Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 40. Prag, 1834.

Bild:
erste Seite
Das wohlfeilste
Panorama des Universums

zur
erheiternden Belehrung für Jedermann und alle Länder.


N ro. 40.    Erscheint jeden Sonnabend.1834.



[Abbildung]
Die Veste Ehrenbreitstein.
[Beginn Spaltensatz]

Dem freundlichen Coblenz gegenüber, am
rechten Rheinufer erhebt sich auf mächtigem, 800
Fuß hohem und schroffem Felsrücken die Festung
Ehrenbreitstein, welche den Ruf ihrer Unüber-
windlichkeit bis in das 17. Jahrhundert behauptete.
Schon die Römer hatten hier ein Kastell. 1160
wurde von dem Kurfürsten Herrman ein Schloß
daselbst gebaut, welches später erweitert und befe-
stigt, und nach und nach in eine förmliche Festung
verwandelt wurde, die für unüberwindlich galt, bis
sie durch Hunger 1637 zum erstenmal und 1799
zum zweitenmal von den Franzosen eingenommen
wurde. Jm Jahre 1800 wurden die Werke gesprengt,
aber vom Jahr 1817 an mit einem unermeßlichen
Kostenaufwande wieder hergestellt. Der Pfad, der
zu dieser Festung führt, ist in den Felsen gehauen
und äußerst schroff. Oben auf der Festung genießt
man eine der herrlichsten Aussichten am Rheine;
doch ist die Erlaubniß sie zu besteigen, mit einigen
Umständlichkeiten verbunden. Die neuen Befestigun-
gen, durchaus gegen die Landseite gerichtet, weshalb
[Spaltenumbruch] sie auf unserer heutigen Platte nicht sichtbar erschei-
nen, erhielten den Namen des Königs von Preußen,
und dieses Fort Friedrich Wilhelm, das den
Rhein und Nassau beherrscht, in Verbindung mit
Fort Alexander oder Chartreuse, welches die
Heerstraße von Mainz und dem Hundsrück ver-
theidigt, und Fort Franz oder Petersberg, welches
die Wege von Trier und Cöln bestreicht, mit ei-
nigen Außenwerken, besonders die auf der Pfaffen-
dorfer Höhe, bilden eine der stärksten Positionen in
Deutschland. Unterhalb der Festung liegt in einem
romantischen Thale von hohen Bergen umgeben das
Städtchen Thal=Ehrenbreitstein an der Frank-
furter Landstraße, das, sammt der Festung, etwa
2300 Einwohner besitzt, die sich großentheils durch
Weinbau und Schiffahrt ernähren. Die Häuser
liegen längs der Felsen in gerader Reihe, bis sie
sich bei einer raschen Wendung des Stromes den
Blicken entziehen. Bemerkenswerth ist hier ein, mit-
ten in der Stadt hervorquellender Sauerbrunn, der
Thalborn genannt, der sehr häufig getrunken wird,
[Ende Spaltensatz]

Das wohlfeilste
Panorama des Universums

zur
erheiternden Belehrung für Jedermann und alle Länder.


N ro. 40.    Erscheint jeden Sonnabend.1834.



[Abbildung]
Die Veste Ehrenbreitstein.
[Beginn Spaltensatz]

