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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 28. Leipzig (Sachsen), 15. Juli 1843.

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[Beginn Spaltensatz] gen, die Schwäne, die Kaimans nicht nur eine große
Menge Eier, sondern auch viele junge Schildkröten in
dem Augenblicke verzehren, wo sie auskriechen und bevor
sie das Wasser erreichen. Mag übrigens ihre Fruchtbar-
keit noch so groß sein, so ist doch zu befürchten, daß sie,
wenn man das jetzige Verfolgungssystem gegen sie hart-
näckig fortsetzt, endlich vollständig vernichtet werden.



Naturgeschichtliches.

Der Fuchs zeichnet sich vor allen andern Thieren durch
seine List aus. Er ist, wie er leibt und lebt, Symbol
der List und wird durch die Nähe des Menschen und
dessen stete Nachstellungen noch klüger und listiger. Für
ihn ist das Leben eine eigentliche Schule, nur lernt er
darin nichts Gutes, denn er lernt nur Bubenstreiche.
Von seinen Bubenstreichen wissen besonders alte Jäger
viel zu erzählen. Sie mögen wol die Sache hier und
da übertreiben, aber Folgendes rührt aus dem Munde
der glaubwürdigsten Leute: Man war eines Tages einem
Fuchse auf der Spur. Die Fährte führte im Schnee
zu einem hohlen Baume. Es wurde an den hohlen
Baum geklopft und geschlagen, aber kein Fuchs erschien.
"Er will uns irre führen", dachte man und schlug den
Baum um, aber der Fuchs war nicht zu sehen. Da
fand es sich bei genauerer Untersuchung, daß er in dersel-
ben Fährte zurückgegangen, in der er gekommen war.

Ein Jäger befand sich eines Abends im Halbdunkel
auf dem Anstande. Jn einiger Entfernung von seinem
Standorte befand sich ein abgehauener Baumstamm und
nicht weit von diesem stand eine hohe Fichte mit einem
Neste, in welchem junge Geier waren. Er hatte nicht
lange gestanden, so kommt aus dem Walde ein Fuchs
daher, umkreist den alten Baumstrunk und springt hin-
auf und springt wieder herunter. Hierauf vergräbt er
sich in einen daran befindlichen Haufen dürren Laubs.
Es dauert nicht lange, so springt er mit einem Satze
aus dem Laube auf den Baumstrunk, begibt sich dann
wieder herunter, vergräbt sich wieder in das Laub und
macht bald darauf den Sprung unter denselben Umstän-
den zum zweiten, dritten, vierten Male, bis er endlich,
im Laube verborgen, liegen bleibt. Mit einem Male
kommt der alte Geier geflogen und setzt sich auf den
abgehauenen Baumstamm, um von hier aus bequemer
zu seinen Jungen im Neste auffliegen zu können. Kaum
aber haben seine Füße den Stamm berührt, als auch
der schlaue Fuchs den früher eingeübten und sicher be-
rechneten Sprung macht und sich seiner bemächtigt, ehe
der Geier das Geringste von seiner Gefahr geahnet hat.



Miscellen.

Reinigung der Flaschen mit Schrotkörnern hätte vor
kurzem abermals einem Manne fast das Leben gekostet. Der-
selbe bekam nach dem Genusse einiger Gläser Liqueur die hef-
tigsten Leibschmerzen mit allen Zeichen der Vergiftung, und
nur durch die schleunigste Anwendung der geeigneten Gegenmit-
tel wurde er gerettet. Bei genauerer Untersuchung fanden sich
in der Flasche sechs Schrotkörner, die bereits sehr vergangen
waren und sich zu Bleisalz gebildet hatten.



Wie man schwimmen lernt ohne Wasser. Der
Schwimmlehrer Lutze in Berlin, ein Hallore aus Halle, hat
eine Maschine erfunden, durch welche man in der Luft für das
Wasser schwimmen lernt. Jn Flaschenzügen hängende Ge-
[Spaltenumbruch] wichte, welche zusammen das specifische Gewicht des Wassers
haben, nehmen dem Körper so viel von seinem Gewichte, als
ihm das Wasser nimmt; die übrige Schwere muß er durch
Hände und Füße zu überwinden suchen. Lutze zeigt ihm nun,
wie man die Hände und Füße zu bewegen hat, um dem Kör-
per den Rest dieser Schwere zu nehmen. Kann er dies, so
kann er auch schwimmen, sobald er ins Wasser kommt.



Dem Einführer der Kartoffeln in Frankreich, Parmen-
tier,
wird in Montdidier im Departement der Somme eine
eherne Bildsäule errichtet. Ludwig XVI. hatte ihm damals
gesagt: "Frankreich wird es Jhnen einst danken, daß Sie das
Brot des Armen erfunden haben."



