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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 46. Prag, 1835.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]
Die Thunfischerei.

Der Thunfisch oder Thun ( Scomber thynnus )
gehört in das Geschlecht der Makrelen, und über-
haupt unter diejenigen Fische, welche sich allenthal-
ben im Weltmeere, sowohl in den europäischen, als
den Gewässern der übrigen Erdtheile häufig finden.
Seine gewöhnliche Länge ist 2 Fuß; man findet aber
auch nicht selten 8 bis 10 Fuß lange, die 5 bis 600
Pfund an Gewicht halten. Ja, Cetti spricht sogar
von einigen, die 1000 bis 1800 Pfund sollen gewo-
gen haben. Der Thunfisch nährt sich vom Raube
kleinerer Seefische, die er auf folgende, dem Anscheine
nach sinnreiche Weise, jedoch bloß instinktmäßig, zu
fangen weiß. Da, wo er eine Menge Fische bei-
sammen findet, schwimmt er in schneckenförmigen
Kreisen so lange um sie herum, bis er das Wasser
in einen Wirbel bewegt hat, in denselben treibt er
nun die Schaar zusammen und verschluckt, was ihm
beliebt. Jn den nördlichen Meeresgegenden ist der
gemeine Häring, in den wärmern, vorzüglich unter
den sogenannten fliegenden Fischen, der fliegende
Häring, sein Raub. Er selbst wird von den großen
Haien und den Schwertfischen verfolgt, und von
einem gewissen Jnsekt geplagt. Das Letztere soll
einem Scorpion ähnlich, und einer mittelmäßigen
Spinne an Größe gleich seyn. Es sitzt hinter den
Brustflossen, und nagt daselbst so heftig, daß der
Fisch vor Angst bisweilen neben den Schiffen aus
dem Wasser springen, und auf die Verdecke fallen
soll. Des vortrefflichen, wohlschmeckenden Fleisches
wegen stellen sowohl die Seefahrer als die Küsten-
bewohner dem Thunfische eifrig nach. Auf den Schiffen
fängt man ihn mit herabgelassenen Schnuren und
Haken, woran ein Häring oder ein ähnlicher Fisch
befestigt ist. Auch verfertigt man einen fliegenden
Häring von Blei oder Zinn, macht ihm Flossen von
weißen Federn, henkt ihn an eine Schnur an, und
läßt ihn an der Meeresfläche schwimmen. Der be-
gierige Thunfisch schnappt nach der vermeinten Beute,
und fängt sich. Sonst wissen ihn die Fischer auch
mit Harpunen und Netzen zu fangen. Jn Neapel
und Sizilien, wo man sich am meisten mit dem Fange
des Thunfisches beschäftigt, werden dazu kostbare
Anstalten gemacht, und der Fang selbst ist eine Volks-
lustbarkeit. Diese Anstalten führen den Namen To-
maros, und machen gleichsam eine Art von Festung
im Wasser aus. Sie bestehen aus vielen starken
Netzen, welche zwischen den Felsen und Jnseln, die
der Thunfisch am häufigsten besucht, mit Ankern und
Bleistücken auf dem Meeresgrunde befestigt werden.
Die Eingänge zwischen den Felsen werden mit Netzen
verschlossen, und nur einer, welcher zu dem soge-
nannten Saale führt, bleibt offen. Die Tomaros
enthalten mehr oder weniger durch Netze von ein-
ander abgesonderte Zimmer, wovon das hintere alle-
zeit die Todtenkammer genannt wird. Jn der Nähe
halten die Fischer auf einem Felsen oder Nachen
Wache, um zu sehen, wann die Fische ankommen.
