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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 87. Leipzig (Sachsen), 24. August 1854.

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[Beginn Spaltensatz] Eiern, von der Größe eines Mohnkorns, und hat eine
Lebensdauer von 32--35 Tagen. Während dieser
Zeit bedarf sie der sorgfältigsten Pflege und Wartung.
Es muß ihr ein eigenes Zimmer eingeräumt werden,
wo möglich nach Mittag gelegen, vor Kälte und Wind
geschützt, nicht feucht und nicht zu niedrig, und damit
die Luft nicht verdirbt, müssen Vorrichtungen ange-
bracht werden, die einen gelinden Luftzug bewirken.
Am zweckmäßigsten eignen sich dazu Röhren, welche in
der Nähe des Fußbodens und der Decke münden und
nach Bedürfniß geöffnet und geschlossen werden können.
Ein Luftzug, durch das Öffnen der Fenster und Thü-
ren hervorgebracht, würde den zarten Raupen nachthei-
lig sein. Jn dem Zimmer darf ferner ein Ofen und
ein Thermometer nicht fehlen. Damit eine möglichst
gleichmäßige Temperatur hergestellt werde, muß der
Ofen aus Kacheln bestehen und müssen vor den Fen-
stern gegen die Sonnenhitze Läden zum Öffnen und
Schließen angebracht werden. Die Raupen kriechen
nun nicht etwa frei in der Stube umher, sondern wer-
den auf Horden gebettet, die gewöhnlich mit grober,
nicht zu dichter Leinwand überzogen sind, eine vier-
eckige Gestalt und einen Rand von1 1 / 2 Zoll Höhe ha-
ben. Von diesen Horden ist ein großer Vorrath nö-
thig, da die Raupen oft umgebettet werden müssen.
Gestelle, welche aus Latten zusammengesetzt sind und
rings an den Wänden herumgehen, nehmen die Hor-
den auf. Sie sind so eingerichtet, daß die Raupen-
betten wie die Kasten eines Schranks in Reihen über-
einanderliegen und heraus= und hineingeschoben wer-
den können. Haben sich nun im Frühjahr die Blät-
ter des Maulbeerbaums so weit entwickelt, daß die
kleinen Mäuler der Raupen sie mit Appetit verzehren
können, so holt man die den Winter hindurch in trocke-
nen Gewölben oder Kellern aufbewahrten Eier hervor,
breitet sie in Pappkästchen ganz flach auseinander und
überdeckt diese mit einem Flor. Der Ofen wird ge-
heizt und die Temperatur des Zimmers auf 17--18
Grad Reaumur gebracht. Schon am ersten Tage
schlüpfen einzelne Raupen aus, die auch sogleich das
Mäulchen aufsperren und sich nach Nahrung um-
schauen.