Dem freundlichen Coblenz gegenüber, am
rechten Rheinufer erhebt sich auf mächtigem, 800
Fuß hohem und schroffem Felsrücken die Festung
Ehrenbreitstein, welche den Ruf ihrer Unüber-
windlichkeit bis in das 17. Jahrhundert behauptete.
Schon die Römer hatten hier ein Kastell. 1160
wurde von dem Kurfürsten Herrman ein Schloß
daselbst gebaut, welches später erweitert und befe-
stigt, und nach und nach in eine förmliche Festung
verwandelt wurde, die für unüberwindlich galt, bis
sie durch Hunger 1637 zum erstenmal und 1799
zum zweitenmal von den Franzosen eingenommen
wurde. Jm Jahre 1800 wurden die Werke gesprengt,
aber vom Jahr 1817 an mit einem unermeßlichen
Kostenaufwande wieder hergestellt. Der Pfad, der
zu dieser Festung führt, ist in den Felsen gehauen
und äußerst schroff. Oben auf der Festung genießt
man eine der herrlichsten Aussichten am Rheine;
doch ist die Erlaubniß sie zu besteigen, mit einigen
Umständlichkeiten verbunden. Die neuen Befestigun-
gen, durchaus gegen die Landseite gerichtet, weshalb
[Spaltenumbruch] sie auf unserer heutigen Platte nicht sichtbar erschei-
nen, erhielten den Namen des Königs von Preußen,
und dieses Fort Friedrich Wilhelm, das den
Rhein und Nassau beherrscht, in Verbindung mit
Fort Alexander oder Chartreuse, welches die
Heerstraße von Mainz und dem Hundsrück ver-
theidigt, und Fort Franz oder Petersberg, welches
die Wege von Trier und Cöln bestreicht, mit ei-
nigen Außenwerken, besonders die auf der Pfaffen-
dorfer Höhe, bilden eine der stärksten Positionen in
Deutschland. Unterhalb der Festung liegt in einem
romantischen Thale von hohen Bergen umgeben das
Städtchen Thal=Ehrenbreitstein an der Frank-
furter Landstraße, das, sammt der Festung, etwa
2300 Einwohner besitzt, die sich großentheils durch
Weinbau und Schiffahrt ernähren. Die Häuser
liegen längs der Felsen in gerader Reihe, bis sie
sich bei einer raschen Wendung des Stromes den
Blicken entziehen. Bemerkenswerth ist hier ein, mit-
ten in der Stadt hervorquellender Sauerbrunn, der
Thalborn genannt, der sehr häufig getrunken wird,
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="[313]"/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main"> <hi rendition="#fr">Das wohlfeilste<lb/>
Panorama des Universums</hi><lb/> <hi rendition="#g">zur</hi><lb/> <hi rendition="#fr">erheiternden Belehrung für Jedermann und alle Länder.</hi> </titlePart>
        </docTitle>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <docImprint><hi rendition="#aq">N <hi rendition="#sup">ro</hi></hi><hi rendition="#sup">.</hi> 40. <space dim="horizontal"/><hi rendition="#c">Erscheint jeden Sonnabend.</hi><docDate><hi rendition="#right">1834.</hi></docDate></docImprint><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </titlePage>
    </front>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <figure/><lb/>
        <head>Die Veste Ehrenbreitstein.</head><lb/>
        <cb type="start"/>
        <p>Dem freundlichen <hi rendition="#g">Coblenz</hi> gegenüber, am<lb/>
rechten Rheinufer erhebt sich auf mächtigem, 800<lb/>
Fuß hohem und schroffem Felsrücken die Festung<lb/><hi rendition="#g">Ehrenbreitstein,</hi> welche den Ruf ihrer Unüber-<lb/>
windlichkeit bis in das 17. Jahrhundert behauptete.<lb/>
Schon die Römer hatten hier ein Kastell. 1160<lb/>
wurde von dem Kurfürsten <hi rendition="#g">Herrman</hi> ein Schloß<lb/>
daselbst gebaut, welches später erweitert und befe-<lb/>
stigt, und nach und nach in eine förmliche Festung<lb/>
verwandelt wurde, die für unüberwindlich galt, bis<lb/>
sie durch Hunger 1637 zum erstenmal und 1799<lb/>
zum zweitenmal von den Franzosen eingenommen<lb/>
wurde. Jm Jahre 1800 wurden die Werke gesprengt,<lb/>
aber vom Jahr 1817 an mit einem unermeßlichen<lb/>
Kostenaufwande wieder hergestellt. Der Pfad, der<lb/>
zu dieser Festung führt, ist in den Felsen gehauen<lb/>
und äußerst schroff. Oben auf der Festung genießt<lb/>
man eine der herrlichsten Aussichten am Rheine;<lb/>
doch ist die Erlaubniß sie zu besteigen, mit einigen<lb/>
