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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 300. Köln, 17. Mai 1849. Zweite Ausgabe.

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da bleiben wollten oder nicht. Es war zu spät: sie blieben alle, Dragoner und Infanterie, und jetzt in diesem Augenblicke steht es bei uns so, wie wohl überall in Baden, wo badische Garnisonen liegen. Das Militär ist zu dem Volke übergegangen und Bürger befehlen neben dem neuerwählten Militärkommando! Die Soldaten durchziehen bald in großen, bald in kleinen Trupps mit den Bürgern Arm in Arm die Straßen, singen Freiheitslieder und lassen den Hecker hochleben. -- Die neuesten Nachrichten aus Karlsruhe lauten dahin, daß dort Ordnung herrscht. Die Bürgerwehr versieht die Wachen. Der Großherzog soll mit seinem Hofe nach Germersheim geflohen sein, weil -- lachen Sie nicht! -- weil dort noch ein altbaierisches Regiment in Zucht und Ordnung existirt! Nach einer andern Lesart sei er mit Bekk und den Prinzen nach Straßburg geflohen. Der Landesausschuß, welcher seinen Sitz anfangs nach Rastatt verlegen wollte, wird nun wahrscheinlich nach Karlsruhe gehen. Brentano liegt lebensgefährlich erkrankt in Baden-Baden. Viele verzweifeln an seinem Aufkommen; schon an der Offenburger Versammlung hat er keinen Antheil genommen. -- Was wird's geben? Diese Frage ist in aller Leute Mund. Aber die Antwort! Ich habe sie nicht! Eine Vereinigung mit der Pfalz auf Leben und Tod ist das Nächste und Natürlichste; bleibt, was zu erwarten, der Geist der Revolution in der Bahn, in die er jetzt eingelenkt hat, so wird bald ganz Süddeutschland diesem Geiste folgen müssen. Wir haben tüchtige Führer, unsere Bürgerwehr, die seit heute Morgen die Gewehre erhalten hat, wird von trefflichen und besonnenen Leuten kommandirt, und was die Partei anbelangt, der man so lange als Attribut eine rothe Feder an den Hut steckte, so versichere ich Sie, daß jedes Ueberstürzen der gewaltigen Bewegung an sich selbst den kräftigsten Widerstand finden würde. Denn die Leiter wissen, um was es sich handelt! Die Revolution hat sie dies Mal nicht überrascht. Morgen mehr! Entschuldigen Sie die große Eile dieser Zeit drängt und die Menschen drängen mit der Zeit.

Nachschrift. So eben vernehme ich, daß man von Ludwigshafen aus in der Richtung von Worms eine starke Kanonade höre, dazwischen Gewehrsalven.

Rastatt befindet sich im Besitze der Soldaten, die sich mit den Bürgern verbrüdert haben. Der militärische Dienst wird von Bürgern und Soldaten gemeinschaftlich versehen. Der Landesausschuß der Volksvereine in Baden hat sich permanent erklärt, um die Beschlüsse der Offenburger Volksversammlung durchzuführen. Er hat seinen Sitz in Rastatt genommen. Die Festungscommandantur ist in den Händen einer von Bürgern und Militär niedergesetzten Commission.

Ungarn.
Debreczyn, 15. April.

Sitzung des Repräsentantenhauses.

Präsident Paul Almassy

Das Protokoll der gestrigen Sitzung wird verlesen.

Stephan Bezeredy: Ich habe eine kleine Bemerkung rücksichtlich der Protokolle. Wir müssen in Allem, besonders aber in dem gestrigen Gegenstande die größte Genauigkeit beobachten. Die g. Repräsentanten werden sich erinnern, daß bevor noch Ladislaus Madaraß seinen Antrag bezüglich auf Ludwig Kossuth gestellt hatte, Kossuth einstimmig zum Regierungspräsidenten ausgerufen worden ist, und dies ist eine so wichtige Sache, damit das Vaterland erfahre, wie das Repräsentantenhaus die Regentschaft Kossuth's als etwas Natürliches und aus der Lage der Dinge Fließendes erkannte, und es nicht einmal nöthig war, deshalb einen Antrag zu stellen (wahr!), so daß demgemäß ich dies ausgedrückt wünschte, damit die Sache in ihrer vollen Würde dastehe. (Richtig!)

Die Versammlung beschließt, daß die Erwähnung der Madaraß'schen Motion im Protokolle auszubleiben habe.

Ein Antrag des Repräsentanten Karl Szaß, weil darüber keine Beschlußnahme erfolgte, wird gleichfalls ausgelassen.

Lazorus Meßaros, Kriegsminister: Geehrtes Haus! Der berühmte Arzt Hufeland sagt: Wer in seinem 30. Jahre nicht erkannt hat, was seinem Organismus zuträglich oder schädlich, der verdient nicht die Gesundheit; -- ich wleder sage, wer mit grauen Haaren an der Spitze einer Sache steht, und nicht zu berechnen weiß, wann seine Zeit abgelaufen, der kann alles Andere sein, nur kein Patriot. Und weil ich dies fühle, und meinem Vaterlande ein treuer Bürger bleiben will, so habe ich schon lange vordem, neuerlich aber nach der famosen kaschauer Schlacht, ganz besonders aber jetzt erkannt, daß für mich die Zeit gekommen, wo ich mein mit Blumen überstreutes Amt geschickteren Händen zu übergeben habe, und zwar mit meinem Segen. (Eljenruf.) Und da man nichts ohne Grund thun kann, werde ich jetzt auch einige meiner Gründe vorbringen. Die Regierung muß stark sein, damit sie es aber sein könne, so muß Jedermann ihrem leitenden Principe sich so unterordnen, daß Alles von einem Geiste und einem Willen durchweht sei; und weil ich so unglücklich war und neuerdings sehe, daß ich zu der jetzigen Regierung in einigem Widerspruch stehe, so betrachte ich mich als unmöglich geworden; für unmöglich halte ich mich aber auch gegenüber der Armee, weil ich das Unglück hatte, durch lange Zeit in jenen schwerfälligen Pedanterien aufgewachsen zu sein, durch welche das selige Haus Oestreich sich in so hohem Grade ausgezeichnet; und während ich diese Bleigewichte abstreifen wollte, hat jenes Heer, welches zuerst der Ministerpräsident, dann der Landes-Kriegsrath, später der Landesvertheidigungs-Ausschuß, zuletzt die Regierungs-Commissare und mehrere Comitats-Ausschusse in Compagnien mit mir geschaffen haben -- seinen Adlerflug begonnen, und zwar so hoch zu den Sternen, daß es mich Armen zurückließ, so weit zurückließ, daß ich mich jetzt als rococco erblicke. (Beifall.) Und weil ich dies sehe, wünsche ich an die Spitze der Kriegsangelegenheiten ein solches Individuum gestellt, das auch selbst mit den Jungeren auf einem feurigen Rosse zuweilen Fensterparade machen, und echt ungarisch, wo es sein muß, im Carriere dahinsprengen kann; welches vermag, sich unbedingten Gehorsam zu erringen und diesen Gehorsam auch nach unten zu verbreiten; -- das nicht nur Gesetze zu bringen und zu erlassen weiß, sondern auch zu erwirken im Stande sei, daß sie von Andern beobachtet werden; -- mit einem Worte, ein solches Individuum, welches die jetzige Ordnung, Sparsamkeit, Brauchbarkeit, Acuratesse etc. etc. ein wenig zu erweitern und mit seinem leitenden Principe in Einklang zu bringen verstehe. Heute Sonntag ist der 15. April, morgen Montags wird der 16. fein, heute um Mitternacht sehe ich also meine Laufbahn für beendigt an, da von morgen den 16. April der neue Minister, wie die römischen Consule, seine Aera datirt, welcher Tag für die Russen ein dies nefastus war. (Beifall.) Ich habe nun keine weitere Bitte an das geehrte Haus, als daß es so gütig sein möge, mich als einfachen Bürger und Deputirten von Baja in seine Mitte aufzunehmen, so wie ich herzlich darum ersuche und Sie es für gut finden werden. (Lauter und stürmischer Eljenruf.) Meßaros, der Erste, ist todt, ich besorge, daß er nicht einmal einen Patentator haben wird, aber ich hoffe, daß diese Patentation irgend ein Rothkäppler erleben wird, und zwar besser erleben, als einst Meßaros, der in Erlau gestorben ist, als man sagte: Meßaros ist todt, er hat die Stadt ohne Fleisch gelassen. (Beifall.) Und weil dies so war und ich kaum in Frieden ruhen werde, so lebe der neue Kriegsminister! (Anhaltender Applaus und Eljenruf)

Stephan Bezeredy: Die Erklärung meines geehrten Freundes ist eine so männliche, daß ich gegen seinen Charakter mich versündigen würde, wenn ich ihn oppugniren und zur Aenderung seines Entschlusses drangen wollte; das aber konnte er aus unserem Zurufe entnehmen, daß das Haus fühlt und anerkennt, daß es die Gesinnung und den Charakter, die sich in seinen Gründen aussprechen, würdigt, und daß er damit neue Blumen in seinen Bürgerkranz geflochten. Wie der Kriegsminister sein Amt gefuhrt, dazu bedarf es keines andern Commentars und Beweises, als des Erfolges unserer Waffen. Dieser wird der Nachwelt zeigen, was für ein Kriegsminister Meßaros gewesen; unter welchem solche bewaffnete Macht geschaffen wurde, welche dem alten glorreichen Waffenruhme der Ungarn enspricht und unsern Feinden sich furchtbar gemacht hat. (Wahr!) Ich will mich nicht des Weitern auslassen, die Geschichte wird davon sprechen, ich glaube aber die Meinung jedes einzelnen Repräsentanten auszudrücken, wenn ich sage: das Haus möge unserm theuern Collegen seine ungetheilte Anerkennung, patriotische Würdigung und aufrichtige Zuneigung aussprechen! (Stürmischer Applaus und Eljenruf.)

Laz. Maßaros: Ehe noch der Ausspruch meines Freundes zum Beschluß erhoben wird, bitte ich das Vaterland nicht zu vergessen, ohne dessen Beihülfe ich nichts hätte zu Wege bringen können.

Lad. Paloczy: Allem, was St. Bezeredy gesagt, gebe ich auch, wie jeder Andere, meine volle Zustimmung; ich appellire jedoch an die Großherzigkeit des Vaterlandes, und wünsche Bezeredy's Motion noch weiter ausgedehnt. Da mit Recht sein Verdienst anerkannt ist, ist es unsere Pflicht, nicht blos mit Worten zu danken, sondern ihm auch unsern Dank und unsere Achtung in etwas reichlicherem Maße zu bezeugen. Was hat nicht die Gewissenhaftigkeit seiner reinen, edlen Seele alles bewirkt! Er hatte ungeheure Mühen und Sorgen, und wenn auch seine Berechnungen nicht immer so ausschlugen, wie er gewünscht hätte, so war dies nicht sein Fehler sondern die Schuld des Mißgeschicks. Er hat besonders viel für das Vaterland gethan, und weshalb? Wie viel jüngere Offiziere sind nicht, die jetzt einen höheren Rang bekleiden als er. Er war immer bescheiden und zurückhaltend, auch damals, als die militärischen Ehrenzeichen ausgetheilt wurden, zog er sich zurück. Können wir das gleichgültig mit ansehen? Sollten wir weiter nichts thun? Dies gestattet die Großherzigkeit des Vaterlandes nicht. Ich beantrage, daß wir ihn, zugleich mit der Votirung unseres Dankes, einstimmig zum Feldmarschall-Lieutenant ausrufen. (Allgemeine Bewilligung und Eljenruf.)

Gabr. Kazinczi: Die Nation hat durch den Beschluß ihres Repräsentanten-Hauses den einen Rubikon ihres constitutionellen Lebens überschritten, über den sie nicht mehr zurück kann, und über den hinaus sie sich, wie ich hoffe, unfehlbar ein neues Freiheitsleben erkämpfen wird. Als sie auf dem Boden der Freiheit und Unabhängigkeit den ersten Schritt gethan, war dieser Schritt durch das erste ungarische unabhängige Ministerium bezeichnet, und dieses erste ungarische unabhängige Ministerium zerstäubte, wie die Pfeiler des Gebäudes einzeln bersten. Das letzte Glied dieser Regierungsgewalt erblicke ich in der Person des abgetretenen, geehrten Kriegsministers, gleichsam um anzuzeigen, daß die Nation dem Beschlusse des Gesetzes so lange unerschütterlich treu geblieben, bis sie durch die Willkür des Herrscherhauses von jenem Boden gewaltsam verdrängt wurde, den sie behauten wollte; diese Stellung erheischt aber auch, daß wir das Gefühl reinster Achtung gegen jenen Mann ausdrucken, dessen Worte wir so eben vernommen Ueber die Nation können düstre und heitre Zeiten hereinbrechen; ist das Erstere der Fall, ist es unmöglich, daß jene Männer nicht im dankbaren Angedenken der Nation bleiben, welche die Ersten die Bahn gebrochen, als wir unsere schwierige Arbeit begonnen. Kommen glückliche Zeiten, so kann die Nation unmöglich nicht Dankbarkeit hegen für jene Männer, welches Alles aufs Spiel gesetzt, um ihr Volk in das Land der Verheißung zu führen. Der erste Schritt ist mit vielen Versuchen, der Versuch mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Die Kraft aber ist der schönste Kranz des Streiters. Wenn irgend Jemand, so hatte unser geehrter Herr Kriegsminister die schwerste Stellung Wir Andern, das Civil-Gouvernement hatte ein fertiges Terrain vor sich; auf diesem Terrain waren die fertigen Elemente vorhanden, und es war blos die Aufgabe, sie zu ordnen. Unser Kriegsminister mußte nicht blos ordnen, er mußte schaffen, und wenn das Werk der Schöpfung mit vielen Versuchen und fehlgeschlagenen Experimenten verbunden war, so trägt die Schuld davon nicht Mangel an ehrlichem Willen, sondern es lag an den Umständen. Ich glaube, es gibt kein größeres Lob für unsern Herrn Kriegsminister, als der Umstand, daß bei Beginn seines schweren Werkes Viele ihn mit Verdächtigungen und Verleumdungen umgaben, welche nicht wagten, sich zu jener Stufe aufzuschwingen, auf die ihn das Vertrauen der Nation erhoben hatte.

Wenn Jemand, so kann Meßaros stolz dastehen in den Wetterstürmen der Zeit. (Wahr!) Denn ihm gegenüber hat engherzige Feigheit, elende Spiegelfechterei, feige Mystifikation alle ihre Pfeile entladen, aber damit nichts erreicht, als der Nation zu zeigen, daß an Meßaros diamantreinem Charakter alle diese Pfeile wirkungslos abprallen; sie haben nur sein reines Selbstbewußtsein in's Licht gestellt, wie bis heute keiner unter uns ein reineres aufzuweisen hat. Ich glaube daher, daß jetzt keine Zeit, um Weihrauch zu streuen; aber wehe der Nation, die kein dankbares Gedächtniß besitzt. Nicht nur auf Lobeserhebungen im Protokolle darf sich die Nation beschränken, nicht nur auf tönende Worte, sondern es gebietet, glaube ich, die Ehre des Hauses, und es erfüllt damit seine Bürgerpflicht, wenn es einem seiner ausdauerndsten Streiter im öffentlichen Leben und einem Manne vom anspruchlosesten aber erhabensten Charakter jene Auszeichnung verleiht, -- oder, was sage ich, nicht Auszeichnung, sondern verdiente Anerkennung und Dankbarkeit -- welche der Sprecher vor mir, der Repräsentant Lad. Paloczy beantragt hat, und dem ich mit bestem Gewissen beitrete. (Eljenruf.)