Durch den offenen Eingang kommen sie in den Saal;
ist dieß geschehen, so verschließt man den Eingang
mit einem herabgelassenen Netze; die Thüre des er-
sten Zimmers, welches zunächst am Saal steht, wird
aufgezogen, und die Fische werden aus dem Saal
hineingetrieben. Hat man eine hinlängliche Anzahl
von Fischen in den Zimmern eingesperrt, so werden
sie in das letzte oder in die Todeskammer getrieben,
welche aus stärkern Netzen besteht. Nun geht das
[Spaltenumbruch] Schlachten an, welches darin besteht, daß entweder
die Fischer oder vornehme Zuschauer in Fahrzeugen
die Fische mit Speeren zu erstechen, oder mit Wurf-
pfeilen zu erlegen suchen. So lange man den Thun-
fisch nicht angreift, liegt er ziemlich ruhig in der
Todeskammer; fühlt er sich aber verfolgt und ver-
wundet, so wüthet er entsetzlich im Wasser, zersprengt
nicht selten die Netze, obgleich sie sehr fest sind, und
zerschmettert sich öfters den Kopf an den Felsen,
Ankern oder Fahrzeugen. Nach Swinburne tritt
der Thunfisch ungefähr um die Frühlingsnachtgleiche
in die mittelländische See ein, wobei die Schaaren,
in welchen er schwimmt, einen dreieckigen Phalanx
( Heerordnung ) bilden. Bei seinem Eintritte hält er
sich an den europäischen, bei der Rückkehr an den
afrikanischen Küsten. Bei den Tomaros steht ein
Mann auf einem hohen Felsen Wache, um die An-
kunft der Fische zu beobachten, und um das Zeichen
zu geben, daß man, wenn sie den Eingang passirt
sind, das Fallnetz niederlassen soll. Die Unterneh-
mer dieser wichtigen Fischereien, wobei meistens in
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den, müssen dem Könige oder dem Grundherrn, auf
dessen Boden sie den Hauptflügel der Tomaros be-
festigen, eine gewisse Abgabe dafür bezahlen, die er-
höhet wird, wenn der Fang gut ausfällt. Es herrscht
eine große Verschiedenheit im Geschmacke des Flei-
sches nach den verschiedenen Theilen des Thunfisches.
An einigen soll das Fleisch sehr weich seyn, und wie
Kalbfleisch schmecken, an andern dagegen derb und
dem Schweinfleische ähnlich. Swinburne meldet,
daß die Schnauze der leckerste Theil sey. Bei den
alten Römern wurde der eingesalzene Bauch, Ta-
rantellum genannt, für das beste Stück am Thun-
fische gehalten. Vom Mai bis zum Oktober ißt man
in Unteritalien diesen Fisch frisch; in der übrigen
Zeit, wo auch einige gefangen werden, zerschneidet
man ihn in Scheiben, und salzt ihn in Fässern ein;
er wird aber auch stückweise auf dem Roste gebra-
ten, mit Baumöl, Weinessig, Salz, Pfeffer und an-
derem Gewürz eingelegt, durch ganz Europa ver-
sendet. Nach dem Zeugnisse mehrerer Schriftsteller
soll das Fleisch der in nördlichen Gewässern gefan-
genen Thunfische ebenfalls sehr gut schmecken. Bei
den Alten war der Thunfisch der Diana geheiligt,
und ein Sinnbild der ehelichen Treue; daher aß
man ihn auf Hochzeiten.



Stimmen des Auslandes über Böhmen.

Jn einem im Laufe des heurigen Jahres in
Leipzig erschienenen Werke lesen wir Folgendes:
" Böhmen, von Bergen umgürtet, wie ein Götter-
kind von Riesen bewacht, durchrauscht von wunder-
baren Sagen, erfüllt mit Heldenerinnerungen einer
großen Zeit, reich, gesegnet, kräftig im Marke, ist
eine der kostbarsten Juwelen in Oesterreichs strahlen-
der Kaiserkrone, und die nördlichst gelegene Provinz
desselben Staates. Wer hätte nicht gehört von der
fabelhaften Libussa und ihrem Vater Krok, vom
Wischehrad, von Wlasta, der Amazonenheldin
und ihrer Schaar, vom heiligen Adalbert, dem
Heidenbekehrer, vom tapfern Fürsten Brunswig,
von den Rittern, die im Berge Blanik schlafen,
und dereinst wiederkehren werden; wer hätte nicht
gelesen von der heidnischen Drahomira und der
heiligen Ludmila, vom frommen König Wenzel,
vom Helden Bretislaw, von der fürstlichen Magd
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]
Die Thunfischerei.

Der Thunfisch oder Thun ( Scomber thynnus )
gehört in das Geschlecht der Makrelen, und über-
haupt unter diejenigen Fische, welche sich allenthal-
ben im Weltmeere, sowohl in den europäischen, als
den Gewässern der übrigen Erdtheile häufig finden.
