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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 2. Prag, 1835.

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Das wohlfeilste
Panorama des Universums

zur
erheiternden Belehrung für Jedermann und alle Länder.


N ro. 2.    Erscheint jeden Sonnabend.1835.



[Abbildung]
Die St. Georgs = Kapelle zu Windsor.
[Beginn Spaltensatz]

Die kleine Stadt Windsor in Berkshire, un-
gefähr 5 Meilen von London entfernt, ist an sich
nicht beträchtlich, und wird von Eton, einer noch
kleinern, aber durch ihre Schulanstalt so berühmten
Stadt, bloß durch eine Brücke geschieden. Sie liegt
in dem Mittelpunkte sehr schöner, höchst fruchtbarer
und wohlangebauter Ebenen, umgeben von einer
zahllosen Menge reicher Landsitze und lieblicher Land-
häuser, die von Familien, welche sich dem Stadtge-
wühl entziehen wollen, oft das ganze Jahr hindurch
bewohnt werden. Mit der Stadt hängt das Schloß
( Windsor - Castle ) nah zusammen, erhebt sich aber
auf einer bedeutenden Anhöhe, die man von einer
Seite auf mehreren hundert Stufen ersteigen muß.
Es hat von fern und selbst in der Nähe durch die
hohen von Quadern aufgeführten Mauern fast das
Ansehen einer Bergfestung, wozu es auch wohl Wil-
helm
der Eroberer, der vor 700 Jahren den ersten
Grund dazu legte, bestimmt haben mag. Unter den
Eduards ist Vieles verändert und erweitert.
Heinrich VIII. aber und seine 45 Jahre lang re-
gierende Tochter Elisabeth, späterhin Karl II.
[Spaltenumbruch] haben eigentlich dem Schloß seine jetzige Gestalt
gegeben. Um einen Theil der Gebäude geht ein,
an der einen Seite wohl 25, an der andern etwa
10 Ellen breiter, mit Sand belegter Weg, oder die
berühmte Terasse, welche zuerst von der Königin
Elisabeth angelegt, dann erweitert, in so vielen
Beschreibungen der Reisenden, selbst in so vielen
Liedern der Dichter hinsichtlich der wundervollen Aus-
sicht zu den schönsten Standpunkten in England ge-
rechnet wird. Jn der That kann man sich kaum
von dem Anschauen der wiewohl mehr lieblichen als
großen Natur, die sich rings umher dem Auge dar-
stellt, trennen. Zur Linken erblickt man den gefeier-
ten Park von Windsor, den die Freunde der eng-
lischen Literatur aus Pope's Gesängen kennen.
Daran lehnt sich die ehrwürdige gothische Kirche
von Eton. Jm Vorgrunde sieht man in das --
alles, was wir gewohnt sind, übertreffende -- Grün
der Wiesen, reich geschmückt mit dichten Baumgrup-
pen im herrlichsten Wuchs, und von der mannig-
faltigsten Schattirung des Laubes. Jn unzähligen
Windungen ( wovon vielleicht der Name Windsor )
[Ende Spaltensatz]

Das wohlfeilste
Panorama des Universums

zur
erheiternden Belehrung für Jedermann und alle Länder.


N ro. 2.    Erscheint jeden Sonnabend.1835.



[Abbildung]
Die St. Georgs = Kapelle zu Windsor.
[Beginn Spaltensatz]

