Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 26. Leipzig (Sachsen), 1. Juli 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Bandwürmer.
[Abbildung] Der langgliedrige und der breitgliedrige Bandwurm.
[Beginn Spaltensatz]

Die wunderbaren Geschöpfe, welche zu dem zahlreichen
Geschlechte der Bandwürmer gehören, leben in den Ein-
geweiden der Menschen und Thiere und nehmen darin
ihren Anfang aus einem sehr kleinen Punkte. Sie ha-
ben am Kopfe vier Saugblasen oder Sauger und da-
zwischen einen doppelten Hakenkranz, der den Mund bil-
det und zwei aufeinanderliegenden Sternen gleicht. Jhr
Körper ist platt und besteht meist aus ineinander gelenk-
ten Gliedern, die gleichsam eine Kette ausmachen.

Linne sagt, daß diese Würmer nach Art der Quecken
fortwachsen, wie die Polypen, deshalb sind sie ihm Pflan-
zenthiere. Sie finden sich nicht nur in den Eingewei-
den der Menschen, sondern auch in denen der Thiere,
z. B. in Pferden, Schafen, Robben, Hunden, Katzen,
Schnepfen, Rebhühnern, Weißfischen, Lachsen u. s. w.
Man theilt sie in Darmbandwürmer, welche nur in
Därmen vorkommen, und in Eingeweidebandwürmer,
welche in sehr verschiedenen Theilen der Eingeweide woh-
nen, nur nicht in den eigentlichen Eingeweiden.

Von den im menschlichen Körper vorkommenden Ar-
ten des Darmbandwurms sind auf unserer Abbildung
zwei dargestellt, der langgliedrige unten, der breitglie-
drige oben.

Der langgliedrige Bandwurm ( Taenia solium ) heißt
bei Linne der einmündige, weil er an jedem Gliede nur
ein Loch hat und zwar abwechselnd an einem Gliede
rechts, am andern Gliede links. Jn der neuern Zeit
hat man sich überzeugt, daß diese Löcher nicht Münde,
sondern Behältnisse für Eierstöcke sind, welche bei den
verschiedenen Bandwürmern verschiedene Gestalt haben.
So z. B. unterscheidet sich der langgliederige Bandwurm,
der im Menschen vorkommt, von dem, der im Hunde
vorkommt, nur durch die Gestalt der Eierstöcke, welche
bei letzterm kuglig, bei ersterm zweigförmig ist. Der
Kopf desselben ist mehr breit als lang und auf unserer
Abbildung unter der Ziffer 3 in vergrößertem Maßstabe
dargestellt. Die Buchstaben a bezeichnen die vier Sau-
ger, welche nach Oken Münde sind, und b den Mund
oder die sogenannte Keule. Die Glieder werden nach
dem Schwanze zu immer größer bis zu einem Zoll.
Wenn man sich eine lange Reihe plattgedrückter und
[Spaltenumbruch] ineinandergesteckter Kürbiskerne denkt, von denen einer
immer größer wird als der andere, so hat man ein Bild
von diesem Wurme, der daher auch der Kürbiskernwurm
heißt. Er wird 2--10, ja 30 Ellen lang und kommt
vorzüglich in Deutschland vor.

Ehemals glaubte man, daß der Mensch nur einen
solchen Wurm bei sich haben könne, daher bekam er den
Namen Einsiedler; aber die Erfahrung hat das Gegen-
theil bewiesen, indem man schon 6--7 solche Einsiedler
in einem Körper gefunden hat.

Jn der Schweiz kommt fast nur der breite vor, da-
gegen im übrigen Deutschland fast nur der langglie-
drige und zwar in Sachsen vorzugsweise beim weiblichen
Geschlechte.

Der breitgliedrige Bandwurm unterscheidet sich sehr
von dem vorigen, nicht nur durch die Gestalt seiner
Glieder, die mehr breit als lang sind, sondern auch durch
eine andere Beschaffenheit des Kopfs, welchem die Haken-
keule ganz abgeht, daher er denn viel leichter abzutrei-
ben ist. Linne unterscheidet davon noch den gemeinen
oder häutigen, der auf der Fläche jedes seiner Glieder
zwei Münde oder Eierlöcher hat, daher er von ihm der
zweimündige genannt wird. Weil er sich in Schweden
häufiger findet als alle andern, so heißt er auch der ge-
meine Bandwurm, obgleich er im Allgemeinen viel sel-
tener vorkommt als die beiden andern. Übrigens unter-
scheidet er sich so wenig von dem breitgliedrigen, daß ihn
Oken mit demselben zusammenwirft.

