ihm in den Straßen einer feindlichen Stadt drohte, gab den Befehl, schleunigst aufzubrechen, weil er zudem fürchtete, daß die Landbewohner ihm den Rückzug abschneiden könnten.</p>
          <p>Die Bevölkerung Parma's, die sich so plötzlich befreit sah, pflanzte die piemontesischen Farben auf, und schickte Deputirte den sardinischen Truppen entgegen, um ihren Einzug in die Stadt zu beeilen.</p>
          <p>Das Ministerium hat in Turin die Nachricht von diesen Vorfällen am 15. erhalten, und noch am selbigen Tage schickte es den Senator Plezza nach Parma ab, um in der Eigenschaft eines außerordentlichen Kommissarius die nöthigen Reorganisationen vorzunehmen.</p>
          <p>Der Marschall Radetzky hat sein Generalquartier nach Créma verlegt. Ehe er Mailand verließ, nahm er alle sich vorfindenden Summen der Wohlthätigkeitsanstalten, Zufluchtsörter, Hospitäler u. s. w. weg. Sogar die Kasse der Wittwen und Waisen wurde nicht verschont. Der Schatz von Monza mit der berühmten eisernen Krone wurde eingepackt und nach Verona transportirt; man schätzt den Werth der dahin transportirten Gegenstände auf sechs Millionen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar254_023" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Turin, 14. März.</head>
          <p>(Schluß des in Nr. 252 d. Ztg. abgebrochenen Manifestes der sardinischen Regierung &#x201E;an alle Nationen des civilisirten Europa's.)</p>
          <p>Das Manifest geht sodann in die Details der östreichischen Politik ein, und zeigt nach, auf welche schmähliche Weise Oestreich zu wiederholten Malen den Waffenstillstand gebrochen hat. &#x201E;Europa hat mit Entrüstung die scheußlich-barbarisch-grausamen Exzesse vernommen, welche eine civilisirte Regierung, die auf der Höhe der Zeit zu sein sich rühmt, in Italien begangen hat, und Europa fragt sich nnch tagtäglich, wie solche Exzesse haben geduldet werden können: der scheußlichste Mißbrauch der brutalen Gewalt, Beschimpfungen und Beraubungen aller Art &#x2014; das hat Oestreich mitten im Waffenstillstande sich erlaubt.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Was steht von einem Lande zu erwarten, das sich auf fremdem Gebiet, das ganz außerhalb seiner vorgehlichen Jurisdiktion liegt, Handlungen, wie die in Ferrara, beifallen läßt?&#x201C;</p>
          <p>Die französische Regierung erhält in diesem Manifeste die ihr gebührende Würdigung. In dem Congresse zu Brüssel sollten die italienischen Angelegenheiten geordnet werden. Der franz. Abgeordnete ist schon lange in Brüssel; aber Oestreich verschiebt die Absendung seines Bevollmächtigten unter den futilsten Vorwänden, und läßt so den französischen auf eine eben nicht sehr schmeichelhafte Weise warten.</p>
          <p>&#x201E;Die sardinische Regierung hat sich überzeugt, daß die Achtung, welche sie den vermittelden Mächten schuldig ist, nicht so weit gehen darf, daß sie ihnen die Ehre und das Heil Sardiniens und Italiens zum Opfer bringen sollen.&#x2026;&#x201C;</p>
          <p>Das Manifest giebt der französischen Regierung zu vestehen, daß Ihre Vermittlung in jedem Falle fruchtlos gewesen, daß Oestreich nicht gesonnen ist, von seinen Ansprüchen auch nur im Geringsten abzustehen.</p>
          <p>&#x201E;Wie könnten England und Frankreich sich durch die nunmehrige Haltung Sardiniens beleidigt fühlen, da Oestreich bisher so wenig Notiz von der ihm gebotenen Mediation genommen habe?&#x201C;</p>
          <p>Im Gegentheil, Frankreich wird das Edle, das Große eines Volkes zu schätzen wissen, das, um seine Unabhängigkeit zu retten, sich nicht scheut, den Kampf auf Leben und Tod mit einem der mächtigsten Staaten der Welt aufzunehmen.</p>
