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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 286. Köln, 1. Mai 1849.

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ganz nutzlos ist, und wie die Erfahrung lehrt, so geht dergleichen Kram meistens nur zu bald verloren, wenn es zum Ernst kommt.

Am Etat der Intendanturen mit 110,000 Thlr., können bei zweckmäßiger Einrichtung 10,000 Thlr. ganz einfach gestrichen werden. - Die Militär-Geistlichkeit ist im Frieden ganz unnütz, und nur in einzelnen, ganz großen Garnisonen, wo eigene Garnisonskirchen sind, mag sich ein Bedürfniß herausstellen. Da nun die Militärgeistlichkeit jährlich 41,000 Thlr. kostet, so sind wir billig, wenn wir eine Ersparniß von 35,000 Thlr. berechnen.

Die Militär-Erziehungs- und Prüfungsanstalten kosten circa 230,000 Thlr., außerdem beträgt der Zuschuß für das große Militär-Waisenhaus, und die Ausgabe für Kinderpflegegelder zusammen 135,000 Thlr. Was die Militär-Erziehungsanstalten betrifft, so nehmen die Kadetten-Korps den größten Theil jener Gelder hinweg. Daß diese militärische Erziehung eine einseitige ist und bleibt, wird Niemand bestreiten wollen, und ebensowenig, daß, wenn es sich darum handelt, für die Kinder solcher Offiziere zu sorgen, welche sich dem Dienste des Vaterlandes geopfert haben, dies viel besser durch Geldzuschüsse geschieht, welche die Erziehung auf einem Gymnasium oder einer höhern Bürgerschule möglich machen. Eine allmählige Verminderung der Anzahl der Kadetten und damit der Kosten erscheint unabweisbar, und damit eine Ersparniß von jährlich mindestens 50,009 Thlr.

Die Marsch-, Reise- und Vorspannkosten betragen im Frieden, unter den allergewöhnlichsten Verhältnissen 270,000 Thlr. jährlich, an welcher Ausgabe sich die 70,000 Thlr. sehr bequem streichen lassen, nur muß es dann aufhören, daß drei und mehr Generale immer zugleich dieselben Garnisonen bereisen, um zu inspiziren, d h. förmlich Einer den Andern inspiziren. Am Rations-Etat lassen sich 8000 Thlr. ersparen, wenn man den höhern Offizieren nicht mehr Nationen zubilligt, als sie für ihren Dienst wirklich gebrauchen. Nehmen wir die hier erwähnten kleinen Ersparnisse zusammen, so erhalten wir 358,000 Thlr., wären diese seit 1815 erspart worden, so ergäbe dies das annehmbare Sümmchen von 11,814,000 Thaler.

* Berlin, 28. April.

Es ist jedenfalls erheiternd, unter den gegenwärtigen Umständen die Ansichten des königl. preußischen Hoforgans, der "Neuen Preuß. Zeitung", über die neueste "rettende That" des Berliner Pseudo-Standrechtsministeriums kennen zu lernen. Folgende Stelle gibt uns eine Probe von diesen königl. preuß. An- und Absichten:

"Unter der Frage vom Belagerungszustande von Berlin, liegt die tiefere, die Frage von dem Krebsschaden, der am Herzen des Vaterlandes nagt, verborgen. Wie kann friedliche Rechtsordnung bestehen, wie kann die Polizei des Säbels entbehrt werden in einem Staate, wo Anreizer zur Steuer-Verweigerung, Anstifter des Aufruhrs, Verführer der Landwehr hohe Richterämter bekleiden, wo erklärte Feinde des Thrones, wo Hochverräther in den Kammern tagen? Diese schmachvollen Zustände sind es, denen wir die Fortdauer des Belagerungszustandes verdanken, nicht aber die Excesse, zu denen Plakate, Klubs und Volksversammlungen führen würden. Die Anarchie auf den Straßen ist Kinderspiel gegen die Anarchie in den Gerichten, auf den Präsidentenstühlen, in den Parlamenten und in den Cabinetten der Fürsten, die, statt Gottes Knechte, lieber Unterthanen des Pöbels sind.

Dahin also, auf Herstellung gleicher, unparteiischer, starker Rechtspflege, welche die Richter selbst und die Erwählten der Kopfzahl, wenn sie Verbrecher sind, welche die Verführer eben so gewiß, als die armen Verführten trifft, - dahin wird nun die energische Thätigkeit der gewissenhaften Staatsmänner sich richten, denen das Vaterland schon so tief verpflichtet ist und die sein Stolz und seine Hoffnung sind in dieser Sündfluth von wetterwendischer und achselträgerischen Charakterlosigkeit.

Kräftigung der edelsten Organe des Staats im engeren Vaterlande, - im weiteren aber folgerechte, unzweideutige Durchführung jenes "niemals, niemals, niemals!" durch welches Preußen mit den frechen Führern und dem zitternden Anhange der Frankfurter Usurpation für immer gebrochen hat - endlich Einigkeit mit dem seit 60 Jahren uns verbündeten Oesterreich, welches, wie wir, aus der Revolution erstanden, Deutschlands gute Schlachten im Süden und Osten so tapfer schlägt, - das ist die nicht blos preußische, sondern auch deutsche Politik, der wir nach dieser Kammer-Auflösung und Vertagung entgegen sehen, und durch die unsere muthigen November-Männer Preußen und durch Preußen Deutschland frei (!), einig (!!) und mächtig (!!!) machen werden." (!!!!)

61 Breslau, 27.April.

Der vorgestrige Auftritt vor einem Hause, worin Proletarierinnen der Liebe ihr trauriges Gewerbe treiben, veranlaßt heute den Polizeipräsidenten, der Bevölkerung die preußischen Reglements wegen Auflauf mit der Warnung in's Gedächtniß zu rufen, sich vor Beleidigung der uniformirten Volksmörder, genannt "Mein herrliches Kriegsherr", so wie der Gensd'armen, ihrer gottbegnadeten Brüder, weil sie bei dieser Gelegenheit einige zufällige Rippenstöße erhalten haben sollen, zu hüten, widrigenfalls, so droht der preußische Polizeiunterknecht, die strengsten Maßregeln (Belagerungszustand) ergriffen werden würden. Der erwähnte Auftritt bedeutete im Grunde politisch gar nichts; die Polizei hat ihm sogar eine Weile mit verschränkten Armen zugesehen. Man hatte nur einige Schreiben eingeworfen. Allein die Herrn Preußen vergessen schon Schnapsflasche und Wanzenunverschämtheit, sobald die ersten Maikäfer der Frühlingsfreiheit etwas ungestümer ausbrüten. Die meisten dieser lackirten Ritter leiden gegenwärtig am Kossuth-Alp, der für sie um so drückender wird, je rascher die "aufregenden" und ihrer Natur nach "wühlerischen" Siegesnachriten sich folgen. Das ganze Raub- und Wanzenritterthum sieht bereits schlesische Galgen, zu denen die Magyaren den Hanf mitbringen. Dies ist das Motiv zu der im Stile des panischen Schreckens vor dem Schwefeluntergang geschriebenen Kundmachung des preußischen Polizeipräsidenten. Vielleicht wird man dieselbe in Berlin dazu benutzen, uns belagerungszuständig zu machen und auf diese Weise dem Kaiser-Homunkulus Gelegenheit zu geben, nicht nur uns hier die magyarischen Sympathien zu vertreiben, sondern auch seine deutschen Reichstruppen gegen die Ungarn zu versuchen und die Raubritter vom Kossuth-Alp zu befreien.

Die Breslauer Zeitung läßt heute im zukünftigen deutschen Reichsformat als Extragerücht das erste Resultat der deutschen Reichsbourgeoisbornirtheit, die Verfassung nämlich, auf den Straßen verkaufen. Das Volk geht daran vorüber, wie etwa an dem Schweinsleder der goldenen Bulle, der pragmatischen Sanktion oder Bundesverfassung und kauft sie nicht einmal als Rarität. Schwerlich hat aber jemals eine Tertianerübersetzung französisch-englischer im deutschen Leibstuhl Hammonia's abgekochter Bourgeoisphrasen so viel Geld und Dummheit gekostet, als diese Reichsbourgeoisverfassung.

Gestern kam hier ein magyarischer Kurier durch, welcher Depeschen Kossuth's an Lord Palmerston überbringen soll.

Ein Reisender aus Warschau, deren es jetzt viele hier gibt, weil man für etwa 6 Thaler in einem Tage von Warschau hieher fahren kann, ein Reisender aus Warschau erzählte, man habe dort trotz der entsetzlichsten Strafen, welche auf dergleichen stehen, an den Regierungspalast die Worte geschrieben: der Kaiser von Oestreich habe in Wien das Glockengeläute verboten, weil es immer den Hochverrath begangen: "Bem! Bem!" zu rufen.

Der hiesige Magistrat hat (natürlich auf höhere Eingebung) der Bürgerwehr das Pulver hinwegnehmen und in das königliche Magazin bringen lassen, weil besagtes Pulver dort sicherer sei und weniger verderbe. Prachtvolle preußische Gründe, die alle aus dem Kossath'schen Alpdrücken aufblähen. Wie ich höre, haben darauf die Herrn Bürger für diesen Abend eine Versammlung sämmtlicher Bürgerwehrklubs veranstaltet, um die königlich preußische Pulvereskamotage zu besprechen.

In der Schlesischen Zeitung wird heute für Münsterberg mit Inbrunst ein Kreisgericht verlangt, weil die Verarmung der Stadt auf eine erschreckende Weise überhand nehme und von allen Seiten Diebstähle der verwegensten Art en masse verübt würden, so daß sogar ein ganzes Haus gestohlen worden sei. Mir scheinen die durch ganz Schlesien sich mehrenden Diebstähle die ersten Vorboten zu sein, daß das Volk die Lehre von den schlesischen Milliarden bald in succum und sanguinem verdant haben wird. Warum lies't die Schlesische Zeitung nicht die Neue Rheinische, und warum adressiren sich die Münsterberger mit ihrer Armuth nicht an die Kreisraubritter in ihrer Nähe. Sie wüßten dann was und wo verlangen.

Mit der rothen Farbe kann man hier die ganze Stadt in Alarm bringen. Die Breslauer scheinen überhaupt neben dieser sonst vierfüßigen Eigenthümlichkeit viel kleinstädtische Elemente zu besitzen. Geht eine Dame zufällig mit einer rothen Mantille über die Straße, so glotzt sie die ganze ostdeutsche demokratische und nicht-demokratische Bornirtheit männlichen und weiblichen Geschlechts an, wie eine Siebenhimmelerscheinung aus der Apokalypsis.

Die Gerichte fahren fort, ihre Oeffentlichkeit und Mündlichkeit dazu zu verwenden, täglich Widersetzlichkeiten wider die gottbegnadeten königlich preußischen Nachtswächter und sonstige Beamten am Volke mit den härtesten antediluvianischen Strafen zu ahnden, damit der Gehorsam wiederkehre.

50 Oppeln, 25. April.

Unsere Stadt, die bisher nie eine Garnison hatte, soll dauernd ein Bataillon Infanterie erhalten. Um dasselbe unterzubringen, wird unser altes Schloß mit einem sehr bedeutenden Kostenaufwand, die Bauanschläge sind durch den hiesigen Regierungsbaurath angefertigt worden, in eine Kaserne umgewandelt. Unsere Staatslenker müssen also die Ueberzeugung haben, daß ihre Art zu regieren, sich auf die Dauer nur vermittelst Militärgewalt behaupten kann, aber nichtsdestoweniger entschlossen sein, gegen Recht und Vernunft nach diesem System fortzuregieren, darum überlegen sie gleich einem Feind das ganze Land für immer mit einem Netz fester Garnisonen. Wir hatten geglaubt, daß man unzweifelhaft das Heer, das schon in seiner jetzigen Stärke dem Volke alles Mark ausgesogen, verringern müsse, und daß deshalb recht bald zu untersuchen sein würde, was nun mit den leer gewordenen Kasernen zu beginnen sei, nie aber, daß die Märzerrungenschaft immer neue und neue Kasernen sein würde. In's zweite Jahr sind wir ein demokratisch-konstitutioneller Staat, bald eben so lange sitzen die demokratischen Volksvertreter in Berlin und immer noch die alte, ja noch ärgere Vergeudung des Volksvermögens als früher. Findet sich denn Keiner unter allen diesen Deputirten, der Muth genug hat und ernstlich da dran geht, die Kammer zu dem Beschluß zu bringen, daß sie den Ministern erklärt: bis hierher und nicht weiter, nicht einen Groschen mehr ohne unsern Willen? Es sind nicht allein die 30 oder 40 Mill. Thaler, die für das Heer ausgegeben werden, es ist auch die Arbeit der 200,000 Männer, die die Regierung zwingt, müßig umher zu lungern, welche der Staatsgesellschaft verloren geht, der preußischen Staatsgesellschaft, von der fast die Hälfte dem Hungertode nahe ist, und die darum durchaus keine Veranlassung hat, 200,000 ihrer kräftigsten Männer zum Faullenzen zu kommandiren, das müssen Volksvertreter beachten, oder es könnte leicht auch für sie ein Tag schwerer Rechenschaft kommen. Eine Kammer, die fast in jeder erheblichen Abstimmung die Handlungsweise der Regierung tadelt, und doch dieser Regierung eine Jahreseinnahme von 95 Millionen, die Vollmacht Darlehnskassenscheine zu machen, und allerhand dergleichen zur uneingeschränktesten willkürlichen Verwendung überläßt, das ist nicht zusammenzureimen, das zeigt die gänzliche politische Kindheit unserer Kammer, eine Unschuld, bei der die Volksfreiheit der Frechheit der Regierung zum Raub werden muß.

