Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 28. Leipzig (Sachsen), 15. Juli 1843.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

[Beginn Spaltensatz] gen, die Schwäne, die Kaimans nicht nur eine große
Menge Eier, sondern auch viele junge Schildkröten in
dem Augenblicke verzehren, wo sie auskriechen und bevor
sie das Wasser erreichen. Mag übrigens ihre Fruchtbar-
keit noch so groß sein, so ist doch zu befürchten, daß sie,
wenn man das jetzige Verfolgungssystem gegen sie hart-
näckig fortsetzt, endlich vollständig vernichtet werden.



Naturgeschichtliches.

Der Fuchs zeichnet sich vor allen andern Thieren durch
seine List aus. Er ist, wie er leibt und lebt, Symbol
der List und wird durch die Nähe des Menschen und
dessen stete Nachstellungen noch klüger und listiger. Für
ihn ist das Leben eine eigentliche Schule, nur lernt er
darin nichts Gutes, denn er lernt nur Bubenstreiche.
Von seinen Bubenstreichen wissen besonders alte Jäger
viel zu erzählen. Sie mögen wol die Sache hier und
da übertreiben, aber Folgendes rührt aus dem Munde
der glaubwürdigsten Leute: Man war eines Tages einem
Fuchse auf der Spur. Die Fährte führte im Schnee
zu einem hohlen Baume. Es wurde an den hohlen
Baum geklopft und geschlagen, aber kein Fuchs erschien.
"Er will uns irre führen", dachte man und schlug den
Baum um, aber der Fuchs war nicht zu sehen. Da
fand es sich bei genauerer Untersuchung, daß er in dersel-
ben Fährte zurückgegangen, in der er gekommen war.

Ein Jäger befand sich eines Abends im Halbdunkel
auf dem Anstande. Jn einiger Entfernung von seinem
Standorte befand sich ein abgehauener Baumstamm und
nicht weit von diesem stand eine hohe Fichte mit einem
Neste, in welchem junge Geier waren. Er hatte nicht
lange gestanden, so kommt aus dem Walde ein Fuchs
daher, umkreist den alten Baumstrunk und springt hin-
auf und springt wieder herunter. Hierauf vergräbt er
sich in einen daran befindlichen Haufen dürren Laubs.
Es dauert nicht lange, so springt er mit einem Satze
aus dem Laube auf den Baumstrunk, begibt sich dann
wieder herunter, vergräbt sich wieder in das Laub und
macht bald darauf den Sprung unter denselben Umstän-
den zum zweiten, dritten, vierten Male, bis er endlich,
im Laube verborgen, liegen bleibt. Mit einem Male
kommt der alte Geier geflogen und setzt sich auf den
abgehauenen Baumstamm, um von hier aus bequemer
zu seinen Jungen im Neste auffliegen zu können. Kaum
aber haben seine Füße den Stamm berührt, als auch
der schlaue Fuchs den früher eingeübten und sicher be-
rechneten Sprung macht und sich seiner bemächtigt, ehe
der Geier das Geringste von seiner Gefahr geahnet hat.



Miscellen.

Reinigung der Flaschen mit Schrotkörnern hätte vor
kurzem abermals einem Manne fast das Leben gekostet. Der-
selbe bekam nach dem Genusse einiger Gläser Liqueur die hef-
tigsten Leibschmerzen mit allen Zeichen der Vergiftung, und
nur durch die schleunigste Anwendung der geeigneten Gegenmit-
tel wurde er gerettet. Bei genauerer Untersuchung fanden sich
in der Flasche sechs Schrotkörner, die bereits sehr vergangen
waren und sich zu Bleisalz gebildet hatten.



Wie man schwimmen lernt ohne Wasser. Der
Schwimmlehrer Lutze in Berlin, ein Hallore aus Halle, hat
eine Maschine erfunden, durch welche man in der Luft für das
Wasser schwimmen lernt. Jn Flaschenzügen hängende Ge-
[Spaltenumbruch] wichte, welche zusammen das specifische Gewicht des Wassers
haben, nehmen dem Körper so viel von seinem Gewichte, als
ihm das Wasser nimmt; die übrige Schwere muß er durch
Hände und Füße zu überwinden suchen. Lutze zeigt ihm nun,
wie man die Hände und Füße zu bewegen hat, um dem Kör-
per den Rest dieser Schwere zu nehmen. Kann er dies, so
kann er auch schwimmen, sobald er ins Wasser kommt.



