Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Dritter Jahrgang, Nr. 119. Leipzig (Sachsen), 12. April 1855.Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Nr. 119. ] Dritte Folge. Dritter Jahrgang. [ 12. April 1855. [Abbildung] Frühlingsanfang. Zum Erzherzog Karl in Wien. [Beginn Spaltensatz]
Eine wahre Begebenheit. Jm Spätsommer des Jahres 1835 stieg im Erzher- Der schöne, stattliche Mann, dessen Brust mehre Bald fand sich unser französischer Oberst in dem Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Nr. 119. ] Dritte Folge. Dritter Jahrgang. [ 12. April 1855. [Abbildung] Frühlingsanfang. Zum Erzherzog Karl in Wien. [Beginn Spaltensatz]
Eine wahre Begebenheit. Jm Spätsommer des Jahres 1835 stieg im Erzher- Der schöne, stattliche Mann, dessen Brust mehre Bald fand sich unser französischer Oberst in dem <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[113]"/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#c #fr">Das Pfennig=Magazin<lb/> für<lb/><hi rendition="#g">Belehrung und Unterhaltung</hi>.</hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <docImprint><hi rendition="#fr">Nr</hi>. 119. ] <hi rendition="#c">Dritte Folge. Dritter Jahrgang.</hi><docDate><hi rendition="#right">[ 12. <hi rendition="#g">April</hi> 1855.</hi></docDate></docImprint> </titlePage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </front> <body> <div n="1"> <figure> <head> <hi rendition="#fr">Frühlingsanfang.</hi> </head> </figure> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head><hi rendition="#fr">Zum Erzherzog Karl in Wien.</hi><lb/> Eine wahre Begebenheit.</head><lb/> <cb type="start"/> <p><hi rendition="#in">J</hi>m Spätsommer des Jahres 1835 stieg im Erzher-<lb/> zog Karl, einem der ersten Gasthöfe Wiens, ein fran-<lb/> zösischer Oberst ab. Nachdem er die Reisekleider ge-<lb/> wechselt und, um im Laufe des Tages einige Besuche<lb/> zu machen, die Galauniform angezogen, warf er sich<lb/> in einen Fiaker und segelte in das wogende Leben<lb/> Wiens hinein.</p><lb/> <p>Der schöne, stattliche Mann, dessen Brust mehre<lb/> Orden schmückten, fand in dem bunten Treiben der<lb/> Hauptstraßen bald Bewunderer und neugierige Gaffer<lb/> genug, und zwar um so leichter, als er öfter aus dem<lb/> Wagen stieg, um luxusstrahlende Schaufenster von<lb/> Kaufläden und Gewerbsetablissements, Monumente,<lb/> Kunstbauten u. dgl. zu betrachten. So hatte er schon<lb/> einige Stunden zugebracht, als den lebenskräftigen und<lb/> unternehmenden Sechziger plötzlich die Laune anwan-<lb/> delte, allein noch das bunte Gewühl des Grabens und<lb/> des Kohlmarkts durchzukosten. Er entließ Fiaker und<lb/> Lohndiener mit dem Bedeuten, daß er sich allein schon<lb/> in den Gasthof zurückfragen werde.</p><lb/> <cb n="2"/> <p>Bald fand sich unser französischer Oberst in dem<lb/> eleganzschimmernden und mannichfaltig sich gestalten-<lb/> den Promenadenleben, das diesen Stadttheil während<lb/> der Mittagsstunden auszeichnet, völlig heimisch; er<lb/> konnte sich kaum sattsehen an den herrlichen und<lb/> graziösen Gestalten lustwandelnder Damen, die dem<lb/> stattlichen Krieger eben auch nicht Blicke des Hasses<lb/> zuschleuderten. Die Zeit verstrich dem Fremdling mit<lb/> Schnelligkeit, ohne daß er es gewahr wurde. Der<lb/> kühne Sohn des Kriegs fühlte, daß hier sein Herz noch<lb/> sterblich werden könnte, mehr aber, daß sein Magen<lb/> von einer außerordentlichen Leere befangen sei; er be-<lb/> schloß daher, zum Erzherzog Karl zurückzukehren und<lb/> durch ein <hi rendition="#aq">déjeûner à la fourchette</hi> die idealen Ge-<lb/> fühlsaufregungen etwas zu beruhigen. Auf die an den<lb/> ersten Vorübergehenden gestellte Frage, wie und wo<lb/> er auf dem nächsten Wege zum Erzherzog Karl komme,<lb/> wurde ihm die nächste Straße bedeutet, die er vorerst<lb/> zu durchgehen hatte, und nachdem dies geschehen, war<lb/> ein zweiter Angeredeter so freundlich, sich als Beglei-<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [[113]/0001]
Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.
Nr. 119. ] Dritte Folge. Dritter Jahrgang. [ 12. April 1855.
[Abbildung Frühlingsanfang.]
Zum Erzherzog Karl in Wien.
Eine wahre Begebenheit.
Jm Spätsommer des Jahres 1835 stieg im Erzher-
zog Karl, einem der ersten Gasthöfe Wiens, ein fran-
zösischer Oberst ab. Nachdem er die Reisekleider ge-
wechselt und, um im Laufe des Tages einige Besuche
zu machen, die Galauniform angezogen, warf er sich
in einen Fiaker und segelte in das wogende Leben
Wiens hinein.
Der schöne, stattliche Mann, dessen Brust mehre
Orden schmückten, fand in dem bunten Treiben der
Hauptstraßen bald Bewunderer und neugierige Gaffer
genug, und zwar um so leichter, als er öfter aus dem
Wagen stieg, um luxusstrahlende Schaufenster von
Kaufläden und Gewerbsetablissements, Monumente,
Kunstbauten u. dgl. zu betrachten. So hatte er schon
einige Stunden zugebracht, als den lebenskräftigen und
unternehmenden Sechziger plötzlich die Laune anwan-
delte, allein noch das bunte Gewühl des Grabens und
des Kohlmarkts durchzukosten. Er entließ Fiaker und
Lohndiener mit dem Bedeuten, daß er sich allein schon
in den Gasthof zurückfragen werde.
Bald fand sich unser französischer Oberst in dem
eleganzschimmernden und mannichfaltig sich gestalten-
den Promenadenleben, das diesen Stadttheil während
der Mittagsstunden auszeichnet, völlig heimisch; er
konnte sich kaum sattsehen an den herrlichen und
graziösen Gestalten lustwandelnder Damen, die dem
stattlichen Krieger eben auch nicht Blicke des Hasses
zuschleuderten. Die Zeit verstrich dem Fremdling mit
Schnelligkeit, ohne daß er es gewahr wurde. Der
kühne Sohn des Kriegs fühlte, daß hier sein Herz noch
sterblich werden könnte, mehr aber, daß sein Magen
von einer außerordentlichen Leere befangen sei; er be-
schloß daher, zum Erzherzog Karl zurückzukehren und
durch ein déjeûner à la fourchette die idealen Ge-
fühlsaufregungen etwas zu beruhigen. Auf die an den
ersten Vorübergehenden gestellte Frage, wie und wo
er auf dem nächsten Wege zum Erzherzog Karl komme,
wurde ihm die nächste Straße bedeutet, die er vorerst
zu durchgehen hatte, und nachdem dies geschehen, war
ein zweiter Angeredeter so freundlich, sich als Beglei-
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