          <p>Auf die Lage des übrigen Theils von Italien übergehend, weist das Manifest auf die anschaulichste Weise nach, daß für ganz Italien ohne Ausnahme nicht allein der Wunsch, sondern die Nothwendigkeit vorhanden ist, den Kampf für die nationale Unabhängigkeit mitzukämpfen: der Krieg unter den jetzigen Umständen ist weit weniger gefahrdrohend für Italien, als der quasi bestehende Frieden, der vernichtend ist.</p>
          <p>&#x201E;Die sardinische Regierung ruft die Sympathien aller civilisirten Nationen an; die seit einem Jahre für ihre Unabhängigkeit den Kampf begonnen haben; die Sympathien aller Derjenigen, die wissen, wie bitter es ist, die Unabhängigkeit nicht zu besitzen, und wie schwer, dieselbe herzustellen.</p>
          <p>Es ruft die Sympathieen Deutschlands an, das ungeachtet seiner mit Oestreich gemeinsamen Sprache nicht vergessen darf, wie feindselig gerade Oestreich der Organisation der deutschen Nationalität entgegentritt.</p>
          <p>Also der Krieg für die Unabhängigkeit beginnt aufs Neue! &#x2014; ein heiliger Krieg, so heilig wie das Recht, welches die Völker haben, Herr und Meister in ihrem Lande, auf ihrem Boden zu sein. Wir haben das feste Vertrauen die Leiden des Vaterlandes zu rächen, und durch unsere Armee. Alles was noch der Fremdherrschaft unterworfen ist, frei zu machen, von dem heldenmüthigen Venedig den langzuduldeten Druck abzuwälzen, und die italienische Freiheit herzustellen.&#x201C; Unterzeichnet:</p>
          <p rendition="#et">Agostino Chiros, Minister-Präsident und Kriegsminister. Domenico de Fearari, Minister des Aeußern. Vincenzo Ricci, Finanzminister. Riccardo Sineo, Justizminister. Carlo Cadorna, Minister des Unterrichts. Sebastiano Tecchio, Minister der öffentlichen Bauten. Domenico Buffa, Handelsminister.</p>
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          <head><bibl><author>068</author></bibl> Turin, 17. März.</head>
          <p>Eine Ordonnanz vom Prinzen Eugéne von Savoyen, datirt vom 17. März, proklamirt eine Erhebung in Masse aller Bürger der lombardisch-venetianischen Provinzen, die im Stande sind, die Waffen zu tragen.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 14. März.</head>
          <p>Auf welcher Seite befindet sich der Aufruf zum Mord und Brand? In dem Kloster von Spello hat man einen offiziellen Brief entdeckt, der von der Kamarilla von Gaëta heimlich dem Klostervorsteher zugeschickt worden. In diesem Briefe heißt es: &#x201E;Liberale, Jakobiner und Republikaner sind Leute von demselben Gelichter; sie wollen die Religion und ihre Diener vernichten.</p>
          <p>Wir werden also von unserer Seite die Asche dieser ganzen Race zu zerstreuen haben. Fahrt fort mit Eurem Eifer, alle Geistlichen und Landleute zu entflammen. Empfehlt ihnen an, daß sie ja nicht an dem heiligen Rendezvous fehlen, das ihnen durch den Ton der Glocke verkündet wird, und wo Jeder das Eisen in die Brust dieser Religionsschänder ohne Mitleid bohren soll.</p>
          <p>Wiederholt ihnen unser Gebet und unser Gelübde, das wir gethan haben, diese Verruchten bis auf den letzten Mann zu vernichten, ohne selbst die Kinder auszunehmen, um die Rache zu vermeiden, die sie eines Tages auf unsern Altären ausüben könnten. Also, mit einem Worte, haltet Euch bereit, daß am Tage, wo wir den Ruf der Reaktion ertönen lassen, dieser Ruf von Euch Allen ohne Furcht wiederholt werde. &#x2026;</p>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 21. März. </head>
