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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 25. Prag, 1834.

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Panorama des Universums
[Beginn Spaltensatz] die millionenweise im Meere leben. Dagegen wer-
den sie von den großen Raubthieren des Meeres
tonuenweise verschlungen, und auch die Seevögel
stellen ihnen häufig nach. Doch ist der Mensch ihr
gefährlichster Feind, und alle Schiffahrt treibenden
Nationen beschäftigen sich im Großen mit der Hä-
ringsfischerei. Nach einem beiläufigen Ueberschlag be-
rechnet man die Zahl der jährlich von den Euro-
päern eingefangenen Fische auf 1000,000,000. An
den nördlichen Küsten hatte die Häringsfischerei
durch den Umstand sehr abgenommen, daß man die
Häringe theils in zu eng gestrickten Netzen fing,
wodurch die Brut zugleich mit aufgefischt wurde.
Jn Holland müssen die Häringsfischer einen Eid
darauf ablegen, daß sie vor dem 25. Juni kein
Netz auswerfen, und die Größe der Maschen im
Netze ist genau vorgeschrieben. Die holländischen
Häringsnetze werden aus grober persischer Seide
verfertigt und dauern 3 Jahre, da hingegen hän-
fene Netze nur ein Jahr aushalten. Die Netze,
welche man räuchert, um die Häringe durch die helle
Farbe nicht abzuschrecken, werden durch daran befe-
stigte Steine in die Tiefe gezogen, und die andere
Seite wird von Tonnen auf der Oberfläche erhalten.
Gewöhnlich wirft man das Netz Abends aus und
hängt, um die Häringe anzulocken, Laternen an die
Fahrzeuge. Des Morgens windet man die Netze
wieder herauf, und der Fang eines einzigen Zuges
beträgt oft 130 bis 140,000 Stücke.

Das Einsalzen der Häringe geschieht auf ver-
schiedene Art, und zwar um Betrügereien und Un-
ordnungen vorzubeugen, unter öffentlicher Aufsicht,
und auf den Tonnen hat jede Sorte ihr eigenes
Zeichen

[Spaltenumbruch] [Abbildung] ( Der Häring )

Die erste Art der Zubereitung heißt das weiße
Einsalzen. Man nimmt den Häringen die Einge-
weide aus, bis auf Milch oder Rogen, und legt sie
in Salzlake, die so gesättigt ist, daß sich ein Ei
darauf schwimmend erhält. Wenn sie darin 12 bis
15 Stunden gelegen haben, werden sie aufgeschich-
tet und sodann in eichene Tonnen geworfen, in
welchen sie auf das feste Land gebracht werden.
Hier packt man sie aus, schichtet sie von Neuem
mit Salz in Tonnen und gießt frische Lake darauf.
Nach der andern Art, die Häringe einzusalzen, läßt
man sie 24 Stunden in der Salzlake liegen, reiht
sie dann am Kopfe an hölzerne Spieße, und hängt
diese in einem eigens dazu eingerichteten Ofen, der
bis 12000 Stück zugleich faßt, dergestalt auf, daß
sie der Rauch von darunter angezündetem Reisholz
gehörig treffen und dörren kann. Diese Häringe
werden Pücklinge genannt. Wo der Häring erscheint,
wird er auch, wie andere Fische, frisch genossen, und
die Grönländer essen ihn an der Luft gedörrt.
Wenn der Fang in Schweden besonders reichlich
ausfällt, so verfertigt man daselbst Thran aus den
schlechteren Häringen.

[Ende Spaltensatz] [Abbildung] ( Die Häring=Bereitung. )


Stereotypie, Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag -- Redaction von W. A. Gerle

Panorama des Universums
[Beginn Spaltensatz] die millionenweise im Meere leben. Dagegen wer-
den sie von den großen Raubthieren des Meeres
tonuenweise verschlungen, und auch die Seevögel
stellen ihnen häufig nach. Doch ist der Mensch ihr
gefährlichster Feind, und alle Schiffahrt treibenden
Nationen beschäftigen sich im Großen mit der Hä-
ringsfischerei. Nach einem beiläufigen Ueberschlag be-
rechnet man die Zahl der jährlich von den Euro-
päern eingefangenen Fische auf 1000,000,000. An
den nördlichen Küsten hatte die Häringsfischerei
durch den Umstand sehr abgenommen, daß man die
Häringe theils in zu eng gestrickten Netzen fing,
wodurch die Brut zugleich mit aufgefischt wurde.
Jn Holland müssen die Häringsfischer einen Eid
darauf ablegen, daß sie vor dem 25. Juni kein
Netz auswerfen, und die Größe der Maschen im
Netze ist genau vorgeschrieben. Die holländischen
Häringsnetze werden aus grober persischer Seide
verfertigt und dauern 3 Jahre, da hingegen hän-
fene Netze nur ein Jahr aushalten. Die Netze,
welche man räuchert, um die Häringe durch die helle
Farbe nicht abzuschrecken, werden durch daran befe-
stigte Steine in die Tiefe gezogen, und die andere
Seite wird von Tonnen auf der Oberfläche erhalten.
Gewöhnlich wirft man das Netz Abends aus und
hängt, um die Häringe anzulocken, Laternen an die
Fahrzeuge. Des Morgens windet man die Netze
wieder herauf, und der Fang eines einzigen Zuges
beträgt oft 130 bis 140,000 Stücke.

