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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1836.

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Das wohlfeilste
Panorama des Universums

zur
erheiternden Belehrung für Jedermann und alle Länder.


N ro. 9.    Erscheint jeden Sonnabend.1836.



[Abbildung]
Die Klapperschlange ( Crotalus ).
[Beginn Spaltensatz]

Es führt ein ganzes Geschlecht von Schlangen
diesen Namen. Man nimmt davon fünf verschie-
dene Gattungen an; indeß scheint es doch noch nicht
hinlänglich entschieden, ob nicht manche Spielarten
für Gattungen angesehen werden. Von andern Schlan-
gen unterscheiden sich die Klapperschlangen dadurch,
daß ihr Bauch mit Schildern besetzt ist, und unter
dem Schwanze sich Schilder und Schuppen befinden;
das merkwürdige Unterscheidungszeichen ist jedoch der
Schwanz selbst, welcher sich in eine Klapper endigt,
die aus Horn oder blasenähnlichen Gelenken zusam-
mengesetzt ist, und wovon diese Amphibien ihren
Namen haben. Jm Allgemeinen weiß man von ihrer
Lebensart und den übrigen Eigenschaften, daß sie
alle giftig sind, und durch ihren Biß Menschen und
Thiere tödten. Den Biß bringen sie dadurch an,
daß sie mit weit geöffnetem Rachen auf den Gegen-
stand ihres Zornes sehr heftig losspringen, und ihm
mit ihren im Oberkiefer befindlichen Giftzähnen, die
nach hinten gekrümmt und sehr spitzig sind, eine
Wunde ritzen. Wann sie ausgestreckt liegen, ist es
ihnen nicht möglich, Jemanden anzuspringen, sondern
[Spaltenumbruch] sie müssen sich allezeit vorher in einen Kreis zusam-
menrollen. Jm Laufen sind sie nicht schnell, und
man kann ihnen leicht ausweichen. Sie würden
weit gefährlicher seyn, wenn sie ihre Gegenwart im
Gebüsch oder Strauchwerke nicht durch ihr Klappern
verriethen. Dieß thun sie allemal, sobald sie eine
Beute erblicken, oder wenn sie gereizt werden. Das
Geklapper ist dem von einer, mit einigen Erbsen
gefüllten hin und her gerüttelten Blase gleich. Zur
Regenzeit, wenn die blasenähnlichen Gelenke der
Klapper feucht sind, hört man das Geräusch nicht,
und kann dann eher verwundet werden. Man will
beobachtet haben, daß sich die Klapper jährlich um
ein Gelenk vergrößert, so daß die Zahl bei manchen
Schlangen auf 40 steigt, und das Alter des Thieres
anzeigt. Was von dem Gifte anderer Schlangen
bekannt ist, daß es nämlich nur tödtet, wenn es
unmittelbar durch eine Wunde ins Blut gebracht,
nicht aber wenn es innerlich genossen mit dem Spei-
chel und der Galle vermischt wird, gilt auch von
dem Gifte der Klapperschlangen; daher sie auch von
Menschen und Thieren ohne Schaden gegessen wer-
[Ende Spaltensatz]

Das wohlfeilste
Panorama des Universums

zur
erheiternden Belehrung für Jedermann und alle Länder.


N ro. 9.    Erscheint jeden Sonnabend.1836.



[Abbildung]
Die Klapperschlange ( Crotalus ).
[Beginn Spaltensatz]

