Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 27. Leipzig (Sachsen), 8. Juli 1843.[Beginn Spaltensatz]
Amerika ist es bereits etwas sehr Gewöhnliches, bedeu- Man macht an jeder der beiden Seitenmauern ge- Das Gebäude kann nun ohne Gefahr von seiner Grosse Gefahr einer zur Nachtzeit fahrenden Locomotive. [Beginn Spaltensatz]
Vor kurzem wurde einer der großen schweren steinernen [Beginn Spaltensatz]
Amerika ist es bereits etwas sehr Gewöhnliches, bedeu- Man macht an jeder der beiden Seitenmauern ge- Das Gebäude kann nun ohne Gefahr von seiner Grosse Gefahr einer zur Nachtzeit fahrenden Locomotive. [Beginn Spaltensatz]
Vor kurzem wurde einer der großen schweren steinernen <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0005" n="213"/><fw type="pageNum" place="top">213</fw><cb type="start"/> Amerika ist es bereits etwas sehr Gewöhnliches, bedeu-<lb/> tende Versetzungen mit solchen Häusern vorzunehmen.<lb/> Wenn das fortzurückende Gebäude frei steht, verfährt<lb/> man dabei auf folgende Weise.</p><lb/> <p>Man macht an jeder der beiden Seitenmauern ge-<lb/> rade über dem Grunde eine Reihe ungefähr 4 Fuß von-<lb/> einander abstehende Löcher von einer Größe in das Mauer-<lb/> werk, daß man 12—15 Zoll dicke Balken hineinbrin-<lb/> gen kann. Diese Balken, welche auf unserer Abbildung<lb/> durch die Ziffer 1 bezeichnet sind, ragen 2—3 Fuß aus<lb/> dem Mauerwerk heraus und ruhen mit ihren vorragen-<lb/> den Enden auf Holzblöcken, welche nahe an den Mauern<lb/> auf dem Boden fest aufliegen. Zwischen die hervorra-<lb/> genden Balkenenden und die Blöcke, auf denen sie ru-<lb/> hen, treibt man nun Keile und gewinnt durch darauf<lb/> folgende Wegnahme der Ziegel einen freien Spielraum<lb/> zu den weitern Operationen. Was bisher mit den Sei-<lb/> tenmauern geschehen ist, geschieht nun auch mit der Vor-<lb/> der- und Hintermauer, indem man unter den Balken<lb/> Nr. 1 von Mauer zu Mauer eine neue Reihe, auf der<lb/> Abbildung mit der Ziffer 2 bezeichneter Balken laufen<lb/> und wie die ersten auf Blöcken ruhen läßt und darauf<lb/> das Mauerwerk vom Grunde trennt. Nun werden die<lb/> beiden Balkenlagen durch Winden, die man unter die<lb/> zweite Balkenlage bringt, eng aneinander und an das<lb/> darauf ruhende Mauerwerk geschraubt, sodaß die Blöcke<lb/> weggenommen werden können. Auf den Grundlagen der<lb/><cb n="2"/> Seitenmauern werden nun Gleit= oder Rutschbahnen, jede<lb/> mit einer kanalförmigen Vertiefung, eingerichtet, welche<lb/> die Ziffer 6 bezeichnet, und darauf, wie auf Schiffs-<lb/> werften gewöhnlich ist, ( durch 5 bezeichnete ) bewegliche<lb/> Rinnen gebracht. Zwischen diese Rinnen und die Bal-<lb/> ken Nr. 2 werden rechtwinkelig von einer Seitenmauer<lb/> zur andern Balken Nr. 4 eingeschoben, um das ganze<lb/> Gewicht des Gebäudes auf die Rinnen zu bringen. Die<lb/> Mittel, durch welche dies geschieht, zeigen die Ziffern 7,<lb/> 8 und 9 in der zweiten Abbildung, welche den untern<lb/> Theil der Seitenmauer zur Ansicht bringt.