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Das Pfennig-Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 84. Leipzig (Sachsen), 3. August 1854.

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Tempel von Tritchengour.
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Der Tempel von Tritchengour gehört zum Complexe
der merkwürdigen Gebäude, welche in Jndien, dem
ältesten und bekannten Sitze der menschlichen Cultur,
noch jetzt in ungeheuern Ruinen vorhanden sind. Auch
wenn jetzt ihre Bestimmung erloschen ist und für ihre
[Spaltenumbruch] Erhaltung nichts mehr gethan wird, werden sie noch
Jahrtausende ein Zeugniß des hohen Standpunktes
bleiben, auf welchen sich die Baukunst der Hindus er-
hoben hatte, und Abbilder des Cultus, der sonst das
Bindemittel dieses Volkes war.

[Ende Spaltensatz]

Unwesen der Flagellanten oder Geißelbrüder in Deutschland im spätern Mittelalter.
[Beginn Spaltensatz]

Es war um die Mitte des 14. Jahrhunderts, als ein
gar unheimlicher Gast, die Pestilenz oder der schwarze
Tod geheißen, von Asien nach Europa übersiedelte und
allenthalben mit einer Heftigkeit wüthete wie nimmer
zuvor, nie hernachmals wieder, einem Würgengel
gleich Land für Land durchziehend. Durch entsetzliche
Erdbeben, ungeheure Überschwemmungen, verdorbene
Luft und Miswachs war dieses Weltsterben erzeugt
und seine Aufnahme überall vorbereitet. Die Erde
war erkrankt; da siechten auch ihre Bewohner und star-
ben dahin!

Deutschland besonders, wohin die Seuche im Jahre
1349 zuerst gelangte, war lange Zeit der Schauplatz
ihrer verheerenden Wirkungen, die zu schildern gleich-
zeitige Schriftsteller kaum Worte zu finden vermögen.
"Man mende, id were de leste dag!" sagt einer der-
selben, der Verfasser der magdeburgischen Schöppen-
chronik, und sein Zeugniß ist um so vollgültiger, als
gerade zu Magdeburg die Krankheit beinahe ein Jahr
lang ohne Unterbrechung die ungeheuersten Verwüstun-
[Spaltenumbruch] gen anrichtete. Opfer auf Opfer raffte sie dahin; kein
Alter, kein Stand, keine Familie blieb verschont, ja
viele der letztern starben völlig aus. Zuletzt boten die
Kirchhöfe nicht Raum genug, die vielen Todten auf-
zunehmen, und diese wurden daher täglich auf zwei
Karren und einem Wagen zur Stadt hinausgeschafft,
wo man sie in große Gruben warf. *)

[Ende Spaltensatz]
*) Zu Erfurt begrub man, nachdem bereits alle Kirch-
höfe der Stadt über und über mit Leichen angefüllt waren,
die man nicht einmal gezählt hatte, noch 12,000 Menschen
in 11 großen Gruben vor der Stadt. Ebenso verlor die
damals durch ihren Handel sehr blühende und bevölkerte
Stadt Lübeck an dieser Pest 9000 Menschen, von denen 1500
am 10. August 1349 binnen 24 Stunden hinstarben.
Spangenberg endlich berichtet in seiner Mansfeldischen
Chronik, daß in einem Barfüßerkloster ein alt Verzeichniß
gefunden worden, darinn gestanden, daß in dreyen Jahren
allein an der Pestilentz hundert Tausend, vier und zwantzig
Tausend, vierhundert und vier und dreißig Barfüßer Mönche
sollen gestorben sein.

Tempel von Tritchengour.
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Der Tempel von Tritchengour gehört zum Complexe
der merkwürdigen Gebäude, welche in Jndien, dem
ältesten und bekannten Sitze der menschlichen Cultur,
noch jetzt in ungeheuern Ruinen vorhanden sind. Auch
wenn jetzt ihre Bestimmung erloschen ist und für ihre
[Spaltenumbruch] Erhaltung nichts mehr gethan wird, werden sie noch
Jahrtausende ein Zeugniß des hohen Standpunktes
bleiben, auf welchen sich die Baukunst der Hindus er-
hoben hatte, und Abbilder des Cultus, der sonst das
Bindemittel dieses Volkes war.

[Ende Spaltensatz]

Unwesen der Flagellanten oder Geißelbrüder in Deutschland im spätern Mittelalter.
[Beginn Spaltensatz]

Es war um die Mitte des 14. Jahrhunderts, als ein
gar unheimlicher Gast, die Pestilenz oder der schwarze
Tod geheißen, von Asien nach Europa übersiedelte und
allenthalben mit einer Heftigkeit wüthete wie nimmer
zuvor, nie hernachmals wieder, einem Würgengel
gleich Land für Land durchziehend. Durch entsetzliche
Erdbeben, ungeheure Überschwemmungen, verdorbene
Luft und Miswachs war dieses Weltsterben erzeugt
und seine Aufnahme überall vorbereitet. Die Erde
war erkrankt; da siechten auch ihre Bewohner und star-
ben dahin!

