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[N. N.]: Von der Ode. In: Vermischte Beyträge zur Philosophie und den schönen Wissenschaften, 2,1 (1763), S. 152–177.

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Aus dieser Erklärung erhellet der Unterschied der Ode von der Elegie, dem dramatischen und epischen Gedichte, der Satyre. Die Elegie ist der Ode am nächsten verwandt; allein doch darinn unterschieden, daß sie nicht zu allen Arten der Affekten aufgelegt ist, z.E. zum Erhabenen, und daß sie diejenigen Affekten, deren sie fähig ist, nicht stark, nicht heftig, nicht erschütternd vorträgt, sondern mit sanften Bildern der Einbildungskraft mildert, und also mehr vergesellschaftete Empfindungen hat*). Die Tragödie kann eben so erschütternde Affekten äußern, als die Ode; allein sie wechseln in derselben mit andern Affekten ab, sie machen einzeln genommen kein Ganzes aus, z.E. die Monologen in des Shakspears Trauerspielen. Diese könnten an und für sich betrachtet als Oden angesehen werden; allein in der Verbindung, da sie nur ein kleiner Theil von einem großen Ganzen sind, hören sie auf, es zu seyn. Eben so wechseln die starken Affekten in der Komödie und Satyre, wenn dergleichen in derselben vorkommen, mit andern Empfindungen ab, und sind also nicht ein Ganzes, oder sie dehnt die heftigen Neigungen aus, und schwächet dadurch dieselben. Doch aus der Betrachtung der Eigenschaften der Ode werden wir fähig seyn, dieselbe noch genauer von allen andern Gedichten, besonders denjenigen, die eine große Aehnlichkeit mit ihr zu haben scheinen, zu unterscheiden.

Die Eigenschaften.

Man wird hier die Eigenschaften anzeigen, die allen Oden gemein sind. Die zufälligen Bestimmungen, in Verhältniß der Ode überhaupt, welche aber Eigenschaften einer gewissen Gattung von Oden seyn können, und es auch wirklich sind, werden bey der besondern Untersuchung bemerkt werden.

*) Man sehe die Briefe, die neueste Litteratur betreffend, 13. Th. S. 70-83. wo man eine lesenswürdige Untersuchung des H. Nicolai von der Elegie findet.

Aus dieser Erklärung erhellet der Unterschied der Ode von der Elegie, dem dramatischen und epischen Gedichte, der Satyre. Die Elegie ist der Ode am nächsten verwandt; allein doch darinn unterschieden, daß sie nicht zu allen Arten der Affekten aufgelegt ist, z.E. zum Erhabenen, und daß sie diejenigen Affekten, deren sie fähig ist, nicht stark, nicht heftig, nicht erschütternd vorträgt, sondern mit sanften Bildern der Einbildungskraft mildert, und also mehr vergesellschaftete Empfindungen hat*). Die Tragödie kann eben so erschütternde Affekten äußern, als die Ode; allein sie wechseln in derselben mit andern Affekten ab, sie machen einzeln genommen kein Ganzes aus, z.E. die Monologen in des Shakspears Trauerspielen. Diese könnten an und für sich betrachtet als Oden angesehen werden; allein in der Verbindung, da sie nur ein kleiner Theil von einem großen Ganzen sind, hören sie auf, es zu seyn. Eben so wechseln die starken Affekten in der Komödie und Satyre, wenn dergleichen in derselben vorkommen, mit andern Empfindungen ab, und sind also nicht ein Ganzes, oder sie dehnt die heftigen Neigungen aus, und schwächet dadurch dieselben. Doch aus der Betrachtung der Eigenschaften der Ode werden wir fähig seyn, dieselbe noch genauer von allen andern Gedichten, besonders denjenigen, die eine große Aehnlichkeit mit ihr zu haben scheinen, zu unterscheiden.

Die Eigenschaften.

Man wird hier die Eigenschaften anzeigen, die allen Oden gemein sind. Die zufälligen Bestimmungen, in Verhältniß der Ode überhaupt, welche aber Eigenschaften einer gewissen Gattung von Oden seyn können, und es auch wirklich sind, werden bey der besondern Untersuchung bemerkt werden.

