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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 300. Köln, 17. Mai 1849.

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Eine Anzahl von Mitgliedern aus Preußen hat dies schon durch ihren freiwilligen Austritt anerkannt. Eine große Anzahl Anderer warten nur auf die Erklärung der Regierung Ew. Majestät, um einen gleichen Schritt zu thun.

Damit daher über die Willensmeinung Ew. Königlichen Majestät kein Zweifel bleibe und Niemanden ein Vorwand zur Irreleitung der Gemüther gelassen werde, so hält es das unterzeichnete Staats-Ministerium,

in Erwägung, daß die Aufgabe der deutschen Nationalversammlung nach Lage der Sachen und ihrerseits erfolgter Ablehnung jeder weiteren Verständigung und Vereinbarung als durch die Berathung der Verfassung erledigt angesehen werden muß, die Versammlung aber nicht mehr auf gesetzlichem Boden steht und überdies sich in offene Feindseligkeit gegen Preußen gesetzt hat,

für seine Pflicht, bei Ew. Königl. Majestät allerunterthänigst zu beantragen, daß Allerhöchstdieselben ausdrücklich erklären wollen,

wie das auf die Bundes-Beschlüsse vom 30. März und 7. April v. J. und die Verordnung vom 11. des letzteren Monats gegründete Mandat der preußischen Abgeordneten nunmehr erloschen und die Abgeordneten daher zum Austritt aus der Versammlung zu veranlassen seien.

Wir glauben, daß das preußische Volk in seiner großen Mehrzahl und seinem gesunden Kern mit uns die Ueberzeugung theilt, daß der Weg, welchen die Nationalversammlung eingeschlagen hat, weder dem wahren Interesse Deutschlands, noch dem Willen der deutschen Nation entspreche, und daher auf eine Mitwirkung derselben zum Heile des Gesammt-Vaterlandes nicht länger zu hoffen sei, und daß es demgemäß auch die von uns beantragte Erklärung Ew. Königl. Majestät als den Ausdruck seiner eigenen Gesinnung begrüßen werde. Kein Preuße wird es mit der Vaterlandsliebe und der National-Ehre preußischer Staatsbürger für verträglich halten, sich an Berathungen zu betheiligen, welche zu Beschlüssen führen, die eine offene Feindschafts-Erklärung gegen den preußischen Staat enthalten.

Berlin, den 14. Mai 1849.

Das Staats-Ministerium.

(gez.) Graf von Brandenburg. von Ladenberg. von Manteuffel. von Strotha. von der Heydt. von Rabe- Simons."

An des Königs Majestät.

062 Montjoie, 14. Mai.

Auch in unserer durch die Fabrikanten niedergehaltenen Stadt haben die Gewaltthaten des königl. preußischen Gottes-Gnadenthums eine allgemeine Entrüstung hervorgerufen. Diese wurde nur noch durch die Einberufung eines Theils der Landwehr gesteigert. In einer Versammlung vom 11. Mai, wobei sich wenigstens 300 Landwehrmänner betheiligten, wurde beschlossen, daß die hiesige Landwehr dem Rufe des Ministeriums Manteuffel nicht Folge leisten, sondern sich nur der National-Versammlung in Frankfurt a. M. unterordnen und bei Anwendung von Gewalt dieser ebenfalls Gewalt entgegensetzen würde. Da jedoch die Kürze der Zeit nicht gestattet hatte, die entfernteren Landbewohner zu dieser Versammlung einzuladen, so wurde, nach Bildung eines Comite's, eine weitere Generalversammlung auf den 17. d. M. in dem naheliegenden Imgenbruch angeordnet und soll sich diese hauptsächlich damit beschäftigen, die Maßregeln zu bestimmen, welche im Falle der Gewalt anzuwenden sind. Das Comite wird sich übrigens mit den Landwehren von Aachen, Düren, Malmedy und Eupen in Verbindung setzen.

068 Elberfeld, 16. Mai.

Es geht uns folgende Mittheilung zu:

Bekanntmachung.

Der Sicherheitsausschuß hat beschlossen, daß auch diejenigen Mitbürger, die Elberfeld verlassen, von der Einquartirung nicht zum Nachtheil der Uebrigen verschont bleiben können und fordert daher die Familien, die sich auswärts befinden, auf, zur Empfangnahme der Quartierbillette Jemand hier zu beauftragen.

Elberfeld, den 15. Mai 1849.

Der Sicherheitsausschuß.

Namens desselben: C. Hecker. Römer.

103 Overath, 14. Mai.

Die hiesige Landwehr ist in eine Compagnie unter selbstgewählten Führern zusammengetreten. Sie versieht sich mit Waffen und harrt des Augenblicks, um für die Sache der Demokratie künftig handelnd aufzutreten.

* Aus dem Bergischen, 15. Mai.

Die aus dem Bergischen und aus Westphalen eintreffenden Nachrichten stimmen darin überein, daß man überall entschlossen ist, den Kampf mit dem Königthum fortzusetzen. Von Stunde zu Stunde dehnt sich der Aufstand nach allen Richtungen aus. Elberfeld und Iserlohn bilden die Hauptpunkte der Insurrektion.

Von Elberfeld hört man, daß der Sicherheitsausschuß mit der größten Strenge zu Werke geht und daß unter der durchgängig bewaffneten Bevölkerung die beste Disciplin herrscht. Die Straßen sind so verbarrikadirt, daß die größten Truppenkorps nicht hinreichen würden, um die Passage zu forciren; auch hat man damit begonnen, alle benachbarten Hügel und namentlich die Elberfeld umringenden Höhen zu besetzen, um durch das Feuer der Schützen dem heranrückenden Feinde den mörderischsten Wiederstand zu leisten. Täglich langt noch bewaffneter Zuzug aus den kleineren Orten an, und läßt sich von dem Kriegsausschuß enrolliren. So trafen gestern 60 Schützen aus Essen, 50 aus Cronenberg ein. Für die ganze Mannschaft sorgt der Sicherheitsausschuß in umfassender Weise. Zur Erleichterung des Verkehrs gibt er jetzt Bons, im Werthe von 5 Silbergroschen, für den Einkauf von Viktualien aus. Die Einmüthigkeit der Bevölkerung scheint ein Resultat dieser vielfachen Anstrengungen zu garantiren. Allgemein sehnt man sich nach dem Augenblick des Kampfes, und wenn auch einige Furchtsame nach Düsseldorf geeilt sein sollen, um mit dem Regierungspräsidenten Vermittlungsverhandlungen anzuknüpfen, so sind dies nur private Bestrebungen, welche mit dem dominirenden Sicherheitsausschuß nicht zusammenhängen.

Iserlohn hat sich die energische Haltung Elberfelds zum Muster genommen. In einer am 12. d. gehaltenen Versammlung sämmtlicher Insurgenten faßte man den Beschluß, die Stadt bis zum Aeußersten zu vertheidigen. Neue und festere Barrikaden wurden daher in allen Straßen angelegt, indem man zugleich die Engpässe des Gebirges besetzte und sich mit der aufgestandenen Bevölkerung der an der Ruhr gelegenen Orte in Verbindung setzte. Auf diese Weise hat man aus jener für einen Guerilla-Kring vorzüglich geeigneten Gegend ein Bollwerk gemacht, an dem sich die preußische Soldateska noch weidlich den Kopf zerstoßen wird. An Munition hat man Ueberfluß. Der Zufall wollte es nämlich, daß man einen für den Feind bestimmten Transport Patronen auffing, der sofort unter die Kämpfer vertheilt wurde.

Die Contre-Revolution ist ihrerseits damit beschäftigt, dem herannahenden Sturm zu begegnen und concentrirt ihre Streitkräfte in Düsseldorf und Münster, um von dort den Angriff auf das Volk zu beginnen.

* Berlin, 14. Mai.

Es hatten sich gestern Nachmittag im sogenannten Birkenwäldchen wiederum wohl über Tausend Menschen eingefunden, welche in einzelnen Gruppen die Tagesereignisse besprachen. Diese Versammlung hat den weisen Behörden indessen doch so gefährlich geschienen, daß ein Piquet Uhlanen und ein Detachement Infanterie zur Ueberwachung hingeschickt waren. Außerdem sah man noch Polizeikommissarien, Gensd'armen, Constabler etc. in Masse sich herumtreiben. Die Versammlung ließ sich dadurch natürlich gar nicht stören, obgleich die Uhlanen es für gut hielten, Patrouillen auszuschicken, welche die Pistolen mit gespanntem Hahn in der Hand hielten.

Auch heute noch sind wir ganz ohne Nachrichten aus Sachsen. Man weiß nichts von dem Stande der Sachen im Erzgebirge, ja, es hat sich noch nicht einmal die Gefangennehmung Heubner's offiziell bestätigt.

Es ist heute die erste Sitzung des uns von Rintelen octroyirten Schwurgerichts gewesen. Wäre die Sache nicht so ernst, man würde sie für eine gelungene Carricatur der Schwurgerichte überhaupt halten müssen. Es ist aber bezeichnend, daß ein demokratisches Blatt wie die "National-Zeitung" sich so weit vergißt, diese Carricatur mit Jubel zu begrüßen, während doch kein Augenblick geeigneter wäre, an diesem Beispiel dem Volke zu zeigen, was es erreichen wollte und was es erreicht hat.

Die erste Verhandlung gegen den Literaten Springer hat bewiesen, was wir von so enragirten Preußenvereinern zu erwarten haben, die uns die Gnade des Hrn. Hinkeldey als Geschworne octroyirt hat. Herr Springer hatte im vorigen Sommer einen Artikel "Die Tyrannen" in der Held'schen "Locomotive" geschrieben, der sich durchaus nicht durch seinen übermäßigen Radikalismus auszeichnete, da er im Ganzen eine theoretische Sprache festhielt. Die Preußenvereiner nun haben sich nicht gescheut, auf "schuldig" zu erkennen, worauf der Gerichtshof auf 2 1/2 Jahr Festung erkannte und befahl, den Verurtheilten sogleich zur Abbüßung seiner Strafe fortführen zu lassen. Das steht fest, hier in Berlin wenigstens, wird man die alte Gerichtsverfassung noch sehnsüchtig zurückwünschen.

Der hiesige Unterknäs hat gestern geruht, die Landwehr, welche nach dem Rhein gehen soll, mit einer feierlichen Rede zu begeistern, eine Rede, welche alle Hörer lebhaft an die erinnerte, mit welcher der erhabene Windischgrätz Oestreichs herrliches Kriegsheer zu ermuthigen pflegte, ehe es nach Ungarn ging, um dort vernichtet zu werden. "Kinder," sagte der geistreiche König, "ihr geht jetzt nach meiner schönsten Provinz, wo eine kleine Umsturzpartei das Banner des Aufruhrs empor gehoben hat und die Anarchie Alles zu ergreifen droht. Ich weiß, daß die große Majorität auch dort zu den Gutgesinnten gehört, aber sie ist theils zu schwach, theils lassen sich Einzelne von Böswilligen verführen. Ihr werdet die Stütze der guten Bürger sein, und wenn der Bürgerkrieg offen sein Haupt erheben sollte, dann erinnert Euch an den alten Ruhm der preußischen Armee und bleibt getreu ihrem glorreichen Wahlspruche: mit Gott für König und Vaterland!" Obgleich man ein donnerndes dreimaliges Hurrah erwartet hatte, und die Offiziere alles Mögliche thaten, um es zu Stande zu bringen, so fiel diese offizielle Antwort doch nur sehr schwach aus und zeigte, daß die "kleine Umsturzpartei" sogar in der Landwehr schon tüchtigen Boden gewonnen hat.

Vor einigen Tagen befand sich das halbe königl. Haus auf dem Potsdamer Eisenbahnhofe. Natürlich war der Retter des Vaterlandes, General v. Wrangel, im Gefolge der Prinzen. Die Berliner, welche ebenfalls da waren, gehörten größtentheils der konservativen Partei an und entblös'ten demüthig ihr Haupt, als die hohen Personen sich näherten. Unglücklicherweise aber, war ein gewisser Herr Philipp frech und unehrerbietig genug, seinen Hut aufzubehalten, der mit einer großen schwarz-roth-goldnen Kokarde geschmückt war. General Wrangel ließ sich, erbittert über den jungen Mann, einen Constabler holen, der ihn verhaften sollte. Natürlich protestirte der Inculpat gegen ein solches Verfahren und fragte nach den Gründen dieser merkwürdigen Verhaftung. Er trage eine rothe Kokarde, wurde ihm vom General erwidert. Es wies sich indeß sogleich aus, daß die Kokarde ganz ähnlich derjenigen war, welche Herr v. Wrangel selbst trug, nur daß das Roth in derselben, die andern Farben etwas überwog. Herr Philipp mußte wieder frei gelassen werden.

Der Reichskommissar Bassermann befindet sich noch immer hier, wir wissen nicht weshalb, wenn er nicht in Sanssouci fortfährt, gastronomische Studien zu machen. Er konferirt sogar häufig mit den Ministern, unbekümmert um den kleinen Fußtritt, welchen er nach seinen gutgemeinten Vorschlägen erhielt. Ob diese Konferenzen aber gerade zum Wohl der Nationalversammlung und Deutschlands beitragen, möchten wir sehr bezweifeln. Wie wir hören, räth der Frankfurter Diplomat nach den neuesten Schritten der Paulskirche, welche er höchlichst mißbilligt, zu ernsthafter Energie!!

