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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 255. Köln, 25. März 1849.

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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
Nr 255. Köln, Sonntag, den 25. März. 1849.

Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. -- Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.

Insectionen werden[unleserliches Material] mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet.

Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis.

Nur frankirte Briefe werden angenommen.

Expedition Unter Hutmacher Nro. 17.

Bestellungen auf die Neue Rheinische Zeitung für das II. Quartal (April-Juni) bitten wir möglichst frühzeitig zu machen.

Unsere auswärtigen geehrten Abonnenten machen wir darauf aufmerksam, daß die Abonnements jedesmal am Schlusse des Quartals bei den Postämtern erneuert werden müssen.

Uebersicht.

Deutschland. Düsseldorf. (Märzfeier). Berlin. (Die Oeffentlichkeit in der Kammer. -- Vermischtes. -- Kammersitzungen). Ratibor (der Exdeputirte Fü[unleserliches Material]ter.) Hamburg. (Märzfeier). Schleswig-Holstein. (Reichstruppen Beseler). Wien (Vermischtes). Grätz (die Studenten) Frankfurt (N. Vers.)

Italien. Novara. (Kriegschancen) Como (Rückzug der Oestreicher) Mailand. (Proklamation Radetzkys). Rom (3 Bischöfe arretirt -- Reaktions-Versuch). Venedig (Ministerium). Genua. (Rückzug der Oestreicher aus Modena; Parma in Belagerungszustand).

Belgien. Brüssel (Bankett.)

Franz. Republik. Paris (Die Abstimmung über das Clubgesetz; die Rüstungen in Marseille suspendirt. Vermischtes; N. Vers.) Bourges (Mai-Prozeß).

Ungarn. (Vom Kriegsschauplatz).

Amerika. Cleveland (aus Californien).

Großbritannien. (London (Unterhaus. -- Schleswig-Holstein.)

Die demokratischen Vereine der Rheinprovinz werden ersucht, ihre Adressen der "Neuen Rheinischen Zeitung" oder der "Neuen Kölnischen Zeitung" baldigst zugehen zu lassen.

Deutschland.
109 Düsseldorf, 21. März.

Gestern fand das Bankett des Volksklubs zur Feier der Revolution Statt. Es war sehr zahlreich besucht. Polizei und Militär hatten sich merkwürdiger Weise nicht eingefunden. Bekanntlich hat Herr v. Ammon, der stellvertretende Oberprokurator, das famose Klubgesetz, das einstweilen den Kammern nur noch vorliegt, hier schon in der Praxis eingeführt, indem er der Polizei das Recht zusprach, zum Zweck der Ueberwachung nicht nur in alle Versammlungen, sondern selbst in geschlossene Gesellschaften einzudringen. Hr. v. Faldern hat von diesem "Recht" den umfassendsten Gebrauch gemacht, solange er der Unterstützung des Militärs gewiß war. In Folge der jüngsten Polizeiexzesse jedoch soll der jetzige Kommandant, General Clebus, sich geweigert haben, zu solchen Provokationen seine Leute ferner herzugeben. Sie sehen, statt der Prokuratur schützt uns hier das Militär gegen die Polizei. Dieser Umstand, verbunden mit Cantador's Freilassung, scheint der hiesigen Bourgeoisie wieder Muth gemacht zu haben. Cantador hat in der Düsseldorfer Ztg. einen Aufruf erlassen, worin er alle von der Polizei Verletzten auffordert, sich Behufs einer Gesammtklage protokollarisch vernehmen zu lassen. Es sollte uns jedoch wundern, wenn Hr. v. Ammon diese Denunziation nicht, wie soviele Andere, die ihm seit dem 22. Nov. zugegangen sind, ruhig ad acta legte.

G. Berlin, 22. März.

Von einer eigentlichen und wirklichen Oeffentlichkeit der Kammerverhandlungen kann überhaupt nicht die Rede sein, da kaum so viel Zuhörer-Plätze als Deputirten-Plätze in der zweiten Kammer eingerichtet werden. Insbesondere wird die Oeffentlichkeit auch noch durch die Art der Vertheilung der Eintritts-Karten beschränkt. Im vorigen Jahre wurden die weit zahlreichern Karten durch eine eigne Kommission an alle Einwohner von Berlin nach der Reihenfolge ihrer Anmeldung ohne Rücksicht auf Rang und Stand vertheilt. Viele dieser Empfänger, welche unbemittelt waren, verkauften allerdings ihre Karten für fünf, zehn oder fünfzehn Silbergroschen, und so geschah es, daß das zahlreiche Auditorium immer aus "allen Ständen" bestand. Diesmal sieht man die Gallerien nur mit hohen Beamten, Offizieren und vornehmen, d. h. reichen Leuten, oder von den Damen dieser Noblesse besetzt. Das kommt daher, daß jetzt die Vertheilung der Eintritts-Karten dem bekannten Berliner Magistrat und dem Vorsteher der Kammerschreibstuben, Kanzlei-Rath Bleich, von dem Präsidenten Grabow übertragen worden ist. Der Magistrat erklärt in einer öffentlichen Bekanntmachung sehr naiv, daß er bei Vertheilung der Karten zunächst seine unbesoldeten Beamten berücksichtige, und der Kanzlei-Rath Bleich thut was er eben will, jedenfalls nichts gegen die höchsten Wünsche der Herren Minister und des Herrn Grabow. Der Handel mit den Eintritts-Karten zur zweiten Kammer ist noch lebhafter als im vorigen Jahre, nur vornehmer und schlauer. Die Constabler müssen jeden, der sich in der Nähe des Sitzungslokales mit verkäuflichen Karten betreten läßt, also die "geringen Leute," verhaften! Dagegen sind die Karten in den Hotels und Salons, man sagt, oft genug, durch Konstabler, zum Preise bis zu fünf Thaler zu haben. Unter zwei Thaler sind noch keine Karten verkauft worden. Die Preise sind besonders deswegen so hoch, weil durch diese Art der Vertheilung der Karten nur ein "auserlesenes Publikum" auf den Gallerieen sich einfindet, ein Publikum, dessen lebhafte Sympathieen für die Herren v. Manteuffel, v. Bodelschwingh, v. Bismark-Schönhausen und andere Mitglieder des Junkerparlaments, in jeder Sitzung wahrzunehmen sind.

Den Abgeordneten, wenigstens denen von der Opposition, ist es nicht einmal möglich, einen befreundeten Fremden, welcher aus den Provinzen hier ankömmt, einzuführen; Kanzleirath Bleich, der über viele Karten verfügt, weiß ein solches Ansinnen mit artigster Manier von der Hand zu weisen. Ueberhaupt klagen die Deputirten, welche in den Bureau's natürlich häufig dieses oder jenes Requisit nachzusuchen haben, über bureaukratische Weiterungen und Plackereien. Der ganze Kammervorstand, der auch über eine Anzahl reservirter Eintrittskarten verfügt, stammt bekanntlich von der äußersten Rechten. Während so die Oeffentlichkeit in den Sitzungen verkümmert wird, sorgen die Herren v. Manteuffel, v. d. Heydt und Grabow dafür, daß die Abgeordneten auch nicht durch Korrespondenzen und Mittheilungen der stenographischen Berichte, die Wahrheit in's Volk tragen können.

* Berlin, 22. März.

Hr. Kleist-Retzow hat an seine Wähler einen Bericht geschickt. Der Würdige fordert einfach zu der Vernichtung aller Demokraten auf.

In der Kommission für die Geschäftsordnung sind die faktischen Berichtigungen gänzlich verworfen worden. Ueber die persönlichen Bemerkungen ist die Bestimmung getroffen worden, daß dieselben erst zu Ende der ganzen Debatte gemacht werden dürfen.

Der Central-Ausschuß hat sich einstimmig für die Einberufung des Justizraths Gronewegs, der im Münsterschen Zuchthause sitzt, ausgesprochen.

Der Unterstaatssekretär Müller, der heute gegen die Amnestie sprach, war 1832 Burschenschaftler in Heidelberg, wurde später zu sechs Jahre Festung verurtheilt aber empfing durch die Fürsprache des berüchtigten v. Kamptz mit der Amnestie das Patent als etatmäßiger Assessor.

Während man von der Linken erwartete, daß sie die gewöhnlichen Strafgesetze für hinlänglich halte, um sog. Preßausschweifungen zurückzuweisen, sind in den Abtheilungen doch nur wenige dieser Partei entschieden, genug das Preßgesetz en bloe zu verwerfen und der ganze Streit beschränkt sich auf die milderen oder schärferen Strafen.

Morgen werden wir Gelegenheit haben von mehreren Rednern der Linken, wie Görz-Wrisberg und Caspary unsere Heeresorganisation, welche man in gewissen Kreisen über jede Kritik erhaben glaubt, angreifen zu hören. Natürlich werden Grießheim und Oberst Bodelschwingh nicht säumen, den Handschuh im Namen des Preuß. Kamaschenthums aufzunehmen.

Man beabsichtigt die Thore Berlins zu befestigen, wahrscheinlich um bewaffnete Zuzüge in Revolutionsstürmen abzuwehren. Doch könnte sich diese Einrichtung eben so wohl gegen die Teltower Bauern richten.

Heute, am Jahrestage der Bestattung unserer Märzhelden und zugleich dem Geburtstag des Prinzen von Preußen ist das sämmtliche Militär configuirt.

