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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 291. Köln, 6. Mai 1849.

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jetzt noch keinen Stoff, der mich veranlassen könnte, einen definitiven Bericht über die Aufgabe der Centralgewalt vorzulegen. Es ist jedoch in dem Schreiben des Bevollmächtigten nach Berlin angedeutet, daß am heutigen Tage wichtige Entschließungen der königlich preußischen Regierung bekannt werden würden.

Der Inhalt ist uns nur im Allgemeinen angedeutet, aber er ist der Art, daß das Ministerium Sie ersuchen muß, ihm Zeit zu geben, den Gegenstand in reife Erwägung zu nehmen, um darüber der hohen Versammlung weitere Vorlage machen zu können Ich bitte Sie daher, meine Herren, im Namen des Ministeriums die heutige Sitzung sobald als möglich zu schließen und auf einen der nächsten Tage eine neue anzuberaumen.

Der Präsid nt bemerkt hierauf, daß er dann jedenfalls noch die dringlichen Anträge zu erledigen habe, deren die sächsische Kammerauflösung betreffend drei vorliegen, einen von Eisenstuck und Konsorten, den zweiten von Roßmäßler und Compagnie, den dritten von der Gesellschaft Kierulff. Alle drei sprechen einen Tadel gegen die sächsische Regierung, wegen Auflösung der Kammer aus.

Die Dringlichkeit des Gegenstandes wird anerkannt. Als Redner hat sich Niemand gemeldet. Dagegen stellt jedoch Herr Zell aus Trier den Antrag:

In Erwägung, daß die Reichsversammlung bereits in ihrem Beschlusse vom 26. v M. die sämmtlichen Regierungen, welche die Anerkennung der Reichsverfassung noch nicht ausgesprochen haben, aufgefordert hat, ihre Ständeversammlungen weder aufzulösen noch zu vertagen, daß die Versammlung auch bereits über die seitdem erfolgten Kammerauflösungen ihre Mißbilligung ausgesprochen hat und daher ein abermaliger besonderer Beschluß wegen Auflösung der k. sächsischen Kammer nicht zweckmäßig erscheint, daß vielmehr die Reichsversammlung dahin trachten muß, bei den bevorstehenden Verhandlungen solche allgemeine Maßregeln zu ergreifen, welche geeignet sind den Widerstand der renitenten Regierungen zu beseitigen:

geht die Reichsversammlung zur motivirten Tagesordnung über.

Die Abstimmung entscheidet sich für den Antrag des Herrn Zell, also für die motivirte Tagesordnung, was Aeußerungen heftigen Unwillens auf Seiten der Linken hervorruft.

Mit dem Bemerken, daß es in Rücksicht auf den vom Reichsministerium ausgesprochenen Wunsch auf Abkürzung der heutigen Sitzung geschähe, zieht hierauf Hr. Hartmann einen von ihm und Genossen in Bezug auf das Verbot des rheinischen Städtetags gestellten Antrag (derselbe will diese Maßregel als eine den Grundrechten widersprech de und ungesetzliche erklärt sehen u. s. w.) zurück.

Der Präsident, nachdem er sich der Zustimmung des Hauses dazu versichert hat, schließt sodann die Sitzung, indem er die Gegenstände der heutigen Tagesordnung auf die Tagesordnung für morgen überträgt.

* Gießen, 1. Mai.

Die sämmtliche Bürgergarde hiesiger Stadt war gestern außerordentlich versammelt worden und hat auf die Reichsverfassung den Fahneneid geschworen.

Wiesbaden, 2. Mai.

So eben hat unsere Kammer einstimmig auf Antrag der Abg. Lang, Müller II. und Hehner von der einen, und Keim, Fresenius und Heydenreich von der andern Seite folgende Beschlüsse gefaßt: "1) Die Regierung aufzufordern, nach Maßgabe der §§ 14 und 193 der Reichsverfassung schleunigst die Beeidigung des Militärs und der Beamten zu veranlassen; 2) die Regierung aufzufordern, der deutschen Centralgewalt die Mittheilung zu machen, daß ihr die bewaffnete Macht Nassau's zur Durchführung der Verfassung zur Disposition stehe." Regierungs-Commissär Bertram erklärte Namens der Regierung, daß dieselbe alle ihre Kräfte aufbieten würde, um die Reichsverfassung aller Orts zur Anerkennung zu bringen, und daß sie diese Beschlüsse der Kammer sofort vollziehen werde. - Die Kammer hat ferner folgenden Beschluß gefaßt: "eine Commission sofort zu ernennen, welche alsbald Vorschläge zu machen habe, wie das gesammte nassauische Volk durch die Bürgerwehren zu bewaffnen sei." Die gewählte Commission besteht aus den Abg. Justi, Fresenius und von Gödecke (Oberlieutenant).

(Frankf. J.)
131 Kaiserslautern, 2. Mai.

Massen über Massen strömen zur heutigen Volksversammlung herbei und es wogt und wimmelt in den Straßen, wie bei einer kleinen Völkerwanderung. Ueberwiegend sind die rothen Fahnen, die den einzeln heranziehenden Haufen voranwehen. Ich schätze die Zahl der Versammelten auf mindestens 10,000 Menschen. Ein Aufruf ans Land ist verlesen und zur Erörterung gestellt worden, der die baierische Regierung als eine rebellische erklärt. Sodann soll ein Landesvertheidigungsausschuß aus 5 Mitgliedern niedergesetzt werden und sich so lange in Permanenz erklären, bis von der äußersten Linken zu Frankfurt das Zeichen zum Losbruch gegeben wird. Ferner sollen die Landeskassen mit Beschlag belegt und das Militär durch einen besondern Aufruf aufgefordert werden, endlich zum Volke zu stehen, und sich nicht mehr als Werkzeuge einer gottverfluchten volksverderbenden Mordbande gebrauchen zu lassen. Ein Theil der Versammlung war für augenblickliches Handeln, da jener Ausschuß, wenn er keine Gewalt zur Vertheidigung des Landes zur Verfügung habe, eine leere Spielerei sei.

Das aber wurde von allen Rednern, unter donnerndem Beifall aller Anwesenden, erklärt, daß die Reichsverfassung lediglich als Provisorium und als eine wahrscheinlich nur ganze kurze Brücke zur deutschen Republik zu betrachten sei. Die Verhandlungen sind noch nicht zu Ende. Das schließliche Resultat werde ich Ihnen mit nächster Post berichten können.

43 Freiburg, 2. Mai.

Die erste Assisensitzung in dem Hochverrathsprozesse Fickler-Bornstedt hat heute stattgefunden. Brentano hat bekanntlich die Vertheidigung Fickler's, Thoma die Bornstedt's übernommen. Die Vertheidiger legten gegen einige Geschworne Nichtigkeitsbeschwerden ein, auf die jedoch der Gerichtshof nicht einging. Auch diejenigen Geschwornen, welche zugleich als Zeugen vorgeladen worden, bleiben nach Aufforderung des Gerichtshofes, der durch dies Alles bereits hinreichend charakterisirt ist, Mitglieder der Jury. Es wird die Anklageakte verlesen. Bornstedt ist angeklagt, im März 1848 bei Gründung der deutschen Legion in Paris mitgewirkt, die Stelle eines Vicepräsidenten angenommen, mit Verbindungen und Personen in Deutschland und Frankreich zu jenem Zweck Absprache getroffen zu haben und mit der deutschen Legion in Baden eingefallen zu sein, worauf er sich bei gewaltsamer Wegnahme von Waffen und an dem Gefechte bei Dossenbach gegen die würtemberg'schen Truppen als einer der Kommandoführer betheiligt habe. Fickler habe von den Plänen der deutschen Legion in Paris Kenntniß gehabt, und sie unterstützt, er habe nebstdem auf einer Volksversammlung zu Achern zur Einführung der Republik aufgefordert und als Redakteur der "Seeblätter" den gewaltsamen Umsturz der deutschen Verfassungen und die Verjagung des badischen Großherzogs gepredigt. Steinmetz und Krebs sind angeklagt, bei verschiedenen Gelegenheiten zur Einführung der Republik aufgefordert und Krebs außerdem, als Adjudant Bornstedt's an dem Gefechte bei Dossenbach Theil genommen zu haben.

Die nächste Sitzung wird auf Morgen anberaumt. Bei der Masse der vorgeladenen Zeugen wird der Prozeß ziemlich lange währen.

Freiburg, 28. April.

Im Hauptquartier des Herrn Generallieutenant v. Miller, Chef des ganzen 8. Reichsarmee-Corps, ist gestern hier die Nachricht eingelaufen, daß von Frankfurt aus Befehl angelangt sei, den General, Prinzen Friedrich von Würtemberg, vor ein Militärgericht zu stellen, weil er ohne Erlaubniß des Reichsministeriums in Frankfurt auf seine Faust und die des Königs Wilhelm sich erlaubt, die würtembergischen Truppen aus Baden marschiren zu lassen, welcher Befehl nur vom Reichskriegsminister gegeben werde. Die ganze hiesige militärische Welt ist sehr gespannt, ob man wirklich das Kriegsgericht installiren wird.

(Mannh. Ab.-Z.)
* München, 30. April.

Wir freuen uns, Ihnen eine neue Stylprobe des exangestammelten Baiernkönigs Ludwig, Lola'schen Angedenkens, zu Nutz und Frommen für Jedermann mittheilen zu können. Das exkönigliche "Handschreiben" betrifft die Gaunerei, welche unter dem Herrn Exkönig auf sein Andringen und mit seiner Genehmigung an den Steuern der geliebten baierischen Unterthanen getrieben worden. Man erräth, daß es sich eben wiederum von der sogenannten griechischen Anleihe handelt. Das Scriptum des "Ex-Teutschesten der Teutschen" lautet:

"Herr Staatsminister der Finanzen! Von dem Gesammtministerium habe ich gestern ein Schreiben, das Darlehen an Griechenland betreffend, bekommen, worauf ich - an Sie gerichtet, in dessen Bereich dieser Gegenstand vorzüglich gehört - die Erwiederung abgebe, daß ich bereits vorgehabt hätte, diese Darleihensfrage auf eine dem bayerischen Staatshaushalte genügende Weise zu bereinigen, jedoch die weitere Erklärung bis zum Eintreffen einer bald zu erfolgen habenden Rückantwort meines Sohnes, des Königs von Griechenland, dem ich geschrieben, mir vorbehalten müßte. Wünsche, daß von dieser meiner Erwiederung dem Gesammtstaatsministerium Kenntniß ertheilt und überhaupt der geeignete Gebrauch davon gemacht werde. Mit bekannter Gesinnung Ihr Ihnen wohlgewogener Ludwig. München, den 25. April 1849."

Polen.
Krakau, 26. April.

Obgleich die Rekrutirung nur eine freiwillige in unserm Bezirke sein soll, so wird sie dennoch, und zwar mit der brutalsten Gewalt durchgeführt. Man umstellt - nach russischer Sitte - Nachts die Häuser, überfällt die Leute in den Betten und führt sie fort. Dies ruft natürlich nicht nur große Unzufriedenheit hervor, sondern häufig bewaffneten Widerstand. Die Conscribirten verweigern durchaus, gegen Ungarn zu kämpfen und wollen nur in polnische Regimenter eingestellt sein. Diese Vorgänge werden nicht ohne Einfluß auf die Bauern in Galizien bleiben, bei denen es überhaupt nur einer günstigen Gelegenheit bedarf, um sich dem Aufstande gegen Oesterreich anzuschließen. Sie brennen vor Begierde die Schmach vom Jahre 1846 in dem Blute der österreichischen Henker abzuwaschen.

Französische Republik.
12 Paris, 3. Mai.

Alles muß in Ordnung kommen; es handelt sich nur darum, die Revolution zu heilen. Und wie soll die Revolution geheilt werden? Durch die Transportation! So das Journal des Debats. Das ist seine Antwort auf die beantragte Amnestie der Juni-Insurgenten." Die Transportation, heißt es, ist ohne Zweifel eine Maßregel außerordentlicher Art für die öffentliche Wohlfahrt; man muß seufzen über die Revolutionen, welche solche Angriffe auf das Recht und den regelmäßigen Gang der Gerechtigkeit nothwendig machen; man muß die Anarchie verfluchen, welche durch einen unfehlbaren Abhang zu solchen enormen Repressionsmaßregeln führen. Es ist nur zu wahr, daß die Transportirten weder Verurtheilte noch Angeklagte sind, weil man ihnen sozusagen gar keinen Prozeß gemacht hat, weil sie in ihrer Vertheidigung weder gehört noch mit den Zeugen konfrontirt worden sind ... Aber die Transportirten sind Kriegsgefangene, und zwar Kriegsgefangene von der schlimmsten Art, Kriegsgefangene vom Bürgerkriege". Also das Journal des Debats, unter dem Vorwande, die Gerechtigkeit in Schutz zu nehmen, wirft es den ganzen Fluch dieser Maßregel auf die Revolution. Und Faucher und Barrot, welche ohne die Revolution nie Minister geworden, und die als Minister die Mission zu haben glauben, den aus der Revolution hervorgegangenen Zustand auf die vor-revolutionären Zustände zurückzuführen, stellen die Transportation als das einzige Gegenmittel gegen die "künftige Revolution" dar. Die 2000 bis 3000 Menschen in jetziger Zeit, im Augenblicke der Wahlen in Paris zu werfen, das hieße gerade "die Revolution auf's Pariser Pflaster schleudern!" Und wirklich, wer sind diese 3000 Menschen? Die entschlossensten, energischsten Männer, die in der einen Hand ihr Leben, und in der andern die demokratische Republik tragen, und indem Faucher und Barrot diese Männer transportiren, welche am meisten dazu beigetragen, die Revolution von Februar zu begründen, und Odilon-Barrot und Faucher zum Ministerium zu verhelfen, gestehen diese beiden Männer ein, daß sie durch diese Transportation die künftige Revolution und die jetzige Republik zu transportiren hoffen.