Sie brauchen nicht lange zu suchen. Der Seiden-
züchter kennt den Appetit der kleinen Gesellschaft und
hat deshalb auf dem Flor frisch gepflückte, noch junge
und zarte Maulbeerblätter ausgebreitet. Ohne langes
Nöthigen werden sie von den Raupen, die durch den
ausgespannten Flor hindurchkriechen, in Besitz genom-
men. Mit Hülfe der Blätter bringt man die kleinen
Kunstweber auf eine der Horden. Jeder Tag vergrö-
ßert die Zahl durch neue Ankömmlinge, sodaß eine
Horde sie nicht mehr zu fassen vermag, zumal die
Thierchen nicht zu gedrängt liegen dürfen. Zu Millio-
nen wimmeln sie auf den Lagerstätten und nagen mit
einem Geräusch an den ausgestreuten Blättern, als ob
eine Heerde Schafe weidete. Anfangs sehen sie so klein
und unbedeutend aus, daß man ihnen die Künste gar
nicht zutraut, die sie später in ihren Geweben darle-
gen. Aber wunderbar schnell entwickelt sich das win-
zige, schwarze Würmlein zu einer großen, goldglän-
zenden, fingerlangen Raupe. Mit ihrer Länge wächst
auch ihr Appetit. Während sie anfangs kaum eine
Handvoll Maulbeerblätter zu bewältigen vermochten,
verschwindet später ein Wagen voll nach dem andern.
Jhre erste Lebensperiode umfaßt die Zeit von der Ge-
burt bis zur ersten Häutung, welche am fünften Tage
eintritt. Jn dieser Zeit werden sie mit zerschnittenen
Blättern vier mal des Tags gefüttert. Das Laub
[Spaltenumbruch] wird ihnen auf die Horde gestreut, darf jedoch weder
naß noch bestäubt sein. Schon am vierten Tage nimmt
die Freßlust ab, die Raupen werden ruhiger und ge-
hen am fünften Tage in einen Zustand der Erstarrung
über, welcher sich dadurch kenntlich macht, daß sie den
Kopf unbeweglich in die Höhe richten. Während die-
ser Periode muß eine gelinde Lüftung und die Tempe-
ratur von 19--20 Grad sorgfältig beobachtet werden,
weil ein höherer oder geringerer und nicht gleichmäßig
unterhaltener Wärmegrad die ausdünstende Raupe leicht
krank machen kann. Der Zustand der Erstarrung
dauert bis zur vollendeten Abstreifung der ersten Haut,
worüber gewöhnlich 30--40 Stunden vergehen, wäh-
rend welcher Zeit man sich jeder Störung durch Fütte-
rung und jeder Beunruhignng vorsichtig enthalten muß.
Am Ende des fünften Tags erwachen schon einzelne
Raupen und am Morgen des sechsten Tags ist die
allgemeine Häutung vollendet. Jm Ganzen verfällt
die Raupe vier mal in den Zustand der Erstarrung.
So oft sie aus dem Scheintode erwacht, ist sie auch
mit einem neuen Kleide angethan, welches sich unmerk-
lich unter dem alten bildete.

Die Horden, mit den abgestreiften Gewändern
ganz bedeckt, gleichen einer schmuzigen Trödlerbude.
Wollte man die neu eingekleideten Künstler an diesem
Orte lassen, so würden nur wenige einen solchen Auf-
enthaltsort ertragen können. Es ist daher nach jeder
Häutung ein Umbetten in ein neues, reines Quartier
durchaus nothwendig, ja, will man die Raupen frisch
und kräftig erhalten, so muß selbst vorher öfter ein
Umzug angestellt werden. Am leichtesten läßt sich der-
selbe durch feine Netzhorden bewerkstelligen, welche man
mit frischem Futter überstreut und auf das alte Lager
deckt. Schnell verlassen die Raupen das unreine Quar-
tier, kriechen binnen wenigen Minuten durch die Löcher
des Netzes hindurch, nehmen von den Blättern Besitz
und lassen sich nun auf jedes beliebige Lager durch das
Umkehren der Netzhorde bringen. Schon in ihrer drit-
ten Lebensperiode haben die Raupen eine Größe von
mindestens Dreiviertelzoll erlangt. Sie sind nun im
Stande, die Blätter ohne vorhergegangene Zerkleine-
rung zu bewältigen. Fällt für den Seidenzüchter auch
diese Mühe weg, so darf er es doch fortwährend nicht
an Aufmerksamkeit fehlen lassen. Mit dem zunehmen-
den Alter seiner Pfleglinge wird die größte Reinlich-
keit, die Entfernung aller verdorbenen Luft, die gleich-
mäßige Temperatur immer dringender, wenn die Rau-
pen für ihr letztes Geschäft der Einspinnung durch
kräftige Gesundheit vorbereitet sein sollen. Bei aller
Vorsicht erkrankt doch immer eine nicht unbedeutende
Menge. Gewöhnlich beläuft sich die Zahl der Kinder-
krankheiten, welche die Raupen durchzumachen haben,
auf vier. Nach jeder Krankheit bleibt eine Unzahl von
Würmern regungslos liegen, ohne sich durch die duf-
tigsten Maulbeerblätter wieder aufwecken zu lassen.
Diejenigen, welche eine strohgelbe Farbe annehmen, ha-
ben die Gelbsucht, eine sehr oft sich zeigende Krank-
heit, und sind als höchst ansteckend sorgfältig zu ent-
fernen. Gewöhnlich sind sie zu kraftlos, um das auf-
gestreute Futter der obern Netzhorde zu ersteigen. Mit
einer sichtbaren Trägheit bleiben sie auf dem alten La-
ger unter dem Laube liegen. Man thut wohl, sie so-
gleich zu entfernen.

