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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 297. Köln, 13. Mai 1849. Beilage.

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Beilage zu Nr. 297 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag, 13. Mai 1849.
[Französische Republik]

3) die Oestreicher sind bereits 6000 Mann stark von Mailand nach Ferrara abgegangen, um Bologna zu besetzen; andere Truppentheile sind nach Toskana aufgebrochen;

4) am 4. Mai sind die Oestreicher in Lucca eingerückt und wurden noch denselben Abend in Pisa erwartet, von wo sie ohne Zweifel auf Livorno marschiren; (sie werden hier trefflich mit Kartätschen empfangen werden!)

5) der blödsinnige Tiger Ferdinand von Neapel hat am 29. April, an der Spitze von 5000 Mann, welche von einer neapolitanischen Flotille in Terracina ausgeschifft wurden, das römische Gebiet betreten; einige Marinesoldaten und Linientruppen zogen nach Porto-di-Anzo, aber zu spät, um sich der Ausschiffung der lombardischen Feluccen zu widersetzen.

Dies sind die neuesten offiziellen Nachrichten. Wie man sieht, hatte die napoleonische Mondkalbregierung die seit mehreren Tagen erhaltenen Depeschen über die Bewegungen der östreichischen und neapolitanischen Truppen zurückgehalten, um dem Sturm in der Assemblee nicht neue Mittel an die Hand zu geben.

Der "National", der Moniteur der honetten und gemäßigten Marrastclique, bricht bei dieser Gelegenheit in folgende Exclamationen über die Regierung aus:

"Geschmiegige Buben, welche immer den Ereignissen vorgreifen wollen, nicht wo es ihre Pflicht ist, sondern wie es eben im Interesse ihrer willkürlichen Attentatgelüste liegt; schwach wenn sie es versuchen sollen, die Schamlosigkeiten eines verurtheilten Königthums in ihre Schranken zurückzuweisen, Agenten der Tyrannei wenn sie der Sache der europäischen Ordnung zu dienen glauben; feig wenn sie klug zu sein träumen, verzagt wenn sie, aufs Aeußerste getrieben, sich zur Strenge berufen fühlen; mit Einem Wort, immer und überall dieselben, unfähig in ihrem obersten Chef, in ihren Thaten von dem glücklichen Geist geführt, welcher die Kraft in Schwäche, die Gunst der Umstände in Unglück, die chimärischen Gefahren in wirkliches Verhängniß, die Emeuten in Revolutionen verwandeln: -- das sind die Leute, welche Frankreich regieren!"

* Paris, 10. Mai.

Die 24 demokratischen Kandidaten des Seinedepartements haben folgende Proklamation erlassen:

"Bürger! Von euern Delegirten als Kandidaten vorgeschlagen, haben wir durch euer Vertrauen Pflichten erhalten, die wir zu erfüllen wissen werden.

Die Republik ist die Wiedergeburt der an Korruption verendenden Gesellschaft; sie ist die Erhebung des Volkes; sie ist die Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit; sie ist die Zukunft der so lange erwarteten Gerechtigkeit.

Die politische und soziale Revolution, welche Frankreich und Europa befreien wird, ruft in einem Augenblick, wo sie von allen Seiten bedroht ist, ihre Vertheidiger. Sie muß gerettet werden, und wir werden sie retten mit euch.

Es lebe die sozial-demokratische Republik!"

-- Der russische Gesandte Kieseleff geht jetzt häufiger als je in das Ministerium des Auswärtigen. Er möchte gern den General Aupick aus Konstantinopel vertreiben, damit Rußland dort desto freier seine Karten mischen könne.

Paris, 10. Mai.

Barrot bat gestern die Linke, ihren Zorn wegen des Napoleonbriefes bis zur Ankunft der Oudinot'schen Depeschen aufzusparen. Diese Depeschen sind mit dem Albratos am 9. Mai in Toulon eingelaufen und können heute Abend oder morgen früh in Paris sein. Die Debatte wird also schwerlich vor morgen oder übermorgen wieder eröffnet.

-- Je näher der Wahltag rückt, desto weiter dehnt sich die Wahlfreiheit beim Militär aus. Seit zwei Tagen (melden die demokratischen Blätter) müssen die Wachen in Vincennes scharf laden und das Bajonett aufstecken, um sie nicht gegen das Stadtproletariat, sondern gegen ihre eigenen Kameraden eventuell zu gebrauchen.

-- Die Nationalversammlung müßte eigentlich von Rechtswegen übermorgen auseinandergehen, denn mit dem Augenblicke, wo die Wähler des Landes ihre neuen Stimmzettel in die Urne werfen, hört ihr Mandat auf. Es scheint aber, daß der Ernst der Umstände die Versammlung veranlaßt, noch bis zum 20. zu sitzen oder sich vom 15. ab doch nur zu prorogiren. Am 28. soll die neue Kammer zusammentreten.

-- Gestern nach Postschluß traf der "Moniteur Romain" vom 1. Mai in Paris ein und brachte uns die Details des Kampfes vom 30. April, die Sie in den Morgenblättern abgedruckt finden.

-- Lesseps und Accurfi, römischer Abgesandter, sind vorgestern mit Kurierpferden nach Rom geeilt, um dem General Oudinot in Folge der Nachtsitzung neue Instruktionen zu bringen.

-- Minister Drouyn de Lhuys versicherte neulich der Nationalversammlung, daß er ihr wohl zwanzig Briefe vorlegen könne, welche beweisen, daß die römische Bevöllerung den Oudinot als Rettungsengel begrüßen würden statt ihn zu bekämpfen etc. Es sei kein Wunder, daß der Minister an solchen Irrthümern gelitten habe, denn alle Briefe seien von einem Bruder Falloux' geschrieben, der als einer der Geheimschreiber des Papstes ganz in der Macht der Jesuiten sich befindet.

-- Hier einige Titel von Blättern, die während der glücklichen Wahlperiode von 1849 als Eintagsfliegen in Paris auf den Boulevards ausgerufen wurden und meist erklärende Canards sind:

1) La famille Bonaparte devant le tribunal du peuple, (eine unverschämte Lobhudelei 2) Le pere Duchene (falsch). 2) Les trahisons de Ledru-Rollin. 4) Les Cosaques a Paris (demokratisch). 5) La langue de Vipere (roth). 6) Le Pousse-Caillon democratique. 7) Le troubadour sociale. 8) La paille de fer. 9) Les crimes de la rue de Poitiers. 10) L'enfer des Aristos (aristokratisch). 11) Le sabot enflamme. 12. Le crocodile de la Montagne. 13) Halte-la les Blancs. 14) La marmite de Lucifer. 15) Le pot aux roses (sozialistisch). 16) La Guillotine (rothgedruckt). 17) Liste des Deputes, qui ne seront pas elus etc. etc. 18) De quoi vous plaignez-vous? von Eugen Sue.

-- National-Versammlung Sitzung vom 10. Mai. Anfang 1 1/2 Uhrr. Präsident Marrast. Nach Verlesung des Protokolls nimmt Marrast das Wort.

Marrast: Ich habe die Ehre, die Versammlung zu benachrichtigen, daß ich ihr als Präsident der National-Versammlung eine wichtige Mittheilung machen werde, sobald der Kriegsminister und der Conseilpräsident auf ihren Plätzen sein werden. (Allgemeines Aufsehen im Saale).

An der Tagesordnung ist zunächst ein Gesetzentwurf über die Bahn von Paris nach Lyon. Ehe Sie in die Debatte treten, habe ich die schmerzliche Pflicht, Ihnen den abermaligen Verlust eines Kollegen, Belespaul (von der Rechten), anzuzeigen.

Die Versammlung geht zur Lyoner Bahn über.

Artikel 1.

Der Staatsbautenminister ist zur Ausbeutung der bereits fahrbaren Strecken der Lyoner Bahn ermächtigt; sobald die ganze Linie fertig, soll ein neues Gesetz die Ausbeutung regeln.

Lacrosse, Bauminister: Diese Fassung gehört dem Ausschusse an; sie unterscheidet sich von der ministeriellen nur in einem Punkte. Dieser Punkt ist aber wichtig, nämlich die Ausbeutung einer Eisenbahn. Die französische Regierung hielt bisher an dem Grundsatze fest, es sei gefährlich, wenn sich der Staat als Exploiteur in irgend eine Privatindustrie mische. Sie ist auch heute noch dieser Ansicht. Der Staat zahlte von jeher Alles theurer als der Privatmann; er wurde von jeher mehr betrogen. Indessen will die Regierung einmal bei dieser Linie eine Ausnahme machen und sich der Exploitation so lange widmen, bis die Bahn fertig ist.

Der Artikel wird demnachst gleich den ubrigen, die das Gesammtgesetz bilden, mit 566 gegen 2 Stimmen angenommen.

Marrast liest jetzt die jüngsten Handels- und Schifffahrtsverträge mit Guatemala und Costa Rica zum dritten Male vor.

Diese Vertrage werden angenommen und konnen nun ausgewechselt werden.

Marrast: Die Minister sind auf ihren Plätzen; ich kann Ihnen jetzt die angeregte Mittheilung machen. Die Thatsache ist folgende. Im Sicherheitsinteresse der National-Versammlung glaubte ich gestern außer der gewöhnlichen Wache noch zwei Bataillone von dem Invalidenfelde her requiriren zu müssen. Ich gab dem General Lebreton den diesfälligen Auftrag, der sich desselben sofort entledigte. Ein Bataillon kam an; das andere kam nicht. Ich sandte wiederholt zum Befehlshaber des Invalidenfeldes, General Forey, und ließ ihn fragen, warum das zweite Bataillon nicht erschien. Er erklärte, daß er nur seinem Obern, nämlich dem General Changarnier, gehorche. (Sensation.) Er würde vom Präsident der National-Versammlung nur dann Befehle erfüllen, wenn sie ihm durch Changarnier zugingen. (Oh! Oh!) Ich hielt dem Forey das Gesetz und die Verfassung entgegen, welche alle Militars zum unbedingten Gehorsam gegen die Befehle des Präsidenten der National-Versammlung verpflichten. Forey erwiderte widerholt, daß er Befehl habe, nur Changarnier zu gehorchen. Ich schrieb an den General Changarnier und ladete ihn zu mir. Er kam nicht. (Oh! Oh! Larm) Er schickte mir seinen Adjudanten. (Lärm.) Ich frage die Minister, ob ihre Absicht ist, das Gesetz zu bestreiten und die Verfassung umzustoßen. Ist dies, wie ich glauben will, nicht ihre Absicht, so verlange ich die Bestrafung der betreffenden militärischen Befehlshaber und die Einrückung dieser Bestrafung nebst Erzählung des Vorfalls in den morgigen allgemeinen Armeebefehl. (Agitation).

Barrot, Conseilpräsident. Ich bedauere, nicht vorher von diesem Vorfall unterrichtet worden zu sein, es wäre mir gelungen, ihm seinen ernsten Charakter zu nehmen. (Oh Oh) Das Recht des Präsidenten der Kammer ist unbestreitbar. (Hohngelächter.) Aber ich füge bei, daß sich dieses Recht mit einer andern Nothwendigkeit, mit der Hierarchie complizirt (Ah Ah) mit der Disciplin (Oh Oh). Man kann Alles conciliiren (heftige Unterbrechung) Ich kann nicht begreifen, wie man einen General strafen wolle, der den betreffenden Befehl, nur durch Vermittlung seines Oberbefehlshabers auszuführen erklärte (Larm). Forey gab gewiß nicht der leisesten Absicht Raum, die Nationalversammlung oder ihren Präsidenten in ihren Rechten zu verletzen. (Stürmische Unterbrechung.) Der Präsident glaubte die Militarbedeckung um das Sitzungslokal zu vergrößern, aber in Rücksicht auf die exorbitante Vollmacht, die das Volksvotum dem Präsidenten der Republik ertheilte (Hier hindert uns der Tumult weiter zu verstehen.)

Stimmen links: Den Minister zur Ordnung.

Stimmen rechts: Man lese die Verfassung.

Barrot kämpft gegen diese Gewitter, indem er sich an die Rückseite der Bühne lehnt und Ausdauer affektirt.

Lebreton, Degouse, Bureaux de Puzy, Goudchaux, Baune, Confiderant nehmen an der überaus sturmischen Debatte Theil. Alles schreit wild durcheinander.