Es führt ein ganzes Geschlecht von Schlangen
diesen Namen. Man nimmt davon fünf verschie-
dene Gattungen an; indeß scheint es doch noch nicht
hinlänglich entschieden, ob nicht manche Spielarten
für Gattungen angesehen werden. Von andern Schlan-
gen unterscheiden sich die Klapperschlangen dadurch,
daß ihr Bauch mit Schildern besetzt ist, und unter
dem Schwanze sich Schilder und Schuppen befinden;
das merkwürdige Unterscheidungszeichen ist jedoch der
Schwanz selbst, welcher sich in eine Klapper endigt,
die aus Horn oder blasenähnlichen Gelenken zusam-
mengesetzt ist, und wovon diese Amphibien ihren
Namen haben. Jm Allgemeinen weiß man von ihrer
Lebensart und den übrigen Eigenschaften, daß sie
alle giftig sind, und durch ihren Biß Menschen und
Thiere tödten. Den Biß bringen sie dadurch an,
daß sie mit weit geöffnetem Rachen auf den Gegen-
stand ihres Zornes sehr heftig losspringen, und ihm
mit ihren im Oberkiefer befindlichen Giftzähnen, die
nach hinten gekrümmt und sehr spitzig sind, eine
Wunde ritzen. Wann sie ausgestreckt liegen, ist es
ihnen nicht möglich, Jemanden anzuspringen, sondern
[Spaltenumbruch] sie müssen sich allezeit vorher in einen Kreis zusam-
menrollen. Jm Laufen sind sie nicht schnell, und
man kann ihnen leicht ausweichen. Sie würden
weit gefährlicher seyn, wenn sie ihre Gegenwart im
Gebüsch oder Strauchwerke nicht durch ihr Klappern
verriethen. Dieß thun sie allemal, sobald sie eine
Beute erblicken, oder wenn sie gereizt werden. Das
Geklapper ist dem von einer, mit einigen Erbsen
gefüllten hin und her gerüttelten Blase gleich. Zur
Regenzeit, wenn die blasenähnlichen Gelenke der
Klapper feucht sind, hört man das Geräusch nicht,
und kann dann eher verwundet werden. Man will
beobachtet haben, daß sich die Klapper jährlich um
ein Gelenk vergrößert, so daß die Zahl bei manchen
Schlangen auf 40 steigt, und das Alter des Thieres
anzeigt. Was von dem Gifte anderer Schlangen
bekannt ist, daß es nämlich nur tödtet, wenn es
unmittelbar durch eine Wunde ins Blut gebracht,
nicht aber wenn es innerlich genossen mit dem Spei-
chel und der Galle vermischt wird, gilt auch von
dem Gifte der Klapperschlangen; daher sie auch von
Menschen und Thieren ohne Schaden gegessen wer-
[Ende Spaltensatz]

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[[65]/0001] Das wohlfeilste Panorama des Universums zur erheiternden Belehrung für Jedermann und alle Länder. N ro. 9. Erscheint jeden Sonnabend.1836. [Abbildung] Die Klapperschlange ( Crotalus ). Es führt ein ganzes Geschlecht von Schlangen diesen Namen. Man nimmt davon fünf verschie- dene Gattungen an; indeß scheint es doch noch nicht hinlänglich entschieden, ob nicht manche Spielarten für Gattungen angesehen werden. Von andern Schlan- gen unterscheiden sich die Klapperschlangen dadurch, daß ihr Bauch mit Schildern besetzt ist, und unter dem Schwanze sich Schilder und Schuppen befinden; das merkwürdige Unterscheidungszeichen ist jedoch der Schwanz selbst, welcher sich in eine Klapper endigt, die aus Horn oder blasenähnlichen Gelenken zusam- mengesetzt ist, und wovon diese Amphibien ihren Namen haben. Jm Allgemeinen weiß man von ihrer Lebensart und den übrigen Eigenschaften, daß sie alle giftig sind, und durch ihren Biß Menschen und Thiere tödten. Den Biß bringen sie dadurch an, daß sie mit weit geöffnetem Rachen auf den Gegen- stand ihres Zornes sehr heftig losspringen, und ihm mit ihren im Oberkiefer befindlichen Giftzähnen, die nach hinten gekrümmt und sehr spitzig sind, eine Wunde ritzen. Wann sie ausgestreckt liegen, ist es ihnen nicht möglich, Jemanden anzuspringen, sondern sie müssen sich allezeit vorher in einen Kreis zusam- menrollen. Jm Laufen sind sie nicht schnell, und man kann ihnen leicht ausweichen. Sie würden weit gefährlicher seyn, wenn sie ihre Gegenwart im Gebüsch oder Strauchwerke nicht durch ihr Klappern verriethen. Dieß thun sie allemal, sobald sie eine Beute erblicken, oder wenn sie gereizt werden. Das Geklapper ist dem von einer, mit einigen Erbsen gefüllten hin und her gerüttelten Blase gleich. Zur Regenzeit, wenn die blasenähnlichen Gelenke der Klapper feucht sind, hört man das Geräusch nicht, und kann dann eher verwundet werden. Man will beobachtet haben, daß sich die Klapper jährlich um ein Gelenk vergrößert, so daß die Zahl bei manchen Schlangen auf 40 steigt, und das Alter des Thieres anzeigt. Was von dem Gifte anderer Schlangen bekannt ist, daß es nämlich nur tödtet, wenn es unmittelbar durch eine Wunde ins Blut gebracht, nicht aber wenn es innerlich genossen mit dem Spei- chel und der Galle vermischt wird, gilt auch von dem Gifte der Klapperschlangen; daher sie auch von Menschen und Thieren ohne Schaden gegessen wer-

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 9. Prag, 1836, S. [65]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama09_1836/1>, abgerufen am 21.11.2024.