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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 100. Leipzig (Sachsen), 30. November 1854.

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[Beginn Spaltensatz] er der tausend armen Menschen, die er hart behan-
delt und deren Thränen er verlacht hatte.

Eine gewisse Wildheit ergriff Hackelnberg in seiner
letzten Stunde. Seine Flüche, sein Hohn und Spott
vertrieben die Mönche und Diener von seinem Sterbe-
bett; er war allein.

Was hilft mir, rief er aus, eine andere Welt!
Jch wollte, ich könnte immerfort draußen im Walde
mein Waidwerk treiben; ich möchte jagen, jagen --
jagen, bis einst die große Posaune Alles zum Welt-
gericht ruft!

So jage denn! rief eine geheimnißvolle Stimme
und -- Hackelnberg jagt heute noch als wilder Jäger
in der Nähe der Harzburg umher, wenn die Mitter-
nachtsstunde schlägt. Alle, die mit ihm lebten, haben
die gewünschte Ruhe gefunden, aber er findet keine
Rast und muß jagen bis zum Weltgericht, wo seine
eigenen Flüche ihn selbst treffen werden.

Dem frommen Harzer, der das Fluchen läßt, kann
Hackelnberg nichts zu Leide thun und schon die Kinder
lassen sich durch das Tuhu! der Eule warnen. Selbst
der Jägersmann der Jetztzeit scheut sich vor dem wil-
den Waidmann; er geht nicht in den Wald hinaus,
wenn die Nacht vorher Hackelnberg auf dem schnau-
benden, schwarzen Rosse mit scharfem Wurfspieße un-
ter Halloh und Peitschengeknall durch Wald und Lüfte
gebraust ist, weil dann das Waidwerk misglückt, weil
die Büchse versagt und der Fänger nicht das Wild,
sondern ihn, den Jäger, verwundet.



Der lange Matthias von Halberstadt.

Halberstadt, schon zu den Zeiten Karl's des Großen
mit nicht unbedeutenden Gerechtsamen ausgerüstet, be-
saß noch zu Anfang des 15. Jahrhunderts eine Art
reichsständischer Verfassung und die rathhäuslichen
Stellen insbesondere waren fast ausschließlich in den
Händen gewissener angesehener Patrizierfamilien.

Es konnte nicht fehlen, daß Letzteres sehr vielen
Bürgern misfiel, vor allem aber war es ein Kramer-
meister oder Kaufmann, der lange Matthias ge-
nannt, welcher nebst seinem Sohne und Bruder die-
ses Umstandes wegen dem Magistrate so viele Unruhe
und Verdruß bereitete, daß der Bürgermeister, ein
Herr von Ammendorf, sich endlich im Jahre 1420
genöthigt sah, die Genannten wegen Unfugs und als
Störer des öffentlichen Friedens des Landes zu ver-
weisen. Durch Vermittelung und auf Fürbitten eini-
ger benachbarten Fürsten und Herren wurden sie in-
zwischen im Jahre 1423 wieder begnadigt und aufs
neue in die Stadt aufgenommen. Jeden Andern würde
eine solche Milde zu dankbarer Erkenntlichkeit verpflich-
tet haben, allein bei dem langen Matthias bewirkte sie
gerade das Gegentheil, und selbst die Verabredung
einer Heirath zwischen dem Sohne des Bürgermeisters
und der Tochter des langen Matthias diente auf Sei-
ten des Letztern nur scheinbar zur größern Befestigung
des wiederhergestellten guten Einvernehmens zwischen
dem Rathe der Stadt und den zahlreichen Anhängern,
welche jener unruhige Kopf unter der Bürgerschaft besaß.

