Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 4. Prag, 1834.Panorama des Universums. [Abbildung]
Die Abtei Melrose in Schottland. [Beginn Spaltensatz]
Die kegelförmigen Koppen des Cheviot = Gebirges Aber nicht immer ging es so heiter und ruhig Die Abtei Melrose steht auf dem südlichen Das große Fenster auf der Ostseite, welches Nachdem das wilde Kriegsvolk die Abtei ge- *) Die Ruinen dieses schottischen Klosters wurden der Lese-
welt zuerst durch die Werke des gefeierten Walter Scott bekannt, und man glaubt, diese Abtei soll das Urbild seines "Klosters" seyn. Panorama des Universums. [Abbildung]
Die Abtei Melrose in Schottland. [Beginn Spaltensatz]
Die kegelförmigen Koppen des Cheviot = Gebirges Aber nicht immer ging es so heiter und ruhig Die Abtei Melrose steht auf dem südlichen Das große Fenster auf der Ostseite, welches Nachdem das wilde Kriegsvolk die Abtei ge- *) Die Ruinen dieses schottischen Klosters wurden der Lese-
welt zuerst durch die Werke des gefeierten Walter Scott bekannt, und man glaubt, diese Abtei soll das Urbild seines „Klosters“ seyn. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0004" n="28"/> <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi> </fw> <div type="jArticle" n="1"> <figure/><lb/> <head>Die Abtei Melrose in Schottland.</head><lb/> <cb type="start"/> <p>Die kegelförmigen Koppen des Cheviot = Gebirges<lb/> senken sich allmählig bis in die Grafschaft <hi rendition="#g">Roxburgh</hi><lb/> oder <hi rendition="#g">Teviotdale</hi> ( Thal des Teriot, wie selbe von<lb/> dem Fluß Teviot, der sie bewässert, genannt wurde )<lb/> herab, deren Bewohner großentheils ein einfaches<lb/> Hirtenleben führen, und die Sitten der gastfreundli-<lb/> chen Vorzeit unter sich bewahrt haben. Die Bewoh-<lb/> ner des Landes machen muntere Ausflüge in die an-<lb/> muthigen Auen an den Ufern des Tweed, man ver-<lb/> sieht sich mit Wein und bringt die Zeit bei einem<lb/> frohen Mahle mit Tanz und Gesang hin.</p><lb/> <p>Aber nicht immer ging es so heiter und ruhig<lb/> in den Thälern von Roxburgh zu, die Nachbarschaft<lb/> der englischen Grafschaften Cumberland und Northum-<lb/> berland, war diesem Gebiete lange unheilbringend,<lb/> und verflocht dasselbe in jene wilden Kämpfe, die<lb/> durch Jahrhunderte das Land verwüsteten. Man sieht<lb/> noch an vielen Orten die Spuren alter Feldlager,<lb/> und an den Ufern des Flußes Abe sind die Felsen<lb/> mit Höhlen erfüllt, welche in den Jahren der Zerstö-<lb/> rung den bedrängten Landbewohnern zu Zufluchts-<lb/> stellen gedient zu haben scheinen. Unter den Ruinen,<lb/> welche sich aus denselben Zeiträumen herschreiben, ist<lb/> eine der schönsten und malerischsten die Abtei <hi rendition="#g">Mel-<lb/> rose,</hi> <note place="foot" n="*)">Die Ruinen dieses schottischen Klosters wurden der Lese-<lb/> welt zuerst durch die Werke des gefeierten <hi rendition="#g">Walter<lb/> Scott</hi> bekannt, und man glaubt, diese Abtei soll das<lb/> Urbild seines „Klosters“ seyn.</note> deren überraschendsten Anblick man auf der<lb/> Brücke der artigen kleinen Stadt <hi rendition="#g">Kelly</hi> erhält.<lb/><cb n="2"/> Hier breitet sich das romantische Thal, mit Wald und<lb/> Gebüsch, und schönen Gebäuden geschmückt, von fernen<lb/> Hügeln und Bergen begränzt, anmuthig aus, und im<lb/> Hintergrunde bieten die Ueberreste dieses merkwürdi-<lb/> gen Gebäudes den interessantesten Schlußpunkt dar.</p><lb/> <p>Die Abtei <hi rendition="#g">Melrose</hi> steht auf dem südlichen<lb/> Ufer des Tweed, sie war eine der größten und wich-<lb/> tigsten in Schottland und ursprünglich von König<lb/><hi rendition="#g">David</hi> im Jahre 1136 für Priester des schwarzen<lb/> Cisterzienser = Ordens gegründet und der Jungfrau<lb/><hi rendition="#g">Maria</hi> geweiht. Das Kloster erlitt zu verschiedenen<lb/> Zeiten viel große Drangsale durch Feuer und Schwert,<lb/> Raub und Plünderung, vorzüglich im Jahre 1322,<lb/> worauf es wieder durch König <hi rendition="#g">Robert Bruce</hi><lb/> mit vielen Unkosten gänzlich hergestellt worden seyn<lb/> soll; doch erheben sich gegen diesen Umstand manche<lb/> Zweifel, da die Bauart nicht mit der Periode über-<lb/> einstimmt, in welche, der Sage nach, die Gründung<lb/> der Abtei fällt, sondern dieselbe vielmehr dem 15ten<lb/> Jahrhundert anzugehören scheint.</p><lb/> <p>Das große Fenster auf der Ostseite, welches<lb/> auf unserer Platte dargestellt ist, wird wegen der<lb/> Zierlichkeit seines Schnitzwerkes vorzüglich bewundert.<lb/> Der Thurm in der Mitte ist gänzlich verfallen, aber<lb/> ein Theil der Kanzeldecke steht noch, und wird<lb/> von Pfeilern, deren Capitäler und Säulenstühle mit<lb/> sehr zart in Stein ausgearbeitetem Laubwerke verziert<lb/> sind, getragen.</p><lb/> <p>Nachdem das wilde Kriegsvolk die Abtei ge-<lb/> plündert und verwüstet hatte, wurde sie sogar von<lb/><hi rendition="#g">Cromwell</hi> von den Gattonsider Hügeln aus beschos-<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0004]
Panorama des Universums.
