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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 95. Leipzig (Sachsen), 26. Oktober 1854.

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[Beginn Spaltensatz] melt. Unter der Leitung des finstern Meisters stiegen
die Mauern der Mühle mit Windesschnelle empor, im-
mer heißer wurde es dem Müller unter der Stirn
und immer sehnlicher wünschte er sein altes Leben der
Noth zurück, um nur nicht den höllischen Mächten zu
verfallen.

Je mehr die Nacht verschwand, desto schneller
rückte der Mühlenbau seinem Ende zu. Zuletzt blieb
weiter nichts übrig als das Einsetzen des großen run-
den Mahlsteins. Der Müller stand dabei, als der-
selbe eben herbeigeschleppt wurde und sogleich in die
Mühle hineingetragen werden sollte.

Todesangst ergriff den armen Mann beim Anblick
des letzten Stücks, das zur Vervollständigung der
neuen Mühle gehörte. Es war dem Müller schon,
als würde er von den Dienern des Satans in die
Qual der Unterwelt hinabgezerrt; seine Sinne wollten
schwinden -- da kam in seine Seele noch ein lichter
Augenblick und mit ihm der Vorsatz, sich zu retten,
ehe der Hahn schrie.

Mit der Gewalt, die nur die fürchterlichste Ver-
zweiflung geben kann, erfaßte der zitternde Müller den
eben gebrachten Mühlstein und gab ihm einen so hef-
tigen Stoß, daß der Stein sich in Bewegung setzte
und wie der Blitz am Berge hinab in die Tiefe rollte.
Dies sah der Meister der Hölle. Jn wilder Wuth
stürzte er dem Steine nach und holte ihn ein, als er
eben im Thale zur Ruhe kam; in demselben Augen-
blicke krähte aber auch der Hahn und oben auf dem
Berge verschwanden die schwarzen Gesellen. Da ent-
fiel dem Satan Werkzeug, Wamms und Lederschurz;
große Fledermausflügel breitete er auf dem Rücken
aus; ingrimmig griff er nach dem Mühlsteine, erfaßte
ihn mit seinen großen Krallenhänden, schwang sich in
die Luft empor, schwebte fluchend über der neugebau-
ten Mühle und schleuderte den Mühlstein auf den jun-
gen Bau, daß sofort die Mühle bis auf den Grund
erschüttert ward und in Trümmer zerfiel, wie sie heute
noch liegt.

Der Müller blieb in seiner alten Mühle; er war
froh, seine Seele gerettet zu haben und suchte nie wie-
der Gewinn und Hülfe im Bunde mit dem Bösen.



Die innere Beschaffenheit der Pflanze.

Wenn man in den Stamm eines Baums oder eines
Strauchs einen horizontalen Einschnitt macht, so fin-
det man seine verschiedenen Bestandtheile in kreisförmi-
ger Lage und Aufeinanderfolge rings um einen gemein-
schaftlichen Mittelpunkt gruppirt, wie die nachstehende
Abbildung sie darstellt.

Jn der Mitte ( bei C ) sieht man zuerst das Mark
des Baums, das bei jungen Trieben mehr Raum ein-
nimmt als bei ältern, indem im Verfolge des Wachs-
thums die Holzbildung auch nach innen vorschreitet.
Dieses Mark besteht aus drüsigem Zellgewebe, ist meist
mit gefärbten Saftbläschen angefüllt und setzt jährlich
einen der dasselbe umgebenden Holzringe ab, die des-
halb auch Jahrringe genannt werden. Alle Jahrringe
sind von gleichem Bau und bilden das Kernholz ( D )
mit Ausnahme der heller gefärbten äußern, welche
noch nicht verholzt sind und der Splint ( E ) oder das
Saftholz heißen. Dieses ist von weißer Farbe und
voll Feuchtigkeit; es besteht aus unzähligen Tuben
oder Röhren von sehr verschiedenartigen Formen, durch
[Spaltenumbruch] welche der Saft aufsteigt und niedersinkt und auf
diese Weise durch das ganze Gewächs gleichmäßig ver-
theilt wird.

[Abbildung]

Außer den einander umschließenden Ringen läßt
aber die Durchschnittsfläche eines Baums noch eine
andere Zeichnung wahrnehmen, welche sich strahlenför-
mig vom Marke im Mittelpunkte aus nach der Rinde
zu verbreitet und mit den von der Büchse eines Rades
ausgehenden Speichen viel Ähnlichkeit besitzt. Dies
sind die sogenannten Markstrahlen, welche vorzugsweise
die Bestimmung haben, die im Saftholze auf= und
absteigenden Säfte in der ganzen innern Masse des
Holzkörpers zu verbreiten.

Die folgenden Abbildungen stellen die verschiede-
nen Formen der Röhren oder innern Nahrungswerk-
zeuge der Pflanze dar. Die einfachen Röhren ( Fig. 1 )
[Abbildung] Fig. 1. [Abbildung] Fig. 2.
enthalten die harzartigen und öligen Flüssigkeiten, die
man in verschiedenen Pflanzen antrifft. Die porösen
Röhren ( Fig. 2 ) werden ebenfalls von solchen Flui-
dums durchdrungen, bewirken aber schon den Ver-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] melt. Unter der Leitung des finstern Meisters stiegen
die Mauern der Mühle mit Windesschnelle empor, im-
mer heißer wurde es dem Müller unter der Stirn
und immer sehnlicher wünschte er sein altes Leben der
Noth zurück, um nur nicht den höllischen Mächten zu
verfallen.