Dieser Tage ist selbst ein 13jähriger Knabe, der mit einem kleinem Gewehr auf der Straße spielte, festgenommen worden und sein Spielzeug ihm confiscirt.

-- Bei Hofe ist man außerordentlich gereizt über die Frankfurter Debatten, welche den König persönlich beleidigt haben. Man hätte gewünscht, die Kaiserkrone ablehnen zu können, während alle diese Hoffnungen jetzt vernichtet sind.

Sitzung der zweiten Kammer.

Nach Vorlesung des Protokolls macht der Präsident Grabow die Anzeige, daß die Finanzkommission sich gestern Abend konstituirt habe und den Abgeordneten Kirchmann zu ihrem Vorsitzenden, den Abg. Reuter (für Berlin) zum Stellvertreter desselben und den Abg. Neumann zum Schriftführer ernannt habe.

Abg. Tülf erhält das Wort in einer allgemeinen Angelegenheit. Er will sein Hin- und Herschwanken vertheidigen und erklärt, daß wenn er einmal für einen Satz der Adresse stimme, dies nicht als ein Vertrauensvotum für das Ministerium anzusehen sei. Der Redner ergeht sich noch in einigen närrischen Redensarten.

Die gestrige Debatte gibt noch Gelegenheit zu einigen faktischen Bemerkungen u. dgl. Auch Bincke suchte sich wegen seiner gestrigen Redensarten nochmals zu entschuldigen.

Hierauf verliest der Minister Manteuffel die in Folge der gestrigen Mittheilung des Abg. D'Ester, wegen der in seiner Abwesenheit stattgefundenen Haussuchung, von der Polizeibehörde aufgenommenen Protokolle des Polizeikommissarius Maaß und des Hauswirths. Aus diesen Protokollen ergibt sich, daß der Polizeikommissar Maaß eine anonyme Denunciation erhalten hatte, es befänden sich in der Wohnung des Abg. D'Ester ein halber Centner Pulver. In Folge dessen hat Maaß die Haussuchung vorgenommen, aber nichts gefunden.

Die Langeweile, der Spleen und die Seekrankheit.

(Fortsetzung von Nro. 238, 241, 243, 250 und 251) Ich hatte den Erzählungen der Göttin der Langenweile mit der größten Aufmerksamkeit zugehört, aber ich muß gestehen, ich fühlte allmählich den Einfluß der holden Dame. Es war mir zu Muthe, als hörte ich einen evangelischen Kandidaten die erste Sonntagnachmittagspredigt säuseln, als läse ich einen Leitartikel der Kölnischen Zeitung, als sähe ich Regenwürmer aus der Erde kriechen und nach der Musik eines Dudelsacks den Fandango tanzen.

Meine Nase wurde unwillkührlich länger, ich fühlte, daß meine Beine sich dehnten, und ich mußte gähnen, entsetzlich gähnen.

Alles das enkouragirte aber die würdige Göttin nur, immer weiter fortzufahren. Ich legte mich daher in's Mittel, und bemerkte ihr, daß ihre Mittheilungen allerdings von dem höchsten Interesse gewesen seien, daß ich aber nun über das Familien- und Kirchenleben der Briten hinlänglich unterrichtet wäre, und daß es mir angenehm sein würde, auch über sonstige Dinge noch etwas zu erfahren.

"Ach, da muß ich Ihnen vom Parlamente erzählen!" -- rief da die Göttin, und ohne Weiteres schickte sie sich an, mich in das Haus der Gemeinen einzuführen.

"Das provisorische Haus der Commons ist ein wenig räumliches, aber gut eingerichtetes Gebäude. Im Sitzungssaale bemerken Sie rechts und links auf gepolsterten Bänken die ehrenwerthen Mitglieder; die Hüte auf den Köpfen, die Beine übereinandergeschlagen. Im Hintergrunde, zwischen den beiden Reihen der Mitglieder, sitzt der "Sprecher," -- der Präsident, der wohl nur deswegen Sprecher heißt, weil er nie spricht -- auf einem ziemlich hohen Stuhle. Er trägt eine große Alongenperrücke und schneidet ein todternstes Gesicht. Vor dem Sprecher sitzen zwei Schreiber, ebenfalls mit Perrücken, und vor den Schreibern steht ein Tisch, auf dem sich die für die Debatte erforderlichen Papiere u. s. w. befinden. Dem Sprecher gegenüber, an dem andern Ende des Saales, ist die sogenannte Bar, welche nur Parlamentsmitglieder passiren dürfen. Dies die Einrichtung des untern Theiles des Hauses. Oben laufen Gallerieen um alle Wände. Die Gallerieen rechts und links sind nur den Mitgliedern zugänglich. Die Gallerie über dem Sprecher ist für die Berichterstatter bestimmt; die ihm gegenüber liegende Tribüne gehört den Fremden.

Beiläufig bemerke ich Ihnen noch, daß die Bänke zur Rechten des Sprechers von der ministeriellen Partei eingenommen werden, und daß auf der ersten Bank die Minister sitzen. Links vom Sprecher läßt sich die Opposition nieder. Die Mitglieder sprechen nicht von einer Tribüne, sondern von ihren Plätzen, indem sie sich von der Bank erheben und für die Dauer der Rede ihre Häupter entblößen.

Ich hoffe, daß Ihnen meine Schilderung klar ist. Wenn Sie als Fremder auf der Fremdengallerie sitzen, so sind Sie in dem umgekehrten Falle wie der Sprecher. Zu Ihrer Linken haben Sie dann das Ministerium; zu Ihrer Rechten die Opposition, und zwischen beiden Parteien durch, blicken Sie über den Tisch des Hauses hinweg, geradezu auf die große Nase des Sprechers.

"Verstanden!" -- unterbrach ich die Göttin, und weckte mich aus meinem Geistesschlummer durch ein großes Glas Portwein.

"O, selige Nächte habe ich schon in diesem Hause verlebt --" fuhr die Langeweile fort, "denn die Sitzungen dauern häufig ihre 8 bis 10 Stunden und ziehen sich nicht selten bis 4 oder 5 Uhr Morgens hin. In solchen Fällen bin ich allmächtig. Die geduldigsten Mitglieder des Hauses bringe ich zur Verzweiflung; und die hitzigsten Redner zum Einschlafen. Mit Recht kann ich von den langen irischen Debatten sagen, daß sie [unleserliches Material] diejenigen sind, in welchen ich eine fast unumschränkte Herrschaft ausübe, und ich habe nur zu bedauern, daß gewöhnlich die meisten ehrenwerthen Mitglieder davon laufen, wenn eine derartige Diskussion beginnt. Ja, die Engländer sind blasirt über das irische Elend; sie hörten es schon zu oft wiederholen, daß Paddy ein armer Teufel ist; es ist eine Sache, die sich von selbst versteht und Niemand begreift, warum man noch viele Worte darum verlieren soll.

Als der alte Daniel O'Connell noch lebte, da war freilich die Geschichte anders, denn König Dan war eine zu merkwürdige Persönlichkeit, als daß man nicht mit Aufmerksamkeit hätte zuhören sollen. Sowie er vom Sprecher das Wort erhielt, stürzte auch ein Thürsteher in den nächsten Konversationssaal, um den schwatzenden Mitgliedern die Wendung der Debatte anzuzeigen, und sofort füllten sich alle Bänke mit Zuhörern. Wie ein General auf dem Schlachtfeld, stand der alte Dan auf seinem Platze, und wenn er bald mit Donnerstimme den Engländern das Elend seiner Landsleute in's Gedächtniß zurückrief, und bald in süßen, melodischen Tönen von dem "Edelstein der See," von der "schönsten Insel der Welt" lispelte, da schlief Niemand ein, da lauschte man jedem Worte, und selbst die Gegner konnten den Beifall nicht versagen.

König Dan war ein schlauer Mann. Er hing seine Advokatur an den Nagel und wurde Agitator, eine Beschäftigung, die ihm jährlich etwa 30 Tausend Pfund einbrachte. So lange die Agitation dauerte, so lange bezog Dan auch diese Rente, und es war daher ganz in seinem wohlverstandenen Interesse, daß er der Leidenschaft des Volkes nie zu sehr den Zügel schießen ließ, und nie den Versuch machte, die revolutionäre Bewegung und damit das Elend seiner Landsleute zum Schluß zu bringen. Leute, die nicht auf der Höhe ihrer Zeit stehen, könnten hieraus schließen, daß Dan eigentlich ein großer Schuft gewesen sei -- -- Aber was wollen Sie? Dan war Geschäftsmann. Dan spekulirte in irischem Elend, und wenn sich auch die Irländer dazu gratuliren konnten, daß Dan endlich starb und daß ihnen die Augen aufgingen, so verlor doch das britische Parlament jedenfalls einen Mann, der zu den besten Rednern gehörte. Ja, der alte Dan hat mir durch

Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
Nr 255. Köln, Sonntag, den 25. März. 1849.

Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.

Insectionen werden[unleserliches Material] mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet.

Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis.

Nur frankirte Briefe werden angenommen.

Expedition Unter Hutmacher Nro. 17.

Bestellungen auf die Neue Rheinische Zeitung für das II. Quartal (April-Juni) bitten wir möglichst frühzeitig zu machen.