Unter unserer hohen Aristokratie, die immer wohl unterrichtet ist, da mehrere ihrer Familienglieder zu dem täglichen Umgang, dem innern Familienkreis des kön. Hauses gehören, in welchem öfter nicht durch Politik bestimmte innerste Herzensergießungen laut werden, hört man als den Inhalt solcher Herzensergießungen: Der König und sämmtliche Prinzen haben jetzt die feste Ueberzeugung gewonnen, daß das Heer noch treu ergeben ist, daß die Macht sich noch vollkommen in ihren Händen befindet und daß deshalb auch nicht die geringste Veranl ssung da ist, irgend welche weitere Konzessionen an den Volkswillen zu machen. Auch im März habe man die Macht noch vollkommen gehabt, und man habe daher gegen den Willen Gottes gesündigt, indem man dieses verkennend in einem Augenblick der Ueberraschung, der Kleinmüthigkeit, Zugeständnisse gemacht, Rechte vergeben habe, die von Gott dem Königthum von Gottes Gnaden zur Regierung der Völker verliehen sind; man habe also jetzt die Pflicht, alle die Macht, die man habe, anzuwenden, das Königthum von Gottes Gnaden in seiner vormärzlichen Reinheit wieder herzustellen. In dieser Ansicht sollen sämmtliche Mitglieder des kön. Hauses einig sein, nur daß vielleicht nicht bei Allen Gott ganz dieselbe Rolle dabei spielt. Wenn bisweilen ein Zwiespalt stattfindet, ist es allein über die Art und Weise, zu diesem Ziel zu gelangen; hier wird die Zweckmäßigkeit der Wege des jetzigen Inhabers der göttlichen Offenbarungen von der andern Seite, die bis jetzt nur noch von irdischer Weisheit umgeben ist, öfter bezweifelt. Für die ganz besonders anstößige Märzerrungenschaft, die um jeden Preis weg soll, weil einem König damit zu regieren unmöglich ist, hält man das allgemeine Wahlrecht, das muß also um jeden Preis weggeschafft werden, aber leider will die Romantik des Königs nicht zulassen, sein Wort zu brechen. Das Versprechen der freien Presse, des Vereinigungsrechts, der Geschwornen, der Ministerverantwortlichkeit anlangend, überzeugte sich der König zwar leicht, daß er zur Zeit des Versprechens es gerade so gemeint habe, wie Manteuffel und Rintelen's Gesetze das jetzt auslegen, und daß man unter Ministerverantwortlichkeit nichts Anderes verstehen könne, als wie Manteuffel den Kammern gegenüber sich verantwortet, aber da bei dem allgemeinen Wahlrecht das hineingebrachte Selbstständig nicht anschlug und die wahre Auslegung noch nicht gefunden werden konnte, glaubt der König es doch so gemeint zu haben, wie es jetzt gehandhabt wird, und will es darum einseitig nicht ändern. Die absolutistische Junkerschaft, nicht die ganz stiermäßige, sondern die feindiplomatische meint auch, es sei doch nicht räthlich, den König sein Wort brechen zu lassen, man habe erfahren, wie die Nichterfüllung der Versprechens Friedrich Wilhelm III. vom 22. Mai 1815 von des Umsturzpartei ausgebeutet worden sei, darum dürfe man nicht so kurz nacheinander das Königsthum in den Augen des Volks durch Nichtworthalten in Mißkredit bringen, es bleibe also nur ein Ausweg, der König müsse abdanken, denn der Prinz von Preußen, der nichts versprochen, meint man, sei auch an Nichts gebunden. Dies ist das wahre Motiv für die jetzt so häufig angeregte Abdankung des Königs, die bereits erfolgt wäre, wenn der König, der sich besonders von Gott berufen glaubt, nicht noch um Erleuchtung von Oben betete. Wenn daher Hr. Vincke plötzlich die deutsche Frage benutzt, den König zur Abdankung zu treiben, so freue man sich nicht zu sehr, es folgt daraus noch nicht, daß wenn der Prinz von Preußen König von Preußen wird, er auch deutscher Kaiser unter Anerkennung der Reichsverfassung, wie sie jetzt ist, wird.

15 Schleswig-Holstein, 27. April.

Die Auflösungsfrage unserer saubern Gesellschaft, die sich Landesversammlung nennt, ist erledigt, und zwar - durch die Statthalterschaft. Letztere hat den Antrag durch den neucreirten Departementschef Boysen zurückgenommen, hat also nicht den Muth, die Versammlung aufzulösen, obgleich der frühere Departementschef oder Minister Harbou glaubte, daß die oktroyirte Zweiköpfige ein Recht dazu habe.

Nachrichten vom Kriegsschauplatz melden, daß circa 200 und einige Gefangene durch die Dragoner eingebracht, und durch Hadersleben transportirt sind. Unsere Vorposten stehen jetzt zwischen Colding und Veile, gegen das nach den letzten Nachrichten eine starke Recognoscirung mit zwei Bataillonen, einem Dragonerregiment und einer Batterie vorgenommen wurde.

Wie wenig unsere "gemeine" Regierung (frühere und jetzige) auf den Krieg gefaßt gewesen, und wie sicher sie auf einen Frieden, durch Vermittelung des heiligen Bunsen, gerechnet hat, davon liegt Beweis in der schlechten Einrichtung der Hospitäler vor, in denen es am Nöthigsten mangelt. Selbst Aerzte fehlen, ohne daß man die sich Meldenden anstellt. So ist uns ein Fall bekannt, daß ein Hamburger Arzt nach Schleswig reiste und dort abgewiesen wurde. Ein anderer (hannöver'scher) Arzt, aus der Gegend von Osnabrück, kam in Folge einer Aufforderung hieher, hielt sich längere Zeit in Schleswig auf, und bemühte sich ernstlich um eine Anstellung, mußte aber auch wieder fortgehen, da man ihm eine abschlägige Antwort ertheilte.

* Wien, 26. April.

Nichts lächerlicher, als diese standrechtlich offizielle Journalistik Wiens. Glaubte man diesen Organen der k. k. Mordbrenner, so wäre in Ungarn so gut wie gar nichts Nachtheiliges für das olmützer Tamerlanthum vorgefallen. Die Abendbeilage der heutigen "Wiener Zeit." schwatzt z. B. über die von Oestreich octroyirten ungarischen "Anweisungen", als ob die Standrechtsbestien dort völlig Sieger wären. In diesem herrlichen Artikel werden den Ungarn die unendlichen Vortheile auseinander gesetzt, die sie aus diesem neuen "Umlaufsmittel" ziehen werden, und den übrigen Provinzen der "Gesammtmonarchie" schwindelt man vor, daß die Kosten des ungarischen Kriegs durch dieses neue Papier einzig und allein dem Lande Ungarn auferlegt werden: "ut desint vires, tamen est laudanda voluntas!"

Das nämliche offiizelle Blättchen läßt sich aus Gräfenberg (östr. Schlesien) berichten:

Freiwaldau hat ein Detachement des Infanterie-Regiments Prinz Emil von Hessen zur Besatzung erhalten, als vor längerer Zeit einige nahrungslose Arbeiter die Ruhe des Städtchens und der Umgebung durch einen kleinen Crawall zu stören versucht hatten.

Frankfurt, 28. April.

Die heutige Nummer des "Reichs-Gesetz-Blattes" publicirt die Verfassung des deutschen Reiches, mit dem Eingang: "Die deutsche verfassunggebende Nationalversammlung hat beschlossen und verkündigt als Reichsverfassung": (folgt dieselbe ohne Unterschrift des Reichsverwesers.)

Frankfurt, 28. April.

Man berichtet, daß in Folge der in München herrschenden Aufregung und der dadurch verursachten Unruhen, die von einigen nur als Auflauf geschildert werden, der Stadtrath von München sich in Permanenz erklärt habe.

(D. Z.)
Frankfurt, 28. April.

Die Differenzen zwischen dem Reichsverweser und dem Ministerium sind gehoben; es herrscht gegenwärtig vollkommenes Einverständniß zwischen ihnen. Die Kommissarien, welche den Regierungen der Einzelstaaten die Beschlüsse der Reichsversammlung mittheilen und auf deren Vollziehung wirken sollen, sind bereits ernannt und ihre Vollmacht unterzeichnet; sie werden morgen früh abgehen. Es sind Herr Bassermann für Berlin, Herr Mathy für München, Herr Secbeck für Hannover, Herr v. Watzdorf für Dresden. (Brutus-Bassermann geht jetzt, nachdem die 2te Kammer zum Teufel gejagt worden, nicht nach Berlin. Ist doch, was er irgend wünschen konnte, bereits geschehen. Gagern erklärte in einer Sitzung des 30er Ausschusses, daß das frühere vertraute Verhältniß zwischen dem Erzherzog und dem Ministerpräsidenten geschwunden sey.)

(D. Z.)
Frankfurt a. M. 27. April.

Hier ist folgende "Aufforderung an die Abgeordneten" erschienen:

Das Vaterland ist in Gefahr! Die preußischen Kammern sind aufgelöst! Bei Kreuznach werden Truppen zusammengezogen; zum Oktroyiren sind Truppen nöthig. Der vormärzliche Despotismus will den letzten Schlag führen. Frankfurt muß und wird endlich handeln! Kein Abgeordneter darf sich jetzt entfernen; jeder Abgeordnete möge sofort zurückkehren!

Die Volksversammlungen in der Umgegend mögen sich nicht wundern, wenn unter diesen Umständen die Abgeordneten zu erscheinen verhindert sein sollten."

Frankfurt, 27. April 1849.

Raveaux. Löwe. Nauwerk. Freese. Melly. Schulz aus Weilburg. Vogt. Hehner. Eisenstuck. Claussen. Reitter.

Stuttgart, 25. April.

Den Haupteinfluß in Stuttgart übt auf den ganz gealterten und abgenützten, aber doch starrköpfigen König, der östreichische Gesandte und der russische, welcher Letztere sich zu dem Könige geäußert haben soll: Sire, I'Empereur, mon maetre, ne vous a point accorde sa fille cherie Mdm. la grande duchesse Olga pour en faire une exilee. (Fürst, der Kaiser mein Herr und Meister hat Ihnen seine Lieblingstochter, die Frau Großfürstin Olga nicht zur Tochter gegeben, um eine Verbannte aus ihr zu machen.) Vor wenigen Tagen ist nahe bei Stuttgart der ehemalige Kriegsminister, Baron von Hügel, der nicht schreiben konnte, gestorben. Sein ältester Sohn, der ehemalige Legationsrath in Paris und London, zugleich Söldner Metternichs, spielt in den letzten Intriguen durch seinen diplomatischen Rath auch wieder eine volksfeindliche Rolle.

Graf Neipperg, Schwiegersohn des Königs, gehört mit zu der Zopf-Camarilla. Der König Wilhelm soll jedoch in letzter Zeit einen frohen Augenblick gehabt haben, als ihm auf amtlichem Wege die Nachricht aus Kopenhagen zugekommen, der König von Dänemark habe die berüchtigte Jungfer (?) Rasmussen, gewesene Figurantin, Putzmacherin u. s. w., welche schon längst seine Maitresse war, Anfang dieses Monats herrlich bei Hofe als Baronesse Danner vorgestellt.

Fräulein Sophie Stubenrauch will nun auch einen Titel, der König aber vertröstet sie bis er die "Canaille" zur Ordnung gebracht.

(M. A. Z.)
Französische Republik.
Paris, 28. April.

Die Gruppen auf den mittleren Boulevards (Porte St. Denis und St. Martin) waren gestern Abend stärker und lärmender, als an den vorherigen. Alle Läden der Gegend wurden geschlossen und lange Banden der Pariser Gamins durchzogen, die Marseillaise, die Carmagnole und die Lampions singend, die Gruppen. Um 9 Uhr war die Kommunikation gehemmt und die Wagen mußten langsam (im Schritt) fahren. Starke Abtheilungen der Stadtsergenten hielten sich um die Porte St. Martin herum und rückten von Zeit zu Zeit nach den beiden Seiten des Boulevards durch die Menge, um die Cirkulation herzustellen. Ihre Bemühungen blieben aber fruchtlos; denn sobald sie durchgedrungen, schlossen sich die Gruppen wieder hinter ihnen etc. Mehrere von den Sergenten wurden stark mißhandelt. Um 9 1/2 Uhr, die Ohnmacht der Stadtpolizei einsehend, rückte das Dragoner-Regiment vom Quai d'Orsay gegen die Boulevards und beim

ganz nutzlos ist, und wie die Erfahrung lehrt, so geht dergleichen Kram meistens nur zu bald verloren, wenn es zum Ernst kommt.