Das Einsalzen der Häringe geschieht auf ver-
schiedene Art, und zwar um Betrügereien und Un-
ordnungen vorzubeugen, unter öffentlicher Aufsicht,
und auf den Tonnen hat jede Sorte ihr eigenes
Zeichen

[Spaltenumbruch] [Abbildung] ( Der Häring )

Die erste Art der Zubereitung heißt das weiße
Einsalzen. Man nimmt den Häringen die Einge-
weide aus, bis auf Milch oder Rogen, und legt sie
in Salzlake, die so gesättigt ist, daß sich ein Ei
darauf schwimmend erhält. Wenn sie darin 12 bis
15 Stunden gelegen haben, werden sie aufgeschich-
tet und sodann in eichene Tonnen geworfen, in
welchen sie auf das feste Land gebracht werden.
Hier packt man sie aus, schichtet sie von Neuem
mit Salz in Tonnen und gießt frische Lake darauf.
Nach der andern Art, die Häringe einzusalzen, läßt
man sie 24 Stunden in der Salzlake liegen, reiht
sie dann am Kopfe an hölzerne Spieße, und hängt
diese in einem eigens dazu eingerichteten Ofen, der
bis 12000 Stück zugleich faßt, dergestalt auf, daß
sie der Rauch von darunter angezündetem Reisholz
gehörig treffen und dörren kann. Diese Häringe
werden Pücklinge genannt. Wo der Häring erscheint,
wird er auch, wie andere Fische, frisch genossen, und
die Grönländer essen ihn an der Luft gedörrt.
Wenn der Fang in Schweden besonders reichlich
ausfällt, so verfertigt man daselbst Thran aus den
schlechteren Häringen.

[Ende Spaltensatz] [Abbildung] ( Die Häring=Bereitung. )


Stereotypie, Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag — Redaction von W. A. Gerle

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[200/0008] Panorama des Universums die millionenweise im Meere leben. Dagegen wer- den sie von den großen Raubthieren des Meeres tonuenweise verschlungen, und auch die Seevögel stellen ihnen häufig nach. Doch ist der Mensch ihr gefährlichster Feind, und alle Schiffahrt treibenden Nationen beschäftigen sich im Großen mit der Hä- ringsfischerei. Nach einem beiläufigen Ueberschlag be- rechnet man die Zahl der jährlich von den Euro- päern eingefangenen Fische auf 1000,000,000. An den nördlichen Küsten hatte die Häringsfischerei durch den Umstand sehr abgenommen, daß man die Häringe theils in zu eng gestrickten Netzen fing, wodurch die Brut zugleich mit aufgefischt wurde. Jn Holland müssen die Häringsfischer einen Eid darauf ablegen, daß sie vor dem 25. Juni kein Netz auswerfen, und die Größe der Maschen im Netze ist genau vorgeschrieben. Die holländischen Häringsnetze werden aus grober persischer Seide verfertigt und dauern 3 Jahre, da hingegen hän- fene Netze nur ein Jahr aushalten. Die Netze, welche man räuchert, um die Häringe durch die helle Farbe nicht abzuschrecken, werden durch daran befe- stigte Steine in die Tiefe gezogen, und die andere Seite wird von Tonnen auf der Oberfläche erhalten. Gewöhnlich wirft man das Netz Abends aus und hängt, um die Häringe anzulocken, Laternen an die Fahrzeuge. Des Morgens windet man die Netze wieder herauf, und der Fang eines einzigen Zuges beträgt oft 130 bis 140,000 Stücke. Das Einsalzen der Häringe geschieht auf ver- schiedene Art, und zwar um Betrügereien und Un- ordnungen vorzubeugen, unter öffentlicher Aufsicht, und auf den Tonnen hat jede Sorte ihr eigenes Zeichen [Abbildung ( Der Häring ) ] Die erste Art der Zubereitung heißt das weiße Einsalzen. Man nimmt den Häringen die Einge- weide aus, bis auf Milch oder Rogen, und legt sie in Salzlake, die so gesättigt ist, daß sich ein Ei darauf schwimmend erhält. Wenn sie darin 12 bis 15 Stunden gelegen haben, werden sie aufgeschich- tet und sodann in eichene Tonnen geworfen, in welchen sie auf das feste Land gebracht werden. Hier packt man sie aus, schichtet sie von Neuem mit Salz in Tonnen und gießt frische Lake darauf. Nach der andern Art, die Häringe einzusalzen, läßt man sie 24 Stunden in der Salzlake liegen, reiht sie dann am Kopfe an hölzerne Spieße, und hängt diese in einem eigens dazu eingerichteten Ofen, der bis 12000 Stück zugleich faßt, dergestalt auf, daß sie der Rauch von darunter angezündetem Reisholz gehörig treffen und dörren kann. Diese Häringe werden Pücklinge genannt. Wo der Häring erscheint, wird er auch, wie andere Fische, frisch genossen, und die Grönländer essen ihn an der Luft gedörrt. Wenn der Fang in Schweden besonders reichlich ausfällt, so verfertigt man daselbst Thran aus den schlechteren Häringen. [Abbildung ( Die Häring=Bereitung. ) ] Stereotypie, Druck und Verlag von Gottlieb Haase Söhne in Prag — Redaction von W. A. Gerle

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 25. Prag, 1834, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama25_1834/8>, abgerufen am 23.11.2024.