Nachdem sich derselbe mit einem gewissen Werner
Winecke in Verbindung gesetzt hatte, wandten die Bei-
den Alles an, den Rath den Bürgern gegenüber ver-
haßt zu machen, indem sie ausstreuten, daß der Ma-
gistrat mit den Stadtgeldern schlecht wirthschafte und
den Untergang der Bürgerschaft beschlossen habe. So
[Spaltenumbruch] widersinnig namentlich die letztere Anklage auch war,
so fand sie doch bei dem unkundigen, zur Empörung
aufgereizten Haufen leicht Eingang und in der Vesper
des 23. November 1423 brach der Tumult wirklich
aus. Die blutige Fahne des Aufruhrs in der Hand
stürmte Matthias mit dem wüthenden Pöbel die Häu-
ser der Rathsmitglieder, plünderte sie rein aus, be-
mächtigte sich des Bürgermeisters Volkmar von Loh-
beck, des Kleinkämmerers Hennig Alsleben oder Adeß-
leben und warf sie nebst den beiden Zinsherren Busso
Bertram und Heinrich Zacharias Quenstedt als die
größten Verbrecher in den sogenannten Diebskeller un-
ter dem Rathhause ins Gefängniß.

Der damalige Bischof von Halberstadt, Johann
von Heym, der sich gewöhnlich in dem benachbarten
Gröningen aufzuhalten pflegte und auch an diesem
Tage gerade daselbst anwesend war, eilte, sobald er
von dem schrecklichen Unfuge Nachricht erhalten hatte,
herbei, um die Ruhe wiederherzustellen. Allein er
fand die Thore der Stadt gesperrt und der lange Mat-
thias ließ ihm durch einen seiner Mitverschworenen
über die Mauer hinüber zurufen: "Gehe nur hin, Bi-
schof, wo du hergekommen bist; was wir hier zu thun
haben, wollen wir ohne dich verrichten!"

Nicht besser erging es bald nachher den auf Ver-
anlassung des Bischofs inzwischen herbeigeeilten Ab-
geordneten der Nachbarstädte Magdeburg, Braunschweig,
Goslar und Quedlinburg. Auch vor ihnen verschlossen
die Aufrührer die Thore, und als endlich dennoch eine
Deputation derselben vor dem Breiten Thore erschien,
so hatte diese auf die dringenden und ernstlichen Vor-
stellungen der Städtedeputirten keine andere als die
trotzige Antwort: Sie wollten Das, was sie mit ih-
rem Magistrat zu schaffen hätten, schon für sich allein
abthun; die Herren möchten nur wieder nach Hause
gehen und sich um das Jhrige bekümmern!

Bei ihrer Rückkehr in die Stadt erbitterten sie
durch ihren Bericht über das Anbringen der Abgeord-
neten aus den Nachbarstädten den wüthenden Pöbel
nur noch mehr. Man machte sogleich den langen
Matthias und seinen Kumpan, Werner Winecke, zu
Bürgermeistern und mehre andere der Rädelsführer zu
Rathsherren, und diese thaten nun, was sie wollten.

Schon am Abend des dritten Tages ihrer wahr-
haft Robespierre'schen Regierung ließen sie die gefan-
genen Rathspersonen bei Licht aus dem Kerker holen
und hielten auf offenem Markte, dicht neben dem Ro-
landsbilde Blutgericht über sie. Unschuld und Gerech-
tigkeit der Sache konnten die armen Unglücklichen ge-
gen die wilde Rache der mordlustigen Despoten nicht
schützen; ohne Verhör und Urtel wurden sie alle vier
enthauptet und ihre Körper auf dem nahen Martini-
kirchhofe in eine Grube geworfen. Die Häuser der
Ermordeten aber sowie die vieler anderer angesehener
Bürger, welche sich eilig durch die Flucht über die
Mauer gerettet hatten, wurden der Plünderung preis-
gegeben und Alles, was sie sonst noch in Halberstadt
besessen, ließ Matthias confisciren. Alle vermögenden
Bürger, welche es nicht mit den Empörern hielten,
mußten der Reihe nach in das Gefängniß wandern,
wenn sie sich nicht durch schwere Geldopfer zu 100,
200--300 Mark Silber von den Elenden die Frei-
heit erkauften.

Beinahe zwei Jahre lang mußte Halberstadt die
Schrecken dieser Tyrannei erdulden, und je länger die
Hülfe verzog, desto drückender wurde das Elend der
Bessergesinnten unter den unglücklichen Einwohnern.