Präses: Nimmt das Haus die Motion des Repräsentanten Lad. Paloczy an? (Wir nehmen sie an, es lebe Feldmarschall-Lieutenant Lazar Meßaros!) Im Protokoll wird die dankbare Anerkennung aller jener Verdienste und patriotischen Handlungen eingetragen werden, welche Meßaros während seiner ausgezeichneten ministeriellen Wirksamkeit geleistet. Die Regierung aber wird angewiesen werden, ihm den Rang und Titel eines Feldmarschall-Lieutenants zu verleihen. (Billigung.)

Franz Kubinyi: Da von Anerkennung die Rede ist, so halte ich dafür, daß in geistiger Beziehung es keine größere Belohnung giebt, als Anerkennung; ich halte dafür, daß in dem Augenblicke, wo die Regierung wechselt und wir einer neuen Aera entgegen gehen, wir auch den Landesvertheidigungsausschuß nicht vergessen dürfen. (Wahr!) Ich glaube, wenn der Landesvertheidigungsausschuß in den Tagen der Gefahr große Dienste geleistet, er es verdient, daß beim Erlöschen seiner Wirksamkeit ihm der Dank des Hauses votirt werde. Dies mein Antrag. (Allgemeine Billigung).

Präses: Auch diese Motion nimmt das Haus an, sie wird somit in das Protokoll eingetragen werden.

Paul Nyari: Es sei mir vom Hause gestattet, eine Motion zu stellen, die allerdings nur ein einzelnes Individuum betrifft, die aber im gegenwärtigen Augenblicke von großer Wichtigkeit ist. Herb ist die Rückerinnerung an jene Zeiten, wo in Ungarn die Willkür herrschte, wo man das Wort knebelte, und selbst die Gedanken fesseln wollte; herb ist, sage ich, die Rückerinnerung an jene Zeiten, aber freudig erhebend, wenn nicht nur das Individuum, sondern eine ganze Nation sich über diese bedrängte Lage hinausfühlt. Als ein Beispiel jener Zeiten führe ich Ladislaus Lovassy an, Jedermann kennt ihn, es ist nicht nöthig, viel von seiner Geschichte zu sprechen, kaum das Vaterland daran zu erinnern; zwar kann es auch in diesem Augenblicke des Vergangenen sich erinnernd dem unglücklichen Individuum nicht zurückgeben, was ihm die Tyrannei genommen; aber die Nation erkenne wenigstens für eine Pflicht der Dankbarkeit, daß sie ihn nicht länger als Straßenbettler und dem Gelächter ausgesetzt, herumirren lasse Ich habe jetzt von ihm den zweiten Brief erhalten, der Brief ist ein hinreichender Beweis, so daß es keines ärztlichen Zeugnisses bedarf: ich fordere daher das Haus auf, für Ladislaus Lavassy eine Pension zu bestimmen.

Präses: Beliebe es dem Hause, mir den Auftrag zu ertheilen, daß ich die Regierung auffordere, für Lad. Lavassy Sorge zu tragen. (Zustimmung). (Közlonh.)

Französische Republik.
* Paris, 15. Mai.

Der "Peuple" theilt den Artikel der "Neuen Rhein. Zeitung" über die Freisprechung von Lassalle und Weyers in Dusseldorf mit: "Die Geschworenen haben durch diese Freisprechung den Ruf "Tod dem König!" für nicht strafbar erklärt, -- Avis au citoyen Hohenzollern!" -- Der "Peuple" beliebt nur, uns als "Gazette de Cologne" zu citiren, eine Bezeichnung gegen welche wir, um allen Verwechslungen mit der schmutzigen Polizeikloake dieses Namens vorzubeugen, hiermit protestiren.

Eine andere Abgeschmacktheit, welche wir in dem ehrenwerthen Proudhon'schen Blatte finden, ist die Mittheilung, daß "Arnold Ruge auf den Dresdener Barrikaden gekämpft habe."

Paris, 15. Mai.

Am Schluß der gestrigen Sitzung der Nationalversammlung hat der Minister des Innern seine Demission in die Hände des Präsidenten der Republik niedergelegt. (Monit.)

-- Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Im Namen des französischen Volkes. Die Nationalversammlung faßte gestern einen Beschluß folgenden Inhalts:

"Die telegraphische Depesche vom 12. Mai, welche der Minister des Innern an die Departements richtete, tadelnd, geht zur Tagesordnung über."

So berathen in der öffentlichen Sitzung zu Paris den 14. Mai 1849. (Folgen die Unterschriften des Präsidenten und der Schriftführer.) (Moniteur.)

-- Wie man hört, ist Passy mit interimistischer Verwaltung des Ministeriums des Innern beauftragt.

-- Der Sturz Fauchers ist keineswegs als einzelne Thatsache zu betrachten. Die berüchtigte telegraphische Depesche wurde von Bonaparte, Thiers, Falloux, Buffet, Changarnier und Faucher hinter dem Rücken Barrots, Lacrosse's, Passy's und de Tracy's geschmiedet. Passy gab seine ganze Entrüstung auf der Ministerbank in sehr unzweideutiger Gebärde zu erkennen. Selbst der edle Barrot mußte alle seine Kräfte sammeln, um die Coutenance nicht zu verlieren.

Heute früh 8 Uhr begann die Enthüllung der Stimmzettel in den Sektionen. Vor morgen Abend ist kein Resultat zu sagen möglich. Die Volkspartei überwacht das Entwickeln der Stimmzettel auf das Strengste.

Daß die Armee durch und durch roth votirt hat, ist bereits so ziemlich außer Zweifel.

-- Hetzel und Marrast protestiren im "Dix Decembre", dem fadesten Journale von ganz Paris, gegen die Behauptung dieses Blattes: daß sich Marrast habe am 24. Februar 1848 mit der Regentschaft begnügen wollen.

-- Einige Journalurtheile über den Sturz des armen Faucher lauten folgendermaßen:

Gazette de France: "Das gestrige Votum stellt die ganze Zukunft Frankreich's in Frage."

Die Estaffette: "Die Linke hat den Minister des Innern getödtet....."

La Patrie: "..... Die heimziehenden Deputirten konnten sich die Wonne nicht versagen, den ministeriellen Kadaver als Siegestrophäe mitzuführen....."

Vraie Republique: "..... Wir beschwören Herrn Faucher, auf seinem Posten zu bleiben, wo ihn die Revolution so gerne sieht. Faucher bildet mit dem Elysee einen Leib und eine Seele. Faucher muß an der Seite Bonaparte's bleiben, wie Guizot an der Seite Louis Philipp's."

"Revolution" .... Noch ein Votum wie dieses, das die vermaldeite Dreifaltigkeit der Herren Barrot-Faucher-Falloux zermalte, und wir können sagen, daß sich die Nationalversammlung von ihren zahlreichen Flecken und Engherzigkeiten rein gewaschen habe."

"Peuple" .... Was ist denn dieser Faucher! Er ist der Urheber und erste Organisateur der Junischlacht; er war es, der (durch Falloux) die sofortige Auflösung der Nationalwerkstätten verfügen ließ und deren Gespenster unaufhörlich heraufbeschwört. Hat er denn gar kein Gewissen? Er ist der rechte Arm Bonaparte's, Chef der Exekutivgewalt im Innern .... Und solchen Leuten zu gehorchen, zahlen wir jährlich 1800 Millionen Franken, während mit 800 Millionen Franken die ganze Staatsmaschine sehr gut bedient werden könnte. So lange man noch solchen Händen die großen Staatshebel, wie Telegraph u. s. w. anvertraut, ist die Demokratie unmöglich ..... Wahlen, die aus solchen Manövern hervorgegangen, könne und dürfe man nicht anerkennen"

-- National-Versammlung. Sitzung vom 15. Mai. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast.

Mehrere Lokalgesetzentwürfe liegen vor. Darunter ein Kredit von 398,000 Fr. für das Ministerium des Innern.

Wird mit 526 gegen 1 Stimme genehmigt.

De Charency: Ich stehe im Moniteur seit drei Tagen als abwesend, habe aber in keiner Sitzung gefehlt. Ich bitte diesen Irrthum zu berichtigen.

Soll von der Urlaubskommission erfolgen.

Flocon überreicht einen Petitionsstoß aus Reims für Rückzahlung der Milliarde. (Gelächter rechts).

Die Versammlung geht zu ihrer eigentlichen Tagesordnung, zur Fortsetzung des Kriegsbudgets über.

Sie war bis Kapitel 29 (Algerien) gerückt.

Das Ministerium verlangt 7,889,000 Fr. für die dortige Staatsverwaltung.

Wird mit einem Abzug von 175,000 Fr. genehmigt.

Kapitel 30, 31, 32, 33 und 34 bieten wenig Interesse.

Kapitel 35 verlangt einen neuen Kredit von 5 Millionen Fr. Behufs Uebersiedelung neuer 5000 Kolonisten auf Staatskosten.

Cavaignac will diesen Kredit nicht bekämpfen, schlägt aber vorherige Prüfung der durch Ausgabe der frühern bewilligten 15 Millionen errungenen Resultate vor.

Baraguay d'Hilliers bekämpft den Kredit geradezu. Er will kein Geld par anticipation votiren.

Lamoriciere zergliedert die großen Linderungen, welche die Expedirung von 14,300 Kolonisten dem Kleinbürgerstande verschafft habe. (Widerspruch vom Berge).

Der Kredit wird genehmigt.

Riancey stellt hinterher den Zusatz:

"Die Hälfte der Ueberzusiedelnden solle dem Ackerbaustande entnommen werden."

Etienne bekämpft ihn. Es sei eine vollständige Arbeit über die Kolonisirung Algeriens im Werke. Also man warte.

Die Versammlung entscheidet, daß ein Drittel aus den Arbeitern, ein Drittel aus den Ackerleuten und ein Drittel aus den Soldaten genommen werde.

Die übrigen Kapitel gehen ohne erhebliche Debatte durch.

Das Gesammtkriegsbudget wird mit 556 gegen 1 Stimme angenommen.

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

Italien.
*

Die Nachrichten, welche auf gewöhnlichem Wege (6. Mai) aus Rom angekommen sind, bestätigen den Sieg Garibaldi's über ein neapolitanisches Truppencorps. Das Treffen fand bei Marino, zwei Meilen von Rom in der Richtung von Albano statt und endete mit völliger Vernichtung der Neapolitaner. Fünfhundert Gefangene sind in die Hände der Legion Garibaldi's gefallen.

In Rom hat die Barrikadenkommission (Cernuschi, Cattabeni, Calderi) folgende Proklamation erlassen:

"Römer! Der königl. Bombardeur von Neapel sendet unter dem Deckmantel religiöser Heuchelei seine Tausende von Henkern gegen Rom. Der Zweck dieser blutdürstigen Banden (beritori di sangue) ist nicht Kampf, sondern Plünderung; ihre Triebfeder ist nicht ein Gefühl von Ehre, sondern die Wuth der Hyäne; ihr Kampf ist nicht die Bravour des Soldaten, sondern die Mordlust des hungrigen Wolfes. Verzweiflung und Elend sind die Spuren ihres Marsches.

"Römer, es heißt die Rechnung dieser Kannibalen zu tilgen, das Maß ist voll! Auf, zu den Waffen! Mögen die Weiber, Kinder und Greise zu Hause bleiben; die Männer sollen das Eisen fassen und zuschlagen. Zählen wir nicht die lebenden Feinde, zählen wir ihre Leichen und opfern wir diese unreinen Hekatomben dem Geist der Verderbniß, welcher diese Elenden hierhergeführt hat.

"Glücklich, wer seinen Mann tödtet! (Beato chi occidi il suo!) Der römische Name hat sich am 30. April vor ganz Italien erhoben, er wird die Welt jetzt mit seinem Glanze erfüllen. Römer, hört auf die einzige Devise: Schlagt, verwundet, tödtet!"

* Livorno, 7. Mai.

Die fremden Konsuln haben das Volk vom Widerstand gegen die Oestreicher abzuhalten gesucht, aber vergebens! Die Stadtthore sind geschlossen und bewacht, auf den Wällen stehen die Scharfschützen.

Redakteur en chef Karl Marx.

Der Mitredakteur der "Kölnischen Zeitung," Ehren-Schwanbeck, hat über seine Elberfelder Fata eine Erklärung erlassen, in der auch behauptet wird, ein "Redakteur der N. Rh. Z." sei als Denunziant gegen ihn aufgetreten. Der betreffende Redakteur der N. Rh. Z. weiß über diese Angelegenheit nur Folgendes zu berichten: Während er in Elberfeld eine amtliche Funktion bekleidete, wurde er durch ein Mitglied des Sicherheits-Ausschusses gebeten, zwei angeblich von Köln kommende und im Arrestlokal des Rathhauses detinirte Herren zu rekognosziren, von denen der Eine Niemand anders war als Ehren-Schwanbeck. Er äußerte in Gegenwart dieses Herrn, er werde Sorge tragen, daß dieser Herr am nächsten Morgen aus der Stadt gebracht werde, was auch geschah. Er hat ferner demselben ihm befreundeten Mitglied des Sicherheitsausschusses eine Episode aus den Verbindungen des Hrn. Schwanbeck mit dem Hrn. Polizei-Inspektor Brendamour erzählt, welche bereits von Hrn. C. Cramer im "Wächter am Rhein" der Oeffentlichkeit übergeben war. Darauf beschränkt sich die ganze "Denunziation."