Je mehr die Nacht verschwand, desto schneller
rückte der Mühlenbau seinem Ende zu. Zuletzt blieb
weiter nichts übrig als das Einsetzen des großen run-
den Mahlsteins. Der Müller stand dabei, als der-
selbe eben herbeigeschleppt wurde und sogleich in die
Mühle hineingetragen werden sollte.

Todesangst ergriff den armen Mann beim Anblick
des letzten Stücks, das zur Vervollständigung der
neuen Mühle gehörte. Es war dem Müller schon,
als würde er von den Dienern des Satans in die
Qual der Unterwelt hinabgezerrt; seine Sinne wollten
schwinden — da kam in seine Seele noch ein lichter
Augenblick und mit ihm der Vorsatz, sich zu retten,
ehe der Hahn schrie.

Mit der Gewalt, die nur die fürchterlichste Ver-
zweiflung geben kann, erfaßte der zitternde Müller den
eben gebrachten Mühlstein und gab ihm einen so hef-
tigen Stoß, daß der Stein sich in Bewegung setzte
und wie der Blitz am Berge hinab in die Tiefe rollte.
Dies sah der Meister der Hölle. Jn wilder Wuth
stürzte er dem Steine nach und holte ihn ein, als er
eben im Thale zur Ruhe kam; in demselben Augen-
blicke krähte aber auch der Hahn und oben auf dem
Berge verschwanden die schwarzen Gesellen. Da ent-
fiel dem Satan Werkzeug, Wamms und Lederschurz;
große Fledermausflügel breitete er auf dem Rücken
aus; ingrimmig griff er nach dem Mühlsteine, erfaßte
ihn mit seinen großen Krallenhänden, schwang sich in
die Luft empor, schwebte fluchend über der neugebau-
ten Mühle und schleuderte den Mühlstein auf den jun-
gen Bau, daß sofort die Mühle bis auf den Grund
erschüttert ward und in Trümmer zerfiel, wie sie heute
noch liegt.

Der Müller blieb in seiner alten Mühle; er war
froh, seine Seele gerettet zu haben und suchte nie wie-
der Gewinn und Hülfe im Bunde mit dem Bösen.



Die innere Beschaffenheit der Pflanze.

Wenn man in den Stamm eines Baums oder eines
Strauchs einen horizontalen Einschnitt macht, so fin-
det man seine verschiedenen Bestandtheile in kreisförmi-
ger Lage und Aufeinanderfolge rings um einen gemein-
schaftlichen Mittelpunkt gruppirt, wie die nachstehende
Abbildung sie darstellt.

Jn der Mitte ( bei C ) sieht man zuerst das Mark
des Baums, das bei jungen Trieben mehr Raum ein-
nimmt als bei ältern, indem im Verfolge des Wachs-
thums die Holzbildung auch nach innen vorschreitet.
Dieses Mark besteht aus drüsigem Zellgewebe, ist meist
mit gefärbten Saftbläschen angefüllt und setzt jährlich
einen der dasselbe umgebenden Holzringe ab, die des-
halb auch Jahrringe genannt werden. Alle Jahrringe
sind von gleichem Bau und bilden das Kernholz ( D )
mit Ausnahme der heller gefärbten äußern, welche
noch nicht verholzt sind und der Splint ( E ) oder das
Saftholz heißen. Dieses ist von weißer Farbe und
voll Feuchtigkeit; es besteht aus unzähligen Tuben
oder Röhren von sehr verschiedenartigen Formen, durch
[Spaltenumbruch] welche der Saft aufsteigt und niedersinkt und auf
diese Weise durch das ganze Gewächs gleichmäßig ver-
theilt wird.

[Abbildung]

Außer den einander umschließenden Ringen läßt
aber die Durchschnittsfläche eines Baums noch eine
andere Zeichnung wahrnehmen, welche sich strahlenför-
mig vom Marke im Mittelpunkte aus nach der Rinde
zu verbreitet und mit den von der Büchse eines Rades
ausgehenden Speichen viel Ähnlichkeit besitzt. Dies
sind die sogenannten Markstrahlen, welche vorzugsweise
die Bestimmung haben, die im Saftholze auf= und
absteigenden Säfte in der ganzen innern Masse des
Holzkörpers zu verbreiten.