( Beschluß folgt. )



[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Eiern, von der Größe eines Mohnkorns, und hat eine
Lebensdauer von 32—35 Tagen. Während dieser
Zeit bedarf sie der sorgfältigsten Pflege und Wartung.
Es muß ihr ein eigenes Zimmer eingeräumt werden,
wo möglich nach Mittag gelegen, vor Kälte und Wind
geschützt, nicht feucht und nicht zu niedrig, und damit
die Luft nicht verdirbt, müssen Vorrichtungen ange-
bracht werden, die einen gelinden Luftzug bewirken.
Am zweckmäßigsten eignen sich dazu Röhren, welche in
der Nähe des Fußbodens und der Decke münden und
nach Bedürfniß geöffnet und geschlossen werden können.
Ein Luftzug, durch das Öffnen der Fenster und Thü-
ren hervorgebracht, würde den zarten Raupen nachthei-
lig sein. Jn dem Zimmer darf ferner ein Ofen und
ein Thermometer nicht fehlen. Damit eine möglichst
gleichmäßige Temperatur hergestellt werde, muß der
Ofen aus Kacheln bestehen und müssen vor den Fen-
stern gegen die Sonnenhitze Läden zum Öffnen und
Schließen angebracht werden. Die Raupen kriechen
nun nicht etwa frei in der Stube umher, sondern wer-
den auf Horden gebettet, die gewöhnlich mit grober,
nicht zu dichter Leinwand überzogen sind, eine vier-
eckige Gestalt und einen Rand von1 1 / 2 Zoll Höhe ha-
ben. Von diesen Horden ist ein großer Vorrath nö-
thig, da die Raupen oft umgebettet werden müssen.
Gestelle, welche aus Latten zusammengesetzt sind und
rings an den Wänden herumgehen, nehmen die Hor-
den auf. Sie sind so eingerichtet, daß die Raupen-
betten wie die Kasten eines Schranks in Reihen über-
einanderliegen und heraus= und hineingeschoben wer-
den können. Haben sich nun im Frühjahr die Blät-
ter des Maulbeerbaums so weit entwickelt, daß die
kleinen Mäuler der Raupen sie mit Appetit verzehren
können, so holt man die den Winter hindurch in trocke-
nen Gewölben oder Kellern aufbewahrten Eier hervor,
breitet sie in Pappkästchen ganz flach auseinander und
überdeckt diese mit einem Flor. Der Ofen wird ge-
heizt und die Temperatur des Zimmers auf 17—18
Grad Réaumur gebracht. Schon am ersten Tage
schlüpfen einzelne Raupen aus, die auch sogleich das
Mäulchen aufsperren und sich nach Nahrung um-
schauen.

