Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 31. Prag, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] Engländer Snellgrave wurde mit seinen Beglei-
tern von einem Gesandten des Königs von Dahomey,
welcher 500 Negersoldaten bei sich hatte, auf eine
noch sonderbarere Art begrüßt. Die Offiziere dieses
Korps näherten sich den Engländern mit entblößten
Degen, welche sie unter seltsamen Bewegungen und
Sprüngen unaufhörlich um den Kopf herumschwan-
gen. Dann setzen sie ihnen den Degen auf den
Leib, und nach Wiederhohlung dieser Capriolen
reichte ihnen der Gesandte die Hand und trank ihre
Gesundheit. -- Von den reitenden Mauren in Marokko
werden Fremde auf eine Art begrüßt, wodurch diese
leicht in Schrecken gesetzt werden können. Der
Maure reitet nämlich im Galopp auf den Fremden
zu, so daß es ganz das Ansehen hat, als wolle er
ihn überreiten. Dann hält er schnell an, und feuert
unter der Nase des Fremden das Gewehr ab. Per-
sonen von gleichem Stande grüßen sich beinahe auf
europäische Art. Sie schütteln sich die Hände, und
küssen sich gegenseitig, besonders wenn sie Freunde
sind, Gesicht und Bart. -- Die Egypter strecken
die Hand aus, legen sie auf die Brust und neigen
den Kopf. Von der größten Artigkeit zeigt ein
Kuß auf die eigne Hand, welche man dann auf den
Kopf legt. Nur den vornehmen Männern, nicht
den Frauen, küßt man die Hand. Niedere Offiziere
halten den höhern bei dem Aufsteigen auf das Pferd
den Steigbügel. Jm Divan zieht der Niedere dem
Höhern einen Pantoffel aus, legt ihn neben sich,
und empfängt von dem Andern den nämlichen Gruß.
Jn andern Gegenden Afrika's zieht man sich die
Kleider aus, fällt auf das Knie, senkt den Kopf
und Schultern mit Sand. Aethiopier fassen die
rechte Hand dessen, dem sie ihre Achtung bezeigen
wollen, und bringen sie an ihren Mund, nehmen
ihm auch wohl die Leibbinde ab, und binden sich
dieselbe fest um, so daß der Andere einige Zeit halb
nackt bleibt.



Sätze aus der Lebensweisheit.

Aus Eigenliebe nur liebt man die bescheid'nen
Leute so sehr.

Wem es wahrhaft um Besserung zu thun ist,
der sollte zuerst mit dem Ausjäten des Schlechten
anfangen. Der Sämann säet den guten Samen
nicht her, als bis das Feld rein ist. Aber im
Ackerfelde des menschlichen Herzens pflanzt sich da,
wo das Laster entwurzelt und ausgezogen wird, die
Tugend von selbst ein.



Anweisung, wie man den Klee gähren läßt,
ehe man ihn dem Viehe gibt.

Die Gährung, welcher der Klee, so lange er
grün ist, unterliegen kann, theilt ihm eine Eigenschaft
mit, die zur Nahrung der darnach äußerst begieri-
gen Thiere sehr zuträglich ist.

Das Verfahren, diese Gährung zu bewirken,
besteht in Folgendem. Wenn der Klee abgemäht
ist, wirft man ihn in ein Faß oder eine Kufe, die
auf einem Orte stehen, wo 10° Reaum. Wärme ist.
Sind die Gefäße ganz voll, so gießt man Wasser
über das Futter, damit alle Lücken zwischen den
Halmen der Pflanze sich ausfüllen. Nach einigen
[Spaltenumbruch] Tagen hebt sich die Masse, sie ist warm und hat
einen Alkohol=Geruch. Diesen Zeitpunkt muß man
abwarten, um den Klee aus dem Fasse oder der
Kufe zu nehmen, und ihn dem Viehe zu reichen.
Dieses Futter, wie insgemein jedes andere, das
die gegohrenen Pflanzen liefern, darf jedoch nicht
die Hauptnahrung des Viehes ausmachen; denn es
würde zu erhitzend seyn.     J. S.



