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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 13. Leipzig (Sachsen), 1. April 1843

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[Beginn Spaltensatz] Steinpflaster, obgleich es Urwälder in der Nähe gibt
und das Schierlingstannenholz, das man am besten
dazu findet, wegen seiner sonstigen Nutzlosigkeit sehr bil-
lig und der Transport an den Küsten sehr leicht ist.
Die Holzklötze kommen eine Viertelelle hoch und etwas
breiter, sechsseitig, alle gleich geschnitten aus den Säge-
mühlen von Maine. Man muß den Grund sehr tief
ausgraben und mit Sand ausfüllen. Die Klötze wer-
den auf den Sand gestellt und fest gerammt wie Steine.
Der tiefe lose Grund ist nöthig, damit sich das Was-
ser einziehen kann. Jeder Klotz, der sich tiefer setzt als
die andern, muß wieder herausgezogen, mit Sand un-
terfüllt und wieder niedergerammt werden. Dies bedarf
einer großen Sorgfalt, besonders anfangs. Später steht
das Pflaster leichter gut. Ein solches Holzpflaster nutzt
sich sehr langsam ab, läßt sich leicht reinlich halten, ist
aber etwas gefährlich für die Pferde, wenn es naß ist
oder beeist. Die Oberfläche wird durch den eingeschla-
genen Sand völlig steinartig und ist weniger gewölbt,
als beim Steinpflaster. Das geringe Geräusch, welches
die Fuhrwerke darauf machen, und der Schwung, den
sie erhalten, sind große Vortheile, die bei keinem andern
Pflaster möglich sind.



Eine Tigerjagd.

Man hatte uns gesagt, erzählt ein Reisender, daß das
Rohrdickicht einem Tiger zum Schlupfwinkel diene, und ich
hatte mich beeilt, mich zu den Jägern zu gesellen, welche
entschlossen waren, ihn in seinem Lager anzugreifen. Der
zu unserm Jagdzuge festgesetzte Tag war gekommen und
unsere Elefanten erwarteten uns vor dem Thore des
Hauses. Einer von ihnen, ein wandelndes Orchester,
trug bereits auf seinen Schultern eine Truppe Musiker
des Landes die bereit waren, aus Leibeskraft in ihre
volltönenden Jnstrumente zu stoßen; ein zweiter war mit
einem ganzen Fenerwerksmagazine beladen, mit welchem
man den Tiger, im Fall er nicht freiwillig seine Do-
maine verlassen würde, dazu zwingen zu können meinte;
mehre andere hatten für die bejahrten Jäger kleine Zelte
auf ihrem Rücken; noch andere, welche den flinkern
Kämpfern zu Festungen dienen sollten, waren mit
dicken Matratzen belegt, welche mit Gurten an den
Leib befestigt waren. Jeder der Jäger war mit einem
Dolche und zwei Flinten bewaffnet. Das Ganze hatte
ein sehr kriegerisches Ansehen. Als die Stunde zum
Aufbruch kam, ließen sich die Elefanten auf die Knie,
um uns ihre Besteigung zu erleichtern, und die Kornaks,
jeder mit einem tüchtigen Stachel versehen, nahmen ihren
Platz auf den Hälsen der Thiere. Wie man lange auf
dem Meere gewesen sein muß, um sich auf einem von
den Fluten hin und her geworfenen Schiffe aufrecht zu
erhalten, so braucht man auch lange Zeit, ehe man ohne
Ungemach den Trott eines Elefanten ertragen kann.
Mir war es, als wäre ich seekrank, ich fühlte meine
Glieder nicht.

Unterwegs hatten wir einen ziemlich tiefen Fluß zu
passiren Mein Elefant stürzte sich muthig in den Strom.
Alsbald verlor er den Boden und ich glaubte schon, daß
ich den Freuden der Jagd Valet sagen müßte. Selbst
die Matratze war unter dem Wasser und ich sah nur
noch den Kopf des schweren Thiers, welches die Fluten
mit seinen beiden gigantischen Ohren wie mit Rudern
schlug und seinen Rüssel wie einen Mast emporrichtete.
Wir erreichten jedoch glücklich das andere Ufer und ich
kam mit einem tüchtigen Bade davon.

[Spaltenumbruch]

Als wir später durch ein kleines Dorf zogen, hatte ich
einen Schreck, der mir einen Schrei des Entsetzens ent-
riß. Ein kleines Kind lag seiner ganzen Länge nach
auf der Straße und war schon unter den Füßen meines
Elefanten. Es rührte sich nicht von der Stelle und
mußte meiner Ansicht nach im nächsten Augenblicke zer-
malmt werden; aber plötzlich ergriff der Koloß, der mich
trug, den kleinen Tollkopf mit seinem Rüssel und setzte
ihn sanft auf das Dach der nächsten Hütte.