Dem Einführer der Kartoffeln in Frankreich, Parmen-
tier,
wird in Montdidier im Departement der Somme eine
eherne Bildsäule errichtet. Ludwig XVI. hatte ihm damals
gesagt: "Frankreich wird es Jhnen einst danken, daß Sie das
Brot des Armen erfunden haben."



Edle Handlungen. Mehre adelige Gutsbesitzer in
Preußen, die Grafen Eggloffstein, Finkenstein, v. d. Gröben,
Dönhoff u. s. w. ( wir bedauern, daß der Übrigen Namen uns
nicht bekannt geworden ) haben mit bedeutenden Opfern die
Brennereien auf ihren Gütern aufgehoben, "weil sie durch die
Fabrikation und den Verkauf des Branntweins nicht zum Ver-
derben des Volks beitragen wollen."



Jn einem Hause der Stadt Zürich fiel bei einer baulichen
Veränderung zwischen den Balken ein kleines Büchelchen mit
sechs Minneliedern heraus. Durch Anwendung chemischer
Mittel ließen sich die verbleichten Wörter wieder lesbar machen.
Sie scheinen im 13. Jahrhundert geschrieben zu sein und ha-
ben poetischen Gehalt.



Jn der Garnison zu Torgau brach eine contagiöse Krank-
heit aus, welche mit dem im Jahre 1813 hier grassirenden
Typhus große Ähnlichkeit hat und vorzüglich junge Militairs
hinrafft.



Literarische Anzeige.

Bei Friedr. Schultheß in Zürich ist soeben erschie-
nen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Adamah
oder
das Weib im Lichte der Bibel.
Christliche Betrachtungen und Unterhaltungen
über Erzählungen und Aussprüche der heiligen
Schrift zur Beleuchtung ihrer Lehre von der
Natur und Wirksamkeit des weiblichen Geschlechts

von
L. Zwingli, Pfarrer und Dekan.
8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )

Früher erschienen von demselben Verfasser in gleichem
Verlage:

Siona.
Freundesgabe auf den Altar der häuslichen
Glückseligkeit.

Zweite durchgesehene Auflage.
8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )
Theophania.
Neue Freundesgabe auf den Altar der häusli-
chen Glückseligkeit, enthaltend: Christliche Be-
trachtungen über die Offenbarung der Liebe
Gottes in den Mitteln zur Beförderung des
häuslichen Glücks.

8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )

[Ende Spaltensatz]

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

[Beginn Spaltensatz] gen, die Schwäne, die Kaimans nicht nur eine große
Menge Eier, sondern auch viele junge Schildkröten in
dem Augenblicke verzehren, wo sie auskriechen und bevor
sie das Wasser erreichen. Mag übrigens ihre Fruchtbar-
keit noch so groß sein, so ist doch zu befürchten, daß sie,
wenn man das jetzige Verfolgungssystem gegen sie hart-
näckig fortsetzt, endlich vollständig vernichtet werden.



Naturgeschichtliches.

Der Fuchs zeichnet sich vor allen andern Thieren durch
seine List aus. Er ist, wie er leibt und lebt, Symbol
der List und wird durch die Nähe des Menschen und
dessen stete Nachstellungen noch klüger und listiger. Für
ihn ist das Leben eine eigentliche Schule, nur lernt er
darin nichts Gutes, denn er lernt nur Bubenstreiche.
Von seinen Bubenstreichen wissen besonders alte Jäger
viel zu erzählen. Sie mögen wol die Sache hier und
da übertreiben, aber Folgendes rührt aus dem Munde
der glaubwürdigsten Leute: Man war eines Tages einem
Fuchse auf der Spur. Die Fährte führte im Schnee
zu einem hohlen Baume. Es wurde an den hohlen
Baum geklopft und geschlagen, aber kein Fuchs erschien.
„Er will uns irre führen“, dachte man und schlug den
Baum um, aber der Fuchs war nicht zu sehen. Da
fand es sich bei genauerer Untersuchung, daß er in dersel-
ben Fährte zurückgegangen, in der er gekommen war.