Der Zimmtbaum ( Laurus cinnamomum ) .

Dieser durch seine würzige Rinde so berühmt
gewordene Baum, der eigentlich Zimmt = Lorbeer
heißen soll, da er unstreitig in das Lorbeer=Geschlecht
gehört, erreicht in seinem Vaterlande gewöhnlich die
Höhe eines mittelmäßigen Obstbaumes, und ist
oberhalb mit vielen Aesten und Zweigen besetzt.
Blätter, Blüthen und Früchte ähneln denen am
gemeinen Lorbeerbaume. Auf Martinique fand Ja-
quin
den Zimmtbaum in den Wäldern am Berge
Calebasse gegen 20 Fuß hoch, von schönem Wuchse,
aber nur von 6 Fuß hohem und1 1 / 2 Fuß dickem
Stamme. Die äußere Rinde ist ziemlich glatt und
braungraulich, das Holz nicht sonderlich hart und
von Farbe weiß. Die Wurzel schwitzt eine Sub-
stanz aus, die dem Kampher gleicht, und auch einen
kampherartigen Geruch hat. Die Blätter stehen an
den Zweigen auf kurzen Stielen fast einander gegen-
über, sind 3 bis 5 Zoll lang, eirundlänglich, zuge-
spitzt, am Rande glatt und völlig ganz, lederartig
glänzend, auf der obern Fläche schön grün, auf der
untern blässer oder mehr weißlich, und haben völlig
den Geruch und Geschmack der Zimmtrinde, be-
halten, denselben auch getrocknet, z. B. in Kräu-
tersammlungen, viele Jahre. An den jungen Zwei-
gen treiben aus den Blattwinkeln 1 bis 3 Zoll
lange, schwache Blüthenstiele hervor, wovon jeder
3 Blüthen trägt; oft aber theilt sich der Blüthen-
stiel in 3 Aeste, und in diesem Falle hat jeder der
Letztern gleichfalls 3 Blüthen; der ganze Stiel
also 9. Nach Jaquin sind die Blüthen klein, gelb-
lichgrün, von unangenehmem Geruche und Zwitter;
nach Andern sollen aber beide Geschlechter gänzlich
getrennt seyn, so daß die männlichen Blüthen auf
dem einen, die weiblichen auf einem andern Stamme
stehen. Vielleicht findet Beides, oder das Eine in
West= das Andere in Ostindien Statt. Die Frucht
hat die Größe und Gestalt einer Olive, ist anfangs
grün, zuletzt dunkelblau. Man kann ihr weiches
Fleisch nicht genießen; die darunter liegende, graue,
dünnschalige Nuß enthält einen weißen Kern, wel-
cher bald, nachdem die Frucht abgefallen ist, auf-
keimt, und zu einem neuen Baume heranwächst.
Jaquin traf unter einem alten Zimmtbaume alle-
mahl einen Wald von jungen an. Wenn die Früchte
nicht sogleich in die Erde kommen, so verlieren sie
ihre Keimkraft, und können also nicht weit ver-
schickt werden. Daher mußte Jaquin 2 Bäumchen
statt des Samens in den kaiserlichen Garten nach
Wien schicken, und diese hielten sich auch sehr gut,
trieben größere Blätter, als im Vaterlande, und
hatten den zimmtartigen Geruch in ihren Theileu[unleserliches Material].

