Das Pfennig-Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 84. Leipzig (Sachsen), 3. August 1854.[Beginn Spaltensatz]
hen und sich zu geißeln, wobei sie zwar ihr Gesicht Zuletzt vernichtete Papst Clemens VI. ihre Ver- Speisezettel von einem Festmahle des 15. Jahr- hunderts. Als Bischof Ruprecht aus Baiern, ein Sohn des "Dem Bischoff bracht man ein Gebachnes; das was Dornach bracht man jm ein ander Tracht, das Es aßen auch in dem einen Saal mehr dann 300 Der erste Gang: 1. Ein Kraut. 2. Rindfleisch. 3. Wüß Mandeln und Hüner darin. 4. Schwarz Gallery Fisch. 5. Pastet von Fladen. Der ander Gang: 1. Schwarz Pfeffer, darin Schweinen- Wildpret. 2. Gebratenes von einem Hirs. 3. Ein grünes Muoß mit braunem Zucker. 4. Ein gefärbt Gebachenes. 5. Ein Eßen was weiß und gel und lind zu eßen. Der dritte Gang: 1. Reiß mit Zucker besäet. 2. Kappen, Hüner, Spinnfärlein gebraten. [Spaltenumbruch]
3. Galry, darin Hüner und Kalbfleisch, und Soß dabey. 4. Gebachenes wie Regelsbieren. 5. Quetzgen und Pflaumen. Es gingen auch vor dem Tisch acht Propheten, Die von Straßburg schenkten dem Bischoff 700 Die Condorjagd in Chile. Man macht von Strauchwerk einen Zaun von eini- [Abbildung] Zweig vom Orangebaum. Vergleiche Pfennig=Magazin, Jahrgang 1835, Nr. 43, [Ende Spaltensatz] *) Sester, ein großes Weingefäß, wie es namentlich in
der Schweiz gebraucht wird. [Beginn Spaltensatz]
hen und sich zu geißeln, wobei sie zwar ihr Gesicht Zuletzt vernichtete Papst Clemens VI. ihre Ver- Speisezettel von einem Festmahle des 15. Jahr- hunderts. Als Bischof Ruprecht aus Baiern, ein Sohn des „Dem Bischoff bracht man ein Gebachnes; das was Dornach bracht man jm ein ander Tracht, das Es aßen auch in dem einen Saal mehr dann 300 Der erste Gang: 1. Ein Kraut. 2. Rindfleisch. 3. Wüß Mandeln und Hüner darin. 4. Schwarz Gallery Fisch. 5. Pastet von Fladen. Der ander Gang: 1. Schwarz Pfeffer, darin Schweinen- Wildpret. 2. Gebratenes von einem Hirs. 3. Ein grünes Muoß mit braunem Zucker. 4. Ein gefärbt Gebachenes. 5. Ein Eßen was weiß und gel und lind zu eßen. Der dritte Gang: 1. Reiß mit Zucker besäet. 2. Kappen, Hüner, Spinnfärlein gebraten. [Spaltenumbruch]
3. Galry, darin Hüner und Kalbfleisch, und Soß dabey. 4. Gebachenes wie Regelsbieren. 5. Quetzgen und Pflaumen. Es gingen auch vor dem Tisch acht Propheten, Die von Straßburg schenkten dem Bischoff 700 Die Condorjagd in Chile. Man macht von Strauchwerk einen Zaun von eini- [Abbildung] Zweig vom Orangebaum. Vergleiche Pfennig=Magazin, Jahrgang 1835, Nr. 43, [Ende Spaltensatz] *) Sester, ein großes Weingefäß, wie es namentlich in
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hen und sich zu geißeln, wobei sie zwar ihr Gesicht
verhüllten, die Brust und den untern Theil des Kör-
pers vom Gürtel an mit Leinwand bedeckten, den
Rücken indeß ganz bloßließen; da die Flagellanten auf
diese Art überhaupt der öffentlichen Ruhe und Sittlich-
keit immer gefährlicher zu wrrden anfingen, so muß-
ten sie zuletzt überall auf Widerstand stoßen, auch da,
wo sie zuerst die günstigste Aufnahme gefunden hat-
ten. So verbot z. B. Kaiser Karl IV. den Bettel-
mönchen und Geistlichen, sich unter die Geißelbrüder
zu mischen; Bischof Friedrich von Regensburg ver-
dammte die Buße der Flagellanten nach reiflicher Über-
legung und auf den Rath gelehrter und rechtskundiger
Männer. Erzbischof Otto von Magdeburg verbot die
Geißelfahrt in seinem Gebiete bei Strafe an Leib und
Gut und ebenso untersagte auch Bischof Johann IV.
in Lübeck die Geißelaufzüge.