Ein Jäger befand sich eines Abends im Halbdunkel
auf dem Anstande. Jn einiger Entfernung von seinem
Standorte befand sich ein abgehauener Baumstamm und
nicht weit von diesem stand eine hohe Fichte mit einem
Neste, in welchem junge Geier waren. Er hatte nicht
lange gestanden, so kommt aus dem Walde ein Fuchs
daher, umkreist den alten Baumstrunk und springt hin-
auf und springt wieder herunter. Hierauf vergräbt er
sich in einen daran befindlichen Haufen dürren Laubs.
Es dauert nicht lange, so springt er mit einem Satze
aus dem Laube auf den Baumstrunk, begibt sich dann
wieder herunter, vergräbt sich wieder in das Laub und
macht bald darauf den Sprung unter denselben Umstän-
den zum zweiten, dritten, vierten Male, bis er endlich,
im Laube verborgen, liegen bleibt. Mit einem Male
kommt der alte Geier geflogen und setzt sich auf den
abgehauenen Baumstamm, um von hier aus bequemer
zu seinen Jungen im Neste auffliegen zu können. Kaum
aber haben seine Füße den Stamm berührt, als auch
der schlaue Fuchs den früher eingeübten und sicher be-
rechneten Sprung macht und sich seiner bemächtigt, ehe
der Geier das Geringste von seiner Gefahr geahnet hat.



Miscellen.

Reinigung der Flaschen mit Schrotkörnern hätte vor
kurzem abermals einem Manne fast das Leben gekostet. Der-
selbe bekam nach dem Genusse einiger Gläser Liqueur die hef-
tigsten Leibschmerzen mit allen Zeichen der Vergiftung, und
nur durch die schleunigste Anwendung der geeigneten Gegenmit-
tel wurde er gerettet. Bei genauerer Untersuchung fanden sich
in der Flasche sechs Schrotkörner, die bereits sehr vergangen
waren und sich zu Bleisalz gebildet hatten.



Wie man schwimmen lernt ohne Wasser. Der
Schwimmlehrer Lutze in Berlin, ein Hallore aus Halle, hat
eine Maschine erfunden, durch welche man in der Luft für das
Wasser schwimmen lernt. Jn Flaschenzügen hängende Ge-
[Spaltenumbruch] wichte, welche zusammen das specifische Gewicht des Wassers
haben, nehmen dem Körper so viel von seinem Gewichte, als
ihm das Wasser nimmt; die übrige Schwere muß er durch
Hände und Füße zu überwinden suchen. Lutze zeigt ihm nun,
wie man die Hände und Füße zu bewegen hat, um dem Kör-
per den Rest dieser Schwere zu nehmen. Kann er dies, so
kann er auch schwimmen, sobald er ins Wasser kommt.



Dem Einführer der Kartoffeln in Frankreich, Parmen-
tier,
wird in Montdidier im Departement der Somme eine
eherne Bildsäule errichtet. Ludwig XVI. hatte ihm damals
gesagt: „Frankreich wird es Jhnen einst danken, daß Sie das
Brot des Armen erfunden haben.“



Edle Handlungen. Mehre adelige Gutsbesitzer in
Preußen, die Grafen Eggloffstein, Finkenstein, v. d. Gröben,
Dönhoff u. s. w. ( wir bedauern, daß der Übrigen Namen uns
nicht bekannt geworden ) haben mit bedeutenden Opfern die
Brennereien auf ihren Gütern aufgehoben, „weil sie durch die
Fabrikation und den Verkauf des Branntweins nicht zum Ver-
derben des Volks beitragen wollen.“



Jn einem Hause der Stadt Zürich fiel bei einer baulichen
Veränderung zwischen den Balken ein kleines Büchelchen mit
sechs Minneliedern heraus. Durch Anwendung chemischer
Mittel ließen sich die verbleichten Wörter wieder lesbar machen.
Sie scheinen im 13. Jahrhundert geschrieben zu sein und ha-
ben poetischen Gehalt.