Die Eingeweidebandwürmer, die sich unter einer Blase
aufhalten und selbst an ihrem Körper eine große Blase
haben, besitzen, ganz wie die langgliedrigen Bandwür-
mer, vier Saugwerkzeuge am Kopfe und in der Mitte
derselben einen vorspringenden Rüssel mit einem doppel-
ten Kranze kleiner Häkchen, und bilden daher mit Recht
ein Geschlecht mit ihnen.

Von diesen Blasenbandwürmern findet sich der erbs-
förmige in der Leber des Hasen, gewöhnlich zu Hunder-
ten beisammen unter der die Leber umgebenden Haut;
jeder bildet eine weißbläuliche durchsichtige Blase, welche
einer Erbse gleicht und von der Größe eines Nadelkopfs
bis zur Größe einer Haselnuß wächst. Manche Leute
[Ende Spaltensatz]


Bandwürmer.
[Abbildung] Der langgliedrige und der breitgliedrige Bandwurm.
[Beginn Spaltensatz]

Die wunderbaren Geschöpfe, welche zu dem zahlreichen
Geschlechte der Bandwürmer gehören, leben in den Ein-
geweiden der Menschen und Thiere und nehmen darin
ihren Anfang aus einem sehr kleinen Punkte. Sie ha-
ben am Kopfe vier Saugblasen oder Sauger und da-
zwischen einen doppelten Hakenkranz, der den Mund bil-
det und zwei aufeinanderliegenden Sternen gleicht. Jhr
Körper ist platt und besteht meist aus ineinander gelenk-
ten Gliedern, die gleichsam eine Kette ausmachen.

Linné sagt, daß diese Würmer nach Art der Quecken
fortwachsen, wie die Polypen, deshalb sind sie ihm Pflan-
zenthiere. Sie finden sich nicht nur in den Eingewei-
den der Menschen, sondern auch in denen der Thiere,
z. B. in Pferden, Schafen, Robben, Hunden, Katzen,
Schnepfen, Rebhühnern, Weißfischen, Lachsen u. s. w.
Man theilt sie in Darmbandwürmer, welche nur in
Därmen vorkommen, und in Eingeweidebandwürmer,
welche in sehr verschiedenen Theilen der Eingeweide woh-
nen, nur nicht in den eigentlichen Eingeweiden.

Von den im menschlichen Körper vorkommenden Ar-
ten des Darmbandwurms sind auf unserer Abbildung
zwei dargestellt, der langgliedrige unten, der breitglie-
drige oben.

Der langgliedrige Bandwurm ( Taenia solium ) heißt
bei Linné der einmündige, weil er an jedem Gliede nur
ein Loch hat und zwar abwechselnd an einem Gliede
rechts, am andern Gliede links. Jn der neuern Zeit
hat man sich überzeugt, daß diese Löcher nicht Münde,
sondern Behältnisse für Eierstöcke sind, welche bei den
verschiedenen Bandwürmern verschiedene Gestalt haben.
So z. B. unterscheidet sich der langgliederige Bandwurm,
der im Menschen vorkommt, von dem, der im Hunde
vorkommt, nur durch die Gestalt der Eierstöcke, welche
bei letzterm kuglig, bei ersterm zweigförmig ist. Der
Kopf desselben ist mehr breit als lang und auf unserer
Abbildung unter der Ziffer 3 in vergrößertem Maßstabe
dargestellt. Die Buchstaben a bezeichnen die vier Sau-
ger, welche nach Oken Münde sind, und b den Mund
oder die sogenannte Keule. Die Glieder werden nach
dem Schwanze zu immer größer bis zu einem Zoll.
Wenn man sich eine lange Reihe plattgedrückter und
[Spaltenumbruch] ineinandergesteckter Kürbiskerne denkt, von denen einer
immer größer wird als der andere, so hat man ein Bild
von diesem Wurme, der daher auch der Kürbiskernwurm
heißt. Er wird 2—10, ja 30 Ellen lang und kommt
vorzüglich in Deutschland vor.

Ehemals glaubte man, daß der Mensch nur einen
solchen Wurm bei sich haben könne, daher bekam er den
Namen Einsiedler; aber die Erfahrung hat das Gegen-
theil bewiesen, indem man schon 6—7 solche Einsiedler
in einem Körper gefunden hat.

Jn der Schweiz kommt fast nur der breite vor, da-
gegen im übrigen Deutschland fast nur der langglie-
drige und zwar in Sachsen vorzugsweise beim weiblichen
Geschlechte.