Der Zimmtbaum ist nicht blos auf Ceylon, wo-
her wir bisher alle Rinde erhielten, sondern auch
auf Borneo, der malabarischen Küste, und wie aus
Jaquins Berichten erhellet, auch auf Martinique
einheimisch. Die Rinde des westindischen Zimmts
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] Engländer Snellgrave wurde mit seinen Beglei-
tern von einem Gesandten des Königs von Dahomey,
welcher 500 Negersoldaten bei sich hatte, auf eine
noch sonderbarere Art begrüßt. Die Offiziere dieses
Korps näherten sich den Engländern mit entblößten
Degen, welche sie unter seltsamen Bewegungen und
Sprüngen unaufhörlich um den Kopf herumschwan-
gen. Dann setzen sie ihnen den Degen auf den
Leib, und nach Wiederhohlung dieser Capriolen
reichte ihnen der Gesandte die Hand und trank ihre
Gesundheit. — Von den reitenden Mauren in Marokko
werden Fremde auf eine Art begrüßt, wodurch diese
leicht in Schrecken gesetzt werden können. Der
Maure reitet nämlich im Galopp auf den Fremden
zu, so daß es ganz das Ansehen hat, als wolle er
ihn überreiten. Dann hält er schnell an, und feuert
unter der Nase des Fremden das Gewehr ab. Per-
sonen von gleichem Stande grüßen sich beinahe auf
europäische Art. Sie schütteln sich die Hände, und
küssen sich gegenseitig, besonders wenn sie Freunde
sind, Gesicht und Bart. — Die Egypter strecken
die Hand aus, legen sie auf die Brust und neigen
den Kopf. Von der größten Artigkeit zeigt ein
Kuß auf die eigne Hand, welche man dann auf den
Kopf legt. Nur den vornehmen Männern, nicht
den Frauen, küßt man die Hand. Niedere Offiziere
halten den höhern bei dem Aufsteigen auf das Pferd
den Steigbügel. Jm Divan zieht der Niedere dem
Höhern einen Pantoffel aus, legt ihn neben sich,
und empfängt von dem Andern den nämlichen Gruß.
Jn andern Gegenden Afrika's zieht man sich die
Kleider aus, fällt auf das Knie, senkt den Kopf
und Schultern mit Sand. Aethiopier fassen die
rechte Hand dessen, dem sie ihre Achtung bezeigen
wollen, und bringen sie an ihren Mund, nehmen
ihm auch wohl die Leibbinde ab, und binden sich
dieselbe fest um, so daß der Andere einige Zeit halb
nackt bleibt.



Sätze aus der Lebensweisheit.

Aus Eigenliebe nur liebt man die bescheid'nen
Leute so sehr.

Wem es wahrhaft um Besserung zu thun ist,
der sollte zuerst mit dem Ausjäten des Schlechten
anfangen. Der Sämann säet den guten Samen
nicht her, als bis das Feld rein ist. Aber im
Ackerfelde des menschlichen Herzens pflanzt sich da,
wo das Laster entwurzelt und ausgezogen wird, die
Tugend von selbst ein.



Anweisung, wie man den Klee gähren läßt,
ehe man ihn dem Viehe gibt.

Die Gährung, welcher der Klee, so lange er
grün ist, unterliegen kann, theilt ihm eine Eigenschaft
mit, die zur Nahrung der darnach äußerst begieri-
gen Thiere sehr zuträglich ist.

Das Verfahren, diese Gährung zu bewirken,
besteht in Folgendem. Wenn der Klee abgemäht
ist, wirft man ihn in ein Faß oder eine Kufe, die
auf einem Orte stehen, wo 10° Reaum. Wärme ist.
Sind die Gefäße ganz voll, so gießt man Wasser
über das Futter, damit alle Lücken zwischen den
Halmen der Pflanze sich ausfüllen. Nach einigen
[Spaltenumbruch] Tagen hebt sich die Masse, sie ist warm und hat
einen Alkohol=Geruch. Diesen Zeitpunkt muß man
abwarten, um den Klee aus dem Fasse oder der
Kufe zu nehmen, und ihn dem Viehe zu reichen.
Dieses Futter, wie insgemein jedes andere, das
die gegohrenen Pflanzen liefern, darf jedoch nicht
die Hauptnahrung des Viehes ausmachen; denn es
würde zu erhitzend seyn.     J. S.



Der Zimmtbaum ( Laurus cinnamomum ) .

