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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 89. Leipzig (Sachsen), 7. September 1854.

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[Beginn Spaltensatz] sich dann im Horngraben in zerrissenen steilen Basalt-
wänden auf und man sieht noch seine letzten Spuren
auf der andern Seite des Bachs, hoch oben am Berge
auf dem Schiefer sitzen. Das Meerfelder Maar, wel-
ches 700 Fuß unter dem Mosenberge liegt, ist eines
der größten der Eifel, denn es hat beinahe eine halbe
Stunde im Umfange. Es wird ringsum von steilen
zusammenhängenden, mehre hundert Fuß hohen Grau-
wackenhöhen umgeben. Sein Boden ist jedoch nur zur
Hälfte mit Wasser bedeckt; die andere Hälfte bildet eine
ebene Wiese, auf welcher das Dorf Meerfelden liegt.

Nur einige Stunden von dem Mosenberge entfernt
liegt ein anderer wichtiger vulkanischer Punkt bei Daun.
Es ist derselbe ein Berg ganz aus Grauwackenschiefer
von 1673 Fuß Höhe, auf dessen Gipfel von West nach
Ost drei Maare kraterförmig eingesenkt sind. Das west-
lichste hat von dem Dorfe Gemünden den Namen; es
ist das kleinste unter allen dreien, macht aber, sowol
durch seine Tiefe, als auch durch die Schroffheit seiner
aus Grauwackenschiefer bestehenden Wände, sowie durch
die Bewaldung derselben einen höchst überraschenden
Eindruck. Auf dieses folgt das Weinfelder Maar. Dies
ist ebenfalls kreisrund und ringsum von einem steil ab-
fallenden Ufer umgeben, an welchem man den Grau-
wackenschiefer in senkrechten Schichten anstehend sieht;
doch ragen am westlichen Ufer auch Felsen eines braun-
rothen Schlackenconglomerats auf. Da der Wall die-
ses Maares von aller Baumvegetation entblößt ist, so
gewährt es mit der einsamen Kirche an seinem Rande
und dem kreisrunden See in der Tiefe einen ganz eigen-
thümlichen Anblick. Nur durch einen Kraterrand ist es
von dem Schalkenmehrner Maare getrennt, welches zwar
größer, aber weniger regelmäßig als das vorige, und
in der Tiefe um den See mit Feldern bedeckt ist. Der
Kraterwall, welcher beide Maare trennt, wird von vul-
kanischem Sande gebildet und ist wie übersäet mit
Schlacken, Lapilli, vulkanischen Bomben und andern
Auswürflingen.

Einer der wichtigsten Punkte endlich in der Vorder-
eifel ist der vulkanische Berg bei Gerolstein. Er bildet
auf seinem Gipfel ein großes, breites Plateau, das sich
nach allen Seiten um eine einzige große Vertiefung in
der Mitte etwas erhebt, deren längste Achse von Ost
[Spaltenumbruch] nach West gekehrt ist. Jn ihr liegt ein runder, sehr
viel tieferer Krater, der, bei weitem kleiner, einen voll-
kommen geschlossenen Rand hat und auf der Nordost-
seite mit hohen Schlackenfelsen umgeben ist; eine noch
kleinere runde Vertiefung liegt in diesem Krater, als
der Ort, aus welchem der letzte Schlackenauswurf statt-
fand. Der Rand der Vertiefung ist gegen Nordwest
von einem Basaltstrome durchbrochen worden, welcher
ganz schmal beginnt, über einen halb zerstörten kleinen
Krater fließt und sich dann in ein großes Thal ergießt.
Hier fließt er, an beiden Seiten durch hohe Kalkfelsen
eingeengt, in einem weiten Bogen bis hinunter an die
Kill, wo er sich, durch gegenüberstehende Felsen aufge-
halten, nach beiden Seiten ausbreitet. Überall bezeich-
nen 5 -- 10 Fuß hohe, unregelmäßig oder säulenförmig
gespaltene Massen, welche über die Dammerde in die
Höhe stehen, den Weg, den er genommen hat und zwi-
schen den Kalkfelsen, wo das Regenwasser die Damm-
erde hinweggespült hat, zeigt sich die höckerig geflossene
Masse so frisch und so schön, als wäre sie eben erst
in feurigem Strome dem Krater entquollen.