Der breitgliedrige Bandwurm unterscheidet sich sehr
von dem vorigen, nicht nur durch die Gestalt seiner
Glieder, die mehr breit als lang sind, sondern auch durch
eine andere Beschaffenheit des Kopfs, welchem die Haken-
keule ganz abgeht, daher er denn viel leichter abzutrei-
ben ist. Linné unterscheidet davon noch den gemeinen
oder häutigen, der auf der Fläche jedes seiner Glieder
zwei Münde oder Eierlöcher hat, daher er von ihm der
zweimündige genannt wird. Weil er sich in Schweden
häufiger findet als alle andern, so heißt er auch der ge-
meine Bandwurm, obgleich er im Allgemeinen viel sel-
tener vorkommt als die beiden andern. Übrigens unter-
scheidet er sich so wenig von dem breitgliedrigen, daß ihn
Oken mit demselben zusammenwirft.

Die Eingeweidebandwürmer, die sich unter einer Blase
aufhalten und selbst an ihrem Körper eine große Blase
haben, besitzen, ganz wie die langgliedrigen Bandwür-
mer, vier Saugwerkzeuge am Kopfe und in der Mitte
derselben einen vorspringenden Rüssel mit einem doppel-
ten Kranze kleiner Häkchen, und bilden daher mit Recht
ein Geschlecht mit ihnen.

