Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 299. Köln, 16. Mai 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

Familienväter werden!" Das aber ist in der That des Pudels Kern, und solange den Gesellen noch Meisterwürde und Privilegien winken, solange werden sie kontrerevolutionär sein. Die unsrigen sind es jetzt "mit Bewußtsein" geworden, da der Herr Fabrikant jener Pudelschmiere voll gottbegnadeter Inspiration nicht verschmähte, jeden einzelnen widerspenstigen Gesellen anzupacken und ihn mit seinen bombastigen Reden so lange zu nothzüchtigen, bis er erschöpft, vom heiligen Geiste überkommen, alles glaubte, was das große Breimaul nur immer wollte. Die einige Gesellenschaft, welche in der großen Mistpfütze nicht ersoffen, ist die der Tischler. Unter ihr befinden sich einige tüchtige Sozialdemokraten, die den revolutionären Geist zu unterhalten und zu schüren gewußt haben. Entschieden tritt die Tischlergesellenschaft jetzt den Gewerken, dem Gesellen- und Gewerbe-Innungsverein entgegen, sie will vom "aufgedrungenen Gewerbegesetz" nichts wissen und erklärt den Meistern, falls diese sich erdreisten sollten, nach jener Mißgeburt zu handeln, sich einer solchen Bevormundung unter keinen Umständen zu fügen: "Einrichtungen, sagen die Gesellen, die uns nur allein angehen, werden wir auch selbst zu regeln wissen, dazu brauchen wir keine Meister als Leithämmel. Mögen doch die Meister für ihren Innungs-Zopf schwärmen und agitiren, so viel sie wollen, nur uns mögen sie mit ihrem Zopf ganz in Ruhe lassen, denn wir verabscheuen solche mittelalterliche Mißgeburten, und das ganze Innungs-Zopfwesen gehört in die Rumpelkammer." Die jüngsten Ereignisse haben der Tischlergesellenschaft bereits Anhänger unter den Gesellen verschiedener Gewerke geschafft und werden ihr noch mehr zuführen, wie überhaupt die bornirte Brutalität der Contrerevolutionärs jetzt mehr als jemals für das demokratische Banner wirbt. Eine einzige gottbegnadete Schandthat schafft mehr, als alle Beschwörungsformeln und biedermännische Bekehrungswuth der langsamen Vorwärtstrippler.

61 Breslau, 12. Mai.

Gestern Abend verbreitete sich das Gerücht, die Russen seien bei Wodowice bereits geschlagen worden. Nach dem Aussehen zu urtheilen, welches das über Kosel transportirte russische Menschenvieh darbot, würde mich dies kein Wunder nehmen. Nur ein Ulanen-Regiment soll einigermaßen leidlich gewesen sein. Darum bemühen sich die deutschen Standrechtsblätter auch, dem Michel mit erdrückenden Massen, die angeblich von allen Seiten nach Oestreich vorrücken, zu imponiren. Man glaubt, wenn man davon lies't, mit russischen Milliarden zu thun zu haben. Die Deutschen haben jetzt die Pflicht, die Franzosen in's Land zu rufen, wenn dieselben die Knutenpolitik, was zu erwarten steht, verlassen. Die Kosten des Russentransportes werden von Berlin aus durch Manteuffel bezahlt. Die hohenzollern'sche Apotheose in Nummer 294 der Neuen Rheinischen Zeitung hat uns unter dem Belagerungszustande um so mehr erquickt, als damit gleichzeitig die neueste Oktroyirte vom 10. Mai hier ankam. Aller Blicke sind auf Westdeutschland gerichtet, und man meint, die erwähnte hohenzollern'sch-russische Standrechtsverfassung sei nach der Räumung Dresden's, auf die man gewartet, lediglich in der Absicht gemacht worden, die ganze Rheinprovinz in Belagerungszustand zu versetzen und ihr mit diesem Schlage ad graecas calendas nicht nur die Preßfreiheit, das Vereinsrecht u. s. w., sondern auch ihre Rechtsverfassung zu eskamotiren.

Wie man jetzt mit Bestimmtheit vernimmt, sind am 7. und 8. an 114 Militärs theils geblieben, theils verwundet worden. Dadurch werden die Angaben der hiesigen Standrechtsblätter einigermaßen berichtigt. Sicher ist, daß in der Nacht des 7. und 8. viele Militärs heimlich auf der Schießwiese verscharrt worden sind.

Jetzt machen die Lieutenants auf den Straßen, wo sie sich nur haufenweise zu zeigen wagen, die Polizeisergeanten, und üben sich im kalabresischen Wegelagern. Geht z. B. ein ihnen bekannter Demokrat in der Dämmerung seines Wegs und ein Lieutenant sieht ihn, so gibt er seinen, überall zur Lauer und zum Einfangen aufgestellten Soldaten einen heimlichen Wink; der Demokrat wird plötzlich umzingelt, unter Mißhandlungen der brutalsten Art fortgeschleppt, verhöhnt, angeschnauzt und dann natürlich wieder freigelassen. Das ist das neueste Spiel der königl. preuß. Lieutenants, bei dem sie selbst Frauen nicht verschonen.

Unser Gräfchen Monts; dessen Wänstchen am Rheine gezogen worden, ist ein preußenpfiffiger Monsieur. Im Löwenkeller, dem gewöhnlichen Versammlungsort der Demokraten, ist's jetzt Abends voll von Spionen, die unter dem Schutz der ganz nahen Bajonette die preußische Kourage haben, laut über "Volksbeglücker" etc. zu schimpfen. Auf dem Tauenzienplatz dauert das nächtliche Karaibengebrüll fort. Daß Engelmann entschlüpft ist, macht den Lieutenants besondern Kummer. -- Bevor die Schlächterei des 7. und 8. begann, hatten sie sich bereits vor den Wohnungen vieler bekannten Demokraten mit gehöriger Mannschaft aufpostirt, und ihnen mit augenblicklichem Tode gedroht, insofern sie es wagen sollten, sich aus der Stube zu entfernen. Dies beweist, wer zum 7. und 8. den Plan gemacht. Ein besonders berüchtigtes braunes Husarenregiment ist jetzt fast ganz hier eingerückt.

4 Uhr. Zur Ermordung der Magyaren werden mit deutschen Mitteln und hohenzollern'schem Schutz heute abermals 5000 Russen in 5 Zügen von Krakau nach Oderberg befördert. Da das Volk in Ratibor die Schienen der Bahn aufzureißen drohte, so hat preußisch-deutsches Militär zum Schutze der Knute sich längs der oberschlesischen Bahn bis Oderberg aufgestellt. Uebrigens sollen die Russen bei Bielitz von den Magyaren wirklich geschlagen worden sein. Die Gerüchte von ihrer Entfernung von der galizischen Gränze, die Entfernung selbst sind russische Kriegslisten gewesen, durch welche die Aufmerksamkeit der Magyaren von dieser Seite des Einmarsches abgelehnt werden sollte. Und Frankreich, England und Deutschland schweigen!

61 Breslau, 11. Mai.

Die Xerxes-Heere Nikolaj, obwohl sie ganz in unserer Nähe über Deutschland zum Völkermord gegen die Magyaren getrieben werden, interessiren uns in diesem Augenblicke lange nicht so, wie das kleine Russenheer von Franzosen in Rom. Die Anhänger des Absolutismus und das Volk freuen sich gleichmäßig über die Termopylen, welche dies russische Franzosenheer vor Rom gefunden. Das Volk will in den Termopylen Rom's die zukünftigen Termopylen an der Donau, am Rhein und an der Seine erkennen, es weiß, daß die Gesammt-Infamieen aller gekrönten Menschheitsschänder der Geschichte der französischen Bourgeois-Infamie nicht das Wasser reicht, und unter dem Volke von Frankreich eine neue Riesenrevolution erzeugen muß.

Während dem Civil untersagt wurde, seine Todten anders zu begraben, als es mit erschossenen Hunden geschieht, fand heute auf Seiten des Militärs eine feierliche Beerdigung einiger ihrer Gefallenen statt. Es wurde absichtlich viel militärisches Getöse gemacht. Das Volk blieb jedoch ruhig. Als der Zug am blauen Hirsch vorüberkam und das Volk stumm geblieben war, wie zuvor, da hoben die denselben begleitenden Lieutenants allein den Degen drohend gegen die Fenster empor, aus welchen ihnen Unterricht in der Sterblichkeitslehre geworden war. Die bekannten Demokraten haben Hausarrest und werden darin von Militär bewacht.

Prag, 11. Mai.

Zwei neue Plakate werden veröffentlicht; das eine, unterzeichnet vom Interimskommandanten Feldmarschall-Lieutenant Khevenhüller, enthält nähere Bestimmungen über den Ausnahmszustand; die Kaffe- und Wirthshäuser müssen um 11 Uhr geschlossen werden, von welcher Stunde der Uebergang über die Brücken nur einzelnen Personen gestattet ist.

Das andere Plakat vom Bürgermeister Wanka Namens des Stadtverordnetencollegiums enthält nebst der Bitte an die Mitbürger, sich ruhig zu verhalten, damit die Freiheiten nicht noch mehr geschmälert werden, einen wenn auch verhüllten, doch ziemlich scharfen Tadel gegen das unvermuthete Verkünden des Belagerungszustandes, der, wie die Kundmachung sagt, ohne Einwilligung und Wissen des Bürgermeisters und der Stadtverordneten verhängt wurde. Zugleich wird die Erklärung veröffentlicht, daß man Alles aufbieten werde, um die Veröffentlichung der Gründe über die eingetretene militärische Strenge zu erlangen. -- Mit Ausnahme der Brücken, der Anhöhen und des Bahnhofes sind die Truppen von den meisten Orten zurückgezogen worden; doch langen stündlich Verstärkungen an Infanterie und Kavallerie an. -- Die Redakteure sämmtlicher Blatter waren heute Morgen beim Feldmarschall-Lieutenant Khevenhuller vorgeladen, wo ihnen die Verhaltungsmaßregeln mitgetheilt wurden, und vor aufreizenden Artikeln unter Androhung der Confiskation und kriegsrechtlicher Behandlung gewarnt wurde.

* Dresden, 9. Mai.

Die offizielle Hauptkloake des großen Spucknapfes Leipzig, die "Leipz. Ztg:" erklärt die Ermordung des Prinzen von Schwarzburg-Rudolstadt durch die preußischen Banditen in der Weise, daß der Prinz wegen seiner Augenkrankheit mit verbundenem Kopf im Bett gelegen habe und deshalb von den Soldaten als ein verwundeter Insurgent angesehen worden sei. Das Leipziger Spucknapf-Blättchen constatirt also die Thatsache, daß die herrlichen Truppen des Potsdamer russischen Unterknäs ihre Bravour an "wehrlosen und verwundeten Insurgenten" zu bethätigen pflegen.

40 Dresden, 10. Mai.

Unter den vielen standrechtlichen Erlassen, von denen jetzt einer den andern drängt, lautet der auf die Elbschifffahrt bezügliche, wie folgt:

"Die Elbschifffahrt wird mit Ausnahme der Dampfschiffe hiermit freigegeben. Wegen der Abreise und Ankunft von Fremden mit den Dampfschiffen sind Kontrol-Maßregeln angeordnet und es haben zu deren Anwendung die Dampfschiffe bis auf weitere Anordnung an dem Elbberg in der Nähe des Zollhauses anzulegen und von dort ihre Fahrten zu beginnen.

Dresden, am 10. Mai 1849.

Der Ober-Befehlshaber der bewaffneten Macht, von Schirmding."

* Frankfurt, 13. Mai.

Dem Berichte Eisenstuck's über seine Wirksamkeit in der Pfalz entnehmen wir folgende Stellen:

"Je länger ich in der hartbedrängten Provinz weile, um so mehr wird es meine feste Ueberzeugung, daß die Erhebung des Pfälzer Volkes durch alle Schichten hindurch nichts Anderes ist, als der tiefgefühlte Unwille eines, durch seine freien Institutionen durch und durch politisch gebildeten Volksstammes über die Schmach einer unerträglichen Rechtsverletzung."

"Von allen Seiten droht Gefahr, mit Besorgniß und Aufregung blickt die Bevölkerung nach den offenen Gränzen, von wo allerwärts Truppen einbrechen können, welche der Verfassung Feind sind, und gern wird man militärische Hülfe im Innern begrüßen, wenn sie nur aus Truppenkörpern besteht, denen die mit Recht mißtrauische Bevölkerung eine entschiedene deutsche Gesinnung zutraut. Mit banger Besorgniß sieht man von vielen Seiten auf Frankfurt, denn die unerwarteten Einmärsche undeutscher Truppen auf Anordnung der Centralgewalt haben die höchste Aufregung hervorgerufen. Man steht gerüstet und man wird kämpfen, wenn die deutsche Sache von Frankfurt irgend verleugnet werden sollte. In diesem Augenblick verbreitet sich das Gerücht vom Einmarsche altbaierischer Truppen, um das Land zu besetzen -- das würde neue Gefahren bringen, und ich glaube, die Bevölkerung hat das Recht, sie mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln abzuwehren."

103 Frankfurt, 13. Mai.

Im Reichsministerium sind so eben amtliche Nachrichten aus dem Oberlande eingetroffen. Nach ihnen ist in Rastatt eine Militär-Revolution ausgebrochen; die badische Garnison, 4000 Mann stark, hat sich der Festung mit allen Munitions- und Waffenvorräthen bemächtigt, fünf ihrer Offiziere getödtet und die Republik proklamirt. Der Commandant, General Cloßmann, ist tödtlich verwundet. Die Gefangenen Struve und Blind waren schon in der Nacht vorher heimlich und ungesetzlicher Weise in die Zellenkäfige nach Bruchsal fortgeschafft worden, ein Beweis, daß man den Truppen, welche bereits mit dem Standrecht bedroht wurden, schon seit mehreren Tagen nicht mehr traute. In Lörrach sollen die Soldaten ebenfalls ihren Oberst erschossen und sich dem Aufstande angeschlossen haben. Frankfurt ist voll von baierischen und badischen Offizieren, welche von ihren Truppen desertirten, weil die Soldaten sie mit Zwangsmitteln für die Volkssache bekehren wollten.

Der Reichsjohannes hat einen Aufruf an die "Reichstruppen im Allgemeinen" erlassen, worin er dieselben nicht zum Schutz der Verfassung, sondern zum "Widerstand gegen eine Partei" auffordert, welche in dem "unglückseligen Verfassungsstreit (!) anderweitige, verderbliche Zwecke" verfolge. Selbst die hiesige stupide Bourgeoisie ist nachgerade wüthend geworden über die Perfidie dieser "biedern" habsburgischen Reichsverwesung. Das neue Ministerium, welches dem Conflikt zwischen der Nationalversammlung und Johann-Ohneland abhelfen soll, wird aus Grävell (!!), Peucker und -- erschrecken Sie nicht [unleserliches Material] dem komischen Industrieritter Stedtmann aus Koblenz bestehen.

* Mainz, 11. Mai.

Die Masse derer, welche den Pfälzern von hier und aus Rheinhessen überhaupt zu Hülfe gezogen, läßt sich auf mindestens 15,000 M. schätzen. Das Dorf Oberingelheim hat allein 270 M. gestellt, trotzdem daß die Landleute gerade jetzt dringende Feldbauarbeiten zu machen haben.

* Heidelberg, 11. Mai.

Nach der "Deutschen Zeitung" ist der würdige Frankfurter Deputirte Welcker bei seiner Ankunft vom Bahnhof "auf die gemeinste Weise" vom Pöbel mißhandelt worden und hat sich nur mit Mühe in das Haus eines ihm befreundeten Bourgeois retten können. Der edle Gervinus soll wegen wiederholter ähnlicher Begrüßungen, Heidelberg verlassen wollen.

Mannheim, 13. Mai.

In Freiburg haben am 11. Bürger und Soldaten vom zweiten badischen Infanterieregiment ein Verbrüderungsfest gefeiert. Aus Bern erfährt man, daß General Dufour, in Anbetracht seiner "Altersschwäche" und seiner Stellung zur Eidgenossenschaft, die Einladung in die Rheinpfalz abgelehnt hat.

Freiburg, 11. Mai.

Gegen die fünf des Hochverraths Angeklagten: W. Baumann, H. Lefebre, C. Schnepf, Laugguth und Bonaventura Maier, sprach heute das Geschwornengericht das "Nichtschuldig" aus, worauf das Publikum in stürmisches "Bravo" ausbrach. Heute Nochmittag eröffnete der Präsident die Sitzung mit dem Vorlesen einer Eingabe des Staatsanwalts, des Inhalts, daß auf die Anklage der weiteren 11 Angeschuldigten im Hinblick auf den Wahlspruch der Geschwornen von heute früh, von ihm verzichtet werde, so daß also diese sofort in Freiheit gesetzt worden sind.

Heilbronn, 10. Mai.

Vom Turnverein in Hall ging hier die briefliche Nachricht ein, daß am 8. d. M. Mittags viel baierische Quartiermacher in jener Stadt eingetroffen, daß dieselben von der Haller Bürgerschaft zurückgewiesen, und unter der Drohung weiter geritten seien, daß man sich den Durchzug zu erzwingen wissen werde. Der Turnverein von Hall wandte sich alsbald an den hiesigen, mit der Aufforderung, sich zu rüsten. -- Stadtrath und Bürgerausschuß von Heilbronn haben heute beschlossen, 25,000 scharfe Patronen und 15,000 blinde (zum Exerciren) anfertigen zu lassen und unter die Bürgerwehrmannschaft zu vertheilen. Der Bürgerwehrverein läßt von Haus zu Haus Geldbeiträge durch eine eigene Kommission sammeln.

(Beob.)
Ungarn.
Preßburg, 8. Mai.

Bei Sillein hat ein kleines Gefecht stattgefunden, in Folge dessen die Oestreicher sich auf das rechte Ufer der Waag zurückzogen. Auch unweit Polena, auf der Straße von Stry nach Munkatsch, fand ein Gefecht statt; eine östreichische Colonne, bei der 2 Bataillone Deutschmeister mit 9 leichten Geschützen, hatte sich zu weit vorgewagt und wurde von einer überwiegenden Anzahl Magyaren mit 18 Zwölfpfündern angegriffen. Es kam zwar nur zu Schußgefechten, doch konnten die Oestreicher dem überwiegenden Geschützfeuer nicht wiederstehen, und mußten sich, nachdem sie mehrere Geschütze vernagelt hatten, zurückziehen. Besonders litt ein Bataillon Deutschmeister, zumeist aus Wienern bestehend. 17 Offiziere blieben. Auch der Oberst des Regiments wurde schwer verwundet nach Stry gebracht, wo er starb.

Wie es scheint, verlegen die Magyaren den Haupskriegsschauplatz von der Donau nach Ober-Ungarn an die schlesisch-galizische Grenze. Die östreichischen Vorposten werden von der ungarischen Cavallerie beschäftigt und die Infanterie-Massen ziehen sich unterdeß nordwärts, um in Krakau und Galizien die Insurrektion in vollen Gang zu bringen.

So eben langt die Nachricht an, daß in Fünfkirchen eine Revolte ausgebrochen ist, in Folge deren die vier Grenzer Compagnien starke Besatzung unter dem Commando des Obersten Reiche die Stadt räumen mußte. Nebst Fünfkirchen hat sich auch Kaposvar für die magyarische Insurrection erhoben.

Semlin, 3. Mai.

Stratimirovich hat, wie aus folgendem, an den Nationalgeneral Knicjanin gerichteten Schreiben hervorgeht, sein Kommando niedergelegt:

Hochgeborner Herr! In diesem Augenblicke langte vom Major Bunesich, mit Umgehung meiner, ein direct an das mir untergebene Bataillon gerichtetes Schreiben ein, worin der erwähnte Major zur Kenntniß bringt, daß er von Sr. Majestät dem Kaiser und König zum wirklichen Commandanten dieses Bataillons ernannt, das Commando über dasselbe übernehme. Bei diesem Umstande bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen Dienstposten, da ich gewohnt bin, den Befehlen meines Monarchen stets zu gehorchen, und bei der mir öffentlich angethanen Beleidigung auch keine Lust, weiter zu dienen, hege, zu verlassen. Dies Euer Hochgeboren zur Kenntniß bringend, melde ich, daß ich, da in diesem Augenblicke die Gefahr des feindlichen Angriffes droht, noch heute bei meiner Truppe bleibe, aber morgen gewiß dieselbe verlasse, um anderen Orts vielleicht bessere Anerkennung meiner Bemühungen zu finden.

In der Römerschanze, 30. April 1849.

Georg Stratimirovich m. p.

Durch den Adjutanten des Generals Stratimirovich erfahren wir jedoch heute, daß dieser auf das dringende Ansuchen seiner Mannschaft als Commandant in der Römerschanze geblieben ist.

Von der galizisch-schlesischen Gränze, 7. Mai.

Vorgestern verbreitete die Nachricht von dem Näherrücken der Ungarn gegen die galizische Gränze nicht geringen Schrecken unter der Bewohnerschaft von Saypusch. Flüchtige aus Budatin und Czacza versicherten, daß die Ungarn, 25,000 Mann stark, den letztern Ort besetzt hätten, und im Begriffe ständen, die Eisenbahn bei Oderberg oder an einem andern, zum Einsteigen des russischen Hülfskorps bestimmten Punkte zu zerstören. Alles flüchtete daher mit dem, was gerettet werden konnte, nach Saypusch. Gleichzeitig erfuhren wir, daß die Magyaren vor Jablunkau zwei Kompagnieen Deutschmeister-Infanterie wiederholt angegriffen und hinter die Jablunkauer Schanze gedrängt haben.

(C. Bl. a. B.)
Italien.
Rom, 4. Mai.

Alle Sachverständige sind über die Großartigkeit und Vortrefflichkeit in ihrem Urtheile einig, mit der Garibaldi die innere Befestigung und Vertheidigung der Stadt leitet.

Oberst Masi ist beauftragt, die Bewegung der französischen Armee zu überwachen. Dieselbe hob am 2. Mai das Bivouak bei Castel di guido auf und stand am Abend desselben Tages bei Santa Severa und in den Prati. Garibaldi selbst hielt sich in Malagrata. Die Neapolitaner und Spanier sollen morgen (5. Mai) unter den Mauern Roms eintreffen. Die Barrikadenkommission trifft alle nöthigen Anstalten, um diese heilige Schaar nach Würde zu empfangen.

068

Wir finden in einer römischen Correspondenz folgende Details über die französischen Kriegsgefangenen, welche jetzt gegen das so hinterlistig und feiger Weise entwaffnete Corps Melara's in Civita-Vecchia ausgewechselt wurden:

"Ich begab mich ins Kriegsministerium, wo 70 von den französischen Gefangenen, darunter ein Capitain, zwei Offiziere und ein Unteroffizier aufbewahrt werden.

"Als ich eintrat, sangen die Soldaten die Marseillaise und riefen von Zeit zu Zeit: "Vive la republique romaine!" Die Offiziere schienen mir sehr niedergeschlagen. Ich fragte sie, warum sie als Republikaner die Waffen gegen andere Republikaner ergriffen hätten? Ihre Antwort war: Man hat uns getäuscht!

Von hier ging ich nach dem Palazzo Colonna, wo sich 30 andere Gefangene befanden. Einer von ihnen trug eine Wunde am Kopf; ich ließ ihn nach dem Hospital bringen, und gab dem Offizier der Wache Befehl, Wasser und Essig zur Kühlung ihrer, von dem langen Marsch geschwollenen und wunden Füße herbeizuschaffen. Beim Anblick der Sorgfalt, die man ihnen schenkte, umarmten sie mich und riefen, daß man sie getäuscht habe und daß die Italiener ihre Brüder seien. Alle diese Gefangenen gehören dem 20. Linienregiment an.

"In der Engelsburg befinden sich ungefähr 300 Gefangene, darunter ein Major und zwei Hauptleute.

"Rom ist voll Freude und Jubel und von allen Seiten hört man den Ruf: "Es lebe die Republik! Tod der Priesterherrschaft!"

Mailand, 8. Mai.

Radetzki und Minister Brück sind nach Mailand zurückgekehrt.

Turin, 9. Mai.

Ramorino ist noch nicht erschossen. Im Gegentheil hat der Cassationshof sein Rekursgesuch (weil er Deputirter sei) als begründet erklärt und es wäre noch Hoffnung, daß der Verräther dem Tode entschlüpfe.

In den Blättern nicht viel Wichtiges. Bei Padua große Truppenbewegungen.

Florenz, 6. Mai.

Die Oestreicher richten alle ihre Kräfte, gegen Livorno. Wir wissen bis heute noch nicht, ob sie wirklich in die Stadt gedrungen sind. Der französische Gesandte d'Harcourt soll unsern Bevollmächtigten Serristori in Gaeta wegen des Einmarsches der Oestreicher in das toskanische Gebiet sehr "auffallend" zur Rede gestellt haben. Am 4. Mai war Serristori's Antwort noch unbekannt.

