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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Dritter Jahrgang, Nr. 118. Leipzig (Sachsen), 5. April 1855.

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Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 118. ] Dritte Folge. Dritter Jahrgang. [ 5. April 1855.



[Abbildung] Schloß Sion ( Sitten ) im Canton Wallis.


Die Hindus.
[Beginn Spaltensatz]

Jn Asien, diesseit des Ganges, breitet sich das große
Hindostan oder Bengalen aus, umkettet von dem un-
geheuern Himalayagebirge, umspült vom Arabischen
Meere und dem Jndischen Ocean und durchzogen von
theils wüsten, theils aber auch paradiesischen Länder-
strecken. Dort hausen noch wilde Thiere in Menge,
dort jagt der schreckliche Königstiger durch die bewal-
deten und schilfigen Umgebungen der Flüsse, dort woh-
nen Löwen und Wölfe und Schakals lauern auf ihre
Beute; unzählige Affen beleben die vogelreichen Wäl-
der, während Zibethkatzen und Moschusthiere die nörd-
lichen Gebirge aufsuchen; Vampyre flattern durch die
Scharen buntgefiederter Vögel und Elefanten und Ka-
meele dienen gezähmt den Menschen; die gefräßigen
Riesenschlangen setzen mit gewaltigen Sprüngen über
die gefährlichen Brillenschlangen und giftigen Skorpione
hinweg, Heuschreckenschwärme ziehen wie Wolken ein-
her und lästige Bremsen und Mosquitos martern die
Bewohner des Landes. Aber die Feinde in der Thier-
welt werden von dem Menschen bekämpft und besiegt
und die reichste und üppigste Vegetation erschließt ihm
den reichen Segen Hindostans. Reis, Mais, Weizen,
[Spaltenumbruch] Gerste, Hirse, Hafer, Hülsenfrüchte und Gartenge-
wächse gedeihen im guten Boden; Pfeffer, Baum-
wolle, Opium, Jndigo, Cocosnüsse, Palmwein, Ro-
senöl werden mit edlen Steinen von Bengalen aus
über das Meer gesendet und nirgends spinnt der Sei-
denwurm reicher als eben in diesem Lande.

Ueber 130 Millionen Menschen, vorzüglich den
Engländern unterworfen, bevölkern die Städte mit ih-
ren engen, krummen Gassen, und die Dörfer, welche
meist nur aus Bambushütten bestehen; nur hier und
da öffnet sich an dem Hause eines Reichen die Ve-
randa, ein Schirmdach gegen die Sonnenstrahlen, ge-
stützt von vielen Säulen.

Neben Europäern, Armeniern, Mongolen, Ara-
bern, Juden und vielen andern eingewanderten Frem-
den wohnen in Hindostan die ursprünglichen Einwoh-
ner, die Hindus, der Zahl nach noch mehr als 110
Millionen. Jhre Gesichtsfarbe ist bräunlich gelb, ihr
Körper zart und wohlgebildet, ihre Haut fein und
weich, ihr Haar glänzend schwarz. Bei aller Zierlich-
keit des Körpers vermögen die Hindus weite Märsche
zu machen und beschämen durch ihre Ausdauer nicht
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 118. ] Dritte Folge. Dritter Jahrgang. [ 5. April 1855.



[Abbildung] Schloß Sion ( Sitten ) im Canton Wallis.


Die Hindus.
[Beginn Spaltensatz]

Jn Asien, diesseit des Ganges, breitet sich das große
Hindostan oder Bengalen aus, umkettet von dem un-
geheuern Himalayagebirge, umspült vom Arabischen
Meere und dem Jndischen Ocean und durchzogen von
theils wüsten, theils aber auch paradiesischen Länder-
strecken. Dort hausen noch wilde Thiere in Menge,
dort jagt der schreckliche Königstiger durch die bewal-
deten und schilfigen Umgebungen der Flüsse, dort woh-
nen Löwen und Wölfe und Schakals lauern auf ihre
Beute; unzählige Affen beleben die vogelreichen Wäl-
der, während Zibethkatzen und Moschusthiere die nörd-
lichen Gebirge aufsuchen; Vampyre flattern durch die
Scharen buntgefiederter Vögel und Elefanten und Ka-
meele dienen gezähmt den Menschen; die gefräßigen
Riesenschlangen setzen mit gewaltigen Sprüngen über
die gefährlichen Brillenschlangen und giftigen Skorpione
hinweg, Heuschreckenschwärme ziehen wie Wolken ein-
her und lästige Bremsen und Mosquitos martern die
Bewohner des Landes. Aber die Feinde in der Thier-
welt werden von dem Menschen bekämpft und besiegt
und die reichste und üppigste Vegetation erschließt ihm
den reichen Segen Hindostans. Reis, Mais, Weizen,
[Spaltenumbruch] Gerste, Hirse, Hafer, Hülsenfrüchte und Gartenge-
wächse gedeihen im guten Boden; Pfeffer, Baum-
wolle, Opium, Jndigo, Cocosnüsse, Palmwein, Ro-
senöl werden mit edlen Steinen von Bengalen aus
über das Meer gesendet und nirgends spinnt der Sei-
denwurm reicher als eben in diesem Lande.

Ueber 130 Millionen Menschen, vorzüglich den
Engländern unterworfen, bevölkern die Städte mit ih-
ren engen, krummen Gassen, und die Dörfer, welche
meist nur aus Bambushütten bestehen; nur hier und
da öffnet sich an dem Hause eines Reichen die Ve-
randa, ein Schirmdach gegen die Sonnenstrahlen, ge-
stützt von vielen Säulen.

Neben Europäern, Armeniern, Mongolen, Ara-
bern, Juden und vielen andern eingewanderten Frem-
den wohnen in Hindostan die ursprünglichen Einwoh-
ner, die Hindus, der Zahl nach noch mehr als 110
Millionen. Jhre Gesichtsfarbe ist bräunlich gelb, ihr
Körper zart und wohlgebildet, ihre Haut fein und
weich, ihr Haar glänzend schwarz. Bei aller Zierlich-
keit des Körpers vermögen die Hindus weite Märsche
zu machen und beschämen durch ihre Ausdauer nicht
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Dritter Jahrgang, Nr. 118. Leipzig (Sachsen), 5. April 1855, S. [105]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig118_1855/1>, abgerufen am 21.11.2024.