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Das Pfennig-Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 14. Leipzig, 8. April 1843.

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[Beginn Spaltensatz] zigen mächtigen Kaiser unterworfen, nachdem die Be-
herrscher von Madschapahit nach und nach die übrigen
Häuptlinge von Java unter ihre Oberhoheit gebracht hat-
ten. Mit dem Aufkommen des Jslams stürzte das stolze
madschapahitische Reich und zerfiel in acht unabhängige
Reiche, unter denen das von Padjang oder Matarew
bald das größte Übergewicht erlangte und seit 1616 das
ganze östliche Java nebst Madura umfaßte. Die Nie-
derländer benutzten schlau die Uneinigkeiten zwischen den
eingeborenen Fürsten und Häuptlingen, die mit der Re-
gierung der schwachen Sultane unzufrieden waren, streu-
ten allenthalben den Samen der Zwietracht aus und
wußten endlich den Thron der alten kaiserlichen Dynastie
zu stürzen, die Jnsel in viele Herrschaften zu zertheilen
und sich selbst den Besitz eines beträchtlichen Gebiets zu
sichern, das ihnen bald die völlige Herrschaft über die
Jnsel verlieh.

Die Umgestaltungen, welche die Handelsverhältnisse
Hollands im J. 1830 erfuhren, wo die durch die Rück-
sicht auf die Fabriken Belgiens gebotenen mannichfachen
Beschränkungen des Handels wegen der Losreißung Bel-
giens von Holland wieder aufgehoben werden konnten,
haben die Colonialwaarenproduction auf Java auf eine
beispiellose Weise befördert. Während 1829 auf Java
375,000 Ctr. Kaffee, 98,500 Ctr. Zucker, 46,369 Pf.
Jndigo gewonnen worden, betrug zehn Jahre darauf der
gewonnene Kaffee gegen 1 Million Ctr., ebenso viel der
Zucker und der Jndigo gegen 1 Million Pfund. Zu
diesen Producten ist neuerdings noch der Thee, dessen
Anbau mit Glück versucht und schnell erweitert worden
ist, besonders durch die Hülfe der chinesischen Bevölke-
rung, gekommen. Jm J. 1840 wurden an 70,000
Kilogramme Thee gewonnen und im laufenden Jahre
hofft man den Theeertrag verfünffacht zu sehen und in
nicht langer Zeit einen bedeutenden Theil des Theever-
brauchs in Europa und Amerika von Java aus liefern
zu können. Auch die Zimmtcultur ist in Java einge-
führt und es werden jährlich über 125,000 Kilometer
gewonnen; der durch Verlust Ceylons verlorene Zimmt-
handel lebt also in Java für die Holländer wieder auf.
Auf den Anbau der Gewürze wird nach der 1839 auf-
gehobenen Beschränkung ebenfalls ernstlich Bedacht ge-
nommen. Ferner sind hier mit Cochenille gemachte
Versuche mit dem besten Erfolge gekrönt worden; das-
selbe läßt sich vom Seidenbau sagen.

Wie großartig die Anpflanzungen sein müssen, davon
wird man sich einen Begriff machen können, wenn man
erwägt, daß im J. 1831 50 Mill. neue Kaffeebäume
gepflanzt wurden. Auf solche Weise verwandelt sich Java
in eine ungeheure Plantage, wo durch die Capitalien des
Mutterlandes die Thätigkeit der Bevölkerung gespornt
und der Wohlstand derselben von Tag zu Tag ver-
mehrt wird. Die ungeheure Zunahme der Colonialwaa-
renerzeugung auf Java ist vorzüglich mit Schuld, daß
sie in Westindien abnimmt. Die Einkünfte der Hollän-
der auf Java vermehren sich von Jahr zu Jahr; schon
im J. 1830 betrug die Bruttoeinnahme auf 20 Millio-
nen Thaler.



Ulmer Gerste.

