Neue Rheinische Zeitung. Nr. 277. Köln, 20. April 1849.Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 277. Köln, Freitag, den 20. April 1849. Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. - Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Reusseau. Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. - Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. - Nur frankirte Briefe werden angenommen. - Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17. Der Berliner Reichspostbahnzug ist gestern Abend wieder mit gewöhnlicher Präzision ausgeblieben und auch heute Morgen noch nicht eingetroffen. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Sitzung der 2. Kammer in Berlin vom 13. April). Berlin. (Wohlmeinende Absichten Hohenzollern-Manteufels). Aus Schleswig-Holstein. (Vom Kriegsschauplatze). Aus Franken. (Arbeiter-Kongreß. - "Reichs"-Mar). Aus Baden. (Adresse der Gefangenen an Struve) Frankfurt. (Waitz's Antrag im Kaiser-Ausschuß. - Erklärung des preußischen Bevollmächtigten. - National-Versammlung). Französische Republik. Paris. (Vermischtes. - Nationalversammlung vom 16. und 17. April). Schweiz. Bern. (Erste Sitzung des Nationalraths). Ungarn. (Die Slovaken. - Angebliches Bülletin Dembinski's). Italien. (Contrerevolution in Toskana. - Bedingungen für die Intervention zu Gunsten des Pabstes - La Marmora. - Friedensunterhändler nach Mailand. - Berichte aus Sizilien). Turin (Auflösung von Gemeinderäthen). Großbritannien. London. (Der Eisenbahn-König Hudson). Deutschland. * Köln, 19. April. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Köln, 19. April. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Berlin, 14. April. Die wichtigste Nachricht, welche ich Ihnen heute mittheilen kann, ist die, daß es aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Aufhebung unseres Belagerungszustandes selbst dann nichts ist, wenn der Kommissionsbericht über den Waldeckschen Antrag auch mit großer Majorität von der Kammer angenommen werden sollte. Aus sehr zuverlässiger Quelle erfahre ich nämlich so eben, daß die völlige Entwaffnung Berlins wirklich im Werke ist, und daß in der Deckerschen geheimen Hofbuchdruckerei die Plakate bereits gedruckt sind, in welchen der Oberbefehlshaber in den Marren alle "guten Bürger" auffordert, ihre Privatwaffen zum Wohle des Vaterlandes und im Interesse der Ruhe und Ordnung freiwillig abzuliefern. Herr v. Wrangel verspricht in dieser Aufforderung zugleich, daß die guten Bürger binnen einer gewissen Frist dieses ihr Eigenthum unversehrt wieder erhalten sollen. Diese Nachricht, zusammengehalten mit dem Verhalten unseres Ministeriums, welches täglich Niederlagen erleidet, ohne sich durch dieselben im Geringsten stören zu lassen, berechtigt vollkommen zu dem Schlusse: daß man in Potsdam nur die Besiegung der Ungarn durch Oestreich, Rußland und den "Herrn der Herrschaaren" und seine göttliche "Fürsehung" abwartet, um alsdann die Volksvertretung, und namentlich die zweite Kammer, zu vertagen, aufzulösen und ungestört "mit Gottes Hülfe" in Preußen und Deutschland weiter zu octroyiren. Daß man dazu in Berlin vorher die völlige Entwaffnung eintreten lassen will, ist ein Zeichen von dem Reste jenes bösen Gewissens, das in dem Falle solcher letzten Gewaltschritte eine Erhebung trotz der zahlreichen Bataillone fürchtet, in deren Mitte die Regierung sich sicher glaubt. (Ztg. f. N.) * Schleswig-Holstein. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 224 Aus Franken, 15. April. Die systematisch fortgesetzte Fopperei Ihrer hiesigen Abonnenten durch die Reichspost, wovon ich Ihnen in meinem jüngsten Schreiben schon einige erbauliche Proben gemeldet, fängt nachgerade an, auch dem gemüthlichsten Franken zu unverschämt zu werden. Daß wir unter den Nummern des ersten Quartals blos fünf defekte hatten, war immer noch erträglich. Wenn aber in dem erst jüngst begonnenem neuen Quartal, für welches wir schon am 20. März abonnirt haben, schon drei Nummern Ihrer Zeitung gänzlich ausgeblieben sind, nämlich Nr. 261 (2. Ausgabe), Nr. 263 und 264, während wir selbst erst, Alles in Allem, vier Nummern erhalten haben, urtheilen Sie selbst, Herr Redakteur, ob für eine solche Verwaltung noch die Bezeichnung Liederlichkeit anwendbar ist? *) Ich habe Ihnen nur noch die beiden letzten Sitzungen des Kongresses der Arbeiter in Nürnberg mitzutheilen. Die 3. Sitzung war von den Verhandlungen über die Verbesserung der leiblichen und intellektuellen Existenz der Arbeiter ausgefüllt. Die Hauptbeschlüsse waren: a) Der Kongreß beschließt, die Arbeitervereine Baierns anzuregen, daß sie mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln die Errichtung von Arbeiterwerkstätten befördern und das Centralcomite der deutschen Arbeiter in Leipzig übernimmt es, die nähere Anleitung zur Ausführung dieses Zweckes den Vereinen zu geben. b) Als die nächste Aufgabe, die Gründung von Arbeiterwerkstätten möglich zu machen, haben die Vereine bei der Landesvertretung für die Aufhebung des Zunftzwanges und Einführung einer freien Gewerbe-Ordnung zu wirken, nach welcher jedermann, der ein Geschäft erlernt hat, und dies einfach, ohne Meisterprüfung nachweist, dasselbe betreiben kann. Bis dahin aber können die Arbeiterwerkstätten mit Zuziehung von Meistern. welche zur Leitung eines Geschäfts berechtigt sind, in's Leben gerufen werden. c) Sämmtliche baierische Arbeitervereine müssen sich sowohl an ihre Ortsgemeinden als an die Staatsbehörden wegen Errichtung von Volksbibliotheken, Fortbildungsschulen für Arbeiter und Ackerbauschulen wenden. Der Vorort in München übernimmt die Abfassung einer Petition an die Volksvertreter zu diesem Zweck und wird dieselbe zur Sammlung Die Nummern sind hier jedesmal mit der größten Regelmäßigkeit zur Post besorgt. Die Expedition.
Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 277. Köln, Freitag, den 20. April 1849. Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. ‒ Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Reusseau. Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. ‒ Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. ‒ Nur frankirte Briefe werden angenommen. ‒ Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17. Der Berliner Reichspostbahnzug ist gestern Abend wieder mit gewöhnlicher Präzision ausgeblieben und auch heute Morgen noch nicht eingetroffen. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Sitzung der 2. Kammer in Berlin vom 13. April). Berlin. (Wohlmeinende Absichten Hohenzollern-Manteufels). Aus Schleswig-Holstein. (Vom Kriegsschauplatze). Aus Franken. (Arbeiter-Kongreß. ‒ „Reichs“-Mar). Aus Baden. (Adresse der Gefangenen an Struve) Frankfurt. (Waitz's Antrag im Kaiser-Ausschuß. ‒ Erklärung des preußischen Bevollmächtigten. ‒ National-Versammlung). Französische Republik. Paris. (Vermischtes. ‒ Nationalversammlung vom 16. und 17. April). Schweiz. Bern. (Erste Sitzung des Nationalraths). Ungarn. (Die Slovaken. ‒ Angebliches Bülletin Dembinski's). Italien. (Contrerevolution in Toskana. ‒ Bedingungen für die Intervention zu Gunsten des Pabstes ‒ La Marmora. ‒ Friedensunterhändler nach Mailand. ‒ Berichte aus Sizilien). Turin (Auflösung von Gemeinderäthen). Großbritannien. London. (Der Eisenbahn-König Hudson). Deutschland. * Köln, 19. April. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Köln, 19. April. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Berlin, 14. April. Die wichtigste Nachricht, welche ich Ihnen heute mittheilen kann, ist die, daß es aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Aufhebung unseres Belagerungszustandes selbst dann nichts ist, wenn der Kommissionsbericht über den Waldeckschen Antrag auch mit großer Majorität von der Kammer angenommen werden sollte. Aus sehr zuverlässiger Quelle erfahre ich nämlich so eben, daß die völlige Entwaffnung Berlins wirklich im Werke ist, und daß in der Deckerschen geheimen Hofbuchdruckerei die Plakate bereits gedruckt sind, in welchen der Oberbefehlshaber in den Marren alle „guten Bürger“ auffordert, ihre Privatwaffen zum Wohle des Vaterlandes und im Interesse der Ruhe und Ordnung freiwillig abzuliefern. Herr v. Wrangel verspricht in dieser Aufforderung zugleich, daß die guten Bürger binnen einer gewissen Frist dieses ihr Eigenthum unversehrt wieder erhalten sollen. Diese Nachricht, zusammengehalten mit dem Verhalten unseres Ministeriums, welches täglich Niederlagen erleidet, ohne sich durch dieselben im Geringsten stören zu lassen, berechtigt vollkommen zu dem Schlusse: daß man in Potsdam nur die Besiegung der Ungarn durch Oestreich, Rußland und den „Herrn der Herrschaaren“ und seine göttliche „Fürsehung“ abwartet, um alsdann die Volksvertretung, und namentlich die zweite Kammer, zu vertagen, aufzulösen und ungestört „mit Gottes Hülfe“ in Preußen und Deutschland weiter zu octroyiren. Daß man dazu in Berlin vorher die völlige Entwaffnung eintreten lassen will, ist ein Zeichen von dem Reste jenes bösen Gewissens, das in dem Falle solcher letzten Gewaltschritte eine Erhebung trotz der zahlreichen Bataillone fürchtet, in deren Mitte die Regierung sich sicher glaubt. (Ztg. f. N.) * Schleswig-Holstein. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 224 Aus Franken, 15. April. Die systematisch fortgesetzte Fopperei Ihrer hiesigen Abonnenten durch die Reichspost, wovon ich Ihnen in meinem jüngsten Schreiben schon einige erbauliche Proben gemeldet, fängt nachgerade an, auch dem gemüthlichsten Franken zu unverschämt zu werden. Daß wir unter den Nummern des ersten Quartals blos fünf defekte hatten, war immer noch erträglich. Wenn aber in dem erst jüngst begonnenem neuen Quartal, für welches wir schon am 20. März abonnirt haben, schon drei Nummern Ihrer Zeitung gänzlich ausgeblieben sind, nämlich Nr. 261 (2. Ausgabe), Nr. 263 und 264, während wir selbst erst, Alles in Allem, vier Nummern erhalten haben, urtheilen Sie selbst, Herr Redakteur, ob für eine solche Verwaltung noch die Bezeichnung Liederlichkeit anwendbar ist? *) Ich habe Ihnen nur noch die beiden letzten Sitzungen des Kongresses der Arbeiter in Nürnberg mitzutheilen. Die 3. Sitzung war von den Verhandlungen über die Verbesserung der leiblichen und intellektuellen Existenz der Arbeiter ausgefüllt. Die Hauptbeschlüsse waren: a) Der Kongreß beschließt, die Arbeitervereine Baierns anzuregen, daß sie mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln die Errichtung von Arbeiterwerkstätten befördern und das Centralcomite der deutschen Arbeiter in Leipzig übernimmt es, die nähere Anleitung zur Ausführung dieses Zweckes den Vereinen zu geben. b) Als die nächste Aufgabe, die Gründung von Arbeiterwerkstätten möglich zu machen, haben die Vereine bei der Landesvertretung für die Aufhebung des Zunftzwanges und Einführung einer freien Gewerbe-Ordnung zu wirken, nach welcher jedermann, der ein Geschäft erlernt hat, und dies einfach, ohne Meisterprüfung nachweist, dasselbe betreiben kann. Bis dahin aber können die Arbeiterwerkstätten mit Zuziehung von Meistern. welche zur Leitung eines Geschäfts berechtigt sind, in's Leben gerufen werden. c) Sämmtliche baierische Arbeitervereine müssen sich sowohl an ihre Ortsgemeinden als an die Staatsbehörden wegen Errichtung von Volksbibliotheken, Fortbildungsschulen für Arbeiter und Ackerbauschulen wenden. Der Vorort in München übernimmt die Abfassung einer Petition an die Volksvertreter zu diesem Zweck und wird dieselbe zur Sammlung Die Nummern sind hier jedesmal mit der größten Regelmäßigkeit zur Post besorgt. Die Expedition.