Von diesen Blasenbandwürmern findet sich der erbs-
förmige in der Leber des Hasen, gewöhnlich zu Hunder-
ten beisammen unter der die Leber umgebenden Haut;
jeder bildet eine weißbläuliche durchsichtige Blase, welche
einer Erbse gleicht und von der Größe eines Nadelkopfs
bis zur Größe einer Haselnuß wächst. Manche Leute
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0004" n="204"/>
      <fw type="pageNum" place="top">204</fw><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Bandwürmer.</hi> </head><lb/>
        <figure>
          <head>  Der langgliedrige und der breitgliedrige Bandwurm.  </head>
        </figure><lb/>
        <cb type="start"/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>ie wunderbaren Geschöpfe, welche zu dem zahlreichen<lb/>
Geschlechte der Bandwürmer gehören, leben in den Ein-<lb/>
geweiden der Menschen und Thiere und nehmen darin<lb/>
ihren Anfang aus einem sehr kleinen Punkte. Sie ha-<lb/>
ben am Kopfe vier Saugblasen oder Sauger und da-<lb/>
zwischen einen doppelten Hakenkranz, der den Mund bil-<lb/>
det und zwei aufeinanderliegenden Sternen gleicht. Jhr<lb/>
Körper ist platt und besteht meist aus ineinander gelenk-<lb/>
ten Gliedern, die gleichsam eine Kette ausmachen.</p><lb/>
        <p>Linné sagt, daß diese Würmer nach Art der Quecken<lb/>
fortwachsen, wie die Polypen, deshalb sind sie ihm Pflan-<lb/>
zenthiere. Sie finden sich nicht nur in den Eingewei-<lb/>
den der Menschen, sondern auch in denen der Thiere,<lb/>
z. B. in Pferden, Schafen, Robben, Hunden, Katzen,<lb/>
Schnepfen, Rebhühnern, Weißfischen, Lachsen u. s. w.<lb/>
Man theilt sie in Darmbandwürmer, welche nur in<lb/>
Därmen vorkommen, und in Eingeweidebandwürmer,<lb/>
welche in sehr verschiedenen Theilen der Eingeweide woh-<lb/>
nen, nur nicht in den eigentlichen Eingeweiden.</p><lb/>
        <p>Von den im menschlichen Körper vorkommenden Ar-<lb/>
ten des Darmbandwurms sind auf unserer Abbildung<lb/>
zwei dargestellt, der langgliedrige unten, der breitglie-<lb/>
drige oben.</p><lb/>
        <p>Der langgliedrige Bandwurm ( <hi rendition="#aq">Taenia solium</hi> ) heißt<lb/>
bei Linné der einmündige, weil er an jedem Gliede nur<lb/>
ein Loch hat und zwar abwechselnd an einem Gliede<lb/>
rechts, am andern Gliede links. Jn der neuern Zeit<lb/>
hat man sich überzeugt, daß diese Löcher nicht Münde,<lb/>
sondern Behältnisse für Eierstöcke sind, welche bei den<lb/>
verschiedenen Bandwürmern verschiedene Gestalt haben.<lb/>
So z. B. unterscheidet sich der langgliederige Bandwurm,<lb/>
der im Menschen vorkommt, von dem, der im Hunde<lb/>
vorkommt, nur durch die Gestalt der Eierstöcke, welche<lb/>
bei letzterm kuglig, bei ersterm zweigförmig ist. Der<lb/>
Kopf desselben ist mehr breit als lang und auf unserer<lb/>
Abbildung unter der Ziffer 3 in vergrößertem Maßstabe<lb/>
dargestellt. Die Buchstaben <hi rendition="#aq">a</hi> bezeichnen die vier Sau-<lb/>
ger, welche nach Oken Münde sind, und <hi rendition="#aq">b</hi> den Mund<lb/>
oder die sogenannte Keule. Die Glieder werden nach<lb/>
dem Schwanze zu immer größer bis zu einem Zoll.<lb/>
Wenn man sich eine lange Reihe plattgedrückter und<lb/><cb n="2"/>
ineinandergesteckter Kürbiskerne denkt, von denen einer<lb/>
immer größer wird als der andere, so hat man ein Bild<lb/>
von diesem Wurme, der daher auch der Kürbiskernwurm<lb/>
heißt. Er wird 2&#x2014;10, ja 30 Ellen lang und kommt<lb/>
vorzüglich in Deutschland vor.</p><lb/>
        <p>Ehemals glaubte man, daß der Mensch nur einen<lb/>
solchen Wurm bei sich haben könne, daher bekam er den<lb/>
Namen Einsiedler; aber die Erfahrung hat das Gegen-<lb/>
theil bewiesen, indem man schon 6&#x2014;7 solche Einsiedler<lb/>
in einem Körper gefunden hat.</p><lb/>
        <p>Jn der Schweiz kommt fast nur der breite vor, da-<lb/>
gegen im übrigen Deutschland fast nur der langglie-<lb/>
drige und zwar in Sachsen vorzugsweise beim weiblichen<lb/>
Geschlechte.</p><lb/>
        <p>Der breitgliedrige Bandwurm unterscheidet sich sehr<lb/>
von dem vorigen, nicht nur durch die Gestalt seiner<lb/>
Glieder, die mehr breit als lang sind, sondern auch durch<lb/>
eine andere Beschaffenheit des Kopfs, welchem die Haken-<lb/>
keule ganz abgeht, daher er denn viel leichter abzutrei-<lb/>
ben ist. Linné unterscheidet davon noch den gemeinen<lb/>
oder häutigen, der auf der Fläche jedes seiner Glieder<lb/>
zwei Münde oder Eierlöcher hat, daher er von ihm der<lb/>
zweimündige genannt wird. Weil er sich in Schweden<lb/>
häufiger findet als alle andern, so heißt er auch der ge-<lb/>
meine Bandwurm, obgleich er im Allgemeinen viel sel-<lb/>
tener vorkommt als die beiden andern. Übrigens unter-<lb/>
scheidet er sich so wenig von dem breitgliedrigen, daß ihn<lb/>
Oken mit demselben zusammenwirft.</p><lb/>
        <p>Die Eingeweidebandwürmer, die sich unter einer Blase<lb/>
aufhalten und selbst an ihrem Körper eine große Blase<lb/>
haben, besitzen, ganz wie die langgliedrigen Bandwür-<lb/>
mer, vier Saugwerkzeuge am Kopfe und in der Mitte<lb/>
derselben einen vorspringenden Rüssel mit einem doppel-<lb/>