*) Man sehe die Briefe, die neueste Litteratur betreffend, 13. Th. S. 70-83. wo man eine lesenswürdige Untersuchung des H. Nicolai von der Elegie findet.
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Aus dieser Erklärung erhellet der Unterschied der Ode von der Elegie,   dem dramatischen und epischen Gedichte, der Satyre. Die Elegie ist der Ode am   nächsten verwandt; allein doch darinn unterschieden, daß sie nicht   zu allen Arten der Affekten aufgelegt ist, z.E. zum Erhabenen, und daß   sie diejenigen Affekten, deren sie fähig ist, nicht stark, nicht heftig,   nicht erschütternd vorträgt, sondern mit sanften Bildern der   Einbildungskraft mildert, und also mehr vergesellschaftete Empfindungen hat<note place="foot" n="*)">Man sehe die Briefe, die neueste Litteratur betreffend,       13. Th. S. 70-83. wo man eine lesenswürdige Untersuchung des       H. Nicolai von der Elegie findet.</note>.  Die Tragödie kann eben so erschütternde Affekten äußern,   als die Ode; allein sie wechseln in derselben mit andern Affekten ab, sie machen   einzeln genommen kein Ganzes aus, z.E. die Monologen in des Shakspears   Trauerspielen. Diese könnten an und für sich betrachtet als Oden   angesehen werden; allein in der Verbindung, da sie nur ein kleiner Theil von   einem großen Ganzen sind, hören sie auf, es zu seyn. Eben so wechseln   die starken Affekten in der Komödie und Satyre, wenn dergleichen in derselben   vorkommen, mit andern Empfindungen ab, und sind also nicht ein Ganzes, oder sie   dehnt die heftigen Neigungen aus, und schwächet dadurch dieselben. Doch aus   der Betrachtung der Eigenschaften der Ode werden wir fähig seyn, dieselbe   noch genauer von allen andern Gedichten, besonders denjenigen, die eine große   Aehnlichkeit mit ihr zu haben scheinen, zu unterscheiden.<lb/></p>
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[157/0007] Aus dieser Erklärung erhellet der Unterschied der Ode von der Elegie, dem dramatischen und epischen Gedichte, der Satyre. Die Elegie ist der Ode am nächsten verwandt; allein doch darinn unterschieden, daß sie nicht zu allen Arten der Affekten aufgelegt ist, z.E. zum Erhabenen, und daß sie diejenigen Affekten, deren sie fähig ist, nicht stark, nicht heftig, nicht erschütternd vorträgt, sondern mit sanften Bildern der Einbildungskraft mildert, und also mehr vergesellschaftete Empfindungen hat *). Die Tragödie kann eben so erschütternde Affekten äußern, als die Ode; allein sie wechseln in derselben mit andern Affekten ab, sie machen einzeln genommen kein Ganzes aus, z.E. die Monologen in des Shakspears Trauerspielen. Diese könnten an und für sich betrachtet als Oden angesehen werden; allein in der Verbindung, da sie nur ein kleiner Theil von einem großen Ganzen sind, hören sie auf, es zu seyn. Eben so wechseln die starken Affekten in der Komödie und Satyre, wenn dergleichen in derselben vorkommen, mit andern Empfindungen ab, und sind also nicht ein Ganzes, oder sie dehnt die heftigen Neigungen aus, und schwächet dadurch dieselben. Doch aus der Betrachtung der Eigenschaften der Ode werden wir fähig seyn, dieselbe noch genauer von allen andern Gedichten, besonders denjenigen, die eine große Aehnlichkeit mit ihr zu haben scheinen, zu unterscheiden. Die Eigenschaften. Man wird hier die Eigenschaften anzeigen, die allen Oden gemein sind. Die zufälligen Bestimmungen, in Verhältniß der Ode überhaupt, welche aber Eigenschaften einer gewissen Gattung von Oden seyn können, und es auch wirklich sind, werden bey der besondern Untersuchung bemerkt werden. *) Man sehe die Briefe, die neueste Litteratur betreffend, 13. Th. S. 70-83. wo man eine lesenswürdige Untersuchung des H. Nicolai von der Elegie findet.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Von der Ode. In: Vermischte Beyträge zur Philosophie und den schönen Wissenschaften, 2,1 (1763), S. 152–177, hier S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_ode_1763/7>, abgerufen am 23.11.2024.