Der berüchtigte Prozeß über die thatsächlichsten Grundlagen der famösen "Enthüllungen" hat, obschon ein nicht mehr zu bewältigendes Aktenvolumen zusammengeschrieben ist, doch noch nicht das mindeste Ergebniß geliefert. Weder Staatsanwalt noch Untersuchungsrichter haben sich beglaubigte Data verschaffen können, welche ausreichend wären, um eine Untersuchung zu eröffnen. Auch der Steuerverweigerungsprozeß ist noch nicht bis in dieses Stadium gelangt. Nach dem "Publicist" haben Verhöre seit lange gar nicht mehr stattgefunden und die in Beschlag genommenen Papiere und Drucksachen liegen in ganzen Ballen noch immer in der Registratur des Staatsanwalts.

Die Nachricht, welche aus dem Büreau des hiesigen Ministerii des Innern den Blättern zur Verbreitung übergeben wurde: daß die provisorische Regierung 60,000 Thlr. aus der sächsischen Sparkasse mit sich genommen habe, ist eine Erfindung des Kabinets der "Enthüllungen". Sächsische Blätter wissen davon nicht nur kein Wort, sondern behaupten gerade im Gegentheil, daß die Insurrektion das Eigenthum geachtet habe. Frühere Mittheilungen, wonach d'Ester, Schramm u. A. in Dresden gewesen wären, sind gleichfalls als Erfindungen zu betrachten.

In der Rheinprovinz und Westphalen sollen zur Unterdrückung der dortigen Bewegungen jetzt auch mobile Kolonnen, wahrscheinlich drei an der Zahl, zusammengezogen werden.

* Berlin, 15. Mai.

Nach mehrfachen Versicherungen, hat der gottbegnadete Hohenzollern beschlossen, am Himmelfahrtstage ganz Preußen nebst 2meiligem Umkreise in Belagerungszustand erklären zu lassen.

Berlin, 13. Mai.

Aus Sachsen geht die Nachricht ein, Todt sei gefangen genommen worden und habe mit einer Pistole, die er bei sich getragen, den Versuch gemacht, sich durch einen Schuß in den Mund zu tödten. Der Versuch soll mißglückt sein und der Schuß nur den Unterkiefer zerschmettert haben.

(D. R.-Z.)
61 Breslau, 13. Mai.

Was die Magyaren-Führer über das Einrücken der beknuteten Horden und über die vom Charlottenburger Unterknäs an den östreichischen Standrechtsbruder zugesagte und zum Theil schon geleistete Hülfe denken? Sie sagen: "Neußen und Preußen bringen uns Alles, was wir brauchen: Waffen, Montirungen, Geld und -- Siege! Kommen sie zu uns bis zur Theiß, so brauchen wir sie nicht einmal zu schlagen. Unsere Fieber werden sie dahin raffen. Im Winter die Theiß, im Sommer die magyarischen Tokaierfieber: dies sind unsere Verbündeten!"

Die Magyaren haben alle Elemente ihrer Armee, die das ungarische Sommerklima nicht vertragen können, ausgesondert. Ihre polnische Armee soll getheilt werden, um von verschiedenen Seiten in Galizien einzudringen und sich dort als eigene Armee zu rekrutiren. Wider diese Neu-Armee sind eigentlich die Russen gekommen. Der deutsche Theil des magyarischen Heeres wird in Steiermark eindringen, während der slavische in Mähren, der magyarische in Oestreich einbricht. So glaubt man die Insurrektion am besten organisiren und neue Armeen bilden zu können. Es scheint, daß die Ungarn absichtlich die Vereinigung der Russen mit den Oestreichern vor Preßburg nicht behindern, um Erstere dann desto sicherer von ihrem Lande abzuschneiden, wenn's gelingt, die Verbindung, z. B. bei Prerau, zu durchbrechen.

Wie ich eben höre, sollen "zum Schutze Deutschlands" (welche großartige Heuchelei!) auch 15,000 Hohenzollern'sche Standrechtswerkzeuge in östreichisch Schlesien einrücken.

Königsberg, 11. Mai.

Die hiesige Regierung, welche Mittwoch den Beschluß gefaßt hatte, daß der Aufruf des hiesigen Magistrats zu einem Städte-Tage durchaus nichts Ungesetzliches enthalte, hat Donnerstag beschlossen, daß der Städte-Tag verboten werden solle. Diese schnelle Umstoßung eines so eben fast einstimmig gefaßten Beschlusses, soll durch ein Ministerial-Rescript, das Mittwoch des Abends eingegangen, bewirkt worden sein.

24 Wien, 11. Mai.

Die "Wien. Zeit." bringt endlich einige "amtliche" Angaben vom ungarischen Kriegsschauplatze. Der Leser wird aus dem Schriftstück selber entnehmen, wie die Bedeutungslosigkeit desselben durch eine Menge unnützer Redensarten zu verdecken gesucht wird und wie dies gleichwohl nicht gelingen will. Diese Piece, die nicht mehr, wie die früheren "Kriegsbülletin" überschrieben ist, lautet:

"Nach der am 5. Mai von dem 1. Armeecorps vorgenommenen Vorrückung gegen Raab, welche den Zweck hatte, den Feind zum Ausrücken zu bewegen, um seine Stärke beurtheilen zu können, zeigte sich -- auch nach Aussage eines Ueberläufers -- daß in der Umgegend von Raab vier Regimenter Husaren, eine bedeutende Zahl noch nicht organisirter Honveds, einige polnische und deutsche Legionen mit 30 Geschützen sich befanden. -- Der Feind zog sich auf allen Orten vor unseren Colonnen zurück, detachirte aber eine starke Abtheilung gegen Kapuvar, welches unserer Seits von einem Streifcorps unter Major Grabow, bestehend aus 2 Jäger-Compagnien, 6 Compagnien Kondelka, einer Division Kreß-Chev. leg. und 1/2 6pf. Fußbatterie, gedeckt war. Des andern Tags erhielt F. M. L. Graf Schlick von Major Grobois durch den Corporalen Angelo Ferarini von Kreß-Chev. aus Enesse die Meldung, daß er vom Feinde mit Uebermacht angegriffen, in seiner rechten Flanke umgangen, sich zum Rückzuge genöthiget gesehen. Dieser Unteroffizier ward auf seinem Wege von feindlichen Husaren auf allen Seiten umringt, hieb sich aber durch, schwamm durch die Rabnitz und kam glücklich mit dem Rapporte an seine Bestimmung. Derselbe ist mit der silbernen Tapferkeits-Medaille betheilt worden.

Auf die erste Nachricht eines möglichen feindlichen Vordringens in der Richtung von Kapuvar entsandte der commandirende General sogleich den Oberlieutenant Zaitsek mit 10 Compagnien Grenzer und einiger Cavallerie zur Aufnahme des Majors Grobois von Oedenburg nach St. Miklos, von wo der genannte Oberlieutenant sich bei Zinkendorf aufstellen zu sollen glaubte.

Ungewiß, ob diese feindliche Bewegung vielleicht mehr als eine bloße Demonstration sein, und den Zweck der Aufwieglung des Landes im Auge haben könnte, erhielt der Herr General von Wyß den Auftrag, mit einem bedeutenderen Corps sogleich über Oedenburg die dortige Gegend nach allen Richtungen zu besetzen, und den Feind nach Raab zurückzuwerfen, was auch nach einem Berichte dieses Generals von Szerdahely erfolgt ist.

Während dieser Vorgänge auf dem rechten Donauufer gingen immer stärkere feindliche Abtheilungen auf der Insel Schütt vorwärts, welche die die dort befindliche Division des F.-M.-L. Baron Burits in ihrer Stellung zwischen Bruck und Csölle zu beobachten bemüht war.

Längs dem Schwarzwasser bis über die Fragendorfer Brücke sind bedeutende Verschanzungen aufgeworfen worden, um jedem weiteren Vordringen des Feindes Einhalt zu thun.

Weiter gegen die Waag streifen die östreichischen Abtheilungen bis nach Neustadt; der Feind hatte die ganze Strecke bis über Sellye herab stark besetzt und sammelte überall Schiffe, um einen Uebergang zu versuchen. Dies gab Veranlassung zu einer That, welche auf den prachtvollen Geist hinweist, der in dem östreichischen Soldaten wohnt. Der Kommandant einer bei Szerdahely, gegenüber eines Punktes, wo der Feind 18 Mühlschiffe versammelt hatte, aufgefahrenen 12-Pfünder-Batterie äußerte gesprächsweise, wie es gut wäre, diese Schiffe an das rechte Ufer herüber zu ziehen; sogleich stiegen der Kanonier Adam Fraunholz und der Fuhrwesens-Gemeine Joseph Schibitz in einen kleinen Nachen, lösten unter dem lebhaftesten feindlichen Gewehrfeuer von den dort befindlichen Schiffen 9 los, brachten 6 davon auf das rechte Ufer, und zerstörten die 3 übrigen. Sie wurden beide mit der silbernen Tapferkeits-Medaille 1. Klasse belohnt.

Seit einigen Tagen ist eine große Bewegung in der feindlichen Armee, deren Pivot noch immer Comorn ist, sichtbar, und wie es scheint, die größte Aufmerksamkeit des Feindes gegen das Waagthal gerichtet. Der Rebellen-Chef Klapka, welcher zwischen der Waag und Neutra ein Corps von 8000 Mann kommandirt, hat von Comorn her Verstärkungen erhalten, und in wenigen Tagen dürften diese Bewegungen einen bestimmten Charakter annehmen.

Die östreichische Armee von Ungarn hat durch die Besetzung des so wichtigen Punktes Preßburg a cheval der Donau wieder eine Manövrier-Fähigkeit erlangt, die sie, seitdem sie genöthigt war, Pesth aufzugeben, durch den Strom von Comorn getrennt, nicht haben konnte.

068 Dresden, 12. Mai.

Die Contrerevolution kopirt den französischen Convent, den verhaßten und geschmähten, nach besten Kräften. So sind jetzt für alle hauptmannschaftlichen Bezirke "außerordentliche Regierungs-Bevollmächtigte" ernannt worden, "damit bei ferneren revolutionären Bewegungen im Lande die erforderlichen Maaßregeln zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung ohne allen Aufenthalt getroffen und in Ausführung gebracht werden können."

Diesen Kommissären der rothen Monarchie haben alle Behörden, "bei Vermeidung eigner Verantwortlichkeit, unweigerlich Folge zu leisten."

Die Verordnung ist datirt:

"Dresden, 11. Mai."

Die Nachricht, welche durch eine Masse von Heuler-Blättern, die stets in ihrer feigen Niederträchtigkeit mit Verläumdungen der Gegenpartei bei der Hand sind, verbreitet worden, als habe die provisorische Regierung 60,000 Rthr. aus öffentlichen Kassen mit genommen, ist bereits offiziell widerlegt werden.

Die Leipziger Zeitung enthält vier neue Steckbriefe, betreffend die flüchtig gewordenen Bürgermeister Gustav Fincke in Crimmitzschau und Alexander Franz Lincke in Werdau wegen Theilnahme an hochverrätherischen Umtrieben und thatsächlicher Begünstigung derselben, und hinter dem Gerichtsdirektor Richard Ludwig in Pegau und Bürgermeister und Rechtskandidat Ferdinand Gasch in Waldheim wegen thätiger Beförderung der Zwecke der sogenannten provisorischen Regierung von Sachsen.

Braunschweig, 13. Mai.

Seit zwei Nächten sind hier Preußische Truppen auf der Eisenbahn durchpassirt, in letzter Nacht ein Theil des Kaiser-Alexander-Regiments, von Dresden her. Da diese Durchzüge, der offiziellen Meldung zufolge, noch unbestimmte Zeit fortwähren, so ist, um einzelne excentrische Köpfe von Unbesonnenheiten abzuhalten, die nachstehende Proklamation erschienen, welche so ungefähr den Standpunkt der hier herrschenden Stimmung angiebt:

"Mitbürger!

Ihr strebt für eine heilige Sache -- für die Reichsverfassung, für die Deutsche Einheit. Ihr wollet die Herrschaft des Gesetzes, Ihr wollet die Ordnung auf dem Boden des Rechts. Die Nationalversammlung zu Frankfurt hat in ihrer letzten Sitzung beschlossen, jeder Erhebung des Volks für die Verfassung Schutz zu gewähren. Sie hat sich damit an die Spitze der Bewegung gestellt (!) welche der Durchführung der Verfassung gilt. Von dorther erwartet (!) also die weiteren Befehle und Anordnungen (!) Nur wenn das ganze Deutsche Volk in treuem Gehorsam gegen seinen einzigen und wahren Mittelpunkt sich erhebt, kann der Sieg errungen werden. Jede einzelne Schilderhebung, jeder einzelne Krawall führt ins Verderben. Eingekeilt, wie wir sind, zwischen stärkere Nachbaren, dürfen wir am Wenigsten einem ungestümen Thatendrange nachgeben; wir dürfen dem lauernden Feinde auch nicht einmal den Schein eines Vorwandes bieten, gegen uns heranzurücken. Schonet und sparet Eure Kräfte für das große Vaterland! In ruhiger Haltung, nur thätig im Rüsten, seid des Winkes von Frankfurt gewärtig! Rüstet inzwischen, knüpfet fester

Eine Anzahl von Mitgliedern aus Preußen hat dies schon durch ihren freiwilligen Austritt anerkannt. Eine große Anzahl Anderer warten nur auf die Erklärung der Regierung Ew. Majestät, um einen gleichen Schritt zu thun.

