Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 24. Prag, 1834.Panorama des Universums [Beginn Spaltensatz]
derschöne Tochter besaß, daß der Ruf ihrer Reize sichdurch Pilger und Reisende in allen Ländern verbreitet, und viele Fürsten und Ritter aus den entfernte- sten Gegenden nach Meetingham=Castle kamen, um das holde Fräulein zu werben, welches aber durch lange Zeit keinem Liebesworte Gehör geben wollte und all' ihre Freier kalt und streng abwies. Zu derselben Zeit lebten zwei schmucke Brüder Die beiden Brüder legten ihre schönsten Rü- "Erst gestern war der König von Toledo ,,,,Ei!'''' entgegnete Arthur, ,,,,der König von Ethelwald bat den alten Ritter um die Schnell sprengten die ritterlichen Brüder wie- Da wollte Ethelwald in wilder Hast heim Und sie kleideten sich in die Gewänder zweier Zugleich zog Ethelwald einen großen golde- Die beiden Harfner wurden in den Saal ge- "Halt ein, Du Harfner, mit deinem Saiten- Aber die Harfner spielten und sangen fort, bis "Gib mir Deine Harfe und Du sollst so viele Panorama des Universums [Beginn Spaltensatz]
derschöne Tochter besaß, daß der Ruf ihrer Reize sichdurch Pilger und Reisende in allen Ländern verbreitet, und viele Fürsten und Ritter aus den entfernte- sten Gegenden nach Meetingham=Castle kamen, um das holde Fräulein zu werben, welches aber durch lange Zeit keinem Liebesworte Gehör geben wollte und all' ihre Freier kalt und streng abwies. Zu derselben Zeit lebten zwei schmucke Brüder Die beiden Brüder legten ihre schönsten Rü- „Erst gestern war der König von Toledo ‚‚‚‚Ei!'''' entgegnete Arthur, ‚‚‚‚der König von Ethelwald bat den alten Ritter um die Schnell sprengten die ritterlichen Brüder wie- Da wollte Ethelwald in wilder Hast heim Und sie kleideten sich in die Gewänder zweier Zugleich zog Ethelwald einen großen golde- Die beiden Harfner wurden in den Saal ge- „Halt ein, Du Harfner, mit deinem Saiten- Aber die Harfner spielten und sangen fort, bis „Gib mir Deine Harfe und Du sollst so viele <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0002" n="186"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums</hi></fw><cb type="start"/> derschöne Tochter besaß, daß der Ruf ihrer Reize sich<lb/> durch Pilger und Reisende in allen Ländern verbreitet,<lb/> und viele Fürsten und Ritter aus den entfernte-<lb/> sten Gegenden nach <hi rendition="#g">Meetingham=Castle</hi> kamen,<lb/> um das holde Fräulein zu werben, welches aber<lb/> durch lange Zeit keinem Liebesworte Gehör geben<lb/> wollte und all' ihre Freier kalt und streng abwies.</p><lb/> <p>Zu derselben Zeit lebten zwei schmucke Brüder<lb/> und tapfere Ritter auf der Burg <hi rendition="#g">Tilbury</hi> in der<lb/> Grafschaft Essex, <hi rendition="#g">Ethelwald</hi> und <hi rendition="#g">Arthur</hi> ge-<lb/> heißen, welche sich mit ungemeiner Zärtlichkeit lieb-<lb/> ten. 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Doch will ich dir einen andern<lb/> Rath geben. Du weißt, daß unsere Mutter in viele<lb/> Geheimnisse der Natur eingeweiht war, und wäh-<lb/> rend Du deine erste Ritterfahrt angetreten, ich aber<lb/> noch im väterlichen Schlosse den Knappendienst ver-<lb/> sehen mußte, hat sie mich mancherlei gelehrt. Jn<lb/> diesen Wäldern wächst ein Kraut, und wer seine<lb/> Eigenschaft kennt, der kann sein Antlitz gar wun-<lb/> derbar damit verwandeln; denn ist er auch so wohl<lb/> gefärbt, wie Milch und Blut, so macht es ihn<lb/> schwarz und braun, und das schwarze und braune<lb/> Angesicht wird davon wieder weiß und roth, und so<lb/> stark wird er davon, daß kein Schwert in England<lb/> ihm gefährlich seyn kann. Wir wollen uns mit<lb/> diesem Kraut färben, und Du sollst als ein nordi-<lb/> scher Harfner bei der Hochzeit erscheinen; ich aber<lb/> will Dein Sänger seyn, der dir die Harfe nach-<lb/> trägt, und wir wollen dem Spanier ein Lied singen,<lb/> daß ihm die Augen übergehen.