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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 295. Köln, 11. Mai 1849.

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nicht zum Kampfe gestalten wollte. Heute könnte die Sache schon anders werden, denn das Proletariat ist aus seinen Troglodytenhöhlen auf die Straße hinaufgestiegen. Das bedeutet mehr, als das europäische Gesammtgeheul der Bourgeoiswänste. Das Volk schimpft über die Feigheit und kalkulirende Niederträchtigkeit dieser Wänste, es verlangt nach ihren Waffen. Wir wollen sehen, was es gibt. Daß man das Militär ohne Weiteres verhöhnt, will mir nicht klug scheinen. Ich habe mich unter manche Soldatenhaufen gemischt, und wenn ich auch schnapsverpreußte Volksmörder angetroffen, die sich ein Vergnügen daraus machen, wie ein verthierter Janhagel in wehrlose Haufen zu schießen, so habe ich doch auch viele gefunden, welche sich unaufgefordert volksthümlich äußerten. Man sollte das Militär vor allem zu ködern suchen. Nimptsch, den ich gestern bereits todt gemacht, lebt noch, obwohl der Arzt an seinem Aufkommen zweifelt. Er hat an 40 Stich- und Hiebwunden erhalten. Das Volk wollte ihn aufhängen und hatte ihm bereits einen Strick um den Hals geworfen, indessen war das Gedränge so gewaltig, daß die Ausführung unmöglich wurde. Wie es heißt, soll auch Engelmann, der Bürgerwehroberst, vom Volke bedeutend mißhandelt worden sein. Engelmann ist ein guter Engel, aber kein Thatmensch. Seine ganze Demokratie verliert sich in seinem allmächtigen Barte. Ihm lag es ob, trotz Verbot, Alarm schlagen und auf diese Weise die Bürgerwehr in Bewegung bringen zu lassen. Das Volk ist ganz auf sich angewiesen und ohne alle militärische Führung. Für heute Abend ist eine Sitzung des demokratischen Vereins ausgeschrieben. Der Uebelstand unserer Bewegung liegt, wie ich Ihnen oft geklagt, in der Führung. Die Führer sind fast sämmtlich Bourgeois a la Engelmann. Das Volk ist nur an sie gewohnt und da sie es im Stiche lassen, so hat es Niemand, namentlich keine militärische Erfahrungen. Unter dem Volke selbst aber herrscht noch gewaltige Unwissenheit und Verpreußung, Kasernenfrivolität, die den Enst verhindert. Das Benehmen der hiesigen Bourgeois und das der Dresdener Kommunalgarde muß dem Volke denn doch endlich einmal die Augen öffnen und ihm den Kern der deutsch-patriotischen Heuchelerei unseres Bourgeoisgesindels enthüllen. Nur unter solchen Zuständen konnte in der gestrigen Volksversammlung der Abgeordnete Stein das Benehmen der rheinischen Gemeinderäthe als einen nachahmenswerthen Heroismus darstellen.

Die hiesigen Zeitungsredaktionen, lauter gemeine Bourgeoisseelen, die sonst um jeder hindostanischen Kleinigkeit willen das Pflaster mit Extrablättern überschwemmen und damit einen einträglichen Schacher treiben, lassen bis zu dieser Stunde (12 Uhr) gewiß aus allzugroßem Muthe noch nichts von sich hören. Wie weit die Demokratie der profitwüthigen Oderzeitung geht, können Sie unter anderem auch daraus entnehmen, daß dieselbe die Aufnahme des bloßen ministeriellen Bescheids verweigert hat, den die Nummer 290 der N. Rh. Ztg. mittheilt. Sie fürchtet sich, solche Sachen zu offenbaren, das wäre in den Augen dieses schacherwüthigen Blattes "rothe Republik."

So lange solche Kerls nur den Schnabel dabei öffnen dürfen, sind alle Revolutionen keinen Pfifferling werth. Von der preußischen Frivolität und radikalen Kasernenschweinerei, wie sie hier namentlich in der sogenannten haute volee herrscht, können Sie sich am Rheine trotz mancher saubern Muster gar keinen Begriff machen, und es ist dem wohl zuzuschreiben, daß die Cholera in Breslau permanent bleibt. Noch in voriger Woche sind Leute daran gestorben.

Das Militär blieb während der ganzen Nacht konsignirt, und stand am Morgen mit zusammengestellten Gewehren auf dem Exerzierplatz vor dem Hohenzollern'schen Schlosse.

Obschon ihrem Geheul nach die Bourgeoisie den Kampf wenigstens beginnen müßte, so glaube ich doch, daß sie auch heute -- in ihren wohlmöblirten Löchern bleiben wird.

2 Uhr. Eben erscheinen Extrablätter, aber -- aus Feigheit -- ohne ein Wort über die hiesigen Vorfälle. Die Bürgerwehr-Majore, welche heute Mittag eine Berathung halten sollten, haben dieselbe -- aus Feigheit -- abgelehnt. Aus Dresden trifft die Nachricht ein, "Mein herrliches Kriegsheer" [unleserliches Material] die Volksmörder, seien zurückgeschlagen worden.

Oesterreich's Tamerlan will sich an die Spitze der Armee stellen. "Die Magyaren haben den Jablunka-Paß erobert und dabei zwei österreichische Regimenter aufgerieben. Sie beherrschen damit die Insurrektion in Galizien und Schlesien.

Bahnhof, 3 1/2 Uhr. Der alte und der junge Standrechts-Tamerlan sind in Wien eingetroffen; der junge, um sich mit der ganzen standrechtlichen Gottesgnade an die Spitze der erbarmungswerthen Armee zu stellen, der alte, um im ungünstigen Augenblicke noch einmal die Krone anzuprobiren und mit diesem Kabinetsstückchen die Magyaren möglichst zu erwischen. Aber dein Reich ist aus, österreichischer Kamarillakniff!

Heute waren zahlreiche Polizeibüttel mit berittener Gensd'armerie am Bahnhofe aufgestellt, um etwa ankommende Polen, die hieher oder nach Dresden wollen, abzufassen. Die Kerls entfernten sich ohne Beute.

Breslau, 7: Mai. Nachts 11. Uhr.

So eben vernehmen wir, daß auch an der Ohlauer Thorwache eine Barrikade errichtet und hartnäckig vertheidigt wird. Im südöstlichen Theile der Stadt, der durch Militär vollständig cernirt ist, hat sich ein lebhafter Kampf entsponnen. Fortwährend hört man sowohl einzelne Schüsse als wie ganzes Rottenfeuer. Von allen Seiten hört man, daß der Verlust an Menschenleben von beiden Theilen sehr bedeutend ist.

(Br. Z.)
X Wien, 6. Mai.

Gleich nachdem gestern der Standrechtskaiser in Schönbrunn abgestigen war, fuhren von hier aus 2 Batterieen, sammt Munitionskarren, und 2 Bataillons Militär zur größeren Sicherheit dahin ab; obgleich Schönbrunn ohne dieß sehr stark mit Militär besetzt ist. Bei seinem Zuge durch Wien nach Schönbrunn zeigte das Volk eine eisige Ruhe. Die Minister begaben sich sofort nach Schönbrunn. Die Aristokratie des Adels und des Geldes, welche sich in ganz Europa zur Unterdrückung der Freiheit associrt haben, und zwar im allergrößten Maßstabe bei uns in Oestreich und Wien, veranstalteten am Abende eine sehr matte Illumination in der Stadt, und in einigen Straßen der eleganteren Vorstädte. Die neugierige Bevölkerung promenirte über den Graben, Stefansplatz, Kohlenmarkt etc., jedoch lautlos und in geringer Anzahl. Ich hatte Gelegenheit, aus dem Munde solcher Bourgeoisseelen gegen die Bewohner unbeleuchteter Häuser die empörendsten, gemeinsten Aeußerungen führen zu hören.

Noch steht es in Zweifel, auf welcher Seite der Sieg bei Preßburg sein wird. Möge der Himmel nur diesmal die Kämpfer für die europäische Freiheit mit eisernem Willen und furchtbarer Kraft stärken, und diesen Kampf für die geknechtete Menschheit gegen die Tyrannei mit einem glänzenden, vollkommenen Siege lohnen. O! wie sind wir hier zur geistigen und physischen Unthätigkeit in den Angelegenheiten unseres politischen Lebens durch den, von den Bestien erfundenen Belagerungszustand, und das damit verbundene Standrecht geknebelt. Die deutsche, stolze Hauptstadt Wien kann zum eigenen, und zum Wohle der deutschen Sache nichts wirken! Fluch der Brut, die solche Schmach über uns, über unsere deutschen Länder gebracht. Aengstlich harren wir der Nachrichten, die da kommen von den Schlachtfeldern des Osten, und mit Verlangen erwarten wir die Erhebung unserer deutschen Brüder im Westen, da wir der Meinung sind: Eine Erhebung im Westen wäre ein halber Sieg im Osten!

Das Einrücken der Russen in Siebenbürgen hat sich bis jetzt noch nicht bestätigt.

Im Laufe des heutigen Tages brachte man auf der Südbahn von Wiener-Neustadt den ungarischen Ex-Ministerpräsidenten Bathyani und 3 ungarische Bischöfe gefänglich hieher. Bathyani, der im Jahre 1848 noch fast jugendliche Mann, ist in der kurzen Zeit zum Greise geworden; sein großer, langer Bart tst schneeweiß; derselbe war im vorigen Jahre noch kastanienbraun.

Heute früh war um 10 Uhr große Revue auf der großen Esplanade zwischen dem Burg- und Franzensthor, bei welcher der Kaiser die hiesigen Garnisonstruppen besichtigte,

Der wohlunterrichteten Wiener-Volkshalle zu Folge übernimmt die Direktion der Nordbahn für die ganze Woche nur an Einem Tage Personentransporte, [unleserliches Material]a die übrige Zeit einzig und allein zum Transporte der russischen Truppen bestimmt ist.

Das Armee-Generalkommando, welches sich einen Tag in Laxenburg befand, ist wieder nach Odenburg verlegt.

Gub.-Nath Graf Attems ist mit dem gestrigen Nachmittagstrain. als Landeskommissär für das russische Korps nach Prerau abgereist

Wien, 6. Mai.

Von den 21 Bauern, welche bei Güns die Kroaten überfielen und ermordeten, wurden fünf bereits vom hiesigen Kriminalgericht zum Tode verurtheilt.

Wir gehen hier einer Theuerung der ersten Lebensbedürfnisse entgegen, wovon sich die ersten Symptome bereits in Fleisch- und Getreide-Anschlag ergeben.

Bei der Kommission, welche zur Erhebung des im Oktober von Privaten erlittnen Schadens niedergesetzt ist, übersteigen die Anmeldungen bereits 3 1/2 Mill. Gulden.

15 Schleswig-Holstein, 8. Mai.

Wir können nicht umhin, Ihren Lesern den Theodor Bracklow, der vielleicht von manchem Nicht-Schleswig-Holsteiner für einen tüchtigen Demokraten gehalten wird, als einen politischen Charlatan zu bezeichnen. Dieser Bracklow ist nämlich einer von denjenigen, welcher das Volk unter dem Deckmantel der Demokratie exploitirt, und durch seine militärischen Talente, (?!!) bvrufen zu sein glaubt, Deutschland dieselben Lorbeeren zu erringen, wie Napoleon es in Frankreich that.

Jetzt ist dieses politische Genie nach der Märzvereinler-Versammlung, und wird vielleicht auch in Köln, auf seiner Durchreise renommirt haben, daß Er, Theodor Bracklow, aus Schleswig-Holstein ist.

Wir empfehlen den Märzvereinlern den Charlatan Bracklow zum ersten Obergeneral der ersten Reichsarmee, sobald die Reichsverfassung des heiligen römischen Reichs durchgeführt sein wird.

Ein anderer sogenannter Demokrat, welcher in Altona für die im Norden Verwundeten sammeln ließ, ist mit dem gesammelten Gelde, zu dem selbst arme Arbeiter ihr Scherflein beigetragen, durchgebrannt, die Größe der Summe wird verschieden angegeben, nach Einigen soll sie 400 Thlr. Pr. betragen. Der Name dieses Betrügers ist ist Färber, ei-devant Buchhändler in Potsdam.