Familienväter werden!“ Das aber ist in der That des Pudels Kern, und solange den Gesellen noch Meisterwürde und Privilegien winken, solange werden sie kontrerevolutionär sein. Die unsrigen sind es jetzt „mit Bewußtsein“ geworden, da der Herr Fabrikant jener Pudelschmiere voll gottbegnadeter Inspiration nicht verschmähte, jeden einzelnen widerspenstigen Gesellen anzupacken und ihn mit seinen bombastigen Reden so lange zu nothzüchtigen, bis er erschöpft, vom heiligen Geiste überkommen, alles glaubte, was das große Breimaul nur immer wollte. Die einige Gesellenschaft, welche in der großen Mistpfütze nicht ersoffen, ist die der Tischler. Unter ihr befinden sich einige tüchtige Sozialdemokraten, die den revolutionären Geist zu unterhalten und zu schüren gewußt haben. Entschieden tritt die Tischlergesellenschaft jetzt den Gewerken, dem Gesellen- und Gewerbe-Innungsverein entgegen, sie will vom „aufgedrungenen Gewerbegesetz“ nichts wissen und erklärt den Meistern, falls diese sich erdreisten sollten, nach jener Mißgeburt zu handeln, sich einer solchen Bevormundung unter keinen Umständen zu fügen: „Einrichtungen, sagen die Gesellen, die uns nur allein angehen, werden wir auch selbst zu regeln wissen, dazu brauchen wir keine Meister als Leithämmel. Mögen doch die Meister für ihren Innungs-Zopf schwärmen und agitiren, so viel sie wollen, nur uns mögen sie mit ihrem Zopf ganz in Ruhe lassen, denn wir verabscheuen solche mittelalterliche Mißgeburten, und das ganze Innungs-Zopfwesen gehört in die Rumpelkammer.“ Die jüngsten Ereignisse haben der Tischlergesellenschaft bereits Anhänger unter den Gesellen verschiedener Gewerke geschafft und werden ihr noch mehr zuführen, wie überhaupt die bornirte Brutalität der Contrerevolutionärs jetzt mehr als jemals für das demokratische Banner wirbt. Eine einzige gottbegnadete Schandthat schafft mehr, als alle Beschwörungsformeln und biedermännische Bekehrungswuth der langsamen Vorwärtstrippler.

61 Breslau, 12. Mai.

Gestern Abend verbreitete sich das Gerücht, die Russen seien bei Wodowice bereits geschlagen worden. Nach dem Aussehen zu urtheilen, welches das über Kosel transportirte russische Menschenvieh darbot, würde mich dies kein Wunder nehmen. Nur ein Ulanen-Regiment soll einigermaßen leidlich gewesen sein. Darum bemühen sich die deutschen Standrechtsblätter auch, dem Michel mit erdrückenden Massen, die angeblich von allen Seiten nach Oestreich vorrücken, zu imponiren. Man glaubt, wenn man davon lies't, mit russischen Milliarden zu thun zu haben. Die Deutschen haben jetzt die Pflicht, die Franzosen in's Land zu rufen, wenn dieselben die Knutenpolitik, was zu erwarten steht, verlassen. Die Kosten des Russentransportes werden von Berlin aus durch Manteuffel bezahlt. Die hohenzollern'sche Apotheose in Nummer 294 der Neuen Rheinischen Zeitung hat uns unter dem Belagerungszustande um so mehr erquickt, als damit gleichzeitig die neueste Oktroyirte vom 10. Mai hier ankam. Aller Blicke sind auf Westdeutschland gerichtet, und man meint, die erwähnte hohenzollern'sch-russische Standrechtsverfassung sei nach der Räumung Dresden's, auf die man gewartet, lediglich in der Absicht gemacht worden, die ganze Rheinprovinz in Belagerungszustand zu versetzen und ihr mit diesem Schlage ad graecas calendas nicht nur die Preßfreiheit, das Vereinsrecht u. s. w., sondern auch ihre Rechtsverfassung zu eskamotiren.

Wie man jetzt mit Bestimmtheit vernimmt, sind am 7. und 8. an 114 Militärs theils geblieben, theils verwundet worden. Dadurch werden die Angaben der hiesigen Standrechtsblätter einigermaßen berichtigt. Sicher ist, daß in der Nacht des 7. und 8. viele Militärs heimlich auf der Schießwiese verscharrt worden sind.

Jetzt machen die Lieutenants auf den Straßen, wo sie sich nur haufenweise zu zeigen wagen, die Polizeisergeanten, und üben sich im kalabresischen Wegelagern. Geht z. B. ein ihnen bekannter Demokrat in der Dämmerung seines Wegs und ein Lieutenant sieht ihn, so gibt er seinen, überall zur Lauer und zum Einfangen aufgestellten Soldaten einen heimlichen Wink; der Demokrat wird plötzlich umzingelt, unter Mißhandlungen der brutalsten Art fortgeschleppt, verhöhnt, angeschnauzt und dann natürlich wieder freigelassen. Das ist das neueste Spiel der königl. preuß. Lieutenants, bei dem sie selbst Frauen nicht verschonen.

Unser Gräfchen Monts; dessen Wänstchen am Rheine gezogen worden, ist ein preußenpfiffiger Monsieur. Im Löwenkeller, dem gewöhnlichen Versammlungsort der Demokraten, ist's jetzt Abends voll von Spionen, die unter dem Schutz der ganz nahen Bajonette die preußische Kourage haben, laut über „Volksbeglücker“ etc. zu schimpfen. Auf dem Tauenzienplatz dauert das nächtliche Karaibengebrüll fort. Daß Engelmann entschlüpft ist, macht den Lieutenants besondern Kummer. — Bevor die Schlächterei des 7. und 8. begann, hatten sie sich bereits vor den Wohnungen vieler bekannten Demokraten mit gehöriger Mannschaft aufpostirt, und ihnen mit augenblicklichem Tode gedroht, insofern sie es wagen sollten, sich aus der Stube zu entfernen. Dies beweist, wer zum 7. und 8. den Plan gemacht. Ein besonders berüchtigtes braunes Husarenregiment ist jetzt fast ganz hier eingerückt.

4 Uhr. Zur Ermordung der Magyaren werden mit deutschen Mitteln und hohenzollern'schem Schutz heute abermals 5000 Russen in 5 Zügen von Krakau nach Oderberg befördert. Da das Volk in Ratibor die Schienen der Bahn aufzureißen drohte, so hat preußisch-deutsches Militär zum Schutze der Knute sich längs der oberschlesischen Bahn bis Oderberg aufgestellt. Uebrigens sollen die Russen bei Bielitz von den Magyaren wirklich geschlagen worden sein. Die Gerüchte von ihrer Entfernung von der galizischen Gränze, die Entfernung selbst sind russische Kriegslisten gewesen, durch welche die Aufmerksamkeit der Magyaren von dieser Seite des Einmarsches abgelehnt werden sollte. Und Frankreich, England und Deutschland schweigen!

61 Breslau, 11. Mai.

Die Xerxes-Heere Nikolaj, obwohl sie ganz in unserer Nähe über Deutschland zum Völkermord gegen die Magyaren getrieben werden, interessiren uns in diesem Augenblicke lange nicht so, wie das kleine Russenheer von Franzosen in Rom. Die Anhänger des Absolutismus und das Volk freuen sich gleichmäßig über die Termopylen, welche dies russische Franzosenheer vor Rom gefunden. Das Volk will in den Termopylen Rom's die zukünftigen Termopylen an der Donau, am Rhein und an der Seine erkennen, es weiß, daß die Gesammt-Infamieen aller gekrönten Menschheitsschänder der Geschichte der französischen Bourgeois-Infamie nicht das Wasser reicht, und unter dem Volke von Frankreich eine neue Riesenrevolution erzeugen muß.

Während dem Civil untersagt wurde, seine Todten anders zu begraben, als es mit erschossenen Hunden geschieht, fand heute auf Seiten des Militärs eine feierliche Beerdigung einiger ihrer Gefallenen statt. Es wurde absichtlich viel militärisches Getöse gemacht. Das Volk blieb jedoch ruhig. Als der Zug am blauen Hirsch vorüberkam und das Volk stumm geblieben war, wie zuvor, da hoben die denselben begleitenden Lieutenants allein den Degen drohend gegen die Fenster empor, aus welchen ihnen Unterricht in der Sterblichkeitslehre geworden war. Die bekannten Demokraten haben Hausarrest und werden darin von Militär bewacht.

Prag, 11. Mai.

Zwei neue Plakate werden veröffentlicht; das eine, unterzeichnet vom Interimskommandanten Feldmarschall-Lieutenant Khevenhüller, enthält nähere Bestimmungen über den Ausnahmszustand; die Kaffe- und Wirthshäuser müssen um 11 Uhr geschlossen werden, von welcher Stunde der Uebergang über die Brücken nur einzelnen Personen gestattet ist.

Das andere Plakat vom Bürgermeister Wanka Namens des Stadtverordnetencollegiums enthält nebst der Bitte an die Mitbürger, sich ruhig zu verhalten, damit die Freiheiten nicht noch mehr geschmälert werden, einen wenn auch verhüllten, doch ziemlich scharfen Tadel gegen das unvermuthete Verkünden des Belagerungszustandes, der, wie die Kundmachung sagt, ohne Einwilligung und Wissen des Bürgermeisters und der Stadtverordneten verhängt wurde. Zugleich wird die Erklärung veröffentlicht, daß man Alles aufbieten werde, um die Veröffentlichung der Gründe über die eingetretene militärische Strenge zu erlangen. — Mit Ausnahme der Brücken, der Anhöhen und des Bahnhofes sind die Truppen von den meisten Orten zurückgezogen worden; doch langen stündlich Verstärkungen an Infanterie und Kavallerie an. — Die Redakteure sämmtlicher Blatter waren heute Morgen beim Feldmarschall-Lieutenant Khevenhuller vorgeladen, wo ihnen die Verhaltungsmaßregeln mitgetheilt wurden, und vor aufreizenden Artikeln unter Androhung der Confiskation und kriegsrechtlicher Behandlung gewarnt wurde.

* Dresden, 9. Mai.

Die offizielle Hauptkloake des großen Spucknapfes Leipzig, die „Leipz. Ztg:“ erklärt die Ermordung des Prinzen von Schwarzburg-Rudolstadt durch die preußischen Banditen in der Weise, daß der Prinz wegen seiner Augenkrankheit mit verbundenem Kopf im Bett gelegen habe und deshalb von den Soldaten als ein verwundeter Insurgent angesehen worden sei. Das Leipziger Spucknapf-Blättchen constatirt also die Thatsache, daß die herrlichen Truppen des Potsdamer russischen Unterknäs ihre Bravour an „wehrlosen und verwundeten Insurgenten“ zu bethätigen pflegen.

40 Dresden, 10. Mai.

Unter den vielen standrechtlichen Erlassen, von denen jetzt einer den andern drängt, lautet der auf die Elbschifffahrt bezügliche, wie folgt:

„Die Elbschifffahrt wird mit Ausnahme der Dampfschiffe hiermit freigegeben. Wegen der Abreise und Ankunft von Fremden mit den Dampfschiffen sind Kontrol-Maßregeln angeordnet und es haben zu deren Anwendung die Dampfschiffe bis auf weitere Anordnung an dem Elbberg in der Nähe des Zollhauses anzulegen und von dort ihre Fahrten zu beginnen.

Dresden, am 10. Mai 1849.

Der Ober-Befehlshaber der bewaffneten Macht, von Schirmding.“

* Frankfurt, 13. Mai.

Dem Berichte Eisenstuck's über seine Wirksamkeit in der Pfalz entnehmen wir folgende Stellen:

„Je länger ich in der hartbedrängten Provinz weile, um so mehr wird es meine feste Ueberzeugung, daß die Erhebung des Pfälzer Volkes durch alle Schichten hindurch nichts Anderes ist, als der tiefgefühlte Unwille eines, durch seine freien Institutionen durch und durch politisch gebildeten Volksstammes über die Schmach einer unerträglichen Rechtsverletzung.“

„Von allen Seiten droht Gefahr, mit Besorgniß und Aufregung blickt die Bevölkerung nach den offenen Gränzen, von wo allerwärts Truppen einbrechen können, welche der Verfassung Feind sind, und gern wird man militärische Hülfe im Innern begrüßen, wenn sie nur aus Truppenkörpern besteht, denen die mit Recht mißtrauische Bevölkerung eine entschiedene deutsche Gesinnung zutraut. Mit banger Besorgniß sieht man von vielen Seiten auf Frankfurt, denn die unerwarteten Einmärsche undeutscher Truppen auf Anordnung der Centralgewalt haben die höchste Aufregung hervorgerufen. Man steht gerüstet und man wird kämpfen, wenn die deutsche Sache von Frankfurt irgend verleugnet werden sollte. In diesem Augenblick verbreitet sich das Gerücht vom Einmarsche altbaierischer Truppen, um das Land zu besetzen — das würde neue Gefahren bringen, und ich glaube, die Bevölkerung hat das Recht, sie mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln abzuwehren.“

103 Frankfurt, 13. Mai.

Im Reichsministerium sind so eben amtliche Nachrichten aus dem Oberlande eingetroffen. Nach ihnen ist in Rastatt eine Militär-Revolution ausgebrochen; die badische Garnison, 4000 Mann stark, hat sich der Festung mit allen Munitions- und Waffenvorräthen bemächtigt, fünf ihrer Offiziere getödtet und die Republik proklamirt. Der Commandant, General Cloßmann, ist tödtlich verwundet. Die Gefangenen Struve und Blind waren schon in der Nacht vorher heimlich und ungesetzlicher Weise in die Zellenkäfige nach Bruchsal fortgeschafft worden, ein Beweis, daß man den Truppen, welche bereits mit dem Standrecht bedroht wurden, schon seit mehreren Tagen nicht mehr traute. In Lörrach sollen die Soldaten ebenfalls ihren Oberst erschossen und sich dem Aufstande angeschlossen haben. Frankfurt ist voll von baierischen und badischen Offizieren, welche von ihren Truppen desertirten, weil die Soldaten sie mit Zwangsmitteln für die Volkssache bekehren wollten.