Sie brauchen nicht lange zu suchen. Der Seiden-
züchter kennt den Appetit der kleinen Gesellschaft und
hat deshalb auf dem Flor frisch gepflückte, noch junge
und zarte Maulbeerblätter ausgebreitet. Ohne langes
Nöthigen werden sie von den Raupen, die durch den
ausgespannten Flor hindurchkriechen, in Besitz genom-
men. Mit Hülfe der Blätter bringt man die kleinen
Kunstweber auf eine der Horden. Jeder Tag vergrö-
ßert die Zahl durch neue Ankömmlinge, sodaß eine
Horde sie nicht mehr zu fassen vermag, zumal die
Thierchen nicht zu gedrängt liegen dürfen. Zu Millio-
nen wimmeln sie auf den Lagerstätten und nagen mit
einem Geräusch an den ausgestreuten Blättern, als ob
eine Heerde Schafe weidete. Anfangs sehen sie so klein
und unbedeutend aus, daß man ihnen die Künste gar
nicht zutraut, die sie später in ihren Geweben darle-
gen. Aber wunderbar schnell entwickelt sich das win-
zige, schwarze Würmlein zu einer großen, goldglän-
zenden, fingerlangen Raupe. Mit ihrer Länge wächst
auch ihr Appetit. Während sie anfangs kaum eine
Handvoll Maulbeerblätter zu bewältigen vermochten,
verschwindet später ein Wagen voll nach dem andern.
Jhre erste Lebensperiode umfaßt die Zeit von der Ge-
burt bis zur ersten Häutung, welche am fünften Tage
eintritt. Jn dieser Zeit werden sie mit zerschnittenen
Blättern vier mal des Tags gefüttert. Das Laub
[Spaltenumbruch] wird ihnen auf die Horde gestreut, darf jedoch weder
naß noch bestäubt sein. Schon am vierten Tage nimmt
die Freßlust ab, die Raupen werden ruhiger und ge-
hen am fünften Tage in einen Zustand der Erstarrung
über, welcher sich dadurch kenntlich macht, daß sie den
Kopf unbeweglich in die Höhe richten. Während die-
ser Periode muß eine gelinde Lüftung und die Tempe-
ratur von 19—20 Grad sorgfältig beobachtet werden,
weil ein höherer oder geringerer und nicht gleichmäßig
unterhaltener Wärmegrad die ausdünstende Raupe leicht
krank machen kann. Der Zustand der Erstarrung
dauert bis zur vollendeten Abstreifung der ersten Haut,
worüber gewöhnlich 30—40 Stunden vergehen, wäh-
rend welcher Zeit man sich jeder Störung durch Fütte-
rung und jeder Beunruhignng vorsichtig enthalten muß.
Am Ende des fünften Tags erwachen schon einzelne
Raupen und am Morgen des sechsten Tags ist die
allgemeine Häutung vollendet. Jm Ganzen verfällt
die Raupe vier mal in den Zustand der Erstarrung.
So oft sie aus dem Scheintode erwacht, ist sie auch
mit einem neuen Kleide angethan, welches sich unmerk-
lich unter dem alten bildete.

Die Horden, mit den abgestreiften Gewändern
ganz bedeckt, gleichen einer schmuzigen Trödlerbude.
Wollte man die neu eingekleideten Künstler an diesem
Orte lassen, so würden nur wenige einen solchen Auf-
enthaltsort ertragen können. Es ist daher nach jeder
Häutung ein Umbetten in ein neues, reines Quartier
durchaus nothwendig, ja, will man die Raupen frisch
und kräftig erhalten, so muß selbst vorher öfter ein
Umzug angestellt werden. Am leichtesten läßt sich der-
selbe durch feine Netzhorden bewerkstelligen, welche man
mit frischem Futter überstreut und auf das alte Lager
deckt. Schnell verlassen die Raupen das unreine Quar-
tier, kriechen binnen wenigen Minuten durch die Löcher
des Netzes hindurch, nehmen von den Blättern Besitz
und lassen sich nun auf jedes beliebige Lager durch das
Umkehren der Netzhorde bringen. Schon in ihrer drit-
ten Lebensperiode haben die Raupen eine Größe von
mindestens Dreiviertelzoll erlangt. Sie sind nun im
Stande, die Blätter ohne vorhergegangene Zerkleine-
rung zu bewältigen. Fällt für den Seidenzüchter auch
diese Mühe weg, so darf er es doch fortwährend nicht
an Aufmerksamkeit fehlen lassen. Mit dem zunehmen-
den Alter seiner Pfleglinge wird die größte Reinlich-
keit, die Entfernung aller verdorbenen Luft, die gleich-
mäßige Temperatur immer dringender, wenn die Rau-
pen für ihr letztes Geschäft der Einspinnung durch
kräftige Gesundheit vorbereitet sein sollen. Bei aller
Vorsicht erkrankt doch immer eine nicht unbedeutende
Menge. Gewöhnlich beläuft sich die Zahl der Kinder-
krankheiten, welche die Raupen durchzumachen haben,
auf vier. Nach jeder Krankheit bleibt eine Unzahl von
Würmern regungslos liegen, ohne sich durch die duf-
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Diejenigen, welche eine strohgelbe Farbe annehmen, ha-
ben die Gelbsucht, eine sehr oft sich zeigende Krank-
heit, und sind als höchst ansteckend sorgfältig zu ent-
fernen. Gewöhnlich sind sie zu kraftlos, um das auf-
gestreute Futter der obern Netzhorde zu ersteigen. Mit
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gleich zu entfernen.