Am Etat der Intendanturen mit 110,000 Thlr., können bei zweckmäßiger Einrichtung 10,000 Thlr. ganz einfach gestrichen werden. ‒ Die Militär-Geistlichkeit ist im Frieden ganz unnütz, und nur in einzelnen, ganz großen Garnisonen, wo eigene Garnisonskirchen sind, mag sich ein Bedürfniß herausstellen. Da nun die Militärgeistlichkeit jährlich 41,000 Thlr. kostet, so sind wir billig, wenn wir eine Ersparniß von 35,000 Thlr. berechnen.

Die Militär-Erziehungs- und Prüfungsanstalten kosten circa 230,000 Thlr., außerdem beträgt der Zuschuß für das große Militär-Waisenhaus, und die Ausgabe für Kinderpflegegelder zusammen 135,000 Thlr. Was die Militär-Erziehungsanstalten betrifft, so nehmen die Kadetten-Korps den größten Theil jener Gelder hinweg. Daß diese militärische Erziehung eine einseitige ist und bleibt, wird Niemand bestreiten wollen, und ebensowenig, daß, wenn es sich darum handelt, für die Kinder solcher Offiziere zu sorgen, welche sich dem Dienste des Vaterlandes geopfert haben, dies viel besser durch Geldzuschüsse geschieht, welche die Erziehung auf einem Gymnasium oder einer höhern Bürgerschule möglich machen. Eine allmählige Verminderung der Anzahl der Kadetten und damit der Kosten erscheint unabweisbar, und damit eine Ersparniß von jährlich mindestens 50,009 Thlr.

Die Marsch-, Reise- und Vorspannkosten betragen im Frieden, unter den allergewöhnlichsten Verhältnissen 270,000 Thlr. jährlich, an welcher Ausgabe sich die 70,000 Thlr. sehr bequem streichen lassen, nur muß es dann aufhören, daß drei und mehr Generale immer zugleich dieselben Garnisonen bereisen, um zu inspiziren, d h. förmlich Einer den Andern inspiziren. Am Rations-Etat lassen sich 8000 Thlr. ersparen, wenn man den höhern Offizieren nicht mehr Nationen zubilligt, als sie für ihren Dienst wirklich gebrauchen. Nehmen wir die hier erwähnten kleinen Ersparnisse zusammen, so erhalten wir 358,000 Thlr., wären diese seit 1815 erspart worden, so ergäbe dies das annehmbare Sümmchen von 11,814,000 Thaler.

* Berlin, 28. April.

Es ist jedenfalls erheiternd, unter den gegenwärtigen Umständen die Ansichten des königl. preußischen Hoforgans, der „Neuen Preuß. Zeitung“, über die neueste „rettende That“ des Berliner Pseudo-Standrechtsministeriums kennen zu lernen. Folgende Stelle gibt uns eine Probe von diesen königl. preuß. An- und Absichten:

„Unter der Frage vom Belagerungszustande von Berlin, liegt die tiefere, die Frage von dem Krebsschaden, der am Herzen des Vaterlandes nagt, verborgen. Wie kann friedliche Rechtsordnung bestehen, wie kann die Polizei des Säbels entbehrt werden in einem Staate, wo Anreizer zur Steuer-Verweigerung, Anstifter des Aufruhrs, Verführer der Landwehr hohe Richterämter bekleiden, wo erklärte Feinde des Thrones, wo Hochverräther in den Kammern tagen? Diese schmachvollen Zustände sind es, denen wir die Fortdauer des Belagerungszustandes verdanken, nicht aber die Excesse, zu denen Plakate, Klubs und Volksversammlungen führen würden. Die Anarchie auf den Straßen ist Kinderspiel gegen die Anarchie in den Gerichten, auf den Präsidentenstühlen, in den Parlamenten und in den Cabinetten der Fürsten, die, statt Gottes Knechte, lieber Unterthanen des Pöbels sind.

Dahin also, auf Herstellung gleicher, unparteiischer, starker Rechtspflege, welche die Richter selbst und die Erwählten der Kopfzahl, wenn sie Verbrecher sind, welche die Verführer eben so gewiß, als die armen Verführten trifft, ‒ dahin wird nun die energische Thätigkeit der gewissenhaften Staatsmänner sich richten, denen das Vaterland schon so tief verpflichtet ist und die sein Stolz und seine Hoffnung sind in dieser Sündfluth von wetterwendischer und achselträgerischen Charakterlosigkeit.

Kräftigung der edelsten Organe des Staats im engeren Vaterlande, ‒ im weiteren aber folgerechte, unzweideutige Durchführung jenes „niemals, niemals, niemals!“ durch welches Preußen mit den frechen Führern und dem zitternden Anhange der Frankfurter Usurpation für immer gebrochen hat ‒ endlich Einigkeit mit dem seit 60 Jahren uns verbündeten Oesterreich, welches, wie wir, aus der Revolution erstanden, Deutschlands gute Schlachten im Süden und Osten so tapfer schlägt, ‒ das ist die nicht blos preußische, sondern auch deutsche Politik, der wir nach dieser Kammer-Auflösung und Vertagung entgegen sehen, und durch die unsere muthigen November-Männer Preußen und durch Preußen Deutschland frei (!), einig (!!) und mächtig (!!!) machen werden.“ (!!!!)

61 Breslau, 27.April.

Der vorgestrige Auftritt vor einem Hause, worin Proletarierinnen der Liebe ihr trauriges Gewerbe treiben, veranlaßt heute den Polizeipräsidenten, der Bevölkerung die preußischen Reglements wegen Auflauf mit der Warnung in's Gedächtniß zu rufen, sich vor Beleidigung der uniformirten Volksmörder, genannt „Mein herrliches Kriegsherr“, so wie der Gensd'armen, ihrer gottbegnadeten Brüder, weil sie bei dieser Gelegenheit einige zufällige Rippenstöße erhalten haben sollen, zu hüten, widrigenfalls, so droht der preußische Polizeiunterknecht, die strengsten Maßregeln (Belagerungszustand) ergriffen werden würden. Der erwähnte Auftritt bedeutete im Grunde politisch gar nichts; die Polizei hat ihm sogar eine Weile mit verschränkten Armen zugesehen. Man hatte nur einige Schreiben eingeworfen. Allein die Herrn Preußen vergessen schon Schnapsflasche und Wanzenunverschämtheit, sobald die ersten Maikäfer der Frühlingsfreiheit etwas ungestümer ausbrüten. Die meisten dieser lackirten Ritter leiden gegenwärtig am Kossuth-Alp, der für sie um so drückender wird, je rascher die „aufregenden“ und ihrer Natur nach „wühlerischen“ Siegesnachriten sich folgen. Das ganze Raub- und Wanzenritterthum sieht bereits schlesische Galgen, zu denen die Magyaren den Hanf mitbringen. Dies ist das Motiv zu der im Stile des panischen Schreckens vor dem Schwefeluntergang geschriebenen Kundmachung des preußischen Polizeipräsidenten. Vielleicht wird man dieselbe in Berlin dazu benutzen, uns belagerungszuständig zu machen und auf diese Weise dem Kaiser-Homunkulus Gelegenheit zu geben, nicht nur uns hier die magyarischen Sympathien zu vertreiben, sondern auch seine deutschen Reichstruppen gegen die Ungarn zu versuchen und die Raubritter vom Kossuth-Alp zu befreien.

Die Breslauer Zeitung läßt heute im zukünftigen deutschen Reichsformat als Extragerücht das erste Resultat der deutschen Reichsbourgeoisbornirtheit, die Verfassung nämlich, auf den Straßen verkaufen. Das Volk geht daran vorüber, wie etwa an dem Schweinsleder der goldenen Bulle, der pragmatischen Sanktion oder Bundesverfassung und kauft sie nicht einmal als Rarität. Schwerlich hat aber jemals eine Tertianerübersetzung französisch-englischer im deutschen Leibstuhl Hammonia's abgekochter Bourgeoisphrasen so viel Geld und Dummheit gekostet, als diese Reichsbourgeoisverfassung.

Gestern kam hier ein magyarischer Kurier durch, welcher Depeschen Kossuth's an Lord Palmerston überbringen soll.

Ein Reisender aus Warschau, deren es jetzt viele hier gibt, weil man für etwa 6 Thaler in einem Tage von Warschau hieher fahren kann, ein Reisender aus Warschau erzählte, man habe dort trotz der entsetzlichsten Strafen, welche auf dergleichen stehen, an den Regierungspalast die Worte geschrieben: der Kaiser von Oestreich habe in Wien das Glockengeläute verboten, weil es immer den Hochverrath begangen: „Bem! Bem!“ zu rufen.

Der hiesige Magistrat hat (natürlich auf höhere Eingebung) der Bürgerwehr das Pulver hinwegnehmen und in das königliche Magazin bringen lassen, weil besagtes Pulver dort sicherer sei und weniger verderbe. Prachtvolle preußische Gründe, die alle aus dem Kossath'schen Alpdrücken aufblähen. Wie ich höre, haben darauf die Herrn Bürger für diesen Abend eine Versammlung sämmtlicher Bürgerwehrklubs veranstaltet, um die königlich preußische Pulvereskamotage zu besprechen.

In der Schlesischen Zeitung wird heute für Münsterberg mit Inbrunst ein Kreisgericht verlangt, weil die Verarmung der Stadt auf eine erschreckende Weise überhand nehme und von allen Seiten Diebstähle der verwegensten Art en masse verübt würden, so daß sogar ein ganzes Haus gestohlen worden sei. Mir scheinen die durch ganz Schlesien sich mehrenden Diebstähle die ersten Vorboten zu sein, daß das Volk die Lehre von den schlesischen Milliarden bald in succum und sanguinem verdant haben wird. Warum lies't die Schlesische Zeitung nicht die Neue Rheinische, und warum adressiren sich die Münsterberger mit ihrer Armuth nicht an die Kreisraubritter in ihrer Nähe. Sie wüßten dann was und wo verlangen.

Mit der rothen Farbe kann man hier die ganze Stadt in Alarm bringen. Die Breslauer scheinen überhaupt neben dieser sonst vierfüßigen Eigenthümlichkeit viel kleinstädtische Elemente zu besitzen. Geht eine Dame zufällig mit einer rothen Mantille über die Straße, so glotzt sie die ganze ostdeutsche demokratische und nicht-demokratische Bornirtheit männlichen und weiblichen Geschlechts an, wie eine Siebenhimmelerscheinung aus der Apokalypsis.

Die Gerichte fahren fort, ihre Oeffentlichkeit und Mündlichkeit dazu zu verwenden, täglich Widersetzlichkeiten wider die gottbegnadeten königlich preußischen Nachtswächter und sonstige Beamten am Volke mit den härtesten antediluvianischen Strafen zu ahnden, damit der Gehorsam wiederkehre.

50 Oppeln, 25. April.

Unsere Stadt, die bisher nie eine Garnison hatte, soll dauernd ein Bataillon Infanterie erhalten. Um dasselbe unterzubringen, wird unser altes Schloß mit einem sehr bedeutenden Kostenaufwand, die Bauanschläge sind durch den hiesigen Regierungsbaurath angefertigt worden, in eine Kaserne umgewandelt. Unsere Staatslenker müssen also die Ueberzeugung haben, daß ihre Art zu regieren, sich auf die Dauer nur vermittelst Militärgewalt behaupten kann, aber nichtsdestoweniger entschlossen sein, gegen Recht und Vernunft nach diesem System fortzuregieren, darum überlegen sie gleich einem Feind das ganze Land für immer mit einem Netz fester Garnisonen. Wir hatten geglaubt, daß man unzweifelhaft das Heer, das schon in seiner jetzigen Stärke dem Volke alles Mark ausgesogen, verringern müsse, und daß deshalb recht bald zu untersuchen sein würde, was nun mit den leer gewordenen Kasernen zu beginnen sei, nie aber, daß die Märzerrungenschaft immer neue und neue Kasernen sein würde. In's zweite Jahr sind wir ein demokratisch-konstitutioneller Staat, bald eben so lange sitzen die demokratischen Volksvertreter in Berlin und immer noch die alte, ja noch ärgere Vergeudung des Volksvermögens als früher. Findet sich denn Keiner unter allen diesen Deputirten, der Muth genug hat und ernstlich da dran geht, die Kammer zu dem Beschluß zu bringen, daß sie den Ministern erklärt: bis hierher und nicht weiter, nicht einen Groschen mehr ohne unsern Willen? Es sind nicht allein die 30 oder 40 Mill. Thaler, die für das Heer ausgegeben werden, es ist auch die Arbeit der 200,000 Männer, die die Regierung zwingt, müßig umher zu lungern, welche der Staatsgesellschaft verloren geht, der preußischen Staatsgesellschaft, von der fast die Hälfte dem Hungertode nahe ist, und die darum durchaus keine Veranlassung hat, 200,000 ihrer kräftigsten Männer zum Faullenzen zu kommandiren, das müssen Volksvertreter beachten, oder es könnte leicht auch für sie ein Tag schwerer Rechenschaft kommen. Eine Kammer, die fast in jeder erheblichen Abstimmung die Handlungsweise der Regierung tadelt, und doch dieser Regierung eine Jahreseinnahme von 95 Millionen, die Vollmacht Darlehnskassenscheine zu machen, und allerhand dergleichen zur uneingeschränktesten willkürlichen Verwendung überläßt, das ist nicht zusammenzureimen, das zeigt die gänzliche politische Kindheit unserer Kammer, eine Unschuld, bei der die Volksfreiheit der Frechheit der Regierung zum Raub werden muß.