Dieser durch seine würzige Rinde so berühmt
gewordene Baum, der eigentlich Zimmt = Lorbeer
heißen soll, da er unstreitig in das Lorbeer=Geschlecht
gehört, erreicht in seinem Vaterlande gewöhnlich die
Höhe eines mittelmäßigen Obstbaumes, und ist
oberhalb mit vielen Aesten und Zweigen besetzt.
Blätter, Blüthen und Früchte ähneln denen am
gemeinen Lorbeerbaume. Auf Martinique fand Ja-
quin
den Zimmtbaum in den Wäldern am Berge
Calebasse gegen 20 Fuß hoch, von schönem Wuchse,
aber nur von 6 Fuß hohem und1 1 / 2 Fuß dickem
Stamme. Die äußere Rinde ist ziemlich glatt und
braungraulich, das Holz nicht sonderlich hart und
von Farbe weiß. Die Wurzel schwitzt eine Sub-
stanz aus, die dem Kampher gleicht, und auch einen
kampherartigen Geruch hat. Die Blätter stehen an
den Zweigen auf kurzen Stielen fast einander gegen-
über, sind 3 bis 5 Zoll lang, eirundlänglich, zuge-
spitzt, am Rande glatt und völlig ganz, lederartig
glänzend, auf der obern Fläche schön grün, auf der
untern blässer oder mehr weißlich, und haben völlig
den Geruch und Geschmack der Zimmtrinde, be-
halten, denselben auch getrocknet, z. B. in Kräu-
tersammlungen, viele Jahre. An den jungen Zwei-
gen treiben aus den Blattwinkeln 1 bis 3 Zoll
lange, schwache Blüthenstiele hervor, wovon jeder
3 Blüthen trägt; oft aber theilt sich der Blüthen-
stiel in 3 Aeste, und in diesem Falle hat jeder der
Letztern gleichfalls 3 Blüthen; der ganze Stiel
also 9. Nach Jaquin sind die Blüthen klein, gelb-
lichgrün, von unangenehmem Geruche und Zwitter;
nach Andern sollen aber beide Geschlechter gänzlich
getrennt seyn, so daß die männlichen Blüthen auf
dem einen, die weiblichen auf einem andern Stamme
stehen. Vielleicht findet Beides, oder das Eine in
West= das Andere in Ostindien Statt. Die Frucht
hat die Größe und Gestalt einer Olive, ist anfangs
grün, zuletzt dunkelblau. Man kann ihr weiches
Fleisch nicht genießen; die darunter liegende, graue,
dünnschalige Nuß enthält einen weißen Kern, wel-
cher bald, nachdem die Frucht abgefallen ist, auf-
keimt, und zu einem neuen Baume heranwächst.
Jaquin traf unter einem alten Zimmtbaume alle-
mahl einen Wald von jungen an. Wenn die Früchte
nicht sogleich in die Erde kommen, so verlieren sie
ihre Keimkraft, und können also nicht weit ver-
schickt werden. Daher mußte Jaquin 2 Bäumchen
statt des Samens in den kaiserlichen Garten nach
Wien schicken, und diese hielten sich auch sehr gut,
trieben größere Blätter, als im Vaterlande, und
hatten den zimmtartigen Geruch in ihren Theileu[unleserliches Material].