Damit daher über die Willensmeinung Ew. Königlichen Majestät kein Zweifel bleibe und Niemanden ein Vorwand zur Irreleitung der Gemüther gelassen werde, so hält es das unterzeichnete Staats-Ministerium,

in Erwägung, daß die Aufgabe der deutschen Nationalversammlung nach Lage der Sachen und ihrerseits erfolgter Ablehnung jeder weiteren Verständigung und Vereinbarung als durch die Berathung der Verfassung erledigt angesehen werden muß, die Versammlung aber nicht mehr auf gesetzlichem Boden steht und überdies sich in offene Feindseligkeit gegen Preußen gesetzt hat,

für seine Pflicht, bei Ew. Königl. Majestät allerunterthänigst zu beantragen, daß Allerhöchstdieselben ausdrücklich erklären wollen,

wie das auf die Bundes-Beschlüsse vom 30. März und 7. April v. J. und die Verordnung vom 11. des letzteren Monats gegründete Mandat der preußischen Abgeordneten nunmehr erloschen und die Abgeordneten daher zum Austritt aus der Versammlung zu veranlassen seien.

Wir glauben, daß das preußische Volk in seiner großen Mehrzahl und seinem gesunden Kern mit uns die Ueberzeugung theilt, daß der Weg, welchen die Nationalversammlung eingeschlagen hat, weder dem wahren Interesse Deutschlands, noch dem Willen der deutschen Nation entspreche, und daher auf eine Mitwirkung derselben zum Heile des Gesammt-Vaterlandes nicht länger zu hoffen sei, und daß es demgemäß auch die von uns beantragte Erklärung Ew. Königl. Majestät als den Ausdruck seiner eigenen Gesinnung begrüßen werde. Kein Preuße wird es mit der Vaterlandsliebe und der National-Ehre preußischer Staatsbürger für verträglich halten, sich an Berathungen zu betheiligen, welche zu Beschlüssen führen, die eine offene Feindschafts-Erklärung gegen den preußischen Staat enthalten.

Berlin, den 14. Mai 1849.

Das Staats-Ministerium.

(gez.) Graf von Brandenburg. von Ladenberg. von Manteuffel. von Strotha. von der Heydt. von Rabe- Simons.“

An des Königs Majestät.

062 Montjoie, 14. Mai.

Auch in unserer durch die Fabrikanten niedergehaltenen Stadt haben die Gewaltthaten des königl. preußischen Gottes-Gnadenthums eine allgemeine Entrüstung hervorgerufen. Diese wurde nur noch durch die Einberufung eines Theils der Landwehr gesteigert. In einer Versammlung vom 11. Mai, wobei sich wenigstens 300 Landwehrmänner betheiligten, wurde beschlossen, daß die hiesige Landwehr dem Rufe des Ministeriums Manteuffel nicht Folge leisten, sondern sich nur der National-Versammlung in Frankfurt a. M. unterordnen und bei Anwendung von Gewalt dieser ebenfalls Gewalt entgegensetzen würde. Da jedoch die Kürze der Zeit nicht gestattet hatte, die entfernteren Landbewohner zu dieser Versammlung einzuladen, so wurde, nach Bildung eines Comite's, eine weitere Generalversammlung auf den 17. d. M. in dem naheliegenden Imgenbruch angeordnet und soll sich diese hauptsächlich damit beschäftigen, die Maßregeln zu bestimmen, welche im Falle der Gewalt anzuwenden sind. Das Comite wird sich übrigens mit den Landwehren von Aachen, Düren, Malmedy und Eupen in Verbindung setzen.

068 Elberfeld, 16. Mai.

Es geht uns folgende Mittheilung zu:

Bekanntmachung.

Der Sicherheitsausschuß hat beschlossen, daß auch diejenigen Mitbürger, die Elberfeld verlassen, von der Einquartirung nicht zum Nachtheil der Uebrigen verschont bleiben können und fordert daher die Familien, die sich auswärts befinden, auf, zur Empfangnahme der Quartierbillette Jemand hier zu beauftragen.

Elberfeld, den 15. Mai 1849.

Der Sicherheitsausschuß.

Namens desselben: C. Hecker. Römer.

103 Overath, 14. Mai.

Die hiesige Landwehr ist in eine Compagnie unter selbstgewählten Führern zusammengetreten. Sie versieht sich mit Waffen und harrt des Augenblicks, um für die Sache der Demokratie künftig handelnd aufzutreten.

* Aus dem Bergischen, 15. Mai.

Die aus dem Bergischen und aus Westphalen eintreffenden Nachrichten stimmen darin überein, daß man überall entschlossen ist, den Kampf mit dem Königthum fortzusetzen. Von Stunde zu Stunde dehnt sich der Aufstand nach allen Richtungen aus. Elberfeld und Iserlohn bilden die Hauptpunkte der Insurrektion.

Von Elberfeld hört man, daß der Sicherheitsausschuß mit der größten Strenge zu Werke geht und daß unter der durchgängig bewaffneten Bevölkerung die beste Disciplin herrscht. Die Straßen sind so verbarrikadirt, daß die größten Truppenkorps nicht hinreichen würden, um die Passage zu forciren; auch hat man damit begonnen, alle benachbarten Hügel und namentlich die Elberfeld umringenden Höhen zu besetzen, um durch das Feuer der Schützen dem heranrückenden Feinde den mörderischsten Wiederstand zu leisten. Täglich langt noch bewaffneter Zuzug aus den kleineren Orten an, und läßt sich von dem Kriegsausschuß enrolliren. So trafen gestern 60 Schützen aus Essen, 50 aus Cronenberg ein. Für die ganze Mannschaft sorgt der Sicherheitsausschuß in umfassender Weise. Zur Erleichterung des Verkehrs gibt er jetzt Bons, im Werthe von 5 Silbergroschen, für den Einkauf von Viktualien aus. Die Einmüthigkeit der Bevölkerung scheint ein Resultat dieser vielfachen Anstrengungen zu garantiren. Allgemein sehnt man sich nach dem Augenblick des Kampfes, und wenn auch einige Furchtsame nach Düsseldorf geeilt sein sollen, um mit dem Regierungspräsidenten Vermittlungsverhandlungen anzuknüpfen, so sind dies nur private Bestrebungen, welche mit dem dominirenden Sicherheitsausschuß nicht zusammenhängen.

Iserlohn hat sich die energische Haltung Elberfelds zum Muster genommen. In einer am 12. d. gehaltenen Versammlung sämmtlicher Insurgenten faßte man den Beschluß, die Stadt bis zum Aeußersten zu vertheidigen. Neue und festere Barrikaden wurden daher in allen Straßen angelegt, indem man zugleich die Engpässe des Gebirges besetzte und sich mit der aufgestandenen Bevölkerung der an der Ruhr gelegenen Orte in Verbindung setzte. Auf diese Weise hat man aus jener für einen Guerilla-Kring vorzüglich geeigneten Gegend ein Bollwerk gemacht, an dem sich die preußische Soldateska noch weidlich den Kopf zerstoßen wird. An Munition hat man Ueberfluß. Der Zufall wollte es nämlich, daß man einen für den Feind bestimmten Transport Patronen auffing, der sofort unter die Kämpfer vertheilt wurde.

Die Contre-Revolution ist ihrerseits damit beschäftigt, dem herannahenden Sturm zu begegnen und concentrirt ihre Streitkräfte in Düsseldorf und Münster, um von dort den Angriff auf das Volk zu beginnen.

* Berlin, 14. Mai.

Es hatten sich gestern Nachmittag im sogenannten Birkenwäldchen wiederum wohl über Tausend Menschen eingefunden, welche in einzelnen Gruppen die Tagesereignisse besprachen. Diese Versammlung hat den weisen Behörden indessen doch so gefährlich geschienen, daß ein Piquet Uhlanen und ein Detachement Infanterie zur Ueberwachung hingeschickt waren. Außerdem sah man noch Polizeikommissarien, Gensd'armen, Constabler etc. in Masse sich herumtreiben. Die Versammlung ließ sich dadurch natürlich gar nicht stören, obgleich die Uhlanen es für gut hielten, Patrouillen auszuschicken, welche die Pistolen mit gespanntem Hahn in der Hand hielten.

Auch heute noch sind wir ganz ohne Nachrichten aus Sachsen. Man weiß nichts von dem Stande der Sachen im Erzgebirge, ja, es hat sich noch nicht einmal die Gefangennehmung Heubner's offiziell bestätigt.

Es ist heute die erste Sitzung des uns von Rintelen octroyirten Schwurgerichts gewesen. Wäre die Sache nicht so ernst, man würde sie für eine gelungene Carricatur der Schwurgerichte überhaupt halten müssen. Es ist aber bezeichnend, daß ein demokratisches Blatt wie die „National-Zeitung“ sich so weit vergißt, diese Carricatur mit Jubel zu begrüßen, während doch kein Augenblick geeigneter wäre, an diesem Beispiel dem Volke zu zeigen, was es erreichen wollte und was es erreicht hat.

Die erste Verhandlung gegen den Literaten Springer hat bewiesen, was wir von so enragirten Preußenvereinern zu erwarten haben, die uns die Gnade des Hrn. Hinkeldey als Geschworne octroyirt hat. Herr Springer hatte im vorigen Sommer einen Artikel „Die Tyrannen“ in der Held'schen „Locomotive“ geschrieben, der sich durchaus nicht durch seinen übermäßigen Radikalismus auszeichnete, da er im Ganzen eine theoretische Sprache festhielt. Die Preußenvereiner nun haben sich nicht gescheut, auf „schuldig“ zu erkennen, worauf der Gerichtshof auf 2 1/2 Jahr Festung erkannte und befahl, den Verurtheilten sogleich zur Abbüßung seiner Strafe fortführen zu lassen. Das steht fest, hier in Berlin wenigstens, wird man die alte Gerichtsverfassung noch sehnsüchtig zurückwünschen.

Der hiesige Unterknäs hat gestern geruht, die Landwehr, welche nach dem Rhein gehen soll, mit einer feierlichen Rede zu begeistern, eine Rede, welche alle Hörer lebhaft an die erinnerte, mit welcher der erhabene Windischgrätz Oestreichs herrliches Kriegsheer zu ermuthigen pflegte, ehe es nach Ungarn ging, um dort vernichtet zu werden. „Kinder,“ sagte der geistreiche König, „ihr geht jetzt nach meiner schönsten Provinz, wo eine kleine Umsturzpartei das Banner des Aufruhrs empor gehoben hat und die Anarchie Alles zu ergreifen droht. Ich weiß, daß die große Majorität auch dort zu den Gutgesinnten gehört, aber sie ist theils zu schwach, theils lassen sich Einzelne von Böswilligen verführen. Ihr werdet die Stütze der guten Bürger sein, und wenn der Bürgerkrieg offen sein Haupt erheben sollte, dann erinnert Euch an den alten Ruhm der preußischen Armee und bleibt getreu ihrem glorreichen Wahlspruche: mit Gott für König und Vaterland!“ Obgleich man ein donnerndes dreimaliges Hurrah erwartet hatte, und die Offiziere alles Mögliche thaten, um es zu Stande zu bringen, so fiel diese offizielle Antwort doch nur sehr schwach aus und zeigte, daß die „kleine Umsturzpartei“ sogar in der Landwehr schon tüchtigen Boden gewonnen hat.

Vor einigen Tagen befand sich das halbe königl. Haus auf dem Potsdamer Eisenbahnhofe. Natürlich war der Retter des Vaterlandes, General v. Wrangel, im Gefolge der Prinzen. Die Berliner, welche ebenfalls da waren, gehörten größtentheils der konservativen Partei an und entblös'ten demüthig ihr Haupt, als die hohen Personen sich näherten. Unglücklicherweise aber, war ein gewisser Herr Philipp frech und unehrerbietig genug, seinen Hut aufzubehalten, der mit einer großen schwarz-roth-goldnen Kokarde geschmückt war. General Wrangel ließ sich, erbittert über den jungen Mann, einen Constabler holen, der ihn verhaften sollte. Natürlich protestirte der Inculpat gegen ein solches Verfahren und fragte nach den Gründen dieser merkwürdigen Verhaftung. Er trage eine rothe Kokarde, wurde ihm vom General erwidert. Es wies sich indeß sogleich aus, daß die Kokarde ganz ähnlich derjenigen war, welche Herr v. Wrangel selbst trug, nur daß das Roth in derselben, die andern Farben etwas überwog. Herr Philipp mußte wieder frei gelassen werden.

Der Reichskommissar Bassermann befindet sich noch immer hier, wir wissen nicht weshalb, wenn er nicht in Sanssouci fortfährt, gastronomische Studien zu machen. Er konferirt sogar häufig mit den Ministern, unbekümmert um den kleinen Fußtritt, welchen er nach seinen gutgemeinten Vorschlägen erhielt. Ob diese Konferenzen aber gerade zum Wohl der Nationalversammlung und Deutschlands beitragen, möchten wir sehr bezweifeln. Wie wir hören, räth der Frankfurter Diplomat nach den neuesten Schritten der Paulskirche, welche er höchlichst mißbilligt, zu ernsthafter Energie!!

Der berüchtigte Prozeß über die thatsächlichsten Grundlagen der famösen „Enthüllungen“ hat, obschon ein nicht mehr zu bewältigendes Aktenvolumen zusammengeschrieben ist, doch noch nicht das mindeste Ergebniß geliefert. Weder Staatsanwalt noch Untersuchungsrichter haben sich beglaubigte Data verschaffen können, welche ausreichend wären, um eine Untersuchung zu eröffnen. Auch der Steuerverweigerungsprozeß ist noch nicht bis in dieses Stadium gelangt. Nach dem „Publicist“ haben Verhöre seit lange gar nicht mehr stattgefunden und die in Beschlag genommenen Papiere und Drucksachen liegen in ganzen Ballen noch immer in der Registratur des Staatsanwalts.