Die kleine Stadt Windsor in Berkshire, un-
gefähr 5 Meilen von London entfernt, ist an sich
nicht beträchtlich, und wird von Eton, einer noch
kleinern, aber durch ihre Schulanstalt so berühmten
Stadt, bloß durch eine Brücke geschieden. Sie liegt
in dem Mittelpunkte sehr schöner, höchst fruchtbarer
und wohlangebauter Ebenen, umgeben von einer
zahllosen Menge reicher Landsitze und lieblicher Land-
häuser, die von Familien, welche sich dem Stadtge-
wühl entziehen wollen, oft das ganze Jahr hindurch
bewohnt werden. Mit der Stadt hängt das Schloß
( Windsor - Castle ) nah zusammen, erhebt sich aber
auf einer bedeutenden Anhöhe, die man von einer
Seite auf mehreren hundert Stufen ersteigen muß.
Es hat von fern und selbst in der Nähe durch die
hohen von Quadern aufgeführten Mauern fast das
Ansehen einer Bergfestung, wozu es auch wohl Wil-
helm
der Eroberer, der vor 700 Jahren den ersten
Grund dazu legte, bestimmt haben mag. Unter den
Eduards ist Vieles verändert und erweitert.
Heinrich VIII. aber und seine 45 Jahre lang re-
gierende Tochter Elisabeth, späterhin Karl II.
[Spaltenumbruch] haben eigentlich dem Schloß seine jetzige Gestalt
gegeben. Um einen Theil der Gebäude geht ein,
an der einen Seite wohl 25, an der andern etwa
10 Ellen breiter, mit Sand belegter Weg, oder die
berühmte Terasse, welche zuerst von der Königin
Elisabeth angelegt, dann erweitert, in so vielen
Beschreibungen der Reisenden, selbst in so vielen
Liedern der Dichter hinsichtlich der wundervollen Aus-
sicht zu den schönsten Standpunkten in England ge-
rechnet wird. Jn der That kann man sich kaum
von dem Anschauen der wiewohl mehr lieblichen als
großen Natur, die sich rings umher dem Auge dar-
stellt, trennen. Zur Linken erblickt man den gefeier-
ten Park von Windsor, den die Freunde der eng-
lischen Literatur aus Pope's Gesängen kennen.
Daran lehnt sich die ehrwürdige gothische Kirche
von Eton. Jm Vorgrunde sieht man in das —
alles, was wir gewohnt sind, übertreffende — Grün
der Wiesen, reich geschmückt mit dichten Baumgrup-
pen im herrlichsten Wuchs, und von der mannig-
faltigsten Schattirung des Laubes. Jn unzähligen
Windungen ( wovon vielleicht der Name Windsor )
[Ende Spaltensatz]

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[[9]/0001] Das wohlfeilste Panorama des Universums zur erheiternden Belehrung für Jedermann und alle Länder. N ro. 2. Erscheint jeden Sonnabend.1835. [Abbildung] Die St. Georgs = Kapelle zu Windsor. Die kleine Stadt Windsor in Berkshire, un- gefähr 5 Meilen von London entfernt, ist an sich nicht beträchtlich, und wird von Eton, einer noch kleinern, aber durch ihre Schulanstalt so berühmten Stadt, bloß durch eine Brücke geschieden. Sie liegt in dem Mittelpunkte sehr schöner, höchst fruchtbarer und wohlangebauter Ebenen, umgeben von einer zahllosen Menge reicher Landsitze und lieblicher Land- häuser, die von Familien, welche sich dem Stadtge- wühl entziehen wollen, oft das ganze Jahr hindurch bewohnt werden. Mit der Stadt hängt das Schloß ( Windsor - Castle ) nah zusammen, erhebt sich aber auf einer bedeutenden Anhöhe, die man von einer Seite auf mehreren hundert Stufen ersteigen muß. Es hat von fern und selbst in der Nähe durch die hohen von Quadern aufgeführten Mauern fast das Ansehen einer Bergfestung, wozu es auch wohl Wil- helm der Eroberer, der vor 700 Jahren den ersten Grund dazu legte, bestimmt haben mag. Unter den Eduards ist Vieles verändert und erweitert. Heinrich VIII. aber und seine 45 Jahre lang re- gierende Tochter Elisabeth, späterhin Karl II. haben eigentlich dem Schloß seine jetzige Gestalt gegeben. Um einen Theil der Gebäude geht ein, an der einen Seite wohl 25, an der andern etwa 10 Ellen breiter, mit Sand belegter Weg, oder die berühmte Terasse, welche zuerst von der Königin Elisabeth angelegt, dann erweitert, in so vielen Beschreibungen der Reisenden, selbst in so vielen Liedern der Dichter hinsichtlich der wundervollen Aus- sicht zu den schönsten Standpunkten in England ge- rechnet wird. Jn der That kann man sich kaum von dem Anschauen der wiewohl mehr lieblichen als großen Natur, die sich rings umher dem Auge dar- stellt, trennen. Zur Linken erblickt man den gefeier- ten Park von Windsor, den die Freunde der eng- lischen Literatur aus Pope's Gesängen kennen. Daran lehnt sich die ehrwürdige gothische Kirche von Eton. Jm Vorgrunde sieht man in das — alles, was wir gewohnt sind, übertreffende — Grün der Wiesen, reich geschmückt mit dichten Baumgrup- pen im herrlichsten Wuchs, und von der mannig- faltigsten Schattirung des Laubes. Jn unzähligen Windungen ( wovon vielleicht der Name Windsor )

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 2. Prag, 1835, S. [9]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama02_1835/1>, abgerufen am 17.05.2024.