Unter unserer hohen Aristokratie, die immer wohl unterrichtet ist, da mehrere ihrer Familienglieder zu dem täglichen Umgang, dem innern Familienkreis des kön. Hauses gehören, in welchem öfter nicht durch Politik bestimmte innerste Herzensergießungen laut werden, hört man als den Inhalt solcher Herzensergießungen: Der König und sämmtliche Prinzen haben jetzt die feste Ueberzeugung gewonnen, daß das Heer noch treu ergeben ist, daß die Macht sich noch vollkommen in ihren Händen befindet und daß deshalb auch nicht die geringste Veranl ssung da ist, irgend welche weitere Konzessionen an den Volkswillen zu machen. Auch im März habe man die Macht noch vollkommen gehabt, und man habe daher gegen den Willen Gottes gesündigt, indem man dieses verkennend in einem Augenblick der Ueberraschung, der Kleinmüthigkeit, Zugeständnisse gemacht, Rechte vergeben habe, die von Gott dem Königthum von Gottes Gnaden zur Regierung der Völker verliehen sind; man habe also jetzt die Pflicht, alle die Macht, die man habe, anzuwenden, das Königthum von Gottes Gnaden in seiner vormärzlichen Reinheit wieder herzustellen. In dieser Ansicht sollen sämmtliche Mitglieder des kön. Hauses einig sein, nur daß vielleicht nicht bei Allen Gott ganz dieselbe Rolle dabei spielt. Wenn bisweilen ein Zwiespalt stattfindet, ist es allein über die Art und Weise, zu diesem Ziel zu gelangen; hier wird die Zweckmäßigkeit der Wege des jetzigen Inhabers der göttlichen Offenbarungen von der andern Seite, die bis jetzt nur noch von irdischer Weisheit umgeben ist, öfter bezweifelt. Für die ganz besonders anstößige Märzerrungenschaft, die um jeden Preis weg soll, weil einem König damit zu regieren unmöglich ist, hält man das allgemeine Wahlrecht, das muß also um jeden Preis weggeschafft werden, aber leider will die Romantik des Königs nicht zulassen, sein Wort zu brechen. Das Versprechen der freien Presse, des Vereinigungsrechts, der Geschwornen, der Ministerverantwortlichkeit anlangend, überzeugte sich der König zwar leicht, daß er zur Zeit des Versprechens es gerade so gemeint habe, wie Manteuffel und Rintelen's Gesetze das jetzt auslegen, und daß man unter Ministerverantwortlichkeit nichts Anderes verstehen könne, als wie Manteuffel den Kammern gegenüber sich verantwortet, aber da bei dem allgemeinen Wahlrecht das hineingebrachte Selbstständig nicht anschlug und die wahre Auslegung noch nicht gefunden werden konnte, glaubt der König es doch so gemeint zu haben, wie es jetzt gehandhabt wird, und will es darum einseitig nicht ändern. Die absolutistische Junkerschaft, nicht die ganz stiermäßige, sondern die feindiplomatische meint auch, es sei doch nicht räthlich, den König sein Wort brechen zu lassen, man habe erfahren, wie die Nichterfüllung der Versprechens Friedrich Wilhelm III. vom 22. Mai 1815 von des Umsturzpartei ausgebeutet worden sei, darum dürfe man nicht so kurz nacheinander das Königsthum in den Augen des Volks durch Nichtworthalten in Mißkredit bringen, es bleibe also nur ein Ausweg, der König müsse abdanken, denn der Prinz von Preußen, der nichts versprochen, meint man, sei auch an Nichts gebunden. Dies ist das wahre Motiv für die jetzt so häufig angeregte Abdankung des Königs, die bereits erfolgt wäre, wenn der König, der sich besonders von Gott berufen glaubt, nicht noch um Erleuchtung von Oben betete. Wenn daher Hr. Vincke plötzlich die deutsche Frage benutzt, den König zur Abdankung zu treiben, so freue man sich nicht zu sehr, es folgt daraus noch nicht, daß wenn der Prinz von Preußen König von Preußen wird, er auch deutscher Kaiser unter Anerkennung der Reichsverfassung, wie sie jetzt ist, wird.

15 Schleswig-Holstein, 27. April.

Die Auflösungsfrage unserer saubern Gesellschaft, die sich Landesversammlung nennt, ist erledigt, und zwar ‒ durch die Statthalterschaft. Letztere hat den Antrag durch den neucreirten Departementschef Boysen zurückgenommen, hat also nicht den Muth, die Versammlung aufzulösen, obgleich der frühere Departementschef oder Minister Harbou glaubte, daß die oktroyirte Zweiköpfige ein Recht dazu habe.

Nachrichten vom Kriegsschauplatz melden, daß circa 200 und einige Gefangene durch die Dragoner eingebracht, und durch Hadersleben transportirt sind. Unsere Vorposten stehen jetzt zwischen Colding und Veile, gegen das nach den letzten Nachrichten eine starke Recognoscirung mit zwei Bataillonen, einem Dragonerregiment und einer Batterie vorgenommen wurde.

Wie wenig unsere „gemeine“ Regierung (frühere und jetzige) auf den Krieg gefaßt gewesen, und wie sicher sie auf einen Frieden, durch Vermittelung des heiligen Bunsen, gerechnet hat, davon liegt Beweis in der schlechten Einrichtung der Hospitäler vor, in denen es am Nöthigsten mangelt. Selbst Aerzte fehlen, ohne daß man die sich Meldenden anstellt. So ist uns ein Fall bekannt, daß ein Hamburger Arzt nach Schleswig reiste und dort abgewiesen wurde. Ein anderer (hannöver'scher) Arzt, aus der Gegend von Osnabrück, kam in Folge einer Aufforderung hieher, hielt sich längere Zeit in Schleswig auf, und bemühte sich ernstlich um eine Anstellung, mußte aber auch wieder fortgehen, da man ihm eine abschlägige Antwort ertheilte.

* Wien, 26. April.

Nichts lächerlicher, als diese standrechtlich offizielle Journalistik Wiens. Glaubte man diesen Organen der k. k. Mordbrenner, so wäre in Ungarn so gut wie gar nichts Nachtheiliges für das olmützer Tamerlanthum vorgefallen. Die Abendbeilage der heutigen „Wiener Zeit.“ schwatzt z. B. über die von Oestreich octroyirten ungarischen „Anweisungen“, als ob die Standrechtsbestien dort völlig Sieger wären. In diesem herrlichen Artikel werden den Ungarn die unendlichen Vortheile auseinander gesetzt, die sie aus diesem neuen „Umlaufsmittel“ ziehen werden, und den übrigen Provinzen der „Gesammtmonarchie“ schwindelt man vor, daß die Kosten des ungarischen Kriegs durch dieses neue Papier einzig und allein dem Lande Ungarn auferlegt werden: „ut desint vires, tamen est laudanda voluntas!“

Das nämliche offiizelle Blättchen läßt sich aus Gräfenberg (östr. Schlesien) berichten:

Freiwaldau hat ein Detachement des Infanterie-Regiments Prinz Emil von Hessen zur Besatzung erhalten, als vor längerer Zeit einige nahrungslose Arbeiter die Ruhe des Städtchens und der Umgebung durch einen kleinen Crawall zu stören versucht hatten.

Frankfurt, 28. April.

Die heutige Nummer des „Reichs-Gesetz-Blattes“ publicirt die Verfassung des deutschen Reiches, mit dem Eingang: „Die deutsche verfassunggebende Nationalversammlung hat beschlossen und verkündigt als Reichsverfassung“: (folgt dieselbe ohne Unterschrift des Reichsverwesers.)

Frankfurt, 28. April.

Man berichtet, daß in Folge der in München herrschenden Aufregung und der dadurch verursachten Unruhen, die von einigen nur als Auflauf geschildert werden, der Stadtrath von München sich in Permanenz erklärt habe.

(D. Z.)
Frankfurt, 28. April.

Die Differenzen zwischen dem Reichsverweser und dem Ministerium sind gehoben; es herrscht gegenwärtig vollkommenes Einverständniß zwischen ihnen. Die Kommissarien, welche den Regierungen der Einzelstaaten die Beschlüsse der Reichsversammlung mittheilen und auf deren Vollziehung wirken sollen, sind bereits ernannt und ihre Vollmacht unterzeichnet; sie werden morgen früh abgehen. Es sind Herr Bassermann für Berlin, Herr Mathy für München, Herr Secbeck für Hannover, Herr v. Watzdorf für Dresden. (Brutus-Bassermann geht jetzt, nachdem die 2te Kammer zum Teufel gejagt worden, nicht nach Berlin. Ist doch, was er irgend wünschen konnte, bereits geschehen. Gagern erklärte in einer Sitzung des 30er Ausschusses, daß das frühere vertraute Verhältniß zwischen dem Erzherzog und dem Ministerpräsidenten geschwunden sey.)

(D. Z.)
Frankfurt a. M. 27. April.

Hier ist folgende „Aufforderung an die Abgeordneten“ erschienen:

Das Vaterland ist in Gefahr! Die preußischen Kammern sind aufgelöst! Bei Kreuznach werden Truppen zusammengezogen; zum Oktroyiren sind Truppen nöthig. Der vormärzliche Despotismus will den letzten Schlag führen. Frankfurt muß und wird endlich handeln! Kein Abgeordneter darf sich jetzt entfernen; jeder Abgeordnete möge sofort zurückkehren!

Die Volksversammlungen in der Umgegend mögen sich nicht wundern, wenn unter diesen Umständen die Abgeordneten zu erscheinen verhindert sein sollten.“

Frankfurt, 27. April 1849.

Raveaux. Löwe. Nauwerk. Freese. Melly. Schulz aus Weilburg. Vogt. Hehner. Eisenstuck. Claussen. Reitter.

Stuttgart, 25. April.

Den Haupteinfluß in Stuttgart übt auf den ganz gealterten und abgenützten, aber doch starrköpfigen König, der östreichische Gesandte und der russische, welcher Letztere sich zu dem Könige geäußert haben soll: Sire, I'Empereur, mon maêtre, ne vous a point accordé sa fille cherie Mdm. la grande duchesse Olga pour en faire une exilée. (Fürst, der Kaiser mein Herr und Meister hat Ihnen seine Lieblingstochter, die Frau Großfürstin Olga nicht zur Tochter gegeben, um eine Verbannte aus ihr zu machen.) Vor wenigen Tagen ist nahe bei Stuttgart der ehemalige Kriegsminister, Baron von Hügel, der nicht schreiben konnte, gestorben. Sein ältester Sohn, der ehemalige Legationsrath in Paris und London, zugleich Söldner Metternichs, spielt in den letzten Intriguen durch seinen diplomatischen Rath auch wieder eine volksfeindliche Rolle.

Graf Neipperg, Schwiegersohn des Königs, gehört mit zu der Zopf-Camarilla. Der König Wilhelm soll jedoch in letzter Zeit einen frohen Augenblick gehabt haben, als ihm auf amtlichem Wege die Nachricht aus Kopenhagen zugekommen, der König von Dänemark habe die berüchtigte Jungfer (?) Rasmussen, gewesene Figurantin, Putzmacherin u. s. w., welche schon längst seine Maitresse war, Anfang dieses Monats herrlich bei Hofe als Baronesse Danner vorgestellt.

Fräulein Sophie Stubenrauch will nun auch einen Titel, der König aber vertröstet sie bis er die „Canaille“ zur Ordnung gebracht.

(M. A. Z.)
Französische Republik.
Paris, 28. April.

Die Gruppen auf den mittleren Boulevards (Porte St. Denis und St. Martin) waren gestern Abend stärker und lärmender, als an den vorherigen. Alle Läden der Gegend wurden geschlossen und lange Banden der Pariser Gamins durchzogen, die Marseillaise, die Carmagnole und die Lampions singend, die Gruppen. Um 9 Uhr war die Kommunikation gehemmt und die Wagen mußten langsam (im Schritt) fahren. Starke Abtheilungen der Stadtsergenten hielten sich um die Porte St. Martin herum und rückten von Zeit zu Zeit nach den beiden Seiten des Boulevards durch die Menge, um die Cirkulation herzustellen. Ihre Bemühungen blieben aber fruchtlos; denn sobald sie durchgedrungen, schlossen sich die Gruppen wieder hinter ihnen etc. Mehrere von den Sergenten wurden stark mißhandelt. Um 9 1/2 Uhr, die Ohnmacht der Stadtpolizei einsehend, rückte das Dragoner-Regiment vom Quai d'Orsay gegen die Boulevards und beim

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ganz nutzlos ist, und wie die Erfahrung lehrt, so geht dergleichen Kram meistens nur zu bald verloren, wenn es zum Ernst kommt.</p>
          <p>Am Etat der Intendanturen mit 110,000 Thlr., können bei zweckmäßiger Einrichtung 10,000 Thlr. ganz einfach gestrichen werden. &#x2012; Die Militär-Geistlichkeit ist im Frieden ganz unnütz, und nur in einzelnen, ganz großen Garnisonen, wo eigene Garnisonskirchen sind, mag sich ein Bedürfniß herausstellen. Da nun die Militärgeistlichkeit jährlich 41,000 Thlr. kostet, so sind wir billig, wenn wir eine Ersparniß von 35,000 Thlr. berechnen.</p>
          <p>Die Militär-Erziehungs- und Prüfungsanstalten kosten circa 230,000 Thlr., außerdem beträgt der Zuschuß für das große Militär-Waisenhaus, und die Ausgabe für Kinderpflegegelder zusammen 135,000 Thlr. Was die Militär-Erziehungsanstalten betrifft, so nehmen die Kadetten-Korps den größten Theil jener Gelder hinweg. Daß diese militärische Erziehung eine einseitige ist und bleibt, wird Niemand bestreiten wollen, und ebensowenig, daß, wenn es sich darum handelt, für die Kinder solcher Offiziere zu sorgen, welche sich dem Dienste des Vaterlandes geopfert haben, dies viel besser durch Geldzuschüsse geschieht, welche die Erziehung auf einem Gymnasium oder einer höhern Bürgerschule möglich machen. Eine allmählige Verminderung der Anzahl der Kadetten und damit der Kosten erscheint unabweisbar, und damit eine Ersparniß von jährlich mindestens 50,009 Thlr.</p>
          <p>Die Marsch-, Reise- und Vorspannkosten betragen im Frieden, unter den allergewöhnlichsten Verhältnissen 270,000 Thlr. jährlich, an welcher Ausgabe sich die 70,000 Thlr. sehr bequem streichen lassen, nur muß es dann aufhören, daß drei und mehr Generale immer <hi rendition="#g">zugleich</hi> dieselben Garnisonen bereisen, um zu inspiziren, d h. förmlich Einer den Andern inspiziren. Am Rations-Etat lassen sich 8000 Thlr. ersparen, wenn man den höhern Offizieren nicht mehr Nationen zubilligt, als sie für ihren Dienst wirklich gebrauchen. Nehmen wir die hier erwähnten kleinen Ersparnisse zusammen, so erhalten wir 358,000 Thlr., wären diese seit 1815 erspart worden, so ergäbe dies das annehmbare Sümmchen von 11,814,000 Thaler.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 28. April.</head>
          <p>Es ist jedenfalls erheiternd, unter den gegenwärtigen Umständen die Ansichten des königl. preußischen Hoforgans, der &#x201E;Neuen Preuß. Zeitung&#x201C;, über die neueste &#x201E;rettende That&#x201C; des Berliner Pseudo-Standrechtsministeriums kennen zu lernen. Folgende Stelle gibt uns eine Probe von diesen königl. preuß. An- und Absichten:</p>
          <p>&#x201E;Unter der Frage vom Belagerungszustande von Berlin, liegt die tiefere, die Frage von dem Krebsschaden, der am Herzen des Vaterlandes nagt, verborgen. Wie kann friedliche Rechtsordnung bestehen, wie kann die Polizei des Säbels entbehrt werden in einem Staate, wo Anreizer zur Steuer-Verweigerung, Anstifter des Aufruhrs, Verführer der Landwehr hohe Richterämter bekleiden, wo erklärte Feinde des Thrones, wo Hochverräther in den Kammern tagen? Diese schmachvollen Zustände sind es, denen wir die Fortdauer des Belagerungszustandes verdanken, nicht aber die Excesse, zu denen Plakate, Klubs und Volksversammlungen führen würden. Die Anarchie auf den Straßen ist Kinderspiel gegen die Anarchie in den Gerichten, auf den Präsidentenstühlen, in den Parlamenten und in den Cabinetten der Fürsten, die, statt Gottes Knechte, lieber Unterthanen des Pöbels sind.</p>
          <p>Dahin also, auf Herstellung gleicher, unparteiischer, starker Rechtspflege, welche die Richter selbst und die Erwählten der Kopfzahl, wenn sie Verbrecher sind, welche die Verführer eben so gewiß, als die armen Verführten trifft, &#x2012; dahin wird nun die energische Thätigkeit der gewissenhaften Staatsmänner sich richten, denen das Vaterland schon so tief verpflichtet ist und die sein Stolz und seine Hoffnung sind in dieser Sündfluth von wetterwendischer und achselträgerischen Charakterlosigkeit.</p>
          <p>Kräftigung der edelsten Organe des Staats im engeren Vaterlande, &#x2012; im weiteren aber folgerechte, unzweideutige Durchführung jenes &#x201E;<hi rendition="#g">niemals, niemals, niemals!</hi>&#x201C; durch welches <hi rendition="#g">Preußen</hi> mit den frechen Führern und dem zitternden Anhange der <hi rendition="#g">Frankfurter</hi> Usurpation für immer gebrochen hat &#x2012; endlich Einigkeit mit dem seit 60 Jahren uns verbündeten <hi rendition="#g">Oesterreich,</hi> welches, <hi rendition="#g">wie wir,</hi> aus der Revolution erstanden, <hi rendition="#g">Deutschlands</hi> gute Schlachten im Süden und Osten so tapfer schlägt, &#x2012; das ist die nicht blos <hi rendition="#g">preußische,</hi> sondern auch <hi rendition="#g">deutsche</hi> Politik, der wir nach dieser Kammer-Auflösung und Vertagung entgegen sehen, und durch die unsere muthigen November-Männer <hi rendition="#g">Preußen</hi> und durch <hi rendition="#g">Preußen Deutschland</hi> frei (!), einig (!!) und mächtig (!!!) machen werden.&#x201C; (!!!!)</p>
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          <head><bibl><author>61</author></bibl> Breslau, 27.April.</head>
          <p>Der vorgestrige Auftritt vor einem Hause, worin Proletarierinnen der Liebe ihr trauriges Gewerbe treiben, veranlaßt heute den Polizeipräsidenten, der Bevölkerung die preußischen Reglements wegen Auflauf mit der Warnung in's Gedächtniß zu rufen, sich vor Beleidigung der uniformirten Volksmörder, genannt &#x201E;Mein herrliches Kriegsherr&#x201C;, so wie der Gensd'armen, ihrer gottbegnadeten Brüder, weil sie bei dieser Gelegenheit einige zufällige Rippenstöße erhalten haben sollen, zu hüten, widrigenfalls, so droht der preußische Polizeiunterknecht, die strengsten Maßregeln (Belagerungszustand) ergriffen werden würden. Der erwähnte Auftritt bedeutete im Grunde politisch gar nichts; die Polizei hat ihm sogar eine Weile mit verschränkten Armen zugesehen. Man hatte nur einige Schreiben eingeworfen. Allein die Herrn Preußen vergessen schon Schnapsflasche und Wanzenunverschämtheit, sobald die ersten Maikäfer der Frühlingsfreiheit etwas ungestümer ausbrüten. Die meisten dieser lackirten Ritter leiden gegenwärtig am <hi rendition="#g">Kossuth-Alp,</hi> der für sie um so drückender wird, je rascher die &#x201E;aufregenden&#x201C; und ihrer Natur nach &#x201E;wühlerischen&#x201C; Siegesnachriten sich folgen. Das ganze Raub- und Wanzenritterthum sieht bereits schlesische Galgen, zu denen die Magyaren den Hanf mitbringen. Dies ist das Motiv zu der im Stile des panischen Schreckens vor dem Schwefeluntergang geschriebenen Kundmachung des preußischen Polizeipräsidenten. Vielleicht wird man dieselbe in Berlin dazu benutzen, uns belagerungszuständig zu machen und auf diese Weise dem Kaiser-Homunkulus Gelegenheit zu geben, nicht nur uns hier die magyarischen Sympathien zu vertreiben, sondern auch seine deutschen Reichstruppen gegen die Ungarn zu versuchen und die Raubritter vom Kossuth-Alp zu befreien.</p>
          <p>Die Breslauer Zeitung läßt heute im zukünftigen deutschen Reichsformat als Extragerücht das erste Resultat der deutschen Reichsbourgeoisbornirtheit, die Verfassung nämlich, auf den Straßen verkaufen. Das Volk geht daran vorüber, wie etwa an dem Schweinsleder der goldenen Bulle, der pragmatischen Sanktion oder Bundesverfassung und kauft sie nicht einmal als Rarität. Schwerlich hat aber jemals eine Tertianerübersetzung französisch-englischer im deutschen Leibstuhl Hammonia's abgekochter Bourgeoisphrasen so viel Geld und Dummheit gekostet, als diese Reichsbourgeoisverfassung.</p>
          <p>Gestern kam hier ein magyarischer Kurier durch, welcher Depeschen Kossuth's an Lord Palmerston überbringen soll.</p>
          <p>Ein Reisender aus Warschau, deren es jetzt viele hier gibt, weil man für etwa 6 Thaler in einem Tage von Warschau hieher fahren kann, ein Reisender aus Warschau erzählte, man habe dort trotz der entsetzlichsten Strafen, welche auf dergleichen stehen, an den Regierungspalast die Worte geschrieben: der Kaiser von Oestreich habe in Wien das Glockengeläute verboten, weil es immer den Hochverrath begangen: &#x201E;Bem! Bem!&#x201C; zu rufen.</p>
          <p>Der hiesige Magistrat hat (natürlich auf höhere Eingebung) der Bürgerwehr das Pulver hinwegnehmen und in das königliche Magazin bringen lassen, weil besagtes Pulver dort sicherer sei und weniger verderbe. Prachtvolle preußische Gründe, die alle aus dem Kossath'schen Alpdrücken aufblähen. Wie ich höre, haben darauf die Herrn Bürger für diesen Abend eine Versammlung sämmtlicher Bürgerwehrklubs veranstaltet, um die königlich preußische Pulvereskamotage zu besprechen.</p>
          <p>In der Schlesischen Zeitung wird heute für Münsterberg mit Inbrunst ein Kreisgericht verlangt, weil die Verarmung der Stadt auf eine erschreckende Weise überhand nehme und von allen Seiten Diebstähle der verwegensten Art en masse verübt würden, so daß sogar ein ganzes Haus gestohlen worden sei. Mir scheinen die durch ganz Schlesien sich mehrenden Diebstähle die ersten Vorboten zu sein, daß das Volk die Lehre von den schlesischen Milliarden bald in succum und sanguinem verdant haben wird. Warum lies't die Schlesische Zeitung nicht die Neue Rheinische, und warum adressiren sich die Münsterberger mit ihrer Armuth nicht an die Kreisraubritter in ihrer Nähe. Sie wüßten dann was und wo verlangen.</p>
          <p>Mit der rothen Farbe kann man hier die ganze Stadt in Alarm bringen. Die Breslauer scheinen überhaupt neben dieser sonst vierfüßigen Eigenthümlichkeit viel kleinstädtische Elemente zu besitzen. Geht eine Dame zufällig mit einer rothen Mantille über die Straße, so glotzt sie die ganze ostdeutsche demokratische und nicht-demokratische Bornirtheit männlichen und weiblichen Geschlechts an, wie eine Siebenhimmelerscheinung aus der Apokalypsis.</p>
          <p>Die Gerichte fahren fort, ihre Oeffentlichkeit und Mündlichkeit dazu zu verwenden, täglich Widersetzlichkeiten wider die gottbegnadeten königlich preußischen Nachtswächter und sonstige Beamten am Volke mit den härtesten antediluvianischen Strafen zu ahnden, damit der Gehorsam wiederkehre.</p>
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          <head><bibl><author>50</author></bibl> Oppeln, 25. April.</head>