Jn der Garnison zu Torgau brach eine contagiöse Krank-
heit aus, welche mit dem im Jahre 1813 hier grassirenden
Typhus große Ähnlichkeit hat und vorzüglich junge Militairs
hinrafft.



Literarische Anzeige.

Bei Friedr. Schultheß in Zürich ist soeben erschie-
nen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Adamah
oder
das Weib im Lichte der Bibel.
Christliche Betrachtungen und Unterhaltungen
über Erzählungen und Aussprüche der heiligen
Schrift zur Beleuchtung ihrer Lehre von der
Natur und Wirksamkeit des weiblichen Geschlechts

von
L. Zwingli, Pfarrer und Dekan.
8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )

Früher erschienen von demselben Verfasser in gleichem
Verlage:

Siona.
Freundesgabe auf den Altar der häuslichen
Glückseligkeit.

Zweite durchgesehene Auflage.
8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )
Theophania.
Neue Freundesgabe auf den Altar der häusli-
chen Glückseligkeit, enthaltend: Christliche Be-
trachtungen über die Offenbarung der Liebe
Gottes in den Mitteln zur Beförderung des
häuslichen Glücks.

8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )

[Ende Spaltensatz]

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0008" n="224"/><fw type="pageNum" place="top">224</fw><cb type="start"/>
gen, die Schwäne, die Kaimans nicht nur eine große<lb/>
Menge Eier, sondern auch viele junge Schildkröten in<lb/>
dem Augenblicke verzehren, wo sie auskriechen und bevor<lb/>
sie das Wasser erreichen. Mag übrigens ihre Fruchtbar-<lb/>
keit noch so groß sein, so ist doch zu befürchten, daß sie,<lb/>
wenn man das jetzige Verfolgungssystem gegen sie hart-<lb/>
näckig fortsetzt, endlich vollständig vernichtet werden.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Naturgeschichtliches.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>er Fuchs zeichnet sich vor allen andern Thieren durch<lb/>
seine List aus. Er ist, wie er leibt und lebt, Symbol<lb/>
der List und wird durch die Nähe des Menschen und<lb/>
dessen stete Nachstellungen noch klüger und listiger. Für<lb/>
ihn ist das Leben eine eigentliche Schule, nur lernt er<lb/>
darin nichts Gutes, denn er lernt nur Bubenstreiche.<lb/>
Von seinen Bubenstreichen wissen besonders alte Jäger<lb/>
viel zu erzählen. Sie mögen wol die Sache hier und<lb/>
da übertreiben, aber Folgendes rührt aus dem Munde<lb/>
der glaubwürdigsten Leute: Man war eines Tages einem<lb/>
Fuchse auf der Spur. Die Fährte führte im Schnee<lb/>
zu einem hohlen Baume. Es wurde an den hohlen<lb/>
Baum geklopft und geschlagen, aber kein Fuchs erschien.<lb/>
&#x201E;Er will uns irre führen&#x201C;, dachte man und schlug den<lb/>
Baum um, aber der Fuchs war nicht zu sehen. Da<lb/>
fand es sich bei genauerer Untersuchung, daß er in dersel-<lb/>
ben Fährte zurückgegangen, in der er gekommen war.</p><lb/>
        <p>Ein Jäger befand sich eines Abends im Halbdunkel<lb/>
auf dem Anstande. Jn einiger Entfernung von seinem<lb/>
Standorte befand sich ein abgehauener Baumstamm und<lb/>
nicht weit von diesem stand eine hohe Fichte mit einem<lb/>
Neste, in welchem junge Geier waren. Er hatte nicht<lb/>
lange gestanden, so kommt aus dem Walde ein Fuchs<lb/>
daher, umkreist den alten Baumstrunk und springt hin-<lb/>
auf und springt wieder herunter. Hierauf vergräbt er<lb/>
sich in einen daran befindlichen Haufen dürren Laubs.<lb/>
Es dauert nicht lange, so springt er mit einem Satze<lb/>
aus dem Laube auf den Baumstrunk, begibt sich dann<lb/>
wieder herunter, vergräbt sich wieder in das Laub und<lb/>
macht bald darauf den Sprung unter denselben Umstän-<lb/>
den zum zweiten, dritten, vierten Male, bis er endlich,<lb/>
im Laube verborgen, liegen bleibt. Mit einem Male<lb/>
kommt der alte Geier geflogen und setzt sich auf den<lb/>