Unsere auswärtigen geehrten Abonnenten machen wir darauf aufmerksam, daß die Abonnements jedesmal am Schlusse des Quartals bei den Postämtern erneuert werden müssen.

Uebersicht.

Deutschland. Düsseldorf. (Märzfeier). Berlin. (Die Oeffentlichkeit in der Kammer. — Vermischtes. — Kammersitzungen). Ratibor (der Exdeputirte Fü[unleserliches Material]ter.) Hamburg. (Märzfeier). Schleswig-Holstein. (Reichstruppen Beseler). Wien (Vermischtes). Grätz (die Studenten) Frankfurt (N. Vers.)

Italien. Novara. (Kriegschancen) Como (Rückzug der Oestreicher) Mailand. (Proklamation Radetzkys). Rom (3 Bischöfe arretirt — Reaktions-Versuch). Venedig (Ministerium). Genua. (Rückzug der Oestreicher aus Modena; Parma in Belagerungszustand).

Belgien. Brüssel (Bankett.)

Franz. Republik. Paris (Die Abstimmung über das Clubgesetz; die Rüstungen in Marseille suspendirt. Vermischtes; N. Vers.) Bourges (Mai-Prozeß).

Ungarn. (Vom Kriegsschauplatz).

Amerika. Cleveland (aus Californien).

Großbritannien. (London (Unterhaus. — Schleswig-Holstein.)

Die demokratischen Vereine der Rheinprovinz werden ersucht, ihre Adressen der „Neuen Rheinischen Zeitung“ oder der „Neuen Kölnischen Zeitung“ baldigst zugehen zu lassen.

Deutschland.
109 Düsseldorf, 21. März.

Gestern fand das Bankett des Volksklubs zur Feier der Revolution Statt. Es war sehr zahlreich besucht. Polizei und Militär hatten sich merkwürdiger Weise nicht eingefunden. Bekanntlich hat Herr v. Ammon, der stellvertretende Oberprokurator, das famose Klubgesetz, das einstweilen den Kammern nur noch vorliegt, hier schon in der Praxis eingeführt, indem er der Polizei das Recht zusprach, zum Zweck der Ueberwachung nicht nur in alle Versammlungen, sondern selbst in geschlossene Gesellschaften einzudringen. Hr. v. Faldern hat von diesem „Recht“ den umfassendsten Gebrauch gemacht, solange er der Unterstützung des Militärs gewiß war. In Folge der jüngsten Polizeiexzesse jedoch soll der jetzige Kommandant, General Clebus, sich geweigert haben, zu solchen Provokationen seine Leute ferner herzugeben. Sie sehen, statt der Prokuratur schützt uns hier das Militär gegen die Polizei. Dieser Umstand, verbunden mit Cantador's Freilassung, scheint der hiesigen Bourgeoisie wieder Muth gemacht zu haben. Cantador hat in der Düsseldorfer Ztg. einen Aufruf erlassen, worin er alle von der Polizei Verletzten auffordert, sich Behufs einer Gesammtklage protokollarisch vernehmen zu lassen. Es sollte uns jedoch wundern, wenn Hr. v. Ammon diese Denunziation nicht, wie soviele Andere, die ihm seit dem 22. Nov. zugegangen sind, ruhig ad acta legte.

G. Berlin, 22. März.

Von einer eigentlichen und wirklichen Oeffentlichkeit der Kammerverhandlungen kann überhaupt nicht die Rede sein, da kaum so viel Zuhörer-Plätze als Deputirten-Plätze in der zweiten Kammer eingerichtet werden. Insbesondere wird die Oeffentlichkeit auch noch durch die Art der Vertheilung der Eintritts-Karten beschränkt. Im vorigen Jahre wurden die weit zahlreichern Karten durch eine eigne Kommission an alle Einwohner von Berlin nach der Reihenfolge ihrer Anmeldung ohne Rücksicht auf Rang und Stand vertheilt. Viele dieser Empfänger, welche unbemittelt waren, verkauften allerdings ihre Karten für fünf, zehn oder fünfzehn Silbergroschen, und so geschah es, daß das zahlreiche Auditorium immer aus „allen Ständen“ bestand. Diesmal sieht man die Gallerien nur mit hohen Beamten, Offizieren und vornehmen, d. h. reichen Leuten, oder von den Damen dieser Noblesse besetzt. Das kommt daher, daß jetzt die Vertheilung der Eintritts-Karten dem bekannten Berliner Magistrat und dem Vorsteher der Kammerschreibstuben, Kanzlei-Rath Bleich, von dem Präsidenten Grabow übertragen worden ist. Der Magistrat erklärt in einer öffentlichen Bekanntmachung sehr naiv, daß er bei Vertheilung der Karten zunächst seine unbesoldeten Beamten berücksichtige, und der Kanzlei-Rath Bleich thut was er eben will, jedenfalls nichts gegen die höchsten Wünsche der Herren Minister und des Herrn Grabow. Der Handel mit den Eintritts-Karten zur zweiten Kammer ist noch lebhafter als im vorigen Jahre, nur vornehmer und schlauer. Die Constabler müssen jeden, der sich in der Nähe des Sitzungslokales mit verkäuflichen Karten betreten läßt, also die „geringen Leute,“ verhaften! Dagegen sind die Karten in den Hotels und Salons, man sagt, oft genug, durch Konstabler, zum Preise bis zu fünf Thaler zu haben. Unter zwei Thaler sind noch keine Karten verkauft worden. Die Preise sind besonders deswegen so hoch, weil durch diese Art der Vertheilung der Karten nur ein „auserlesenes Publikum“ auf den Gallerieen sich einfindet, ein Publikum, dessen lebhafte Sympathieen für die Herren v. Manteuffel, v. Bodelschwingh, v. Bismark-Schönhausen und andere Mitglieder des Junkerparlaments, in jeder Sitzung wahrzunehmen sind.

Den Abgeordneten, wenigstens denen von der Opposition, ist es nicht einmal möglich, einen befreundeten Fremden, welcher aus den Provinzen hier ankömmt, einzuführen; Kanzleirath Bleich, der über viele Karten verfügt, weiß ein solches Ansinnen mit artigster Manier von der Hand zu weisen. Ueberhaupt klagen die Deputirten, welche in den Bureau's natürlich häufig dieses oder jenes Requisit nachzusuchen haben, über bureaukratische Weiterungen und Plackereien. Der ganze Kammervorstand, der auch über eine Anzahl reservirter Eintrittskarten verfügt, stammt bekanntlich von der äußersten Rechten. Während so die Oeffentlichkeit in den Sitzungen verkümmert wird, sorgen die Herren v. Manteuffel, v. d. Heydt und Grabow dafür, daß die Abgeordneten auch nicht durch Korrespondenzen und Mittheilungen der stenographischen Berichte, die Wahrheit in's Volk tragen können.

* Berlin, 22. März.

Hr. Kleist-Retzow hat an seine Wähler einen Bericht geschickt. Der Würdige fordert einfach zu der Vernichtung aller Demokraten auf.

In der Kommission für die Geschäftsordnung sind die faktischen Berichtigungen gänzlich verworfen worden. Ueber die persönlichen Bemerkungen ist die Bestimmung getroffen worden, daß dieselben erst zu Ende der ganzen Debatte gemacht werden dürfen.

Der Central-Ausschuß hat sich einstimmig für die Einberufung des Justizraths Gronewegs, der im Münsterschen Zuchthause sitzt, ausgesprochen.

Der Unterstaatssekretär Müller, der heute gegen die Amnestie sprach, war 1832 Burschenschaftler in Heidelberg, wurde später zu sechs Jahre Festung verurtheilt aber empfing durch die Fürsprache des berüchtigten v. Kamptz mit der Amnestie das Patent als etatmäßiger Assessor.

Während man von der Linken erwartete, daß sie die gewöhnlichen Strafgesetze für hinlänglich halte, um sog. Preßausschweifungen zurückzuweisen, sind in den Abtheilungen doch nur wenige dieser Partei entschieden, genug das Preßgesetz en bloe zu verwerfen und der ganze Streit beschränkt sich auf die milderen oder schärferen Strafen.

Morgen werden wir Gelegenheit haben von mehreren Rednern der Linken, wie Görz-Wrisberg und Caspary unsere Heeresorganisation, welche man in gewissen Kreisen über jede Kritik erhaben glaubt, angreifen zu hören. Natürlich werden Grießheim und Oberst Bodelschwingh nicht säumen, den Handschuh im Namen des Preuß. Kamaschenthums aufzunehmen.

Man beabsichtigt die Thore Berlins zu befestigen, wahrscheinlich um bewaffnete Zuzüge in Revolutionsstürmen abzuwehren. Doch könnte sich diese Einrichtung eben so wohl gegen die Teltower Bauern richten.

Heute, am Jahrestage der Bestattung unserer Märzhelden und zugleich dem Geburtstag des Prinzen von Preußen ist das sämmtliche Militär configuirt.

Dieser Tage ist selbst ein 13jähriger Knabe, der mit einem kleinem Gewehr auf der Straße spielte, festgenommen worden und sein Spielzeug ihm confiscirt.

— Bei Hofe ist man außerordentlich gereizt über die Frankfurter Debatten, welche den König persönlich beleidigt haben. Man hätte gewünscht, die Kaiserkrone ablehnen zu können, während alle diese Hoffnungen jetzt vernichtet sind.

Sitzung der zweiten Kammer.

