zwei Quellen versiegten. Diese Erscheinungen lassen muthmaßen, daß das Innere der Erde viele brennbare Substanzen enthält, die besonders aus Metallen bestehen. Bei der Berührung dieser Metalle mit der atmosphärischen Luft mußten diese oxydiren, und es ist wahrscheinlich daß sich so die Rinde unsers Erdkörpers gebildet hat. Die Chemie lehrt wie schnell die Oxydation mancher Metalle erfolgt sobald der Sauerstoff der Atmosphäre auf sie wirken kann. Die körnigen Gebirgsarten der Ebenen, besonders der Granit, können eine der ersten Oxydationen dieser Art gewesen sein.
Betrachten wir eine mineralogische Karte, so sehen wir den Granit, Gneuß und Glimmerschiefer in grossen elliptischen Formen sich durch Spaltungen der neueren Formationen emporheben, in denen sie gleichsam einge- schichtet sind. Bei Podezo im südlichen Tyrole sehen wir den Granit auf Kalk aufliegend, wo der dichte Kalk- stein sowie in den Appeninen in körnigen umgewandelt ist, daß hierbei das Feuer mitwirkte, beweist, daß der körnige Kalkstein immer in Berührung mit den Vulkanen sich findet. Nach andern Beweise finden sich im südlichen Tyrole, wo man schwarzen Porphyr in diesen Kalkstein gefunden hat. Das Vorkom- men der Conchilien auf hohen Gebirgen ist nicht, wie man glaubte, eine Folge des hohen frühern Wasserstandes,
zwei Quellen verſiegten. Dieſe Erſcheinungen laſſen muthmaßen, daß das Innere der Erde viele brennbare Subſtanzen enthält, die beſonders aus Metallen beſtehen. Bei der Berührung dieſer Metalle mit der atmosphäriſchen Luft mußten dieſe oxydiren, und es iſt wahrſcheinlich daß ſich ſo die Rinde unſers Erdkörpers gebildet hat. Die Chemie lehrt wie ſchnell die Oxydation mancher Metalle erfolgt ſobald der Sauerſtoff der Atmosphäre auf ſie wirken kann. Die körnigen Gebirgsarten der Ebenen, beſonders der Granit, können eine der erſten Oxydationen dieſer Art geweſen ſein.
Betrachten wir eine mineralogiſche Karte, ſo ſehen wir den Granit, Gneuß und Glimmerſchiefer in groſſen elliptiſchen Formen ſich durch Spaltungen der neueren Formationen emporheben, in denen ſie gleichſam einge- ſchichtet ſind. Bei Podezo im ſüdlichen Tyrole ſehen wir den Granit auf Kalk aufliegend, wo der dichte Kalk- ſtein ſowie in den Appeninen in körnigen umgewandelt iſt, daß hierbei das Feuer mitwirkte, beweiſt, daß der körnige Kalkſtein immer in Berührung mit den Vulkanen ſich findet. Nach andern Beweiſe finden ſich im ſüdlichen Tyrole, wo man ſchwarzen Porphyr in dieſen Kalkſtein gefunden hat. Das Vorkom- men der Conchilien auf hohen Gebirgen iſt nicht, wie man glaubte, eine Folge des hohen frühern Waſſerſtandes,
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[14./0020]
zwei Quellen verſiegten. Dieſe Erſcheinungen laſſen
muthmaßen, daß das Innere der Erde viele brennbare
Subſtanzen enthält, die beſonders aus Metallen beſtehen.
Bei der Berührung dieſer Metalle mit der atmosphäriſchen
Luft mußten dieſe oxydiren, und es iſt wahrſcheinlich daß
ſich ſo die Rinde unſers Erdkörpers gebildet hat. Die
Chemie lehrt wie ſchnell die Oxydation mancher Metalle
erfolgt ſobald der Sauerſtoff der Atmosphäre auf ſie wirken
kann. Die körnigen Gebirgsarten der Ebenen, beſonders
der Granit, können eine der erſten Oxydationen dieſer
Art geweſen ſein.
Betrachten wir eine mineralogiſche Karte, ſo ſehen
wir den Granit, Gneuß und Glimmerſchiefer in groſſen
elliptiſchen Formen ſich durch Spaltungen der neueren
Formationen emporheben, in denen ſie gleichſam einge-
ſchichtet ſind. Bei Podezo im ſüdlichen Tyrole ſehen wir
den Granit auf Kalk aufliegend, wo der dichte Kalk-
ſtein ſowie in den Appeninen in körnigen umgewandelt
iſt, daß hierbei das Feuer mitwirkte, beweiſt, daß
der körnige Kalkſtein immer in Berührung mit den
Vulkanen ſich findet. Nach andern Beweiſe finden
ſich im ſüdlichen Tyrole, wo man ſchwarzen Porphyr
in dieſen Kalkſtein gefunden hat. Das Vorkom-
men der Conchilien auf hohen Gebirgen iſt nicht, wie
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 14.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/20>, abgerufen am 21.11.2024.
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