Der Reichsjohannes hat einen Aufruf an die „Reichstruppen im Allgemeinen“ erlassen, worin er dieselben nicht zum Schutz der Verfassung, sondern zum „Widerstand gegen eine Partei“ auffordert, welche in dem „unglückseligen Verfassungsstreit (!) anderweitige, verderbliche Zwecke“ verfolge. Selbst die hiesige stupide Bourgeoisie ist nachgerade wüthend geworden über die Perfidie dieser „biedern“ habsburgischen Reichsverwesung. Das neue Ministerium, welches dem Conflikt zwischen der Nationalversammlung und Johann-Ohneland abhelfen soll, wird aus Grävell (!!), Peucker und — erschrecken Sie nicht [unleserliches Material] dem komischen Industrieritter Stedtmann aus Koblenz bestehen.

* Mainz, 11. Mai.

Die Masse derer, welche den Pfälzern von hier und aus Rheinhessen überhaupt zu Hülfe gezogen, läßt sich auf mindestens 15,000 M. schätzen. Das Dorf Oberingelheim hat allein 270 M. gestellt, trotzdem daß die Landleute gerade jetzt dringende Feldbauarbeiten zu machen haben.

* Heidelberg, 11. Mai.

Nach der „Deutschen Zeitung“ ist der würdige Frankfurter Deputirte Welcker bei seiner Ankunft vom Bahnhof „auf die gemeinste Weise“ vom Pöbel mißhandelt worden und hat sich nur mit Mühe in das Haus eines ihm befreundeten Bourgeois retten können. Der edle Gervinus soll wegen wiederholter ähnlicher Begrüßungen, Heidelberg verlassen wollen.

Mannheim, 13. Mai.

In Freiburg haben am 11. Bürger und Soldaten vom zweiten badischen Infanterieregiment ein Verbrüderungsfest gefeiert. Aus Bern erfährt man, daß General Dufour, in Anbetracht seiner „Altersschwäche“ und seiner Stellung zur Eidgenossenschaft, die Einladung in die Rheinpfalz abgelehnt hat.

Freiburg, 11. Mai.

Gegen die fünf des Hochverraths Angeklagten: W. Baumann, H. Lefebre, C. Schnepf, Laugguth und Bonaventura Maier, sprach heute das Geschwornengericht das „Nichtschuldig» aus, worauf das Publikum in stürmisches „Bravo“ ausbrach. Heute Nochmittag eröffnete der Präsident die Sitzung mit dem Vorlesen einer Eingabe des Staatsanwalts, des Inhalts, daß auf die Anklage der weiteren 11 Angeschuldigten im Hinblick auf den Wahlspruch der Geschwornen von heute früh, von ihm verzichtet werde, so daß also diese sofort in Freiheit gesetzt worden sind.

Heilbronn, 10. Mai.

Vom Turnverein in Hall ging hier die briefliche Nachricht ein, daß am 8. d. M. Mittags viel baierische Quartiermacher in jener Stadt eingetroffen, daß dieselben von der Haller Bürgerschaft zurückgewiesen, und unter der Drohung weiter geritten seien, daß man sich den Durchzug zu erzwingen wissen werde. Der Turnverein von Hall wandte sich alsbald an den hiesigen, mit der Aufforderung, sich zu rüsten. — Stadtrath und Bürgerausschuß von Heilbronn haben heute beschlossen, 25,000 scharfe Patronen und 15,000 blinde (zum Exerciren) anfertigen zu lassen und unter die Bürgerwehrmannschaft zu vertheilen. Der Bürgerwehrverein läßt von Haus zu Haus Geldbeiträge durch eine eigene Kommission sammeln.

(Beob.)
Ungarn.
Preßburg, 8. Mai.

Bei Sillein hat ein kleines Gefecht stattgefunden, in Folge dessen die Oestreicher sich auf das rechte Ufer der Waag zurückzogen. Auch unweit Polena, auf der Straße von Stry nach Munkatsch, fand ein Gefecht statt; eine östreichische Colonne, bei der 2 Bataillone Deutschmeister mit 9 leichten Geschützen, hatte sich zu weit vorgewagt und wurde von einer überwiegenden Anzahl Magyaren mit 18 Zwölfpfündern angegriffen. Es kam zwar nur zu Schußgefechten, doch konnten die Oestreicher dem überwiegenden Geschützfeuer nicht wiederstehen, und mußten sich, nachdem sie mehrere Geschütze vernagelt hatten, zurückziehen. Besonders litt ein Bataillon Deutschmeister, zumeist aus Wienern bestehend. 17 Offiziere blieben. Auch der Oberst des Regiments wurde schwer verwundet nach Stry gebracht, wo er starb.

Wie es scheint, verlegen die Magyaren den Haupskriegsschauplatz von der Donau nach Ober-Ungarn an die schlesisch-galizische Grenze. Die östreichischen Vorposten werden von der ungarischen Cavallerie beschäftigt und die Infanterie-Massen ziehen sich unterdeß nordwärts, um in Krakau und Galizien die Insurrektion in vollen Gang zu bringen.

So eben langt die Nachricht an, daß in Fünfkirchen eine Revolte ausgebrochen ist, in Folge deren die vier Grenzer Compagnien starke Besatzung unter dem Commando des Obersten Reiche die Stadt räumen mußte. Nebst Fünfkirchen hat sich auch Kaposvar für die magyarische Insurrection erhoben.

Semlin, 3. Mai.

Stratimirovich hat, wie aus folgendem, an den Nationalgeneral Knicjanin gerichteten Schreiben hervorgeht, sein Kommando niedergelegt:

Hochgeborner Herr! In diesem Augenblicke langte vom Major Bunesich, mit Umgehung meiner, ein direct an das mir untergebene Bataillon gerichtetes Schreiben ein, worin der erwähnte Major zur Kenntniß bringt, daß er von Sr. Majestät dem Kaiser und König zum wirklichen Commandanten dieses Bataillons ernannt, das Commando über dasselbe übernehme. Bei diesem Umstande bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen Dienstposten, da ich gewohnt bin, den Befehlen meines Monarchen stets zu gehorchen, und bei der mir öffentlich angethanen Beleidigung auch keine Lust, weiter zu dienen, hege, zu verlassen. Dies Euer Hochgeboren zur Kenntniß bringend, melde ich, daß ich, da in diesem Augenblicke die Gefahr des feindlichen Angriffes droht, noch heute bei meiner Truppe bleibe, aber morgen gewiß dieselbe verlasse, um anderen Orts vielleicht bessere Anerkennung meiner Bemühungen zu finden.

In der Römerschanze, 30. April 1849.

Georg Stratimirovich m. p.

Durch den Adjutanten des Generals Stratimirovich erfahren wir jedoch heute, daß dieser auf das dringende Ansuchen seiner Mannschaft als Commandant in der Römerschanze geblieben ist.

Von der galizisch-schlesischen Gränze, 7. Mai.

Vorgestern verbreitete die Nachricht von dem Näherrücken der Ungarn gegen die galizische Gränze nicht geringen Schrecken unter der Bewohnerschaft von Saypusch. Flüchtige aus Budatin und Czacza versicherten, daß die Ungarn, 25,000 Mann stark, den letztern Ort besetzt hätten, und im Begriffe ständen, die Eisenbahn bei Oderberg oder an einem andern, zum Einsteigen des russischen Hülfskorps bestimmten Punkte zu zerstören. Alles flüchtete daher mit dem, was gerettet werden konnte, nach Saypusch. Gleichzeitig erfuhren wir, daß die Magyaren vor Jablunkau zwei Kompagnieen Deutschmeister-Infanterie wiederholt angegriffen und hinter die Jablunkauer Schanze gedrängt haben.

(C. Bl. a. B.)
Italien.
Rom, 4. Mai.

Alle Sachverständige sind über die Großartigkeit und Vortrefflichkeit in ihrem Urtheile einig, mit der Garibaldi die innere Befestigung und Vertheidigung der Stadt leitet.

Oberst Masi ist beauftragt, die Bewegung der französischen Armee zu überwachen. Dieselbe hob am 2. Mai das Bivouak bei Castel di guido auf und stand am Abend desselben Tages bei Santa Severa und in den Prati. Garibaldi selbst hielt sich in Malagrata. Die Neapolitaner und Spanier sollen morgen (5. Mai) unter den Mauern Roms eintreffen. Die Barrikadenkommission trifft alle nöthigen Anstalten, um diese heilige Schaar nach Würde zu empfangen.

068

Wir finden in einer römischen Correspondenz folgende Details über die französischen Kriegsgefangenen, welche jetzt gegen das so hinterlistig und feiger Weise entwaffnete Corps Melara's in Civita-Vecchia ausgewechselt wurden:

„Ich begab mich ins Kriegsministerium, wo 70 von den französischen Gefangenen, darunter ein Capitain, zwei Offiziere und ein Unteroffizier aufbewahrt werden.

„Als ich eintrat, sangen die Soldaten die Marseillaise und riefen von Zeit zu Zeit: „Vive la république romaine!“ Die Offiziere schienen mir sehr niedergeschlagen. Ich fragte sie, warum sie als Republikaner die Waffen gegen andere Republikaner ergriffen hätten? Ihre Antwort war: Man hat uns getäuscht!

Von hier ging ich nach dem Palazzo Colonna, wo sich 30 andere Gefangene befanden. Einer von ihnen trug eine Wunde am Kopf; ich ließ ihn nach dem Hospital bringen, und gab dem Offizier der Wache Befehl, Wasser und Essig zur Kühlung ihrer, von dem langen Marsch geschwollenen und wunden Füße herbeizuschaffen. Beim Anblick der Sorgfalt, die man ihnen schenkte, umarmten sie mich und riefen, daß man sie getäuscht habe und daß die Italiener ihre Brüder seien. Alle diese Gefangenen gehören dem 20. Linienregiment an.

„In der Engelsburg befinden sich ungefähr 300 Gefangene, darunter ein Major und zwei Hauptleute.

„Rom ist voll Freude und Jubel und von allen Seiten hört man den Ruf: „Es lebe die Republik! Tod der Priesterherrschaft!“

Mailand, 8. Mai.

Radetzki und Minister Brück sind nach Mailand zurückgekehrt.

Turin, 9. Mai.

Ramorino ist noch nicht erschossen. Im Gegentheil hat der Cassationshof sein Rekursgesuch (weil er Deputirter sei) als begründet erklärt und es wäre noch Hoffnung, daß der Verräther dem Tode entschlüpfe.

In den Blättern nicht viel Wichtiges. Bei Padua große Truppenbewegungen.

Florenz, 6. Mai.