Edle Handlungen. Mehre adelige Gutsbesitzer in
Preußen, die Grafen Eggloffstein, Finkenstein, v. d. Gröben,
Dönhoff u. s. w. ( wir bedauern, daß der Übrigen Namen uns
nicht bekannt geworden ) haben mit bedeutenden Opfern die
Brennereien auf ihren Gütern aufgehoben, "weil sie durch die
Fabrikation und den Verkauf des Branntweins nicht zum Ver-
derben des Volks beitragen wollen."



Jn einem Hause der Stadt Zürich fiel bei einer baulichen
Veränderung zwischen den Balken ein kleines Büchelchen mit
sechs Minneliedern heraus. Durch Anwendung chemischer
Mittel ließen sich die verbleichten Wörter wieder lesbar machen.
Sie scheinen im 13. Jahrhundert geschrieben zu sein und ha-
ben poetischen Gehalt.



Jn der Garnison zu Torgau brach eine contagiöse Krank-
heit aus, welche mit dem im Jahre 1813 hier grassirenden
Typhus große Ähnlichkeit hat und vorzüglich junge Militairs
hinrafft.



Literarische Anzeige.

Bei Friedr. Schultheß in Zürich ist soeben erschie-
nen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Adamah
oder
das Weib im Lichte der Bibel.
Christliche Betrachtungen und Unterhaltungen
über Erzählungen und Aussprüche der heiligen
Schrift zur Beleuchtung ihrer Lehre von der
Natur und Wirksamkeit des weiblichen Geschlechts

von
L. Zwingli, Pfarrer und Dekan.
8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )

Früher erschienen von demselben Verfasser in gleichem
Verlage:

Siona.
Freundesgabe auf den Altar der häuslichen
Glückseligkeit.

Zweite durchgesehene Auflage.
8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )
Theophania.
Neue Freundesgabe auf den Altar der häusli-
chen Glückseligkeit, enthaltend: Christliche Be-
trachtungen über die Offenbarung der Liebe
Gottes in den Mitteln zur Beförderung des
häuslichen Glücks.

8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )

[Ende Spaltensatz]

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

[Beginn Spaltensatz] gen, die Schwäne, die Kaimans nicht nur eine große
Menge Eier, sondern auch viele junge Schildkröten in
dem Augenblicke verzehren, wo sie auskriechen und bevor
sie das Wasser erreichen. Mag übrigens ihre Fruchtbar-
keit noch so groß sein, so ist doch zu befürchten, daß sie,
wenn man das jetzige Verfolgungssystem gegen sie hart-
näckig fortsetzt, endlich vollständig vernichtet werden.



Naturgeschichtliches.

Der Fuchs zeichnet sich vor allen andern Thieren durch
seine List aus. Er ist, wie er leibt und lebt, Symbol
der List und wird durch die Nähe des Menschen und
dessen stete Nachstellungen noch klüger und listiger. Für
ihn ist das Leben eine eigentliche Schule, nur lernt er
darin nichts Gutes, denn er lernt nur Bubenstreiche.
Von seinen Bubenstreichen wissen besonders alte Jäger
viel zu erzählen. Sie mögen wol die Sache hier und
da übertreiben, aber Folgendes rührt aus dem Munde
der glaubwürdigsten Leute: Man war eines Tages einem
Fuchse auf der Spur. Die Fährte führte im Schnee
zu einem hohlen Baume. Es wurde an den hohlen
Baum geklopft und geschlagen, aber kein Fuchs erschien.
„Er will uns irre führen“, dachte man und schlug den
Baum um, aber der Fuchs war nicht zu sehen. Da
fand es sich bei genauerer Untersuchung, daß er in dersel-
ben Fährte zurückgegangen, in der er gekommen war.

Ein Jäger befand sich eines Abends im Halbdunkel
auf dem Anstande. Jn einiger Entfernung von seinem
Standorte befand sich ein abgehauener Baumstamm und
nicht weit von diesem stand eine hohe Fichte mit einem
Neste, in welchem junge Geier waren. Er hatte nicht
lange gestanden, so kommt aus dem Walde ein Fuchs
daher, umkreist den alten Baumstrunk und springt hin-
auf und springt wieder herunter. Hierauf vergräbt er
sich in einen daran befindlichen Haufen dürren Laubs.
Es dauert nicht lange, so springt er mit einem Satze
aus dem Laube auf den Baumstrunk, begibt sich dann
wieder herunter, vergräbt sich wieder in das Laub und
macht bald darauf den Sprung unter denselben Umstän-
den zum zweiten, dritten, vierten Male, bis er endlich,
im Laube verborgen, liegen bleibt. Mit einem Male
kommt der alte Geier geflogen und setzt sich auf den
abgehauenen Baumstamm, um von hier aus bequemer
zu seinen Jungen im Neste auffliegen zu können. Kaum
aber haben seine Füße den Stamm berührt, als auch
der schlaue Fuchs den früher eingeübten und sicher be-
rechneten Sprung macht und sich seiner bemächtigt, ehe
der Geier das Geringste von seiner Gefahr geahnet hat.