“</p><lb/> <p>Und sie kleideten sich in die Gewänder zweier<lb/> Harfner, zogen vor die Burg, und als der Pförtner<lb/> ihnen abermals das Thor nicht öffnen wollte, spra-<lb/> chen sie: „Wir sind zwei Harfner, die aus dem hohen<lb/> Norden kommen, um die königliche Hochzeit mit<lb/> unsern Liedern zu feiern.“</p><lb/> <p>Zugleich zog <hi rendition="#g">Ethelwald</hi> einen großen golde-<lb/> nen Reif hervor und legte ihn dem Pförtner um<lb/> den Arm, und dieser sah erst auf die reiche Gabe,<lb/> dann auf das braune Antlitz der Harfners, und<lb/> öffnete, ohne weiter ein Wort zu sprechen, die Git-<lb/> terthüre.</p><lb/> <p>Die beiden Harfner wurden in den Saal ge-<lb/> führt, wo die Braut in tiefer Trauer an der Seite<lb/> des verhaßten Spaniers saß, und wie die Harfner<lb/> ein süßes Minnelied sangen, erhob das Fräulein<lb/> die Augen von dem Boden, auf den sie beständig<lb/> hinstarrte, so daß der König von Toledo ausrief:</p><lb/> <p>„Halt ein, Du Harfner, mit deinem Saiten-<lb/> spiel! sonst spielst Du mich um meine Braut.“</p><lb/> <p>Aber die Harfner spielten und sangen fort, bis<lb/> die Jungfrau in froher Ahnung der nahenden Ret-<lb/> tung zu lächeln begann, und der Spanier rief:</p><lb/> <p>„Gib mir Deine Harfe und Du sollst so viele<lb/> Goldstücke haben, als sie Saiten zählt.“</p><lb/> <cb type="end"/> </div> </body> </text> </TEI> [186/0002]
Panorama des Universums
derschöne Tochter besaß, daß der Ruf ihrer Reize sich
durch Pilger und Reisende in allen Ländern verbreitet,
und viele Fürsten und Ritter aus den entfernte-
sten Gegenden nach Meetingham=Castle kamen,
um das holde Fräulein zu werben, welches aber
durch lange Zeit keinem Liebesworte Gehör geben
wollte und all' ihre Freier kalt und streng abwies.
Zu derselben Zeit lebten zwei schmucke Brüder
und tapfere Ritter auf der Burg Tilbury in der
Grafschaft Essex, Ethelwald und Arthur ge-
heißen, welche sich mit ungemeiner Zärtlichkeit lieb-
ten. Diese Beiden saßen einst auf ihrer Burg bei
einem Krug englischen Biers, da fragte Arthur,
der jüngere, seinen älteren Bruder: ob er denn noch
nicht gedenke, eine Frau zu nehmen und durch den
weiblichen Liebreiz seinem einsamen Leben einen
höheren Werth zu geben? Als aber Ethelwald ent-
gegnete: er kenne noch keine Jungfrau, von welcher
er glaubte, sie sey ein Weib für ihn; da erinnerte
ihn Arthur an all das Schöne, das man ihnen von
dem Fräulein auf Meetingham=Castle erzählt,
und machte seine Neubegier und Heirathslust so rege,
daß Ethelwald sich besann, wo er wohl einen
getreuen Bothen fände, ihn an den alten Ritter zu
senden; doch Arthur sagte ihm, wie Mancher durch
Bothen betrogen worden, er solle selbst hinüber rei-
ten, und er wolle ihn begleiten.
Die beiden Brüder legten ihre schönsten Rü-
stungen an, ihre Rosse prangten von kostbarem
Schmucke, und mit stattlichem und glänzendem Gefolge
begaben sie sich nach Meetingham, wo sie der
alte Ritter mit großer Freude und hohen Ehren
empfing, und sich so schätzbarer Gäste über alle
Maßen erfreute; als aber Arthur sprach, daß sein
Bruder, der Herr der Burg Tilbury, gekommen
sey, seine holde Tochter als Hausfrau heimzuführen,
da schüttelte der Alte das Haupt, und versetzte:
„Erst gestern war der König von Toledo
hier, um meines Kindes Hand zu werben; aber sie
sprach Nein, und ich fürchte, sie wird es Euch nicht
besser machen.“
‚‚‚‚Ei!'''' entgegnete Arthur, ‚‚‚‚der König von
Toledo ist noch ein blinder Heide, und es wäre
wohl Schade, wenn ein so reines und gottgefälliges
Fräulein seinen unchristlichen Thron theilte.''''