Die Oestreicher richten alle ihre Kräfte, gegen Livorno. Wir wissen bis heute noch nicht, ob sie wirklich in die Stadt gedrungen sind. Der französische Gesandte d'Harcourt soll unsern Bevollmächtigten Serristori in Gaëta wegen des Einmarsches der Oestreicher in das toskanische Gebiet sehr „auffallend“ zur Rede gestellt haben. Am 4. Mai war Serristori's Antwort noch unbekannt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="ar299_023" type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0003" n="1701"/>
Familienväter werden!&#x201C; Das aber ist in der That des Pudels Kern, und solange den Gesellen noch Meisterwürde und Privilegien winken, solange werden sie kontrerevolutionär sein. Die unsrigen sind es jetzt &#x201E;mit Bewußtsein&#x201C; geworden, da der Herr Fabrikant jener Pudelschmiere voll gottbegnadeter Inspiration nicht verschmähte, jeden einzelnen widerspenstigen Gesellen anzupacken und ihn mit seinen bombastigen Reden so lange zu nothzüchtigen, bis er erschöpft, vom heiligen Geiste überkommen, alles glaubte, was das große Breimaul nur immer wollte. Die einige Gesellenschaft, welche in der großen Mistpfütze nicht ersoffen, ist die der Tischler. Unter ihr befinden sich einige tüchtige Sozialdemokraten, die den revolutionären Geist zu unterhalten und zu schüren gewußt haben. Entschieden tritt die Tischlergesellenschaft jetzt den Gewerken, dem Gesellen- und Gewerbe-Innungsverein entgegen, sie will vom &#x201E;aufgedrungenen Gewerbegesetz&#x201C; nichts wissen und erklärt den Meistern, falls diese sich erdreisten sollten, nach jener Mißgeburt zu handeln, sich einer solchen Bevormundung unter keinen Umständen zu fügen: &#x201E;Einrichtungen, sagen die Gesellen, die uns nur allein angehen, werden wir auch selbst zu regeln wissen, dazu brauchen wir keine <hi rendition="#g">Meister als Leithämmel</hi>. Mögen doch die Meister für ihren <hi rendition="#g">Innungs-Zopf</hi> schwärmen und agitiren, so viel sie wollen, nur uns mögen sie mit ihrem Zopf ganz in Ruhe lassen, denn wir verabscheuen solche mittelalterliche Mißgeburten, und das ganze <hi rendition="#g">Innungs-Zopfwesen</hi> gehört in die <hi rendition="#g">Rumpelkammer</hi>.&#x201C; Die jüngsten Ereignisse haben der Tischlergesellenschaft bereits Anhänger unter den Gesellen verschiedener Gewerke geschafft und werden ihr noch mehr zuführen, wie überhaupt die bornirte Brutalität der Contrerevolutionärs jetzt mehr als jemals für das demokratische Banner wirbt. Eine einzige gottbegnadete Schandthat schafft mehr, als alle Beschwörungsformeln und biedermännische Bekehrungswuth der langsamen Vorwärtstrippler.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_024" type="jArticle">
          <head><bibl><author>61</author></bibl> Breslau, 12. Mai.</head>
          <p>Gestern Abend verbreitete sich das Gerücht, die Russen seien bei <hi rendition="#g">Wodowice</hi> bereits geschlagen worden. Nach dem Aussehen zu urtheilen, welches das über Kosel transportirte russische Menschenvieh darbot, würde mich dies kein Wunder nehmen. Nur ein Ulanen-Regiment soll einigermaßen leidlich gewesen sein. Darum bemühen sich die deutschen Standrechtsblätter auch, dem Michel mit erdrückenden Massen, die angeblich von allen Seiten nach Oestreich vorrücken, zu imponiren. Man glaubt, wenn man davon lies't, mit russischen Milliarden zu thun zu haben. Die Deutschen haben jetzt die Pflicht, die Franzosen in's Land zu rufen, wenn dieselben die Knutenpolitik, was zu erwarten steht, verlassen. Die Kosten des Russentransportes werden von Berlin aus durch Manteuffel bezahlt. Die hohenzollern'sche Apotheose in Nummer 294 der Neuen Rheinischen Zeitung hat uns unter dem Belagerungszustande um so mehr erquickt, als damit gleichzeitig die neueste Oktroyirte vom 10. Mai hier ankam. Aller Blicke sind auf Westdeutschland gerichtet, und man meint, die erwähnte hohenzollern'sch-russische Standrechtsverfassung sei nach der Räumung Dresden's, auf die man gewartet, lediglich in der Absicht gemacht worden, die ganze Rheinprovinz in Belagerungszustand zu versetzen und ihr mit diesem Schlage ad graecas calendas nicht nur die Preßfreiheit, das Vereinsrecht u. s. w., sondern auch ihre Rechtsverfassung zu eskamotiren.</p>
          <p>Wie man jetzt mit Bestimmtheit vernimmt, sind am 7. und 8. an 114 Militärs theils geblieben, theils verwundet worden. Dadurch werden die Angaben der hiesigen Standrechtsblätter einigermaßen berichtigt. Sicher ist, daß in der Nacht des 7. und 8. viele Militärs heimlich auf der Schießwiese verscharrt worden sind.</p>
          <p>Jetzt machen die Lieutenants auf den Straßen, wo sie sich nur haufenweise zu zeigen wagen, die Polizeisergeanten, und üben sich im kalabresischen Wegelagern. Geht z. B. ein ihnen bekannter Demokrat in der Dämmerung seines Wegs und ein Lieutenant sieht ihn, so gibt er seinen, überall zur Lauer und zum Einfangen aufgestellten Soldaten einen heimlichen Wink; der Demokrat wird plötzlich umzingelt, unter Mißhandlungen der brutalsten Art fortgeschleppt, verhöhnt, angeschnauzt und dann natürlich wieder freigelassen. Das ist das neueste Spiel der königl. preuß. Lieutenants, bei dem sie selbst Frauen nicht verschonen.</p>
          <p>Unser Gräfchen <hi rendition="#g">Monts</hi>; dessen Wänstchen am Rheine gezogen worden, ist ein preußenpfiffiger Monsieur. Im Löwenkeller, dem gewöhnlichen Versammlungsort der Demokraten, ist's jetzt Abends voll von Spionen, die unter dem Schutz der ganz nahen Bajonette die preußische Kourage haben, laut über &#x201E;Volksbeglücker&#x201C; etc. zu schimpfen. Auf dem Tauenzienplatz dauert das nächtliche Karaibengebrüll fort. Daß Engelmann entschlüpft ist, macht den Lieutenants besondern Kummer. &#x2014; Bevor die Schlächterei des 7. und 8. begann, hatten sie sich bereits vor den Wohnungen vieler bekannten Demokraten mit gehöriger Mannschaft aufpostirt, und ihnen mit augenblicklichem Tode gedroht, insofern sie es wagen sollten, sich aus der Stube zu entfernen. Dies beweist, wer zum 7. und 8. den Plan gemacht. Ein besonders berüchtigtes braunes Husarenregiment ist jetzt fast ganz hier eingerückt.</p>
          <p>4 Uhr. Zur Ermordung der Magyaren werden mit deutschen Mitteln und hohenzollern'schem Schutz heute abermals 5000 Russen in 5 Zügen von Krakau nach Oderberg befördert. Da das Volk in Ratibor die Schienen der Bahn aufzureißen drohte, so hat preußisch-deutsches Militär zum Schutze der Knute sich längs der oberschlesischen Bahn bis Oderberg aufgestellt. Uebrigens sollen die Russen bei Bielitz von den Magyaren wirklich geschlagen worden sein. Die Gerüchte von ihrer Entfernung von der galizischen Gränze, die Entfernung selbst sind russische Kriegslisten gewesen, durch welche die Aufmerksamkeit der Magyaren von dieser Seite des Einmarsches abgelehnt werden sollte. Und Frankreich, England und Deutschland schweigen!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_025" type="jArticle">
          <head><bibl><author>61</author></bibl> Breslau, 11. Mai.</head>
          <p>Die Xerxes-Heere Nikolaj, obwohl sie ganz in unserer Nähe über Deutschland zum Völkermord gegen die Magyaren getrieben werden, interessiren uns in diesem Augenblicke lange nicht so, wie das kleine Russenheer von Franzosen in Rom. Die Anhänger des Absolutismus und das Volk freuen sich gleichmäßig über die Termopylen, welche dies russische Franzosenheer vor Rom gefunden. Das Volk will in den Termopylen Rom's die zukünftigen Termopylen an der Donau, am Rhein und an der Seine erkennen, es weiß, daß die Gesammt-Infamieen aller gekrönten Menschheitsschänder der Geschichte der französischen Bourgeois-Infamie nicht das Wasser reicht, und unter dem Volke von Frankreich eine neue Riesenrevolution erzeugen muß.</p>
          <p>Während dem Civil untersagt wurde, seine Todten anders zu begraben, als es mit erschossenen Hunden geschieht, fand heute auf Seiten des Militärs eine feierliche Beerdigung einiger ihrer Gefallenen statt. Es wurde absichtlich viel militärisches Getöse gemacht. Das Volk blieb jedoch ruhig. Als der Zug am blauen Hirsch vorüberkam und das Volk stumm geblieben war, wie zuvor, da hoben die denselben begleitenden Lieutenants allein den Degen drohend gegen die Fenster empor, aus welchen ihnen Unterricht in der Sterblichkeitslehre geworden war. Die bekannten Demokraten haben Hausarrest und werden darin von Militär bewacht.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_026" type="jArticle">
          <head>Prag, 11. Mai.</head>
          <p>Zwei neue Plakate werden veröffentlicht; das eine, unterzeichnet vom Interimskommandanten Feldmarschall-Lieutenant Khevenhüller, enthält nähere Bestimmungen über den Ausnahmszustand; die Kaffe- und Wirthshäuser müssen um 11 Uhr geschlossen werden, von welcher Stunde der Uebergang über die Brücken nur einzelnen Personen gestattet ist.</p>
          <p>Das andere Plakat vom Bürgermeister Wanka Namens des Stadtverordnetencollegiums enthält nebst der Bitte an die Mitbürger, sich ruhig zu verhalten, damit die Freiheiten nicht noch mehr geschmälert werden, einen wenn auch verhüllten, doch ziemlich scharfen Tadel gegen das unvermuthete Verkünden des Belagerungszustandes, der, wie die Kundmachung sagt, ohne Einwilligung und Wissen des Bürgermeisters und der Stadtverordneten verhängt wurde. Zugleich wird die Erklärung veröffentlicht, daß man Alles aufbieten werde, um die Veröffentlichung der Gründe über die eingetretene militärische Strenge zu erlangen. &#x2014; Mit Ausnahme der Brücken, der Anhöhen und des Bahnhofes sind die Truppen von den meisten Orten zurückgezogen worden; doch langen stündlich Verstärkungen an Infanterie und Kavallerie an. &#x2014; Die Redakteure sämmtlicher Blatter waren heute Morgen beim Feldmarschall-Lieutenant Khevenhuller vorgeladen, wo ihnen die Verhaltungsmaßregeln mitgetheilt wurden, und vor aufreizenden Artikeln unter Androhung der Confiskation und kriegsrechtlicher Behandlung gewarnt wurde.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_027" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dresden, 9. Mai.</head>
          <p>Die offizielle Hauptkloake des <hi rendition="#g">großen Spucknapfes Leipzig,</hi> die &#x201E;Leipz. Ztg:&#x201C; erklärt die Ermordung des Prinzen von Schwarzburg-Rudolstadt durch die preußischen Banditen in der Weise, daß der Prinz wegen seiner Augenkrankheit mit verbundenem Kopf im Bett gelegen habe und deshalb von den Soldaten als ein verwundeter Insurgent angesehen worden sei. Das Leipziger Spucknapf-Blättchen constatirt also die Thatsache, daß die herrlichen Truppen des Potsdamer russischen Unterknäs ihre Bravour an &#x201E;wehrlosen und verwundeten Insurgenten&#x201C; zu bethätigen pflegen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_028" type="jArticle">
          <head><bibl><author>40</author></bibl> Dresden, 10. Mai.</head>
          <p>Unter den vielen standrechtlichen Erlassen, von denen jetzt einer den andern drängt, lautet der auf die Elbschifffahrt bezügliche, wie folgt:</p>
          <p>&#x201E;Die Elbschifffahrt wird mit Ausnahme der Dampfschiffe hiermit freigegeben. Wegen der Abreise und Ankunft von Fremden mit den Dampfschiffen sind Kontrol-Maßregeln angeordnet und es haben zu deren Anwendung die Dampfschiffe bis auf weitere Anordnung an dem Elbberg in der Nähe des Zollhauses anzulegen und von dort ihre Fahrten zu beginnen.</p>
          <p>Dresden, am 10. Mai 1849.</p>
          <p>Der Ober-Befehlshaber der bewaffneten Macht, <hi rendition="#g">von Schirmding</hi>.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_029" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Frankfurt, 13. Mai.</head>
          <p>Dem Berichte Eisenstuck's über seine Wirksamkeit in der Pfalz entnehmen wir folgende Stellen:</p>
