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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 45. Prag, 1835.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]

An manchen Orten daselbst trifft man auch zahl-
reiche Heerden von Schafen, Ziegen und selbst Kühen,
die ihr kärgliches Futter suchen; der gewöhnliche
Anblick, der sich jedoch dem Auge darbietet, sind öde
Hügel aufgeschichteten Sandes, was man die " Wü-
sten ohne Wasser" nennt, ein Ausdruck, der der
Phantasie eines Arabers sogleich die fürchterliche
Jdee einer ungeheueren erstickenden Hitze, des gänz-
lichen Mangels aller Vegetation und das Los eines
schrecklichen Todes aus Mangel an Wasser herbei-
führt. Vorzüglich trägt der westliche Theil diese
Natur, der nicht weniger als 520 Meilen in der
Länge, halb so viel in der Breite hat und unstreitig
die größte Wüste der Erde ist.

Eine besondere Eigenheit dieser Ebenen ist ihr
Ueberfluß an Salz, das sich überall auf der Ober-
fläche zerstreut findet.

Außer den erwähnten Thieren findet man in
der Sahara auch Strauße, jedoch nicht so häufig,
wie im Westen Afrika's; einige Arten Gazellen sind
ebenfalls in den fruchtbaren Plätzen häufig; übri-
gens aber ist wegen Mangel der Vegetation und
Abgang an Wasser die Naturgeschichte dieser Wüste
äußerst beschränkt.

Die ausdauernde Anstrengung des Menschen hat
das Hinderniß besiegt, welches sich in der Sahara
eine Verbindung mit den getrennten Nationen ent-
gegengestellt hat.

Seit den frühesten Zeiten wird sie von Han-
delsleuten durchzogen, indem sie sich in Gesellschaften
zusammenthaten, die man Karavanen nennt, und sich
des Kameels bedienten, das durch seinen wunder-
vollen Bau, seine Stärke, Gelehrigkeit und Genüg-
samkeit zu solchen Reisen vorzüglich geschickt ist, und
ohne welches sie keinerdings vollbracht werden könnten.

Doch selbst mit dieser Hilfe und mit allen Vor-
sichtsmaßregeln, welche sie die Erfahrung gelehrt
hat, müssen die Karavanen noch oftmals die größten
Leiden wegen Wassermangel dulden; denn der flie-
gende Sand verweht oft jede Spur eines Weges,
und genöthigt, ihn wieder aufzusuchen, verzögern sie
sich dann so lange, bis ihr Vorrath an Wasser gänz-
lich aufgezehrt ist, bevor sie einen der wenigen und
weit entfernten Brunnen erreichen können. Die aus-
getrockneten und gebleichten Gerippe der Kameele
und Pferde, welche häufig auf diesen Reisen zu
Grunde gehen, sind mituuter die einzigen Wegweiser
auf diesen gefahrvollen Wanderungen.

Eine andere Plage der Wüste sind die Sand-
säulen, die oft vom Wirbelwinde emporgehoben wer-
den. Schon die Karavanen im frühesten Alterthume
waren fortwährend ihrer vernichtenden Gewalt aus-
gesetzt. Alle Reisende, welche diese Ebenen durch-
zogen, stimmen in der Beschreibung überein, wie das
Herannahen eines solchen Sturmes sich ankündigt.
Zuerst herrscht eine todtenähnliche Stille in der Luft,
darauf zeigt sich ein fahles Licht und verschiedene
elektrische Lufterscheinungen, worauf man die Sand-
wolken am Horizonte emporsteigen sieht. Wenn die
Richtung des Windes sie gegen die Karavanen hin-
treibt und keine Zeit mehr zum Entrinnen ist, so
werfen die Reiter sich von ihren Kameelen oder
Pferden herab mit dem Gesichte auf die Erde und
schließen Mund und Augen, um sich vor dem ersti-
ckenden Staube zu schützen, der herbeigeführt wird.
Die Kameele vergraben aus gleicher Absicht instinkt-
mäßig ihre Nasen in den Sand; nur die Pferde,
wenn gleich schon durch öftere Erfahrungen belehrt,
[Spaltenumbruch] erdulden ohne Vorkehr die fürchterlichsten Qualen,
die nur zu oft mit dem Tode enden. Wenn die
Gefahr vorüber ist, und der erschöpfte Reisende sich
aus seiner unnatürlichen Lage emporhebt, sieht er
oftmals jede Spur seines Weges verweht, seine
Begleiter getödtet durch Erschöpfung, Hitze oder
Erstickung, und wenn er selbst diesem Unglücke ent-
rinnt, so sind gewöhnlich seine Vorräthe, seine Klei-
der, seine Waaren ganz verdorben oder vernichtet
vom Sande, der so fein und durchdringend ist, daß
er in jedes Gepäcke eindringt, wenn es auch noch
so fest verwahrt und verschnürt ist.