Auf der in Neumünster stattgefundenen Versammlung der Schleswig-Holsteinischen Vereine wurden folgende Beschlüsse gefaßt:

"Die in der heutigen Versammlung zu Neumünster anwesenden Abgeordneten der verbundenen schleswig-holsteinischen Volksvereine kommen überein, mit allen Kräften und Mitteln der Vereine in allen Districkten des Landes dahin zu wirken, daß schleunigst die gesammte mündige Bevölkerung der Herzogthümer denjenigen vaterländischen Bestrebungen (Unterstützung der Reichssimonie) sich anschließe, welche bereits an vielen Orten sich kundgegeben haben mit Rücksicht auf die Durchführung der deutschen Reichsverfassung und auf die völlige Trennung der Herzogthümer von Dänemark. Die vorgedachten Abgeordneten treten in dieser Beziehung denjenigen Adressen bei, in welchen die persönlich Unterzeichneten

in Erwägung, daß ihr bestimmter Wille darauf gerichtet ist, daß
1. die von der National-Versammlung beschlossene deutsche Reichsverfassung aller Orten in Deutschland in Wirksamkeit trete, daß
2. alle und jede Verbindung der deutschen Herzogthümer (sie halten also an einem Gottbegnadeten fest) mit dem Königreich Dänemark aufgehoben werde,
in fernerer Erwägung, daß bei der einmal eingetretenen Lage der Dinge für die Durchführung ihres Willens es von der größten Bedeutung ist, wenn, wie in ganz Deutschland überhaupt, so hier in unsern Herzogthümern schleunigst Maßregeln getroffen werden zur Wehrhaftmachung des gesammten Volks
an die Landesversammlung den Antrag stellen:
Dieselbe möge:
1. nach bereits geschehener Anerkennung der Reichsverfassung nunmehr auch das die Herzogthümer an Dänemark noch knüpfende Band der Personalunion für gelöst erklären, und
2. bei der Staatsregierung die geeigneten Anordnungen zur schleunigsten und energischen Entwicklung aller Wehrkraft des Landes erwirken.

Dieser Beschluß ist dem Büreau der Landesversammlung unter Bezugnahme auf den Beschluß der deutschen Nationalversammlung, nach welchem die Landesvertretungen der deutschen Volksstämme in Thätigkeit zu setzen oder zu belassen sind, bis die Reichsverfassung zur Anerkennung gebracht sein wird, mit der Bitte um schleunigste Einberufung unserer Landesversammlung mitzutheilen."

Unsere Haidschnucken-Versammlung, die bekanntlich in kritischen Augenblicken auseinanderläuft, wenn es gilt zu handeln, ist auch vor kurzem wieder auseinandergegangen, obgleich die Gesetzgebung nicht mehr durch einen Malmöer Waffenstillstand gehemmt ist, und das Schleswig-Holsteinische Volk schon lange auf viele organische Gesetze wartet, die es endlich in den Genuß der "Märzerrungenschaften" setzen sollen.

Kiel, 6. Mai.

Unsere Armee (heißt es unter diesem Datum in der "B.-H.") wird auch wohl bald einiger Reserven bedürfen, wenn der Krieg fortdauert oder auch nur öfters dergleichen Recognoscirungen vorgenommen werden, wie der tapfere Oberst v. Zastrow sie zu lieben scheint, der aus einer Recognoscirung fast eine Schlacht macht, wie der 3. Mai gezeigt hat. Die Unsrigen haben an diesem Tage allerdings wieder viele Ehre eingelegt und die höchste Bravour bewährt, indeß einen anderen Vortheil konnten sie natürlich nicht erlangen.

15 Kassel, 8. Mai.

Gestern Abend war hier die hiesige Bürgerwehr nebst Schutzwache zu einer Demonstration für die Reichsverfassung ausgerückt. Der Kommandeur, ein Maurermeister, frug die Versammlung, ob sie die Verfassung anerkennen wolle? Einstimmiges Ja! Ob sie auch für die Verfassung mit Gut und Blut einstehen wolle? Dreimaliges Hurrah! Der Verein für Volksrechte in Verbindung mit dem Verein der "selbstständigen" Gewerbtreibenden hielten kürzlich eine Versammlung, in welcher beschlossen wurde, an die Reichsversammlung und nicht weniger an das kurhessische Ministerium eine Adresse zu richten um Beeidigung. Das Ministerium wird nun wohl nächstens die Verfassung als reichshistorisches Aktenstück im Gesetzblatt veröffentlichen, in Betreff der Vereidigung aber bleibt Alles beim Alten. Indessen macht der demokratische Verein revolutionäre Anstrengungen und es ist eine Aufforderung zur Bildung einer demokratischen Legion erschienen, wozu sich bis jetzt einige hundert gemeldet haben sollen.

15 Frankfurt, 8. Mai.

Ihnen noch weiter über den Märzverein zu referiren, ist mir unmöglich, weil diese Versammlung zu fade ist. Ja so fade, daß sie über den Antrag, der Pfalz und Sachsen zu helfen, zur Tagesordnung überging. Hoffentlich wird die Revolution sich revangiren und über dieser neuen Auflage des deutschen Nationalfroschteichs auch zur Tagesordnung übergehen. Das Centralmärzvereinbarungscomite übernimmt die "baldige geheime Organisation ihrer Partei, bei der offenen Revolution vor der Thür! Heute hat Simon (Trier) eine Mißtrauensadresse von seinen Wählern erhalten.

Er frägt naiv, weshalb nennt man mich einen Verräther?

224 Aus Franken, 5. Mai.

Ganz Baiern gleicht gegenwärtig einem glühenden Krater, in dessen Heerd es von Sekunde zu Sekunde tobender und lauter kocht und gährt. Im ganzen Lande stehen sich zwei Heere kampffertig gegenüber: es ist die Partei des Volkes, numerisch und moralisch in Franken wenigstens der Pfaffen- und Heulerpartei überlegen, die ihren Hauptanhang in den altbaierischen Stockprovingen zählt, und die, aufs Aeußerste gebracht, sobald als nur immer möglich va banque spielen möchte. Wenn ich Ihnen berichte, daß die Aufregung im vorjährigen März ein Kinder- und Possenspiel war gegen die Wuth und die Gährung unter unserm Volke im gegenwärtigen Augenblicke, so ist dieses mehr als gelind gesprochen. Das baierische Volk hat nun seine ochsenmäßige Eselei vom vorigen Jahre eingesehen, wo es sich im eitlen Vertrauen auf den "starken Arm" der Wiener und Berliner durch elende Lügenproklamationen eines von der Pfaffenkamarilla unterjochten Reichschefs und eines vormärzlich-liberalen Bourgeoisministeriums dupiren und von der Contrerevolution schafsgeduldig ins Schlepptau nehmen ließ. Desto furchtbarer, desto ungezügelter ist jetzt seine Wuth Der jetzt überall rothglühende politische Horizont hat die Erbitterung noch bedeutend gesteigert. Vorzüglich sind es die Ungarn, deren Siege hier mit der größten Aufmerksamkeit und dem größten Jubel verfolgt werden, denn das Volk weiß nur zu gut, wie eng die Geschicke der Habsburgischen und der Wittelsbacher Tyrannenfamilie miteinander verknüpft sind, wie das östreichische Gesammtscheusal nicht zusammenstürzen kann, ohne zugleich das zehnfach verschwägerte, mitkompromittirte und mitbefleckte Partikularscheusal Baiern in seinen Fall zu ziehen. Gleichgültig dagegen betrachtet man die Berliner Eckendemonstrationen. Besonders aber in unserer Provinz Franken, wo die Demokraten die immense Mehrzahl bilden, steigt die Aufregung und die Wuth von Tag zu Tag, so daß kurzsichtige Heuler jeden Augenblick einen allgemeinen Aufstand befürchten. Ja wohl, es bedürfte nur eines Funken's, um die Empörung zur hellen Flamme anzufachen. Alle Tage wird das Volk mehr aufgestachelt durch die unerträglichste Plackerei, Prellerei und Hunzerei von Seite der Regierung, es wäre jeden Augenblick bereit, die Fahne des Aufruhrs gegen die Regierung zu erheben; ebenso ist die Luft immerwährend geschwängert von den widersprechendsten Gerüchten, bald soll in Würzburg, bald in Bamberg, bald in Nürnberg ein Aufstand ausgebrochen und die Republik proklamirt sein. Ich kann Sie aber auf das Bestimmteste und im Namen und Auftrag vieler fränkischen Demokraten versichern, daß das Volk sich hüten wird, jetzt schon zu einem Aufstand zu schreiten. Im Gegentheil wenden die Stimmführer alle ihre Macht und Einfluß auf das Volk an, um es von einem ebenso voreiligen als verderblichen Schritte abzuhalten. Trotz aller Gährung, trotz aller Mobilmachung unserer Regimenter, trotz des scheußlichsten Militär- und Polizeidespotismus, unter dem wir schmachten, werden wir ruhig unsere Zeit abwarten; aber wenn das erste rothe Banner auf dem Louvre und den Tuillerien weht, wenn der erste ungarische Husar den Wienern sein "Eljen Kossuth!" zuruft, dann wird Franken nicht das letzte Land sein, welches die rothe Fahne aufpflanzt. Dieses Wachwerden des Volkes ist hauptsächlich das Verdienst unserer Partei, welche seit Beginn des Frühlings durch unausgesetzte, unermüdliche Agitation, besonders durch zahllose Volksversammlungen dem Volk über seine verzweifelte Lage die Augen öffnet. Der äußerliche Vorwand zu diesem Sturme ist die immerwährende Vertagung des bei uns so populären Landtages, und, wir hätten freilich eine andere Ursache gewünscht, als diese, die verunglückte Reichsverfassung. Keineswegs jedoch, als ob die Demokraten eine sonderliche Sympathie für die lahme Reichsverfassung hätten, das ganze Volk betrachtet sie nur als Waffe, um zu seinem Endziele, einer gänzlichen Lossagung von dem Münchener Jusuitenjoche zu gelangen, und eben nur deshalb ist die Reichsverfassung in Franken so populär, weil die Münchener Regierung eine so fanatische Opposition dagegen macht. Was aber die Aufregung bis aufs Höchste steigert, ist die freche Verhöhnung des Volkswillens durch eine immerwährende Vertagung der Kammer.

Demonstrationen aller Art, Versammlungen, Adressen, Proteste, Petitionen überstürzen sich seit einigen Wochen in Franken. Fast jede Woche seit dem März wurden gegen sechs Volksversammlungen in den verschiedenen Theilen Frankens gehalten, an jedem Sonntage allein in der Regel drei oder vier. Alle waren mindestens von einer Volksmasse von 6000 Menschen besucht, immer legte das Volk durch sein taktvolles Verhalten einen Beweis von seiner Reife an den Tag, ohngeachtet jene Volksversammlungen immer von einem ganzen Pulk Reichskosaken umstellt waren, die sich höherer Anordnung zufolge durch die unverschämteste Anmassung alle erdenkliche Mühe gaben, Unordnungen zu provoziren. Auf diese Weise wurde auch das Landvolk tüchtig bearbeitet und unterwühlt und man muß sich wirklich über die ungeheure Theilnahme wundern, die die Landleute den bis zu diesem Frühjahre bei uns noch ganz neuen Volksversammlungen widmeten, und über die Empfänglichkeit, die sie für die demokratischen Lehren an den Tag legten. In Folge dieser Volksversammlungen bildeten sich eine Menge von demokratischen und "Bauernvereinen" im Anschluß an den Centralausschuß der Arbeitervereine und umspannen das ganze Frankenland thatsächlich mit ihrem Netze. Erlauben Sie mir in Kurzem die bedeutendsten Volksversammlungen der letzten Zeit aufzuzählen. Zuerst die Versammlung in Uhlfeld im Aischthale, beschickt von den 6 demokratischen Vereinen von Uhlfeld, Lonnerstadt, Mühlhausen, Adelsdorf, Herzogenaurach und Weißendorf, und wo unter den Rednern die Abgeordneten Morgenstern von Fürth und Crämer von Fürth, beide von der äußersten Linken auftraten. Eine zweite besonders großartige Volksversammlung fand zu Ebensfeld statt, an der sich der Abgeordnete Dr. Prelk von Bamberg (äußerste Linke) betheiligte. Dann die Volksversammlung zu Neustadt an der Aisch, am 29. April zugleich ein Verbrüderungsfest zwischen den fränkischen und thüringischen Demokraten (Neustadt liegt im Herzogthum Coburg hart an der baierischen Gränze). Zehntausend kampfentschlossene Männer beider Provinzen schwuren, daß die thüringischen und die fränkischen Demokraten mit einander siegen oder fallen würden! Aber nicht allein unter dem Landvolke begnügte sich unsere Partei zu agitiren, selbst mitten in die Städte verlegte sie den Schauplatz der Volksversammlungen. So wurden in Würzburg nach einander zwei große Volksversammlungen gehalten wegen Anerkennung der Reichsverfassung und sofortiger Zusammenberufung der Volkskammer. Der wichtigste Tag aber bleibt der Tag von Nürnberg der 2. Mai. "Trennung von Bayern, gänzliche Scheidung des freien fränkischen Volkes von der altbayerischen Pfaffentyrannei", das ist die Parole, die sich wie ein rothes Band als Hauptthema durch alle Reden bei Volksversammlungen, durchzog. In Nürnberg rückte die gesammte Bürgerwehr, Turncorps etc. feierlichst aus und beschloß fast einstimmig, an den Reichsmax eine Adresse abgehen zu lassen mit der gemessenen Forderung, sogleich die Reichsverfassung anzuerkennen, widrigenfalls man sich entschließen müsse, mit Leib und Blut der Volksfreiheit Geltung zu verschaffen. Gleiches geschah in Würzburg, Schweinfurth, Hof, Fürth. Je weniger man in München darauf Rücksicht nahm, desto mehr steigerte sich die Aufregung und die Entrüstung im Volke. Unter diesen wichtigen Zeitumständen glaubte sich der Bamberger Volksverein, von dem überhaupt seither alle Volksversammlungen und andere Demonstrationen ausgegangen waren, verpflichtet, sogleich einen Congreß sämmtlicher demokratischer Vereine der drei fränkischen

