solchen Kügelchen zusammen gesetzt, die sich ebenso wie im Blute auch in dem Eiter krankhafter Theile finden, und Herr Sömmering hat sie selbst in den Fasern nachgewiesen. Aus dem geronenen Blute bilden sich Blättchen und Fasern, woraus das Zellgewebe entsteht.
Diese Betrachtungen führen uns dahin, daß auf nieder organischen Stuffen die Dualismen noch nicht geschieden sind, und daß die künstlichen Benennungen, welche von dem Pflanzen- leben die Thierorganismen abzusondern suchen, sich nicht rechtfertigen lassen; die Lebensthätigkeit wandelt auf gleichen Wege anfänglich, die die höchsten Entwickelungen bezeichnen. - Gehen wir von hieraus zu den Definitionen über, welche die Thiere von den Pflanzen sondern sollen, so werden sie durch das Angeführte widerlegt. Die älteste Meinung eines solchen Unterschied's ist die der willkührlichen Bewegung, aber manche Pflanzen zeigen auch diese, wie z. B. des Hedyserum gyrans, wo beim Mangel des Sonnenlichts die Bewegung der großen Blätter aufhört, während die Stipulae steigen und sinken. Eine andere Meinung ist die von Hedwig, welche sich auf die Fortpflanzung stützt; indem er für die Pflanzen an- nahm, daß ihre Zeugungstheile nach dem Blühen oder der Befruchtung vergehen, während sie bei den Thieren bleibend sind. Ein bedeutender Theil von Gewächsen hat aber gar
solchen Kügelchen zuſammen geſetzt, die ſich ebenſo wie im Blute auch in dem Eiter krankhafter Theile finden, und Herr Sömmering hat ſie ſelbſt in den Faſern nachgewieſen. Aus dem geronenen Blute bilden ſich Blättchen und Faſern, woraus das Zellgewebe entſteht.
Dieſe Betrachtungen führen uns dahin, daß auf nieder organiſchen Stuffen die Dualismen noch nicht geſchieden ſind, und daß die künſtlichen Benennungen, welche von dem Pflanzen- leben die Thierorganismen abzuſondern ſuchen, ſich nicht rechtfertigen laſſen; die Lebenſthätigkeit wandelt auf gleichen Wege anfänglich, die die höchſten Entwickelungen bezeichnen. – Gehen wir von hieraus zu den Definitionen über, welche die Thiere von den Pflanzen ſondern ſollen, ſo werden ſie durch das Angeführte widerlegt. Die älteſte Meinung eines ſolchen Unterſchied’s iſt die der willkührlichen Bewegung, aber manche Pflanzen zeigen auch dieſe, wie z. B. des Hedyſerum gyrans, wo beim Mangel des Sonnenlichts die Bewegung der großen Blätter aufhört, während die Stipulae ſteigen und ſinken. Eine andere Meinung iſt die von Hedwig, welche ſich auf die Fortpflanzung ſtützt; indem er für die Pflanzen an- nahm, daß ihre Zeugungſtheile nach dem Blühen oder der Befruchtung vergehen, während ſie bei den Thieren bleibend ſind. Ein bedeutender Theil von Gewächſen hat aber gar
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[496./0502]
solchen Kügelchen zuſammen geſetzt, die ſich ebenſo wie im
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dem geronenen Blute bilden ſich Blättchen und Faſern, woraus
das Zellgewebe entſteht.
Dieſe Betrachtungen führen uns dahin, daß auf nieder
organiſchen Stuffen die Dualismen noch nicht geſchieden ſind,
und daß die künſtlichen Benennungen, welche von dem Pflanzen-
leben die Thierorganismen abzuſondern ſuchen, ſich nicht rechtfertigen
laſſen; die Lebenſthätigkeit wandelt auf gleichen Wege
anfänglich, die die höchſten Entwickelungen bezeichnen. –
Gehen wir von hieraus zu den Definitionen über, welche die
Thiere von den Pflanzen ſondern ſollen, ſo werden ſie durch das
Angeführte widerlegt. Die älteſte Meinung eines ſolchen
Unterſchied’s iſt die der willkührlichen Bewegung, aber manche
Pflanzen zeigen auch dieſe, wie z. B. des Hedyſerum gyrans,
wo beim Mangel des Sonnenlichts die Bewegung der großen
Blätter aufhört, während die Stipulae ſteigen und ſinken.
Eine andere Meinung iſt die von Hedwig, welche ſich auf
die Fortpflanzung ſtützt; indem er für die Pflanzen an-
nahm, daß ihre Zeugungſtheile nach dem Blühen oder der
Befruchtung vergehen, während ſie bei den Thieren bleibend
ſind. Ein bedeutender Theil von Gewächſen hat aber gar
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 496.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/502>, abgerufen am 27.11.2024.
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