abgehauenen Baumstamm, um von hier aus bequemer<lb/>
zu seinen Jungen im Neste auffliegen zu können. Kaum<lb/>
aber haben seine Füße den Stamm berührt, als auch<lb/>
der schlaue Fuchs den früher eingeübten und sicher be-<lb/>
rechneten Sprung macht und sich seiner bemächtigt, ehe<lb/>
der Geier das Geringste von seiner Gefahr geahnet hat.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jVarious" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Miscellen.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><hi rendition="#g">Reinigung der Flaschen</hi> mit Schrotkörnern hätte vor<lb/>
kurzem abermals einem Manne fast das Leben gekostet. Der-<lb/>
selbe bekam nach dem Genusse einiger Gläser Liqueur die hef-<lb/>
tigsten Leibschmerzen mit allen Zeichen der Vergiftung, und<lb/>
nur durch die schleunigste Anwendung der geeigneten Gegenmit-<lb/>
tel wurde er gerettet. Bei genauerer Untersuchung fanden sich<lb/>
in der Flasche sechs Schrotkörner, die bereits sehr vergangen<lb/>
waren und sich zu Bleisalz gebildet hatten.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><hi rendition="#g">Wie man schwimmen lernt ohne Wasser.</hi> Der<lb/>
Schwimmlehrer Lutze in Berlin, ein Hallore aus Halle, hat<lb/>
eine Maschine erfunden, durch welche man in der Luft für das<lb/>
Wasser schwimmen lernt. Jn Flaschenzügen hängende Ge-<lb/><cb n="2"/>
wichte, welche zusammen das specifische Gewicht des Wassers<lb/>
haben, nehmen dem Körper so viel von seinem Gewichte, als<lb/>
ihm das Wasser nimmt; die übrige Schwere muß er durch<lb/>
Hände und Füße zu überwinden suchen. Lutze zeigt ihm nun,<lb/>
wie man die Hände und Füße zu bewegen hat, um dem Kör-<lb/>
per den Rest dieser Schwere zu nehmen. Kann er dies, so<lb/>
kann er auch schwimmen, sobald er ins Wasser kommt.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Dem Einführer der Kartoffeln in Frankreich, <hi rendition="#g">Parmen-<lb/>
tier,</hi> wird in Montdidier im Departement der Somme eine<lb/>
eherne Bildsäule errichtet. Ludwig <hi rendition="#aq">XVI</hi>. hatte ihm damals<lb/>
gesagt: &#x201E;Frankreich wird es Jhnen einst danken, daß Sie das<lb/>
Brot des Armen erfunden haben.&#x201C;</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><hi rendition="#g">Edle Handlungen.</hi> Mehre adelige Gutsbesitzer in<lb/>
Preußen, die Grafen Eggloffstein, Finkenstein, v. d. Gröben,<lb/>
Dönhoff u. s. w. ( wir bedauern, daß der Übrigen Namen uns<lb/>
nicht bekannt geworden ) haben mit bedeutenden Opfern die<lb/>
Brennereien auf ihren Gütern aufgehoben, &#x201E;weil sie durch die<lb/>
Fabrikation und den Verkauf des Branntweins nicht zum Ver-<lb/>
derben des Volks beitragen wollen.&#x201C;</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Jn einem Hause der Stadt Zürich fiel bei einer baulichen<lb/>
Veränderung zwischen den Balken ein kleines Büchelchen mit<lb/>
sechs <hi rendition="#g">Minneliedern</hi> heraus. Durch Anwendung chemischer<lb/>
Mittel ließen sich die verbleichten Wörter wieder lesbar machen.<lb/>
Sie scheinen im 13. Jahrhundert geschrieben zu sein und ha-<lb/>
ben poetischen Gehalt.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <p>Jn der Garnison zu Torgau brach eine contagiöse Krank-<lb/>
heit aus, welche mit dem im Jahre 1813 hier grassirenden<lb/>
Typhus große Ähnlichkeit hat und vorzüglich junge Militairs<lb/>
hinrafft.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jAn" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Literarische Anzeige.</hi> </head><lb/>
        <p>Bei Friedr. Schultheß in Zürich ist soeben erschie-<lb/>
nen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:   </p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr #b #g #larger">Adamah</hi><lb/>