Unter diesem Namen ist die feinste Sorte der Perl-
gerste zu verstehen, die ehemals hauptsächlich in Ulm
fabrizirt wurde, deren Bereitung aber seit vielen Jah-
ren in die Umgebungen der Stadt versetzt worden ist;
[Spaltenumbruch] wo mehre Rändelmühlen bestehen. Die ulmer Gerste
unterscheidet sich von der gerollten dadurch, daß sie aus
ganzen Körnern gerändelt wird, während die gerollte
vor der Rändelung gespalten wird, wodurch sie bedeu-
tend billiger, aber beiweitem weniger schön und gut
wird. Die echte ulmer Gerste ist rund, von der Größe
eines Senfkorns und blendendweiß, die gerollte ist
eckicht, von ungleicher Form und minder weiß, auch
nicht von der Haltbarkeit, wie die Ulmer, die unbescha-
det ihrer Güte Jahr und Tag aufbewahrt werden kann.
Man bedarf 8 Scheffel schöne rohe Gerste, um einen
Scheffel der feinsten ulmer Gerste zu machen, welche
darum mit Nr. 8 bezeichnet wird. Die schlechteste ist
die Hausgerste, von welcher 1 Scheffel aus 4 Schef-
feln roher Gerste gemacht wird, und welche daher durch
Nr. 4 bezeichnet wird. Zwischen beiden liegen die Num-
mern 5, 6 und 7 als Mittelsorten.



Miscellen.

Die dänische Kriegsflotte besteht gegenwärtig aus fünf
Linienschiffen zu 84 Kanonen, einem Linienschiffe zu 66 Kano-
nen; aus acht Fregatten zu 40--48 Kanonen; vier Corvet-
ten zu 20--26 Kanonen; fünf Briggs von 12--16, und
drei Schoonern von 6--8 Kanonen; ferner hat die königliche
Marine ein aus drei Kuttern und dem alten Linienschiff
"Phönix" errichtetes Blockschiff, drei Dampfschiffe von 40,
80 und 126 Pferdekraft und eine Ruderflottille von 81 Kano-
nenbooten und Jollen.



Vor Kurzem hat man in England bei dem Carlisleka-
nal eine Dampfmaschine in Bewegung gesetzt, welche in jeder
Minute nahe an 400 Eimer Wasser 56' hoch hebt, was in
12 Stunden eine Wassermasse von mehr als 300,000 Eimern
ausmacht, die dazu dienen soll, den Kanal mit dem nöthigen
Wasser zu speisen. Zu solcher ungeheuern Wirkung braucht
man täglich nur einen Aufwand von Brennmaterial, der noch
nicht einen Kronenthaler beträgt.



Der Verkehr der Stadt Triest hat im Jahre 1842 sehr
zugenommen. Es sind im genannten Jahre 1265 Schiffe
langer Fahrt und 6442 Küstenfahrzeuge mit einem Waaren-
werth von 57 Millionen Gulden angekommen, während im
Jahre 1841 nur 1038 Schiffe langer Fahrt und 7164 Kü-
stenfahrzeuge mit einem Waarenwerthe von 49 Millionen an-
kamen.



Literarische Anzeige.

Vollständig ist jetzt durch alle Buchhandlungen zu
beziehen:
Naturgeschichte
für
Landwirthe, Gärtner u. Techniker.
Herausgegeben

von
William Löbe.
Mit 20 lithographirten und illuminirten Tafeln.
Gr. 8. 2 Thlr.
( Auch in 5 Heften a 12 Ngr. zu beziehen. )

Dieses Werk, das in gedrängter [unleserliches Material - 9 Zeichen fehlen]Übersicht und populai-
rer Darstellung die wichtigsten Gegenstände der Naturreiche
behandelt, kann allen denkenden Landwirthen, Gärtnern und
Technikern empfohlen werden. Die dem Texte beigefügten
Abbildungen sind ebenso geschmackvoll als naturgetreu aus-
geführt.

Leipzig, im April 1843.