Zuletzt vernichtete Papst Clemens VI. ihre Ver-
bindungen oder Brüderschaften, verbot ihr weiteres Um-
herziehen und befahl, sie überall in den Bann zu thun
und gefangen zu nehmen, wo sie sich blicken ließen.
Nun verloren sie sich bald von selbst und das Unwe-
sen hatte damit ein Ende.
Speisezettel von einem Festmahle des 15. Jahr-
hunderts.
Als Bischof Ruprecht aus Baiern, ein Sohn des
Herzogs Steffens und Kaiser Ruprecht's Enkel, Bi-
schof worden, trug man Dinstags vor St. Velten Tag
im Jahr 1499 folgend Essen und frembde Tracht uff.
„Dem Bischoff bracht man ein Gebachnes; das was
ein Schloß oder Burg, so groß als ein Sester. *) Da
that der Bischoff am gebachen Schloß ein Fensterlein
uff; da flogen Vögelein herus; dornach thet er ein
Thürlein uff, do was ein Weyherlein darin gemacht,
das lief voll lebendiger Fischlein.
Dornach bracht man jm ein ander Tracht, das
was ein Spinnfärlein gebraten, halber vergült und
halber versilbert. Zum dritten Eßen einen gebratenen
Pfawen mit sinen Federn.
Es aßen auch in dem einen Saal mehr dann 300
Priester, und man gab jnen drey Geng und jedesmal
fünf Trachte, und was jedes Eßen anders, dann das
ander.
Der erste Gang:
1. Ein Kraut.
2. Rindfleisch.
3. Wüß Mandeln und Hüner darin.
4. Schwarz Gallery Fisch.
5. Pastet von Fladen.
Der ander Gang:
1. Schwarz Pfeffer, darin Schweinen-
Wildpret.
2. Gebratenes von einem Hirs.
3. Ein grünes Muoß mit braunem Zucker.
4. Ein gefärbt Gebachenes.
5. Ein Eßen was weiß und gel und lind
zu eßen.
Der dritte Gang:
1. Reiß mit Zucker besäet.
2. Kappen, Hüner, Spinnfärlein gebraten.
3. Galry, darin Hüner und Kalbfleisch, und
Soß dabey.
4. Gebachenes wie Regelsbieren.
5. Quetzgen und Pflaumen.
Es gingen auch vor dem Tisch acht Propheten,
die hetten ire Reimen und Sprüche, waren auch be-
kleidet wie die Propheten, hetten auch in iren Henden
allerley Saitenspiel und spielten vor dem Tisch.
Die von Straßburg schenkten dem Bischoff 700
Goldgulden, 8 Fuder Wein, 100 Viertel Haber, auch
8 Ochsen und wurde sunst zu diese Panket 40 Kälber
gemetzigt.“
Die Condorjagd in Chile.
Man macht von Strauchwerk einen Zaun von eini-
gen Fuß Höhe nach Art eines Pferchs, in welchen
Schafe eingeschlossen werden und legt in dessen Mitte
ein todtes Pferd oder Maulthier. Es dauert gar nicht
lange, so wittern die Raubvögel das Aas; denn sie
haben einen so feinen Geruch, daß sie es auf einige
Meilen weit spüren. Der ganze umzäunte Raum füllt
sich allmälig mit Condors; sie halten tüchtig Mahlzeit
und stopfen sich so voll, daß sie sich nicht gut erheben
können. Nun springen die versteckt gewesenen Leute
herzu, schließen die Pforte und fangen an, den Feind
mit tüchtigen Keulen zu bearbeiten. Die Condors ha-
ben nicht den nöthigen Platz, um ihre Flügel zu ent-
falten und sich emporzuschwingen; sie fliehen aus einer
Ecke in die andere, werfen sich auch wol auf ihre Ver-
folger, denen sie manche Schramme beibringen, müssen
aber zuletzt doch ihre Zeche mit dem Leben bezahlen.
[Abbildung Zweig vom Orangebaum.
Vergleiche Pfennig=Magazin, Jahrgang 1835, Nr. 43,
Jahrgang 1836, Nr. 150.]
*) Sester, ein großes Weingefäß, wie es namentlich in
der Schweiz gebraucht wird.
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Peter Fankhauser:
Transformation von TUSTEP nach TEI P5.
Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.
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