Die Transportirten sind "Kriegsgefangene." Das Volk nach dem Februarsiege hatte verschmäht, Kriegsgefangene zu machen; am andern Tage wurde allgemeine Amnestie, Abschaffung der Todesstrafe u. s. w. proklamirt, und diese Kriegsgefangenen, die schon ihrer Schandthaten wegen vor dem Februar die Guillotine, und nach dem Februar durch ihre Pläne und Vorschläge als Schurken wenigstens die Galeeren verdient haben, eskamotiren abermals die Revolution, und transportiren ihre "Kriegsgefangenen," und weigern sich am Stiftungstage der Republik Amnestie zu geben. Als am Vorabende der Februarrevolution der feige Odilon-Barrot, nachdem er sich von den Bankett's zurückgezogen, über das Boulevard daherritt, mit Kußhänden um sich werfend, und vom Volke allenthalben verhöhnt wurde, da merkte Odilon-Barrot, daß seine Zeit vorbei war, und verkroch sich in den Keller mit Thiers und den andern Ministern vom 22. Februar. Wie still, wie gedemüthigt verhielten sie sich in den Tagen nach der Februarrevolution! Und wie gebehrdet sich jetzt dieser elende Barrot? Zu Moulins war ein Bankett; Ledru-Rollin mit zwei andern Repräsentanten präsidirten. Ueber 5000 Bauern kamen mit ihrer Fahne dahin. Der Präfekt in seinem Schrecken ließ den Rappell schlagen. Ledru-Rollin lachte über den Schrecken des Präfekten, ließ seine Bauern auseinandergehn, und fuhr selbst mit seinen 2 Gefährten zurück nach dem Hotel. Als er über den Markt kam, wurde sein Wagen plötzlich angehalten von einigen orleanistischen Nationalgardisten; andere schossen auch und stießen mit ihren Bajonetten durch den Wagen. Ledru-Rollin entkam wirklich durch ein Wunder. Die Pferde wurden scheu, und entflohen im Galopp, nachdem der Wagen von allen Seiten schossen und durchbohrt, und Ledru-Rollin, um sein Leben zu retten, genöthigt worden war, sich platt auf den Boden des Wagens zu legen. Ledru-Rollin setzt in der heutigen Sitzung die Sache mit allen empörenden Details auseinander. Er, der vor einigen Minuten noch die Gewalt hatte, die ganze Stadt Moulins mit ihren monarchischen Präfekten und Gardisten in die Luft zu sprengen, wird hinterlistiger Weise, nachdem er die Bauern auseinandergeschickt, angefallen und mit Todesgefahr bedroht! Und als er seine ganze Indignation in der Bourgeoiskammer darüber ausgesprochen hatte, da erhebt sich der biedere Barrot und antwortet ihm: "Ungeachtet der politischen Meinungsverschiedenheit, die mich und Ledru-Rollin gewöhnlich trennen, wird er mir hoffentlich doch nicht die Beleidigung anthun, zu glauben, daß ich der Anstifter dieser Gewaltthätigkeiten gewesen bin?" Politische Meinungsverschiedenheit! Man sollte fast glauben, es handelte sich um irgend einen Gelehrtenstreit, um irgend eine Variante, um irgend eine Konjektur, worüber Ledru-Rollin und Barrot uneinig sind! In dieser kleinlichen Form erscheint dem biedern Barrot der ganze Klassenkampf. Nein, Barrot ist nicht Anstifter dieser Gewaltthätigkeiten, aber diese Gewaltthätigkeiten konnten nur unter einem Ministerium Barrot vorfallen, und nur ein Barrot konnte feiger Weise die elende Entschuldigung vorbringen: "Ich kann ja nichts dafür; das gehört nicht zu unserer politischen Meinungsverschiedenheit!" Und Ledru-Rollin, in dieser Bourgeoiskammer, die eben die Amnestie verworfen hatte, konnte ihm nicht antworten: "Aber diese Gewaltthätigkeiten wären nicht vorgefallen, wenn ich damals, als ich Mitglied der provisorischen Regierung war, freien Lauf gelassen hätte den gerechten Gewalithätigkeiten des siegreichen Volkes! Wenn ich ihm gestattet hätte, die Wanze, die sich Barrot nennt, zu zertreten! Aber wer hätte auch denken können, daß Wanzen, wie Barrot und Faucher, jemals hätten aufkommen können!" Aber Ledru-Rollin konnte nichts erwidern; die Wanze Barrot hatte den offiziellen Bericht noch nicht darüber erhalten, und sie wartet auf den offiziellen Bericht, den sie erhalten wird von dem Präfekten, der den Rappel hat schlagen lassen. Mit welchem Schmerze mußte Ledru-Rollin sich erinnern, daß er auch im April den Rappel hat schlagen lassen, und gegen wen? Gegen seine eigenen Freunde! Aber er hat seinen Irrthum erkannt, und zu Moulins hat er bitter dafür gebüßt, als es hieß: "Nieder mit der rothen Kanaille!" Juni, die Kasematten, die Pontons, die Galeeren, das Hochgericht von Bourges und der Schandpfahl von Paris mit Caussidiere und Blanc, so verfährt die blasse Kanaille, die sich Barrot-Faucher nennt! Die blasse Kanaille, im Schulstaube genährt, durch den Journalismus zu 5 Sous die Ligne groß geworden und doch immer nur von dem lebend, was ihr die Bourgeoisie zufallen lassen will, hat nie ihren Ursprung verleugnen können. Kleinliche Rancune, kleinlicher Haß und Pedantengalle.

"Wenn ich die Größe des Verbrechens vom Juni betrachte, sagt der bleichsüchtige Faucher, so glaube ich noch immer nicht, daß die Buße dem Verbrechen angemessen sei." Die Franzosen sind von Natur aus großmüthig; ein Theil der Bourgeois-Franzosen war sogar zur "Vrrzeihung" geneigt, die Amnestie wäre vielleicht mit einer schwachen Majorität durchgegangen, wenn nicht der gallsüchtige Faucher mit den "Verbrechen," und der biedere "Barrot" mit seinen "Rechtsbegriffen" hervorgerückt wäre. Die Amnestie für den vierten Mai ist verworfen worden. Der vierte Mai, der Festtag der Revolution, wird von den Legitimisten als der Tag der "Verschwörung" ausgeschrieen. Sie werben von allen Seiten an, sie wollen einen künstlichen 24. Februar provoziren. Die Legitimisten haben Geld, und sie können eine Verschwörung provoziren. Die Demokraten haben kein Geld und sie antworten allen den Arbeitern, welche ihnen von Verschwörung sprechen, mit den einfachen Worten: "Seid überzeugt, daß wenn man Euch Geld für Anschaffung von Pulver und Blei anbietet, es nur von unsern Feinden herkommen kann. Wir haben kein Geld, wir haben nur unser Recht. Und was brauchen wir eine Verschwörung." Allerdings! die demokratisch-sozialistische Partei ist so stark, daß sie keiner Verschwörung bedarf. Aber die Barrot's und Faucher's, aber die Legitimisten und Orleanisten brauchen eine Verschwörung und deshalb haben sie Carlier zum Polizeichef der inneren Sicherheit angestellt.

"Die provozirenden Agenten, sagte Carlier bereits 1831, sind eine Nothwendigkeit, ein Mittel, wie jedes andere, um die Polizei zu handhaben und auszuführen. Damit ist es ein Leichtes, Mouchards oder Spione für Parteimänner gelten, und sie durch ihre eigenen Leute schlagen zu lassen". Carlier ist der Mann der blassen Kanaille; er ist der Mann Barrot's geworden, wie er der Mann Guizot's war: er ist der rothgefärbte in der Partei. Wenigstens hat er den Muth, seine Farbe einzugestehen. Barrot und Faucher verkriechen sich hinter Carlier und nehmen die von ihm entdeckten Papiere der rothen Republik zum Vorwande, um die Amnestie zu verweigern. Der enttäuschte National, der die Juni-Insurgentenopfer gemacht hat, ist genöthigt, für seine eigene Opfer aufzutreten: Cavaignac selbst muß die Juni-Insurgenten in Schutz nehmen, und er, der so erbarmungslos sie aufgeopfert, Erbarmen erflehen für sein eigenes Machwerk. Vergebens! Die Juni-Insurgenten selbst sind erbarmungslos geworden. Sie stoßen das Mitleid der Cavaignac's zurück; sie weisen den National, trotz seiner täglich erneuerten Konzessionen, ab, und fühlen sich stark genug, um dem National sowohl als der "Patrie" die Spitze zu bieten.

Eine neue Revolution steht bevor; ob sie aus den Wahlen selbst hervorgeht, oder vor den Wahlen provozirt wird, ist gleichgültig. Die Revolution, die vor der Thüre steht, ist keine französische mehr.

Die ausländischen Bewegungen geben an Frankreich den Anstoß zurück, den sie von ihm im Februar des vorigen Jahres erhalten. Die Siege der Magyaren, die Bewegung in Preußen, in Süddeutschland. - Alles drängt die Franzosen, der Februarrevolution ihre wahre Bedeutung zu geben: die Bedeutung einer sozialen Revolution durch ganz Europa.

43 Paris, 3. Mai.

Die Subvention, welche Ehren-Marrast als Mitglied der provisorischen Regierung von dem "National" erhielt, verursacht den Honetten größeren Scandal. Herr Charles Thomas, ehemaliger Kassenführer des "National," sieht sich deshalb zu folgender Erwiderung auf den Ducosschen Kommissionsbericht genöthigt.

Am 9. März 1848 kam Hr. Marrast (damaliger Maire von Paris und Mitglied der provisorischen Regierung) auf die Redaktion des "National" und verlangte für seine Privatbedürfnisse die Summe von 1000 Fr., die ich ihm auch auszahlte. Acht Tage darauf, am 16. März, theilte mir Hr. Marrast mit, daß er noch keinen Gehalt von der Regierung erhalten habe (!) und um seine Familie nicht unter seiner augenblicklichen Verlegenheit mitleiden zu lassen, mich abermals um Uebersendung einer Summe von 1000 Fr. bitten müsse. Ich schickte am folgenden Tage diese Summe in die Rue Notre-Dame de Lorette zu Madame Marrast.

"Die sämmtlichen, nach dem 24. Februar an oder für Herrn Marrast geleisteten Zahlungen des "National" belaufen sich auf folgende Posten:

28.Febr.anHrn.Marrast50Fr.
2.MärzanMad.Marrast100Fr.
9.MärzanHrn.Marrast1000Fr.
17.MärzanMad.Marrast1000Fr.

In Summa 2150 Fr."

Herr Thomas meint danach, daß diese Unterstützungen eher die Menage als die Politik des honetten Marquis angingen.

Paris, 3. Mai.

Im Moniteur nichts als die offizielle Anzeige, daß General Fagel im Elysee die Papiere überreichte die ihn als Vertreter des neuen Königs von Holland akkreditiren.

Ferner hört man, daß Delacour, der die französ. Republik bisher in Wien nur interimistisch vertrat, zum definitiven Titular jenes Postens ernannt ist. Talleyrand, früher zweiter Legationssekretär in Madrid, ist ihm als Erster Sekretär beigegeben. Gabriac, ehemals zweiter Sekretär in Wien, ist nach Constantinopel abgereis't, um den beurlaubten Reculot zu ersetzen.

- Gestern Vormittag begab sich ein Kurier der türkischen Gesandtschaft nach London, um angeblich dem Lord Palmerston eine Note überweisen zu lassen, in welcher die Pforte gegen die fernere Besetzung der Donaufürstenthümer durch die Russen energisch protestirt und die Unterstützung Englands anspricht.

- Der National fällt ob der zweiten russischen Intervention in schreckliche Krämpfe. "Die Henker von Praga, ruft er aus, verbinden sich noch einmal mit den Kartätschern von Wien, nicht um, wie es früher hieß, die Sache der Menschheit gegen die Magyaren zu retten, sondern um die Ollmützer Muster-Charte, welche die östreichischen Völker selbst zurückstoßen, zu schützen.... Oh jetzt ernten wir die Früchte unserer hirnverrückten Politik. Rußland

Siehe den Verfolg in der Beilage.

jetzt noch keinen Stoff, der mich veranlassen könnte, einen definitiven Bericht über die Aufgabe der Centralgewalt vorzulegen. Es ist jedoch in dem Schreiben des Bevollmächtigten nach Berlin angedeutet, daß am heutigen Tage wichtige Entschließungen der königlich preußischen Regierung bekannt werden würden.

Der Inhalt ist uns nur im Allgemeinen angedeutet, aber er ist der Art, daß das Ministerium Sie ersuchen muß, ihm Zeit zu geben, den Gegenstand in reife Erwägung zu nehmen, um darüber der hohen Versammlung weitere Vorlage machen zu können Ich bitte Sie daher, meine Herren, im Namen des Ministeriums die heutige Sitzung sobald als möglich zu schließen und auf einen der nächsten Tage eine neue anzuberaumen.