          <p>&#x201E;Je länger ich in der hartbedrängten Provinz weile, um so mehr wird es meine feste Ueberzeugung, daß die Erhebung des Pfälzer Volkes durch alle Schichten hindurch nichts Anderes ist, als der tiefgefühlte Unwille eines, durch seine freien Institutionen durch und durch politisch gebildeten Volksstammes über die Schmach einer unerträglichen Rechtsverletzung.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Von allen Seiten droht Gefahr, mit Besorgniß und Aufregung blickt die Bevölkerung nach den offenen Gränzen, von wo allerwärts Truppen einbrechen können, welche der Verfassung Feind sind, und gern wird man militärische Hülfe im Innern begrüßen, wenn sie nur aus Truppenkörpern besteht, denen die mit Recht mißtrauische Bevölkerung eine entschiedene deutsche Gesinnung zutraut. Mit banger Besorgniß sieht man von vielen Seiten auf Frankfurt, denn die unerwarteten Einmärsche undeutscher Truppen auf Anordnung der Centralgewalt haben die höchste Aufregung hervorgerufen. Man steht gerüstet und man wird kämpfen, wenn die deutsche Sache von Frankfurt irgend verleugnet werden sollte. In diesem Augenblick verbreitet sich das Gerücht vom Einmarsche altbaierischer Truppen, um das Land zu besetzen &#x2014; das würde neue Gefahren bringen, und ich glaube, die Bevölkerung hat das Recht, sie mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln abzuwehren.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_030" type="jArticle">
          <head><bibl><author>103</author></bibl> Frankfurt, 13. Mai.</head>
          <p>Im Reichsministerium sind so eben amtliche Nachrichten aus dem Oberlande eingetroffen. <hi rendition="#g">Nach ihnen ist in Rastatt eine Militär-Revolution ausgebrochen; die badische Garnison, 4000 Mann stark, hat sich der Festung mit allen Munitions- und Waffenvorräthen bemächtigt, fünf ihrer Offiziere getödtet und die Republik proklamirt</hi>. Der Commandant, General Cloßmann, ist tödtlich verwundet. Die Gefangenen Struve und Blind waren schon in der Nacht vorher heimlich und ungesetzlicher Weise in die Zellenkäfige nach Bruchsal fortgeschafft worden, ein Beweis, daß man den Truppen, welche bereits mit dem Standrecht bedroht wurden, schon seit mehreren Tagen nicht mehr traute. In <hi rendition="#g">Lörrach</hi> sollen die Soldaten ebenfalls ihren Oberst erschossen und sich dem Aufstande angeschlossen haben. Frankfurt ist voll von baierischen und badischen Offizieren, welche von ihren Truppen desertirten, weil die Soldaten sie mit Zwangsmitteln für die Volkssache bekehren wollten.</p>
          <p>Der Reichsjohannes hat einen Aufruf an die &#x201E;Reichstruppen im Allgemeinen&#x201C; erlassen, worin er dieselben nicht zum Schutz der Verfassung, sondern zum &#x201E;Widerstand gegen eine <hi rendition="#g">Partei</hi>&#x201C; auffordert, welche in dem &#x201E;unglückseligen Verfassungsstreit (!) anderweitige, verderbliche Zwecke&#x201C; verfolge. Selbst die hiesige stupide Bourgeoisie ist nachgerade wüthend geworden über die Perfidie dieser &#x201E;biedern&#x201C; habsburgischen Reichsverwesung. Das neue Ministerium, welches dem Conflikt zwischen der Nationalversammlung und Johann-Ohneland abhelfen soll, wird aus Grävell (!!), Peucker und &#x2014; erschrecken Sie nicht <gap reason="illegible"/> dem komischen Industrieritter Stedtmann aus Koblenz bestehen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_031" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Mainz, 11. Mai.</head>
          <p>Die Masse derer, welche den Pfälzern von hier und aus Rheinhessen überhaupt zu Hülfe gezogen, läßt sich auf mindestens 15,000 M. schätzen. Das Dorf Oberingelheim hat allein 270 M. gestellt, trotzdem daß die Landleute gerade jetzt dringende Feldbauarbeiten zu machen haben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_032" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Heidelberg, 11. Mai.</head>
          <p>Nach der &#x201E;Deutschen Zeitung&#x201C; ist der würdige Frankfurter Deputirte Welcker bei seiner Ankunft vom Bahnhof &#x201E;auf die gemeinste Weise&#x201C; vom Pöbel mißhandelt worden und hat sich nur mit Mühe in das Haus eines ihm befreundeten Bourgeois retten können. Der edle Gervinus soll wegen wiederholter ähnlicher Begrüßungen, Heidelberg verlassen wollen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_033" type="jArticle">
          <head>Mannheim, 13. Mai.</head>
          <p>In Freiburg haben am 11. Bürger und Soldaten vom zweiten badischen Infanterieregiment ein Verbrüderungsfest gefeiert. Aus <hi rendition="#g">Bern</hi> erfährt man, daß General <hi rendition="#g">Dufour,</hi> in Anbetracht seiner &#x201E;Altersschwäche&#x201C; und seiner Stellung zur Eidgenossenschaft, <hi rendition="#g">die Einladung in die Rheinpfalz abgelehnt hat</hi>.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_034" type="jArticle">
          <head>Freiburg, 11. Mai.</head>
          <p>Gegen die fünf des Hochverraths Angeklagten: W. Baumann, H. Lefebre, C. Schnepf, Laugguth und Bonaventura Maier, sprach heute das Geschwornengericht das &#x201E;Nichtschuldig» aus, worauf das Publikum in stürmisches &#x201E;Bravo&#x201C; ausbrach. Heute Nochmittag eröffnete der Präsident die Sitzung mit dem Vorlesen einer Eingabe des Staatsanwalts, des Inhalts, daß auf die Anklage der weiteren 11 Angeschuldigten im Hinblick auf den Wahlspruch der Geschwornen von heute früh, von ihm verzichtet werde, so daß also diese sofort in Freiheit gesetzt worden sind.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_035" type="jArticle">
          <head>Heilbronn, 10. Mai.</head>
          <p>Vom Turnverein in <hi rendition="#g">Hall</hi> ging hier die briefliche Nachricht ein, daß am 8. d. M. Mittags viel baierische Quartiermacher in jener Stadt eingetroffen, daß dieselben von der Haller Bürgerschaft zurückgewiesen, und unter der Drohung weiter geritten seien, daß man sich den Durchzug zu erzwingen wissen werde. Der Turnverein von Hall wandte sich alsbald an den hiesigen, mit der Aufforderung, sich zu rüsten. &#x2014; Stadtrath und Bürgerausschuß von Heilbronn haben heute beschlossen, 25,000 scharfe Patronen und 15,000 blinde (zum Exerciren) anfertigen zu lassen und unter die Bürgerwehrmannschaft zu vertheilen. Der Bürgerwehrverein läßt von Haus zu Haus Geldbeiträge durch eine eigene Kommission sammeln.</p>
          <bibl>(Beob.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ungarn.</head>
        <div xml:id="ar299_036" type="jArticle">
          <head>Preßburg, 8. Mai.</head>
          <p>Bei Sillein hat ein kleines Gefecht stattgefunden, in Folge dessen die Oestreicher sich auf das rechte Ufer der Waag zurückzogen. Auch unweit Polena, auf der Straße von Stry nach Munkatsch, fand ein Gefecht statt; eine östreichische Colonne, bei der 2 Bataillone Deutschmeister mit 9 leichten Geschützen, hatte sich zu weit vorgewagt und wurde von einer überwiegenden Anzahl Magyaren mit 18 Zwölfpfündern angegriffen. Es kam zwar nur zu Schußgefechten, doch konnten die Oestreicher dem überwiegenden Geschützfeuer nicht wiederstehen, und mußten sich, nachdem sie mehrere Geschütze vernagelt hatten, zurückziehen. Besonders litt ein Bataillon Deutschmeister, zumeist aus Wienern bestehend. 17 Offiziere blieben. Auch der Oberst des Regiments wurde schwer verwundet nach Stry gebracht, wo er starb.</p>
          <p>Wie es scheint, verlegen die Magyaren den Haupskriegsschauplatz von der Donau nach Ober-Ungarn an die schlesisch-galizische Grenze. Die östreichischen Vorposten werden von der ungarischen Cavallerie beschäftigt und die Infanterie-Massen ziehen sich unterdeß nordwärts, um in Krakau und Galizien die Insurrektion in vollen Gang zu bringen.</p>
          <p>So eben langt die Nachricht an, daß in <hi rendition="#g">Fünfkirchen eine Revolte</hi> ausgebrochen ist, in Folge deren die vier Grenzer Compagnien starke Besatzung unter dem Commando des Obersten Reiche die Stadt räumen mußte. Nebst Fünfkirchen hat sich auch Kaposvar für die magyarische Insurrection erhoben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_037" type="jArticle">
          <head>Semlin, 3. Mai.</head>
          <p>Stratimirovich hat, wie aus folgendem, an den Nationalgeneral Knicjanin gerichteten Schreiben hervorgeht, sein Kommando niedergelegt:</p>
          <p>Hochgeborner Herr! In diesem Augenblicke langte vom Major Bunesich, mit Umgehung meiner, ein direct an das mir untergebene Bataillon gerichtetes Schreiben ein, worin der erwähnte Major zur Kenntniß bringt, daß er von Sr. Majestät dem Kaiser und König zum wirklichen Commandanten dieses Bataillons ernannt, das Commando über dasselbe übernehme. Bei diesem Umstande bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen Dienstposten, da ich gewohnt bin, den Befehlen meines Monarchen stets zu gehorchen, und bei der mir öffentlich angethanen Beleidigung auch keine Lust, weiter zu dienen, hege, zu verlassen. Dies Euer Hochgeboren zur Kenntniß bringend, melde ich, daß ich, da in diesem Augenblicke die Gefahr des feindlichen Angriffes droht, noch heute bei meiner Truppe bleibe, aber morgen gewiß dieselbe verlasse, um anderen Orts vielleicht bessere Anerkennung meiner Bemühungen zu finden.</p>
          <p>In der Römerschanze, 30. April 1849.</p>
          <p>Georg Stratimirovich m. p.</p>
          <p>Durch den Adjutanten des Generals Stratimirovich erfahren wir jedoch heute, daß dieser auf das dringende Ansuchen seiner Mannschaft als Commandant in der Römerschanze geblieben ist.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_038" type="jArticle">
          <head>Von der galizisch-schlesischen Gränze, 7. Mai.</head>
          <p>Vorgestern verbreitete die Nachricht von dem Näherrücken der Ungarn gegen die galizische Gränze nicht geringen Schrecken unter der Bewohnerschaft von Saypusch. Flüchtige aus Budatin und Czacza versicherten, daß die Ungarn, 25,000 Mann stark, den letztern Ort besetzt hätten, und im Begriffe ständen, die Eisenbahn bei Oderberg oder an einem andern, zum Einsteigen des russischen Hülfskorps bestimmten Punkte zu zerstören. Alles flüchtete daher mit dem, was gerettet werden konnte, nach Saypusch. Gleichzeitig erfuhren wir, daß die Magyaren vor Jablunkau zwei Kompagnieen Deutschmeister-Infanterie wiederholt angegriffen und hinter die Jablunkauer Schanze gedrängt haben.</p>
          <bibl>(C. Bl. a. B.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar299_039" type="jArticle">
          <head>Rom, 4. Mai.</head>
          <p>Alle Sachverständige sind über die Großartigkeit und Vortrefflichkeit in ihrem Urtheile einig, mit der Garibaldi die innere Befestigung und Vertheidigung der Stadt leitet.</p>
          <p>Oberst Masi ist beauftragt, die Bewegung der französischen Armee zu überwachen. Dieselbe hob am 2. Mai das Bivouak bei Castel di guido auf und stand am Abend desselben Tages bei Santa Severa und in den Prati. Garibaldi selbst hielt sich in Malagrata. Die Neapolitaner und Spanier sollen morgen (5. Mai) unter den Mauern Roms eintreffen. Die Barrikadenkommission trifft alle nöthigen Anstalten, um diese heilige Schaar nach Würde zu empfangen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_040" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>068</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Wir finden in einer römischen Correspondenz folgende Details über die französischen Kriegsgefangenen, welche jetzt gegen das so hinterlistig und feiger Weise entwaffnete Corps Melara's in Civita-Vecchia ausgewechselt wurden:</p>
          <p>&#x201E;Ich begab mich ins Kriegsministerium, wo 70 von den französischen Gefangenen, darunter ein Capitain, zwei Offiziere und ein Unteroffizier aufbewahrt werden.</p>
          <p>&#x201E;Als ich eintrat, sangen die Soldaten die Marseillaise und riefen von Zeit zu Zeit: &#x201E;Vive la république romaine!&#x201C; Die Offiziere schienen mir sehr niedergeschlagen. Ich fragte sie, warum sie als Republikaner die Waffen gegen andere Republikaner ergriffen hätten? Ihre Antwort war: Man hat uns getäuscht!</p>