Die Nachricht, welche aus dem Büreau des hiesigen Ministerii des Innern den Blättern zur Verbreitung übergeben wurde: daß die provisorische Regierung 60,000 Thlr. aus der sächsischen Sparkasse mit sich genommen habe, ist eine Erfindung des Kabinets der „Enthüllungen“. Sächsische Blätter wissen davon nicht nur kein Wort, sondern behaupten gerade im Gegentheil, daß die Insurrektion das Eigenthum geachtet habe. Frühere Mittheilungen, wonach d'Ester, Schramm u. A. in Dresden gewesen wären, sind gleichfalls als Erfindungen zu betrachten.

In der Rheinprovinz und Westphalen sollen zur Unterdrückung der dortigen Bewegungen jetzt auch mobile Kolonnen, wahrscheinlich drei an der Zahl, zusammengezogen werden.

* Berlin, 15. Mai.

Nach mehrfachen Versicherungen, hat der gottbegnadete Hohenzollern beschlossen, am Himmelfahrtstage ganz Preußen nebst 2meiligem Umkreise in Belagerungszustand erklären zu lassen.

Berlin, 13. Mai.

Aus Sachsen geht die Nachricht ein, Todt sei gefangen genommen worden und habe mit einer Pistole, die er bei sich getragen, den Versuch gemacht, sich durch einen Schuß in den Mund zu tödten. Der Versuch soll mißglückt sein und der Schuß nur den Unterkiefer zerschmettert haben.

(D. R.-Z.)
61 Breslau, 13. Mai.

Was die Magyaren-Führer über das Einrücken der beknuteten Horden und über die vom Charlottenburger Unterknäs an den östreichischen Standrechtsbruder zugesagte und zum Theil schon geleistete Hülfe denken? Sie sagen: „Neußen und Preußen bringen uns Alles, was wir brauchen: Waffen, Montirungen, Geld und — Siege! Kommen sie zu uns bis zur Theiß, so brauchen wir sie nicht einmal zu schlagen. Unsere Fieber werden sie dahin raffen. Im Winter die Theiß, im Sommer die magyarischen Tokaierfieber: dies sind unsere Verbündeten!“

Die Magyaren haben alle Elemente ihrer Armee, die das ungarische Sommerklima nicht vertragen können, ausgesondert. Ihre polnische Armee soll getheilt werden, um von verschiedenen Seiten in Galizien einzudringen und sich dort als eigene Armee zu rekrutiren. Wider diese Neu-Armee sind eigentlich die Russen gekommen. Der deutsche Theil des magyarischen Heeres wird in Steiermark eindringen, während der slavische in Mähren, der magyarische in Oestreich einbricht. So glaubt man die Insurrektion am besten organisiren und neue Armeen bilden zu können. Es scheint, daß die Ungarn absichtlich die Vereinigung der Russen mit den Oestreichern vor Preßburg nicht behindern, um Erstere dann desto sicherer von ihrem Lande abzuschneiden, wenn's gelingt, die Verbindung, z. B. bei Prerau, zu durchbrechen.

Wie ich eben höre, sollen „zum Schutze Deutschlands“ (welche großartige Heuchelei!) auch 15,000 Hohenzollern'sche Standrechtswerkzeuge in östreichisch Schlesien einrücken.

Königsberg, 11. Mai.

Die hiesige Regierung, welche Mittwoch den Beschluß gefaßt hatte, daß der Aufruf des hiesigen Magistrats zu einem Städte-Tage durchaus nichts Ungesetzliches enthalte, hat Donnerstag beschlossen, daß der Städte-Tag verboten werden solle. Diese schnelle Umstoßung eines so eben fast einstimmig gefaßten Beschlusses, soll durch ein Ministerial-Rescript, das Mittwoch des Abends eingegangen, bewirkt worden sein.

24 Wien, 11. Mai.

Die „Wien. Zeit.“ bringt endlich einige „amtliche“ Angaben vom ungarischen Kriegsschauplatze. Der Leser wird aus dem Schriftstück selber entnehmen, wie die Bedeutungslosigkeit desselben durch eine Menge unnützer Redensarten zu verdecken gesucht wird und wie dies gleichwohl nicht gelingen will. Diese Piece, die nicht mehr, wie die früheren „Kriegsbülletin“ überschrieben ist, lautet:

„Nach der am 5. Mai von dem 1. Armeecorps vorgenommenen Vorrückung gegen Raab, welche den Zweck hatte, den Feind zum Ausrücken zu bewegen, um seine Stärke beurtheilen zu können, zeigte sich — auch nach Aussage eines Ueberläufers — daß in der Umgegend von Raab vier Regimenter Husaren, eine bedeutende Zahl noch nicht organisirter Honveds, einige polnische und deutsche Legionen mit 30 Geschützen sich befanden. — Der Feind zog sich auf allen Orten vor unseren Colonnen zurück, detachirte aber eine starke Abtheilung gegen Kapuvar, welches unserer Seits von einem Streifcorps unter Major Grabow, bestehend aus 2 Jäger-Compagnien, 6 Compagnien Kondelka, einer Division Kreß-Chev. leg. und 1/2 6pf. Fußbatterie, gedeckt war. Des andern Tags erhielt F. M. L. Graf Schlick von Major Grobois durch den Corporalen Angelo Ferarini von Kreß-Chev. aus Enesse die Meldung, daß er vom Feinde mit Uebermacht angegriffen, in seiner rechten Flanke umgangen, sich zum Rückzuge genöthiget gesehen. Dieser Unteroffizier ward auf seinem Wege von feindlichen Husaren auf allen Seiten umringt, hieb sich aber durch, schwamm durch die Rabnitz und kam glücklich mit dem Rapporte an seine Bestimmung. Derselbe ist mit der silbernen Tapferkeits-Medaille betheilt worden.

Auf die erste Nachricht eines möglichen feindlichen Vordringens in der Richtung von Kapuvar entsandte der commandirende General sogleich den Oberlieutenant Zaitsek mit 10 Compagnien Grenzer und einiger Cavallerie zur Aufnahme des Majors Grobois von Oedenburg nach St. Miklos, von wo der genannte Oberlieutenant sich bei Zinkendorf aufstellen zu sollen glaubte.

Ungewiß, ob diese feindliche Bewegung vielleicht mehr als eine bloße Demonstration sein, und den Zweck der Aufwieglung des Landes im Auge haben könnte, erhielt der Herr General von Wyß den Auftrag, mit einem bedeutenderen Corps sogleich über Oedenburg die dortige Gegend nach allen Richtungen zu besetzen, und den Feind nach Raab zurückzuwerfen, was auch nach einem Berichte dieses Generals von Szerdahely erfolgt ist.

Während dieser Vorgänge auf dem rechten Donauufer gingen immer stärkere feindliche Abtheilungen auf der Insel Schütt vorwärts, welche die die dort befindliche Division des F.-M.-L. Baron Burits in ihrer Stellung zwischen Bruck und Csölle zu beobachten bemüht war.

Längs dem Schwarzwasser bis über die Fragendorfer Brücke sind bedeutende Verschanzungen aufgeworfen worden, um jedem weiteren Vordringen des Feindes Einhalt zu thun.

Weiter gegen die Waag streifen die östreichischen Abtheilungen bis nach Neustadt; der Feind hatte die ganze Strecke bis über Sellye herab stark besetzt und sammelte überall Schiffe, um einen Uebergang zu versuchen. Dies gab Veranlassung zu einer That, welche auf den prachtvollen Geist hinweist, der in dem östreichischen Soldaten wohnt. Der Kommandant einer bei Szerdahely, gegenüber eines Punktes, wo der Feind 18 Mühlschiffe versammelt hatte, aufgefahrenen 12-Pfünder-Batterie äußerte gesprächsweise, wie es gut wäre, diese Schiffe an das rechte Ufer herüber zu ziehen; sogleich stiegen der Kanonier Adam Fraunholz und der Fuhrwesens-Gemeine Joseph Schibitz in einen kleinen Nachen, lösten unter dem lebhaftesten feindlichen Gewehrfeuer von den dort befindlichen Schiffen 9 los, brachten 6 davon auf das rechte Ufer, und zerstörten die 3 übrigen. Sie wurden beide mit der silbernen Tapferkeits-Medaille 1. Klasse belohnt.

Seit einigen Tagen ist eine große Bewegung in der feindlichen Armee, deren Pivot noch immer Comorn ist, sichtbar, und wie es scheint, die größte Aufmerksamkeit des Feindes gegen das Waagthal gerichtet. Der Rebellen-Chef Klapka, welcher zwischen der Waag und Neutra ein Corps von 8000 Mann kommandirt, hat von Comorn her Verstärkungen erhalten, und in wenigen Tagen dürften diese Bewegungen einen bestimmten Charakter annehmen.

Die östreichische Armee von Ungarn hat durch die Besetzung des so wichtigen Punktes Preßburg à cheval der Donau wieder eine Manövrier-Fähigkeit erlangt, die sie, seitdem sie genöthigt war, Pesth aufzugeben, durch den Strom von Comorn getrennt, nicht haben konnte.

068 Dresden, 12. Mai.

Die Contrerevolution kopirt den französischen Convent, den verhaßten und geschmähten, nach besten Kräften. So sind jetzt für alle hauptmannschaftlichen Bezirke „außerordentliche Regierungs-Bevollmächtigte“ ernannt worden, „damit bei ferneren revolutionären Bewegungen im Lande die erforderlichen Maaßregeln zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung ohne allen Aufenthalt getroffen und in Ausführung gebracht werden können.“

Diesen Kommissären der rothen Monarchie haben alle Behörden, „bei Vermeidung eigner Verantwortlichkeit, unweigerlich Folge zu leisten.“

Die Verordnung ist datirt:

„Dresden, 11. Mai.“

Die Nachricht, welche durch eine Masse von Heuler-Blättern, die stets in ihrer feigen Niederträchtigkeit mit Verläumdungen der Gegenpartei bei der Hand sind, verbreitet worden, als habe die provisorische Regierung 60,000 Rthr. aus öffentlichen Kassen mit genommen, ist bereits offiziell widerlegt werden.

Die Leipziger Zeitung enthält vier neue Steckbriefe, betreffend die flüchtig gewordenen Bürgermeister Gustav Fincke in Crimmitzschau und Alexander Franz Lincke in Werdau wegen Theilnahme an hochverrätherischen Umtrieben und thatsächlicher Begünstigung derselben, und hinter dem Gerichtsdirektor Richard Ludwig in Pegau und Bürgermeister und Rechtskandidat Ferdinand Gasch in Waldheim wegen thätiger Beförderung der Zwecke der sogenannten provisorischen Regierung von Sachsen.

Braunschweig, 13. Mai.

Seit zwei Nächten sind hier Preußische Truppen auf der Eisenbahn durchpassirt, in letzter Nacht ein Theil des Kaiser-Alexander-Regiments, von Dresden her. Da diese Durchzüge, der offiziellen Meldung zufolge, noch unbestimmte Zeit fortwähren, so ist, um einzelne excentrische Köpfe von Unbesonnenheiten abzuhalten, die nachstehende Proklamation erschienen, welche so ungefähr den Standpunkt der hier herrschenden Stimmung angiebt:

Mitbürger!

Ihr strebt für eine heilige Sache — für die Reichsverfassung, für die Deutsche Einheit. Ihr wollet die Herrschaft des Gesetzes, Ihr wollet die Ordnung auf dem Boden des Rechts. Die Nationalversammlung zu Frankfurt hat in ihrer letzten Sitzung beschlossen, jeder Erhebung des Volks für die Verfassung Schutz zu gewähren. Sie hat sich damit an die Spitze der Bewegung gestellt (!) welche der Durchführung der Verfassung gilt. Von dorther erwartet (!) also die weiteren Befehle und Anordnungen (!) Nur wenn das ganze Deutsche Volk in treuem Gehorsam gegen seinen einzigen und wahren Mittelpunkt sich erhebt, kann der Sieg errungen werden. Jede einzelne Schilderhebung, jeder einzelne Krawall führt ins Verderben. Eingekeilt, wie wir sind, zwischen stärkere Nachbaren, dürfen wir am Wenigsten einem ungestümen Thatendrange nachgeben; wir dürfen dem lauernden Feinde auch nicht einmal den Schein eines Vorwandes bieten, gegen uns heranzurücken. Schonet und sparet Eure Kräfte für das große Vaterland! In ruhiger Haltung, nur thätig im Rüsten, seid des Winkes von Frankfurt gewärtig! Rüstet inzwischen, knüpfet fester