Der Präsid nt bemerkt hierauf, daß er dann jedenfalls noch die dringlichen Anträge zu erledigen habe, deren die sächsische Kammerauflösung betreffend drei vorliegen, einen von Eisenstuck und Konsorten, den zweiten von Roßmäßler und Compagnie, den dritten von der Gesellschaft Kierulff. Alle drei sprechen einen Tadel gegen die sächsische Regierung, wegen Auflösung der Kammer aus.

Die Dringlichkeit des Gegenstandes wird anerkannt. Als Redner hat sich Niemand gemeldet. Dagegen stellt jedoch Herr Zell aus Trier den Antrag:

In Erwägung, daß die Reichsversammlung bereits in ihrem Beschlusse vom 26. v M. die sämmtlichen Regierungen, welche die Anerkennung der Reichsverfassung noch nicht ausgesprochen haben, aufgefordert hat, ihre Ständeversammlungen weder aufzulösen noch zu vertagen, daß die Versammlung auch bereits über die seitdem erfolgten Kammerauflösungen ihre Mißbilligung ausgesprochen hat und daher ein abermaliger besonderer Beschluß wegen Auflösung der k. sächsischen Kammer nicht zweckmäßig erscheint, daß vielmehr die Reichsversammlung dahin trachten muß, bei den bevorstehenden Verhandlungen solche allgemeine Maßregeln zu ergreifen, welche geeignet sind den Widerstand der renitenten Regierungen zu beseitigen:

geht die Reichsversammlung zur motivirten Tagesordnung über.

Die Abstimmung entscheidet sich für den Antrag des Herrn Zell, also für die motivirte Tagesordnung, was Aeußerungen heftigen Unwillens auf Seiten der Linken hervorruft.

Mit dem Bemerken, daß es in Rücksicht auf den vom Reichsministerium ausgesprochenen Wunsch auf Abkürzung der heutigen Sitzung geschähe, zieht hierauf Hr. Hartmann einen von ihm und Genossen in Bezug auf das Verbot des rheinischen Städtetags gestellten Antrag (derselbe will diese Maßregel als eine den Grundrechten widersprech de und ungesetzliche erklärt sehen u. s. w.) zurück.

Der Präsident, nachdem er sich der Zustimmung des Hauses dazu versichert hat, schließt sodann die Sitzung, indem er die Gegenstände der heutigen Tagesordnung auf die Tagesordnung für morgen überträgt.

* Gießen, 1. Mai.

Die sämmtliche Bürgergarde hiesiger Stadt war gestern außerordentlich versammelt worden und hat auf die Reichsverfassung den Fahneneid geschworen.

Wiesbaden, 2. Mai.

So eben hat unsere Kammer einstimmig auf Antrag der Abg. Lang, Müller II. und Hehner von der einen, und Keim, Fresenius und Heydenreich von der andern Seite folgende Beschlüsse gefaßt: „1) Die Regierung aufzufordern, nach Maßgabe der §§ 14 und 193 der Reichsverfassung schleunigst die Beeidigung des Militärs und der Beamten zu veranlassen; 2) die Regierung aufzufordern, der deutschen Centralgewalt die Mittheilung zu machen, daß ihr die bewaffnete Macht Nassau's zur Durchführung der Verfassung zur Disposition stehe.“ Regierungs-Commissär Bertram erklärte Namens der Regierung, daß dieselbe alle ihre Kräfte aufbieten würde, um die Reichsverfassung aller Orts zur Anerkennung zu bringen, und daß sie diese Beschlüsse der Kammer sofort vollziehen werde. ‒ Die Kammer hat ferner folgenden Beschluß gefaßt: „eine Commission sofort zu ernennen, welche alsbald Vorschläge zu machen habe, wie das gesammte nassauische Volk durch die Bürgerwehren zu bewaffnen sei.“ Die gewählte Commission besteht aus den Abg. Justi, Fresenius und von Gödecke (Oberlieutenant).

(Frankf. J.)
131 Kaiserslautern, 2. Mai.

Massen über Massen strömen zur heutigen Volksversammlung herbei und es wogt und wimmelt in den Straßen, wie bei einer kleinen Völkerwanderung. Ueberwiegend sind die rothen Fahnen, die den einzeln heranziehenden Haufen voranwehen. Ich schätze die Zahl der Versammelten auf mindestens 10,000 Menschen. Ein Aufruf ans Land ist verlesen und zur Erörterung gestellt worden, der die baierische Regierung als eine rebellische erklärt. Sodann soll ein Landesvertheidigungsausschuß aus 5 Mitgliedern niedergesetzt werden und sich so lange in Permanenz erklären, bis von der äußersten Linken zu Frankfurt das Zeichen zum Losbruch gegeben wird. Ferner sollen die Landeskassen mit Beschlag belegt und das Militär durch einen besondern Aufruf aufgefordert werden, endlich zum Volke zu stehen, und sich nicht mehr als Werkzeuge einer gottverfluchten volksverderbenden Mordbande gebrauchen zu lassen. Ein Theil der Versammlung war für augenblickliches Handeln, da jener Ausschuß, wenn er keine Gewalt zur Vertheidigung des Landes zur Verfügung habe, eine leere Spielerei sei.

Das aber wurde von allen Rednern, unter donnerndem Beifall aller Anwesenden, erklärt, daß die Reichsverfassung lediglich als Provisorium und als eine wahrscheinlich nur ganze kurze Brücke zur deutschen Republik zu betrachten sei. Die Verhandlungen sind noch nicht zu Ende. Das schließliche Resultat werde ich Ihnen mit nächster Post berichten können.

43 Freiburg, 2. Mai.

Die erste Assisensitzung in dem Hochverrathsprozesse Fickler-Bornstedt hat heute stattgefunden. Brentano hat bekanntlich die Vertheidigung Fickler's, Thoma die Bornstedt's übernommen. Die Vertheidiger legten gegen einige Geschworne Nichtigkeitsbeschwerden ein, auf die jedoch der Gerichtshof nicht einging. Auch diejenigen Geschwornen, welche zugleich als Zeugen vorgeladen worden, bleiben nach Aufforderung des Gerichtshofes, der durch dies Alles bereits hinreichend charakterisirt ist, Mitglieder der Jury. Es wird die Anklageakte verlesen. Bornstedt ist angeklagt, im März 1848 bei Gründung der deutschen Legion in Paris mitgewirkt, die Stelle eines Vicepräsidenten angenommen, mit Verbindungen und Personen in Deutschland und Frankreich zu jenem Zweck Absprache getroffen zu haben und mit der deutschen Legion in Baden eingefallen zu sein, worauf er sich bei gewaltsamer Wegnahme von Waffen und an dem Gefechte bei Dossenbach gegen die würtemberg'schen Truppen als einer der Kommandoführer betheiligt habe. Fickler habe von den Plänen der deutschen Legion in Paris Kenntniß gehabt, und sie unterstützt, er habe nebstdem auf einer Volksversammlung zu Achern zur Einführung der Republik aufgefordert und als Redakteur der „Seeblätter“ den gewaltsamen Umsturz der deutschen Verfassungen und die Verjagung des badischen Großherzogs gepredigt. Steinmetz und Krebs sind angeklagt, bei verschiedenen Gelegenheiten zur Einführung der Republik aufgefordert und Krebs außerdem, als Adjudant Bornstedt's an dem Gefechte bei Dossenbach Theil genommen zu haben.

Die nächste Sitzung wird auf Morgen anberaumt. Bei der Masse der vorgeladenen Zeugen wird der Prozeß ziemlich lange währen.

Freiburg, 28. April.

Im Hauptquartier des Herrn Generallieutenant v. Miller, Chef des ganzen 8. Reichsarmee-Corps, ist gestern hier die Nachricht eingelaufen, daß von Frankfurt aus Befehl angelangt sei, den General, Prinzen Friedrich von Würtemberg, vor ein Militärgericht zu stellen, weil er ohne Erlaubniß des Reichsministeriums in Frankfurt auf seine Faust und die des Königs Wilhelm sich erlaubt, die würtembergischen Truppen aus Baden marschiren zu lassen, welcher Befehl nur vom Reichskriegsminister gegeben werde. Die ganze hiesige militärische Welt ist sehr gespannt, ob man wirklich das Kriegsgericht installiren wird.

(Mannh. Ab.-Z.)
* München, 30. April.

Wir freuen uns, Ihnen eine neue Stylprobe des exangestammelten Baiernkönigs Ludwig, Lola'schen Angedenkens, zu Nutz und Frommen für Jedermann mittheilen zu können. Das exkönigliche „Handschreiben“ betrifft die Gaunerei, welche unter dem Herrn Exkönig auf sein Andringen und mit seiner Genehmigung an den Steuern der geliebten baierischen Unterthanen getrieben worden. Man erräth, daß es sich eben wiederum von der sogenannten griechischen Anleihe handelt. Das Scriptum des „Ex-Teutschesten der Teutschen“ lautet:

„Herr Staatsminister der Finanzen! Von dem Gesammtministerium habe ich gestern ein Schreiben, das Darlehen an Griechenland betreffend, bekommen, worauf ich ‒ an Sie gerichtet, in dessen Bereich dieser Gegenstand vorzüglich gehört ‒ die Erwiederung abgebe, daß ich bereits vorgehabt hätte, diese Darleihensfrage auf eine dem bayerischen Staatshaushalte genügende Weise zu bereinigen, jedoch die weitere Erklärung bis zum Eintreffen einer bald zu erfolgen habenden Rückantwort meines Sohnes, des Königs von Griechenland, dem ich geschrieben, mir vorbehalten müßte. Wünsche, daß von dieser meiner Erwiederung dem Gesammtstaatsministerium Kenntniß ertheilt und überhaupt der geeignete Gebrauch davon gemacht werde. Mit bekannter Gesinnung Ihr Ihnen wohlgewogener Ludwig. München, den 25. April 1849.“

Polen.
Krakau, 26. April.

Obgleich die Rekrutirung nur eine freiwillige in unserm Bezirke sein soll, so wird sie dennoch, und zwar mit der brutalsten Gewalt durchgeführt. Man umstellt ‒ nach russischer Sitte ‒ Nachts die Häuser, überfällt die Leute in den Betten und führt sie fort. Dies ruft natürlich nicht nur große Unzufriedenheit hervor, sondern häufig bewaffneten Widerstand. Die Conscribirten verweigern durchaus, gegen Ungarn zu kämpfen und wollen nur in polnische Regimenter eingestellt sein. Diese Vorgänge werden nicht ohne Einfluß auf die Bauern in Galizien bleiben, bei denen es überhaupt nur einer günstigen Gelegenheit bedarf, um sich dem Aufstande gegen Oesterreich anzuschließen. Sie brennen vor Begierde die Schmach vom Jahre 1846 in dem Blute der österreichischen Henker abzuwaschen.

Französische Republik.
12 Paris, 3. Mai.

Alles muß in Ordnung kommen; es handelt sich nur darum, die Revolution zu heilen. Und wie soll die Revolution geheilt werden? Durch die Transportation! So das Journal des Debats. Das ist seine Antwort auf die beantragte Amnestie der Juni-Insurgenten.“ Die Transportation, heißt es, ist ohne Zweifel eine Maßregel außerordentlicher Art für die öffentliche Wohlfahrt; man muß seufzen über die Revolutionen, welche solche Angriffe auf das Recht und den regelmäßigen Gang der Gerechtigkeit nothwendig machen; man muß die Anarchie verfluchen, welche durch einen unfehlbaren Abhang zu solchen enormen Repressionsmaßregeln führen. Es ist nur zu wahr, daß die Transportirten weder Verurtheilte noch Angeklagte sind, weil man ihnen sozusagen gar keinen Prozeß gemacht hat, weil sie in ihrer Vertheidigung weder gehört noch mit den Zeugen konfrontirt worden sind … Aber die Transportirten sind Kriegsgefangene, und zwar Kriegsgefangene von der schlimmsten Art, Kriegsgefangene vom Bürgerkriege“. Also das Journal des Debats, unter dem Vorwande, die Gerechtigkeit in Schutz zu nehmen, wirft es den ganzen Fluch dieser Maßregel auf die Revolution. Und Faucher und Barrot, welche ohne die Revolution nie Minister geworden, und die als Minister die Mission zu haben glauben, den aus der Revolution hervorgegangenen Zustand auf die vor-revolutionären Zustände zurückzuführen, stellen die Transportation als das einzige Gegenmittel gegen die „künftige Revolution“ dar. Die 2000 bis 3000 Menschen in jetziger Zeit, im Augenblicke der Wahlen in Paris zu werfen, das hieße gerade „die Revolution auf's Pariser Pflaster schleudern!“ Und wirklich, wer sind diese 3000 Menschen? Die entschlossensten, energischsten Männer, die in der einen Hand ihr Leben, und in der andern die demokratische Republik tragen, und indem Faucher und Barrot diese Männer transportiren, welche am meisten dazu beigetragen, die Revolution von Februar zu begründen, und Odilon-Barrot und Faucher zum Ministerium zu verhelfen, gestehen diese beiden Männer ein, daß sie durch diese Transportation die künftige Revolution und die jetzige Republik zu transportiren hoffen.