Zwar hatten sich die geflüchteten Verwandten der
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] er der tausend armen Menschen, die er hart behan-
delt und deren Thränen er verlacht hatte.

Eine gewisse Wildheit ergriff Hackelnberg in seiner
letzten Stunde. Seine Flüche, sein Hohn und Spott
vertrieben die Mönche und Diener von seinem Sterbe-
bett; er war allein.

Was hilft mir, rief er aus, eine andere Welt!
Jch wollte, ich könnte immerfort draußen im Walde
mein Waidwerk treiben; ich möchte jagen, jagen —
jagen, bis einst die große Posaune Alles zum Welt-
gericht ruft!

So jage denn! rief eine geheimnißvolle Stimme
und — Hackelnberg jagt heute noch als wilder Jäger
in der Nähe der Harzburg umher, wenn die Mitter-
nachtsstunde schlägt. Alle, die mit ihm lebten, haben
die gewünschte Ruhe gefunden, aber er findet keine
Rast und muß jagen bis zum Weltgericht, wo seine
eigenen Flüche ihn selbst treffen werden.

Dem frommen Harzer, der das Fluchen läßt, kann
Hackelnberg nichts zu Leide thun und schon die Kinder
lassen sich durch das Tuhu! der Eule warnen. Selbst
der Jägersmann der Jetztzeit scheut sich vor dem wil-
den Waidmann; er geht nicht in den Wald hinaus,
wenn die Nacht vorher Hackelnberg auf dem schnau-
benden, schwarzen Rosse mit scharfem Wurfspieße un-
ter Halloh und Peitschengeknall durch Wald und Lüfte
gebraust ist, weil dann das Waidwerk misglückt, weil
die Büchse versagt und der Fänger nicht das Wild,
sondern ihn, den Jäger, verwundet.



Der lange Matthias von Halberstadt.

Halberstadt, schon zu den Zeiten Karl's des Großen
mit nicht unbedeutenden Gerechtsamen ausgerüstet, be-
saß noch zu Anfang des 15. Jahrhunderts eine Art
reichsständischer Verfassung und die rathhäuslichen
Stellen insbesondere waren fast ausschließlich in den
Händen gewissener angesehener Patrizierfamilien.

Es konnte nicht fehlen, daß Letzteres sehr vielen
Bürgern misfiel, vor allem aber war es ein Kramer-
meister oder Kaufmann, der lange Matthias ge-
nannt, welcher nebst seinem Sohne und Bruder die-
ses Umstandes wegen dem Magistrate so viele Unruhe
und Verdruß bereitete, daß der Bürgermeister, ein
Herr von Ammendorf, sich endlich im Jahre 1420
genöthigt sah, die Genannten wegen Unfugs und als
Störer des öffentlichen Friedens des Landes zu ver-
weisen. Durch Vermittelung und auf Fürbitten eini-
ger benachbarten Fürsten und Herren wurden sie in-
zwischen im Jahre 1423 wieder begnadigt und aufs
neue in die Stadt aufgenommen. Jeden Andern würde
eine solche Milde zu dankbarer Erkenntlichkeit verpflich-
tet haben, allein bei dem langen Matthias bewirkte sie
gerade das Gegentheil, und selbst die Verabredung
einer Heirath zwischen dem Sohne des Bürgermeisters
und der Tochter des langen Matthias diente auf Sei-
ten des Letztern nur scheinbar zur größern Befestigung
des wiederhergestellten guten Einvernehmens zwischen
dem Rathe der Stadt und den zahlreichen Anhängern,
welche jener unruhige Kopf unter der Bürgerschaft besaß.