Wir haben versucht, im vorstehenden Bilde die
Darstellung eines solchen Sandsturmes und seiner
Wirkungen veranschaulich zu machen.     S.



Das Kegelspiel in Frankreich.

Jn den Niederlanden findet man sehr schöne
Kegelbahnen; man liebt dort dieß Spiel bis zur
Leidenschaft. Hat man den französischen Boden
betreten, so hört das auf. Das französische Kegel-
spiel ist gegen das deutsche roh zu nennen. Auf
einer Wiese, oder auf sonst einer ebenen Stelle
setzt man die Kegel, die aus den rohesten und gröb-
sten Formen bestehen, auf. Man bedient sich uur
einer Kugel; sie ist von leichtem Holz, hat die
Größe eines Menschenkopfes, oft noch darüber, und
in der Mitte drei Löcher, worin man mit dem Dau-
men und zwei Fingern faßt. Die Kugel wird nicht,
wie bei uns, gerollt, sondern mit einem Bogen
in die Kegel geworfen. Die Deutschen, die sich
in Frankreich befinden, können dieser Art von Spiel
keinen Geschmack abgewinnen.     H.



Donovans selbstschreibender Regenmesser.

Donovan, Professor der Chemie in Dublin,
hat die Vorrichtung so getroffen, daß man nur
Papier in die Maschine zu legen, und diese aufzu-
ziehen braucht. Zu Ende jeder Woche vertauscht
man das Papier mit einem neuen. Das heraus-
genommene zeigt an, an welchem Tage und in wel-
cher Stunde und Minute des Tags der erste Kubikzoll
Regenwasser fiel; wie viele Kubikzoll während der
ganzen Woche und in welchen Stunden fielen, an wel-
chem Tage, ob bei Tage oder Nacht; wann der Regen
begann, wie lange er dauerte, mit welchen Zwischenräu-
men trockenen Wetters, und wann der Regen aufhörte.
Es wird das Fallen von jedem Zoll Regen mittelst
einer Schelle bemerkt, was besonders zur Nachtzeit
belehrt. Die Maschine zeigt zugleich auch das
ganze Quantum einer zusammengekommenen Regen-
masse auf den ersten Blick an.     H.



Der Schiffbruch der Medusa.

Als nach dem Frieden im Jahre 1814 die fran-
zösischen Besitzungen an der Küste Afrika's, die sich
vom Kap Blanc bis zur Mündung des Gambia er-
strecken, an Frankreich zurückgestellt wurden, sandte
die Regierung im Monate Juni 1816 eine Fregatte
und drei andere Schiffe dahin ab, um von denselben
Besitz zu nehmen. Die Expedition war mit allem
Erforderlichen vollständig ausgerüstet, und bestand
mit Einschluß von Gelehrten, Künstlern, Ackerbauern,
Gärtnern, Bergleuten u. s. w. sammt den Truppen
aus beinahe 400 Personen, das Schiffsvolk unge-
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]

An manchen Orten daselbst trifft man auch zahl-
reiche Heerden von Schafen, Ziegen und selbst Kühen,
die ihr kärgliches Futter suchen; der gewöhnliche
Anblick, der sich jedoch dem Auge darbietet, sind öde
Hügel aufgeschichteten Sandes, was man die „ Wü-
sten ohne Wasser“ nennt, ein Ausdruck, der der
Phantasie eines Arabers sogleich die fürchterliche
Jdee einer ungeheueren erstickenden Hitze, des gänz-
lichen Mangels aller Vegetation und das Los eines
schrecklichen Todes aus Mangel an Wasser herbei-
führt. Vorzüglich trägt der westliche Theil diese
Natur, der nicht weniger als 520 Meilen in der
Länge, halb so viel in der Breite hat und unstreitig
die größte Wüste der Erde ist.

