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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 72. Leipzig (Sachsen), 11. Mai 1854.

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[Beginn Spaltensatz]
Die Doppelkapelle zu Landsberg bei Halle.

Jn der weiten fruchtbaren Ebene, die sich von der
Saale nach Morgen, gegen die Elbe hin erstreckt, etwa
3 1 / 2 Stunden nordöstlich von Halle steigt ein kahler
Porphyrfelsen steil aus der umliegenden Fläche in einer
Höhe von 50--70 Fuß empor und bietet dem Auge
eine prächtige Aussicht nach den Städten Leipzig und
Merseburg, Halle mit seinen ewig dampfenden Salz-
kothen, nach dem Petersberge mit seiner ehrwürdigen
Klosterruine, nach Zörbig, Köthen, Brehna und De-
litzsch dar. Seine Oberfläche bildet ein längliches Rund
und auf diesem stand vor Jahrhunderten das feste
Schloß der Markgrafen von Landsberg, welches der
erste derselben, Dietrich oder Theodorich von der Lau-
sitz, der zweite Sohn Konrad's des Großen von Wet-
tin, nach der schönen Sitte seines Zeitalters, die höch-
sten Gipfel des Landes mit Burgen zu schmücken, etwa
um das Jahr 1180 erbaute, das aber jetzt bis auf
seine Kapelle und wenige Mauertrümmer gänzlich ver-
schwunden ist. Diese letztern, meist zur alten Um-
fassung gehörig, bezeichnen ungefähr den Umfang des
ehemaligen Schloßraums; die Stellen der einzelnen
Gebäude des Schlosses aber, unter welchen sich sogar
eine Münzstätte befand, vermag man jetzt nicht mehr
mit Gewißheit anzugeben, zumal darüber auch nichts
Schriftliches vorhanden ist.

So ist nichts bleibend! Was noch so stark und
schön die Sterblichen schaffen -- es dauert eine Zeit,
welche neidisch auf das Schöne hinblickt; dann kehrt
es in den Staub zurück, aus welchem es prächtig her-
vortrat.

Diese Burg, auf welcher einst mächtige Häupter
so gern sich aufhielten, ist mit diesen verschwunden;
öde Stille herrscht jetzt da, wo einst bei dem schäu-
menden Pokale Lieder der Minne und Bellona ertön-
ten, wo einst die siegverkündende Trompete die kampf-
lustigen Ritter versammelte und gegen die auf Beute
lauernden Räuber und Wegelagerer zu den Waffen
rief. Nur der Ort, wo so oft der Priester den Se-
gen sprach und dem wallfahrenden Sünder die himm-
lische Gnade verkündigte, zugleich aber auch das leicht-
gläubige Volk mit den unerhörten Wundern des kal-
ten, blutschwitzenden Marmors bethörte -- die heilige
Stätte der Burg, "die Kapelle zum heiligen Kreuz"
hat sich durch so viele Stürme der Zeit bis auf den
heutigen Tag erhalten.

Was zunächst den Namen der Kapelle betrifft, so
wurde ihr dieser durch folgende Veranlassung zutheil.
Als Markgraf Dietrich von Landsberg, ein treuer An-
hänger seines Kaisers Friedrich Barbarossa, diesen auf
seinem fünften Zuge nach Jtalien gegen die mit dem
Papste Alexander III. verbundenen lombardischen Städte
begleitete und der Kaiser nach der unglücklichen Schlacht
bei Legnano ( am 29. Mai 1175 ) vor dem Papste
auf den Knien liegend sein feindseliges Unternehmen
gegen ihn schmerzlich bereuen mußte, der Papst aber
so kühn und vermessen gewesen sein soll, dem Kaiser
mit den Füßen die Krone vom Haupte zu stoßen und
darauf mit den Worten: "Auf Schlangen und Ottern
sollst du treten" ( Psalm 91, 13 ) auf den niederge-
beugten Nacken des besiegten Feindes zu treten, da soll
der muthige Dietrich, empört über das schändliche Be-
nehmen des Papstes, laut und in Gegenwart aller
Fürsten und Cardinäle seinen gerechten Unwillen so
derb und nachdrucksvoll ausgesprochen haben, daß der
Papst, durch diese Hastigkeit Dietrich's nicht wenig in
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[Spaltenumbruch] desselben, welche er nicht verstand, so sehr in Verle-
genheit gerieth, daß er nicht nur den Kaiser augenblick-
lich aufhob und küßte, sondern auch dem Markgrafen
Dietrich, um ihn wieder zu besänftigen, ein Stückchen
von dem Kreuze Jesu und eine wunderthätige Mar-
morsäule als Wallfahrtsreliquien schenkte.