Nachdem sich derselbe mit einem gewissen Werner
Winecke in Verbindung gesetzt hatte, wandten die Bei-
den Alles an, den Rath den Bürgern gegenüber ver-
haßt zu machen, indem sie ausstreuten, daß der Ma-
gistrat mit den Stadtgeldern schlecht wirthschafte und
den Untergang der Bürgerschaft beschlossen habe. So
[Spaltenumbruch] widersinnig namentlich die letztere Anklage auch war,
so fand sie doch bei dem unkundigen, zur Empörung
aufgereizten Haufen leicht Eingang und in der Vesper
des 23. November 1423 brach der Tumult wirklich
aus. Die blutige Fahne des Aufruhrs in der Hand
stürmte Matthias mit dem wüthenden Pöbel die Häu-
ser der Rathsmitglieder, plünderte sie rein aus, be-
mächtigte sich des Bürgermeisters Volkmar von Loh-
beck, des Kleinkämmerers Hennig Alsleben oder Adeß-
leben und warf sie nebst den beiden Zinsherren Busso
Bertram und Heinrich Zacharias Quenstedt als die
größten Verbrecher in den sogenannten Diebskeller un-
ter dem Rathhause ins Gefängniß.

Der damalige Bischof von Halberstadt, Johann
von Heym, der sich gewöhnlich in dem benachbarten
Gröningen aufzuhalten pflegte und auch an diesem
Tage gerade daselbst anwesend war, eilte, sobald er
von dem schrecklichen Unfuge Nachricht erhalten hatte,
herbei, um die Ruhe wiederherzustellen. Allein er
fand die Thore der Stadt gesperrt und der lange Mat-
thias ließ ihm durch einen seiner Mitverschworenen
über die Mauer hinüber zurufen: „Gehe nur hin, Bi-
schof, wo du hergekommen bist; was wir hier zu thun
haben, wollen wir ohne dich verrichten!“

Nicht besser erging es bald nachher den auf Ver-
anlassung des Bischofs inzwischen herbeigeeilten Ab-
geordneten der Nachbarstädte Magdeburg, Braunschweig,
Goslar und Quedlinburg. Auch vor ihnen verschlossen
die Aufrührer die Thore, und als endlich dennoch eine
Deputation derselben vor dem Breiten Thore erschien,
so hatte diese auf die dringenden und ernstlichen Vor-
stellungen der Städtedeputirten keine andere als die
trotzige Antwort: Sie wollten Das, was sie mit ih-
rem Magistrat zu schaffen hätten, schon für sich allein
abthun; die Herren möchten nur wieder nach Hause
gehen und sich um das Jhrige bekümmern!

Bei ihrer Rückkehr in die Stadt erbitterten sie
durch ihren Bericht über das Anbringen der Abgeord-
neten aus den Nachbarstädten den wüthenden Pöbel
nur noch mehr. Man machte sogleich den langen
Matthias und seinen Kumpan, Werner Winecke, zu
Bürgermeistern und mehre andere der Rädelsführer zu
Rathsherren, und diese thaten nun, was sie wollten.

Schon am Abend des dritten Tages ihrer wahr-
haft Robespierre'schen Regierung ließen sie die gefan-
genen Rathspersonen bei Licht aus dem Kerker holen
und hielten auf offenem Markte, dicht neben dem Ro-
landsbilde Blutgericht über sie. Unschuld und Gerech-
tigkeit der Sache konnten die armen Unglücklichen ge-
gen die wilde Rache der mordlustigen Despoten nicht
schützen; ohne Verhör und Urtel wurden sie alle vier
enthauptet und ihre Körper auf dem nahen Martini-
kirchhofe in eine Grube geworfen. Die Häuser der
Ermordeten aber sowie die vieler anderer angesehener
Bürger, welche sich eilig durch die Flucht über die
Mauer gerettet hatten, wurden der Plünderung preis-
gegeben und Alles, was sie sonst noch in Halberstadt
besessen, ließ Matthias confisciren. Alle vermögenden
Bürger, welche es nicht mit den Empörern hielten,
mußten der Reihe nach in das Gefängniß wandern,
wenn sie sich nicht durch schwere Geldopfer zu 100,
200—300 Mark Silber von den Elenden die Frei-
heit erkauften.

Beinahe zwei Jahre lang mußte Halberstadt die
Schrecken dieser Tyrannei erdulden, und je länger die
Hülfe verzog, desto drückender wurde das Elend der
Bessergesinnten unter den unglücklichen Einwohnern.

