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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 37. Leipzig (Sachsen), 16. September 1843.

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[Beginn Spaltensatz] oft abgelöst wird. Die dasselbe bildenden Ameisen rücken
nur eine gewisse Strecke vor, bleiben dann stehen, das
Hauptcorps vorüberlassend, und kommen so ins Hinter-
treffen, während daß die Vordersten im Hauptzuge an
ihre Stelle treten. Das Vordertreffen besteht meist nur
aus 8--10 Ameisen.

Wenn sie in die Nähe der Negerameisen kommen,
so zerstreuen sie sich und durchstreifen das Gras und Ge-
sträuch, bis sie die Colonie gefunden haben. Jetzt be-
ginnen sie einen lebhaften Angriff. Die Negerschildwa-
chen vertheidigen sich und es entspinnt sich ein Kampf,
in welchem die Angreifenden oft den Tod finden. Die
rothen Ameisen concentriren sich nun und es beginnt eine
allgemeine Schlacht, die sich gewöhnlich mit der Nieder-
lage der Neger endigt. Diese fliehen hierauf in die ver-
stecktesten Tiefen ihrer Nester und die Plünderung nimmt
ihren Anfang. Mittels ihrer starken Kiefern zerreißen die
rothen Ameisen die Wände der Hügel, welche die Woh-
nungen der Schwarzen bedecken, und stürzen sich mitten
in ihr Bollwerk hinein. Einige Minuten darauf kommt
jede mit der Puppe einer schwarzen Arbeiterin heraus.

Mit Beute beladen ziehen nun die rothen Ameisen
in bester Ordnung nach Hause, wo sie die geraubten
Puppen wie ihre Nachkommenschaft behandeln und wo
die gefangenen Arbeiterinnen, sobald sie sich entwickelt
haben, wirklich der rothen Gemeinde dienen. Sie reini-
gen die Nester, holen Nahrungsmittel, erziehen und näh-
ren die Larven, tragen die Puppen an die Sonne und
thun Alles, was das Wohl der Colonie verlangt.



Maispflanzen.
[Abbildung] Der gemeine Mais.

Die Maispflanzen gehören nach dem Linne'schen Systeme
in die 21. Classe, denn die männlichen und weiblichen
[Spaltenumbruch] Blumen sitzen getrennt auf derselben Pflanze. Die
männlichen Blüten bilden eine Traubenrispe an der
Spitze der Pflanze, die weiblichen sitzen tiefer in den
Blattachseln, von vielen Scheiden umgeben, auf einem
walzigen Blütenboden. Die erstern sitzen zu zweien
in zweispelzigen Kelchen und haben eine zweispelzige Krone
ohne Grannen, die letztern haben jede einen besondern
Kelch, der wie die Krone zweispelzig ist. Der Griffel
ist fadig und sehr lang.

Man kennt von dieser Pflanze eine einzige Art, die
aber in verschiedenen Abänderungen vorkommt, den ge-
meinen Mais, auch türkischer Weizen, Welschkorn, in
Östreich Kukuruz genannt. Der Mais stammt aus Ame-
rika, wo er vor der Entdeckung dieses Welttheils durch
Columbus die einzige angebaute Getreideart war. Die
Spanier brachten ihn in ihr europäisches Vaterland, von
wo aus er sich bald über ganz Europa ausbreitete. Von
seinem ersten Auftreten in Spanien heißt er bisweilen
auch spanischer Weizen, von seinem Fundorte indianisches
Korn und von der Türkei, wo er in einigen Provinzen
im Großen angebaut wurde, türkischer Weizen. Jn Ame-
rika kommen zwei Hauptsorten vor, der große, der un-
ter günstigen Umständen bei uns gegen 12 Fuß hoch
wird, und der kleine, der auch Dreimonatsmais heißt,
weil er in dieser Zeit gewöhnlich reif wird.

Von dem großen unterscheidet sich der kleine vorzüg-
lich dadurch, daß er eine kürzere Ähre hat und nicht
über 4 Fuß hoch wird. Dafür aber, daß er nicht so
ergiebig ist, wie der große, gibt er ein weißeres, feineres
und überhaupt besseres Mehl. Auch verträgt er mehr
Kälte als der große und eignet sich deshalb besser zum
Anbau in mehr nördlichen Gegenden.