Ob übrigens, wie Ehren-Schwanbeck behauptet, "in Elberfeld nichts zu spioniren sei," darüber kann Niemand besser Auskunft geben als der annoch in Elberfeld als Spion detinirte preußische Offizier, der unter falschem Namen dort sich herumtrieb und sofort arretirt wurde.

da bleiben wollten oder nicht. Es war zu spät: sie blieben alle, Dragoner und Infanterie, und jetzt in diesem Augenblicke steht es bei uns so, wie wohl überall in Baden, wo badische Garnisonen liegen. Das Militär ist zu dem Volke übergegangen und Bürger befehlen neben dem neuerwählten Militärkommando! Die Soldaten durchziehen bald in großen, bald in kleinen Trupps mit den Bürgern Arm in Arm die Straßen, singen Freiheitslieder und lassen den Hecker hochleben. — Die neuesten Nachrichten aus Karlsruhe lauten dahin, daß dort Ordnung herrscht. Die Bürgerwehr versieht die Wachen. Der Großherzog soll mit seinem Hofe nach Germersheim geflohen sein, weil — lachen Sie nicht! — weil dort noch ein altbaierisches Regiment in Zucht und Ordnung existirt! Nach einer andern Lesart sei er mit Bekk und den Prinzen nach Straßburg geflohen. Der Landesausschuß, welcher seinen Sitz anfangs nach Rastatt verlegen wollte, wird nun wahrscheinlich nach Karlsruhe gehen. Brentano liegt lebensgefährlich erkrankt in Baden-Baden. Viele verzweifeln an seinem Aufkommen; schon an der Offenburger Versammlung hat er keinen Antheil genommen. — Was wird's geben? Diese Frage ist in aller Leute Mund. Aber die Antwort! Ich habe sie nicht! Eine Vereinigung mit der Pfalz auf Leben und Tod ist das Nächste und Natürlichste; bleibt, was zu erwarten, der Geist der Revolution in der Bahn, in die er jetzt eingelenkt hat, so wird bald ganz Süddeutschland diesem Geiste folgen müssen. Wir haben tüchtige Führer, unsere Bürgerwehr, die seit heute Morgen die Gewehre erhalten hat, wird von trefflichen und besonnenen Leuten kommandirt, und was die Partei anbelangt, der man so lange als Attribut eine rothe Feder an den Hut steckte, so versichere ich Sie, daß jedes Ueberstürzen der gewaltigen Bewegung an sich selbst den kräftigsten Widerstand finden würde. Denn die Leiter wissen, um was es sich handelt! Die Revolution hat sie dies Mal nicht überrascht. Morgen mehr! Entschuldigen Sie die große Eile dieser Zeit drängt und die Menschen drängen mit der Zeit.

Nachschrift. So eben vernehme ich, daß man von Ludwigshafen aus in der Richtung von Worms eine starke Kanonade höre, dazwischen Gewehrsalven.

Rastatt befindet sich im Besitze der Soldaten, die sich mit den Bürgern verbrüdert haben. Der militärische Dienst wird von Bürgern und Soldaten gemeinschaftlich versehen. Der Landesausschuß der Volksvereine in Baden hat sich permanent erklärt, um die Beschlüsse der Offenburger Volksversammlung durchzuführen. Er hat seinen Sitz in Rastatt genommen. Die Festungscommandantur ist in den Händen einer von Bürgern und Militär niedergesetzten Commission.

Ungarn.
Debreczyn, 15. April.

Sitzung des Repräsentantenhauses.

Präsident Paul Almassy

Das Protokoll der gestrigen Sitzung wird verlesen.

Stephan Bezeredy: Ich habe eine kleine Bemerkung rücksichtlich der Protokolle. Wir müssen in Allem, besonders aber in dem gestrigen Gegenstande die größte Genauigkeit beobachten. Die g. Repräsentanten werden sich erinnern, daß bevor noch Ladislaus Madaraß seinen Antrag bezüglich auf Ludwig Kossuth gestellt hatte, Kossuth einstimmig zum Regierungspräsidenten ausgerufen worden ist, und dies ist eine so wichtige Sache, damit das Vaterland erfahre, wie das Repräsentantenhaus die Regentschaft Kossuth's als etwas Natürliches und aus der Lage der Dinge Fließendes erkannte, und es nicht einmal nöthig war, deshalb einen Antrag zu stellen (wahr!), so daß demgemäß ich dies ausgedrückt wünschte, damit die Sache in ihrer vollen Würde dastehe. (Richtig!)

Die Versammlung beschließt, daß die Erwähnung der Madaraß'schen Motion im Protokolle auszubleiben habe.

Ein Antrag des Repräsentanten Karl Szaß, weil darüber keine Beschlußnahme erfolgte, wird gleichfalls ausgelassen.

Lazorus Meßaros, Kriegsminister: Geehrtes Haus! Der berühmte Arzt Hufeland sagt: Wer in seinem 30. Jahre nicht erkannt hat, was seinem Organismus zuträglich oder schädlich, der verdient nicht die Gesundheit; — ich wleder sage, wer mit grauen Haaren an der Spitze einer Sache steht, und nicht zu berechnen weiß, wann seine Zeit abgelaufen, der kann alles Andere sein, nur kein Patriot. Und weil ich dies fühle, und meinem Vaterlande ein treuer Bürger bleiben will, so habe ich schon lange vordem, neuerlich aber nach der famosen kaschauer Schlacht, ganz besonders aber jetzt erkannt, daß für mich die Zeit gekommen, wo ich mein mit Blumen überstreutes Amt geschickteren Händen zu übergeben habe, und zwar mit meinem Segen. (Eljenruf.) Und da man nichts ohne Grund thun kann, werde ich jetzt auch einige meiner Gründe vorbringen. Die Regierung muß stark sein, damit sie es aber sein könne, so muß Jedermann ihrem leitenden Principe sich so unterordnen, daß Alles von einem Geiste und einem Willen durchweht sei; und weil ich so unglücklich war und neuerdings sehe, daß ich zu der jetzigen Regierung in einigem Widerspruch stehe, so betrachte ich mich als unmöglich geworden; für unmöglich halte ich mich aber auch gegenüber der Armee, weil ich das Unglück hatte, durch lange Zeit in jenen schwerfälligen Pedanterien aufgewachsen zu sein, durch welche das selige Haus Oestreich sich in so hohem Grade ausgezeichnet; und während ich diese Bleigewichte abstreifen wollte, hat jenes Heer, welches zuerst der Ministerpräsident, dann der Landes-Kriegsrath, später der Landesvertheidigungs-Ausschuß, zuletzt die Regierungs-Commissare und mehrere Comitats-Ausschusse in Compagnien mit mir geschaffen haben — seinen Adlerflug begonnen, und zwar so hoch zu den Sternen, daß es mich Armen zurückließ, so weit zurückließ, daß ich mich jetzt als rococco erblicke. (Beifall.) Und weil ich dies sehe, wünsche ich an die Spitze der Kriegsangelegenheiten ein solches Individuum gestellt, das auch selbst mit den Jungeren auf einem feurigen Rosse zuweilen Fensterparade machen, und echt ungarisch, wo es sein muß, im Carriere dahinsprengen kann; welches vermag, sich unbedingten Gehorsam zu erringen und diesen Gehorsam auch nach unten zu verbreiten; — das nicht nur Gesetze zu bringen und zu erlassen weiß, sondern auch zu erwirken im Stande sei, daß sie von Andern beobachtet werden; — mit einem Worte, ein solches Individuum, welches die jetzige Ordnung, Sparsamkeit, Brauchbarkeit, Acuratesse etc. etc. ein wenig zu erweitern und mit seinem leitenden Principe in Einklang zu bringen verstehe. Heute Sonntag ist der 15. April, morgen Montags wird der 16. fein, heute um Mitternacht sehe ich also meine Laufbahn für beendigt an, da von morgen den 16. April der neue Minister, wie die römischen Consule, seine Aera datirt, welcher Tag für die Russen ein dies nefastus war. (Beifall.) Ich habe nun keine weitere Bitte an das geehrte Haus, als daß es so gütig sein möge, mich als einfachen Bürger und Deputirten von Baja in seine Mitte aufzunehmen, so wie ich herzlich darum ersuche und Sie es für gut finden werden. (Lauter und stürmischer Eljenruf.) Meßaros, der Erste, ist todt, ich besorge, daß er nicht einmal einen Patentator haben wird, aber ich hoffe, daß diese Patentation irgend ein Rothkäppler erleben wird, und zwar besser erleben, als einst Meßaros, der in Erlau gestorben ist, als man sagte: Meßaros ist todt, er hat die Stadt ohne Fleisch gelassen. (Beifall.) Und weil dies so war und ich kaum in Frieden ruhen werde, so lebe der neue Kriegsminister! (Anhaltender Applaus und Eljenruf)

Stephan Bezeredy: Die Erklärung meines geehrten Freundes ist eine so männliche, daß ich gegen seinen Charakter mich versündigen würde, wenn ich ihn oppugniren und zur Aenderung seines Entschlusses drangen wollte; das aber konnte er aus unserem Zurufe entnehmen, daß das Haus fühlt und anerkennt, daß es die Gesinnung und den Charakter, die sich in seinen Gründen aussprechen, würdigt, und daß er damit neue Blumen in seinen Bürgerkranz geflochten. Wie der Kriegsminister sein Amt gefuhrt, dazu bedarf es keines andern Commentars und Beweises, als des Erfolges unserer Waffen. Dieser wird der Nachwelt zeigen, was für ein Kriegsminister Meßaros gewesen; unter welchem solche bewaffnete Macht geschaffen wurde, welche dem alten glorreichen Waffenruhme der Ungarn enspricht und unsern Feinden sich furchtbar gemacht hat. (Wahr!) Ich will mich nicht des Weitern auslassen, die Geschichte wird davon sprechen, ich glaube aber die Meinung jedes einzelnen Repräsentanten auszudrücken, wenn ich sage: das Haus möge unserm theuern Collegen seine ungetheilte Anerkennung, patriotische Würdigung und aufrichtige Zuneigung aussprechen! (Stürmischer Applaus und Eljenruf.)

Laz. Maßaros: Ehe noch der Ausspruch meines Freundes zum Beschluß erhoben wird, bitte ich das Vaterland nicht zu vergessen, ohne dessen Beihülfe ich nichts hätte zu Wege bringen können.

Lad. Paloczy: Allem, was St. Bezeredy gesagt, gebe ich auch, wie jeder Andere, meine volle Zustimmung; ich appellire jedoch an die Großherzigkeit des Vaterlandes, und wünsche Bezeredy's Motion noch weiter ausgedehnt. Da mit Recht sein Verdienst anerkannt ist, ist es unsere Pflicht, nicht blos mit Worten zu danken, sondern ihm auch unsern Dank und unsere Achtung in etwas reichlicherem Maße zu bezeugen. Was hat nicht die Gewissenhaftigkeit seiner reinen, edlen Seele alles bewirkt! Er hatte ungeheure Mühen und Sorgen, und wenn auch seine Berechnungen nicht immer so ausschlugen, wie er gewünscht hätte, so war dies nicht sein Fehler sondern die Schuld des Mißgeschicks. Er hat besonders viel für das Vaterland gethan, und weshalb? Wie viel jüngere Offiziere sind nicht, die jetzt einen höheren Rang bekleiden als er. Er war immer bescheiden und zurückhaltend, auch damals, als die militärischen Ehrenzeichen ausgetheilt wurden, zog er sich zurück. Können wir das gleichgültig mit ansehen? Sollten wir weiter nichts thun? Dies gestattet die Großherzigkeit des Vaterlandes nicht. Ich beantrage, daß wir ihn, zugleich mit der Votirung unseres Dankes, einstimmig zum Feldmarschall-Lieutenant ausrufen. (Allgemeine Bewilligung und Eljenruf.)

Gabr. Kazinczi: Die Nation hat durch den Beschluß ihres Repräsentanten-Hauses den einen Rubikon ihres constitutionellen Lebens überschritten, über den sie nicht mehr zurück kann, und über den hinaus sie sich, wie ich hoffe, unfehlbar ein neues Freiheitsleben erkämpfen wird. Als sie auf dem Boden der Freiheit und Unabhängigkeit den ersten Schritt gethan, war dieser Schritt durch das erste ungarische unabhängige Ministerium bezeichnet, und dieses erste ungarische unabhängige Ministerium zerstäubte, wie die Pfeiler des Gebäudes einzeln bersten. Das letzte Glied dieser Regierungsgewalt erblicke ich in der Person des abgetretenen, geehrten Kriegsministers, gleichsam um anzuzeigen, daß die Nation dem Beschlusse des Gesetzes so lange unerschütterlich treu geblieben, bis sie durch die Willkür des Herrscherhauses von jenem Boden gewaltsam verdrängt wurde, den sie behauten wollte; diese Stellung erheischt aber auch, daß wir das Gefühl reinster Achtung gegen jenen Mann ausdrucken, dessen Worte wir so eben vernommen Ueber die Nation können düstre und heitre Zeiten hereinbrechen; ist das Erstere der Fall, ist es unmöglich, daß jene Männer nicht im dankbaren Angedenken der Nation bleiben, welche die Ersten die Bahn gebrochen, als wir unsere schwierige Arbeit begonnen. Kommen glückliche Zeiten, so kann die Nation unmöglich nicht Dankbarkeit hegen für jene Männer, welches Alles aufs Spiel gesetzt, um ihr Volk in das Land der Verheißung zu führen. Der erste Schritt ist mit vielen Versuchen, der Versuch mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Die Kraft aber ist der schönste Kranz des Streiters. Wenn irgend Jemand, so hatte unser geehrter Herr Kriegsminister die schwerste Stellung Wir Andern, das Civil-Gouvernement hatte ein fertiges Terrain vor sich; auf diesem Terrain waren die fertigen Elemente vorhanden, und es war blos die Aufgabe, sie zu ordnen. Unser Kriegsminister mußte nicht blos ordnen, er mußte schaffen, und wenn das Werk der Schöpfung mit vielen Versuchen und fehlgeschlagenen Experimenten verbunden war, so trägt die Schuld davon nicht Mangel an ehrlichem Willen, sondern es lag an den Umständen. Ich glaube, es gibt kein größeres Lob für unsern Herrn Kriegsminister, als der Umstand, daß bei Beginn seines schweren Werkes Viele ihn mit Verdächtigungen und Verleumdungen umgaben, welche nicht wagten, sich zu jener Stufe aufzuschwingen, auf die ihn das Vertrauen der Nation erhoben hatte.

Wenn Jemand, so kann Meßaros stolz dastehen in den Wetterstürmen der Zeit. (Wahr!) Denn ihm gegenüber hat engherzige Feigheit, elende Spiegelfechterei, feige Mystifikation alle ihre Pfeile entladen, aber damit nichts erreicht, als der Nation zu zeigen, daß an Meßaros diamantreinem Charakter alle diese Pfeile wirkungslos abprallen; sie haben nur sein reines Selbstbewußtsein in's Licht gestellt, wie bis heute keiner unter uns ein reineres aufzuweisen hat. Ich glaube daher, daß jetzt keine Zeit, um Weihrauch zu streuen; aber wehe der Nation, die kein dankbares Gedächtniß besitzt. Nicht nur auf Lobeserhebungen im Protokolle darf sich die Nation beschränken, nicht nur auf tönende Worte, sondern es gebietet, glaube ich, die Ehre des Hauses, und es erfüllt damit seine Bürgerpflicht, wenn es einem seiner ausdauerndsten Streiter im öffentlichen Leben und einem Manne vom anspruchlosesten aber erhabensten Charakter jene Auszeichnung verleiht, — oder, was sage ich, nicht Auszeichnung, sondern verdiente Anerkennung und Dankbarkeit — welche der Sprecher vor mir, der Repräsentant Lad. Paloczy beantragt hat, und dem ich mit bestem Gewissen beitrete. (Eljenruf.)