Seine gewöhnliche Länge ist 2 Fuß; man findet aber
auch nicht selten 8 bis 10 Fuß lange, die 5 bis 600
Pfund an Gewicht halten. Ja, Cetti spricht sogar
von einigen, die 1000 bis 1800 Pfund sollen gewo-
gen haben. Der Thunfisch nährt sich vom Raube
kleinerer Seefische, die er auf folgende, dem Anscheine
nach sinnreiche Weise, jedoch bloß instinktmäßig, zu
fangen weiß. Da, wo er eine Menge Fische bei-
sammen findet, schwimmt er in schneckenförmigen
Kreisen so lange um sie herum, bis er das Wasser
in einen Wirbel bewegt hat, in denselben treibt er
nun die Schaar zusammen und verschluckt, was ihm
beliebt. Jn den nördlichen Meeresgegenden ist der
gemeine Häring, in den wärmern, vorzüglich unter
den sogenannten fliegenden Fischen, der fliegende
Häring, sein Raub. Er selbst wird von den großen
Haien und den Schwertfischen verfolgt, und von
einem gewissen Jnsekt geplagt. Das Letztere soll
einem Scorpion ähnlich, und einer mittelmäßigen
Spinne an Größe gleich seyn. Es sitzt hinter den
Brustflossen, und nagt daselbst so heftig, daß der
Fisch vor Angst bisweilen neben den Schiffen aus
dem Wasser springen, und auf die Verdecke fallen
soll. Des vortrefflichen, wohlschmeckenden Fleisches
wegen stellen sowohl die Seefahrer als die Küsten-
bewohner dem Thunfische eifrig nach. Auf den Schiffen
fängt man ihn mit herabgelassenen Schnuren und
Haken, woran ein Häring oder ein ähnlicher Fisch
befestigt ist. Auch verfertigt man einen fliegenden
Häring von Blei oder Zinn, macht ihm Flossen von
weißen Federn, henkt ihn an eine Schnur an, und
läßt ihn an der Meeresfläche schwimmen. Der be-
gierige Thunfisch schnappt nach der vermeinten Beute,
und fängt sich. Sonst wissen ihn die Fischer auch
mit Harpunen und Netzen zu fangen. Jn Neapel
und Sizilien, wo man sich am meisten mit dem Fange
des Thunfisches beschäftigt, werden dazu kostbare
Anstalten gemacht, und der Fang selbst ist eine Volks-
lustbarkeit. Diese Anstalten führen den Namen To-
maros, und machen gleichsam eine Art von Festung
im Wasser aus. Sie bestehen aus vielen starken
Netzen, welche zwischen den Felsen und Jnseln, die
der Thunfisch am häufigsten besucht, mit Ankern und
Bleistücken auf dem Meeresgrunde befestigt werden.
Die Eingänge zwischen den Felsen werden mit Netzen
verschlossen, und nur einer, welcher zu dem soge-
nannten Saale führt, bleibt offen. Die Tomaros
enthalten mehr oder weniger durch Netze von ein-
ander abgesonderte Zimmer, wovon das hintere alle-
zeit die Todtenkammer genannt wird. Jn der Nähe
halten die Fischer auf einem Felsen oder Nachen
Wache, um zu sehen, wann die Fische ankommen.
Durch den offenen Eingang kommen sie in den Saal;
ist dieß geschehen, so verschließt man den Eingang
mit einem herabgelassenen Netze; die Thüre des er-
sten Zimmers, welches zunächst am Saal steht, wird
aufgezogen, und die Fische werden aus dem Saal
hineingetrieben. Hat man eine hinlängliche Anzahl
von Fischen in den Zimmern eingesperrt, so werden
sie in das letzte oder in die Todeskammer getrieben,
welche aus stärkern Netzen besteht. Nun geht das
[Spaltenumbruch] Schlachten an, welches darin besteht, daß entweder
die Fischer oder vornehme Zuschauer in Fahrzeugen
die Fische mit Speeren zu erstechen, oder mit Wurf-
pfeilen zu erlegen suchen. So lange man den Thun-
fisch nicht angreift, liegt er ziemlich ruhig in der
Todeskammer; fühlt er sich aber verfolgt und ver-
wundet, so wüthet er entsetzlich im Wasser, zersprengt
nicht selten die Netze, obgleich sie sehr fest sind, und
zerschmettert sich öfters den Kopf an den Felsen,
Ankern oder Fahrzeugen. Nach Swinburne tritt
der Thunfisch ungefähr um die Frühlingsnachtgleiche
in die mittelländische See ein, wobei die Schaaren,
in welchen er schwimmt, einen dreieckigen Phalanx
( Heerordnung ) bilden. Bei seinem Eintritte hält er
sich an den europäischen, bei der Rückkehr an den
afrikanischen Küsten. Bei den Tomaros steht ein
Mann auf einem hohen Felsen Wache, um die An-
kunft der Fische zu beobachten, und um das Zeichen
zu geben, daß man, wenn sie den Eingang passirt
sind, das Fallnetz niederlassen soll. Die Unterneh-
mer dieser wichtigen Fischereien, wobei meistens in
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den, müssen dem Könige oder dem Grundherrn, auf
dessen Boden sie den Hauptflügel der Tomaros be-
festigen, eine gewisse Abgabe dafür bezahlen, die er-
höhet wird, wenn der Fang gut ausfällt. Es herrscht
eine große Verschiedenheit im Geschmacke des Flei-
sches nach den verschiedenen Theilen des Thunfisches.