Der große Mais, der auf unserer Abbildung darge-
stellt ist, erreicht in seinem Vaterlande, vornehmlich in
Carolina und den weiter nach Mittag hin liegenden Län-
dern, eine Höhe von 18 Fuß und eine Dicke von eini-
gen Zollen. Die breiten, sehr langen Blätter sind lan-
zettförmig, ganzrandig und lebhaft grün, ihre langen
Scheiden sind kantig gestreift und haben ein ganz kurzes
Blatthäutchen. Die männlichen Blüten bilden an der
Spitze eine große vielblütige, abgesonderte Rispe, die
weiblichen, die sich durch ihre langen, fadenförmig herab-
hängenden und Büschel bildenden Griffel auszeichnen, ste-
hen darunter in den Winkeln und bilden nach der Be-
fruchtung spannenlange Kolben, an denen die nach der
Reife weißlich oder gelb oder dunkelroth aussehenden Kör-
ner reihenweise festsitzen. Dieser Mais nimmt in seiner
Größe immer mehr ab, je weiter er nach Norden ver-
pflanzt wird, bis er in den kleinen übergeht.

Nach dem verschiedenen Klima der Länder, in wel-
chen der Mais gebaut wird, ist die Zahl seiner Ähren
merklich verschieden. Jn Amerika hat eine Maispflanze
3--4 Ähren, in Guinea 7--8, bei uns gewöhnlich nur
eine oder höchstens zwei. Auch die Zahl der Körner in
den Ähren nimmt mit der Wärme des Klimas zu und
beläuft sich in warmen Ländern auf mehre Hunderte.
Die Länge und Breite der Blätter richtet sich nach der
Güte des Bodens. Auf gutem Boden mittägiger Län-
der hat der Mais oft Blätter, die eine Elle lang und
einen halben Fuß breit sind.

Jn vielen Ländern Amerikas, wo man kein Korn
baut, vertritt der Mais die Stelle desselben und wird
zu Speisen und Getränken benutzt; doch gibt das Mais-
mehl allein zu sprödes Brot; vermischt man es aber
mit Roggen= oder Weizenmehl, so erhält man daraus
sehr gutes Brot. Die unreifen weiblichen milchigen Äh-
ren werden, auf Kohlen geröstet, als Leckerbissen verspeist.

Bei uns darf der Mais nicht eher ausgesäet und
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] oft abgelöst wird. Die dasselbe bildenden Ameisen rücken
nur eine gewisse Strecke vor, bleiben dann stehen, das
Hauptcorps vorüberlassend, und kommen so ins Hinter-
treffen, während daß die Vordersten im Hauptzuge an
ihre Stelle treten. Das Vordertreffen besteht meist nur
aus 8—10 Ameisen.

Wenn sie in die Nähe der Negerameisen kommen,
so zerstreuen sie sich und durchstreifen das Gras und Ge-
sträuch, bis sie die Colonie gefunden haben. Jetzt be-
ginnen sie einen lebhaften Angriff. Die Negerschildwa-
chen vertheidigen sich und es entspinnt sich ein Kampf,
in welchem die Angreifenden oft den Tod finden. Die
rothen Ameisen concentriren sich nun und es beginnt eine
allgemeine Schlacht, die sich gewöhnlich mit der Nieder-
lage der Neger endigt. Diese fliehen hierauf in die ver-
stecktesten Tiefen ihrer Nester und die Plünderung nimmt
ihren Anfang. Mittels ihrer starken Kiefern zerreißen die
rothen Ameisen die Wände der Hügel, welche die Woh-
nungen der Schwarzen bedecken, und stürzen sich mitten
in ihr Bollwerk hinein. Einige Minuten darauf kommt
jede mit der Puppe einer schwarzen Arbeiterin heraus.

