Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 13. Leipzig (Sachsen), 1. April 1843Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Nr. 13. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 1. April 1843. Zimmerfatalitäten. *)
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]
Herr P. hatte das Unglück, überall Unglück zu haben; *) Die Abbildung ist aus den im Verlage von J. J. We-
ber in Leipzig erscheinenden "Kleinen Leiden des menschlichen Lebens" entlehnt. Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Nr. 13. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 1. April 1843. Zimmerfatalitäten. *)
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Herr P. hatte das Unglück, überall Unglück zu haben; *) Die Abbildung ist aus den im Verlage von J. J. We-
ber in Leipzig erscheinenden „Kleinen Leiden des menschlichen Lebens“ entlehnt. <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[97]"/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#c #fr">Das Pfennig=Magazin<lb/> für<lb/><hi rendition="#g">Belehrung und Unterhaltung</hi>.</hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <docImprint><hi rendition="#fr">Nr</hi>. 13. ] <hi rendition="#c">Neue Folge. Erster Jahrgang.</hi><docDate><hi rendition="#right">[ 1. <hi rendition="#g">April</hi> 1843.</hi></docDate></docImprint> </titlePage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </front> <body> <div type="jArticle" n="1"> <head><hi rendition="#fr">Zimmerfatalitäten</hi>. <note place="foot" n="*)">Die Abbildung ist aus den im Verlage von J. J. We-<lb/> ber in Leipzig erscheinenden „Kleinen Leiden des menschlichen<lb/> Lebens“ entlehnt.</note></head><lb/> <figure/> <cb type="start"/> <p><hi rendition="#in">H</hi>err P. hatte das Unglück, überall Unglück zu haben;<lb/> er mochte wachen oder schlafen, stehen oder gehen, die<lb/> Hände regen oder in den Schoos legen, er konnte dar-<lb/> auf schwören, daß ihm ein Malheur begegnen würde,<lb/> und nie kam ein Unfall allein, immer ein ganzes Regi-<lb/> ment. Zum Glück war er ein Philosoph von altem<lb/> Schrot und Korn, der einen Puff vertragen konnte. Er<lb/> suchte die Ursache der Fatalitäten, die ihm passirten,<lb/> nicht außer sich, sondern in sich, und fand bei jedem<lb/> Übel, welches ihn traf, daß er ihm bei größerer Umsicht,<lb/> bei gespannterer Aufmerksamkeit, bei genauerer Unter-<lb/> suchung seiner Umgebungen recht leicht hätte entgehen<lb/><cb n="2"/> können. Bei diesem Benehmen gegen sich selbst konnte<lb/> es nicht fehlen, daß sich nach und nach ein System von<lb/> Regeln in seinem Kopfe zusammengestellt hatte, das er<lb/> zum Heile der Menschheit durch den Druck zum Ge-<lb/> meingut aller vernünftigen Glieder derselben machen zu<lb/> müssen glaubte. Aber zum Unglück des großen Publi-<lb/> cums fand er lange Zeit keinen Verleger. Da erschie-<lb/> nen endlich im Verlage von J. J. Weber in Leipzig<lb/> „Die kleinen Leiden des menschlichen Lebens“, die er alle<lb/> von Kindesbeinen auf schon zehnmal durchgefühlt hatte,<lb/> und öffneten den Verlegern die Augen für den Werth<lb/> einer Schrift, wie er sie schreiben wollte. Es war ein<lb/> kalter Novemberabend, als er sein unsterbliches Werk<lb/> über die Kunst, den kleinen Leiden des Lebens zu ent-<lb/> gehen, begann. Vorsichtig hatte er die Lampe angezün-<lb/> det, das Papier zurechtgelegt, die Stahlfedern probirt<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [[97]/0001]
Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.
Nr. 13. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 1. April 1843.
Zimmerfatalitäten. *)
[Abbildung]
Herr P. hatte das Unglück, überall Unglück zu haben;
er mochte wachen oder schlafen, stehen oder gehen, die
Hände regen oder in den Schoos legen, er konnte dar-
auf schwören, daß ihm ein Malheur begegnen würde,
und nie kam ein Unfall allein, immer ein ganzes Regi-
ment. Zum Glück war er ein Philosoph von altem
Schrot und Korn, der einen Puff vertragen konnte. Er
suchte die Ursache der Fatalitäten, die ihm passirten,
nicht außer sich, sondern in sich, und fand bei jedem
Übel, welches ihn traf, daß er ihm bei größerer Umsicht,
bei gespannterer Aufmerksamkeit, bei genauerer Unter-
suchung seiner Umgebungen recht leicht hätte entgehen
können. Bei diesem Benehmen gegen sich selbst konnte
es nicht fehlen, daß sich nach und nach ein System von
Regeln in seinem Kopfe zusammengestellt hatte, das er
zum Heile der Menschheit durch den Druck zum Ge-
meingut aller vernünftigen Glieder derselben machen zu
müssen glaubte. Aber zum Unglück des großen Publi-
cums fand er lange Zeit keinen Verleger. Da erschie-
nen endlich im Verlage von J. J. Weber in Leipzig
„Die kleinen Leiden des menschlichen Lebens“, die er alle
von Kindesbeinen auf schon zehnmal durchgefühlt hatte,
und öffneten den Verlegern die Augen für den Werth
einer Schrift, wie er sie schreiben wollte. Es war ein
kalter Novemberabend, als er sein unsterbliches Werk
über die Kunst, den kleinen Leiden des Lebens zu ent-
gehen, begann. Vorsichtig hatte er die Lampe angezün-
det, das Papier zurechtgelegt, die Stahlfedern probirt
*) Die Abbildung ist aus den im Verlage von J. J. We-
ber in Leipzig erscheinenden „Kleinen Leiden des menschlichen
Lebens“ entlehnt.
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