          <p>Nachmittags 2 1/2 Uhr. Die Februar-Revolution tritt in ihr zweites Stadium. Ein Ereigniß von unermeßlicher Wichtigkeit hat sich beim Beginn der heutigen Sitzung der Nationalversammlung zugetragen: <hi rendition="#g">Der Berg und die Linke haben sich vereinigt</hi> und sich der Abstimmung in der weiteren Clubdebatte in Masse enthalten. Nach dem ersten fruchtlosen Stimmenumgange zogen sich die genannten beiden Parteien, mit Cavaignac, Lamoricière, Marrast, Fayet (Bischof zu Orleans), Ledru Rollin etc. an ihrer Spitze, in einen Bureausaal zurück und haben dort eine Protestation redigirt und unterschrieben. Ihre Demission, wie es die Rechte gerne sähe, werden sie nicht geben. Jetzt kommt es entweder zu einer Auflösung oder zu einer zweiten Auflage des 18. Brümaire. Der Boden ist hier aber weder so
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</TEI>
[1425/0003] (Linke). Freudentheil. Gebhard. Godeffroi (Hamburger). Gravenhorst (Linke). Jahn. Ostendorf. Radowitz Hildebrand (Linke). Jordan von Berlin und Marburg. Jucho. Kraft. Langerfeld. Löwe aus Kalbe (Pfui!). Makowizka. Mathy. Mathies. Mewissen (Köln). Mittermaier. Paur (Neiß, Linke!) Rappard. Wydenbrugk. Zell. Ziegert. Schoder hatte sich gedrückt. Die Tagesordnung wurde mit 272 Stimmen gegen 267 Stimmen verworfen. Also mit 5 Stimmen Majorität. Dazu muß man bemerken, daß Reh, Wydenbrugk, Zell, Venedey und einige andere, Verräther an ihrer Partei wurden und noch gestern erst 3 Oestreicher austraten. (Titus fehlte, Schoder war zu feig, mitzustimmen.) Hierauf zogen Rühl von Hanau und Linde aus Mainz ihre Anträge auf Tagesordnung zurück. Ebenso wurde ein Sondergutachten der Minorität des Ausschusses zurückgezogen. Man ging also an die Anträge des Ausschusses, lautend: 1) Die gesammte deutsche Reichsverfassung, so wie sie jetzt nach der ersten Lesung und nach möglichster Berücksichtigung der Wünsche der Regierungen durch den Verfassungsausschuß redigirt vorliegt, durch einen einzigen Gesammtbeschluß anzunehmen; jedoch mit den Modificationen, daß a) nunmehr § 1 folgende Fassung erhalte: „Das deutsche Reich besteht aus dem Gebiet des deutschen Bundes unter folgenden näheren Bestimmungen: „den österreichischen Bundeslanden wird der Zutritt offen gehalten,“ „die Festsetzung der Verhältnisse des Herzogthums Schleswig bleibt vorbehalten;;“ b) daß, so lange die österreichischen Bundeslande dem Bundesstaate nicht beigetreten sind, die nachfolgenden Staaten eine größere Anzahl von Stimmen im Staatenhause erhalten, nämlich: Bayern 20 Sachsen 12 Hannover 12 Würtemberg 12 Baden 10 Großherzogthum Hessen 8 Kurhessen 7 Nassau 4 Hamburg 2 2) Dem nächsten nach Einführung der Verfassung zusammentretenden Reichstage das Recht vorzubehalten, in seiner ersten Sitzungsperiode Aenderungen einzelner Bestimmungen der Verfassung in Gemeinschaft mit der Reichsregierung in den Formen der gewöhnlichen Gesetzgebung zu beschließen. 3) Durch denselben Gesammtbeschluß auch das Wahlgesetz, so wie dasselbe in erster Lesung angenommen wurde, nunmehr definitiv zu genehmigen, jedoch mit den beiden Modificationen, daß a) so lange die österreichischen Bundeslande dem Bundesstaate nicht beigetreten sind, in § 7 die Zahl von 100,000 auf 75,000 und dem entsprechend in den §§ 8 und 9,von 50,000 auf 40,000 herabgesetzt werde, auch die Punkte sub 6 und 7 der Reichswahlmatrikel, so wie die besondere Bestimmung wegen Lübeck in § 9 wegfallen. b) daß in § 13 die früher vom Verfassungsausschuß vorgeschlagene Fassung: „Das Wahlrecht muß in Person ausgeübt, die Stimme mündlich zu Protokoll abgegeben werden,“ angenommen werde. 4) Die in der Verfassung festgestellte erbliche Kaiserwürde Sr. Maj. dem Könige von Preußen zu übertragen. 5) Das feste Vertrauen auszusprechen, daß die Fürsten und Volksstämme Deutschland's großherzig und patriotisch mit diesem Beschluß übereinstimmen, und seine Verwirklichung mit aller Kraft fördern werden. 