    F. A. Brockhaus.

[Ende Spaltensatz]

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

[Beginn Spaltensatz] zigen mächtigen Kaiser unterworfen, nachdem die Be-
herrscher von Madschapahit nach und nach die übrigen
Häuptlinge von Java unter ihre Oberhoheit gebracht hat-
ten. Mit dem Aufkommen des Jslams stürzte das stolze
madschapahitische Reich und zerfiel in acht unabhängige
Reiche, unter denen das von Padjang oder Matarew
bald das größte Übergewicht erlangte und seit 1616 das
ganze östliche Java nebst Madura umfaßte. Die Nie-
derländer benutzten schlau die Uneinigkeiten zwischen den
eingeborenen Fürsten und Häuptlingen, die mit der Re-
gierung der schwachen Sultane unzufrieden waren, streu-
ten allenthalben den Samen der Zwietracht aus und
wußten endlich den Thron der alten kaiserlichen Dynastie
zu stürzen, die Jnsel in viele Herrschaften zu zertheilen
und sich selbst den Besitz eines beträchtlichen Gebiets zu
sichern, das ihnen bald die völlige Herrschaft über die
Jnsel verlieh.

Die Umgestaltungen, welche die Handelsverhältnisse
Hollands im J. 1830 erfuhren, wo die durch die Rück-
sicht auf die Fabriken Belgiens gebotenen mannichfachen
Beschränkungen des Handels wegen der Losreißung Bel-
giens von Holland wieder aufgehoben werden konnten,
haben die Colonialwaarenproduction auf Java auf eine
beispiellose Weise befördert. Während 1829 auf Java
375,000 Ctr. Kaffee, 98,500 Ctr. Zucker, 46,369 Pf.
Jndigo gewonnen worden, betrug zehn Jahre darauf der
gewonnene Kaffee gegen 1 Million Ctr., ebenso viel der
Zucker und der Jndigo gegen 1 Million Pfund. Zu
diesen Producten ist neuerdings noch der Thee, dessen
Anbau mit Glück versucht und schnell erweitert worden
ist, besonders durch die Hülfe der chinesischen Bevölke-
rung, gekommen. Jm J. 1840 wurden an 70,000
Kilogramme Thee gewonnen und im laufenden Jahre
hofft man den Theeertrag verfünffacht zu sehen und in
nicht langer Zeit einen bedeutenden Theil des Theever-
brauchs in Europa und Amerika von Java aus liefern
zu können. Auch die Zimmtcultur ist in Java einge-
führt und es werden jährlich über 125,000 Kilometer
gewonnen; der durch Verlust Ceylons verlorene Zimmt-
handel lebt also in Java für die Holländer wieder auf.
Auf den Anbau der Gewürze wird nach der 1839 auf-
gehobenen Beschränkung ebenfalls ernstlich Bedacht ge-
nommen. Ferner sind hier mit Cochenille gemachte
Versuche mit dem besten Erfolge gekrönt worden; das-
selbe läßt sich vom Seidenbau sagen.

Wie großartig die Anpflanzungen sein müssen, davon
wird man sich einen Begriff machen können, wenn man
erwägt, daß im J. 1831 50 Mill. neue Kaffeebäume
gepflanzt wurden. Auf solche Weise verwandelt sich Java
in eine ungeheure Plantage, wo durch die Capitalien des
Mutterlandes die Thätigkeit der Bevölkerung gespornt
und der Wohlstand derselben von Tag zu Tag ver-
mehrt wird. Die ungeheure Zunahme der Colonialwaa-
renerzeugung auf Java ist vorzüglich mit Schuld, daß
sie in Westindien abnimmt. Die Einkünfte der Hollän-
der auf Java vermehren sich von Jahr zu Jahr; schon
im J. 1830 betrug die Bruttoeinnahme auf 20 Millio-
nen Thaler.



Ulmer Gerste.