Deutschland besonders, wohin die Seuche im Jahre
1349 zuerst gelangte, war lange Zeit der Schauplatz
ihrer verheerenden Wirkungen, die zu schildern gleich-
zeitige Schriftsteller kaum Worte zu finden vermögen.
„Man mende, id were de leste dag!“ sagt einer der-
selben, der Verfasser der magdeburgischen Schöppen-
chronik, und sein Zeugniß ist um so vollgültiger, als
gerade zu Magdeburg die Krankheit beinahe ein Jahr
lang ohne Unterbrechung die ungeheuersten Verwüstun-
[Spaltenumbruch] gen anrichtete. Opfer auf Opfer raffte sie dahin; kein
Alter, kein Stand, keine Familie blieb verschont, ja
viele der letztern starben völlig aus. Zuletzt boten die
Kirchhöfe nicht Raum genug, die vielen Todten auf-
zunehmen, und diese wurden daher täglich auf zwei
Karren und einem Wagen zur Stadt hinausgeschafft,
wo man sie in große Gruben warf. *)

[Ende Spaltensatz]
*) Zu Erfurt begrub man, nachdem bereits alle Kirch-
höfe der Stadt über und über mit Leichen angefüllt waren,
die man nicht einmal gezählt hatte, noch 12,000 Menschen
in 11 großen Gruben vor der Stadt. Ebenso verlor die
damals durch ihren Handel sehr blühende und bevölkerte
Stadt Lübeck an dieser Pest 9000 Menschen, von denen 1500
am 10. August 1349 binnen 24 Stunden hinstarben.
Spangenberg endlich berichtet in seiner Mansfeldischen
Chronik, daß in einem Barfüßerkloster ein alt Verzeichniß
gefunden worden, darinn gestanden, daß in dreyen Jahren
allein an der Pestilentz hundert Tausend, vier und zwantzig
Tausend, vierhundert und vier und dreißig Barfüßer Mönche
sollen gestorben sein.
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[253/0005] 253 Tempel von Tritchengour. [Abbildung] Der Tempel von Tritchengour gehört zum Complexe der merkwürdigen Gebäude, welche in Jndien, dem ältesten und bekannten Sitze der menschlichen Cultur, noch jetzt in ungeheuern Ruinen vorhanden sind. Auch wenn jetzt ihre Bestimmung erloschen ist und für ihre Erhaltung nichts mehr gethan wird, werden sie noch Jahrtausende ein Zeugniß des hohen Standpunktes bleiben, auf welchen sich die Baukunst der Hindus er- hoben hatte, und Abbilder des Cultus, der sonst das Bindemittel dieses Volkes war. Unwesen der Flagellanten oder Geißelbrüder in Deutschland im spätern Mittelalter. Es war um die Mitte des 14. Jahrhunderts, als ein gar unheimlicher Gast, die Pestilenz oder der schwarze Tod geheißen, von Asien nach Europa übersiedelte und allenthalben mit einer Heftigkeit wüthete wie nimmer zuvor, nie hernachmals wieder, einem Würgengel gleich Land für Land durchziehend. Durch entsetzliche Erdbeben, ungeheure Überschwemmungen, verdorbene Luft und Miswachs war dieses Weltsterben erzeugt und seine Aufnahme überall vorbereitet. Die Erde war erkrankt; da siechten auch ihre Bewohner und star- ben dahin! Deutschland besonders, wohin die Seuche im Jahre 1349 zuerst gelangte, war lange Zeit der Schauplatz ihrer verheerenden Wirkungen, die zu schildern gleich- zeitige Schriftsteller kaum Worte zu finden vermögen. „Man mende, id were de leste dag!“ sagt einer der- selben, der Verfasser der magdeburgischen Schöppen- chronik, und sein Zeugniß ist um so vollgültiger, als gerade zu Magdeburg die Krankheit beinahe ein Jahr lang ohne Unterbrechung die ungeheuersten Verwüstun- gen anrichtete. Opfer auf Opfer raffte sie dahin; kein Alter, kein Stand, keine Familie blieb verschont, ja viele der letztern starben völlig aus. Zuletzt boten die Kirchhöfe nicht Raum genug, die vielen Todten auf- zunehmen, und diese wurden daher täglich auf zwei Karren und einem Wagen zur Stadt hinausgeschafft, wo man sie in große Gruben warf. *) *) Zu Erfurt begrub man, nachdem bereits alle Kirch- höfe der Stadt über und über mit Leichen angefüllt waren, die man nicht einmal gezählt hatte, noch 12,000 Menschen in 11 großen Gruben vor der Stadt. Ebenso verlor die damals durch ihren Handel sehr blühende und bevölkerte Stadt Lübeck an dieser Pest 9000 Menschen, von denen 1500 am 10. August 1349 binnen 24 Stunden hinstarben. Spangenberg endlich berichtet in seiner Mansfeldischen Chronik, daß in einem Barfüßerkloster ein alt Verzeichniß gefunden worden, darinn gestanden, daß in dreyen Jahren allein an der Pestilentz hundert Tausend, vier und zwantzig Tausend, vierhundert und vier und dreißig Barfüßer Mönche sollen gestorben sein.

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Zitationshilfe: Das Pfennig-Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 84. Leipzig (Sachsen), 3. August 1854, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig084_1854/5>, abgerufen am 03.12.2024.