Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 35. Prag, 1834.Panorama des Universums. [Beginn Spaltensatz]
Die Domkirche zu St. Veit in Prag. Utner[unleserliches Material] die merkwürdigsten Denkmahle böhmischen Schon Herzog Wenzel der Heilige hatte Panorama des Universums. [Beginn Spaltensatz]
Die Domkirche zu St. Veit in Prag. Utner[unleserliches Material] die merkwürdigsten Denkmahle böhmischen Schon Herzog Wenzel der Heilige hatte <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <pb facs="#f0002" n="274"/> <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi> </fw> <cb type="start"/> <head> <hi rendition="#fr">Die Domkirche zu St. Veit in Prag.</hi> </head><lb/> <p>Utner<gap reason="illegible"/> die merkwürdigsten Denkmahle böhmischen<lb/> Glanzes aus dem 14ten Jahrhundert wie der neu-<lb/> gothischen Baukunst, in welcher die byzantinischen<lb/> Baumeister so gewandt die Kraft und Festigkeit mit<lb/> dem Ansehen leichter Zierlichkeit zu verkleiden wuß-<lb/> ten, gehört der Ehrfurcht gebietende Prager Dom<lb/> zu St. <hi rendition="#g">Veit</hi> ( durch einen gedeckten Gang mit der<lb/> kaiserlichen Burg in Verbindung ) , der mit seiner<lb/> kühnen und offenen Bogenstellung, welche den<lb/> abstehenden Thurm mit dem Kirchenschiff verbindet,<lb/> und den reich verzierten Doppelbogen der Strebe-<lb/> pfeiler, nebst den allgemeinen Kennzeichen der grie-<lb/> chisch=gothischen Baukunst, noch jene besondern der<lb/> deutschen, wahrhaft romantischen Kunstgattung ver-<lb/> einigt. 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Panorama des Universums.
Die Domkirche zu St. Veit in Prag.
Utner_ die merkwürdigsten Denkmahle böhmischen
Glanzes aus dem 14ten Jahrhundert wie der neu-
gothischen Baukunst, in welcher die byzantinischen
Baumeister so gewandt die Kraft und Festigkeit mit
dem Ansehen leichter Zierlichkeit zu verkleiden wuß-
ten, gehört der Ehrfurcht gebietende Prager Dom
zu St. Veit ( durch einen gedeckten Gang mit der
kaiserlichen Burg in Verbindung ) , der mit seiner
kühnen und offenen Bogenstellung, welche den
abstehenden Thurm mit dem Kirchenschiff verbindet,
und den reich verzierten Doppelbogen der Strebe-
pfeiler, nebst den allgemeinen Kennzeichen der grie-
chisch=gothischen Baukunst, noch jene besondern der
deutschen, wahrhaft romantischen Kunstgattung ver-
einigt. Gleich den Tannen der deutschen Haine
streben die Säulen immer schlanker, und zum Theil
in Büscheln sich an einander schmiegend, empor, und
freudig bewundern wir in dem herrlichen Ganzen
die tiefgedachte Zweckmäßigkeit, die kühnen, wohlbe-
rechneten Zusammenfügungen, den redlichen Fleiß
und dabei auch den imposanten Eindruck erhabener
Massen, die bei all ihrem Ernst durch die scheinbar
große Leichtigkeit überraschen. Obschon außerhalb
und innerhalb der Kirche manche unzweckmäßige und
sogar entstellende Neuerungen vorgenommen worden
( z. B. das moderne Orgelchor mit den musikalischen
Attributenbüscheln u. s. w. ) , so wird doch kein Mensch
von einigem Kunst= und Schönheitssinn diesen Tem-
pel ohne freudige Rührung betreten und betrachten
können. Das Jnnere der Kirche wird freundlicher
und zugleich festlicher durch die helle Malerei der-
selben, welche freilich in neuern Zeiten hier und da
ausgebessert, verändert und mit Zusätzen bereichert
worden ist. Dies Bemalen, Vergolden und Versil-
bern der Säulen und des Schnitzwerks in der neu-
gothischen Kunst verleiht derselben einen eigenen Reiz.
Schon Herzog Wenzel der Heilige hatte
auf dieser Stelle eine Kirche erbaut, welche 1091
durch eine Feuersbrunst verheert und 1143 auf Be-
fehl Herzog Wladislaws neu aufgerichtet wurde.
König Johann von Böhmen legte 1344 den Grund
zu dem gegenwärtigen Gotteshause und übertrug
die Leitung des Baues dem berühmten Meister Ma-
thias von Arras; nach dessen Tode aber vertraute
Karl IV. die Fortsetzung dieses Werkes dem Baumei-
ster Peter Arler de Polonia, der auch die Mol-
daubrücke und die Kirche zu Kolin baute, und die
Domkirche bis zum Jahre 1386 so weit vollendete, als
wir sie noch jetzt bewundern. Wenzel IV. und Leo-
pold I. hatten die Absicht, die Kirche zu vergrößern
und die St. Adalberts-Kapelle zu überbauen;
doch kam es nur bei dem Ersten zur Ausführung,
und ein hölzerner Bau wurde ein Raub der großen
Feuersbrunst von 1541, welche auch den vordern
Theil der Kirche angriff, und nebst einem spätern
Brande die Ursache der unpassenden Erneuerung
des Orgelchores wurde. Die noch sichtbaren Reste
des Baues von 1673 sind nicht dazu geeignet, Be-
dauern zu erregen, daß solcher nicht fortgesetzt wurde.