Präses: Nimmt das Haus die Motion des Repräsentanten Lad. Paloczy an? (Wir nehmen sie an, es lebe Feldmarschall-Lieutenant Lazar Meßaros!) Im Protokoll wird die dankbare Anerkennung aller jener Verdienste und patriotischen Handlungen eingetragen werden, welche Meßaros während seiner ausgezeichneten ministeriellen Wirksamkeit geleistet. Die Regierung aber wird angewiesen werden, ihm den Rang und Titel eines Feldmarschall-Lieutenants zu verleihen. (Billigung.)

Franz Kubinyi: Da von Anerkennung die Rede ist, so halte ich dafür, daß in geistiger Beziehung es keine größere Belohnung giebt, als Anerkennung; ich halte dafür, daß in dem Augenblicke, wo die Regierung wechselt und wir einer neuen Aera entgegen gehen, wir auch den Landesvertheidigungsausschuß nicht vergessen dürfen. (Wahr!) Ich glaube, wenn der Landesvertheidigungsausschuß in den Tagen der Gefahr große Dienste geleistet, er es verdient, daß beim Erlöschen seiner Wirksamkeit ihm der Dank des Hauses votirt werde. Dies mein Antrag. (Allgemeine Billigung).

Präses: Auch diese Motion nimmt das Haus an, sie wird somit in das Protokoll eingetragen werden.

Paul Nyari: Es sei mir vom Hause gestattet, eine Motion zu stellen, die allerdings nur ein einzelnes Individuum betrifft, die aber im gegenwärtigen Augenblicke von großer Wichtigkeit ist. Herb ist die Rückerinnerung an jene Zeiten, wo in Ungarn die Willkür herrschte, wo man das Wort knebelte, und selbst die Gedanken fesseln wollte; herb ist, sage ich, die Rückerinnerung an jene Zeiten, aber freudig erhebend, wenn nicht nur das Individuum, sondern eine ganze Nation sich über diese bedrängte Lage hinausfühlt. Als ein Beispiel jener Zeiten führe ich Ladislaus Lovassy an, Jedermann kennt ihn, es ist nicht nöthig, viel von seiner Geschichte zu sprechen, kaum das Vaterland daran zu erinnern; zwar kann es auch in diesem Augenblicke des Vergangenen sich erinnernd dem unglücklichen Individuum nicht zurückgeben, was ihm die Tyrannei genommen; aber die Nation erkenne wenigstens für eine Pflicht der Dankbarkeit, daß sie ihn nicht länger als Straßenbettler und dem Gelächter ausgesetzt, herumirren lasse Ich habe jetzt von ihm den zweiten Brief erhalten, der Brief ist ein hinreichender Beweis, so daß es keines ärztlichen Zeugnisses bedarf: ich fordere daher das Haus auf, für Ladislaus Lavassy eine Pension zu bestimmen.

Präses: Beliebe es dem Hause, mir den Auftrag zu ertheilen, daß ich die Regierung auffordere, für Lad. Lavassy Sorge zu tragen. (Zustimmung). (Közlonh.)

Französische Republik.
* Paris, 15. Mai.

Der „Peuple“ theilt den Artikel der „Neuen Rhein. Zeitung“ über die Freisprechung von Lassalle und Weyers in Dusseldorf mit: „Die Geschworenen haben durch diese Freisprechung den Ruf „Tod dem König!“ für nicht strafbar erklärt, — Avis au citoyen Hohenzollern!“ — Der „Peuple“ beliebt nur, uns als „Gazette de Cologne“ zu citiren, eine Bezeichnung gegen welche wir, um allen Verwechslungen mit der schmutzigen Polizeikloake dieses Namens vorzubeugen, hiermit protestiren.

Eine andere Abgeschmacktheit, welche wir in dem ehrenwerthen Proudhon'schen Blatte finden, ist die Mittheilung, daß „Arnold Ruge auf den Dresdener Barrikaden gekämpft habe.“

Paris, 15. Mai.

Am Schluß der gestrigen Sitzung der Nationalversammlung hat der Minister des Innern seine Demission in die Hände des Präsidenten der Republik niedergelegt. (Monit.)

— Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Im Namen des französischen Volkes. Die Nationalversammlung faßte gestern einen Beschluß folgenden Inhalts:

„Die telegraphische Depesche vom 12. Mai, welche der Minister des Innern an die Departements richtete, tadelnd, geht zur Tagesordnung über.“

So berathen in der öffentlichen Sitzung zu Paris den 14. Mai 1849. (Folgen die Unterschriften des Präsidenten und der Schriftführer.) (Moniteur.)

— Wie man hört, ist Passy mit interimistischer Verwaltung des Ministeriums des Innern beauftragt.

— Der Sturz Fauchers ist keineswegs als einzelne Thatsache zu betrachten. Die berüchtigte telegraphische Depesche wurde von Bonaparte, Thiers, Falloux, Buffet, Changarnier und Faucher hinter dem Rücken Barrots, Lacrosse's, Passy's und de Tracy's geschmiedet. Passy gab seine ganze Entrüstung auf der Ministerbank in sehr unzweideutiger Gebärde zu erkennen. Selbst der edle Barrot mußte alle seine Kräfte sammeln, um die Coutenance nicht zu verlieren.

Heute früh 8 Uhr begann die Enthüllung der Stimmzettel in den Sektionen. Vor morgen Abend ist kein Resultat zu sagen möglich. Die Volkspartei überwacht das Entwickeln der Stimmzettel auf das Strengste.

Daß die Armee durch und durch roth votirt hat, ist bereits so ziemlich außer Zweifel.

— Hetzel und Marrast protestiren im „Dix Decembre“, dem fadesten Journale von ganz Paris, gegen die Behauptung dieses Blattes: daß sich Marrast habe am 24. Februar 1848 mit der Regentschaft begnügen wollen.

— Einige Journalurtheile über den Sturz des armen Faucher lauten folgendermaßen:

Gazette de France: „Das gestrige Votum stellt die ganze Zukunft Frankreich's in Frage.“

Die Estaffette: „Die Linke hat den Minister des Innern getödtet‥…“

La Patrie: „‥… Die heimziehenden Deputirten konnten sich die Wonne nicht versagen, den ministeriellen Kadaver als Siegestrophäe mitzuführen‥…“

Vraie Republique: „‥… Wir beschwören Herrn Faucher, auf seinem Posten zu bleiben, wo ihn die Revolution so gerne sieht. Faucher bildet mit dem Elysée einen Leib und eine Seele. Faucher muß an der Seite Bonaparte's bleiben, wie Guizot an der Seite Louis Philipp's.»

„Revolution“ ‥‥ Noch ein Votum wie dieses, das die vermaldeite Dreifaltigkeit der Herren Barrot-Faucher-Falloux zermalte, und wir können sagen, daß sich die Nationalversammlung von ihren zahlreichen Flecken und Engherzigkeiten rein gewaschen habe.“

„Peuple“ ‥‥ Was ist denn dieser Faucher! Er ist der Urheber und erste Organisateur der Junischlacht; er war es, der (durch Falloux) die sofortige Auflösung der Nationalwerkstätten verfügen ließ und deren Gespenster unaufhörlich heraufbeschwört. Hat er denn gar kein Gewissen? Er ist der rechte Arm Bonaparte's, Chef der Exekutivgewalt im Innern ‥‥ Und solchen Leuten zu gehorchen, zahlen wir jährlich 1800 Millionen Franken, während mit 800 Millionen Franken die ganze Staatsmaschine sehr gut bedient werden könnte. So lange man noch solchen Händen die großen Staatshebel, wie Telegraph u. s. w. anvertraut, ist die Demokratie unmöglich ‥… Wahlen, die aus solchen Manövern hervorgegangen, könne und dürfe man nicht anerkennen“

National-Versammlung. Sitzung vom 15. Mai. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast.

Mehrere Lokalgesetzentwürfe liegen vor. Darunter ein Kredit von 398,000 Fr. für das Ministerium des Innern.

Wird mit 526 gegen 1 Stimme genehmigt.

De Charency: Ich stehe im Moniteur seit drei Tagen als abwesend, habe aber in keiner Sitzung gefehlt. Ich bitte diesen Irrthum zu berichtigen.

Soll von der Urlaubskommission erfolgen.

Flocon überreicht einen Petitionsstoß aus Reims für Rückzahlung der Milliarde. (Gelächter rechts).

Die Versammlung geht zu ihrer eigentlichen Tagesordnung, zur Fortsetzung des Kriegsbudgets über.

Sie war bis Kapitel 29 (Algerien) gerückt.

Das Ministerium verlangt 7,889,000 Fr. für die dortige Staatsverwaltung.

Wird mit einem Abzug von 175,000 Fr. genehmigt.

Kapitel 30, 31, 32, 33 und 34 bieten wenig Interesse.

Kapitel 35 verlangt einen neuen Kredit von 5 Millionen Fr. Behufs Uebersiedelung neuer 5000 Kolonisten auf Staatskosten.

Cavaignac will diesen Kredit nicht bekämpfen, schlägt aber vorherige Prüfung der durch Ausgabe der frühern bewilligten 15 Millionen errungenen Resultate vor.

Baraguay d'Hilliers bekämpft den Kredit geradezu. Er will kein Geld par anticipation votiren.

Lamoriciere zergliedert die großen Linderungen, welche die Expedirung von 14,300 Kolonisten dem Kleinbürgerstande verschafft habe. (Widerspruch vom Berge).

Der Kredit wird genehmigt.

Riancey stellt hinterher den Zusatz:

„Die Hälfte der Ueberzusiedelnden solle dem Ackerbaustande entnommen werden.“

Etienne bekämpft ihn. Es sei eine vollständige Arbeit über die Kolonisirung Algeriens im Werke. Also man warte.

Die Versammlung entscheidet, daß ein Drittel aus den Arbeitern, ein Drittel aus den Ackerleuten und ein Drittel aus den Soldaten genommen werde.

Die übrigen Kapitel gehen ohne erhebliche Debatte durch.

Das Gesammtkriegsbudget wird mit 556 gegen 1 Stimme angenommen.

Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.

Italien.
*

Die Nachrichten, welche auf gewöhnlichem Wege (6. Mai) aus Rom angekommen sind, bestätigen den Sieg Garibaldi's über ein neapolitanisches Truppencorps. Das Treffen fand bei Marino, zwei Meilen von Rom in der Richtung von Albano statt und endete mit völliger Vernichtung der Neapolitaner. Fünfhundert Gefangene sind in die Hände der Legion Garibaldi's gefallen.

In Rom hat die Barrikadenkommission (Cernuschi, Cattabeni, Calderi) folgende Proklamation erlassen:

„Römer! Der königl. Bombardeur von Neapel sendet unter dem Deckmantel religiöser Heuchelei seine Tausende von Henkern gegen Rom. Der Zweck dieser blutdürstigen Banden (beritori di sangue) ist nicht Kampf, sondern Plünderung; ihre Triebfeder ist nicht ein Gefühl von Ehre, sondern die Wuth der Hyäne; ihr Kampf ist nicht die Bravour des Soldaten, sondern die Mordlust des hungrigen Wolfes. Verzweiflung und Elend sind die Spuren ihres Marsches.

„Römer, es heißt die Rechnung dieser Kannibalen zu tilgen, das Maß ist voll! Auf, zu den Waffen! Mögen die Weiber, Kinder und Greise zu Hause bleiben; die Männer sollen das Eisen fassen und zuschlagen. Zählen wir nicht die lebenden Feinde, zählen wir ihre Leichen und opfern wir diese unreinen Hekatomben dem Geist der Verderbniß, welcher diese Elenden hierhergeführt hat.

„Glücklich, wer seinen Mann tödtet! (Beato chi occidi il suo!) Der römische Name hat sich am 30. April vor ganz Italien erhoben, er wird die Welt jetzt mit seinem Glanze erfüllen. Römer, hört auf die einzige Devise: Schlagt, verwundet, tödtet!“

* Livorno, 7. Mai.

Die fremden Konsuln haben das Volk vom Widerstand gegen die Oestreicher abzuhalten gesucht, aber vergebens! Die Stadtthore sind geschlossen und bewacht, auf den Wällen stehen die Scharfschützen.

Redakteur en chef Karl Marx.

Der Mitredakteur der „Kölnischen Zeitung,“ Ehren-Schwanbeck, hat über seine Elberfelder Fata eine Erklärung erlassen, in der auch behauptet wird, ein „Redakteur der N. Rh. Z.“ sei als Denunziant gegen ihn aufgetreten. Der betreffende Redakteur der N. Rh. Z. weiß über diese Angelegenheit nur Folgendes zu berichten: Während er in Elberfeld eine amtliche Funktion bekleidete, wurde er durch ein Mitglied des Sicherheits-Ausschusses gebeten, zwei angeblich von Köln kommende und im Arrestlokal des Rathhauses detinirte Herren zu rekognosziren, von denen der Eine Niemand anders war als Ehren-Schwanbeck. Er äußerte in Gegenwart dieses Herrn, er werde Sorge tragen, daß dieser Herr am nächsten Morgen aus der Stadt gebracht werde, was auch geschah. Er hat ferner demselben ihm befreundeten Mitglied des Sicherheitsausschusses eine Episode aus den Verbindungen des Hrn. Schwanbeck mit dem Hrn. Polizei-Inspektor Brendamour erzählt, welche bereits von Hrn. C. Cramer im „Wächter am Rhein“ der Oeffentlichkeit übergeben war. Darauf beschränkt sich die ganze „Denunziation.“

Ob übrigens, wie Ehren-Schwanbeck behauptet, „in Elberfeld nichts zu spioniren sei,“ darüber kann Niemand besser Auskunft geben als der annoch in Elberfeld als Spion detinirte preußische Offizier, der unter falschem Namen dort sich herumtrieb und sofort arretirt wurde.