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Wrangel verspricht in dieser Aufforderung zugleich, daß die guten Bürger binnen einer gewissen Frist dieses ihr Eigenthum unversehrt wieder erhalten sollen. Diese Nachricht, zusammengehalten mit dem Verhalten unseres Ministeriums, welches täglich Niederlagen erleidet, ohne sich durch dieselben im Geringsten stören zu lassen, berechtigt vollkommen zu dem Schlusse: daß man in Potsdam nur die Besiegung der Ungarn durch Oestreich, Rußland und den „Herrn der Herrschaaren“ und seine göttliche „Fürsehung“ abwartet, um alsdann die Volksvertretung, und namentlich die zweite Kammer, zu vertagen, aufzulösen und ungestört „mit Gottes Hülfe“ in Preußen und Deutschland weiter zu octroyiren. Daß man dazu in Berlin vorher die völlige Entwaffnung eintreten lassen will, ist ein Zeichen von dem Reste jenes bösen Gewissens, das in dem Falle solcher letzten Gewaltschritte eine Erhebung trotz der zahlreichen Bataillone fürchtet, in deren Mitte die Regierung sich sicher glaubt.</p> <bibl>(Ztg. f. 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Die Hauptbeschlüsse waren:</p> <p>a) Der Kongreß beschließt, die Arbeitervereine Baierns anzuregen, daß sie mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln die Errichtung von Arbeiterwerkstätten befördern und das Centralcomite der deutschen Arbeiter in Leipzig übernimmt es, die nähere Anleitung zur Ausführung dieses Zweckes den Vereinen zu geben.</p> <p>b) Als die nächste Aufgabe, die Gründung von Arbeiterwerkstätten möglich zu machen, haben die Vereine bei der Landesvertretung für die <hi rendition="#g">Aufhebung des Zunftzwanges und Einführung einer freien Gewerbe-Ordnung</hi> zu wirken, nach welcher jedermann, der ein Geschäft erlernt hat, und dies einfach, ohne Meisterprüfung nachweist, dasselbe betreiben kann. 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Neue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie. No 277. Köln, Freitag, den 20. April 1849. Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. ‒ Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Havas, 3 Rue Jean Jacques Reusseau.
Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. ‒ Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. ‒ Nur frankirte Briefe werden angenommen. ‒ Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro. 17.
Der Berliner Reichspostbahnzug ist gestern Abend wieder mit gewöhnlicher Präzision ausgeblieben und auch heute Morgen noch nicht eingetroffen.
Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Sitzung der 2. Kammer in Berlin vom 13. April). Berlin. (Wohlmeinende Absichten Hohenzollern-Manteufels). Aus Schleswig-Holstein. (Vom Kriegsschauplatze). Aus Franken. (Arbeiter-Kongreß. ‒ „Reichs“-Mar). Aus Baden. (Adresse der Gefangenen an Struve) Frankfurt. (Waitz's Antrag im Kaiser-Ausschuß. ‒ Erklärung des preußischen Bevollmächtigten. ‒ National-Versammlung).
Französische Republik. Paris. (Vermischtes. ‒ Nationalversammlung vom 16. und 17. April).
Schweiz. Bern. (Erste Sitzung des Nationalraths).
Ungarn. (Die Slovaken. ‒ Angebliches Bülletin Dembinski's).
Italien. (Contrerevolution in Toskana. ‒ Bedingungen für die Intervention zu Gunsten des Pabstes ‒ La Marmora. ‒ Friedensunterhändler nach Mailand. ‒ Berichte aus Sizilien). Turin (Auflösung von Gemeinderäthen).
Großbritannien. London. (Der Eisenbahn-König Hudson).