<TEI>
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          <p>Eine Anzahl von Mitgliedern aus Preußen hat dies schon durch ihren freiwilligen Austritt anerkannt. Eine große Anzahl Anderer warten nur auf die Erklärung der Regierung Ew. Majestät, um einen gleichen Schritt zu thun.</p>
          <p>Damit daher über die Willensmeinung Ew. Königlichen Majestät kein Zweifel bleibe und Niemanden ein Vorwand zur Irreleitung der Gemüther gelassen werde, so hält es das unterzeichnete Staats-Ministerium,</p>
          <p rendition="#et">in Erwägung, daß die Aufgabe der deutschen Nationalversammlung nach Lage der Sachen und ihrerseits erfolgter Ablehnung jeder weiteren Verständigung und Vereinbarung als durch die Berathung der Verfassung erledigt angesehen werden muß, die Versammlung aber nicht mehr auf gesetzlichem Boden steht und überdies sich in offene Feindseligkeit gegen Preußen gesetzt hat,</p>
          <p>für seine Pflicht, bei Ew. Königl. Majestät allerunterthänigst zu beantragen, daß Allerhöchstdieselben ausdrücklich erklären wollen,</p>
          <p rendition="#et">wie das auf die Bundes-Beschlüsse vom 30. März und 7. April v. J. und die Verordnung vom 11. des letzteren Monats gegründete Mandat der preußischen Abgeordneten nunmehr erloschen und die Abgeordneten daher zum Austritt aus der Versammlung zu veranlassen seien.</p>
          <p>Wir glauben, daß das preußische Volk in seiner großen Mehrzahl und seinem gesunden Kern mit uns die Ueberzeugung theilt, daß der Weg, welchen die Nationalversammlung eingeschlagen hat, weder dem wahren Interesse Deutschlands, noch dem Willen der deutschen Nation entspreche, und daher auf eine Mitwirkung derselben zum Heile des Gesammt-Vaterlandes nicht länger zu hoffen sei, und daß es demgemäß auch die von uns beantragte Erklärung Ew. Königl. Majestät als den Ausdruck seiner eigenen Gesinnung begrüßen werde. Kein Preuße wird es mit der Vaterlandsliebe und der National-Ehre preußischer Staatsbürger für verträglich halten, sich an Berathungen zu betheiligen, welche zu Beschlüssen führen, die eine offene Feindschafts-Erklärung gegen den preußischen Staat enthalten.</p>
          <p>Berlin, den 14. Mai 1849.</p>
          <p>Das Staats-Ministerium.</p>
          <p>(gez.) Graf von Brandenburg. von Ladenberg. von Manteuffel. von Strotha. von der Heydt. von Rabe- Simons.&#x201C;</p>
          <p>An des Königs Majestät.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>062</author></bibl> Montjoie, 14. Mai.</head>
          <p>Auch in unserer durch die Fabrikanten niedergehaltenen Stadt haben die Gewaltthaten des königl. preußischen Gottes-Gnadenthums eine allgemeine Entrüstung hervorgerufen. Diese wurde nur noch durch die Einberufung eines Theils der Landwehr gesteigert. In einer Versammlung vom 11. Mai, wobei sich wenigstens 300 Landwehrmänner betheiligten, wurde beschlossen, daß die hiesige Landwehr dem Rufe des Ministeriums Manteuffel <hi rendition="#b">nicht</hi> Folge leisten, sondern sich nur der National-Versammlung in Frankfurt a. M. unterordnen und bei Anwendung von Gewalt dieser ebenfalls Gewalt entgegensetzen würde. Da jedoch die Kürze der Zeit nicht gestattet hatte, die entfernteren Landbewohner zu dieser Versammlung einzuladen, so wurde, nach Bildung eines Comite's, eine weitere Generalversammlung auf den 17. d. M. in dem naheliegenden Imgenbruch angeordnet und soll sich diese hauptsächlich damit beschäftigen, die Maßregeln zu bestimmen, welche im Falle der Gewalt anzuwenden sind. Das Comite wird sich übrigens mit den Landwehren von Aachen, Düren, Malmedy und Eupen in Verbindung setzen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar300-1_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Elberfeld, 16. Mai.</head>
          <p>Es geht uns folgende Mittheilung zu:</p>
          <p><hi rendition="#g">Bekanntmachung</hi>.</p>
          <p>Der Sicherheitsausschuß hat beschlossen, daß auch diejenigen Mitbürger, die Elberfeld verlassen, von der Einquartirung nicht zum Nachtheil der Uebrigen verschont bleiben können und fordert daher die Familien, die sich auswärts befinden, auf, zur Empfangnahme der Quartierbillette Jemand <hi rendition="#g">hier</hi> zu beauftragen.</p>
          <p>Elberfeld, den 15. Mai 1849.</p>
          <p>Der Sicherheitsausschuß.</p>
          <p>Namens desselben: C. <hi rendition="#g">Hecker</hi>. <hi rendition="#g">Römer</hi>.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar300-1_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>103</author></bibl> Overath, 14. Mai.</head>
          <p>Die hiesige Landwehr ist in eine Compagnie unter <hi rendition="#g">selbstgewählten</hi> Führern zusammengetreten. Sie versieht sich mit Waffen und harrt des Augenblicks, um für die Sache der Demokratie künftig handelnd aufzutreten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar300-1_006" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Aus dem Bergischen, 15. Mai.</head>
          <p>Die aus dem Bergischen und aus Westphalen eintreffenden Nachrichten stimmen darin überein, daß man überall entschlossen ist, den Kampf mit dem Königthum fortzusetzen. Von Stunde zu Stunde dehnt sich der Aufstand nach allen Richtungen aus. Elberfeld und Iserlohn bilden die Hauptpunkte der Insurrektion.</p>
          <p>Von Elberfeld hört man, daß der Sicherheitsausschuß mit der größten Strenge zu Werke geht und daß unter der durchgängig bewaffneten Bevölkerung die beste Disciplin herrscht. Die Straßen sind so verbarrikadirt, daß die größten Truppenkorps nicht hinreichen würden, um die Passage zu forciren; auch hat man damit begonnen, alle benachbarten Hügel und namentlich die Elberfeld umringenden Höhen zu besetzen, um durch das Feuer der Schützen dem heranrückenden Feinde den mörderischsten Wiederstand zu leisten. Täglich langt noch bewaffneter Zuzug aus den kleineren Orten an, und läßt sich von dem Kriegsausschuß enrolliren. So trafen gestern 60 Schützen aus Essen, 50 aus Cronenberg ein. Für die ganze Mannschaft sorgt der Sicherheitsausschuß in umfassender Weise. Zur Erleichterung des Verkehrs gibt er jetzt Bons, im Werthe von 5 Silbergroschen, für den Einkauf von Viktualien aus. Die Einmüthigkeit der Bevölkerung scheint ein Resultat dieser vielfachen Anstrengungen zu garantiren. Allgemein sehnt man sich nach dem Augenblick des Kampfes, und wenn auch einige Furchtsame nach Düsseldorf geeilt sein sollen, um mit dem Regierungspräsidenten Vermittlungsverhandlungen anzuknüpfen, so sind dies nur private Bestrebungen, welche mit dem dominirenden Sicherheitsausschuß nicht zusammenhängen.</p>
          <p>Iserlohn hat sich die energische Haltung Elberfelds zum Muster genommen. In einer am 12. d. gehaltenen Versammlung sämmtlicher Insurgenten faßte man den Beschluß, die Stadt bis zum Aeußersten zu vertheidigen. Neue und festere Barrikaden wurden daher in allen Straßen angelegt, indem man zugleich die Engpässe des Gebirges besetzte und sich mit der aufgestandenen Bevölkerung der an der Ruhr gelegenen Orte in Verbindung setzte. Auf diese Weise hat man aus jener für einen Guerilla-Kring vorzüglich geeigneten Gegend ein Bollwerk gemacht, an dem sich die preußische Soldateska noch weidlich den Kopf zerstoßen wird. An Munition hat man Ueberfluß. Der Zufall wollte es nämlich, daß man einen für den Feind bestimmten Transport Patronen auffing, der sofort unter die Kämpfer vertheilt wurde.</p>
          <p>Die Contre-Revolution ist ihrerseits damit beschäftigt, dem herannahenden Sturm zu begegnen und concentrirt ihre Streitkräfte in Düsseldorf und Münster, um von dort den Angriff auf das Volk zu beginnen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar300-1_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 14. Mai.</head>
          <p>Es hatten sich gestern Nachmittag im sogenannten Birkenwäldchen wiederum wohl über Tausend Menschen eingefunden, welche in einzelnen Gruppen die Tagesereignisse besprachen. Diese Versammlung hat den weisen Behörden indessen doch so gefährlich geschienen, daß ein Piquet Uhlanen und ein Detachement Infanterie zur Ueberwachung hingeschickt waren. Außerdem sah man noch Polizeikommissarien, Gensd'armen, Constabler etc. in Masse sich herumtreiben. Die Versammlung ließ sich dadurch natürlich gar nicht stören, obgleich die Uhlanen es für gut hielten, Patrouillen auszuschicken, welche die Pistolen mit gespanntem Hahn in der Hand hielten.</p>
          <p>Auch heute noch sind wir ganz ohne Nachrichten aus Sachsen. Man weiß nichts von dem Stande der Sachen im Erzgebirge, ja, es hat sich noch nicht einmal die Gefangennehmung <hi rendition="#g">Heubner's</hi> offiziell bestätigt.</p>
          <p>Es ist heute die erste Sitzung des uns von Rintelen octroyirten <hi rendition="#g">Schwurgerichts</hi> gewesen. Wäre die Sache nicht so ernst, man würde sie für eine gelungene Carricatur der Schwurgerichte überhaupt halten müssen. Es ist aber bezeichnend, daß ein demokratisches Blatt wie die &#x201E;National-Zeitung&#x201C; sich so weit vergißt, diese Carricatur mit Jubel zu begrüßen, während doch kein Augenblick geeigneter wäre, an diesem Beispiel dem Volke zu zeigen, was es erreichen wollte und was es erreicht hat.</p>
          <p>Die erste Verhandlung gegen den Literaten <hi rendition="#g">Springer</hi> hat bewiesen, was wir von so enragirten Preußenvereinern zu erwarten haben, die uns die Gnade des Hrn. Hinkeldey als Geschworne octroyirt hat. Herr Springer hatte im vorigen Sommer einen Artikel &#x201E;Die Tyrannen&#x201C; in der Held'schen &#x201E;Locomotive&#x201C; geschrieben, der sich durchaus nicht durch seinen übermäßigen Radikalismus auszeichnete, da er im Ganzen eine theoretische Sprache festhielt. Die Preußenvereiner nun haben sich nicht gescheut, auf &#x201E;schuldig&#x201C; zu erkennen, worauf der Gerichtshof auf 2 1/2 Jahr Festung erkannte und befahl, den Verurtheilten sogleich zur Abbüßung seiner Strafe fortführen zu lassen. Das steht fest, hier in Berlin wenigstens, wird man die alte Gerichtsverfassung noch sehnsüchtig zurückwünschen.</p>
          <p>Der hiesige Unterknäs hat gestern geruht, die Landwehr, welche nach dem Rhein gehen soll, mit einer feierlichen Rede zu begeistern, eine Rede, welche alle Hörer lebhaft an die erinnerte, mit welcher der erhabene Windischgrätz Oestreichs herrliches Kriegsheer zu ermuthigen pflegte, ehe es nach Ungarn ging, um dort vernichtet zu werden. &#x201E;Kinder,&#x201C; sagte der geistreiche König, &#x201E;ihr geht jetzt nach meiner schönsten Provinz, wo eine kleine Umsturzpartei das Banner des Aufruhrs empor gehoben hat und die Anarchie Alles zu ergreifen droht. Ich weiß, daß die große Majorität auch dort zu den Gutgesinnten gehört, aber sie ist theils zu schwach, theils lassen sich Einzelne von Böswilligen verführen. Ihr werdet die Stütze der guten Bürger sein, und wenn der Bürgerkrieg offen sein Haupt erheben sollte, dann erinnert Euch an den alten Ruhm der preußischen Armee und bleibt getreu ihrem glorreichen Wahlspruche: mit Gott für König und Vaterland!&#x201C; Obgleich man ein donnerndes dreimaliges Hurrah erwartet hatte, und die Offiziere alles Mögliche thaten, um es zu Stande zu bringen, so fiel diese offizielle Antwort doch nur sehr schwach aus und zeigte, daß die &#x201E;kleine Umsturzpartei&#x201C; sogar in der Landwehr schon tüchtigen Boden gewonnen hat.</p>
          <p>Vor einigen Tagen befand sich das halbe königl. Haus auf dem Potsdamer Eisenbahnhofe. Natürlich war der Retter des Vaterlandes, General v. Wrangel, im Gefolge der Prinzen. Die Berliner, welche ebenfalls da waren, gehörten größtentheils der konservativen Partei an und entblös'ten demüthig ihr Haupt, als die hohen Personen sich näherten. Unglücklicherweise aber, war ein gewisser Herr Philipp frech und unehrerbietig genug, seinen Hut aufzubehalten, der mit einer großen schwarz-roth-goldnen Kokarde geschmückt war. General Wrangel ließ sich, erbittert über den jungen Mann, einen Constabler holen, der ihn verhaften sollte. Natürlich protestirte der Inculpat gegen ein solches Verfahren und fragte nach den Gründen dieser merkwürdigen Verhaftung. Er trage eine rothe Kokarde, wurde ihm vom General erwidert. Es wies sich indeß sogleich aus, daß die Kokarde ganz ähnlich derjenigen war, welche Herr v. Wrangel selbst trug, nur daß das Roth in derselben, die andern Farben etwas überwog. Herr Philipp mußte wieder frei gelassen werden.</p>