Mit Beute beladen ziehen nun die rothen Ameisen
in bester Ordnung nach Hause, wo sie die geraubten
Puppen wie ihre Nachkommenschaft behandeln und wo
die gefangenen Arbeiterinnen, sobald sie sich entwickelt
haben, wirklich der rothen Gemeinde dienen. Sie reini-
gen die Nester, holen Nahrungsmittel, erziehen und näh-
ren die Larven, tragen die Puppen an die Sonne und
thun Alles, was das Wohl der Colonie verlangt.



Maispflanzen.
[Abbildung] Der gemeine Mais.

Die Maispflanzen gehören nach dem Linné'schen Systeme
in die 21. Classe, denn die männlichen und weiblichen
[Spaltenumbruch] Blumen sitzen getrennt auf derselben Pflanze. Die
männlichen Blüten bilden eine Traubenrispe an der
Spitze der Pflanze, die weiblichen sitzen tiefer in den
Blattachseln, von vielen Scheiden umgeben, auf einem
walzigen Blütenboden. Die erstern sitzen zu zweien
in zweispelzigen Kelchen und haben eine zweispelzige Krone
ohne Grannen, die letztern haben jede einen besondern
Kelch, der wie die Krone zweispelzig ist. Der Griffel
ist fadig und sehr lang.

Man kennt von dieser Pflanze eine einzige Art, die
aber in verschiedenen Abänderungen vorkommt, den ge-
meinen Mais, auch türkischer Weizen, Welschkorn, in
Östreich Kukuruz genannt. Der Mais stammt aus Ame-
rika, wo er vor der Entdeckung dieses Welttheils durch
Columbus die einzige angebaute Getreideart war. Die
Spanier brachten ihn in ihr europäisches Vaterland, von
wo aus er sich bald über ganz Europa ausbreitete. Von
seinem ersten Auftreten in Spanien heißt er bisweilen
auch spanischer Weizen, von seinem Fundorte indianisches
Korn und von der Türkei, wo er in einigen Provinzen
im Großen angebaut wurde, türkischer Weizen. Jn Ame-
rika kommen zwei Hauptsorten vor, der große, der un-
ter günstigen Umständen bei uns gegen 12 Fuß hoch
wird, und der kleine, der auch Dreimonatsmais heißt,
weil er in dieser Zeit gewöhnlich reif wird.

Von dem großen unterscheidet sich der kleine vorzüg-
lich dadurch, daß er eine kürzere Ähre hat und nicht
über 4 Fuß hoch wird. Dafür aber, daß er nicht so
ergiebig ist, wie der große, gibt er ein weißeres, feineres
und überhaupt besseres Mehl. Auch verträgt er mehr
Kälte als der große und eignet sich deshalb besser zum
Anbau in mehr nördlichen Gegenden.

Der große Mais, der auf unserer Abbildung darge-
stellt ist, erreicht in seinem Vaterlande, vornehmlich in
Carolina und den weiter nach Mittag hin liegenden Län-
dern, eine Höhe von 18 Fuß und eine Dicke von eini-
gen Zollen. Die breiten, sehr langen Blätter sind lan-
zettförmig, ganzrandig und lebhaft grün, ihre langen
Scheiden sind kantig gestreift und haben ein ganz kurzes
Blatthäutchen. Die männlichen Blüten bilden an der
Spitze eine große vielblütige, abgesonderte Rispe, die
weiblichen, die sich durch ihre langen, fadenförmig herab-
hängenden und Büschel bildenden Griffel auszeichnen, ste-
hen darunter in den Winkeln und bilden nach der Be-
fruchtung spannenlange Kolben, an denen die nach der
Reife weißlich oder gelb oder dunkelroth aussehenden Kör-
ner reihenweise festsitzen. Dieser Mais nimmt in seiner
Größe immer mehr ab, je weiter er nach Norden ver-
pflanzt wird, bis er in den kleinen übergeht.

Nach dem verschiedenen Klima der Länder, in wel-
chen der Mais gebaut wird, ist die Zahl seiner Ähren
merklich verschieden. Jn Amerika hat eine Maispflanze
3—4 Ähren, in Guinea 7—8, bei uns gewöhnlich nur
eine oder höchstens zwei. Auch die Zahl der Körner in
den Ähren nimmt mit der Wärme des Klimas zu und
beläuft sich in warmen Ländern auf mehre Hunderte.
Die Länge und Breite der Blätter richtet sich nach der
Güte des Bodens. Auf gutem Boden mittägiger Län-
der hat der Mais oft Blätter, die eine Elle lang und
einen halben Fuß breit sind.