Durch dieses liebenswürdige Verfahren bestimmt, war
ich höchlich entrüstet, als ich einige Augenblicke später
einen Kornak den Kopf seines Elefanten mit dem Stachel
schrecklich zerarbeiten sah. Das arme Thier war ganz
blutig und ich erstaunte nicht wenig, daß es diese un-
würdige Behandlung so geduldig ertrug; aber ein Ele-
fant weiß für seine Rache die Zeit abzuwarten.

Wir erreichten endlich das Rohrdickicht und unsere
Musiker setzten ihre Jnstrumente an den Mund. Als sich
unser Peloton in eine Linie auseinandergewickelt hatte,
begann die Schlacht. Eine Viertelstunde verging, ehe
man die Spuren des Tigers entdeckte. Endlich verkün-
digte uns ein Flintenschuß, daß er seinen Aufenthaltsort
verlassen; bald darauf sah ich ihn seine Richtung auf
uns zu nehmen. Wir nahmen ihn aufs Korn zugleich
mit den Jägern auf dem nächsten Elefanten. Eine Ku-
gel traf ihn. Das verwundete Thier kehrte nun wieder
um und verschwand aufs neue im Dickicht. Während
die meisten Jäger ihre Richtung nach dem Orte seines
Verschwindens nahmen, hörte ich in einiger Entfernung
einen herzzerreißenden Schrei. Jch befahl dem Kornak,
uns an den Ort zu bringen, woher der Schrei gekom-
men war. Ein schauderhaftes Schauspiel erwartete mich.
Der Elefant, der einige Minuten früher von seinem
Kornak so gemartert worden war, hatte ihn mit seinem
Rüssel ergriffen, mit aller seiner Kraft zur Erde geschleu-
dert und eben mit seinen breiten Füßen zertreten. Der
Unglückliche war bereits nichts mehr als ein unförmlicher
Haufen von blutigen Lumpen. Das Thier eilte, nach-
dem sein Rachedurst gestillt war, ohne seinen Führer in
das nächste Dorf.

Jch war vor Entsetzen außer mir und suchte wieder
zu meinen Reisegenossen zu kommen, um die peinlichen
Gefühle loszuwerden, welche dieses Schauspiel in mir
zurückgelassen hatte. Da der Tiger entschlossen schien,
seinen Schlupfwinkel nicht wieder zu verlassen, so ließ
man den Feuerwerkselefanten vortreten und bald flogen
die Raketen wie feurige Schlangen in allen Richtungen
durch das Rohr. Unglücklicherweise fing das Röhricht
Feuer und der Brand verbreitete sich mit einer reißenden
Schnelligkeit. Einer der Elefanten blieb überrascht stehen.
Umsonst stach ihn sein Kornak den Stachel in den Hals,
er blieb wie eingewurzelt an seiner Stelle und brüllte
vor Entsetzen. Die Jäger, welche auf ihm waren, muß-
ten herabspringen, um sich durch die Flucht zu retten.
Schon war das Röhricht ein Feuermeer und der er-
schrockene Elefant hatte seine Stelle noch nicht verlassen.
Da sahen wir ihn plötzlich mit hoch in die Luft gestreck-
tem Rüssel, die Seiten mit seinem Schwanze peitschend
und wüthende Sprünge machend, aus der Glut heraus-
kommen. Seine Haut sah wie Kalk aus. Außer sich
vor Schmerz stürzte er sich in einen kleinen Fluß und
tauchte darin bis an den Kopf unter, aber kaum war
er wieder herausgekommen, als er hinfiel und klägliche
Töne ausstieß. Nach einigen Minuten war er todt.

Der Brand wurde immer stärker; die Flammen leck-
ten mit feurigen Zungen die Wolken; die wilden und
reißenden Thiere, welche das Dickicht bewohnten, waren
in Bewegung und brüllten vor Angst; die Schlangen
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Steinpflaster, obgleich es Urwälder in der Nähe gibt
und das Schierlingstannenholz, das man am besten
dazu findet, wegen seiner sonstigen Nutzlosigkeit sehr bil-
lig und der Transport an den Küsten sehr leicht ist.
Die Holzklötze kommen eine Viertelelle hoch und etwas
breiter, sechsseitig, alle gleich geschnitten aus den Säge-
mühlen von Maine. Man muß den Grund sehr tief
ausgraben und mit Sand ausfüllen. Die Klötze wer-
den auf den Sand gestellt und fest gerammt wie Steine.
Der tiefe lose Grund ist nöthig, damit sich das Was-
ser einziehen kann. Jeder Klotz, der sich tiefer setzt als
die andern, muß wieder herausgezogen, mit Sand un-
terfüllt und wieder niedergerammt werden. Dies bedarf
einer großen Sorgfalt, besonders anfangs. Später steht
das Pflaster leichter gut. Ein solches Holzpflaster nutzt
sich sehr langsam ab, läßt sich leicht reinlich halten, ist
aber etwas gefährlich für die Pferde, wenn es naß ist
oder beeist. Die Oberfläche wird durch den eingeschla-
genen Sand völlig steinartig und ist weniger gewölbt,
als beim Steinpflaster. Das geringe Geräusch, welches
die Fuhrwerke darauf machen, und der Schwung, den
sie erhalten, sind große Vortheile, die bei keinem andern
Pflaster möglich sind.