          <p>Der Reichskommissar Bassermann befindet sich noch immer hier, wir wissen nicht weshalb, wenn er nicht in Sanssouci fortfährt, gastronomische Studien zu machen. Er konferirt sogar häufig mit den Ministern, unbekümmert um den kleinen Fußtritt, welchen er nach seinen gutgemeinten Vorschlägen erhielt. Ob diese Konferenzen aber gerade zum Wohl der Nationalversammlung und Deutschlands beitragen, möchten wir sehr bezweifeln. Wie wir hören, räth der Frankfurter Diplomat nach den neuesten Schritten der Paulskirche, welche er höchlichst mißbilligt, zu ernsthafter Energie!!</p>
          <p>Der berüchtigte Prozeß über die thatsächlichsten Grundlagen der famösen &#x201E;Enthüllungen&#x201C; hat, obschon ein nicht mehr zu bewältigendes Aktenvolumen zusammengeschrieben ist, doch noch nicht das mindeste Ergebniß geliefert. Weder Staatsanwalt noch Untersuchungsrichter haben sich beglaubigte Data verschaffen können, welche ausreichend wären, um eine Untersuchung zu eröffnen. Auch der Steuerverweigerungsprozeß ist noch nicht bis in dieses Stadium gelangt. Nach dem &#x201E;Publicist&#x201C; haben Verhöre seit lange gar nicht mehr stattgefunden und die in Beschlag genommenen Papiere und Drucksachen liegen in ganzen Ballen noch immer in der Registratur des Staatsanwalts.</p>
          <p>Die Nachricht, welche aus dem Büreau des hiesigen Ministerii des Innern den Blättern zur Verbreitung übergeben wurde: daß die provisorische Regierung 60,000 Thlr. aus der sächsischen Sparkasse mit sich genommen habe, ist eine Erfindung des Kabinets der &#x201E;Enthüllungen&#x201C;. Sächsische Blätter wissen davon nicht nur kein Wort, sondern behaupten gerade im Gegentheil, daß die Insurrektion das Eigenthum geachtet habe. Frühere Mittheilungen, wonach d'Ester, Schramm u. A. in Dresden gewesen wären, sind gleichfalls als Erfindungen zu betrachten.</p>
          <p>In der Rheinprovinz und Westphalen sollen zur Unterdrückung der dortigen Bewegungen jetzt auch mobile Kolonnen, wahrscheinlich drei an der Zahl, zusammengezogen werden.</p>
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          <head><bibl><author>61</author></bibl> Breslau, 13. Mai.</head>
          <p>Was die Magyaren-Führer über das Einrücken der beknuteten Horden und über die vom Charlottenburger Unterknäs an den östreichischen Standrechtsbruder zugesagte und zum Theil schon geleistete Hülfe denken? Sie sagen: &#x201E;Neußen und Preußen bringen uns Alles, was wir brauchen: Waffen, Montirungen, Geld und &#x2014; Siege! Kommen sie zu uns bis zur Theiß, so brauchen wir sie nicht einmal zu schlagen. Unsere Fieber werden sie dahin raffen. Im Winter die Theiß, im Sommer die magyarischen Tokaierfieber: dies sind unsere Verbündeten!&#x201C;</p>
          <p>Die Magyaren haben alle Elemente ihrer Armee, die das ungarische Sommerklima nicht vertragen können, ausgesondert. Ihre polnische Armee soll getheilt werden, um von verschiedenen Seiten in Galizien einzudringen und sich dort als eigene Armee zu rekrutiren. Wider diese Neu-Armee sind eigentlich die Russen gekommen. Der deutsche Theil des magyarischen Heeres wird in Steiermark eindringen, während der slavische in Mähren, der magyarische in Oestreich einbricht. So glaubt man die Insurrektion am besten organisiren und neue Armeen bilden zu können. Es scheint, daß die Ungarn <hi rendition="#g">absichtlich</hi> die Vereinigung der Russen mit den Oestreichern vor Preßburg nicht behindern, um Erstere dann desto sicherer von ihrem Lande abzuschneiden, wenn's gelingt, die Verbindung, z. B. bei Prerau, zu durchbrechen.</p>
          <p>Wie ich eben höre, sollen &#x201E;zum Schutze Deutschlands&#x201C; (welche großartige Heuchelei!) auch 15,000 Hohenzollern'sche Standrechtswerkzeuge in östreichisch Schlesien einrücken.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar300-1_011" type="jArticle">
          <head>Königsberg, 11. Mai.</head>
          <p>Die hiesige Regierung, welche Mittwoch den Beschluß gefaßt hatte, daß der Aufruf des hiesigen Magistrats zu einem Städte-Tage durchaus nichts Ungesetzliches enthalte, hat Donnerstag beschlossen, daß der Städte-Tag verboten werden solle. Diese schnelle Umstoßung eines so eben fast einstimmig gefaßten Beschlusses, soll durch ein Ministerial-Rescript, das Mittwoch des Abends eingegangen, bewirkt worden sein.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar300-1_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>24</author></bibl> Wien, 11. Mai.</head>
          <p>Die &#x201E;Wien. Zeit.&#x201C; bringt endlich einige &#x201E;amtliche&#x201C; Angaben vom ungarischen Kriegsschauplatze. Der Leser wird aus dem Schriftstück selber entnehmen, wie die Bedeutungslosigkeit desselben durch eine Menge unnützer Redensarten zu verdecken gesucht wird und wie dies gleichwohl nicht gelingen will. Diese Piece, die nicht mehr, wie die früheren &#x201E;Kriegsbülletin&#x201C; überschrieben ist, lautet:</p>
          <p>&#x201E;Nach der am 5. Mai von dem 1. Armeecorps vorgenommenen Vorrückung gegen Raab, welche den Zweck hatte, den Feind zum Ausrücken zu bewegen, um seine Stärke beurtheilen zu können, zeigte sich &#x2014; auch nach Aussage eines Ueberläufers &#x2014; daß in der Umgegend von Raab vier Regimenter Husaren, eine bedeutende Zahl noch nicht organisirter Honveds, einige polnische und deutsche Legionen mit 30 Geschützen sich befanden. &#x2014; Der Feind zog sich auf allen Orten vor unseren Colonnen zurück, detachirte aber eine starke Abtheilung gegen Kapuvar, welches unserer Seits von einem Streifcorps unter Major Grabow, bestehend aus 2 Jäger-Compagnien, 6 Compagnien Kondelka, einer Division Kreß-Chev. leg. und 1/2 6pf. Fußbatterie, gedeckt war. Des andern Tags erhielt F. M. L. Graf Schlick von Major Grobois durch den Corporalen Angelo Ferarini von Kreß-Chev. aus Enesse die Meldung, daß er vom Feinde mit Uebermacht angegriffen, in seiner rechten Flanke umgangen, sich zum Rückzuge genöthiget gesehen. Dieser Unteroffizier ward auf seinem Wege von feindlichen Husaren auf allen Seiten umringt, hieb sich aber durch, schwamm durch die Rabnitz und kam glücklich mit dem Rapporte an seine Bestimmung. Derselbe ist mit der silbernen Tapferkeits-Medaille betheilt worden.</p>
          <p>Auf die erste Nachricht eines möglichen feindlichen Vordringens in der Richtung von Kapuvar entsandte der commandirende General sogleich den Oberlieutenant Zaitsek mit 10 Compagnien Grenzer und einiger Cavallerie zur Aufnahme des Majors Grobois von Oedenburg nach St. Miklos, von wo der genannte Oberlieutenant sich bei Zinkendorf aufstellen zu sollen glaubte.</p>
          <p>Ungewiß, ob diese feindliche Bewegung vielleicht mehr als eine bloße Demonstration sein, und den Zweck der Aufwieglung des Landes im Auge haben könnte, erhielt der Herr General von Wyß den Auftrag, mit einem bedeutenderen Corps sogleich über Oedenburg die dortige Gegend nach allen Richtungen zu besetzen, und den Feind nach Raab zurückzuwerfen, was auch nach einem Berichte dieses Generals von Szerdahely erfolgt ist.</p>
          <p>Während dieser Vorgänge auf dem rechten Donauufer gingen immer stärkere feindliche Abtheilungen auf der Insel Schütt vorwärts, welche die die dort befindliche Division des F.-M.-L. Baron Burits in ihrer Stellung zwischen Bruck und Csölle zu beobachten bemüht war.</p>
          <p>Längs dem Schwarzwasser bis über die Fragendorfer Brücke sind bedeutende Verschanzungen aufgeworfen worden, um jedem weiteren Vordringen des Feindes Einhalt zu thun.</p>
          <p>Weiter gegen die Waag streifen die östreichischen Abtheilungen bis nach Neustadt; der Feind hatte die ganze Strecke bis über Sellye herab stark besetzt und sammelte überall Schiffe, um einen Uebergang zu versuchen. Dies gab Veranlassung zu einer That, welche auf den prachtvollen Geist hinweist, der in dem östreichischen Soldaten wohnt. Der Kommandant einer bei Szerdahely, gegenüber eines Punktes, wo der Feind 18 Mühlschiffe versammelt hatte, aufgefahrenen 12-Pfünder-Batterie äußerte gesprächsweise, wie es gut wäre, diese Schiffe an das rechte Ufer herüber zu ziehen; sogleich stiegen der Kanonier Adam Fraunholz und der Fuhrwesens-Gemeine Joseph Schibitz in einen kleinen Nachen, lösten unter dem lebhaftesten feindlichen Gewehrfeuer von den dort befindlichen Schiffen 9 los, brachten 6 davon auf das rechte Ufer, und zerstörten die 3 übrigen. Sie wurden beide mit der silbernen Tapferkeits-Medaille 1. Klasse belohnt.</p>
          <p>Seit einigen Tagen ist eine große Bewegung in der feindlichen Armee, deren Pivot noch immer Comorn ist, sichtbar, und wie es scheint, die größte Aufmerksamkeit des Feindes gegen das Waagthal gerichtet. Der Rebellen-Chef Klapka, welcher zwischen der Waag und Neutra ein Corps von 8000 Mann kommandirt, hat von Comorn her Verstärkungen erhalten, und in wenigen Tagen dürften diese Bewegungen einen bestimmten Charakter annehmen.</p>
          <p>Die östreichische Armee von Ungarn hat durch die Besetzung des so wichtigen Punktes Preßburg à cheval der Donau wieder eine Manövrier-Fähigkeit erlangt, die sie, seitdem sie genöthigt war, Pesth aufzugeben, durch den Strom von Comorn getrennt, nicht haben konnte.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar300-1_013" type="jArticle">
          <head><bibl><author>068</author></bibl> Dresden, 12. Mai.</head>
          <p>Die Contrerevolution kopirt den französischen Convent, den verhaßten und geschmähten, nach besten Kräften. So sind jetzt für alle hauptmannschaftlichen Bezirke &#x201E;außerordentliche Regierungs-Bevollmächtigte&#x201C; ernannt worden, &#x201E;damit bei ferneren revolutionären Bewegungen im Lande die erforderlichen Maaßregeln zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung ohne allen Aufenthalt getroffen und in Ausführung gebracht werden können.&#x201C;</p>
          <p>Diesen Kommissären der <hi rendition="#g">rothen Monarchie</hi> haben alle Behörden, &#x201E;bei Vermeidung eigner Verantwortlichkeit, unweigerlich Folge zu leisten.&#x201C;</p>
          <p>Die Verordnung ist datirt:</p>
          <p>&#x201E;Dresden, 11. Mai.&#x201C;</p>
          <p>Die Nachricht, welche durch eine Masse von Heuler-Blättern, die stets in ihrer feigen Niederträchtigkeit mit Verläumdungen der Gegenpartei bei der Hand sind, verbreitet worden, als habe die provisorische Regierung 60,000 Rthr. aus öffentlichen Kassen mit genommen, ist bereits offiziell widerlegt werden.</p>
          <p>Die Leipziger Zeitung enthält vier neue Steckbriefe, betreffend die flüchtig gewordenen Bürgermeister Gustav Fincke in Crimmitzschau und Alexander Franz Lincke in Werdau wegen Theilnahme an hochverrätherischen Umtrieben und thatsächlicher Begünstigung derselben, und hinter dem Gerichtsdirektor Richard Ludwig in Pegau und Bürgermeister und Rechtskandidat Ferdinand Gasch in Waldheim wegen thätiger Beförderung der Zwecke der sogenannten provisorischen Regierung von Sachsen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar300-1_014" type="jArticle">
          <head>Braunschweig, 13. Mai.</head>
          <p>Seit zwei Nächten sind hier Preußische Truppen auf der Eisenbahn durchpassirt, in letzter Nacht ein Theil des Kaiser-Alexander-Regiments, von Dresden her. Da diese Durchzüge, der offiziellen Meldung zufolge, noch unbestimmte Zeit fortwähren, so ist, um einzelne excentrische Köpfe von Unbesonnenheiten abzuhalten, die nachstehende Proklamation erschienen, welche so ungefähr den Standpunkt der hier herrschenden Stimmung angiebt:</p>
          <p>&#x201E;<hi rendition="#g">Mitbürger</hi>!</p>