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da bleiben wollten oder nicht. Es war zu spät: sie blieben <hi rendition="#g">alle</hi>, Dragoner und Infanterie, und jetzt in diesem Augenblicke steht es bei uns so, wie wohl überall in Baden, wo badische Garnisonen liegen. Das Militär ist zu dem Volke übergegangen und Bürger befehlen neben dem neuerwählten Militärkommando! Die Soldaten durchziehen bald in großen, bald in kleinen Trupps mit den Bürgern Arm in Arm die Straßen, singen Freiheitslieder und lassen den Hecker hochleben. &#x2014; Die neuesten Nachrichten aus Karlsruhe lauten dahin, daß dort Ordnung herrscht. Die Bürgerwehr versieht die Wachen. Der Großherzog soll mit seinem Hofe nach <hi rendition="#g">Germersheim</hi> geflohen sein, weil &#x2014; lachen Sie nicht! &#x2014; weil dort noch ein altbaierisches Regiment in Zucht und Ordnung existirt! Nach einer andern Lesart sei er mit Bekk und den Prinzen nach Straßburg geflohen. Der Landesausschuß, welcher seinen Sitz anfangs nach Rastatt verlegen wollte, wird nun wahrscheinlich nach Karlsruhe gehen. <hi rendition="#g">Brentano</hi> liegt lebensgefährlich erkrankt in Baden-Baden. Viele verzweifeln an seinem Aufkommen; schon an der Offenburger Versammlung hat er keinen Antheil genommen. &#x2014; Was wird's geben? Diese Frage ist in aller Leute Mund. Aber die Antwort! Ich habe sie nicht! Eine Vereinigung mit der <hi rendition="#g">Pfalz</hi> auf Leben und Tod ist das Nächste und Natürlichste; bleibt, was zu erwarten, der Geist der Revolution in der Bahn, in die er <hi rendition="#g">jetzt</hi> eingelenkt hat, so wird bald <hi rendition="#g">ganz</hi> Süddeutschland diesem Geiste folgen müssen. Wir haben tüchtige Führer, unsere Bürgerwehr, die seit heute Morgen die Gewehre erhalten hat, wird von trefflichen und besonnenen Leuten kommandirt, und was die Partei anbelangt, der man so lange als Attribut eine rothe Feder an den Hut steckte, so versichere ich Sie, daß jedes Ueberstürzen der gewaltigen Bewegung an sich selbst den kräftigsten Widerstand finden würde. Denn die Leiter wissen, um was es sich handelt! Die Revolution hat sie dies Mal nicht überrascht. Morgen mehr! Entschuldigen Sie die große Eile dieser Zeit drängt und die Menschen drängen mit der Zeit.</p>
          <p><hi rendition="#g">Nachschrift</hi>. So eben vernehme ich, daß man von Ludwigshafen aus in der Richtung von Worms eine starke Kanonade höre, dazwischen Gewehrsalven.</p>
          <p><hi rendition="#g">Rastatt</hi> befindet sich im Besitze der Soldaten, die sich mit den Bürgern verbrüdert haben. Der militärische Dienst wird von Bürgern und Soldaten gemeinschaftlich versehen. Der Landesausschuß der Volksvereine in Baden hat sich permanent erklärt, um die Beschlüsse der Offenburger Volksversammlung durchzuführen. Er hat seinen Sitz in Rastatt genommen. Die Festungscommandantur ist in den Händen einer von Bürgern und Militär niedergesetzten Commission.</p>
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        <head>Ungarn.</head>
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          <head>Debreczyn, 15. April.</head>
          <p>Sitzung des Repräsentantenhauses.</p>
          <p>Präsident Paul Almassy</p>
          <p>Das Protokoll der gestrigen Sitzung wird verlesen.</p>
          <p>Stephan <hi rendition="#g">Bezeredy</hi>: Ich habe eine kleine Bemerkung rücksichtlich der Protokolle. Wir müssen in Allem, besonders aber in dem gestrigen Gegenstande die größte Genauigkeit beobachten. Die g. Repräsentanten werden sich erinnern, daß bevor noch Ladislaus Madaraß seinen Antrag bezüglich auf Ludwig Kossuth gestellt hatte, Kossuth einstimmig zum Regierungspräsidenten ausgerufen worden ist, und dies ist eine so wichtige Sache, damit das Vaterland erfahre, wie das Repräsentantenhaus die Regentschaft Kossuth's als etwas Natürliches und aus der Lage der Dinge Fließendes erkannte, und es nicht einmal nöthig war, deshalb einen Antrag zu stellen (wahr!), so daß demgemäß ich dies ausgedrückt wünschte, damit die Sache in ihrer vollen Würde dastehe. (Richtig!)</p>
          <p>Die Versammlung beschließt, daß die Erwähnung der Madaraß'schen Motion im Protokolle auszubleiben habe.</p>
          <p>Ein Antrag des Repräsentanten Karl Szaß, weil darüber keine Beschlußnahme erfolgte, wird gleichfalls ausgelassen.</p>
          <p>Lazorus <hi rendition="#g">Meßaros</hi>, Kriegsminister: Geehrtes Haus! Der berühmte Arzt Hufeland sagt: Wer in seinem 30. Jahre nicht erkannt hat, was seinem Organismus zuträglich oder schädlich, der verdient nicht die Gesundheit; &#x2014; ich wleder sage, wer mit grauen Haaren an der Spitze einer Sache steht, und nicht zu berechnen weiß, wann seine Zeit abgelaufen, der kann alles Andere sein, nur kein Patriot. Und weil ich dies fühle, und meinem Vaterlande ein treuer Bürger bleiben will, so habe ich schon lange vordem, neuerlich aber nach der famosen kaschauer Schlacht, ganz besonders aber jetzt erkannt, daß für mich die Zeit gekommen, wo ich mein mit Blumen überstreutes Amt geschickteren Händen zu übergeben habe, und zwar mit meinem Segen. (Eljenruf.) Und da man nichts ohne Grund thun kann, werde ich jetzt auch einige meiner Gründe vorbringen. Die Regierung muß stark sein, damit sie es aber sein könne, so muß Jedermann ihrem leitenden Principe sich so unterordnen, daß Alles von einem Geiste und einem Willen durchweht sei; und weil ich so unglücklich war und neuerdings sehe, daß ich zu der jetzigen Regierung in einigem Widerspruch stehe, so betrachte ich mich als unmöglich geworden; für unmöglich halte ich mich aber auch gegenüber der Armee, weil ich das Unglück hatte, durch lange Zeit in jenen schwerfälligen Pedanterien aufgewachsen zu sein, durch welche das selige Haus Oestreich sich in so hohem Grade ausgezeichnet; und während ich diese Bleigewichte abstreifen wollte, hat jenes Heer, welches zuerst der Ministerpräsident, dann der Landes-Kriegsrath, später der Landesvertheidigungs-Ausschuß, zuletzt die Regierungs-Commissare und mehrere Comitats-Ausschusse in Compagnien mit mir geschaffen haben &#x2014; seinen Adlerflug begonnen, und zwar so hoch zu den Sternen, daß es mich Armen zurückließ, so weit zurückließ, daß ich mich jetzt als rococco erblicke. (Beifall.) Und weil ich dies sehe, wünsche ich an die Spitze der Kriegsangelegenheiten ein solches Individuum gestellt, das auch selbst mit den Jungeren auf einem feurigen Rosse zuweilen Fensterparade machen, und echt ungarisch, wo es sein muß, im Carriere dahinsprengen kann; welches vermag, sich unbedingten Gehorsam zu erringen und diesen Gehorsam auch nach unten zu verbreiten; &#x2014; das nicht nur Gesetze zu bringen und zu erlassen weiß, sondern auch zu erwirken im Stande sei, daß sie von Andern beobachtet werden; &#x2014; mit einem Worte, ein solches Individuum, welches die jetzige Ordnung, Sparsamkeit, Brauchbarkeit, Acuratesse etc. etc. ein wenig zu erweitern und mit seinem leitenden Principe in Einklang zu bringen verstehe. Heute Sonntag ist der 15. April, morgen Montags wird der 16. fein, heute um Mitternacht sehe ich also meine Laufbahn für beendigt an, da von morgen den 16. April der neue Minister, wie die römischen Consule, seine Aera datirt, welcher Tag für die Russen ein dies nefastus war. (Beifall.) Ich habe nun keine weitere Bitte an das geehrte Haus, als daß es so gütig sein möge, mich als einfachen Bürger und Deputirten von Baja in seine Mitte aufzunehmen, so wie ich herzlich darum ersuche und Sie es für gut finden werden. (Lauter und stürmischer Eljenruf.) Meßaros, der Erste, ist todt, ich besorge, daß er nicht einmal einen Patentator haben wird, aber ich hoffe, daß diese Patentation irgend ein Rothkäppler erleben wird, und zwar besser erleben, als einst Meßaros, der in Erlau gestorben ist, als man sagte: Meßaros ist todt, er hat die Stadt ohne Fleisch gelassen. (Beifall.) Und weil dies so war und ich kaum in Frieden ruhen werde, so lebe der neue Kriegsminister! (Anhaltender Applaus und Eljenruf)</p>
          <p>Stephan <hi rendition="#g">Bezeredy</hi>: Die Erklärung meines geehrten Freundes ist eine so männliche, daß ich gegen seinen Charakter mich versündigen würde, wenn ich ihn oppugniren und zur Aenderung seines Entschlusses drangen wollte; das aber konnte er aus unserem Zurufe entnehmen, daß das Haus fühlt und anerkennt, daß es die Gesinnung und den Charakter, die sich in seinen Gründen aussprechen, würdigt, und daß er damit neue Blumen in seinen Bürgerkranz geflochten. Wie der Kriegsminister sein Amt gefuhrt, dazu bedarf es keines andern Commentars und Beweises, als des Erfolges unserer Waffen. Dieser wird der Nachwelt zeigen, was für ein Kriegsminister Meßaros gewesen; unter welchem solche bewaffnete Macht geschaffen wurde, welche dem alten glorreichen Waffenruhme der Ungarn enspricht und unsern Feinden sich furchtbar gemacht hat. (Wahr!) Ich will mich nicht des Weitern auslassen, die Geschichte wird davon sprechen, ich glaube aber die Meinung jedes einzelnen Repräsentanten auszudrücken, wenn ich sage: das Haus möge unserm theuern Collegen seine ungetheilte Anerkennung, patriotische Würdigung und aufrichtige Zuneigung aussprechen! (Stürmischer Applaus und Eljenruf.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Laz. Maßaros</hi>: Ehe noch der Ausspruch meines Freundes zum Beschluß erhoben wird, bitte ich das Vaterland nicht zu vergessen, ohne dessen Beihülfe ich nichts hätte zu Wege bringen können.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lad. Paloczy</hi>: Allem, was St. Bezeredy gesagt, gebe ich auch, wie jeder Andere, meine volle Zustimmung; ich appellire jedoch an die Großherzigkeit des Vaterlandes, und wünsche Bezeredy's Motion noch weiter ausgedehnt. Da mit Recht sein Verdienst anerkannt ist, ist es unsere Pflicht, nicht blos mit Worten zu danken, sondern ihm auch unsern Dank und unsere Achtung in etwas reichlicherem Maße zu bezeugen. Was hat nicht die Gewissenhaftigkeit seiner reinen, edlen Seele alles bewirkt! Er hatte ungeheure Mühen und Sorgen, und wenn auch seine Berechnungen nicht immer so ausschlugen, wie er gewünscht hätte, so war dies nicht sein Fehler sondern die Schuld des Mißgeschicks. Er hat besonders viel für das Vaterland gethan, und weshalb? Wie viel jüngere Offiziere sind nicht, die jetzt einen höheren Rang bekleiden als er. Er war immer bescheiden und zurückhaltend, auch damals, als die militärischen Ehrenzeichen ausgetheilt wurden, zog er sich zurück. Können wir das gleichgültig mit ansehen? Sollten wir weiter nichts thun? Dies gestattet die Großherzigkeit des Vaterlandes nicht. Ich beantrage, daß wir ihn, zugleich mit der Votirung unseres Dankes, einstimmig zum Feldmarschall-Lieutenant ausrufen. (Allgemeine Bewilligung und Eljenruf.)</p>
          <p>Gabr. <hi rendition="#g">Kazinczi</hi>: Die Nation hat durch den Beschluß ihres Repräsentanten-Hauses den einen Rubikon ihres constitutionellen Lebens überschritten, über den sie nicht mehr zurück kann, und über den hinaus sie sich, wie ich hoffe, unfehlbar ein neues Freiheitsleben erkämpfen wird. Als sie auf dem Boden der Freiheit und Unabhängigkeit den ersten Schritt gethan, war dieser Schritt durch das erste ungarische unabhängige Ministerium bezeichnet, und dieses erste ungarische unabhängige Ministerium zerstäubte, wie die Pfeiler des Gebäudes einzeln bersten. Das letzte Glied dieser Regierungsgewalt erblicke ich in der Person des abgetretenen, geehrten Kriegsministers, gleichsam um anzuzeigen, daß die Nation dem Beschlusse des Gesetzes so lange unerschütterlich treu geblieben, bis sie durch die Willkür des Herrscherhauses von jenem Boden gewaltsam verdrängt wurde, den sie behauten wollte; diese Stellung erheischt aber auch, daß wir das Gefühl reinster Achtung gegen jenen Mann ausdrucken, dessen Worte wir so eben vernommen Ueber die Nation können düstre und heitre Zeiten hereinbrechen; ist das Erstere der Fall, ist es unmöglich, daß jene Männer nicht im dankbaren Angedenken der Nation bleiben, welche die Ersten die Bahn gebrochen, als wir unsere schwierige Arbeit begonnen. Kommen glückliche Zeiten, so kann die Nation unmöglich nicht Dankbarkeit hegen für jene Männer, welches Alles aufs Spiel gesetzt, um ihr Volk in das Land der Verheißung zu führen. Der erste Schritt ist mit vielen Versuchen, der Versuch mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Die Kraft aber ist der schönste Kranz des Streiters. Wenn irgend Jemand, so hatte unser geehrter Herr Kriegsminister die schwerste Stellung Wir Andern, das Civil-Gouvernement hatte ein fertiges Terrain vor sich; auf diesem Terrain waren die fertigen Elemente vorhanden, und es war blos die Aufgabe, sie zu ordnen. Unser Kriegsminister mußte nicht blos ordnen, er mußte schaffen, und wenn das Werk der Schöpfung mit vielen Versuchen und fehlgeschlagenen Experimenten verbunden war, so trägt die Schuld davon nicht Mangel an ehrlichem Willen, sondern es lag an den Umständen. Ich glaube, es gibt kein größeres Lob für unsern Herrn Kriegsminister, als der Umstand, daß bei Beginn seines schweren Werkes Viele ihn mit Verdächtigungen und Verleumdungen umgaben, welche nicht wagten, sich zu jener Stufe aufzuschwingen, auf die ihn das Vertrauen der Nation erhoben hatte.</p>