ten Kranze kleiner Häkchen, und bilden daher mit Recht<lb/>
ein Geschlecht mit ihnen.</p><lb/>
        <p>Von diesen Blasenbandwürmern findet sich der erbs-<lb/>
förmige in der Leber des Hasen, gewöhnlich zu Hunder-<lb/>
ten beisammen unter der die Leber umgebenden Haut;<lb/>
jeder bildet eine weißbläuliche durchsichtige Blase, welche<lb/>
einer Erbse gleicht und von der Größe eines Nadelkopfs<lb/>
bis zur Größe einer Haselnuß wächst. Manche Leute<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0004] 204 Bandwürmer. [Abbildung Der langgliedrige und der breitgliedrige Bandwurm. ] Die wunderbaren Geschöpfe, welche zu dem zahlreichen Geschlechte der Bandwürmer gehören, leben in den Ein- geweiden der Menschen und Thiere und nehmen darin ihren Anfang aus einem sehr kleinen Punkte. Sie ha- ben am Kopfe vier Saugblasen oder Sauger und da- zwischen einen doppelten Hakenkranz, der den Mund bil- det und zwei aufeinanderliegenden Sternen gleicht. Jhr Körper ist platt und besteht meist aus ineinander gelenk- ten Gliedern, die gleichsam eine Kette ausmachen. Linné sagt, daß diese Würmer nach Art der Quecken fortwachsen, wie die Polypen, deshalb sind sie ihm Pflan- zenthiere. Sie finden sich nicht nur in den Eingewei- den der Menschen, sondern auch in denen der Thiere, z. B. in Pferden, Schafen, Robben, Hunden, Katzen, Schnepfen, Rebhühnern, Weißfischen, Lachsen u. s. w. Man theilt sie in Darmbandwürmer, welche nur in Därmen vorkommen, und in Eingeweidebandwürmer, welche in sehr verschiedenen Theilen der Eingeweide woh- nen, nur nicht in den eigentlichen Eingeweiden. Von den im menschlichen Körper vorkommenden Ar- ten des Darmbandwurms sind auf unserer Abbildung zwei dargestellt, der langgliedrige unten, der breitglie- drige oben. Der langgliedrige Bandwurm ( Taenia solium ) heißt bei Linné der einmündige, weil er an jedem Gliede nur ein Loch hat und zwar abwechselnd an einem Gliede rechts, am andern Gliede links. Jn der neuern Zeit hat man sich überzeugt, daß diese Löcher nicht Münde, sondern Behältnisse für Eierstöcke sind, welche bei den verschiedenen Bandwürmern verschiedene Gestalt haben. So z. B. unterscheidet sich der langgliederige Bandwurm, der im Menschen vorkommt, von dem, der im Hunde vorkommt, nur durch die Gestalt der Eierstöcke, welche bei letzterm kuglig, bei ersterm zweigförmig ist. Der Kopf desselben ist mehr breit als lang und auf unserer Abbildung unter der Ziffer 3 in vergrößertem Maßstabe dargestellt. Die Buchstaben a bezeichnen die vier Sau- ger, welche nach Oken Münde sind, und b den Mund oder die sogenannte Keule. Die Glieder werden nach dem Schwanze zu immer größer bis zu einem Zoll. Wenn man sich eine lange Reihe plattgedrückter und ineinandergesteckter Kürbiskerne denkt, von denen einer immer größer wird als der andere, so hat man ein Bild von diesem Wurme, der daher auch der Kürbiskernwurm heißt. Er wird 2—10, ja 30 Ellen lang und kommt vorzüglich in Deutschland vor. Ehemals glaubte man, daß der Mensch nur einen solchen Wurm bei sich haben könne, daher bekam er den Namen Einsiedler; aber die Erfahrung hat das Gegen- theil bewiesen, indem man schon 6—7 solche Einsiedler in einem Körper gefunden hat. Jn der Schweiz kommt fast nur der breite vor, da- gegen im übrigen Deutschland fast nur der langglie- drige und zwar in Sachsen vorzugsweise beim weiblichen Geschlechte. Der breitgliedrige Bandwurm unterscheidet sich sehr von dem vorigen, nicht nur durch die Gestalt seiner Glieder, die mehr breit als lang sind, sondern auch durch eine andere Beschaffenheit des Kopfs, welchem die Haken- keule ganz abgeht, daher er denn viel leichter abzutrei- ben ist. Linné unterscheidet davon noch den gemeinen oder häutigen, der auf der Fläche jedes seiner Glieder zwei Münde oder Eierlöcher hat, daher er von ihm der zweimündige genannt wird. Weil er sich in Schweden häufiger findet als alle andern, so heißt er auch der ge- meine Bandwurm, obgleich er im Allgemeinen viel sel- tener vorkommt als die beiden andern. Übrigens unter- scheidet er sich so wenig von dem breitgliedrigen, daß ihn Oken mit demselben zusammenwirft. Die Eingeweidebandwürmer, die sich unter einer Blase aufhalten und selbst an ihrem Körper eine große Blase haben, besitzen, ganz wie die langgliedrigen Bandwür- mer, vier Saugwerkzeuge am Kopfe und in der Mitte derselben einen vorspringenden Rüssel mit einem doppel- ten Kranze kleiner Häkchen, und bilden daher mit Recht ein Geschlecht mit ihnen. Von diesen Blasenbandwürmern findet sich der erbs- förmige in der Leber des Hasen, gewöhnlich zu Hunder- ten beisammen unter der die Leber umgebenden Haut; jeder bildet eine weißbläuliche durchsichtige Blase, welche einer Erbse gleicht und von der Größe eines Nadelkopfs bis zur Größe einer Haselnuß wächst. Manche Leute

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig026_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig026_1843/4
Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 26. Leipzig (Sachsen), 1. Juli 1843, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig026_1843/4>, abgerufen am 14.06.2024.