[N. N.]: Von der Ode. In: Vermischte Beyträge zur Philosophie und den schönen Wissenschaften, 2,1 (1763), S. 152–177.Empfindungen sind das Lebhafte, der Adel, Reichthum, die Gewißheit und Richtigkeit in einem hohen Grade. Das Erhabne des Affekts ist der größte Grad des Erhabnen. Laßt uns vorher beweisen, daß jede erhabne Empfindung ein Affekt seyn müsse. Sie ist der Abdruck eines erhabnen Gegenstandes. Jede Größe steigt nach der Menge der einzelnen Theile und nach derselben Größe. Diese Theile sind von einer so großen Verschiedenheit, daß die Empfindung davon, in so fern sie wahr ist, ebenfalls aus einer Menge einzelner Empfindungen besteht, die aber nicht deutlich seyn können. Die ganze Empfindung bekömmt durch diese Menge ihre Stärke. Es wird demnach durch das Erhabne allezeit eine starke Empfindung, welche aus vielen einzelnen verworrnen zusammengeflossen ist, verursacht. Eine starke Empfindung aber von der Beschaffenheit ist ein Affekt. Also ist eine jede Empfindung ein Affekt. Man kann demnach behaupten, daß eine jede starke Empfindung, welche durch einen hohen Grad des natürlichen oder moralischen Schönen verursacht worden, eine erhabne Empfindung sey. Denn das natürliche oder moralische Schöne ist von den erhabnen Empfindungen unzertrennlich; weil keine wahre Erhabenheit ohne natürliche oder moralische Größe, in Absicht der Empfindung, seyn kann. Die größte Empfindung ist der größte Grad des Erhabnen. Bey einer jeden Empfindung stellt sich die Seele mehr Verschiedenheit vor, als bey jedem Gedanken von gleicher Beschaffenheit. Also sind mehr Schönheiten da, folglich ist das Bild lebhafter; also sind mehrere Vollkommenheiten, als bey einem erhabnen Gedanken, in so fern er von der Empfindung unterschieden ist. Da nun bey der handlung vom Erhabnen, die sowohl in der Bibliothek der schönen Wissenschaften im 2ten B. als auch in den philosophischen Schriften befindlich ist; und der englische Philosoph in der Philosophical Inquiry in to the Origin of our Ideas of the Sublime and Beautiful, the second edition. London 1759 in 8. davon H. Secret. Leßing eine Uebersetzung mit eignen Abhandlungen begleitet herausgeben wird.
Empfindungen sind das Lebhafte, der Adel, Reichthum, die Gewißheit und Richtigkeit in einem hohen Grade. Das Erhabne des Affekts ist der größte Grad des Erhabnen. Laßt uns vorher beweisen, daß jede erhabne Empfindung ein Affekt seyn müsse. Sie ist der Abdruck eines erhabnen Gegenstandes. Jede Größe steigt nach der Menge der einzelnen Theile und nach derselben Größe. Diese Theile sind von einer so großen Verschiedenheit, daß die Empfindung davon, in so fern sie wahr ist, ebenfalls aus einer Menge einzelner Empfindungen besteht, die aber nicht deutlich seyn können. Die ganze Empfindung bekömmt durch diese Menge ihre Stärke. Es wird demnach durch das Erhabne allezeit eine starke Empfindung, welche aus vielen einzelnen verworrnen zusammengeflossen ist, verursacht. Eine starke Empfindung aber von der Beschaffenheit ist ein Affekt. Also ist eine jede Empfindung ein Affekt. Man kann demnach behaupten, daß eine jede starke Empfindung, welche durch einen hohen Grad des natürlichen oder moralischen Schönen verursacht worden, eine erhabne Empfindung sey. Denn das natürliche oder moralische Schöne ist von den erhabnen Empfindungen unzertrennlich; weil keine wahre Erhabenheit ohne natürliche oder moralische Größe, in Absicht der Empfindung, seyn kann. Die größte Empfindung ist der größte Grad des Erhabnen. Bey einer jeden Empfindung stellt sich die Seele mehr Verschiedenheit vor, als bey jedem Gedanken von gleicher Beschaffenheit. Also sind mehr Schönheiten da, folglich ist das Bild lebhafter; also sind mehrere Vollkommenheiten, als bey einem erhabnen Gedanken, in so fern er von der Empfindung unterschieden ist. Da nun bey der handlung vom Erhabnen, die sowohl in der Bibliothek der schönen Wissenschaften im 2ten B. als auch in den philosophischen Schriften befindlich ist; und der englische Philosoph in der Philosophical Inquiry in to the Origin of our Ideas of the Sublime and Beautiful, the second edition. London 1759 in 8. davon H. Secret. Leßing eine Uebersetzung mit eignen Abhandlungen begleitet herausgeben wird.