Die Transportirten sind „Kriegsgefangene.“ Das Volk nach dem Februarsiege hatte verschmäht, Kriegsgefangene zu machen; am andern Tage wurde allgemeine Amnestie, Abschaffung der Todesstrafe u. s. w. proklamirt, und diese Kriegsgefangenen, die schon ihrer Schandthaten wegen vor dem Februar die Guillotine, und nach dem Februar durch ihre Pläne und Vorschläge als Schurken wenigstens die Galeeren verdient haben, eskamotiren abermals die Revolution, und transportiren ihre „Kriegsgefangenen,“ und weigern sich am Stiftungstage der Republik Amnestie zu geben. Als am Vorabende der Februarrevolution der feige Odilon-Barrot, nachdem er sich von den Bankett's zurückgezogen, über das Boulevard daherritt, mit Kußhänden um sich werfend, und vom Volke allenthalben verhöhnt wurde, da merkte Odilon-Barrot, daß seine Zeit vorbei war, und verkroch sich in den Keller mit Thiers und den andern Ministern vom 22. Februar. Wie still, wie gedemüthigt verhielten sie sich in den Tagen nach der Februarrevolution! Und wie gebehrdet sich jetzt dieser elende Barrot? Zu Moulins war ein Bankett; Ledru-Rollin mit zwei andern Repräsentanten präsidirten. Ueber 5000 Bauern kamen mit ihrer Fahne dahin. Der Präfekt in seinem Schrecken ließ den Rappell schlagen. Ledru-Rollin lachte über den Schrecken des Präfekten, ließ seine Bauern auseinandergehn, und fuhr selbst mit seinen 2 Gefährten zurück nach dem Hotel. Als er über den Markt kam, wurde sein Wagen plötzlich angehalten von einigen orleanistischen Nationalgardisten; andere schossen auch und stießen mit ihren Bajonetten durch den Wagen. Ledru-Rollin entkam wirklich durch ein Wunder. Die Pferde wurden scheu, und entflohen im Galopp, nachdem der Wagen von allen Seiten schossen und durchbohrt, und Ledru-Rollin, um sein Leben zu retten, genöthigt worden war, sich platt auf den Boden des Wagens zu legen. Ledru-Rollin setzt in der heutigen Sitzung die Sache mit allen empörenden Details auseinander. Er, der vor einigen Minuten noch die Gewalt hatte, die ganze Stadt Moulins mit ihren monarchischen Präfekten und Gardisten in die Luft zu sprengen, wird hinterlistiger Weise, nachdem er die Bauern auseinandergeschickt, angefallen und mit Todesgefahr bedroht! Und als er seine ganze Indignation in der Bourgeoiskammer darüber ausgesprochen hatte, da erhebt sich der biedere Barrot und antwortet ihm: „Ungeachtet der politischen Meinungsverschiedenheit, die mich und Ledru-Rollin gewöhnlich trennen, wird er mir hoffentlich doch nicht die Beleidigung anthun, zu glauben, daß ich der Anstifter dieser Gewaltthätigkeiten gewesen bin?“ Politische Meinungsverschiedenheit! Man sollte fast glauben, es handelte sich um irgend einen Gelehrtenstreit, um irgend eine Variante, um irgend eine Konjektur, worüber Ledru-Rollin und Barrot uneinig sind! In dieser kleinlichen Form erscheint dem biedern Barrot der ganze Klassenkampf. Nein, Barrot ist nicht Anstifter dieser Gewaltthätigkeiten, aber diese Gewaltthätigkeiten konnten nur unter einem Ministerium Barrot vorfallen, und nur ein Barrot konnte feiger Weise die elende Entschuldigung vorbringen: „Ich kann ja nichts dafür; das gehört nicht zu unserer politischen Meinungsverschiedenheit!“ Und Ledru-Rollin, in dieser Bourgeoiskammer, die eben die Amnestie verworfen hatte, konnte ihm nicht antworten: „Aber diese Gewaltthätigkeiten wären nicht vorgefallen, wenn ich damals, als ich Mitglied der provisorischen Regierung war, freien Lauf gelassen hätte den gerechten Gewalithätigkeiten des siegreichen Volkes! Wenn ich ihm gestattet hätte, die Wanze, die sich Barrot nennt, zu zertreten! Aber wer hätte auch denken können, daß Wanzen, wie Barrot und Faucher, jemals hätten aufkommen können!“ Aber Ledru-Rollin konnte nichts erwidern; die Wanze Barrot hatte den offiziellen Bericht noch nicht darüber erhalten, und sie wartet auf den offiziellen Bericht, den sie erhalten wird von dem Präfekten, der den Rappel hat schlagen lassen. Mit welchem Schmerze mußte Ledru-Rollin sich erinnern, daß er auch im April den Rappel hat schlagen lassen, und gegen wen? Gegen seine eigenen Freunde! Aber er hat seinen Irrthum erkannt, und zu Moulins hat er bitter dafür gebüßt, als es hieß: „Nieder mit der rothen Kanaille!“ Juni, die Kasematten, die Pontons, die Galeeren, das Hochgericht von Bourges und der Schandpfahl von Paris mit Caussidière und Blanc, so verfährt die blasse Kanaille, die sich Barrot-Faucher nennt! Die blasse Kanaille, im Schulstaube genährt, durch den Journalismus zu 5 Sous die Ligne groß geworden und doch immer nur von dem lebend, was ihr die Bourgeoisie zufallen lassen will, hat nie ihren Ursprung verleugnen können. Kleinliche Rancune, kleinlicher Haß und Pedantengalle.

„Wenn ich die Größe des Verbrechens vom Juni betrachte, sagt der bleichsüchtige Faucher, so glaube ich noch immer nicht, daß die Buße dem Verbrechen angemessen sei.“ Die Franzosen sind von Natur aus großmüthig; ein Theil der Bourgeois-Franzosen war sogar zur „Vrrzeihung“ geneigt, die Amnestie wäre vielleicht mit einer schwachen Majorität durchgegangen, wenn nicht der gallsüchtige Faucher mit den „Verbrechen,“ und der biedere „Barrot“ mit seinen „Rechtsbegriffen“ hervorgerückt wäre. Die Amnestie für den vierten Mai ist verworfen worden. Der vierte Mai, der Festtag der Revolution, wird von den Legitimisten als der Tag der „Verschwörung“ ausgeschrieen. Sie werben von allen Seiten an, sie wollen einen künstlichen 24. Februar provoziren. Die Legitimisten haben Geld, und sie können eine Verschwörung provoziren. Die Demokraten haben kein Geld und sie antworten allen den Arbeitern, welche ihnen von Verschwörung sprechen, mit den einfachen Worten: „Seid überzeugt, daß wenn man Euch Geld für Anschaffung von Pulver und Blei anbietet, es nur von unsern Feinden herkommen kann. Wir haben kein Geld, wir haben nur unser Recht. Und was brauchen wir eine Verschwörung.“ Allerdings! die demokratisch-sozialistische Partei ist so stark, daß sie keiner Verschwörung bedarf. Aber die Barrot's und Faucher's, aber die Legitimisten und Orleanisten brauchen eine Verschwörung und deshalb haben sie Carlier zum Polizeichef der inneren Sicherheit angestellt.

„Die provozirenden Agenten, sagte Carlier bereits 1831, sind eine Nothwendigkeit, ein Mittel, wie jedes andere, um die Polizei zu handhaben und auszuführen. Damit ist es ein Leichtes, Mouchards oder Spione für Parteimänner gelten, und sie durch ihre eigenen Leute schlagen zu lassen“. Carlier ist der Mann der blassen Kanaille; er ist der Mann Barrot's geworden, wie er der Mann Guizot's war: er ist der rothgefärbte in der Partei. Wenigstens hat er den Muth, seine Farbe einzugestehen. Barrot und Faucher verkriechen sich hinter Carlier und nehmen die von ihm entdeckten Papiere der rothen Republik zum Vorwande, um die Amnestie zu verweigern. Der enttäuschte National, der die Juni-Insurgentenopfer gemacht hat, ist genöthigt, für seine eigene Opfer aufzutreten: Cavaignac selbst muß die Juni-Insurgenten in Schutz nehmen, und er, der so erbarmungslos sie aufgeopfert, Erbarmen erflehen für sein eigenes Machwerk. Vergebens! Die Juni-Insurgenten selbst sind erbarmungslos geworden. Sie stoßen das Mitleid der Cavaignac's zurück; sie weisen den National, trotz seiner täglich erneuerten Konzessionen, ab, und fühlen sich stark genug, um dem National sowohl als der „Patrie“ die Spitze zu bieten.

Eine neue Revolution steht bevor; ob sie aus den Wahlen selbst hervorgeht, oder vor den Wahlen provozirt wird, ist gleichgültig. Die Revolution, die vor der Thüre steht, ist keine französische mehr.

Die ausländischen Bewegungen geben an Frankreich den Anstoß zurück, den sie von ihm im Februar des vorigen Jahres erhalten. Die Siege der Magyaren, die Bewegung in Preußen, in Süddeutschland. ‒ Alles drängt die Franzosen, der Februarrevolution ihre wahre Bedeutung zu geben: die Bedeutung einer sozialen Revolution durch ganz Europa.

43 Paris, 3. Mai.

Die Subvention, welche Ehren-Marrast als Mitglied der provisorischen Regierung von dem „National“ erhielt, verursacht den Honetten größeren Scandal. Herr Charles Thomas, ehemaliger Kassenführer des „National,“ sieht sich deshalb zu folgender Erwiderung auf den Ducosschen Kommissionsbericht genöthigt.

Am 9. März 1848 kam Hr. Marrast (damaliger Maire von Paris und Mitglied der provisorischen Regierung) auf die Redaktion des „National“ und verlangte für seine Privatbedürfnisse die Summe von 1000 Fr., die ich ihm auch auszahlte. Acht Tage darauf, am 16. März, theilte mir Hr. Marrast mit, daß er noch keinen Gehalt von der Regierung erhalten habe (!) und um seine Familie nicht unter seiner augenblicklichen Verlegenheit mitleiden zu lassen, mich abermals um Uebersendung einer Summe von 1000 Fr. bitten müsse. Ich schickte am folgenden Tage diese Summe in die Rue Notre-Dame de Lorette zu Madame Marrast.

„Die sämmtlichen, nach dem 24. Februar an oder für Herrn Marrast geleisteten Zahlungen des „National“ belaufen sich auf folgende Posten:

28.Febr.anHrn.Marrast50Fr.
2.MärzanMad.Marrast100Fr.
9.MärzanHrn.Marrast1000Fr.
17.MärzanMad.Marrast1000Fr.

In Summa 2150 Fr.“

Herr Thomas meint danach, daß diese Unterstützungen eher die Menage als die Politik des honetten Marquis angingen.

Paris, 3. Mai.

Im Moniteur nichts als die offizielle Anzeige, daß General Fagel im Elysée die Papiere überreichte die ihn als Vertreter des neuen Königs von Holland akkreditiren.

Ferner hört man, daß Delacour, der die französ. Republik bisher in Wien nur interimistisch vertrat, zum definitiven Titular jenes Postens ernannt ist. Talleyrand, früher zweiter Legationssekretär in Madrid, ist ihm als Erster Sekretär beigegeben. Gabriac, ehemals zweiter Sekretär in Wien, ist nach Constantinopel abgereis't, um den beurlaubten Reculot zu ersetzen.

‒ Gestern Vormittag begab sich ein Kurier der türkischen Gesandtschaft nach London, um angeblich dem Lord Palmerston eine Note überweisen zu lassen, in welcher die Pforte gegen die fernere Besetzung der Donaufürstenthümer durch die Russen energisch protestirt und die Unterstützung Englands anspricht.

‒ Der National fällt ob der zweiten russischen Intervention in schreckliche Krämpfe. „Die Henker von Praga, ruft er aus, verbinden sich noch einmal mit den Kartätschern von Wien, nicht um, wie es früher hieß, die Sache der Menschheit gegen die Magyaren zu retten, sondern um die Ollmützer Muster-Charte, welche die östreichischen Völker selbst zurückstoßen, zu schützen.… Oh jetzt ernten wir die Früchte unserer hirnverrückten Politik. Rußland

Siehe den Verfolg in der Beilage.