Nach Vorlesung des Protokolls macht der Präsident Grabow die Anzeige, daß die Finanzkommission sich gestern Abend konstituirt habe und den Abgeordneten Kirchmann zu ihrem Vorsitzenden, den Abg. Reuter (für Berlin) zum Stellvertreter desselben und den Abg. Neumann zum Schriftführer ernannt habe.

Abg. Tülf erhält das Wort in einer allgemeinen Angelegenheit. Er will sein Hin- und Herschwanken vertheidigen und erklärt, daß wenn er einmal für einen Satz der Adresse stimme, dies nicht als ein Vertrauensvotum für das Ministerium anzusehen sei. Der Redner ergeht sich noch in einigen närrischen Redensarten.

Die gestrige Debatte gibt noch Gelegenheit zu einigen faktischen Bemerkungen u. dgl. Auch Bincke suchte sich wegen seiner gestrigen Redensarten nochmals zu entschuldigen.

Hierauf verliest der Minister Manteuffel die in Folge der gestrigen Mittheilung des Abg. D'Ester, wegen der in seiner Abwesenheit stattgefundenen Haussuchung, von der Polizeibehörde aufgenommenen Protokolle des Polizeikommissarius Maaß und des Hauswirths. Aus diesen Protokollen ergibt sich, daß der Polizeikommissar Maaß eine anonyme Denunciation erhalten hatte, es befänden sich in der Wohnung des Abg. D'Ester ein halber Centner Pulver. In Folge dessen hat Maaß die Haussuchung vorgenommen, aber nichts gefunden.

Die Langeweile, der Spleen und die Seekrankheit.

(Fortsetzung von Nro. 238, 241, 243, 250 und 251) Ich hatte den Erzählungen der Göttin der Langenweile mit der größten Aufmerksamkeit zugehört, aber ich muß gestehen, ich fühlte allmählich den Einfluß der holden Dame. Es war mir zu Muthe, als hörte ich einen evangelischen Kandidaten die erste Sonntagnachmittagspredigt säuseln, als läse ich einen Leitartikel der Kölnischen Zeitung, als sähe ich Regenwürmer aus der Erde kriechen und nach der Musik eines Dudelsacks den Fandango tanzen.

Meine Nase wurde unwillkührlich länger, ich fühlte, daß meine Beine sich dehnten, und ich mußte gähnen, entsetzlich gähnen.

Alles das enkouragirte aber die würdige Göttin nur, immer weiter fortzufahren. Ich legte mich daher in's Mittel, und bemerkte ihr, daß ihre Mittheilungen allerdings von dem höchsten Interesse gewesen seien, daß ich aber nun über das Familien- und Kirchenleben der Briten hinlänglich unterrichtet wäre, und daß es mir angenehm sein würde, auch über sonstige Dinge noch etwas zu erfahren.

„Ach, da muß ich Ihnen vom Parlamente erzählen!“ — rief da die Göttin, und ohne Weiteres schickte sie sich an, mich in das Haus der Gemeinen einzuführen.

„Das provisorische Haus der Commons ist ein wenig räumliches, aber gut eingerichtetes Gebäude. Im Sitzungssaale bemerken Sie rechts und links auf gepolsterten Bänken die ehrenwerthen Mitglieder; die Hüte auf den Köpfen, die Beine übereinandergeschlagen. Im Hintergrunde, zwischen den beiden Reihen der Mitglieder, sitzt der „Sprecher,“ — der Präsident, der wohl nur deswegen Sprecher heißt, weil er nie spricht — auf einem ziemlich hohen Stuhle. Er trägt eine große Alongenperrücke und schneidet ein todternstes Gesicht. Vor dem Sprecher sitzen zwei Schreiber, ebenfalls mit Perrücken, und vor den Schreibern steht ein Tisch, auf dem sich die für die Debatte erforderlichen Papiere u. s. w. befinden. Dem Sprecher gegenüber, an dem andern Ende des Saales, ist die sogenannte Bar, welche nur Parlamentsmitglieder passiren dürfen. Dies die Einrichtung des untern Theiles des Hauses. Oben laufen Gallerieen um alle Wände. Die Gallerieen rechts und links sind nur den Mitgliedern zugänglich. Die Gallerie über dem Sprecher ist für die Berichterstatter bestimmt; die ihm gegenüber liegende Tribüne gehört den Fremden.

Beiläufig bemerke ich Ihnen noch, daß die Bänke zur Rechten des Sprechers von der ministeriellen Partei eingenommen werden, und daß auf der ersten Bank die Minister sitzen. Links vom Sprecher läßt sich die Opposition nieder. Die Mitglieder sprechen nicht von einer Tribüne, sondern von ihren Plätzen, indem sie sich von der Bank erheben und für die Dauer der Rede ihre Häupter entblößen.

Ich hoffe, daß Ihnen meine Schilderung klar ist. Wenn Sie als Fremder auf der Fremdengallerie sitzen, so sind Sie in dem umgekehrten Falle wie der Sprecher. Zu Ihrer Linken haben Sie dann das Ministerium; zu Ihrer Rechten die Opposition, und zwischen beiden Parteien durch, blicken Sie über den Tisch des Hauses hinweg, geradezu auf die große Nase des Sprechers.

„Verstanden!“ — unterbrach ich die Göttin, und weckte mich aus meinem Geistesschlummer durch ein großes Glas Portwein.

„O, selige Nächte habe ich schon in diesem Hause verlebt —“ fuhr die Langeweile fort, „denn die Sitzungen dauern häufig ihre 8 bis 10 Stunden und ziehen sich nicht selten bis 4 oder 5 Uhr Morgens hin. In solchen Fällen bin ich allmächtig. Die geduldigsten Mitglieder des Hauses bringe ich zur Verzweiflung; und die hitzigsten Redner zum Einschlafen. Mit Recht kann ich von den langen irischen Debatten sagen, daß sie [unleserliches Material] diejenigen sind, in welchen ich eine fast unumschränkte Herrschaft ausübe, und ich habe nur zu bedauern, daß gewöhnlich die meisten ehrenwerthen Mitglieder davon laufen, wenn eine derartige Diskussion beginnt. Ja, die Engländer sind blasirt über das irische Elend; sie hörten es schon zu oft wiederholen, daß Paddy ein armer Teufel ist; es ist eine Sache, die sich von selbst versteht und Niemand begreift, warum man noch viele Worte darum verlieren soll.

Als der alte Daniel O'Connell noch lebte, da war freilich die Geschichte anders, denn König Dan war eine zu merkwürdige Persönlichkeit, als daß man nicht mit Aufmerksamkeit hätte zuhören sollen. Sowie er vom Sprecher das Wort erhielt, stürzte auch ein Thürsteher in den nächsten Konversationssaal, um den schwatzenden Mitgliedern die Wendung der Debatte anzuzeigen, und sofort füllten sich alle Bänke mit Zuhörern. Wie ein General auf dem Schlachtfeld, stand der alte Dan auf seinem Platze, und wenn er bald mit Donnerstimme den Engländern das Elend seiner Landsleute in's Gedächtniß zurückrief, und bald in süßen, melodischen Tönen von dem „Edelstein der See,“ von der „schönsten Insel der Welt“ lispelte, da schlief Niemand ein, da lauschte man jedem Worte, und selbst die Gegner konnten den Beifall nicht versagen.

König Dan war ein schlauer Mann. Er hing seine Advokatur an den Nagel und wurde Agitator, eine Beschäftigung, die ihm jährlich etwa 30 Tausend Pfund einbrachte. So lange die Agitation dauerte, so lange bezog Dan auch diese Rente, und es war daher ganz in seinem wohlverstandenen Interesse, daß er der Leidenschaft des Volkes nie zu sehr den Zügel schießen ließ, und nie den Versuch machte, die revolutionäre Bewegung und damit das Elend seiner Landsleute zum Schluß zu bringen. Leute, die nicht auf der Höhe ihrer Zeit stehen, könnten hieraus schließen, daß Dan eigentlich ein großer Schuft gewesen sei — — Aber was wollen Sie? Dan war Geschäftsmann. Dan spekulirte in irischem Elend, und wenn sich auch die Irländer dazu gratuliren konnten, daß Dan endlich starb und daß ihnen die Augen aufgingen, so verlor doch das britische Parlament jedenfalls einen Mann, der zu den besten Rednern gehörte. Ja, der alte Dan hat mir durch