Rulliere, Kriegsminister, verspricht, daß solche Verstöße nicht mehr vorkommen sollen. Zur Abstimmung, zur Abstimmung!)

Marrast: Ich schlage vor, daß man die Artikel 6 u. 7 des Dekrets v. 11. Mai 1848 in den morgigen Parolbefehl rücke.

Wird mit großer Mehrheit angenommen.

Marrast: In diesem Augenblick überreichen mir mehrere Deputirte einen Anklage-Akt gegen Changarnier (Oh Oh) Diese Deputirten sind: Rabaud, Laribion, Charles Dain u. s. w (Soll gedruckt werden.

Grevy überreicht seinen Bericht über das Doppelkommando Changarniers. (Agitation)

Marrast: Wir gehen zum Büdget über. (Tobender Ruf: Die Conclusionen, die Conclusionen!)

Grevy liest die Conclusionen vor, sie lauten auf Verweisung des ministeriellen Antrags, dem Changarnier noch länger seine anormale Stellung zu lassen.

Im Augenblick, wo die Versammlung zum Kriegsbüdget übergehen will, erscheint Baune mit einem Stoß Papiere unter dem Arm auf der Buhne.

Baune: Ich habe die Ehre, mehrere Petitionen zu uberreichen, welche darauf antragen, das Ministerium und den Prasidenten in Anklagestand zu versetzen. (Hohngelächter rechts, Bravo's links.)

Die Versammlung nimmt das Kriegsbüdget auf.

Nach Erledigung von 2 Kapiteln unterbricht der Kriegsminister die Debatte.

Rulliers, Kriegsminister: Ich empfange so eben die römische Depesche aus Toulon. Der Minister liest die Oudinot'schen Berichte vor. Sie sind zu lang, um sie hier mittheilen zu können. Der Kampf des 30. April heißt darin eine starke Recognoscirung und doch eine der glänzendsten Schlachten.

Die Vorlesung ruft große Bewegung hervor.

Ledru-Rollin und Flocon verlangen eine Nachtsitzung, aber die Versammlung wird die römische Debatte morgen fortsetzen.

Schluß der Sitzung: 6 Uhr.

Ungarn.
* Wien, 8. Mai.

Die Besetzung Oedenburg's durch die Ungarn wird von einigen Standrechtsblättern bezweifelt. Allein selbst die "Ostd. Post" bemerkt:

"Seit heute Abend wird vom Eisenbahnbureau nichts mehr nach Oedenburg expedirt, worin Viele eine Bestätigung des von uns erwähnten Gerüchtes der Besetzung Oedenburg's durch die Ungarn sehen wollen."

So eben ist außerordentlicher Ministerrath. Der Kaiser will eine Ansprache an die Völker erlassen. Gestern wurde die Nachhuth der kaiserlichen Armee bei Parendorf ganz aufgerieben. (Parendorf ist 1/4 Stunde von der östreichischen Gränze und 7 Stunden von Wien entfernt.)

Man erfährt auf Privatwegen, daß die Ungarn in Madern, zwischen Tyrnau und Preßburg stehen.

Aus Lepersdorf (2 1/2 Stunden von Preßburg) berichtet man, daß am 4. d. M. unerwartet neun Husaren in's Dorf sprengten, und den gutgesinnten Stuhlrichter, nebst der ausgesteckten kaiserlichen Fahne mit sich fuhrten. Sie ließen sich von dem Ortsnotar die schriftliche Bestätigung geben, daß sie da waren. Die durch Vorposten herbeigerufene Assistenz von Seite der k. k. Truppen kam schon zu spat, denn die Husaren waren mit ihrem Gefangenen schon uber alle Berge.

Reisende berichten aus Pesth, daß die Ungarn Miene machen, die Osner Festung anzugreifen. In diesem Falle haben die Pesth'er ein Bombardement von den Wällen der Festung zu erwarten.

In Oberungarn ist das k. k. Militär am 1. Mai von Warin aus angegriffen worden und hat an demselben Orte, wo meist die Freiwilligen über eine größere Zahl Magyaren siegten, von einer Minderzahl eine Niederlage erlitten.

Man versichert, daß Arad und Semlin von den Ungarn genommen seien. Auch spricht man von einem Gefechte bei Parendorf unweit Bruck a. L., wobei die Grenadierdivision Deutschmeister sehr hart mitgenommen worden sein soll

Von der ungarischen Gränze, 2. Mai.

So eben gelangt aus sicherer Quelle hierher die Nachricht, daß in der Kreisstadt Neusandec sämmtliche Bäcker den Auftrag erhalten haben, über Hals und Kopf große Brodvorräthe zu backen, da am nächstfolgenden Freitag und Samstag eine bedeutende russische Truppenmacht in dem Durchmarsche nach Ungarn einrücken wird.

(C. Bl. a. B.)
105 Preßburg, 6. Mai.

Die Stimmung der Preßburger Bevölkerung ist ernst und stumm, da sie nicht so reden dürfen, wie es ihnen ums Herz ist; vieles Militär von allen Branchen wandelt durch die Straßen. Das Schloß ist verpallisadirt. Ich wollte es besichtigen, um Ihnen etwas hierüber schreiben zu können. Es darf jedoch Niemand die Thore passiren. Heute wird eine Brücke von Audörfel, welches vis a vis Preßburg liegt, über den Donauarm zur Halbinsel (die Hötschen genannt) vom österreichischen Militär geschlagen, damit am rechten Donauufer bis Wolfsthal das österreichische Militär in einer Tour marschiren könne.

Ebenso wird eine Brücke über die große Donau bei Ragendorf geschlagen, um bei einem etwaigen Rückzuge die Donau zu passiren. So eben sehe ich einige hundert Soldaten ankommen; sie sind ganz erschöpft und lagern sich vor Mattigkeit in der langen Gasse auf den bloßen Steinen; es ist ein Gemengsel von Infanterie und Kavallerie, die allen Branchen angehören. Ich muß schließen, denn um 3 Uhr fahre ich mit der Eisenbahn nach Tyrnau.

Die Ungarn sollen in Schütt-Szomerein eingefallen sein.

Die östreichische Kriegskasse ist in Bruck an der Leitha, wahrscheinlich darum, um selbe im Falle eines ernstlicheren Nachrückens Seitens der Ungarn schnell mit der Wien-Brucker Eisenbahn nach Wien zu senden.

Die Bevölkerung Preßburgs wird durch Strafurtheile von drakonischer Strenge wahrhaft terrorisirt. So wurde der ungarische Student Karl Kapußtyak, 17 Jahre alt, wegen einer aufreizenden Stelle in einem Briefe zu 2jährigem Kerker verurtheilt. Dieselbe Strafe wurde dem bürgerlichen Schiffsmeister J. Heybl wegen Verbreitung falscher Nachrichten zuerkannt. Bem soll in der Gegend von Orsowa und Mehadia stehen, um das Vorrücken der Puchnerschen Truppen nach dem Banate zu verhindern. -- Feldmarschall-Lieutenant Rukavina hat in den deutschen Gemeinden im Banate eine Rekrutirung angeordnet, der sich aber die Deutschen widersetzten und endlich ihre Rekruten den Magyaren schickten, welchen sie überhaupt allen möglichen Vosrchub leisten. In Oriavica (im Banate) haben die Deutschen, als sie von magyarischen Siegen hörten, die kaiserliche Fahne zerrissen, die ungarische Tricolore aufgepflanzt und den magyarischen Stuhlrichter Veliczay im Triumphe auf den Armen durch die Ortschaft getragen. --

Italien.
*

Der römische Moniteur vom 1. Mai bringt die nachstehenden Details über den Kampf des vorhergehenden Tages:

Rom, 30. April, 9 Uhr Morgens. Das Truppenkorps von Garibaldi erwartet den Feind. Der Feind, ohne vorherige offizielle Ankündigung, ist vor Rom mit Geschütz gelagert. In der Richtung des Porteser Thors hört man Flintenfeuer.

11 1/2 Uhr. Sturm gelaufen am Cavelleggieri'schen Thor.

11 3/4 Uhr. Die feindliche Avantgarde weicht zurück; eine Truppenabtheilung nimmt feste Stellung an der Basilika von St. Paolo. An der Porta Cavelleggieri wird mit der rothen Fahne vorwärts gedrungen.

12 1/4 Uhr. Das französische Geschütz schießt auf die Bastion.

12 [unleserliches Material]/2 Uhr. Garibaldi greift auf verschiedenen Punkten an. Gewehrfeuer. Man schlägt sich an der Villa Pamphili. Man wirft Racketen auf die stärkste Bastion.

1 Uhr Nachmittags. Das Feuer bei der Villa Pamphili hört auf

1 3/4 Uhr. Das Feuer beginnt unter den Mauern des Vatikans.

Durch Estaffette vom Vatikan. -- Scheinangriff, um die Unsern zu einem Ausfall zu bewegen. Die meisten Angriffe sind gegen die vorderste Bastion des Vatikans gerichtet, wo sich zwei Haubitzen befanden, die von den Unsern -- wohin, weiß ich nicht -- fortgeschafft sind. Das feindliche Geschütz hat hier jetzt Position genommen. Die Franzosen haben einige Leute bei der Villa Pamphili eingebüßt. Sie wenden sich nach einer andern Seite.

2 Uhr 50 Minuten. -- An der Porta Portese haben sich die Unsern, im Namen Gottes und des Volkes, muthig geschlagen. Das französische Geschütz schweigt.

3 Uhr 10 Minuten. Die Franzosen scheinen entmuthigt.

3 Uhr 20 Minuten. Die französischen Tirailleurs werfen sich auf ihr Centrum zurück.

3 Uhr 40 Minuten. An der Porta S. Pancrazio trommeln die Franzosen zum Rückzuge. Unsere Tirailleurs verfolgen sie. Das Armeekorps schickt Verstärkungen.

4 Uhr. Die französische Kavallerie zieht sich zurück. Der Ponte-Molle ist bedroht.

5 Uhr. Alles ist still.

* Rom, 1. Mai.

Die Angaben über den von den Franzosen gestern erlittenen Verlust sind verschieden. Die sicherste Annahme ist: 600 Todte, 450 Gefangene und eine Anzahl von Verwundeten. Die Römer zählen nur 33 oder 40 Todte, 75 Verwundete und 7 Gefangene.

Oestreichisches Hauptquartier Mestre, 3. Mai.

Gestern Abend gegen 10 1/2 Uhr, nachdem die Venetianer aus dem Fort während einer halben Stunde ein furchtbares Feuer von Kanonen und Bomben unterhalten, haben sie einen Ausfall versucht, der leicht zu etwas bedeutendem hätte führen können. Die Belagerten drangen bei dem großen Canal vor, stießen aber dort auf eine versteckte Raketenbatterie, welche augenblicklich und so wirksam zu feuern begann daß sich der Feind nach einigem Geplänkel mit Hinterlassung einiger Todten in seine Werke zurückflüchtete.

Gleich darauf begann ihr Bombenwerfen auf die Stadt mit erneuter Heftigkeit, überall schlugen die Kugeln ein und das Krachen der Geschütze und Platzen der Bomben, das Blitzen der Pulverladungen und Zischen der Granaten ging über alle Beschreibung -- in der Kirche wurden vier Mann erschlagen. Während ich meinen gestrigen Bericht beendigte, schlugen in kurzer Zeit nacheinander vier Bomben des schwersten Kalibers in die mein Quartier umgebenden Gärten. Dem bekannten preußischen General v. Willissen, der ebenfalls hier ist, schlugen die Stücke ins Fenster. Gestern ist auch Handelsminister v. Bruck hier durch nach Triest gereist, wird aber in einigen Tagen zurückkommen und wieder nach Mailand gehen. Heute früh traf die Nachricht ein, daß Feldmarschall Radetzki morgen hier ankommen wird.

(A. Z.)
Redakteur en chef Karl Marx.

Hrn. Hr. in Wa.....r die gewünschten Nummern sind nicht mehr vorräthig.

Die Expedition der "N. Rh. Ztg."

Heute Morgen wurde ein Extrablatt ausgegeben, dessen Inhalt für die auswärtigen Abonnenten in diesem Blatte mitgetheilt wird.