Der Baustil der Kapelle, welche ganz frei, unge-
fähr in der Mitte des Schloßhofs gestanden haben
mag, ist der byzantinische, dessen charakteristische Merk-
male bekanntlich die Rundbogen sind; was jedoch dem
Gebäude in archäologischer wie architektonischer Hinsicht
einen besonders hohen Werth verleiht, ist der Umstand,
daß dasselbe eine sogenannte Doppelkapelle bildet, de-
ren es außer dieser im nördlichen Theile von Deutsch-
land nur noch drei, nämlich eine zu Eger in Böhmen,
eine andere zu Freiburg an der Unstrut und eine dritte
endlich im Schlosse Lohra in der Grafschaft Hohnstein
bei Nordhausen gibt. Man darf aber diese Art Ka-
pellen ja nicht mit denjenigen kirchlichen Gebäuden ver-
wechseln, welche sogenannte Gruftkirchen ( Krypten ) un-
ter sich haben, da diese letztern stets von geringerer
Ausdehnung als die darüberliegenden Räume sind und
meist kellerartig unter der Erde, ohne hinlängliches Ta-
geslicht liegen.

Die Doppelkapellen dagegen sind zwei Kapellen
übereinander, die in der Mitte der Decke der untern
Kapelle durch eine mit einem hölzernen Geländer um-
gebene viereckige Öffnung miteinander verbunden sind.
Der Grund dieser eigenthümlichen Einrichtung ist darin
zu suchen, daß nur auf diese Art die Gotteshäuser auf
den in ihren Räumlichkeiten so sehr beschränkten Bur-
gen zur Aufnahme einer größern Anzahl von Zuhörern
fähig gemacht werden konnten, indem die obere, rei-
cher ausgeschmückte Kapelle für den Fürsten und seine
nähere Umgebung, die untere, weit einfacher gehaltene
dagegen für die Burgmannen und die Dienerschaft be-
stimmt war.

Der Eingang der landsberger Kapelle, die im We-
sentlichen ein Viereck von 43 Fuß Länge und 36 Fuß
Breite bildet, befindet sich in der südlichen Mauer und
führt zunächst in einen kleinen gewölbten Vorraum,
von dem aus man links durch die gerade aufsteigende
Treppe ins zweite Geschoß gelangt. Durch je ein Fen-
ster in den drei Altarnischen, drei in der Abendwand
und eins in der Mauer gegen Mitternacht, die aber
jetzt zum Theil vermauert sind, wurde ursprünglich das
untere Geschoß erhellt, während das obere das Tages-
licht von Abend und Morgen wie das untere erhielt,
von Mitternacht dagegen durch zwei Fenster und von
Mittag her mittels des gedachten gegen die Kapelle
weit geöffneten Treppenraums durch ein großes Fenster.

Der im obern Geschoß befindlichen Kanzel gegen-
über steht jene berühmte oder berüchtigte Marmorsäule,
deren schon oben Erwähnung geschah und welche noch
heute die Aufmerksamkeit aller Besucher der Kapelle
auf sich zieht. Man erzählt, daß diese Säule ehedem
zu gewissen Zeiten des Tages Blut geschwitzt habe und
daß noch vor etwa hundert Jahren zwei katholische Priester
zu ihr gewallfahrtet wären und bis Mitternacht unter
lauten und stillen Gebeten den Augenblick des Schwitzens
der Säule erwartet hätten.