nicht zum Kampfe gestalten wollte. Heute könnte die Sache schon anders werden, denn das Proletariat ist aus seinen Troglodytenhöhlen auf die Straße hinaufgestiegen. Das bedeutet mehr, als das europäische Gesammtgeheul der Bourgeoiswänste. Das Volk schimpft über die Feigheit und kalkulirende Niederträchtigkeit dieser Wänste, es verlangt nach ihren Waffen. Wir wollen sehen, was es gibt. Daß man das Militär ohne Weiteres verhöhnt, will mir nicht klug scheinen. Ich habe mich unter manche Soldatenhaufen gemischt, und wenn ich auch schnapsverpreußte Volksmörder angetroffen, die sich ein Vergnügen daraus machen, wie ein verthierter Janhagel in wehrlose Haufen zu schießen, so habe ich doch auch viele gefunden, welche sich unaufgefordert volksthümlich äußerten. Man sollte das Militär vor allem zu ködern suchen. Nimptsch, den ich gestern bereits todt gemacht, lebt noch, obwohl der Arzt an seinem Aufkommen zweifelt. Er hat an 40 Stich- und Hiebwunden erhalten. Das Volk wollte ihn aufhängen und hatte ihm bereits einen Strick um den Hals geworfen, indessen war das Gedränge so gewaltig, daß die Ausführung unmöglich wurde. Wie es heißt, soll auch Engelmann, der Bürgerwehroberst, vom Volke bedeutend mißhandelt worden sein. Engelmann ist ein guter Engel, aber kein Thatmensch. Seine ganze Demokratie verliert sich in seinem allmächtigen Barte. Ihm lag es ob, trotz Verbot, Alarm schlagen und auf diese Weise die Bürgerwehr in Bewegung bringen zu lassen. Das Volk ist ganz auf sich angewiesen und ohne alle militärische Führung. Für heute Abend ist eine Sitzung des demokratischen Vereins ausgeschrieben. Der Uebelstand unserer Bewegung liegt, wie ich Ihnen oft geklagt, in der Führung. Die Führer sind fast sämmtlich Bourgeois à la Engelmann. Das Volk ist nur an sie gewohnt und da sie es im Stiche lassen, so hat es Niemand, namentlich keine militärische Erfahrungen. Unter dem Volke selbst aber herrscht noch gewaltige Unwissenheit und Verpreußung, Kasernenfrivolität, die den Enst verhindert. Das Benehmen der hiesigen Bourgeois und das der Dresdener Kommunalgarde muß dem Volke denn doch endlich einmal die Augen öffnen und ihm den Kern der deutsch-patriotischen Heuchelerei unseres Bourgeoisgesindels enthüllen. Nur unter solchen Zuständen konnte in der gestrigen Volksversammlung der Abgeordnete Stein das Benehmen der rheinischen Gemeinderäthe als einen nachahmenswerthen Heroismus darstellen.

Die hiesigen Zeitungsredaktionen, lauter gemeine Bourgeoisseelen, die sonst um jeder hindostanischen Kleinigkeit willen das Pflaster mit Extrablättern überschwemmen und damit einen einträglichen Schacher treiben, lassen bis zu dieser Stunde (12 Uhr) gewiß aus allzugroßem Muthe noch nichts von sich hören. Wie weit die Demokratie der profitwüthigen Oderzeitung geht, können Sie unter anderem auch daraus entnehmen, daß dieselbe die Aufnahme des bloßen ministeriellen Bescheids verweigert hat, den die Nummer 290 der N. Rh. Ztg. mittheilt. Sie fürchtet sich, solche Sachen zu offenbaren, das wäre in den Augen dieses schacherwüthigen Blattes „rothe Republik.“

So lange solche Kerls nur den Schnabel dabei öffnen dürfen, sind alle Revolutionen keinen Pfifferling werth. Von der preußischen Frivolität und radikalen Kasernenschweinerei, wie sie hier namentlich in der sogenannten haute volée herrscht, können Sie sich am Rheine trotz mancher saubern Muster gar keinen Begriff machen, und es ist dem wohl zuzuschreiben, daß die Cholera in Breslau permanent bleibt. Noch in voriger Woche sind Leute daran gestorben.

Das Militär blieb während der ganzen Nacht konsignirt, und stand am Morgen mit zusammengestellten Gewehren auf dem Exerzierplatz vor dem Hohenzollern'schen Schlosse.

Obschon ihrem Geheul nach die Bourgeoisie den Kampf wenigstens beginnen müßte, so glaube ich doch, daß sie auch heute — in ihren wohlmöblirten Löchern bleiben wird.

2 Uhr. Eben erscheinen Extrablätter, aber — aus Feigheit — ohne ein Wort über die hiesigen Vorfälle. Die Bürgerwehr-Majore, welche heute Mittag eine Berathung halten sollten, haben dieselbe — aus Feigheit — abgelehnt. Aus Dresden trifft die Nachricht ein, „Mein herrliches Kriegsheer“ [unleserliches Material] die Volksmörder, seien zurückgeschlagen worden.

Oesterreich's Tamerlan will sich an die Spitze der Armee stellen. „Die Magyaren haben den Jablunka-Paß erobert und dabei zwei österreichische Regimenter aufgerieben. Sie beherrschen damit die Insurrektion in Galizien und Schlesien.

Bahnhof, 3 1/2 Uhr. Der alte und der junge Standrechts-Tamerlan sind in Wien eingetroffen; der junge, um sich mit der ganzen standrechtlichen Gottesgnade an die Spitze der erbarmungswerthen Armee zu stellen, der alte, um im ungünstigen Augenblicke noch einmal die Krone anzuprobiren und mit diesem Kabinetsstückchen die Magyaren möglichst zu erwischen. Aber dein Reich ist aus, österreichischer Kamarillakniff!

Heute waren zahlreiche Polizeibüttel mit berittener Gensd'armerie am Bahnhofe aufgestellt, um etwa ankommende Polen, die hieher oder nach Dresden wollen, abzufassen. Die Kerls entfernten sich ohne Beute.

Breslau, 7: Mai. Nachts 11. Uhr.

So eben vernehmen wir, daß auch an der Ohlauer Thorwache eine Barrikade errichtet und hartnäckig vertheidigt wird. Im südöstlichen Theile der Stadt, der durch Militär vollständig cernirt ist, hat sich ein lebhafter Kampf entsponnen. Fortwährend hört man sowohl einzelne Schüsse als wie ganzes Rottenfeuer. Von allen Seiten hört man, daß der Verlust an Menschenleben von beiden Theilen sehr bedeutend ist.

(Br. Z.)
X Wien, 6. Mai.

Gleich nachdem gestern der Standrechtskaiser in Schönbrunn abgestigen war, fuhren von hier aus 2 Batterieen, sammt Munitionskarren, und 2 Bataillons Militär zur größeren Sicherheit dahin ab; obgleich Schönbrunn ohne dieß sehr stark mit Militär besetzt ist. Bei seinem Zuge durch Wien nach Schönbrunn zeigte das Volk eine eisige Ruhe. Die Minister begaben sich sofort nach Schönbrunn. Die Aristokratie des Adels und des Geldes, welche sich in ganz Europa zur Unterdrückung der Freiheit associrt haben, und zwar im allergrößten Maßstabe bei uns in Oestreich und Wien, veranstalteten am Abende eine sehr matte Illumination in der Stadt, und in einigen Straßen der eleganteren Vorstädte. Die neugierige Bevölkerung promenirte über den Graben, Stefansplatz, Kohlenmarkt etc., jedoch lautlos und in geringer Anzahl. Ich hatte Gelegenheit, aus dem Munde solcher Bourgeoisseelen gegen die Bewohner unbeleuchteter Häuser die empörendsten, gemeinsten Aeußerungen führen zu hören.

Noch steht es in Zweifel, auf welcher Seite der Sieg bei Preßburg sein wird. Möge der Himmel nur diesmal die Kämpfer für die europäische Freiheit mit eisernem Willen und furchtbarer Kraft stärken, und diesen Kampf für die geknechtete Menschheit gegen die Tyrannei mit einem glänzenden, vollkommenen Siege lohnen. O! wie sind wir hier zur geistigen und physischen Unthätigkeit in den Angelegenheiten unseres politischen Lebens durch den, von den Bestien erfundenen Belagerungszustand, und das damit verbundene Standrecht geknebelt. Die deutsche, stolze Hauptstadt Wien kann zum eigenen, und zum Wohle der deutschen Sache nichts wirken! Fluch der Brut, die solche Schmach über uns, über unsere deutschen Länder gebracht. Aengstlich harren wir der Nachrichten, die da kommen von den Schlachtfeldern des Osten, und mit Verlangen erwarten wir die Erhebung unserer deutschen Brüder im Westen, da wir der Meinung sind: Eine Erhebung im Westen wäre ein halber Sieg im Osten!

Das Einrücken der Russen in Siebenbürgen hat sich bis jetzt noch nicht bestätigt.

Im Laufe des heutigen Tages brachte man auf der Südbahn von Wiener-Neustadt den ungarischen Ex-Ministerpräsidenten Bathyani und 3 ungarische Bischöfe gefänglich hieher. Bathyani, der im Jahre 1848 noch fast jugendliche Mann, ist in der kurzen Zeit zum Greise geworden; sein großer, langer Bart tst schneeweiß; derselbe war im vorigen Jahre noch kastanienbraun.

Heute früh war um 10 Uhr große Revue auf der großen Esplanade zwischen dem Burg- und Franzensthor, bei welcher der Kaiser die hiesigen Garnisonstruppen besichtigte,

Der wohlunterrichteten Wiener-Volkshalle zu Folge übernimmt die Direktion der Nordbahn für die ganze Woche nur an Einem Tage Personentransporte, [unleserliches Material]a die übrige Zeit einzig und allein zum Transporte der russischen Truppen bestimmt ist.

Das Armee-Generalkommando, welches sich einen Tag in Laxenburg befand, ist wieder nach Odenburg verlegt.

Gub.-Nath Graf Attems ist mit dem gestrigen Nachmittagstrain. als Landeskommissär für das russische Korps nach Prerau abgereist

Wien, 6. Mai.

Von den 21 Bauern, welche bei Güns die Kroaten überfielen und ermordeten, wurden fünf bereits vom hiesigen Kriminalgericht zum Tode verurtheilt.

Wir gehen hier einer Theuerung der ersten Lebensbedürfnisse entgegen, wovon sich die ersten Symptome bereits in Fleisch- und Getreide-Anschlag ergeben.

Bei der Kommission, welche zur Erhebung des im Oktober von Privaten erlittnen Schadens niedergesetzt ist, übersteigen die Anmeldungen bereits 3 1/2 Mill. Gulden.

15 Schleswig-Holstein, 8. Mai.

Wir können nicht umhin, Ihren Lesern den Theodor Bracklow, der vielleicht von manchem Nicht-Schleswig-Holsteiner für einen tüchtigen Demokraten gehalten wird, als einen politischen Charlatan zu bezeichnen. Dieser Bracklow ist nämlich einer von denjenigen, welcher das Volk unter dem Deckmantel der Demokratie exploitirt, und durch seine militärischen Talente, (?!!) bvrufen zu sein glaubt, Deutschland dieselben Lorbeeren zu erringen, wie Napoleon es in Frankreich that.

Jetzt ist dieses politische Genie nach der Märzvereinler-Versammlung, und wird vielleicht auch in Köln, auf seiner Durchreise renommirt haben, daß Er, Theodor Bracklow, aus Schleswig-Holstein ist.

Wir empfehlen den Märzvereinlern den Charlatan Bracklow zum ersten Obergeneral der ersten Reichsarmee, sobald die Reichsverfassung des heiligen römischen Reichs durchgeführt sein wird.

Ein anderer sogenannter Demokrat, welcher in Altona für die im Norden Verwundeten sammeln ließ, ist mit dem gesammelten Gelde, zu dem selbst arme Arbeiter ihr Scherflein beigetragen, durchgebrannt, die Größe der Summe wird verschieden angegeben, nach Einigen soll sie 400 Thlr. Pr. betragen. Der Name dieses Betrügers ist ist Färber, ei-devant Buchhändler in Potsdam.