Eine Tigerjagd.

Man hatte uns gesagt, erzählt ein Reisender, daß das
Rohrdickicht einem Tiger zum Schlupfwinkel diene, und ich
hatte mich beeilt, mich zu den Jägern zu gesellen, welche
entschlossen waren, ihn in seinem Lager anzugreifen. Der
zu unserm Jagdzuge festgesetzte Tag war gekommen und
unsere Elefanten erwarteten uns vor dem Thore des
Hauses. Einer von ihnen, ein wandelndes Orchester,
trug bereits auf seinen Schultern eine Truppe Musiker
des Landes die bereit waren, aus Leibeskraft in ihre
volltönenden Jnstrumente zu stoßen; ein zweiter war mit
einem ganzen Fenerwerksmagazine beladen, mit welchem
man den Tiger, im Fall er nicht freiwillig seine Do-
maine verlassen würde, dazu zwingen zu können meinte;
mehre andere hatten für die bejahrten Jäger kleine Zelte
auf ihrem Rücken; noch andere, welche den flinkern
Kämpfern zu Festungen dienen sollten, waren mit
dicken Matratzen belegt, welche mit Gurten an den
Leib befestigt waren. Jeder der Jäger war mit einem
Dolche und zwei Flinten bewaffnet. Das Ganze hatte
ein sehr kriegerisches Ansehen. Als die Stunde zum
Aufbruch kam, ließen sich die Elefanten auf die Knie,
um uns ihre Besteigung zu erleichtern, und die Kornaks,
jeder mit einem tüchtigen Stachel versehen, nahmen ihren
Platz auf den Hälsen der Thiere. Wie man lange auf
dem Meere gewesen sein muß, um sich auf einem von
den Fluten hin und her geworfenen Schiffe aufrecht zu
erhalten, so braucht man auch lange Zeit, ehe man ohne
Ungemach den Trott eines Elefanten ertragen kann.
Mir war es, als wäre ich seekrank, ich fühlte meine
Glieder nicht.

Unterwegs hatten wir einen ziemlich tiefen Fluß zu
passiren Mein Elefant stürzte sich muthig in den Strom.
Alsbald verlor er den Boden und ich glaubte schon, daß
ich den Freuden der Jagd Valet sagen müßte. Selbst
die Matratze war unter dem Wasser und ich sah nur
noch den Kopf des schweren Thiers, welches die Fluten
mit seinen beiden gigantischen Ohren wie mit Rudern
schlug und seinen Rüssel wie einen Mast emporrichtete.
Wir erreichten jedoch glücklich das andere Ufer und ich
kam mit einem tüchtigen Bade davon.

[Spaltenumbruch]

Als wir später durch ein kleines Dorf zogen, hatte ich
einen Schreck, der mir einen Schrei des Entsetzens ent-
riß. Ein kleines Kind lag seiner ganzen Länge nach
auf der Straße und war schon unter den Füßen meines
Elefanten. Es rührte sich nicht von der Stelle und
mußte meiner Ansicht nach im nächsten Augenblicke zer-
malmt werden; aber plötzlich ergriff der Koloß, der mich
trug, den kleinen Tollkopf mit seinem Rüssel und setzte
ihn sanft auf das Dach der nächsten Hütte.

Durch dieses liebenswürdige Verfahren bestimmt, war
ich höchlich entrüstet, als ich einige Augenblicke später
einen Kornak den Kopf seines Elefanten mit dem Stachel
schrecklich zerarbeiten sah. Das arme Thier war ganz
blutig und ich erstaunte nicht wenig, daß es diese un-
würdige Behandlung so geduldig ertrug; aber ein Ele-
fant weiß für seine Rache die Zeit abzuwarten.