Der Zimmtbaum ist nicht blos auf Ceylon, wo-
her wir bisher alle Rinde erhielten, sondern auch
auf Borneo, der malabarischen Küste, und wie aus
Jaquins Berichten erhellet, auch auf Martinique
einheimisch. Die Rinde des westindischen Zimmts
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0007" n="247"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi></fw><cb type="start"/>
Engländer <hi rendition="#g">Snellgrave</hi> wurde mit seinen Beglei-<lb/>
tern von einem Gesandten des Königs von Dahomey,<lb/>
welcher 500 Negersoldaten bei sich hatte, auf eine<lb/>
noch sonderbarere Art begrüßt. Die Offiziere dieses<lb/>
Korps näherten sich den Engländern mit entblößten<lb/>
Degen, welche sie unter seltsamen Bewegungen und<lb/>
Sprüngen unaufhörlich um den Kopf herumschwan-<lb/>
gen. Dann setzen sie ihnen den Degen auf den<lb/>
Leib, und nach Wiederhohlung dieser Capriolen<lb/>
reichte ihnen der Gesandte die Hand und trank ihre<lb/>
Gesundheit. &#x2014; Von den reitenden Mauren in Marokko<lb/>
werden Fremde auf eine Art begrüßt, wodurch diese<lb/>
leicht in Schrecken gesetzt werden können. Der<lb/>
Maure reitet nämlich im Galopp auf den Fremden<lb/>
zu, so daß es ganz das Ansehen hat, als wolle er<lb/>
ihn überreiten. Dann hält er schnell an, und feuert<lb/>
unter der Nase des Fremden das Gewehr ab. Per-<lb/>
sonen von gleichem Stande grüßen sich beinahe auf<lb/>
europäische Art. Sie schütteln sich die Hände, und<lb/>
küssen sich gegenseitig, besonders wenn sie Freunde<lb/>
sind, Gesicht und Bart. &#x2014; Die Egypter strecken<lb/>
die Hand aus, legen sie auf die Brust und neigen<lb/>
den Kopf. Von der größten Artigkeit zeigt ein<lb/>
Kuß auf die eigne Hand, welche man dann auf den<lb/>
Kopf legt. Nur den vornehmen Männern, nicht<lb/>
den Frauen, küßt man die Hand. Niedere Offiziere<lb/>
halten den höhern bei dem Aufsteigen auf das Pferd<lb/>
den Steigbügel. Jm Divan zieht der Niedere dem<lb/>
Höhern einen Pantoffel aus, legt ihn neben sich,<lb/>
und empfängt von dem Andern den nämlichen Gruß.<lb/>
Jn andern Gegenden Afrika's zieht man sich die<lb/>
Kleider aus, fällt auf das Knie, senkt den Kopf<lb/>
und Schultern mit Sand. Aethiopier fassen die<lb/>
rechte Hand dessen, dem sie ihre Achtung bezeigen<lb/>
wollen, und bringen sie an ihren Mund, nehmen<lb/>
ihm auch wohl die Leibbinde ab, und binden sich<lb/>
dieselbe fest um, so daß der Andere einige Zeit halb<lb/>
nackt bleibt.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Sätze aus der Lebensweisheit.</hi> </head><lb/>
        <p>Aus Eigenliebe nur liebt man die bescheid'nen<lb/>
Leute so sehr.</p><lb/>
        <p>Wem es wahrhaft um Besserung zu thun ist,<lb/>
der sollte zuerst mit dem Ausjäten des Schlechten<lb/>
anfangen. Der Sämann säet den guten Samen<lb/>
nicht her, als bis das Feld rein ist. Aber im<lb/>
Ackerfelde des menschlichen Herzens pflanzt sich da,<lb/>
wo das Laster entwurzelt und ausgezogen wird, die<lb/>
Tugend von selbst ein.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head><hi rendition="#fr">Anweisung, wie man den Klee gähren läßt,</hi><lb/>
ehe man ihn dem Viehe gibt.</head><lb/>
        <p>Die Gährung, welcher der Klee, so lange er<lb/>
grün ist, unterliegen kann, theilt ihm eine Eigenschaft<lb/>
mit, die zur Nahrung der darnach äußerst begieri-<lb/>
gen Thiere sehr zuträglich ist.</p><lb/>
        <p>Das Verfahren, diese Gährung zu bewirken,<lb/>
besteht in Folgendem. Wenn der Klee abgemäht<lb/>