          <p>Ihr strebt für eine heilige Sache &#x2014; für die Reichsverfassung, für die Deutsche Einheit. Ihr wollet die Herrschaft des Gesetzes, Ihr wollet die Ordnung auf dem Boden des Rechts. Die Nationalversammlung zu Frankfurt hat in ihrer letzten Sitzung beschlossen, jeder Erhebung des Volks für die Verfassung Schutz zu gewähren. Sie hat sich damit an die Spitze der Bewegung gestellt (!) welche der Durchführung der Verfassung gilt. Von dorther erwartet (!) also die weiteren Befehle und Anordnungen (!) Nur wenn das ganze Deutsche Volk in treuem Gehorsam gegen seinen einzigen und wahren Mittelpunkt sich erhebt, kann der Sieg errungen werden. Jede einzelne Schilderhebung, jeder einzelne Krawall führt ins Verderben. Eingekeilt, wie wir sind, zwischen stärkere Nachbaren, dürfen wir am Wenigsten einem ungestümen Thatendrange nachgeben; wir dürfen dem lauernden Feinde auch nicht einmal den Schein eines Vorwandes bieten, gegen uns heranzurücken. Schonet und sparet Eure Kräfte für das große Vaterland! In ruhiger Haltung, nur thätig im Rüsten, seid des Winkes von Frankfurt gewärtig! Rüstet inzwischen, knüpfet fester
</p>
        </div>
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</TEI>
[1706/0002] Eine Anzahl von Mitgliedern aus Preußen hat dies schon durch ihren freiwilligen Austritt anerkannt. Eine große Anzahl Anderer warten nur auf die Erklärung der Regierung Ew. Majestät, um einen gleichen Schritt zu thun. Damit daher über die Willensmeinung Ew. Königlichen Majestät kein Zweifel bleibe und Niemanden ein Vorwand zur Irreleitung der Gemüther gelassen werde, so hält es das unterzeichnete Staats-Ministerium, in Erwägung, daß die Aufgabe der deutschen Nationalversammlung nach Lage der Sachen und ihrerseits erfolgter Ablehnung jeder weiteren Verständigung und Vereinbarung als durch die Berathung der Verfassung erledigt angesehen werden muß, die Versammlung aber nicht mehr auf gesetzlichem Boden steht und überdies sich in offene Feindseligkeit gegen Preußen gesetzt hat, für seine Pflicht, bei Ew. Königl. Majestät allerunterthänigst zu beantragen, daß Allerhöchstdieselben ausdrücklich erklären wollen, wie das auf die Bundes-Beschlüsse vom 30. März und 7. April v. J. und die Verordnung vom 11. des letzteren Monats gegründete Mandat der preußischen Abgeordneten nunmehr erloschen und die Abgeordneten daher zum Austritt aus der Versammlung zu veranlassen seien. Wir glauben, daß das preußische Volk in seiner großen Mehrzahl und seinem gesunden Kern mit uns die Ueberzeugung theilt, daß der Weg, welchen die Nationalversammlung eingeschlagen hat, weder dem wahren Interesse Deutschlands, noch dem Willen der deutschen Nation entspreche, und daher auf eine Mitwirkung derselben zum Heile des Gesammt-Vaterlandes nicht länger zu hoffen sei, und daß es demgemäß auch die von uns beantragte Erklärung Ew. Königl. Majestät als den Ausdruck seiner eigenen Gesinnung begrüßen werde. Kein Preuße wird es mit der Vaterlandsliebe und der National-Ehre preußischer Staatsbürger für verträglich halten, sich an Berathungen zu betheiligen, welche zu Beschlüssen führen, die eine offene Feindschafts-Erklärung gegen den preußischen Staat enthalten. Berlin, den 14. Mai 1849. Das Staats-Ministerium. (gez.) Graf von Brandenburg. von Ladenberg. von Manteuffel. von Strotha. von der Heydt. von Rabe- Simons.“ An des Königs Majestät. 062 Montjoie, 14. Mai. Auch in unserer durch die Fabrikanten niedergehaltenen Stadt haben die Gewaltthaten des königl. preußischen Gottes-Gnadenthums eine allgemeine Entrüstung hervorgerufen. Diese wurde nur noch durch die Einberufung eines Theils der Landwehr gesteigert. In einer Versammlung vom 11. Mai, wobei sich wenigstens 300 Landwehrmänner betheiligten, wurde beschlossen, daß die hiesige Landwehr dem Rufe des Ministeriums Manteuffel nicht Folge leisten, sondern sich nur der National-Versammlung in Frankfurt a. M. unterordnen und bei Anwendung von Gewalt dieser ebenfalls Gewalt entgegensetzen würde. Da jedoch die Kürze der Zeit nicht gestattet hatte, die entfernteren Landbewohner zu dieser Versammlung einzuladen, so wurde, nach Bildung eines Comite's, eine weitere Generalversammlung auf den 17. d. M. in dem naheliegenden Imgenbruch angeordnet und soll sich diese hauptsächlich damit beschäftigen, die Maßregeln zu bestimmen, welche im Falle der Gewalt anzuwenden sind. Das Comite wird sich übrigens mit den Landwehren von Aachen, Düren, Malmedy und Eupen in Verbindung setzen. 068 Elberfeld, 16. Mai. Es geht uns folgende Mittheilung zu: Bekanntmachung. Der Sicherheitsausschuß hat beschlossen, daß auch diejenigen Mitbürger, die Elberfeld verlassen, von der Einquartirung nicht zum Nachtheil der Uebrigen verschont bleiben können und fordert daher die Familien, die sich auswärts befinden, auf, zur Empfangnahme der Quartierbillette Jemand hier zu beauftragen. Elberfeld, den 15. Mai 1849. Der Sicherheitsausschuß. Namens desselben: C. Hecker. Römer. 103 Overath, 14. Mai. Die hiesige Landwehr ist in eine Compagnie unter selbstgewählten Führern zusammengetreten. Sie versieht sich mit Waffen und harrt des Augenblicks, um für die Sache der Demokratie künftig handelnd aufzutreten. * Aus dem Bergischen, 15. Mai. Die aus dem Bergischen und aus Westphalen eintreffenden Nachrichten stimmen darin überein, daß man überall entschlossen ist, den Kampf mit dem Königthum fortzusetzen. Von Stunde zu Stunde dehnt sich der Aufstand nach allen Richtungen aus. Elberfeld und Iserlohn bilden die Hauptpunkte der Insurrektion. Von Elberfeld hört man, daß der Sicherheitsausschuß mit der größten Strenge zu Werke geht und daß unter der durchgängig bewaffneten Bevölkerung die beste Disciplin herrscht. Die Straßen sind so verbarrikadirt, daß die größten Truppenkorps nicht hinreichen würden, um die Passage zu forciren; auch hat man damit begonnen, alle benachbarten Hügel und namentlich die Elberfeld umringenden Höhen zu besetzen, um durch das Feuer der Schützen dem heranrückenden Feinde den mörderischsten Wiederstand zu leisten. Täglich langt noch bewaffneter Zuzug aus den kleineren Orten an, und läßt sich von dem Kriegsausschuß enrolliren. So trafen gestern 60 Schützen aus Essen, 50 aus Cronenberg ein. Für die ganze Mannschaft sorgt der Sicherheitsausschuß in umfassender Weise. Zur Erleichterung des Verkehrs gibt er jetzt Bons, im Werthe von 5 Silbergroschen, für den Einkauf von Viktualien aus. Die Einmüthigkeit der Bevölkerung scheint ein Resultat dieser vielfachen Anstrengungen zu garantiren. Allgemein sehnt man sich nach dem Augenblick des Kampfes, und wenn auch einige Furchtsame nach Düsseldorf geeilt sein sollen, um mit dem Regierungspräsidenten Vermittlungsverhandlungen anzuknüpfen, so sind dies nur private Bestrebungen, welche mit dem dominirenden Sicherheitsausschuß nicht zusammenhängen. Iserlohn hat sich die energische Haltung Elberfelds zum Muster genommen. In einer am 12. d. gehaltenen Versammlung sämmtlicher Insurgenten faßte man den Beschluß, die Stadt bis zum Aeußersten zu vertheidigen. Neue und festere Barrikaden wurden daher in allen Straßen angelegt, indem man zugleich die Engpässe des Gebirges besetzte und sich mit der aufgestandenen Bevölkerung der an der Ruhr gelegenen Orte in Verbindung setzte. Auf diese Weise hat man aus jener für einen Guerilla-Kring vorzüglich geeigneten Gegend ein Bollwerk gemacht, an dem sich die preußische Soldateska noch weidlich den Kopf zerstoßen wird. An Munition hat man Ueberfluß. Der Zufall wollte es nämlich, daß man einen für den Feind bestimmten Transport Patronen auffing, der sofort unter die Kämpfer vertheilt wurde. Die Contre-Revolution ist ihrerseits damit beschäftigt, dem herannahenden Sturm zu begegnen und concentrirt ihre Streitkräfte in Düsseldorf und Münster, um von dort den Angriff auf das Volk zu beginnen. * Berlin, 14. Mai. Es hatten sich gestern Nachmittag im sogenannten Birkenwäldchen wiederum wohl über Tausend Menschen eingefunden, welche in einzelnen Gruppen die Tagesereignisse besprachen. Diese Versammlung hat den weisen Behörden indessen doch so gefährlich geschienen, daß ein Piquet Uhlanen und ein Detachement Infanterie zur Ueberwachung hingeschickt waren. Außerdem sah man noch Polizeikommissarien, Gensd'armen, Constabler etc. in Masse sich herumtreiben. Die Versammlung ließ sich dadurch natürlich gar nicht stören, obgleich die Uhlanen es für gut hielten, Patrouillen auszuschicken, welche die Pistolen mit gespanntem Hahn in der Hand hielten. Auch heute noch sind wir ganz ohne Nachrichten aus Sachsen. Man weiß nichts von dem Stande der Sachen im Erzgebirge, ja, es hat sich noch nicht einmal die Gefangennehmung Heubner's offiziell bestätigt. Es ist heute die erste Sitzung des uns von Rintelen octroyirten Schwurgerichts gewesen. Wäre die Sache nicht so ernst, man würde sie für eine gelungene Carricatur der Schwurgerichte überhaupt halten müssen. Es ist aber bezeichnend, daß ein demokratisches Blatt wie die „National-Zeitung“ sich so weit vergißt, diese Carricatur mit Jubel zu begrüßen, während doch kein Augenblick geeigneter wäre, an diesem Beispiel dem Volke zu zeigen, was es erreichen wollte und was es erreicht hat. Die erste Verhandlung gegen den Literaten Springer hat bewiesen, was wir von so enragirten Preußenvereinern zu erwarten haben, die uns die Gnade des Hrn. Hinkeldey als Geschworne octroyirt hat. Herr Springer hatte im vorigen Sommer einen Artikel „Die Tyrannen“ in der Held'schen „Locomotive“ geschrieben, der sich durchaus nicht durch seinen übermäßigen Radikalismus auszeichnete, da er im Ganzen eine theoretische Sprache festhielt. Die Preußenvereiner nun haben sich nicht gescheut, auf „schuldig“ zu erkennen, worauf der Gerichtshof auf 2 1/2 Jahr Festung erkannte und befahl, den Verurtheilten sogleich zur Abbüßung seiner Strafe fortführen zu lassen. Das steht fest, hier in Berlin wenigstens, wird man die alte Gerichtsverfassung noch sehnsüchtig zurückwünschen. Der hiesige Unterknäs hat gestern geruht, die Landwehr, welche nach dem Rhein gehen soll, mit einer feierlichen Rede zu begeistern, eine Rede, welche alle Hörer lebhaft an die erinnerte, mit welcher der erhabene Windischgrätz Oestreichs herrliches Kriegsheer zu ermuthigen pflegte, ehe es nach Ungarn ging, um dort vernichtet zu werden. „Kinder,“ sagte der geistreiche König, „ihr geht jetzt nach meiner schönsten Provinz, wo eine kleine Umsturzpartei das Banner des Aufruhrs empor gehoben hat und die Anarchie Alles zu ergreifen droht. Ich weiß, daß die große Majorität auch dort zu den Gutgesinnten gehört, aber sie ist theils zu schwach, theils lassen sich Einzelne von Böswilligen verführen. Ihr werdet die Stütze der guten Bürger sein, und wenn der Bürgerkrieg offen sein Haupt erheben sollte, dann erinnert Euch an den alten Ruhm der preußischen Armee und bleibt getreu ihrem glorreichen Wahlspruche: mit Gott für König und Vaterland!