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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 89. Leipzig (Sachsen), 7. September 1854.

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[Beginn Spaltensatz]

"Sah ich einen Geizhals, der sich selbst jede Ge-
mächlichkeit des Lebens versagte, der auf das Vergnügen,
Andern Gutes zu thun, und auf die Achtung seiner
Mitbürger gänzlich verzichtete, der die Freuden wohl-
wollender Freundschaft dem Durst, Schätze zu häufen,
aufopferte -- armer Mann, sagte ich, fürwahr, du be-
zahlst zu viel für deine Pfeife!

"Traf ich auf einen Freudenjäger, der blos um
sinnlicher Genüsse willen jede löbliche Verbesserung sei-
nes Geistes und Vermögens versäumte, so dachte ich:
Betrogener Mann, du schaffst dir selbst Schmerz statt
Vergnügen; du gibst zu viel für deine Pfeife!

"Sehe ich einen Menschen, der an schönen Kleidern,
schönen Möbeln, schöner Equipage über sein Vermögen
[Spaltenumbruch] hängt, für die er Schulden macht und seine Laufbahn
im Gefängnisse beschließt -- ach! sage ich dann, der
hat seine Pfeife theuer, sehr theuer bezahlt!

"Kurz ich glaubte zu bemerken, daß die Menschen
selbst sich den größten Theil ihrer Übel durch die falsche
Schätzung des Werthes der Dinge und dadurch zu-
ziehen, daß sie immer zu viel für ihre Pfeifen geben."

Wie Recht hatte doch der große Franklin, dessen thä-
tiges, vielbewegtes Leben Tausenden ein Vorbild sein
sollte!

Jhr aber, lieben Leser, bedenkt ja, daß manche Lieb-
lingssache, die ihr oft überschätzt, für euch eine Frank-
lin 'sche Pfeife ist! Denkt an diese Pfeife in euerm
Leben und zahlet nie zu viel für eure Pfeife!

[Ende Spaltensatz]


[Abbildung] Kamin im Saale der Katharina von Medici im Louvrepalast zu Paris.


[Beginn Spaltensatz]

„Sah ich einen Geizhals, der sich selbst jede Ge-
mächlichkeit des Lebens versagte, der auf das Vergnügen,
Andern Gutes zu thun, und auf die Achtung seiner
Mitbürger gänzlich verzichtete, der die Freuden wohl-
wollender Freundschaft dem Durst, Schätze zu häufen,
aufopferte — armer Mann, sagte ich, fürwahr, du be-
zahlst zu viel für deine Pfeife!

„Traf ich auf einen Freudenjäger, der blos um
sinnlicher Genüsse willen jede löbliche Verbesserung sei-
nes Geistes und Vermögens versäumte, so dachte ich:
Betrogener Mann, du schaffst dir selbst Schmerz statt
Vergnügen; du gibst zu viel für deine Pfeife!

„Sehe ich einen Menschen, der an schönen Kleidern,
schönen Möbeln, schöner Equipage über sein Vermögen
[Spaltenumbruch] hängt, für die er Schulden macht und seine Laufbahn
im Gefängnisse beschließt — ach! sage ich dann, der
hat seine Pfeife theuer, sehr theuer bezahlt!

„Kurz ich glaubte zu bemerken, daß die Menschen
selbst sich den größten Theil ihrer Übel durch die falsche
Schätzung des Werthes der Dinge und dadurch zu-
ziehen, daß sie immer zu viel für ihre Pfeifen geben.“

Wie Recht hatte doch der große Franklin, dessen thä-
tiges, vielbewegtes Leben Tausenden ein Vorbild sein
sollte!

Jhr aber, lieben Leser, bedenkt ja, daß manche Lieb-
lingssache, die ihr oft überschätzt, für euch eine Frank-
lin 'sche Pfeife ist! Denkt an diese Pfeife in euerm
Leben und zahlet nie zu viel für eure Pfeife!

[Ende Spaltensatz]


[Abbildung] Kamin im Saale der Katharina von Medici im Louvrepalast zu Paris.


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[292/0004] 292 „Sah ich einen Geizhals, der sich selbst jede Ge- mächlichkeit des Lebens versagte, der auf das Vergnügen, Andern Gutes zu thun, und auf die Achtung seiner Mitbürger gänzlich verzichtete, der die Freuden wohl- wollender Freundschaft dem Durst, Schätze zu häufen, aufopferte — armer Mann, sagte ich, fürwahr, du be- zahlst zu viel für deine Pfeife! „Traf ich auf einen Freudenjäger, der blos um sinnlicher Genüsse willen jede löbliche Verbesserung sei- nes Geistes und Vermögens versäumte, so dachte ich: Betrogener Mann, du schaffst dir selbst Schmerz statt Vergnügen; du gibst zu viel für deine Pfeife! „Sehe ich einen Menschen, der an schönen Kleidern, schönen Möbeln, schöner Equipage über sein Vermögen hängt, für die er Schulden macht und seine Laufbahn im Gefängnisse beschließt — ach! sage ich dann, der hat seine Pfeife theuer, sehr theuer bezahlt! „Kurz ich glaubte zu bemerken, daß die Menschen selbst sich den größten Theil ihrer Übel durch die falsche Schätzung des Werthes der Dinge und dadurch zu- ziehen, daß sie immer zu viel für ihre Pfeifen geben.“ Wie Recht hatte doch der große Franklin, dessen thä- tiges, vielbewegtes Leben Tausenden ein Vorbild sein sollte! Jhr aber, lieben Leser, bedenkt ja, daß manche Lieb- lingssache, die ihr oft überschätzt, für euch eine Frank- lin 'sche Pfeife ist! Denkt an diese Pfeife in euerm Leben und zahlet nie zu viel für eure Pfeife! [Abbildung Kamin im Saale der Katharina von Medici im Louvrepalast zu Paris.]

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 89. Leipzig (Sachsen), 7. September 1854, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig089_1854/4>, abgerufen am 01.06.2024.