          <p>Unsere Stadt, die bisher nie eine Garnison hatte, soll dauernd ein Bataillon Infanterie erhalten. Um dasselbe unterzubringen, wird unser altes Schloß mit einem sehr bedeutenden Kostenaufwand, die Bauanschläge sind durch den hiesigen Regierungsbaurath angefertigt worden, in eine Kaserne umgewandelt. Unsere Staatslenker müssen also die Ueberzeugung haben, daß ihre Art zu regieren, sich auf die Dauer nur vermittelst Militärgewalt behaupten kann, aber nichtsdestoweniger entschlossen sein, gegen Recht und Vernunft nach diesem System fortzuregieren, darum überlegen sie gleich einem Feind das ganze Land für immer mit einem Netz fester Garnisonen. Wir hatten geglaubt, daß man unzweifelhaft das Heer, das schon in seiner jetzigen Stärke dem Volke alles Mark ausgesogen, verringern müsse, und daß deshalb recht bald zu untersuchen sein würde, was nun mit den leer gewordenen Kasernen zu beginnen sei, nie aber, daß die Märzerrungenschaft immer neue und neue Kasernen sein würde. In's zweite Jahr sind wir ein demokratisch-konstitutioneller Staat, bald eben so lange sitzen die demokratischen Volksvertreter in Berlin und immer noch die alte, ja noch ärgere Vergeudung des Volksvermögens als früher. Findet sich denn Keiner unter allen diesen Deputirten, der Muth genug hat und ernstlich da dran geht, die Kammer zu dem Beschluß zu bringen, daß sie den Ministern erklärt: bis hierher und nicht weiter, nicht einen Groschen mehr ohne unsern Willen? Es sind nicht allein die 30 oder 40 Mill. Thaler, die für das Heer ausgegeben werden, es ist auch die Arbeit der 200,000 Männer, die die Regierung zwingt, müßig umher zu lungern, welche der Staatsgesellschaft verloren geht, der preußischen Staatsgesellschaft, von der fast die Hälfte dem Hungertode nahe ist, und die darum durchaus keine Veranlassung hat, 200,000 ihrer kräftigsten Männer zum Faullenzen zu kommandiren, das müssen Volksvertreter beachten, oder es könnte leicht auch für sie ein Tag schwerer Rechenschaft kommen. Eine Kammer, die fast in jeder erheblichen Abstimmung die Handlungsweise der Regierung tadelt, und doch dieser Regierung eine Jahreseinnahme von 95 Millionen, die Vollmacht Darlehnskassenscheine zu machen, und allerhand dergleichen zur uneingeschränktesten willkürlichen Verwendung überläßt, das ist nicht zusammenzureimen, das zeigt die gänzliche politische Kindheit unserer Kammer, eine Unschuld, bei der die Volksfreiheit der Frechheit der Regierung zum Raub werden muß.</p>
          <p>Unter unserer hohen Aristokratie, die immer wohl unterrichtet ist, da mehrere ihrer Familienglieder zu dem täglichen Umgang, dem innern Familienkreis des kön. Hauses gehören, in welchem öfter nicht durch Politik bestimmte innerste Herzensergießungen laut werden, hört man als den Inhalt solcher Herzensergießungen: Der König und sämmtliche Prinzen haben jetzt die feste Ueberzeugung gewonnen, daß das Heer noch treu ergeben ist, daß die Macht sich noch vollkommen in ihren Händen befindet und daß deshalb auch nicht die geringste Veranl ssung da ist, irgend welche weitere Konzessionen an den Volkswillen zu machen. Auch im März habe man die Macht noch vollkommen gehabt, und man habe daher gegen den Willen Gottes gesündigt, indem man dieses verkennend in einem Augenblick der Ueberraschung, der Kleinmüthigkeit, Zugeständnisse gemacht, Rechte vergeben habe, die von Gott dem Königthum von Gottes Gnaden zur Regierung der Völker verliehen sind; man habe also jetzt die Pflicht, alle die Macht, die man habe, anzuwenden, das Königthum von Gottes Gnaden in seiner vormärzlichen Reinheit wieder herzustellen. In dieser Ansicht sollen sämmtliche Mitglieder des kön. Hauses einig sein, nur daß vielleicht nicht bei Allen Gott ganz dieselbe Rolle dabei spielt. Wenn bisweilen ein Zwiespalt stattfindet, ist es allein über die Art und Weise, zu diesem Ziel zu gelangen; hier wird die Zweckmäßigkeit der Wege des jetzigen Inhabers der göttlichen Offenbarungen von der andern Seite, die bis jetzt nur noch von irdischer Weisheit umgeben ist, öfter bezweifelt. Für die ganz besonders anstößige Märzerrungenschaft, die um jeden Preis weg soll, weil einem König damit zu regieren unmöglich ist, hält man das allgemeine Wahlrecht, das muß also um jeden Preis weggeschafft werden, aber leider will die Romantik des Königs nicht zulassen, sein Wort zu brechen. Das Versprechen der freien Presse, des Vereinigungsrechts, der Geschwornen, der Ministerverantwortlichkeit anlangend, überzeugte sich der König zwar leicht, daß er zur Zeit des Versprechens es gerade so gemeint habe, wie Manteuffel und Rintelen's Gesetze das jetzt auslegen, und daß man unter Ministerverantwortlichkeit nichts Anderes verstehen könne, als wie Manteuffel den Kammern gegenüber sich verantwortet, aber da bei dem allgemeinen Wahlrecht das hineingebrachte Selbstständig nicht anschlug und die wahre Auslegung noch nicht gefunden werden konnte, glaubt der König es doch so gemeint zu haben, wie es jetzt gehandhabt wird, und will es darum einseitig nicht ändern. Die absolutistische Junkerschaft, nicht die ganz stiermäßige, sondern die feindiplomatische meint auch, es sei doch nicht räthlich, den König sein Wort brechen zu lassen, man habe erfahren, wie die Nichterfüllung der Versprechens Friedrich Wilhelm III. vom 22. Mai 1815 von des Umsturzpartei ausgebeutet worden sei, darum dürfe man nicht so kurz nacheinander das Königsthum in den Augen des Volks durch Nichtworthalten in Mißkredit bringen, es bleibe also nur ein Ausweg, der König müsse abdanken, denn der Prinz von Preußen, der nichts versprochen, meint man, sei auch an Nichts gebunden. Dies ist das wahre Motiv für die jetzt so häufig angeregte Abdankung des Königs, die bereits erfolgt wäre, wenn der König, der sich besonders von Gott berufen glaubt, nicht noch um Erleuchtung von Oben betete. Wenn daher Hr. Vincke plötzlich die deutsche Frage benutzt, den König zur Abdankung zu treiben, so freue man sich nicht zu sehr, es folgt daraus noch nicht, daß wenn der Prinz von Preußen König von Preußen wird, er auch deutscher Kaiser unter Anerkennung der Reichsverfassung, wie sie jetzt ist, wird.</p>
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          <p>Nachrichten vom Kriegsschauplatz melden, daß circa 200 und einige Gefangene durch die Dragoner eingebracht, und durch Hadersleben transportirt sind. Unsere Vorposten stehen jetzt zwischen Colding und Veile, gegen das nach den letzten Nachrichten eine starke Recognoscirung mit zwei Bataillonen, einem Dragonerregiment und einer Batterie vorgenommen wurde.</p>
          <p>Wie wenig unsere &#x201E;gemeine&#x201C; Regierung (frühere und jetzige) auf den Krieg gefaßt gewesen, und wie sicher sie auf einen Frieden, durch Vermittelung des heiligen Bunsen, gerechnet hat, davon liegt Beweis in der schlechten Einrichtung der Hospitäler vor, in denen es am Nöthigsten mangelt. Selbst Aerzte fehlen, ohne daß man die sich Meldenden anstellt. So ist uns ein Fall bekannt, daß ein Hamburger Arzt nach Schleswig reiste und dort abgewiesen wurde. Ein anderer (hannöver'scher) Arzt, aus der Gegend von Osnabrück, kam in Folge einer Aufforderung hieher, hielt sich längere Zeit in Schleswig auf, und bemühte sich ernstlich um eine Anstellung, mußte aber auch wieder fortgehen, da man ihm eine abschlägige Antwort ertheilte.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 26. April.</head>
          <p>Nichts lächerlicher, als diese standrechtlich offizielle Journalistik Wiens. Glaubte man diesen Organen der k. k. Mordbrenner, so wäre in Ungarn so gut wie gar nichts Nachtheiliges für das olmützer Tamerlanthum vorgefallen. Die Abendbeilage der heutigen &#x201E;Wiener Zeit.&#x201C; schwatzt z. B. über die von Oestreich octroyirten ungarischen &#x201E;Anweisungen&#x201C;, als ob die Standrechtsbestien dort völlig Sieger wären. In diesem herrlichen Artikel werden den Ungarn die unendlichen Vortheile auseinander gesetzt, die sie aus diesem neuen &#x201E;Umlaufsmittel&#x201C; ziehen werden, und den übrigen Provinzen der &#x201E;Gesammtmonarchie&#x201C; schwindelt man vor, daß die Kosten des ungarischen Kriegs durch dieses neue Papier einzig und allein dem Lande Ungarn auferlegt werden: &#x201E;ut desint vires, tamen est laudanda voluntas!&#x201C;</p>
          <p>Das nämliche offiizelle Blättchen läßt sich aus <hi rendition="#g">Gräfenberg</hi> (östr. Schlesien) berichten:</p>
          <p>Freiwaldau hat ein Detachement des Infanterie-Regiments Prinz Emil von Hessen zur Besatzung erhalten, als vor längerer Zeit einige nahrungslose Arbeiter die Ruhe des Städtchens und der Umgebung durch einen kleinen Crawall zu stören versucht hatten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar286_009" type="jArticle">
          <head>Frankfurt, 28. April.</head>
          <p>Die heutige Nummer des &#x201E;Reichs-Gesetz-Blattes&#x201C; publicirt die Verfassung des deutschen Reiches, mit dem Eingang: &#x201E;Die deutsche verfassunggebende Nationalversammlung hat beschlossen und verkündigt als Reichsverfassung&#x201C;: (folgt dieselbe ohne Unterschrift des Reichsverwesers.)</p>
        </div>
        <div xml:id="ar286_010" type="jArticle">
          <head>Frankfurt, 28. April.</head>
          <p>Man berichtet, daß in Folge der in München herrschenden Aufregung und der dadurch verursachten Unruhen, die von einigen nur als Auflauf geschildert werden, der Stadtrath von München sich in Permanenz erklärt habe.</p>
          <bibl>(D. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar286_011" type="jArticle">
          <head>Frankfurt, 28. April.</head>
          <p>Die Differenzen zwischen dem Reichsverweser und dem Ministerium sind gehoben; es herrscht gegenwärtig vollkommenes Einverständniß zwischen ihnen. Die Kommissarien, welche den Regierungen der Einzelstaaten die Beschlüsse der Reichsversammlung mittheilen und auf deren Vollziehung wirken sollen, sind bereits ernannt und ihre Vollmacht unterzeichnet; sie werden morgen früh abgehen. Es sind Herr Bassermann für Berlin, Herr Mathy für München, Herr Secbeck für Hannover, Herr v. Watzdorf für Dresden. (Brutus-Bassermann geht jetzt, nachdem die 2te Kammer zum Teufel gejagt worden, nicht nach Berlin. Ist doch, was er irgend wünschen konnte, bereits geschehen. Gagern erklärte in einer Sitzung des 30er Ausschusses, daß das frühere vertraute Verhältniß zwischen dem Erzherzog und dem Ministerpräsidenten geschwunden sey.)</p>
          <bibl>(D. Z.)</bibl>
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          <head>Frankfurt a. M. 27. April.</head>
          <p>Hier ist folgende &#x201E;Aufforderung an die Abgeordneten&#x201C; erschienen:</p>
          <p><hi rendition="#g">Das Vaterland ist in Gefahr! Die preußischen Kammern sind aufgelöst!</hi> Bei Kreuznach werden Truppen zusammengezogen; zum Oktroyiren sind Truppen nöthig. Der vormärzliche Despotismus will den letzten Schlag führen. <hi rendition="#g">Frankfurt</hi> muß und wird endlich handeln! <hi rendition="#g">Kein</hi> Abgeordneter <hi rendition="#g">darf</hi> sich jetzt entfernen; jeder Abgeordnete möge sofort zurückkehren!</p>
          <p>Die Volksversammlungen in der Umgegend mögen sich nicht wundern, wenn unter diesen Umständen die Abgeordneten zu erscheinen verhindert sein sollten.&#x201C;</p>
          <p>Frankfurt, 27. April 1849.</p>
          <p>Raveaux. Löwe. Nauwerk. Freese. Melly. Schulz aus Weilburg. Vogt. Hehner. Eisenstuck. Claussen. Reitter.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar286_013" type="jArticle">
          <head>Stuttgart, 25. April.</head>
          <p>Den Haupteinfluß in Stuttgart übt auf den ganz gealterten und abgenützten, aber doch starrköpfigen König, der östreichische Gesandte und der russische, welcher Letztere sich zu dem Könige geäußert haben soll: Sire, I'Empereur, mon maêtre, ne vous a point accordé sa fille cherie Mdm. la grande duchesse Olga pour en faire une exilée. (Fürst, der Kaiser mein Herr und Meister hat Ihnen seine Lieblingstochter, die Frau Großfürstin Olga nicht zur Tochter gegeben, um eine Verbannte aus ihr zu machen.) Vor wenigen Tagen ist nahe bei Stuttgart der ehemalige Kriegsminister, Baron von Hügel, der nicht schreiben konnte, gestorben. Sein ältester Sohn, der ehemalige Legationsrath in Paris und London, zugleich Söldner Metternichs, spielt in den letzten Intriguen durch seinen diplomatischen Rath auch wieder eine volksfeindliche Rolle.</p>
          <p>Graf Neipperg, Schwiegersohn des Königs, gehört mit zu der Zopf-Camarilla. Der König Wilhelm soll jedoch in letzter Zeit einen frohen Augenblick gehabt haben, als ihm auf amtlichem Wege die Nachricht aus Kopenhagen zugekommen, der König von Dänemark habe die berüchtigte Jungfer (?) Rasmussen, gewesene Figurantin, Putzmacherin u. s. w., welche schon längst seine Maitresse war, Anfang dieses Monats herrlich bei Hofe als Baronesse Danner vorgestellt.</p>