Außerdem ist die Kapelle ganz besonders noch da-
durch merkwürdig geworden, daß Dr. Luther, als er
auf einer Reise von Wittenberg nach Halle 1536 durch
das Städtchen Landsberg kam, nicht allein in derselben
gepredigt, sondern auch mit eigener Hand folgendes
Verschen, dessen Schriftzüge gegenwärtig freilich völlig
verwischt sind, an die Wand geschrieben hat:

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]
Die Doppelkapelle zu Landsberg bei Halle.

Jn der weiten fruchtbaren Ebene, die sich von der
Saale nach Morgen, gegen die Elbe hin erstreckt, etwa
3 1 / 2 Stunden nordöstlich von Halle steigt ein kahler
Porphyrfelsen steil aus der umliegenden Fläche in einer
Höhe von 50—70 Fuß empor und bietet dem Auge
eine prächtige Aussicht nach den Städten Leipzig und
Merseburg, Halle mit seinen ewig dampfenden Salz-
kothen, nach dem Petersberge mit seiner ehrwürdigen
Klosterruine, nach Zörbig, Köthen, Brehna und De-
litzsch dar. Seine Oberfläche bildet ein längliches Rund
und auf diesem stand vor Jahrhunderten das feste
Schloß der Markgrafen von Landsberg, welches der
erste derselben, Dietrich oder Theodorich von der Lau-
sitz, der zweite Sohn Konrad's des Großen von Wet-
tin, nach der schönen Sitte seines Zeitalters, die höch-
sten Gipfel des Landes mit Burgen zu schmücken, etwa
um das Jahr 1180 erbaute, das aber jetzt bis auf
seine Kapelle und wenige Mauertrümmer gänzlich ver-
schwunden ist. Diese letztern, meist zur alten Um-
fassung gehörig, bezeichnen ungefähr den Umfang des
ehemaligen Schloßraums; die Stellen der einzelnen
Gebäude des Schlosses aber, unter welchen sich sogar
eine Münzstätte befand, vermag man jetzt nicht mehr
mit Gewißheit anzugeben, zumal darüber auch nichts
Schriftliches vorhanden ist.

So ist nichts bleibend! Was noch so stark und
schön die Sterblichen schaffen — es dauert eine Zeit,
welche neidisch auf das Schöne hinblickt; dann kehrt
es in den Staub zurück, aus welchem es prächtig her-
vortrat.

Diese Burg, auf welcher einst mächtige Häupter
so gern sich aufhielten, ist mit diesen verschwunden;
öde Stille herrscht jetzt da, wo einst bei dem schäu-
menden Pokale Lieder der Minne und Bellona ertön-
ten, wo einst die siegverkündende Trompete die kampf-
lustigen Ritter versammelte und gegen die auf Beute
lauernden Räuber und Wegelagerer zu den Waffen
rief. Nur der Ort, wo so oft der Priester den Se-
gen sprach und dem wallfahrenden Sünder die himm-
lische Gnade verkündigte, zugleich aber auch das leicht-
gläubige Volk mit den unerhörten Wundern des kal-
ten, blutschwitzenden Marmors bethörte — die heilige
Stätte der Burg, „die Kapelle zum heiligen Kreuz“
hat sich durch so viele Stürme der Zeit bis auf den
heutigen Tag erhalten.