ist, wirft man ihn in ein Faß oder eine Kufe, die<lb/>
auf einem Orte stehen, wo 10° Reaum. Wärme ist.<lb/>
Sind die Gefäße ganz voll, so gießt man Wasser<lb/>
über das Futter, damit alle Lücken zwischen den<lb/>
Halmen der Pflanze sich ausfüllen. Nach einigen<lb/><cb n="2"/>
Tagen hebt sich die Masse, sie ist warm und hat<lb/>
einen Alkohol=Geruch. Diesen Zeitpunkt muß man<lb/>
abwarten, um den Klee aus dem Fasse oder der<lb/>
Kufe zu nehmen, und ihn dem Viehe zu reichen.<lb/>
Dieses Futter, wie insgemein jedes andere, das<lb/>
die gegohrenen Pflanzen liefern, darf jedoch nicht<lb/>
die Hauptnahrung des Viehes ausmachen; denn es<lb/>
würde zu erhitzend seyn.  <space dim="horizontal"/>  J. S.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head><hi rendition="#fr">Der Zimmtbaum</hi> ( <hi rendition="#aq">Laurus cinnamomum ) .</hi></head><lb/>
        <p>Dieser durch seine würzige Rinde so berühmt<lb/>
gewordene Baum, der eigentlich Zimmt = Lorbeer<lb/>
heißen soll, da er unstreitig in das Lorbeer=Geschlecht<lb/>
gehört, erreicht in seinem Vaterlande gewöhnlich die<lb/>
Höhe eines mittelmäßigen Obstbaumes, und ist<lb/>
oberhalb mit vielen Aesten und Zweigen besetzt.<lb/>
Blätter, Blüthen und Früchte ähneln denen am<lb/>
gemeinen Lorbeerbaume. Auf Martinique fand <hi rendition="#g">Ja-<lb/>
quin</hi> den Zimmtbaum in den Wäldern am Berge<lb/><hi rendition="#g">Calebasse</hi> gegen 20 Fuß hoch, von schönem Wuchse,<lb/>
aber nur von 6 Fuß hohem und1 1 / 2 Fuß dickem<lb/>
Stamme. Die äußere Rinde ist ziemlich glatt und<lb/>
braungraulich, das Holz nicht sonderlich hart und<lb/>
von Farbe weiß. Die Wurzel schwitzt eine Sub-<lb/>
stanz aus, die dem Kampher gleicht, und auch einen<lb/>
kampherartigen Geruch hat. Die Blätter stehen an<lb/>
den Zweigen auf kurzen Stielen fast einander gegen-<lb/>
über, sind 3 bis 5 Zoll lang, eirundlänglich, zuge-<lb/>
spitzt, am Rande glatt und völlig ganz, lederartig<lb/>
glänzend, auf der obern Fläche schön grün, auf der<lb/>
untern blässer oder mehr weißlich, und haben völlig<lb/>
den Geruch und Geschmack der Zimmtrinde, be-<lb/>
halten, denselben auch getrocknet, z. B. in Kräu-<lb/>
tersammlungen, viele Jahre. An den jungen Zwei-<lb/>
gen treiben aus den Blattwinkeln 1 bis 3 Zoll<lb/>
lange, schwache Blüthenstiele hervor, wovon jeder<lb/>
3 Blüthen trägt; oft aber theilt sich der Blüthen-<lb/>
stiel in 3 Aeste, und in diesem Falle hat jeder der<lb/>
Letztern gleichfalls 3 Blüthen; der ganze Stiel<lb/>
also 9. Nach <hi rendition="#g">Jaquin</hi> sind die Blüthen klein, gelb-<lb/>
lichgrün, von unangenehmem Geruche und Zwitter;<lb/>
nach Andern sollen aber beide Geschlechter gänzlich<lb/>
getrennt seyn, so daß die männlichen Blüthen auf<lb/>
dem einen, die weiblichen auf einem andern Stamme<lb/>
stehen. Vielleicht findet Beides, oder das Eine in<lb/>
West= das Andere in Ostindien Statt. Die Frucht<lb/>
hat die Größe und Gestalt einer Olive, ist anfangs<lb/>
grün, zuletzt dunkelblau. Man kann ihr weiches<lb/>
Fleisch nicht genießen; die darunter liegende, graue,<lb/>
dünnschalige Nuß enthält einen weißen Kern, wel-<lb/>
cher bald, nachdem die Frucht abgefallen ist, auf-<lb/>
keimt, und zu einem neuen Baume heranwächst.<lb/><hi rendition="#g">Jaquin</hi> traf unter einem alten Zimmtbaume alle-<lb/>
mahl einen Wald von jungen an. Wenn die Früchte<lb/>
nicht sogleich in die Erde kommen, so verlieren sie<lb/>
ihre Keimkraft, und können also nicht weit ver-<lb/>