          <p>Fräulein Sophie Stubenrauch will nun auch einen Titel, der König aber vertröstet sie bis er die &#x201E;Canaille&#x201C; zur Ordnung gebracht.</p>
          <bibl>(M. A. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar286_014" type="jArticle">
          <head>Paris, 28. April.</head>
          <p>Die Gruppen auf den mittleren Boulevards (Porte St. Denis und St. Martin) waren gestern Abend stärker und lärmender, als an den vorherigen. Alle Läden der Gegend wurden geschlossen und lange Banden der Pariser Gamins durchzogen, die Marseillaise, die Carmagnole und die Lampions singend, die Gruppen. Um 9 Uhr war die Kommunikation gehemmt und die Wagen mußten langsam (im Schritt) fahren. Starke Abtheilungen der Stadtsergenten hielten sich um die Porte St. Martin herum und rückten von Zeit zu Zeit nach den beiden Seiten des Boulevards durch die Menge, um die Cirkulation herzustellen. Ihre Bemühungen blieben aber fruchtlos; denn sobald sie durchgedrungen, schlossen sich die Gruppen wieder hinter ihnen etc. Mehrere von den Sergenten wurden stark mißhandelt. Um 9 1/2 Uhr, die Ohnmacht der Stadtpolizei einsehend, rückte das Dragoner-Regiment vom Quai d'Orsay gegen die Boulevards und beim
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[1620/0002] ganz nutzlos ist, und wie die Erfahrung lehrt, so geht dergleichen Kram meistens nur zu bald verloren, wenn es zum Ernst kommt. Am Etat der Intendanturen mit 110,000 Thlr., können bei zweckmäßiger Einrichtung 10,000 Thlr. ganz einfach gestrichen werden. ‒ Die Militär-Geistlichkeit ist im Frieden ganz unnütz, und nur in einzelnen, ganz großen Garnisonen, wo eigene Garnisonskirchen sind, mag sich ein Bedürfniß herausstellen. Da nun die Militärgeistlichkeit jährlich 41,000 Thlr. kostet, so sind wir billig, wenn wir eine Ersparniß von 35,000 Thlr. berechnen. Die Militär-Erziehungs- und Prüfungsanstalten kosten circa 230,000 Thlr., außerdem beträgt der Zuschuß für das große Militär-Waisenhaus, und die Ausgabe für Kinderpflegegelder zusammen 135,000 Thlr. Was die Militär-Erziehungsanstalten betrifft, so nehmen die Kadetten-Korps den größten Theil jener Gelder hinweg. Daß diese militärische Erziehung eine einseitige ist und bleibt, wird Niemand bestreiten wollen, und ebensowenig, daß, wenn es sich darum handelt, für die Kinder solcher Offiziere zu sorgen, welche sich dem Dienste des Vaterlandes geopfert haben, dies viel besser durch Geldzuschüsse geschieht, welche die Erziehung auf einem Gymnasium oder einer höhern Bürgerschule möglich machen. Eine allmählige Verminderung der Anzahl der Kadetten und damit der Kosten erscheint unabweisbar, und damit eine Ersparniß von jährlich mindestens 50,009 Thlr. Die Marsch-, Reise- und Vorspannkosten betragen im Frieden, unter den allergewöhnlichsten Verhältnissen 270,000 Thlr. jährlich, an welcher Ausgabe sich die 70,000 Thlr. sehr bequem streichen lassen, nur muß es dann aufhören, daß drei und mehr Generale immer zugleich dieselben Garnisonen bereisen, um zu inspiziren, d h. förmlich Einer den Andern inspiziren. Am Rations-Etat lassen sich 8000 Thlr. ersparen, wenn man den höhern Offizieren nicht mehr Nationen zubilligt, als sie für ihren Dienst wirklich gebrauchen. Nehmen wir die hier erwähnten kleinen Ersparnisse zusammen, so erhalten wir 358,000 Thlr., wären diese seit 1815 erspart worden, so ergäbe dies das annehmbare Sümmchen von 11,814,000 Thaler. * Berlin, 28. April. Es ist jedenfalls erheiternd, unter den gegenwärtigen Umständen die Ansichten des königl. preußischen Hoforgans, der „Neuen Preuß. Zeitung“, über die neueste „rettende That“ des Berliner Pseudo-Standrechtsministeriums kennen zu lernen. Folgende Stelle gibt uns eine Probe von diesen königl. preuß. An- und Absichten: „Unter der Frage vom Belagerungszustande von Berlin, liegt die tiefere, die Frage von dem Krebsschaden, der am Herzen des Vaterlandes nagt, verborgen. Wie kann friedliche Rechtsordnung bestehen, wie kann die Polizei des Säbels entbehrt werden in einem Staate, wo Anreizer zur Steuer-Verweigerung, Anstifter des Aufruhrs, Verführer der Landwehr hohe Richterämter bekleiden, wo erklärte Feinde des Thrones, wo Hochverräther in den Kammern tagen? Diese schmachvollen Zustände sind es, denen wir die Fortdauer des Belagerungszustandes verdanken, nicht aber die Excesse, zu denen Plakate, Klubs und Volksversammlungen führen würden. Die Anarchie auf den Straßen ist Kinderspiel gegen die Anarchie in den Gerichten, auf den Präsidentenstühlen, in den Parlamenten und in den Cabinetten der Fürsten, die, statt Gottes Knechte, lieber Unterthanen des Pöbels sind. Dahin also, auf Herstellung gleicher, unparteiischer, starker Rechtspflege, welche die Richter selbst und die Erwählten der Kopfzahl, wenn sie Verbrecher sind, welche die Verführer eben so gewiß, als die armen Verführten trifft, ‒ dahin wird nun die energische Thätigkeit der gewissenhaften Staatsmänner sich richten, denen das Vaterland schon so tief verpflichtet ist und die sein Stolz und seine Hoffnung sind in dieser Sündfluth von wetterwendischer und achselträgerischen Charakterlosigkeit. Kräftigung der edelsten Organe des Staats im engeren Vaterlande, ‒ im weiteren aber folgerechte, unzweideutige Durchführung jenes „niemals, niemals, niemals!“ durch welches Preußen mit den frechen Führern und dem zitternden Anhange der Frankfurter Usurpation für immer gebrochen hat ‒ endlich Einigkeit mit dem seit 60 Jahren uns verbündeten Oesterreich, welches, wie wir, aus der Revolution erstanden, Deutschlands gute Schlachten im Süden und Osten so tapfer schlägt, ‒ das ist die nicht blos preußische, sondern auch deutsche Politik, der wir nach dieser Kammer-Auflösung und Vertagung entgegen sehen, und durch die unsere muthigen November-Männer Preußen und durch Preußen Deutschland frei (!), einig (!!) und mächtig (!!!) machen werden.“ (!!!!) 61 Breslau, 27.April. Der vorgestrige Auftritt vor einem Hause, worin Proletarierinnen der Liebe ihr trauriges Gewerbe treiben, veranlaßt heute den Polizeipräsidenten, der Bevölkerung die preußischen Reglements wegen Auflauf mit der Warnung in's Gedächtniß zu rufen, sich vor Beleidigung der uniformirten Volksmörder, genannt „Mein herrliches Kriegsherr“, so wie der Gensd'armen, ihrer gottbegnadeten Brüder, weil sie bei dieser Gelegenheit einige zufällige Rippenstöße erhalten haben sollen, zu hüten, widrigenfalls, so droht der preußische Polizeiunterknecht, die strengsten Maßregeln (Belagerungszustand) ergriffen werden würden. Der erwähnte Auftritt bedeutete im Grunde politisch gar nichts; die Polizei hat ihm sogar eine Weile mit verschränkten Armen zugesehen. Man hatte nur einige Schreiben eingeworfen. Allein die Herrn Preußen vergessen schon Schnapsflasche und Wanzenunverschämtheit, sobald die ersten Maikäfer der Frühlingsfreiheit etwas ungestümer ausbrüten. Die meisten dieser lackirten Ritter leiden gegenwärtig am Kossuth-Alp, der für sie um so drückender wird, je rascher die „aufregenden“ und ihrer Natur nach „wühlerischen“ Siegesnachriten sich folgen. Das ganze Raub- und Wanzenritterthum sieht bereits schlesische Galgen, zu denen die Magyaren den Hanf mitbringen. Dies ist das Motiv zu der im Stile des panischen Schreckens vor dem Schwefeluntergang geschriebenen Kundmachung des preußischen Polizeipräsidenten. Vielleicht wird man dieselbe in Berlin dazu benutzen, uns belagerungszuständig zu machen und auf diese Weise dem Kaiser-Homunkulus Gelegenheit zu geben, nicht nur uns hier die magyarischen Sympathien zu vertreiben, sondern auch seine deutschen Reichstruppen gegen die Ungarn zu versuchen und die Raubritter vom Kossuth-Alp zu befreien. Die Breslauer Zeitung läßt heute im zukünftigen deutschen Reichsformat als Extragerücht das erste Resultat der deutschen Reichsbourgeoisbornirtheit, die Verfassung nämlich, auf den Straßen verkaufen. Das Volk geht daran vorüber, wie etwa an dem Schweinsleder der goldenen Bulle, der pragmatischen Sanktion oder Bundesverfassung und kauft sie nicht einmal als Rarität. Schwerlich hat aber jemals eine Tertianerübersetzung französisch-englischer im deutschen Leibstuhl Hammonia's abgekochter Bourgeoisphrasen so viel Geld und Dummheit gekostet, als diese Reichsbourgeoisverfassung. Gestern kam hier ein magyarischer Kurier durch, welcher Depeschen Kossuth's an Lord Palmerston überbringen soll. Ein Reisender aus Warschau, deren es jetzt viele hier gibt, weil man für etwa 6 Thaler in einem Tage von Warschau hieher fahren kann, ein Reisender aus Warschau erzählte, man habe dort trotz der entsetzlichsten Strafen, welche auf dergleichen stehen, an den Regierungspalast die Worte geschrieben: der Kaiser von Oestreich habe in Wien das Glockengeläute verboten, weil es immer den Hochverrath begangen: „Bem! Bem!“ zu rufen. Der hiesige Magistrat hat (natürlich auf höhere Eingebung) der Bürgerwehr das Pulver hinwegnehmen und in das königliche Magazin bringen lassen, weil besagtes Pulver dort sicherer sei und weniger verderbe. Prachtvolle preußische Gründe, die alle aus dem Kossath'schen Alpdrücken aufblähen. Wie ich höre, haben darauf die Herrn Bürger für diesen Abend eine Versammlung sämmtlicher Bürgerwehrklubs veranstaltet, um die königlich preußische Pulvereskamotage zu besprechen. In der Schlesischen Zeitung wird heute für Münsterberg mit Inbrunst ein Kreisgericht verlangt, weil die Verarmung der Stadt auf eine erschreckende Weise überhand nehme und von allen Seiten Diebstähle der verwegensten Art en masse verübt würden, so daß sogar ein ganzes Haus gestohlen worden sei. Mir scheinen die durch ganz Schlesien sich mehrenden Diebstähle die ersten Vorboten zu sein, daß das Volk die Lehre von den schlesischen Milliarden bald in succum und sanguinem verdant haben wird. Warum lies't die Schlesische Zeitung nicht die Neue Rheinische, und warum adressiren sich die Münsterberger mit ihrer Armuth nicht an die Kreisraubritter in ihrer Nähe. Sie wüßten dann was und wo verlangen. Mit der rothen Farbe kann man hier die ganze Stadt in Alarm bringen. Die Breslauer scheinen überhaupt neben dieser sonst vierfüßigen Eigenthümlichkeit viel kleinstädtische Elemente zu besitzen. Geht eine Dame zufällig mit einer rothen Mantille über die Straße, so glotzt sie die ganze ostdeutsche demokratische und nicht-demokratische Bornirtheit männlichen und weiblichen Geschlechts an, wie eine Siebenhimmelerscheinung aus der Apokalypsis. Die Gerichte fahren fort, ihre Oeffentlichkeit und Mündlichkeit dazu zu verwenden, täglich Widersetzlichkeiten wider die gottbegnadeten königlich preußischen Nachtswächter und sonstige Beamten am Volke mit den härtesten antediluvianischen Strafen zu ahnden, damit der Gehorsam wiederkehre. 