</p><lb/> <p>Das Gebäude kann nun ohne Gefahr von seiner<lb/> Stelle verrückt werden. Für diesen Zweck müssen die ka-<lb/> nalförmigen Vertiefungen der Gleitbahnen und die darin<lb/> liegenden wiegenförmigen Rinnen gehörig eingefettet und<lb/> die erstern genau auf die Stelle geführt werden, auf<lb/> welche das Gebäude herabgelassen werden soll. Es wer-<lb/> den zunächst die Winden weggenommen, welche nichts<lb/> mehr zu tragen haben, und in eine horizontale Rich-<lb/> tung gegen die Rinnen gebracht, auf denen nun das<lb/> Gewicht des Gebäudes ruht. Auf diese Weise wird das<lb/> Gebäude täglich 3—4 Fuß fortgerückt, bis es auf der<lb/> ihm bestimmten neuen Stelle steht. Jetzt wird das eben<lb/> beschriebene Verfahren in umgekehrter Ordnung befolgt<lb/> und bald steht das Haus auf seiner neuen Grundlage so<lb/> fest, als wäre es auf derselben aufgemauert worden.</p><lb/> <cb type="end"/> <figure/> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Grosse Gefahr einer zur Nachtzeit fahrenden Locomotive.</hi> </head><lb/> <cb type="start"/> <p><hi rendition="#in">V</hi>or kurzem wurde einer der großen schweren steinernen<lb/> Pfeiler, die für den Bau der Börse von Boston bestimmt<lb/> waren, von Quincy nach Boston transportirt. Die<lb/> Steinmasse wog 120,000 Pfund und wurde von 70<lb/> Ochsen gezogen. Gegen Abend kam man an die den<lb/> Weg nach Boston durchkreuzende Eisenbahn, die über-<lb/> schritten werden mußte. Da die Thore derselben geschlos-<lb/> sen waren und weit und breit aus der Ferne nicht das<lb/> geringste Geräusch hörbar war, beschloß man, den Stein<lb/> sogleich hinüberfahren zu lassen. Allein als der Wagen<lb/> mit dem Ochsenzuge bis zur Mitte der Eisenbahnstraße<lb/> gekommen war, hörte man plötzlich und unvermuthet<lb/> den brausenden Lärm einer entfernten Locomotive, die<lb/> sich näherte. Es war bereits dunkel und man konnte<lb/> dem Führer kein Zeichen geben. Zurückkehren war nicht<lb/> möglich, und so blieb nichts übrig, als alle erdenkliche<lb/><cb n="2"/> Kraft anzuwenden, um den Stein noch vollends hinüber-<lb/> zubringen, bevor die Locomotive ankäme. Man trieb die<lb/> Zugochsen auf alle mögliche Weise an, aber durch den<lb/> plötzlichen und schnellen Ruck, der durch die aufs äußerste<lb/> angestrengten Kräfte sämmtlicher Ochsen verursacht wurde,<lb/> brach zum Unglück die Kette, an der sie zogen. Nun<lb/> stieg die Noth aufs höchste. Es war kein Augenblick<lb/> Zeit zu verlieren und daher nicht daran zu denken, die<lb/> zerbrochenen Theile derselben wieder zu verbinden, und<lb/> es war unter solchen Umständen nichts Anderes zu thun<lb/> als diejenigen Ochsen, die noch durch einen Theil der<lb/> Kette an den Wagen gespannt waren, bis zur größten<lb/> Anstrengung ihrer Kräfte anzutreiben. Dadurch wurde<lb/> der Wagen mit seiner schweren Last zwar in seiner Be-<lb/> wegung vorwärts gebracht, aber langsam; mittlerweile<lb/> hörte man schon deutlich das Pfeifen und Schnauben der<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0005]
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Amerika ist es bereits etwas sehr Gewöhnliches, bedeu-
tende Versetzungen mit solchen Häusern vorzunehmen.
Wenn das fortzurückende Gebäude frei steht, verfährt
man dabei auf folgende Weise.