<TEI>
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          <p><pb facs="#f0003" n="1647"/>
jetzt noch keinen Stoff, der mich veranlassen könnte, einen definitiven Bericht über die Aufgabe der Centralgewalt vorzulegen. Es ist jedoch in dem Schreiben des Bevollmächtigten nach Berlin angedeutet, daß am heutigen Tage wichtige Entschließungen der königlich preußischen Regierung bekannt werden würden.</p>
          <p>Der Inhalt ist uns nur im Allgemeinen angedeutet, aber er ist der Art, daß das Ministerium Sie ersuchen muß, ihm Zeit zu geben, den Gegenstand in reife Erwägung zu nehmen, um darüber der hohen Versammlung weitere Vorlage machen zu können Ich bitte Sie daher, meine Herren, im Namen des Ministeriums die heutige Sitzung sobald als möglich zu schließen und auf einen der nächsten Tage eine neue anzuberaumen.</p>
          <p>Der Präsid nt bemerkt hierauf, daß er dann jedenfalls noch die dringlichen Anträge zu erledigen habe, deren die sächsische Kammerauflösung betreffend drei vorliegen, einen von Eisenstuck und Konsorten, den zweiten von Roßmäßler und Compagnie, den dritten von der Gesellschaft Kierulff. Alle drei sprechen einen Tadel gegen die sächsische Regierung, wegen Auflösung der Kammer aus.</p>
          <p>Die Dringlichkeit des Gegenstandes wird anerkannt. Als Redner hat sich Niemand gemeldet. Dagegen stellt jedoch Herr <hi rendition="#g">Zell</hi> aus Trier den Antrag:</p>
          <p>In Erwägung, daß die Reichsversammlung bereits in ihrem Beschlusse vom 26. v M. die sämmtlichen Regierungen, welche die Anerkennung der Reichsverfassung noch nicht ausgesprochen haben, aufgefordert hat, ihre Ständeversammlungen weder aufzulösen noch zu vertagen, daß die Versammlung auch bereits über die seitdem erfolgten Kammerauflösungen ihre Mißbilligung ausgesprochen hat und daher ein abermaliger besonderer Beschluß wegen Auflösung der k. sächsischen Kammer nicht zweckmäßig erscheint, daß vielmehr die Reichsversammlung dahin trachten muß, bei den bevorstehenden Verhandlungen solche allgemeine Maßregeln zu ergreifen, welche geeignet sind den Widerstand der renitenten Regierungen zu beseitigen:</p>
          <p>geht die Reichsversammlung zur motivirten Tagesordnung über.</p>
          <p>Die Abstimmung entscheidet sich für den Antrag des Herrn Zell, also für die motivirte Tagesordnung, was Aeußerungen heftigen Unwillens auf Seiten der Linken hervorruft.</p>
          <p>Mit dem Bemerken, daß es in Rücksicht auf den vom Reichsministerium ausgesprochenen Wunsch auf Abkürzung der heutigen Sitzung geschähe, zieht hierauf Hr. Hartmann einen von ihm und Genossen in Bezug auf das Verbot des rheinischen Städtetags gestellten Antrag (derselbe will diese Maßregel als eine den Grundrechten widersprech de und ungesetzliche erklärt sehen u. s. w.) zurück.</p>
          <p>Der Präsident, nachdem er sich der Zustimmung des Hauses dazu versichert hat, schließt sodann die Sitzung, indem er die Gegenstände der heutigen Tagesordnung auf die Tagesordnung für morgen überträgt.</p>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Gießen, 1. Mai.</head>
          <p>Die sämmtliche <hi rendition="#g">Bürgergarde</hi> hiesiger Stadt war gestern außerordentlich versammelt worden und hat auf die <hi rendition="#g">Reichsverfassung</hi> den Fahneneid geschworen.</p>
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          <head>Wiesbaden, 2. Mai.</head>
          <p>So eben hat unsere Kammer einstimmig auf Antrag der Abg. Lang, Müller II. und Hehner von der einen, und Keim, Fresenius und Heydenreich von der andern Seite folgende Beschlüsse gefaßt: &#x201E;1) Die Regierung aufzufordern, nach Maßgabe der §§ 14 und 193 der Reichsverfassung <hi rendition="#g">schleunigst die Beeidigung des Militärs und der Beamten</hi> zu veranlassen; 2) die Regierung aufzufordern, der deutschen Centralgewalt die Mittheilung zu machen, daß ihr die <hi rendition="#g">bewaffnete Macht Nassau's zur Durchführung der Verfassung zur Disposition stehe.&#x201C;</hi> Regierungs-Commissär Bertram erklärte Namens der Regierung, daß dieselbe alle ihre Kräfte aufbieten würde, um die Reichsverfassung aller Orts zur Anerkennung zu bringen, und daß sie diese Beschlüsse der Kammer sofort vollziehen werde. &#x2012; Die Kammer hat ferner folgenden Beschluß gefaßt: &#x201E;eine Commission sofort zu ernennen, welche alsbald Vorschläge zu machen habe, wie das gesammte nassauische Volk durch die Bürgerwehren zu bewaffnen sei.&#x201C; Die gewählte Commission besteht aus den Abg. Justi, Fresenius und von Gödecke (Oberlieutenant).</p>
          <bibl>(Frankf. J.)</bibl>
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          <head><bibl><author>131</author></bibl> Kaiserslautern, 2. Mai.</head>
          <p>Massen über Massen strömen zur heutigen Volksversammlung herbei und es wogt und wimmelt in den Straßen, wie bei einer kleinen Völkerwanderung. Ueberwiegend sind die rothen Fahnen, die den einzeln heranziehenden Haufen voranwehen. Ich schätze die Zahl der Versammelten auf mindestens 10,000 Menschen. Ein Aufruf ans Land ist verlesen und zur Erörterung gestellt worden, der die baierische Regierung als eine rebellische erklärt. Sodann soll ein Landesvertheidigungsausschuß aus 5 Mitgliedern niedergesetzt werden und sich so lange in Permanenz erklären, bis von der äußersten Linken zu Frankfurt das Zeichen zum Losbruch gegeben wird. Ferner sollen die Landeskassen mit Beschlag belegt und das Militär durch einen besondern Aufruf aufgefordert werden, endlich zum Volke zu stehen, und sich nicht mehr als Werkzeuge einer gottverfluchten volksverderbenden Mordbande gebrauchen zu lassen. Ein Theil der Versammlung war für augenblickliches Handeln, da jener Ausschuß, wenn er keine Gewalt zur Vertheidigung des Landes zur Verfügung habe, eine leere Spielerei sei.</p>
          <p>Das aber wurde von allen Rednern, unter donnerndem Beifall aller Anwesenden, erklärt, daß die Reichsverfassung lediglich als Provisorium und als eine wahrscheinlich nur ganze kurze Brücke zur <hi rendition="#g">deutschen Republik</hi> zu betrachten sei. Die Verhandlungen sind noch nicht zu Ende. Das schließliche Resultat werde ich Ihnen mit nächster Post berichten können.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>43</author></bibl> Freiburg, 2. Mai.</head>
          <p>Die erste Assisensitzung in dem Hochverrathsprozesse <hi rendition="#g">Fickler-Bornstedt</hi> hat heute stattgefunden. <hi rendition="#g">Brentano</hi> hat bekanntlich die Vertheidigung Fickler's, <hi rendition="#g">Thoma</hi> die Bornstedt's übernommen. Die Vertheidiger legten gegen einige Geschworne Nichtigkeitsbeschwerden ein, auf die jedoch der Gerichtshof nicht einging. Auch diejenigen Geschwornen, welche zugleich als Zeugen vorgeladen worden, bleiben nach Aufforderung des Gerichtshofes, der durch dies Alles bereits hinreichend charakterisirt ist, Mitglieder der Jury. Es wird die Anklageakte verlesen. <hi rendition="#g">Bornstedt</hi> ist angeklagt, im März 1848 bei Gründung der deutschen Legion in Paris mitgewirkt, die Stelle eines Vicepräsidenten angenommen, mit Verbindungen und Personen in Deutschland und Frankreich zu jenem Zweck Absprache getroffen zu haben und mit der deutschen Legion in Baden eingefallen zu sein, worauf er sich bei gewaltsamer Wegnahme von Waffen und an dem Gefechte bei Dossenbach gegen die würtemberg'schen Truppen als einer der Kommandoführer betheiligt habe. <hi rendition="#g">Fickler</hi> habe von den Plänen der deutschen Legion in Paris Kenntniß gehabt, und sie unterstützt, er habe nebstdem auf einer Volksversammlung zu Achern zur Einführung der Republik aufgefordert und als Redakteur der &#x201E;Seeblätter&#x201C; den gewaltsamen Umsturz der deutschen Verfassungen und die Verjagung des badischen Großherzogs gepredigt. <hi rendition="#g">Steinmetz</hi> und <hi rendition="#g">Krebs</hi> sind angeklagt, bei verschiedenen Gelegenheiten zur Einführung der Republik aufgefordert und Krebs außerdem, als Adjudant Bornstedt's an dem Gefechte bei Dossenbach Theil genommen zu haben.</p>
          <p>Die nächste Sitzung wird auf Morgen anberaumt. Bei der Masse der vorgeladenen Zeugen wird der Prozeß ziemlich lange währen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar291_019" type="jArticle">
          <head>Freiburg, 28. April.</head>
          <p>Im Hauptquartier des Herrn Generallieutenant v. Miller, Chef des ganzen 8. Reichsarmee-Corps, ist gestern hier die Nachricht eingelaufen, daß von Frankfurt aus Befehl angelangt sei, den General, Prinzen Friedrich von Würtemberg, vor ein Militärgericht zu stellen, weil er ohne Erlaubniß des Reichsministeriums in Frankfurt auf seine Faust und die des Königs Wilhelm sich erlaubt, die würtembergischen Truppen aus Baden marschiren zu lassen, welcher Befehl nur vom Reichskriegsminister gegeben werde. Die ganze hiesige militärische Welt ist sehr gespannt, ob man wirklich das Kriegsgericht installiren wird.</p>
          <bibl>(Mannh. Ab.-Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar291_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> München, 30. April.</head>
          <p>Wir freuen uns, Ihnen eine neue Stylprobe des exangestammelten Baiernkönigs Ludwig, Lola'schen Angedenkens, zu Nutz und Frommen für Jedermann mittheilen zu können. Das exkönigliche &#x201E;Handschreiben&#x201C; betrifft die Gaunerei, welche unter dem Herrn Exkönig auf sein Andringen und mit seiner Genehmigung an den Steuern der geliebten baierischen Unterthanen getrieben worden. Man erräth, daß es sich eben wiederum von der sogenannten griechischen Anleihe handelt. Das Scriptum des &#x201E;Ex-Teutschesten der Teutschen&#x201C; lautet:</p>
          <p>&#x201E;Herr Staatsminister der Finanzen! Von dem Gesammtministerium habe ich gestern ein Schreiben, das Darlehen an Griechenland betreffend, bekommen, worauf ich &#x2012; an Sie gerichtet, in dessen Bereich dieser Gegenstand vorzüglich gehört &#x2012; die Erwiederung abgebe, daß ich bereits vorgehabt hätte, diese Darleihensfrage auf eine dem bayerischen Staatshaushalte genügende Weise zu bereinigen, jedoch die weitere Erklärung bis zum Eintreffen einer bald zu erfolgen habenden Rückantwort meines Sohnes, des Königs von Griechenland, dem ich geschrieben, mir vorbehalten müßte. Wünsche, daß von dieser meiner Erwiederung dem Gesammtstaatsministerium Kenntniß ertheilt und überhaupt der geeignete Gebrauch davon gemacht werde. Mit bekannter Gesinnung Ihr Ihnen wohlgewogener <hi rendition="#g">Ludwig.</hi> München, den 25. April 1849.&#x201C;</p>
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      <div n="1">
        <head>Polen.</head>
        <div xml:id="ar291_021" type="jArticle">
          <head>Krakau, 26. April.</head>
          <p>Obgleich die Rekrutirung nur eine freiwillige in unserm Bezirke sein soll, so wird sie dennoch, und zwar mit der brutalsten Gewalt durchgeführt. Man umstellt &#x2012; nach russischer Sitte &#x2012; Nachts die Häuser, überfällt die Leute in den Betten und führt sie fort. Dies ruft natürlich nicht nur große Unzufriedenheit hervor, sondern häufig bewaffneten Widerstand. Die Conscribirten verweigern durchaus, gegen Ungarn zu kämpfen und wollen nur in polnische Regimenter eingestellt sein. Diese Vorgänge werden nicht ohne Einfluß auf die Bauern in Galizien bleiben, bei denen es überhaupt nur einer günstigen Gelegenheit bedarf, um sich dem Aufstande gegen Oesterreich anzuschließen. Sie brennen vor Begierde die Schmach vom Jahre 1846 in dem Blute der österreichischen Henker abzuwaschen.</p>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 3. Mai.</head>