6) Zu erklären, daß sofern und so lange der Eintritt der deutsch-österreichischen Lande in den deutschen Bundesstaat und seine Verfassung nicht erfolgt, die Herstellung eines möglichst innigen und brüderlichen Bundes mit denselben zu erstreben sei. 7) Zu beschließen, daß die Nationalversammlung versammelt bleibe, bis ein Reichstag nach den Bestimmungen der Reichsverfassung berufen und zusammengetreten sein wird. Diese Anträge wurden mit 283 Stimmen gegen 252 verworfen. Nun Herr Riesser, wie sieht es aus mit Ihrer Gnade? H. Riesser sagte nämlich: „Meine Herren, wir werden siegen, aber wir werden über unsern Sieg nicht triumphiren!!“ — Also verworfen mit 31 Stimmen Majorität. Dies Resultat wurde mit Bravo's und immenser Sensation begrüßt. Folgen mehrere Erklärungen, die meisten sind von Preußen. Grumprecht beantragt nach diesem unerwarteten Resultat Vertagung der weiteren Abstimmung. (Links: Nein! Nein!) M. Mohl: Diese Vertagung würde bloß zu einem neuen Fischzug der Preußen dienen. Dies ist eine skandaleuse Zumuthung!!! (Furchtbares Bravo! Simson (Präsident) ruft Mohl zur Ordnung.) M. Mohl (auf der Tribüne!): Gegenüber dem nur in der Geschäftsordnung begründeten Ordnungsruf des Präsidenten kann ich nur sagen: „Und sie bewegt sich doch!!“ — (Langes Bravo der Gallerieen.) Vogt beantragt, auf eine Stunde die Sitzung auszusetzen. (Nein! links.) Buß gegen die Vertagung. Kerst erklärt: die Oestreicher, welche gegen die östreichische oktroyirte Verfassung nicht protestirt haben, haben nicht das Recht, in diesem Hause zu sitzen. (Furchtbares Skandal, Pfui! Pfui! — Präsident erklärt die Aeußerung Kerst's für ganz ungehörig.) Raveaux für eine Vertagung von 1 oder 2 Stunden. Die Vertagung bis zur nächsten Sitzung (Morgen) wird mit 274 Stimmen gegen 248 angenommen. Dafür stimmten u. A.: Beseler (der Fundirte). Bürgers. Droysen. Cetto. Drechsler. Graf Deym war fortgelaufen. Esmarch. Franke. Freudentheil. Gravenhorst Groß aus Prag stimmte nicht. Hasler aus Ulm. Jahn (Ende gut alles gut). Jordan (Berlin und Frankfurt). Jucho (der Republikaner). Kierulf. Laube fehlte, weil er in Oestreich gewählt ist. Löwe aus Kalbe stimmte hier mit Nein. Merk (Hamburger Liberaler) mit Ja. Mewissen (Köln) mit Ja! Minkus mit Ja!! Ostendorf mit Ja. Radowitz. Rappard. Reh. Riesser. Rösler aus Wien. Rüder. Schierenberg. Schmidt aus Berlin. Schneer. Schneider aus Wien stimmte nicht. Schwarzenberg. Schwetschke. Soiron. Tellkampf. Venedey stimmte hier mit Nein! Fürst Waldburg mit Nein! Wurm, Wydenbrugk, Zell, Herzog, Ziegert mit Ja! Beide Zimmermann's Nein! Graf Deym nachträglich mit Nein! Mainz, 20. März. In Folge der „Märzerrungenschafen“ ist den hiesigen Kunst- und Bilderhändlern neulich durch die Polizei die Weisung zugegangen, an den Schaufenstern keine Carricaturen auszustellen, welche das Mißfallen der Reichstruppen, oder nach altem Styl, der Oestreicher und Preußen erregen könnten. Es steht zwar in den Grundrechten nicht geschrieben, daß die Freiheit, seine Gedanken durch die Presse oder in bildlichen Darstellungen unverkümmert äußern zu dürfen, nach Belieben von den Soldaten angetastet werden könne; indeß hier wie überall sucht die Polizei wieder in die alte Präventiv-Bahn einzulenken. Genung Carricaturen, die den Soldaten nicht gefallen, dürfen nicht ausgehängt werden. Gestern Nachmittag hat nun hier ein östreichischer Soldat bewiesen, daß das Militär überhaupt keine Bilder sehen will, welche Militärpersonen darstellen. Der Musikalien- und Kunsthändler Appiano hatte einen Holzschnitt, darstellend den Früsten Windischgrätz zu Pferde, ein Fernrohr in der Hand, ausgehängt. Ein östreichischer Soldat trat in den Laden und verlangte, daß die Carricatur fortgenommen werde. Es wurde ihm bedeutet, das Bild sei keine Carricatur, indeß der Herr Soldat ließ sich nicht belehren, sondern riß das Bild herunter und vernichtete es, d. h. er zerriß es in kleine Stücke und warf es auf die