Beilage zu Nr. 297 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag, 13. Mai 1849.
[Französische Republik]

3) die Oestreicher sind bereits 6000 Mann stark von Mailand nach Ferrara abgegangen, um Bologna zu besetzen; andere Truppentheile sind nach Toskana aufgebrochen;

4) am 4. Mai sind die Oestreicher in Lucca eingerückt und wurden noch denselben Abend in Pisa erwartet, von wo sie ohne Zweifel auf Livorno marschiren; (sie werden hier trefflich mit Kartätschen empfangen werden!)

5) der blödsinnige Tiger Ferdinand von Neapel hat am 29. April, an der Spitze von 5000 Mann, welche von einer neapolitanischen Flotille in Terracina ausgeschifft wurden, das römische Gebiet betreten; einige Marinesoldaten und Linientruppen zogen nach Porto-di-Anzo, aber zu spät, um sich der Ausschiffung der lombardischen Feluccen zu widersetzen.

Dies sind die neuesten offiziellen Nachrichten. Wie man sieht, hatte die napoleonische Mondkalbregierung die seit mehreren Tagen erhaltenen Depeschen über die Bewegungen der östreichischen und neapolitanischen Truppen zurückgehalten, um dem Sturm in der Assemblée nicht neue Mittel an die Hand zu geben.

Der „National“, der Moniteur der honetten und gemäßigten Marrastclique, bricht bei dieser Gelegenheit in folgende Exclamationen über die Regierung aus:

„Geschmiegige Buben, welche immer den Ereignissen vorgreifen wollen, nicht wo es ihre Pflicht ist, sondern wie es eben im Interesse ihrer willkürlichen Attentatgelüste liegt; schwach wenn sie es versuchen sollen, die Schamlosigkeiten eines verurtheilten Königthums in ihre Schranken zurückzuweisen, Agenten der Tyrannei wenn sie der Sache der europäischen Ordnung zu dienen glauben; feig wenn sie klug zu sein träumen, verzagt wenn sie, aufs Aeußerste getrieben, sich zur Strenge berufen fühlen; mit Einem Wort, immer und überall dieselben, unfähig in ihrem obersten Chef, in ihren Thaten von dem glücklichen Geist geführt, welcher die Kraft in Schwäche, die Gunst der Umstände in Unglück, die chimärischen Gefahren in wirkliches Verhängniß, die Emeuten in Revolutionen verwandeln: — das sind die Leute, welche Frankreich regieren!»

* Paris, 10. Mai.

Die 24 demokratischen Kandidaten des Seinedepartements haben folgende Proklamation erlassen:

„Bürger! Von euern Delegirten als Kandidaten vorgeschlagen, haben wir durch euer Vertrauen Pflichten erhalten, die wir zu erfüllen wissen werden.

Die Republik ist die Wiedergeburt der an Korruption verendenden Gesellschaft; sie ist die Erhebung des Volkes; sie ist die Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit; sie ist die Zukunft der so lange erwarteten Gerechtigkeit.

Die politische und soziale Revolution, welche Frankreich und Europa befreien wird, ruft in einem Augenblick, wo sie von allen Seiten bedroht ist, ihre Vertheidiger. Sie muß gerettet werden, und wir werden sie retten mit euch.

Es lebe die sozial-demokratische Republik!“

— Der russische Gesandte Kieseleff geht jetzt häufiger als je in das Ministerium des Auswärtigen. Er möchte gern den General Aupick aus Konstantinopel vertreiben, damit Rußland dort desto freier seine Karten mischen könne.

Paris, 10. Mai.

Barrot bat gestern die Linke, ihren Zorn wegen des Napoleonbriefes bis zur Ankunft der Oudinot'schen Depeschen aufzusparen. Diese Depeschen sind mit dem Albratos am 9. Mai in Toulon eingelaufen und können heute Abend oder morgen früh in Paris sein. Die Debatte wird also schwerlich vor morgen oder übermorgen wieder eröffnet.

— Je näher der Wahltag rückt, desto weiter dehnt sich die Wahlfreiheit beim Militär aus. Seit zwei Tagen (melden die demokratischen Blätter) müssen die Wachen in Vincennes scharf laden und das Bajonett aufstecken, um sie nicht gegen das Stadtproletariat, sondern gegen ihre eigenen Kameraden eventuell zu gebrauchen.

— Die Nationalversammlung müßte eigentlich von Rechtswegen übermorgen auseinandergehen, denn mit dem Augenblicke, wo die Wähler des Landes ihre neuen Stimmzettel in die Urne werfen, hört ihr Mandat auf. Es scheint aber, daß der Ernst der Umstände die Versammlung veranlaßt, noch bis zum 20. zu sitzen oder sich vom 15. ab doch nur zu prorogiren. Am 28. soll die neue Kammer zusammentreten.

— Gestern nach Postschluß traf der „Moniteur Romain“ vom 1. Mai in Paris ein und brachte uns die Details des Kampfes vom 30. April, die Sie in den Morgenblättern abgedruckt finden.

— Lesseps und Accurfi, römischer Abgesandter, sind vorgestern mit Kurierpferden nach Rom geeilt, um dem General Oudinot in Folge der Nachtsitzung neue Instruktionen zu bringen.

— Minister Drouyn de Lhuys versicherte neulich der Nationalversammlung, daß er ihr wohl zwanzig Briefe vorlegen könne, welche beweisen, daß die römische Bevöllerung den Oudinot als Rettungsengel begrüßen würden statt ihn zu bekämpfen etc. Es sei kein Wunder, daß der Minister an solchen Irrthümern gelitten habe, denn alle Briefe seien von einem Bruder Falloux' geschrieben, der als einer der Geheimschreiber des Papstes ganz in der Macht der Jesuiten sich befindet.

— Hier einige Titel von Blättern, die während der glücklichen Wahlperiode von 1849 als Eintagsfliegen in Paris auf den Boulevards ausgerufen wurden und meist erklärende Canards sind:

1) La famille Bonaparte devant le tribunal du peuple, (eine unverschämte Lobhudelei 2) Le père Duchêne (falsch). 2) Les trahisons de Ledru-Rollin. 4) Les Cosaques á Paris (demokratisch). 5) La langue de Vipère (roth). 6) Le Pousse-Caillon démocratique. 7) Le troubadour sociale. 8) La paille de fer. 9) Les crimes de la rue de Poitiers. 10) L'enfer des Aristos (aristokratisch). 11) Le sabot enflammé. 12. Le crocodile de la Montagne. 13) Halte-là les Blancs. 14) La marmite de Lucifer. 15) Le pot aux roses (sozialistisch). 16) La Guillotine (rothgedruckt). 17) Liste des Députés, qui ne seront pas élus etc. etc. 18) De quoi vous plaignez-vous? von Eugen Sue.

National-Versammlung Sitzung vom 10. Mai. Anfang 1 1/2 Uhrr. Präsident Marrast. Nach Verlesung des Protokolls nimmt Marrast das Wort.

Marrast: Ich habe die Ehre, die Versammlung zu benachrichtigen, daß ich ihr als Präsident der National-Versammlung eine wichtige Mittheilung machen werde, sobald der Kriegsminister und der Conseilpräsident auf ihren Plätzen sein werden. (Allgemeines Aufsehen im Saale).

An der Tagesordnung ist zunächst ein Gesetzentwurf über die Bahn von Paris nach Lyon. Ehe Sie in die Debatte treten, habe ich die schmerzliche Pflicht, Ihnen den abermaligen Verlust eines Kollegen, Belespaul (von der Rechten), anzuzeigen.

Die Versammlung geht zur Lyoner Bahn über.

Artikel 1.

Der Staatsbautenminister ist zur Ausbeutung der bereits fahrbaren Strecken der Lyoner Bahn ermächtigt; sobald die ganze Linie fertig, soll ein neues Gesetz die Ausbeutung regeln.

Lacrosse, Bauminister: Diese Fassung gehört dem Ausschusse an; sie unterscheidet sich von der ministeriellen nur in einem Punkte. Dieser Punkt ist aber wichtig, nämlich die Ausbeutung einer Eisenbahn. Die französische Regierung hielt bisher an dem Grundsatze fest, es sei gefährlich, wenn sich der Staat als Exploiteur in irgend eine Privatindustrie mische. Sie ist auch heute noch dieser Ansicht. Der Staat zahlte von jeher Alles theurer als der Privatmann; er wurde von jeher mehr betrogen. Indessen will die Regierung einmal bei dieser Linie eine Ausnahme machen und sich der Exploitation so lange widmen, bis die Bahn fertig ist.

Der Artikel wird demnachst gleich den ubrigen, die das Gesammtgesetz bilden, mit 566 gegen 2 Stimmen angenommen.

Marrast liest jetzt die jüngsten Handels- und Schifffahrtsverträge mit Guatemala und Costa Rica zum dritten Male vor.

Diese Vertrage werden angenommen und konnen nun ausgewechselt werden.

Marrast: Die Minister sind auf ihren Plätzen; ich kann Ihnen jetzt die angeregte Mittheilung machen. Die Thatsache ist folgende. Im Sicherheitsinteresse der National-Versammlung glaubte ich gestern außer der gewöhnlichen Wache noch zwei Bataillone von dem Invalidenfelde her requiriren zu müssen. Ich gab dem General Lebreton den diesfälligen Auftrag, der sich desselben sofort entledigte. Ein Bataillon kam an; das andere kam nicht. Ich sandte wiederholt zum Befehlshaber des Invalidenfeldes, General Forey, und ließ ihn fragen, warum das zweite Bataillon nicht erschien. Er erklärte, daß er nur seinem Obern, nämlich dem General Changarnier, gehorche. (Sensation.) Er würde vom Präsident der National-Versammlung nur dann Befehle erfüllen, wenn sie ihm durch Changarnier zugingen. (Oh! Oh!) Ich hielt dem Forey das Gesetz und die Verfassung entgegen, welche alle Militars zum unbedingten Gehorsam gegen die Befehle des Präsidenten der National-Versammlung verpflichten. Forey erwiderte widerholt, daß er Befehl habe, nur Changarnier zu gehorchen. Ich schrieb an den General Changarnier und ladete ihn zu mir. Er kam nicht. (Oh! Oh! Larm) Er schickte mir seinen Adjudanten. (Lärm.) Ich frage die Minister, ob ihre Absicht ist, das Gesetz zu bestreiten und die Verfassung umzustoßen. Ist dies, wie ich glauben will, nicht ihre Absicht, so verlange ich die Bestrafung der betreffenden militärischen Befehlshaber und die Einrückung dieser Bestrafung nebst Erzählung des Vorfalls in den morgigen allgemeinen Armeebefehl. (Agitation).

Barrot, Conseilpräsident. Ich bedauere, nicht vorher von diesem Vorfall unterrichtet worden zu sein, es wäre mir gelungen, ihm seinen ernsten Charakter zu nehmen. (Oh Oh) Das Recht des Präsidenten der Kammer ist unbestreitbar. (Hohngelächter.) Aber ich füge bei, daß sich dieses Recht mit einer andern Nothwendigkeit, mit der Hierarchie complizirt (Ah Ah) mit der Disciplin (Oh Oh). Man kann Alles conciliiren (heftige Unterbrechung) Ich kann nicht begreifen, wie man einen General strafen wolle, der den betreffenden Befehl, nur durch Vermittlung seines Oberbefehlshabers auszuführen erklärte (Larm). Forey gab gewiß nicht der leisesten Absicht Raum, die Nationalversammlung oder ihren Präsidenten in ihren Rechten zu verletzen. (Stürmische Unterbrechung.) Der Präsident glaubte die Militarbedeckung um das Sitzungslokal zu vergrößern, aber in Rücksicht auf die exorbitante Vollmacht, die das Volksvotum dem Präsidenten der Republik ertheilte (Hier hindert uns der Tumult weiter zu verstehen.)

Stimmen links: Den Minister zur Ordnung.

Stimmen rechts: Man lese die Verfassung.

Barrot kämpft gegen diese Gewitter, indem er sich an die Rückseite der Bühne lehnt und Ausdauer affektirt.

Lebreton, Degousé, Bureaux de Puzy, Goudchaux, Baune, Confiderant nehmen an der überaus sturmischen Debatte Theil. Alles schreit wild durcheinander.

Rulliere, Kriegsminister, verspricht, daß solche Verstöße nicht mehr vorkommen sollen. Zur Abstimmung, zur Abstimmung!)

Marrast: Ich schlage vor, daß man die Artikel 6 u. 7 des Dekrets v. 11. Mai 1848 in den morgigen Parolbefehl rücke.