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0017" n="167"/> Empfindungen sind das Lebhafte, der Adel, Reichthum, die Gewißheit und Richtigkeit in einem hohen Grade. Das Erhabne des Affekts ist der größte Grad des Erhabnen. Laßt uns vorher beweisen, daß jede erhabne Empfindung ein Affekt seyn müsse. Sie ist der Abdruck eines erhabnen Gegenstandes. Jede Größe steigt nach der Menge der einzelnen Theile und nach derselben Größe. Diese Theile sind von einer so großen Verschiedenheit, daß die Empfindung davon, in so fern sie wahr ist, ebenfalls aus einer Menge einzelner Empfindungen besteht, die aber nicht deutlich seyn können. Die ganze Empfindung bekömmt durch diese Menge ihre Stärke. Es wird demnach durch das Erhabne allezeit eine starke Empfindung, welche aus vielen einzelnen verworrnen zusammengeflossen ist, verursacht. Eine starke Empfindung aber von der Beschaffenheit ist ein Affekt. Also ist eine jede Empfindung ein Affekt. Man kann demnach behaupten, daß eine jede starke Empfindung, welche durch einen hohen Grad des natürlichen oder moralischen Schönen verursacht worden, eine erhabne Empfindung sey. Denn das natürliche oder moralische Schöne ist von den erhabnen Empfindungen unzertrennlich; weil keine wahre Erhabenheit ohne natürliche oder moralische Größe, in Absicht der Empfindung, seyn kann. Die größte Empfindung ist der größte Grad des Erhabnen. Bey einer jeden Empfindung stellt sich die Seele mehr Verschiedenheit vor, als bey jedem Gedanken von gleicher Beschaffenheit. Also sind mehr Schönheiten da, folglich ist das Bild lebhafter; also sind mehrere Vollkommenheiten, als bey einem erhabnen Gedanken, in so fern er von der Empfindung unterschieden ist. Da nun bey der<lb/><note xml:id="ID_02" prev="#ID_01" place="foot" n="*)">handlung vom Erhabnen, die sowohl in der Bibliothek der schönen Wissenschaften im 2ten B. als auch in den philosophischen Schriften befindlich ist; und der englische Philosoph in der <hi rendition="#aq">Philosophical Inquiry in to the Origin of our Ideas of the Sublime and Beautiful, the second edition. London</hi> 1759 in 8. davon H. Secret. Leßing eine Uebersetzung mit eignen Abhandlungen begleitet herausgeben wird.</note> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [167/0017]
Empfindungen sind das Lebhafte, der Adel, Reichthum, die Gewißheit und Richtigkeit in einem hohen Grade. Das Erhabne des Affekts ist der größte Grad des Erhabnen. Laßt uns vorher beweisen, daß jede erhabne Empfindung ein Affekt seyn müsse. Sie ist der Abdruck eines erhabnen Gegenstandes. Jede Größe steigt nach der Menge der einzelnen Theile und nach derselben Größe. Diese Theile sind von einer so großen Verschiedenheit, daß die Empfindung davon, in so fern sie wahr ist, ebenfalls aus einer Menge einzelner Empfindungen besteht, die aber nicht deutlich seyn können. Die ganze Empfindung bekömmt durch diese Menge ihre Stärke. Es wird demnach durch das Erhabne allezeit eine starke Empfindung, welche aus vielen einzelnen verworrnen zusammengeflossen ist, verursacht. Eine starke Empfindung aber von der Beschaffenheit ist ein Affekt. Also ist eine jede Empfindung ein Affekt. Man kann demnach behaupten, daß eine jede starke Empfindung, welche durch einen hohen Grad des natürlichen oder moralischen Schönen verursacht worden, eine erhabne Empfindung sey. Denn das natürliche oder moralische Schöne ist von den erhabnen Empfindungen unzertrennlich; weil keine wahre Erhabenheit ohne natürliche oder moralische Größe, in Absicht der Empfindung, seyn kann. Die größte Empfindung ist der größte Grad des Erhabnen. Bey einer jeden Empfindung stellt sich die Seele mehr Verschiedenheit vor, als bey jedem Gedanken von gleicher Beschaffenheit. Also sind mehr Schönheiten da, folglich ist das Bild lebhafter; also sind mehrere Vollkommenheiten, als bey einem erhabnen Gedanken, in so fern er von der Empfindung unterschieden ist. Da nun bey der
*)
*) handlung vom Erhabnen, die sowohl in der Bibliothek der schönen Wissenschaften im 2ten B. als auch in den philosophischen Schriften befindlich ist; und der englische Philosoph in der Philosophical Inquiry in to the Origin of our Ideas of the Sublime and Beautiful, the second edition. London 1759 in 8. davon H. Secret. Leßing eine Uebersetzung mit eignen Abhandlungen begleitet herausgeben wird.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Universität Duisburg-Essen, Projekt Lyriktheorie (Dr. Rudolf Brandmeyer): Bereitstellung der Texttranskription.
(2018-07-16T15:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-16T15:00:00Z)
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.uni-due.de/lyriktheorie/beiwerk/projekt.html#edition formulierten Richtlinien. Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |