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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 31. Leipzig (Sachsen). 5. August 1843.

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Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 31. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 5. August 1843.


Schottland.
[Abbildung] Schloß des Herzogs von Argyle bei Jnverary.
[Beginn Spaltensatz]

Die Schotten sind von Haus aus ein von den Eng-
ländern durch Sprache und Sitten verschiedenes Volk.
Seit einer Reihe von Jahrhunderten aber haben englische
Sprache und Bildung diesen Unterschied wenigstens im
südlichen Theile gänzlich verwischt und man erkennt jetzt
den Schotten in England nur noch an der etwas brei-
ten Aussprache. Anders verhält es sich mit den nördli-
chen und westlichen Gegenden; hier hat das Volk noch
größtentheils die Lebensweise der längst vergangenen Jahr-
hunderte beibehalten; hier spricht man noch eine Sprache,
die mit dem Englischen durchaus nichts gemein hat, mit
der Sprache des Volks in Jrland jedoch sehr verwandt
ist; hier ist das schottische Hochland mit dem kühnen
Volke der Bergschotten zu suchen. Sie selbst nennen
sich Gael oder Cael und ihr Land Caeldoch ( Caledonia ) .
Bis zum Jahre 1746, wo die letzten Unruhen zu Gun-
sten der Stuarts unterdrückt wurden, ging jeder Berg-
schotte bewaffnet, aber in dem genannten Jahre wurde
das Volk entwaffnet und zu mancher Änderung in sei-
nen Sitten und in seiner Verfassung gezwungen. Nichts-
destoweniger haben sie ihre alte, von der europäischen
ganz abweichende Kleidung bis in die neueste Zeit bei-
behalten.

Griechischen und römischen Schriftstellern war Schott-
land ebenso wenig bekannt als Skandinavien. Agricola
[Spaltenumbruch] drang zuerst in den Theil Britanniens vor, welcher jetzt
Schottland heißt. Jn dem Niederlande fand er geringe
Hindernisse, desto größere aber, als er sich den Caledo-
niern näherte, welche damals alle nördlichen Districte inne
hatten. Eine hartnäckige Schlacht wurde am Fuße des
Grampiangebirges geliefert, welche sich durch das Hoch-
land, namentlich die Grafschaften Perth und Argyle, hin-
ziehen. Der wilde Muth der Caledonier mußte darin zuletzt
der römischen Kriegskunst weichen. Die Römer errichteten
nun eine Menge befestigter Lager, von welchen sich das
bei Ardoch,2 1 / 2 Meile nördlich von Stirling, am besten
erhalten hat, und suchten von da aus das Land zu beherr-
schen. Jndessen machten ihnen das die Bergbewohner
schwer genug, und um sich vor ihren räuberischen Überfällen
zu bewahren, führten die Römer zu verschiedenen Zeiten
zwei Wälle auf, den einen zwischen dem Forth und Clyde,
also ungefähr zwischen Edinburg und Glasgow, den an-
dern in der Gegend von Newcastle. Zu den Picten, von
denen die räuberischen Einfälle immer ausgingen, gesell-
ten sich später die Scoten aus Jrland, welche seit dem
Abzuge der Römer aus Britannien im 5. Jahrhundert
immer mit den Picten genannt werden. Vor ihrer Lan-
dung in Schottland hatte sich im Westen des Landes
das Königreich Strathcluyd gebildet, welches durch König
Arthur und seine Ritter von der Tafelrunde in den
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 31. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 5. August 1843.


Schottland.
[Abbildung] Schloß des Herzogs von Argyle bei Jnverary.
[Beginn Spaltensatz]

Die Schotten sind von Haus aus ein von den Eng-
ländern durch Sprache und Sitten verschiedenes Volk.
Seit einer Reihe von Jahrhunderten aber haben englische
Sprache und Bildung diesen Unterschied wenigstens im
südlichen Theile gänzlich verwischt und man erkennt jetzt
den Schotten in England nur noch an der etwas brei-
ten Aussprache. Anders verhält es sich mit den nördli-
chen und westlichen Gegenden; hier hat das Volk noch
größtentheils die Lebensweise der längst vergangenen Jahr-
hunderte beibehalten; hier spricht man noch eine Sprache,
die mit dem Englischen durchaus nichts gemein hat, mit
der Sprache des Volks in Jrland jedoch sehr verwandt
ist; hier ist das schottische Hochland mit dem kühnen
Volke der Bergschotten zu suchen. Sie selbst nennen
sich Gael oder Cael und ihr Land Caeldoch ( Caledonia ) .
Bis zum Jahre 1746, wo die letzten Unruhen zu Gun-
sten der Stuarts unterdrückt wurden, ging jeder Berg-
schotte bewaffnet, aber in dem genannten Jahre wurde
das Volk entwaffnet und zu mancher Änderung in sei-
nen Sitten und in seiner Verfassung gezwungen. Nichts-
destoweniger haben sie ihre alte, von der europäischen
ganz abweichende Kleidung bis in die neueste Zeit bei-
behalten.

Griechischen und römischen Schriftstellern war Schott-
land ebenso wenig bekannt als Skandinavien. Agricola
[Spaltenumbruch] drang zuerst in den Theil Britanniens vor, welcher jetzt
Schottland heißt. Jn dem Niederlande fand er geringe
Hindernisse, desto größere aber, als er sich den Caledo-
niern näherte, welche damals alle nördlichen Districte inne
hatten. Eine hartnäckige Schlacht wurde am Fuße des
Grampiangebirges geliefert, welche sich durch das Hoch-
land, namentlich die Grafschaften Perth und Argyle, hin-
ziehen. Der wilde Muth der Caledonier mußte darin zuletzt
der römischen Kriegskunst weichen. Die Römer errichteten
nun eine Menge befestigter Lager, von welchen sich das
bei Ardoch,2 1 / 2 Meile nördlich von Stirling, am besten
erhalten hat, und suchten von da aus das Land zu beherr-
schen. Jndessen machten ihnen das die Bergbewohner
schwer genug, und um sich vor ihren räuberischen Überfällen
zu bewahren, führten die Römer zu verschiedenen Zeiten
zwei Wälle auf, den einen zwischen dem Forth und Clyde,
also ungefähr zwischen Edinburg und Glasgow, den an-
dern in der Gegend von Newcastle. Zu den Picten, von
denen die räuberischen Einfälle immer ausgingen, gesell-
ten sich später die Scoten aus Jrland, welche seit dem
Abzuge der Römer aus Britannien im 5. Jahrhundert
immer mit den Picten genannt werden. Vor ihrer Lan-
dung in Schottland hatte sich im Westen des Landes
das Königreich Strathcluyd gebildet, welches durch König
Arthur und seine Ritter von der Tafelrunde in den
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 31. Leipzig (Sachsen). 5. August 1843, S. [241]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig031_1843/1>, abgerufen am 21.11.2024.