“ Obgleich man ein donnerndes dreimaliges Hurrah erwartet hatte, und die Offiziere alles Mögliche thaten, um es zu Stande zu bringen, so fiel diese offizielle Antwort doch nur sehr schwach aus und zeigte, daß die „kleine Umsturzpartei“ sogar in der Landwehr schon tüchtigen Boden gewonnen hat. Vor einigen Tagen befand sich das halbe königl. Haus auf dem Potsdamer Eisenbahnhofe. Natürlich war der Retter des Vaterlandes, General v. Wrangel, im Gefolge der Prinzen. Die Berliner, welche ebenfalls da waren, gehörten größtentheils der konservativen Partei an und entblös'ten demüthig ihr Haupt, als die hohen Personen sich näherten. Unglücklicherweise aber, war ein gewisser Herr Philipp frech und unehrerbietig genug, seinen Hut aufzubehalten, der mit einer großen schwarz-roth-goldnen Kokarde geschmückt war. General Wrangel ließ sich, erbittert über den jungen Mann, einen Constabler holen, der ihn verhaften sollte. Natürlich protestirte der Inculpat gegen ein solches Verfahren und fragte nach den Gründen dieser merkwürdigen Verhaftung. Er trage eine rothe Kokarde, wurde ihm vom General erwidert. Es wies sich indeß sogleich aus, daß die Kokarde ganz ähnlich derjenigen war, welche Herr v. Wrangel selbst trug, nur daß das Roth in derselben, die andern Farben etwas überwog. Herr Philipp mußte wieder frei gelassen werden. Der Reichskommissar Bassermann befindet sich noch immer hier, wir wissen nicht weshalb, wenn er nicht in Sanssouci fortfährt, gastronomische Studien zu machen. Er konferirt sogar häufig mit den Ministern, unbekümmert um den kleinen Fußtritt, welchen er nach seinen gutgemeinten Vorschlägen erhielt. Ob diese Konferenzen aber gerade zum Wohl der Nationalversammlung und Deutschlands beitragen, möchten wir sehr bezweifeln. Wie wir hören, räth der Frankfurter Diplomat nach den neuesten Schritten der Paulskirche, welche er höchlichst mißbilligt, zu ernsthafter Energie!! Der berüchtigte Prozeß über die thatsächlichsten Grundlagen der famösen „Enthüllungen“ hat, obschon ein nicht mehr zu bewältigendes Aktenvolumen zusammengeschrieben ist, doch noch nicht das mindeste Ergebniß geliefert. Weder Staatsanwalt noch Untersuchungsrichter haben sich beglaubigte Data verschaffen können, welche ausreichend wären, um eine Untersuchung zu eröffnen. Auch der Steuerverweigerungsprozeß ist noch nicht bis in dieses Stadium gelangt. Nach dem „Publicist“ haben Verhöre seit lange gar nicht mehr stattgefunden und die in Beschlag genommenen Papiere und Drucksachen liegen in ganzen Ballen noch immer in der Registratur des Staatsanwalts. Die Nachricht, welche aus dem Büreau des hiesigen Ministerii des Innern den Blättern zur Verbreitung übergeben wurde: daß die provisorische Regierung 60,000 Thlr. aus der sächsischen Sparkasse mit sich genommen habe, ist eine Erfindung des Kabinets der „Enthüllungen“. Sächsische Blätter wissen davon nicht nur kein Wort, sondern behaupten gerade im Gegentheil, daß die Insurrektion das Eigenthum geachtet habe. Frühere Mittheilungen, wonach d'Ester, Schramm u. A. in Dresden gewesen wären, sind gleichfalls als Erfindungen zu betrachten. In der Rheinprovinz und Westphalen sollen zur Unterdrückung der dortigen Bewegungen jetzt auch mobile Kolonnen, wahrscheinlich drei an der Zahl, zusammengezogen werden. * Berlin, 15. Mai. Nach mehrfachen Versicherungen, hat der gottbegnadete Hohenzollern beschlossen, am Himmelfahrtstage ganz Preußen nebst 2meiligem Umkreise in Belagerungszustand erklären zu lassen. Berlin, 13. Mai. Aus Sachsen geht die Nachricht ein, Todt sei gefangen genommen worden und habe mit einer Pistole, die er bei sich getragen, den Versuch gemacht, sich durch einen Schuß in den Mund zu tödten. Der Versuch soll mißglückt sein und der Schuß nur den Unterkiefer zerschmettert haben. (D. R.-Z.) 61 Breslau, 13. Mai. Was die Magyaren-Führer über das Einrücken der beknuteten Horden und über die vom Charlottenburger Unterknäs an den östreichischen Standrechtsbruder zugesagte und zum Theil schon geleistete Hülfe denken? Sie sagen: „Neußen und Preußen bringen uns Alles, was wir brauchen: Waffen, Montirungen, Geld und — Siege! Kommen sie zu uns bis zur Theiß, so brauchen wir sie nicht einmal zu schlagen. Unsere Fieber werden sie dahin raffen. Im Winter die Theiß, im Sommer die magyarischen Tokaierfieber: dies sind unsere Verbündeten!“ Die Magyaren haben alle Elemente ihrer Armee, die das ungarische Sommerklima nicht vertragen können, ausgesondert. Ihre polnische Armee soll getheilt werden, um von verschiedenen Seiten in Galizien einzudringen und sich dort als eigene Armee zu rekrutiren. Wider diese Neu-Armee sind eigentlich die Russen gekommen. Der deutsche Theil des magyarischen Heeres wird in Steiermark eindringen, während der slavische in Mähren, der magyarische in Oestreich einbricht. So glaubt man die Insurrektion am besten organisiren und neue Armeen bilden zu können. Es scheint, daß die Ungarn absichtlich die Vereinigung der Russen mit den Oestreichern vor Preßburg nicht behindern, um Erstere dann desto sicherer von ihrem Lande abzuschneiden, wenn's gelingt, die Verbindung, z. B. bei Prerau, zu durchbrechen. Wie ich eben höre, sollen „zum Schutze Deutschlands“ (welche großartige Heuchelei!) auch 15,000 Hohenzollern'sche Standrechtswerkzeuge in östreichisch Schlesien einrücken. Königsberg, 11. Mai. Die hiesige Regierung, welche Mittwoch den Beschluß gefaßt hatte, daß der Aufruf des hiesigen Magistrats zu einem Städte-Tage durchaus nichts Ungesetzliches enthalte, hat Donnerstag beschlossen, daß der Städte-Tag verboten werden solle. Diese schnelle Umstoßung eines so eben fast einstimmig gefaßten Beschlusses, soll durch ein Ministerial-Rescript, das Mittwoch des Abends eingegangen, bewirkt worden sein. 24 Wien, 11. Mai. Die „Wien. Zeit.“ bringt endlich einige „amtliche“ Angaben vom ungarischen Kriegsschauplatze. Der Leser wird aus dem Schriftstück selber entnehmen, wie die Bedeutungslosigkeit desselben durch eine Menge unnützer Redensarten zu verdecken gesucht wird und wie dies gleichwohl nicht gelingen will. Diese Piece, die nicht mehr, wie die früheren „Kriegsbülletin“ überschrieben ist, lautet: „Nach der am 5. Mai von dem 1. Armeecorps vorgenommenen Vorrückung gegen Raab, welche den Zweck hatte, den Feind zum Ausrücken zu bewegen, um seine Stärke beurtheilen zu können, zeigte sich — auch nach Aussage eines Ueberläufers — daß in der Umgegend von Raab vier Regimenter Husaren, eine bedeutende Zahl noch nicht organisirter Honveds, einige polnische und deutsche Legionen mit 30 Geschützen sich befanden. — Der Feind zog sich auf allen Orten vor unseren Colonnen zurück, detachirte aber eine starke Abtheilung gegen Kapuvar, welches unserer Seits von einem Streifcorps unter Major Grabow, bestehend aus 2 Jäger-Compagnien, 6 Compagnien Kondelka, einer Division Kreß-Chev. leg. und 1/2 6pf. Fußbatterie, gedeckt war. Des andern Tags erhielt F. M. L. Graf Schlick von Major Grobois durch den Corporalen Angelo Ferarini von Kreß-Chev. aus Enesse die Meldung, daß er vom Feinde mit Uebermacht angegriffen, in seiner rechten Flanke umgangen, sich zum Rückzuge genöthiget gesehen. Dieser Unteroffizier ward auf seinem Wege von feindlichen Husaren auf allen Seiten umringt, hieb sich aber durch, schwamm durch die Rabnitz und kam glücklich mit dem Rapporte an seine Bestimmung. Derselbe ist mit der silbernen Tapferkeits-Medaille betheilt worden. Auf die erste Nachricht eines möglichen feindlichen Vordringens in der Richtung von Kapuvar entsandte der commandirende General sogleich den Oberlieutenant Zaitsek mit 10 Compagnien Grenzer und einiger Cavallerie zur Aufnahme des Majors Grobois von Oedenburg nach St. Miklos, von wo der genannte Oberlieutenant sich bei Zinkendorf aufstellen zu sollen glaubte. Ungewiß, ob diese feindliche Bewegung vielleicht mehr als eine bloße Demonstration sein, und den Zweck der Aufwieglung des Landes im Auge haben könnte, erhielt der Herr General von Wyß den Auftrag, mit einem bedeutenderen Corps sogleich über Oedenburg die dortige Gegend nach allen Richtungen zu besetzen, und den Feind nach Raab zurückzuwerfen, was auch nach einem Berichte dieses Generals von Szerdahely erfolgt ist. Während dieser Vorgänge auf dem rechten Donauufer gingen immer stärkere feindliche Abtheilungen auf der Insel Schütt vorwärts, welche die die dort befindliche Division des F.-M.-L. Baron Burits in ihrer Stellung zwischen Bruck und Csölle zu beobachten bemüht war. Längs dem Schwarzwasser bis über die Fragendorfer Brücke sind bedeutende Verschanzungen aufgeworfen worden, um jedem weiteren Vordringen des Feindes Einhalt zu thun. Weiter gegen die Waag streifen die östreichischen Abtheilungen bis nach Neustadt; der Feind hatte die ganze Strecke bis über Sellye herab stark besetzt und sammelte überall Schiffe, um einen Uebergang zu versuchen. Dies gab Veranlassung zu einer That, welche auf den prachtvollen Geist hinweist, der in dem östreichischen Soldaten wohnt. Der Kommandant einer bei Szerdahely, gegenüber eines Punktes, wo der Feind 18 Mühlschiffe versammelt hatte, aufgefahrenen 12-Pfünder-Batterie äußerte gesprächsweise, wie es gut wäre, diese Schiffe an das rechte Ufer herüber zu ziehen; sogleich stiegen der Kanonier Adam Fraunholz und der Fuhrwesens-Gemeine Joseph Schibitz in einen kleinen Nachen, lösten unter dem lebhaftesten feindlichen Gewehrfeuer von den dort befindlichen Schiffen 9 los, brachten 6 davon auf das rechte Ufer, und zerstörten die 3 übrigen. Sie wurden beide mit der silbernen Tapferkeits-Medaille 1. Klasse belohnt. Seit einigen Tagen ist eine große Bewegung in der feindlichen Armee, deren Pivot noch immer Comorn ist, sichtbar, und wie es scheint, die größte Aufmerksamkeit des Feindes gegen das Waagthal gerichtet. Der Rebellen-Chef Klapka, welcher zwischen der Waag und Neutra ein Corps von 8000 Mann kommandirt, hat von Comorn her Verstärkungen erhalten, und in wenigen Tagen dürften diese Bewegungen einen bestimmten Charakter annehmen. Die östreichische Armee von Ungarn hat durch die Besetzung des so wichtigen Punktes Preßburg à cheval der Donau wieder eine Manövrier-Fähigkeit erlangt, die sie, seitdem sie genöthigt war, Pesth aufzugeben, durch den Strom von Comorn getrennt, nicht haben konnte. 068 Dresden, 12. Mai. Die Contrerevolution kopirt den französischen Convent, den verhaßten und geschmähten, nach besten Kräften. So sind jetzt für alle hauptmannschaftlichen Bezirke „außerordentliche Regierungs-Bevollmächtigte“ ernannt worden, „damit bei ferneren revolutionären Bewegungen im Lande die erforderlichen Maaßregeln zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung ohne allen Aufenthalt getroffen und in Ausführung gebracht werden können.“ Diesen Kommissären der rothen Monarchie haben alle Behörden, „bei Vermeidung eigner Verantwortlichkeit, unweigerlich Folge zu leisten.“ Die Verordnung ist datirt: „Dresden, 11. Mai.“ Die Nachricht, welche durch eine Masse von Heuler-Blättern, die stets in ihrer feigen Niederträchtigkeit mit Verläumdungen der Gegenpartei bei der Hand sind, verbreitet worden, als habe die provisorische Regierung 60,000 Rthr. aus öffentlichen Kassen mit genommen, ist bereits offiziell widerlegt werden. Die Leipziger Zeitung enthält vier neue Steckbriefe, betreffend die flüchtig gewordenen Bürgermeister Gustav Fincke in Crimmitzschau und Alexander Franz Lincke in Werdau wegen Theilnahme an hochverrätherischen Umtrieben und thatsächlicher Begünstigung derselben, und hinter dem Gerichtsdirektor Richard Ludwig in Pegau und Bürgermeister und Rechtskandidat Ferdinand Gasch in Waldheim wegen thätiger Beförderung der Zwecke der sogenannten provisorischen Regierung von Sachsen. Braunschweig, 13. Mai. Seit zwei Nächten sind hier Preußische Truppen auf der Eisenbahn durchpassirt, in letzter Nacht ein Theil des Kaiser-Alexander-Regiments, von Dresden her. Da diese Durchzüge, der offiziellen Meldung zufolge, noch unbestimmte Zeit fortwähren, so ist, um einzelne excentrische Köpfe von Unbesonnenheiten abzuhalten, die nachstehende Proklamation erschienen, welche so ungefähr den Standpunkt der hier herrschenden Stimmung angiebt: „Mitbürger! Ihr strebt für eine heilige Sache — für die Reichsverfassung, für die Deutsche Einheit. Ihr wollet die Herrschaft des Gesetzes, Ihr wollet die Ordnung auf dem Boden des Rechts. Die Nationalversammlung zu Frankfurt hat in ihrer letzten Sitzung beschlossen, jeder Erhebung des Volks für die Verfassung Schutz zu gewähren. Sie hat sich damit an die Spitze der Bewegung gestellt (!) welche der Durchführung der Verfassung gilt. Von dorther erwartet (!) also die weiteren Befehle und Anordnungen (!) Nur wenn das ganze Deutsche Volk in treuem Gehorsam gegen seinen einzigen und wahren Mittelpunkt sich erhebt, kann der Sieg errungen werden. Jede einzelne Schilderhebung, jeder einzelne Krawall führt ins Verderben. Eingekeilt, wie wir sind, zwischen stärkere Nachbaren, dürfen wir am Wenigsten einem ungestümen Thatendrange nachgeben; wir dürfen dem lauernden Feinde auch nicht einmal den Schein eines Vorwandes bieten, gegen uns heranzurücken. Schonet und sparet Eure Kräfte für das große Vaterland! In ruhiger Haltung, nur thätig im Rüsten, seid des Winkes von Frankfurt gewärtig! Rüstet inzwischen, knüpfet fester

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 300. Köln, 17. Mai 1849, S. 1706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz300i_1849/2>, abgerufen am 21.11.2024.