Straße. (Fr. Jr.) Ungarn. Nach Briefen von der moldauischen Gränze vom 6. März haben nicht nur die in Siebenbürgen stehenden Russen eine Verstärkung von 8000 Mann erhalten, sondern es steht auch ein an der Gränze der Bukowina aufgestelltes russisches Korps des Befehls gewärtig, in die Bukowina einzurücken. Bem hat bedeutende Verstärkungen an sich gezogen und bedroht Hermannstadt zum drittenmal. Malkowski's Korps (von Urban befehligt) mußte eine rückgängige Bewegung — bis zu der Gränze der Bukowina machen, und die Stadt Bistritz abermals den Ungarn preisgeben. Beckereck [Banat], 28. Februar. Nachrichten aus Szegedin melden, daß letzter Tage dort eine Versammlung abgehalten wurde, die wegen Uebergabe der Stadt berieth. Der Stadtrichter Vadasz erklärte dem Volke, daß, wenn es für Preßburg, Raab und Pesth-Ofen keine Schande gewesen sei, sich den k. k. Truppen zu ergeben, so brauche sich auch Szegedin nicht zu schämen, seine Unterwerfung anzuzeigen. Der Redner hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als er nebst zwei andern Stadtbeamten, die sich in demselben Sinne erklärt hatten, von dem wüthenden Volk auf die gräßlichste Weise ermordet ward. Bei dieser Gelegenheit sind auch alle dortigen Serben eingezogen und im Stadthaus gefangen gesetzt worden. (S. _ l. Z.) Italien. * Seit der Kündigung des Waffenstillstandes ertönt nur Ein Ruf in Italien: Krieg! Es lebe der Krieg! In Piemont besonders kennt der Enthusiasmus keine Gränzen mehr. In der Kammersitzung vom 15. wurde eine Adresse an die Nation vorgeschlagen, worin jedes Wort das heiße Begehren nach der Schlacht athmet: „Der Krieg, heißt es am Schlusse, sei künftighin unser Aller Leben und Sinnen; wir kennen fortan nur noch Einen Ruf: Krieg, Krieg! Mit diesem Rufe vergißt man die gewöhnlichen Leiden; aber das Vaterland wird sie nicht vergessen, es wird sie eines Tages in Rechnung bringen und alle Diejenigen herrlich belohnen, die für das Vaterland gelitten. Mitbürger, wir wachen mit Väter- und Bruderliebe über die Tapfern, welche aus Liebe zum Vaterlande dahingehen, um dem Schicksale der Schlachten zu trotzen: die ewige Dankbarkeit der Nation wird ihre Thaten würdig zahlen. Mitbürger, Alles was den Namen Italiener führt, wird Theil nehmen an dem Kampf; Uns vor Allen gehört die Ehre, vornan zu ziehen und dem civilisirten Europa zu zeigen, daß wir unsere Feinde nicht zählen!“ Die Piemonteser vertrauen mit Recht auf die Republikaner von Florenz und Rom. Die Unabhängigkeit allein kann die Italiener in diesem Augenblicke retten; denn wenn Oestreich siegreich aus dem Kampfe hervorgehen sollte, so ist die Republik von Toskana und Rom unwiederbringlich verloren. Den Abzug des 23. Regiments begrüßten die Einwohner von Turin mit dem Rufe: Es lebe Italien! Es lebe Rom! Es lebe Florenz, Parma und Modena! Der General Chrzanowski erwirbt sich jeden Tag mehr die Liebe und die Achtung der Armee. Er zeigt ein großes Organisationstalent. In einer an die Soldaten gerichteten Anrede besteht er ganz besonders auf der Nothwendigkeit einer strengen militärischen Disziplin. Die beiden Generäle Biskaretki und Broglia sind in Disponibilität versetzt worden. Ueberhaupt legt Chrzanowski eine große Festigkeit an den Tag. „Der wilde Radetzki, sagte er neulich in einer Proklamation, fordert seine barbarischen Kriegsgenossen auf, den „Frieden in Turin zu erobern“. Unsere Soldaten werden ihm zeigen, daß der Weg dahin nicht so kurz ist, als er glaubt, und er möchte vielleicht den Weg nach Wien vorziehen. Er mag nur kommen, bald, recht bald, dieser wilde Verwüster; er wird ein Volk antreffen, das, vollkommen vertraut mit der Handhabung der Waffen, nur darauf wartet, ihn zu vernichten. — Der Weg nach Turin mag leicht, aber der Rückweg soll sicher dem östreichischen Großsprecher unmöglich sein.