Auf der in Neumünster stattgefundenen Versammlung der Schleswig-Holsteinischen Vereine wurden folgende Beschlüsse gefaßt:

„Die in der heutigen Versammlung zu Neumünster anwesenden Abgeordneten der verbundenen schleswig-holsteinischen Volksvereine kommen überein, mit allen Kräften und Mitteln der Vereine in allen Districkten des Landes dahin zu wirken, daß schleunigst die gesammte mündige Bevölkerung der Herzogthümer denjenigen vaterländischen Bestrebungen (Unterstützung der Reichssimonie) sich anschließe, welche bereits an vielen Orten sich kundgegeben haben mit Rücksicht auf die Durchführung der deutschen Reichsverfassung und auf die völlige Trennung der Herzogthümer von Dänemark. Die vorgedachten Abgeordneten treten in dieser Beziehung denjenigen Adressen bei, in welchen die persönlich Unterzeichneten

in Erwägung, daß ihr bestimmter Wille darauf gerichtet ist, daß
1. die von der National-Versammlung beschlossene deutsche Reichsverfassung aller Orten in Deutschland in Wirksamkeit trete, daß
2. alle und jede Verbindung der deutschen Herzogthümer (sie halten also an einem Gottbegnadeten fest) mit dem Königreich Dänemark aufgehoben werde,
in fernerer Erwägung, daß bei der einmal eingetretenen Lage der Dinge für die Durchführung ihres Willens es von der größten Bedeutung ist, wenn, wie in ganz Deutschland überhaupt, so hier in unsern Herzogthümern schleunigst Maßregeln getroffen werden zur Wehrhaftmachung des gesammten Volks
an die Landesversammlung den Antrag stellen:
Dieselbe möge:
1. nach bereits geschehener Anerkennung der Reichsverfassung nunmehr auch das die Herzogthümer an Dänemark noch knüpfende Band der Personalunion für gelöst erklären, und
2. bei der Staatsregierung die geeigneten Anordnungen zur schleunigsten und energischen Entwicklung aller Wehrkraft des Landes erwirken.

Dieser Beschluß ist dem Büreau der Landesversammlung unter Bezugnahme auf den Beschluß der deutschen Nationalversammlung, nach welchem die Landesvertretungen der deutschen Volksstämme in Thätigkeit zu setzen oder zu belassen sind, bis die Reichsverfassung zur Anerkennung gebracht sein wird, mit der Bitte um schleunigste Einberufung unserer Landesversammlung mitzutheilen.“

Unsere Haidschnucken-Versammlung, die bekanntlich in kritischen Augenblicken auseinanderläuft, wenn es gilt zu handeln, ist auch vor kurzem wieder auseinandergegangen, obgleich die Gesetzgebung nicht mehr durch einen Malmöer Waffenstillstand gehemmt ist, und das Schleswig-Holsteinische Volk schon lange auf viele organische Gesetze wartet, die es endlich in den Genuß der „Märzerrungenschaften“ setzen sollen.

Kiel, 6. Mai.

Unsere Armee (heißt es unter diesem Datum in der „B.-H.“) wird auch wohl bald einiger Reserven bedürfen, wenn der Krieg fortdauert oder auch nur öfters dergleichen Recognoscirungen vorgenommen werden, wie der tapfere Oberst v. Zastrow sie zu lieben scheint, der aus einer Recognoscirung fast eine Schlacht macht, wie der 3. Mai gezeigt hat. Die Unsrigen haben an diesem Tage allerdings wieder viele Ehre eingelegt und die höchste Bravour bewährt, indeß einen anderen Vortheil konnten sie natürlich nicht erlangen.

15 Kassel, 8. Mai.

Gestern Abend war hier die hiesige Bürgerwehr nebst Schutzwache zu einer Demonstration für die Reichsverfassung ausgerückt. Der Kommandeur, ein Maurermeister, frug die Versammlung, ob sie die Verfassung anerkennen wolle? Einstimmiges Ja! Ob sie auch für die Verfassung mit Gut und Blut einstehen wolle? Dreimaliges Hurrah! Der Verein für Volksrechte in Verbindung mit dem Verein der „selbstständigen“ Gewerbtreibenden hielten kürzlich eine Versammlung, in welcher beschlossen wurde, an die Reichsversammlung und nicht weniger an das kurhessische Ministerium eine Adresse zu richten um Beeidigung. Das Ministerium wird nun wohl nächstens die Verfassung als reichshistorisches Aktenstück im Gesetzblatt veröffentlichen, in Betreff der Vereidigung aber bleibt Alles beim Alten. Indessen macht der demokratische Verein revolutionäre Anstrengungen und es ist eine Aufforderung zur Bildung einer demokratischen Legion erschienen, wozu sich bis jetzt einige hundert gemeldet haben sollen.

15 Frankfurt, 8. Mai.

Ihnen noch weiter über den Märzverein zu referiren, ist mir unmöglich, weil diese Versammlung zu fade ist. Ja so fade, daß sie über den Antrag, der Pfalz und Sachsen zu helfen, zur Tagesordnung überging. Hoffentlich wird die Revolution sich revangiren und über dieser neuen Auflage des deutschen Nationalfroschteichs auch zur Tagesordnung übergehen. Das Centralmärzvereinbarungscomité übernimmt die „baldige geheime Organisation ihrer Partei, bei der offenen Revolution vor der Thür! Heute hat Simon (Trier) eine Mißtrauensadresse von seinen Wählern erhalten.

Er frägt naiv, weshalb nennt man mich einen Verräther?

224 Aus Franken, 5. Mai.

Ganz Baiern gleicht gegenwärtig einem glühenden Krater, in dessen Heerd es von Sekunde zu Sekunde tobender und lauter kocht und gährt. Im ganzen Lande stehen sich zwei Heere kampffertig gegenüber: es ist die Partei des Volkes, numerisch und moralisch in Franken wenigstens der Pfaffen- und Heulerpartei überlegen, die ihren Hauptanhang in den altbaierischen Stockprovingen zählt, und die, aufs Aeußerste gebracht, sobald als nur immer möglich va banque spielen möchte. Wenn ich Ihnen berichte, daß die Aufregung im vorjährigen März ein Kinder- und Possenspiel war gegen die Wuth und die Gährung unter unserm Volke im gegenwärtigen Augenblicke, so ist dieses mehr als gelind gesprochen. Das baierische Volk hat nun seine ochsenmäßige Eselei vom vorigen Jahre eingesehen, wo es sich im eitlen Vertrauen auf den „starken Arm“ der Wiener und Berliner durch elende Lügenproklamationen eines von der Pfaffenkamarilla unterjochten Reichschefs und eines vormärzlich-liberalen Bourgeoisministeriums dupiren und von der Contrerevolution schafsgeduldig ins Schlepptau nehmen ließ. Desto furchtbarer, desto ungezügelter ist jetzt seine Wuth Der jetzt überall rothglühende politische Horizont hat die Erbitterung noch bedeutend gesteigert. Vorzüglich sind es die Ungarn, deren Siege hier mit der größten Aufmerksamkeit und dem größten Jubel verfolgt werden, denn das Volk weiß nur zu gut, wie eng die Geschicke der Habsburgischen und der Wittelsbacher Tyrannenfamilie miteinander verknüpft sind, wie das östreichische Gesammtscheusal nicht zusammenstürzen kann, ohne zugleich das zehnfach verschwägerte, mitkompromittirte und mitbefleckte Partikularscheusal Baiern in seinen Fall zu ziehen. Gleichgültig dagegen betrachtet man die Berliner Eckendemonstrationen. Besonders aber in unserer Provinz Franken, wo die Demokraten die immense Mehrzahl bilden, steigt die Aufregung und die Wuth von Tag zu Tag, so daß kurzsichtige Heuler jeden Augenblick einen allgemeinen Aufstand befürchten. Ja wohl, es bedürfte nur eines Funken's, um die Empörung zur hellen Flamme anzufachen. Alle Tage wird das Volk mehr aufgestachelt durch die unerträglichste Plackerei, Prellerei und Hunzerei von Seite der Regierung, es wäre jeden Augenblick bereit, die Fahne des Aufruhrs gegen die Regierung zu erheben; ebenso ist die Luft immerwährend geschwängert von den widersprechendsten Gerüchten, bald soll in Würzburg, bald in Bamberg, bald in Nürnberg ein Aufstand ausgebrochen und die Republik proklamirt sein. Ich kann Sie aber auf das Bestimmteste und im Namen und Auftrag vieler fränkischen Demokraten versichern, daß das Volk sich hüten wird, jetzt schon zu einem Aufstand zu schreiten. Im Gegentheil wenden die Stimmführer alle ihre Macht und Einfluß auf das Volk an, um es von einem ebenso voreiligen als verderblichen Schritte abzuhalten. Trotz aller Gährung, trotz aller Mobilmachung unserer Regimenter, trotz des scheußlichsten Militär- und Polizeidespotismus, unter dem wir schmachten, werden wir ruhig unsere Zeit abwarten; aber wenn das erste rothe Banner auf dem Louvre und den Tuillerien weht, wenn der erste ungarische Husar den Wienern sein „Eljen Kossuth!“ zuruft, dann wird Franken nicht das letzte Land sein, welches die rothe Fahne aufpflanzt. Dieses Wachwerden des Volkes ist hauptsächlich das Verdienst unserer Partei, welche seit Beginn des Frühlings durch unausgesetzte, unermüdliche Agitation, besonders durch zahllose Volksversammlungen dem Volk über seine verzweifelte Lage die Augen öffnet. Der äußerliche Vorwand zu diesem Sturme ist die immerwährende Vertagung des bei uns so populären Landtages, und, wir hätten freilich eine andere Ursache gewünscht, als diese, die verunglückte Reichsverfassung. Keineswegs jedoch, als ob die Demokraten eine sonderliche Sympathie für die lahme Reichsverfassung hätten, das ganze Volk betrachtet sie nur als Waffe, um zu seinem Endziele, einer gänzlichen Lossagung von dem Münchener Jusuitenjoche zu gelangen, und eben nur deshalb ist die Reichsverfassung in Franken so populär, weil die Münchener Regierung eine so fanatische Opposition dagegen macht. Was aber die Aufregung bis aufs Höchste steigert, ist die freche Verhöhnung des Volkswillens durch eine immerwährende Vertagung der Kammer.

Demonstrationen aller Art, Versammlungen, Adressen, Proteste, Petitionen überstürzen sich seit einigen Wochen in Franken. Fast jede Woche seit dem März wurden gegen sechs Volksversammlungen in den verschiedenen Theilen Frankens gehalten, an jedem Sonntage allein in der Regel drei oder vier. Alle waren mindestens von einer Volksmasse von 6000 Menschen besucht, immer legte das Volk durch sein taktvolles Verhalten einen Beweis von seiner Reife an den Tag, ohngeachtet jene Volksversammlungen immer von einem ganzen Pulk Reichskosaken umstellt waren, die sich höherer Anordnung zufolge durch die unverschämteste Anmassung alle erdenkliche Mühe gaben, Unordnungen zu provoziren. Auf diese Weise wurde auch das Landvolk tüchtig bearbeitet und unterwühlt und man muß sich wirklich über die ungeheure Theilnahme wundern, die die Landleute den bis zu diesem Frühjahre bei uns noch ganz neuen Volksversammlungen widmeten, und über die Empfänglichkeit, die sie für die demokratischen Lehren an den Tag legten. In Folge dieser Volksversammlungen bildeten sich eine Menge von demokratischen und „Bauernvereinen“ im Anschluß an den Centralausschuß der Arbeitervereine und umspannen das ganze Frankenland thatsächlich mit ihrem Netze. Erlauben Sie mir in Kurzem die bedeutendsten Volksversammlungen der letzten Zeit aufzuzählen. Zuerst die Versammlung in Uhlfeld im Aischthale, beschickt von den 6 demokratischen Vereinen von Uhlfeld, Lonnerstadt, Mühlhausen, Adelsdorf, Herzogenaurach und Weißendorf, und wo unter den Rednern die Abgeordneten Morgenstern von Fürth und Crämer von Fürth, beide von der äußersten Linken auftraten. Eine zweite besonders großartige Volksversammlung fand zu Ebensfeld statt, an der sich der Abgeordnete Dr. Prelk von Bamberg (äußerste Linke) betheiligte. Dann die Volksversammlung zu Neustadt an der Aisch, am 29. April zugleich ein Verbrüderungsfest zwischen den fränkischen und thüringischen Demokraten (Neustadt liegt im Herzogthum Coburg hart an der baierischen Gränze). Zehntausend kampfentschlossene Männer beider Provinzen schwuren, daß die thüringischen und die fränkischen Demokraten mit einander siegen oder fallen würden! Aber nicht allein unter dem Landvolke begnügte sich unsere Partei zu agitiren, selbst mitten in die Städte verlegte sie den Schauplatz der Volksversammlungen. So wurden in Würzburg nach einander zwei große Volksversammlungen gehalten wegen Anerkennung der Reichsverfassung und sofortiger Zusammenberufung der Volkskammer. Der wichtigste Tag aber bleibt der Tag von Nürnberg der 2. Mai. „Trennung von Bayern, gänzliche Scheidung des freien fränkischen Volkes von der altbayerischen Pfaffentyrannei“, das ist die Parole, die sich wie ein rothes Band als Hauptthema durch alle Reden bei Volksversammlungen, durchzog. In Nürnberg rückte die gesammte Bürgerwehr, Turncorps etc. feierlichst aus und beschloß fast einstimmig, an den Reichsmax eine Adresse abgehen zu lassen mit der gemessenen Forderung, sogleich die Reichsverfassung anzuerkennen, widrigenfalls man sich entschließen müsse, mit Leib und Blut der Volksfreiheit Geltung zu verschaffen. Gleiches geschah in Würzburg, Schweinfurth, Hof, Fürth. Je weniger man in München darauf Rücksicht nahm, desto mehr steigerte sich die Aufregung und die Entrüstung im Volke. Unter diesen wichtigen Zeitumständen glaubte sich der Bamberger Volksverein, von dem überhaupt seither alle Volksversammlungen und andere Demonstrationen ausgegangen waren, verpflichtet, sogleich einen Congreß sämmtlicher demokratischer Vereine der drei fränkischen