( Beschluß folgt. )



[Ende Spaltensatz]
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[278/0006] 278 Eiern, von der Größe eines Mohnkorns, und hat eine Lebensdauer von 32—35 Tagen. Während dieser Zeit bedarf sie der sorgfältigsten Pflege und Wartung. Es muß ihr ein eigenes Zimmer eingeräumt werden, wo möglich nach Mittag gelegen, vor Kälte und Wind geschützt, nicht feucht und nicht zu niedrig, und damit die Luft nicht verdirbt, müssen Vorrichtungen ange- bracht werden, die einen gelinden Luftzug bewirken. Am zweckmäßigsten eignen sich dazu Röhren, welche in der Nähe des Fußbodens und der Decke münden und nach Bedürfniß geöffnet und geschlossen werden können. Ein Luftzug, durch das Öffnen der Fenster und Thü- ren hervorgebracht, würde den zarten Raupen nachthei- lig sein. Jn dem Zimmer darf ferner ein Ofen und ein Thermometer nicht fehlen. Damit eine möglichst gleichmäßige Temperatur hergestellt werde, muß der Ofen aus Kacheln bestehen und müssen vor den Fen- stern gegen die Sonnenhitze Läden zum Öffnen und Schließen angebracht werden. 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Während die- ser Periode muß eine gelinde Lüftung und die Tempe- ratur von 19—20 Grad sorgfältig beobachtet werden, weil ein höherer oder geringerer und nicht gleichmäßig unterhaltener Wärmegrad die ausdünstende Raupe leicht krank machen kann. Der Zustand der Erstarrung dauert bis zur vollendeten Abstreifung der ersten Haut, worüber gewöhnlich 30—40 Stunden vergehen, wäh- rend welcher Zeit man sich jeder Störung durch Fütte- rung und jeder Beunruhignng vorsichtig enthalten muß. Am Ende des fünften Tags erwachen schon einzelne Raupen und am Morgen des sechsten Tags ist die allgemeine Häutung vollendet. Jm Ganzen verfällt die Raupe vier mal in den Zustand der Erstarrung. So oft sie aus dem Scheintode erwacht, ist sie auch mit einem neuen Kleide angethan, welches sich unmerk- lich unter dem alten bildete. Die Horden, mit den abgestreiften Gewändern ganz bedeckt, gleichen einer schmuzigen Trödlerbude. 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Fällt für den Seidenzüchter auch diese Mühe weg, so darf er es doch fortwährend nicht an Aufmerksamkeit fehlen lassen. Mit dem zunehmen- den Alter seiner Pfleglinge wird die größte Reinlich- keit, die Entfernung aller verdorbenen Luft, die gleich- mäßige Temperatur immer dringender, wenn die Rau- pen für ihr letztes Geschäft der Einspinnung durch kräftige Gesundheit vorbereitet sein sollen. Bei aller Vorsicht erkrankt doch immer eine nicht unbedeutende Menge. Gewöhnlich beläuft sich die Zahl der Kinder- krankheiten, welche die Raupen durchzumachen haben, auf vier. Nach jeder Krankheit bleibt eine Unzahl von Würmern regungslos liegen, ohne sich durch die duf- tigsten Maulbeerblätter wieder aufwecken zu lassen. Diejenigen, welche eine strohgelbe Farbe annehmen, ha- ben die Gelbsucht, eine sehr oft sich zeigende Krank- heit, und sind als höchst ansteckend sorgfältig zu ent- fernen. Gewöhnlich sind sie zu kraftlos, um das auf- gestreute Futter der obern Netzhorde zu ersteigen. Mit einer sichtbaren Trägheit bleiben sie auf dem alten La- ger unter dem Laube liegen. Man thut wohl, sie so- gleich zu entfernen. ( Beschluß folgt. )

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 87. Leipzig (Sachsen), 24. August 1854, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig087_1854/6>, abgerufen am 21.11.2024.