Miscellen.

Reinigung der Flaschen mit Schrotkörnern hätte vor
kurzem abermals einem Manne fast das Leben gekostet. Der-
selbe bekam nach dem Genusse einiger Gläser Liqueur die hef-
tigsten Leibschmerzen mit allen Zeichen der Vergiftung, und
nur durch die schleunigste Anwendung der geeigneten Gegenmit-
tel wurde er gerettet. Bei genauerer Untersuchung fanden sich
in der Flasche sechs Schrotkörner, die bereits sehr vergangen
waren und sich zu Bleisalz gebildet hatten.



Wie man schwimmen lernt ohne Wasser. Der
Schwimmlehrer Lutze in Berlin, ein Hallore aus Halle, hat
eine Maschine erfunden, durch welche man in der Luft für das
Wasser schwimmen lernt. Jn Flaschenzügen hängende Ge-
[Spaltenumbruch] wichte, welche zusammen das specifische Gewicht des Wassers
haben, nehmen dem Körper so viel von seinem Gewichte, als
ihm das Wasser nimmt; die übrige Schwere muß er durch
Hände und Füße zu überwinden suchen. Lutze zeigt ihm nun,
wie man die Hände und Füße zu bewegen hat, um dem Kör-
per den Rest dieser Schwere zu nehmen. Kann er dies, so
kann er auch schwimmen, sobald er ins Wasser kommt.



Dem Einführer der Kartoffeln in Frankreich, Parmen-
tier,
wird in Montdidier im Departement der Somme eine
eherne Bildsäule errichtet. Ludwig XVI. hatte ihm damals
gesagt: „Frankreich wird es Jhnen einst danken, daß Sie das
Brot des Armen erfunden haben.“



Edle Handlungen. Mehre adelige Gutsbesitzer in
Preußen, die Grafen Eggloffstein, Finkenstein, v. d. Gröben,
Dönhoff u. s. w. ( wir bedauern, daß der Übrigen Namen uns
nicht bekannt geworden ) haben mit bedeutenden Opfern die
Brennereien auf ihren Gütern aufgehoben, „weil sie durch die
Fabrikation und den Verkauf des Branntweins nicht zum Ver-
derben des Volks beitragen wollen.“



Jn einem Hause der Stadt Zürich fiel bei einer baulichen
Veränderung zwischen den Balken ein kleines Büchelchen mit
sechs Minneliedern heraus. Durch Anwendung chemischer
Mittel ließen sich die verbleichten Wörter wieder lesbar machen.
Sie scheinen im 13. Jahrhundert geschrieben zu sein und ha-
ben poetischen Gehalt.



Jn der Garnison zu Torgau brach eine contagiöse Krank-
heit aus, welche mit dem im Jahre 1813 hier grassirenden
Typhus große Ähnlichkeit hat und vorzüglich junge Militairs
hinrafft.



Literarische Anzeige.

Bei Friedr. Schultheß in Zürich ist soeben erschie-
nen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Adamah
oder
das Weib im Lichte der Bibel.
Christliche Betrachtungen und Unterhaltungen
über Erzählungen und Aussprüche der heiligen
Schrift zur Beleuchtung ihrer Lehre von der
Natur und Wirksamkeit des weiblichen Geschlechts

von
L. Zwingli, Pfarrer und Dekan.
8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )

Früher erschienen von demselben Verfasser in gleichem
Verlage:

Siona.
Freundesgabe auf den Altar der häuslichen
Glückseligkeit.

Zweite durchgesehene Auflage.
8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )
Theophania.
Neue Freundesgabe auf den Altar der häusli-
chen Glückseligkeit, enthaltend: Christliche Be-
trachtungen über die Offenbarung der Liebe
Gottes in den Mitteln zur Beförderung des
häuslichen Glücks.

8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. )

[Ende Spaltensatz]

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Neue Freundesgabe auf den Altar der häusli- chen Glückseligkeit, enthaltend: Christliche Be- trachtungen über die Offenbarung der Liebe Gottes in den Mitteln zur Beförderung des häuslichen Glücks. 8. Eleg. geb. 2 Fl. 6 Kr., oder 1 Thlr. 10 Ngr. ( 1 Thlr. 8 gGr. ) Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 28. Leipzig (Sachsen), 15. Juli 1843, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig028_1843/8>, abgerufen am 23.11.2024.