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nicht zum Kampfe gestalten wollte. Heute könnte die Sache schon anders werden, denn das Proletariat ist aus seinen Troglodytenhöhlen auf die Straße hinaufgestiegen. Das bedeutet mehr, als das europäische Gesammtgeheul der Bourgeoiswänste. Das Volk schimpft über die Feigheit und kalkulirende Niederträchtigkeit dieser Wänste, es verlangt nach ihren Waffen. Wir wollen sehen, was es gibt. Daß man das Militär ohne Weiteres verhöhnt, will mir nicht klug scheinen. Ich habe mich unter manche Soldatenhaufen gemischt, und wenn ich auch schnapsverpreußte Volksmörder angetroffen, die sich ein Vergnügen daraus machen, wie ein verthierter Janhagel in wehrlose Haufen zu schießen, so habe ich doch auch viele gefunden, welche sich unaufgefordert volksthümlich äußerten. Man sollte das Militär vor allem zu ködern suchen. <hi rendition="#g">Nimptsch</hi>, den ich gestern bereits todt gemacht, lebt noch, obwohl der Arzt an seinem Aufkommen zweifelt. Er hat an 40 Stich- und Hiebwunden erhalten. Das Volk wollte ihn aufhängen und hatte ihm bereits einen Strick um den Hals geworfen, indessen war das Gedränge so gewaltig, daß die Ausführung unmöglich wurde. Wie es heißt, soll auch Engelmann, der Bürgerwehroberst, vom Volke bedeutend mißhandelt worden sein. Engelmann ist ein guter Engel, aber kein Thatmensch. Seine ganze Demokratie verliert sich in seinem allmächtigen Barte. Ihm lag es ob, trotz Verbot, Alarm schlagen und auf diese Weise die Bürgerwehr in Bewegung bringen zu lassen. Das Volk ist ganz auf sich angewiesen und ohne alle militärische Führung. Für heute Abend ist eine Sitzung des demokratischen Vereins ausgeschrieben. Der Uebelstand unserer Bewegung liegt, wie ich Ihnen oft geklagt, in der <hi rendition="#g">Führung</hi>. Die <hi rendition="#g">Führer</hi> sind fast sämmtlich <hi rendition="#g">Bourgeois</hi> à la Engelmann. Das Volk ist nur an sie gewohnt und <hi rendition="#g">da sie es</hi> im <hi rendition="#g">Stiche lassen,</hi> so hat es Niemand, namentlich keine militärische Erfahrungen. Unter dem Volke selbst aber herrscht noch gewaltige Unwissenheit und Verpreußung, Kasernenfrivolität, die den Enst verhindert. Das Benehmen der hiesigen Bourgeois und das der Dresdener Kommunalgarde muß dem Volke denn doch endlich einmal die Augen öffnen und ihm den Kern der deutsch-patriotischen Heuchelerei unseres Bourgeoisgesindels enthüllen. Nur unter solchen Zuständen konnte in der gestrigen Volksversammlung der Abgeordnete Stein das Benehmen der rheinischen Gemeinderäthe als einen nachahmenswerthen Heroismus darstellen.</p>
          <p>Die hiesigen Zeitungsredaktionen, lauter gemeine Bourgeoisseelen, die sonst um jeder hindostanischen Kleinigkeit willen das Pflaster mit Extrablättern überschwemmen und damit einen einträglichen Schacher treiben, lassen bis zu dieser Stunde (12 Uhr) gewiß aus allzugroßem Muthe noch nichts von sich hören. Wie weit die Demokratie der profitwüthigen Oderzeitung geht, können Sie unter anderem auch daraus entnehmen, daß dieselbe die Aufnahme des bloßen ministeriellen Bescheids verweigert hat, den die Nummer 290 der N. Rh. Ztg. mittheilt. Sie fürchtet sich, solche Sachen zu offenbaren, das wäre in den Augen dieses schacherwüthigen Blattes &#x201E;rothe Republik.&#x201C;</p>
          <p>So lange solche Kerls nur den Schnabel dabei öffnen dürfen, sind alle Revolutionen keinen Pfifferling werth. Von der preußischen Frivolität und radikalen Kasernenschweinerei, wie sie hier namentlich in der sogenannten haute volée herrscht, können Sie sich am Rheine trotz mancher saubern Muster gar keinen Begriff machen, und es ist dem wohl zuzuschreiben, daß die Cholera in Breslau permanent bleibt. Noch in voriger Woche sind Leute daran gestorben.</p>
          <p>Das Militär blieb während der ganzen Nacht konsignirt, und stand am Morgen mit zusammengestellten Gewehren auf dem Exerzierplatz vor dem Hohenzollern'schen Schlosse.</p>
          <p>Obschon ihrem Geheul nach die Bourgeoisie den Kampf wenigstens beginnen müßte, so glaube ich doch, daß sie auch heute &#x2014; in ihren wohlmöblirten Löchern bleiben wird.</p>
          <p>2 <hi rendition="#g">Uhr</hi>. Eben erscheinen Extrablätter, aber &#x2014; aus Feigheit &#x2014; ohne ein Wort über die hiesigen Vorfälle. Die Bürgerwehr-Majore, welche heute Mittag eine Berathung halten sollten, haben dieselbe &#x2014; aus Feigheit &#x2014; abgelehnt. Aus Dresden trifft die Nachricht ein, &#x201E;Mein herrliches Kriegsheer&#x201C; <gap reason="illegible"/> die Volksmörder, seien zurückgeschlagen worden.</p>
          <p>Oesterreich's Tamerlan will sich an die Spitze der Armee stellen. &#x201E;Die Magyaren haben den Jablunka-Paß erobert und dabei zwei österreichische Regimenter aufgerieben. Sie beherrschen damit die Insurrektion in Galizien und Schlesien.</p>
          <p><hi rendition="#g">Bahnhof</hi>, 3 1/2 Uhr. Der alte und der junge Standrechts-Tamerlan sind in Wien eingetroffen; der junge, um sich mit der ganzen standrechtlichen Gottesgnade an die Spitze der erbarmungswerthen Armee zu stellen, der alte, um im ungünstigen Augenblicke noch einmal die Krone anzuprobiren und mit diesem Kabinetsstückchen die Magyaren möglichst zu erwischen. Aber dein Reich ist aus, österreichischer Kamarillakniff!</p>
          <p>Heute waren zahlreiche Polizeibüttel mit berittener Gensd'armerie am Bahnhofe aufgestellt, um etwa ankommende Polen, die hieher oder nach Dresden wollen, abzufassen. Die Kerls entfernten sich ohne Beute.</p>
        </div>
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          <head>Breslau, 7: Mai. Nachts 11. Uhr.</head>
          <p>So eben vernehmen wir, daß auch an der Ohlauer Thorwache eine Barrikade errichtet und hartnäckig vertheidigt wird. Im südöstlichen Theile der Stadt, der durch Militär vollständig cernirt ist, hat sich ein lebhafter Kampf entsponnen. Fortwährend hört man sowohl einzelne Schüsse als wie ganzes Rottenfeuer. Von allen Seiten hört man, daß der Verlust an Menschenleben von beiden Theilen sehr bedeutend ist.</p>
          <bibl>(Br. Z.)</bibl>
        </div>
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          <head><bibl><author>X</author></bibl> Wien, 6. Mai.</head>
          <p>Gleich nachdem gestern der Standrechtskaiser in Schönbrunn abgestigen war, fuhren von hier aus 2 Batterieen, sammt Munitionskarren, und 2 Bataillons Militär zur größeren Sicherheit dahin ab; obgleich Schönbrunn ohne dieß sehr stark mit Militär besetzt ist. Bei seinem Zuge durch Wien nach Schönbrunn zeigte das Volk eine eisige Ruhe. Die Minister begaben sich sofort nach Schönbrunn. Die Aristokratie des Adels und des Geldes, welche sich in ganz Europa zur Unterdrückung der Freiheit associrt haben, und zwar im allergrößten Maßstabe bei uns in Oestreich und Wien, veranstalteten am Abende eine sehr matte Illumination in der Stadt, und in einigen Straßen der eleganteren Vorstädte. Die neugierige Bevölkerung promenirte über den Graben, Stefansplatz, Kohlenmarkt etc., jedoch lautlos und in geringer Anzahl. Ich hatte Gelegenheit, aus dem Munde solcher Bourgeoisseelen gegen die Bewohner unbeleuchteter Häuser die empörendsten, gemeinsten Aeußerungen führen zu hören.</p>
          <p>Noch steht es in Zweifel, auf welcher Seite der Sieg bei Preßburg sein wird. Möge der Himmel nur diesmal die Kämpfer für die europäische Freiheit mit eisernem Willen und furchtbarer Kraft stärken, und diesen Kampf für die geknechtete Menschheit gegen die Tyrannei mit einem glänzenden, vollkommenen Siege lohnen. O! wie sind wir hier zur geistigen und physischen Unthätigkeit in den Angelegenheiten unseres politischen Lebens durch den, von den Bestien erfundenen Belagerungszustand, und das damit verbundene Standrecht geknebelt. Die deutsche, stolze Hauptstadt Wien kann zum eigenen, und zum Wohle der deutschen Sache nichts wirken! Fluch der Brut, die solche Schmach über uns, über unsere deutschen Länder gebracht. Aengstlich harren wir der Nachrichten, die da kommen von den Schlachtfeldern des Osten, und mit Verlangen erwarten wir die Erhebung unserer deutschen Brüder im Westen, da wir der Meinung sind: Eine Erhebung im Westen wäre ein halber Sieg im Osten!</p>
          <p>Das Einrücken der Russen in Siebenbürgen hat sich bis jetzt noch nicht bestätigt.</p>
          <p>Im Laufe des heutigen Tages brachte man auf der Südbahn von Wiener-Neustadt den ungarischen Ex-Ministerpräsidenten Bathyani und 3 ungarische Bischöfe gefänglich hieher. Bathyani, der im Jahre 1848 noch fast jugendliche Mann, ist in der kurzen Zeit zum Greise geworden; sein großer, langer Bart tst schneeweiß; derselbe war im vorigen Jahre noch kastanienbraun.</p>
          <p>Heute früh war um 10 Uhr große Revue auf der großen Esplanade zwischen dem Burg- und Franzensthor, bei welcher der Kaiser die hiesigen Garnisonstruppen besichtigte,</p>
          <p>Der wohlunterrichteten Wiener-Volkshalle zu Folge übernimmt die Direktion der Nordbahn für die ganze Woche nur an Einem Tage Personentransporte, <gap reason="illegible"/>a die übrige Zeit einzig und allein zum Transporte der russischen Truppen bestimmt ist.</p>
          <p>Das Armee-Generalkommando, welches sich einen Tag in Laxenburg befand, ist wieder nach Odenburg verlegt.</p>
          <p>Gub.-Nath Graf Attems ist mit dem gestrigen Nachmittagstrain. als Landeskommissär für das russische Korps nach Prerau abgereist</p>
        </div>
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          <head>Wien, 6. Mai.</head>
          <p>Von den 21 Bauern, welche bei Güns die Kroaten überfielen und ermordeten, wurden fünf bereits vom hiesigen Kriminalgericht zum Tode verurtheilt.</p>
          <p>Wir gehen hier einer Theuerung der ersten Lebensbedürfnisse entgegen, wovon sich die ersten Symptome bereits in Fleisch- und Getreide-Anschlag ergeben.</p>
          <p>Bei der Kommission, welche zur Erhebung des im Oktober von Privaten erlittnen Schadens niedergesetzt ist, übersteigen die Anmeldungen bereits 3 1/2 Mill. Gulden.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>15</author></bibl> Schleswig-Holstein, 8. Mai.</head>
          <p>Wir können nicht umhin, Ihren Lesern den Theodor Bracklow, der vielleicht von manchem Nicht-Schleswig-Holsteiner für einen tüchtigen Demokraten gehalten wird, als einen politischen Charlatan zu bezeichnen. Dieser Bracklow ist nämlich einer von denjenigen, welcher das Volk unter dem Deckmantel der Demokratie exploitirt, und durch seine militärischen Talente, (?!!) bvrufen zu sein glaubt, Deutschland dieselben Lorbeeren zu erringen, wie Napoleon es in Frankreich that.</p>
          <p>Jetzt ist dieses politische Genie nach der Märzvereinler-Versammlung, und wird vielleicht auch in Köln, auf seiner Durchreise renommirt haben, daß <hi rendition="#g">Er,</hi> Theodor Bracklow, aus Schleswig-Holstein ist.</p>
          <p>Wir empfehlen den Märzvereinlern den Charlatan Bracklow zum ersten Obergeneral der ersten Reichsarmee, sobald die Reichsverfassung des heiligen römischen Reichs durchgeführt sein wird.</p>