Was zunächst den Namen der Kapelle betrifft, so
wurde ihr dieser durch folgende Veranlassung zutheil.
Als Markgraf Dietrich von Landsberg, ein treuer An-
hänger seines Kaisers Friedrich Barbarossa, diesen auf
seinem fünften Zuge nach Jtalien gegen die mit dem
Papste Alexander III. verbundenen lombardischen Städte
begleitete und der Kaiser nach der unglücklichen Schlacht
bei Legnano ( am 29. Mai 1175 ) vor dem Papste
auf den Knien liegend sein feindseliges Unternehmen
gegen ihn schmerzlich bereuen mußte, der Papst aber
so kühn und vermessen gewesen sein soll, dem Kaiser
mit den Füßen die Krone vom Haupte zu stoßen und
darauf mit den Worten: „Auf Schlangen und Ottern
sollst du treten“ ( Psalm 91, 13 ) auf den niederge-
beugten Nacken des besiegten Feindes zu treten, da soll
der muthige Dietrich, empört über das schändliche Be-
nehmen des Papstes, laut und in Gegenwart aller
Fürsten und Cardinäle seinen gerechten Unwillen so
derb und nachdrucksvoll ausgesprochen haben, daß der
Papst, durch diese Hastigkeit Dietrich's nicht wenig in
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[Spaltenumbruch] desselben, welche er nicht verstand, so sehr in Verle-
genheit gerieth, daß er nicht nur den Kaiser augenblick-
lich aufhob und küßte, sondern auch dem Markgrafen
Dietrich, um ihn wieder zu besänftigen, ein Stückchen
von dem Kreuze Jesu und eine wunderthätige Mar-
morsäule als Wallfahrtsreliquien schenkte.

Der Baustil der Kapelle, welche ganz frei, unge-
fähr in der Mitte des Schloßhofs gestanden haben
mag, ist der byzantinische, dessen charakteristische Merk-
male bekanntlich die Rundbogen sind; was jedoch dem
Gebäude in archäologischer wie architektonischer Hinsicht
einen besonders hohen Werth verleiht, ist der Umstand,
daß dasselbe eine sogenannte Doppelkapelle bildet, de-
ren es außer dieser im nördlichen Theile von Deutsch-
land nur noch drei, nämlich eine zu Eger in Böhmen,
eine andere zu Freiburg an der Unstrut und eine dritte
endlich im Schlosse Lohra in der Grafschaft Hohnstein
bei Nordhausen gibt. Man darf aber diese Art Ka-
pellen ja nicht mit denjenigen kirchlichen Gebäuden ver-
wechseln, welche sogenannte Gruftkirchen ( Krypten ) un-
ter sich haben, da diese letztern stets von geringerer
Ausdehnung als die darüberliegenden Räume sind und
meist kellerartig unter der Erde, ohne hinlängliches Ta-
geslicht liegen.

Die Doppelkapellen dagegen sind zwei Kapellen
übereinander, die in der Mitte der Decke der untern
Kapelle durch eine mit einem hölzernen Geländer um-
gebene viereckige Öffnung miteinander verbunden sind.
Der Grund dieser eigenthümlichen Einrichtung ist darin
zu suchen, daß nur auf diese Art die Gotteshäuser auf
den in ihren Räumlichkeiten so sehr beschränkten Bur-
gen zur Aufnahme einer größern Anzahl von Zuhörern
fähig gemacht werden konnten, indem die obere, rei-
cher ausgeschmückte Kapelle für den Fürsten und seine
nähere Umgebung, die untere, weit einfacher gehaltene
dagegen für die Burgmannen und die Dienerschaft be-
stimmt war.

Der Eingang der landsberger Kapelle, die im We-
sentlichen ein Viereck von 43 Fuß Länge und 36 Fuß
Breite bildet, befindet sich in der südlichen Mauer und
führt zunächst in einen kleinen gewölbten Vorraum,
von dem aus man links durch die gerade aufsteigende
Treppe ins zweite Geschoß gelangt. Durch je ein Fen-
ster in den drei Altarnischen, drei in der Abendwand
und eins in der Mauer gegen Mitternacht, die aber
jetzt zum Theil vermauert sind, wurde ursprünglich das
untere Geschoß erhellt, während das obere das Tages-
licht von Abend und Morgen wie das untere erhielt,
von Mitternacht dagegen durch zwei Fenster und von
Mittag her mittels des gedachten gegen die Kapelle
weit geöffneten Treppenraums durch ein großes Fenster.

Der im obern Geschoß befindlichen Kanzel gegen-
über steht jene berühmte oder berüchtigte Marmorsäule,
deren schon oben Erwähnung geschah und welche noch
heute die Aufmerksamkeit aller Besucher der Kapelle
auf sich zieht. Man erzählt, daß diese Säule ehedem
zu gewissen Zeiten des Tages Blut geschwitzt habe und
daß noch vor etwa hundert Jahren zwei katholische Priester
zu ihr gewallfahrtet wären und bis Mitternacht unter
lauten und stillen Gebeten den Augenblick des Schwitzens
der Säule erwartet hätten.