“ Der Prinz von Savoyen hat den Studenten der Universitäten Piemont's die Autorisation ertheilt, sich an dem Kriege für die italienische Unabhängigkeit zu betheiligen, ohne das Recht zu verlieren, sich zu den nächsten Examina zu stellen. Also allenthalben, in den Schulen wie auf den öffentlichen Plätzen, läßt man sich einschreiben, um für die italienische Freiheit zu kämpfen. Kinder winden sich los aus den Armen ihrer Eltern und rennen hinaus mit dem Rufe: Es lebe die italienische Unabhängigkeit! In dem Augenblicke, wo wir schreiben, ist der Krieg bereits entbrannt. Radetzki hat eine zahlreiche Armee, gierig nach Raub und Mord. Aber die Italiener sind racheentbrannt, und es ist möglich, daß die unglückliche Lombardei, obgleich dezimirt und erschöpft durch langen Druck, sich abermals erhebt — und so ständen die Barbaren zwischen zwei Feuern. Mit der Diplomatie ist es völlig aus in Italien, die Diplomatie hat nichts mehr hier zu suchen; alles wird sich mittelst der Waffen entscheiden. Der elende Barrot! Der Ochse von Napoleon! Die schönste Gelegenheit hat er auf eine infame Weise vorübergehen lassen. Sieg oder Niederlage der Italiener, das eine wie das andre ist der Todessturz für Barrot und Konsorten. Siegen die Piemontesen, nun so steht Italien auf wie Ein Mann und spottet des Neffen seines Onkels! Unterliegt aber Piemont in einem ersten Treffen, nun, so ist kein Franzose mehr zu halten; die Franzosen werden über Barrot's und Napoleon's Leib hinweg den Italienern zu Hülfe eilen. X Mailand, 16. März. Mailand ist in der Bestürzung. Radetzki, als er die Kündigung des Waffenstillstandes vernahm, ist in eine wahre Raserei verfallen. Er drohte damit, die Stadt von Grund aus zu vernichten, die Männer zu erwürgen, und die jungen Frauen der Brutalität seiner Soldaten Preis zu geben, sobald er nur die leiseste Verbindung der Einwohner mit den Piemontesen entdecke. „Gott ist mit uns,“ sagte er in einer Proklamation, „vorwärts, Soldaten, auf nach Turin!“ Mitten in der wilden Freude der Oestreicher bleibt die Bevölkerung Mailand's in einer Ruhe, welche der Abgestumpfheit ziemlich nahe kömmt. Es ist dies die Niedergeschlagenheit, welche nach allen großen Katastrophen eintritt. Aber das Kanonengetöse wird der Stadt bald die Energie des Patriotismus wiedergeben. * Piacenza, 14. März. Der österreichische Militärgouverneur von Piacenza, Graf Thurn, hat gestern eine Proklamation erlassen, worin es heißt: „Jede Zusammenrottung in den Straßen hat auf die erste Aufforderung sofort auseinanderzugehen; wo nicht, so wird man mit Gewalt einschreiten. Geschrei und Gesänge zur Manifestation einer politischen Meinung, sind verboten; die dagegen Handelnden werden einer Militärkommission übergeben. Um 9 Uhr müssen alle Läden und Stadtthore geschlossen sein; keiner darf ohne einen vom Militärgouverneur ausgestellten Paß sich aus der Stadt entfernen. Jede Familie hat sich für 5 Tage zu verproviantiren, widrigenfalls sie aus der Stadt ausgetrieben wird. Jeder, bei dem eine Waffe sich vorfindet, wird sofort niedergeschossen. Jedes Haus, aus dem ein Schuß fällt, wird sofort den Soldaten zur Plünderung übergeben, und wenn Widerstand geleistet wird, in Brand gesteckt. Die darin wohnenden Familienväter werden einer Militärkommission übergeben.