Unter diesem Namen ist die feinste Sorte der Perl-
gerste zu verstehen, die ehemals hauptsächlich in Ulm
fabrizirt wurde, deren Bereitung aber seit vielen Jah-
ren in die Umgebungen der Stadt versetzt worden ist;
[Spaltenumbruch] wo mehre Rändelmühlen bestehen. Die ulmer Gerste
unterscheidet sich von der gerollten dadurch, daß sie aus
ganzen Körnern gerändelt wird, während die gerollte
vor der Rändelung gespalten wird, wodurch sie bedeu-
tend billiger, aber beiweitem weniger schön und gut
wird. Die echte ulmer Gerste ist rund, von der Größe
eines Senfkorns und blendendweiß, die gerollte ist
eckicht, von ungleicher Form und minder weiß, auch
nicht von der Haltbarkeit, wie die Ulmer, die unbescha-
det ihrer Güte Jahr und Tag aufbewahrt werden kann.
Man bedarf 8 Scheffel schöne rohe Gerste, um einen
Scheffel der feinsten ulmer Gerste zu machen, welche
darum mit Nr. 8 bezeichnet wird. Die schlechteste ist
die Hausgerste, von welcher 1 Scheffel aus 4 Schef-
feln roher Gerste gemacht wird, und welche daher durch
Nr. 4 bezeichnet wird. Zwischen beiden liegen die Num-
mern 5, 6 und 7 als Mittelsorten.



Miscellen.

Die dänische Kriegsflotte besteht gegenwärtig aus fünf
Linienschiffen zu 84 Kanonen, einem Linienschiffe zu 66 Kano-
nen; aus acht Fregatten zu 40—48 Kanonen; vier Corvet-
ten zu 20—26 Kanonen; fünf Briggs von 12—16, und
drei Schoonern von 6—8 Kanonen; ferner hat die königliche
Marine ein aus drei Kuttern und dem alten Linienschiff
„Phönix“ errichtetes Blockschiff, drei Dampfschiffe von 40,
80 und 126 Pferdekraft und eine Ruderflottille von 81 Kano-
nenbooten und Jollen.



Vor Kurzem hat man in England bei dem Carlisleka-
nal eine Dampfmaschine in Bewegung gesetzt, welche in jeder
Minute nahe an 400 Eimer Wasser 56' hoch hebt, was in
12 Stunden eine Wassermasse von mehr als 300,000 Eimern
ausmacht, die dazu dienen soll, den Kanal mit dem nöthigen
Wasser zu speisen. Zu solcher ungeheuern Wirkung braucht
man täglich nur einen Aufwand von Brennmaterial, der noch
nicht einen Kronenthaler beträgt.



Der Verkehr der Stadt Triest hat im Jahre 1842 sehr
zugenommen. Es sind im genannten Jahre 1265 Schiffe
langer Fahrt und 6442 Küstenfahrzeuge mit einem Waaren-
werth von 57 Millionen Gulden angekommen, während im
Jahre 1841 nur 1038 Schiffe langer Fahrt und 7164 Kü-
stenfahrzeuge mit einem Waarenwerthe von 49 Millionen an-
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( Auch in 5 Heften à 12 Ngr. zu beziehen. )

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behandelt, kann allen denkenden Landwirthen, Gärtnern und
Technikern empfohlen werden. Die dem Texte beigefügten
Abbildungen sind ebenso geschmackvoll als naturgetreu aus-
geführt.

Leipzig, im April 1843.

    F. A. Brockhaus.

[Ende Spaltensatz]