          <p>Von hier ging ich nach dem Palazzo Colonna, wo sich 30 andere Gefangene befanden. Einer von ihnen trug eine Wunde am Kopf; ich ließ ihn nach dem Hospital bringen, und gab dem Offizier der Wache Befehl, Wasser und Essig zur Kühlung ihrer, von dem langen Marsch geschwollenen und wunden Füße herbeizuschaffen. Beim Anblick der Sorgfalt, die man ihnen schenkte, umarmten sie mich und riefen, daß man sie getäuscht habe und daß die Italiener ihre Brüder seien. Alle diese Gefangenen gehören dem 20. Linienregiment an.</p>
          <p>&#x201E;In der Engelsburg befinden sich ungefähr 300 Gefangene, darunter ein Major und zwei Hauptleute.</p>
          <p>&#x201E;Rom ist voll Freude und Jubel und von allen Seiten hört man den Ruf: &#x201E;Es lebe die Republik! Tod der Priesterherrschaft!&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_041" type="jArticle">
          <head>Mailand, 8. Mai.</head>
          <p>Radetzki und Minister Brück sind nach Mailand zurückgekehrt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_042" type="jArticle">
          <head>Turin, 9. Mai.</head>
          <p>Ramorino ist noch nicht erschossen. Im Gegentheil hat der Cassationshof sein Rekursgesuch (weil er Deputirter sei) als begründet erklärt und es wäre noch Hoffnung, daß der Verräther dem Tode entschlüpfe.</p>
          <p>In den Blättern nicht viel Wichtiges. Bei Padua große Truppenbewegungen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar299_043" type="jArticle">
          <head>Florenz, 6. Mai.</head>
          <p>Die Oestreicher richten alle ihre Kräfte, gegen Livorno. Wir wissen bis heute noch nicht, ob sie wirklich in die Stadt gedrungen sind. Der französische Gesandte d'Harcourt soll unsern Bevollmächtigten Serristori in Gaëta wegen des Einmarsches der Oestreicher in das toskanische Gebiet sehr &#x201E;auffallend&#x201C; zur Rede gestellt haben. Am 4. Mai war Serristori's Antwort noch unbekannt.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1701/0003] Familienväter werden!“ Das aber ist in der That des Pudels Kern, und solange den Gesellen noch Meisterwürde und Privilegien winken, solange werden sie kontrerevolutionär sein. Die unsrigen sind es jetzt „mit Bewußtsein“ geworden, da der Herr Fabrikant jener Pudelschmiere voll gottbegnadeter Inspiration nicht verschmähte, jeden einzelnen widerspenstigen Gesellen anzupacken und ihn mit seinen bombastigen Reden so lange zu nothzüchtigen, bis er erschöpft, vom heiligen Geiste überkommen, alles glaubte, was das große Breimaul nur immer wollte. Die einige Gesellenschaft, welche in der großen Mistpfütze nicht ersoffen, ist die der Tischler. Unter ihr befinden sich einige tüchtige Sozialdemokraten, die den revolutionären Geist zu unterhalten und zu schüren gewußt haben. Entschieden tritt die Tischlergesellenschaft jetzt den Gewerken, dem Gesellen- und Gewerbe-Innungsverein entgegen, sie will vom „aufgedrungenen Gewerbegesetz“ nichts wissen und erklärt den Meistern, falls diese sich erdreisten sollten, nach jener Mißgeburt zu handeln, sich einer solchen Bevormundung unter keinen Umständen zu fügen: „Einrichtungen, sagen die Gesellen, die uns nur allein angehen, werden wir auch selbst zu regeln wissen, dazu brauchen wir keine Meister als Leithämmel. Mögen doch die Meister für ihren Innungs-Zopf schwärmen und agitiren, so viel sie wollen, nur uns mögen sie mit ihrem Zopf ganz in Ruhe lassen, denn wir verabscheuen solche mittelalterliche Mißgeburten, und das ganze Innungs-Zopfwesen gehört in die Rumpelkammer.“ Die jüngsten Ereignisse haben der Tischlergesellenschaft bereits Anhänger unter den Gesellen verschiedener Gewerke geschafft und werden ihr noch mehr zuführen, wie überhaupt die bornirte Brutalität der Contrerevolutionärs jetzt mehr als jemals für das demokratische Banner wirbt. Eine einzige gottbegnadete Schandthat schafft mehr, als alle Beschwörungsformeln und biedermännische Bekehrungswuth der langsamen Vorwärtstrippler. 61 Breslau, 12. Mai. Gestern Abend verbreitete sich das Gerücht, die Russen seien bei Wodowice bereits geschlagen worden. Nach dem Aussehen zu urtheilen, welches das über Kosel transportirte russische Menschenvieh darbot, würde mich dies kein Wunder nehmen. Nur ein Ulanen-Regiment soll einigermaßen leidlich gewesen sein. Darum bemühen sich die deutschen Standrechtsblätter auch, dem Michel mit erdrückenden Massen, die angeblich von allen Seiten nach Oestreich vorrücken, zu imponiren. Man glaubt, wenn man davon lies't, mit russischen Milliarden zu thun zu haben. Die Deutschen haben jetzt die Pflicht, die Franzosen in's Land zu rufen, wenn dieselben die Knutenpolitik, was zu erwarten steht, verlassen. Die Kosten des Russentransportes werden von Berlin aus durch Manteuffel bezahlt. Die hohenzollern'sche Apotheose in Nummer 294 der Neuen Rheinischen Zeitung hat uns unter dem Belagerungszustande um so mehr erquickt, als damit gleichzeitig die neueste Oktroyirte vom 10. Mai hier ankam. Aller Blicke sind auf Westdeutschland gerichtet, und man meint, die erwähnte hohenzollern'sch-russische Standrechtsverfassung sei nach der Räumung Dresden's, auf die man gewartet, lediglich in der Absicht gemacht worden, die ganze Rheinprovinz in Belagerungszustand zu versetzen und ihr mit diesem Schlage ad graecas calendas nicht nur die Preßfreiheit, das Vereinsrecht u. s. w., sondern auch ihre Rechtsverfassung zu eskamotiren. Wie man jetzt mit Bestimmtheit vernimmt, sind am 7. und 8. an 114 Militärs theils geblieben, theils verwundet worden. Dadurch werden die Angaben der hiesigen Standrechtsblätter einigermaßen berichtigt. Sicher ist, daß in der Nacht des 7. und 8. viele Militärs heimlich auf der Schießwiese verscharrt worden sind. Jetzt machen die Lieutenants auf den Straßen, wo sie sich nur haufenweise zu zeigen wagen, die Polizeisergeanten, und üben sich im kalabresischen Wegelagern. Geht z. B. ein ihnen bekannter Demokrat in der Dämmerung seines Wegs und ein Lieutenant sieht ihn, so gibt er seinen, überall zur Lauer und zum Einfangen aufgestellten Soldaten einen heimlichen Wink; der Demokrat wird plötzlich umzingelt, unter Mißhandlungen der brutalsten Art fortgeschleppt, verhöhnt, angeschnauzt und dann natürlich wieder freigelassen. Das ist das neueste Spiel der königl. preuß. Lieutenants, bei dem sie selbst Frauen nicht verschonen. Unser Gräfchen Monts; dessen Wänstchen am Rheine gezogen worden, ist ein preußenpfiffiger Monsieur. Im Löwenkeller, dem gewöhnlichen Versammlungsort der Demokraten, ist's jetzt Abends voll von Spionen, die unter dem Schutz der ganz nahen Bajonette die preußische Kourage haben, laut über „Volksbeglücker“ etc. zu schimpfen. Auf dem Tauenzienplatz dauert das nächtliche Karaibengebrüll fort. Daß Engelmann entschlüpft ist, macht den Lieutenants besondern Kummer. — Bevor die Schlächterei des 7. und 8. begann, hatten sie sich bereits vor den Wohnungen vieler bekannten Demokraten mit gehöriger Mannschaft aufpostirt, und ihnen mit augenblicklichem Tode gedroht, insofern sie es wagen sollten, sich aus der Stube zu entfernen. Dies beweist, wer zum 7. und 8. den Plan gemacht. Ein besonders berüchtigtes braunes Husarenregiment ist jetzt fast ganz hier eingerückt. 4 Uhr. Zur Ermordung der Magyaren werden mit deutschen Mitteln und hohenzollern'schem Schutz heute abermals 5000 Russen in 5 Zügen von Krakau nach Oderberg befördert. Da das Volk in Ratibor die Schienen der Bahn aufzureißen drohte, so hat preußisch-deutsches Militär zum Schutze der Knute sich längs der oberschlesischen Bahn bis Oderberg aufgestellt. Uebrigens sollen die Russen bei Bielitz von den Magyaren wirklich geschlagen worden sein. Die Gerüchte von ihrer Entfernung von der galizischen Gränze, die Entfernung selbst sind russische Kriegslisten gewesen, durch welche die Aufmerksamkeit der Magyaren von dieser Seite des Einmarsches abgelehnt werden sollte. Und Frankreich, England und Deutschland schweigen! 61 Breslau, 11. Mai. Die Xerxes-Heere Nikolaj, obwohl sie ganz in unserer Nähe über Deutschland zum Völkermord gegen die Magyaren getrieben werden, interessiren uns in diesem Augenblicke lange nicht so, wie das kleine Russenheer von Franzosen in Rom. Die Anhänger des Absolutismus und das Volk freuen sich gleichmäßig über die Termopylen, welche dies russische Franzosenheer vor Rom gefunden. Das Volk will in den Termopylen Rom's die zukünftigen Termopylen an der Donau, am Rhein und an der Seine erkennen, es weiß, daß die Gesammt-Infamieen aller gekrönten Menschheitsschänder der Geschichte der französischen Bourgeois-Infamie nicht das Wasser reicht, und unter dem Volke von Frankreich eine neue Riesenrevolution erzeugen muß. Während dem Civil untersagt wurde, seine Todten anders zu begraben, als es mit erschossenen Hunden geschieht, fand heute auf Seiten des Militärs eine feierliche Beerdigung einiger ihrer Gefallenen statt. Es wurde absichtlich viel militärisches Getöse gemacht. Das Volk blieb jedoch ruhig. Als der Zug am blauen Hirsch vorüberkam und das Volk stumm geblieben war, wie zuvor, da hoben die denselben begleitenden Lieutenants allein den Degen drohend gegen die Fenster empor, aus welchen ihnen Unterricht in der Sterblichkeitslehre geworden war. Die bekannten Demokraten haben Hausarrest und werden darin von Militär bewacht. Prag, 11. Mai. Zwei neue Plakate werden veröffentlicht; das eine, unterzeichnet vom Interimskommandanten Feldmarschall-Lieutenant Khevenhüller, enthält nähere Bestimmungen über den Ausnahmszustand; die Kaffe- und Wirthshäuser müssen um 11 Uhr geschlossen werden, von welcher Stunde der Uebergang über die Brücken nur einzelnen Personen gestattet ist. Das andere Plakat vom Bürgermeister Wanka Namens des Stadtverordnetencollegiums enthält nebst der Bitte an die Mitbürger, sich ruhig zu verhalten, damit die Freiheiten nicht noch mehr geschmälert werden, einen wenn auch verhüllten, doch ziemlich scharfen Tadel gegen das unvermuthete Verkünden des Belagerungszustandes, der, wie die Kundmachung sagt, ohne Einwilligung und Wissen des Bürgermeisters und der Stadtverordneten verhängt wurde. Zugleich wird die Erklärung veröffentlicht, daß man Alles aufbieten werde, um die Veröffentlichung der Gründe über die eingetretene militärische Strenge zu erlangen. — Mit Ausnahme der Brücken, der Anhöhen und des Bahnhofes sind die Truppen von den meisten Orten zurückgezogen worden; doch langen stündlich Verstärkungen an Infanterie und Kavallerie an. — Die Redakteure sämmtlicher Blatter waren heute Morgen beim Feldmarschall-Lieutenant Khevenhuller vorgeladen, wo ihnen die Verhaltungsmaßregeln mitgetheilt wurden, und vor aufreizenden Artikeln unter Androhung der Confiskation und kriegsrechtlicher Behandlung gewarnt wurde. * Dresden, 9. Mai. Die offizielle Hauptkloake des großen Spucknapfes Leipzig, die „Leipz. Ztg:“ erklärt die Ermordung des Prinzen von Schwarzburg-Rudolstadt durch die preußischen Banditen in der Weise, daß der Prinz wegen seiner Augenkrankheit mit verbundenem Kopf im Bett gelegen habe und deshalb von den Soldaten als ein verwundeter Insurgent angesehen worden sei. Das Leipziger Spucknapf-Blättchen constatirt also die Thatsache, daß die herrlichen Truppen des Potsdamer russischen Unterknäs ihre Bravour an „wehrlosen und verwundeten Insurgenten“ zu bethätigen pflegen. 40 Dresden, 10. Mai. Unter den vielen standrechtlichen Erlassen, von denen jetzt einer den andern drängt, lautet der auf die Elbschifffahrt bezügliche, wie folgt: „Die Elbschifffahrt wird mit Ausnahme der Dampfschiffe hiermit freigegeben. Wegen der Abreise und Ankunft von Fremden mit den Dampfschiffen sind Kontrol-Maßregeln angeordnet und es haben zu deren Anwendung die Dampfschiffe bis auf weitere Anordnung an dem Elbberg in der Nähe des Zollhauses anzulegen und von dort ihre Fahrten zu beginnen. Dresden, am 10. Mai 1849. Der Ober-Befehlshaber der bewaffneten Macht, von Schirmding.