schickt werden. Daher mußte <hi rendition="#g">Jaquin</hi> 2 Bäumchen<lb/>
statt des Samens in den kaiserlichen Garten nach<lb/><hi rendition="#g">Wien</hi> schicken, und diese hielten sich auch sehr gut,<lb/>
trieben größere Blätter, als im Vaterlande, und<lb/>
hatten den zimmtartigen Geruch in ihren Theileu<gap reason="illegible"/>.</p><lb/>
        <p>Der Zimmtbaum ist nicht blos auf Ceylon, wo-<lb/>
her wir bisher alle Rinde erhielten, sondern auch<lb/>
auf Borneo, der malabarischen Küste, und wie aus<lb/><hi rendition="#g">Jaquins</hi> Berichten erhellet, auch auf Martinique<lb/>
einheimisch. Die Rinde des westindischen Zimmts<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0007] Panorama des Universums. Engländer Snellgrave wurde mit seinen Beglei- tern von einem Gesandten des Königs von Dahomey, welcher 500 Negersoldaten bei sich hatte, auf eine noch sonderbarere Art begrüßt. Die Offiziere dieses Korps näherten sich den Engländern mit entblößten Degen, welche sie unter seltsamen Bewegungen und Sprüngen unaufhörlich um den Kopf herumschwan- gen. Dann setzen sie ihnen den Degen auf den Leib, und nach Wiederhohlung dieser Capriolen reichte ihnen der Gesandte die Hand und trank ihre Gesundheit. — Von den reitenden Mauren in Marokko werden Fremde auf eine Art begrüßt, wodurch diese leicht in Schrecken gesetzt werden können. Der Maure reitet nämlich im Galopp auf den Fremden zu, so daß es ganz das Ansehen hat, als wolle er ihn überreiten. Dann hält er schnell an, und feuert unter der Nase des Fremden das Gewehr ab. Per- sonen von gleichem Stande grüßen sich beinahe auf europäische Art. Sie schütteln sich die Hände, und küssen sich gegenseitig, besonders wenn sie Freunde sind, Gesicht und Bart. — Die Egypter strecken die Hand aus, legen sie auf die Brust und neigen den Kopf. Von der größten Artigkeit zeigt ein Kuß auf die eigne Hand, welche man dann auf den Kopf legt. Nur den vornehmen Männern, nicht den Frauen, küßt man die Hand. Niedere Offiziere halten den höhern bei dem Aufsteigen auf das Pferd den Steigbügel. Jm Divan zieht der Niedere dem Höhern einen Pantoffel aus, legt ihn neben sich, und empfängt von dem Andern den nämlichen Gruß. Jn andern Gegenden Afrika's zieht man sich die Kleider aus, fällt auf das Knie, senkt den Kopf und Schultern mit Sand. Aethiopier fassen die rechte Hand dessen, dem sie ihre Achtung bezeigen wollen, und bringen sie an ihren Mund, nehmen ihm auch wohl die Leibbinde ab, und binden sich dieselbe fest um, so daß der Andere einige Zeit halb nackt bleibt. Sätze aus der Lebensweisheit. Aus Eigenliebe nur liebt man die bescheid'nen Leute so sehr. Wem es wahrhaft um Besserung zu thun ist, der sollte zuerst mit dem Ausjäten des Schlechten anfangen. Der Sämann säet den guten Samen nicht her, als bis das Feld rein ist. Aber im Ackerfelde des menschlichen Herzens pflanzt sich da, wo das Laster entwurzelt und ausgezogen wird, die Tugend von selbst ein. Anweisung, wie man den Klee gähren läßt, ehe man ihn dem Viehe gibt. Die Gährung, welcher der Klee, so lange er grün ist, unterliegen kann, theilt ihm eine Eigenschaft mit, die zur Nahrung der darnach äußerst begieri- gen Thiere sehr zuträglich ist. Das Verfahren, diese Gährung zu bewirken, besteht in Folgendem. Wenn der Klee abgemäht ist, wirft man ihn in ein Faß oder eine Kufe, die auf einem Orte stehen, wo 10° Reaum. Wärme ist. Sind die Gefäße ganz voll, so gießt man Wasser über das Futter, damit alle Lücken zwischen den Halmen der Pflanze