Die folgenden Abbildungen stellen die verschiede-
nen Formen der Röhren oder innern Nahrungswerk-
zeuge der Pflanze dar. Die einfachen Röhren ( Fig. 1 )
[Abbildung] Fig. 1. [Abbildung] Fig. 2.
enthalten die harzartigen und öligen Flüssigkeiten, die
man in verschiedenen Pflanzen antrifft. Die porösen
Röhren ( Fig. 2 ) werden ebenfalls von solchen Flui-
dums durchdrungen, bewirken aber schon den Ver-
[Ende Spaltensatz]

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[339/0003] 339 melt. Unter der Leitung des finstern Meisters stiegen die Mauern der Mühle mit Windesschnelle empor, im- mer heißer wurde es dem Müller unter der Stirn und immer sehnlicher wünschte er sein altes Leben der Noth zurück, um nur nicht den höllischen Mächten zu verfallen. Je mehr die Nacht verschwand, desto schneller rückte der Mühlenbau seinem Ende zu. Zuletzt blieb weiter nichts übrig als das Einsetzen des großen run- den Mahlsteins. Der Müller stand dabei, als der- selbe eben herbeigeschleppt wurde und sogleich in die Mühle hineingetragen werden sollte. Todesangst ergriff den armen Mann beim Anblick des letzten Stücks, das zur Vervollständigung der neuen Mühle gehörte. Es war dem Müller schon, als würde er von den Dienern des Satans in die Qual der Unterwelt hinabgezerrt; seine Sinne wollten schwinden — da kam in seine Seele noch ein lichter Augenblick und mit ihm der Vorsatz, sich zu retten, ehe der Hahn schrie. Mit der Gewalt, die nur die fürchterlichste Ver- zweiflung geben kann, erfaßte der zitternde Müller den eben gebrachten Mühlstein und gab ihm einen so hef- tigen Stoß, daß der Stein sich in Bewegung setzte und wie der Blitz am Berge hinab in die Tiefe rollte. Dies sah der Meister der Hölle. Jn wilder Wuth stürzte er dem Steine nach und holte ihn ein, als er eben im Thale zur Ruhe kam; in demselben Augen- blicke krähte aber auch der Hahn und oben auf dem Berge verschwanden die schwarzen Gesellen. Da ent- fiel dem Satan Werkzeug, Wamms und Lederschurz; große Fledermausflügel breitete er auf dem Rücken aus; ingrimmig griff er nach dem Mühlsteine, erfaßte ihn mit seinen großen Krallenhänden, schwang sich in die Luft empor, schwebte fluchend über der neugebau- ten Mühle und schleuderte den Mühlstein auf den jun- gen Bau, daß sofort die Mühle bis auf den Grund erschüttert ward und in Trümmer zerfiel, wie sie heute noch liegt. Der Müller blieb in seiner alten Mühle; er war froh, seine Seele gerettet zu haben und suchte nie wie- der Gewinn und Hülfe im Bunde mit dem Bösen. Die innere Beschaffenheit der Pflanze. Wenn man in den Stamm eines Baums oder eines Strauchs einen horizontalen Einschnitt macht, so fin- det man seine verschiedenen Bestandtheile in kreisförmi- ger Lage und Aufeinanderfolge rings um einen gemein- schaftlichen Mittelpunkt gruppirt, wie die nachstehende Abbildung sie darstellt. Jn der Mitte ( bei C ) sieht man zuerst das Mark des Baums, das bei jungen Trieben mehr Raum ein- nimmt als bei ältern, indem im Verfolge des Wachs- thums die Holzbildung auch nach innen vorschreitet. Dieses Mark besteht aus drüsigem Zellgewebe, ist meist mit gefärbten Saftbläschen angefüllt und setzt jährlich einen der dasselbe umgebenden Holzringe ab, die des- halb auch Jahrringe genannt werden. Alle Jahrringe sind von gleichem Bau und bilden das Kernholz ( D ) mit Ausnahme der heller gefärbten äußern, welche noch nicht verholzt sind und der Splint ( E ) oder das Saftholz heißen. Dieses ist von weißer Farbe und voll Feuchtigkeit; es besteht aus unzähligen Tuben oder Röhren von sehr verschiedenartigen Formen, durch welche der Saft aufsteigt und niedersinkt und auf diese Weise durch das ganze Gewächs gleichmäßig ver- theilt wird. [Abbildung] Außer den einander umschließenden Ringen läßt aber die Durchschnittsfläche eines Baums noch eine andere Zeichnung wahrnehmen, welche sich strahlenför- mig vom Marke im Mittelpunkte aus nach der Rinde zu verbreitet und mit den von der Büchse eines Rades ausgehenden Speichen viel Ähnlichkeit besitzt. Dies sind die sogenannten Markstrahlen, welche vorzugsweise die Bestimmung haben, die im Saftholze auf= und absteigenden Säfte in der ganzen innern Masse des Holzkörpers zu verbreiten. Die folgenden Abbildungen stellen die verschiede- nen Formen der Röhren oder innern Nahrungswerk- zeuge der Pflanze dar. Die einfachen Röhren ( Fig. 1 ) [Abbildung Fig. 1.] [Abbildung Fig. 2.] enthalten die harzartigen und öligen Flüssigkeiten, die man in verschiedenen Pflanzen antrifft. Die porösen Röhren ( Fig. 2 ) werden ebenfalls von solchen Flui- dums durchdrungen, bewirken aber schon den Ver-

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 95. Leipzig (Sachsen), 26. Oktober 1854, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig095_1854/3>, abgerufen am 03.12.2024.