oder<lb/><hi rendition="#fr #larger">das Weib im Lichte der Bibel.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Christliche Betrachtungen und Unterhaltungen<lb/>
über Erzählungen und Aussprüche der heiligen<lb/>
Schrift zur Beleuchtung ihrer Lehre von der<lb/>
Natur und Wirksamkeit des weiblichen Geschlechts</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">L. <hi rendition="#g">Zwingli</hi></hi>, Pfarrer und Dekan.<lb/>
8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )</hi> </p><lb/>
        <p>Früher erschienen von demselben Verfasser in gleichem<lb/>
Verlage:   </p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g #b #larger">Siona</hi>.<lb/>
Freundesgabe auf den Altar der häuslichen<lb/>
Glückseligkeit.</hi><lb/>
Zweite durchgesehene Auflage.<lb/>
8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g #b #larger">Theophania</hi>.<lb/>
Neue Freundesgabe auf den Altar der häusli-<lb/>
chen Glückseligkeit, enthaltend: Christliche Be-<lb/>
trachtungen über die Offenbarung der Liebe<lb/>
Gottes in den Mitteln zur Beförderung des<lb/>
häuslichen Glücks.</hi><lb/>
8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )</hi> </p>
      </div><lb/>
      <cb type="end"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
    <back>
      <div type="imprint" n="1">
        <p> <hi rendition="#c">Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. <hi rendition="#g">Brockhaus</hi> in <hi rendition="#g">Leipzig</hi>.</hi> </p>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[224/0008] 224 gen, die Schwäne, die Kaimans nicht nur eine große Menge Eier, sondern auch viele junge Schildkröten in dem Augenblicke verzehren, wo sie auskriechen und bevor sie das Wasser erreichen. Mag übrigens ihre Fruchtbar- keit noch so groß sein, so ist doch zu befürchten, daß sie, wenn man das jetzige Verfolgungssystem gegen sie hart- näckig fortsetzt, endlich vollständig vernichtet werden. Naturgeschichtliches. Der Fuchs zeichnet sich vor allen andern Thieren durch seine List aus. Er ist, wie er leibt und lebt, Symbol der List und wird durch die Nähe des Menschen und dessen stete Nachstellungen noch klüger und listiger. Für ihn ist das Leben eine eigentliche Schule, nur lernt er darin nichts Gutes, denn er lernt nur Bubenstreiche. Von seinen Bubenstreichen wissen besonders alte Jäger viel zu erzählen. Sie mögen wol die Sache hier und da übertreiben, aber Folgendes rührt aus dem Munde der glaubwürdigsten Leute: Man war eines Tages einem Fuchse auf der Spur. Die Fährte führte im Schnee zu einem hohlen Baume. Es wurde an den hohlen Baum geklopft und geschlagen, aber kein Fuchs erschien. „Er will uns irre führen“, dachte man und schlug den Baum um, aber der Fuchs war nicht zu sehen. Da fand es sich bei genauerer Untersuchung, daß er in dersel- ben Fährte zurückgegangen, in der er gekommen war. Ein Jäger befand sich eines Abends im Halbdunkel auf dem Anstande. Jn einiger Entfernung von seinem Standorte befand sich ein abgehauener Baumstamm und nicht weit von diesem stand eine hohe Fichte mit einem Neste, in welchem junge Geier waren. Er hatte nicht lange gestanden, so kommt aus dem Walde ein Fuchs daher, umkreist den alten Baumstrunk und springt hin- auf und springt wieder herunter. Hierauf vergräbt er sich in einen daran befindlichen Haufen dürren Laubs. Es dauert nicht lange, so springt er mit einem Satze aus dem Laube auf den Baumstrunk, begibt sich dann wieder herunter, vergräbt sich wieder in das Laub und macht bald darauf den Sprung unter denselben Umstän- den zum zweiten, dritten, vierten Male, bis er endlich, im Laube verborgen, liegen bleibt. Mit einem Male kommt der alte Geier geflogen und setzt sich auf den abgehauenen Baumstamm, um von hier aus