An einigen soll das Fleisch sehr weich seyn, und wie
Kalbfleisch schmecken, an andern dagegen derb und
dem Schweinfleische ähnlich. Swinburne meldet,
daß die Schnauze der leckerste Theil sey. Bei den
alten Römern wurde der eingesalzene Bauch, Ta-
rantellum genannt, für das beste Stück am Thun-
fische gehalten. Vom Mai bis zum Oktober ißt man
in Unteritalien diesen Fisch frisch; in der übrigen
Zeit, wo auch einige gefangen werden, zerschneidet
man ihn in Scheiben, und salzt ihn in Fässern ein;
er wird aber auch stückweise auf dem Roste gebra-
ten, mit Baumöl, Weinessig, Salz, Pfeffer und an-
derem Gewürz eingelegt, durch ganz Europa ver-
sendet. Nach dem Zeugnisse mehrerer Schriftsteller
soll das Fleisch der in nördlichen Gewässern gefan-
genen Thunfische ebenfalls sehr gut schmecken. Bei
den Alten war der Thunfisch der Diana geheiligt,
und ein Sinnbild der ehelichen Treue; daher aß
man ihn auf Hochzeiten.



Stimmen des Auslandes über Böhmen.

Jn einem im Laufe des heurigen Jahres in
Leipzig erschienenen Werke lesen wir Folgendes:
Böhmen, von Bergen umgürtet, wie ein Götter-
kind von Riesen bewacht, durchrauscht von wunder-
baren Sagen, erfüllt mit Heldenerinnerungen einer
großen Zeit, reich, gesegnet, kräftig im Marke, ist
eine der kostbarsten Juwelen in Oesterreichs strahlen-
der Kaiserkrone, und die nördlichst gelegene Provinz
desselben Staates. Wer hätte nicht gehört von der
fabelhaften Libussa und ihrem Vater Krok, vom
Wischehrad, von Wlasta, der Amazonenheldin
und ihrer Schaar, vom heiligen Adalbert, dem
Heidenbekehrer, vom tapfern Fürsten Brunswig,
von den Rittern, die im Berge Blanik schlafen,
und dereinst wiederkehren werden; wer hätte nicht
gelesen von der heidnischen Drahomira und der
heiligen Ludmila, vom frommen König Wenzel,
vom Helden Bretislaw, von der fürstlichen Magd
[Ende Spaltensatz]

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Jn den nördlichen Meeresgegenden ist der gemeine Häring, in den wärmern, vorzüglich unter den sogenannten fliegenden Fischen, der fliegende Häring, sein Raub. Er selbst wird von den großen Haien und den Schwertfischen verfolgt, und von einem gewissen Jnsekt geplagt. Das Letztere soll einem Scorpion ähnlich, und einer mittelmäßigen Spinne an Größe gleich seyn. Es sitzt hinter den Brustflossen, und nagt daselbst so heftig, daß der Fisch vor Angst bisweilen neben den Schiffen aus dem Wasser springen, und auf die Verdecke fallen soll. Des vortrefflichen, wohlschmeckenden Fleisches wegen stellen sowohl die Seefahrer als die Küsten- bewohner dem Thunfische eifrig nach. Auf den Schiffen fängt man ihn mit herabgelassenen Schnuren und Haken, woran ein Häring oder ein ähnlicher Fisch befestigt ist. Auch verfertigt man einen fliegenden Häring von Blei oder Zinn, macht ihm Flossen von weißen Federn, henkt ihn an eine Schnur an, und läßt ihn an der Meeresfläche schwimmen. Der be- gierige Thunfisch schnappt nach der vermeinten Beute, und fängt sich. Sonst wissen ihn die Fischer auch mit Harpunen und Netzen zu fangen. Jn Neapel und Sizilien, wo man sich am meisten mit dem Fange des Thunfisches beschäftigt, werden dazu kostbare Anstalten gemacht, und der Fang selbst ist eine Volks- lustbarkeit. Diese Anstalten führen den Namen