An der Nordseite des Berges erhebt sich die roman-
tische Kasselburg mit ihren vielen Thürmen. Auch in
ihrer Nähe finden sich mehre Krater, umgeben von halb
verglasten Schlacken und sie selbst steht auf Lava= und
Basaltströmen, die aber durch herrliche dichte Buchen-
wälder dem Auge entzogen werden. Die furchtbaren
Wirkungen jedoch, welche sie auf den Berg ausübten,
dessen Schooße sie entstiegen, können wir vom Thale
aus bemerken, und hier bietet sich allerdings ein im-
posanter Anblick dar. Die ganze lange Seite des Bergs
besteht aus hohen, seltsam zerrissenen, schroffen Felsen-
massen, die bis Lissingen und Gerolstein isolirt und wie
hingezaubert, durch das Killthal ziehen, um sich noch
an den Bergen, die auf der andern Seite liegen, wie
Ruinen zu erheben. Schlackenkrater mit wunderbar zer-
klüfteten Schlackenfelsen erheben sich überall und die
hohen, zu merkwürdigen Gruppen vereinigten Basalt-
säulen, die dem Boden entsteigen, versetzen den Be-
schauer eher in die Trümmer einer untergegangenen
Weltstadt, als in den Wirkungskreis eines erloschenen
Vulkans.

[Ende Spaltensatz]


[Abbildung] Riesenhaifisch.


[Beginn Spaltensatz] sich dann im Horngraben in zerrissenen steilen Basalt-
wänden auf und man sieht noch seine letzten Spuren
auf der andern Seite des Bachs, hoch oben am Berge
auf dem Schiefer sitzen. Das Meerfelder Maar, wel-
ches 700 Fuß unter dem Mosenberge liegt, ist eines
der größten der Eifel, denn es hat beinahe eine halbe
Stunde im Umfange. Es wird ringsum von steilen
zusammenhängenden, mehre hundert Fuß hohen Grau-
wackenhöhen umgeben. Sein Boden ist jedoch nur zur
Hälfte mit Wasser bedeckt; die andere Hälfte bildet eine
ebene Wiese, auf welcher das Dorf Meerfelden liegt.

Nur einige Stunden von dem Mosenberge entfernt
liegt ein anderer wichtiger vulkanischer Punkt bei Daun.
Es ist derselbe ein Berg ganz aus Grauwackenschiefer
von 1673 Fuß Höhe, auf dessen Gipfel von West nach
Ost drei Maare kraterförmig eingesenkt sind. Das west-
lichste hat von dem Dorfe Gemünden den Namen; es
ist das kleinste unter allen dreien, macht aber, sowol
durch seine Tiefe, als auch durch die Schroffheit seiner
aus Grauwackenschiefer bestehenden Wände, sowie durch
die Bewaldung derselben einen höchst überraschenden
Eindruck. Auf dieses folgt das Weinfelder Maar. Dies
ist ebenfalls kreisrund und ringsum von einem steil ab-
fallenden Ufer umgeben, an welchem man den Grau-
wackenschiefer in senkrechten Schichten anstehend sieht;
doch ragen am westlichen Ufer auch Felsen eines braun-
rothen Schlackenconglomerats auf. Da der Wall die-
ses Maares von aller Baumvegetation entblößt ist, so
gewährt es mit der einsamen Kirche an seinem Rande
und dem kreisrunden See in der Tiefe einen ganz eigen-
thümlichen Anblick. Nur durch einen Kraterrand ist es
von dem Schalkenmehrner Maare getrennt, welches zwar
größer, aber weniger regelmäßig als das vorige, und
in der Tiefe um den See mit Feldern bedeckt ist. Der
Kraterwall, welcher beide Maare trennt, wird von vul-
kanischem Sande gebildet und ist wie übersäet mit
Schlacken, Lapilli, vulkanischen Bomben und andern
Auswürflingen.