Eine besondere Eigenheit dieser Ebenen ist ihr
Ueberfluß an Salz, das sich überall auf der Ober-
fläche zerstreut findet.

Außer den erwähnten Thieren findet man in
der Sahara auch Strauße, jedoch nicht so häufig,
wie im Westen Afrika's; einige Arten Gazellen sind
ebenfalls in den fruchtbaren Plätzen häufig; übri-
gens aber ist wegen Mangel der Vegetation und
Abgang an Wasser die Naturgeschichte dieser Wüste
äußerst beschränkt.

Die ausdauernde Anstrengung des Menschen hat
das Hinderniß besiegt, welches sich in der Sahara
eine Verbindung mit den getrennten Nationen ent-
gegengestellt hat.

Seit den frühesten Zeiten wird sie von Han-
delsleuten durchzogen, indem sie sich in Gesellschaften
zusammenthaten, die man Karavanen nennt, und sich
des Kameels bedienten, das durch seinen wunder-
vollen Bau, seine Stärke, Gelehrigkeit und Genüg-
samkeit zu solchen Reisen vorzüglich geschickt ist, und
ohne welches sie keinerdings vollbracht werden könnten.

Doch selbst mit dieser Hilfe und mit allen Vor-
sichtsmaßregeln, welche sie die Erfahrung gelehrt
hat, müssen die Karavanen noch oftmals die größten
Leiden wegen Wassermangel dulden; denn der flie-
gende Sand verweht oft jede Spur eines Weges,
und genöthigt, ihn wieder aufzusuchen, verzögern sie
sich dann so lange, bis ihr Vorrath an Wasser gänz-
lich aufgezehrt ist, bevor sie einen der wenigen und
weit entfernten Brunnen erreichen können. Die aus-
getrockneten und gebleichten Gerippe der Kameele
und Pferde, welche häufig auf diesen Reisen zu
Grunde gehen, sind mituuter die einzigen Wegweiser
auf diesen gefahrvollen Wanderungen.

Eine andere Plage der Wüste sind die Sand-
säulen, die oft vom Wirbelwinde emporgehoben wer-
den. Schon die Karavanen im frühesten Alterthume
waren fortwährend ihrer vernichtenden Gewalt aus-
gesetzt. Alle Reisende, welche diese Ebenen durch-
zogen, stimmen in der Beschreibung überein, wie das
Herannahen eines solchen Sturmes sich ankündigt.
Zuerst herrscht eine todtenähnliche Stille in der Luft,
darauf zeigt sich ein fahles Licht und verschiedene
elektrische Lufterscheinungen, worauf man die Sand-
wolken am Horizonte emporsteigen sieht. Wenn die
Richtung des Windes sie gegen die Karavanen hin-
treibt und keine Zeit mehr zum Entrinnen ist, so
werfen die Reiter sich von ihren Kameelen oder
Pferden herab mit dem Gesichte auf die Erde und
schließen Mund und Augen, um sich vor dem ersti-
ckenden Staube zu schützen, der herbeigeführt wird.
Die Kameele vergraben aus gleicher Absicht instinkt-
mäßig ihre Nasen in den Sand; nur die Pferde,
wenn gleich schon durch öftere Erfahrungen belehrt,
[Spaltenumbruch] erdulden ohne Vorkehr die fürchterlichsten Qualen,
die nur zu oft mit dem Tode enden. Wenn die
Gefahr vorüber ist, und der erschöpfte Reisende sich
aus seiner unnatürlichen Lage emporhebt, sieht er
oftmals jede Spur seines Weges verweht, seine
Begleiter getödtet durch Erschöpfung, Hitze oder
Erstickung, und wenn er selbst diesem Unglücke ent-
rinnt, so sind gewöhnlich seine Vorräthe, seine Klei-
der, seine Waaren ganz verdorben oder vernichtet
vom Sande, der so fein und durchdringend ist, daß
er in jedes Gepäcke eindringt, wenn es auch noch
so fest verwahrt und verschnürt ist.