          <p>Alles muß in Ordnung kommen; es handelt sich nur darum, die Revolution zu heilen. Und wie soll die Revolution geheilt werden? Durch die Transportation! So das Journal des Debats. Das ist seine Antwort auf die beantragte Amnestie der Juni-Insurgenten.&#x201C; Die Transportation, heißt es, ist ohne Zweifel eine Maßregel außerordentlicher Art für die öffentliche Wohlfahrt; man muß seufzen über die Revolutionen, welche solche Angriffe auf das Recht und den regelmäßigen Gang der Gerechtigkeit nothwendig machen; man muß die Anarchie verfluchen, welche durch einen unfehlbaren Abhang zu solchen enormen Repressionsmaßregeln führen. Es ist nur zu wahr, daß die Transportirten weder Verurtheilte noch Angeklagte sind, weil man ihnen sozusagen gar keinen Prozeß gemacht hat, weil sie in ihrer Vertheidigung weder gehört noch mit den Zeugen konfrontirt worden sind &#x2026; Aber die Transportirten sind Kriegsgefangene, und zwar Kriegsgefangene von der schlimmsten Art, Kriegsgefangene vom Bürgerkriege&#x201C;. Also das Journal des Debats, unter dem Vorwande, die Gerechtigkeit in Schutz zu nehmen, wirft es den ganzen Fluch dieser Maßregel auf die Revolution. Und Faucher und Barrot, welche ohne die Revolution nie Minister geworden, und die als Minister die Mission zu haben glauben, den aus der Revolution hervorgegangenen Zustand auf die vor-revolutionären Zustände zurückzuführen, stellen die Transportation als das einzige Gegenmittel gegen die &#x201E;künftige Revolution&#x201C; dar. Die 2000 bis 3000 Menschen in jetziger Zeit, im Augenblicke der Wahlen in Paris zu werfen, das hieße gerade &#x201E;die Revolution auf's Pariser Pflaster schleudern!&#x201C; Und wirklich, wer sind diese 3000 Menschen? Die entschlossensten, energischsten Männer, die in der einen Hand ihr Leben, und in der andern die demokratische Republik tragen, und indem Faucher und Barrot diese Männer transportiren, welche am meisten dazu beigetragen, die Revolution von Februar zu begründen, und Odilon-Barrot und Faucher zum Ministerium zu verhelfen, gestehen diese beiden Männer ein, daß sie durch diese Transportation die künftige Revolution und die jetzige Republik zu transportiren hoffen.</p>
          <p>Die Transportirten sind &#x201E;Kriegsgefangene.&#x201C; Das Volk nach dem Februarsiege hatte verschmäht, Kriegsgefangene zu machen; am andern Tage wurde allgemeine Amnestie, Abschaffung der Todesstrafe u. s. w. proklamirt, und diese Kriegsgefangenen, die schon ihrer Schandthaten wegen vor dem Februar die Guillotine, und nach dem Februar durch ihre Pläne und Vorschläge als Schurken wenigstens die Galeeren verdient haben, eskamotiren abermals die Revolution, und transportiren ihre &#x201E;Kriegsgefangenen,&#x201C; und weigern sich am Stiftungstage der Republik Amnestie zu geben. Als am Vorabende der Februarrevolution der feige Odilon-Barrot, nachdem er sich von den Bankett's zurückgezogen, über das Boulevard daherritt, mit Kußhänden um sich werfend, und vom Volke allenthalben verhöhnt wurde, da merkte Odilon-Barrot, daß seine Zeit vorbei war, und verkroch sich in den Keller mit Thiers und den andern Ministern vom 22. Februar. Wie still, wie gedemüthigt verhielten sie sich in den Tagen nach der Februarrevolution! Und wie gebehrdet sich jetzt dieser elende Barrot? Zu Moulins war ein Bankett; Ledru-Rollin mit zwei andern Repräsentanten präsidirten. Ueber 5000 Bauern kamen mit ihrer Fahne dahin. Der Präfekt in seinem Schrecken ließ den Rappell schlagen. Ledru-Rollin lachte über den Schrecken des Präfekten, ließ seine Bauern auseinandergehn, und fuhr selbst mit seinen 2 Gefährten zurück nach dem Hotel. Als er über den Markt kam, wurde sein Wagen plötzlich angehalten von einigen orleanistischen Nationalgardisten; andere schossen auch und stießen mit ihren Bajonetten durch den Wagen. Ledru-Rollin entkam wirklich durch ein Wunder. Die Pferde wurden scheu, und entflohen im Galopp, nachdem der Wagen von allen Seiten schossen und durchbohrt, und Ledru-Rollin, um sein Leben zu retten, genöthigt worden war, sich platt auf den Boden des Wagens zu legen. Ledru-Rollin setzt in der heutigen Sitzung die Sache mit allen empörenden Details auseinander. Er, der vor einigen Minuten noch die Gewalt hatte, die ganze Stadt Moulins mit ihren monarchischen Präfekten und Gardisten in die Luft zu sprengen, wird hinterlistiger Weise, nachdem er die Bauern auseinandergeschickt, angefallen und mit Todesgefahr bedroht! Und als er seine ganze Indignation in der Bourgeoiskammer darüber ausgesprochen hatte, da erhebt sich der biedere Barrot und antwortet ihm: &#x201E;Ungeachtet der politischen Meinungsverschiedenheit, die mich und Ledru-Rollin gewöhnlich trennen, wird er mir hoffentlich doch nicht die Beleidigung anthun, zu glauben, daß ich der Anstifter dieser Gewaltthätigkeiten gewesen bin?&#x201C; Politische Meinungsverschiedenheit! Man sollte fast glauben, es handelte sich um irgend einen Gelehrtenstreit, um irgend eine Variante, um irgend eine Konjektur, worüber Ledru-Rollin und Barrot uneinig sind! In dieser kleinlichen Form erscheint dem biedern Barrot der ganze Klassenkampf. Nein, Barrot ist nicht Anstifter dieser Gewaltthätigkeiten, aber diese Gewaltthätigkeiten konnten nur unter einem Ministerium Barrot vorfallen, und nur ein Barrot konnte feiger Weise die elende Entschuldigung vorbringen: &#x201E;Ich kann ja nichts dafür; das gehört nicht zu unserer politischen Meinungsverschiedenheit!&#x201C; Und Ledru-Rollin, in dieser Bourgeoiskammer, die eben die Amnestie verworfen hatte, konnte ihm nicht antworten: &#x201E;Aber diese Gewaltthätigkeiten wären nicht vorgefallen, wenn ich damals, als ich Mitglied der provisorischen Regierung war, freien Lauf gelassen hätte den gerechten Gewalithätigkeiten des siegreichen Volkes! Wenn ich ihm gestattet hätte, die Wanze, die sich Barrot nennt, zu zertreten! Aber wer hätte auch denken können, daß Wanzen, wie Barrot und Faucher, jemals hätten aufkommen können!&#x201C; Aber Ledru-Rollin konnte nichts erwidern; die Wanze Barrot hatte den offiziellen Bericht noch nicht darüber erhalten, und sie wartet auf den offiziellen Bericht, den sie erhalten wird von dem Präfekten, der den Rappel hat schlagen lassen. Mit welchem Schmerze mußte Ledru-Rollin sich erinnern, daß <hi rendition="#g">er auch</hi> im April den Rappel hat schlagen lassen, und gegen wen? Gegen seine eigenen Freunde! Aber er hat seinen Irrthum erkannt, und zu Moulins hat er bitter dafür gebüßt, als es hieß: &#x201E;Nieder mit der rothen Kanaille!&#x201C; Juni, die Kasematten, die Pontons, die Galeeren, das Hochgericht von Bourges und der Schandpfahl von Paris mit Caussidière und Blanc, so verfährt die blasse Kanaille, die sich Barrot-Faucher nennt! Die blasse Kanaille, im Schulstaube genährt, durch den Journalismus zu 5 Sous die Ligne groß geworden und doch immer nur von dem lebend, was ihr die Bourgeoisie zufallen lassen will, hat nie ihren Ursprung verleugnen können. Kleinliche Rancune, kleinlicher Haß und Pedantengalle.</p>
          <p>&#x201E;Wenn ich die Größe des Verbrechens vom Juni betrachte, sagt der bleichsüchtige Faucher, so glaube ich noch immer nicht, daß die Buße dem Verbrechen angemessen sei.&#x201C; Die Franzosen sind von Natur aus großmüthig; ein Theil der Bourgeois-Franzosen war sogar zur &#x201E;Vrrzeihung&#x201C; geneigt, die Amnestie wäre vielleicht mit einer schwachen Majorität durchgegangen, wenn nicht der gallsüchtige Faucher mit den &#x201E;Verbrechen,&#x201C; und der biedere &#x201E;Barrot&#x201C; mit seinen &#x201E;Rechtsbegriffen&#x201C; hervorgerückt wäre. Die Amnestie für den vierten Mai ist verworfen worden. Der vierte Mai, der Festtag der Revolution, wird von den Legitimisten als der Tag der &#x201E;Verschwörung&#x201C; ausgeschrieen. Sie werben von allen Seiten an, sie wollen einen künstlichen 24. Februar provoziren. Die Legitimisten haben Geld, und sie können eine Verschwörung provoziren. Die Demokraten haben kein Geld und sie antworten allen den Arbeitern, welche ihnen von Verschwörung sprechen, mit den einfachen Worten: &#x201E;Seid überzeugt, daß wenn man Euch Geld für Anschaffung von Pulver und Blei anbietet, es nur von unsern Feinden herkommen kann. Wir haben kein Geld, wir haben nur unser Recht. Und was brauchen wir eine Verschwörung.&#x201C; Allerdings! die demokratisch-sozialistische Partei ist so stark, daß sie keiner Verschwörung bedarf. Aber die Barrot's und Faucher's, aber die Legitimisten und Orleanisten brauchen eine Verschwörung und deshalb haben sie Carlier zum Polizeichef der inneren Sicherheit angestellt.</p>
          <p>&#x201E;Die provozirenden Agenten, sagte Carlier bereits 1831, sind eine Nothwendigkeit, ein Mittel, wie jedes andere, um die Polizei zu handhaben und auszuführen. Damit ist es ein Leichtes, Mouchards oder Spione für Parteimänner gelten, und sie durch ihre eigenen Leute schlagen zu lassen&#x201C;. Carlier ist der Mann der blassen Kanaille; er ist der Mann Barrot's geworden, wie er der Mann Guizot's war: er ist der rothgefärbte in der Partei. Wenigstens hat er den Muth, seine Farbe einzugestehen. Barrot und Faucher verkriechen sich hinter Carlier und nehmen die von ihm entdeckten Papiere der rothen Republik zum Vorwande, um die Amnestie zu verweigern. Der enttäuschte National, der die Juni-Insurgentenopfer gemacht hat, ist genöthigt, für seine eigene Opfer aufzutreten: Cavaignac selbst muß die Juni-Insurgenten in Schutz nehmen, und er, der so erbarmungslos sie aufgeopfert, Erbarmen erflehen für sein eigenes Machwerk. Vergebens! Die Juni-Insurgenten selbst sind erbarmungslos geworden. Sie stoßen das Mitleid der Cavaignac's zurück; sie weisen den National, trotz seiner täglich erneuerten Konzessionen, ab, und fühlen sich stark genug, um dem National sowohl als der &#x201E;Patrie&#x201C; die Spitze zu bieten.</p>
          <p>Eine neue Revolution steht bevor; ob sie aus den Wahlen selbst hervorgeht, oder vor den Wahlen provozirt wird, ist gleichgültig. Die Revolution, die vor der Thüre steht, ist keine französische mehr.</p>
          <p>Die ausländischen Bewegungen geben an Frankreich den Anstoß zurück, den sie von ihm im Februar des vorigen Jahres erhalten. Die Siege der Magyaren, die Bewegung in Preußen, in Süddeutschland. &#x2012; Alles drängt die Franzosen, der Februarrevolution ihre wahre Bedeutung zu geben: die Bedeutung einer sozialen Revolution durch ganz Europa.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar291_023" type="jArticle">
          <head><bibl><author>43</author></bibl> Paris, 3. Mai.</head>
          <p>Die Subvention, welche Ehren-Marrast als Mitglied der provisorischen Regierung von dem &#x201E;National&#x201C; erhielt, verursacht den Honetten größeren Scandal. Herr Charles Thomas, ehemaliger Kassenführer des &#x201E;National,&#x201C; sieht sich deshalb zu folgender Erwiderung auf den Ducosschen Kommissionsbericht genöthigt.</p>
          <p>Am 9. März 1848 kam Hr. Marrast (damaliger Maire von Paris und Mitglied der provisorischen Regierung) auf die Redaktion des &#x201E;National&#x201C; und verlangte für seine <hi rendition="#g">Privatbedürfnisse</hi> die Summe von 1000 Fr., die ich ihm auch auszahlte. Acht Tage darauf, am 16. März, theilte mir Hr. Marrast mit, daß er noch keinen Gehalt von der Regierung erhalten habe (!) und um seine Familie nicht unter seiner augenblicklichen Verlegenheit mitleiden zu lassen, mich abermals um Uebersendung einer Summe von 1000 Fr. bitten müsse. Ich schickte am folgenden Tage diese Summe in die Rue Notre-Dame de Lorette zu Madame Marrast.</p>
          <p>&#x201E;Die sämmtlichen, nach dem 24. Februar an oder für Herrn Marrast geleisteten Zahlungen des &#x201E;National&#x201C; belaufen sich auf folgende Posten:</p>
          <table>
            <row>
              <cell>28.</cell>
              <cell>Febr.</cell>
              <cell>an</cell>
              <cell>Hrn.</cell>
              <cell>Marrast</cell>
              <cell>50</cell>
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            </row>
            <row>
              <cell>2.</cell>
              <cell>März</cell>
              <cell>an</cell>
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              <cell>Marrast</cell>
              <cell>100</cell>
              <cell>Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>9.</cell>
              <cell>März</cell>
              <cell>an</cell>
              <cell>Hrn.</cell>
              <cell>Marrast</cell>
              <cell>1000</cell>
              <cell>Fr.</cell>
            </row>
            <row>
              <cell>17.</cell>
              <cell>März</cell>
              <cell>an</cell>
              <cell>Mad.</cell>
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              <cell>1000</cell>
              <cell>Fr.</cell>
            </row>
          </table>
          <p>In Summa 2150 Fr.&#x201C;</p>