Jn vielen Ländern Amerikas, wo man kein Korn
baut, vertritt der Mais die Stelle desselben und wird
zu Speisen und Getränken benutzt; doch gibt das Mais-
mehl allein zu sprödes Brot; vermischt man es aber
mit Roggen= oder Weizenmehl, so erhält man daraus
sehr gutes Brot. Die unreifen weiblichen milchigen Äh-
ren werden, auf Kohlen geröstet, als Leckerbissen verspeist.

Bei uns darf der Mais nicht eher ausgesäet und
[Ende Spaltensatz]

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Von seinem ersten Auftreten in Spanien heißt er bisweilen auch spanischer Weizen, von seinem Fundorte indianisches Korn und von der Türkei, wo er in einigen Provinzen im Großen angebaut wurde, türkischer Weizen. Jn Ame- rika kommen zwei Hauptsorten vor, der große, der un- ter günstigen Umständen bei uns gegen 12 Fuß hoch wird, und der kleine, der auch Dreimonatsmais heißt, weil er in dieser Zeit gewöhnlich reif wird. Von dem großen unterscheidet sich der kleine vorzüg- lich dadurch, daß er eine kürzere Ähre hat und nicht über 4 Fuß hoch wird. Dafür aber, daß er nicht so ergiebig ist, wie der große, gibt er ein weißeres, feineres und überhaupt besseres Mehl. Auch verträgt er mehr Kälte als der große und eignet sich deshalb besser zum Anbau in mehr nördlichen Gegenden. Der große Mais, der auf unserer Abbildung darge- stellt ist, erreicht in seinem Vaterlande, vornehmlich in Carolina und den weiter nach Mittag hin liegenden Län- dern, eine Höhe von 18 Fuß und eine Dicke von eini- gen Zollen. Die breiten, sehr langen Blätter sind lan- zettförmig, ganzrandig und lebhaft grün, ihre langen Scheiden sind kantig gestreift und haben ein ganz kurzes Blatthäutchen. Die männlichen Blüten bilden an der Spitze eine große vielblütige, abgesonderte Rispe, die weiblichen, die sich durch ihre langen, fadenförmig herab- hängenden und Büschel bildenden Griffel auszeichnen, ste- hen darunter in den Winkeln und bilden nach der Be- fruchtung spannenlange Kolben, an denen die nach der Reife weißlich oder gelb oder dunkelroth aussehenden Kör- ner reihenweise festsitzen. Dieser Mais nimmt in seiner Größe immer mehr ab, je weiter er nach Norden ver- pflanzt wird, bis er in den kleinen übergeht. Nach dem verschiedenen Klima der Länder, in wel- chen der Mais gebaut wird, ist die Zahl seiner Ähren merklich verschieden. Jn Amerika hat eine Maispflanze 3—4 Ähren, in Guinea 7—8, bei uns gewöhnlich nur eine oder höchstens zwei. Auch die Zahl der Körner in den Ähren nimmt mit der Wärme des Klimas zu und beläuft sich in warmen Ländern auf mehre Hunderte. Die Länge und Breite der Blätter richtet sich nach der Güte des Bodens. Auf gutem Boden mittägiger Län- der hat der Mais oft Blätter, die eine Elle lang und einen halben Fuß breit sind. Jn vielen Ländern Amerikas, wo man kein Korn baut, vertritt der Mais die Stelle desselben und wird zu Speisen und Getränken benutzt; doch gibt das Mais- mehl allein zu sprödes Brot; vermischt man es aber mit Roggen= oder Weizenmehl, so erhält man daraus sehr gutes Brot. Die unreifen weiblichen milchigen Äh- ren werden, auf Kohlen geröstet, als Leckerbissen verspeist. Bei uns darf der Mais nicht eher ausgesäet und

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 37. Leipzig (Sachsen), 16. September 1843, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig037_1843/4>, abgerufen am 21.11.2024.