Wird mit großer Mehrheit angenommen.

Marrast: In diesem Augenblick überreichen mir mehrere Deputirte einen Anklage-Akt gegen Changarnier (Oh Oh) Diese Deputirten sind: Rabaud, Laribion, Charles Dain u. s. w (Soll gedruckt werden.

Grevy überreicht seinen Bericht über das Doppelkommando Changarniers. (Agitation)

Marrast: Wir gehen zum Büdget über. (Tobender Ruf: Die Conclusionen, die Conclusionen!)

Grevy liest die Conclusionen vor, sie lauten auf Verweisung des ministeriellen Antrags, dem Changarnier noch länger seine anormale Stellung zu lassen.

Im Augenblick, wo die Versammlung zum Kriegsbüdget übergehen will, erscheint Baune mit einem Stoß Papiere unter dem Arm auf der Buhne.

Baune: Ich habe die Ehre, mehrere Petitionen zu uberreichen, welche darauf antragen, das Ministerium und den Prasidenten in Anklagestand zu versetzen. (Hohngelächter rechts, Bravo's links.)

Die Versammlung nimmt das Kriegsbüdget auf.

Nach Erledigung von 2 Kapiteln unterbricht der Kriegsminister die Debatte.

Rulliers, Kriegsminister: Ich empfange so eben die römische Depesche aus Toulon. Der Minister liest die Oudinot'schen Berichte vor. Sie sind zu lang, um sie hier mittheilen zu können. Der Kampf des 30. April heißt darin eine starke Recognoscirung und doch eine der glänzendsten Schlachten.

Die Vorlesung ruft große Bewegung hervor.

Ledru-Rollin und Flocon verlangen eine Nachtsitzung, aber die Versammlung wird die römische Debatte morgen fortsetzen.

Schluß der Sitzung: 6 Uhr.

Ungarn.
* Wien, 8. Mai.

Die Besetzung Oedenburg's durch die Ungarn wird von einigen Standrechtsblättern bezweifelt. Allein selbst die „Ostd. Post“ bemerkt:

„Seit heute Abend wird vom Eisenbahnbureau nichts mehr nach Oedenburg expedirt, worin Viele eine Bestätigung des von uns erwähnten Gerüchtes der Besetzung Oedenburg's durch die Ungarn sehen wollen.“

So eben ist außerordentlicher Ministerrath. Der Kaiser will eine Ansprache an die Völker erlassen. Gestern wurde die Nachhuth der kaiserlichen Armee bei Parendorf ganz aufgerieben. (Parendorf ist 1/4 Stunde von der östreichischen Gränze und 7 Stunden von Wien entfernt.)

Man erfährt auf Privatwegen, daß die Ungarn in Madern, zwischen Tyrnau und Preßburg stehen.

Aus Lepersdorf (2 1/2 Stunden von Preßburg) berichtet man, daß am 4. d. M. unerwartet neun Husaren in's Dorf sprengten, und den gutgesinnten Stuhlrichter, nebst der ausgesteckten kaiserlichen Fahne mit sich fuhrten. Sie ließen sich von dem Ortsnotar die schriftliche Bestätigung geben, daß sie da waren. Die durch Vorposten herbeigerufene Assistenz von Seite der k. k. Truppen kam schon zu spat, denn die Husaren waren mit ihrem Gefangenen schon uber alle Berge.

Reisende berichten aus Pesth, daß die Ungarn Miene machen, die Osner Festung anzugreifen. In diesem Falle haben die Pesth'er ein Bombardement von den Wällen der Festung zu erwarten.

In Oberungarn ist das k. k. Militär am 1. Mai von Warin aus angegriffen worden und hat an demselben Orte, wo meist die Freiwilligen über eine größere Zahl Magyaren siegten, von einer Minderzahl eine Niederlage erlitten.

Man versichert, daß Arad und Semlin von den Ungarn genommen seien. Auch spricht man von einem Gefechte bei Parendorf unweit Bruck a. L., wobei die Grenadierdivision Deutschmeister sehr hart mitgenommen worden sein soll

Von der ungarischen Gränze, 2. Mai.

So eben gelangt aus sicherer Quelle hierher die Nachricht, daß in der Kreisstadt Neusandec sämmtliche Bäcker den Auftrag erhalten haben, über Hals und Kopf große Brodvorräthe zu backen, da am nächstfolgenden Freitag und Samstag eine bedeutende russische Truppenmacht in dem Durchmarsche nach Ungarn einrücken wird.

(C. Bl. a. B.)
105 Preßburg, 6. Mai.

Die Stimmung der Preßburger Bevölkerung ist ernst und stumm, da sie nicht so reden dürfen, wie es ihnen ums Herz ist; vieles Militär von allen Branchen wandelt durch die Straßen. Das Schloß ist verpallisadirt. Ich wollte es besichtigen, um Ihnen etwas hierüber schreiben zu können. Es darf jedoch Niemand die Thore passiren. Heute wird eine Brücke von Audörfel, welches vis à vis Preßburg liegt, über den Donauarm zur Halbinsel (die Hötschen genannt) vom österreichischen Militär geschlagen, damit am rechten Donauufer bis Wolfsthal das österreichische Militär in einer Tour marschiren könne.

Ebenso wird eine Brücke über die große Donau bei Ragendorf geschlagen, um bei einem etwaigen Rückzuge die Donau zu passiren. So eben sehe ich einige hundert Soldaten ankommen; sie sind ganz erschöpft und lagern sich vor Mattigkeit in der langen Gasse auf den bloßen Steinen; es ist ein Gemengsel von Infanterie und Kavallerie, die allen Branchen angehören. Ich muß schließen, denn um 3 Uhr fahre ich mit der Eisenbahn nach Tyrnau.

Die Ungarn sollen in Schütt-Szomerein eingefallen sein.

Die östreichische Kriegskasse ist in Bruck an der Leitha, wahrscheinlich darum, um selbe im Falle eines ernstlicheren Nachrückens Seitens der Ungarn schnell mit der Wien-Brucker Eisenbahn nach Wien zu senden.

Die Bevölkerung Preßburgs wird durch Strafurtheile von drakonischer Strenge wahrhaft terrorisirt. So wurde der ungarische Student Karl Kapußtyak, 17 Jahre alt, wegen einer aufreizenden Stelle in einem Briefe zu 2jährigem Kerker verurtheilt. Dieselbe Strafe wurde dem bürgerlichen Schiffsmeister J. Heybl wegen Verbreitung falscher Nachrichten zuerkannt. Bem soll in der Gegend von Orsowa und Mehadia stehen, um das Vorrücken der Puchnerschen Truppen nach dem Banate zu verhindern. — Feldmarschall-Lieutenant Rukavina hat in den deutschen Gemeinden im Banate eine Rekrutirung angeordnet, der sich aber die Deutschen widersetzten und endlich ihre Rekruten den Magyaren schickten, welchen sie überhaupt allen möglichen Vosrchub leisten. In Oriavica (im Banate) haben die Deutschen, als sie von magyarischen Siegen hörten, die kaiserliche Fahne zerrissen, die ungarische Tricolore aufgepflanzt und den magyarischen Stuhlrichter Veliczay im Triumphe auf den Armen durch die Ortschaft getragen. —

Italien.
*

Der römische Moniteur vom 1. Mai bringt die nachstehenden Details über den Kampf des vorhergehenden Tages:

Rom, 30. April, 9 Uhr Morgens. Das Truppenkorps von Garibaldi erwartet den Feind. Der Feind, ohne vorherige offizielle Ankündigung, ist vor Rom mit Geschütz gelagert. In der Richtung des Porteser Thors hört man Flintenfeuer.

11 1/2 Uhr. Sturm gelaufen am Cavelleggieri'schen Thor.

11 3/4 Uhr. Die feindliche Avantgarde weicht zurück; eine Truppenabtheilung nimmt feste Stellung an der Basilika von St. Paolo. An der Porta Cavelleggieri wird mit der rothen Fahne vorwärts gedrungen.

12 1/4 Uhr. Das französische Geschütz schießt auf die Bastion.

12 [unleserliches Material]/2 Uhr. Garibaldi greift auf verschiedenen Punkten an. Gewehrfeuer. Man schlägt sich an der Villa Pamphili. Man wirft Racketen auf die stärkste Bastion.

1 Uhr Nachmittags. Das Feuer bei der Villa Pamphili hört auf

1 3/4 Uhr. Das Feuer beginnt unter den Mauern des Vatikans.

Durch Estaffette vom Vatikan. — Scheinangriff, um die Unsern zu einem Ausfall zu bewegen. Die meisten Angriffe sind gegen die vorderste Bastion des Vatikans gerichtet, wo sich zwei Haubitzen befanden, die von den Unsern — wohin, weiß ich nicht — fortgeschafft sind. Das feindliche Geschütz hat hier jetzt Position genommen. Die Franzosen haben einige Leute bei der Villa Pamphili eingebüßt. Sie wenden sich nach einer andern Seite.

2 Uhr 50 Minuten. — An der Porta Portese haben sich die Unsern, im Namen Gottes und des Volkes, muthig geschlagen. Das französische Geschütz schweigt.

3 Uhr 10 Minuten. Die Franzosen scheinen entmuthigt.

3 Uhr 20 Minuten. Die französischen Tirailleurs werfen sich auf ihr Centrum zurück.

3 Uhr 40 Minuten. An der Porta S. Pancrazio trommeln die Franzosen zum Rückzuge. Unsere Tirailleurs verfolgen sie. Das Armeekorps schickt Verstärkungen.

4 Uhr. Die französische Kavallerie zieht sich zurück. Der Ponte-Molle ist bedroht.

5 Uhr. Alles ist still.

* Rom, 1. Mai.

Die Angaben über den von den Franzosen gestern erlittenen Verlust sind verschieden. Die sicherste Annahme ist: 600 Todte, 450 Gefangene und eine Anzahl von Verwundeten. Die Römer zählen nur 33 oder 40 Todte, 75 Verwundete und 7 Gefangene.

Oestreichisches Hauptquartier Mestre, 3. Mai.

Gestern Abend gegen 10 1/2 Uhr, nachdem die Venetianer aus dem Fort während einer halben Stunde ein furchtbares Feuer von Kanonen und Bomben unterhalten, haben sie einen Ausfall versucht, der leicht zu etwas bedeutendem hätte führen können. Die Belagerten drangen bei dem großen Canal vor, stießen aber dort auf eine versteckte Raketenbatterie, welche augenblicklich und so wirksam zu feuern begann daß sich der Feind nach einigem Geplänkel mit Hinterlassung einiger Todten in seine Werke zurückflüchtete.

Gleich darauf begann ihr Bombenwerfen auf die Stadt mit erneuter Heftigkeit, überall schlugen die Kugeln ein und das Krachen der Geschütze und Platzen der Bomben, das Blitzen der Pulverladungen und Zischen der Granaten ging über alle Beschreibung — in der Kirche wurden vier Mann erschlagen. Während ich meinen gestrigen Bericht beendigte, schlugen in kurzer Zeit nacheinander vier Bomben des schwersten Kalibers in die mein Quartier umgebenden Gärten. Dem bekannten preußischen General v. Willissen, der ebenfalls hier ist, schlugen die Stücke ins Fenster. Gestern ist auch Handelsminister v. Bruck hier durch nach Triest gereist, wird aber in einigen Tagen zurückkommen und wieder nach Mailand gehen. Heute früh traf die Nachricht ein, daß Feldmarschall Radetzki morgen hier ankommen wird.

(A. Z.)
Redakteur en chef Karl Marx.

Hrn. Hr. in Wa…‥r die gewünschten Nummern sind nicht mehr vorräthig.

Die Expedition der „N. Rh. Ztg.“

Heute Morgen wurde ein Extrablatt ausgegeben, dessen Inhalt für die auswärtigen Abonnenten in diesem Blatte mitgetheilt wird.