“ * Frankfurt, 13. Mai. Dem Berichte Eisenstuck's über seine Wirksamkeit in der Pfalz entnehmen wir folgende Stellen: „Je länger ich in der hartbedrängten Provinz weile, um so mehr wird es meine feste Ueberzeugung, daß die Erhebung des Pfälzer Volkes durch alle Schichten hindurch nichts Anderes ist, als der tiefgefühlte Unwille eines, durch seine freien Institutionen durch und durch politisch gebildeten Volksstammes über die Schmach einer unerträglichen Rechtsverletzung.“ „Von allen Seiten droht Gefahr, mit Besorgniß und Aufregung blickt die Bevölkerung nach den offenen Gränzen, von wo allerwärts Truppen einbrechen können, welche der Verfassung Feind sind, und gern wird man militärische Hülfe im Innern begrüßen, wenn sie nur aus Truppenkörpern besteht, denen die mit Recht mißtrauische Bevölkerung eine entschiedene deutsche Gesinnung zutraut. Mit banger Besorgniß sieht man von vielen Seiten auf Frankfurt, denn die unerwarteten Einmärsche undeutscher Truppen auf Anordnung der Centralgewalt haben die höchste Aufregung hervorgerufen. Man steht gerüstet und man wird kämpfen, wenn die deutsche Sache von Frankfurt irgend verleugnet werden sollte. In diesem Augenblick verbreitet sich das Gerücht vom Einmarsche altbaierischer Truppen, um das Land zu besetzen — das würde neue Gefahren bringen, und ich glaube, die Bevölkerung hat das Recht, sie mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln abzuwehren.“ 103 Frankfurt, 13. Mai. Im Reichsministerium sind so eben amtliche Nachrichten aus dem Oberlande eingetroffen. Nach ihnen ist in Rastatt eine Militär-Revolution ausgebrochen; die badische Garnison, 4000 Mann stark, hat sich der Festung mit allen Munitions- und Waffenvorräthen bemächtigt, fünf ihrer Offiziere getödtet und die Republik proklamirt. Der Commandant, General Cloßmann, ist tödtlich verwundet. Die Gefangenen Struve und Blind waren schon in der Nacht vorher heimlich und ungesetzlicher Weise in die Zellenkäfige nach Bruchsal fortgeschafft worden, ein Beweis, daß man den Truppen, welche bereits mit dem Standrecht bedroht wurden, schon seit mehreren Tagen nicht mehr traute. In Lörrach sollen die Soldaten ebenfalls ihren Oberst erschossen und sich dem Aufstande angeschlossen haben. Frankfurt ist voll von baierischen und badischen Offizieren, welche von ihren Truppen desertirten, weil die Soldaten sie mit Zwangsmitteln für die Volkssache bekehren wollten. Der Reichsjohannes hat einen Aufruf an die „Reichstruppen im Allgemeinen“ erlassen, worin er dieselben nicht zum Schutz der Verfassung, sondern zum „Widerstand gegen eine Partei“ auffordert, welche in dem „unglückseligen Verfassungsstreit (!) anderweitige, verderbliche Zwecke“ verfolge. Selbst die hiesige stupide Bourgeoisie ist nachgerade wüthend geworden über die Perfidie dieser „biedern“ habsburgischen Reichsverwesung. Das neue Ministerium, welches dem Conflikt zwischen der Nationalversammlung und Johann-Ohneland abhelfen soll, wird aus Grävell (!!), Peucker und — erschrecken Sie nicht _ dem komischen Industrieritter Stedtmann aus Koblenz bestehen. * Mainz, 11. Mai. Die Masse derer, welche den Pfälzern von hier und aus Rheinhessen überhaupt zu Hülfe gezogen, läßt sich auf mindestens 15,000 M. schätzen. Das Dorf Oberingelheim hat allein 270 M. gestellt, trotzdem daß die Landleute gerade jetzt dringende Feldbauarbeiten zu machen haben. * Heidelberg, 11. Mai. Nach der „Deutschen Zeitung“ ist der würdige Frankfurter Deputirte Welcker bei seiner Ankunft vom Bahnhof „auf die gemeinste Weise“ vom Pöbel mißhandelt worden und hat sich nur mit Mühe in das Haus eines ihm befreundeten Bourgeois retten können. Der edle Gervinus soll wegen wiederholter ähnlicher Begrüßungen, Heidelberg verlassen wollen. Mannheim, 13. Mai. In Freiburg haben am 11. Bürger und Soldaten vom zweiten badischen Infanterieregiment ein Verbrüderungsfest gefeiert. Aus Bern erfährt man, daß General Dufour, in Anbetracht seiner „Altersschwäche“ und seiner Stellung zur Eidgenossenschaft, die Einladung in die Rheinpfalz abgelehnt hat. Freiburg, 11. Mai. Gegen die fünf des Hochverraths Angeklagten: W. Baumann, H. Lefebre, C. Schnepf, Laugguth und Bonaventura Maier, sprach heute das Geschwornengericht das „Nichtschuldig» aus, worauf das Publikum in stürmisches „Bravo“ ausbrach. Heute Nochmittag eröffnete der Präsident die Sitzung mit dem Vorlesen einer Eingabe des Staatsanwalts, des Inhalts, daß auf die Anklage der weiteren 11 Angeschuldigten im Hinblick auf den Wahlspruch der Geschwornen von heute früh, von ihm verzichtet werde, so daß also diese sofort in Freiheit gesetzt worden sind. Heilbronn, 10. Mai. Vom Turnverein in Hall ging hier die briefliche Nachricht ein, daß am 8. d. M. Mittags viel baierische Quartiermacher in jener Stadt eingetroffen, daß dieselben von der Haller Bürgerschaft zurückgewiesen, und unter der Drohung weiter geritten seien, daß man sich den Durchzug zu erzwingen wissen werde. Der Turnverein von Hall wandte sich alsbald an den hiesigen, mit der Aufforderung, sich zu rüsten. — Stadtrath und Bürgerausschuß von Heilbronn haben heute beschlossen, 25,000 scharfe Patronen und 15,000 blinde (zum Exerciren) anfertigen zu lassen und unter die Bürgerwehrmannschaft zu vertheilen. Der Bürgerwehrverein läßt von Haus zu Haus Geldbeiträge durch eine eigene Kommission sammeln. (Beob.) Ungarn. Preßburg, 8. Mai. Bei Sillein hat ein kleines Gefecht stattgefunden, in Folge dessen die Oestreicher sich auf das rechte Ufer der Waag zurückzogen. Auch unweit Polena, auf der Straße von Stry nach Munkatsch, fand ein Gefecht statt; eine östreichische Colonne, bei der 2 Bataillone Deutschmeister mit 9 leichten Geschützen, hatte sich zu weit vorgewagt und wurde von einer überwiegenden Anzahl Magyaren mit 18 Zwölfpfündern angegriffen. Es kam zwar nur zu Schußgefechten, doch konnten die Oestreicher dem überwiegenden Geschützfeuer nicht wiederstehen, und mußten sich, nachdem sie mehrere Geschütze vernagelt hatten, zurückziehen. Besonders litt ein Bataillon Deutschmeister, zumeist aus Wienern bestehend. 17 Offiziere blieben. Auch der Oberst des Regiments wurde schwer verwundet nach Stry gebracht, wo er starb. Wie es scheint, verlegen die Magyaren den Haupskriegsschauplatz von der Donau nach Ober-Ungarn an die schlesisch-galizische Grenze. Die östreichischen Vorposten werden von der ungarischen Cavallerie beschäftigt und die Infanterie-Massen ziehen sich unterdeß nordwärts, um in Krakau und Galizien die Insurrektion in vollen Gang zu bringen. So eben langt die Nachricht an, daß in Fünfkirchen eine Revolte ausgebrochen ist, in Folge deren die vier Grenzer Compagnien starke Besatzung unter dem Commando des Obersten Reiche die Stadt räumen mußte. Nebst Fünfkirchen hat sich auch Kaposvar für die magyarische Insurrection erhoben. Semlin, 3. Mai. Stratimirovich hat, wie aus folgendem, an den Nationalgeneral Knicjanin gerichteten Schreiben hervorgeht, sein Kommando niedergelegt: Hochgeborner Herr! In diesem Augenblicke langte vom Major Bunesich, mit Umgehung meiner, ein direct an das mir untergebene Bataillon gerichtetes Schreiben ein, worin der erwähnte Major zur Kenntniß bringt, daß er von Sr. Majestät dem Kaiser und König zum wirklichen Commandanten dieses Bataillons ernannt, das Commando über dasselbe übernehme. Bei diesem Umstande bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen Dienstposten, da ich gewohnt bin, den Befehlen meines Monarchen stets zu gehorchen, und bei der mir öffentlich angethanen Beleidigung auch keine Lust, weiter zu dienen, hege, zu verlassen. Dies Euer Hochgeboren zur Kenntniß bringend, melde ich, daß ich, da in diesem Augenblicke die Gefahr des feindlichen Angriffes droht, noch heute bei meiner Truppe bleibe, aber morgen gewiß dieselbe verlasse, um anderen Orts vielleicht bessere Anerkennung meiner Bemühungen zu finden. In der Römerschanze, 30. April 1849. Georg Stratimirovich m. p. Durch den Adjutanten des Generals Stratimirovich erfahren wir jedoch heute, daß dieser auf das dringende Ansuchen seiner Mannschaft als Commandant in der Römerschanze geblieben ist. Von der galizisch-schlesischen Gränze, 7. Mai. Vorgestern verbreitete die Nachricht von dem Näherrücken der Ungarn gegen die galizische Gränze nicht geringen Schrecken unter der Bewohnerschaft von Saypusch. Flüchtige aus Budatin und Czacza versicherten, daß die Ungarn, 25,000 Mann stark, den letztern Ort besetzt hätten, und im Begriffe ständen, die Eisenbahn bei Oderberg oder an einem andern, zum Einsteigen des russischen Hülfskorps bestimmten Punkte zu zerstören. Alles flüchtete daher mit dem, was gerettet werden konnte, nach Saypusch. Gleichzeitig erfuhren wir, daß die Magyaren vor Jablunkau zwei Kompagnieen Deutschmeister-Infanterie wiederholt angegriffen und hinter die Jablunkauer Schanze gedrängt haben. (C. Bl. a. B.) Italien. Rom, 4. Mai. Alle Sachverständige sind über die Großartigkeit und Vortrefflichkeit in ihrem Urtheile einig, mit der Garibaldi die innere Befestigung und Vertheidigung der Stadt leitet. Oberst Masi ist beauftragt, die Bewegung der französischen Armee zu überwachen. Dieselbe hob am 2. Mai das Bivouak bei Castel di guido auf und stand am Abend desselben Tages bei Santa Severa und in den Prati. Garibaldi selbst hielt sich in Malagrata. Die Neapolitaner und Spanier sollen morgen (5. Mai) unter den Mauern Roms eintreffen. Die Barrikadenkommission trifft alle nöthigen Anstalten, um diese heilige Schaar nach Würde zu empfangen. 068 Wir finden in einer römischen Correspondenz folgende Details über die französischen Kriegsgefangenen, welche jetzt gegen das so hinterlistig und feiger Weise entwaffnete Corps Melara's in Civita-Vecchia ausgewechselt wurden: „Ich begab mich ins Kriegsministerium, wo 70 von den französischen Gefangenen, darunter ein Capitain, zwei Offiziere und ein Unteroffizier aufbewahrt werden. „Als ich eintrat, sangen die Soldaten die Marseillaise und riefen von Zeit zu Zeit: „Vive la république romaine!“ Die Offiziere schienen mir sehr niedergeschlagen. Ich fragte sie, warum sie als Republikaner die Waffen gegen andere Republikaner ergriffen hätten? Ihre Antwort war: Man hat uns getäuscht! Von hier ging ich nach dem Palazzo Colonna, wo sich 30 andere Gefangene befanden. Einer von ihnen trug eine Wunde am Kopf; ich ließ ihn nach dem Hospital bringen, und gab dem Offizier der Wache Befehl, Wasser und Essig zur Kühlung ihrer, von dem langen Marsch geschwollenen und wunden Füße herbeizuschaffen. Beim Anblick der Sorgfalt, die man ihnen schenkte, umarmten sie mich und riefen, daß man sie getäuscht habe und daß die Italiener ihre Brüder seien. Alle diese Gefangenen gehören dem 20. Linienregiment an. „In der Engelsburg befinden sich ungefähr 300 Gefangene, darunter ein Major und zwei Hauptleute. „Rom ist voll Freude und Jubel und von allen Seiten hört man den Ruf: „Es lebe die Republik! Tod der Priesterherrschaft!“ Mailand, 8. Mai. Radetzki und Minister Brück sind nach Mailand zurückgekehrt. Turin, 9. Mai. Ramorino ist noch nicht erschossen. Im Gegentheil hat der Cassationshof sein Rekursgesuch (weil er Deputirter sei) als begründet erklärt und es wäre noch Hoffnung, daß der Verräther dem Tode entschlüpfe. In den Blättern nicht viel Wichtiges. Bei Padua große Truppenbewegungen. Florenz, 6. Mai. Die Oestreicher richten alle ihre Kräfte, gegen Livorno. Wir wissen bis heute noch nicht, ob sie wirklich in die Stadt gedrungen sind. Der französische Gesandte d'Harcourt soll unsern Bevollmächtigten Serristori in Gaëta wegen des Einmarsches der Oestreicher in das toskanische Gebiet sehr „auffallend“ zur Rede gestellt haben. Am 4. Mai war Serristori's Antwort noch unbekannt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz299_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz299_1849/3
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 299. Köln, 16. Mai 1849, S. 1701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz299_1849/3>, abgerufen am 03.12.2024.