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        <p>Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis.</p>
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        <p>Expedition Unter Hutmacher Nro. 17.</p>
      </div>
      <div type="jExpedition">
        <p>Bestellungen auf die Neue Rheinische Zeitung für das <hi rendition="#b">II.</hi> Quartal (April-Juni) bitten wir möglichst frühzeitig zu machen.</p>
        <p>Unsere auswärtigen geehrten Abonnenten machen wir darauf aufmerksam, daß die Abonnements jedesmal am Schlusse des Quartals bei den Postämtern erneuert werden müssen.</p>
      </div>
      <div type="contents" n="1">
        <head>Uebersicht.</head>
        <p><hi rendition="#g">Deutschland</hi>. Düsseldorf. (Märzfeier). Berlin. (Die Oeffentlichkeit in der Kammer. &#x2014; Vermischtes. &#x2014; Kammersitzungen). Ratibor (der Exdeputirte Fü<gap reason="illegible"/>ter.) Hamburg. (Märzfeier). Schleswig-Holstein. (Reichstruppen Beseler). Wien (Vermischtes). Grätz (die Studenten) Frankfurt (N. Vers.)</p>
        <p><hi rendition="#g">Italien</hi>. Novara. (Kriegschancen) Como (Rückzug der Oestreicher) Mailand. (Proklamation Radetzkys). Rom (3 Bischöfe arretirt &#x2014; Reaktions-Versuch). Venedig (Ministerium). Genua. (Rückzug der Oestreicher aus Modena; Parma in Belagerungszustand).</p>
        <p><hi rendition="#g">Belgien</hi>. Brüssel (Bankett.)</p>
        <p><hi rendition="#g">Franz. Republik</hi>. Paris (Die Abstimmung über das Clubgesetz; die Rüstungen in Marseille suspendirt. Vermischtes; N. Vers.) Bourges (Mai-Prozeß).</p>
        <p><hi rendition="#g">Ungarn</hi>. (Vom Kriegsschauplatz).</p>
        <p><hi rendition="#g">Amerika</hi>. Cleveland (aus Californien).</p>
        <p><hi rendition="#g">Großbritannien</hi>. (London (Unterhaus. &#x2014; Schleswig-Holstein.)</p>
      </div>
      <div n="1">
        <p>Die demokratischen Vereine der Rheinprovinz werden ersucht, ihre Adressen der &#x201E;Neuen Rheinischen Zeitung&#x201C; oder der &#x201E;Neuen Kölnischen Zeitung&#x201C; baldigst zugehen zu lassen.</p>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Deutschland.</head>
        <div xml:id="ar255-1_001" type="jArticle">
          <head><bibl><author>109</author></bibl> Düsseldorf, 21. März.</head>
          <p>Gestern fand das Bankett des Volksklubs zur Feier der Revolution Statt. Es war sehr zahlreich besucht. Polizei und Militär hatten sich merkwürdiger Weise nicht eingefunden. Bekanntlich hat Herr v. Ammon, der stellvertretende Oberprokurator, das famose Klubgesetz, das einstweilen den Kammern nur noch vorliegt, hier schon in der Praxis eingeführt, indem er der Polizei das Recht zusprach, zum Zweck der Ueberwachung nicht nur in alle Versammlungen, sondern selbst in geschlossene Gesellschaften einzudringen. Hr. v. Faldern hat von diesem &#x201E;Recht&#x201C; den umfassendsten Gebrauch gemacht, solange er der Unterstützung des Militärs gewiß war. In Folge der jüngsten Polizeiexzesse jedoch soll der jetzige Kommandant, General Clebus, sich geweigert haben, zu solchen Provokationen seine Leute ferner herzugeben. Sie sehen, statt der Prokuratur schützt uns hier das Militär gegen die Polizei. Dieser Umstand, verbunden mit Cantador's Freilassung, scheint der hiesigen Bourgeoisie wieder Muth gemacht zu haben. Cantador hat in der Düsseldorfer Ztg. einen Aufruf erlassen, worin er alle von der Polizei Verletzten auffordert, sich Behufs einer Gesammtklage protokollarisch vernehmen zu lassen. Es sollte uns jedoch wundern, wenn Hr. v. Ammon diese Denunziation nicht, wie soviele Andere, die ihm seit dem 22. Nov. zugegangen sind, ruhig ad acta legte.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar255-1_002" type="jArticle">
          <head><bibl><author>G.</author></bibl> Berlin, 22. März.</head>
          <p>Von einer eigentlichen und wirklichen Oeffentlichkeit der Kammerverhandlungen kann überhaupt nicht die Rede sein, da kaum so viel Zuhörer-Plätze als Deputirten-Plätze in der zweiten Kammer eingerichtet werden. Insbesondere wird die Oeffentlichkeit auch noch durch die Art der Vertheilung der Eintritts-Karten beschränkt. Im vorigen Jahre wurden die weit zahlreichern Karten durch eine eigne Kommission an alle Einwohner von Berlin nach der Reihenfolge ihrer Anmeldung ohne Rücksicht auf Rang und Stand vertheilt. Viele dieser Empfänger, welche unbemittelt waren, verkauften allerdings ihre Karten für fünf, zehn oder fünfzehn Silbergroschen, und so geschah es, daß das zahlreiche Auditorium immer aus &#x201E;allen Ständen&#x201C; bestand. Diesmal sieht man die Gallerien nur mit hohen Beamten, Offizieren und vornehmen, d. h. reichen Leuten, oder von den Damen dieser Noblesse besetzt. Das kommt daher, daß jetzt die Vertheilung der Eintritts-Karten dem bekannten Berliner Magistrat und dem Vorsteher der Kammerschreibstuben, Kanzlei-Rath Bleich, von dem Präsidenten Grabow übertragen worden ist. Der Magistrat erklärt in einer öffentlichen Bekanntmachung sehr naiv, daß er bei Vertheilung der Karten zunächst seine unbesoldeten Beamten berücksichtige, und der Kanzlei-Rath Bleich thut was er eben will, jedenfalls nichts gegen die höchsten Wünsche der Herren Minister und des Herrn Grabow. Der Handel mit den Eintritts-Karten zur zweiten Kammer ist noch lebhafter als im vorigen Jahre, nur vornehmer und schlauer. Die Constabler müssen jeden, der sich in der Nähe des Sitzungslokales mit verkäuflichen Karten betreten läßt, also die &#x201E;geringen Leute,&#x201C; verhaften! Dagegen sind die Karten in den <hi rendition="#g">Hotels</hi> und <hi rendition="#g">Salons,</hi> man sagt, oft genug, durch Konstabler, zum Preise bis zu <hi rendition="#g">fünf Thaler</hi> zu haben. Unter zwei Thaler sind noch keine Karten verkauft worden. Die Preise sind besonders deswegen so hoch, weil durch diese Art der Vertheilung der Karten nur ein &#x201E;auserlesenes Publikum&#x201C; auf den Gallerieen sich einfindet, ein Publikum, dessen lebhafte Sympathieen für die Herren v. Manteuffel, v. Bodelschwingh, v. Bismark-Schönhausen und andere Mitglieder des Junkerparlaments, in jeder Sitzung wahrzunehmen sind.</p>
          <p>Den Abgeordneten, wenigstens denen von der Opposition, ist es nicht einmal möglich, einen befreundeten Fremden, welcher aus den Provinzen hier ankömmt, einzuführen; Kanzleirath Bleich, der über viele Karten verfügt, weiß ein solches Ansinnen mit artigster Manier von der Hand zu weisen. Ueberhaupt klagen die Deputirten, welche in den Bureau's natürlich häufig dieses oder jenes Requisit nachzusuchen haben, über bureaukratische Weiterungen und Plackereien. Der ganze Kammervorstand, der auch über eine Anzahl reservirter Eintrittskarten verfügt, stammt bekanntlich von der äußersten Rechten. Während so die Oeffentlichkeit in den Sitzungen verkümmert wird, sorgen die Herren v. Manteuffel, v. d. Heydt und Grabow dafür, daß die Abgeordneten auch nicht durch Korrespondenzen und Mittheilungen der stenographischen Berichte, die Wahrheit in's Volk tragen können.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar255-1_003" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 22. März.</head>
          <p>Hr. Kleist-Retzow hat an seine Wähler einen Bericht geschickt. Der Würdige fordert einfach zu der Vernichtung aller Demokraten auf.</p>
          <p>In der Kommission für die Geschäftsordnung sind die faktischen Berichtigungen gänzlich verworfen worden. Ueber die persönlichen Bemerkungen ist die Bestimmung getroffen worden, daß dieselben erst zu Ende der ganzen Debatte gemacht werden dürfen.</p>
          <p>Der Central-Ausschuß hat sich einstimmig für die Einberufung des Justizraths Gronewegs, der im Münsterschen Zuchthause sitzt, ausgesprochen.</p>
          <p>Der Unterstaatssekretär Müller, der heute gegen die Amnestie sprach, war 1832 Burschenschaftler in Heidelberg, wurde später zu sechs Jahre Festung verurtheilt aber empfing durch die Fürsprache des berüchtigten v. Kamptz mit der Amnestie das Patent als etatmäßiger Assessor.</p>
          <p>Während man von der Linken erwartete, daß sie die gewöhnlichen Strafgesetze für hinlänglich halte, um sog. Preßausschweifungen zurückzuweisen, sind in den Abtheilungen doch nur wenige dieser Partei entschieden, genug das Preßgesetz en bloe zu verwerfen und der ganze Streit beschränkt sich auf die milderen oder schärferen Strafen.</p>