Ethelwald bat den alten Ritter um die
Vergünstigung, am andern Tage, ehe er wieder
heim ritte, das Fräulein zu sehen, und seine Worte
bei ihr anzubringen, was ihm auch der Alte ver-
sprach, und wie nun die zarte Jungfrau erschien,
von ihren Frauen umgeben, unter denen sie, wie
die Sonne unter den Sternen glänzte, da ließ sich
Ethelwald auf ein Knie vor ihr nieder, um ihre
Hand und ihr Herz zu bitten, und des Fräuleins Stunde
war gekommen; denn sie, die Hunderte ungerührt hatte
kommen und gehen sehen, konnte Ethelwalds
Bitte nicht widerstehen, und reichte ihm die Hand
zum ewigen Bunde. So erfreut der alte Ritter
war, daß sein Kind endlich eine Wahl nach seinem
Herzen getroffen, so gedachte er doch mit Schrecken an
die Schwüre des Königs von Toledo, all die Schlösser
und Hallen des Ritters durch Feuer und Schwert zu
verheeren und ihm selbst das Leben zu rauben, wenn
er die Tochter einem Andern zum Weibe gebe, und
er erbat sich es von seinem Eidam, daß die Ver-
mählung noch einige Zeit verschoben bleibe, bis der
wilde Heidenfürst wieder aus England fortgezogen
sey; worauf Ethelwald mit seinem Bruder Ar-
thur fröhlichen Muthes nach Hause ritt, um seine
zahlreichen Vasallen zu versammeln und alle Anstal-
ten zu einem stattlichen Hochzeitfeste zu treffen.
Aber er war nur wenige Meilen geritten, da hohlte
ihn ein Edelknabe der schönen Braut ein, dem fiel
das Roß erschöpft zu Boden, und er meldete dem
Grafen: der König von Toledo sey mit einem
zahlreichen Kriegerhaufen in Meetingham=Castle
eingezogen, und wolle das Fräulein schon am fol-
genden Tage mit Gewalt zu seiner Gemahlin ma-
chen und mit sich fortführen; er solle also eilig
zurückkehren und um die Braut kämpfen, oder auf
immer alle Gedanken an die Hochzeit aufgeben.
Schnell sprengten die ritterlichen Brüder wie-
der gegen die Burg, aber der Heidenfürst hatte alle
Thore geschlossen und einen Pförtner an das Fall-
gitter gestellt, der ihnen rund heraus erklärte, er
dürfe keinen Ritter einlassen.
Da wollte Ethelwald in wilder Hast heim
reiten, seine Vasallen und Knechte zu sammeln, um
einen Sturm auf die feste Burg Meetingham zu
unternehmen; aber der besonnene Arthur ent-
gegnete: „Bedenke, daß der boshafte Heidenfürst schon
morgen sein Beilager feiern will, wir also immer
zu spät kämen. Doch will ich dir einen andern
Rath geben. Du weißt, daß unsere Mutter in viele
Geheimnisse der Natur eingeweiht war, und wäh-
rend Du deine erste Ritterfahrt angetreten, ich aber
noch im väterlichen Schlosse den Knappendienst ver-
sehen mußte, hat sie mich mancherlei gelehrt. Jn
diesen Wäldern wächst ein Kraut, und wer seine
Eigenschaft kennt, der kann sein Antlitz gar wun-
derbar damit verwandeln; denn ist er auch so wohl
gefärbt, wie Milch und Blut, so macht es ihn
schwarz und braun, und das schwarze und braune
Angesicht wird davon wieder weiß und roth, und so
stark wird er davon, daß kein Schwert in England
ihm gefährlich seyn kann. Wir wollen uns mit
diesem Kraut färben, und Du sollst als ein nordi-
scher Harfner bei der Hochzeit erscheinen; ich aber
will Dein Sänger seyn, der dir die Harfe nach-
trägt, und wir wollen dem Spanier ein Lied singen,
daß ihm die Augen übergehen.“
Und sie kleideten sich in die Gewänder zweier
Harfner, zogen vor die Burg, und als der Pförtner
ihnen abermals das Thor nicht öffnen wollte, spra-
chen sie: „Wir sind zwei Harfner, die aus dem hohen
Norden kommen, um die königliche Hochzeit mit
unsern Liedern zu feiern.“
Zugleich zog Ethelwald einen großen golde-
nen Reif hervor und legte ihn dem Pförtner um
den Arm, und dieser sah erst auf die reiche Gabe,
dann auf das braune Antlitz der Harfners, und
öffnete, ohne weiter ein Wort zu sprechen, die Git-
terthüre.
Die beiden Harfner wurden in den Saal ge-
führt, wo die Braut in tiefer Trauer an der Seite
des verhaßten Spaniers saß, und wie die Harfner
ein süßes Minnelied sangen, erhob das Fräulein
die Augen von dem Boden, auf den sie beständig
hinstarrte, so daß der König von Toledo ausrief:
„Halt ein, Du Harfner, mit deinem Saiten-
spiel! sonst spielst Du mich um meine Braut.“
Aber die Harfner spielten und sangen fort, bis
die Jungfrau in froher Ahnung der nahenden Ret-
tung zu lächeln begann, und der Spanier rief:
„Gib mir Deine Harfe und Du sollst so viele
Goldstücke haben, als sie Saiten zählt.“
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