          <p>Wenn Jemand, so kann Meßaros stolz dastehen in den Wetterstürmen der Zeit. (Wahr!) Denn ihm gegenüber hat engherzige Feigheit, elende Spiegelfechterei, feige Mystifikation alle ihre Pfeile entladen, aber damit nichts erreicht, als der Nation zu zeigen, daß an Meßaros diamantreinem Charakter alle diese Pfeile wirkungslos abprallen; sie haben nur sein reines Selbstbewußtsein in's Licht gestellt, wie bis heute keiner unter uns ein reineres aufzuweisen hat. Ich glaube daher, daß jetzt keine Zeit, um Weihrauch zu streuen; aber wehe der Nation, die kein dankbares Gedächtniß besitzt. Nicht nur auf Lobeserhebungen im Protokolle darf sich die Nation beschränken, nicht nur auf tönende Worte, sondern es gebietet, glaube ich, die Ehre des Hauses, und es erfüllt damit seine Bürgerpflicht, wenn es einem seiner ausdauerndsten Streiter im öffentlichen Leben und einem Manne vom anspruchlosesten aber erhabensten Charakter jene Auszeichnung verleiht, &#x2014; oder, was sage ich, nicht Auszeichnung, sondern verdiente Anerkennung und Dankbarkeit &#x2014; welche der Sprecher vor mir, der Repräsentant Lad. Paloczy beantragt hat, und dem ich mit bestem Gewissen beitrete. (Eljenruf.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Präses</hi>: Nimmt das Haus die Motion des Repräsentanten Lad. Paloczy an? (Wir nehmen sie an, es lebe Feldmarschall-Lieutenant Lazar Meßaros!) Im Protokoll wird die dankbare Anerkennung aller jener Verdienste und patriotischen Handlungen eingetragen werden, welche Meßaros während seiner ausgezeichneten ministeriellen Wirksamkeit geleistet. Die Regierung aber wird angewiesen werden, ihm den Rang und Titel eines Feldmarschall-Lieutenants zu verleihen. (Billigung.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Franz Kubinyi</hi>: Da von Anerkennung die Rede ist, so halte ich dafür, daß in geistiger Beziehung es keine größere Belohnung giebt, als Anerkennung; ich halte dafür, daß in dem Augenblicke, wo die Regierung wechselt und wir einer neuen Aera entgegen gehen, wir auch den Landesvertheidigungsausschuß nicht vergessen dürfen. (Wahr!) Ich glaube, wenn der Landesvertheidigungsausschuß in den Tagen der Gefahr große Dienste geleistet, er es verdient, daß beim Erlöschen seiner Wirksamkeit ihm der Dank des Hauses votirt werde. Dies mein Antrag. (Allgemeine Billigung).</p>
          <p><hi rendition="#g">Präses</hi>: Auch diese Motion nimmt das Haus an, sie wird somit in das Protokoll eingetragen werden.</p>
          <p><hi rendition="#g">Paul Nyari</hi>: Es sei mir vom Hause gestattet, eine Motion zu stellen, die allerdings nur ein einzelnes Individuum betrifft, die aber im gegenwärtigen Augenblicke von großer Wichtigkeit ist. Herb ist die Rückerinnerung an jene Zeiten, wo in Ungarn die Willkür herrschte, wo man das Wort knebelte, und selbst die Gedanken fesseln wollte; herb ist, sage ich, die Rückerinnerung an jene Zeiten, aber freudig erhebend, wenn nicht nur das Individuum, sondern eine ganze Nation sich über diese bedrängte Lage hinausfühlt. Als ein Beispiel jener Zeiten führe ich Ladislaus Lovassy an, Jedermann kennt ihn, es ist nicht nöthig, viel von seiner Geschichte zu sprechen, kaum das Vaterland daran zu erinnern; zwar kann es auch in diesem Augenblicke des Vergangenen sich erinnernd dem unglücklichen Individuum nicht zurückgeben, was ihm die Tyrannei genommen; aber die Nation erkenne wenigstens für eine Pflicht der Dankbarkeit, daß sie ihn nicht länger als Straßenbettler und dem Gelächter ausgesetzt, herumirren lasse Ich habe jetzt von ihm den zweiten Brief erhalten, der Brief ist ein hinreichender Beweis, so daß es keines ärztlichen Zeugnisses bedarf: ich fordere daher das Haus auf, für Ladislaus Lavassy eine Pension zu bestimmen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Präses</hi>: Beliebe es dem Hause, mir den Auftrag zu ertheilen, daß ich die Regierung auffordere, für Lad. Lavassy Sorge zu tragen. (Zustimmung). (Közlonh.)</p>
        </div>
      </div>
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        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar300-2_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 15. Mai.</head>
          <p>Der &#x201E;Peuple&#x201C; theilt den Artikel der &#x201E;Neuen Rhein. Zeitung&#x201C; über die Freisprechung von Lassalle und Weyers in Dusseldorf mit: &#x201E;Die Geschworenen haben durch diese Freisprechung den Ruf &#x201E;<hi rendition="#g">Tod dem König</hi>!&#x201C; für nicht strafbar erklärt, &#x2014; Avis au citoyen Hohenzollern!&#x201C; &#x2014; Der &#x201E;Peuple&#x201C; beliebt nur, uns als &#x201E;Gazette de Cologne&#x201C; zu citiren, eine Bezeichnung gegen welche wir, um allen Verwechslungen mit der schmutzigen Polizeikloake dieses Namens vorzubeugen, hiermit protestiren.</p>
          <p>Eine andere Abgeschmacktheit, welche wir in dem ehrenwerthen Proudhon'schen Blatte finden, ist die Mittheilung, daß &#x201E;Arnold Ruge auf den Dresdener Barrikaden gekämpft habe.&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar300-2_021" type="jArticle">
          <head>Paris, 15. Mai.</head>
          <p>Am Schluß der gestrigen Sitzung der Nationalversammlung hat der Minister des Innern seine Demission in die Hände des Präsidenten der Republik niedergelegt. (Monit.)</p>
          <p>&#x2014; Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Im Namen des französischen Volkes. Die Nationalversammlung faßte gestern einen Beschluß folgenden Inhalts:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die telegraphische Depesche vom 12. Mai, welche der Minister des Innern an die Departements richtete, tadelnd, geht zur Tagesordnung über.&#x201C;</p>
          <p>So berathen in der öffentlichen Sitzung zu Paris den 14. Mai 1849. (Folgen die Unterschriften des Präsidenten und der Schriftführer.) (Moniteur.)</p>
          <p>&#x2014; Wie man hört, ist Passy mit interimistischer Verwaltung des Ministeriums des Innern beauftragt.</p>
          <p>&#x2014; Der Sturz Fauchers ist keineswegs als einzelne Thatsache zu betrachten. Die berüchtigte telegraphische Depesche wurde von Bonaparte, Thiers, Falloux, Buffet, Changarnier und Faucher hinter dem Rücken Barrots, Lacrosse's, Passy's und de Tracy's geschmiedet. Passy gab seine ganze Entrüstung auf der Ministerbank in sehr unzweideutiger Gebärde zu erkennen. Selbst der edle Barrot mußte alle seine Kräfte sammeln, um die Coutenance nicht zu verlieren.</p>
          <p>Heute früh 8 Uhr begann die Enthüllung der Stimmzettel in den Sektionen. Vor morgen Abend ist kein Resultat zu sagen möglich. Die Volkspartei überwacht das Entwickeln der Stimmzettel auf das Strengste.</p>
          <p>Daß die Armee durch und durch <hi rendition="#g">roth</hi> votirt hat, ist bereits so ziemlich außer Zweifel.</p>
          <p>&#x2014; Hetzel und Marrast protestiren im &#x201E;Dix Decembre&#x201C;, dem fadesten Journale von ganz Paris, gegen die Behauptung dieses Blattes: daß sich Marrast habe am 24. Februar 1848 mit der Regentschaft begnügen wollen.</p>
          <p>&#x2014; Einige Journalurtheile über den Sturz des armen Faucher lauten folgendermaßen:</p>
          <p>Gazette de France: &#x201E;Das gestrige Votum stellt die ganze Zukunft Frankreich's in Frage.&#x201C;</p>
          <p>Die Estaffette: &#x201E;Die Linke hat den Minister des Innern getödtet&#x2025;&#x2026;&#x201C;</p>
          <p>La Patrie: &#x201E;&#x2025;&#x2026; Die heimziehenden Deputirten konnten sich die Wonne nicht versagen, den ministeriellen Kadaver als Siegestrophäe mitzuführen&#x2025;&#x2026;&#x201C;</p>
          <p>Vraie Republique: &#x201E;&#x2025;&#x2026; Wir beschwören Herrn Faucher, auf seinem Posten zu bleiben, wo ihn die Revolution so gerne sieht. Faucher bildet mit dem Elysée einen Leib und eine Seele. Faucher muß an der Seite Bonaparte's bleiben, wie Guizot an der Seite Louis Philipp's.»</p>
          <p>&#x201E;Revolution&#x201C; &#x2025;&#x2025; Noch ein Votum wie dieses, das die vermaldeite Dreifaltigkeit der Herren Barrot-Faucher-Falloux zermalte, und wir können sagen, daß sich die Nationalversammlung von ihren zahlreichen Flecken und Engherzigkeiten rein gewaschen habe.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Peuple&#x201C; &#x2025;&#x2025; Was ist denn dieser Faucher! Er ist der Urheber und erste Organisateur der Junischlacht; er war es, der (durch Falloux) die sofortige Auflösung der Nationalwerkstätten verfügen ließ und deren Gespenster unaufhörlich heraufbeschwört. Hat er denn gar kein Gewissen? Er ist der rechte Arm Bonaparte's, Chef der Exekutivgewalt im Innern &#x2025;&#x2025; Und solchen Leuten zu gehorchen, zahlen wir jährlich 1800 Millionen Franken, während mit 800 Millionen Franken die ganze Staatsmaschine sehr gut bedient werden könnte. So lange man noch solchen Händen die großen Staatshebel, wie Telegraph u. s. w. anvertraut, ist die Demokratie unmöglich &#x2025;&#x2026; Wahlen, die aus solchen Manövern hervorgegangen, könne und dürfe man nicht anerkennen&#x201C;</p>
          <p>&#x2014; <hi rendition="#g">National-Versammlung</hi>. Sitzung vom 15. Mai. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast.</p>
          <p>Mehrere Lokalgesetzentwürfe liegen vor. Darunter ein Kredit von 398,000 Fr. für das Ministerium des Innern.</p>
          <p>Wird mit 526 gegen 1 Stimme genehmigt.</p>
          <p><hi rendition="#g">De Charency</hi>: Ich stehe im Moniteur seit drei Tagen als abwesend, habe aber in keiner Sitzung gefehlt. Ich bitte diesen Irrthum zu berichtigen.</p>
          <p>Soll von der Urlaubskommission erfolgen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Flocon</hi> überreicht einen Petitionsstoß aus Reims für Rückzahlung der Milliarde. (Gelächter rechts).</p>
          <p>Die Versammlung geht zu ihrer eigentlichen Tagesordnung, zur Fortsetzung des Kriegsbudgets über.</p>
          <p>Sie war bis Kapitel 29 (Algerien) gerückt.</p>
          <p>Das Ministerium verlangt 7,889,000 Fr. für die dortige Staatsverwaltung.</p>
          <p>Wird mit einem Abzug von 175,000 Fr. genehmigt.</p>
          <p>Kapitel 30, 31, 32, 33 und 34 bieten wenig Interesse.</p>
          <p>Kapitel 35 verlangt einen neuen Kredit von 5 Millionen Fr. Behufs Uebersiedelung neuer 5000 Kolonisten auf Staatskosten.</p>
          <p><hi rendition="#g">Cavaignac</hi> will diesen Kredit nicht bekämpfen, schlägt aber vorherige Prüfung der durch Ausgabe der frühern bewilligten 15 Millionen errungenen Resultate vor.</p>
          <p><hi rendition="#g">Baraguay d'Hilliers</hi> bekämpft den Kredit geradezu. Er will kein Geld par anticipation votiren.</p>
          <p><hi rendition="#g">Lamoriciere</hi> zergliedert die großen Linderungen, welche die Expedirung von 14,300 Kolonisten dem Kleinbürgerstande verschafft habe. (Widerspruch vom Berge).</p>
          <p>Der Kredit wird genehmigt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Riancey</hi> stellt hinterher den Zusatz:</p>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Hälfte der Ueberzusiedelnden solle dem Ackerbaustande entnommen werden.&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">Etienne</hi> bekämpft ihn. Es sei eine vollständige Arbeit über die Kolonisirung Algeriens im Werke. Also man warte.</p>
          <p>Die Versammlung entscheidet, daß ein Drittel aus den Arbeitern, ein Drittel aus den Ackerleuten und ein Drittel aus den Soldaten genommen werde.</p>
          <p>Die übrigen Kapitel gehen ohne erhebliche Debatte durch.</p>
          <p>Das Gesammtkriegsbudget wird mit 556 gegen 1 Stimme angenommen.</p>
          <p>Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar300-2_022" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Die Nachrichten, welche auf gewöhnlichem Wege (6. Mai) aus Rom angekommen sind, bestätigen den <hi rendition="#g">Sieg Garibaldi's über ein neapolitanisches Truppencorps</hi>. Das Treffen fand bei Marino, zwei Meilen von Rom in der Richtung von Albano statt und endete mit völliger Vernichtung der Neapolitaner. Fünfhundert Gefangene sind in die Hände der Legion Garibaldi's gefallen.</p>
          <p>In Rom hat die Barrikadenkommission (Cernuschi, Cattabeni, Calderi) folgende Proklamation erlassen:</p>
          <p>&#x201E;Römer! Der königl. Bombardeur von Neapel sendet unter dem Deckmantel religiöser Heuchelei seine Tausende von Henkern gegen Rom. Der Zweck dieser blutdürstigen Banden (beritori di sangue) ist nicht Kampf, sondern Plünderung; ihre Triebfeder ist nicht ein Gefühl von Ehre, sondern die Wuth der Hyäne; ihr Kampf ist nicht die Bravour des Soldaten, sondern die Mordlust des hungrigen Wolfes. Verzweiflung und Elend sind die Spuren ihres Marsches.</p>
          <p>&#x201E;Römer, es heißt die Rechnung dieser Kannibalen zu tilgen, das Maß ist voll! Auf, zu den Waffen! Mögen die Weiber, Kinder und Greise zu Hause bleiben; die Männer sollen das Eisen fassen und zuschlagen. Zählen wir nicht die lebenden Feinde, zählen wir ihre Leichen und opfern wir diese unreinen Hekatomben dem Geist der Verderbniß, welcher diese Elenden hierhergeführt hat.</p>
          <p>&#x201E;Glücklich, wer seinen Mann tödtet! (Beato chi occidi il suo!) Der römische Name hat sich am 30. April vor ganz Italien erhoben, er wird die Welt jetzt mit seinem Glanze erfüllen. Römer, hört auf die einzige Devise: Schlagt, verwundet, tödtet!&#x201C;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar300-2_023" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Livorno, 7. Mai.</head>
          <p>Die fremden Konsuln haben das Volk vom Widerstand gegen die Oestreicher abzuhalten gesucht, aber vergebens! Die Stadtthore sind geschlossen und bewacht, auf den Wällen stehen die Scharfschützen.</p>
        </div>
      </div>