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        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 297 der Neuen Rheinischen Zeitung.</titlePart>
        <titlePart type="sub">Organ der Demokratie.</titlePart>
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          <docDate>Sonntag, 13. Mai 1849.</docDate>
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        <head>[Französische Republik]</head>
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          <p>3) die Oestreicher sind bereits 6000 Mann stark von Mailand nach Ferrara abgegangen, um Bologna zu besetzen; andere Truppentheile sind nach Toskana aufgebrochen;</p>
          <p>4) am 4. Mai sind die Oestreicher in Lucca eingerückt und wurden noch denselben Abend in Pisa erwartet, von wo sie ohne Zweifel <hi rendition="#g">auf Livorno</hi> marschiren; (sie werden hier trefflich mit Kartätschen empfangen werden!)</p>
          <p>5) der blödsinnige Tiger Ferdinand von Neapel hat am 29. April, an der Spitze von 5000 Mann, welche von einer neapolitanischen Flotille in Terracina ausgeschifft wurden, das römische Gebiet betreten; einige Marinesoldaten und Linientruppen zogen nach Porto-di-Anzo, aber zu spät, um sich der Ausschiffung der lombardischen Feluccen zu widersetzen.</p>
          <p>Dies sind die neuesten offiziellen Nachrichten. Wie man sieht, hatte die napoleonische Mondkalbregierung die seit mehreren Tagen erhaltenen Depeschen über die Bewegungen der östreichischen und neapolitanischen Truppen zurückgehalten, um dem Sturm in der Assemblée nicht neue Mittel an die Hand zu geben.</p>
          <p>Der &#x201E;National&#x201C;, der Moniteur der honetten und gemäßigten Marrastclique, bricht bei dieser Gelegenheit in folgende Exclamationen über die Regierung aus:</p>
          <p>&#x201E;Geschmiegige Buben, welche immer den Ereignissen vorgreifen wollen, nicht wo es ihre Pflicht ist, sondern wie es eben im Interesse ihrer willkürlichen Attentatgelüste liegt; schwach wenn sie es versuchen sollen, die Schamlosigkeiten eines verurtheilten Königthums in ihre Schranken zurückzuweisen, Agenten der Tyrannei wenn sie der Sache der europäischen Ordnung zu dienen glauben; feig wenn sie klug zu sein träumen, verzagt wenn sie, aufs Aeußerste getrieben, sich zur Strenge berufen fühlen; mit Einem Wort, immer und überall dieselben, unfähig in ihrem obersten Chef, in ihren Thaten von dem glücklichen Geist geführt, welcher die Kraft in Schwäche, die Gunst der Umstände in Unglück, die chimärischen Gefahren in wirkliches Verhängniß, <hi rendition="#g">die Emeuten in Revolutionen verwandeln:</hi> &#x2014; das sind die Leute, welche Frankreich regieren!»</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 10. Mai.</head>
          <p>Die 24 demokratischen Kandidaten des Seinedepartements haben folgende Proklamation erlassen:</p>
          <p>&#x201E;Bürger! Von euern Delegirten als Kandidaten vorgeschlagen, haben wir durch euer Vertrauen Pflichten erhalten, die wir zu erfüllen wissen werden.</p>
          <p>Die Republik ist die Wiedergeburt der an Korruption verendenden Gesellschaft; sie ist die Erhebung des Volkes; sie ist die Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit; sie ist die Zukunft der so lange erwarteten Gerechtigkeit.</p>
          <p>Die politische und soziale Revolution, welche Frankreich und Europa befreien wird, ruft in einem Augenblick, wo sie von allen Seiten bedroht ist, ihre Vertheidiger. Sie muß gerettet werden, und wir werden sie retten mit euch.</p>
          <p>Es lebe die sozial-demokratische Republik!&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; Der russische Gesandte Kieseleff geht jetzt häufiger als je in das Ministerium des Auswärtigen. Er möchte gern den General Aupick aus Konstantinopel vertreiben, damit Rußland dort desto freier seine Karten mischen könne.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar297b_003" type="jArticle">
          <head>Paris, 10. Mai.</head>
          <p>Barrot bat gestern die Linke, ihren Zorn wegen des Napoleonbriefes bis zur Ankunft der Oudinot'schen Depeschen aufzusparen. Diese Depeschen sind mit dem Albratos am 9. Mai in Toulon eingelaufen und können heute Abend oder morgen früh in Paris sein. Die Debatte wird also schwerlich vor morgen oder übermorgen wieder eröffnet.</p>
          <p>&#x2014; Je näher der Wahltag rückt, desto weiter dehnt sich die Wahlfreiheit beim Militär aus. Seit zwei Tagen (melden die demokratischen Blätter) müssen die Wachen in Vincennes scharf laden und das Bajonett aufstecken, um sie nicht gegen das Stadtproletariat, sondern gegen ihre eigenen Kameraden eventuell zu gebrauchen.</p>
          <p>&#x2014; Die Nationalversammlung müßte eigentlich von Rechtswegen übermorgen auseinandergehen, denn mit dem Augenblicke, wo die Wähler des Landes ihre neuen Stimmzettel in die Urne werfen, hört ihr Mandat auf. Es scheint aber, daß der Ernst der Umstände die Versammlung veranlaßt, noch bis zum 20. zu sitzen oder sich vom 15. ab doch nur zu prorogiren. Am 28. soll die neue Kammer zusammentreten.</p>
          <p>&#x2014; Gestern nach Postschluß traf der &#x201E;Moniteur Romain&#x201C; vom 1. Mai in Paris ein und brachte uns die Details des Kampfes vom 30. April, die Sie in den Morgenblättern abgedruckt finden.</p>
          <p>&#x2014; Lesseps und Accurfi, römischer Abgesandter, sind vorgestern mit Kurierpferden nach Rom geeilt, um dem General Oudinot in Folge der Nachtsitzung neue Instruktionen zu bringen.</p>
          <p>&#x2014; Minister Drouyn de Lhuys versicherte neulich der Nationalversammlung, daß er ihr wohl zwanzig Briefe vorlegen könne, welche beweisen, daß die römische Bevöllerung den Oudinot als Rettungsengel begrüßen würden statt ihn zu bekämpfen etc. Es sei kein Wunder, daß der Minister an solchen Irrthümern gelitten habe, denn alle Briefe seien von einem Bruder Falloux' geschrieben, der als einer der Geheimschreiber des Papstes ganz in der Macht der Jesuiten sich befindet.</p>
          <p>&#x2014; Hier einige Titel von Blättern, die während der glücklichen Wahlperiode von 1849 als Eintagsfliegen in Paris auf den Boulevards ausgerufen wurden und meist erklärende Canards sind:</p>
          <p>1) La famille Bonaparte devant le tribunal du peuple, (eine unverschämte Lobhudelei 2) Le père Duchêne (falsch). 2) Les trahisons de Ledru-Rollin. 4) Les Cosaques á Paris (demokratisch). 5) La langue de Vipère (roth). 6) Le Pousse-Caillon démocratique. 7) Le troubadour sociale. 8) La paille de fer. 9) Les crimes de la rue de Poitiers. 10) L'enfer des Aristos (aristokratisch). 11) Le sabot enflammé. 12. Le crocodile de la Montagne. 13) Halte-là les Blancs. 14) La marmite de Lucifer. 15) Le pot aux roses (sozialistisch). 16) La Guillotine (rothgedruckt). 17) Liste des Députés, qui ne seront pas élus etc. etc. 18) De quoi vous plaignez-vous? von Eugen Sue.</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi> Sitzung vom 10. Mai. Anfang 1 1/2 Uhrr. Präsident Marrast. Nach Verlesung des Protokolls nimmt Marrast das Wort.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi>: Ich habe die Ehre, die Versammlung zu benachrichtigen, daß ich ihr als Präsident der National-Versammlung eine wichtige Mittheilung machen werde, sobald der Kriegsminister und der Conseilpräsident auf ihren Plätzen sein werden. (Allgemeines Aufsehen im Saale).</p>
          <p>An der Tagesordnung ist zunächst ein Gesetzentwurf über die Bahn von Paris nach Lyon. Ehe Sie in die Debatte treten, habe ich die schmerzliche Pflicht, Ihnen den abermaligen Verlust eines Kollegen, Belespaul (von der Rechten), anzuzeigen.</p>
          <p>Die Versammlung geht zur Lyoner Bahn über.</p>
          <p>Artikel 1.</p>
          <p rendition="#et">Der Staatsbautenminister ist zur Ausbeutung der bereits fahrbaren Strecken der Lyoner Bahn ermächtigt; sobald die ganze Linie fertig, soll ein neues Gesetz die Ausbeutung regeln.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lacrosse,</hi> Bauminister: Diese Fassung gehört dem Ausschusse an; sie unterscheidet sich von der ministeriellen nur in einem Punkte. Dieser Punkt ist aber wichtig, nämlich die Ausbeutung einer Eisenbahn. Die französische Regierung hielt bisher an dem Grundsatze fest, es sei gefährlich, wenn sich der Staat als Exploiteur in irgend eine Privatindustrie mische. Sie ist auch heute noch dieser Ansicht. Der Staat zahlte von jeher Alles theurer als der Privatmann; er wurde von jeher mehr betrogen. Indessen will die Regierung einmal bei dieser Linie eine Ausnahme machen und sich der Exploitation so lange widmen, bis die Bahn fertig ist.</p>
          <p>Der Artikel wird demnachst gleich den ubrigen, die das Gesammtgesetz bilden, mit 566 gegen 2 Stimmen angenommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast</hi> liest jetzt die jüngsten Handels- und Schifffahrtsverträge mit Guatemala und Costa Rica zum dritten Male vor.</p>
          <p>Diese Vertrage werden angenommen und konnen nun ausgewechselt werden.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast:</hi> Die Minister sind auf ihren Plätzen; ich kann Ihnen jetzt die angeregte Mittheilung machen. Die Thatsache ist folgende. Im Sicherheitsinteresse der National-Versammlung glaubte ich gestern außer der gewöhnlichen Wache noch zwei Bataillone von dem Invalidenfelde her requiriren zu müssen. Ich gab dem General Lebreton den diesfälligen Auftrag, der sich desselben sofort entledigte. Ein Bataillon kam an; das andere kam nicht. Ich sandte wiederholt zum Befehlshaber des Invalidenfeldes, General Forey, und ließ ihn fragen, warum das zweite Bataillon nicht erschien. Er erklärte, daß er nur seinem Obern, nämlich dem General Changarnier, gehorche. (Sensation.) Er würde vom Präsident der National-Versammlung nur dann Befehle erfüllen, wenn sie ihm durch Changarnier zugingen. (Oh! Oh!) Ich hielt dem Forey das Gesetz und die Verfassung entgegen, welche alle Militars zum unbedingten Gehorsam gegen die Befehle des Präsidenten der National-Versammlung verpflichten. Forey erwiderte widerholt, daß er Befehl habe, nur Changarnier zu gehorchen. Ich schrieb an den General Changarnier und ladete ihn zu mir. Er kam nicht. (Oh! Oh! Larm) Er schickte mir seinen Adjudanten. (Lärm.) Ich frage die Minister, ob ihre Absicht ist, das Gesetz zu bestreiten und die Verfassung umzustoßen. Ist dies, wie ich glauben will, nicht ihre Absicht, so verlange ich die Bestrafung der betreffenden militärischen Befehlshaber und die Einrückung dieser Bestrafung nebst Erzählung des Vorfalls in den morgigen allgemeinen Armeebefehl. (Agitation).</p>
