Der Zusammenhang der Vulkane mit den Erdbeben ist von Personen die in den Kratern waren erkannt. Steigt man in diese hinein, so hört man zuerst ein unterirdisches Brausen, dann erfolgt ein Erdstoß, und 4-5 Minuten darauf kommen die Dämpfe, nach denen die Schlacken fallen. Man hat die Vulkane auch Sicherheitsklappen genannt, indem da wo sie speien, wie schon erwähnt, keine Erdbeben statt finden. Aus eben diesem Grunde beklagen sich auch die Ein- wohner von Quito, daß der Chimborasso keinen Vulkan hat. Es kommen aber so gut Erdbeben im Kalkstein, wie in Flözge- birge vor. In Carracas wo 1812, 3-4000 Menschen umkamen, pflanzten sich die Spalten fort; es giebt aber eben so gut einzelne Gegenden die nie erschüttert werden, man nennt sie Brücken (Hossie puente). Die Erschütterungen pflanzen sich auch nicht überall gleich fort.
Die Idee, daß die Vulkane wenn sie speien die Gefahr vermindern, spricht sich schon bei den Alten aus. Strabo sagt nämlich im 1ten Buche: die ersten Erdstöße in Agre- ponte liessen nach, als sich in der Ebene von Alanta bei Chalcis feuriger Schlamm entwickelte. Wie die Spalten sich öffnen ist das Erdbeben vorbei. 1798 bei dem großen Erdbeben zu Cumana, bebte die ganze Küste nur die Halbinsel nicht.
Der Zuſammenhang der Vulkane mit den Erdbeben iſt von Perſonen die in den Kratern waren erkannt. Steigt man in dieſe hinein, ſo hört man zuerſt ein unterirdiſches Brauſen, dann erfolgt ein Erdſtoß, und 4–5 Minuten darauf kommen die Dämpfe, nach denen die Schlacken fallen. Man hat die Vulkane auch Sicherheitsklappen genannt, indem da wo ſie ſpeien, wie ſchon erwähnt, keine Erdbeben ſtatt finden. Aus eben dieſem Grunde beklagen ſich auch die Ein- wohner von Quito, daß der Chimboraſſo keinen Vulkan hat. Es kommen aber ſo gut Erdbeben im Kalkſtein, wie in Flözge- birge vor. In Carracas wo 1812, 3–4000 Menſchen umkamen, pflanzten ſich die Spalten fort; es giebt aber eben ſo gut einzelne Gegenden die nie erſchüttert werden, man nennt ſie Brücken (Hoſsie puente). Die Erſchütterungen pflanzen ſich auch nicht überall gleich fort.
Die Idee, daß die Vulkane wenn ſie ſpeien die Gefahr vermindern, ſpricht ſich ſchon bei den Alten aus. Strabo ſagt nämlich im 1ten Buche: die erſten Erdſtöße in Agre- ponte lieſſen nach, als ſich in der Ebene von Alanta bei Chalcis feuriger Schlamm entwickelte. Wie die Spalten ſich öffnen iſt das Erdbeben vorbei. 1798 bei dem großen Erdbeben zu Cumana, bebte die ganze Küſte nur die Halbinſel nicht.
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Der Zuſammenhang der Vulkane mit den Erdbeben iſt
von Perſonen die in den Kratern waren erkannt. Steigt
man in dieſe hinein, ſo hört man zuerſt ein unterirdiſches
Brauſen, dann erfolgt ein Erdſtoß, und 4–5 Minuten darauf
kommen die Dämpfe, nach denen die Schlacken fallen. Man
hat die Vulkane auch Sicherheitsklappen genannt, indem
da wo ſie ſpeien, wie ſchon erwähnt, keine Erdbeben ſtatt
finden. Aus eben dieſem Grunde beklagen ſich auch die Ein-
wohner von Quito, daß der Chimboraſſo keinen Vulkan hat.
Es kommen aber ſo gut Erdbeben im Kalkſtein, wie in Flözge-
birge vor. In Carracas wo 1812, 3–4000 Menſchen
umkamen, pflanzten ſich die Spalten fort; es giebt aber
eben ſo gut einzelne Gegenden die nie erſchüttert werden,
man nennt ſie Brücken /Hoſsie puente/. Die Erſchütterungen
pflanzen ſich auch nicht überall gleich fort.
Die Idee, daß die Vulkane wenn ſie ſpeien die Gefahr
vermindern, ſpricht ſich ſchon bei den Alten aus. Strabo
ſagt nämlich im 1t Buche: die erſten Erdſtöße in Agre-
ponte lieſſen nach, als ſich in der Ebene von Alanta bei
Chalcis feuriger Schlamm entwickelte. Wie die Spalten
ſich öffnen iſt das Erdbeben vorbei. 1798 bei dem großen
Erdbeben zu Cumana, bebte die ganze Küſte nur die Halbinſel nicht.
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 224.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/230>, abgerufen am 25.11.2024.
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