          <p>Ein anderer sogenannter Demokrat, welcher in Altona für die im Norden Verwundeten sammeln ließ, ist mit dem gesammelten Gelde, zu dem selbst arme Arbeiter ihr Scherflein beigetragen, durchgebrannt, die Größe der Summe wird verschieden angegeben, nach Einigen soll sie 400 Thlr. Pr. betragen. Der Name dieses Betrügers ist ist <hi rendition="#g">Färber,</hi> ei-devant Buchhändler in Potsdam.</p>
          <p>Auf der in Neumünster stattgefundenen Versammlung der Schleswig-Holsteinischen Vereine wurden folgende Beschlüsse gefaßt:</p>
          <p>&#x201E;Die in der heutigen Versammlung zu Neumünster anwesenden Abgeordneten der verbundenen schleswig-holsteinischen Volksvereine kommen überein, mit allen Kräften und Mitteln der Vereine in allen Districkten des Landes dahin zu wirken, daß schleunigst die gesammte mündige Bevölkerung der Herzogthümer denjenigen vaterländischen Bestrebungen (Unterstützung der Reichssimonie) sich anschließe, welche bereits an vielen Orten sich kundgegeben haben mit Rücksicht auf die Durchführung der deutschen Reichsverfassung und auf die völlige Trennung der Herzogthümer von Dänemark. Die vorgedachten Abgeordneten treten in dieser Beziehung denjenigen Adressen bei, in welchen die persönlich Unterzeichneten</p>
          <p rendition="#et">in Erwägung, daß ihr bestimmter Wille darauf gerichtet ist, daß<lb/>
1. die von der National-Versammlung beschlossene deutsche Reichsverfassung aller Orten in Deutschland in Wirksamkeit trete, daß<lb/>
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in fernerer Erwägung, daß bei der einmal eingetretenen Lage der Dinge für die Durchführung ihres Willens es von der größten Bedeutung ist, wenn, wie in ganz Deutschland überhaupt, so hier in unsern Herzogthümern schleunigst Maßregeln getroffen werden zur Wehrhaftmachung des gesammten Volks<lb/>
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          <p>Ganz Baiern gleicht gegenwärtig einem glühenden Krater, in dessen Heerd es von Sekunde zu Sekunde tobender und lauter kocht und gährt. Im ganzen Lande stehen sich zwei Heere kampffertig gegenüber: es ist die Partei des Volkes, numerisch und moralisch in Franken wenigstens der Pfaffen- und Heulerpartei überlegen, die ihren Hauptanhang in den altbaierischen Stockprovingen zählt, und die, aufs Aeußerste gebracht, sobald als nur immer möglich va banque spielen möchte. Wenn ich Ihnen berichte, daß die Aufregung im vorjährigen März ein <hi rendition="#g">Kinder- und Possenspiel</hi> war gegen die Wuth und die Gährung unter unserm Volke im gegenwärtigen Augenblicke, so ist dieses mehr als gelind gesprochen. Das baierische Volk hat nun seine ochsenmäßige Eselei vom vorigen Jahre eingesehen, wo es sich im eitlen Vertrauen auf den &#x201E;starken Arm&#x201C; der Wiener und Berliner durch elende Lügenproklamationen eines von der Pfaffenkamarilla unterjochten Reichschefs und eines vormärzlich-liberalen Bourgeoisministeriums dupiren und von der Contrerevolution schafsgeduldig ins Schlepptau nehmen ließ. Desto furchtbarer, desto ungezügelter ist jetzt seine Wuth Der jetzt überall rothglühende politische Horizont hat die Erbitterung noch bedeutend gesteigert. Vorzüglich sind es die Ungarn, deren Siege hier mit der größten Aufmerksamkeit und dem größten Jubel verfolgt werden, denn das Volk weiß nur zu gut, wie eng die Geschicke der Habsburgischen und der Wittelsbacher Tyrannenfamilie miteinander verknüpft sind, wie das östreichische Gesammtscheusal nicht zusammenstürzen kann, ohne zugleich das zehnfach verschwägerte, mitkompromittirte und mitbefleckte Partikularscheusal Baiern in seinen Fall zu ziehen. Gleichgültig dagegen betrachtet man die Berliner Eckendemonstrationen. Besonders aber in unserer Provinz Franken, wo die Demokraten die immense Mehrzahl bilden, steigt die Aufregung und die Wuth von Tag zu Tag, so daß kurzsichtige Heuler jeden Augenblick einen allgemeinen Aufstand befürchten. Ja wohl, es bedürfte nur eines Funken's, um die Empörung zur hellen Flamme anzufachen. Alle Tage wird das Volk mehr aufgestachelt durch die unerträglichste Plackerei, Prellerei und Hunzerei von Seite der Regierung, es wäre jeden Augenblick bereit, die Fahne des Aufruhrs gegen die Regierung zu erheben; ebenso ist die Luft immerwährend geschwängert von den widersprechendsten Gerüchten, bald soll in Würzburg, bald in Bamberg, bald in Nürnberg ein Aufstand ausgebrochen und die Republik proklamirt sein. Ich kann Sie aber auf das Bestimmteste und im Namen und Auftrag vieler fränkischen Demokraten versichern, daß das Volk sich hüten wird, jetzt schon zu einem Aufstand zu schreiten. Im Gegentheil wenden die Stimmführer alle ihre Macht und Einfluß auf das Volk an, um es von einem ebenso voreiligen als verderblichen Schritte abzuhalten. Trotz aller Gährung, trotz aller Mobilmachung unserer Regimenter, trotz des scheußlichsten Militär- und Polizeidespotismus, unter dem wir schmachten, werden wir ruhig unsere Zeit abwarten; aber wenn das erste rothe Banner auf dem Louvre und den Tuillerien weht, wenn der erste ungarische Husar den Wienern sein &#x201E;Eljen Kossuth!&#x201C; zuruft, dann wird Franken nicht das letzte Land sein, welches die rothe Fahne aufpflanzt. Dieses Wachwerden des Volkes ist hauptsächlich das Verdienst unserer Partei, welche seit Beginn des Frühlings durch unausgesetzte, unermüdliche Agitation, besonders durch zahllose Volksversammlungen dem Volk über seine verzweifelte Lage die Augen öffnet. Der äußerliche Vorwand zu diesem Sturme ist die immerwährende Vertagung des bei uns so populären Landtages, und, wir hätten freilich eine andere Ursache gewünscht, als diese, die verunglückte Reichsverfassung. Keineswegs jedoch, als ob die Demokraten eine sonderliche Sympathie für die lahme Reichsverfassung hätten, das ganze Volk betrachtet sie nur als Waffe, um zu seinem Endziele, einer gänzlichen Lossagung von dem Münchener Jusuitenjoche zu gelangen, und eben nur deshalb ist die Reichsverfassung in Franken so populär, weil die Münchener Regierung eine so fanatische Opposition dagegen macht. Was aber die Aufregung bis aufs Höchste steigert, ist die freche Verhöhnung des Volkswillens durch eine immerwährende Vertagung der Kammer.</p>
          <p>Demonstrationen aller Art, Versammlungen, Adressen, Proteste, Petitionen überstürzen sich seit einigen Wochen in Franken. Fast jede Woche seit dem März wurden gegen sechs Volksversammlungen in den verschiedenen Theilen Frankens gehalten, an jedem Sonntage allein in der Regel drei oder vier. Alle waren mindestens von einer Volksmasse von 6000 Menschen besucht, immer legte das Volk durch sein taktvolles Verhalten einen Beweis von seiner Reife an den Tag, ohngeachtet jene Volksversammlungen immer von einem ganzen Pulk Reichskosaken umstellt waren, die sich höherer Anordnung zufolge durch die unverschämteste Anmassung alle erdenkliche Mühe gaben, Unordnungen zu provoziren. Auf diese Weise wurde auch das <hi rendition="#g">Landvolk</hi> tüchtig bearbeitet und unterwühlt und man muß sich wirklich über die ungeheure Theilnahme wundern, die die Landleute den bis zu diesem Frühjahre bei uns noch ganz neuen Volksversammlungen widmeten, und über die Empfänglichkeit, die sie für die demokratischen Lehren an den Tag legten. In Folge dieser Volksversammlungen bildeten sich eine Menge von demokratischen und &#x201E;Bauernvereinen&#x201C; im Anschluß an den Centralausschuß der Arbeitervereine und umspannen das ganze Frankenland thatsächlich mit ihrem Netze. Erlauben Sie mir in Kurzem die bedeutendsten Volksversammlungen der letzten Zeit aufzuzählen. Zuerst die Versammlung in Uhlfeld im Aischthale, beschickt von den 6 demokratischen Vereinen von Uhlfeld, Lonnerstadt, Mühlhausen, Adelsdorf, Herzogenaurach und Weißendorf, und wo unter den Rednern die Abgeordneten Morgenstern von Fürth und Crämer von Fürth, beide von der äußersten Linken auftraten. Eine zweite besonders großartige Volksversammlung fand zu Ebensfeld statt, an der sich der Abgeordnete Dr. Prelk von Bamberg (äußerste Linke) betheiligte. Dann die Volksversammlung zu Neustadt an der Aisch, am 29. April zugleich ein Verbrüderungsfest zwischen den fränkischen und thüringischen Demokraten (Neustadt liegt im Herzogthum Coburg hart an der baierischen Gränze). Zehntausend kampfentschlossene Männer beider Provinzen schwuren, daß die thüringischen und die fränkischen Demokraten mit einander siegen oder fallen würden! Aber nicht allein unter dem Landvolke begnügte sich unsere Partei zu agitiren, selbst mitten in die Städte verlegte sie den Schauplatz der Volksversammlungen. So wurden in Würzburg nach einander zwei große Volksversammlungen gehalten wegen Anerkennung der Reichsverfassung und sofortiger Zusammenberufung der Volkskammer. Der wichtigste Tag aber bleibt der Tag von Nürnberg der 2. Mai. &#x201E;Trennung von Bayern, gänzliche Scheidung des freien fränkischen Volkes von der altbayerischen Pfaffentyrannei&#x201C;, das ist die Parole, die sich wie ein rothes Band als Hauptthema durch alle Reden bei Volksversammlungen, durchzog. In Nürnberg rückte die gesammte Bürgerwehr, Turncorps etc. feierlichst aus und beschloß fast einstimmig, an den Reichsmax eine Adresse abgehen zu lassen mit der gemessenen Forderung, sogleich die Reichsverfassung anzuerkennen, widrigenfalls man sich entschließen müsse, mit Leib und Blut der Volksfreiheit Geltung zu verschaffen. Gleiches geschah in Würzburg, Schweinfurth, Hof, Fürth. Je weniger man in München darauf Rücksicht nahm, desto mehr steigerte sich die Aufregung und die Entrüstung im Volke. Unter diesen wichtigen Zeitumständen glaubte sich der Bamberger Volksverein, von dem überhaupt seither alle Volksversammlungen und andere Demonstrationen ausgegangen waren, verpflichtet, sogleich einen Congreß sämmtlicher demokratischer Vereine der drei fränkischen
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[1674/0002] nicht zum Kampfe gestalten wollte. Heute könnte die Sache schon anders werden, denn das Proletariat ist aus seinen Troglodytenhöhlen auf die Straße hinaufgestiegen. Das bedeutet mehr, als das europäische Gesammtgeheul der Bourgeoiswänste. Das Volk schimpft über die Feigheit und kalkulirende Niederträchtigkeit dieser Wänste, es verlangt nach ihren Waffen. Wir wollen sehen, was es gibt. Daß man das Militär ohne Weiteres verhöhnt, will mir nicht klug scheinen. Ich habe mich unter manche Soldatenhaufen gemischt, und wenn ich auch schnapsverpreußte Volksmörder angetroffen, die sich ein Vergnügen daraus machen, wie ein verthierter Janhagel in wehrlose Haufen zu schießen, so habe ich doch auch viele gefunden, welche sich unaufgefordert volksthümlich äußerten. Man sollte das Militär vor allem zu ködern suchen. Nimptsch, den ich gestern bereits todt gemacht, lebt noch, obwohl der Arzt an seinem Aufkommen zweifelt. Er hat an 40 Stich- und Hiebwunden erhalten. Das Volk wollte ihn aufhängen und hatte ihm bereits einen Strick um den Hals geworfen, indessen war das Gedränge so gewaltig, daß die Ausführung unmöglich wurde. Wie es heißt, soll auch Engelmann, der Bürgerwehroberst, vom Volke bedeutend mißhandelt worden sein. Engelmann ist ein guter Engel, aber kein Thatmensch. Seine ganze Demokratie verliert sich in seinem allmächtigen Barte. Ihm lag es ob, trotz Verbot, Alarm schlagen und auf diese Weise die Bürgerwehr in Bewegung bringen zu lassen. Das Volk ist ganz auf sich angewiesen und ohne alle militärische Führung. Für heute Abend ist eine Sitzung des demokratischen Vereins ausgeschrieben. Der Uebelstand unserer Bewegung liegt, wie ich Ihnen oft geklagt, in der Führung. Die Führer sind fast sämmtlich Bourgeois à la Engelmann. Das Volk ist nur an sie gewohnt und da sie es im Stiche lassen, so hat es Niemand, namentlich keine militärische Erfahrungen. Unter dem Volke selbst aber herrscht noch gewaltige Unwissenheit und Verpreußung, Kasernenfrivolität, die den Enst verhindert. Das Benehmen der hiesigen Bourgeois und das der Dresdener Kommunalgarde muß dem Volke denn doch endlich einmal die Augen öffnen und ihm den Kern der deutsch-patriotischen Heuchelerei unseres Bourgeoisgesindels enthüllen. Nur unter solchen Zuständen konnte in der gestrigen Volksversammlung der Abgeordnete Stein das Benehmen der rheinischen Gemeinderäthe als einen nachahmenswerthen Heroismus darstellen. Die hiesigen Zeitungsredaktionen, lauter gemeine Bourgeoisseelen, die sonst um jeder hindostanischen Kleinigkeit willen das Pflaster mit Extrablättern überschwemmen und damit einen einträglichen Schacher treiben, lassen bis zu dieser Stunde (12 Uhr) gewiß aus allzugroßem Muthe noch nichts von sich hören. Wie weit die Demokratie der profitwüthigen Oderzeitung geht, können Sie unter anderem auch daraus entnehmen, daß dieselbe die Aufnahme des bloßen ministeriellen Bescheids verweigert hat, den die Nummer 290 der N. Rh. Ztg. mittheilt. Sie fürchtet sich, solche Sachen zu offenbaren, das wäre in den Augen dieses schacherwüthigen Blattes „rothe Republik.“ So lange solche Kerls nur den Schnabel dabei öffnen dürfen, sind alle Revolutionen keinen Pfifferling werth. Von der preußischen Frivolität und radikalen Kasernenschweinerei, wie sie hier namentlich in der sogenannten haute volée herrscht, können Sie sich am Rheine trotz mancher saubern Muster gar keinen Begriff machen, und es ist dem wohl zuzuschreiben, daß die Cholera in Breslau permanent bleibt. Noch in voriger Woche sind Leute daran gestorben. Das Militär blieb während der ganzen Nacht konsignirt, und stand am Morgen mit zusammengestellten Gewehren auf dem Exerzierplatz vor dem Hohenzollern'schen Schlosse. Obschon ihrem Geheul nach die Bourgeoisie den Kampf wenigstens beginnen müßte, so glaube ich doch, daß sie auch heute — in ihren wohlmöblirten Löchern bleiben wird. 2 Uhr. Eben erscheinen Extrablätter, aber — aus Feigheit — ohne ein Wort über die hiesigen Vorfälle. Die Bürgerwehr-Majore, welche heute Mittag eine Berathung halten sollten, haben dieselbe — aus Feigheit — abgelehnt. Aus Dresden trifft die Nachricht ein, „Mein herrliches Kriegsheer“ _ die Volksmörder, seien zurückgeschlagen worden. Oesterreich's Tamerlan will sich an die Spitze der Armee stellen. „Die Magyaren haben den Jablunka-Paß erobert und dabei zwei österreichische Regimenter aufgerieben. Sie beherrschen damit die Insurrektion in Galizien und Schlesien. Bahnhof, 3 1/2 Uhr. Der alte und der junge Standrechts-Tamerlan sind in Wien eingetroffen; der junge, um sich mit der ganzen standrechtlichen Gottesgnade an die Spitze der erbarmungswerthen Armee zu stellen, der alte, um im ungünstigen Augenblicke noch einmal die Krone anzuprobiren und mit diesem Kabinetsstückchen die Magyaren möglichst zu erwischen. Aber dein Reich ist aus, österreichischer Kamarillakniff! Heute waren zahlreiche Polizeibüttel mit berittener Gensd'armerie am Bahnhofe aufgestellt, um etwa ankommende Polen, die hieher oder nach Dresden wollen, abzufassen. Die Kerls entfernten sich ohne Beute. Breslau, 7: Mai. Nachts 11. Uhr. So eben vernehmen wir, daß auch an der Ohlauer Thorwache eine Barrikade errichtet und hartnäckig vertheidigt wird. Im südöstlichen Theile der Stadt, der durch Militär vollständig cernirt ist, hat sich ein lebhafter Kampf entsponnen. Fortwährend hört man sowohl einzelne Schüsse als wie ganzes Rottenfeuer. Von allen Seiten hört man, daß der Verlust an Menschenleben von beiden Theilen sehr bedeutend ist. (Br. Z.) X Wien, 6. Mai. Gleich nachdem gestern der Standrechtskaiser in Schönbrunn abgestigen war, fuhren von hier aus 2 Batterieen, sammt Munitionskarren, und 2 Bataillons Militär zur größeren Sicherheit dahin ab; obgleich Schönbrunn ohne dieß sehr stark mit Militär besetzt ist. Bei seinem Zuge durch Wien nach Schönbrunn zeigte das Volk eine eisige Ruhe. Die Minister begaben sich sofort nach Schönbrunn. Die Aristokratie des Adels und des Geldes, welche sich in ganz Europa zur Unterdrückung der Freiheit associrt haben, und zwar im allergrößten Maßstabe bei uns in Oestreich und Wien, veranstalteten am Abende eine sehr matte Illumination in der Stadt, und in einigen Straßen der eleganteren Vorstädte. Die neugierige Bevölkerung promenirte über den Graben, Stefansplatz, Kohlenmarkt etc., jedoch lautlos und in geringer Anzahl. Ich hatte Gelegenheit, aus dem Munde solcher Bourgeoisseelen gegen die Bewohner unbeleuchteter Häuser die empörendsten, gemeinsten Aeußerungen führen zu hören. Noch steht es in Zweifel, auf welcher Seite der Sieg bei Preßburg sein wird. Möge der Himmel nur diesmal die Kämpfer für die europäische Freiheit mit eisernem Willen und furchtbarer Kraft stärken, und diesen Kampf für die geknechtete Menschheit gegen die Tyrannei mit einem glänzenden, vollkommenen Siege lohnen. O! wie sind wir hier zur geistigen und physischen Unthätigkeit in den Angelegenheiten unseres politischen Lebens durch den, von den Bestien erfundenen Belagerungszustand, und das damit verbundene Standrecht geknebelt. Die deutsche, stolze Hauptstadt Wien kann zum eigenen, und zum Wohle der deutschen Sache nichts wirken! Fluch der Brut, die solche Schmach über uns, über unsere deutschen Länder gebracht. Aengstlich harren wir der Nachrichten, die da kommen von den Schlachtfeldern des Osten, und mit Verlangen erwarten wir die Erhebung unserer deutschen Brüder im Westen, da wir der Meinung sind: Eine Erhebung im Westen wäre ein halber Sieg im Osten! Das Einrücken der Russen in Siebenbürgen hat sich bis jetzt noch nicht bestätigt. Im Laufe des heutigen Tages brachte man auf der Südbahn von Wiener-Neustadt den ungarischen Ex-Ministerpräsidenten Bathyani und 3 ungarische Bischöfe gefänglich hieher. Bathyani, der im Jahre 1848 noch fast jugendliche Mann, ist in der kurzen Zeit zum Greise geworden; sein großer, langer Bart tst schneeweiß; derselbe war im vorigen Jahre noch kastanienbraun. Heute früh war um 10 Uhr große Revue auf der großen Esplanade zwischen dem Burg- und Franzensthor, bei welcher der Kaiser die hiesigen Garnisonstruppen besichtigte, Der wohlunterrichteten Wiener-Volkshalle zu Folge übernimmt die Direktion der Nordbahn für die ganze Woche nur an Einem Tage Personentransporte, _ a die übrige Zeit einzig und allein zum Transporte der russischen Truppen bestimmt ist. Das Armee-Generalkommando, welches sich einen Tag in Laxenburg befand, ist wieder nach Odenburg verlegt. Gub.-Nath Graf Attems ist mit dem gestrigen Nachmittagstrain. als Landeskommissär für das russische Korps nach Prerau abgereist Wien, 6. Mai. Von den 21 Bauern, welche bei Güns die Kroaten überfielen und ermordeten, wurden fünf bereits vom hiesigen Kriminalgericht zum Tode verurtheilt. Wir gehen hier einer Theuerung der ersten Lebensbedürfnisse entgegen, wovon sich die ersten Symptome bereits in Fleisch- und Getreide-Anschlag ergeben. Bei der Kommission, welche zur Erhebung des im Oktober von Privaten erlittnen Schadens niedergesetzt ist, übersteigen die Anmeldungen bereits 3 1/2 Mill. Gulden. 15 Schleswig-Holstein, 8. Mai. Wir können nicht umhin, Ihren Lesern den Theodor Bracklow, der vielleicht von manchem Nicht-Schleswig-Holsteiner für einen tüchtigen Demokraten gehalten wird, als einen politischen Charlatan zu bezeichnen. Dieser Bracklow ist nämlich einer von denjenigen, welcher das Volk unter dem Deckmantel der Demokratie exploitirt, und durch seine militärischen Talente, (?!!) bvrufen zu sein glaubt, Deutschland dieselben Lorbeeren zu erringen, wie Napoleon es in Frankreich that. Jetzt ist dieses politische Genie nach der Märzvereinler-Versammlung, und wird vielleicht auch in Köln, auf seiner Durchreise renommirt haben, daß Er, Theodor Bracklow, aus Schleswig-Holstein ist. Wir empfehlen den Märzvereinlern den Charlatan Bracklow zum ersten Obergeneral der ersten Reichsarmee, sobald die Reichsverfassung des heiligen römischen Reichs durchgeführt sein wird. Ein anderer sogenannter Demokrat, welcher in Altona für die im Norden Verwundeten sammeln ließ, ist mit dem gesammelten Gelde, zu dem selbst arme Arbeiter ihr Scherflein beigetragen, durchgebrannt, die Größe der Summe wird verschieden angegeben, nach Einigen soll sie 400 Thlr. Pr. betragen. Der Name dieses Betrügers ist ist Färber, ei-devant Buchhändler in Potsdam. Auf der in Neumünster stattgefundenen Versammlung der Schleswig-Holsteinischen Vereine wurden folgende Beschlüsse gefaßt: „Die in der heutigen Versammlung zu Neumünster anwesenden Abgeordneten der verbundenen schleswig-holsteinischen Volksvereine kommen überein, mit allen Kräften und Mitteln der Vereine in allen Districkten des Landes dahin zu wirken, daß schleunigst die gesammte mündige Bevölkerung der Herzogthümer denjenigen vaterländischen Bestrebungen (Unterstützung der Reichssimonie) sich anschließe, welche bereits an vielen Orten sich kundgegeben haben mit Rücksicht auf die Durchführung der deutschen Reichsverfassung und auf die völlige Trennung der Herzogthümer von Dänemark. Die vorgedachten Abgeordneten treten in dieser Beziehung denjenigen Adressen bei, in welchen die persönlich Unterzeichneten in Erwägung, daß ihr bestimmter Wille darauf gerichtet ist, daß 1. die von der National-Versammlung beschlossene deutsche Reichsverfassung aller Orten in Deutschland in Wirksamkeit trete, daß 2. alle und jede Verbindung der deutschen Herzogthümer (sie halten also an einem Gottbegnadeten fest) mit dem Königreich Dänemark aufgehoben werde, in fernerer Erwägung, daß bei der einmal eingetretenen Lage der Dinge für die Durchführung ihres Willens es von der größten Bedeutung ist, wenn, wie in ganz Deutschland überhaupt, so hier in unsern Herzogthümern schleunigst Maßregeln getroffen werden zur Wehrhaftmachung des gesammten Volks an die Landesversammlung den Antrag stellen: Dieselbe möge: 1. nach bereits geschehener Anerkennung der Reichsverfassung nunmehr auch das die Herzogthümer an Dänemark noch knüpfende Band der Personalunion für gelöst erklären, und 2. bei der Staatsregierung die geeigneten Anordnungen zur schleunigsten und energischen Entwicklung aller Wehrkraft des Landes erwirken. Dieser Beschluß ist dem Büreau der Landesversammlung unter Bezugnahme auf den Beschluß der deutschen Nationalversammlung, nach welchem die Landesvertretungen der deutschen Volksstämme in Thätigkeit zu setzen oder zu belassen sind, bis die Reichsverfassung zur Anerkennung gebracht sein wird, mit der Bitte um schleunigste Einberufung unserer Landesversammlung mitzutheilen.