          <p><hi rendition="#g">Barrot</hi>, Conseilpräsident. Ich bedauere, nicht vorher von diesem Vorfall unterrichtet worden zu sein, es wäre mir gelungen, ihm seinen ernsten Charakter zu nehmen. (Oh Oh) Das Recht des Präsidenten der Kammer ist unbestreitbar. (Hohngelächter.) Aber ich füge bei, daß sich dieses Recht mit einer andern Nothwendigkeit, mit der Hierarchie complizirt (Ah Ah) mit der Disciplin (Oh Oh). Man kann Alles conciliiren (heftige Unterbrechung) Ich kann nicht begreifen, wie man einen General strafen wolle, der den betreffenden Befehl, nur durch Vermittlung seines Oberbefehlshabers auszuführen erklärte (Larm). Forey gab gewiß nicht der leisesten Absicht Raum, die Nationalversammlung oder ihren Präsidenten in ihren Rechten zu verletzen. (Stürmische Unterbrechung.) Der Präsident glaubte die Militarbedeckung um das Sitzungslokal zu vergrößern, aber in Rücksicht auf die exorbitante Vollmacht, die das Volksvotum dem Präsidenten der Republik ertheilte (Hier hindert uns der Tumult weiter zu verstehen.)</p>
          <p>Stimmen links: Den Minister zur Ordnung.</p>
          <p>Stimmen rechts: Man lese die Verfassung.</p>
          <p><hi rendition="#g">Barrot</hi> kämpft gegen diese Gewitter, indem er sich an die Rückseite der Bühne lehnt und Ausdauer affektirt.</p>
          <p>Lebreton, Degousé, Bureaux de Puzy, Goudchaux, Baune, Confiderant nehmen an der überaus sturmischen Debatte Theil. Alles schreit wild durcheinander.</p>
          <p><hi rendition="#g">Rulliere,</hi> Kriegsminister, verspricht, daß solche Verstöße nicht mehr vorkommen sollen. Zur Abstimmung, zur Abstimmung!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast:</hi> Ich schlage vor, daß man die Artikel 6 u. 7 des Dekrets v. 11. Mai 1848 in den morgigen Parolbefehl rücke.</p>
          <p>Wird mit großer Mehrheit angenommen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast:</hi> In diesem Augenblick überreichen mir mehrere Deputirte einen Anklage-Akt gegen Changarnier (Oh Oh) Diese Deputirten sind: Rabaud, Laribion, Charles Dain u. s. w (Soll gedruckt werden.</p>
          <p><hi rendition="#g">Grevy</hi> überreicht seinen Bericht über das Doppelkommando Changarniers. (Agitation)</p>
          <p><hi rendition="#g">Marrast:</hi> Wir gehen zum Büdget über. (Tobender Ruf: Die Conclusionen, die Conclusionen!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Grevy</hi> liest die Conclusionen vor, sie lauten auf Verweisung des ministeriellen Antrags, dem Changarnier noch länger seine anormale Stellung zu lassen.</p>
          <p>Im Augenblick, wo die Versammlung zum Kriegsbüdget übergehen will, erscheint Baune mit einem Stoß Papiere unter dem Arm auf der Buhne.</p>
          <p><hi rendition="#g">Baune:</hi> Ich habe die Ehre, mehrere Petitionen zu uberreichen, welche darauf antragen, das Ministerium und den Prasidenten in Anklagestand zu versetzen. (Hohngelächter rechts, Bravo's links.)</p>
          <p>Die Versammlung nimmt das Kriegsbüdget auf.</p>
          <p>Nach Erledigung von 2 Kapiteln unterbricht der Kriegsminister die Debatte.</p>
          <p><hi rendition="#g">Rulliers,</hi> Kriegsminister: Ich empfange so eben die römische Depesche aus Toulon. Der Minister liest die Oudinot'schen Berichte vor. Sie sind zu lang, um sie hier mittheilen zu können. Der Kampf des 30. April heißt darin eine starke Recognoscirung und doch eine der glänzendsten Schlachten.</p>
          <p>Die Vorlesung ruft große Bewegung hervor.</p>
          <p>Ledru-Rollin und Flocon verlangen eine Nachtsitzung, aber die Versammlung wird die römische Debatte morgen fortsetzen.</p>
          <p>Schluß der Sitzung: 6 Uhr.</p>
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          <p>&#x201E;Seit heute Abend wird vom Eisenbahnbureau nichts mehr nach Oedenburg expedirt, worin Viele eine Bestätigung des von uns erwähnten Gerüchtes der Besetzung Oedenburg's durch die Ungarn sehen wollen.&#x201C;</p>
          <p>So eben ist außerordentlicher Ministerrath. Der Kaiser will eine Ansprache an die Völker erlassen. Gestern wurde die Nachhuth der kaiserlichen Armee bei Parendorf ganz aufgerieben. (Parendorf ist 1/4 Stunde von der östreichischen Gränze und 7 Stunden von Wien entfernt.)</p>
          <p>Man erfährt auf Privatwegen, daß die Ungarn in <hi rendition="#g">Madern,</hi> zwischen Tyrnau und Preßburg stehen.</p>
          <p>Aus Lepersdorf (2 1/2 Stunden von Preßburg) berichtet man, daß am 4. d. M. unerwartet neun Husaren in's Dorf sprengten, und den gutgesinnten Stuhlrichter, nebst der ausgesteckten kaiserlichen Fahne mit sich fuhrten. Sie ließen sich von dem Ortsnotar die schriftliche Bestätigung geben, daß sie da waren. Die durch Vorposten herbeigerufene Assistenz von Seite der k. k. Truppen kam schon zu spat, denn die Husaren waren mit ihrem Gefangenen schon uber alle Berge.</p>
          <p>Reisende berichten aus Pesth, daß die Ungarn Miene machen, die Osner Festung anzugreifen. In diesem Falle haben die Pesth'er ein Bombardement von den Wällen der Festung zu erwarten.</p>
          <p>In Oberungarn ist das k. k. Militär am 1. Mai von Warin aus angegriffen worden und hat an demselben Orte, wo meist die Freiwilligen über eine größere Zahl Magyaren siegten, von einer Minderzahl eine Niederlage erlitten.</p>
          <p>Man versichert, daß Arad und Semlin von den Ungarn genommen seien. Auch spricht man von einem Gefechte bei Parendorf unweit Bruck a. L., wobei die Grenadierdivision Deutschmeister sehr hart mitgenommen worden sein soll</p>
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          <p>Ebenso wird eine Brücke über die große Donau bei Ragendorf geschlagen, um bei einem etwaigen Rückzuge die Donau zu passiren. So eben sehe ich einige hundert Soldaten ankommen; sie sind ganz erschöpft und lagern sich vor Mattigkeit in der langen Gasse auf den bloßen Steinen; es ist ein Gemengsel von Infanterie und Kavallerie, die allen Branchen angehören. Ich muß schließen, denn um 3 Uhr fahre ich mit der Eisenbahn nach Tyrnau.</p>
          <p>Die Ungarn sollen in Schütt-Szomerein eingefallen sein.</p>
          <p>Die östreichische Kriegskasse ist in Bruck an der Leitha, wahrscheinlich darum, um selbe im Falle eines ernstlicheren Nachrückens Seitens der Ungarn schnell mit der Wien-Brucker Eisenbahn nach Wien zu senden.</p>
          <p>Die Bevölkerung Preßburgs wird durch Strafurtheile von drakonischer Strenge wahrhaft terrorisirt. So wurde der ungarische Student Karl Kapußtyak, 17 Jahre alt, wegen einer aufreizenden Stelle in einem Briefe zu 2jährigem Kerker verurtheilt. Dieselbe Strafe wurde dem bürgerlichen Schiffsmeister J. Heybl wegen Verbreitung falscher Nachrichten zuerkannt. Bem soll in der Gegend von Orsowa und Mehadia stehen, um das Vorrücken der Puchnerschen Truppen nach dem Banate zu verhindern. &#x2014; Feldmarschall-Lieutenant Rukavina hat in den deutschen Gemeinden im Banate eine Rekrutirung angeordnet, der sich aber die Deutschen widersetzten und endlich ihre Rekruten den Magyaren schickten, welchen sie überhaupt allen möglichen Vosrchub leisten. In Oriavica (im Banate) haben die Deutschen, als sie von magyarischen Siegen hörten, die kaiserliche Fahne zerrissen, die ungarische Tricolore aufgepflanzt und den magyarischen Stuhlrichter Veliczay im Triumphe auf den Armen durch die Ortschaft getragen. &#x2014;</p>
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      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
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          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Der römische Moniteur vom 1. Mai bringt die nachstehenden Details über den Kampf des vorhergehenden Tages:</p>
          <p><hi rendition="#g">Rom,</hi> 30. April, 9 Uhr Morgens. Das Truppenkorps von Garibaldi erwartet den Feind. Der Feind, ohne vorherige offizielle Ankündigung, ist vor Rom mit Geschütz gelagert. In der Richtung des Porteser Thors hört man Flintenfeuer.</p>
          <p>11 1/2 Uhr. Sturm gelaufen am Cavelleggieri'schen Thor.</p>
          <p>11 3/4 Uhr. Die feindliche Avantgarde weicht zurück; eine Truppenabtheilung nimmt feste Stellung an der Basilika von St. Paolo. An der Porta Cavelleggieri wird mit der rothen Fahne vorwärts gedrungen.</p>
          <p>12 1/4 Uhr. Das französische Geschütz schießt auf die Bastion.</p>
          <p>12 <gap reason="illegible"/>/2 Uhr. Garibaldi greift auf verschiedenen Punkten an. Gewehrfeuer. Man schlägt sich an der Villa Pamphili. Man wirft Racketen auf die stärkste Bastion.</p>
          <p>1 Uhr Nachmittags. Das Feuer bei der Villa Pamphili hört auf</p>
          <p>1 3/4 Uhr. Das Feuer beginnt unter den Mauern des Vatikans.</p>
          <p>Durch Estaffette vom Vatikan. &#x2014; Scheinangriff, um die Unsern zu einem Ausfall zu bewegen. Die meisten Angriffe sind gegen die vorderste Bastion des Vatikans gerichtet, wo sich zwei Haubitzen befanden, die von den Unsern &#x2014; wohin, weiß ich nicht &#x2014; fortgeschafft sind. Das feindliche Geschütz hat hier jetzt Position genommen. Die Franzosen haben einige Leute bei der Villa Pamphili eingebüßt. Sie wenden sich nach einer andern Seite.</p>
          <p>2 Uhr 50 Minuten. &#x2014; An der Porta Portese haben sich die Unsern, im Namen Gottes und des Volkes, muthig geschlagen. Das französische Geschütz schweigt.</p>
          <p>3 Uhr 10 Minuten. Die Franzosen scheinen entmuthigt.</p>
          <p>3 Uhr 20 Minuten. Die französischen Tirailleurs werfen sich auf ihr Centrum zurück.</p>
          <p>3 Uhr 40 Minuten. An der Porta S. Pancrazio trommeln die Franzosen zum Rückzuge. Unsere Tirailleurs verfolgen sie. Das Armeekorps schickt Verstärkungen.</p>
          <p>4 Uhr. Die französische Kavallerie zieht sich zurück. Der Ponte-Molle ist bedroht.</p>
          <p>5 Uhr. Alles ist still.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar297b_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Rom, 1. Mai.</head>
          <p>Die Angaben über den von den Franzosen gestern erlittenen Verlust sind verschieden. Die sicherste Annahme ist: 600 Todte, 450 Gefangene und eine Anzahl von Verwundeten. Die Römer zählen nur 33 oder 40 Todte, 75 Verwundete und 7 Gefangene.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar297b_009" type="jArticle">
          <head>Oestreichisches Hauptquartier Mestre, 3. Mai.</head>
          <p>Gestern Abend gegen 10 1/2 Uhr, nachdem die Venetianer aus dem Fort während einer halben Stunde ein furchtbares Feuer von Kanonen und Bomben unterhalten, haben sie einen Ausfall versucht, der leicht zu etwas bedeutendem hätte führen können. Die Belagerten drangen bei dem großen Canal vor, stießen aber dort auf eine versteckte Raketenbatterie, welche augenblicklich und so wirksam zu feuern begann daß sich der Feind nach einigem Geplänkel mit Hinterlassung einiger Todten in seine Werke zurückflüchtete.</p>