          <p>Morgen werden wir Gelegenheit haben von mehreren Rednern der Linken, wie Görz-Wrisberg und Caspary unsere Heeresorganisation, welche man in gewissen Kreisen über jede Kritik erhaben glaubt, angreifen zu hören. Natürlich werden Grießheim und Oberst Bodelschwingh nicht säumen, den Handschuh im Namen des Preuß. Kamaschenthums aufzunehmen.</p>
          <p>Man beabsichtigt die Thore Berlins zu befestigen, wahrscheinlich um bewaffnete Zuzüge in Revolutionsstürmen abzuwehren. Doch könnte sich diese Einrichtung eben so wohl gegen die Teltower Bauern richten.</p>
          <p>Heute, am Jahrestage der Bestattung unserer Märzhelden und zugleich dem Geburtstag des Prinzen von Preußen ist das sämmtliche Militär configuirt.</p>
          <p>Dieser Tage ist selbst ein 13jähriger Knabe, der mit einem kleinem Gewehr auf der Straße spielte, festgenommen worden und sein Spielzeug ihm confiscirt.</p>
          <p>&#x2014; Bei Hofe ist man außerordentlich gereizt über die Frankfurter Debatten, welche den König persönlich beleidigt haben. Man hätte gewünscht, die Kaiserkrone ablehnen zu können, während alle diese Hoffnungen jetzt vernichtet sind.</p>
          <p> <hi rendition="#b">Sitzung der zweiten Kammer.</hi> </p>
          <p>Nach Vorlesung des Protokolls macht der Präsident <hi rendition="#g">Grabow</hi> die Anzeige, daß die Finanzkommission sich gestern Abend konstituirt habe und den Abgeordneten Kirchmann zu ihrem Vorsitzenden, den Abg. Reuter (für Berlin) zum Stellvertreter desselben und den Abg. Neumann zum Schriftführer ernannt habe.</p>
          <p>Abg. <hi rendition="#g">Tülf</hi> erhält das Wort in einer allgemeinen Angelegenheit. Er will sein Hin- und Herschwanken vertheidigen und erklärt, daß wenn er einmal für einen Satz der Adresse stimme, dies nicht als ein Vertrauensvotum für das Ministerium anzusehen sei. Der Redner ergeht sich noch in einigen närrischen Redensarten.</p>
          <p>Die gestrige Debatte gibt noch Gelegenheit zu einigen faktischen Bemerkungen u. dgl. Auch <hi rendition="#g">Bincke</hi> suchte sich wegen seiner gestrigen Redensarten nochmals zu entschuldigen.</p>
          <p>Hierauf verliest der Minister <hi rendition="#g">Manteuffel</hi> die in Folge der gestrigen Mittheilung des Abg. D'Ester, wegen der in seiner Abwesenheit stattgefundenen Haussuchung, von der Polizeibehörde aufgenommenen Protokolle des Polizeikommissarius Maaß und des Hauswirths. Aus diesen Protokollen ergibt sich, daß der Polizeikommissar Maaß eine anonyme Denunciation erhalten hatte, es befänden sich in der Wohnung des Abg. D'Ester ein halber Centner Pulver. In Folge dessen hat Maaß die Haussuchung vorgenommen, aber nichts gefunden.</p>
        </div>
      </div>
      <div type="jFeuilleton" n="1">
        <div xml:id="ar255-1_004" type="jArticle">
          <head>Die Langeweile, der Spleen und die Seekrankheit.</head>
          <p><ref type="link">(Fortsetzung von Nro. 238, 241, 243, 250 und 251)</ref> Ich hatte den Erzählungen der Göttin der Langenweile mit der größten Aufmerksamkeit zugehört, aber ich muß gestehen, ich fühlte allmählich den Einfluß der holden Dame. Es war mir zu Muthe, als hörte ich einen evangelischen Kandidaten die erste Sonntagnachmittagspredigt säuseln, als läse ich einen Leitartikel der Kölnischen Zeitung, als sähe ich Regenwürmer aus der Erde kriechen und nach der Musik eines Dudelsacks den Fandango tanzen.</p>
          <p>Meine Nase wurde unwillkührlich länger, ich fühlte, daß meine Beine sich dehnten, und ich mußte gähnen, entsetzlich gähnen.</p>
          <p>Alles das enkouragirte aber die würdige Göttin nur, immer weiter fortzufahren. Ich legte mich daher in's Mittel, und bemerkte ihr, daß ihre Mittheilungen allerdings von dem höchsten Interesse gewesen seien, daß ich aber nun über das Familien- und Kirchenleben der Briten hinlänglich unterrichtet wäre, und daß es mir angenehm sein würde, auch über sonstige Dinge noch etwas zu erfahren.</p>
          <p>&#x201E;Ach, da muß ich Ihnen vom Parlamente erzählen!&#x201C; &#x2014; rief da die Göttin, und ohne Weiteres schickte sie sich an, mich in das Haus der Gemeinen einzuführen.</p>
          <p>&#x201E;Das provisorische Haus der Commons ist ein wenig räumliches, aber gut eingerichtetes Gebäude. Im Sitzungssaale bemerken Sie rechts und links auf gepolsterten Bänken die ehrenwerthen Mitglieder; die Hüte auf den Köpfen, die Beine übereinandergeschlagen. Im Hintergrunde, zwischen den beiden Reihen der Mitglieder, sitzt der &#x201E;Sprecher,&#x201C; &#x2014; der Präsident, der wohl nur deswegen Sprecher heißt, weil er nie spricht &#x2014; auf einem ziemlich hohen Stuhle. Er trägt eine große Alongenperrücke und schneidet ein todternstes Gesicht. Vor dem Sprecher sitzen zwei Schreiber, ebenfalls mit Perrücken, und vor den Schreibern steht ein Tisch, auf dem sich die für die Debatte erforderlichen Papiere u. s. w. befinden. Dem Sprecher gegenüber, an dem andern Ende des Saales, ist die sogenannte Bar, welche nur Parlamentsmitglieder passiren dürfen. Dies die Einrichtung des untern Theiles des Hauses. Oben laufen Gallerieen um alle Wände. Die Gallerieen rechts und links sind nur den Mitgliedern zugänglich. Die Gallerie über dem Sprecher ist für die Berichterstatter bestimmt; die ihm gegenüber liegende Tribüne gehört den Fremden.</p>
          <p>Beiläufig bemerke ich Ihnen noch, daß die Bänke zur Rechten des Sprechers von der ministeriellen Partei eingenommen werden, und daß auf der ersten Bank die Minister sitzen. Links vom Sprecher läßt sich die Opposition nieder. Die Mitglieder sprechen nicht von einer Tribüne, sondern von ihren Plätzen, indem sie sich von der Bank erheben und für die Dauer der Rede ihre Häupter entblößen.</p>
          <p>Ich hoffe, daß Ihnen meine Schilderung klar ist. Wenn Sie als Fremder auf der Fremdengallerie sitzen, so sind Sie in dem umgekehrten Falle wie der Sprecher. Zu Ihrer Linken haben Sie dann das Ministerium; zu Ihrer Rechten die Opposition, und zwischen beiden Parteien durch, blicken Sie über den Tisch des Hauses hinweg, geradezu auf die große Nase des Sprechers.</p>
          <p>&#x201E;Verstanden!&#x201C; &#x2014; unterbrach ich die Göttin, und weckte mich aus meinem Geistesschlummer durch ein großes Glas Portwein.</p>
          <p>&#x201E;O, selige Nächte habe ich schon in diesem Hause verlebt &#x2014;&#x201C; fuhr die Langeweile fort, &#x201E;denn die Sitzungen dauern häufig ihre 8 bis 10 Stunden und ziehen sich nicht selten bis 4 oder 5 Uhr Morgens hin. In solchen Fällen bin ich allmächtig. Die geduldigsten Mitglieder des Hauses bringe ich zur Verzweiflung; und die hitzigsten Redner zum Einschlafen. Mit Recht kann ich von den langen irischen Debatten sagen, daß sie <gap reason="illegible"/> diejenigen sind, in welchen ich eine fast unumschränkte Herrschaft ausübe, und ich habe nur zu bedauern, daß gewöhnlich die meisten ehrenwerthen Mitglieder davon laufen, wenn eine derartige Diskussion beginnt. Ja, die Engländer sind blasirt über das irische Elend; sie hörten es schon zu oft wiederholen, daß Paddy ein armer Teufel ist; es ist eine Sache, die sich von selbst versteht und Niemand begreift, warum man noch viele Worte darum verlieren soll.</p>
          <p>Als der alte Daniel O'Connell noch lebte, da war freilich die Geschichte anders, denn König Dan war eine zu merkwürdige Persönlichkeit, als daß man nicht mit Aufmerksamkeit hätte zuhören sollen. Sowie er vom Sprecher das Wort erhielt, stürzte auch ein Thürsteher in den nächsten Konversationssaal, um den schwatzenden Mitgliedern die Wendung der Debatte anzuzeigen, und sofort füllten sich alle Bänke mit Zuhörern. Wie ein General auf dem Schlachtfeld, stand der alte Dan auf seinem Platze, und wenn er bald mit Donnerstimme den Engländern das Elend seiner Landsleute in's Gedächtniß zurückrief, und bald in süßen, melodischen Tönen von dem &#x201E;Edelstein der See,&#x201C; von der &#x201E;schönsten Insel der Welt&#x201C; lispelte, da schlief Niemand ein, da lauschte man jedem Worte, und selbst die Gegner konnten den Beifall nicht versagen.</p>