[Abbildung]
Die Abtei Melrose in Schottland.
Die kegelförmigen Koppen des Cheviot = Gebirges
senken sich allmählig bis in die Grafschaft Roxburgh
oder Teviotdale ( Thal des Teriot, wie selbe von
dem Fluß Teviot, der sie bewässert, genannt wurde )
herab, deren Bewohner großentheils ein einfaches
Hirtenleben führen, und die Sitten der gastfreundli-
chen Vorzeit unter sich bewahrt haben. Die Bewoh-
ner des Landes machen muntere Ausflüge in die an-
muthigen Auen an den Ufern des Tweed, man ver-
sieht sich mit Wein und bringt die Zeit bei einem
frohen Mahle mit Tanz und Gesang hin.
Aber nicht immer ging es so heiter und ruhig
in den Thälern von Roxburgh zu, die Nachbarschaft
der englischen Grafschaften Cumberland und Northum-
berland, war diesem Gebiete lange unheilbringend,
und verflocht dasselbe in jene wilden Kämpfe, die
durch Jahrhunderte das Land verwüsteten. Man sieht
noch an vielen Orten die Spuren alter Feldlager,
und an den Ufern des Flußes Abe sind die Felsen
mit Höhlen erfüllt, welche in den Jahren der Zerstö-
rung den bedrängten Landbewohnern zu Zufluchts-
stellen gedient zu haben scheinen. Unter den Ruinen,
welche sich aus denselben Zeiträumen herschreiben, ist
eine der schönsten und malerischsten die Abtei Mel-
rose, *) deren überraschendsten Anblick man auf der
Brücke der artigen kleinen Stadt Kelly erhält.
Hier breitet sich das romantische Thal, mit Wald und
Gebüsch, und schönen Gebäuden geschmückt, von fernen
Hügeln und Bergen begränzt, anmuthig aus, und im
Hintergrunde bieten die Ueberreste dieses merkwürdi-
gen Gebäudes den interessantesten Schlußpunkt dar.
Die Abtei Melrose steht auf dem südlichen
Ufer des Tweed, sie war eine der größten und wich-
tigsten in Schottland und ursprünglich von König
David im Jahre 1136 für Priester des schwarzen
Cisterzienser = Ordens gegründet und der Jungfrau
Maria geweiht. Das Kloster erlitt zu verschiedenen
Zeiten viel große Drangsale durch Feuer und Schwert,
Raub und Plünderung, vorzüglich im Jahre 1322,
worauf es wieder durch König Robert Bruce
mit vielen Unkosten gänzlich hergestellt worden seyn
soll; doch erheben sich gegen diesen Umstand manche
Zweifel, da die Bauart nicht mit der Periode über-
einstimmt, in welche, der Sage nach, die Gründung
der Abtei fällt, sondern dieselbe vielmehr dem 15ten
Jahrhundert anzugehören scheint.
Das große Fenster auf der Ostseite, welches
auf unserer Platte dargestellt ist, wird wegen der
Zierlichkeit seines Schnitzwerkes vorzüglich bewundert.
Der Thurm in der Mitte ist gänzlich verfallen, aber
ein Theil der Kanzeldecke steht noch, und wird
von Pfeilern, deren Capitäler und Säulenstühle mit
sehr zart in Stein ausgearbeitetem Laubwerke verziert
sind, getragen.
Nachdem das wilde Kriegsvolk die Abtei ge-
plündert und verwüstet hatte, wurde sie sogar von
Cromwell von den Gattonsider Hügeln aus beschos-
*) Die Ruinen dieses schottischen Klosters wurden der Lese-
welt zuerst durch die Werke des gefeierten Walter
Scott bekannt, und man glaubt, diese Abtei soll das
Urbild seines „Klosters“ seyn.
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