          <p>Gleich darauf begann ihr Bombenwerfen auf die Stadt mit erneuter Heftigkeit, überall schlugen die Kugeln ein und das Krachen der Geschütze und Platzen der Bomben, das Blitzen der Pulverladungen und Zischen der Granaten ging über alle Beschreibung &#x2014; in der Kirche wurden vier Mann erschlagen. Während ich meinen gestrigen Bericht beendigte, schlugen in kurzer Zeit nacheinander vier Bomben des schwersten Kalibers in die mein Quartier umgebenden Gärten. Dem bekannten preußischen General v. Willissen, der ebenfalls hier ist, schlugen die Stücke ins Fenster. Gestern ist auch Handelsminister v. Bruck hier durch nach Triest gereist, wird aber in einigen Tagen zurückkommen und wieder nach Mailand gehen. Heute früh traf die Nachricht ein, daß Feldmarschall Radetzki morgen hier ankommen wird.</p>
          <bibl>(A. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div>
        <bibl>Redakteur en chef <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
      </div>
      <div type="jExpedition">
        <div n="2">
          <p>Hrn. Hr. in Wa&#x2026;&#x2025;r die gewünschten Nummern sind nicht mehr vorräthig.</p>
          <p>Die Expedition der &#x201E;N. Rh. Ztg.&#x201C;</p>
        </div>
        <div n="2">
          <p>Heute Morgen wurde ein Extrablatt ausgegeben, dessen Inhalt für die auswärtigen Abonnenten in diesem Blatte mitgetheilt wird.</p>
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</TEI>
[1689/0001] Beilage zu Nr. 297 der Neuen Rheinischen Zeitung. Organ der Demokratie. Sonntag, 13. Mai 1849. [Französische Republik] 3) die Oestreicher sind bereits 6000 Mann stark von Mailand nach Ferrara abgegangen, um Bologna zu besetzen; andere Truppentheile sind nach Toskana aufgebrochen; 4) am 4. Mai sind die Oestreicher in Lucca eingerückt und wurden noch denselben Abend in Pisa erwartet, von wo sie ohne Zweifel auf Livorno marschiren; (sie werden hier trefflich mit Kartätschen empfangen werden!) 5) der blödsinnige Tiger Ferdinand von Neapel hat am 29. April, an der Spitze von 5000 Mann, welche von einer neapolitanischen Flotille in Terracina ausgeschifft wurden, das römische Gebiet betreten; einige Marinesoldaten und Linientruppen zogen nach Porto-di-Anzo, aber zu spät, um sich der Ausschiffung der lombardischen Feluccen zu widersetzen. Dies sind die neuesten offiziellen Nachrichten. Wie man sieht, hatte die napoleonische Mondkalbregierung die seit mehreren Tagen erhaltenen Depeschen über die Bewegungen der östreichischen und neapolitanischen Truppen zurückgehalten, um dem Sturm in der Assemblée nicht neue Mittel an die Hand zu geben. Der „National“, der Moniteur der honetten und gemäßigten Marrastclique, bricht bei dieser Gelegenheit in folgende Exclamationen über die Regierung aus: „Geschmiegige Buben, welche immer den Ereignissen vorgreifen wollen, nicht wo es ihre Pflicht ist, sondern wie es eben im Interesse ihrer willkürlichen Attentatgelüste liegt; schwach wenn sie es versuchen sollen, die Schamlosigkeiten eines verurtheilten Königthums in ihre Schranken zurückzuweisen, Agenten der Tyrannei wenn sie der Sache der europäischen Ordnung zu dienen glauben; feig wenn sie klug zu sein träumen, verzagt wenn sie, aufs Aeußerste getrieben, sich zur Strenge berufen fühlen; mit Einem Wort, immer und überall dieselben, unfähig in ihrem obersten Chef, in ihren Thaten von dem glücklichen Geist geführt, welcher die Kraft in Schwäche, die Gunst der Umstände in Unglück, die chimärischen Gefahren in wirkliches Verhängniß, die Emeuten in Revolutionen verwandeln: — das sind die Leute, welche Frankreich regieren!» * Paris, 10. Mai. Die 24 demokratischen Kandidaten des Seinedepartements haben folgende Proklamation erlassen: „Bürger! Von euern Delegirten als Kandidaten vorgeschlagen, haben wir durch euer Vertrauen Pflichten erhalten, die wir zu erfüllen wissen werden. Die Republik ist die Wiedergeburt der an Korruption verendenden Gesellschaft; sie ist die Erhebung des Volkes; sie ist die Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit; sie ist die Zukunft der so lange erwarteten Gerechtigkeit. Die politische und soziale Revolution, welche Frankreich und Europa befreien wird, ruft in einem Augenblick, wo sie von allen Seiten bedroht ist, ihre Vertheidiger. Sie muß gerettet werden, und wir werden sie retten mit euch. Es lebe die sozial-demokratische Republik!“ — Der russische Gesandte Kieseleff geht jetzt häufiger als je in das Ministerium des Auswärtigen. Er möchte gern den General Aupick aus Konstantinopel vertreiben, damit Rußland dort desto freier seine Karten mischen könne. Paris, 10. Mai. Barrot bat gestern die Linke, ihren Zorn wegen des Napoleonbriefes bis zur Ankunft der Oudinot'schen Depeschen aufzusparen. Diese Depeschen sind mit dem Albratos am 9. Mai in Toulon eingelaufen und können heute Abend oder morgen früh in Paris sein. Die Debatte wird also schwerlich vor morgen oder übermorgen wieder eröffnet. — Je näher der Wahltag rückt, desto weiter dehnt sich die Wahlfreiheit beim Militär aus. Seit zwei Tagen (melden die demokratischen Blätter) müssen die Wachen in Vincennes scharf laden und das Bajonett aufstecken, um sie nicht gegen das Stadtproletariat, sondern gegen ihre eigenen Kameraden eventuell zu gebrauchen. — Die Nationalversammlung müßte eigentlich von Rechtswegen übermorgen auseinandergehen, denn mit dem Augenblicke, wo die Wähler des Landes ihre neuen Stimmzettel in die Urne werfen, hört ihr Mandat auf. Es scheint aber, daß der Ernst der Umstände die Versammlung veranlaßt, noch bis zum 20. zu sitzen oder sich vom 15. ab doch nur zu prorogiren. Am 28. soll die neue Kammer zusammentreten. — Gestern nach Postschluß traf der „Moniteur Romain“ vom 1. Mai in Paris ein und brachte uns die Details des Kampfes vom 30. April, die Sie in den Morgenblättern abgedruckt finden. — Lesseps und Accurfi, römischer Abgesandter, sind vorgestern mit Kurierpferden nach Rom geeilt, um dem General Oudinot in Folge der Nachtsitzung neue Instruktionen zu bringen. — Minister Drouyn de Lhuys versicherte neulich der Nationalversammlung, daß er ihr wohl zwanzig Briefe vorlegen könne, welche beweisen, daß die römische Bevöllerung den Oudinot als Rettungsengel begrüßen würden statt ihn zu bekämpfen etc. Es sei kein Wunder, daß der Minister an solchen Irrthümern gelitten habe, denn alle Briefe seien von einem Bruder Falloux' geschrieben, der als einer der Geheimschreiber des Papstes ganz in der Macht der Jesuiten sich befindet. — Hier einige Titel von Blättern, die während der glücklichen Wahlperiode von 1849 als Eintagsfliegen in Paris auf den Boulevards ausgerufen wurden und meist erklärende Canards sind: 1) La famille Bonaparte devant le tribunal du peuple, (eine unverschämte Lobhudelei 2) Le père Duchêne (falsch). 2) Les trahisons de Ledru-Rollin. 4) Les Cosaques á Paris (demokratisch). 5) La langue de Vipère (roth). 6) Le Pousse-Caillon démocratique. 7) Le troubadour sociale. 8) La paille de fer. 9) Les crimes de la rue de Poitiers. 10) L'enfer des Aristos (aristokratisch). 11) Le sabot enflammé. 12. Le crocodile de la Montagne. 13) Halte-là les Blancs. 14) La marmite de Lucifer. 15) Le pot aux roses (sozialistisch). 16) La Guillotine (rothgedruckt). 17) Liste des Députés, qui ne seront pas élus etc. etc. 18) De quoi vous plaignez-vous? von Eugen Sue. — National-Versammlung Sitzung vom 10. Mai. Anfang 1 1/2 Uhrr. Präsident Marrast. Nach Verlesung des Protokolls nimmt Marrast das Wort. Marrast: Ich habe die Ehre, die Versammlung zu benachrichtigen, daß ich ihr als Präsident der National-Versammlung eine wichtige Mittheilung machen werde, sobald der Kriegsminister und der Conseilpräsident auf ihren Plätzen sein werden. (Allgemeines Aufsehen im Saale). An der Tagesordnung ist zunächst ein Gesetzentwurf über die Bahn von Paris nach Lyon. Ehe Sie in die Debatte treten, habe ich die schmerzliche Pflicht, Ihnen den abermaligen Verlust eines Kollegen, Belespaul (von der Rechten), anzuzeigen. Die Versammlung geht zur Lyoner Bahn über. Artikel 1. Der Staatsbautenminister ist zur Ausbeutung der bereits fahrbaren Strecken der Lyoner Bahn ermächtigt; sobald die ganze Linie fertig, soll ein neues Gesetz die Ausbeutung regeln. Lacrosse, Bauminister: Diese Fassung gehört dem Ausschusse an; sie unterscheidet sich von der ministeriellen nur in einem Punkte. Dieser Punkt ist aber wichtig, nämlich die Ausbeutung einer Eisenbahn. Die französische Regierung hielt bisher an dem Grundsatze fest, es sei gefährlich, wenn sich der Staat als Exploiteur in irgend eine Privatindustrie mische. Sie ist auch heute noch dieser Ansicht. Der Staat zahlte von jeher Alles theurer als der Privatmann; er wurde von jeher mehr betrogen. Indessen will die Regierung einmal bei dieser Linie eine Ausnahme machen und sich der Exploitation so lange widmen, bis die Bahn fertig ist. Der Artikel wird demnachst gleich den ubrigen, die das Gesammtgesetz bilden, mit 566 gegen 2 Stimmen angenommen. Marrast liest jetzt die jüngsten Handels- und Schifffahrtsverträge mit Guatemala und Costa Rica zum dritten Male vor. Diese Vertrage werden angenommen und konnen nun ausgewechselt werden. Marrast: Die Minister sind auf ihren Plätzen; ich kann Ihnen jetzt die angeregte Mittheilung machen. Die Thatsache ist folgende. Im Sicherheitsinteresse der National-Versammlung glaubte ich gestern außer der gewöhnlichen Wache noch zwei Bataillone von dem Invalidenfelde her requiriren zu müssen. Ich gab dem General Lebreton den diesfälligen Auftrag, der sich desselben sofort entledigte. Ein Bataillon kam an; das andere kam nicht. Ich sandte wiederholt zum Befehlshaber des Invalidenfeldes, General Forey, und ließ ihn fragen, warum das zweite Bataillon nicht erschien. Er erklärte, daß er nur seinem Obern, nämlich dem General Changarnier, gehorche. (Sensation.) Er würde vom Präsident der National-Versammlung nur dann Befehle erfüllen, wenn sie ihm durch Changarnier zugingen. (Oh! Oh!) Ich hielt dem Forey das Gesetz und die Verfassung entgegen, welche alle Militars zum unbedingten Gehorsam gegen die Befehle des Präsidenten der National-Versammlung verpflichten. Forey erwiderte widerholt, daß er Befehl habe, nur Changarnier zu gehorchen. Ich schrieb an den General Changarnier und ladete ihn zu mir. Er kam nicht. (Oh! Oh! Larm) Er schickte mir seinen Adjudanten. (Lärm.) Ich frage die Minister, ob ihre Absicht ist, das Gesetz zu bestreiten und die Verfassung umzustoßen. Ist dies, wie ich glauben will, nicht ihre Absicht, so verlange ich die Bestrafung der betreffenden militärischen Befehlshaber und die Einrückung dieser Bestrafung nebst Erzählung des Vorfalls in den morgigen allgemeinen Armeebefehl. (Agitation). Barrot, Conseilpräsident. Ich bedauere, nicht vorher von diesem Vorfall unterrichtet worden zu sein, es wäre mir gelungen, ihm seinen ernsten Charakter zu nehmen. (Oh Oh) Das Recht des Präsidenten der Kammer ist unbestreitbar. (Hohngelächter.) Aber ich füge bei, daß sich dieses Recht mit einer andern Nothwendigkeit, mit der Hierarchie complizirt (Ah Ah) mit der Disciplin (Oh Oh). Man kann Alles conciliiren (heftige Unterbrechung) Ich kann nicht begreifen, wie man einen General strafen wolle, der den betreffenden Befehl, nur durch Vermittlung seines Oberbefehlshabers auszuführen erklärte (Larm). Forey gab gewiß nicht der leisesten Absicht Raum, die Nationalversammlung oder ihren Präsidenten in ihren Rechten zu verletzen. (Stürmische Unterbrechung.) Der Präsident glaubte die Militarbedeckung um das Sitzungslokal zu vergrößern, aber in Rücksicht auf die exorbitante Vollmacht, die das Volksvotum dem Präsidenten der Republik ertheilte (Hier hindert uns der Tumult weiter zu verstehen.) Stimmen links: Den Minister zur Ordnung. Stimmen rechts: Man lese die Verfassung. Barrot kämpft gegen diese Gewitter, indem er sich an die Rückseite der Bühne lehnt und Ausdauer affektirt. Lebreton, Degousé, Bureaux de Puzy, Goudchaux, Baune, Confiderant nehmen an der überaus sturmischen Debatte Theil. Alles schreit wild durcheinander. Rulliere, Kriegsminister, verspricht, daß solche Verstöße nicht mehr vorkommen sollen. Zur Abstimmung, zur Abstimmung!) Marrast: Ich schlage vor, daß man die Artikel 6 u. 7 des Dekrets v. 11. Mai 1848 in den morgigen Parolbefehl rücke. Wird mit großer Mehrheit angenommen. Marrast: In diesem Augenblick überreichen mir mehrere Deputirte einen Anklage-Akt gegen Changarnier (Oh Oh) Diese Deputirten sind: Rabaud, Laribion, Charles Dain u. s. w (Soll gedruckt werden. Grevy überreicht seinen Bericht über das Doppelkommando Changarniers. (Agitation) Marrast: Wir gehen zum Büdget über. (Tobender Ruf: Die Conclusionen, die Conclusionen!) Grevy liest die Conclusionen vor, sie lauten auf Verweisung des ministeriellen Antrags, dem Changarnier noch länger seine anormale Stellung zu lassen. Im Augenblick, wo die Versammlung zum Kriegsbüdget übergehen will, erscheint Baune mit einem Stoß Papiere unter dem Arm auf der Buhne. Baune: Ich habe die Ehre, mehrere Petitionen zu uberreichen, welche darauf antragen, das Ministerium und den Prasidenten in Anklagestand zu versetzen. (Hohngelächter rechts, Bravo's links.) Die Versammlung nimmt das Kriegsbüdget auf. Nach Erledigung von 2 Kapiteln unterbricht der Kriegsminister die Debatte. Rulliers, Kriegsminister: Ich empfange so eben die römische Depesche aus Toulon. Der Minister liest die Oudinot'schen Berichte vor. Sie sind zu lang, um sie hier mittheilen zu können. Der Kampf des 30. April heißt darin eine starke Recognoscirung und doch eine der glänzendsten Schlachten. Die Vorlesung ruft große Bewegung hervor. Ledru-Rollin und Flocon verlangen eine Nachtsitzung, aber die Versammlung wird die römische Debatte morgen fortsetzen. Schluß der Sitzung: 6 Uhr. Ungarn. * Wien, 8. Mai. Die Besetzung Oedenburg's durch die Ungarn wird von einigen Standrechtsblättern bezweifelt. Allein selbst die „Ostd. Post“ bemerkt: „Seit heute Abend wird vom Eisenbahnbureau nichts mehr nach Oedenburg expedirt, worin Viele eine Bestätigung des von uns erwähnten Gerüchtes der Besetzung Oedenburg's durch die Ungarn sehen wollen.“ So eben ist außerordentlicher Ministerrath. Der Kaiser will eine Ansprache an die Völker erlassen. Gestern wurde die Nachhuth der kaiserlichen Armee bei Parendorf ganz aufgerieben. (Parendorf ist 1/4 Stunde von der östreichischen Gränze und 7 Stunden von Wien entfernt.) Man erfährt auf Privatwegen, daß die Ungarn in Madern, zwischen Tyrnau und Preßburg stehen. Aus Lepersdorf (2 1/2 Stunden von Preßburg) berichtet man, daß am 4. d. M. unerwartet neun Husaren in's Dorf sprengten, und den gutgesinnten Stuhlrichter, nebst der ausgesteckten kaiserlichen Fahne mit sich fuhrten. Sie ließen sich von dem Ortsnotar die schriftliche Bestätigung geben, daß sie da waren. Die durch Vorposten herbeigerufene Assistenz von Seite der k. k. Truppen kam schon zu spat, denn die Husaren waren mit ihrem Gefangenen schon uber alle Berge. Reisende berichten aus Pesth, daß die Ungarn Miene machen, die Osner Festung anzugreifen. In diesem Falle haben die Pesth'er ein Bombardement von den Wällen der Festung zu erwarten. In Oberungarn ist das k. k. Militär am 1. Mai von Warin aus angegriffen worden und hat an demselben Orte, wo meist die Freiwilligen über eine größere Zahl Magyaren siegten, von einer Minderzahl eine Niederlage erlitten. Man versichert, daß Arad und Semlin von den Ungarn genommen seien. Auch spricht man von einem Gefechte bei Parendorf unweit Bruck a. L., wobei die Grenadierdivision Deutschmeister sehr hart mitgenommen worden sein soll Von der ungarischen Gränze, 2. Mai. So eben gelangt aus sicherer Quelle hierher die Nachricht, daß in der Kreisstadt Neusandec sämmtliche Bäcker den Auftrag erhalten haben, über Hals und Kopf große Brodvorräthe zu backen, da am nächstfolgenden Freitag und Samstag eine bedeutende russische Truppenmacht in dem Durchmarsche nach Ungarn einrücken wird. (C. Bl. a. B.) 105 Preßburg, 6. Mai. Die Stimmung der Preßburger Bevölkerung ist ernst und stumm, da sie nicht so reden dürfen, wie es ihnen ums Herz ist; vieles Militär von allen Branchen wandelt durch die Straßen. Das Schloß ist verpallisadirt. Ich wollte es besichtigen, um Ihnen etwas hierüber schreiben zu können. Es darf jedoch Niemand die Thore passiren. Heute wird eine Brücke von Audörfel, welches vis à vis Preßburg liegt, über den Donauarm zur Halbinsel (die Hötschen genannt) vom österreichischen Militär geschlagen, damit am rechten Donauufer bis Wolfsthal das österreichische Militär in einer Tour marschiren könne. Ebenso wird eine Brücke über die große Donau bei Ragendorf geschlagen, um bei einem etwaigen Rückzuge die Donau zu passiren. So eben sehe ich einige hundert Soldaten ankommen; sie sind ganz erschöpft und lagern sich vor Mattigkeit in der langen Gasse auf den bloßen Steinen; es ist ein Gemengsel von Infanterie und Kavallerie, die allen Branchen angehören. Ich muß schließen, denn um 3 Uhr fahre ich mit der Eisenbahn nach Tyrnau. Die Ungarn sollen in Schütt-Szomerein eingefallen sein. Die östreichische Kriegskasse ist in Bruck an der Leitha, wahrscheinlich darum, um selbe im Falle eines ernstlicheren Nachrückens Seitens der Ungarn schnell mit der Wien-Brucker Eisenbahn nach Wien zu senden. Die Bevölkerung Preßburgs wird durch Strafurtheile von drakonischer Strenge wahrhaft terrorisirt. So wurde der ungarische Student Karl Kapußtyak, 17 Jahre alt, wegen einer aufreizenden Stelle in einem Briefe zu 2jährigem Kerker verurtheilt. Dieselbe Strafe wurde dem bürgerlichen Schiffsmeister J. Heybl wegen Verbreitung falscher Nachrichten zuerkannt. Bem soll in der Gegend von Orsowa und Mehadia stehen, um das Vorrücken der Puchnerschen Truppen nach dem Banate zu verhindern. — Feldmarschall-Lieutenant Rukavina hat in den deutschen Gemeinden im Banate eine Rekrutirung angeordnet, der sich aber die Deutschen widersetzten und endlich ihre Rekruten den Magyaren schickten, welchen sie überhaupt allen möglichen Vosrchub leisten. In Oriavica (im Banate) haben die Deutschen, als sie von magyarischen Siegen hörten, die kaiserliche Fahne zerrissen, die ungarische Tricolore aufgepflanzt und den magyarischen Stuhlrichter Veliczay im Triumphe auf den Armen durch die Ortschaft getragen. — Italien. * Der römische Moniteur vom 1. Mai bringt die nachstehenden Details über den Kampf des vorhergehenden Tages: Rom, 30. April, 9 Uhr Morgens. Das Truppenkorps von Garibaldi erwartet den Feind. Der Feind, ohne vorherige offizielle Ankündigung, ist vor Rom mit Geschütz gelagert. In der Richtung des Porteser Thors hört man Flintenfeuer. 11 1/2 Uhr. Sturm gelaufen am Cavelleggieri'schen Thor. 11 3/4 Uhr. Die feindliche Avantgarde weicht zurück; eine Truppenabtheilung nimmt feste Stellung an der Basilika von St. Paolo. An der Porta Cavelleggieri wird mit der rothen Fahne vorwärts gedrungen. 12 1/4 Uhr. Das französische Geschütz schießt auf die Bastion. 12 _ /2 Uhr. Garibaldi greift auf verschiedenen Punkten an. Gewehrfeuer. Man schlägt sich an der Villa Pamphili. Man wirft Racketen auf die stärkste Bastion. 1 Uhr Nachmittags. Das Feuer bei der Villa Pamphili hört auf 1 3/4 Uhr. Das Feuer beginnt unter den Mauern des Vatikans. Durch Estaffette vom Vatikan. — Scheinangriff, um die Unsern zu einem Ausfall zu bewegen. Die meisten Angriffe sind gegen die vorderste Bastion des Vatikans gerichtet, wo sich zwei Haubitzen befanden, die von den Unsern — wohin, weiß ich nicht — fortgeschafft sind. Das feindliche Geschütz hat hier jetzt Position genommen. Die Franzosen haben einige Leute bei der Villa Pamphili eingebüßt. Sie wenden sich nach einer andern Seite. 2 Uhr 50 Minuten. — An der Porta Portese haben sich die Unsern, im Namen Gottes und des Volkes, muthig geschlagen. Das französische Geschütz schweigt. 3 Uhr 10 Minuten. Die Franzosen scheinen entmuthigt. 3 Uhr 20 Minuten. Die französischen Tirailleurs werfen sich auf ihr Centrum zurück. 3 Uhr 40 Minuten. An der Porta S. Pancrazio trommeln die Franzosen zum Rückzuge. Unsere Tirailleurs verfolgen sie. Das Armeekorps schickt Verstärkungen. 4 Uhr. Die französische Kavallerie zieht sich zurück. Der Ponte-Molle ist bedroht. 5 Uhr. Alles ist still. * Rom, 1. Mai. Die Angaben über den von den Franzosen gestern erlittenen Verlust sind verschieden. Die sicherste Annahme ist: 600 Todte, 450 Gefangene und eine Anzahl von Verwundeten. Die Römer zählen nur 33 oder 40 Todte, 75 Verwundete und 7 Gefangene. Oestreichisches Hauptquartier Mestre, 3. Mai. Gestern Abend gegen 10 1/2 Uhr, nachdem die Venetianer aus dem Fort während einer halben Stunde ein furchtbares Feuer von Kanonen und Bomben unterhalten, haben sie einen Ausfall versucht, der leicht zu etwas bedeutendem hätte führen können. Die Belagerten drangen bei dem großen Canal vor, stießen aber dort auf eine versteckte Raketenbatterie, welche augenblicklich und so wirksam zu feuern begann daß sich der Feind nach einigem Geplänkel mit Hinterlassung einiger Todten in seine Werke zurückflüchtete. Gleich darauf begann ihr Bombenwerfen auf die Stadt mit erneuter Heftigkeit, überall schlugen die Kugeln ein und das Krachen der Geschütze und Platzen der Bomben, das Blitzen der Pulverladungen und Zischen der Granaten ging über alle Beschreibung — in der Kirche wurden vier Mann erschlagen. Während ich meinen gestrigen Bericht beendigte, schlugen in kurzer Zeit nacheinander vier Bomben des schwersten Kalibers in die mein Quartier umgebenden Gärten. Dem bekannten preußischen General v. Willissen, der ebenfalls hier ist, schlugen die Stücke ins Fenster. Gestern ist auch Handelsminister v. Bruck hier durch nach Triest gereist, wird aber in einigen Tagen zurückkommen und wieder nach Mailand gehen. Heute früh traf die Nachricht ein, daß Feldmarschall Radetzki morgen hier ankommen wird. (A. Z.) Redakteur en chef Karl Marx. Hrn. Hr. in Wa…‥r die gewünschten Nummern sind nicht mehr vorräthig. Die Expedition der „N. Rh. Ztg.“ Heute Morgen wurde ein Extrablatt ausgegeben, dessen Inhalt für die auswärtigen Abonnenten in diesem Blatte mitgetheilt wird.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 297. Köln, 13. Mai 1849. Beilage, S. 1689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz297b_1849/1>, abgerufen am 21.11.2024.