bequemer zu seinen Jungen im Neste auffliegen zu können. Kaum aber haben seine Füße den Stamm berührt, als auch der schlaue Fuchs den früher eingeübten und sicher be- rechneten Sprung macht und sich seiner bemächtigt, ehe der Geier das Geringste von seiner Gefahr geahnet hat. Miscellen. Reinigung der Flaschen mit Schrotkörnern hätte vor kurzem abermals einem Manne fast das Leben gekostet. Der- selbe bekam nach dem Genusse einiger Gläser Liqueur die hef- tigsten Leibschmerzen mit allen Zeichen der Vergiftung, und nur durch die schleunigste Anwendung der geeigneten Gegenmit- tel wurde er gerettet. Bei genauerer Untersuchung fanden sich in der Flasche sechs Schrotkörner, die bereits sehr vergangen waren und sich zu Bleisalz gebildet hatten. Wie man schwimmen lernt ohne Wasser. Der Schwimmlehrer Lutze in Berlin, ein Hallore aus Halle, hat eine Maschine erfunden, durch welche man in der Luft für das Wasser schwimmen lernt. Jn Flaschenzügen hängende Ge- wichte, welche zusammen das specifische Gewicht des Wassers haben, nehmen dem Körper so viel von seinem Gewichte, als ihm das Wasser nimmt; die übrige Schwere muß er durch Hände und Füße zu überwinden suchen. Lutze zeigt ihm nun, wie man die Hände und Füße zu bewegen hat, um dem Kör- per den Rest dieser Schwere zu nehmen. Kann er dies, so kann er auch schwimmen, sobald er ins Wasser kommt. Dem Einführer der Kartoffeln in Frankreich, Parmen- tier, wird in Montdidier im Departement der Somme eine eherne Bildsäule errichtet. Ludwig XVI. hatte ihm damals gesagt: „Frankreich wird es Jhnen einst danken, daß Sie das Brot des Armen erfunden haben.“ Edle Handlungen. Mehre adelige Gutsbesitzer in Preußen, die Grafen Eggloffstein, Finkenstein, v. d. Gröben, Dönhoff u. s. w. ( wir bedauern, daß der Übrigen Namen uns nicht bekannt geworden ) haben mit bedeutenden Opfern die Brennereien auf ihren Gütern aufgehoben, „weil sie durch die Fabrikation und den Verkauf des Branntweins nicht zum Ver- derben des Volks beitragen wollen.“ Jn einem Hause der Stadt Zürich fiel bei einer baulichen Veränderung zwischen den Balken ein kleines Büchelchen mit sechs Minneliedern heraus. Durch Anwendung chemischer Mittel ließen sich die verbleichten Wörter wieder lesbar machen. Sie scheinen im 13. Jahrhundert geschrieben zu sein und ha- ben poetischen Gehalt. Jn der Garnison zu Torgau brach eine contagiöse Krank- heit aus, welche mit dem im Jahre 1813 hier grassirenden Typhus große Ähnlichkeit hat und vorzüglich junge Militairs hinrafft. Literarische Anzeige. Bei Friedr. Schultheß in Zürich ist soeben erschie- nen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Adamah oder das Weib im Lichte der Bibel. Christliche Betrachtungen und Unterhaltungen über Erzählungen und Aussprüche der heiligen Schrift zur Beleuchtung ihrer Lehre von der Natur und Wirksamkeit des weiblichen Geschlechts von L. Zwingli, Pfarrer und Dekan. 8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. ) Früher erschienen von demselben Verfasser in gleichem Verlage: Siona. Freundesgabe auf den Altar der häuslichen Glückseligkeit. Zweite durchgesehene Auflage. 8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. ) Theophania. Neue Freundesgabe auf den Altar der häusli- chen Glückseligkeit, enthaltend: Christliche Be- trachtungen über die Offenbarung der Liebe Gottes in den Mitteln zur Beförderung des häuslichen Glücks. 8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. ) Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig028_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig028_1843/8
Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 28. Leipzig (Sachsen), 15. Juli 1843, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig028_1843/8>, abgerufen am 13.06.2024.