          <p>König Dan war ein schlauer Mann. Er hing seine Advokatur an den Nagel und wurde Agitator, eine Beschäftigung, die ihm jährlich etwa 30 Tausend Pfund einbrachte. So lange die Agitation dauerte, so lange bezog Dan auch diese Rente, und es war daher ganz in seinem wohlverstandenen Interesse, daß er der Leidenschaft des Volkes nie zu sehr den Zügel schießen ließ, und nie den Versuch machte, die revolutionäre Bewegung und damit das Elend seiner Landsleute zum Schluß zu bringen. Leute, die nicht auf der Höhe ihrer Zeit stehen, könnten hieraus schließen, daß Dan eigentlich ein großer Schuft gewesen sei &#x2014; &#x2014; Aber was wollen Sie? Dan war Geschäftsmann. Dan spekulirte in irischem Elend, und wenn sich auch die Irländer dazu gratuliren konnten, daß Dan endlich starb und daß ihnen die Augen aufgingen, so verlor doch das britische Parlament jedenfalls einen Mann, der zu den besten Rednern gehörte. Ja, der alte Dan hat mir durch
</p>
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</TEI>
[1429/0001] Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. Nr 255. Köln, Sonntag, den 25. März. 1849. Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. — Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau. Insectionen werden_ mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. Nur frankirte Briefe werden angenommen. Expedition Unter Hutmacher Nro. 17. Bestellungen auf die Neue Rheinische Zeitung für das II. Quartal (April-Juni) bitten wir möglichst frühzeitig zu machen. Unsere auswärtigen geehrten Abonnenten machen wir darauf aufmerksam, daß die Abonnements jedesmal am Schlusse des Quartals bei den Postämtern erneuert werden müssen. Uebersicht. Deutschland. Düsseldorf. (Märzfeier). Berlin. (Die Oeffentlichkeit in der Kammer. — Vermischtes. — Kammersitzungen). Ratibor (der Exdeputirte Fü_ ter.) Hamburg. (Märzfeier). Schleswig-Holstein. (Reichstruppen Beseler). Wien (Vermischtes). Grätz (die Studenten) Frankfurt (N. Vers.) Italien. Novara. (Kriegschancen) Como (Rückzug der Oestreicher) Mailand. (Proklamation Radetzkys). Rom (3 Bischöfe arretirt — Reaktions-Versuch). Venedig (Ministerium). Genua. (Rückzug der Oestreicher aus Modena; Parma in Belagerungszustand). Belgien. Brüssel (Bankett.) Franz. Republik. Paris (Die Abstimmung über das Clubgesetz; die Rüstungen in Marseille suspendirt. Vermischtes; N. Vers.) Bourges (Mai-Prozeß). Ungarn. (Vom Kriegsschauplatz). Amerika. Cleveland (aus Californien). Großbritannien. (London (Unterhaus. — Schleswig-Holstein.) Die demokratischen Vereine der Rheinprovinz werden ersucht, ihre Adressen der „Neuen Rheinischen Zeitung“ oder der „Neuen Kölnischen Zeitung“ baldigst zugehen zu lassen. Deutschland. 109 Düsseldorf, 21. März. Gestern fand das Bankett des Volksklubs zur Feier der Revolution Statt. Es war sehr zahlreich besucht. Polizei und Militär hatten sich merkwürdiger Weise nicht eingefunden. Bekanntlich hat Herr v. Ammon, der stellvertretende Oberprokurator, das famose Klubgesetz, das einstweilen den Kammern nur noch vorliegt, hier schon in der Praxis eingeführt, indem er der Polizei das Recht zusprach, zum Zweck der Ueberwachung nicht nur in alle Versammlungen, sondern selbst in geschlossene Gesellschaften einzudringen. Hr. v. Faldern hat von diesem „Recht“ den umfassendsten Gebrauch gemacht, solange er der Unterstützung des Militärs gewiß war. In Folge der jüngsten Polizeiexzesse jedoch soll der jetzige Kommandant, General Clebus, sich geweigert haben, zu solchen Provokationen seine Leute ferner herzugeben. Sie sehen, statt der Prokuratur schützt uns hier das Militär gegen die Polizei. Dieser Umstand, verbunden mit Cantador's Freilassung, scheint der hiesigen Bourgeoisie wieder Muth gemacht zu haben. Cantador hat in der Düsseldorfer Ztg. einen Aufruf erlassen, worin er alle von der Polizei Verletzten auffordert, sich Behufs einer Gesammtklage protokollarisch vernehmen zu lassen. Es sollte uns jedoch wundern, wenn Hr. v. Ammon diese Denunziation nicht, wie soviele Andere, die ihm seit dem 22. Nov. zugegangen sind, ruhig ad acta legte. G. Berlin, 22. März. Von einer eigentlichen und wirklichen Oeffentlichkeit der Kammerverhandlungen kann überhaupt nicht die Rede sein, da kaum so viel Zuhörer-Plätze als Deputirten-Plätze in der zweiten Kammer eingerichtet werden. Insbesondere wird die Oeffentlichkeit auch noch durch die Art der Vertheilung der Eintritts-Karten beschränkt. Im vorigen Jahre wurden die weit zahlreichern Karten durch eine eigne Kommission an alle Einwohner von Berlin nach der Reihenfolge ihrer Anmeldung ohne Rücksicht auf Rang und Stand vertheilt. Viele dieser Empfänger, welche unbemittelt waren, verkauften allerdings ihre Karten für fünf, zehn oder fünfzehn Silbergroschen, und so geschah es, daß das zahlreiche Auditorium immer aus „allen Ständen“ bestand. Diesmal sieht man die Gallerien nur mit hohen Beamten, Offizieren und vornehmen, d. h. reichen Leuten, oder von den Damen dieser Noblesse besetzt. Das kommt daher, daß jetzt die Vertheilung der Eintritts-Karten dem bekannten Berliner Magistrat und dem Vorsteher der Kammerschreibstuben, Kanzlei-Rath Bleich, von dem Präsidenten Grabow übertragen worden ist. Der Magistrat erklärt in einer öffentlichen Bekanntmachung sehr naiv, daß er bei Vertheilung der Karten zunächst seine unbesoldeten Beamten berücksichtige, und der Kanzlei-Rath Bleich thut was er eben will, jedenfalls nichts gegen die höchsten Wünsche der Herren Minister und des Herrn Grabow. Der Handel mit den Eintritts-Karten zur zweiten Kammer ist noch lebhafter als im vorigen Jahre, nur vornehmer und schlauer. Die Constabler müssen jeden, der sich in der Nähe des Sitzungslokales mit verkäuflichen Karten betreten läßt, also die „geringen Leute,“ verhaften! Dagegen sind die Karten in den Hotels und Salons, man sagt, oft genug, durch Konstabler, zum Preise bis zu fünf Thaler zu haben. Unter zwei Thaler sind noch keine Karten verkauft worden. Die Preise sind besonders deswegen so hoch, weil durch diese Art der Vertheilung der Karten nur ein „auserlesenes Publikum“ auf den Gallerieen sich einfindet, ein Publikum, dessen lebhafte Sympathieen für die Herren v. Manteuffel, v. Bodelschwingh, v. Bismark-Schönhausen und andere Mitglieder des Junkerparlaments, in jeder Sitzung wahrzunehmen sind. Den Abgeordneten, wenigstens denen von der Opposition, ist es nicht einmal möglich, einen befreundeten Fremden, welcher aus den Provinzen hier ankömmt, einzuführen; Kanzleirath Bleich, der über viele Karten verfügt, weiß ein solches Ansinnen mit artigster Manier von der Hand zu weisen. Ueberhaupt klagen die Deputirten, welche in den Bureau's natürlich häufig dieses oder jenes Requisit nachzusuchen haben, über bureaukratische Weiterungen und Plackereien. Der ganze Kammervorstand, der auch über eine Anzahl reservirter Eintrittskarten verfügt, stammt bekanntlich von der äußersten Rechten. Während so die Oeffentlichkeit in den Sitzungen verkümmert wird, sorgen die Herren v. Manteuffel, v. d. Heydt und Grabow dafür, daß die Abgeordneten auch nicht durch Korrespondenzen und Mittheilungen der stenographischen Berichte, die Wahrheit in's Volk tragen können. * Berlin, 22. März. Hr. Kleist-Retzow hat an seine Wähler einen Bericht geschickt. Der Würdige fordert einfach zu der Vernichtung aller Demokraten auf. In der Kommission für die Geschäftsordnung sind die faktischen Berichtigungen gänzlich verworfen worden. Ueber die persönlichen Bemerkungen ist die Bestimmung getroffen worden, daß dieselben erst zu Ende der ganzen Debatte gemacht werden dürfen. Der Central-Ausschuß hat sich einstimmig für die Einberufung des Justizraths Gronewegs, der im Münsterschen Zuchthause sitzt, ausgesprochen. Der Unterstaatssekretär Müller, der heute gegen die Amnestie sprach, war 1832 Burschenschaftler in Heidelberg, wurde später zu sechs Jahre Festung verurtheilt aber empfing durch die Fürsprache des berüchtigten v. Kamptz mit der Amnestie das Patent als etatmäßiger Assessor. Während man von der Linken erwartete, daß sie die gewöhnlichen Strafgesetze für hinlänglich halte, um sog. Preßausschweifungen zurückzuweisen, sind in den Abtheilungen doch nur wenige dieser Partei entschieden, genug das Preßgesetz en bloe zu verwerfen und der ganze Streit beschränkt sich auf die milderen oder schärferen Strafen. Morgen werden wir Gelegenheit haben von mehreren Rednern der Linken, wie Görz-Wrisberg und Caspary unsere