Einer der wichtigsten Punkte endlich in der Vorder-
eifel ist der vulkanische Berg bei Gerolstein. Er bildet
auf seinem Gipfel ein großes, breites Plateau, das sich
nach allen Seiten um eine einzige große Vertiefung in
der Mitte etwas erhebt, deren längste Achse von Ost
[Spaltenumbruch] nach West gekehrt ist. Jn ihr liegt ein runder, sehr
viel tieferer Krater, der, bei weitem kleiner, einen voll-
kommen geschlossenen Rand hat und auf der Nordost-
seite mit hohen Schlackenfelsen umgeben ist; eine noch
kleinere runde Vertiefung liegt in diesem Krater, als
der Ort, aus welchem der letzte Schlackenauswurf statt-
fand. Der Rand der Vertiefung ist gegen Nordwest
von einem Basaltstrome durchbrochen worden, welcher
ganz schmal beginnt, über einen halb zerstörten kleinen
Krater fließt und sich dann in ein großes Thal ergießt.
Hier fließt er, an beiden Seiten durch hohe Kalkfelsen
eingeengt, in einem weiten Bogen bis hinunter an die
Kill, wo er sich, durch gegenüberstehende Felsen aufge-
halten, nach beiden Seiten ausbreitet. Überall bezeich-
nen 5 — 10 Fuß hohe, unregelmäßig oder säulenförmig
gespaltene Massen, welche über die Dammerde in die
Höhe stehen, den Weg, den er genommen hat und zwi-
schen den Kalkfelsen, wo das Regenwasser die Damm-
erde hinweggespült hat, zeigt sich die höckerig geflossene
Masse so frisch und so schön, als wäre sie eben erst
in feurigem Strome dem Krater entquollen.

An der Nordseite des Berges erhebt sich die roman-
tische Kasselburg mit ihren vielen Thürmen. Auch in
ihrer Nähe finden sich mehre Krater, umgeben von halb
verglasten Schlacken und sie selbst steht auf Lava= und
Basaltströmen, die aber durch herrliche dichte Buchen-
wälder dem Auge entzogen werden. Die furchtbaren
Wirkungen jedoch, welche sie auf den Berg ausübten,
dessen Schooße sie entstiegen, können wir vom Thale
aus bemerken, und hier bietet sich allerdings ein im-
posanter Anblick dar. Die ganze lange Seite des Bergs
besteht aus hohen, seltsam zerrissenen, schroffen Felsen-
massen, die bis Lissingen und Gerolstein isolirt und wie
hingezaubert, durch das Killthal ziehen, um sich noch
an den Bergen, die auf der andern Seite liegen, wie
Ruinen zu erheben. Schlackenkrater mit wunderbar zer-
klüfteten Schlackenfelsen erheben sich überall und die
hohen, zu merkwürdigen Gruppen vereinigten Basalt-
säulen, die dem Boden entsteigen, versetzen den Be-
schauer eher in die Trümmer einer untergegangenen
Weltstadt, als in den Wirkungskreis eines erloschenen
Vulkans.

[Ende Spaltensatz]


[Abbildung] Riesenhaifisch.