“ Unsere Haidschnucken-Versammlung, die bekanntlich in kritischen Augenblicken auseinanderläuft, wenn es gilt zu handeln, ist auch vor kurzem wieder auseinandergegangen, obgleich die Gesetzgebung nicht mehr durch einen Malmöer Waffenstillstand gehemmt ist, und das Schleswig-Holsteinische Volk schon lange auf viele organische Gesetze wartet, die es endlich in den Genuß der „Märzerrungenschaften“ setzen sollen. Kiel, 6. Mai. Unsere Armee (heißt es unter diesem Datum in der „B.-H.“) wird auch wohl bald einiger Reserven bedürfen, wenn der Krieg fortdauert oder auch nur öfters dergleichen Recognoscirungen vorgenommen werden, wie der tapfere Oberst v. Zastrow sie zu lieben scheint, der aus einer Recognoscirung fast eine Schlacht macht, wie der 3. Mai gezeigt hat. Die Unsrigen haben an diesem Tage allerdings wieder viele Ehre eingelegt und die höchste Bravour bewährt, indeß einen anderen Vortheil konnten sie natürlich nicht erlangen. 15 Kassel, 8. Mai. Gestern Abend war hier die hiesige Bürgerwehr nebst Schutzwache zu einer Demonstration für die Reichsverfassung ausgerückt. Der Kommandeur, ein Maurermeister, frug die Versammlung, ob sie die Verfassung anerkennen wolle? Einstimmiges Ja! Ob sie auch für die Verfassung mit Gut und Blut einstehen wolle? Dreimaliges Hurrah! Der Verein für Volksrechte in Verbindung mit dem Verein der „selbstständigen“ Gewerbtreibenden hielten kürzlich eine Versammlung, in welcher beschlossen wurde, an die Reichsversammlung und nicht weniger an das kurhessische Ministerium eine Adresse zu richten um Beeidigung. Das Ministerium wird nun wohl nächstens die Verfassung als reichshistorisches Aktenstück im Gesetzblatt veröffentlichen, in Betreff der Vereidigung aber bleibt Alles beim Alten. Indessen macht der demokratische Verein revolutionäre Anstrengungen und es ist eine Aufforderung zur Bildung einer demokratischen Legion erschienen, wozu sich bis jetzt einige hundert gemeldet haben sollen. 15 Frankfurt, 8. Mai. Ihnen noch weiter über den Märzverein zu referiren, ist mir unmöglich, weil diese Versammlung zu fade ist. Ja so fade, daß sie über den Antrag, der Pfalz und Sachsen zu helfen, zur Tagesordnung überging. Hoffentlich wird die Revolution sich revangiren und über dieser neuen Auflage des deutschen Nationalfroschteichs auch zur Tagesordnung übergehen. Das Centralmärzvereinbarungscomité übernimmt die „baldige geheime Organisation ihrer Partei, bei der offenen Revolution vor der Thür! Heute hat Simon (Trier) eine Mißtrauensadresse von seinen Wählern erhalten. Er frägt naiv, weshalb nennt man mich einen Verräther? 224 Aus Franken, 5. Mai. Ganz Baiern gleicht gegenwärtig einem glühenden Krater, in dessen Heerd es von Sekunde zu Sekunde tobender und lauter kocht und gährt. Im ganzen Lande stehen sich zwei Heere kampffertig gegenüber: es ist die Partei des Volkes, numerisch und moralisch in Franken wenigstens der Pfaffen- und Heulerpartei überlegen, die ihren Hauptanhang in den altbaierischen Stockprovingen zählt, und die, aufs Aeußerste gebracht, sobald als nur immer möglich va banque spielen möchte. Wenn ich Ihnen berichte, daß die Aufregung im vorjährigen März ein Kinder- und Possenspiel war gegen die Wuth und die Gährung unter unserm Volke im gegenwärtigen Augenblicke, so ist dieses mehr als gelind gesprochen. Das baierische Volk hat nun seine ochsenmäßige Eselei vom vorigen Jahre eingesehen, wo es sich im eitlen Vertrauen auf den „starken Arm“ der Wiener und Berliner durch elende Lügenproklamationen eines von der Pfaffenkamarilla unterjochten Reichschefs und eines vormärzlich-liberalen Bourgeoisministeriums dupiren und von der Contrerevolution schafsgeduldig ins Schlepptau nehmen ließ. Desto furchtbarer, desto ungezügelter ist jetzt seine Wuth Der jetzt überall rothglühende politische Horizont hat die Erbitterung noch bedeutend gesteigert. Vorzüglich sind es die Ungarn, deren Siege hier mit der größten Aufmerksamkeit und dem größten Jubel verfolgt werden, denn das Volk weiß nur zu gut, wie eng die Geschicke der Habsburgischen und der Wittelsbacher Tyrannenfamilie miteinander verknüpft sind, wie das östreichische Gesammtscheusal nicht zusammenstürzen kann, ohne zugleich das zehnfach verschwägerte, mitkompromittirte und mitbefleckte Partikularscheusal Baiern in seinen Fall zu ziehen. Gleichgültig dagegen betrachtet man die Berliner Eckendemonstrationen. Besonders aber in unserer Provinz Franken, wo die Demokraten die immense Mehrzahl bilden, steigt die Aufregung und die Wuth von Tag zu Tag, so daß kurzsichtige Heuler jeden Augenblick einen allgemeinen Aufstand befürchten. Ja wohl, es bedürfte nur eines Funken's, um die Empörung zur hellen Flamme anzufachen. Alle Tage wird das Volk mehr aufgestachelt durch die unerträglichste Plackerei, Prellerei und Hunzerei von Seite der Regierung, es wäre jeden Augenblick bereit, die Fahne des Aufruhrs gegen die Regierung zu erheben; ebenso ist die Luft immerwährend geschwängert von den widersprechendsten Gerüchten, bald soll in Würzburg, bald in Bamberg, bald in Nürnberg ein Aufstand ausgebrochen und die Republik proklamirt sein. Ich kann Sie aber auf das Bestimmteste und im Namen und Auftrag vieler fränkischen Demokraten versichern, daß das Volk sich hüten wird, jetzt schon zu einem Aufstand zu schreiten. Im Gegentheil wenden die Stimmführer alle ihre Macht und Einfluß auf das Volk an, um es von einem ebenso voreiligen als verderblichen Schritte abzuhalten. Trotz aller Gährung, trotz aller Mobilmachung unserer Regimenter, trotz des scheußlichsten Militär- und Polizeidespotismus, unter dem wir schmachten, werden wir ruhig unsere Zeit abwarten; aber wenn das erste rothe Banner auf dem Louvre und den Tuillerien weht, wenn der erste ungarische Husar den Wienern sein „Eljen Kossuth!“ zuruft, dann wird Franken nicht das letzte Land sein, welches die rothe Fahne aufpflanzt. Dieses Wachwerden des Volkes ist hauptsächlich das Verdienst unserer Partei, welche seit Beginn des Frühlings durch unausgesetzte, unermüdliche Agitation, besonders durch zahllose Volksversammlungen dem Volk über seine verzweifelte Lage die Augen öffnet. Der äußerliche Vorwand zu diesem Sturme ist die immerwährende Vertagung des bei uns so populären Landtages, und, wir hätten freilich eine andere Ursache gewünscht, als diese, die verunglückte Reichsverfassung. Keineswegs jedoch, als ob die Demokraten eine sonderliche Sympathie für die lahme Reichsverfassung hätten, das ganze Volk betrachtet sie nur als Waffe, um zu seinem Endziele, einer gänzlichen Lossagung von dem Münchener Jusuitenjoche zu gelangen, und eben nur deshalb ist die Reichsverfassung in Franken so populär, weil die Münchener Regierung eine so fanatische Opposition dagegen macht. Was aber die Aufregung bis aufs Höchste steigert, ist die freche Verhöhnung des Volkswillens durch eine immerwährende Vertagung der Kammer. Demonstrationen aller Art, Versammlungen, Adressen, Proteste, Petitionen überstürzen sich seit einigen Wochen in Franken. Fast jede Woche seit dem März wurden gegen sechs Volksversammlungen in den verschiedenen Theilen Frankens gehalten, an jedem Sonntage allein in der Regel drei oder vier. Alle waren mindestens von einer Volksmasse von 6000 Menschen besucht, immer legte das Volk durch sein taktvolles Verhalten einen Beweis von seiner Reife an den Tag, ohngeachtet jene Volksversammlungen immer von einem ganzen Pulk Reichskosaken umstellt waren, die sich höherer Anordnung zufolge durch die unverschämteste Anmassung alle erdenkliche Mühe gaben, Unordnungen zu provoziren. Auf diese Weise wurde auch das Landvolk tüchtig bearbeitet und unterwühlt und man muß sich wirklich über die ungeheure Theilnahme wundern, die die Landleute den bis zu diesem Frühjahre bei uns noch ganz neuen Volksversammlungen widmeten, und über die Empfänglichkeit, die sie für die demokratischen Lehren an den Tag legten. In Folge dieser Volksversammlungen bildeten sich eine Menge von demokratischen und „Bauernvereinen“ im Anschluß an den Centralausschuß der Arbeitervereine und umspannen das ganze Frankenland thatsächlich mit ihrem Netze. Erlauben Sie mir in Kurzem die bedeutendsten Volksversammlungen der letzten Zeit aufzuzählen. Zuerst die Versammlung in Uhlfeld im Aischthale, beschickt von den 6 demokratischen Vereinen von Uhlfeld, Lonnerstadt, Mühlhausen, Adelsdorf, Herzogenaurach und Weißendorf, und wo unter den Rednern die Abgeordneten Morgenstern von Fürth und Crämer von Fürth, beide von der äußersten Linken auftraten. Eine zweite besonders großartige Volksversammlung fand zu Ebensfeld statt, an der sich der Abgeordnete Dr. Prelk von Bamberg (äußerste Linke) betheiligte. Dann die Volksversammlung zu Neustadt an der Aisch, am 29. April zugleich ein Verbrüderungsfest zwischen den fränkischen und thüringischen Demokraten (Neustadt liegt im Herzogthum Coburg hart an der baierischen Gränze). Zehntausend kampfentschlossene Männer beider Provinzen schwuren, daß die thüringischen und die fränkischen Demokraten mit einander siegen oder fallen würden! Aber nicht allein unter dem Landvolke begnügte sich unsere Partei zu agitiren, selbst mitten in die Städte verlegte sie den Schauplatz der Volksversammlungen. So wurden in Würzburg nach einander zwei große Volksversammlungen gehalten wegen Anerkennung der Reichsverfassung und sofortiger Zusammenberufung der Volkskammer. Der wichtigste Tag aber bleibt der Tag von Nürnberg der 2. Mai. „Trennung von Bayern, gänzliche Scheidung des freien fränkischen Volkes von der altbayerischen Pfaffentyrannei“, das ist die Parole, die sich wie ein rothes Band als Hauptthema durch alle Reden bei Volksversammlungen, durchzog. In Nürnberg rückte die gesammte Bürgerwehr, Turncorps etc. feierlichst aus und beschloß fast einstimmig, an den Reichsmax eine Adresse abgehen zu lassen mit der gemessenen Forderung, sogleich die Reichsverfassung anzuerkennen, widrigenfalls man sich entschließen müsse, mit Leib und Blut der Volksfreiheit Geltung zu verschaffen. Gleiches geschah in Würzburg, Schweinfurth, Hof, Fürth. Je weniger man in München darauf Rücksicht nahm, desto mehr steigerte sich die Aufregung und die Entrüstung im Volke. Unter diesen wichtigen Zeitumständen glaubte sich der Bamberger Volksverein, von dem überhaupt seither alle Volksversammlungen und andere Demonstrationen ausgegangen waren, verpflichtet, sogleich einen Congreß sämmtlicher demokratischer Vereine der drei fränkischen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 295. Köln, 11. Mai 1849, S. 1674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz295_1849/2>, abgerufen am 23.11.2024.