Heeresorganisation, welche man in gewissen Kreisen über jede Kritik erhaben glaubt, angreifen zu hören. Natürlich werden Grießheim und Oberst Bodelschwingh nicht säumen, den Handschuh im Namen des Preuß. Kamaschenthums aufzunehmen. Man beabsichtigt die Thore Berlins zu befestigen, wahrscheinlich um bewaffnete Zuzüge in Revolutionsstürmen abzuwehren. Doch könnte sich diese Einrichtung eben so wohl gegen die Teltower Bauern richten. Heute, am Jahrestage der Bestattung unserer Märzhelden und zugleich dem Geburtstag des Prinzen von Preußen ist das sämmtliche Militär configuirt. Dieser Tage ist selbst ein 13jähriger Knabe, der mit einem kleinem Gewehr auf der Straße spielte, festgenommen worden und sein Spielzeug ihm confiscirt. — Bei Hofe ist man außerordentlich gereizt über die Frankfurter Debatten, welche den König persönlich beleidigt haben. Man hätte gewünscht, die Kaiserkrone ablehnen zu können, während alle diese Hoffnungen jetzt vernichtet sind. Sitzung der zweiten Kammer. Nach Vorlesung des Protokolls macht der Präsident Grabow die Anzeige, daß die Finanzkommission sich gestern Abend konstituirt habe und den Abgeordneten Kirchmann zu ihrem Vorsitzenden, den Abg. Reuter (für Berlin) zum Stellvertreter desselben und den Abg. Neumann zum Schriftführer ernannt habe. Abg. Tülf erhält das Wort in einer allgemeinen Angelegenheit. Er will sein Hin- und Herschwanken vertheidigen und erklärt, daß wenn er einmal für einen Satz der Adresse stimme, dies nicht als ein Vertrauensvotum für das Ministerium anzusehen sei. Der Redner ergeht sich noch in einigen närrischen Redensarten. Die gestrige Debatte gibt noch Gelegenheit zu einigen faktischen Bemerkungen u. dgl. Auch Bincke suchte sich wegen seiner gestrigen Redensarten nochmals zu entschuldigen. Hierauf verliest der Minister Manteuffel die in Folge der gestrigen Mittheilung des Abg. D'Ester, wegen der in seiner Abwesenheit stattgefundenen Haussuchung, von der Polizeibehörde aufgenommenen Protokolle des Polizeikommissarius Maaß und des Hauswirths. Aus diesen Protokollen ergibt sich, daß der Polizeikommissar Maaß eine anonyme Denunciation erhalten hatte, es befänden sich in der Wohnung des Abg. D'Ester ein halber Centner Pulver. In Folge dessen hat Maaß die Haussuchung vorgenommen, aber nichts gefunden. Die Langeweile, der Spleen und die Seekrankheit. (Fortsetzung von Nro. 238, 241, 243, 250 und 251) Ich hatte den Erzählungen der Göttin der Langenweile mit der größten Aufmerksamkeit zugehört, aber ich muß gestehen, ich fühlte allmählich den Einfluß der holden Dame. Es war mir zu Muthe, als hörte ich einen evangelischen Kandidaten die erste Sonntagnachmittagspredigt säuseln, als läse ich einen Leitartikel der Kölnischen Zeitung, als sähe ich Regenwürmer aus der Erde kriechen und nach der Musik eines Dudelsacks den Fandango tanzen. Meine Nase wurde unwillkührlich länger, ich fühlte, daß meine Beine sich dehnten, und ich mußte gähnen, entsetzlich gähnen. Alles das enkouragirte aber die würdige Göttin nur, immer weiter fortzufahren. Ich legte mich daher in's Mittel, und bemerkte ihr, daß ihre Mittheilungen allerdings von dem höchsten Interesse gewesen seien, daß ich aber nun über das Familien- und Kirchenleben der Briten hinlänglich unterrichtet wäre, und daß es mir angenehm sein würde, auch über sonstige Dinge noch etwas zu erfahren. „Ach, da muß ich Ihnen vom Parlamente erzählen!“ — rief da die Göttin, und ohne Weiteres schickte sie sich an, mich in das Haus der Gemeinen einzuführen. „Das provisorische Haus der Commons ist ein wenig räumliches, aber gut eingerichtetes Gebäude. Im Sitzungssaale bemerken Sie rechts und links auf gepolsterten Bänken die ehrenwerthen Mitglieder; die Hüte auf den Köpfen, die Beine übereinandergeschlagen. Im Hintergrunde, zwischen den beiden Reihen der Mitglieder, sitzt der „Sprecher,“ — der Präsident, der wohl nur deswegen Sprecher heißt, weil er nie spricht — auf einem ziemlich hohen Stuhle. Er trägt eine große Alongenperrücke und schneidet ein todternstes Gesicht. Vor dem Sprecher sitzen zwei Schreiber, ebenfalls mit Perrücken, und vor den Schreibern steht ein Tisch, auf dem sich die für die Debatte erforderlichen Papiere u. s. w. befinden. Dem Sprecher gegenüber, an dem andern Ende des Saales, ist die sogenannte Bar, welche nur Parlamentsmitglieder passiren dürfen. Dies die Einrichtung des untern Theiles des Hauses. Oben laufen Gallerieen um alle Wände. Die Gallerieen rechts und links sind nur den Mitgliedern zugänglich. Die Gallerie über dem Sprecher ist für die Berichterstatter bestimmt; die ihm gegenüber liegende Tribüne gehört den Fremden. Beiläufig bemerke ich Ihnen noch, daß die Bänke zur Rechten des Sprechers von der ministeriellen Partei eingenommen werden, und daß auf der ersten Bank die Minister sitzen. Links vom Sprecher läßt sich die Opposition nieder. Die Mitglieder sprechen nicht von einer Tribüne, sondern von ihren Plätzen, indem sie sich von der Bank erheben und für die Dauer der Rede ihre Häupter entblößen. Ich hoffe, daß Ihnen meine Schilderung klar ist. Wenn Sie als Fremder auf der Fremdengallerie sitzen, so sind Sie in dem umgekehrten Falle wie der Sprecher. Zu Ihrer Linken haben Sie dann das Ministerium; zu Ihrer Rechten die Opposition, und zwischen beiden Parteien durch, blicken Sie über den Tisch des Hauses hinweg, geradezu auf die große Nase des Sprechers. „Verstanden!“ — unterbrach ich die Göttin, und weckte mich aus meinem Geistesschlummer durch ein großes Glas Portwein. „O, selige Nächte habe ich schon in diesem Hause verlebt —“ fuhr die Langeweile fort, „denn die Sitzungen dauern häufig ihre 8 bis 10 Stunden und ziehen sich nicht selten bis 4 oder 5 Uhr Morgens hin. In solchen Fällen bin ich allmächtig. Die geduldigsten Mitglieder des Hauses bringe ich zur Verzweiflung; und die hitzigsten Redner zum Einschlafen. Mit Recht kann ich von den langen irischen Debatten sagen, daß sie _ diejenigen sind, in welchen ich eine fast unumschränkte Herrschaft ausübe, und ich habe nur zu bedauern, daß gewöhnlich die meisten ehrenwerthen Mitglieder davon laufen, wenn eine derartige Diskussion beginnt. Ja, die Engländer sind blasirt über das irische Elend; sie hörten es schon zu oft wiederholen, daß Paddy ein armer Teufel ist; es ist eine Sache, die sich von selbst versteht und Niemand begreift, warum man noch viele Worte darum verlieren soll. Als der alte Daniel O'Connell noch lebte, da war freilich die Geschichte anders, denn König Dan war eine zu merkwürdige Persönlichkeit, als daß man nicht mit Aufmerksamkeit hätte zuhören sollen. Sowie er vom Sprecher das Wort erhielt, stürzte auch ein Thürsteher in den nächsten Konversationssaal, um den schwatzenden Mitgliedern die Wendung der Debatte anzuzeigen, und sofort füllten sich alle Bänke mit Zuhörern. Wie ein General auf dem Schlachtfeld, stand der alte Dan auf seinem Platze, und wenn er bald mit Donnerstimme den Engländern das Elend seiner Landsleute in's Gedächtniß zurückrief, und bald in süßen, melodischen Tönen von dem „Edelstein der See,“ von der „schönsten Insel der Welt“ lispelte, da schlief Niemand ein, da lauschte man jedem Worte, und selbst die Gegner konnten den Beifall nicht versagen. König Dan war ein schlauer Mann. Er hing seine Advokatur an den Nagel und wurde Agitator, eine Beschäftigung, die ihm jährlich etwa 30 Tausend Pfund einbrachte. So lange die Agitation dauerte, so lange bezog Dan auch diese Rente, und es war daher ganz in seinem wohlverstandenen Interesse, daß er der Leidenschaft des Volkes nie zu sehr den Zügel schießen ließ, und nie den Versuch machte, die revolutionäre Bewegung und damit das Elend seiner Landsleute zum Schluß zu bringen. Leute, die nicht auf der Höhe ihrer Zeit stehen, könnten hieraus schließen, daß Dan eigentlich ein großer Schuft gewesen sei — — Aber was wollen Sie? Dan war Geschäftsmann. Dan spekulirte in irischem Elend, und wenn sich auch die Irländer dazu gratuliren konnten, daß Dan endlich starb und daß ihnen die Augen aufgingen, so verlor doch das britische Parlament jedenfalls einen Mann, der zu den besten Rednern gehörte. Ja, der alte Dan hat mir durch

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 255. Köln, 25. März 1849, S. 1429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz255i_1849/1>, abgerufen am 21.11.2024.