Umständlichkeiten verbunden. Die neuen Befestigun-<lb/>
gen, durchaus gegen die Landseite gerichtet, weshalb<lb/><cb n="2"/>
sie auf unserer heutigen Platte nicht sichtbar erschei-<lb/>
nen, erhielten den Namen des Königs von Preußen,<lb/>
und dieses Fort <hi rendition="#g">Friedrich Wilhelm,</hi> das den<lb/>
Rhein und Nassau beherrscht, in Verbindung mit<lb/>
Fort <hi rendition="#g">Alexander</hi> oder <hi rendition="#g">Chartreuse,</hi> welches die<lb/>
Heerstraße von <hi rendition="#g">Mainz</hi> und dem Hundsrück ver-<lb/>
theidigt, und Fort <hi rendition="#g">Franz</hi> oder Petersberg, welches<lb/>
die Wege von <hi rendition="#g">Trier</hi> und <hi rendition="#g">Cöln</hi> bestreicht, mit ei-<lb/>
nigen Außenwerken, besonders die auf der Pfaffen-<lb/>
dorfer Höhe, bilden eine der stärksten Positionen in<lb/>
Deutschland. Unterhalb der Festung liegt in einem<lb/>
romantischen Thale von hohen Bergen umgeben das<lb/>
Städtchen <hi rendition="#g">Thal=Ehrenbreitstein</hi> an der Frank-<lb/>
furter Landstraße, das, sammt der Festung, etwa<lb/>
2300 Einwohner besitzt, die sich großentheils durch<lb/>
Weinbau und Schiffahrt ernähren. Die Häuser<lb/>
liegen längs der Felsen in gerader Reihe, bis sie<lb/>
sich bei einer raschen Wendung des Stromes den<lb/>
Blicken entziehen. Bemerkenswerth ist hier ein, mit-<lb/>
ten in der Stadt hervorquellender Sauerbrunn, der<lb/>
Thalborn genannt, der sehr häufig getrunken wird,<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[313]/0001] Das wohlfeilste Panorama des Universums zur erheiternden Belehrung für Jedermann und alle Länder. N ro. 40. Erscheint jeden Sonnabend.1834. [Abbildung] Die Veste Ehrenbreitstein. Dem freundlichen Coblenz gegenüber, am rechten Rheinufer erhebt sich auf mächtigem, 800 Fuß hohem und schroffem Felsrücken die Festung Ehrenbreitstein, welche den Ruf ihrer Unüber- windlichkeit bis in das 17. Jahrhundert behauptete. Schon die Römer hatten hier ein Kastell. 1160 wurde von dem Kurfürsten Herrman ein Schloß daselbst gebaut, welches später erweitert und befe- stigt, und nach und nach in eine förmliche Festung verwandelt wurde, die für unüberwindlich galt, bis sie durch Hunger 1637 zum erstenmal und 1799 zum zweitenmal von den Franzosen eingenommen wurde. Jm Jahre 1800 wurden die Werke gesprengt, aber vom Jahr 1817 an mit einem unermeßlichen Kostenaufwande wieder hergestellt. Der Pfad, der zu dieser Festung führt, ist in den Felsen gehauen und äußerst schroff. Oben auf der Festung genießt man eine der herrlichsten Aussichten am Rheine; doch ist die Erlaubniß sie zu besteigen, mit einigen Umständlichkeiten verbunden. Die neuen Befestigun- gen, durchaus gegen die Landseite gerichtet, weshalb sie auf unserer heutigen Platte nicht sichtbar erschei- nen, erhielten den Namen des Königs von Preußen, und dieses Fort Friedrich Wilhelm, das den Rhein und Nassau beherrscht, in Verbindung mit Fort Alexander oder Chartreuse, welches die Heerstraße von Mainz und dem Hundsrück ver- theidigt, und Fort Franz oder Petersberg, welches die Wege von Trier und Cöln bestreicht, mit ei- nigen Außenwerken, besonders die auf der Pfaffen- dorfer Höhe, bilden eine der stärksten Positionen in Deutschland. Unterhalb der Festung liegt in einem romantischen Thale von hohen Bergen umgeben das Städtchen Thal=Ehrenbreitstein an der Frank- furter Landstraße, das, sammt der Festung, etwa 2300 Einwohner besitzt, die sich großentheils durch Weinbau und Schiffahrt ernähren. Die Häuser liegen längs der Felsen in gerader Reihe, bis sie sich bei einer raschen Wendung des Stromes den Blicken entziehen. Bemerkenswerth ist hier ein, mit- ten in der Stadt hervorquellender Sauerbrunn, der Thalborn genannt, der sehr häufig getrunken wird,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama40_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama40_1834/1
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 40. Prag, 1834, S. [313]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama40_1834/1>, abgerufen am 17.05.2024.