      <div>
        <bibl>Redakteur en chef <editor>Karl Marx.</editor>             </bibl>
      </div>
      <div n="1">
        <p>Der Mitredakteur der &#x201E;Kölnischen Zeitung,&#x201C; Ehren-Schwanbeck, hat über seine Elberfelder Fata eine Erklärung erlassen, in der auch behauptet wird, ein &#x201E;Redakteur der N. Rh. Z.&#x201C; sei als Denunziant gegen ihn aufgetreten. Der betreffende Redakteur der N. Rh. Z. weiß über diese Angelegenheit nur Folgendes zu berichten: Während er in Elberfeld eine amtliche Funktion bekleidete, wurde er durch ein Mitglied des Sicherheits-Ausschusses gebeten, zwei angeblich von Köln kommende und im Arrestlokal des Rathhauses detinirte Herren zu rekognosziren, von denen der Eine Niemand anders war als Ehren-Schwanbeck. Er äußerte in Gegenwart dieses Herrn, er werde Sorge tragen, daß dieser Herr am nächsten Morgen aus der Stadt gebracht werde, was auch geschah. Er hat ferner demselben ihm befreundeten Mitglied des Sicherheitsausschusses eine Episode aus den Verbindungen des Hrn. Schwanbeck mit dem Hrn. Polizei-Inspektor Brendamour erzählt, welche bereits von Hrn. C. Cramer im &#x201E;Wächter am Rhein&#x201C; der Oeffentlichkeit übergeben war. Darauf beschränkt sich die ganze &#x201E;Denunziation.&#x201C;</p>
        <p>Ob übrigens, wie Ehren-Schwanbeck behauptet, &#x201E;in Elberfeld nichts zu spioniren sei,&#x201C; darüber kann Niemand besser Auskunft geben als der annoch in Elberfeld als Spion detinirte preußische Offizier, der unter falschem Namen dort sich herumtrieb und sofort arretirt wurde.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1711/0003] da bleiben wollten oder nicht. Es war zu spät: sie blieben alle, Dragoner und Infanterie, und jetzt in diesem Augenblicke steht es bei uns so, wie wohl überall in Baden, wo badische Garnisonen liegen. Das Militär ist zu dem Volke übergegangen und Bürger befehlen neben dem neuerwählten Militärkommando! Die Soldaten durchziehen bald in großen, bald in kleinen Trupps mit den Bürgern Arm in Arm die Straßen, singen Freiheitslieder und lassen den Hecker hochleben. — Die neuesten Nachrichten aus Karlsruhe lauten dahin, daß dort Ordnung herrscht. Die Bürgerwehr versieht die Wachen. Der Großherzog soll mit seinem Hofe nach Germersheim geflohen sein, weil — lachen Sie nicht! — weil dort noch ein altbaierisches Regiment in Zucht und Ordnung existirt! Nach einer andern Lesart sei er mit Bekk und den Prinzen nach Straßburg geflohen. Der Landesausschuß, welcher seinen Sitz anfangs nach Rastatt verlegen wollte, wird nun wahrscheinlich nach Karlsruhe gehen. Brentano liegt lebensgefährlich erkrankt in Baden-Baden. Viele verzweifeln an seinem Aufkommen; schon an der Offenburger Versammlung hat er keinen Antheil genommen. — Was wird's geben? Diese Frage ist in aller Leute Mund. Aber die Antwort! Ich habe sie nicht! Eine Vereinigung mit der Pfalz auf Leben und Tod ist das Nächste und Natürlichste; bleibt, was zu erwarten, der Geist der Revolution in der Bahn, in die er jetzt eingelenkt hat, so wird bald ganz Süddeutschland diesem Geiste folgen müssen. Wir haben tüchtige Führer, unsere Bürgerwehr, die seit heute Morgen die Gewehre erhalten hat, wird von trefflichen und besonnenen Leuten kommandirt, und was die Partei anbelangt, der man so lange als Attribut eine rothe Feder an den Hut steckte, so versichere ich Sie, daß jedes Ueberstürzen der gewaltigen Bewegung an sich selbst den kräftigsten Widerstand finden würde. Denn die Leiter wissen, um was es sich handelt! Die Revolution hat sie dies Mal nicht überrascht. Morgen mehr! Entschuldigen Sie die große Eile dieser Zeit drängt und die Menschen drängen mit der Zeit. Nachschrift. So eben vernehme ich, daß man von Ludwigshafen aus in der Richtung von Worms eine starke Kanonade höre, dazwischen Gewehrsalven. Rastatt befindet sich im Besitze der Soldaten, die sich mit den Bürgern verbrüdert haben. Der militärische Dienst wird von Bürgern und Soldaten gemeinschaftlich versehen. Der Landesausschuß der Volksvereine in Baden hat sich permanent erklärt, um die Beschlüsse der Offenburger Volksversammlung durchzuführen. Er hat seinen Sitz in Rastatt genommen. Die Festungscommandantur ist in den Händen einer von Bürgern und Militär niedergesetzten Commission. Ungarn. Debreczyn, 15. April. Sitzung des Repräsentantenhauses. Präsident Paul Almassy Das Protokoll der gestrigen Sitzung wird verlesen. Stephan Bezeredy: Ich habe eine kleine Bemerkung rücksichtlich der Protokolle. Wir müssen in Allem, besonders aber in dem gestrigen Gegenstande die größte Genauigkeit beobachten. Die g. Repräsentanten werden sich erinnern, daß bevor noch Ladislaus Madaraß seinen Antrag bezüglich auf Ludwig Kossuth gestellt hatte, Kossuth einstimmig zum Regierungspräsidenten ausgerufen worden ist, und dies ist eine so wichtige Sache, damit das Vaterland erfahre, wie das Repräsentantenhaus die Regentschaft Kossuth's als etwas Natürliches und aus der Lage der Dinge Fließendes erkannte, und es nicht einmal nöthig war, deshalb einen Antrag zu stellen (wahr!), so daß demgemäß ich dies ausgedrückt wünschte, damit die Sache in ihrer vollen Würde dastehe. (Richtig!) Die Versammlung beschließt, daß die Erwähnung der Madaraß'schen Motion im Protokolle auszubleiben habe. Ein Antrag des Repräsentanten Karl Szaß, weil darüber keine Beschlußnahme erfolgte, wird gleichfalls ausgelassen. Lazorus Meßaros, Kriegsminister: Geehrtes Haus! Der berühmte Arzt Hufeland sagt: Wer in seinem 30. Jahre nicht erkannt hat, was seinem Organismus zuträglich oder schädlich, der verdient nicht die Gesundheit; — ich wleder sage, wer mit grauen Haaren an der Spitze einer Sache steht, und nicht zu berechnen weiß, wann seine Zeit abgelaufen, der kann alles Andere sein, nur kein Patriot. Und weil ich dies fühle, und meinem Vaterlande ein treuer Bürger bleiben will, so habe ich schon lange vordem, neuerlich aber nach der famosen kaschauer Schlacht, ganz besonders aber jetzt erkannt, daß für mich die Zeit gekommen, wo ich mein mit Blumen überstreutes Amt geschickteren Händen zu übergeben habe, und zwar mit meinem Segen. (Eljenruf.) Und da man nichts ohne Grund thun kann, werde ich jetzt auch einige meiner Gründe vorbringen. Die Regierung muß stark sein, damit sie es aber sein könne, so muß Jedermann ihrem leitenden Principe sich so unterordnen, daß Alles von einem Geiste und einem Willen durchweht sei; und weil ich so unglücklich war und neuerdings sehe, daß ich zu der jetzigen Regierung in einigem Widerspruch stehe, so betrachte ich mich als unmöglich geworden; für unmöglich halte ich mich aber auch gegenüber der Armee, weil ich das Unglück hatte, durch lange Zeit in jenen schwerfälligen Pedanterien aufgewachsen zu sein, durch welche das selige Haus Oestreich sich in so hohem Grade ausgezeichnet; und während ich diese Bleigewichte abstreifen wollte, hat jenes Heer, welches zuerst der Ministerpräsident, dann der Landes-Kriegsrath, später der Landesvertheidigungs-Ausschuß, zuletzt die Regierungs-Commissare und mehrere Comitats-Ausschusse in Compagnien mit mir geschaffen haben — seinen Adlerflug begonnen, und zwar so hoch zu den Sternen, daß es mich Armen zurückließ, so weit zurückließ, daß ich mich jetzt als rococco erblicke. (Beifall.) Und weil ich dies sehe, wünsche ich an die Spitze der Kriegsangelegenheiten ein solches Individuum gestellt, das auch selbst mit den Jungeren auf einem feurigen Rosse zuweilen Fensterparade machen, und echt ungarisch, wo es sein muß, im Carriere dahinsprengen kann; welches vermag, sich unbedingten Gehorsam zu erringen und diesen Gehorsam auch nach unten zu verbreiten; — das nicht nur Gesetze zu bringen und zu erlassen weiß, sondern auch zu erwirken im Stande sei, daß sie von Andern beobachtet werden; — mit einem Worte, ein solches Individuum, welches die jetzige Ordnung, Sparsamkeit, Brauchbarkeit, Acuratesse etc. etc. ein wenig zu erweitern und mit seinem leitenden Principe in Einklang zu bringen verstehe. Heute Sonntag ist der 15. April, morgen Montags wird der 16. fein, heute um Mitternacht sehe ich also meine Laufbahn für beendigt an, da von morgen den 16. April der neue Minister, wie die römischen Consule, seine Aera datirt, welcher Tag für die Russen ein dies nefastus war. (Beifall.) Ich habe nun keine weitere Bitte an das geehrte Haus, als daß es so gütig sein möge, mich als einfachen Bürger und Deputirten von Baja in seine Mitte aufzunehmen, so wie ich herzlich darum ersuche und Sie es für gut finden werden. (Lauter und stürmischer Eljenruf.) Meßaros, der Erste, ist todt, ich besorge, daß er nicht einmal einen Patentator haben wird, aber ich hoffe, daß diese Patentation irgend ein Rothkäppler erleben wird, und zwar besser erleben, als einst Meßaros, der in Erlau gestorben ist, als man sagte: Meßaros ist todt, er hat die Stadt ohne Fleisch gelassen. (Beifall.) Und weil dies so war und ich kaum in Frieden ruhen werde, so lebe der neue Kriegsminister! (Anhaltender Applaus und Eljenruf) Stephan Bezeredy: Die Erklärung meines geehrten Freundes ist eine so männliche, daß ich gegen seinen Charakter mich versündigen würde, wenn ich ihn oppugniren und zur Aenderung seines Entschlusses drangen wollte; das aber konnte er aus unserem Zurufe entnehmen, daß das Haus fühlt und anerkennt, daß es die Gesinnung und den Charakter, die sich in seinen Gründen aussprechen, würdigt, und daß er damit neue Blumen in seinen Bürgerkranz geflochten. Wie der Kriegsminister sein Amt gefuhrt, dazu bedarf es keines andern Commentars und Beweises, als des Erfolges unserer Waffen. Dieser wird der Nachwelt zeigen, was für ein Kriegsminister Meßaros gewesen; unter welchem solche bewaffnete Macht geschaffen wurde, welche dem alten glorreichen Waffenruhme der Ungarn enspricht und unsern Feinden sich furchtbar gemacht hat. (Wahr!) Ich will mich nicht des Weitern auslassen, die Geschichte wird davon sprechen, ich glaube aber die Meinung jedes einzelnen Repräsentanten auszudrücken, wenn ich sage: das Haus möge unserm theuern Collegen seine ungetheilte Anerkennung, patriotische Würdigung und aufrichtige Zuneigung aussprechen! (Stürmischer Applaus und Eljenruf.) Laz. Maßaros: Ehe noch der Ausspruch meines Freundes zum Beschluß erhoben wird, bitte ich das Vaterland nicht zu vergessen, ohne dessen Beihülfe ich nichts hätte zu Wege bringen können. Lad. Paloczy: Allem, was St. Bezeredy gesagt, gebe ich auch, wie jeder Andere, meine volle Zustimmung; ich appellire jedoch an die Großherzigkeit des Vaterlandes, und wünsche Bezeredy's Motion noch weiter ausgedehnt. Da mit Recht sein Verdienst anerkannt ist, ist es unsere Pflicht, nicht blos mit Worten zu danken, sondern ihm auch unsern Dank und unsere Achtung in etwas reichlicherem Maße zu bezeugen. Was hat nicht die Gewissenhaftigkeit seiner reinen, edlen Seele alles bewirkt! Er hatte ungeheure Mühen und Sorgen, und wenn auch seine Berechnungen nicht immer so ausschlugen, wie er gewünscht hätte, so war dies nicht sein Fehler sondern die Schuld des Mißgeschicks. Er hat besonders viel für das Vaterland gethan, und weshalb? Wie viel jüngere Offiziere sind nicht, die jetzt einen höheren Rang bekleiden als er. Er war immer bescheiden und zurückhaltend, auch damals, als die militärischen Ehrenzeichen ausgetheilt wurden, zog er sich zurück. Können wir das gleichgültig mit ansehen? Sollten wir weiter nichts thun? Dies gestattet die Großherzigkeit des Vaterlandes nicht. Ich beantrage, daß wir ihn, zugleich mit der Votirung unseres Dankes, einstimmig zum Feldmarschall-Lieutenant ausrufen. (Allgemeine Bewilligung und Eljenruf.) Gabr. Kazinczi: Die Nation hat durch den Beschluß ihres Repräsentanten-Hauses den einen Rubikon ihres constitutionellen Lebens überschritten, über den sie nicht mehr zurück kann, und über den hinaus sie sich, wie ich hoffe, unfehlbar ein neues Freiheitsleben erkämpfen wird. Als sie auf dem Boden der Freiheit und Unabhängigkeit den ersten Schritt gethan, war dieser Schritt durch das erste ungarische unabhängige Ministerium bezeichnet, und dieses erste ungarische unabhängige Ministerium zerstäubte, wie die Pfeiler des Gebäudes einzeln bersten. Das letzte Glied dieser Regierungsgewalt erblicke ich in der Person des abgetretenen, geehrten Kriegsministers, gleichsam um anzuzeigen, daß die Nation dem Beschlusse des Gesetzes so lange unerschütterlich treu geblieben, bis sie durch die Willkür des Herrscherhauses von jenem Boden gewaltsam verdrängt wurde, den sie behauten wollte; diese Stellung erheischt aber auch, daß wir das Gefühl reinster Achtung gegen jenen Mann ausdrucken, dessen Worte wir so eben vernommen Ueber die Nation können düstre und heitre Zeiten hereinbrechen; ist das Erstere der Fall, ist es unmöglich, daß jene Männer nicht im dankbaren Angedenken der Nation bleiben, welche die Ersten die Bahn gebrochen, als wir unsere schwierige Arbeit begonnen. Kommen glückliche Zeiten, so kann die Nation unmöglich nicht Dankbarkeit hegen für jene Männer, welches Alles aufs Spiel gesetzt, um ihr Volk in das Land der Verheißung zu führen. Der erste Schritt ist mit vielen Versuchen, der Versuch mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Die Kraft aber ist der schönste Kranz des Streiters. Wenn irgend Jemand, so hatte unser geehrter Herr Kriegsminister die schwerste Stellung Wir Andern, das Civil-Gouvernement hatte ein fertiges Terrain vor sich; auf diesem Terrain waren die fertigen Elemente vorhanden, und es war blos die Aufgabe, sie zu ordnen. Unser Kriegsminister mußte nicht blos