50 Oppeln, 25. April. Unsere Stadt, die bisher nie eine Garnison hatte, soll dauernd ein Bataillon Infanterie erhalten. Um dasselbe unterzubringen, wird unser altes Schloß mit einem sehr bedeutenden Kostenaufwand, die Bauanschläge sind durch den hiesigen Regierungsbaurath angefertigt worden, in eine Kaserne umgewandelt. Unsere Staatslenker müssen also die Ueberzeugung haben, daß ihre Art zu regieren, sich auf die Dauer nur vermittelst Militärgewalt behaupten kann, aber nichtsdestoweniger entschlossen sein, gegen Recht und Vernunft nach diesem System fortzuregieren, darum überlegen sie gleich einem Feind das ganze Land für immer mit einem Netz fester Garnisonen. Wir hatten geglaubt, daß man unzweifelhaft das Heer, das schon in seiner jetzigen Stärke dem Volke alles Mark ausgesogen, verringern müsse, und daß deshalb recht bald zu untersuchen sein würde, was nun mit den leer gewordenen Kasernen zu beginnen sei, nie aber, daß die Märzerrungenschaft immer neue und neue Kasernen sein würde. In's zweite Jahr sind wir ein demokratisch-konstitutioneller Staat, bald eben so lange sitzen die demokratischen Volksvertreter in Berlin und immer noch die alte, ja noch ärgere Vergeudung des Volksvermögens als früher. Findet sich denn Keiner unter allen diesen Deputirten, der Muth genug hat und ernstlich da dran geht, die Kammer zu dem Beschluß zu bringen, daß sie den Ministern erklärt: bis hierher und nicht weiter, nicht einen Groschen mehr ohne unsern Willen? Es sind nicht allein die 30 oder 40 Mill. Thaler, die für das Heer ausgegeben werden, es ist auch die Arbeit der 200,000 Männer, die die Regierung zwingt, müßig umher zu lungern, welche der Staatsgesellschaft verloren geht, der preußischen Staatsgesellschaft, von der fast die Hälfte dem Hungertode nahe ist, und die darum durchaus keine Veranlassung hat, 200,000 ihrer kräftigsten Männer zum Faullenzen zu kommandiren, das müssen Volksvertreter beachten, oder es könnte leicht auch für sie ein Tag schwerer Rechenschaft kommen. Eine Kammer, die fast in jeder erheblichen Abstimmung die Handlungsweise der Regierung tadelt, und doch dieser Regierung eine Jahreseinnahme von 95 Millionen, die Vollmacht Darlehnskassenscheine zu machen, und allerhand dergleichen zur uneingeschränktesten willkürlichen Verwendung überläßt, das ist nicht zusammenzureimen, das zeigt die gänzliche politische Kindheit unserer Kammer, eine Unschuld, bei der die Volksfreiheit der Frechheit der Regierung zum Raub werden muß. Unter unserer hohen Aristokratie, die immer wohl unterrichtet ist, da mehrere ihrer Familienglieder zu dem täglichen Umgang, dem innern Familienkreis des kön. Hauses gehören, in welchem öfter nicht durch Politik bestimmte innerste Herzensergießungen laut werden, hört man als den Inhalt solcher Herzensergießungen: Der König und sämmtliche Prinzen haben jetzt die feste Ueberzeugung gewonnen, daß das Heer noch treu ergeben ist, daß die Macht sich noch vollkommen in ihren Händen befindet und daß deshalb auch nicht die geringste Veranl ssung da ist, irgend welche weitere Konzessionen an den Volkswillen zu machen. Auch im März habe man die Macht noch vollkommen gehabt, und man habe daher gegen den Willen Gottes gesündigt, indem man dieses verkennend in einem Augenblick der Ueberraschung, der Kleinmüthigkeit, Zugeständnisse gemacht, Rechte vergeben habe, die von Gott dem Königthum von Gottes Gnaden zur Regierung der Völker verliehen sind; man habe also jetzt die Pflicht, alle die Macht, die man habe, anzuwenden, das Königthum von Gottes Gnaden in seiner vormärzlichen Reinheit wieder herzustellen. In dieser Ansicht sollen sämmtliche Mitglieder des kön. Hauses einig sein, nur daß vielleicht nicht bei Allen Gott ganz dieselbe Rolle dabei spielt. Wenn bisweilen ein Zwiespalt stattfindet, ist es allein über die Art und Weise, zu diesem Ziel zu gelangen; hier wird die Zweckmäßigkeit der Wege des jetzigen Inhabers der göttlichen Offenbarungen von der andern Seite, die bis jetzt nur noch von irdischer Weisheit umgeben ist, öfter bezweifelt. Für die ganz besonders anstößige Märzerrungenschaft, die um jeden Preis weg soll, weil einem König damit zu regieren unmöglich ist, hält man das allgemeine Wahlrecht, das muß also um jeden Preis weggeschafft werden, aber leider will die Romantik des Königs nicht zulassen, sein Wort zu brechen. Das Versprechen der freien Presse, des Vereinigungsrechts, der Geschwornen, der Ministerverantwortlichkeit anlangend, überzeugte sich der König zwar leicht, daß er zur Zeit des Versprechens es gerade so gemeint habe, wie Manteuffel und Rintelen's Gesetze das jetzt auslegen, und daß man unter Ministerverantwortlichkeit nichts Anderes verstehen könne, als wie Manteuffel den Kammern gegenüber sich verantwortet, aber da bei dem allgemeinen Wahlrecht das hineingebrachte Selbstständig nicht anschlug und die wahre Auslegung noch nicht gefunden werden konnte, glaubt der König es doch so gemeint zu haben, wie es jetzt gehandhabt wird, und will es darum einseitig nicht ändern. Die absolutistische Junkerschaft, nicht die ganz stiermäßige, sondern die feindiplomatische meint auch, es sei doch nicht räthlich, den König sein Wort brechen zu lassen, man habe erfahren, wie die Nichterfüllung der Versprechens Friedrich Wilhelm III. vom 22. Mai 1815 von des Umsturzpartei ausgebeutet worden sei, darum dürfe man nicht so kurz nacheinander das Königsthum in den Augen des Volks durch Nichtworthalten in Mißkredit bringen, es bleibe also nur ein Ausweg, der König müsse abdanken, denn der Prinz von Preußen, der nichts versprochen, meint man, sei auch an Nichts gebunden. Dies ist das wahre Motiv für die jetzt so häufig angeregte Abdankung des Königs, die bereits erfolgt wäre, wenn der König, der sich besonders von Gott berufen glaubt, nicht noch um Erleuchtung von Oben betete. Wenn daher Hr. Vincke plötzlich die deutsche Frage benutzt, den König zur Abdankung zu treiben, so freue man sich nicht zu sehr, es folgt daraus noch nicht, daß wenn der Prinz von Preußen König von Preußen wird, er auch deutscher Kaiser unter Anerkennung der Reichsverfassung, wie sie jetzt ist, wird. 15 Schleswig-Holstein, 27. April. Die Auflösungsfrage unserer saubern Gesellschaft, die sich Landesversammlung nennt, ist erledigt, und zwar ‒ durch die Statthalterschaft. Letztere hat den Antrag durch den neucreirten Departementschef Boysen zurückgenommen, hat also nicht den Muth, die Versammlung aufzulösen, obgleich der frühere Departementschef oder Minister Harbou glaubte, daß die oktroyirte Zweiköpfige ein Recht dazu habe. Nachrichten vom Kriegsschauplatz melden, daß circa 200 und einige Gefangene durch die Dragoner eingebracht, und durch Hadersleben transportirt sind. Unsere Vorposten stehen jetzt zwischen Colding und Veile, gegen das nach den letzten Nachrichten eine starke Recognoscirung mit zwei Bataillonen, einem Dragonerregiment und einer Batterie vorgenommen wurde. Wie wenig unsere „gemeine“ Regierung (frühere und jetzige) auf den Krieg gefaßt gewesen, und wie sicher sie auf einen Frieden, durch Vermittelung des heiligen Bunsen, gerechnet hat, davon liegt Beweis in der schlechten Einrichtung der Hospitäler vor, in denen es am Nöthigsten mangelt. Selbst Aerzte fehlen, ohne daß man die sich Meldenden anstellt. So ist uns ein Fall bekannt, daß ein Hamburger Arzt nach Schleswig reiste und dort abgewiesen wurde. Ein anderer (hannöver'scher) Arzt, aus der Gegend von Osnabrück, kam in Folge einer Aufforderung hieher, hielt sich längere Zeit in Schleswig auf, und bemühte sich ernstlich um eine Anstellung, mußte aber auch wieder fortgehen, da man ihm eine abschlägige Antwort ertheilte. * Wien, 26. April. Nichts lächerlicher, als diese standrechtlich offizielle Journalistik Wiens. Glaubte man diesen Organen der k. k. Mordbrenner, so wäre in Ungarn so gut wie gar nichts Nachtheiliges für das olmützer Tamerlanthum vorgefallen. Die Abendbeilage der heutigen „Wiener Zeit.“ schwatzt z. B. über die von Oestreich octroyirten ungarischen „Anweisungen“, als ob die Standrechtsbestien dort völlig Sieger wären. In diesem herrlichen Artikel werden den Ungarn die unendlichen Vortheile auseinander gesetzt, die sie aus diesem neuen „Umlaufsmittel“ ziehen werden, und den übrigen Provinzen der „Gesammtmonarchie“ schwindelt man vor, daß die Kosten des ungarischen Kriegs durch dieses neue Papier einzig und allein dem Lande Ungarn auferlegt werden: „ut desint vires, tamen est laudanda voluntas!“ Das nämliche offiizelle Blättchen läßt sich aus Gräfenberg (östr. Schlesien) berichten: Freiwaldau hat ein Detachement des Infanterie-Regiments Prinz Emil von Hessen zur Besatzung erhalten, als vor längerer Zeit einige nahrungslose Arbeiter die Ruhe des Städtchens und der Umgebung durch einen kleinen Crawall zu stören versucht hatten. Frankfurt, 28. April. Die heutige Nummer des „Reichs-Gesetz-Blattes“ publicirt die Verfassung des deutschen Reiches, mit dem Eingang: „Die deutsche verfassunggebende Nationalversammlung hat beschlossen und verkündigt als Reichsverfassung“: (folgt dieselbe ohne Unterschrift des Reichsverwesers.) Frankfurt, 28. April. Man berichtet, daß in Folge der in München herrschenden Aufregung und der dadurch verursachten Unruhen, die von einigen nur als Auflauf geschildert werden, der Stadtrath von München sich in Permanenz erklärt habe. (D. Z.) Frankfurt, 28. April. Die Differenzen zwischen dem Reichsverweser und dem Ministerium sind gehoben; es herrscht gegenwärtig vollkommenes Einverständniß zwischen ihnen. Die Kommissarien, welche den Regierungen der Einzelstaaten die Beschlüsse der Reichsversammlung mittheilen und auf deren Vollziehung wirken sollen, sind bereits ernannt und ihre Vollmacht unterzeichnet; sie werden morgen früh abgehen. Es sind Herr Bassermann für Berlin, Herr Mathy für München, Herr Secbeck für Hannover, Herr v. Watzdorf für Dresden. (Brutus-Bassermann geht jetzt, nachdem die 2te Kammer zum Teufel gejagt worden, nicht nach Berlin. Ist doch, was er irgend wünschen konnte, bereits geschehen. Gagern erklärte in einer Sitzung des 30er Ausschusses, daß das frühere vertraute Verhältniß zwischen dem Erzherzog und dem Ministerpräsidenten geschwunden sey.) (D. Z.) Frankfurt a. M. 27. April. Hier ist folgende „Aufforderung an die Abgeordneten“ erschienen: Das Vaterland ist in Gefahr! Die preußischen Kammern sind aufgelöst! Bei Kreuznach werden Truppen zusammengezogen; zum Oktroyiren sind Truppen nöthig. Der vormärzliche Despotismus will den letzten Schlag führen. Frankfurt muß und wird endlich handeln! Kein Abgeordneter darf sich jetzt entfernen; jeder Abgeordnete möge sofort zurückkehren! Die Volksversammlungen in der Umgegend mögen sich nicht wundern, wenn unter diesen Umständen die Abgeordneten zu erscheinen verhindert sein sollten.“ Frankfurt, 27. April 1849. Raveaux. Löwe. Nauwerk. Freese. Melly. Schulz aus Weilburg. Vogt. Hehner. Eisenstuck. Claussen. Reitter. Stuttgart, 25. April. Den Haupteinfluß in Stuttgart übt auf den ganz gealterten und abgenützten, aber doch starrköpfigen König, der östreichische Gesandte und der russische, welcher Letztere sich zu dem Könige geäußert haben soll: Sire, I'Empereur, mon maêtre, ne vous a point accordé sa fille cherie Mdm. la grande duchesse Olga pour en faire une exilée. (Fürst, der Kaiser mein Herr und Meister hat Ihnen seine Lieblingstochter, die Frau Großfürstin Olga nicht zur Tochter gegeben, um eine Verbannte aus ihr zu machen.) Vor wenigen Tagen ist nahe bei Stuttgart der ehemalige Kriegsminister, Baron von Hügel, der nicht schreiben konnte, gestorben. Sein ältester Sohn, der ehemalige Legationsrath in Paris und London, zugleich Söldner Metternichs, spielt in den letzten Intriguen durch seinen diplomatischen Rath auch wieder eine volksfeindliche Rolle. Graf Neipperg, Schwiegersohn des Königs, gehört mit zu der Zopf-Camarilla. Der König Wilhelm soll jedoch in letzter Zeit einen frohen Augenblick gehabt haben, als ihm auf amtlichem Wege die Nachricht aus Kopenhagen zugekommen, der König von Dänemark habe die berüchtigte Jungfer (?) Rasmussen, gewesene Figurantin, Putzmacherin u. s. w., welche schon längst seine Maitresse war, Anfang dieses Monats herrlich bei Hofe als Baronesse Danner vorgestellt. Fräulein Sophie Stubenrauch will nun auch einen Titel, der König aber vertröstet sie bis er die „Canaille“ zur Ordnung gebracht. (M. A. Z.) Französische Republik. Paris, 28. April. Die Gruppen auf den mittleren Boulevards (Porte St. Denis und St. Martin) waren gestern Abend stärker und lärmender, als an den vorherigen. Alle Läden der Gegend wurden geschlossen und lange Banden der Pariser Gamins durchzogen, die Marseillaise, die Carmagnole und die Lampions singend, die Gruppen. Um 9 Uhr war die Kommunikation gehemmt und die Wagen mußten langsam (im Schritt) fahren. Starke Abtheilungen der Stadtsergenten hielten sich um die Porte St. Martin herum und rückten von Zeit zu Zeit nach den beiden Seiten des Boulevards durch die Menge, um die Cirkulation herzustellen. Ihre Bemühungen blieben aber fruchtlos; denn sobald sie durchgedrungen, schlossen sich die Gruppen wieder hinter ihnen etc. Mehrere von den Sergenten wurden stark mißhandelt. Um 9 1/2 Uhr, die Ohnmacht der Stadtpolizei einsehend, rückte das Dragoner-Regiment vom Quai d'Orsay gegen die Boulevards und beim

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 286. Köln, 1. Mai 1849, S. 1620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz286_1849/2>, abgerufen am 23.11.2024.