Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

eine indische Kolonie, die bis Koten ging.

Die gelbe Menschenrace. Zu ihr gehören die Mon-
golen, Chinesen, Japaneser, Malaien etc. und umfaßt
über 400,000,000 Menschen. Sie bildeten den Weltreiche
des Attila, Chinquischan und Tamerlan, und China steht
als ein Ueberbleibsel davon noch jetzt da. - Man hat
lange die Tartaren und Mongolen für identisch gehalten,
obgleich sie einander entgegen standen. Die Veranlassung
hierzu war, daß, als die Mongolen im 13ten Jahrhundert
bis zu uns vordrangen, und Rußland und Polen besiegt hatte,
aber im Jahre 1241 bei Lignitz von Heinrich dem Schlesier
geschlagen wurden, dieser sei wieder mit dem Namen
Tartaren soll bezeichnet haben. Die Verwechselung aber,
welche zu den Irrthümern von Meiners und Schlösser führten,
rührt daher, daß in der Armee des Chinchischan türkische
Soldaten waren, und diese auch zum größern Theil die höch-
sten Stellen bekleideten, welche man mit dem Namen Tarta-
ren bezeichnete; wie auch jetzt noch in Rußland, der Bucharei
und einigen Theilen des Kaukasus, die Türken Tartaren
genannt werden, was sie aber sehr übel aufnehmen.

eine indiſche Kolonie, die bis Koten ging.

Die gelbe Menſchenrace. Zu ihr gehören die Mon-
golen, Chineſen, Japaneſer, Malaien etc. und umfaßt
über 400,000,000 Menſchen. Sie bildeten den Weltreiche
des Attila, Chinquiſchan und Tamerlan, und China ſteht
als ein Ueberbleibſel davon noch jetzt da. – Man hat
lange die Tartaren und Mongolen für identiſch gehalten,
obgleich ſie einander entgegen ſtanden. Die Veranlaſſung
hierzu war, daß, als die Mongolen im 13ten Jahrhundert
bis zu uns vordrangen, und Rußland und Polen beſiegt hatte,
aber im Jahre 1241 bei Lignitz von Heinrich dem Schleſier
geſchlagen wurden, dieſer ſei wieder mit dem Namen
Tartaren ſoll bezeichnet haben. Die Verwechſelung aber,
welche zu den Irrthümern von Meiners und Schlösſer führten,
rührt daher, daß in der Armee des Chinchiſchan türkiſche
Soldaten waren, und dieſe auch zum größern Theil die höch-
ſten Stellen bekleideten, welche man mit dem Namen Tarta-
ren bezeichnete; wie auch jetzt noch in Rußland, der Bucharei
und einigen Theilen des Kaukaſus, die Türken Tartaren
genannt werden, was ſie aber ſehr übel aufnehmen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="62">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0596" n="590."/>
eine indi&#x017F;che Kolonie, die bis Koten ging.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#u">Die gelbe Men&#x017F;chenrace</hi>. Zu ihr gehören die Mon-<lb/>
golen, Chine&#x017F;en, Japane&#x017F;er, Malaien <hi rendition="#aq">etc.</hi> und umfaßt<lb/>
über 400,000,000 Men&#x017F;chen. Sie bildeten den Weltreiche<lb/>
des <hi rendition="#aq">Attila</hi>, <hi rendition="#aq">Chinqui&#x017F;chan</hi> und <hi rendition="#aq">Tamerlan</hi>, und China &#x017F;teht<lb/>
als ein Ueberbleib&#x017F;el davon noch jetzt da. &#x2013; Man hat<lb/>
lange die Tartaren und Mongolen für identi&#x017F;ch gehalten,<lb/>
obgleich &#x017F;ie einander entgegen &#x017F;tanden. Die Veranla&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
hierzu war, daß, als die Mongolen im 13<choice><orig><hi rendition="#sup #uu">t&#xFFFC;</hi></orig><reg resp="#BF"><hi rendition="#sup #uu">ten</hi></reg></choice> Jahrhundert<lb/>
bis zu uns vordrangen, und Rußland und Polen be&#x017F;iegt hatte,<lb/>
aber im Jahre 1241 bei Lignitz von <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-124379036 http://d-nb.info/gnd/124379036">Heinrich dem Schle&#x017F;ier</persName><lb/>
ge&#x017F;chlagen wurden, die&#x017F;er &#x017F;ei wieder mit dem Namen<lb/>
Tartaren &#x017F;oll bezeichnet haben. Die Verwech&#x017F;elung aber,<lb/>
welche zu den Irrthümern von <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116863498 http://d-nb.info/gnd/116863498">Meiners</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118608339 http://d-nb.info/gnd/118608339">Schlös&#x017F;er</persName></hi> führten,<lb/>
rührt daher, daß in der Armee des <hi rendition="#aq">Chinchi&#x017F;chan</hi> türki&#x017F;che<lb/>
Soldaten waren, und die&#x017F;e auch zum größern Theil die höch-<lb/>
&#x017F;ten Stellen bekleideten, welche man mit dem Namen Tarta-<lb/>
ren bezeichnete; wie auch jetzt noch in Rußland, der Bucharei<lb/>
und einigen Theilen des Kauka&#x017F;us, die Türken Tartaren<lb/>
genannt werden, was &#x017F;ie aber &#x017F;ehr übel aufnehmen.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[590./0596] eine indiſche Kolonie, die bis Koten ging. Die gelbe Menſchenrace. Zu ihr gehören die Mon- golen, Chineſen, Japaneſer, Malaien etc. und umfaßt über 400,000,000 Menſchen. Sie bildeten den Weltreiche des Attila, Chinquiſchan und Tamerlan, und China ſteht als ein Ueberbleibſel davon noch jetzt da. – Man hat lange die Tartaren und Mongolen für identiſch gehalten, obgleich ſie einander entgegen ſtanden. Die Veranlaſſung hierzu war, daß, als die Mongolen im 13t Jahrhundert bis zu uns vordrangen, und Rußland und Polen beſiegt hatte, aber im Jahre 1241 bei Lignitz von Heinrich dem Schleſier geſchlagen wurden, dieſer ſei wieder mit dem Namen Tartaren ſoll bezeichnet haben. Die Verwechſelung aber, welche zu den Irrthümern von Meiners und Schlösſer führten, rührt daher, daß in der Armee des Chinchiſchan türkiſche Soldaten waren, und dieſe auch zum größern Theil die höch- ſten Stellen bekleideten, welche man mit dem Namen Tarta- ren bezeichnete; wie auch jetzt noch in Rußland, der Bucharei und einigen Theilen des Kaukaſus, die Türken Tartaren genannt werden, was ſie aber ſehr übel aufnehmen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/596
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 590.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/596>, abgerufen am 23.11.2024.