Außerdem ist die Kapelle ganz besonders noch da-
durch merkwürdig geworden, daß Dr. Luther, als er
auf einer Reise von Wittenberg nach Halle 1536 durch
das Städtchen Landsberg kam, nicht allein in derselben
gepredigt, sondern auch mit eigener Hand folgendes
Verschen, dessen Schriftzüge gegenwärtig freilich völlig
verwischt sind, an die Wand geschrieben hat:

[Ende Spaltensatz]
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[155/0003] 155 Die Doppelkapelle zu Landsberg bei Halle. Jn der weiten fruchtbaren Ebene, die sich von der Saale nach Morgen, gegen die Elbe hin erstreckt, etwa 3 1 / 2 Stunden nordöstlich von Halle steigt ein kahler Porphyrfelsen steil aus der umliegenden Fläche in einer Höhe von 50—70 Fuß empor und bietet dem Auge eine prächtige Aussicht nach den Städten Leipzig und Merseburg, Halle mit seinen ewig dampfenden Salz- kothen, nach dem Petersberge mit seiner ehrwürdigen Klosterruine, nach Zörbig, Köthen, Brehna und De- litzsch dar. 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Die Doppelkapellen dagegen sind zwei Kapellen übereinander, die in der Mitte der Decke der untern Kapelle durch eine mit einem hölzernen Geländer um- gebene viereckige Öffnung miteinander verbunden sind. Der Grund dieser eigenthümlichen Einrichtung ist darin zu suchen, daß nur auf diese Art die Gotteshäuser auf den in ihren Räumlichkeiten so sehr beschränkten Bur- gen zur Aufnahme einer größern Anzahl von Zuhörern fähig gemacht werden konnten, indem die obere, rei- cher ausgeschmückte Kapelle für den Fürsten und seine nähere Umgebung, die untere, weit einfacher gehaltene dagegen für die Burgmannen und die Dienerschaft be- stimmt war. Der Eingang der landsberger Kapelle, die im We- sentlichen ein Viereck von 43 Fuß Länge und 36 Fuß Breite bildet, befindet sich in der südlichen Mauer und führt zunächst in einen kleinen gewölbten Vorraum, von dem aus man links durch die gerade aufsteigende Treppe ins zweite Geschoß gelangt. Durch je ein Fen- ster in den drei Altarnischen, drei in der Abendwand und eins in der Mauer gegen Mitternacht, die aber jetzt zum Theil vermauert sind, wurde ursprünglich das untere Geschoß erhellt, während das obere das Tages- licht von Abend und Morgen wie das untere erhielt, von Mitternacht dagegen durch zwei Fenster und von Mittag her mittels des gedachten gegen die Kapelle weit geöffneten Treppenraums durch ein großes Fenster. Der im obern Geschoß befindlichen Kanzel gegen- über steht jene berühmte oder berüchtigte Marmorsäule, deren schon oben Erwähnung geschah und welche noch heute die Aufmerksamkeit aller Besucher der Kapelle auf sich zieht. Man erzählt, daß diese Säule ehedem zu gewissen Zeiten des Tages Blut geschwitzt habe und daß noch vor etwa hundert Jahren zwei katholische Priester zu ihr gewallfahrtet wären und bis Mitternacht unter lauten und stillen Gebeten den Augenblick des Schwitzens der Säule erwartet hätten. Außerdem ist die Kapelle ganz besonders noch da- durch merkwürdig geworden, daß Dr. Luther, als er auf einer Reise von Wittenberg nach Halle 1536 durch das Städtchen Landsberg kam, nicht allein in derselben gepredigt, sondern auch mit eigener Hand folgendes Verschen, dessen Schriftzüge gegenwärtig freilich völlig verwischt sind, an die Wand geschrieben hat:

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Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 72. Leipzig (Sachsen), 11. Mai 1854, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig072_1854/3>, abgerufen am 03.12.2024.