“ * Parma, 14. März. Die österreichische Garnison in Parma ist heute aus der Stadt geschlagen und genöthigt worden, sich in aller Eile zum Haupt-Armeecorps von Radetzky zurückzuschlagen. Dieser Rückzug war nichts weniger als die Folge einer in Parma ausgebrochenen Insurrektion. Am 13. nämlich hat man in unserer Stadt die Nachricht von der Kündigung des Waffenstillstandes erhalten: auf der Stelle erhob sich die ganze Bevölkerung wie ein Mann, und warf sich mit Muth auf die Garnison, um sich für die 7 Monate lang ertragenen Unbillen zu rächen. Der österreichische Kommandant, der die ganze Gefahr erkannte, die ihm in den Straßen einer feindlichen Stadt drohte, gab den Befehl, schleunigst aufzubrechen, weil er zudem fürchtete, daß die Landbewohner ihm den Rückzug abschneiden könnten. Die Bevölkerung Parma's, die sich so plötzlich befreit sah, pflanzte die piemontesischen Farben auf, und schickte Deputirte den sardinischen Truppen entgegen, um ihren Einzug in die Stadt zu beeilen. Das Ministerium hat in Turin die Nachricht von diesen Vorfällen am 15. erhalten, und noch am selbigen Tage schickte es den Senator Plezza nach Parma ab, um in der Eigenschaft eines außerordentlichen Kommissarius die nöthigen Reorganisationen vorzunehmen. Der Marschall Radetzky hat sein Generalquartier nach Créma verlegt. Ehe er Mailand verließ, nahm er alle sich vorfindenden Summen der Wohlthätigkeitsanstalten, Zufluchtsörter, Hospitäler u. s. w. weg. Sogar die Kasse der Wittwen und Waisen wurde nicht verschont. Der Schatz von Monza mit der berühmten eisernen Krone wurde eingepackt und nach Verona transportirt; man schätzt den Werth der dahin transportirten Gegenstände auf sechs Millionen. * Turin, 14. März. (Schluß des in Nr. 252 d. Ztg. abgebrochenen Manifestes der sardinischen Regierung „an alle Nationen des civilisirten Europa's.) Das Manifest geht sodann in die Details der östreichischen Politik ein, und zeigt nach, auf welche schmähliche Weise Oestreich zu wiederholten Malen den Waffenstillstand gebrochen hat. „Europa hat mit Entrüstung die scheußlich-barbarisch-grausamen Exzesse vernommen, welche eine civilisirte Regierung, die auf der Höhe der Zeit zu sein sich rühmt, in Italien begangen hat, und Europa fragt sich nnch tagtäglich, wie solche Exzesse haben geduldet werden können: der scheußlichste Mißbrauch der brutalen Gewalt, Beschimpfungen und Beraubungen aller Art — das hat Oestreich mitten im Waffenstillstande sich erlaubt.“ „Was steht von einem Lande zu erwarten, das sich auf fremdem Gebiet, das ganz außerhalb seiner vorgehlichen Jurisdiktion liegt, Handlungen, wie die in Ferrara, beifallen läßt?“ Die französische Regierung erhält in diesem Manifeste die ihr gebührende Würdigung. In dem Congresse zu Brüssel sollten die italienischen Angelegenheiten geordnet werden. Der franz. Abgeordnete ist schon lange in Brüssel; aber Oestreich verschiebt die Absendung seines Bevollmächtigten unter den futilsten Vorwänden, und läßt so den französischen auf eine eben nicht sehr schmeichelhafte Weise warten. „Die sardinische Regierung hat sich überzeugt, daß die Achtung, welche sie den vermittelden Mächten schuldig ist, nicht so weit gehen darf, daß sie ihnen die Ehre und das Heil Sardiniens und Italiens zum Opfer bringen sollen.…“ Das Manifest giebt der französischen Regierung zu vestehen, daß Ihre Vermittlung in jedem Falle fruchtlos gewesen, daß Oestreich nicht gesonnen ist, von seinen Ansprüchen auch nur im Geringsten abzustehen. „Wie könnten England und Frankreich sich durch die nunmehrige Haltung Sardiniens beleidigt fühlen, da Oestreich bisher so wenig Notiz von der ihm gebotenen Mediation genommen habe?