Zwar hatten sich die geflüchteten Verwandten der
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[379/0003] 379 er der tausend armen Menschen, die er hart behan- delt und deren Thränen er verlacht hatte. Eine gewisse Wildheit ergriff Hackelnberg in seiner letzten Stunde. Seine Flüche, sein Hohn und Spott vertrieben die Mönche und Diener von seinem Sterbe- bett; er war allein. Was hilft mir, rief er aus, eine andere Welt! Jch wollte, ich könnte immerfort draußen im Walde mein Waidwerk treiben; ich möchte jagen, jagen — jagen, bis einst die große Posaune Alles zum Welt- gericht ruft! So jage denn! rief eine geheimnißvolle Stimme und — Hackelnberg jagt heute noch als wilder Jäger in der Nähe der Harzburg umher, wenn die Mitter- nachtsstunde schlägt. Alle, die mit ihm lebten, haben die gewünschte Ruhe gefunden, aber er findet keine Rast und muß jagen bis zum Weltgericht, wo seine eigenen Flüche ihn selbst treffen werden. Dem frommen Harzer, der das Fluchen läßt, kann Hackelnberg nichts zu Leide thun und schon die Kinder lassen sich durch das Tuhu! der Eule warnen. Selbst der Jägersmann der Jetztzeit scheut sich vor dem wil- den Waidmann; er geht nicht in den Wald hinaus, wenn die Nacht vorher Hackelnberg auf dem schnau- benden, schwarzen Rosse mit scharfem Wurfspieße un- ter Halloh und Peitschengeknall durch Wald und Lüfte gebraust ist, weil dann das Waidwerk misglückt, weil die Büchse versagt und der Fänger nicht das Wild, sondern ihn, den Jäger, verwundet. Der lange Matthias von Halberstadt. Halberstadt, schon zu den Zeiten Karl's des Großen mit nicht unbedeutenden Gerechtsamen ausgerüstet, be- saß noch zu Anfang des 15. Jahrhunderts eine Art reichsständischer Verfassung und die rathhäuslichen Stellen insbesondere waren fast ausschließlich in den Händen gewissener angesehener Patrizierfamilien. 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Bei ihrer Rückkehr in die Stadt erbitterten sie durch ihren Bericht über das Anbringen der Abgeord- neten aus den Nachbarstädten den wüthenden Pöbel nur noch mehr. Man machte sogleich den langen Matthias und seinen Kumpan, Werner Winecke, zu Bürgermeistern und mehre andere der Rädelsführer zu Rathsherren, und diese thaten nun, was sie wollten. Schon am Abend des dritten Tages ihrer wahr- haft Robespierre'schen Regierung ließen sie die gefan- genen Rathspersonen bei Licht aus dem Kerker holen und hielten auf offenem Markte, dicht neben dem Ro- landsbilde Blutgericht über sie. Unschuld und Gerech- tigkeit der Sache konnten die armen Unglücklichen ge- gen die wilde Rache der mordlustigen Despoten nicht schützen; ohne Verhör und Urtel wurden sie alle vier enthauptet und ihre Körper auf dem nahen Martini- kirchhofe in eine Grube geworfen. Die Häuser der Ermordeten aber sowie die vieler anderer angesehener Bürger, welche sich eilig durch die Flucht über die Mauer gerettet hatten, wurden der Plünderung preis- gegeben und Alles, was sie sonst noch in Halberstadt besessen, ließ Matthias confisciren. Alle vermögenden Bürger, welche es nicht mit den Empörern hielten, mußten der Reihe nach in das Gefängniß wandern, wenn sie sich nicht durch schwere Geldopfer zu 100, 200—300 Mark Silber von den Elenden die Frei- heit erkauften. Beinahe zwei Jahre lang mußte Halberstadt die Schrecken dieser Tyrannei erdulden, und je länger die Hülfe verzog, desto drückender wurde das Elend der Bessergesinnten unter den unglücklichen Einwohnern. Zwar hatten sich die geflüchteten Verwandten der

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 100. Leipzig (Sachsen), 30. November 1854, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig100_1854/3>, abgerufen am 23.11.2024.