ordnen, er mußte schaffen, und wenn das Werk der Schöpfung mit vielen Versuchen und fehlgeschlagenen Experimenten verbunden war, so trägt die Schuld davon nicht Mangel an ehrlichem Willen, sondern es lag an den Umständen. Ich glaube, es gibt kein größeres Lob für unsern Herrn Kriegsminister, als der Umstand, daß bei Beginn seines schweren Werkes Viele ihn mit Verdächtigungen und Verleumdungen umgaben, welche nicht wagten, sich zu jener Stufe aufzuschwingen, auf die ihn das Vertrauen der Nation erhoben hatte. Wenn Jemand, so kann Meßaros stolz dastehen in den Wetterstürmen der Zeit. (Wahr!) Denn ihm gegenüber hat engherzige Feigheit, elende Spiegelfechterei, feige Mystifikation alle ihre Pfeile entladen, aber damit nichts erreicht, als der Nation zu zeigen, daß an Meßaros diamantreinem Charakter alle diese Pfeile wirkungslos abprallen; sie haben nur sein reines Selbstbewußtsein in's Licht gestellt, wie bis heute keiner unter uns ein reineres aufzuweisen hat. Ich glaube daher, daß jetzt keine Zeit, um Weihrauch zu streuen; aber wehe der Nation, die kein dankbares Gedächtniß besitzt. Nicht nur auf Lobeserhebungen im Protokolle darf sich die Nation beschränken, nicht nur auf tönende Worte, sondern es gebietet, glaube ich, die Ehre des Hauses, und es erfüllt damit seine Bürgerpflicht, wenn es einem seiner ausdauerndsten Streiter im öffentlichen Leben und einem Manne vom anspruchlosesten aber erhabensten Charakter jene Auszeichnung verleiht, — oder, was sage ich, nicht Auszeichnung, sondern verdiente Anerkennung und Dankbarkeit — welche der Sprecher vor mir, der Repräsentant Lad. Paloczy beantragt hat, und dem ich mit bestem Gewissen beitrete. (Eljenruf.) Präses: Nimmt das Haus die Motion des Repräsentanten Lad. Paloczy an? (Wir nehmen sie an, es lebe Feldmarschall-Lieutenant Lazar Meßaros!) Im Protokoll wird die dankbare Anerkennung aller jener Verdienste und patriotischen Handlungen eingetragen werden, welche Meßaros während seiner ausgezeichneten ministeriellen Wirksamkeit geleistet. Die Regierung aber wird angewiesen werden, ihm den Rang und Titel eines Feldmarschall-Lieutenants zu verleihen. (Billigung.) Franz Kubinyi: Da von Anerkennung die Rede ist, so halte ich dafür, daß in geistiger Beziehung es keine größere Belohnung giebt, als Anerkennung; ich halte dafür, daß in dem Augenblicke, wo die Regierung wechselt und wir einer neuen Aera entgegen gehen, wir auch den Landesvertheidigungsausschuß nicht vergessen dürfen. (Wahr!) Ich glaube, wenn der Landesvertheidigungsausschuß in den Tagen der Gefahr große Dienste geleistet, er es verdient, daß beim Erlöschen seiner Wirksamkeit ihm der Dank des Hauses votirt werde. Dies mein Antrag. (Allgemeine Billigung). Präses: Auch diese Motion nimmt das Haus an, sie wird somit in das Protokoll eingetragen werden. Paul Nyari: Es sei mir vom Hause gestattet, eine Motion zu stellen, die allerdings nur ein einzelnes Individuum betrifft, die aber im gegenwärtigen Augenblicke von großer Wichtigkeit ist. Herb ist die Rückerinnerung an jene Zeiten, wo in Ungarn die Willkür herrschte, wo man das Wort knebelte, und selbst die Gedanken fesseln wollte; herb ist, sage ich, die Rückerinnerung an jene Zeiten, aber freudig erhebend, wenn nicht nur das Individuum, sondern eine ganze Nation sich über diese bedrängte Lage hinausfühlt. Als ein Beispiel jener Zeiten führe ich Ladislaus Lovassy an, Jedermann kennt ihn, es ist nicht nöthig, viel von seiner Geschichte zu sprechen, kaum das Vaterland daran zu erinnern; zwar kann es auch in diesem Augenblicke des Vergangenen sich erinnernd dem unglücklichen Individuum nicht zurückgeben, was ihm die Tyrannei genommen; aber die Nation erkenne wenigstens für eine Pflicht der Dankbarkeit, daß sie ihn nicht länger als Straßenbettler und dem Gelächter ausgesetzt, herumirren lasse Ich habe jetzt von ihm den zweiten Brief erhalten, der Brief ist ein hinreichender Beweis, so daß es keines ärztlichen Zeugnisses bedarf: ich fordere daher das Haus auf, für Ladislaus Lavassy eine Pension zu bestimmen. Präses: Beliebe es dem Hause, mir den Auftrag zu ertheilen, daß ich die Regierung auffordere, für Lad. Lavassy Sorge zu tragen. (Zustimmung). (Közlonh.) Französische Republik. * Paris, 15. Mai. Der „Peuple“ theilt den Artikel der „Neuen Rhein. Zeitung“ über die Freisprechung von Lassalle und Weyers in Dusseldorf mit: „Die Geschworenen haben durch diese Freisprechung den Ruf „Tod dem König!“ für nicht strafbar erklärt, — Avis au citoyen Hohenzollern!“ — Der „Peuple“ beliebt nur, uns als „Gazette de Cologne“ zu citiren, eine Bezeichnung gegen welche wir, um allen Verwechslungen mit der schmutzigen Polizeikloake dieses Namens vorzubeugen, hiermit protestiren. Eine andere Abgeschmacktheit, welche wir in dem ehrenwerthen Proudhon'schen Blatte finden, ist die Mittheilung, daß „Arnold Ruge auf den Dresdener Barrikaden gekämpft habe.“ Paris, 15. Mai. Am Schluß der gestrigen Sitzung der Nationalversammlung hat der Minister des Innern seine Demission in die Hände des Präsidenten der Republik niedergelegt. (Monit.) — Französische Republik. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Im Namen des französischen Volkes. Die Nationalversammlung faßte gestern einen Beschluß folgenden Inhalts: „Die telegraphische Depesche vom 12. Mai, welche der Minister des Innern an die Departements richtete, tadelnd, geht zur Tagesordnung über.“ So berathen in der öffentlichen Sitzung zu Paris den 14. Mai 1849. (Folgen die Unterschriften des Präsidenten und der Schriftführer.) (Moniteur.) — Wie man hört, ist Passy mit interimistischer Verwaltung des Ministeriums des Innern beauftragt. — Der Sturz Fauchers ist keineswegs als einzelne Thatsache zu betrachten. Die berüchtigte telegraphische Depesche wurde von Bonaparte, Thiers, Falloux, Buffet, Changarnier und Faucher hinter dem Rücken Barrots, Lacrosse's, Passy's und de Tracy's geschmiedet. Passy gab seine ganze Entrüstung auf der Ministerbank in sehr unzweideutiger Gebärde zu erkennen. Selbst der edle Barrot mußte alle seine Kräfte sammeln, um die Coutenance nicht zu verlieren. Heute früh 8 Uhr begann die Enthüllung der Stimmzettel in den Sektionen. Vor morgen Abend ist kein Resultat zu sagen möglich. Die Volkspartei überwacht das Entwickeln der Stimmzettel auf das Strengste. Daß die Armee durch und durch roth votirt hat, ist bereits so ziemlich außer Zweifel. — Hetzel und Marrast protestiren im „Dix Decembre“, dem fadesten Journale von ganz Paris, gegen die Behauptung dieses Blattes: daß sich Marrast habe am 24. Februar 1848 mit der Regentschaft begnügen wollen. — Einige Journalurtheile über den Sturz des armen Faucher lauten folgendermaßen: Gazette de France: „Das gestrige Votum stellt die ganze Zukunft Frankreich's in Frage.“ Die Estaffette: „Die Linke hat den Minister des Innern getödtet‥…“ La Patrie: „‥… Die heimziehenden Deputirten konnten sich die Wonne nicht versagen, den ministeriellen Kadaver als Siegestrophäe mitzuführen‥…“ Vraie Republique: „‥… Wir beschwören Herrn Faucher, auf seinem Posten zu bleiben, wo ihn die Revolution so gerne sieht. Faucher bildet mit dem Elysée einen Leib und eine Seele. Faucher muß an der Seite Bonaparte's bleiben, wie Guizot an der Seite Louis Philipp's.» „Revolution“ ‥‥ Noch ein Votum wie dieses, das die vermaldeite Dreifaltigkeit der Herren Barrot-Faucher-Falloux zermalte, und wir können sagen, daß sich die Nationalversammlung von ihren zahlreichen Flecken und Engherzigkeiten rein gewaschen habe.“ „Peuple“ ‥‥ Was ist denn dieser Faucher! Er ist der Urheber und erste Organisateur der Junischlacht; er war es, der (durch Falloux) die sofortige Auflösung der Nationalwerkstätten verfügen ließ und deren Gespenster unaufhörlich heraufbeschwört. Hat er denn gar kein Gewissen? Er ist der rechte Arm Bonaparte's, Chef der Exekutivgewalt im Innern ‥‥ Und solchen Leuten zu gehorchen, zahlen wir jährlich 1800 Millionen Franken, während mit 800 Millionen Franken die ganze Staatsmaschine sehr gut bedient werden könnte. So lange man noch solchen Händen die großen Staatshebel, wie Telegraph u. s. w. anvertraut, ist die Demokratie unmöglich ‥… Wahlen, die aus solchen Manövern hervorgegangen, könne und dürfe man nicht anerkennen“ — National-Versammlung. Sitzung vom 15. Mai. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Mehrere Lokalgesetzentwürfe liegen vor. Darunter ein Kredit von 398,000 Fr. für das Ministerium des Innern. Wird mit 526 gegen 1 Stimme genehmigt. De Charency: Ich stehe im Moniteur seit drei Tagen als abwesend, habe aber in keiner Sitzung gefehlt. Ich bitte diesen Irrthum zu berichtigen. Soll von der Urlaubskommission erfolgen. Flocon überreicht einen Petitionsstoß aus Reims für Rückzahlung der Milliarde. (Gelächter rechts). Die Versammlung geht zu ihrer eigentlichen Tagesordnung, zur Fortsetzung des Kriegsbudgets über. Sie war bis Kapitel 29 (Algerien) gerückt. Das Ministerium verlangt 7,889,000 Fr. für die dortige Staatsverwaltung. Wird mit einem Abzug von 175,000 Fr. genehmigt. Kapitel 30, 31, 32, 33 und 34 bieten wenig Interesse. Kapitel 35 verlangt einen neuen Kredit von 5 Millionen Fr. Behufs Uebersiedelung neuer 5000 Kolonisten auf Staatskosten. Cavaignac will diesen Kredit nicht bekämpfen, schlägt aber vorherige Prüfung der durch Ausgabe der frühern bewilligten 15 Millionen errungenen Resultate vor. Baraguay d'Hilliers bekämpft den Kredit geradezu. Er will kein Geld par anticipation votiren. Lamoriciere zergliedert die großen Linderungen, welche die Expedirung von 14,300 Kolonisten dem Kleinbürgerstande verschafft habe. (Widerspruch vom Berge). Der Kredit wird genehmigt. Riancey stellt hinterher den Zusatz: „Die Hälfte der Ueberzusiedelnden solle dem Ackerbaustande entnommen werden.“ Etienne bekämpft ihn. Es sei eine vollständige Arbeit über die Kolonisirung Algeriens im Werke. Also man warte. Die Versammlung entscheidet, daß ein Drittel aus den Arbeitern, ein Drittel aus den Ackerleuten und ein Drittel aus den Soldaten genommen werde. Die übrigen Kapitel gehen ohne erhebliche Debatte durch. Das Gesammtkriegsbudget wird mit 556 gegen 1 Stimme angenommen. Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen. Italien. * Die Nachrichten, welche auf gewöhnlichem Wege (6. Mai) aus Rom angekommen sind, bestätigen den Sieg Garibaldi's über ein neapolitanisches Truppencorps. Das Treffen fand bei Marino, zwei Meilen von Rom in der Richtung von Albano statt und endete mit völliger Vernichtung der Neapolitaner. Fünfhundert Gefangene sind in die Hände der Legion Garibaldi's gefallen. In Rom hat die Barrikadenkommission (Cernuschi, Cattabeni, Calderi) folgende Proklamation erlassen: „Römer! Der königl. Bombardeur von Neapel sendet unter dem Deckmantel religiöser Heuchelei seine Tausende von Henkern gegen Rom. Der Zweck dieser blutdürstigen Banden (beritori di sangue) ist nicht Kampf, sondern Plünderung; ihre Triebfeder ist nicht ein Gefühl von Ehre, sondern die Wuth der Hyäne; ihr Kampf ist nicht die Bravour des Soldaten, sondern die Mordlust des hungrigen Wolfes. Verzweiflung und Elend sind die Spuren ihres Marsches. „Römer, es heißt die Rechnung dieser Kannibalen zu tilgen, das Maß ist voll! Auf, zu den Waffen! Mögen die Weiber, Kinder und Greise zu Hause bleiben; die Männer sollen das Eisen fassen und zuschlagen. Zählen wir nicht die lebenden Feinde, zählen wir ihre Leichen und opfern wir diese unreinen Hekatomben dem Geist der Verderbniß, welcher diese Elenden hierhergeführt hat. „Glücklich, wer seinen Mann tödtet! (Beato chi occidi il suo!) Der römische Name hat sich am 30. April vor ganz Italien erhoben, er wird die Welt jetzt mit seinem Glanze erfüllen. Römer, hört auf die einzige Devise: Schlagt, verwundet, tödtet!“ * Livorno, 7. Mai. Die fremden Konsuln haben das Volk vom Widerstand gegen die Oestreicher abzuhalten gesucht, aber vergebens! Die Stadtthore sind geschlossen und bewacht, auf den Wällen stehen die Scharfschützen. Redakteur en chef Karl Marx. Der Mitredakteur der „Kölnischen Zeitung,“ Ehren-Schwanbeck, hat über seine Elberfelder Fata eine Erklärung erlassen, in der auch behauptet wird, ein „Redakteur der N. Rh. Z.“ sei als Denunziant gegen ihn aufgetreten. Der betreffende Redakteur der N. Rh. Z. weiß über diese Angelegenheit nur Folgendes zu berichten: Während er in Elberfeld eine amtliche Funktion bekleidete, wurde er durch ein Mitglied des Sicherheits-Ausschusses gebeten, zwei angeblich von Köln kommende und im Arrestlokal des Rathhauses detinirte Herren zu rekognosziren, von denen der Eine Niemand anders war als Ehren-Schwanbeck. Er äußerte in Gegenwart dieses Herrn, er werde Sorge tragen, daß dieser Herr am nächsten Morgen aus der Stadt gebracht werde, was auch geschah. Er hat ferner demselben ihm befreundeten Mitglied des Sicherheitsausschusses eine Episode aus den Verbindungen des Hrn. Schwanbeck mit dem Hrn. Polizei-Inspektor Brendamour erzählt, welche bereits von Hrn. C. Cramer im „Wächter am Rhein“ der Oeffentlichkeit übergeben war. Darauf beschränkt sich die ganze „Denunziation.“ Ob übrigens, wie Ehren-Schwanbeck behauptet, „in Elberfeld nichts zu spioniren sei,“ darüber kann Niemand besser Auskunft geben als der annoch in Elberfeld als Spion detinirte preußische Offizier, der unter falschem Namen dort sich herumtrieb und sofort arretirt wurde.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 300. Köln, 17. Mai 1849. Zweite Ausgabe, S. 1711. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz300ii_1849/3>, abgerufen am 03.12.2024.