Man macht an jeder der beiden Seitenmauern ge-
rade über dem Grunde eine Reihe ungefähr 4 Fuß von-
einander abstehende Löcher von einer Größe in das Mauer-
werk, daß man 12—15 Zoll dicke Balken hineinbrin-
gen kann. Diese Balken, welche auf unserer Abbildung
durch die Ziffer 1 bezeichnet sind, ragen 2—3 Fuß aus
dem Mauerwerk heraus und ruhen mit ihren vorragen-
den Enden auf Holzblöcken, welche nahe an den Mauern
auf dem Boden fest aufliegen. Zwischen die hervorra-
genden Balkenenden und die Blöcke, auf denen sie ru-
hen, treibt man nun Keile und gewinnt durch darauf
folgende Wegnahme der Ziegel einen freien Spielraum
zu den weitern Operationen. Was bisher mit den Sei-
tenmauern geschehen ist, geschieht nun auch mit der Vor-
der- und Hintermauer, indem man unter den Balken
Nr. 1 von Mauer zu Mauer eine neue Reihe, auf der
Abbildung mit der Ziffer 2 bezeichneter Balken laufen
und wie die ersten auf Blöcken ruhen läßt und darauf
das Mauerwerk vom Grunde trennt. Nun werden die
beiden Balkenlagen durch Winden, die man unter die
zweite Balkenlage bringt, eng aneinander und an das
darauf ruhende Mauerwerk geschraubt, sodaß die Blöcke
weggenommen werden können. Auf den Grundlagen der
Seitenmauern werden nun Gleit= oder Rutschbahnen, jede
mit einer kanalförmigen Vertiefung, eingerichtet, welche
die Ziffer 6 bezeichnet, und darauf, wie auf Schiffs-
werften gewöhnlich ist, ( durch 5 bezeichnete ) bewegliche
Rinnen gebracht. Zwischen diese Rinnen und die Bal-
ken Nr. 2 werden rechtwinkelig von einer Seitenmauer
zur andern Balken Nr. 4 eingeschoben, um das ganze
Gewicht des Gebäudes auf die Rinnen zu bringen. Die
Mittel, durch welche dies geschieht, zeigen die Ziffern 7,
8 und 9 in der zweiten Abbildung, welche den untern
Theil der Seitenmauer zur Ansicht bringt.
Das Gebäude kann nun ohne Gefahr von seiner
Stelle verrückt werden. Für diesen Zweck müssen die ka-
nalförmigen Vertiefungen der Gleitbahnen und die darin
liegenden wiegenförmigen Rinnen gehörig eingefettet und
die erstern genau auf die Stelle geführt werden, auf
welche das Gebäude herabgelassen werden soll. Es wer-
den zunächst die Winden weggenommen, welche nichts
mehr zu tragen haben, und in eine horizontale Rich-
tung gegen die Rinnen gebracht, auf denen nun das
Gewicht des Gebäudes ruht. Auf diese Weise wird das
Gebäude täglich 3—4 Fuß fortgerückt, bis es auf der
ihm bestimmten neuen Stelle steht. Jetzt wird das eben
beschriebene Verfahren in umgekehrter Ordnung befolgt
und bald steht das Haus auf seiner neuen Grundlage so
fest, als wäre es auf derselben aufgemauert worden.
[Abbildung]
Grosse Gefahr einer zur Nachtzeit fahrenden Locomotive.
Vor kurzem wurde einer der großen schweren steinernen
Pfeiler, die für den Bau der Börse von Boston bestimmt
waren, von Quincy nach Boston transportirt. Die
Steinmasse wog 120,000 Pfund und wurde von 70
Ochsen gezogen. Gegen Abend kam man an die den
Weg nach Boston durchkreuzende Eisenbahn, die über-
schritten werden mußte. Da die Thore derselben geschlos-
sen waren und weit und breit aus der Ferne nicht das
geringste Geräusch hörbar war, beschloß man, den Stein
sogleich hinüberfahren zu lassen. Allein als der Wagen
mit dem Ochsenzuge bis zur Mitte der Eisenbahnstraße
gekommen war, hörte man plötzlich und unvermuthet
den brausenden Lärm einer entfernten Locomotive, die
sich näherte. Es war bereits dunkel und man konnte
dem Führer kein Zeichen geben. Zurückkehren war nicht
möglich, und so blieb nichts übrig, als alle erdenkliche
Kraft anzuwenden, um den Stein noch vollends hinüber-
zubringen, bevor die Locomotive ankäme. Man trieb die
Zugochsen auf alle mögliche Weise an, aber durch den
plötzlichen und schnellen Ruck, der durch die aufs äußerste
angestrengten Kräfte sämmtlicher Ochsen verursacht wurde,
brach zum Unglück die Kette, an der sie zogen. Nun
stieg die Noth aufs höchste. Es war kein Augenblick
Zeit zu verlieren und daher nicht daran zu denken, die
zerbrochenen Theile derselben wieder zu verbinden, und
es war unter solchen Umständen nichts Anderes zu thun
als diejenigen Ochsen, die noch durch einen Theil der
Kette an den Wagen gespannt waren, bis zur größten
Anstrengung ihrer Kräfte anzutreiben. Dadurch wurde
der Wagen mit seiner schweren Last zwar in seiner Be-
wegung vorwärts gebracht, aber langsam; mittlerweile
hörte man schon deutlich das Pfeifen und Schnauben der
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Peter Fankhauser:
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