To- maros, und machen gleichsam eine Art von Festung im Wasser aus. Sie bestehen aus vielen starken Netzen, welche zwischen den Felsen und Jnseln, die der Thunfisch am häufigsten besucht, mit Ankern und Bleistücken auf dem Meeresgrunde befestigt werden. Die Eingänge zwischen den Felsen werden mit Netzen verschlossen, und nur einer, welcher zu dem soge- nannten Saale führt, bleibt offen. Die Tomaros enthalten mehr oder weniger durch Netze von ein- ander abgesonderte Zimmer, wovon das hintere alle- zeit die Todtenkammer genannt wird. 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So lange man den Thun- fisch nicht angreift, liegt er ziemlich ruhig in der Todeskammer; fühlt er sich aber verfolgt und ver- wundet, so wüthet er entsetzlich im Wasser, zersprengt nicht selten die Netze, obgleich sie sehr fest sind, und zerschmettert sich öfters den Kopf an den Felsen, Ankern oder Fahrzeugen. Nach Swinburne tritt der Thunfisch ungefähr um die Frühlingsnachtgleiche in die mittelländische See ein, wobei die Schaaren, in welchen er schwimmt, einen dreieckigen Phalanx ( Heerordnung ) bilden. Bei seinem Eintritte hält er sich an den europäischen, bei der Rückkehr an den afrikanischen Küsten. Bei den Tomaros steht ein Mann auf einem hohen Felsen Wache, um die An- kunft der Fische zu beobachten, und um das Zeichen zu geben, daß man, wenn sie den Eingang passirt sind, das Fallnetz niederlassen soll. Die Unterneh- mer dieser wichtigen Fischereien, wobei meistens in kurzer Zeit eine beträchtliche Menge gefangen wer- den, müssen dem Könige oder dem Grundherrn, auf dessen Boden sie den Hauptflügel der Tomaros be- festigen, eine gewisse Abgabe dafür bezahlen, die er- höhet wird, wenn der Fang gut ausfällt. Es herrscht eine große Verschiedenheit im Geschmacke des Flei- sches nach den verschiedenen Theilen des Thunfisches. An einigen soll das Fleisch sehr weich seyn, und wie Kalbfleisch schmecken, an andern dagegen derb und dem Schweinfleische ähnlich. Swinburne meldet, daß die Schnauze der leckerste Theil sey. Bei den alten Römern wurde der eingesalzene Bauch, Ta- rantellum genannt, für das beste Stück am Thun- fische gehalten. 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Jn einem im Laufe des heurigen Jahres in Leipzig erschienenen Werke lesen wir Folgendes: „ Böhmen, von Bergen umgürtet, wie ein Götter- kind von Riesen bewacht, durchrauscht von wunder- baren Sagen, erfüllt mit Heldenerinnerungen einer großen Zeit, reich, gesegnet, kräftig im Marke, ist eine der kostbarsten Juwelen in Oesterreichs strahlen- der Kaiserkrone, und die nördlichst gelegene Provinz desselben Staates. Wer hätte nicht gehört von der fabelhaften Libussa und ihrem Vater Krok, vom Wischehrad, von Wlasta, der Amazonenheldin und ihrer Schaar, vom heiligen Adalbert, dem Heidenbekehrer, vom tapfern Fürsten Brunswig, von den Rittern, die im Berge Blanik schlafen, und dereinst wiederkehren werden; wer hätte nicht gelesen von der heidnischen Drahomira und der heiligen Ludmila, vom frommen König Wenzel, vom Helden Bretislaw, von der fürstlichen Magd

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 46. Prag, 1835, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama46_1835/2>, abgerufen am 16.07.2024.