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Die Umgestaltungen, welche die Handelsverhältnisse Hollands im J. 1830 erfuhren, wo die durch die Rück- sicht auf die Fabriken Belgiens gebotenen mannichfachen Beschränkungen des Handels wegen der Losreißung Bel- giens von Holland wieder aufgehoben werden konnten, haben die Colonialwaarenproduction auf Java auf eine beispiellose Weise befördert. Während 1829 auf Java 375,000 Ctr. Kaffee, 98,500 Ctr. Zucker, 46,369 Pf. Jndigo gewonnen worden, betrug zehn Jahre darauf der gewonnene Kaffee gegen 1 Million Ctr., ebenso viel der Zucker und der Jndigo gegen 1 Million Pfund. Zu diesen Producten ist neuerdings noch der Thee, dessen Anbau mit Glück versucht und schnell erweitert worden ist, besonders durch die Hülfe der chinesischen Bevölke- rung, gekommen. 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Auf solche Weise verwandelt sich Java in eine ungeheure Plantage, wo durch die Capitalien des Mutterlandes die Thätigkeit der Bevölkerung gespornt und der Wohlstand derselben von Tag zu Tag ver- mehrt wird. Die ungeheure Zunahme der Colonialwaa- renerzeugung auf Java ist vorzüglich mit Schuld, daß sie in Westindien abnimmt. Die Einkünfte der Hollän- der auf Java vermehren sich von Jahr zu Jahr; schon im J. 1830 betrug die Bruttoeinnahme auf 20 Millio- nen Thaler. Ulmer Gerste. Unter diesem Namen ist die feinste Sorte der Perl- gerste zu verstehen, die ehemals hauptsächlich in Ulm fabrizirt wurde, deren Bereitung aber seit vielen Jah- ren in die Umgebungen der Stadt versetzt worden ist; wo mehre Rändelmühlen bestehen. Die ulmer Gerste unterscheidet sich von der gerollten dadurch, daß sie aus ganzen Körnern gerändelt wird, während die gerollte vor der Rändelung gespalten wird, wodurch sie bedeu- tend billiger, aber beiweitem weniger schön und gut wird. Die echte ulmer Gerste ist rund, von der Größe eines Senfkorns und blendendweiß, die gerollte ist eckicht, von ungleicher Form und minder weiß, auch nicht von der Haltbarkeit, wie die Ulmer, die unbescha- det ihrer Güte Jahr und Tag aufbewahrt werden kann. Man bedarf 8 Scheffel schöne rohe Gerste, um einen Scheffel der feinsten ulmer Gerste zu machen, welche darum mit Nr. 8 bezeichnet wird. Die schlechteste ist die Hausgerste, von welcher 1 Scheffel aus 4 Schef- feln roher Gerste gemacht wird, und welche daher durch Nr. 4 bezeichnet wird. Zwischen beiden liegen die Num- mern 5, 6 und 7 als Mittelsorten. Miscellen. Die dänische Kriegsflotte besteht gegenwärtig aus fünf Linienschiffen zu 84 Kanonen, einem Linienschiffe zu 66 Kano- nen; aus acht Fregatten zu 40—48 Kanonen; vier Corvet- ten zu 20—26 Kanonen; fünf Briggs von 12—16, und drei Schoonern von 6—8 Kanonen; ferner hat die königliche Marine ein aus drei Kuttern und dem alten Linienschiff „Phönix“ errichtetes Blockschiff, drei Dampfschiffe von 40, 80 und 126 Pferdekraft und eine Ruderflottille von 81 Kano- nenbooten und Jollen. Vor Kurzem hat man in England bei dem Carlisleka- nal eine Dampfmaschine in Bewegung gesetzt, welche in jeder Minute nahe an 400 Eimer Wasser 56' hoch hebt, was in 12 Stunden eine Wassermasse von mehr als 300,000 Eimern ausmacht, die dazu dienen soll, den Kanal mit dem nöthigen Wasser zu speisen. Zu solcher ungeheuern Wirkung braucht man täglich nur einen Aufwand von Brennmaterial, der noch nicht einen Kronenthaler beträgt. Der Verkehr der Stadt Triest hat im Jahre 1842 sehr zugenommen. Es sind im genannten Jahre 1265 Schiffe langer Fahrt und 6442 Küstenfahrzeuge mit einem Waaren- werth von 57 Millionen Gulden angekommen, während im Jahre 1841 nur 1038 Schiffe langer Fahrt und 7164 Kü- stenfahrzeuge mit einem Waarenwerthe von 49 Millionen an- kamen. Literarische Anzeige. Vollständig ist jetzt durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Naturgeschichte für Landwirthe, Gärtner u. Techniker. Herausgegeben von William Löbe. Mit 20 lithographirten und illuminirten Tafeln. Gr. 8. 2 Thlr. ( Auch in 5 Heften à 12 Ngr. zu beziehen. ) Dieses Werk, das in gedrängter _________Übersicht und populai- rer Darstellung die wichtigsten Gegenstände der Naturreiche behandelt, kann allen denkenden Landwirthen, Gärtnern und Technikern empfohlen werden. Die dem Texte beigefügten Abbildungen sind ebenso geschmackvoll als naturgetreu aus- geführt. Leipzig, im April 1843. F. A. Brockhaus. Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Zitationshilfe: Das Pfennig-Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 14. Leipzig, 8. April 1843, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig014_1843/8>, abgerufen am 21.11.2024.