sich ausfüllen. Nach einigen Tagen hebt sich die Masse, sie ist warm und hat einen Alkohol=Geruch. Diesen Zeitpunkt muß man abwarten, um den Klee aus dem Fasse oder der Kufe zu nehmen, und ihn dem Viehe zu reichen. Dieses Futter, wie insgemein jedes andere, das die gegohrenen Pflanzen liefern, darf jedoch nicht die Hauptnahrung des Viehes ausmachen; denn es würde zu erhitzend seyn. J. S. Der Zimmtbaum ( Laurus cinnamomum ) . Dieser durch seine würzige Rinde so berühmt gewordene Baum, der eigentlich Zimmt = Lorbeer heißen soll, da er unstreitig in das Lorbeer=Geschlecht gehört, erreicht in seinem Vaterlande gewöhnlich die Höhe eines mittelmäßigen Obstbaumes, und ist oberhalb mit vielen Aesten und Zweigen besetzt. Blätter, Blüthen und Früchte ähneln denen am gemeinen Lorbeerbaume. Auf Martinique fand Ja- quin den Zimmtbaum in den Wäldern am Berge Calebasse gegen 20 Fuß hoch, von schönem Wuchse, aber nur von 6 Fuß hohem und1 1 / 2 Fuß dickem Stamme. Die äußere Rinde ist ziemlich glatt und braungraulich, das Holz nicht sonderlich hart und von Farbe weiß. Die Wurzel schwitzt eine Sub- stanz aus, die dem Kampher gleicht, und auch einen kampherartigen Geruch hat. Die Blätter stehen an den Zweigen auf kurzen Stielen fast einander gegen- über, sind 3 bis 5 Zoll lang, eirundlänglich, zuge- spitzt, am Rande glatt und völlig ganz, lederartig glänzend, auf der obern Fläche schön grün, auf der untern blässer oder mehr weißlich, und haben völlig den Geruch und Geschmack der Zimmtrinde, be- halten, denselben auch getrocknet, z. B. in Kräu- tersammlungen, viele Jahre. An den jungen Zwei- gen treiben aus den Blattwinkeln 1 bis 3 Zoll lange, schwache Blüthenstiele hervor, wovon jeder 3 Blüthen trägt; oft aber theilt sich der Blüthen- stiel in 3 Aeste, und in diesem Falle hat jeder der Letztern gleichfalls 3 Blüthen; der ganze Stiel also 9. Nach Jaquin sind die Blüthen klein, gelb- lichgrün, von unangenehmem Geruche und Zwitter; nach Andern sollen aber beide Geschlechter gänzlich getrennt seyn, so daß die männlichen Blüthen auf dem einen, die weiblichen auf einem andern Stamme stehen. Vielleicht findet Beides, oder das Eine in West= das Andere in Ostindien Statt. Die Frucht hat die Größe und Gestalt einer Olive, ist anfangs grün, zuletzt dunkelblau. Man kann ihr weiches Fleisch nicht genießen; die darunter liegende, graue, dünnschalige Nuß enthält einen weißen Kern, wel- cher bald, nachdem die Frucht abgefallen ist, auf- keimt, und zu einem neuen Baume heranwächst. Jaquin traf unter einem alten Zimmtbaume alle- mahl einen Wald von jungen an. Wenn die Früchte nicht sogleich in die Erde kommen, so verlieren sie ihre Keimkraft, und können also nicht weit ver- schickt werden. Daher mußte Jaquin 2 Bäumchen statt des Samens in den kaiserlichen Garten nach Wien schicken, und diese hielten sich auch sehr gut, trieben größere Blätter, als im Vaterlande, und hatten den zimmtartigen Geruch in ihren Theileu_ . Der Zimmtbaum ist nicht blos auf Ceylon, wo- her wir bisher alle Rinde erhielten, sondern auch auf Borneo, der malabarischen Küste, und wie aus Jaquins Berichten erhellet, auch auf Martinique einheimisch. Die Rinde des westindischen Zimmts

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama31_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama31_1834/7
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 31. Prag, 1834, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama31_1834/7>, abgerufen am 21.11.2024.