          <p>Herr Thomas meint danach, daß diese Unterstützungen eher die Menage als die Politik des honetten Marquis angingen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar291_024" type="jArticle">
          <head>Paris, 3. Mai.</head>
          <p>Im Moniteur nichts als die offizielle Anzeige, daß General Fagel im Elysée die Papiere überreichte die ihn als Vertreter des neuen Königs von Holland akkreditiren.</p>
          <p>Ferner hört man, daß Delacour, der die französ. Republik bisher in Wien nur interimistisch vertrat, zum definitiven Titular jenes Postens ernannt ist. Talleyrand, früher zweiter Legationssekretär in Madrid, ist ihm als Erster Sekretär beigegeben. Gabriac, ehemals zweiter Sekretär in Wien, ist nach Constantinopel abgereis't, um den beurlaubten Reculot zu ersetzen.</p>
          <p>&#x2012; Gestern Vormittag begab sich ein Kurier der türkischen Gesandtschaft nach London, um angeblich dem Lord Palmerston eine Note überweisen zu lassen, in welcher die Pforte gegen die fernere Besetzung der Donaufürstenthümer durch die Russen energisch protestirt und die Unterstützung Englands anspricht.</p>
          <p>&#x2012; Der National fällt ob der zweiten russischen Intervention in schreckliche Krämpfe. &#x201E;Die Henker von Praga, ruft er aus, verbinden sich noch einmal mit den Kartätschern von Wien, nicht um, wie es früher hieß, die Sache der Menschheit gegen die Magyaren zu retten, sondern um die Ollmützer Muster-Charte, welche die östreichischen Völker selbst zurückstoßen, zu schützen.&#x2026; Oh jetzt ernten wir die Früchte unserer hirnverrückten Politik. Rußland</p>
          <p>
            <ref type="link">Siehe den Verfolg in der Beilage.</ref>
          </p>
        </div>
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    </body>
  </text>
</TEI>
[1647/0003] jetzt noch keinen Stoff, der mich veranlassen könnte, einen definitiven Bericht über die Aufgabe der Centralgewalt vorzulegen. Es ist jedoch in dem Schreiben des Bevollmächtigten nach Berlin angedeutet, daß am heutigen Tage wichtige Entschließungen der königlich preußischen Regierung bekannt werden würden. Der Inhalt ist uns nur im Allgemeinen angedeutet, aber er ist der Art, daß das Ministerium Sie ersuchen muß, ihm Zeit zu geben, den Gegenstand in reife Erwägung zu nehmen, um darüber der hohen Versammlung weitere Vorlage machen zu können Ich bitte Sie daher, meine Herren, im Namen des Ministeriums die heutige Sitzung sobald als möglich zu schließen und auf einen der nächsten Tage eine neue anzuberaumen. Der Präsid nt bemerkt hierauf, daß er dann jedenfalls noch die dringlichen Anträge zu erledigen habe, deren die sächsische Kammerauflösung betreffend drei vorliegen, einen von Eisenstuck und Konsorten, den zweiten von Roßmäßler und Compagnie, den dritten von der Gesellschaft Kierulff. Alle drei sprechen einen Tadel gegen die sächsische Regierung, wegen Auflösung der Kammer aus. Die Dringlichkeit des Gegenstandes wird anerkannt. Als Redner hat sich Niemand gemeldet. Dagegen stellt jedoch Herr Zell aus Trier den Antrag: In Erwägung, daß die Reichsversammlung bereits in ihrem Beschlusse vom 26. v M. die sämmtlichen Regierungen, welche die Anerkennung der Reichsverfassung noch nicht ausgesprochen haben, aufgefordert hat, ihre Ständeversammlungen weder aufzulösen noch zu vertagen, daß die Versammlung auch bereits über die seitdem erfolgten Kammerauflösungen ihre Mißbilligung ausgesprochen hat und daher ein abermaliger besonderer Beschluß wegen Auflösung der k. sächsischen Kammer nicht zweckmäßig erscheint, daß vielmehr die Reichsversammlung dahin trachten muß, bei den bevorstehenden Verhandlungen solche allgemeine Maßregeln zu ergreifen, welche geeignet sind den Widerstand der renitenten Regierungen zu beseitigen: geht die Reichsversammlung zur motivirten Tagesordnung über. Die Abstimmung entscheidet sich für den Antrag des Herrn Zell, also für die motivirte Tagesordnung, was Aeußerungen heftigen Unwillens auf Seiten der Linken hervorruft. Mit dem Bemerken, daß es in Rücksicht auf den vom Reichsministerium ausgesprochenen Wunsch auf Abkürzung der heutigen Sitzung geschähe, zieht hierauf Hr. Hartmann einen von ihm und Genossen in Bezug auf das Verbot des rheinischen Städtetags gestellten Antrag (derselbe will diese Maßregel als eine den Grundrechten widersprech de und ungesetzliche erklärt sehen u. s. w.) zurück. Der Präsident, nachdem er sich der Zustimmung des Hauses dazu versichert hat, schließt sodann die Sitzung, indem er die Gegenstände der heutigen Tagesordnung auf die Tagesordnung für morgen überträgt. * Gießen, 1. Mai. Die sämmtliche Bürgergarde hiesiger Stadt war gestern außerordentlich versammelt worden und hat auf die Reichsverfassung den Fahneneid geschworen. Wiesbaden, 2. Mai. So eben hat unsere Kammer einstimmig auf Antrag der Abg. Lang, Müller II. und Hehner von der einen, und Keim, Fresenius und Heydenreich von der andern Seite folgende Beschlüsse gefaßt: „1) Die Regierung aufzufordern, nach Maßgabe der §§ 14 und 193 der Reichsverfassung schleunigst die Beeidigung des Militärs und der Beamten zu veranlassen; 2) die Regierung aufzufordern, der deutschen Centralgewalt die Mittheilung zu machen, daß ihr die bewaffnete Macht Nassau's zur Durchführung der Verfassung zur Disposition stehe.“ Regierungs-Commissär Bertram erklärte Namens der Regierung, daß dieselbe alle ihre Kräfte aufbieten würde, um die Reichsverfassung aller Orts zur Anerkennung zu bringen, und daß sie diese Beschlüsse der Kammer sofort vollziehen werde. ‒ Die Kammer hat ferner folgenden Beschluß gefaßt: „eine Commission sofort zu ernennen, welche alsbald Vorschläge zu machen habe, wie das gesammte nassauische Volk durch die Bürgerwehren zu bewaffnen sei.“ Die gewählte Commission besteht aus den Abg. Justi, Fresenius und von Gödecke (Oberlieutenant). (Frankf. J.) 131 Kaiserslautern, 2. Mai. Massen über Massen strömen zur heutigen Volksversammlung herbei und es wogt und wimmelt in den Straßen, wie bei einer kleinen Völkerwanderung. Ueberwiegend sind die rothen Fahnen, die den einzeln heranziehenden Haufen voranwehen. Ich schätze die Zahl der Versammelten auf mindestens 10,000 Menschen. Ein Aufruf ans Land ist verlesen und zur Erörterung gestellt worden, der die baierische Regierung als eine rebellische erklärt. Sodann soll ein Landesvertheidigungsausschuß aus 5 Mitgliedern niedergesetzt werden und sich so lange in Permanenz erklären, bis von der äußersten Linken zu Frankfurt das Zeichen zum Losbruch gegeben wird. Ferner sollen die Landeskassen mit Beschlag belegt und das Militär durch einen besondern Aufruf aufgefordert werden, endlich zum Volke zu stehen, und sich nicht mehr als Werkzeuge einer gottverfluchten volksverderbenden Mordbande gebrauchen zu lassen. Ein Theil der Versammlung war für augenblickliches Handeln, da jener Ausschuß, wenn er keine Gewalt zur Vertheidigung des Landes zur Verfügung habe, eine leere Spielerei sei. Das aber wurde von allen Rednern, unter donnerndem Beifall aller Anwesenden, erklärt, daß die Reichsverfassung lediglich als Provisorium und als eine wahrscheinlich nur ganze kurze Brücke zur deutschen Republik zu betrachten sei. Die Verhandlungen sind noch nicht zu Ende. Das schließliche Resultat werde ich Ihnen mit nächster Post berichten können. 43 Freiburg, 2. Mai. Die erste Assisensitzung in dem Hochverrathsprozesse Fickler-Bornstedt hat heute stattgefunden. Brentano hat bekanntlich die Vertheidigung Fickler's, Thoma die Bornstedt's übernommen. Die Vertheidiger legten gegen einige Geschworne Nichtigkeitsbeschwerden ein, auf die jedoch der Gerichtshof nicht einging. Auch diejenigen Geschwornen, welche zugleich als Zeugen vorgeladen worden, bleiben nach Aufforderung des Gerichtshofes, der durch dies Alles bereits hinreichend charakterisirt ist, Mitglieder der Jury. Es wird die Anklageakte verlesen. Bornstedt ist angeklagt, im März 1848 bei Gründung der deutschen Legion in Paris mitgewirkt, die Stelle eines Vicepräsidenten angenommen, mit Verbindungen und Personen in Deutschland und Frankreich zu jenem Zweck Absprache getroffen zu haben und mit der deutschen Legion in Baden eingefallen zu sein, worauf er sich bei gewaltsamer Wegnahme von Waffen und an dem Gefechte bei Dossenbach gegen die würtemberg'schen Truppen als einer der Kommandoführer betheiligt habe. Fickler habe von den Plänen der deutschen Legion in Paris Kenntniß gehabt, und sie unterstützt, er habe nebstdem auf einer Volksversammlung zu Achern zur Einführung der Republik aufgefordert und als Redakteur der „Seeblätter“ den gewaltsamen Umsturz der deutschen Verfassungen und die Verjagung des badischen Großherzogs gepredigt. Steinmetz und Krebs sind angeklagt, bei verschiedenen Gelegenheiten zur Einführung der Republik aufgefordert und Krebs außerdem, als Adjudant Bornstedt's an dem Gefechte bei Dossenbach Theil genommen zu haben. Die nächste Sitzung wird auf Morgen anberaumt. Bei der Masse der vorgeladenen Zeugen wird der Prozeß ziemlich lange währen. Freiburg, 28. April. Im Hauptquartier des Herrn Generallieutenant v. Miller, Chef des ganzen 8. Reichsarmee-Corps, ist gestern hier die Nachricht eingelaufen, daß von Frankfurt aus Befehl angelangt sei, den General, Prinzen Friedrich von Würtemberg, vor ein Militärgericht zu stellen, weil er ohne Erlaubniß des Reichsministeriums in Frankfurt auf seine Faust und die des Königs Wilhelm sich erlaubt, die würtembergischen Truppen aus Baden marschiren zu lassen, welcher Befehl nur vom Reichskriegsminister gegeben werde. Die ganze hiesige militärische Welt ist sehr gespannt, ob man wirklich das Kriegsgericht installiren wird. (Mannh. Ab.-Z.) * München, 30. April. Wir freuen uns, Ihnen eine neue Stylprobe des exangestammelten Baiernkönigs Ludwig, Lola'schen Angedenkens, zu Nutz und Frommen für Jedermann mittheilen zu können. Das exkönigliche „Handschreiben“ betrifft die Gaunerei, welche unter dem Herrn Exkönig auf sein Andringen und mit seiner Genehmigung an den Steuern der geliebten baierischen Unterthanen getrieben worden. Man erräth, daß es sich eben wiederum von der sogenannten griechischen Anleihe handelt. Das Scriptum des „Ex-Teutschesten der Teutschen“ lautet: „Herr Staatsminister der Finanzen! Von dem Gesammtministerium habe ich gestern ein Schreiben, das Darlehen an Griechenland betreffend, bekommen, worauf ich ‒ an Sie gerichtet, in dessen Bereich dieser Gegenstand vorzüglich gehört ‒ die Erwiederung abgebe, daß ich bereits vorgehabt hätte, diese Darleihensfrage auf eine dem bayerischen Staatshaushalte genügende Weise zu bereinigen, jedoch die weitere Erklärung bis zum Eintreffen einer bald zu erfolgen habenden Rückantwort meines Sohnes, des Königs von Griechenland, dem ich geschrieben, mir vorbehalten müßte. Wünsche, daß von dieser meiner Erwiederung dem Gesammtstaatsministerium Kenntniß ertheilt und überhaupt der geeignete Gebrauch davon gemacht werde. Mit bekannter Gesinnung Ihr Ihnen wohlgewogener Ludwig. München, den 25. April 1849.“ Polen. Krakau, 26. April. Obgleich die Rekrutirung nur eine freiwillige in unserm Bezirke sein soll, so wird sie dennoch, und zwar mit der brutalsten Gewalt durchgeführt. Man umstellt ‒ nach russischer Sitte ‒ Nachts die Häuser, überfällt die Leute in den Betten und führt sie fort. Dies ruft natürlich nicht nur große Unzufriedenheit hervor, sondern häufig bewaffneten Widerstand. Die Conscribirten verweigern durchaus, gegen Ungarn zu kämpfen und wollen nur in polnische Regimenter eingestellt sein. Diese Vorgänge werden nicht ohne Einfluß auf die Bauern in Galizien bleiben, bei denen es überhaupt nur einer günstigen Gelegenheit bedarf, um sich dem Aufstande gegen Oesterreich anzuschließen. Sie brennen vor Begierde die Schmach vom Jahre 1846 in dem Blute der österreichischen Henker abzuwaschen. Französische Republik. 12 Paris, 3. Mai. Alles muß in Ordnung kommen; es handelt sich nur darum, die Revolution zu heilen. Und wie soll die Revolution geheilt werden? Durch die Transportation! So das Journal des Debats. Das ist seine Antwort auf die beantragte Amnestie der Juni-Insurgenten.