Zur Feier der Heiligsprechung St. Johanns von
Nepomuk wurde das kolossale Freskogemählde an
der Vorderseite der Kirche von Professor Schor ge-
malt, welches durch die Belagerung Prags im
Jahre 1757 bedeutend beschädigt, und von Hager
und Cramolin restaurirt worden ist. Die Adal-
berts-Kapelle auf dem freien Platze vor der
Domkirche enthält den heiligen Leichnam des böh-
mischen Bischofs Adalbert, welchen der siegreiche
Br̄etislaw I. aus Pohlen heimbrachte. Der große
Thurm, nach dem Brande von 1541 bedeutend ver-
kürzt, ist nicht nach dem ursprünglichen Plane aus-
gebaut, erhielt auch im 18ten Jahrhundert, nachdem
der Blitz in denselben eingeschlagen, ein neues
kupfernes Dach, und steht in keinem eigentlichen
Verhältniß zu dem Ganzen. Das Jnnere des Got-
teshauses ist mit unzähligen, theils aufrecht stehen-
den, theils flach auf dem Boden liegenden Grab-
steinen und Denkmählern böhmischer Fürsten, Helden
des Glaubens und des Krieges, und andern wichti-
gen Personen des Vaterlandes angefüllt, unter
welchen das von Marmor und Alabaster verfertigte
Mausoläum, welches auf Befehl Rudolph's II.
oberhalb der Fürstengruft errichtet, und wohin die
Leichen Karls IV. und seiner vier Gemahlinen,
Wenzels IV., Ladislaws, Georgs von Po-
diebrad, Maximilians II. und Ferdinands I.
sammt seiner Gemahlin beigesetzt wurden, deren
Bilder ebenfalls an den Seiten des Grabmahls an-
gebracht sind. Die marmorenen Grabmähler der
alten böhmischen Fürsten mit ihren Abbildungen sind
aus den Zeiten Karls IV., und haben leider gro-
ßen Schaden erlitten; dem ritterlichen Br̄etislaw
z. B. fehlt das ganze Antlitz, und andere haben
nicht geringere Verstümmelung erfahren. Von den
Kapellen, welche die Kirche rings umgeben, ist die
merkwürdigste jene des heiligen Wenzeslaus.
Schon an der sehr schweren eisernen Thüre schim-
mert dem Eintretenden der Bronzering mit einem
Löwenhaupte entgegen, an welchem sich der herzog-
liche Märtyrer soll gehalten haben, als ihn sein
Bruder zu Bunzlau ermorden ließ. Die Wände
sind mit reicher Vergoldung und großen böhmischen
Edelsteinen verziert; dazwischen aber streben Wand-
gemählde empor: das Leben Wenzels und die
Bildnisse Karls IV. und seiner letzten Gemahlin
vorstellend, welche zwar nachgedunkelt und größten-
theils übermalt, doch noch die böhmische Malerschule
des 14ten Jahrhunderts erkennen lassen. Unter dem
Seitenaltar wird der Leichnam des Glaubenshelden,
so wie dessen drahtgeflochtener Panzer, Helm und
sein Schwert ( dasselbe, womit die böhmischen Fürsten
bei ihrer Krönung mehrere Edle zu Wenzels-Rit-
tern schlugen ) bewahrt, und dicht gedrängt stehen
noch manche Alterthümer: eine messingene Statue
Wenzels, ein Model des Thurmes, wie selber
ausgebaut werden sollte, dessen Spitze mit dem Gan-
zen freilich besser übereingestimmt haben würde, als
die gegenwärtige Bedachung; das Eisen, welches
Br̄etislaw I. als Unschuldsprobe durch Gottes-
urtheil eingeführt hat u. s. w. Jm Seitengange
unweit des Hochaltars ( welches mit mehreren guten
Gemählden, darunter eine Maria im Tempel, von
Holbein, geschmückt ist ) erhebt sich unter einem
rothen Baldachin das reiche silberne Grabmahl des
heiligen Johannes von Nepomuk ( dessen Zunge
in einem kristallenen Behältniß verwahrt wird, wäh-
rend sein Leichnam in dem silbernen Sarge ruht ) ,
welches zu allen Zeiten, besonders aber um die Zeit
seines Kirchenfestes, ein Gegenstand der lebhaftesten
Andacht ist. Das älteste Denkmahl der Kunst, das
sich hier befindet, ist ein großer metallener Arm-
leuchtet, der aus dem Tempel Salomons zu
Jerusalem stammen soll; er wurde dem Herzog
Wladislaw II 1162 bei der Eroberung von
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