Wir haben versucht, im vorstehenden Bilde die
Darstellung eines solchen Sandsturmes und seiner
Wirkungen veranschaulich zu machen.     S.



Das Kegelspiel in Frankreich.

Jn den Niederlanden findet man sehr schöne
Kegelbahnen; man liebt dort dieß Spiel bis zur
Leidenschaft. Hat man den französischen Boden
betreten, so hört das auf. Das französische Kegel-
spiel ist gegen das deutsche roh zu nennen. Auf
einer Wiese, oder auf sonst einer ebenen Stelle
setzt man die Kegel, die aus den rohesten und gröb-
sten Formen bestehen, auf. Man bedient sich uur
einer Kugel; sie ist von leichtem Holz, hat die
Größe eines Menschenkopfes, oft noch darüber, und
in der Mitte drei Löcher, worin man mit dem Dau-
men und zwei Fingern faßt. Die Kugel wird nicht,
wie bei uns, gerollt, sondern mit einem Bogen
in die Kegel geworfen. Die Deutschen, die sich
in Frankreich befinden, können dieser Art von Spiel
keinen Geschmack abgewinnen.     H.



Donovans selbstschreibender Regenmesser.

Donovan, Professor der Chemie in Dublin,
hat die Vorrichtung so getroffen, daß man nur
Papier in die Maschine zu legen, und diese aufzu-
ziehen braucht. Zu Ende jeder Woche vertauscht
man das Papier mit einem neuen. Das heraus-
genommene zeigt an, an welchem Tage und in wel-
cher Stunde und Minute des Tags der erste Kubikzoll
Regenwasser fiel; wie viele Kubikzoll während der
ganzen Woche und in welchen Stunden fielen, an wel-
chem Tage, ob bei Tage oder Nacht; wann der Regen
begann, wie lange er dauerte, mit welchen Zwischenräu-
men trockenen Wetters, und wann der Regen aufhörte.
Es wird das Fallen von jedem Zoll Regen mittelst
einer Schelle bemerkt, was besonders zur Nachtzeit
belehrt. Die Maschine zeigt zugleich auch das
ganze Quantum einer zusammengekommenen Regen-
masse auf den ersten Blick an.     H.



Der Schiffbruch der Medusa.

Als nach dem Frieden im Jahre 1814 die fran-
zösischen Besitzungen an der Küste Afrika's, die sich
vom Kap Blanc bis zur Mündung des Gambia er-
strecken, an Frankreich zurückgestellt wurden, sandte
die Regierung im Monate Juni 1816 eine Fregatte
und drei andere Schiffe dahin ab, um von denselben
Besitz zu nehmen. Die Expedition war mit allem
Erforderlichen vollständig ausgerüstet, und bestand
mit Einschluß von Gelehrten, Künstlern, Ackerbauern,
Gärtnern, Bergleuten u. s. w. sammt den Truppen
aus beinahe 400 Personen, das Schiffsvolk unge-
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[354/0002] Panorama des Universums. An manchen Orten daselbst trifft man auch zahl- reiche Heerden von Schafen, Ziegen und selbst Kühen, die ihr kärgliches Futter suchen; der gewöhnliche Anblick, der sich jedoch dem Auge darbietet, sind öde Hügel aufgeschichteten Sandes, was man die „ Wü- sten ohne Wasser“ nennt, ein Ausdruck, der der Phantasie eines Arabers sogleich die fürchterliche Jdee einer ungeheueren erstickenden Hitze, des gänz- lichen Mangels aller Vegetation und das Los eines schrecklichen Todes aus Mangel an Wasser herbei- führt. Vorzüglich trägt der westliche Theil diese Natur, der nicht weniger als 520 Meilen in der Länge, halb so viel in der Breite hat und unstreitig die größte Wüste der Erde ist. Eine besondere Eigenheit dieser Ebenen ist ihr Ueberfluß an Salz, das sich überall auf der Ober- fläche zerstreut findet. 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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 45. Prag, 1835, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama45_1835/2>, abgerufen am 01.06.2024.