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[295/0007] 295 sich dann im Horngraben in zerrissenen steilen Basalt- wänden auf und man sieht noch seine letzten Spuren auf der andern Seite des Bachs, hoch oben am Berge auf dem Schiefer sitzen. Das Meerfelder Maar, wel- ches 700 Fuß unter dem Mosenberge liegt, ist eines der größten der Eifel, denn es hat beinahe eine halbe Stunde im Umfange. Es wird ringsum von steilen zusammenhängenden, mehre hundert Fuß hohen Grau- wackenhöhen umgeben. Sein Boden ist jedoch nur zur Hälfte mit Wasser bedeckt; die andere Hälfte bildet eine ebene Wiese, auf welcher das Dorf Meerfelden liegt. Nur einige Stunden von dem Mosenberge entfernt liegt ein anderer wichtiger vulkanischer Punkt bei Daun. Es ist derselbe ein Berg ganz aus Grauwackenschiefer von 1673 Fuß Höhe, auf dessen Gipfel von West nach Ost drei Maare kraterförmig eingesenkt sind. Das west- lichste hat von dem Dorfe Gemünden den Namen; es ist das kleinste unter allen dreien, macht aber, sowol durch seine Tiefe, als auch durch die Schroffheit seiner aus Grauwackenschiefer bestehenden Wände, sowie durch die Bewaldung derselben einen höchst überraschenden Eindruck. Auf dieses folgt das Weinfelder Maar. Dies ist ebenfalls kreisrund und ringsum von einem steil ab- fallenden Ufer umgeben, an welchem man den Grau- wackenschiefer in senkrechten Schichten anstehend sieht; doch ragen am westlichen Ufer auch Felsen eines braun- rothen Schlackenconglomerats auf. Da der Wall die- ses Maares von aller Baumvegetation entblößt ist, so gewährt es mit der einsamen Kirche an seinem Rande und dem kreisrunden See in der Tiefe einen ganz eigen- thümlichen Anblick. Nur durch einen Kraterrand ist es von dem Schalkenmehrner Maare getrennt, welches zwar größer, aber weniger regelmäßig als das vorige, und in der Tiefe um den See mit Feldern bedeckt ist. Der Kraterwall, welcher beide Maare trennt, wird von vul- kanischem Sande gebildet und ist wie übersäet mit Schlacken, Lapilli, vulkanischen Bomben und andern Auswürflingen. Einer der wichtigsten Punkte endlich in der Vorder- eifel ist der vulkanische Berg bei Gerolstein. Er bildet auf seinem Gipfel ein großes, breites Plateau, das sich nach allen Seiten um eine einzige große Vertiefung in der Mitte etwas erhebt, deren längste Achse von Ost nach West gekehrt ist. Jn ihr liegt ein runder, sehr viel tieferer Krater, der, bei weitem kleiner, einen voll- kommen geschlossenen Rand hat und auf der Nordost- seite mit hohen Schlackenfelsen umgeben ist; eine noch kleinere runde Vertiefung liegt in diesem Krater, als der Ort, aus welchem der letzte Schlackenauswurf statt- fand. Der Rand der Vertiefung ist gegen Nordwest von einem Basaltstrome durchbrochen worden, welcher ganz schmal beginnt, über einen halb zerstörten kleinen Krater fließt und sich dann in ein großes Thal ergießt. Hier fließt er, an beiden Seiten durch hohe Kalkfelsen eingeengt, in einem weiten Bogen bis hinunter an die Kill, wo er sich, durch gegenüberstehende Felsen aufge- halten, nach beiden Seiten ausbreitet. Überall bezeich- nen 5 — 10 Fuß hohe, unregelmäßig oder säulenförmig gespaltene Massen, welche über die Dammerde in die Höhe stehen, den Weg, den er genommen hat und zwi- schen den Kalkfelsen, wo das Regenwasser die Damm- erde hinweggespült hat, zeigt sich die höckerig geflossene Masse so frisch und so schön, als wäre sie eben erst in feurigem Strome dem Krater entquollen. An der Nordseite des Berges erhebt sich die roman- tische Kasselburg mit ihren vielen Thürmen. Auch in ihrer Nähe finden sich mehre Krater, umgeben von halb verglasten Schlacken und sie selbst steht auf Lava= und Basaltströmen, die aber durch herrliche dichte Buchen- wälder dem Auge entzogen werden. Die furchtbaren Wirkungen jedoch, welche sie auf den Berg ausübten, dessen Schooße sie entstiegen, können wir vom Thale aus bemerken, und hier bietet sich allerdings ein im- posanter Anblick dar. Die ganze lange Seite des Bergs besteht aus hohen, seltsam zerrissenen, schroffen Felsen- massen, die bis Lissingen und Gerolstein isolirt und wie hingezaubert, durch das Killthal ziehen, um sich noch an den Bergen, die auf der andern Seite liegen, wie Ruinen zu erheben. Schlackenkrater mit wunderbar zer- klüfteten Schlackenfelsen erheben sich überall und die hohen, zu merkwürdigen Gruppen vereinigten Basalt- säulen, die dem Boden entsteigen, versetzen den Be- schauer eher in die Trümmer einer untergegangenen Weltstadt, als in den Wirkungskreis eines erloschenen Vulkans. [Abbildung Riesenhaifisch.]

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 89. Leipzig (Sachsen), 7. September 1854, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig089_1854/7>, abgerufen am 03.12.2024.