Deutschland. * Köln, 19. April. _ * Köln, 19. April. _ Berlin, 14. April. Die wichtigste Nachricht, welche ich Ihnen heute mittheilen kann, ist die, daß es aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Aufhebung unseres Belagerungszustandes selbst dann nichts ist, wenn der Kommissionsbericht über den Waldeckschen Antrag auch mit großer Majorität von der Kammer angenommen werden sollte. Aus sehr zuverlässiger Quelle erfahre ich nämlich so eben, daß die völlige Entwaffnung Berlins wirklich im Werke ist, und daß in der Deckerschen geheimen Hofbuchdruckerei die Plakate bereits gedruckt sind, in welchen der Oberbefehlshaber in den Marren alle „guten Bürger“ auffordert, ihre Privatwaffen zum Wohle des Vaterlandes und im Interesse der Ruhe und Ordnung freiwillig abzuliefern. Herr v. Wrangel verspricht in dieser Aufforderung zugleich, daß die guten Bürger binnen einer gewissen Frist dieses ihr Eigenthum unversehrt wieder erhalten sollen. Diese Nachricht, zusammengehalten mit dem Verhalten unseres Ministeriums, welches täglich Niederlagen erleidet, ohne sich durch dieselben im Geringsten stören zu lassen, berechtigt vollkommen zu dem Schlusse: daß man in Potsdam nur die Besiegung der Ungarn durch Oestreich, Rußland und den „Herrn der Herrschaaren“ und seine göttliche „Fürsehung“ abwartet, um alsdann die Volksvertretung, und namentlich die zweite Kammer, zu vertagen, aufzulösen und ungestört „mit Gottes Hülfe“ in Preußen und Deutschland weiter zu octroyiren. Daß man dazu in Berlin vorher die völlige Entwaffnung eintreten lassen will, ist ein Zeichen von dem Reste jenes bösen Gewissens, das in dem Falle solcher letzten Gewaltschritte eine Erhebung trotz der zahlreichen Bataillone fürchtet, in deren Mitte die Regierung sich sicher glaubt.
(Ztg. f. N.) * Schleswig-Holstein. _ 224 Aus Franken, 15. April. Die systematisch fortgesetzte Fopperei Ihrer hiesigen Abonnenten durch die Reichspost, wovon ich Ihnen in meinem jüngsten Schreiben schon einige erbauliche Proben gemeldet, fängt nachgerade an, auch dem gemüthlichsten Franken zu unverschämt zu werden. Daß wir unter den Nummern des ersten Quartals blos fünf defekte hatten, war immer noch erträglich. Wenn aber in dem erst jüngst begonnenem neuen Quartal, für welches wir schon am 20. März abonnirt haben, schon drei Nummern Ihrer Zeitung gänzlich ausgeblieben sind, nämlich Nr. 261 (2. Ausgabe), Nr. 263 und 264, während wir selbst erst, Alles in Allem, vier Nummern erhalten haben, urtheilen Sie selbst, Herr Redakteur, ob für eine solche Verwaltung noch die Bezeichnung Liederlichkeit anwendbar ist? *)
Ich habe Ihnen nur noch die beiden letzten Sitzungen des Kongresses der Arbeiter in Nürnberg mitzutheilen. Die 3. Sitzung war von den Verhandlungen über die Verbesserung der leiblichen und intellektuellen Existenz der Arbeiter ausgefüllt. Die Hauptbeschlüsse waren:
a) Der Kongreß beschließt, die Arbeitervereine Baierns anzuregen, daß sie mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln die Errichtung von Arbeiterwerkstätten befördern und das Centralcomite der deutschen Arbeiter in Leipzig übernimmt es, die nähere Anleitung zur Ausführung dieses Zweckes den Vereinen zu geben.
b) Als die nächste Aufgabe, die Gründung von Arbeiterwerkstätten möglich zu machen, haben die Vereine bei der Landesvertretung für die Aufhebung des Zunftzwanges und Einführung einer freien Gewerbe-Ordnung zu wirken, nach welcher jedermann, der ein Geschäft erlernt hat, und dies einfach, ohne Meisterprüfung nachweist, dasselbe betreiben kann. Bis dahin aber können die Arbeiterwerkstätten mit Zuziehung von Meistern. welche zur Leitung eines Geschäfts berechtigt sind, in's Leben gerufen werden.
c) Sämmtliche baierische Arbeitervereine müssen sich sowohl an ihre Ortsgemeinden als an die Staatsbehörden wegen Errichtung von Volksbibliotheken, Fortbildungsschulen für Arbeiter und Ackerbauschulen wenden. Der Vorort in München übernimmt die Abfassung einer Petition an die Volksvertreter zu diesem Zweck und wird dieselbe zur Sammlung
Die Nummern sind hier jedesmal mit der größten Regelmäßigkeit zur Post besorgt. Die Expedition.
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(2017-03-20T13:08:10Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat
(2017-03-20T13:08:10Z)
Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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