“ Im Gegentheil, Frankreich wird das Edle, das Große eines Volkes zu schätzen wissen, das, um seine Unabhängigkeit zu retten, sich nicht scheut, den Kampf auf Leben und Tod mit einem der mächtigsten Staaten der Welt aufzunehmen. Auf die Lage des übrigen Theils von Italien übergehend, weist das Manifest auf die anschaulichste Weise nach, daß für ganz Italien ohne Ausnahme nicht allein der Wunsch, sondern die Nothwendigkeit vorhanden ist, den Kampf für die nationale Unabhängigkeit mitzukämpfen: der Krieg unter den jetzigen Umständen ist weit weniger gefahrdrohend für Italien, als der quasi bestehende Frieden, der vernichtend ist. „Die sardinische Regierung ruft die Sympathien aller civilisirten Nationen an; die seit einem Jahre für ihre Unabhängigkeit den Kampf begonnen haben; die Sympathien aller Derjenigen, die wissen, wie bitter es ist, die Unabhängigkeit nicht zu besitzen, und wie schwer, dieselbe herzustellen. Es ruft die Sympathieen Deutschlands an, das ungeachtet seiner mit Oestreich gemeinsamen Sprache nicht vergessen darf, wie feindselig gerade Oestreich der Organisation der deutschen Nationalität entgegentritt. Also der Krieg für die Unabhängigkeit beginnt aufs Neue! — ein heiliger Krieg, so heilig wie das Recht, welches die Völker haben, Herr und Meister in ihrem Lande, auf ihrem Boden zu sein. Wir haben das feste Vertrauen die Leiden des Vaterlandes zu rächen, und durch unsere Armee. Alles was noch der Fremdherrschaft unterworfen ist, frei zu machen, von dem heldenmüthigen Venedig den langzuduldeten Druck abzuwälzen, und die italienische Freiheit herzustellen.“ Unterzeichnet: Agostino Chiros, Minister-Präsident und Kriegsminister. Domenico de Fearari, Minister des Aeußern. Vincenzo Ricci, Finanzminister. Riccardo Sineo, Justizminister. Carlo Cadorna, Minister des Unterrichts. Sebastiano Tecchio, Minister der öffentlichen Bauten. Domenico Buffa, Handelsminister. 068 Turin, 17. März. Eine Ordonnanz vom Prinzen Eugéne von Savoyen, datirt vom 17. März, proklamirt eine Erhebung in Masse aller Bürger der lombardisch-venetianischen Provinzen, die im Stande sind, die Waffen zu tragen. * Rom, 14. März. Auf welcher Seite befindet sich der Aufruf zum Mord und Brand? In dem Kloster von Spello hat man einen offiziellen Brief entdeckt, der von der Kamarilla von Gaëta heimlich dem Klostervorsteher zugeschickt worden. In diesem Briefe heißt es: „Liberale, Jakobiner und Republikaner sind Leute von demselben Gelichter; sie wollen die Religion und ihre Diener vernichten. Wir werden also von unserer Seite die Asche dieser ganzen Race zu zerstreuen haben. Fahrt fort mit Eurem Eifer, alle Geistlichen und Landleute zu entflammen. Empfehlt ihnen an, daß sie ja nicht an dem heiligen Rendezvous fehlen, das ihnen durch den Ton der Glocke verkündet wird, und wo Jeder das Eisen in die Brust dieser Religionsschänder ohne Mitleid bohren soll. Wiederholt ihnen unser Gebet und unser Gelübde, das wir gethan haben, diese Verruchten bis auf den letzten Mann zu vernichten, ohne selbst die Kinder auszunehmen, um die Rache zu vermeiden, die sie eines Tages auf unsern Altären ausüben könnten. Also, mit einem Worte, haltet Euch bereit, daß am Tage, wo wir den Ruf der Reaktion ertönen lassen, dieser Ruf von Euch Allen ohne Furcht wiederholt werde. … Französische Republik. * Paris, 21. März. Nachmittags 2 1/2 Uhr. Die Februar-Revolution tritt in ihr zweites Stadium. Ein Ereigniß von unermeßlicher Wichtigkeit hat sich beim Beginn der heutigen Sitzung der Nationalversammlung zugetragen: Der Berg und die Linke haben sich vereinigt und sich der Abstimmung in der weiteren Clubdebatte in Masse enthalten. Nach dem ersten fruchtlosen Stimmenumgange zogen sich die genannten beiden Parteien, mit Cavaignac, Lamoricière, Marrast, Fayet (Bischof zu Orleans), Ledru Rollin etc. an ihrer Spitze, in einen Bureausaal zurück und haben dort eine Protestation redigirt und unterschrieben. Ihre Demission, wie es die Rechte gerne sähe, werden sie nicht geben. Jetzt kommt es entweder zu einer Auflösung oder zu einer zweiten Auflage des 18. Brümaire. Der Boden ist hier aber weder so

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 254. Köln, 24. März 1849, S. 1425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz254_1849/3>, abgerufen am 21.11.2024.