Wir erreichten endlich das Rohrdickicht und unsere
Musiker setzten ihre Jnstrumente an den Mund. Als sich
unser Peloton in eine Linie auseinandergewickelt hatte,
begann die Schlacht. Eine Viertelstunde verging, ehe
man die Spuren des Tigers entdeckte. Endlich verkün-
digte uns ein Flintenschuß, daß er seinen Aufenthaltsort
verlassen; bald darauf sah ich ihn seine Richtung auf
uns zu nehmen. Wir nahmen ihn aufs Korn zugleich
mit den Jägern auf dem nächsten Elefanten. Eine Ku-
gel traf ihn. Das verwundete Thier kehrte nun wieder
um und verschwand aufs neue im Dickicht. Während
die meisten Jäger ihre Richtung nach dem Orte seines
Verschwindens nahmen, hörte ich in einiger Entfernung
einen herzzerreißenden Schrei. Jch befahl dem Kornak,
uns an den Ort zu bringen, woher der Schrei gekom-
men war. Ein schauderhaftes Schauspiel erwartete mich.
Der Elefant, der einige Minuten früher von seinem
Kornak so gemartert worden war, hatte ihn mit seinem
Rüssel ergriffen, mit aller seiner Kraft zur Erde geschleu-
dert und eben mit seinen breiten Füßen zertreten. Der
Unglückliche war bereits nichts mehr als ein unförmlicher
Haufen von blutigen Lumpen. Das Thier eilte, nach-
dem sein Rachedurst gestillt war, ohne seinen Führer in
das nächste Dorf.

Jch war vor Entsetzen außer mir und suchte wieder
zu meinen Reisegenossen zu kommen, um die peinlichen
Gefühle loszuwerden, welche dieses Schauspiel in mir
zurückgelassen hatte. Da der Tiger entschlossen schien,
seinen Schlupfwinkel nicht wieder zu verlassen, so ließ
man den Feuerwerkselefanten vortreten und bald flogen
die Raketen wie feurige Schlangen in allen Richtungen
durch das Rohr. Unglücklicherweise fing das Röhricht
Feuer und der Brand verbreitete sich mit einer reißenden
Schnelligkeit. Einer der Elefanten blieb überrascht stehen.
Umsonst stach ihn sein Kornak den Stachel in den Hals,
er blieb wie eingewurzelt an seiner Stelle und brüllte
vor Entsetzen. Die Jäger, welche auf ihm waren, muß-
ten herabspringen, um sich durch die Flucht zu retten.
Schon war das Röhricht ein Feuermeer und der er-
schrockene Elefant hatte seine Stelle noch nicht verlassen.
Da sahen wir ihn plötzlich mit hoch in die Luft gestreck-
tem Rüssel, die Seiten mit seinem Schwanze peitschend
und wüthende Sprünge machend, aus der Glut heraus-
kommen. Seine Haut sah wie Kalk aus. Außer sich
vor Schmerz stürzte er sich in einen kleinen Fluß und
tauchte darin bis an den Kopf unter, aber kaum war
er wieder herausgekommen, als er hinfiel und klägliche
Töne ausstieß. Nach einigen Minuten war er todt.

Der Brand wurde immer stärker; die Flammen leck-
ten mit feurigen Zungen die Wolken; die wilden und
reißenden Thiere, welche das Dickicht bewohnten, waren
in Bewegung und brüllten vor Angst; die Schlangen
[Ende Spaltensatz]

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Jch war vor Entsetzen außer mir und suchte wieder zu meinen Reisegenossen zu kommen, um die peinlichen Gefühle loszuwerden, welche dieses Schauspiel in mir zurückgelassen hatte. Da der Tiger entschlossen schien, seinen Schlupfwinkel nicht wieder zu verlassen, so ließ man den Feuerwerkselefanten vortreten und bald flogen die Raketen wie feurige Schlangen in allen Richtungen durch das Rohr. Unglücklicherweise fing das Röhricht Feuer und der Brand verbreitete sich mit einer reißenden Schnelligkeit. Einer der Elefanten blieb überrascht stehen. Umsonst stach ihn sein Kornak den Stachel in den Hals, er blieb wie eingewurzelt an seiner Stelle und brüllte vor Entsetzen. Die Jäger, welche auf ihm waren, muß- ten herabspringen, um sich durch die Flucht zu retten. Schon war das Röhricht ein Feuermeer und der er- schrockene Elefant hatte seine Stelle noch nicht verlassen. Da sahen wir ihn plötzlich mit hoch in die Luft gestreck- tem Rüssel, die Seiten mit seinem Schwanze peitschend und wüthende Sprünge machend, aus der Glut heraus- kommen. Seine Haut sah wie Kalk aus. Außer sich vor Schmerz stürzte er sich in einen kleinen Fluß und tauchte darin bis an den Kopf unter, aber kaum war er wieder herausgekommen, als er hinfiel und klägliche Töne ausstieß. Nach einigen Minuten war er todt. Der Brand wurde immer stärker; die Flammen leck- ten mit feurigen Zungen die Wolken; die wilden und reißenden Thiere, welche das Dickicht bewohnten, waren in Bewegung und brüllten vor Angst; die Schlangen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 13. Leipzig (Sachsen), 1. April 1843, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig013_1843/3>, abgerufen am 03.12.2024.