“ Die Transportation, heißt es, ist ohne Zweifel eine Maßregel außerordentlicher Art für die öffentliche Wohlfahrt; man muß seufzen über die Revolutionen, welche solche Angriffe auf das Recht und den regelmäßigen Gang der Gerechtigkeit nothwendig machen; man muß die Anarchie verfluchen, welche durch einen unfehlbaren Abhang zu solchen enormen Repressionsmaßregeln führen. Es ist nur zu wahr, daß die Transportirten weder Verurtheilte noch Angeklagte sind, weil man ihnen sozusagen gar keinen Prozeß gemacht hat, weil sie in ihrer Vertheidigung weder gehört noch mit den Zeugen konfrontirt worden sind … Aber die Transportirten sind Kriegsgefangene, und zwar Kriegsgefangene von der schlimmsten Art, Kriegsgefangene vom Bürgerkriege“. Also das Journal des Debats, unter dem Vorwande, die Gerechtigkeit in Schutz zu nehmen, wirft es den ganzen Fluch dieser Maßregel auf die Revolution. Und Faucher und Barrot, welche ohne die Revolution nie Minister geworden, und die als Minister die Mission zu haben glauben, den aus der Revolution hervorgegangenen Zustand auf die vor-revolutionären Zustände zurückzuführen, stellen die Transportation als das einzige Gegenmittel gegen die „künftige Revolution“ dar. Die 2000 bis 3000 Menschen in jetziger Zeit, im Augenblicke der Wahlen in Paris zu werfen, das hieße gerade „die Revolution auf's Pariser Pflaster schleudern!“ Und wirklich, wer sind diese 3000 Menschen? Die entschlossensten, energischsten Männer, die in der einen Hand ihr Leben, und in der andern die demokratische Republik tragen, und indem Faucher und Barrot diese Männer transportiren, welche am meisten dazu beigetragen, die Revolution von Februar zu begründen, und Odilon-Barrot und Faucher zum Ministerium zu verhelfen, gestehen diese beiden Männer ein, daß sie durch diese Transportation die künftige Revolution und die jetzige Republik zu transportiren hoffen. Die Transportirten sind „Kriegsgefangene.“ Das Volk nach dem Februarsiege hatte verschmäht, Kriegsgefangene zu machen; am andern Tage wurde allgemeine Amnestie, Abschaffung der Todesstrafe u. s. w. proklamirt, und diese Kriegsgefangenen, die schon ihrer Schandthaten wegen vor dem Februar die Guillotine, und nach dem Februar durch ihre Pläne und Vorschläge als Schurken wenigstens die Galeeren verdient haben, eskamotiren abermals die Revolution, und transportiren ihre „Kriegsgefangenen,“ und weigern sich am Stiftungstage der Republik Amnestie zu geben. Als am Vorabende der Februarrevolution der feige Odilon-Barrot, nachdem er sich von den Bankett's zurückgezogen, über das Boulevard daherritt, mit Kußhänden um sich werfend, und vom Volke allenthalben verhöhnt wurde, da merkte Odilon-Barrot, daß seine Zeit vorbei war, und verkroch sich in den Keller mit Thiers und den andern Ministern vom 22. Februar. Wie still, wie gedemüthigt verhielten sie sich in den Tagen nach der Februarrevolution! Und wie gebehrdet sich jetzt dieser elende Barrot? Zu Moulins war ein Bankett; Ledru-Rollin mit zwei andern Repräsentanten präsidirten. Ueber 5000 Bauern kamen mit ihrer Fahne dahin. Der Präfekt in seinem Schrecken ließ den Rappell schlagen. Ledru-Rollin lachte über den Schrecken des Präfekten, ließ seine Bauern auseinandergehn, und fuhr selbst mit seinen 2 Gefährten zurück nach dem Hotel. Als er über den Markt kam, wurde sein Wagen plötzlich angehalten von einigen orleanistischen Nationalgardisten; andere schossen auch und stießen mit ihren Bajonetten durch den Wagen. Ledru-Rollin entkam wirklich durch ein Wunder. Die Pferde wurden scheu, und entflohen im Galopp, nachdem der Wagen von allen Seiten schossen und durchbohrt, und Ledru-Rollin, um sein Leben zu retten, genöthigt worden war, sich platt auf den Boden des Wagens zu legen. Ledru-Rollin setzt in der heutigen Sitzung die Sache mit allen empörenden Details auseinander. Er, der vor einigen Minuten noch die Gewalt hatte, die ganze Stadt Moulins mit ihren monarchischen Präfekten und Gardisten in die Luft zu sprengen, wird hinterlistiger Weise, nachdem er die Bauern auseinandergeschickt, angefallen und mit Todesgefahr bedroht! Und als er seine ganze Indignation in der Bourgeoiskammer darüber ausgesprochen hatte, da erhebt sich der biedere Barrot und antwortet ihm: „Ungeachtet der politischen Meinungsverschiedenheit, die mich und Ledru-Rollin gewöhnlich trennen, wird er mir hoffentlich doch nicht die Beleidigung anthun, zu glauben, daß ich der Anstifter dieser Gewaltthätigkeiten gewesen bin?“ Politische Meinungsverschiedenheit! Man sollte fast glauben, es handelte sich um irgend einen Gelehrtenstreit, um irgend eine Variante, um irgend eine Konjektur, worüber Ledru-Rollin und Barrot uneinig sind! In dieser kleinlichen Form erscheint dem biedern Barrot der ganze Klassenkampf. Nein, Barrot ist nicht Anstifter dieser Gewaltthätigkeiten, aber diese Gewaltthätigkeiten konnten nur unter einem Ministerium Barrot vorfallen, und nur ein Barrot konnte feiger Weise die elende Entschuldigung vorbringen: „Ich kann ja nichts dafür; das gehört nicht zu unserer politischen Meinungsverschiedenheit!“ Und Ledru-Rollin, in dieser Bourgeoiskammer, die eben die Amnestie verworfen hatte, konnte ihm nicht antworten: „Aber diese Gewaltthätigkeiten wären nicht vorgefallen, wenn ich damals, als ich Mitglied der provisorischen Regierung war, freien Lauf gelassen hätte den gerechten Gewalithätigkeiten des siegreichen Volkes! Wenn ich ihm gestattet hätte, die Wanze, die sich Barrot nennt, zu zertreten! Aber wer hätte auch denken können, daß Wanzen, wie Barrot und Faucher, jemals hätten aufkommen können!“ Aber Ledru-Rollin konnte nichts erwidern; die Wanze Barrot hatte den offiziellen Bericht noch nicht darüber erhalten, und sie wartet auf den offiziellen Bericht, den sie erhalten wird von dem Präfekten, der den Rappel hat schlagen lassen. Mit welchem Schmerze mußte Ledru-Rollin sich erinnern, daß er auch im April den Rappel hat schlagen lassen, und gegen wen? Gegen seine eigenen Freunde! Aber er hat seinen Irrthum erkannt, und zu Moulins hat er bitter dafür gebüßt, als es hieß: „Nieder mit der rothen Kanaille!“ Juni, die Kasematten, die Pontons, die Galeeren, das Hochgericht von Bourges und der Schandpfahl von Paris mit Caussidière und Blanc, so verfährt die blasse Kanaille, die sich Barrot-Faucher nennt! Die blasse Kanaille, im Schulstaube genährt, durch den Journalismus zu 5 Sous die Ligne groß geworden und doch immer nur von dem lebend, was ihr die Bourgeoisie zufallen lassen will, hat nie ihren Ursprung verleugnen können. Kleinliche Rancune, kleinlicher Haß und Pedantengalle. „Wenn ich die Größe des Verbrechens vom Juni betrachte, sagt der bleichsüchtige Faucher, so glaube ich noch immer nicht, daß die Buße dem Verbrechen angemessen sei.“ Die Franzosen sind von Natur aus großmüthig; ein Theil der Bourgeois-Franzosen war sogar zur „Vrrzeihung“ geneigt, die Amnestie wäre vielleicht mit einer schwachen Majorität durchgegangen, wenn nicht der gallsüchtige Faucher mit den „Verbrechen,“ und der biedere „Barrot“ mit seinen „Rechtsbegriffen“ hervorgerückt wäre. Die Amnestie für den vierten Mai ist verworfen worden. Der vierte Mai, der Festtag der Revolution, wird von den Legitimisten als der Tag der „Verschwörung“ ausgeschrieen. Sie werben von allen Seiten an, sie wollen einen künstlichen 24. Februar provoziren. Die Legitimisten haben Geld, und sie können eine Verschwörung provoziren. Die Demokraten haben kein Geld und sie antworten allen den Arbeitern, welche ihnen von Verschwörung sprechen, mit den einfachen Worten: „Seid überzeugt, daß wenn man Euch Geld für Anschaffung von Pulver und Blei anbietet, es nur von unsern Feinden herkommen kann. Wir haben kein Geld, wir haben nur unser Recht. Und was brauchen wir eine Verschwörung.“ Allerdings! die demokratisch-sozialistische Partei ist so stark, daß sie keiner Verschwörung bedarf. Aber die Barrot's und Faucher's, aber die Legitimisten und Orleanisten brauchen eine Verschwörung und deshalb haben sie Carlier zum Polizeichef der inneren Sicherheit angestellt. „Die provozirenden Agenten, sagte Carlier bereits 1831, sind eine Nothwendigkeit, ein Mittel, wie jedes andere, um die Polizei zu handhaben und auszuführen. Damit ist es ein Leichtes, Mouchards oder Spione für Parteimänner gelten, und sie durch ihre eigenen Leute schlagen zu lassen“. Carlier ist der Mann der blassen Kanaille; er ist der Mann Barrot's geworden, wie er der Mann Guizot's war: er ist der rothgefärbte in der Partei. Wenigstens hat er den Muth, seine Farbe einzugestehen. Barrot und Faucher verkriechen sich hinter Carlier und nehmen die von ihm entdeckten Papiere der rothen Republik zum Vorwande, um die Amnestie zu verweigern. Der enttäuschte National, der die Juni-Insurgentenopfer gemacht hat, ist genöthigt, für seine eigene Opfer aufzutreten: Cavaignac selbst muß die Juni-Insurgenten in Schutz nehmen, und er, der so erbarmungslos sie aufgeopfert, Erbarmen erflehen für sein eigenes Machwerk. Vergebens! Die Juni-Insurgenten selbst sind erbarmungslos geworden. Sie stoßen das Mitleid der Cavaignac's zurück; sie weisen den National, trotz seiner täglich erneuerten Konzessionen, ab, und fühlen sich stark genug, um dem National sowohl als der „Patrie“ die Spitze zu bieten. Eine neue Revolution steht bevor; ob sie aus den Wahlen selbst hervorgeht, oder vor den Wahlen provozirt wird, ist gleichgültig. Die Revolution, die vor der Thüre steht, ist keine französische mehr. Die ausländischen Bewegungen geben an Frankreich den Anstoß zurück, den sie von ihm im Februar des vorigen Jahres erhalten. Die Siege der Magyaren, die Bewegung in Preußen, in Süddeutschland. ‒ Alles drängt die Franzosen, der Februarrevolution ihre wahre Bedeutung zu geben: die Bedeutung einer sozialen Revolution durch ganz Europa. 43 Paris, 3. Mai. Die Subvention, welche Ehren-Marrast als Mitglied der provisorischen Regierung von dem „National“ erhielt, verursacht den Honetten größeren Scandal. Herr Charles Thomas, ehemaliger Kassenführer des „National,“ sieht sich deshalb zu folgender Erwiderung auf den Ducosschen Kommissionsbericht genöthigt. Am 9. März 1848 kam Hr. Marrast (damaliger Maire von Paris und Mitglied der provisorischen Regierung) auf die Redaktion des „National“ und verlangte für seine Privatbedürfnisse die Summe von 1000 Fr., die ich ihm auch auszahlte. Acht Tage darauf, am 16. März, theilte mir Hr. Marrast mit, daß er noch keinen Gehalt von der Regierung erhalten habe (!) und um seine Familie nicht unter seiner augenblicklichen Verlegenheit mitleiden zu lassen, mich abermals um Uebersendung einer Summe von 1000 Fr. bitten müsse. Ich schickte am folgenden Tage diese Summe in die Rue Notre-Dame de Lorette zu Madame Marrast. „Die sämmtlichen, nach dem 24. Februar an oder für Herrn Marrast geleisteten Zahlungen des „National“ belaufen sich auf folgende Posten: 28. Febr. an Hrn. Marrast 50 Fr. 2. März an Mad. Marrast 100 Fr. 9. März an Hrn. Marrast 1000 Fr. 17. März an Mad. Marrast 1000 Fr. In Summa 2150 Fr.“ Herr Thomas meint danach, daß diese Unterstützungen eher die Menage als die Politik des honetten Marquis angingen. Paris, 3. Mai. Im Moniteur nichts als die offizielle Anzeige, daß General Fagel im Elysée die Papiere überreichte die ihn als Vertreter des neuen Königs von Holland akkreditiren. Ferner hört man, daß Delacour, der die französ. Republik bisher in Wien nur interimistisch vertrat, zum definitiven Titular jenes Postens ernannt ist. Talleyrand, früher zweiter Legationssekretär in Madrid, ist ihm als Erster Sekretär beigegeben. Gabriac, ehemals zweiter Sekretär in Wien, ist nach Constantinopel abgereis't, um den beurlaubten Reculot zu ersetzen. ‒ Gestern Vormittag begab sich ein Kurier der türkischen Gesandtschaft nach London, um angeblich dem Lord Palmerston eine Note überweisen zu lassen, in welcher die Pforte gegen die fernere Besetzung der Donaufürstenthümer durch die Russen energisch protestirt und die Unterstützung Englands anspricht. ‒ Der National fällt ob der zweiten russischen Intervention in schreckliche Krämpfe. „Die Henker von Praga, ruft er aus, verbinden sich noch einmal mit den Kartätschern von Wien, nicht um, wie es früher hieß, die Sache der Menschheit gegen die Magyaren zu retten, sondern um die Ollmützer Muster-Charte, welche die östreichischen Völker selbst zurückstoßen, zu schützen.… Oh jetzt ernten wir die Früchte unserer hirnverrückten Politik. Rußland Siehe den Verfolg in der Beilage.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 291. Köln, 6. Mai 1849, S. 1647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz291i_1849/3>, abgerufen am 23.11.2024.